Beiträge von susan

    Puhh, war das spannend. Ich war atemloser Zeuge bei einem mitreissenden Zweikampf.
    Was mich überrascht hat: Becker hat, genauso wie Kevin, eine persönliche Intention für die Rache. Klar, sonst tut man so was ja auch nicht! Eigentlich wäre es fast eine Pattsituation, allerdings hat Becker Kevins Schwester, die wohl nur ein Zufallsopfer war, brutal vergewaltigt und ermordet, während Kevin Beckers Bruder wohl bei einem Boxkampf getötet hat, wofür er aber eigentlich nichts konnte.
    Während Becker sogar seinen Gefängnisaufenthalt kalkuliert hat, will Kevin die finale Rache und sich anschließend selber umbringen-nur Hilferufe halten ihn im Moment noch ab. Bin sehr gespannt, wer der Rufer ist-ich tippe auch auf Ben-und hoffe, Kevin macht keinen Blödsinn, ich habe ihn nämlich ins Herz geschlossen und hoffe noch auf viele weitere Geschichten von dir, Campino, mit ihm als Protagonisten!

    Ben hatte die unangenehme Prozedur hinter sich. Leider war ihm auf dem Topf kein Erfolg beschieden gewesen und sein Bauch drückte und spannte nun fürchterlich. Der erste Magensondenbeutel war noch mit Magensaft und Sondenkostgemisch gefüllt gewesen. Man hatte ihn gegen einen frischen ausgetauscht und nun lief dort immer wieder im Schwall grünes, atonisches Magen-und Dünndarmsekret hinein. Das Schlechtsein vom vollen Magen war nun einer beständigen Übelkeit gewichen, die Ben schier in den Wahnsinn trieb. Der Arzt war noch gekommen und hatte auf den Bauch gehört, aber nach wie vor war dort nur ein müdes Plätschern zu hören. „Spätestens morgen müssen wir den Darm wieder zum Arbeiten bringen, sonst besteht die Gefahr einer Durchwanderungsperitonitis!“ erklärte er Sarah, die nach Ben´s vergeblichen Bemühungen von ihrer Kollegin wieder hereingeholt worden war. Sie war sehr unsicher gewesen, wie sie sich verhalten sollte, aber als sie eine andere Kollegin deshalb um Rat fragte, sagte die einfach: „Sarah, überleg doch mal. Wenn du in der Situation deines Freundes wärst-würdest du wollen, dass er dir beim Toilettengang zusieht?“ und Sarah musste den Kopf schütteln. Stimmt, auch wenn das bei der Arbeit mit ihren Patienten das tägliche Brot war, auch wenn es ihr persönlich nichts ausgemacht hätte, aber sie konnte nachvollziehen, dass es für Ben vielleicht so besser gewesen war. So holte sie einen feuchten Waschlappen, wusch ihm die fieberheiße Stirn ab und machte sich auf eine lange Nacht gefasst. In diesem Zustand würde sie Ben nicht alleine lassen. Die Nachtschwester hatte ein Einsehen und schob ihr einen Mobilisationsstuhl, den man flachstellen konnte, mit einer Zudecke herein. „Damit du dich auch ein wenig ausruhen kannst!“ bemerkte sie dazu und so legte sich Sarah ganz nah zu Ben, hielt seine Hand und hoffte mit ihm gemeinsam, dass er doch ein wenig schlafen könnte.

    Hartmut war inzwischen mit seiner Nobelkarosse vor der Flora und dem Zoo in Köln-Riehl angekommen. Untertags wurde das Parkverbot dort streng überwacht, aber jetzt standen da bereits etwa 10 Fahrzeuge der oberen Mittelklasse. Abends war der Zoo geschlossen und so wurde auch die Einhaltung der Vorschriften nicht so eng gesehen. Am Eingang zum botanischen Garten stand ein Mann in der Kleidung eines mittelalterlichen Dienstboten in Sackleinen. Er sprang zu Hartmuts Fahrzeug, öffnete die Fahrertür und bat mit einer tiefen Verbeugung den verkleideten Mann auszusteigen. Der hievte sich aus den tiefen Sitzen des Wagens, setzte seine Narrenkappe auf, damit Semir und die Chefin, die ihm im Abstand gefolgt waren und in einiger Entfernung mit dem BMW standen, auch etwas mitbekamen und wurde nun gefragt: „Was ist dein Begehr, werter Herr?“ und er antwortete huldvoll: „Ich bin Ron Weasley und habe eine Einladung für den heutigen Abend!“ Der andere Mann nickte: „Möge er mir bitte folgen, die Verhandlung wird bald beginnen!“ und damit ging er voraus zum Pförtnerhaus. Dort war ein Raum, der von jedermann für kulturelle Veranstaltungen im kleinen Rahmen gemietet werden konnte, in dem sich etwa 15 Personen in historischer Kleidung befanden. Man hatte ein paar Stühle aufgestellt und vorne einen kleinen Platz wie eine Art Bühne freigelassen. Hartmut sah, wie ihn viele Augen unverhohlen musterten, es waren Männer und Frauen. Für ihn war nicht erkennbar, wer Gäste und wer Veranstalter waren und nachdem der Mann, der ihn hereingeführt hatte sich anschickte, wieder zu gehen, stieß Hartmut wie zufällig sein nobles Portemonnaie, ein edles Stück, das ebenfalls die Chefin aufgetrieben hatte, aus seiner Tasche, das lautlos zu Boden fiel. Während er sich umwandte und sich scheinbar interessiert die Räumlichkeiten besah, konnte er aus den Augenwinkeln erkennen, dass sich der Mann flink bückte und die lederne Börse geschickt unter seiner Kleidung verbarg und den Raum verließ.

    Draußen waren sechs Polizeibeamte in Zivil unterwegs, darunter auch Jenni und Bonrath, die als Spaziergänger oder späte Heimkehrer aus der U-Bahnstation kamen. Sie waren untereinander mit Funk verbunden und observierten aus der Entfernung das Pförtnerhaus.
    Wenig später wurde das Licht gelöscht. Ein gutaussehender Mann, der sich zuvor unters Volk gemischt und belanglose Worte mit einigen anderen Gästen gewechselt hatte, trat vor und sagte: „Wir haben uns für den heutigen Abend eine kleine Gerichtsverhandlung ausgedacht. Unsere beiden Akteurinnen wurden am Markt beim Diebstahl von Kleidung ertappt, wir werden sie befragen und uns danach eine nette Strafe ausdenken!“ und damit begann auch schon die Vorstellung. Ein Mann in Richterrobe nahm Platz, ein anderer verlas die Anklageschrift und zwei hübsche junge Frauen in abgerissener, mittelalterlicher Kleidung waren die „Angeklagten“. Nachdem sie sich weigerten zu gestehen, kamen sie miteinander, einander gegenüber, in eine doppelte Schandgeige und warfen sich erst gegenseitig böse Worte an den Kopf, um zum Schluss ihre Übeltaten zu gestehen.
    Semir und die Chefin lauschten von draußen den Worten, die durchs Mikrophon klar und deutlich zu verstehen waren. Hartmut war sozusagen Gast bei einer kleinen Theatervorstellung, die passenden Bilder dazu konnte man sich denken, aber bisher war noch nichts Schlimmes geschehen.
    Als ein Aufschrei ertönte und ein Raune durch die Menge ging, war Semir schon auf dem Sprung, um notfalls mit gezogener Waffe ins Pförtnerhaus zu stürmen, aber Hartmut, der sich sowas schon gedacht hatte, wandte sich an seine Sitznachbarin: „Die spielen dieses mittelalterliche Stück super, nicht wahr?“ fragte er sie und die warf ihm einen fragenden Blick zu. Semir atmete erleichtert aus, damit hatte Hartmut klar gemacht, dass keine Gefahr bestand. Sie hatten ein paar Schlüsselworte ausgemacht, wenn Hartmut Hilfe brauchte, aber keines davon war gefallen.
    Die beiden Akteurinnen wurden nun dem Volk zur Bestrafung ausgeliefert, man band sie an zwei Pfähle, die aber, wie Hartmut feststellte, nur einfach so dastanden, den Frauen geschah in Wirklichkeit nichts. Man riss ihnen das Kleid vorne auf und nun kam Bewegung in die Zuschauermenge. Während das Licht grell auf die beiden jungen Frauen leuchtete, gingen Körbe mit weichen Tomaten und anderem Gemüse herum und die Gäste bewarfen nun voller Ernst die beiden Frauen mit dem Mist. Die fluchten und spuckten, schrien Schimpfworte in die Menge und veranstalteten einen Mordsradau. Es war aber nichts wirklich Hartes oder Gefährliches bei den Wurfgeschossen, von denen sie getroffen wurden. Ein paar Tomaten zerplatzen und sie waren sehr besudelt, aber sonst unverletzt. Hartmut überlegte, was er tun sollte. Er fühlte Blicke auf sich ruhen, aber wenn er jetzt nicht auffallen wollte, musste er sich beteiligen. Zögernd griff auch er zu einer Tomate und warf sie so leicht, dass der jungen Frau auf gar keinen Fall etwas passieren konnte. Verwundert merkte er, mit wie viel Aggressivität die anderen Gäste dort agierten. Es flogen Schimpfworte durch die Luft, so dass Hartmut inwendig errötete und die manikürten Fingernägel manschten in altem Gemüse herum, sauten die ganze Räumlichkeit ein und alle außer ihm hatten anscheinend einen Mordsspaß. Allerdings bemühte er sich, sich genauso zu benehmen, wie die anderen und als die Körbe leer waren, band man die beiden nun von oben bis unten versauten Damen los, die ihre Kleider zusammenrafften und aus dem Raum flohen.Drinnen ging das große Licht wieder an, einige Gäste begannen sich angeregt zu unterhalten und Hartmut gelang es leise einen kleinen Lagebericht und eine Beschreibung der beiden Frauen durchzugeben.
    Wenig später kam eine davon in Jeans und Pulli, eine Art Turban um den Kopf geschlungen heraus und ging eiligen Schrittes zur U-Bahnstation. Semir löste sich wie ein Schatten aus seinem Versteck, er hatte den BMW nämlich inzwischen verlassen und trat zu ihr: „Was haben sie denn da drinnen gemacht und geht es ihnen gut?“ fragte er besorgt, aber die junge Frau sah ihn verächtlich an: „Halt du dich da raus, Bulle- oder du bist doch einer? Das ist ein guter Job, ich krieg alle zwei Wochen 500 € dafür, dass ich meinen Text lerne und da eine kleine Theatervorstellung abliefere, mir passiert nichts und meinen Busen haben schon andere gesehen-mehr wird da nicht verlangt. Ich bin Schauspielerin, aber die gut bezahlten Rollen sind auch in Köln rar und irgendwie muss man über die Runden kommen, nur ne Dusche müssten sie da mal installieren!“ erklärte sie ihm und Semir ließ sie nachdenklich ziehen, wie auch die zweite junge Frau, die wenig später hinterherhuschte.Das Publikum drinnen unterhielt sich nach seiner interaktiven Theatervorstellung angeregt und auch Hartmut beteiligte sich am Gespräch, bis sich der Ansager aus der Menge löste und zu ihm trat. „Sie haben da was verloren, Mr. Kayser“, sagte er und überreichte ihm die Börse. „Wie hat es ihnen gefallen?“ fragte er dann. Hartmut nahm all seinen Mut zusammen und sagte: „Ganz nett, aber irgendwie war mir das zu soft, da ist ja gar kein Blut geflossen!“ und nun lächelte sein Gegenüber verschlagen. „Gut für diesen Zweck haben wir andere Etablissements und natürlich kostet sowas auch Geld-immerhin müssen wir die Opfer danach entschädigen!“ erklärte er schleimig. Hartmut sagte nun mit fester Stimme: „Geld spielt keine Rolle, kann ich da bei ihnen was vereinbaren?“ und der smarte Mann nickte. „Ich setze mich mit ihnen in Verbindung!“ sagte er und so endete der Abend.
    Die Zivilpolizisten hatten die Autokennzeichen notiert und abgecheckt-die Besitzer waren durchwegs gut situierte Kölner Geschäftsleute, aber so richtig Reiche waren da nicht dabei. Während nach und nach die Zuschauer nach Hause fuhren, verabredeten sich Semir, die Chefin und Hartmut noch an der PASt. „Der Köder ist ausgelegt, jetzt können wir nur noch abwarten!“ waren sie sich einig und alle machten sich auf den Weg nach Hause.

    Ben weiss leider Gottes schon von der fifty-fifty-Chance und geht nun davon aus, blind zu bleiben. Obwohl alleine der Gedanke daran auch Semir fürchterlich zusetzt, versichert er ihm, dass er für ihn da sein wird und macht ihm Mut.
    Nachdem Ben im tiefsten Herzen Polizist ist, schickt er Semir weg, um den Fall aufzuklären, immerhin kommt seine Schwester später.
    Süß von Semir, dass er Ben anbietet, ihn auch nachts jederzeit anzurufen!

    Wenig später bog Semir um die Ecke. Als er Sarah bei seinem Freund sah, überzog ein Lächeln sein Gesicht. „Na, wieder alles in Butter?“ fragte er, aber dann registrierte er Sarah´s ernsten Gesichtsausdruck und war mit zwei Schritten bei Ben. „Was ist los?“ fragte er und nun fiel ihm auch auf, dass Ben eine andere, viel dickere Magensonde hatte und unten am Bett ein Beutel hing, der mit mindestens einem Liter merkwürdig aussehender Flüssigkeit hing.Ben wandte den Kopf und ein leichtes Lächeln stahl sich in sein Gesicht. „Zu deiner ersten Frage: Ja wir haben uns ausgesprochen, bzw. Sarah hat mir bewiesen, dass sie mich immer noch mag und zu deiner zweiten Frage: Frag Sarah-ich kapier das auch nicht genau, was mit mir los ist-ich weiß nur, dass ich gekotzt habe, wie selten in meinem Leben und jetzt haben die mir diese neue Sonde in den Hals geschoben, was nicht angenehm war!“ beantwortete er Semir´s Fragen aus seiner Sicht.

    Da bog auch schon der Intensivarzt mit einem in einer Plastikfolie eingetüteten Schriftstück um die Ecke. „Gut dass sie gekommen sind, Herr Gerkan! Stellen sie sich vor, so ein windiger Anwalt hat sich Zutritt zu ihrem Kollegen verschafft und wollte ihn dieses Schriftstück hier unterschreiben lassen!“ sagte er und reichte das Papier Semir, der es verwundert musterte und versuchte, durch die Folie und die Verschmutzung hindurch zu lesen, was darauf stand. Vor Empörung fiel ihm dann schier die Kinnlade herunter-mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich noch, dass da auch keine Unterschrift Ben´s darunter stand und als er dann aufsah und fragte: „Wo ist der Anwalt jetzt?“ denn er wusste genau, wer da bei Ben aufgetaucht war, antwortete sein Kollege: „Ich denke zuhause beim Umziehen!“ sagte Ben-„ich fand ihn nämlich zum Kotzen!“ Nun konnte sich auch Semir ein Grinsen nicht verkneifen. „Gut gemacht, ich denke, wir werden dem mal eine Anzeige wegen versuchter Nötigung aufbrummen, ich weiß nicht, was diesen Typen nur immer einfällt!“ sagte er. „die denken, sie können mit Geld alles kaufen!“ und alle Anwesenden nickten bestätigend.
    In dem Moment bog die Schwester, beladen mit allerlei Utensilien um die Ecke. „Dürfte ich den Besuch bitten, jetzt wieder zu gehen, ich hätte da noch so verschiedene Sachen mit Herrn Jäger zu erledigen!“ sagte sie und Semir verabschiedete sich schnell: „Tschüss und gute Besserung, bis morgen Früh, da komme ich wieder. Wir haben übrigens Hartmut in das Vergangenheitsforum eingeschleust-der hat heute Abend schon das erste Treffen!“ informierte er ihn noch kurz und machte sich dann auf den Weg nach draußen. Sarah blieb einfach bei Ben sitzen, aber ihre Kollegin sagte energisch zu ihr: „Du bist hier auch nur Besuch, Sarah, also erst mal raus hier, ich hole dich später wieder rein, wenn wir fertig sind!“ Völlig perplex erhob sich Sarah und folgte Semir nach draußen, der überrascht war, dass Ben´s Freundin ihm nun auf dem Fuße folgte. Sie blieben auf dem Intensivflur stehen und Semir wollte nun doch wissen: „Was hat denn Ben nun eigentlich und warum musste er so speien?“ Sarah blickte ernst und sagte dann: „Er hat eine Darmlähmung und das ist gar nicht so harmlos, außerdem stehen ihm nun ein paar Dinge bevor, die ihm gar nicht gefallen werden!“ erklärte sie und überlegte kurz wo sie nun hingehen sollte. Sie beschloss Semir noch nach draußen zu begleiten und sich dann im Stationszimmer einen Kaffee zu genehmigen. „Wenn was ist, ruf mich an und ich freu mich, dass ihr wieder zusammen seid!“ sagte Semir noch und brach dann auf, um zuerst nach Hause und später wieder in die PASt zu fahren.

    Andrea war hoch erfreut, ihn so früh zuhause zu sehen. „Mensch klasse, dann kann ich ja heute Abend um 19.00 Uhr doch zu der Tupperparty gehen, zu der ich eingeladen bin!“ sagte sie. Es war so ätzend, nie zu wissen, wann Semir Feierabend hatte, aber das passte ihr sehr gut heute, dass er schon so früh war, es war nämlich gerade 16.00 Uhr. Semir druckste ein wenig herum. „Andrea, es tut mir ja sehr leid, aber ich muss nachher nochmal dienstlich weg und kann auch nicht sagen, wann ich da wiederkomme. Ich wollte nur wenigstens mit dir und den Kindern zu Abend essen, bevor ich wieder fahren muss!“ erklärte er und Andrea drehte sich nun mit versteinerter Miene um und sagte kein Wort mehr. Semir spielte ein wenig mit seinen Kindern, deckte den Abendbrottisch, aber kaum hatten sie gegessen, erhob er sich und sagte: „Ich muss dann wieder!“ und ließ seine Familie alleine zurück. Andrea sah ihm mit trauriger Miene nach. So sehr sie ihn immer noch mochte, aber das hier war kein Zustand. Erst kam immer Semir´s Beruf, dann lange nichts und erst dann kamen seine Familie und andere Dinge, die im Leben eben auch wichtig waren. Vielleicht war es an der Zeit, da mal etwas grundlegend zu ändern!

    Als Semir bei der Krüger im Büro ankam war er ganz froh, seinen Gedanken entfliehen zu können. Andrea war gerade so merkwürdig! Im Urlaub war es so schön und harmonisch gewesen, aber seitdem war irgendwie der Wurm in ihrer Beziehung, dabei tat er doch auch nichts anderes als arbeiten und Geld verdienen! Natürlich hatte in der vergangenen Woche sein Augenmerk der Befreiung Ben´s und der Überführung der Täter gegolten, aber das würde doch wieder anders werden! Er nahm sich fest vor, nach Abschluss des Falls seine angesammelten Überstunden abzubauen und mal einen schönen Tag mit seiner Familie zu verbringen, sozusagen als Entschädigung!
    Hartmut saß schon bei der Chefin im Büro. Semir musste gestehen, dass er sich in dem Narrenkostüm völlig sicher und ungezwungen bewegte. Kurz erklärte er gerade der Chefin, welche Vita sie ersonnen hatten und die sah auch gleich im Internet nach, wie überzeugend Hartmuts Background gelungen war, aber da gab es nichts zu rütteln. Er hatte sogar daran gedacht, einen amerikanischen Pass so zu fälschen, so dass sein fiktiver Name darauf stand, dazu eine gefakte American Express-Karte. Er würde später zufällig seinen Geldbeutel verlieren, damit die Personalien für die Forenbetreiber erst mal klar waren. Als sie nach kurzer Lagebesprechung vor die PASt traten, entfuhr Semir ein anerkennendes Schnalzen, als er das Fahrzeug sah, das die Chefin aufgetrieben hatte. Ein relativ neuer Jaguar in dunkelgrün stand mit blitzenden Felgen vor der Station. Hartmut nahm beinahe andächtig den Schlüssel entgegen. „Fahren sie bloß vorsichtig, Herr Freund!“ warnte ihn die Chefin, aber Hartmut drehte sich mit strahlendem Lächeln um: „Ich heiße doch nicht Gerkan oder Jäger!“ sagte er frech und saß dann auch schon in der Luxuskarosse.

    Im Krankenhaus hatte die Schwester inzwischen die Dinge abgeladen, die sie mitgebracht hatte. Auf einem kleinen Tablett war ein Medikament in einer Spritze aufgezogen, das sie ihm gleich nach Händedesinfektion in den ZVK injizierte. „Das ist MCP, ein Mittel, das die Peristaltik anregt!“ erklärte sie dazu. Dann zog sie sich Handschuhe an, nahm in aller Ruhe die Schiene aus dem Bett und eine Einmalunterlage zur Hand. „Drehen sie sich bitte zur Seite, sie bekommen jetzt einen Einlauf!“ kündigte sie an und nun fiel Ben das Gesicht herunter. Oh nein, das durfte nicht wahr sein, aber trotzdem legte er sich mit schamrotem Kopf auf die Seite und starrte die Wand an.

    Ohh-schmelz!
    Der arme Ben-er macht sich Sorgen, sucht nach Sicherheit und Semir ist nun anfangs sehr distanziert.
    Als er es dann allerdings schafft, ihn endlich anzufassen und mit körperlicher Berührung und Nähe zu beruhigen, fühlen sich die beiden gleich besser! Ja die nonverbale Kommunikation ist manchmal effektiver als das gesprochene Wort. Ben fühlt sich nun nicht mehr alleine gelassen und kann sich so der ungewissen Zukunft stellen!

    Also ich würde mich auch für ein Abendessen anmelden-hätte großen Appetit darauf. Ich muss zwar nachher noch auf die Nominierungsversammlung unserer Frauenliste für die Gemeinderatswahl, aber das wäre wundervoll, wenn danach einkleines Betthupferl zu lesen wäre!

    Also der Zeitrahmen-wir haben jetzt Freitag. Am Samstag wurde Ben von Berghoff entführt-nachdem er früh vermutlich noch auf dem Klo war. Da war auch der Schwitzkasten, Sonntags kam Kaul zum Zug und am Montag wurde er von Melissa und Hieronymus traktiert.
    Dienstag Abend sollte er zu Tode gefoltert werden, aber die Rettung ist ja gekommen. Am Mittwoch war dann vormittags die OP, abends die Trennung von Sarah. Donnerstag verlief für ihn ereignislos( na ja von diversen Spülungen abgesehn :D ) und jetzt haben wir Freitag-erst Versöhnung mit Sarah und nun Komplikationen.
    Dass es übersehen wurde, dass Ben schon so lange nicht mehr auf dem Klo war? Na ja, sowas kommt immer wieder vor, weil man im Krankenhaus als den Tag x ja immer den Aufnahmetag hat, der ja der Mittwoch in den frühen Morgenstunden war. Von Mittwoch weg, wäre es auch noch nicht so lange, normalerweise beginnst du erst am dritten Tag mit Abführmaßnahmen, weil die Patienten nach Operationen da oft mal Probleme haben, auch wegen der Opiate. Anfangs hat Ben die Sondennahrung ja auch vertragen, aber irgendwann hat sein Bauch wohl die Mitarbeit aufgekündigt.
    Man unterscheidet übrigens einen mechanischen und einen paralytischen Ileus-das Fachwort für Darmverschluss. Beim mechanischen Ileus liegt irgendwo ne Engstelle oder Drehung des Darms vor, das muss operativ behandelt werden. Beim paralytischen Ileus, also der sogenannten Darmlähmung hört die Peristaltik einfach auf, aus welchen Gründen auch immer und man muss den Darm dann wieder in Schwung bringen-das erfahrt ihr aber noch, wie das gemacht wird! ;)

    Auch das nächste Kapitel hält , was es verspricht! Glaubwürdig beschreibst du die Gefühle Semir´s, der als Ersthelfer sein Möglichstes versucht hat, nun aber froh ist, als die Profis eintreffen und Ben vor allem erst mal was gegen die Schmerzen und für den Kreislauf kriegt, bevor seine Augen weiter behandelt werden. Auch menschlich versucht er Ben so nahe wie möglich zu sein und lässt Ermittlungen Ermittlungen sein und fährt statt dessen zu ihm ins Krankenhaus.
    Wer von uns hat nicht schon ermüdende Pilgerreisen durch diverse Notaufnahmen und Behandlungsbereiche hinter sich, auf der Suche nach Angehörigen oder Freunden? So auch Semir!
    Endlich macht er den behandelnden Arzt ausfindig, der sich nicht sonderlich positiv äußert und Ben´s Heilungschancen eher mäßig einstuft. Semir befürchtet, schon wieder einen neuen Partner zu brauchen, aber nun macht er sich auf den Weg zu seinem Freund, um dem beizustehen-freue mich schon auf das Gespräch der beiden!

    Puh das war eine wilde Flucht! Erst finden Ben und André die halbwegs unverletzten Männer-na ja, Kevin schaut sicher nicht hübsch aus, nachdem er zusammengeschlagen wurde, aber er ist wieder soweit fit, dass er seinen Todfeind Becker verfolgen kann. Ich konnte mir den Ablauf der Verfolgung vor meinem inneren Auge genau vorstellen, so gut war die beschrieben!
    Nachdem sich nun die Verbrecher trennen, müssen das die Verfolger auch tun-ich musste schmunzeln, als André den Mercedes beschlagnahmt hat-das hat er sicher schon vermisst, aber diesmal ist es einer mit Schaltgetriebe! :D
    Ben und Kevin verfolgen die beiden anderen Verbrecher und nun kommt es vermutlich zum Showdown zwischen Kevin und Becker-freu mich schon drauf!
    Äh und was ist das wohl für ein gefährliches Paket, das nun von Spanien aus losgeschickt wird und wer ist der Empfänger?

    Wenig später erschien der Intensivarzt wieder, im Schlepptau einen internistischen Oberarzt, der eine Ultraschalluntersuchung des Bauches vornehmen sollte. Für ungefähre orientierende Einblicke mit dem Sonographiegerät genügten die Kenntnisse des Intensivarztes, aber einen detaillierten Ultraschall nahmen besser Leute vor, die sowas tagtäglich machten. Die Schwestern hatten inzwischen begonnen, nach und nach die beschmutzten Verbände abzuziehen, was Ben mit einem gequältem Gesichtsausdruck quittierte. Das ziepte ganz schön, aber er gab keinen Laut von sich, auch nicht, als die Wunden desinfiziert und mit neuen Pflastern versehen wurden. In diesem Moment kam auch Sarah ganz beschwingt wieder um die Ecke und erschrak, als sie ihre Kolleginnen und die beiden Ärzte mit ihrem Ben beschäftigt sah. „Was ist passiert?“ fragte sie erschrocken und ihre Kollegin wandte den Kopf. „Er hat massiv erbrochen und auch gleich die Magensonde mit hochgewürgt!“ erklärte sie und Sarah war mit zwei Schritten bei ihrem Freund. „Armer Schatz!“ sagte sie mitleidig und griff nach seiner Hand. „Jetzt wird’s aber ein bisschen eng hier!“ bemerkte der Internist, der sich inzwischen das Ultraschallgerät und einen Stuhl herangezogen hatte. „Wir sind auch schon fast fertig, wir müssen nur noch das letzte Pflaster in der Brustmitte frischmachen, wo das Hauttransplantat darunter sitzt!“ verteidigte sich die Schwester. „Das kann ja vielleicht noch warten!“ fand der Internist und während man das Zimmer verdunkelte, zog sich eine der beiden Schwestern zurück, um sich um ihre eigenen Patienten zu kümmern und die andere trat ein paar Schritte vom Bett weg.

    Der Internist verschaffte sich erst einen groben Überblick und schallte dann systematisch die Bauchorgane. Dann hörte auch er noch mit dem Stethoskop auf den Bauch, um letztendlich festzustellen. „Wie sie auch schon diagnostiziert haben, Herr Kollege, sind keinerlei Darmgeräusche zu hören. Bei der Ultraschalluntersuchung konnte ich nur bewegungsunfähige überblähte Darmschlingen feststellen, wir haben hier das Vollbild eines paralytischen Ileus, also einer Darmlähmung!“ stellte er seine Diagnose, der Ben und Sarah ängstlich lauschten. „Der Magen ist immer noch ziemlich gefüllt, ich würde also eine dicke Magensonde empfehlen, durch die das Sekret auch ablaufen kann und dann medikamentöse und mechanische Stimulation!“ teilte er noch seinen Therapievorschlag mit. „Wann waren sie denn zum letzten Mal groß auf der Toilette?“ fragte er Ben, der nach kurzem Nachdenken hervorwürgte: „Letzten Samstag!“ denn danach wurde ihm schon wieder schlecht und er befüllte erneut die bereitgehaltene Nierenschale.Die anwesenden Mediziner wechselten einen Blick, das war eine knappe Woche und während die Schwester das Zubehör zum Magensondenlegen holte, strich Sarah ihrem Freund die verschwitzen Haare aus der Stirn und hielt die Schale. Man hatte das Bett wieder hochgefahren, damit er sich leichter tat, aber trotzdem schmerzte Ben sowohl sein Kiefer, als auch alle anderen Wunden, wenn es in ihm alles zusammenzog, während er kotzte. Der Internist hatte noch den Schallkopf des Ultraschallgeräts mit einem Desinfektionstuch aus einem Spender gereinigt, seine Hände desinfiziert und nun verließ er mit einem kurzen Gruß das Patientenzimmer und nahm das Sonogerät gleich mit.

    Der Intensivarzt zog sich eine Plastikschürze und Einmalhandschuhe an und die Schwester, die die benötigten Dinge gleich geholt hatte, tat das Gleiche. Außerdem deckte sie das frisch bezogene Bett noch ab und machte das große Deckenlicht an.Sarah wurde ans Kopfende des Betts gescheucht: „Nicht dass du mit deinen schönen Klamotten noch was abkriegst!“ sagte die Pflegekraft ungerührt und Sarah wusste jetzt nicht, ob sie sich deswegen ärgern oder dankbar sein sollte. Allerdings war das Legen einer Magensonde bei einem wachen Patienten eine unschöne Angelegenheit und sie hätte das auch nicht gekonnt, bei jemandem der ihr nahestand, deshalb nahm sie folgsam ihren Platz dort ein. „Ben ich bin da und gehe auch nicht weg!“ sagte sie tröstend und holte schon mal einen feuchten Waschlappen, um ihm danach das Gesicht abwaschen zu können.

    Der Intensivarzt fackelte nicht lange und sagte: „Herr Jäger, wie mein Kollege schon bemerkt hat, brauchen sie wieder eine Magensonde. Diese hier ist ein wenig dicker und starrer als die vorige, ich verspreche ihnen auch, dass die nur so lange liegen bleibt, wie unbedingt nötig, aber wir müssen den Magensaft ablaufen lassen, um ihren Bauch zu entlasten. Ich werde das Ding jetzt langsam durch ihre Nase nach unten schieben und bitte sie, immer wenn ich es sage, zu schlucken!“ Ben starrte die Sonde an, wie die Maus die Schlange, aber es half ihm nichts, man bestrich die Sonde kurz mit Gleitgel und dann begann auch schon die Tortur. Als die Sonde hinten im Rachen anstieß, würgte Ben erneut und Sarah, der sowas normalerweise gar nichts ausmachte, wurde nun auch beinahe schlecht. Es war doch ein Unterschied, ob man einen unbekannten Patienten versorgte, oder jemanden, der einem nahe stand! Unter abwechselndem Würgen und Schlucken, was die Schwester noch mit einem angebotenen Becher Wasser, das er trinken sollte, zu unterstützen versuchte, wanderte die Sonde durch die, von der Magensäure wunde Speiseröhre, in Ben´s Magen. Es trieb ihm die Tränen in die Augen und als der Arzt endlich an der Markierung ablas, dass sie weit genug drinnen war, zog man den Mandrin heraus und eine Lagekontrolle erübrigte sich, weil nun massenhaft Sondennahrung und Magensaft herausliefen, gerade schaffte man es noch den Ablaufbeutel anzuschließen! Die Schwester putze mit einer speziellen Kompresse, die Kleberreste entfernte und die Haut entfettete, noch Ben´s Nase ab und verklebte dann mit hautfarbenen Pflasterstreifen die Sonde. Ben war schweißgebadet von der Tortur und ließ sich nun aufatmend auf sein Kissen zurückfallen. Dankbar registrierte er, dass Sarah ihm das Gesicht abwusch und ihn dann auch noch den Mund ausspülen ließ. Sie nahm nun wieder ihren Platz an Ben´s Seite ein und half danach ihrer Kollegin, das Hauttransplantat vorsichtig zu verbinden. Millimeterweise, um die aufgebrachte Spalthaut nicht versehentlich abzuziehen, entfernten sie das verschmutzte Pflaster. Nun kam eine sterile Salbenkompresse darauf und dann wurde wieder ein Klebeverband darüber befestigt.

    Ben atmete auf, er hätte nur zu gerne was Ordentliches gegen die Schmerzen gehabt, aber als er schüchtern fragte, schüttelte der Intensivarzt den Kopf. „Tut mir leid Herr Jäger, aber wir werden mit den Opiaten jetzt äußerst sparsam umgehen, denn die lähmen leider ihrerseits den Darm. Sie bekommen periphere Schmerzmittel, also Paracetamol und Novalgin, aber das wars dann auch. Nur wenn sie es gar nicht mehr aushalten können, kriegen sie ein Opiat-ist das jetzt so?“ fragte er, aber Ben schüttelte den Kopf. Er musste auch gestehen, er hatte die Nebenwirkungen der Opiate, dass er da ein wenig müde wurde und ihm dann alles egal war, in seiner momentanen Situation sehr geschätzt, aber er verstand auch das Dilemma. Im Augenblick war ihm auch nicht mehr übel, die Sonde störte zwar, aber langsam begann er sich damit abzufinden und so fragte er den Doktor: „Und was geschieht jetzt wegen dem Darmverschluss?“ und der antwortete: „ Da werden wir jetzt mit aller Kraft versuchen, den faulen Kerl in Schwung zu bringen!“ aber darunter konnte Ben sich jetzt erst mal gar nichts vorstellen.

    So, so, Stefan gibt zwar Tanja seine Telefonnummer, aber er kann sich nicht genau daran erinnern, wo er sie aufgegabelt hat, der Dödel!
    Ben ist derweil min seinem Verließ fast am Verzweifeln, schafft es auch nicht die Überwachungskamera zu zerstören, aber die Musik hilft ihm trotzdem sich abzulenken!

    Hallo Elina!
    Super, dass du deine Hemmungen überwunden hast und begonnen hast, eine sehr gute Folge mit Ben detailliert zu erzählen. Die Drehbuchautoren, Regisseure und RTL-Funktionäre haben mal wieder versäumt, uns die wichtigen Dinge zu beschreiben-danke, dass du das jetzt nachholst.
    Ich finde das erste Kapitel packend geschrieben, es erweckt in mir grosses Mitleid mit Ben und ich habe die Folge sofort im Kopf-so soll es sein!
    Ich freue mich auf viele weitere Kapitel, in denen Bens und Semirs Gefühle mal nicht zu kurz kommen!

    Der Anwalt sprang mit einem Fluch zurück, während Ben gar nicht mehr aufhören konnte, zu brechen. Obwohl ihm alles weh tat, er merkte wie der scharfe Magensaft in den Operationswunden brannte und sein ganzer Bauch weh tat, fühlte er sich, wie ein Fass ohne Boden. Sein Monitor begann zu alarmieren und während der Anwalt empört versuchte mit Papiertaschentüchern seinen verschmutzten Anzug zu reinigen, kam schon eine Schwester um die Ecke, die auf den Alarm reagierte. Sie zog sich im Hereinlaufen Einmalhandschuhe an, holte eine Nierenschale aus dem Pflegewagen, obwohl das nun eigentlich auch schon egal war, denn der ganze Patient und das Bett dazu waren bereits verschmutzt und rief laut nach dem Stationsarzt, der eine Minute später bereits im Zimmer stand und sich die Bescherung ansah. „Eine Ampulle Ondasetron!“ ordnete er an und eine weitere Schwester, die den Tumult auch gehört hatte, brachte das Verlangte.
    Momentan hatte sich die Lage ein wenig beruhigt und obwohl Ben immer noch kotzübel war, hatte er aufgehört zu erbrechen. Irgendwas störte ihn aber wahnsinnig in seinem Rachen, mal ganz abgesehen davon, dass es immer noch brannte, wie das Höllenfeuer. Er würgte nochmals kurz und da sah die Schwester schon, was geschehen war. „Oh Herr Jäger, die Magensonde haben sie wohl mit raufgewürgt!“ sagte sie, denn nun war in seinem Mund das Ende der dünnen Ernährungssonde zu sehen. Die beiden Schwestern zogen sich nun Plastikschürzen an, die eine löste mit ihren behandschuhten Händen das Pflaster an seiner Nase und zog vorsichtig die Sonde heraus, was bei Ben wieder einen fürchterlichen Würgereiz hervorrief.
    Der Stationsarzt hatte inzwischen misstrauisch den Anwalt gemustert, der fluchend den beschmutzte Vertrag in den Papierkorb donnerte und fragte ihn: „Wer sind sie und was haben sie bei meinem Patienten zu suchen?“ Gut, man konnte ja nicht wissen, vielleicht war das ein naher Verwandter von Herrn Jäger, den man außerhalb der Besuchszeit aus irgendwelchen nachvollziehbaren Gründen hereingelassen hatte, aber sein Gefühl trog ihn nicht, denn ohne eine Antwort zu geben, schloss der Anwalt seinen Aktenkoffer und floh regelrecht aus dem Zimmer.
    Bevor er sich seinem Patienten widmete, der ja im Augenblick von den Schwestern versorgt war, trat der Arzt seelenruhig an den Papierkorb und fischte das vorbereitete Dokument heraus und las es sich durch, aha, daher wehte also der Wind! Er würde den unlauteren Vertrag dem Kollegen seines Patienten geben, wenn der wieder zu Besuch kam und bat eine der beiden Schwestern, ihm eine Plastikfolie zu bringen, um das Beweisstück zu sichern. Die sah ihn merkwürdig an, brachte zwar das Verlangte und dazu gleich noch eine Waschschüssel, meinte aber dann trocken: „So Herr Doktor, aber vielleicht sollten sie jetzt ihre kriminalistischen Neigungen mal in andere Bahnen lenken und versuchen, herauszufinden, warum es Herrn Jäger so übel ist!“ und mit einem kurzen Erröten wandte sich der Arzt nun seinem Patienten zu.

    Semir und sein rothaariger Kollege waren inzwischen in der KTU angekommen. Hartmut hatte die ganze Zeit überlegt. „Weißt du Semir, diese Leute, die dieses Vergangenheitsforum ins Leben gerufen haben, sind anscheinend versierte Technikfreaks, wie ich an den Versuchen meine Firewall zu knacken, sehen konnte. Die werden Geräte haben, mit denen man Wanzen aufspüren kann und dann kann ich nichts erfahren, weil ich dann sofort raus bin. Ich gehe aber nicht davon aus, dass die mir schon gleich was antun wollen, denn bisher haben die ja keine Ahnung davon, dass ich Polizist bin. Ich würde also vorschlagen, ich bringe nur eine einzige Wanze an-und zwar in der Narrenkappe, die ich hoffentlich unauffällig beiseitelegen kann, wenn sie mich scannen. Wenn ihr den Parkplatz observiert, dann dürfte das genügen. Semir überlegte-eigentlich war das stichhaltig, was Hartmut sich da überlegt hatte. „Gut dann mach das so, aber was verpassen wir dir jetzt für eine Vita?“ fragte er und auch darauf wusste Hartmut eine Antwort: „Ich habe die letzten Jahre in den Staaten verbracht, bin ein deutschstämmiger, reicher Immobilienmakler, der sich jetzt aus sentimentalen Gründen eine Wohnung direkt am Rhein kaufen möchte. Ich habe geschaut-im Augenblick steht ein Appartement im Kranhaus Nord im Rheinauhafen zum Verkauf, zur Zeit Kölns teuerste Wohnlage. Wenn wir uns jetzt einen Namen überlegen, bastle ich im Internet schnell einen Background für mich als fiktive Person, dass auch etwas erscheint, wenn sie mich googeln-was mit Sicherheit passieren wird. Dann nehme ich ganz offiziell mit dem Verkäufer des Luxusappartements Kontakt auf, um die Geschichte zu untermauern, damit dürfte ich bewiesen haben, dass bei mir was zu holen ist!“ erklärte er und nach kurzem Nachdenken einigten sie sich darauf, dass Hartmut ab sofort Walter Kayser heißen sollte.Während Hartmut mit Feuereifer begann, an der Geschichte zu basteln und sogar gefakte Bilder von sich im Internet platzierte, dann den Verkäufer des Appartements anrief und für den nächsten Tag einen Besichtigungstermin vereinbarte und nahe einer Schelle in der Kappe eine Wanze installierte, machte sich Semir wieder auf den Weg. Er würde kurz nochmals bei Ben im Krankenhaus vorbeischauen und danach Andrea schonend beibringen, dass es heute Abend sicher wieder später werden würde. Oh Mann, die war zur Zeit eh drauf wie´s Messer, hoffentlich konnte er sie besänftigen!

    Auf der Intensivstation hatten inzwischen die Pflegekräfte Ben notdürftig wieder sauber gemacht-die Verbände würde man später erneuern-und das Bett frisch bezogen. Der Arzt betastete Ben´s Bauch und hörte mit dem Stethoskop darauf. Seine Miene wurde immer ernster und während Ben schon wieder dringend nach einer Schale verlangte, um erneut zu kotzen, zog der Arzt seine Handschuhe aus. „Ich muss meinen Hintergrund informieren!“ murmelte er und verließ, nach seinem Telefon greifend, das Zimmer.

    Puh, ich würde sagen, gerade haben Ben und André durch ihren Entschluss, nicht auf Verstärkung zu warten, wie die Engelhardt haben wollte, Semir das Leben gerettet. Semir nutzt die Gunst der Stunde und schlägt Horn mit seinem Kopf kurzzeitig k.o.-ich wusste immer schon, dass Semir eine harte Nuss hat, äh ist! ;)
    Er weiß inzwischen, dass André zwar nicht alles richtig gemacht hat, ihn aber nicht bewusst hintergangen hat, seit er wieder in Deutschland ist, sondern selber nur benutzt wurde! Mann hoffentlich erwischen die Horn-dann könnten sie vielleicht mit 14 Jahren Verspätung die Mallorcabande doch noch sprengen!
    Ob das allerdings so eine gute Idee von Semir war, Kevin jetzt loszubinden, weiß ich nicht so genau! Der rast hinter Becker, dem Mörder seiner Schwester her und ich befürchte, der kann da einfach nicht rational denken und bringt mit seinen Rachegelüsten sich selber und alle anderen in Gefahr! Super spannendes Kapitel-habe wieder mitgefiebert!

    Ben erwachte langsam, weil ihn jemand ansah. Als er die Augen aufschlug, stand am Fußende seines Bettes ein ihm fremder Mann im dunklen Anzug und mit einer Aktentasche. Als er sah, dass Ben wach wurde, war er mit zwei Schritten an seiner Seite und reichte ihm mit jovialem Lächeln die Hand, die er aus Höflichkeit auch ergriff. „Guten Tag Herr Jäger, schön, dass ich sie gefunden habe, ich wurde nämlich von meinem Mandanten, Florian Tewett, beauftragt, mich in seinem Namen bei ihnen zu entschuldigen und ihnen sein übergroßes Bedauern wegen des Vorfalls auszudrücken!“ sagte er. Ben starrte ihn verwundert an. Erstens fragte er sich, wer dieser Tewett war und dann, wie der Anwalt eigentlich hier hereinkam. Er war bisher der Meinung gewesen, dass nur nächste Angehörige auf einer Intensivstation Zutritt hatten und keine Anwälte! Außerdem war ihm schlecht, sogar sehr schlecht. Bevor er irgendetwas sagen konnte, hatte der Anwalt seine Hand wieder losgelassen und geschäftig seinen Aktenkoffer geöffnet. „Wie mir mein Mandant erzählt hat, ist es auf der Burg zu einem Zusammentreffen zwischen ihnen und ihm gekommen. Er war der Überzeugung, dass es sich bei ihnen um einen Schauspieler mit äh, gewissen Neigungen handelt, der natürlich einvernehmlich bei den Spielereien mitmacht. Viele Leute empfinden ja Lust bei körperlichen Schmerzen und das ist auch überhaupt nicht verwerflich!“ sagte er schleimig. Nun wurde Ben langsam klar, dass Florian Tewett einer seiner Folterer war, nur war noch nicht klar, welcher. „Wie sieht ihr Mandant aus?“ würgte er hervor, denn die Erinnerung an die Burg verstärkte noch seine Übelkeit. „Er ist in der Szene auch unter dem Namen „Hieronymus“ bekannt, groß, schlank…“. Ben winkte ab, nun wusste er, um wen es sich handelte. „Und was wollen sie jetzt von mir? Ich werde die Entschuldigung nicht annehmen, auch wenn sowas den Richter natürlich wohlwollend stimmt. Schauen sie mich doch an, ihr Mandant und die anderen haben mir mein Leben versaut, ich weiß nicht, ob ich je wieder ganz gesund werde, der soll nur viele Jahre im Knast darüber nachdenken, was er falsch gemacht hat!“ presste Ben hervor, dessen Übelkeit sich von Minute zu Minute verstärkte.„Aber mein Mandant verfügt über nicht ganz unerhebliche Mittel. Nachdem nicht mehr rückgängig zu machen ist, was geschehen ist, wäre es doch von Vorteil, wenn sie sich in Zukunft ohne finanzielle Sorgen ganz auf ihre Genesung konzentrieren könnten. Das Gehalt eines Polizisten ist ja nicht so wahnsinnig hoch und deshalb haben wir uns überlegt, dass wir ihnen finanziell unter die Arme greifen könnten, sagen wir mit drei Millionen Euro, wenn sie sich im Gegenzug bereiterklären, vor Gericht auszusagen, sie hätten bei den Spielen freiwillig mitgemacht!“ unterbreitete ihm der Anwalt, der inzwischen ein Schriftstück und einen Kugelschreiber aus seinem Koffer geholt hatte und das Ben , indem er sich leicht über ihn beugte, zur Unterschrift entgegenhielt. Ben versuchte es noch zu vermeiden, aber nun kam es ihm hoch und er erbrach sich im Schwall über sein Bett und die Kleidung des Anwalts und konnte gar nicht mehr aufhören, zu kotzen.

    Semir war inzwischen mit Hartmut zu den Städtischen Bühnen gefahren, wo sie schon vom Chef des Kostümfundus erwartet wurden. Er führte sie in große Lagerräume in einem Nebengebäude, wo hunderte von Kostümen, teils eingepackt, teils offen, auf Kleiderbügeln auf ihren nächsten Einsatz warteten. „Sie brauchen etwas Mittelalterliches?“ erkundigte sich der Requisiteur und Hartmut und Semir nickten. Gemeinsam gingen sie in die entsprechende Reihe und dort warteten vielerlei Kostüme nach Farben, Größen und Epochen sortiert, auf sie. Der Mann nahm nacheinander eines nach dem anderen hervor, aber Hartmut schüttelte den Kopf. Semir sah ihn neugierig an. Das war doch egal, was genau er trug, wichtig war doch nur, dass es einigermaßen ins Mittelalter passte und nicht billig wirkte. Gerade wollte er etwas diesbezüglich sagen, da begann Hartmut beim Anblick des Kostüms, das der Requisiteur gerade hervorgeholt hatte, zu strahlen. „Das ist es!“ sagte er glücklich und als Semir das Kostüm ansah, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Es war das Kostüm eines Narren, dem anhängenden Zettel konnte man entnehmen, dass es zwei Jahre zuvor für die Eulenspiegel-Festspiele hergestellt worden war. Sogar eine Narrenkappe mit Schellen daran lag bei, aber Hartmut ließ sich nun von nichts anderem mehr überzeugen. Er probierte das Kostüm und es passte wie angegossen. Sie füllten einen Verleihzettel aus, packten das Kostüm ein und fuhren zur KTU, um die Verwanzung vorzubereiten und eine Hintergrundgeschichte für Hartmut zu erfinden. „Hartmut, jetzt erklär mir bitte, warum es gerade dieses Kostüm sein musste!“ forderte ihn Semir auf. „Weil der mittelalterliche Narr der klügste Mann am Hofe war, der den Reichen und Mächtigen als Einziger ungestraft den Spiegel vorhalten durfte, deshalb gefiel mir das so!“ erklärte Hartmut seine Entscheidung und das war jetzt für Semir nachvollziehbar-wenn der klügste Mann dieses Kostüm trug, dann war Hartmut damit richtig angezogen!

    Jetzt geht´s los!
    Hartmut-mein Held-hat aus den Erdkrumen geschlossen, wo das Erdreich herkommt und auch gleich eine konkrete Adresse genannt. Ben und André, die sich inzwischen zu einem Team mausern, sind nun unterwegs, um Semir und Kevin zu retten-hoffentlich an den richtigen Ort!
    Toll, wie die beiden innerhalb kurzer Zeit beschlossen haben, ein Team zu sein und außerdem Kevin schützen. Nur wenn die beiden schnell genug sind, können sie ihre Freunde und Kollegen beide retten, sonst sehe ich für Kevin zumindest schwarz!
    Ja deine Wortmalereien, inclusive verbaler Neuschöpfungen :D sind beeindruckend, Campino!

    Semir war inzwischen in die PASt gefahren und hatte der Chefin Bericht erstattet, na ja, zumindest teilweise.„Gestern Abend hat mich eine Schwester davon verständigt, dass eine Patientin, die sich mit einer Folterung gebrüstet hat, nach einem Suizidversuch in der Kölner Uniklinik befindet. Ich habe festgestellt, dass es sich um Melissa Eder handelt und sie noch am Abend festgenommen und ihre Bewachung veranlasst. Sie muss noch einen Tag zur Beobachtung auf der Intensivstation bleiben, aber dann können wir sie ins Untersuchungsgefängnis überstellen. Eigentlich haben wir nun alle, die wir auf den Videos gesehen haben. Sonst sind an Ben keine weiteren Verletzungen feststellbar, also denke ich, dass wir die Täter vollständig haben.“ erklärte er der Chefin. Die zeigte sich erfreut und sagte: „Das ist gut-gleich kommt noch Herr Freund vorbei, der ist gestern auch ein wenig weitergekommen und hat uns ebenfalls was zu erzählen!“ und schon bog Hartmut um die Ecke.
    Ohne Umschweife kam er zur Sache: „Ich habe mich gestern längere Zeit im Vergangenheitsforum aufgehalten und bin nach dem Stöbern in harmlosen Bereichen dann auf das Thema Gerichtsbarkeit gestoßen. Wenig später hat jemand mit mir Kontakt aufgenommen und wir haben eine ganze Weile gechattet. Nun habe ich auf jeden Fall heute Abend die Einladung zu einem Rollenspiel mit Schauspielern, wobei ich nicht weiß, was ich mir darunter vorstellen soll!“ erzählte er. Als ich die Gesprächsprotokolle ausgedruckt und mir meinen Computer danach näher angesehen habe, konnte ich erkennen, dass man währenddessen versucht hat, auf meinen PC zuzugreifen, ich denke aber, meine Firewall hat gehalten!“ erzählte er und legte die Ausdrucke dann auch auf den Tisch. "Ich soll um 20.00 Uhr in zeitgerechter Kleidung-was auch immer die sich darunter vorstellen-am Parkplatz vor dem botanischen Garten sein!“ erklärte er und Semir und die Chefin sahen sich an: „Na Hartmut, dann werden wir mal nach passenden Klamotten für dich suchen und dich ein wenig verwanzen, wäre doch gelacht, wenn wir da nicht bald weiterkämen!“ sagte Semir und die Chefin nickte. Zusammen überlegten sie noch, was wohl das Ziel der Leute war, die mit Hartmut Kontakt gesucht hatten. „Ich denke, die Forenbetreiber, die sich sehr gut tarnen, wollen zwei Dinge: Geld und Macht! Sie werden erst mal abklopfen, wer hinter dem Interessenten steckt und wie viel Geld da zu holen ist, das heißt, wir brauchen eine Vita, die nach Geld riecht. Entweder die lassen sich ihre Dienste teuer bezahlen, oder wenn sie an Leute in verantwortungsvoller Position herankommen, wäre es auch möglich, dass sie mit Erpressung arbeiten, denn niemand möchte doch, dass so eine finstere Seite seines Charakters an die Öffentlichkeit kommt. Wir brauchen jetzt erst einmal einen teuren Wagen für Hartmut und dann überlegt ihr euch eine Story, wer Ron Weasley ist und was er beruflich macht!“ gab die Chefin den Auftrag, um dann zum Telefon zu greifen, um ein geeignetes Fahrzeug aufzutreiben. „Ach ja und an den Städtischen Bühnen haben sie sicher genügend mittelalterliche Kostüme im Fundus, gehen sie doch da gleich mal vorbei und suchen sich eins aus!“ befahl sie noch und machte telefonisch alles soweit klar. „Um ihre Verwanzung kümmern sie sich selber, Herr Freund, wir treffen uns um 18.30 Uhr wieder in meinem Büro und starten dann von hier aus den Einsatz!“ plante sie und Semir und Hartmut nickten.

    Inzwischen war es Mittag geworden. Ben lag wieder halb schlafend in seinem Bett und fieberte vor sich hin. Die Umarmung war zwar schön gewesen, aber doch schmerzhaft und so hatte Sarah ihn gerne zurückgelegt und versucht, ihn möglichst bequem zu lagern und so gut es ging zu pflegen. Er hatte erneut Schmerzmittel gekriegt, aber Sarah lauschte trotzdem besorgt dem Rasseln in seiner Brust. Wie sinnvoll wäre jetzt maschinelle Atemgymnastik gewesen, aber so konnte man ihn nur mit einem sogenannten Triflow, einem kleinen mechanischen Atemtrainer, behandeln und ihn so zum starken Ausatmen animieren. Alles Weitere mussten die Antibiotika richten, die er in regelmäßigen Abständen intravenös bekam.Irgendwann knurrte Sarah´s Magen vernehmlich. Ben, der dieses Geräusch von sich selber nur zu gut kannte, schlug die Augen auf. „Sarah, du musst was essen gehen!“ sagte er schwach und nach kurzer Überlegung stimmte sie zu. Niemand hatte etwas davon, wenn sie abnahm, sie würde mal in der Krankenhauskantine vorbeischauen und dann fiel ihr ein, dass sie ja noch eine Krankmeldung von ihrem Hausarzt brauchte. „Ben, ich muss danach noch was erledigen, aber ich komme sobald wie möglich wieder zu dir!“ sagte sie und Ben nickte. Er selber trank immer mal einen Schluck Wasser, aber sonst hatte er überhaupt keinen Hunger, weil die Sondennahrung kontinuierlich in ihn floss, ehrlich gesagt, war ihm manchmal sogar schlecht, aber das musste wohl so sein. „Ich werde mal ein Mittagsschläfchen starten!“ kündigte er an und Sarah verabschiedete sich mit einer Kusshand und Ben schloss die Augen.

    Der Anwalt der Familie Tewett hatte sich inzwischen einen Schlachtplan zurechtgelegt. Er hatte seinen Aktenkoffer dabei und durch seine Kontakte herausgefunden, dass der Polizist, der so schwer verletzt worden war, in der Uniklinik in Köln lag. Er hieß Ben Jäger und er würde nun versuchen müssen, unbemerkt auf der chirurgischen Intensivstation an ihn ranzukommen, um ihm sein Angebot zu unterbreiten. Arzneimittelvertreter trugen auch schwarze Anzüge und Aktenkoffer, er würde einfach so tun, als wäre er so einer und sich so Zutritt erschleichen. Selbstbewusst musterte er im Foyer den Krankenhausplan und stellte fest, wo er hinmusste. Vor der Intensiv hielt er sich nicht lange damit auf, zu läuten und um Einlass zu bitten, sondern drückte auf den Türöffner und betrat mit selbstbewusster Miene die Station. Er war kaum ein paar Meter weit gekommen, da sprach ihn eine Schwester an: „Kann ich ihnen helfen, suchen sie jemanden?“ fragte sie und er antwortete arrogant: „Firma Medical-ich suche dringend ihren Chef!“ und wegen des barschen Tons eingeschüchtert, wies sie mit dem Finger in eine Richtung den Flur entlang, von dem viele halbgeöffnete Schiebetüren abgingen. Mit erhobenem Kopf und geschäftigen Schritten ging er in die Richtung und die Pflegekraft verschwand wieder in einer Intensivbox. Aufatmend verlangsamte der Anwalt seine Schritte und spähte in eines der Zimmer nach dem anderen. Plötzlich verharrte er. In diesem Raum lag ein jüngerer dunkelhaariger Mann, der vielfältige Verletzungen aufwies. Mit zwei Schritten war er am Bett und musterte das Namensschild am Fußende: „Ben Jäger“ stand dort und mit einem Lächeln stellte der Anwalt seinen Aktenkoffer ab.

    Puh,jetzt ist es mir kalt den Rücken herunter gelaufen!
    Dieser Messerstecher mit seinen perversen, sadistischen Neigungen prahlt auch noch damit, wie er Kevin´s Schwester ermordet hat. Irgendwie glaube ich, das war keine so gute Idee, denn jetzt hat er einen tödlichen Feind!
    Semir muss das Ganze hilflos mitansehen und kann seinem jungen Kollegen in keinster Weise helfen! Allerdings haben die Männer wohl mit ihren Gefangenen noch was vor, sonst hätten sie sie nicht am Leben gelassen!

    So, so, nun sind die Entführer schon bald aktiv geworden und haben eine Übergabe in drei Tagen gefordert.
    Alle sind dagegen, nur Tanja hat Schuldgefühle und will sich gegen Ben austauschen lassen-das geht nun aber gar nicht, das muss Semir unterbinden!
    Aber der Ansatz, den sie verfolgen ist richtig-Tanjas Retter weiss wenigstens so ungefähr., wo sich der Bunker befinden könnte-so können sie Ben vielleicht vor dem Ablauf der drei Tage befreien! Hoffentlich ist Semir fixer als der bayerische Polizist und auch die Entführer!