Beiträge von susan

    Als Semir auf die Zufahrtsstraße des Schlösschens bog, war Berghoff schon ein ganzes Stück vor ihm. Semir drückte aufs Gas, aber da der PS-starke Motor des SUVs auch genügend unter der Haube hatte, verringerte sich der Abstand nur unmerklich. Berghoff schlug den Weg zur nahegelegenen Autobahn ein. Um diese Zeit würde er es schon schaffen auf der vielbefahrenen Fernstraße irgendwie im Feierabendverkehr zu verschwinden und den Polizisten abzuhängen. Als er auf den Beschleunigungsstreifen einbog atmete er sozusagen schon auf, ja, der Verkehr floss, aber es war viel los, das würde klappen! Allerdings hatte er nicht mit Semir gerechnet. Das hier war sein Revier, da war er zuhause und routiniert begann er den Abstand durch geschickte Fahrmanöver zu verringern. Außerdem hatte er das Blaulicht eingeschaltet, so dass die anderen Verkehrsteilnehmer auch Platz machten, na ja, einige zumindest. Andere schnallten gar nichts, aber mit ein paar Ausweichmanövern auf den Standstreifen verringerte sich Semir´s Abstand zum Porsche zusehends. Zugleich gab Semir die Fahrzeugdaten durch und bat um Hilfe uniformierter Polizeistreifen in der Nähe. Das wäre doch gelacht, wenn er diesen Berghoff nicht kriegen würde! Inzwischen war er so gut wie sicher, dass der etwas mit Ben´s Verschwinden zu tun hatte, denn was hätte er sonst für einen Grund gehabt zu fliehen? Fahrzeug um Fahrzeug wurde der Abstand zwischen den beiden Autos kleiner.

    Berghoff sah nervös in den Rückspiegel. Verdammt, das hatte nicht hingehauen den BMW abzuhängen. Er wurde immer hektischer und unvorsichtiger. Nun begann auch er rechts zu überholen, mit Lichthupe und Gestikulieren die Vordermänner wegzuscheuchen. Als plötzlich eine Lücke im fließenden Verkehr war, drückte er aufs Gas und versuchte mit hoher Geschwindigkeit, er war schon bei etwa 230km/h, seinen Verfolger abzuhängen. Gerade hatte er noch in den Rückspiegel geschaut, wo Semir war, da zog plötzlich eine unaufmerksame Autofahrerin vor ihm heraus, um einen langsam dahintuckernden Gefahrguttransporter, der Flüssiggas geladen hatte, zu überholen. Berghoff versuchte noch zu bremsen und auszuweichen, aber vergeblich. Erst fuhr er auf den Vordermann auf und dann begann sein schwerer Wagen durch die Wucht des Aufpralls zu schleudern und ohne dass er irgendetwas dagegen unternehmen konnte, prallte er in die Seite des Gefahrguttransporters und schob den sozusagen auf den Standstreifen, wo sie beide zum Stehen kamen. Einen kurzen geisterhaften Moment war alles still und dann gab es eine gewaltige Explosion, als der Inhalt des Transporters plötzlich explodierte. Der Fahrer des LKWs war noch aus dem Führerhaus gesprungen, aber Berghoffs Wagen wurde einige Meter hochgeschleudert, überschlug sich und verschwand in dem riesigen Feuerball.

    Semir hatte voller Entsetzen den schrecklichen Unfall beobachtet, aber er konnte nichts anderes mehr tun, als die Feuerwehr und Rettungskräfte zu verständigen. Er stellte seinen BMW mit Warnblinker hinter der Unfallstelle ab und nahm seinen Feuerlöscher heraus, aber die Hitze, die ihm entgegen schlug, als er näher rannte, war so stark, dass er nur Abstand halten konnte und warten, bis die Feuerwehr eintraf. Der LKW-Fahrer stand geschockt, aber unverletzt neben seinem ausbrennenden Fahrzeug und stammelte nur: „Ich konnte nichts machen, ehrlich und Semir beruhigte ihn. „Ich habs gesehen, er war ganz alleine schuld und auch das ausscherende Fahrzeug, aber das wird man später klären!“ sagte er. Andere Autofahrer hatten inzwischen Erste Hilfe in dem Fahrzeug geleistet, auf das Berghoff aufgefahren war und das nun nicht mehr fahrtüchtig und um einen Meter kürzer, quer über der Autobahn stand, aber außer einem Schleudertrauma und Kopfschmerzen war der jungen, fahrlässigen Fahrzeuglenkerin nichts Schlimmeres passiert.

    Die Flammen begannen schon kleiner zu werden, als endlich die Feuerwehr und die Rettungskräfte eintrafen. Die Autobahn wurde total gesperrt und die Trümmer abgelöscht. Als Semir danach einen Blick auf die qualmenden Wrackteile des Cayenne warf, konnte man darin beinahe nichts mehr erkennen, nur die verkohlten Überreste Berghoffs auf dem Fahrersitz zeugten noch davon, dass hier soeben ein Mensch grausam ums Leben gekommen war. Alles was sonst noch mit im Wagen gewesen war, war verbrannt oder zerschmolzen, auch Hartmut würde da vermutlich nichts mehr finden können, was einen Hinweis auf Ben´s Aufenthaltsort gab.

    Ben lag inzwischen voller Schmerzen in seinem Verließ und wartete auf den nahen Tod. Ihm ging es so schlecht, er hatte überhaupt keine Reserven mehr. Die Wunden an seinem Körper brannten, er hatte hohes Fieber und dämmerte nur so vor sich hin. Er war zudem dem Verdursten nahe und außerdem wusste er ja nun, was ihm bevorstand. Er begann zu beten, dass er doch bitte zuvor bewusstlos werden dürfte, bevor ihn diese Freaks vor laufender Kamera zu Tode quälten, aber willentlich gelang ihm das einfach nicht. Immer wieder dachte er an Ereignisse aus seiner Vergangenheit, seine verstorbene Mutter und seine toten Freundinnen. Ob er sie wohl bald wiedersehen würde, oder ob nach dem Tod alles vorbei war? Er würde es bald erfahren, wenn ihn nicht in Kürze jemand fand.

    Semir hatte geduscht und sie hatten alle miteinander gefrühstückt und er war dann in die KTU gefahren. Sarah hatte beschlossen, erst mit Andrea die Kinder in Schule und Kindergarten zu bringen und dann in Ben´s Wohnung klar Schiff zu machen. Auch wenn Hartmut sich bemüht hatte, nicht allzu viel Unordnung zu machen, aber so eine Durchsuchung ging nicht spurlos ab. So hatte sie etwas zu tun und mit Putzen verging wenigstens die Zeit. Sie zermarterte ihren Kopf, wo sie noch nach Ben suchen könnten, aber ihr fiel einfach nichts ein.

    Semir war inzwischen in der KTU angekommen. Hartmut hatte sich ein kleines Nickerchen auf einer Isomatte unter seinem Schreibtisch gegönnt. Als Semir ihn ansprach, fuhr er hoch und stieß sich den Kopf am Schreibtisch an. „Oh verdammt Semir, musst du mich denn so erschrecken!“ beschwerte er sich, während er sich den schmerzenden Kopf rieb. Semir zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid aber nun sag schon-hast du was?“ fragte er neugierig. Hartmut schüttelte den Kopf. „Bisher noch nicht, ich habe noch ein paar Analysen laufen, auf dem Beifahrersitz waren einige lange hellbraune Haare, aber ich konnte an der DNA sehen, dass die wohl von deiner Tochter sind, die da saß.
    Der Schmutz an den Reifen hat lehmige Anteile, aber das findest du hier in der Gegend rund um Köln an vielen Stellen. Wenn wir einen anderen Hinweis hätten, könnte ich das Material vielleicht grob einem Gebiet zuordnen, aber diese Bodenart kommt häufig in der Gegend vor. Sicher ist nur, dass das Fahrzeug nicht nur auf befestigten Straßen unterwegs war!“ erklärte er und Semir seufzte auf. Er hatte so große Hoffnungen in Hartmut gesetzt, aber nun waren sie nicht weiter, als am Vorabend.
    Gut, unter diesen Umständen würde er einfach mit der systematischen Polizeiarbeit fortfahren, die er am Vortag unterbrochen hatte. Er hatte ja noch nicht alle Gäste befragt, die mit Ben bei dem Schlossdinner gewesen waren und so setzte er sich in sein Fahrzeug und führte die Zeugenvernehmungen fort.

    Nachdem er ja ziemlich große Strecken im Raum Köln und Düsseldorf zurücklegen musste, war es schon Nachmittag, als er das letzte Gästepaar befragte. Der Mann hatte nichts gehört, aber die Frau sagte nach kurzer Überlegung. „Ich war am späteren Abend einmal kurz zur Toilette, die sich unmittelbar unterhalb der Terrasse befindet. Ich konnte durchs gekippte Fenster hören, wie sich Herr Berghoff und dieser gutaussehende junge Mann für den Samstag auf irgendeiner Burg verabredet haben. Näheres habe ich allerdings nicht mitbekommen!“ sagte sie und nun wurde Semir hellhörig. Dieser Berghoff mit seiner Kostümierung und den Strangulationsmalen hatte beteuert, dass er sich mit Ben über Kochrezepte unterhalten hatte, von einer Verabredung hatte er nichts erwähnt! Semir bedankte sich bei der auskunftfreudigen Dame und machte sich auf den Weg zu Berghoffs Schlösschen, was in der Rushhour rund um Köln doch eine ganze Weile dauerte. Es war 16.00 Uhr, als Semir am Schloss ankam. Der livrierte Diener wollte ihn anmelden, aber Semir zeigte seinen Ausweis und befahl knapp: „Führen sie mich sofort, ohne Anmeldung zu ihrem Chef, ich habe da noch ein paar Fragen!“ und der Diener nickte eingeschüchtert.

    Berghoff hatte untertags das Videomaterial gesichtet und geschnitten. Ihm wurde allerdings sogar heute noch übel, wenn er an den gestrigen Abend dachte. Aber dann schob er seine Bedenken beiseite. Er hatte eine kurze Stippvisite in seiner Firma gemacht, aber die lief auch ohne ihn so gut-er hatte einfach die richtigen Leute dort angestellt-dass seine Anwesenheit nicht ständig notwendig war. Deshalb war er ins Schlösschen zurückgefahren, um den heutigen Abend vorzubereiten. Er kontrollierte, ob die Akkus seiner hochwertigen Kamera voll geladen waren, dann hatte er von seinem Smartphone aus immer wieder Ben auf der Webcam angeschaut. Der lag zwar nur noch und hatte sich kein einziges Mal aufgerichtet, aber an den gelegentlichen Bewegungen konnte man erkennen, dass er lebte und bei Bewusstsein war.

    Gegen 16.00 Uhr zog Berghoff sein mittelalterliches Gewand wieder an, als er zufällig aus dem Fenster sah. Gerade stieg dieser kleine Polizist wieder aus seinem BMW-den konnte er nun gar nicht brauchen! Gut, er hatte keine Hinweise hinterlassen, aber egal aus welchem Grund der da war, er würde nun einfach losfahren und in der Burg schon mal alles vorbereiten und sich nicht ermüdenden Befragungen aussetzen. Leise verließ er durch eine Hintertür das Schlösschen, nahm seine Kamera mit und fuhr seinen Geländewagen aus der Garage.

    Gerade als Semir den Angestellten fragte, wo Berghoff sei, bemerkte er, wie plötzlich ein dunkler, großer Porsche Cayenne aus dem Schlosshof bog. Semir schaltete rasch. „Ist das das Auto ihres Chefs?“ fragte er den Diener, der verdutzt nickte. Semir ließ ihn einfach stehen, drehte sich auf dem Absatz um und rannte zu seinem BMW. Na warte, jetzt würde er sehen, ob Berghoff eine saubere Weste hatte und nur zufällig weggefahren war, oder ob der Bescheid über Ben´s Aufenthaltsort wusste!

    Ts,ts,ts-Ben bekommt Seitenstechen, während Semir wie ein junges Reh dem Anwalt nachhetzt. Immerhin gelingt es den beiden ihn zu schnappen und nun stellt sich auch heraus, dass Schroth Angst hatte, sie könnten vom Boss, der ihm augenscheinlich bekannt ist, gedungen sein. Da ist ihm die Polizei lieber und er macht auch keinen Fluchtversuch mehr.
    Semir und Ben nehmen ihn kurzerhand mit zu Schubert und ich befürchte auch, dass die Krüger gerade bei Hartmut aufschlägt, wenn Semir und Ben versuchen, telefonisch die Anleitung für die Fingerabdrucksicherung zu kriegen. Ob sie sich diesmal rausreden können?

    Ja doch-wider Erwarten hat der Audi nichts abgekriegt!
    Allerdings erschrickt die nette Nachbarin, als sie den Einbruch bemerkt und verständigt klugerweise natürlich sofort die Gerkans. Mann ich würde mich so schlecht fühlen, wenn ich wüsste, es war jemand Fremdes in meinem Haus und die Verbrecher wissen noch dazu, wo ich wohne-gut, vermutlich aus genau diesem Grund habe ich einen extrem wachsamen Schäferhund! Hey, den könnte ich Semir mal vorrübergehend leihen und ich wette, die Kinder würden meine Jeanie sofort ins Herz schließen, während ein Einbrecher sehr schlechte Papiere hätte! :D
    Gut, dass Semir seine Kollegen sofort hinschickt-ich würde auch niemanden ohne Polizei in einem Haus wissen wollen, in dem eingebrochen wurde-man weiss schließlich nie, was einen erwartet!

    Tom hat nun mit seinem Informanten Kontakt aufgenommen-ja es bestätigt sich, der Personenschutz für Semir ist bitter nötig!
    Dem kommen immer mehr Erinnerungen, aber so ganz weiss er eben noch nicht Bescheid.
    Andrea hat völlig Recht, der soll sich vor Daniela in Acht nehmen, die ist ihm nicht wohlgesonnen.
    Mal sehen, ob der grosse Drogendeal so einfach über die Bühne geht, oder ob Semir nicht doch in letzter Sekunde noch das Wann und Wo einfällt!

    Ich weiß, dass ich euch mit den letzten Kapiteln ziemlich strapaziert habe-daher bekommt ihr zur Entschädigung heute Abend noch eines, das wieder Hoffnung macht.
    Und nein, Tom Beck hat mir nichts getan, im Gegenteil, sondern alle drei Konzerte, auf denen ich bei der Tour war, waren erste Sahne. Aber er ist auch Actionschauspieler-der muss was abkönnen,ich verspreche auch, ihn gemeinsam mit Sarah wieder gesundzupflegen- falls es Semir gelingt, ihn zu finden! :rolleyes:

    Berghoff filmte noch ganz kurz, aber dann stand er auf und zog Hieronymus von seinem Opfer weg. Der hatte genug, das war deutlich zu sehen. Wenigstens hatte der Freak bei seiner Beißaktion nicht die große Halsschlagader erwischt, sondern nur kleinere Hautgefäße. Berghoff schauderte-Mann war dieser Typ fertig. Sein krankes Hirn bedurfte eigentlich einer Unterbringung in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie. Berghoff schleppte den beinahe bewusstlosen Ben wieder in seinen Kerker und kettete ihn fest. Der war kaum mehr bei sich und bekam nur entfernt mit, wie er auf den Strohsack gelegt wurde. Sobald Berghoff den Freak los war und das Geld hatte, würde er Ben´s Wunden versorgen. Aber zunächst mal musste der Freak von seinem Opfer abgelenkt werden. „Wenn ich wieder was reinbekomme, melde ich mich bei ihrem Vater!“ sagte Berghoff zu Hieronymus, der gerade seinen Umhang überwarf.

    „Ich weiß was besseres!“ entgegnete Hieronymus. „Wir drehen ein Snuff-Video! Ich komme morgen mit ein paar Kumpels und überlege mir derweil schon eine Inszenierung. Mir wäre das ne glatte Million wert. Aber sie müssen sich vorstellen, was danach noch Geld damit reinkommt, wenn sie das Video vermarkten. Ich wüsste da schon den einen oder anderen Interessenten-und außerdem helfen wir ihnen hinterher bei der Beseitigung der Leiche!“ Berghoff überlegte kurz. Dass die Stunden des Polizisten gezählt waren, war sowieso klar, er konnte ihn nicht davonkommen lassen. Wenn er jetzt noch eine Million in bar zusätzlich bekam und danach noch einen großen Reibach mit der Vermarktung des Videos machen würde, konnte er sich die Burg kaufen und gleich mit den ersten Renovierungen anfangen. Dann würden sich sicherlich noch mehr Möglichkeiten finden, schnelles Geld zu machen und er konnte dieses wunderschöne historische Ensemble wieder originalgetreu restaurieren. Man musste Opfer bringen und so sagte er für den kommenden Abend um 20.00 Uhr zu, während er Hieronymus nach draußen brachte. Er nahm die 300000 Euro und sah zu, wie der Freak mit seinem Kleinwagen beschwingt den Burgberg hinunterfuhr.

    Ben hatte mit einem Rest Bewusstsein noch das Schlagwort Snuff-Video gehört. Das hatten sie in der Ausbildung durchgenommen, er hätte aber nicht in seinen wildesten Träumen gedacht, dass sowas in Wirklichkeit hergestellt wurde. Das war ein Video, in dem ein Mensch vor laufender Kamera gefoltert und getötet wurde. Und er wäre der Hauptdarsteller, aber es war sowieso egal. Er würde so oder so sterben und bei den ganzen Schmerzen, die er aushalten musste, begann er sich zu wünschen, dass es schnell vorbei wäre.
    Als Berghoff nun wieder zu ihm zurückkam, begann der damit, seinen Hals mit ein paar Kompressen zu verbinden. Er kühlte die Brandverletzungen erst mit Wasser und trug danach die Ringelblumensalbe aus dem Töpfchen auf. Ben hätte ihm am liebsten voller Hohn zugerufen, dass er sich nicht so viel Mühe zu geben brauchte, aber trotzdem tat die Versorgung gut. Als nach einer Weile Berghoff wegging und ihn in dem nun warmen Verließ zurückließ, fiel Ben trotz alledem in einen Erschöpfungsschlaf. Vor dem Einschlafen dachte er nochmal intensiv an Semir und Sarah. „Bitte sucht mich, ich komme hier alleine nicht mehr weg und bald macht das dann keinen Sinn mehr!“ flehte er innerlich und dachte ganz intensiv an die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben, bis er endlich eindämmerte.

    Berghoff fuhr nach Hause und brachte das Videomaterial in ein gutes Versteck hinter einer Tapetentür seines Schlösschens. Das würde er morgen in aller Ruhe bearbeiten. Er ging erst duschen, legte sich dann in sein Himmelbett und war binnen kurzem eingeschlafen.

    Ja dieser Lothar Damman hat das Herz am rechten Fleck! Er lässt sich zwar erzählen, was vorgefallen ist, hat aber vollstes Verständnis dafür, dass Semir aus eigenem Interesse die Ermittlungen schon begonnen hat. So wie´s ausschaut, begrüsst er sogar, dass die Bilde von Hartmut ausgewertet werden und solange er über die Ergebnisse unterrichtet wird, ist er zufrieden! So soll doch eigentlich die reibungslose Zusammenarbeit mit den Behörden funktionieren!
    Ben bekommt nun auch noch ein Auto geliehen, um zum Zeltplatz zu fahren, das Zelt abzubauen und die persönlichen Sachen von sich und Ayda incl. Autoschlüssel zu holen. Wisst ihr was, ich glaube, ich hätte ein kleines Problem damit, meinen Audi Ben zu leihen!-aber der Vermieter des Ferienhauses hat ja keine Ahnung vom Crashverhalten Ben´s. ;)

    Ja ich bin auch gespannt, wie und wo die Geldübergabe vonstatten gehen soll. Wenigsten macht Schubert das einzig Vernünftige! Er informiert Semir und ich bin mir auch sicher, dass der und Ben jetzt aktiv werden!
    Das ist ja wohl auch Tanjas einzige Chance, denn der Boss hat ja gar kein Interesse, sie laufen zu lassen und das Geld bedeutet ihm eigentlich auch nichts. es ist die pure Rache an Schubert, die ihn zu seiner Tat gedrängt hat. Er will ihn leiden sehen, so wie er wegen des Todes seiner Frau leidet!
    Und die arme Tanja in ihrer Lagerhalle ist die Leidtragende! :(

    Hieronymus hatte mit verklärtem Gesichtsausdruck das Feuer angefacht. Erst legte er kleineres Holz nach, aber als die Flammen eine gewisse Höhe erreicht hatten, kam die Kohle dazu und durch geschickten Einsatz des Blasebalgs entwickelte sich bald eine schöne Glut, die den Freak zum Jubeln brachte.

    Berghoff hatte inzwischen die Wassersuppe gefunden und mitsamt dem Wasserkrug zu Ben gebracht. „Iss!“ sagte er und stellte die beiden Gefäße vor ihn. Trotz Schmerzen hatte Ben ja Hunger und Durst und versuchte erst mal zu trinken. Als er den Mund auch nur ein kleines bisschen öffnen wollte, durchfuhr in ein dermaßen starker Schmerz, dass er es gerne bleiben ließ. Verzweifelt versuchte er das Wasser zu löffeln, aber er hatte eine dermaßen starke Kieferklemme, dass es nicht möglich war, dabei hatte er doch solchen Hunger und Durst. Berghoff hatte seine Versuche beobachtet. Gut, unter diesen Umständen musste er es bald zu Ende bringen, denn sein Gefangener würde in Kürze sowieso sterben. Wortlos räumte er das Geschirr wieder weg und konnte die Verzweiflung in Ben´s Gesicht, das inzwischen schon begonnen hatte anzuschwellen, erkennen.

    Doch bald kam die Wärme vom Feuer aus dem Nebenraum in das Verließ gekrochen und wenn Ben nicht solche Angst davor gehabt hätte, was die für einen Zweck haben sollte, dann wäre es direkt angenehm gewesen. Hieronymus hatte inzwischen seinen Umhang abgelegt. Die weite Hose mit den Springerstiefeln an den Füssen kontrastierte zu seinem schmalbrüstigen, blassen Oberkörper, der mit vielerlei Tattoos von Teufeln, Drachen und Vampiren bedeckt war. Berghoff machte seine Videoausrüstung startklar. Wie wenn sie ein Drehbuch besprechen würden, legten sie fest, wo Ben angekettet würde. Die beiden Handschellen mitten im Raum, die mit einem Seilzugsystem von der Decke baumelten, erschienen beiden richtig und so fand sich Ben wenig später mit den Armen straff nach oben gezogen, so dass er gerade noch mit den Füßen den Boden berührte, dort angebunden. Der Taser war griffbereit, aber Ben war von vorneherein klar, dass er gegen diese beiden Gegner keine Chance haben würde. Zu viel Hass und Sadismus sprach aus der Miene des jungen Freaks. Eine Psychologin würde ihm sicher eine schwere Persönlichkeitsstörung attestieren, aber da konnte sich Ben leider auch nichts davon kaufen. Als er da hing, sah er mit Entsetzen, wie der Freak nun mehrere alte Eisenstäbe mit Holzgriff von der Wand nahm und die im Feuer zum Glühen brachte. Ihm brach der Schweiß aus, ohne dass die Hitze daran schuld war. Langsam konnte er sich vorstellen, was ihm bevorstand.

    Als das Eisen glühte und der Raum eine schier unerträgliche Hitze angenommen hatte, begann Hieronymus eines davon aus dem Feuer zu nehmen. Kurz fuchtelte er damit noch vor Ben´s Gesicht herum, aber bevor es auch nur ein wenig abkühlen konnte, drückte er es mit Wucht mittig gegen Ben´s Brustkorb. Der versuchte noch nach hinten auszuweichen, aber der Freak kam mit dem glühenden Eisen unbarmherzig nach. Es zischte, als das Metall den Oberkörper des Polizisten berührte und dann stiegen Rauchwolken auf und es begann nach verbranntem Fleisch zu riechen. Ben hatte zu brüllen begonnen, wie ein Stier. Unerträgliche Schmerzen gingen von der Verbrennung aus, verzweifelt zerrte er an seinen Fesseln, schrie sich die Seele aus dem Leib und bettelte um Gnade. Auch als Hieronymus das Eisen endlich wegnahm, war der Schmerz nicht besser. Jeder Nerv in der Umgebung der Brandwunde sandte Schmerzsignale ans Gehirn, aber bevor Ben sich nur im geringsten erholen konnte, kam Hieronymus schon mit dem nächsten glühenden Eisen. Mit verzücktem Gesichtsausdruck beobachtete er die Qualen seines Opfers, das war das Schönste, was er seit langem erlebt hatte, er konnte gar nicht genug davon kriegen. Er leckte sich nervös über die Lippen, begann einen irren Tanz um den verzweifelten Polizisten und malträtierte ihn dabei wieder und wieder mit den verschiedenen Brandeisen.

    Berghoff hockte hinter seiner Kamera und war ganz grün im Gesicht. Der Geruch nach verbranntem Fleisch hing schwer in der Luft, es war fast nicht auszuhalten. Ben war inzwischen fast nicht mehr bei Bewusstsein, der Verbrennungsschock und die stärksten Schmerzen hatten ihn in eine Art Agonie fallen lassen. Seine Beine gaben nach und wie ein nasser Sack hing er in den Ketten und leistete weder Widerstand, noch hatte er mehr die Kraft zu schreien. Nur noch ein mattes Wimmern kam aus dem zugeschwollenen Mund und endlich begann Hieronymus den Spaß an der Sache zu verlieren. Er blickte auf seine teure Designeruhr, die am Lederband an seinem Handgelenk festgemacht war. Fast Mitternacht! Er bedeutete Berghoff, zu ihm zu kommen. Gemeinsam ließen sie Ben am Seilzug zu Boden gleiten. Ben nahm nur noch wie durch einen Schleier war, dass es anscheinend vorbei war. Aber nun bedeutete Hieronymus Berghoff wieder hinter die Kamera zu treten. Der nahm verwundert Platz, wagte es aber nicht, dem irren Freak zu widersprechen. Ben sah aus den Augenwinkeln, wie sich das Gesicht mit der teuflisch verzogenen Fratze dem Seinen näherte und dann spürte er noch den scharfen Schmerz, als Hieronymus seine angeschliffenen Eckzähne in seinen Hals schlug.

    Hallo smarty!
    Ich hatte jetzt ein paar Tage nachzuholen, aber obwohl ich schon verstanden habe, was jetzt passiert ist, war es nicht so einfach zu lesen.
    Gut, es gibt Dinge, die kannst du vielleicht nicht wissen, wie z. B. dass ein Anwalt ja nur die Interessen seines Klienten, also in diesem Fall Schubert vertritt, der aber nie einen Fall ider strafrechtlich relevant ist,von sich aus niederschlagen kann. Gott sei Dank haben wir in Deutschland einen Rechtsstaat und wenn es da einen Unfall mit Todesfolge gibt, dann ist da immer primär die Poizei involviert, die die Fakten und Strafgelder nach dem Bussgeldkatalog erhebt, dann gehen diese Fakten weiter zur Staatsanwaltschaft und zum Gericht. Diese beiden entscheiden nun, wie es weitergeht, also ob Anklage erhoben wird, oder nicht-ein Anwalt alleine kann das nicht entscheiden, egal wieviel Geld man ihm dafür gibt. Aber der haut erst mal ab, als Semir und Ben an seiner Haustür klingeln.

    Max und Ralf überbringen geschickt den Brief, das hat jetzt funktioniert-allerdings bekommt in Deutschland Ralph auf jeden Fall medizinische Versorgung, ob er Geld hat oder keines, ob er in Kiel oder Garmisch wohnt-wir haben ein Pflichtversicherungssystem, also hat jeder, auch der Penner auf der Strasse ein Anrecht auf ausreichende Versorgung und da bin ich echt froh drüber-in Amerika schaut das anders aus-aber mir ist schon klar, du wolltest damit unterstreichen, dass Ralf ein gesteigertes persönliches Interesse daran hat, Geld zu bekommen.

    Tanja gehts weiter nicht gut und sie muss schon wieder Angst vor der nächsten Vergewaltigung haben, allerdings klingt das in deiner Story gerade, als ob sie sich anfangs freiwillig hätte vergewaltigen lassen. Aber das war vermutlich nur ein Versehen,oder? ?(

    Gut-ich glaube eher, dass diese Daniela Born versucht herauszufinden, ob und an was sich Semir erinnern kann. Die eisblauen Augen werden den Täter vermutlich irgendwann überführen, ich hoffe aber, dass Semir bei der Identifizierung schon wieder sehr fit ist, sonst droht ihm wahrscheinlich Übles!
    Hey und Tom war nach Hottes ( oder Dieters?) Anruf ja sehr schnell da-der kann nicht weit weggewesen sein!

    Hey, Yon!-Wann hast du dich mit meinem Mann kurzgeschlossen? Die Beschreibung des Polizisten ähnelt ihm-zumindest hat er genau dieses Bild von sich im Hinterkopf und die Größe stimmt um einen Zentimeter! Aber ich weiss noch nicht, ob der wirklich den Fall auflösen kann.
    Wichtiger ist eher der Kontakt zu Hartmut. Mann, ich hoffe, der kriegt ne Bereitschaftspauschale, wenn das Telefon schon zu ihm weitergeleitet wird! Allerdings wird er mit Sicherheit versuchen, Semir zu helfen, ob müde oder nicht! Und er wird Daten sichern-ich weiss es!

    Ja Ayda nimmt das relativ locker, als das Ferienhaus vollends eingerissen wird und gibt sich mit den Erklärungen ihres Vaters zufrieden-war ja hoffentlich nicht die Lieblingspuppe ein Raub der Flammen, aber Semir hat ja Recht-was mit Geld zu ersetzen ist,ist irgendwie in so einer Lage plötzlich nicht mehr wichtig!
    Wenigstens ist Ben´s Auto noch fahrtüchtig, dann kommen sie wenigstens weg vom Mühlensee!
    Spannende Geschichte Yon-ich bibbere, wie´s weitergeht!

    Semir´s Zweifel an André sind deutlich zu spüren-ja wie Andrea schon sagt, 14 gegen drei Jahre, das ist ein grosser Unterschied! Bezeichnend auch, dass André lieber in der Karateschule pennen will-es ist vielleicht besser, die gehen sich momentan ein bisschen aus dem Weg, damit jeder über seine Situation nachdenken kann.

    Ben deckt nun Kevin-irgendwie haben sich die beiden jüngeren Polizisten schon verbündet. Andrea spürt auch gleich, dass es Kevin nicht gut geht, die ist ja schließlich eine Frau ;) .
    Aber nun ruft zuerst die Arbeit-die beiden Lockvögel konnten von Andrea identifiziert werden und werden nun befragt, wie sie zu ihrem Auftrag gekommen sind.

    Hieronymus schob sich wie ein Schatten in den Raum. Berghoff war nochmal schnell losgegangen, um mit einem Korb Holz und Kohlen aus einem Schuppen außen an der Burg zu holen. Einen Moment überlegte er, ob er einfach türmen sollte und Ben und Hieronymus alleine lassen, aber ihm war klar, dass der dann sein Opfer umbringen würde und er hatte dann alleine die Beseitigung der Leiche am Hals. Außerdem musste Ben schon ein wenig mehr als eine Million Euro bringen, denn sonst hatte sich das Risiko, das er eingegangen war, überhaupt nicht gelohnt. Immerhin würde er für lange Jahre ins Gefängnis kommen, falls er gefasst würde. Aber man wollte nun nicht vom Schlimmsten ausgehen.
    Während Berghoff nun mit seinem gefüllten Korb den Rückweg antrat, war Hieronymus in Ben´s Blickfeld getreten. Der schloss die Augen erst und öffnete sie dann wieder, so unwirklich kam ihm die Gestalt vor, die da plötzlich vor ihm stand. Er dachte erst, seine Nerven würden ihm einen Streich spielen, denn der Typ sah aus, wie aus der nächsten Geisterbahn entsprungen. Als er aber näher hinsah, wurde ihm bewusst, dass dieses Gefühl der Unwirklichkeit von den merkwürdigen Katzenaugen kam, aber klar, da gab es Partylinsen, mit denen man so einen Effekt vortäuschen konnte. Bald war Halloween und da tummelten sich ja immer vermehrt solche Gestalten in den Straßen Kölns. Allerdings gab es da eine ganzjährige Gothic-Szene, die sich nicht mit dem Hören spezieller Musik abgab, sondern ihr Faible lebte und zu dieser Fraktion gehörte wohl sein Gegenüber. Allerdings waren die meist harmlos und waren zufrieden, wenn sie die normalen Bürger ein wenig schocken und miteinander psychodelische Partys feiern konnten, auf denen Drogen fast immer ein Thema waren.

    Hieronymus verzog nun sein Gesicht zu einem diabolischen Grinsen und nun sah Ben auch die angeschliffenen Eckzähne. Mann das war wirklich ein Freak und der konnte einem auch einen Schreck einjagen! Als er sah, dass Ben nach seinem ersten Schock seine Muskeln wieder abgespannt hatte, wurde ihm bewusst, dass sein Gegenüber im Augenblick keine Angst vor ihm hatte. Fieberhaft überlegte er, was er zu seinem Opfer wohl sagen konnte, um es wieder in Angst und Schrecken zu versetzen, wie das bei seinem ersten Anblick gewohnterweise der Fall war. Der war allerdings schon zu lange Polizist, um sich mit solchen Typen nicht auszukennen. Der Freak öffnete den Mund und mit viel zu hoher Stimme für sein Aussehen, sagte er: „Ich bin Hieronymus und du wirst mich noch kennenlernen!“ und das sollte drohend klingen. Ben allerdings konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Oh bei diesem Jüngling war der Stimmbruch auch noch lange nicht vorbei. „Angenehm, Ben Jäger!“ antwortete er und im selben Augenblick bereute er schon, dass er seine Klappe nicht gehalten hatte, denn der Freak trat mit dem Fuß nach ihm, dass ihm bald das Kiefer wegflog. Ben hörte es krachen und ihm war klar, dass da eben was gebrochen war. Das Blut schoss ihm aus Mund und Nase und nun war er sicher, dass er gerade einen großen Fehler begangen hatte.

    In diesem Augenblick kam Berghoff zur Tür herein und sah, dass sich der Kunde schon das erste Mal an seinem Opfer vergriffen hatte. Ben hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und das Blut lief dazwischen heraus. Hieronymus stand angespannt, wie ein Raubtier auf dem Sprung, vor ihm, drehte sich bei dem Geräusch allerdings abrupt um und nahm Berghoff den Korb ab. Im Nebenraum war eine spezielle Feuerstelle mit Blasebalg und Belüftungslöchern. Er würde nun die Kohle zum Glühen bringen und Ben zum Schreien, das schwor er sich!

    Berghoff trat nun zu Ben. Er wollte gar nicht so genau wissen, was der Junge mit ihm angestellt hatte, allerdings würde sich das Opfer im Augenblick nicht wehren, denn es war anderweitig beschäftigt. Berghoff öffnete die Kette und schob sie durch das eine Hosenbein, bevor er Ben wieder festkettete. „Zieh dich an!“ sagte er mit rauer Stimme und als Ben seine vor Schmerz zusammengekniffenen Augen ein wenig öffnete, musste sich Berghoff beinahe wegdrehen, denn gerade kam ein Funken Mitleid in ihm hoch. Ben nahm die Hände vom blutigen Gesicht, schmiss die Zudecke weg, schlüpfte eilig ins zweite Hosenbein und zog das feuchte, schmutzige Kleidungsstück hoch. Berghoff hatte einen kurzen Blick auf Ben´s Unterkörper erhascht und musste nun schlucken. Der Polizist vor ihm musste fürchterliche Schmerzen haben, aber er sagte keinen Ton, sondern drehte sich mit resigniertem Gesichtsausdruck zur Wand. Berghoff suchte in seiner Hosentasche nach einer Packung Papiertaschentücher, die er Ben wortlos hinwarf. Er würde jetzt schauen, wo die Wassersuppe war und auch den Wasserkrug und den Becher holen, aber das war auch das Einzige, was er für Ben im Moment tun konnte.

    Das könnt ihr doch noch gar nicht wissen :rolleyes: .
    Nun aber erst mal zu deiner Story: Ich wusste es doch, Andrea hats halt drauf. Die ist eine Frau und hat gleich mal praktisch mitgedacht. Anstatt sich damit zweimal zu beschäftigen, hat sie die Aufnahmen gleich beim ersten Ansehen auf einem externen Server abgespeichert und nun sind die Beweise gesichert.
    Ich bin mir sicher, dass Hartmut die nun genau analysieren kann und man dadurch gleich mal die Verdächtigen identifizieren, den Mord nachweisen, Haukes Leiche finden, etc kann-äh, bin ich zu schnell? Natürlich möchte ich das Ganze langsam und genüsslich lesen, lass dir ruhig Zeit mit der Story-freu mich auf jedes Kapitel!

    Hi, hi, Elli-super, dass du uns jetzt auch mal in deine Berufswelt einführst!
    Es ist zwar schade, dass Andrea gerade jetzt, wo sie sich mit Semir wieder vertragen hat, für eine Woche weg muss, aber ich bin durchaus gespannt, wie QM in einer Polizeidienststelle die Abläufe verbessern und Ressourcen sparen kann. Das wird uns nämlich immer versprochen, nur hat sich in meiner Berufspraxis dadurch halt nichts verbessert, nur müssen auf dem Rücken von uns arbeitenden Menschen noch ein paar Wasserköpfe mehr durchgefüttert werden und dafür wurden die Stellen in der Pflege verringert, das heisst für mich de facto-mehr Arbeit und noch dazu jemand, der mir noch erklärt, wie ich die Mängel, die dadurch entstanden sind, besser verwalten kann. Aber um zertifiziert zu werden, braucht man das ja und schwupps-hat sich eine ganze Branche selbst neu erfunden!
    So-jetzt hat du mein absolut negatives Bild vom QM-ich warte darauf, jetzt von den Vorteilen überzeugt zu werden-oder vielmehr natürlich Andrea-die jetzt an meiner statt auf die Schulung geht.

    Nun hat sich Kevin endlich jemandem geöffnet! Ich kann seine Ängste und Zweifel so gut nachvollziehen-jetzt hat er schon so lange Jahre versucht, das mit sich selber auszumachen, aber es hat nicht geklappt.
    Seine Erlebnisse, die er Ben erzählt, sind ja ganz furchtbar, also wenn jemand traumatisiert ist, dann Kevin! Und ohne professionelle Hilfe wird der das nicht schaffen, es zu verarbeiten. Der erste Schritt ist allerdings gemacht-und wenn jemand nen Grund hat, zu Drogen zu greifen, dann Kevin. Allerdings ist das halt keine Lösung!

    Sehr dichtes Gespräch, ich war wieder voll dabei und sass daneben, super erzählt, Campino!

    Auch Sarah war zwar momentan vor Erschöpfung eingeschlafen, immerhin war sie schon eine Weile wach gewesen und hatte auch einen anstrengenden Frühdienst hinter sich, aber nach wenigen Stunden erwachte sie und verging fast vor Sorge um Ben. Was hatte das zu bedeuten, dass man das Auto und die Kleidung gefunden hatte. Brauchte Ben, da wo er war, nichts zum Anziehen. Oh Gott, wenn er tot war und man irgendwann seine nackte Leiche finden würde, sie würde nicht darüber hinwegkommen. Immerhin hatten sie zuvor wegen einer Banalität gestritten und das war irgendwie noch nicht ausgeräumt. Sie war zu einem Kompromiss bereit gewesen, aber Ben konnte das ja nicht wissen. Sie griff nach ihrem Handy und las die Nachrichten, die sie die vergangene Woche ausgetauscht hatten. Das klang eigentlich schon so, als ob er noch Interesse an ihr hätte, aber vielleicht war er auch einfach abgehauen und hatte seine Zelte hinter sich abgebrochen, um ihr nicht mehr gegenübertreten zu müssen. Obwohl-dann hätte er doch vermutlich wenigstens Semir, seinem Freund und Kollegen Bescheid gesagt, oder eher doch nicht? Verzweifelt stand sie auf, um sich in der Küche was zu trinken zu suchen. Als sie auf die Uhr sah, war es kurz nach fünf. Sie setzte sich mit einem Glas Wasser ins Wohnzimmer auf die Couch, hing ihren Gedanken nach und beobachtete, wie es nach einiger Zeit draußen hell wurde. Auf einmal hörte sie was und wenig später nahm Semir, der irgendwie furchtbar aussah, so verhärmt und voller Sorge, neben ihr Platz. „Sitzt du schon lange hier?“ fragte er und Sarah nickte. Während Semir nun aufstand und fragte „Kaffee?“, was Sarah mit einem erneuten Nicken beantwortete, drehte er sich plötzlich zu ihr um: „Ich weiß dass er noch lebt, er hat mich nämlich gerufen-und ich werde ihn finden!“ und nun fühlte sich Sarah irgendwie ein klein wenig besser.

    Ben war aus seinem schmerzvollen Dämmerzustand wieder erwacht. Langsam begann die Verzweiflung von ihm Besitz zu ergreifen. Als er husten musste, tat das auch noch furchtbar in seiner Brust weh und sein Hals schmerzte, na klasse, eine Erkältung bekam er also auch noch dazu, allerdings wäre es verwunderlich gewesen, wenn nicht. Verdammt, er musste nachdenken, irgendeinen Plan schmieden, wie er Berghoff überrumpeln und sich befreien konnte, so lange er noch ein Quentchen Kraft dazu hatte. Er hatte zwar das Zeitgefühl ein wenig verloren, weil er ja nicht wusste, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber er schätzte, dass es jetzt Montagabend sein dürfte. Inzwischen war Sarah zurückgekehrt, hatte sich vermutlich über die unaufgeräumte Wohnung aufgeregt und in der Arbeit wurde er jetzt sicher auch schon vermisst. Er war sich sicher, dass Semir und die Kollegen fieberhaft nach ihm suchten, aber war da irgendeine Spur zu Berghoff zu finden? Als er nachdachte musste er allerdings zugeben, dass ihr Gespräch nach dem Dinner vermutlich niemand gehört hatte und von ihrer Verabredung auf der Burg hatte er leider auch niemandem erzählt. Vielleicht konnte aber Hartmut sein Handy orten, das da ja noch irgendwo liegen musste und der auffällige Wagen würde auch irgendwann jemandem ins Auge stechen. Obwohl-war Berghoff so blöd, dass er den im Burghof würde stehenlassen? Wohl eher nicht! Vermutlich wäre er nur durch einen Zufall zu finden, oder wenn Berghoff sich irgendwie verdächtig machte. „Semir, bitte schau dich um-dir wird etwas auffallen!“ flehte er innerlich, aber dann fiel er wieder zurück in seinen Dämmerzustand.

    Stunden später schreckte er hoch. Hatte er gerade etwas gehört, oder spielten ihm seine überreizten Nerven nun einen Streich? Er hatte Hunger und Durst, also hoffte er gleichermaßen, dass jetzt jemand kommen würde, wie er es fürchtete. Er war völlig abhängig von seinem Entführer, wenn der einfach nichts machte, wäre es in drei Tagen vorbei für ihn. Länger würde er es, ohne zu trinken, nicht aushalten, allerdings hatte er auch Angst vor neuen Folterungen und Schmerzen, denn obwohl er eigentlich nicht so empfindlich war, ging das hier über seine Kräfte. Er wollte gar nicht mehr zwischen seine Beine schauen, vielleicht wäre das Thema Kinder, über das er ja im Urlaub gerade begonnen hatte, intensiv nachzudenken, sowieso ein für alle Mal erledigt!
    Was Sarah wohl gerade machte? Ob sie ihn vermisste, oder vielleicht eher sauer war, weil er nicht aufgeräumt hatte. Dabei hatte er so gute Vorsätze gehabt, aber vielleicht würde sie das jetzt nie erfahren!
    Als sich die Tür zu seinem Verließ langsam öffnete, gefror ihm allerdings bei dem Anblick beinahe das Blut in seinen Adern!