Hach, was für eine wundervolle hochemotionale Geschichte! Der nächtliche Besuch Semir´s, die intimen, tröstlichen Gespräche und Körperkontakte der beiden Freunde-wunderschön beschrieben!
Ich habe nur eines zu bemängeln: Dass die Story schon zu Ende ist!
Ich würde vorschlagen, du beginnst sofort damit, die nächste Geschichte zu schreiben, denn wie du siehst, gefallen dein Schreibstil und der Storyinhalt noch einer Menge anderer Leser auch.
Ich hoffe also, wir kriegen bald wieder was aus deiner Feder zu lesen, Elina, mach weiter so!
Beiträge von susan
-
-
Am nächsten Morgen erwachte Semir, weil seine Mädels kichernd ins Elternbett krochen. Man kitzelte sich unter viel Gelächter eine Weile durch und dann stand die gesamte Familie Gerkan auf, um zusammen ein gemütliches Sonntagsfrühstück zu machen. Im Anschluss daran verabschiedete sich Semir: „Ich fahre jetzt erst zu Ben ins Krankenhaus und danach plane ich mit der Chefin und Hartmut kurz den Einsatz heute Abend, bis mittags bin ich auf jeden Fall wieder da!“ und Andrea nickte verständnisvoll. Immerhin hatte Semir´s gestriger Tag ganz der Familie gehört und den Nachmittag hätten sie dann auch noch zusammen, das ging in Ordnung!
Ben erwachte erholt. Seine Schmerzen waren besser, das Fieber war gesunken und ihm war auch nicht mehr übel. Zärtlich sah er Sarah an, die mit hochroten Wangen neben ihm lag. Moment mal! Hochrote Wangen? Als er sich vorsichtig umdrehte und sie berührte, schlug sie die Augen auf, um gleich darauf schmerzvoll das Gesicht zu verziehen. Ein gequältes Husten entrang sich ihrer Brust und völlig ohne Stimme flüsterte sie; „Ben, ich glaube, ich werde krank!“ Der nickte und als Sarah sich nun aufrichtete und nach ihrem Hals griff, der vor Halsschmerzen brannte wie Feuer, überkam ihn großes Mitleid. „Wie geht´s dir, Schatz?“ fragte sie heiser und er antwortete: „Viel besser, Sarah, viel besser, aber nun werd erst du mal wieder gesund!“ Da kam auch schon die Frühdienstschwester um die Ecke, warf einen Blick auf Ben, dessen Werte die ganze Nacht stabil gewesen waren, wie die Nachtschwester berichtet hatte und hörte dann Sarah trocken husten. „Sarah, kriegst du eventuell gerade eine Erkältung? Dann schau bloß, dass du hier verschwindest und dich zuhause hinlegst. Dein Freund kann jetzt alles brauchen, nur keinen Infekt!“ sagte sie streng und Sarah, die sich fühlte, als hätte sie ein LKW überrollt, nickte. Wenn sie ehrlich war, konnte sie sich jetzt auch nichts Schöneres vorstellen, als eine Halsschmerztablette und ein kühles, ruhiges Bett. „Ben, tut mir leid, aber ich geh dann mal“ flüsterte sie tonlos und Ben winkte ihr mitleidig nach. Er war zwar traurig, dass er jetzt alleine bleiben musste, aber heute war Sonntag, ihn würde schon jemand besuchen kommen, Julia zum Beispiel. Semir würde nachher auch kommen und jetzt war wichtig, dass Sarah erstens wieder gesund wurde und ihn zweitens nicht ansteckte, wobei er fast den Verdacht hatte, dass sie diese Viren von ihm hatte, aber ihm ging es ja besser.
Konrad hatte nach einer Nacht voller Übelkeit und Schwindel erahnen können, dass es Morgen wurde. Sein angeblicher Tennisfreund Tewett hatte ihn gelinkt und entführt, soviel war ihm inzwischen klar, aber der Grund dafür war ihm völlig schleierhaft. Er hatte sich, soweit das im spärlichen Licht der Energiesparlampe, deren Schalter er gefunden hatte, möglich war, umgesehen und festgestellt, dass er sich in einer netten, rustikal eingerichteten Blockhütte befand. Es gab einen großen Wohn-Schlafraum mit dem Bett auf dem er abgelegt worden war, daneben eine kleine Kochecke mit Wasser und Vorräten und ein Minibadezimmer. Ein Ofen mit Holz davor konnte für die Heizung sorgen, der Kochherd und die Warmwasserversorgung funktionierten augenscheinlich mit Gas und vermutlich war eine Solaranlage mit kleiner Batterie für die Beleuchtung etc. vorhanden. Die Fenster, die mit dicken Läden von außen verschlossen waren, waren augenscheinlich verriegelt und nur ein kleiner Lichtschein stahl sich durch die Ritzen. Die massive Tür war ebenfalls verschlossen und nachdem Konrad seinen unheimlich starken Durst mit Mineralwasser, das ausreichend vorhanden war, gestillt hatte, legte er sich aufseufzend wieder aufs Bett und nun begann eine nervenzehrende Wartezeit für ihn, während der er viel Zeit zum Nachdenken hatte.Semir war inzwischen bei Ben im Krankenhaus eingetroffen. Wie er gestern wieder mit den Schwestern ausgemacht hatte, würden die den Urologen für die Spülung erst rufen, wenn er da war, denn am Sonntag gingen die Uhren auch im Krankenhaus anders und so war es egal, dass er ein wenig später dran war. Ben war inzwischen gewaschen worden und hatte den ersten Fortschritt des Tages auch schon hinter sich, er war nämlich zum Zähneputzen zum ersten Mal aufrecht gesessen. Zwar auf dem Sitzring und auch nur am Bettrand und für fünf Minuten, aber es hatte funktioniert und er war sehr stolz auf sich. Endlich zeigte sich ein Lichtstrahl am Horizont und langsam konnte er wieder an seine Genesung glauben.
Trotzdem hatte er eine Scheißangst vor der Spülung und während ihm Semir von seinem Familytag erzählte und einige lustige Bemerkungen Lilly´s im Zoo wiedergab, schielte Ben immer aufgeregter zur Tür, durch die nach einiger Zeit auch, wie befürchtet, wieder der Urologe kam. „Wie ich schon gehört habe, geht´s ihnen besser, Herr Jäger. Dann bringen wir den unangenehmen Teil jetzt hinter uns!“ sagte der, während er seine Hände schon desinfizierte und Schutzbrille, Kittel und sterile Handschuhe anzog. Ben nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Können wir es ohne Festhalten probieren? Ich verspreche auch nicht zu treten!“ bat er und nach kurzem Zögern stimmte der Arzt zu. Ben hatte wieder ausreichend periphere Schmerzmittel, aber keine Opiate erhalten und so nahm die Spülung ihren Lauf. Ben lag mit gespreizten Beinen auf dem Rücken und biss sich auf die Unterlippe. Seine Fingerknöchel, mit denen er sich an Semir´s Hand festklammerte, traten weiß hervor, aber er gab keinen Laut von sich. Ein bisschen weniger weh, als am Vortag hatte es auch getan und als der Urologe endlich fertig war, seufzte Ben erleichtert auf. „Das sieht sehr gut aus, es kam fast kein Eiter mehr, ich denke, morgen können wir vielleicht schon zumindest einen Teil der Drainagen entfernen, dann können sie auch besser sitzen!“ machte der Urologe Ben Mut und der nickte erschöpft.
Nachdem Semir sich liebevoll verabschiedet hatte-kurz hatte er auch noch den Einsatz am heutigen Abend erwähnt-und versprochen hatte, am nächsten Morgen wieder auf der Matte zu stehen, rollte sich Ben erleichtert zusammen und ruhte sich erst mal eine Weile aus.Hartmut, die Chefin und Semir hatten sich zusammentelefoniert und trafen sich zur Lagebesprechung in der PASt. „Wir machen es wie beim letzten Mal-ich besorge das Auto, sie ziehen das selbe Kostüm an, Herr Freund und wir postieren wieder einige Zivilbeamte rund um den Parkplatz und die U-Bahnstation. Unsere Verbindung halten wir über die Wanze in ihrer Kappe und dann hoffen wir, dass wir den Forenbetreibern heute Abend etwas Illegales nachweisen und sie festnehmen können. Treffpunkt gegen 18.00 Uhr hier und ich wünsche ihnen noch einen schönen Sonntag!“ sagte die Chefin und Semir war noch weit vor dem Mittagessen wieder zuhause. Er half Andrea beim Kochen, deckte den Tisch und heute machten sie sich einen chilligen Nachmittag zu Hause. Die Kinder spielten Zoo mit ihren Plüschtieren und bis sie sich versahen, war der Abend angebrochen.
Der Anwalt hatte sich inzwischen einen Plan zurechtgelegt. Nach einer kurzen Rücksprache mit Tewett, druckte er die Erklärung Ben Jägers fürs Gericht erneut heraus und dachte voller Zorn an die Schmach, die der ihm bereitet hatte. Mit diesem stinkenden, verkotzten Anzug hatte er erst noch nach Hause fahren müssen, er hoffte nur, dass die in der Reinigung die Flecken auch wieder aus seinem Maßanzug herausbrachten. Er hatte also sozusagen auch ein kleines persönliches Motiv, sich an Ben zu rächen und so machte er sich am späten Vormittag erneut auf in die Uniklinik.
-
Schön, dass du wieder da bist, Elli!
Aber gleich mal zu Anfang-ob dies Kapitel nicht evtl. doch gegen die Folterrichtlinien verstoßen, muss erst gründlich geprüft werden! Zählt Selbstfolter da nicht auch dazu?
Mann, Semir schwelgt in Erinnerungen, trinkt dabei und wird immer wehmütiger! Mir haben die Rückblicke auf alte, für Semir entscheidende Folgen auch gut gefallen! Da kommen auch für mich Erinnerungen hoch!
Gut, immerhin räumt er glücklicherweise noch auf, bevor Andrea mit den Kindern unverhofft kommt, um wichtige Sachen zu holen. Allerdings kann er sich dann wieder nicht beherrschen und anstatt ruhig mit Andrea zu sprechen und ihr vielleicht von seinen selbstzerstörerischen Gedanken zu erzählen, wird er gleich wieder laut und bestärkt sie damit, dass sie mit der Trennung das Richtige getan hat-ach Semir! -
Jetzt bin ich aber froh, dass Semir´s Verbindung zu seinem Freund tiefer geht und er instinktiv spürt, dass der ihn jetzt dringend braucht!
Gut, Andrea, die ihren Mann zuvor liebevoll getröstet hat, hat sicher aus Sicht der Vernunft Recht, aber wann war Semir schon mal vernünftig? Jetzt macht er sich zu nachtschlafener Zeit auf den Weg in die Klinik, um seinem Freund beizustehen-freue mich schon auf Ben´s Überaschung, wenn er merkt, er ist auch in dieser dunklen Nacht nicht allein! -
Ja, ja-der Vergleich mit der Raupe war gut! Ich kann mir Ben gut mit seinem bunten Handtüchlein um die Hüften vorstellen, aber da prallen auch Semirs gutgemeinte Erziehungsversuche ab-Ben ist es gewohnt, dass ihm jemand hinterherräumt, der wird sich nicht so leicht ändern!
Aber der Hinweis auf die Kopie bringt Ben auf die richtige Spur, nur ist leider Flavio schlau genug gewesen, seine Spuren zu verwischen! -
Mann, das ist aber nicht der Semir, den ich kenne! Er hört Hilferufe und die könnten schließlich auch von Ben stammen-und lässt sich trotzdem von seinem anscheinend schwerhörigen bayerischen Kollegen überreden, die Villa wieder zu verlassen.
Max wird derweil gefesselt und geknebelt, damit er sich nicht mehr bemerkbar machen kann.
Na hoffentlich hilft ihnen jetzt die nächste Spur ein wenig weiter! -
Jetzt habe ich mich gerade wieder getraut, durchzuatmen! Die Fahrt Semirs auf der Motorhaube des Fluchtfahrzeugs, die vorhergehenden Aus-und Umstiegsszenen bei vollem Tempo sind wie ein guter Film vor meinem inneren Auge abgelaufen.
Was mich besonders gefreut hat war, dass André Horn nicht erschossen hat, sondern nur kampfunfähig gemacht. Das lässt mich an das Gute im Menschen glauben und dass André im tiefsten Herzen immer noch Polizist ist. Natürlich gibt mir Horns Drohung auch zu denken, aber jetzt ist es erst mal wichtig, dass sie zur Batteriefabrik zurückfahren-was sage: zurückrasen vielmehr-und dort retten, was noch zu retten ist! -
Tewett hatte kurz entschlossen Konrad´s Handy und den Autoschlüssel an sich genommen, als der unter der Dusche stand und die Umkleide von außen versperrt. Er würde irgendwie seinen Sohn gegen Konrad freipressen und dann mit dem gemeinsam nach Brasilien gehen, wo er eine riesige Hacienda besaß und auch schon viel Geld auf die Seite geschafft hatte. Seine Frau würde er in seinen Plan nicht einweihen, die konnte hierbleiben und sich scheiden lassen, oder auch nicht, das war ihm egal. Klar würde Florian nicht freigesprochen werden, sowas konnte man mit Gewalt nicht erreichen, aber wenn dieser Ben Jäger aussagte, dass die Folterspielchen einvernehmlich stattgefunden hatten, konnte sein Anwalt sicher eine Freilassung bis zur Verhandlung für Florian erwirken und dann würde er zusammen mit seinem Sohn verschwinden. Er hatte eine hochseetaugliche Jacht mit jederzeit verfügbarem Personal, die am Rhein ihre Liegestelle hatte. Damit würden sie übers Meer fliehen, es war ja schließlich egal, wenn sie ein paar Wochen brauchten, um in Brasilien anzukommen! Er telefonierte auch gleich mal mit dem Kapitän und bat ihn, Vorräte für eine längerdauernde Hochseefahrt mit einem Ziel, das er später erfahren würde, anzulegen. Der wunderte sich zwar, aber der Wunsch seines Chefs war Befehl, er wurde nicht dafür bezahlt, Spekulationen zu betreiben, sondern dieses Schiff zu führen. Obwohl Samstagabend war, orderte er Vorräte für mehrere Wochen-mit den entsprechenden Beziehungen ging das Alles!
Tewett holte nun ganz hinten aus einem speziellen Getränkekühlschrank im Haus, eine unauffällige braune Flasche. Nur er wusste, was sie enthielt und die hatte ihm schon manchmal gute Dienste geleistet, wenn Sexsklavinnen, die er ab und an über das Vergangenheitsforum orderte, um seine perversen Gelüste zu befriedigen, nicht so willig waren, wie er sich das vorstellte. Die Tennisanlage war auf seinem weitläufigen Grundstück in Kölner Stadtrandlage angelegt, aber die wurde durch die Sicherheitsfirma ja observiert und versprach schlechte Möglichkeiten, Konrad zu verstecken, zumal seine Angestellten ja wussten, dass der zum Tennisspielen vor ein paar Stunden angekommen war. Tewett fuhr den luxuriösen Wagen Konrads also direkt vor den Eingang der Tennishalle und tränkte dann einen Lappen unauffällig mit Chloroform und steckte ihn in seine Jackentasche. Dann sperrte er leise die Umkleide auf, um danach mit einem Mordslärm: „Konrad, Konrad!“ zu rufen. Der meldete sich und Tewett tat nun so, als ob er ganz entsetzt wäre, dass der nicht aus der Umkleide gekommen war. „Mensch, Konrad, das tut mir aber leid-ich bin vorher kurz ins Haus, um ein paar wichtige Gespräche zu führen und habe mich jetzt gewundert, dass dein Auto immer noch da steht. Erst dann ist mir eingefallen, dass die Tür der Umkleide öfter mal klemmt und jetzt habe ich gleich nachgesehen!“ sagte er mitfühlend und ließ Konrad vor sich die Treppen hinaufgehen. Als der oben überrascht feststellte, dass sein Wagen direkt vor der Eingangstür stand und gerade etwas dazu bemerken wollte, drückte ihm Tewett von hinten den chloroformgetränkten Lappen aufs Gesicht und wenig später brach Konrad bewusstlos zusammen. Tewett öffnete die Beifahrertür, hievte Konrad hinein und schnallte ihn an. Als die Sicherheitsleute am Tor wenig später überrascht den Fahrer identifizierten, sagte er schnell: „Mein Gott, dass meine Gäste manchmal einfach nicht wissen, wann sie genug haben, ich bringe meinen Freund mal eben nach Hause!“ und die Wachen grinsten amüsiert-ja, ja, in den besseren Kreisen war das auch nicht anders, als bei Otto-Normalverbraucher!
Tewett fuhr mit dem bewusstlosen Konrad in seine Jagdhütte, die, einsam im Wald gelegen, für kleine Spielereien wunderbar geeignet war, weil niemand die Schreie oder Hilferufe der Opfer hören konnte. Er zerrte Konrad, der gerade langsam wieder zu sich kam und dem furchtbar schwindlig und übel war, in den Raum und legte ihn auf dem Bett, das mit einem selbstgeschossenen Bärenfell bedeckt war, ab. Dann verschloss er sorgfältig die Hütte, versteckte Konrads Wagen hinter einem Holzstoß, deckte ein Tarnnetz darüber und machte sich dann zu Fuß, mithilfe einer Taschenlampe, zur Straße auf, was nicht sonderlich weit war. Dort wurde er wenig später von einem hilfsbereiten Autofahrer, dem er eine Story vom leeren Benzintank erzählte, zur nächsten Tankstelle mitgenommen. Von da rief er ein Taxi, fuhr mit dem zufrieden nach Hause, schmiss gleich seinen Anwalt telefonisch aus dem Bett und machte ihm ein interessantes Angebot.
Schonungslos erzählte er ihm einen Teil der Wahrheit, denn ohne dessen Mithilfe hatte er keine Chance. „Wenn sie mir helfen, meinen Sohn aus dem Untersuchungsgefängnis zu bringen, bekommen sie von mir die drei Millionen, die für die Bestechung Jägers vorgesehen waren. Außerdem biete ich ihnen eine Lebensstellung in meinem Konzern als Rechtsberater, sie bräuchten also nie mehr als Anwalt zu arbeiten und bekommen ein fürstliches Jahresgehalt mit sicherlich weniger Stress, als sie jetzt haben!“ lockte er. Dass er vorhatte, sich mit seinem Sohn abzusetzen und dass er überhaupt nicht wusste, was danach mit seinem Konzern werden würde, verschwieg er wohlweislich-das würde der Anwalt zu gegebener Zeit dann schon erfahren, er konnte jetzt keine Rücksichten auf irgendwen mehr nehmen!
Nach kurzer Überlegung stimmte der Rechtsberater zu. Seine Kanzlei war sehr arbeitsintensiv geworden und er verdiente zwar gut, aber der Stress war auch jeden Tag schlimmer. Er konnte sich ein geruhsameres Leben bei bester Bezahlung durchaus vorstellen und hatte schon öfter damit geliebäugelt, sich aus seiner Kanzlei zurückzuziehen, bzw., die an einen Partner weiterzugeben. Wenn die Anwaltskammer draufkam, dass er als Mitwisser an einer Entführung beteiligt war, würde er sowieso seine Zulassung verlieren und bräuchte einen Plan B, aber vielleicht schaffte er es, das so hinzudrehen, dass er mit einer weißen Weste zurückblieb? Jetzt wollte er erst einmal seinen unterbrochenen Nachtschlaf weiterführen- inzwischen war es bereits nach Mitternacht- und morgen würde er sich was einfallen lassen, er hatte da schon so eine Idee, wie er zu Jäger vordringen konnte! Er sagte also Tewett zu und wenig später lagen alle an diesem Fall Beteiligten, außer Konrad, dem kotzübel und schwindlig war, in den süßesten Träumen. -
Jetzt malt sich Kevin in seinen Gedanken aus, was passieren könnte-hoffe ich doch mal, dass er das wirklich nur in seinem Kopf durchspielt-oder Campino!!!
Wieder mal lässt du uns Kevin´s Gedankenwelt so real erfahren, dass man denkt, das wäre tatsächlich passiert, aber wenn du jetzt Ben umgebracht haben solltest, red ich nie mehr ein Wort mit dir! -
Tewett und Konrad spielten mehrere Matches. Der Medienmogul war unkonzentriert und verlor ständig. Nach einer Weile erkundigte sich Konrad. „Hör mal, was ist los? Geht´s dir nicht gut, oder hast du was Besseres vor, als mit mir Tennis zu spielen?“ fragte er, denn es machte eigentlich gar keinen Spaß, gegen einen Gegner zu gewinnen, der eindeutig nicht bei der Sache war. Tewett wirkte verwirrt, lächelte dann aber. „Nein tut mir leid, aber weisst du, ich mache mir auch Sorgen um meinen Sohn!“ sagte Tewett. Nun erwiderte Konrad allerdings gar nichts, denn er hatte wohl diese ganzen Verurteilungen und Anklagen der letzten Jahre gegen den Sohn seines Geschäftspartners in der Presse verfolgt. Auch wenn man als Vater natürlich nur immer an das Gute im Menschen glaubte, aber dieses Früchtchen hatte es faustdick hinter den Ohren! Was der wohl schon wieder angestellt hatte? Auch wenn Konrad mit der Berufswahl seines Sohnes eigentlich nicht einverstanden war, aber besser einen Polizisten, als so einen gewalttätigen, drogensüchtigen Freak als Stammhalter! „Komm, denk mal einen Augenblick nicht dran-sondern lass uns Tennis spielen!“ bat Konrad und tatsächlich schwang Tewett nun mit Macht seinen Schläger. Es funktionierte hauptsächlich deswegen, weil sein Entschluss nun gefallen war. Auch wenn Konrad Jäger ein langjähriger Geschäftsfreund und Tennispartner war, trotzdem war Blut dicker als Wasser und er würde das für seine Zwecke ausnutzen!
Semir war nach Ben´s Morgentortur zu seiner Familie zurückgekehrt. Andrea bedachte ihn mit einem Lächeln-auch sie hatte die Versöhnung gestern als wunderbar empfunden. „Wie wäre es, wenn wir mit den Mäusen in den Zoo gingen?“ fragte Semir und die beiden Mädchen, die das natürlich gehört hatten, antworteten mit begeistertem Indianergeheul. „Wie geht´s Ben eigentlich?“ fragte Andrea und Semir zuckte mit den Schultern. „Nicht sonderlich gut, aber er hat auch nichts davon, wenn wir nun deswegen zuhause sitzen und Trübsal blasen!“ sagte er und da konnte Andrea nur zustimmen. „Ausserdem sind Sarah und er wieder ein Herz und eine Seele und wo wäre er im Krankenhaus besser untergebracht, als bei seiner fachkundigen Herzensdame?“ fragte Semir nun mit einem Lächeln und Andrea küsste ihn leicht auf die Wange und sagte: „Da hast du vollkommen Recht!“ Sie packten die benötigten Dinge ein und wenig später stiegen sie aus der U-Bahn am Zoo. Semir warf noch einen kurzen Blick zum Pförtnerhaus des botanischen Gartens-erst durch diesen Einsatz war er auf die Idee gekommen, seine Familie mal wieder in den Zoo zu entführen und wie er erwartet hatte, wurde es ein schöner Samstagnachmittag. Sie kauften den Kindern Pommes und Popcorn, manche Tiere wie die Ziegen durften auch mit Futter aus den bereitstehenden Automaten gefüttert werden und als sie am Abend in ihr Haus zurückkehrten, steckten sie die Mädels in die Badewanne und nach dem zweiten Satz aus dem Vorlesebuch schliefen die beiden tief und fest. Semir, der zuvor nur kurz einen Blick aufs Display geworfen und Hartmuts Nachricht bestätigt hatte, sagte nun zu Andrea, die gerade eine Weinflasche und zwei Gläser geholt hatte: „Ich muss nur ganz kurz telefonieren, aber dann gehöre ich ganz dir!“ und sie quittierte seine Meldung mit einem Lächeln. Semir telefonierte erst kurz mit Hartmut und dann noch mit der Chefin. „Morgen, wenn Ben´s Behandlung fertig ist, schmieden wir einen Plan für den morgigen Abend, aber nachdem das beim letzten Mal schon so einfach war, werden wir bei dem Einsatz morgen sicher auch keine Probleme haben!“ beschlossen sie gemeinsam und dann gehörte Semir ganz seiner Frau und die beiden machten sich einen wundervollen Abend.
Ben war erst nochmal aufgewacht. Er fühlte sich deutlich besser und auch nicht mehr so fiebrig. Die Schwester konnte das kreislaufstützende Medikament nun ganz ausschalten, was ein weiteres Zeichen dafür war, dass die Sepsis am Abklingen war. Die Schmerzen waren für Ben jetzt auch ohne Opiat erträglich und so liess er sich von Sarah noch seine Zahnputzsachen geben und machte den Mund frisch. „Bist du auch so müde?“ fragte er seine Freundin und die nickte. Das war ja auch kein Wunder, nach der vorigen Nacht und dem darauffolgenden Tag. Sarah schob ihren Mobilisationsstuhl mit der Decke wieder ganz nah zu Ben, machte am Monitor die Privatbildschirmeinstellung, was bedeutete, dass man die Alarme zwar draussen, aber nicht im Zimmer selber hören und sehen konnte und nachdem sie die Nachtschwester noch kurz begrüsst hatten, schliefen sie Hand in Hand tief und fest ein.
Konrad ging nach dem Spiel erst einmal duschen. Als er erfrischt in die Umkleidekabine trat und sich anzog, überlegte er, wohin er jetzt zum Essen gehen sollte. Ob ihm Tewett noch Gesellschaft leisten würde? Er drückte auf die Klinke, die ins Freie führte, aber die klemmte. Konrad rüttelte daran, aber sie war nicht aufzukriegen. Er rief laut um Hilfe-Tewett musste ja noch irgendwo in der Nähe sein, aber nichts rührte sich. Erst schaute er, ob irgendwo ein Fenster oder Lichtschacht zu finden war, aber der Raum war halb unterirdisch und die Lüftungsschächte waren zu eng für einen erwachsenen Menschen. Seufzend suchte er nach seinem Handy-hoffentlich hatte er hier unten Empfang! Aber so sehr er auch suchte, das Handy war nicht da.
-
Ja, das kann ich mir vorstellen, dass es Ben , als es Abend wird, schlechter geht. Waren die Augenspülungen schon schlimm genug, aber die Psychofolter jetzt, ist fast noch schlimmer. Ihm ist klar, dass er im Augenblick blind ist und dass das womöglich auch so bleibt! Er möchte den kleinen Finn, der ein toller Bettnachbar ist, viel besser als so ein verwirrter, schnarchender Opi, auf gar keinen Fall wecken und deshalb schluchzt er sozusagen stumm in eine Ecke seines Deckenbezugs!
Nicht einmal Semir anrufen klappt ohne fremde Hilfe-Ben ist gerade völlig verzweifelt!
Genauso wie Tom Beck diese Szene in der Serie genial gespielt hat, bringst auch du diese Gefühle toll rüber! Super, Elina-tolles Erstlingswerk, mach bloß weiter so! -
Puh-jetzt wissen wir also, was Ben in der Zwischenzeit mit Kerler getrieben hat, während Kevin seine Rache vorhat zu vollenden!
Mann Kevin-hörst du nicht? Ben ruft um Hilfe und sein Leben hängt im wahrsten Sinne des Wortes am seidenen Faden! Wird Kevin seinen Gefühlen nachgeben und Becker töten, oder verwendet er die letzte Kugel dafür, Kerler zu überwältigen und so den angeschossenen Ben zu retten?
Super spannend-weiter so! -
Ja, auch in deiner Geschichte ist Ben´s Verhältnis zu seiner Schwester besser, als zu seinem Vater-woran das wohl liegt?
Schön, wie du die Veränderung der Wahrnehmung Ben´s beschreibst, die Unsicherheit bei ganz alltäglichen Dingen und seine Gedanken, was Konrad wohl zu ihm sagen würde.
Aber Finn mit seiner kindlichen Unbekümmertheit, der ganz spontan das tut, was richtig ist, tut Ben gut!
Wir haben einen blinden Freund und waren mit dem schon mal in Urlaub. Mich erstaunt das immer aufs Neue, wie sicher der sich bewegt. Bei mir ist gestern die Sicherung geflogen und ich musste mich mitten in totaler Finsternis erst mal zurechtfinden und die Taschenlampe, die natürlich auch nicht am gewohnten Platz stand, suchen-da konnte ich mir Ben´s Situation richtig bildlich vorstellen! -
Ben war im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert. Als er fertig war, kam auf sein Läuten auch nicht Sarah, wie er befürchtet hatte, sondern zwei andere Pflegekräfte, machten ihn sauber und erneuerten die Verbände, soweit es nötig war. Er wurde auch noch kühl heruntergewaschen und sein Bettzeug erneuert. Sarah war kurz in die Krankenhauscafeteria gegangen und hatte sich ein Sandwich geholt, denn irgendwie hatte sie jetzt doch Hunger.Als sie frisch gestärkt wieder zurück war, war sie überrascht, denn Ben hatte Besuch von seinem Vater. Hatte Konrad es doch geschafft, sich ein halbes Stündchen für seinen Sohn freizunehmen! „Hallo Sarah!“ sagte Konrad erfreut. „Ich hoffe ja, du hast Ben bald wieder auf dem Damm!“ fügte er noch hinzu und dann unterhielten sie sich noch eine Weile über belanglose Sachen. Sarah war erstaunt-die beiden mieden ihr gemeinsames Schlossdinner mit den üblen Folgen und die darauffolgende Woche in ihren Gesprächen, sondern machten stattdessen Smalltalk. Einige Zeit später sah Konrad auf die Uhr. „Ich bin jetzt noch zum Tennis mit Tewett, dem Medienmogul verabredet, gute Besserung dir und Sarah-wie wärs bald mal mit Enkelkindern?“ fragte er, während er Ben, dem es die Sprache verschlagen hatte, die Hand schüttelte, Sarah zunickte und zügig verschwand.
„Sarah! Das darf doch nicht wahr sein!“ stammelte Ben, dem die Erwähnung der Enkelkinder einen schrecklichen Stich versetzt hatte. „Dieser Tewett ist doch sicher mit diesem Hieronymus verwandt, vermutlich sein Vater, sonst hätten die mir nicht so einfach drei Millionen Bestechungsgeld bieten können, wer hat sonst so viel Geld? Kooperiert jetzt mein eigener Erzeuger mit dem Feind? Wahrscheinlich kommt er heute Abend nochmal vorbei und bittet mich, im Sinne seines Tennisfreundes auszusagen, weil er dann ein paar gute Bauaufträge kriegt. Ausserdem hat er jetzt so ziemlich meinen wundesten Punkt getroffen, mit der Erwähnung der Enkelkinder! Sarah, ich will ihn nicht mehr sehen!“ sagter er, drehte sich zur Seite und versuchte , sich ein wenig zu fassen. Eigentlich war er hundemüde, aber jetzt hatte er sich so aufgeregt, dass es ihm fast schon wieder schlecht deswegen war. Sarah streichelte seinen Rücken, soweit das ohne Schmerzen für ihn möglich war. „Ben, nimms nicht so tragisch, ich denke nicht, dass dein Vater dir absichtlich weh tut!“ versuchte sie ihn zu trösten, aber im Augenblick hatte sie keine Chance. Irgendwann nickte Ben doch ein wenig ein und Sarah ging im Krankenhaus spazieren, um sich die Beine zu vertreten.Nach einiger Zeit besuchte sie ihre Kollegen auf ihrer eigenen Station. Sie hatte zwar immer noch ein schlechtes Gewissen, wegen der Aktion in ihrem letzten Spätdienst. Ihre Kollegen hatten ja keine Ahnung, was sie ursprünglich vorgehabt hatte, wenn das der Fall gewesen wäre, wäre sie fristlos entlassen worden. So hatte sie nur bei einer Beinahe-Reanimation einfach nichts gemacht und so das Leben einer ihr anvertrauten Patientin gefährdet. „Wie geht es Melissa Eder?“ fragte sie schüchtern, aber ihre Kollegen beruhigten sie. „Der ging es gut, die hatte auch keine Herzrythmusstörungen mehr, aber stell dir vor-noch am Donnerstag Abend wurde die verhaftet und ist heute nachmittag ins Untersuchungsgefängnis verlegt worden! So lange sie hier war, haben sie zwei Polizisten rund um die Uhr bewacht und Besuch durfte sie auch keinen empfangen, die muss ganz schön was ausgefressen haben!“ erzählten sie aufgeregt. „Das glaube ich auch!“ sagte Sarah müde. „Hey-und wie geht´s deinem Freund?“ wollte mitfühlend eine Kollegin wissen. „Langsam ein wenig besser, aber er schreit auch bei jeder Komplikation hier!“ erklärte Sarah und ihre Kollegin sagte: „Gut, dass du jetzt krank geschrieben bist. In so einer Situation hätte niemand den Kopf frei zu arbeiten, wir waren eh nicht erfreut, als du am Donnerstag aufgekreuzt bist und das versucht hast!“ sagte sie einfach und nahm die fertige Sarah freundschaftlich in den Arm. „Aber ich weiss überhaupt nicht, ob ich nach dieser Aktion überhaupt noch fähig bin, meinen Beruf auszuüben!“ schluchzte Sarah nun, aber die ganzen Kollegen in der Schicht trösteten und beruhigten sie nun. „Hör mal, jeder von uns ist mal nicht voll fit, aber wir sind ein Team und gemeinsam haben wir ja auch diese Situation gemeistert! Du bleibst jetzt so lange zu Hause, bis du wieder den Kopf frei hast und dann machst du deine Arbeit genauso gut, wie die letzten Jahre. Jeder steht mal auf dem Schlauch und in deiner Lage versteht das doch jeder!“ sagten die Kollegen und wenig später hatte Sarah sich wieder gefangen, ihr verheultes Gesicht gewaschen und ging nun frischen Mutes zu Ben zurück.
Konrad war inzwischen in der privaten Tennishalle von Tewett eingetroffen. Sie spielten gelegentlich in einer Alt-Herren-Liga über 55 gegeneinander und sein Gegenüber war ein geschätzter Matchpartner. „Hallo Konrad!“ begrüsste der ihn jovial, wo bleibst du denn so lange?“ fragte er. „Ich war noch kurz bei meinem Sohn im Krankenhaus!“ erzählte Konrad und nun erstarrte sein Gegenüber. „Weshalb liegt er denn da und in welcher Klinik?“ erkundigte sich Tewett nun mit gepresster Stimme. War das möglich, dass Ben Jäger, an den er seit einiger Zeit vergeblich versuchte, ranzukommen, der Sohn seines Geschäfts-und Tennisfreundes war? Aber der war doch Polizist und ein Sohn des Bauunternehmers Jäger würde doch wohl in der eigenen Firma arbeiten und nicht völlig unterbezahlt bei der Polizei! „Mein Sohn war ein Entführungsopfer und liegt nun schwer verletzt auf der Intensivstation der Uniklinik.“ erzählte Konrad ein wenig bedrückt. „Aber es scheint ihm schon besser zu gehen!“ sagte er dann und forderte nun seinen Tennispartner auf. „Komm, jetzt lass uns spielen, ich habe mich schon den ganzen Tag darauf gefreut!“ und griff nach seinem Schläger.
-
Liebe Leser!
Ihr werdet euch schon gewundert haben, warum bis jetzt kein Kapitel kam, aber meine Mutter hat mich morgens um fünf angerufen, dass sie mit ihrem Rollator gestürzt ist. Die ist 84 Jahre alt und pflegebedürftig-also jetzt wisst ihr, wie ich meine freien Tage verbringe. Es ist nichts gebrochen, aber trotzdem muss ich mich, wie sonst auch um sie kümmern-nur dann halt intensiver! Blöd ist halt auch, dass sie 55km von mir entfernt wohnt und nur im äussersten Notfall mit zu mir kommt, so bedeutet das halt viel Fahrerei-man gönnt sich ja sonst nichts!
Trotzdem schönen Abend noch!
susan -
Sarah war geschockt, wie fertig Ben immer noch aussah. Bevor sie den Perfusor anhängte, hatte die Schwester Ben noch das Klistier verabreicht. Nach der vorausgegangenen Spülung allerdings fand Ben nicht mal das mehr schlimm. Er hatte das Gefühl, seine Würde verloren zu haben und das war fast schlimmer, als der körperliche Schmerz. Noch nie in seinem Leben hatte er sich dermaßen mies gefühlt und nicht einmal Sarah´s Anwesenheit konnte ihn davon ablenken.
Heute vor einer Woche war er noch voll freudiger Erwartung auf seine Versöhnung mit Sarah gewesen, er hatte nach der Burgbesichtigung alles aufs Feinste vorbereiten und mit ihr ein rauschendes Versöhnungsfest feiern wollen. Was hatte er nur verbrochen, dass die Wahl Berghoffs gerade auf ihn gefallen war? Gut, der war tot, man konnte ihn nicht mehr fragen, aber was brachte Menschen dazu, andere so zu quälen?
Allerdings-jetzt hatte er geradezu ein Dejá vu-im Folterkeller war er nach bester mittelalterlicher Tradition gequält worden, aber was war das hier? Gerade wollte er Sarah seine Gedanken zum Tag mitteilen, da begann sich in seinem Inneren etwas zu rühren. Er stöhnte auf und zog die Beine an den Bauch. Sarah, die ihn die ganze Zeit beobachtet hatte, war anscheinend gar nicht überrascht deswegen. Er bekam Schweissausbrüche und seine Herzfrequenz sank, obwohl er eigentlich das Gefühl hatte, ihm würde das Herz bis zum Hals schlagen.Wieder und wieder wurde ihm übel und jedesmal entleerte sich ein Schwall grünlicher Magensaft in den Ablaufbeutel. „Sarah, was geschieht gerade mit mir?“ stöhnte er. Die hatte sich mit einem Waschlappen aus dem Wäschewagen bewaffnet und wusch ihm mitleidig das Gesicht. „Ben, das ist das Medikament im Perfusor, das wirkt total stark und anscheinend springt dein Darm auch darauf an. Nur wissen deine Innereien anscheinend im Moment noch nicht genau, in welche Richtung sie den Inhalt befördern müssen!“ erklärte sie ihm. Ben hatte die Erklärung zwar verstanden, aber das half ihm leider auch nicht bei der Schmerzbewältigung. Wenig später gab seine betreuende Schwester noch ein krampflösendes Mittel in die Infusion und ein wenig leichter wurde es danach auch.
Ben hätte sich nicht vorstellen können, dass sich seine ganzen Gedanken, ohne nur die leiseste Chance der Ablenkung um so Dinge wie Toilettengang, Übelkeit und Bauchschmerzen drehen konnten. Auch war er nur froh, dass er die dicke Magensonde hatte, denn das ganze Material, das da rauskam zu speien, das hätte er nicht überstanden! Ganze drei Stunden war er nun schon von den Medikamenten geplagt und war nur noch mit den Kräften am Ende. „Sarah, ich halte das nicht mehr aus!“ jammerte er, aber die sagte zwar mitleidig, aber bestimmt: „Doch Ben, du schaffst das!“ und mit einem Schmerzenslaut drehte er sich zur Seite.Plötzlich, nach etwa vier Stunden, hörten die nutzlosen Entleerungen in den Magensondenbeutel allmählich auf. In seinem Bauch rumorte es zwar, aber irgendwie fühlte sich das richtig an. Kurze Zeit später sagte Ben hektisch: „Sarah, ich glaube, ich brauche eine Bettpfanne-und bitte lass mich dann alleine!“ und Sarah setzte ihn mit einem Lächeln noch auf den Topf, bevor sie ins Schwesternzimmer verschwand, um sich einen Kaffee zu genehmigen. „Ich glaube, jetzt geht es aufwärts!“ sagte sie zu ihren Kollegen und die grinsten sie an: „Ja, das gute Neostigmin, hat es mal wieder geholfen?“ fragten sie und Sarah nickte.
Hartmut hatte an seinem freien Samstag ausgiebig im Internet gesurft. Als er nach einiger Zeit mal wieder im Vergangenheitsforum vorbeisah, hatte er eine PN da stehen: „Treffpunkt Sonntag um 19.00 Uhr am bekannten Ort!“ stand da-und darunter: „Scheckbuch nicht vergessen!“ Er griff zum Telefon und informierte erst Semir und dann die Chefin. „Wir sind da und organisieren alles!“ kam die Antwort und Hartmut lächelte. Ja auf seine Kollegen konnte er sich verlassen!
-
Ben hatte eine schreckliche Nacht hinter sich. Vor lauter Übelkeit hatte er trotz großer Müdigkeit kein Auge zugemacht. Ein paar Mal war er zwar nahe daran gewesen, wegzunicken, aber dieses letzte Quentchen zum endgültigen Einschlafen fehlte immer. Sein Fieber war nochmals gestiegen, auf fast 40°C, sein Husten quälte ihn zusätzlich und als er dann eine Kurzinfusion mit Novalgin bekam, sank das Fieber unter starkem Schwitzen. Sarah neben ihm war zwischendurch immer wieder kurz weggewesen, aber sofort erwacht, wenn er sich bewegte. Er vermied es zu stöhnen, um seine Freundin nicht zu belasten, aber wenn er ehrlich war, würde er am liebsten laut jammernd über sein Elend im Bett liegen. Man bot ihm wieder eine Tavor an, da die ja über die Mundschleimhaut aufgenommen wurde, aber er lehnte kopfschüttelnd ab. Schon der Gedanke an irgendeinen blöden Geschmack im Mund ließ ihn würgen. Er versuchte sich abzulenken, indem er an etwas anderes dachte, aber auch das funktionierte nicht. Sarah probierte, ihm etwas zu erzählen, aber er konnte vor Fieber nicht richtig zuhören und so lag er dann einfach da und litt still vor sich hin, immer wieder frisch gemacht von Sarah und der Nachtschwester, bis endlich der Morgen da war. Beide-Sarah und Ben- waren hohläugig und grau im Gesicht, so dass die Nachtschwester bei der Übergabe im Stationszimmer ihren Kollegen schon ans Herz legte, sich besonders um die beiden zu kümmern, weil die sonst zusammenklappen würden.
Nachdem ja heute Samstag war, waren die Visiten später und auch die Anzahl der Ärzte viel geringer. Nichtsdestotrotz war alles so durchorganisiert, dass die medizinische Versorgung der Patienten reibungslos funktionierte. Sarah hatte sich kurz die Zähne geputzt, dann geholfen Ben zu waschen, aber duschen und frühstücken würde sie erst, wenn Semir da war. Man hatte ihm am Vortag gesagt, dass es reichen würde, wenn er gegen 9.00 Uhr da wäre und kaum war der Zeiger der Uhr, die Ben voller Angst beobachtete, auf die volle Stunde gerückt, da stand sein Freund auch schon in der Tür, um ihm bei der Wundspülung beizustehen.
Semir hatte gute Laune. Als er am Vortag leise die Tür aufgesperrt hatte, hatte er erwartet, dass Andrea schon im Bett wäre, aber zu seiner Überraschung saß die noch mit ihrem E-Book, das er ihr zum Geburtstag geschenkt hatte, im Wohnzimmer. Er hatte sich eine Flasche Bier geholt, ihr einen Wein nachgeschenkt-das leere Glas stand auf dem Tisch-und sie dann gefragt: „Andrea, war das jetzt sehr schlimm für dich, dass du nicht auf diese Tupperparty gehen konntest?“ aber sie schüttelte nach kurzem Nachdenken den Kopf. „Semir, es ging gar nicht um diese Tupperparty-wir haben eigentlich genug Plastikschüsseln-aber einfach ab und zu abends wegkönnen und mal was anderes unternehmen, als vor dem Fernseher, dem Computer zu sitzen, oder zu lesen, das ist es, was mir fehlt. Die anderen Frauen die ich kenne, haben Männer, die pünktlich um 17.00 Uhr von der Arbeit kommen, die können sich immer was vornehmen, weil die abends dann die Kinderbetreuung übernehmen. Die machen auch viel mehr zusammen, als du und ich, einfach weil die Männer geregelte Arbeitszeiten haben, keine Überstunden machen müssen und solche spontanen Nachteinsätze wie heute-das können die sich gar nicht vorstellen!“ erklärte seine Frau. Semir nickte. „Du hast ja Recht, Andrea, aber wie du weißt, ich habe es schon probiert mit diesem reinen Bürojob und wäre dabei beinahe eingegangen. Kannst du dich noch erinnern, wie du nach dem Vorfall am Deutschen Eck zu mir gesagt hast, ich dürfe wieder auf die Autobahn, weil ich da hingehöre?“ und Andrea nickte traurig. „Ja Semir, ich weiß, dass du den Beruf hast, der dir Spaß macht und damals hast du mir und vielen anderen auch das Leben gerettet, das werde ich dir nie vergessen-nur manchmal ist das für mich so schwer, das auszuhalten und deswegen zurückzustecken!“ sagte sie leise.„Andrea, ich werde versuchen, mich zu bessern. Wenn dieser Fall abgeschlossen ist und es Ben wieder besser geht, bitte ich die Chefin darum, meine Überstunden nehmen zu dürfen, kümmere mich dann ein paar Tage ganz um dich und die Kinder und sorge dafür, dass du abends auch mal weg kannst. Auch Sarah hat mir das schon angeboten, dass sie die Kinder gelegentlich hüten würde-ich glaube, dieses Angebot sollten wir annehmen und auch zusammen mal weggehen und was unternehmen!“ sagte er nachdenklich. Nun strahlte Andrea und erklärte glücklich: „Genau das ist es, was ich mir wünschen würde. Wie du weißt, nimmt meine Mutter die Kinder ja auch jederzeit, aber ich will die nicht so belasten, aber das mit Sarah ist eine gute Idee!“ sagte sie und nach diesem wichtigen Gespräch bekräftigten sie ihre Versöhnung noch im Schlafzimmer und Semir war sich danach wieder sicher, dass er seine persönliche Traumfrau an seiner Seite hatte.
Als Semir auf der Intensivstation eingetroffen war, rief die Schwester gleich den diensthabenden Urologen zur Wundtoilette an. Sarah vergewisserte sich nochmals, dass ihre Anwesenheit im Augenblick nicht erwünscht war und verschwand in Richtung ihres Appartements, um zu duschen und sich frisch anzuziehen, so eine Nacht in den Klamotten war alles andere als erholsam gewesen.Der Arzt-diesmal ein anderer, denn Dr. Eckert hatte das Wochenende frei-las sich zuvor die Befunde durch. Er hatte eine gründliche Übergabe von seinem Kollegen bekommen, aber Ben war ihm persönlich noch unbekannt. „Können wir ihm bitte wieder gut Opiate geben?“ bat er die Schwester, aber die schüttelte bedauernd den Kopf. „Er hat seit gestern einen paralytischen Ileus, wir dürfen den Darm nicht noch zusätzlich lähmen!“ gab sie die Anordnungen des Stationsarztes weiter. Der Urologe nickte mit dem Kopf. Das war jetzt nicht schön für seinen Patienten, aber trotzdem musste das gemacht werden, wenn man eine Chance haben wollte, dass das abheilte. Man holte ein paar Helfer zum Festhalten dazu und nun musste Ben diese hochschmerzhafte Prozedur bei vollem Bewusstsein erleben. Er hatte zwar einen hohen Wirkspiegel an anderen Schmerzmitteln im Blut, aber trotzdem tat es ihm sehr weh.
Als es endlich vorbei war und er nun fix und fertig in seinem Bett lag, Semir an seiner Seite, ohne den er das nicht durchgestanden hätte, kam der diensthabende chirurgische Oberarzt vorbei, hörte auf den Bauch und betastete denselben noch, um dann seine weiteren Anordnungen bezüglich der Ileusbehandlung zu geben: „Bitte einen Neostigminperfusor über sechs Stunden und ein Klistier!“ ordnete er an und die Schwester machte sich gleich daran, dieses starke Darmanregungsmittel nach Schema aufzuziehen.Als Sarah wenig später frisch gestylt und mit Kaffee und Brötchen gestärkt, wieder zu ihrem Freund zurückkam, verabschiedete sich Semir, um sich nun um seine Familie zu kümmern.
-
Ja schön, dass Julia sich um ihren Bruder so kümmert! Wo steckt eigentlich Konrad gerade? Hat der wieder einen wichtigen Geschäftstermin? Oh Mann, genauso wie Julia würde er in dieser Situation an das Bett seines Sohnes gehören, denn die hat ihrem Vater sicher Bescheid gegeben! Aber ich reg mich jetzt nicht auf-während Semir ermittelt, hat Ben nun wenigstens Julia als Hilfe und Stütze. Er kann ihr auch schon von dem Unfall erzählen, was ich als eher gutes Zeichen werte. Allerdings hat er Mühe, mit seiner momentanen Blindheit zurechtzukommen und ist völlig auf fremde Hilfe angewiesen.
Auch Finn taucht auf, findet seinen neuen Freund gleich super und möchte mit in die Cafeteria-was die Schwester allerdings zu verhindern weiß ( die ist sicher auch Mama!).
Nur kleine Info am Rande-in wohl keinem Krankenhaus würde man Ben in seinen chemikaliengetränkten Klamotten lassen, sondern man würde ihm sofort bei der Aufnahme eines unserer netten Flügelhemdchen verpassen-hinten und unten schön luftig, bei reinen Augenverletzungen dürfte er vielleicht ausnahmsweise seine Unterhose anbehalten! -
Hmm, Elina-weiß ich noch nicht, hab ich mir auch noch nicht so genau überlegt! aber danke für den Anstoß!
Übrigens ging gestern erneut ein Geheimkapitel on Tour-falls ich mal wieder jemanden vergessen habe, oder noch einer mitlesen mag, der sich bisher nicht getraut hat-kurze PN-ich werde die Anfrage auch vertraulich behandeln
.
-
Gut, immerhin sind nun die Personalien und die Adressen eines Teils der Übeltäter bekannt, allerdings hilft das Ben im Moment nicht weiter!
Semir und Seegers fahren zum prächtigen Domizil des hauptverdächtigen und haben nun den Kopf der Bande , ohne es zu wissen, schon vor sich.
Ah, Max ist ja in Thiels Wohnhaus eingesperrt-vielleicht werden seine Hilferufe ja gehört und damit können Thiel und sein Vertrauter schon mal wegen Entführung festgenommen werden?