Beiträge von susan

    Die Chefin und Semir begrüßten kühl den Anwalt, der sich zuvor nochmal mit seinem Klienten besprochen hatte. Als die Krüger ganz offiziell das Verhör eröffnete, indem sie die Personalien Florian´s vorlas, bejahte er das, aber das war auch der einzige Ton, den er von sich gab, alles andere Reden übernahm sein Anwalt. Auf die Frage, wie Florian überhaupt auf sein Opfer getroffen war, erklärte der Anwalt, dass Berghoff, der sich ja nun nicht mehr wehren konnte, Florian unter Drogen gesetzt und in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht habe. Er habe das nicht gewollt, aber mit psychologischer Beeinflussung-und sein Klient sei sehr labil, wie viele bereits vorliegende Gutachten von mehreren namhaften Sachverständigen bewiesen-habe ihn der so weit gebracht, zu funktionieren, wie eine Puppe und Ben auf sein Geheiß hin zu brandmarken. Ihm sei überhaupt nicht bewusst gewesen, dass erstens das Opfer damit vielleicht nicht einverstanden gewesen sein könne, denn durch das Internet würde den jungen Menschen von heute vorgegaukelt, dass Sado-Maso-Spielchen zum Alltag gehörten und zweitens, dass er ihm damit eventuell bleibende Schäden zugefügt habe. Es tue Florian wahnsinnig leid und er wolle sich in aller Form für sein Fehlverhalten entschuldigen.Leider habe sein Klient bei beiden Terminen zu bewusstseinserweiternden Drogen gegriffen und so jeglichen Realitätsbezug verloren, wie auch seine Freunde. Sie wären im Internet in Online-Spielen zu Hause und da habe sich die Realität mit der Fiktion vermischt. Sie hätten Ben auf diesen Tisch, wie auf einen Altar gebunden, um ihn zu verehren wie eine Gottheit und hätten ihn selbstverständlich, wenn die Drogen abgeklungen wären, ärztlicher Behandlung zugeführt. Allerdings wäre der Polizist auch schon verletzt gewesen, als Florian ihn zum ersten Mal gesehen habe, daher wäre er sich ja so sicher gewesen, dass die Spiele einvernehmlich stattgefunden hätten.

    Die Chefin und Semir sahen sich sprachlos an. Was für eine gequirlte Scheiße gab dieser Typ denn von sich? Es war sonnenklar, was für eine Strategie der fuhr, aber die durfte um Himmels willen nicht funktionieren!Nun ergriff Semir das Wort. Mit drohendem Unterton sagte er: „Sie glauben doch nicht, dass sie damit durchkommen? Mein Kollege wäre beinahe gestorben und wie erklären sie dann die Szenen, die ich mit eigenen Augen gesehen habe? Immerhin haben die Freaks in ihren lächerlichen Kostümen-nun funkelte ihn Florian wütend an, sagte aber kein Wort, als sein Anwalt ihn warnend fixierte-Herrn Jäger mehrfache Schnittverletzungen zugefügt, als sie ihn umtanzt haben? Auch dafür gibt es Videobeweise, die uns vorliegen und meine Aussage wird vor Gericht auch Bestand haben. Das lässt sich wohl nicht mit einer Götterverehrung erklären!“ sagte er wütend, aber auch auf diese Frage fiel dem Anwalt etwas ein. „Doch, gerade eben. Durch diese leichten Blutungen wollten sie die gemeinsame Ekstase steigern, in die Herr Jäger ja gleichfalls gefallen war. Sie wussten ja nicht, dass er das gar nicht wollte! Berghoff hatte ihnen da was anderes erklärt und zusammen mit den Drogen….Außerdem müssen sie mir doch zustimmen, wenn die Jungs zu diesem Zeitpunkt bei vollem Verstand gewesen wären, hätten sie sich nie von einem lächerlich maskierten Schauspieler in diesen Kellerraum sperren lassen. Die waren in der Überzahl und haben sich trotzdem zu keinem Zeitpunkt aggressiv verhalten, sondern einfach bei einem, in ihren Augen, tollen Spiel mitgespielt!“ erklärte er zufrieden, denn diese Strategie erklärte nun wirklich alle Taten Florians.
    „Und die Million Euro in der Sporttasche im Wagen, die ja eindeutig als Bezahlung für Berghoff gedacht war, wie wollen sie die erklären?“ fragte nun die Chefin wieder. „Die war für einen Erholungsurlaub gedacht. Florian wollte mit seinen Freunden eine gemeinsame Reise machen, an die schönsten Schauplätze ihres Lieblingsspiels auf der ganzen Welt. Dante´s Inferno wird überall gespielt und da gibt es Communities, die sie gemeinsam besuchen wollten. Mir ist schon klar, dass das in ihren Augen viel zu viel Geld für einen netten Urlaub ist, aber die Relationen sind in anderen Kreisen eben grundlegend verschieden zu denen, eines Otto-Normalverbrauchers!“ erklärte der Anwalt und musterte verächtlich Semir´s Jeans und Sweatshirt. Er selber trug feinen Zwirn und Maßschuhe, so angezogen wie dieser Polizist würde er sein Haus nie verlassen. Semir bemerkte den abwertenden Blick und die Zornesader an seiner Stirn, die schon zu pochen begonnen hatte, schwoll nun gefährlich an. Verdammt, dieser windige Anwalt hatte auf jede Frage eine Antwort und das Gefährliche daran war, dass man Sorge haben musste, dass einem Richter seine Erklärungen eben auch logisch und sinnvoll waren. Wie konnten sie Florian nur festnageln? Leider fiel weder ihm, noch der Chefin irgendetwas ein, womit sie dieses Spiel durchkreuzen konnten. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Vernehmung zu beenden.Der Anwalt behielt sogar das letzte Wort, indem er sagte: „Richten sie bitte Herrn Jäger eine herzliche Entschuldigung im Namen meines Mandanten aus. Leider war meinem Klienten nicht klar, wie sehr er in die Privatsphäre ihres Kollegen eingedrungen ist, das ist unverzeihlich, aber wir wünschen ihm gemeinsam gute Besserung!“ erklärte er und nun blieb Semir sogar der Mund offenstehen.

    Florian wurde nach dem Verhör in das nächstgelegene Untersuchungsgefängnis verbracht und Semir und die Chefin gingen geknickt und sprachlos ins Büro zurück. „Verdammt, was können wir nur tun, um diesen Typen seiner gerechten Strafe zuzuführen?“ fragte Semir hilflos und die Chefin zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht!“ sagte sie niedergeschlagen und in dieser Stimmung machten sie beide Feierabend.

    Puh!
    Jetzt haben die Gangster Ernst gemacht und das Revier überfallen. Vermutlich rechnet gar niemand mit sowas und deswegen könnte es auch klappen-mit der Betonung auf "könnte". Denn immerhin haben die Gangster nicht mit Semir und Ben gerechnet, die erstens mit sowas Erfahrung haben und zweitens bereit sind, ein Risiko einzugehen. Ich hoffe ja, denen gelingt es nicht, Tanja wieder in ihre Gewalt zu bringen!
    Aber dieser Schubert ist auch ne Lusche-ich habe ja auch Kinder, aber die würde ich mit meinem Leben verteidigen!

    Hartmut war, nachdem die Spurensicherung in der Burg erledigt war, mit Semir´s BMW nach Köln gefahren, hatte die Autos getauscht, war weiter nach Hause, um dort todmüde ins Bett zu fallen. Er hätte sich sicher den folgenden Tag frei nehmen können, bei den vielen Stunden, die er schon beinahe ohne Pause gearbeitet hatte, aber als er gegen Mittag aufwachte, trank er einen Kaffee und aß ein Müsli, um sich dann auf den Weg in die KTU zu machen. Er wollte alles tun, um Ben´s Folterer zu überführen und deshalb nahm er sich, nachdem er sich telefonisch bei Susanne nach Ben erkundigt hatte, Berghoff´s PC vor. Der hatte zwar relativ gute Schutzmaßnahmen vorgenommen, aber das war eine Hürde, die Hartmut zu nehmen wusste. Zwei Stunden später hatte er die Daten, die Berghoff meinte gelöscht zu haben, rekonstruiert.Fein säuberlich waren da Namen aufgelistet, die Hartmut teilweise bekannt vorkamen. Auf dem nicht gelöschten Teil waren die Namen und Kontaktdaten der Leute, die schon einmal bei einem Essen auf Berghoff´s Schlösschen gewesen waren. Manche der Namen deckten sich mit der Geheimdatei. Vermutlich hatte Berghoff seine Dinner dazu benutzt, Kontakte zu knüpfen und betuchte Kunden für seine anderen „Spielchen“ zu finden.

    Nun begann Hartmut die versteckten Personaldaten zunächst in den Polizeicomputer einzugeben, aber nur bei Florian lagen deutlich sichtbare Verurteilungen wegen sadistischer Spielchen vor, bei den anderen entweder gar nichts, oder mal ein Verkehrsdelikt, eine Festnahme wegen Kokskonsum, oder andere Kleinigkeiten. Keines der Gesichter glich denen, die er auf den Foltervideos gesehen hatte. Nun gab er die Namen der Reihe nach ins Internet ein, suchte da nach Bildern der Personen und siehe da, nach etwa 10 unbekannten Gesichtern, konnte er plötzlich den dicklichen Folterer, der Ben mit der Peitsche gequält hatte, erkennen. Der war ein reicher, bisher unbescholtener Kölner Geschäftsmann. Ein Lächeln zog über Hartmuts Gesicht und dann machte er mit Feuereifer weiter, bis er die Dame auch identifiziert hatte. Sie war, aufgenommen auf Wohltätigkeitsveranstaltungen, an der Seite ihres schwerreichen Mannes zu sehen, dessen Namen-wie viele andere in der Kartei eben auch- sehr bekannt war. Wenn man alles hatte und sich kaufen konnte, musste man sich anscheinend mit solch perversen Spielen die Zeit vertreiben, ungeachtet der Opfer.
    Er griff zum Telefon. Inzwischen war es Nachmittag geworden und die Chefin war seit kurzem wieder von dem Auswärtsverhör zurück. „Chefin, wir haben sie!“ rief er erfreut ins Telefon. Die fragte ein wenig verwirrt: „Wen haben wir?“ und dann erzählte ihr Hartmut, was er gemacht hatte und schickte ihr dann auch gleich über die abgesicherte Leitung zwischen KTU und Revier die Personaldaten der Verdächtigen mit Bild. „Hartmut, sie sind Spitze!“ rief die Chefin ins Telefon und er errötete leicht, obwohl das die Krüger ja jetzt nicht sehen konnte. Alles Weitere würden die Kollegen übernehmen und so machte er ganz regulär mit seiner Arbeit weiter.

    Die Krüger hatte mit der Staatsanwaltschaft telefoniert und die vom Stand der Ermittlungen unterrichtet. Frau Schrankmann versprach, sich um Haftbefehle zu kümmern, allerdings würde es wohl notwendig sein, dass sie sich dazu die Foltervideos ansah. Auch die Handys der Freaks würde man zur Datensicherung in die KTU bringen und auch diese Videos weiterleiten. „Frau Schrankmann, schauen sie, dass sie zuvor nichts gegessen haben, sonst wird ihnen schlecht!“ prophezeite die Chefin, die wie Susanne beinahe ihr Essen von sich gegeben hätte, als sie die Aufnahmen gesehen hatte. „So schlimm?“ fragte die Schrankmann mitfühlend und die Krüger sagte nur einfach: „Ja!“
    Nach einem Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass nun bald das Verhör mit Florian, der inzwischen hergebracht worden war, anstand. Gerade als sie überlegte, wen sie als zweiten Mann dazu nehmen sollte, stand Semir im Büro. Die Chefin sprang auf: „Und-wie geht es Ben?“ fragte sie gespannt und Semir zuckte die Schultern. „Wie es einem halt so geht nach einer sechsstündigen Operation. Er sieht furchtbar aus, aber er lebt und soweit ich das mitgekriegt habe, konnten sie alles soweit reparieren. Sarah ist bei ihm und er muss jetzt auf der Intensivstation seine Narkose ausschlafen.“ erklärte er.Die Chefin ging zum Schirm an der Wand und rief zwei Bilder auf. „Kennen sie die?“ fragte sie und überrascht und erfreut stellte Semir fest, dass das die Fotos der beiden anderen Folterer waren-darunter standen bereits deren Personalien. Er hatte sich schon den Kopf zerbrochen, wie sie die identifizieren könnten. „Wo haben sie die her?“ fragte er und die Chefin sagte nur ein Wort: „Hartmut!“
    Dann fuhr sie fort: „Die Staatsanwaltschaft stellt die Haftbefehle aus, aber sehen sie mal:“ und damit schob sie ihm eine Tageszeitung herüber. „Erfolgreicher Unternehmer und Kunstmäzen bei Verfolgungsjagd mit Polizei getötet und im Fahrzeug verbrannt!“ lautete die Schlagzeile und darunter war ein Porträtbild Berghoffs und daneben sein ausgebranntes Fahrzeugwrack. „Hoffentlich fühlen sich Berghoffs Kunden jetzt sicher, ich denke es eilt nicht mit den Verhaftungen und spätestens morgen werden wir das in Angriff nehmen, aber jetzt auf zu Tewett und seinem windigen Anwalt!“ sagte die Chefin und erhob sich seufzend. „Und Semir! Ruhe bewahren!“ hängte sie noch an, während sie zum Verhörraum gingen.
    Ben war in der Klinik inzwischen wieder vor Schmerzen aufgewacht. Als er laut stöhnte und sich verkrampfte, holte Sarah den Arzt. „Gut, eine kleine Dosis Piritramid kriegt er wieder, aber bitte vorsichtig fraktioniert geben, nicht dass er zu atmen aufhört!“ ordnete er an und Ben schloss wieder die Augen und pennte weg, als das Opiat in seinen Adern anflutete.

    Jetzt haben Kevin und Ben es geschafft, in die Höhle des Löwen zu kommen-wie Kerler am Schluss auch bemerkt. Kevins Taktik geht zwar daneben, aber immerhin haben sie jetzt erfahren, dass es dem Bordellbesitzer wirklich um Semir geht. Ich kenne zwar die alte Folge, aber trotzdem weiß ich jetzt nicht, warum sich bei dem Gangster in den letzten 14 Jahren so ein Hass aufgestaut hat.
    Tja, jetzt ist guter Rat teuer-bzw-ach nein-André, der weiss doch Bescheid! den kann man ja fragen! Allerdings müssen Kevin und Ben jetzt erst mal heil das Gebäude verlassen, ich glaub da noch nicht so ganz dran!

    Kaum waren sie auf der Intensiv angekommen, wurde Semir gebeten, doch noch ein wenig draußen zu warten. Ehrlich gesagt, war sich die Intensivschwester auch nicht sicher, ob das so eine gute Idee war, wenn die sichtlich mitgenommene Sarah sofort mit hinein ging und half, ihren Liebsten zu verkabeln, aber nachdem der Arzt nicht protestierte, hielt sie ihren Mund. Ben hatte inzwischen das Gefühl, aus einem einzigen Schmerz zu bestehen. Ständig überlegte er, wo es ihm am meisten weh tat, dabei ballte er die Hände zu Fäusten und stöhnte unbewusst vor sich hin. Sie waren kaum um die Kurve, da fragte aber schon eine der diensthabenden Intensivschwestern: „Welche Schmerzmittel braucht ihr?“ und der Arzt verlangte einen Perfusor mit Piritramid und dazu noch eine Kurzinfusion mit einem Gramm Paracetamol. Novalgin traute er sich nicht, denn im Urinbeutel waren nur wenige Tropfen und Metamizol, dessen Wirkstoff, konnte die Nieren schädigen.Man schob Ben auf seinen Bettplatz und nahm erst mal die Decke wieder weg, weil die mitgebrachten Kabel, wie immer, völlig verwirrt waren, was eigentlich nie zu vermeiden war, wenn die Patienten umgelagert wurden. Alle Infusionsleitungen und Überwachungskabel wurden eines nach dem anderen wieder an ihren Ort gebracht und wenig später schloss die Schwester das Opiat mit einem dünnen Schläuchlein direkt an Ben`s ZVK an.

    Dessen Stöhnen war inzwischen lauter geworden und er hatte die Augen fest zusammengekniffen. Du lieber Gott, er hatte gedacht im Folterkeller den Gipfel der Schmerzhaftigkeit ausgekostet zu haben, aber jetzt schlugen die heftigen Schmerzen wie eine Woge über ihm zusammen und raubten ihm beinahe den Verstand. Im Unterbewusstsein bekam er mit, wie etwas piepte und nun rann Bolus um Bolus Opiat in seine Venen, immer gefolgt von der besorgten Frage des Arztes: „Wird’s schon ein wenig besser?“ die er immer mit einem Kopfschütteln beantwortete. Zunächst hatte er nicht das Gefühl, dass es in irgendeiner Weise leichter wurde, aber nach dem vierten Piepen merkte er, dass ihm schwindlig wurde und langsam begann er, ein wenig neben sich zu stehen. Auch das Paracetamol lief als Kurzinfusion in ihn hinein und nun begann er sich ein wenig zu entspannen.Nebenbei wurde aus der Arterie Blut abgenommen und dann hörte der Arzt noch seinen Brustkorb ab, konnte aber außer einem Rasseln, das zuvor schon dagewesen war, vermutlich einer beginnenden Erkältung, keine auffälligen Geräusche wahrnehmen. Es gehörte zum Intensivstandard, dass jede einzelne Drainage dokumentiert wurde und so nummerierte man die Beutel, die aus dem großen Verband zwischen seinen Beinen herauskamen und nebenbei stellte man Ben noch Fragen wie „Spüren sie das?“ als man die Durchblutung des eingegipsten Beins kontrollierte.

    Allerdings war Ben inzwischen von der ganzen Situation, den Nachwirkungen der Narkose und den zentral wirkenden Schmerzmitteln dermaßen verwirrt, dass er selber nicht mehr unterscheiden konnte, wer ihn gerade wo anfasste und wo was weh tat. Trotzdem konnte er irgendwie nicht aufhören zu stöhnen, eigentlich merkte er gar nicht mehr, wie jeder Atemzug mit einem Laut aus ihm herauskam. Nach der nächsten Opiatdosis hörte er zwar damit auf, aber dafür hatte er nun Atempausen, woraufhin ihn der Arzt und die Schwester schüttelten und nun immer wieder ein eindringlicher Befehl in seinem Gehirn ankam: „Schnaufen nicht vergessen, Herr Jäger!“ Verdammt, die sollten ihn in Ruhe lassen, er war doch so müde. Wie durch weite Ferne hörte er die Anordnung des Intensivarztes, ohne die in irgendeiner Weise auf sich beziehen zu können: „Ab sofort Pause mit dem Opiat, er driftet uns zu weit ab. Was er jetzt hat, muss vorerst genügen und bitte die Alarme scharf einstellen, damit wir sofort merken, wenn er mit der Sättigung abrauscht!“ sagte der Arzt, bevor er an den PC trat, um zu dokumentieren, was er gegeben und untersucht hatte und dann das Zimmer zu verlassen.

    Langsam kehrte Ruhe ein und nun konnte auch Sarah, die von ihren Kollegen freundlich, aber bestimmt, bisher auf Abstand gehalten worden war, endlich zu ihrem Freund, der nun ruhig da lag und anscheinend eingeschlafen war. Seine Qualen hatten ihr die Tränen in die Augen getrieben, wenn sie ihm irgendetwas hätte abnehmen können-sie hätte es gemacht-aber leider war das ja unmöglich. Mit zitternden Knien nahm sie, nachdem die Drainagebeutel am Bett befestigt waren und man wieder eine leichte Decke über Ben gebreitet hatte, auf einem Stuhl neben ihm Platz und griff nach seiner Hand, was er nur im Unterbewusstsein bemerkte. „Kann bitte noch jemand Semir hereinholen?“ bat sie und ihre Kollegin nickte, das war vermutlich der Mann draußen. Sarah war es gar nicht bewusst, dass ihre Kollegen den ja vermutlich gar nicht kannten. Eigentlich war es nicht üblich, dass man so kurz postoperativ schon Besuch zu seinen Patienten ließ, aber Sarah zuliebe würde sie eine Ausnahme machen. Allerdings sagte sie zu dem Besucher, als sie vor die Tür ging, um ihn hereinzuholen: „Bitte nur kurz, Herr Jäger muss sich dringend ausruhen, er hat einen regelrechten OP-Marathon hinter sich!“ erklärte sie und Semir nickte verständnisvoll. War ja klar, außerdem war ja Sarah bei seinem Freund und Kollegen. Er trat leise ins Zimmer und musterte Ben, der nun die Augen geschlossen hatte. Obwohl er ihn ja vorher schon gesehen hatte, erschrak er, als er ihn nun in der hellen Beleuchtung sah. Sein zugeschwollenes Gesicht schillerte in allen Farben und er lag so armselig in dem großen, blütenweiß bezogenen Bett. Gut unter ihm glänzte es silbrig von dem Metallinebettuch, auf das man ihn wieder gelagert hatte, aber ansonsten verstärkte die Farbe der Wäsche noch die Blässe seines Freundes. Kurz trat er zu ihm, strich ihm leicht über die Stirn, was Ben mit einem kurzen Stirnrunzeln quittierte, um dann nach einem Blick auf die Uhr wieder zurückzutreten. „Gute Besserung Ben!“ sagte er leise. „Ich fahre jetzt, um den Typen, die dir das angetan haben, den Arsch aufzureißen!“ und nun meinte Semir, dass gerade ein feines Lächeln über dessen Gesicht geflogen war, er konnte sich aber auch getäuscht haben.

    Die Anästhesieschwester maß Ben´s Temperatur, wie schon mehrfach während der Operation. Es war gut gewesen, dass Ben zuvor Fieber gehabt hatte, denn jetzt war nach den ganzen Eingriffen die Körperkerntemperatur in den Normbereich gesunken. Normalerweise hatte man bei so langdauernden Operationen eher die Schwierigkeit, dass die Patienten zu sehr auskühlten und deswegen nicht extubiert werden konnten. Man versuchte dann, mit warmen Gelunterlagen und speziellen Wärmedecken um die Schulterpartie die Temperatur zu halten, aber in Ben´s speziellem Fall war das nicht nötig gewesen. Er hatte noch 37°C und der kritische Wert für die nicht mögliche Extubation lag bei 35°C und darunter. Der Narkosearzt hatte die flüchtigen Narkosegase schon eine Weile ausgeschaltet und für den letzten Teil der OP, die Wundreinigung, nur noch eine flache Narkose gefahren. Ben begann schon wieder dazuzuatmen, war aber noch sehr schlaff, als man ihn wieder auf den Rücken drehte. Wieder ging sein Kreislauf in die Knie, als die Flüssigkeitsmengen in seinem Körper durch die Lagerung verschoben wurden und der Narkosearzt betrachtete mit Besorgnis den Monitor, als Ben´s Herzfrequenz erst in die Höhe schoss, viele Extrasystolen, also außerordentliche Herzschläge bot, um dann plötzlich durch den Vagusreiz sehr langsam zu werden, als der Arzt die Ernährungssonde durch das zweite Nasenloch gefühlvoll in den Magen schob. Man prüfte die korrekte Lage, indem man mit einer großen Spritze Luft in die Sonde blies und dabei mit einem Stethoskop auf die typischen Blubbergeräusche in Ben´s Bauch hörte. Allerdings schaffte der Mediziner es, mit einigen Medikamenten den Kreislauf zu stützen und alle Anwesenden atmeten auf, als die Werte wieder halbwegs im Normbereich waren.

    Der OP-Pfleger legte noch den angeordneten Gipsverband in Spitzfußstellung an und dann versuchte man Ben zu wecken, indem man ihn ansprach und durch Kneifen einige Schmerzreize provozierte. Zu dieser Prozedur hatte man den gepolsterten Gurt wieder über ihm festgezogen, denn es kam nicht selten vor, dass Patienten in diesem Zwischenreich zwischen Wachen und Schlafen versuchten aufzustehen und da konnten sie sich übel verletzen. Ben allerdings war viel zu erschöpft und kraftlos, um mehr als nur die Augen aufzumachen. Das Gesicht war durch die Bauchlage nochmals extra angeschwollen, schillerte in allen Farben und bot gerade keinen schönen Anblick.Anfangs atmete Ben noch ein wenig zögerlich und hatte Pausen, in denen man ihn dann nochmals manuell beatmen musste, aber nach einigen Minuten beschleunigte sich sein Herzschlag und er begann zu husten. Man hatte ihn noch gründlich abgesaugt, als er tief geschlafen hatte, so dass kein Sekret im Rachen stand, das nach der Entfernung des Beatmungsschlauches hinten runterlaufen konnte. „Ich denke, wir können es wagen!“ nickte der Narkosearzt und entblockte den Tubus, während Ben mit allen Mitteln mitzuteilen versuchte, dass er das Ding in seinem Rachen loswerden wollte. Unter beruhigendem Zureden zog man den Tubus heraus, um dann gleich die Sauerstoffmaske vor seinen Mund und Nase zu halten. Mit einigen pfeifenden Atemgeräuschen hustete Ben ein paarmal und dann schloss er erschöpft wieder die Augen. Er war noch nicht so ganz wach, aber seine Schutzreflexe funktionierten und das war das Wichtigste. Die meisten Patienten konnten sich später an dieses Wachwerden nicht mehr erinnern und so kabelte man Ben jetzt an den Transportmonitor um und ersetzte die vorgehaltene Sauerstoffmaske durch eine Sonde in seinem Nasenloch. Zusammen mit seinem ganzen Equipment rollte man Ben in die Schleuse, wo ihn der übernehmende Intensivarzt und seine betreuende Schwester schon erwarteten.

    Sarah und Semir hatten ihre Kaffeepause schon lange beendet und saßen nun nervös auf den Besucherstühlen vor der Operationsabteilung, wenn nicht gerade mal der eine, mal die andere unruhig hin und herliefen. Sarah hatte zuvor auf der Intensiv noch in den Computer geschaut und da konnte man sehen, dass die Operationen beendet waren und Ben bald herauskommen würde. Es war inzwischen drei Uhr nachmittags geworden und auch Semir hatte das Gefühl, dass die Minuten des Wartens sich zu Stunden gezogen hatten. Komisch, wenn man beschäftigt war, verrann die Zeit wie im Flug, aber banges Warten war eine der schlimmsten Beschäftigungen, die Semir sich vorstellen konnte. Hoffentlich hatte man Ben helfen können und er würde wieder ganz in Ordnung kommen!

    Der Narkosearzt machte die Übergabe an seinen Kollegen und die Schwester, erklärte, was sie alles gemacht hatten und ordnete dann noch weitere Maßnahmen an, die er außerplanmäßig wünschte. „Die Genitalverletzungen waren schwerwiegender als zunächst angenommen und wir können nur hoffen, dass die Urologen gute Arbeit geleistet haben!“ erklärte er ausführlich die einzelnen Diagnosen und die Schwester, die ihren Patienten ja noch nicht kannte, weil inzwischen ein Schichtwechsel stattgefunden hatte, sah mitleidig auf den Körper, an dem kaum eine heile Stelle war. Hoffentlich würden sie es schaffen, den jungen Mann einigermaßen schmerzfrei zu halten! Mit diesen Gedanken packten sie und der Arzt das Bett und schoben es aus der Operationsabteilung. Ihre Kollegin Sarah, die aussah, als wäre sie in den letzten Stunden um fünf Jahre gealtert, so hohläugig erwartete sie ihren Freund, sprang auf und stürzte an Ben´s Seite. Sie hatte auf den ersten Blick gesehen, dass er extubiert war und wertete das als gutes Zeichen. Auch Semir war zum Bett getreten und nun liefen zwei Menschen nebenher, während die Fahrt von der Operationsabteilung zur Intensivstation begann. Sarah hatte versucht Ben´s Hand zu nehmen, aber das war während der zügigen Fahrt fast nicht möglich. Ben schaute mit müdem Blick auf und erst verschwommen und dann immer klarer, konnte er Sarah und Semir erkennen. Er wollte mit den Lippen ein paar Worte formen, aber das tat so weh, dass nur ein Aufstöhnen seinen Mund verließ. Die Tränen begannen aus Ben´s Augen zu laufen und auch der Intensivarzt sah mit einer adäquaten Schmerztherapie da noch so einiges auf sich zukommen. Eigentlich sollte das Opiat vom OP noch wirken, aber da bestätigte sich mal wieder der Unterschied zwischen Theorie und Praxis!

    Puh-die haben gleich Maschinenpistolen-oder Gewehre. Die haben wohl echt vor, das Polizeirevier zu stürmen, um Tanja wieder in ihre Gewalt zu bringen.
    Semir und Ben haben Gott sei Dank noch die Möglichkeit, Tanja zu befragen und finden unter anderem heraus, dass sie vergewaltigt wurde, das arme Ding! Aber ich befürchte, dass es den Typen gelingen könnte, Tanja wieder zu schnappen! ;(

    Puhh-da hast du uns ja ganz schön auf den Leim geführt, Campino! Hätte ich mir die ganzen schlaflosen Nächte sparen können! ;)
    Aber schön, dass Kevin lebt und sich jetzt gleich zusammen mit Ben auf den Weg macht, um Semir zu suchen.
    Ts,ts,ts Alkohol im Dienst, aber der Zweck heiligt die Mittel! Wetten dass die beiden Jungs mehr als einen Blick auf die Tanzfläche geschmissen haben-tat Ben in der Serie doch auch immer!

    So, nachdem ich mich jetzt auch auf der neuen Oberfläche ein wenig eingewöhnt habe, möchte ich noch die ausstehenden Fragen beantworten:
    Eine Ernährungssonde durch die Bauchdecke ist eine sogenannte PEG-Sonde, die wird im Rahmen einer Magenspiegelung gelegt und ist ein zustimmungspflichtiger Eingriff, der nur nach Unterschrift des Patienten oder seines Vormunds gemacht werden darf. Man erhält damit nämlich ein Enterostoma, also einen dauerhaften künstlichen Mageneingang. Anders ist das mit Sonden durch die Nase und Speiseröhre in den Magen. Die sind einfach zu legen und gerade die dünnen Ernährungssonden aus Silikon werden bei uns viel benutzt. Die sind aber schnell wieder herausgezogen.

    Ob man einen Patienten nach einer Operation nachbeatmet hängt von vielen Kriterien ab, unter anderem der Körpertemperatur. Auch die Frage, ob ein Patient das schafft, selber ausreichend zu atmen, muss man sich stellen, aber das Ziel ist immer, den Patienten, wenn möglich zu extubieren, außerdem sagt die Theorie, dass man auch wache Patienten ausreichend analgesieren kann, was meist-mit der Betonung auf meist-auch ganz gut funktioniert.

    Übrigens haben die bisherigen Empfänger wieder ein Erwachsenenkapitel in ihrem Postfach-falls sonst noch jemand etwas äh, mehr lesen möchte ;) , kurze PN, ich schicke es dann zu.

    Semir begann mit dem Verhör, indem er die Personalien aufnahm. „Sind sie Florian Tewett, geboren am 3.03.1992 in Köln?“ fragte er den jungen Mann und hängte auch noch die Adresse an.„Wenn sie eh schon alles über mich wissen, warum fragen sie dann überhaupt?“ antwortete der mit einem Grinsen und Semir ballte seine Hände unbewusst zu Fäusten. „Ich beginne dieses Verhör, wie jedes andere und erwarte, dass sie mir mit einem klaren ja oder nein antworten und nicht mit einer Gegenfrage!“ sagte Semir und man konnte an seiner Stimme hören, wie mühsam er sich beherrschte.Florian lehnte sich nun seinerseits in seinem Stuhl zurück, begann ungerührt an seinen Fingernägeln rumzuspielen und sagte mit gelangweiltem, provokativen Ton: „Ja!“„Was haben sie gestern Abend gemacht, erzählen sie mir, wie sie auf die Burg gekommen sind und warum sie meinen Kollegen dort gefoltert haben?“ fuhr Semir fort. Florian grinste ihn frech an, zeigte ihm den Stinkefinger und säuselte: „Ohne meinen Anwalt sage ich keinen Ton!“ und nun hielt es Semir nicht mehr auf seinem Platz. Er packte den Freak an seinem Shirt und zog ihn nahe zu sich heran: „Bald wird dir auch dein Anwalt nicht mehr helfen können, das verspreche ich dir, so wahr ich Semir Gerkan heiße!“ drohte er ihm, ließ ihn aber sofort wieder los, ohne ihm was getan zu haben. Die Krüger war entsetzt aufgesprungen, um Semir davon abzuhalten, Florian zu vermöbeln und auch sie atmete nun erleichtert aus, als der aufhörte, ohne tätlich zu werden und es bei der Drohung beließ. Auch Florian war einen kurzen Moment blass geworden, er hatte schon befürchtet, nun eine Tracht Prügel verpasst zu kriegen, denn das hatte in vorigen Verfahren auch schon funktioniert, aber trotzdem ließ er sich nicht gerne schlagen, auch wenn es für ihn von Vorteil gewesen wäre. Sein Anwalt würde ihn dann in der Öffentlichkeit als armes Opfer willkürlicher Polizeigewalt hinstellen und der nächste Freispruch wäre ihm sicher. Trotzdem hatte er nun ein bisschen Angst bekommen vor diesem kleinen Türken, aber der würde das noch büßen, dass er ihm so einen Schreck eingejagt hatte. Ab sofort schwieg Florian und Semir und der Krüger blieb nichts anderes übrig, als ihn wieder abführen zu lassen und auf einen Verhörtermin mit Anwalt zu warten.Der hatte seine Personalien und seine Telefonnummer hinterlegt und als die Krüger ihn anrief, machten sie für den Spätnachmittag einen Termin aus. Allerdings kamen sie noch überein, dass Florian nach Köln in die PASt gebracht werden sollte, dann ersparten sich alle, der Anwalt eingeschlossen, eine Menge Fahrerei.Die anderen Freaks, deren Verhör ja abgeschlossen war, wurden ins Untersuchungsgefängnis überführt und durften dort auf den Verhandlungstermin warten, der vermutlich in ein paar Monaten angesetzt werden würde.

    Semir sah auf die Uhr. Inzwischen waren schon vier Stunden vergangen, seit er das Krankenhaus verlassen hatte, aber Sarah hatte sich noch nicht gemeldet. Zügig fuhren sie also zurück nach Köln und jeder hing seinen Gedanken nach. Hoffentlich ging es Ben einigermaßen gut, hoffte Semir und nachdem er die Krüger an der PASt rausgelassen hatte, fuhr er zur Uniklinik. Er musste jetzt einfach in Ben´s Nähe sein, egal ob der noch operiert wurde, oder schon wieder auf der Intensiv war. Allerdings vertraute er Sarah eigentlich schon, dass sie ihn, wie versprochen, verständigen würde und so zückte er, nachdem er sein Auto abgestellt hatte, sein Handy und rief sie an.
    Sarah hatte zwar ein wenig geschlafen, aber nun wanderte sie schon seit Stunden unruhig durchs Krankenhaus. In ihrer Wohnung hatte sie es nicht mehr ausgehalten und so nervte sie ihre Kollegen, indem sie im Fünf-Minuten Takt in den PC spähte, wo einzusehen war, wie weit die im OP inzwischen waren, aber ein Ende schien noch lange nicht in Sicht.Als ihr Telefon läutete und Semir dran war, war sie fast erleichtert, dass sie sich ein wenig ablenken konnte. Sie vereinbarte, sich mit ihm in der Krankenhauscaféteria zu treffen und wenig später saßen die beiden sich bei einem Cappuccino und einem Snack gegenüber. „Ach Semir, ich mach´ mir solche Sorgen!“ klagte sie und der nickte mit dem Kopf. „Ich auch, Sarah, ich auch!“ sagte er bedrückt und sah nervös auf die Uhr.

    Im OP hatte man Ben inzwischen umgedreht und mit den Armen nach oben, ein dickes Kissen unter der Brust, gelagert. Beim Umlagern war er durch die Flüssigkeitsverschiebung einen Moment kurz eingebrochen und der Anästhesist hatte schon in Erwägung gezogen, die OP abzubrechen. Nachdem sich sein Patient aber nun wieder ein wenig erholt hatte und sich auch in Bauchlage problemlos beatmen ließ, nickte er den Unfallchirurgen zu: „Ok, dann mal los!“ sagte er und der eröffnete nun mit einem Schnitt direkt über der Ferse Ben´s Unterschenkel. Zuvor hatte man-noch in Rückenlage- eine Blutleere angebracht, das bedeutete, dass der OP-Pfleger das Bein mit Gummibinden straff bis zum Oberschenkel ausgewickelt hatte, um möglichst viel Blut daraus Richtung Körpermitte zu befördern. Dann hatte man eine große Blutdruckmanschette über den Oberschenkel gelegt und die straff auf 300 mm/Hg aufgepumpt. Die Gummibinden wurden danach wieder entfernt und Ben dann umgedreht. So hatte man den Vorteil, ohne Blutung und sauber operieren zu können, was man bei Eingriffen an den Extremitäten immer bevorzugte. Ben´s Bein war bis zum Knie desinfiziert und in grüne Tücher gehüllt und nun begann der Chirurg die beiden gerissenen Sehnenenden zu suchen, um sie mit einer sogenannten Z-Plastik, wieder zusammenzunähen. So versuchte man die sonst sehr straffe Sehne ein wenig zu verlängern. Das untere Teil war sofort gefunden, aber nachdem seit dem Sehnenabriss nun schon mehrere Tage vergangen waren, hatte sich das andere Ende bis weit in die Wade hinauf zurückgezogen. Aber endlich war auch das geschafft und der Operateur ordnete nach dem Verschluss der Hautnaht und dem Öffnen der Blutleere noch einen Gips in Spitzfußstellung an, um die empfindliche, frisch vernähte Sehne zu entlasten.

    Inzwischen waren seit OP-Beginn sechs Stunden vergangen. Die Urologen hatten wesentlich länger gebraucht, als geplant und alle Beteiligten im OP wären nun froh, wenn sich die Operation endlich dem Ende zuneigen würde. Ein Teil des Personals hatte rotierend Pause gemacht und war zwischendurch abgelöst worden, aber der Anästhesist und die instrumentierende Schwester hatten darauf verzichtet. Man hatte zwischendurch mal ein paar Schluck getrunken, aber das wars auch gewesen. Nun nahm man zuletzt noch die grünen Tücher von Ben´s Rücken und der Chirurg begann die eiternden und immer noch mit Salbe verklebten Peitschen-und Brandwunden zu reinigen. Teilweise musste er sie mit einem scharfen Löffel auskratzen und abgestorbenes Gewebe entfernen, aber das würde nur heilen, wenn der Eiter und die Nekrosen abgetragen waren. Doch endlich war auch das geschafft und nun drehte man Ben wieder zurück, um ihm noch eine Ernährungssonde durch die Nase zu legen und ihn dann aufwachen zu lassen.

    Die drei Urologen gingen ihrer Arbeit nach und auch sie waren erschüttert, welch schwere, schmerzhafte Verletzungen ihrem Patienten zugefügt worden waren. Gott sei Dank gelang es ihnen, mit vielen Drainagen, Spülungen und einem Schienungskatheter die Situation zu verbessern. „Jetzt können wir nur hoffen, dass das Antibiotikum greift und die Wunden abheilen. Inzwischen bin ich mir wegen der Zeugungsfähigkeit gar nicht mehr so sicher-da darf jetzt echt nichts schiefgehen!“ erklärte der leitende Operateur, denn die Verletzungen hatten sich intraoperativ als schwerwiegender herausgestellt, als sie vorher erwartet hatten. Allerdings hätte auch ein um wenige Stunden vorgezogener OP-Beginn die Problematik nicht verändert. „Bis sich was tut, müssen die Wunden jetzt täglich gespült werden, was mit Sicherheit nicht angenehm werden wird!“ kündigte der Operateur an und der Narkosearzt nickte. Er würde das auf seinem Protokoll vermerken und es dann auch auf die Intensiv so weitermelden. Mitleidig blickte er auf seinen jungen, normalerweise sicher gutaussehenden Patienten, der aber gerade durch die Kieferfraktur und die Spuren der Misshandlungen sehr verschwollen war. Der hatte Furchtbares hinter sich, aber bis er wieder ganz gesund wäre, würde es noch einen weiten Weg bedeuten. Mehrere gepolsterte Verbände beendeten diesen Eingriff und der OP-Pfleger baute nun den Tisch wieder in umgekehrter Reihenfolge um.

    Der Unfallchirurg war auch schon verständigt und als er kam, widmete er sich erst einmal den Verletzungen, die noch nicht versorgt waren, auf der Vorderseite. Um die Flächen desinfizieren zu können, hatte man die ganzen Pflaster von den Schnittwunden entfernt. Die sahen gut aus, denn die waren zeitnah, ordnungsgemäß genäht worden. Anders sah es mit den Verbrennungen aus. Der überwiegende Teil dieser Verletzungen war zwar oberflächlich, aber die mittig auf der Brust liegende Brandwunde war drittgradig mit schweren Gewebeschäden bis in die Tiefe. „Ich vermute, die anderen Wunden werden ohne Narben abheilen, aber diese Verbrennung geht dermaßen in die Tiefe, dass die Muskelschicht und sogar die Knochenhaut des Brustbeins in Mitleidenschaft gezogen sind!“ stellte er fest, als er die verkohlte Wunde Schicht um Schicht mit dem Skalpell abtrug.
    „Wir müssen eine Hauttransplantation vornehmen, sonst wächst das nie zu!“ erklärte er und trat mit seinem Assistenten zur Seite, dass der OP-Pfleger eine Stelle an Ben´s Oberschenkelvorderseite freilegen und desinfizieren konnte. Dann ließ er sich ein Dermatom-eine kleine Schneidemaschine von der OP-Schwester anreichen, mit der er einen Streifen Haut von da sozusagen abhobelte. Mit einer raffinierten Schnittführung des Geräts in der Wachstumsschicht würde an der Entnahmestelle die Haut wieder problemlos zuheilen und das entnommene Streifchen konnte man wie eine Art Gitter auseinanderziehen. Während der Assistent noch ein paar Kompressen auf die Entnahmestelle drückte, die ziemlich blutete, legte der Unfallchirurg die neue Haut auf die nun angefrischte Brandwunde, in der er das zerstörte Gewebe so weit abgetragen hatte, bis gut durchblutetes Fleisch sichtbar war. Ein feuchter, steriler Wundverband hielt das Transplantat an seinem Ort und nachdem die Vorderseite verbunden war, würde man Ben nun auf den Bauch drehen, um die gerissene Achillessehne nähen zu können.

    Der Anästhesist sah ein wenig sorgenvoll auf seine Uhr. Sie operierten nun schon knapp vier Stunden und die lange Narkosedauer begann seinen Patienten ganz schön mitzunehmen. Obwohl er viel Volumen bekam, hatte man immer wieder das Noradrenalin steigern müssen, die Herzfrequenz schwankte und insgesamt ging es Ben nicht gut. Man nahm ihm intraoperativ Blut ab, um Mangelversorgungen erkennen zu können und glich die beginnende Übersäuerung seines Organismus mit Natriumbikarbonat aus. „Können wir noch fertig machen?“ fragte der Operateur und der Anästhesist nickte zögernd. „Wenn ihr es unter einer Stunde schafft, dann können wir´s wagen!“ sagte er und der Chirurg bemerkte: „Wir werden uns Mühe geben!“

    Semir und die Chefin waren inzwischen am Polizeirevier angekommen. Nacheinander verhörten sie die jungen Männer, aber Florian Tewett würden sie sich bis zum Schluss aufheben. Vielleicht hatten die anderen dann schon etwas verraten, mit dem man ihn konfrontieren konnte. Wie sie sich schon gedacht hatten, waren die Freaks nach einer Nacht in der Zelle, alleine und ohne Unterstützung ihrer Freunde und außerdem ohne den Einfluss bewusstseinserweiternder Drogen sehr unkompliziert und mitteilungsbedürftig. Ausnahmslos beteuerten sie, dass sie von Florian angestiftet worden seien, ein kleines Video zu drehen. Das wäre aber alles nur Spaß gewesen und sie hätten nie vorgehabt, ihrem Opfer in irgendeiner Weise zu schaden. Das sei ein tolles Spiel gewesen, in dem sich Fiktion und Realität vermischt hatten, sie wären sich gar nicht bewusst gewesen, dass sie dem Mann schaden könnten und so versuchten sie, sich von jeder Schuld frei zu waschen.

    Semir ließ sich vom Revierleiter die Handys der Verhafteten aushändigen. Die waren am Vorabend gleich von den SEK-Männern konfisziert worden und als Semir nun die Videos der Gewaltorgie anschaute, wären ihm beinahe die Tränen gekommen, als er sah, wie ausgeliefert, schwer verletzt und voller Angst Ben da auf dem Tisch festgebunden war, was er ja auch mit eigenen Augen hatte sehen können.
    In ihm stieg die Wut hoch und so zeigte er den Freaks nacheinander verschiedene Ausschnitte und herrschte sie an: „Ja genau, das war alles nur ein tolles Spiel, oder was? Mein Freund und Kollege wäre dabei fast draufgegangen, aber Hauptsache ihr hattet euren Spaß! Allerdings habt ihr jetzt die nächsten 10 Jahre im Knast Zeit, um darüber nachzudenken, was ihr verkehrt gemacht habt!“ gab er ihnen zu bedenken. Es war zwar höchst unwahrscheinlich, dass die Freaks eine dermaßen hohe Strafe bekommen würden, aber momentan genügte diese Ansage, um sie auskunftsfreudiger zu machen Nun in nüchternem Zustand, brach einer nach dem anderen zusammen und gab zu, angestiftet von Florian, bei einem Video mitgewirkt zu haben, das den Tod des Opfers wenigstens billigend in Kauf genommen hatte.
    Nachdem sie nun diese fünf Aussagen hatten, wurde Florian hereingeführt und als Semir dessen arrogantes Lächeln sah, wäre er am liebsten aufgesprungen und hätte ihn erst mal ordentlich geschüttelt. Aber nach einem warnenden Blick der Krüger beherrschte er sich und lehnte sich betont lässig in seinem Stuhl zurück. „Und nun zu ihnen Herr Tewett!“ begann er und Florian sah ihn spöttisch an.

    Ja, der Boss weiß, wie man seine Lakaien einschüchtert. Erst möchte er, dass Tanja zurückgebracht wird und dann wird jemand daran glauben-puh, der ist echt skrupellos, dieser Typ.
    Inzwischen sind unsere Helden mit Schubert am Polizeirevier angekommen und möchten Tanja abholen. Ob es den Bösen nochmals gelingt, das Mädchen zu kidnappen?

    Semir war zwar müde, aber eben auch entschlossen, die Menschen, die für Ben´s momentane Situation verantwortlich waren, zur Rechenschaft zu ziehen. Deshalb fuhr er erst einmal in die PASt, wo ihn Frau Krüger mit gerunzelter Stirn begutachtete. „Herr Gerkan, was wollen sie denn hier? Gestern Abend haben sie mir noch erklärt, dass sie sich jetzt Volllast um Ben kümmern wollen. Gerade jetzt, wo ich überhaupt nicht mit ihnen gerechnet habe, stehen sie vor mir und wollen einen Arbeitsauftrag!“ bemerkte sie ein wenig spitz. Semir musste erst einmal schlucken. Verdammt, er hatte Überstunden genug, um bis Weihnachten zuhause zu bleiben und er war auch nur deswegen in seiner Dienststelle erschienen, weil er Ben´s Fall klären wollte, wenn er im Augenblick schon nichts anderes tun konnte. Er beschloss, den eigentlich unnützen Kampf, aufzunehmen. „Frau Krüger, Ben wird gerade operiert. Die Eingriffe werden mehrere Stunden dauern und in dieser Zeit würde ich gerne mithelfen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen!“ sagte er wütend und als die Krüger die Stimmung ihres langjährigen Mitarbeiters und Vertreters wahrnahm, lenkte sie ein. „Herr Gerkan, wir sind alle miteinander gereizt und übernächtigt. Wollen sie mitkommen, wenn wir die Folterer, die sie und Hartmut festgesetzt haben, vernehmen?“ fragte sie und anstatt eine Antwort zu formulieren, war Semir schon aufgesprungen und stand abfahrtbereit in der Tür.

    „Na denn mal los!“ sagte er auffordernd und die Krüger erhob sich seufzend von ihrem Stuhl. „Sie wissen schon-wir müssen dazu in die Polizeidienststelle, die der Burg am Nächsten liegt?“ fragte sie und Semir nickte ungeduldig. „Ben´s OPs sind für mehrere Stunden geplant, ich denke, das könnten wir bis dahin schaffen!“ sagte er und wenig später saßen die beiden Beamten in Semir´s BMW und waren auf dem Weg zum Revier. Gut, dass Hartmut mal wieder an alles gedacht hatte und Semir´s Dienstfahrzeug jetzt vor der PASt geparkt war. Dort hingekommen war Semir nämlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, was er sonst ja strikt zu vermeiden versuchte, aber was sollte er machen-Andrea brauchte ihr Auto selber und hatte ihn nur kurz am Krankenhaus rausgelassen, als sie zur Arbeit fuhr.
    „Frau Krüger-wir müssen diese Freaks überführen, denn die hätten Ben, ohne mit der Wimper zu zucken, umgebracht!“ bläute Semir der Chefin ein, die wieder einmal begonnen hatte, sich am Sitz festzuhalten. Wenn Semir wütend war, fuhr er wie eine Sau, aber sie wäre die Letzte, ihm das gerade vorzuhalten!

    Im Operationssaal hatten inzwischen die Kieferchirurgen das Feld geräumt. Der Tisch wurde elektrisch gerade gestellt und die beschmutzten Tücher entfernt. Der Kieferchirurg mahnte seinen Kollegen noch an: „Hör mal, es wäre vermutlich sinnvoll, Herrn Jäger eine Ernährungssonde zu legen. Er wird die nächsten Tage Hunger haben, aber das Wenige, was er durch den verdrahteten Kiefer zu sich nehmen kann, wird nicht ausreichen!“ erklärte er und der Anästhesist nickte. Das hatte er eh schon vorgehabt, seinen Patienten die nächsten Tage via Sonde zu ernähren. Der war von der Gefangenschaft so ausgemergelt, ihm würde jede Kilokalorie gut tun!

    Die instrumentierende Schwester warf das spezielle Instrumentarium, das sie benutzt hatten, in einen Entsorgungscontainer. In diesem wurde es in die Zentralsterilisation gebracht und dort aufbereitet. Die Kittel und Abdecktücher waren Einmalmaterial und wurden einfach weggeworfen. Auf dem Sterilflur warteten auf Wägen die sterilen Instrumentencontainer, Kittel und sonstiges Einmalzubehör für die nächste, die urologische OP. Das hatten die Mitarbeiter dieses Saals hergerichtet, sobald sie von der OP-Planung erfahren hatten. So konnte man die Wechselzeiten möglichst kurz halten. Allerdings würde sich auch die instrumentierende Schwester für jede einzelne OP frisch waschen, denn gerade die MKG-Chirurgie und auch die Urologie waren so Grenzbereiche, in denen die Sterilität nie völlig einzuhalten war, so sehr man sich auch bemühte, einfach durch die Tatsache, dass der Mund nicht komplett desinfizierbar war und in der Urologie für die tieferen Regionen das Gleiche galt.

    Während die Schwester ihre Hände im Waschraum erneut chirurgisch desinfizierte, hatte der Springer, unterstützt von der Anästhesieschwester begonnen den Tisch umzubauen. Dazu schraubte er außen an das Mittelteil des Tischs Beinhalter an, denn die OP würde in sogenannter Steinschnittlage durchgeführt werden. Dann entfernte er den Gurt über Ben´s Oberschenkel und nahm die Knierolle heraus. Nun hielt die Narkoseschwester Ben´s erstes Bein, das nun sehr schwer war, da ja jeder Muskeltonus fehlte. Der OP-Pfleger kippte das erste gerade Beinteil des Operationstisches ab und nahm es aus der Führung, um es dann wegzustellen. Man würde es für die nächste Operation wieder brauchen und außerdem war es üblich, außer für Kaiserschnitte, in denen es um jede Minute ging, die Patienten nicht in dieser, psychisch doch belastenden Position, einschlafen und aufwachen zu lassen. Nun wurde das Bein in den Beinhalter gelegt und locker festgemacht, damit es nicht herunterfiel und dann folgte das andere Bein. Der OP-Pfleger zog Ben noch ein wenig nach unten, damit er genau an der Kante lag und brachte oben am Tisch zwei Schulterstützen an, damit er nicht nach oben rutschte, wenn man den Tisch kippte. Nun wurden die Beine in den ebenfalls verstellbaren Beinhaltern noch exakt gelagert und dann mit Klett festgemacht. Nachdem der schlafende Patient ja nicht sagen konnte, wo etwas drückte, war das eine Wissenschaft für sich, denn eine falsche Lagerung, oder ungenügende Polsterung konnte Nervenschäden hervorrufen. Sogar Gelenke waren so schon ausgekugelt worden, darum war auch diese Tätigkeit standardisiert und von großer Wichtigkeit.
    Als der Pfleger nun mit seiner Arbeit zufrieden war, begann er, unterstützt von der Anästhesieschwester, der instrumentierenden Schwester die Einmalverpackungen aufzureißen, damit die ihren Steriltisch wieder vorbereiten konnte. Die Urologen hatten sich inzwischen ebenfalls zu waschen begonnen und so begann die nächste Operation, die gerade für einen so jungen Mann von großer Wichtigkeit war.

    Im OP hatte inzwischen der sogenannte Springer, also die unsterile Pflegefachkraft begonnen, Ben für die erste Operation am Kiefer, die in halbsitzender Position vorgenommen wurde, zu lagern. Unter seine Knie kam eine bequeme Rolle und am Oberschenkel wurde eine neutrale Klebeelektrode angebracht. Man schaute, dass alle Gelenke frei beweglich waren und legte auch unter die beiden Arme Polster, damit es da keine Druckstellen gab. Der Pfleger kontrollierte den festen Sitz der gepolsterten Handfesseln und legte dann über Ben´s Oberschenkel einen breiten Gurt. Es kam nicht vor, dass während der Operation jemand unkontrolliert aufwachte, aber gerade weil man den OP-Tisch oft in alle Richtungen kippen musste, damit der Operateur besser hinkam, bestand sonst die Gefahr, dass ein Patient herunterfiel und sich schwer verletzte. Also hatte es mehr haftungsrechtliche Gründe, als alles andere, diese Fixierung.

    Als die Lagerung perfekt war, breitete der Pfleger die grünen Tücher, die er vorübergehend weggenommen hatte, wieder über seinen Patienten. Um Ben´s Haare wurde über die Papierhaube noch ein saugfähiges Tuch geschlungen, denn häufig lief bei den, doch recht blutigen Kieferoperationen, Sekret und Blut herunter und war danach schwierig zu entfernen. Der Assistenzarzt öffnete nun noch Ben´s Mund-jetzt war das wenigstens teilweise möglich, weil die Muskulatur schlaff war und kein Schmerz mehr die Bewegung einschränkte und machte mit einem Reinigungsgerät, ähnlich einer elektrischen Munddusche Ben´s Zähne sauber, während das auslaufende Schmutzwasser gleich von einem eingehängten Sauger entfernt wurde. Das machte man, um eine Keimverminderung zu haben. Die Mundhöhle war nie komplett desinfizierbar und Kieferoperationen hatten immer ein hohes Infektionsrisiko, denn einerseits musste eine Knochenop eigentlich hochsteril ablaufen, aber durch die Lokalisation war das unmöglich. Man gab deswegen immer prophylaktisch Antibiotika und weil der Kopf ja gut durchblutet war, heilte es meist doch relativ gut.
    Nun spülte der Assistent die Mundhöhle noch mehrmals mit einer aseptischen Lösung aus, entfernte dann den Sauger und ging sich steril waschen. Der Operateur und der andere Assistent waren inzwischen fertig und kamen nun in den Operationsraum, wo die instrumentierende, steril gewaschene und angezogene Schwester ihnen die grünen Einmalkittel mit der wasserabweisenden Vorderseite und sterile Handschuhe anzog.
    Die Anästhesieschwester hatte während der Vorbereitungen den Transportmonitor abgebaut und die Elektrodenkleber mit der Überwachungseinheit des Narkosegeräts verbunden. Das transportable Beatmungsgerät stellte man ebenfalls zur Seite und nun wurde Ben zur Narkoseführung mit einem Inhalationsnarkotika-Sauerstoffgemisch über das Narkosegerät beatmet.

    Der Operateur deckte Ben komplett mit sterilen Tüchern ab, nur der Mund schaute heraus. An einem Bildschirm über dem OP-Tisch wurden die Röntgenbilder aufgerufen und der Assistent griff schon zu Mundhaken und öffnete Ben´s Mund, während der Operateur seine Kaltlichtlampe auf seinem Kopf, einstecken liess. Mit einem Skalpell wurde ein großer Schnitt im Zahnfleisch unterhalb der Unterkieferzahnreihe gemacht und der Assistent und der Operateur begannen gleich mit der elektrischen Blutstillung. Einer saugte und als wenig später der zweite Assistent noch seinen Platz einnahm, schafften die drei routinierten Kieferoperateure Hand-in Hand. Man schob mit stumpfen Elevatoren die Schleimhaut ab und konnte wenig später die gebrochenen Plattenknochen des Unterkiefers erkennen. Der Operateur richtete die drei Frakturen von Hand ein und ließ sich dann eine Titanplatte anreichen. Die wurde mit selbstschneidenden Schrauben und einem luftdruckgetriebenen sterilen Schrauber in den Kieferknochen eingeschraubt. Als das erste Bruchende fixiert war, verfuhr man mit dem nächsten genauso und zum Schluss auch noch mit dem dritten Fragment. Immer wieder testete der Operateur den korrekten Biss und die Beweglichkeit des Unterkiefers, indem er die Zähne aufeinander hin-und herbewegte. Insgesamt hatte Ben nun drei Titanplatten und 12 Schrauben im Kiefer, die in sechs bis zwölf Monaten wieder entfernt werden würden.
    Trotz elektrischer Blutstillung war ziemlich viel Blut geflossen, aber das war bei diesen Operationen einfach nicht zu verhindern. Der Operateur und seine Assistenten vernähten noch die Schleimhaut und außer einer Reihe Fäden war nun von der ganzen Operation nichts mehr zu sehen. Die Zähne waren Gott sei Dank alle fest geblieben. Zuletzt spülte man den Mund noch gründlich aus und während der Operateur noch das Unter-am Oberkiefer mit einer Metallcerclage zur Ruhigstellung locker befestigte, hatte die Anästhesieschwester schon das nächste OP-Team, die drei Urologen, telefonisch verständigt.

    Der Narkosearzt, der Ben in einer tiefen Narkose gehalten hatte, sah auf die Uhr und markierte zusätzlich noch am Narkoseprotokoll das OP-Ende des ersten Eingriffs. Siebzig Minuten, nicht schlecht!“ sagte er anerkennend, denn die MKG-Chirurgen hatten wirklich zügig gearbeitet. Momentan fuhr er jetzt eine flache Narkose, denn die Vorbereitung und Lagerung zur nächsten OP würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, aber nicht belastend und schmerzhaft für seinen Patienten sein, was sich während des Eingriffs dann aber schnell ändern würde.

    Sarah hatte voller Wehmut beobachtet, wie Ben in den OP gefahren wurde. Rein theoretisch hätte sie sich einschleusen und zusehen können, aber sie verzichtete lieber darauf. Ben hätte nichts davon und sie würde sich dem Gespött der Kollegen aussetzen, wenn ihr dann vielleicht schlecht wurde, oder sie sogar umkippte. Sie ging deshalb langsam zur Station zurück und überlegte, was sie jetzt machen sollte, als ihr Semir über den Weg lief, der gerade nach einer kurzen Nacht wiedergekommen war, um seinen Freund zu besuchen. „Semir, er ist gerade im OP und weil ja mehrere Eingriffe vorgenommen werden müssen, rechnen die Ärzte mit einer Operationsdauer von etwa fünf Stunden. Wir können derweil auch gar nichts machen, was ihm irgendwas bringt. Ich glaube, ich gehe in mein Appartement und lege mich noch ein wenig hin. Ich werde meine Kollegen bitten, mich zu verständigen, wenn sich die OP dem Ende zuneigt. Ich rufe dich dann an, dann können wir dabei sein, wenn er aufwacht!“ sagte sie zu Semir, der zustimmend nickte. „Hoffentlich geht Alles gut und die können ihm helfen!“ hoffte Semir und Sarah sagte leise: „Nichts sehnlicher wünsche ich mir auch!“ und damit verließen sie, nachdem Sarah ihre Kollegen auf der Station noch gebeten hatte, anzurufen, wenn sie am PC das Operationsende absehen konnten, gemeinsam das Krankenhaus.

    So-ihr dürft jetzt alle Cobra schauen und ich muss in den Nachtdienst-heul! Habe mir überlegt, die erste Hälfte zu gucken, aber dann bin ich glaube ich mit den Gedanken nicht mehr bei der Arbeit, wenn ich nicht weiß, wie´s rausgeht. Obwohl man ja eigentlich schon denkt zu wissen, wie die Folge endet, bleibt-zumindest bei mir-immer noch ein kleiner Rest Unsicherheit-und wenn sie die Figur Ben Jäger jetzt doch sterben lassen? ;(
    In einer Stunde seid ihr alle klüger-nur ich muss mich noch bis morgen früh gedulden-allen viel Spaß!
    Ob man jetzt Tom Beck-Fan ist oder nicht, auf jeden Fall geht wieder eine Aera zu Ende und solange man nicht weiß, wie sich Vinzenz Kiefer macht, darf man doch ein wenig traurig sein, wobei die Facebookkommentare echt teilweise ne Lachnummer sind, da muss ich dir völlig zustimmen, Cobra11!

    Oh verdammt, jetzt ist der Zugriff doch ziemlich schief gegangen. Die Handlanger sind zwar verhaftet, aber die beiden Haupttäter sind mit Semir als Geisel nach erfolgreichem Deal wieder auf der Flucht. Auch Tom kann nichts ausrichten und nun schaut es böse aus für Semir. Bitte sofort die Verfolgung aufnehmen, nicht blöd rumstehen Leute!

    André geht zu Andrea, die natürlich völlig fertig ist. Anscheinend ist es sehr wichtig für ihn, dass die ihm glaubt, dass er mit Semir´s Verschwinden nichts zu tun hat.
    Allerdings liegt der Grund dafür wohl wirklich in der Vergangenheit und ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Puzzleteile zusammenfügen.
    André kam gerade sehr glaubwürdig rüber, ich bin geneigt, ihm seine Version abzunehmen. Das einzige, was er nicht bedacht hat, war die Loyalität und Freundschaft Semir´s über den Tod hinaus-er dachte wirklich, er wäre vergessen!
    Hoffentlich schafft er es mit der privaten Waffe Semir´s, die ja dazu noch Symbolcharakter hat, seinen Freund zu finden und zu befreien-am besten zusammen mit Ben!

    Übrigens hoffe ich schwer, dass Andrea auf der Couch liegt und nicht auf nem Coach- nem Trainer-wüsste nämlich nicht, was der in Andrea´s Wohnzimmer zu suchen hätte, Campino! ;)

    Ben war inzwischen auf dem, mit einer Gelauflage gepolsterten und mit grünen Tüchern abgedeckten OP-Tisch angelangt. Drei grün vermummte Menschen standen um ihn herum und eine Schwester deckte ihn sofort mit angewärmten grünen Tüchern zu. Unter seinen Kopf kam ein dicker Silikonring als Kopfkissen und alle waren sehr ruhig und nett zu ihm. Jetzt erkannte er auch den einen grauhaarigen Arzt an der Stimme, der morgens bei der Visite dabei gewesen war. Ben war anzusehen, wie viel Angst er vor dem hatte, was nun auf ihn zukam. Ihm schwirrte noch der Kopf, was die verschiedenen Assistenzärzte ihm vorher erzählt hatten, was alles passieren könnte, von Nachblutungen, über Wundheilungsstörungen, unmöglichen Intubationen und Luftröhrenschnitten, er wollte gar nicht darüber nachdenken. Als man den Monitor und die ganzen Geräte und Schläuche, die er mitgebracht hatte am OP-Tisch vorübergehend angebracht hatte, rollte man ihn über einen langen Flur in die Einleitung, die gemeinsam mit der Ausleitung jeden OP komplettierte. Dort standen schon einige Geräte bereit, die die Narkoseeinleitung erleichtern konnten und auch alles für den Notfall. Ben sah sich voller Angst um-alles war aus glänzendem Edelstahl, die Wände grün gefliest und nur auf einem Tischchen war auf einem grünen Tuch alles zum Intubieren hergerichtet. Seine Hände wurden am Tisch festgemacht, damit die nicht herunterfielen, wenn er erschlaffte und das Noradrenalin stellte man gleich höher, um die blutdrucksenkende Wirkung der Narkosemittel auszugleichen. Das Kopfteil des Tisches wurde hochgefahren, so dass Ben in einer halbsitzenden Position war. In seiner Nase steckte eine Sauerstoffsonde und man drehte das O2 hoch, um ihm da möglichst viel zukommen zu lassen.

    Der ältere Arzt, dem man die Besonnenheit und Erfahrung ansah, warf einen Blick zur Schwester, die nochmal ihre vorbereiteten Dinge musterte und als sie nickte und auch gleich das Kaltlicht für´s Bronchoskop einschaltete, damit das sofort betriebsbereit war, sagte er zu Ben, dem das Herz vor Aufregung jetzt bis zum Hals schlug: „Herr Jäger, sie müssen keine Angst haben. Sie dürfen jetzt gleich schlafen und wenn sie wieder aufwachen, haben sie die ganzen Operationen überstanden. Ich werde gut auf sie aufpassen!“ Nun nickte er der Schwester zu und die begann gleich damit, nacheinander die Narkosemittel in den ZVK zu spritzen. Als erstes kam das Opiat und Ben merkte, wie ihm warm wurde, dann folgte das Propofol und bevor er noch irgendetwas sagen konnte, fielen ihm die Augen zu und er war, mit einem letzten Gedanken an Sarah, eingeschlafen.

    Als das Muskelrelaxans zu wirken begann und Ben völlig erschlaffte, griff der Arzt zum Tubus, den man statt auf einen Führungsstab, aufs Bronchoskop aufgefädelt hatte. Nun musste es schnell gehen, denn Ben hatte keinerlei Eigenatmung mehr und durch den gebrochenen, verschobenen Kiefer konnte man ihn auch nicht durch Maskenbeatmung, wie sonst üblich, mit Sauerstoff versorgen. Die Sättigung, die durch einen Fingerclip mit Infrarot gemessen wurde, zeigte 93% an, das war in Ordnung, aber man hatte keinen Puffer, wie normalerweise, wo man die Patienten erst auf 100% aufsättigte. Der Arzt führte mit seinen behandschuhten Händen den eingegelten Tubus durch Ben´s eines Nasenloch ein und schob ihn unter Sicht, vorbei an den ganzen Nasenmuscheln, zum Rachen. Er musste durch das Bronchoskop saugen, denn blutiger Schleim versperrte den Weg. Erst wollte der Tubus nicht um die Kurve gleiten, aber als der Arzt nun die Spitze des Bronchoskops mit einem Schalter ein wenig bog, kam plötzlich der Kehlkopf in Sicht. Es waren zwei Löcher zu sehen, das eine, das der Speiseröhreneingang war und das andere, wo die Stimmlippen den Weg zur Lunge wiesen. Vorsichtig manövrierte der Arzt den Tubus durch das verschwollene Gewebe und schob ihn durch die Stimmritze in die Luftröhre. Die Sättigung hatte inzwischen zu alarmieren begonnen, sie war auf 88% gefallen, aber das beantwortete momentan niemand, zu aufregend war die Situation. Die Schwester hatte eine luftgefüllte Spritze parat und blockte nun den Ballon des hellblauen, besonders weichen Endotrachealtubus, hinter den Stimmbändern. Der Arzt zog vorsichtig das Endoskop heraus und steckte sofort den Beatmungsbeutel auf, der schon mit einem Sauerstoffanschluss versehen, auf seinen Einsatz wartete. Während er mehrmals daraufdrückte und Ben so beatmete, hörte er mit dem Stethoskop auf die Lunge.

    „Beide Lungenflügel sind gleichmäßig belüftet!“ sagte er dann mit einem Lächeln und nun verklebte die Schwester den Tubus gut, damit der nicht mehr verrutschen konnte. Man optimierte den sogenannten Cuffdruck, also den Druck mit dem der luftgefüllte Ballon in der Trachea gehalten wurde, denn wenn der zu niedrig war, blies Luft seitlich vorbei und was noch schlimmer war-Blut, Speichel und Spülflüssigkeit könnten dann in die Lunge laufen, war der aber zu hoch, konnte es Druckgeschwüre in der Luftröhre geben und das war auch nicht wünschenswert. Also prüfte man mit dem Cuffwächter, einem kleinen Manometer, den Luftdruck und optimierte den Wert. Der Mund-Kiefer- und Gesichtschirurg, der vom OP aus gespannt mit seinen beiden Assistenten durch die halbgeöffnete Schiebetüre beobachtet hatte, ob die Intubation klappte, ging nun mit einem der Assistenten in den Waschraum, um mit der chirurgischen Händedesinfektion zu beginnen. Der zweite Assistent würde noch beim Lagern helfen und sich erst danach waschen.
    Während statt dem Ambubeutel nun ein kleines Beatmungsgerät Ben´s Sauerstoffversorgung sicherstellte, schob man den OP-Tisch auf seiner Lafette in den Saal und arretierte ihn auf der OP-Säule, die in der Mitte des Raumes stand. Man konnte elektrisch den Tisch in alle Richtungen verstellen und nun begann der nächste Schritt: Die Lagerung zur ersten OP.

    Der Anwalt war in den frühen Morgenstunden bei den Tewetts zuhause eingetroffen. Tewett senior erwartete ihn schon in seiner Bibliothek. Er hatte sich kurz hingelegt, war aber zu aufgeregt gewesen, um schlafen zu können und hatte ungeduldig auf einen Anruf seines Anwalts gewartet. Seine Frau, die von der ganzen Situation wenig mitbekommen hatte, denn sie war auf einer Charityveranstaltung in Köln gewesen und erst recht spät, ziemlich angeschickert, vom Chauffeur nach Hause gebracht worden, lag leise schnarchend im Bett und Tewett beschloss zum wiederholten Mal, nun auf getrennten Schlafzimmern zu bestehen. Die Alkoholexzesse seiner Frau wurden immer häufiger und er fand schon den Geruch im luxuriösen Schlafzimmer einfach widerlich. Deshalb hatte er einen Bademantel über den Pyjama gezogen und wartete unruhig darauf, dass sein Vertrauter eintraf.
    Der ließ sich mit ernstem Gesichtsausdruck in einen Sessel fallen und sagte: „Es sieht schlecht aus!“ und Tewett sah ihn daraufhin fragend an. „Florian hat mir genau erzählt, was abgelaufen ist, aber so wie´s aussieht wurden sie sozusagen in flagranti ertappt. Der Polizist lebt und Florian ist irgendwie auch nicht ganz bei sich. Er hat etwas von einem Hadeswächter geschwafelt, der sie zu Satan führen wollte. Ich habe veranlasst, dass den Jungs Blut abgenommen wird und sie eine Urinprobe abgeben. Dann haben wir zwar den Drogenkonsum, der zweifelsfrei vorgelegen hat, in der Anklage, aber damit können wir auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Mehr wird leider nicht möglich sein, ich glaube nicht, dass ich es schaffe, den Jungen frei zu bekommen!“ erklärte er.
    „Allerdings werde ich versuchen alle Videoaufnahmen als unzulässige Beweismittel darzustellen und wenn das Opfer nun noch auf eine Aussage verzichten würde, dann könnten wir auf ein mildes Urteil hoffen. Ich würde vorschlagen, wir bieten dem Polizisten Geld, viel Geld, dann wird der schon vergessen, was Florian ihm angetan hat!“ erklärte er Tewett seine Strategie. „Finde raus, wo der Polizist liegt und geh´ zu ihm. Biete ihm, was du für notwendig hältst-das funktioniert doch in den meisten Fällen. Vielleicht könnte er sogar aussagen, dass die Spielchen einvernehmlich stattgefunden haben, dann wäre Florian aus dem Schneider!“ überlegte Tewett und nun erhob sich der Anwalt mit einem Lächeln. „Gut, so machen wir das, schlaf gut und ich melde mich bei dir, sobald ich was weiß!“ sagte er und fuhr dann nach Hause, um noch ein paar Stündchen Schlaf zu bekommen, bevor er vor Gericht als Verteidiger in einem anderen Fall erscheinen musste.

    Puh-gerade habe ich mich gefreut, dass Tanja wieder frei ist und Semir und Ben zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können, wenn sie beim Polizeirevier vorsprechen, da erteilt der Boss seinen eingeschüchterten Handlangern den Auftrag, Tanja zurückzuholen-hoffentlich gelingt das nicht! Aber ich baue jetzt einfach drauf, dass Semir und Ben schneller sind und dann das arme Mädchen beschützen!

    Na endlich-Tanja darf ihren Vater anrufen-ich würde gern dessen Gesicht sehen, wenn der die Stimme seiner Tochter hört!

    Max wird derweil in seinem Gefängnis von den anderen Mitarbeitern vom Boss besucht-na ja, Besuch ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck...
    Allerdings haben sie nicht lange das Vergnügen zu klönen, sondern Max wird von Jim zum Boss gebracht, der an ihm ein Exempel statuiert. Äh Smarty-und wie sieht´s mit den ganzen Folterscheinen aus? Hat das hoffentlich auch alles seine Richtigkeit?