Beiträge von susan

    Auf dem Steig orientierte sich Andrea inzwischen nur noch an ihrem Vordermann. Verdammt-vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen, aus dem warmen Auto auszusteigen. Inzwischen hatte sie überhaupt keine Orientierung mehr, der Wind pfiff ihr um die Ohren und wehte den Schnee in ihr Gesicht. Sie hatte zwar eine warme Jacke, aber keine Mütze und keine Handschuhe dabei-ehrlich gesagt hatte sie sowas nicht mal im Schrank im Hotelzimmer, denn Semir und sie hatten nicht vorgehabt, das Wellnesshotel überhaupt in dieser Woche zu verlassen! Sie steckte ihre Hände in die Taschen und undeutlich bemerkte sie, wie ihr der dicke Polizist und sein Beifahrer in einiger Entfernung folgten. Durch den peitschenden Wind, der ihr schmerzhaft die Schneeflocken ins Gesicht trieb, hatte sie bald das Gefühl, sie wäre geschlagen worden, so weh taten ihre Augen und Wangen und langsam begann sie zu bezweifeln, dass dieser Ausflug irgendwie dazu beitragen könnte, Semir, Sarah und Ben zu finden. Ihr Schuhwerk war gut und der Steig war wirklich hervorragend ausgetreten und so wäre sie ihrem Vordermann fast aufgelaufen, als der abrupt plötzlich stehenblieb. „Ich glaube, da geht es irgendwie in eine Höhle rein!“ teilte ihr Jantzer im Flüsterton mit, obwohl Andrea davon keinen Schimmer entdecken konnte. Trotzdem folgte sie ihm und schwang sich ebenfalls-mit ein wenig Bauchschmerzen, denn so ganz schwindelfrei war sie eigentlich nicht-um den Felsvorsprung, um dann in einer völlig anderen Welt zu landen. Ein aus dem Fels behauener Weg führte in den Berg und sie war momentan nur froh, dass sie den Wetterunbilden nicht mehr ausgesetzt war.

    Der Kripobeamte zückte eine starke Taschenlampe, ein wenig runzelte er die Stirn, als er die elektrischen Lampen an der Wand sah, die aber dunkel waren. Er griff nach einem Lichtschalter-irgendwie hatte Andrea das dumpfe Gefühl, er wäre nicht zum ersten Mal hier-und legte ihn um, ohne dass irgendetwas passierte. Andrea erfasste plötzlich ein ganz ungutes Gefühl, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht! Sie wollte gerade umdrehen und wieder aus der Höhle flüchten, als sie der Kripobeamte am Arm packte, ein wenig zurückzog und eine Mechanik bediente, woraufhin plötzlich mit lautem Geratter eine massives Metalltor aus der Decke kam und den Gang nach draußen hermetisch abriegelte. Erschrocken drehte Andrea sich um und fragte: „Was soll das?“ aber nun grinste sie der große Mann hämisch an. „Sie sollten nicht so vertrauensselig sein und glauben, dass jeder Polizist automatisch zu den Guten gehört!“ sagte er und nun starrte ihn Andrea entsetzt an.

    Semir hatte Gas gegeben, aber er musste vorsichtig fahren, denn die Straßenverhältnisse waren denkbar schlecht. Außerdem wusste er nur mehr ungefähr, wo die Straße überhaupt war, die Gefahr in einen Graben zu rutschen, war wahnsinnig hoch und nachdem ihre Angreifer ja auch motorisiert waren, mussten sie leider damit rechnen, verfolgt zu werden. Semir drehte trotzdem die Heizung auf Vollgas, damit Ben nicht weiter auskühlte und Sarah breitete eine Decke, die im Fond gelegen hatte, über ihn. Sie setzte sich so, dass sein Kopf auf ihrem Schoß lag und ab jetzt konnte sie nur Semir´s Fahrkünsten vertrauen, der den großen Wagen routiniert durch den Schneesturm lenkte. Semir kramte sein Handy hervor und gab es Sarah nach hinten: „Ruf die Rettung an und die Polizei, oder was weiß ich. Verdammt ich habe keine Ahnung wie die tschechischen Notrufnummern sind und die Sprache kann ich auch nicht! Weißt du was! Verständige Susanne, die wird alles nötige in die Wege leiten!“ fiel ihm dann ein und Sarah suchte mit zitternden Fingern die Nummer der PASt. Während sie wählte, sah sie durch die Heckscheibe ein Scheinwerferpaar erscheinen. Verdammter Mist-sie waren ihnen auf den Fersen!

    Der Chemiker fluchte verhalten. Sie waren sich so sicher gewesen, dass die drei ihnen wie die Lämmer auf die Schlachtbank ins Messer laufen würden, aber stattdessen hatten ihre Gegner anscheinend ihre Aktion vorausgesehen und hatten nun fliehen können. Geplant war gewesen, diesen Gerkan, den türkischstämmigen Polizisten, zu erschießen und danach die Frau und Jäger wieder in ihre Gewalt zu bringen. Dann hätte der Chemiker sie zurück in die Höhle gebracht und seinen Plan umgesetzt, die Frau unter den Augen ihres Mannes zu quälen und das Kind bei vollem Bewusstsein aus ihr herauszuschneiden. Er war schon voller Vorfreude auf diese Tat gewesen und hatte sein Jagdmesser in seiner Tasche extra geschärft, während sie auf das Erscheinen der drei am Höhlenausgang gewartet hatten. Jäger hätte er mit einem speziellen Medikamentencocktail, der zwar schreckliche Nebenwirkungen hatte, aber das war ja schließlich völlig egal, wieder zu Bewusstsein gebracht, damit er gefesselt und zur Untätigkeit verdammt, mitleiden konnte und dabei wahnsinnig wurde, währen er als Augenzeuge dem qualvollen Tod seiner Frau und seines Kindes beiwohnte.

    Gerade als er seinen Komplizen losgeschickt hatte, schnellstmöglich den Oktavia zu holen, damit sie die Verfolgung aufnehmen konnten, denn noch war nichts verloren, bekam er eine Nachricht auf seinem Smartphone angezeigt. Ein siegessicheres Lächeln umspielte seine Lippen. Sein Kontaktmann hatte ein anderes Ass im Ärmel! Ein wenig unbeholfen stieg er auf den Beifahrersitz des großen Skoda, denn er hätte immer noch überall Schmerzen von den herabfallenden Gesteinsbrocken und dann nahmen sie die Verfolgung des Wagens durch den Schneesturm auf.

    Jetzt kommt Fahrt in die Geschichte! Thomas nimmt Kontakt mit dem Lebensgefährten der Entführten auf, der auch gleich so funktioniert, wie die drei Entführer vorausgesehen haben. Ja vielleicht ist das wirklich gar nicht so blöd, wenn sie nicht immens hohe Summen verlangen! 15 000€ sind zwar viel Geld, aber doch nicht soooo viel, dass das ein Normalhaushalt nicht aufbringen könnte. Allerdings wäre das bei mir problematisch, da ich zwecks schlechter Zinsen nicht so viel Geld auf dem Sparbüchlein habe-das habe ich anderweitig besser angelegt und das würde ein paar Tage dauern, das flüssig zu machen! Aber Glück gehabt-der Lebensgefährte der Entführten springt auf den Zug auf und denkt darüber nach, wie er ohne die Polizei zu verständigen, das Geld locker machen und damit seine Freundin befreien kann!
    Inzwischen hat der Brummifahrer dankenswerterweise die Polizei verständigt-das glaube ich gleich, dass der das macht, denn diese Pause während der Lenkzeit ist der absolute Traum-selten macht einer mehr als 45 Minuten, wie gesetzlich vorgeschrieben-und so werden gerade unsere Helden auf den Fall aufmerksam!
    Freu mich drauf, wie das wohl weitergeht!

    Wollte euch nur mitteilen-es gibt heute Abend noch ein kleines Nachschlagkapitelchen-konnte den Bitten doch nicht widerstehen! Also schaut einfach nochmal rein! ;)
    Übrigens finde ich es klasse, wie ihr mitdenkt und mitfiebert. Manchmal bin ich echt verwundert, wie ihr mich durchschaut-aber einige von euch kennen mich inzwischen doch ziemlich gut! ^^ Es macht weiterhin großen Spaß mit euch Geschichten zu entwickeln.
    Eure susan

    Ein besinnliches Weihnachtsfest beginnt. Jeder feiert, wie er möchte-na ja zumindest weitgehend-ich konnte mir aus den Beschreibungen auch so manche bekannte Szene raussuchen und das Fest der Liebe und der Familie nimmt bei jedem seinen üblichen Lauf.
    Nur Maximilian sitzt alleine und voller Hass irgendwo in Köln und hat schon etwas in die Wege geleitet ;( . Und sein Gewehr reinigt er auch noch! Ach du lieber Himmel-was hat er als Nächstes vor?

    Wenn die Situation anders gewesen wäre, hätte Semir sich nichts dabei gedacht, aber so hätte er am liebsten aufgeseufzt. Plan-ja nett, wenn er sowas hätte! In Anbetracht der Fakten war eigentlich alles, was er so im Kopf hatte, zum Scheitern verurteilt! Normalerweise hatte er Ben an seiner Seite, sie konnten, ohne das miteinander abzusprechen, ein Risiko eingehen. Jeder konnte sich auf den anderen verlassen, sie hatten ihre Polizeiausbildung und die Gewissheit, dass einfach jeder sein Bestes gab, gab ihnen gegenseitig Sicherheit. Nun war alles völlig anders. Nicht nur Ben kämpfte ums Überleben, sondern er, Semir, war zusätzlich für das Leben und die Sicherheit von dessen Familie zuständig! Nicht der Familie, in die Ben hineingeboren worden war und die zugegebenermaßen etwas merkwürdig war, sondern für die kleine Familie, die Ben für sich geschaffen hatte. Sarah, die seinen Weg gekreuzt hatte und für die er sich einfach entschieden hatte und dazu dieses kleine, hilflose Wesen, das unter deren Herz heranwuchs und dem Ben´s ganze Liebe und Sorge galt. Wenn Semir so an die Zeit von Andreas Schwangerschaften zurückdachte-auch er war gleichzeitig stolz und voller Sorge gewesen, dass dem Wichtigsten auf der Welt-seinem Kind, das in Andrea da heranwuchs, etwas zustoßen könnte! Wenn er jetzt irgendeinen Fehler machte und Sarah oder dem Baby etwas geschah, dann könnte er seinem Freund nie mehr unter die Augen treten!

    Normalerweise hätte er jetzt zu seinem Partner gesagt: „Gib mir Feuerschutz!“ und wäre dann im Zickzack zum Wagen gelaufen, während er sich darauf verlassen konnte, dass sein Partner die Verbrecher in Schach hielt.Wenn er jetzt Sarah zum Wagen schickte und die würde von einer Kugel getroffen werden, würde er seines Lebens nicht mehr froh werden. Rannte er allerdings selber, wild um sich schießend, zum Wagen, waren Sarah und Ben derweil eine leichte Beute für die Verbrecher, die sie in der Zwischenzeit schnappen konnten und dann wäre alles verloren.
    Kurz entschlossen sagte er zu Sarah: „Hast du schon mal geschossen?“ aber sie schüttelte schreckensbleich den Kopf. „Dann werde ich dir jetzt zeigen, wie das geht!“ sagte er und erklärte ihr die Handhabung des Revolvers. „Du wirst mir Feuerschutz geben, das heißt, wenn ich jetzt dann im Zickzack zum Wagen laufe und den rückwärts vors Tor rangiere, schießt du auf die Verbrecher, falls die uns da draußen erwarten, wovon ich stark ausgehe. Die wollten im Höhlensystem selber vermutlich kein Risiko eingehen, bei einem eventuellen neuen Einsturz, falls geschossen würde, verschüttet zu werden. Ich werde die Tür von innen mit meinem Dietrich wieder öffnen, das habe ich heute schließlich ja schon mal gemacht und du nimmst die dann als Feuerschutz, damit die deine Position nicht genau ausmachen können. Und erschrick nicht, die Waffe gibt einen Rückschlag, das heißt du kriegst wie eine Art Schlag gegen die Hand, wenn du feuerst, das ist aber normal-bitte wirf dann die Waffe nicht vor Schreck weg, sonst sind wir verloren!“ erklärte er in kurzen Zügen und entsicherte mit ihr gemeinsam den Revolver.

    Ben hatte inzwischen auf seinem Rollwagen wieder zu krampfen begonnen und Sarah musterte ihn voller Sorge-die Abstände wurden immer kürzer. Semir hatte nach dem Autoschlüssel getastet-gut, der war griffbereit, holte dann seinen Dietrich aus der Tasche und als Ben´s Krampfanfall vorbei war, öffnete er kurzentschlossen die massive Tür. In diesem Augenblick hörten sie ein Grollen und im ersten Augenblick befürchtete Semir, dass es einen erneuten Höhleneinsturz gegeben hätte, aber dann wurde ihm klar, dass draußen ein Wintergewitter tobte. Die Schneeflocken wurden durch den starken Wind herumgewirbelt, so dass schlechteste Sichtverhältnisse herrschten-das war vielleicht seine Chance, unbehelligt zum Wagen zu kommen.

    Ohne lange zu überlegen spurtete er los und schon schlug die erste Salve knapp neben ihm ein. Sarah hatte ausgemacht, wo die Gegner saßen-das war nicht weit vom Höhleneingang entfernt hinter einem Felsvorsprung- und schoss nun zum ersten Mal in ihrem Leben, während Semir im Zickzackkurs über den Parkplatz zu Ben´s Wagen rannte. Die Verbrecher gingen kurz in Deckung als die Schüsse in ihre Richtung gingen und Sarah hörte voller Entsetzen die Querschläger von den Felsen abprallen. Gut dass Semir sie auf die Sache mit dem Rückschlag vorbereitet hatte, denn sie hätte sonst tatsächlich im Reflex die Waffe weggeworfen, aber so schoss sie erneut, denn schon wieder ging die nächste Salve in Semir´s Richtung los. Der rollte sich einmal gekonnt im Schnee ab, um kein klares Ziel zu bieten und durch den Schneesturm war er auch fast nicht mehr auszumachen auf diese Entfernung. Wie durch ein Wunder erreichte er unversehrt den geparkten Wagen, betätigte den Türöffner und rutschte hinters Lenkrad.

    Soweit er ausmachen konnte, feuerten ihre Gegner nur aus einer Waffe, also hatten sie Hoffnung, dass wirklich nur die zwei Männer aus der Höhle da waren und keine Horde Helfershelfer, wie er schon befürchtet hatte. Semir startete den Wagen und fuhr in halsbrecherischer Geschwindigkeit rückwärts auf den Höhleneingang zu. Die Karosserie des Kombis wurde zwar von Schüssen getroffen, aber der Wagen war fahrbereit und auch die Reifen in Ordnung. Kurz vor der Tür hielt Semir an, kletterte aus dem Fahrersitz nach hinten und legte die Rückbank um, um eine große Liegefläche für Ben zu bieten. Immer noch erklangen Schüsse, aber dann war einen Moment Ruhe-vermutlich mussten ihre Angreifer das Magazin wechseln. Semir nutzte die Chance, hechtete aus dem Wagen, öffnete die hintere Klappe und sprang zurück in die Höhle. Während bereits wieder die ersten Schüsse ertönten, schleppte er mit dem Mute der Verzweiflung Ben in den Kofferraum, während ihm Sarah immer noch mit vereinzelten Schüssen Feuerschutz gab. Dann kletterte auch sie in den Fond des BMW, Semir krabbelte hinters Steuer und mit aufheulendem Motor verließen sie schleudernd den Parkplatz und fuhren in den Schneesturm.

    Ja Schlumpf-im Augenblick schwer vorstellbar, aber zum Wochenende soll es wieder Schnee geben-zumindest bei uns! Dann tun wir uns leichter mit den Winterkapiteln-hätte da aber ehrlich gesagt lieber umgedacht, soviel Phantasie habe ich! ;(
    Nun aber zur Story: Die Schröters und Miriam sind in einer sicheren Schutzwohnung untergebracht, in die auch Thommy verfrachtet wird. Das hat die Chefin gut gemacht-auch dass Miriam und ihr "Bruder" wieder vereint sind und dass sich alle nun auf neutralem Boden und ohne Ablenkung von außen beschnuppern können. Letztendlich sind ja sowohl Miriam, als auch Thommy volljährig und können selber entscheiden wo und wie sie leben wollen, aber aktuell ist das die beste Lösung!

    Und diese Werbung finde ich klasse-ich liebe Möpse! :D

    Der Chemiker war, nachdem er nach dem Felssturz bewusstlos geworden war, stöhnend erwacht. Seine Augen versuchten die Dunkelheit zu durchdringen und unendlich mühsam erhob er sich aus dem Geröllhaufen, der ihn begraben hatte. Verdammt, er hatte am ganzen Körper Schmerzen, allerdings konnte er alles bewegen, vermutlich war nichts gebrochen, nur geprellt. Das würden ihm diese Polizisten büßen! Er würde sich die Frau holen und das Kind bei vollem Bewusstsein aus ihrem Leib schneiden-und ihr Lebensgefährte würde zusehen-wenn er bis dahin noch lebte, denn vielleicht war die Rezeptur seines neuen Medikaments doch noch nicht perfekt! Und für den anderen würde er sich auch noch was einfallen lassen.

    Als er sich aufrichtete sagte eine Stimme neben ihm: „Chef, sind sie das?“ und er erkannte, dass das sein Helfershelfer war, der sich von dem Polizisten hatte entwaffnen lassen und dabei noch den Schuss abgegeben hatte. Auch der würde zu gegebener Zeit dafür büßen, aber jetzt musste er erst einmal die Lage peilen, vielleicht waren die anderen ja alle tot? „Warum hilfst du mir nicht!“ herrschte er seinen Komplizen an, aber der sagte mit dünner Stimme: „Weil ich auf den Tisch gefesselt bin!“ und nun hatte der Chemiker seine Taschenlampe, die er in der Höhle immer bei sich trug, herausgeholt und sie angemacht. Er sah seinen verschnürten Helfer und begann sofort damit, die Lederriemen zu lösen. Als er die Lampe danach orientierend kreisen ließ, sah er nur das tote Mitglied seiner Bande, sonst war niemand zu entdecken. „Wo sind die hin?“ herrschte er den anderen Mann an, der sich seine Gelenke rieb. „Anscheinend ist der Hauptgang verschüttet, denn die sind in diesem Stollen verschwunden!“ berichtete der Helfer und zeigte in eine Richtung und sofort machte sich der Chemiker, gefolgt von seinem Komplizen, etwas hinkend auf den Weg, die Verfolgung aufzunehmen. „Vielleicht schnappen wir sie ja noch, bevor sie den Ausgang erreichen und dann gnade ihnen Gott!“ drohte der Chemiker erbost und ohne etwas darauf zu antworten, folgte ihm sein Helfer. Der Chef war sauer-da sagte man besser gar nichts!

    In Köln hatte das Telefon bei der Chefin wieder geklingelt und der Polizeipräsident aus München war dran. „Leider muss ich ihnen mitteilen, dass wir in dieser Grenzregion, in der jetzt ihre Männer verschwunden sind, interne Probleme haben. Mir ist jetzt unangenehm, ihnen das mitteilen zu müssen, denn jeder möchte doch, dass sein Bundesland als das sicherste und am wenigsten korrupte dasteht, aber wir haben einen Maulwurf im System, der Razzien an eine groß aufgezogene tschechisch-deutsche Verbrecherbande verrät und auch sonst anscheinend Internas weitergibt. Wir sind nahe dran, aber ich hoffe nur, dass ihre Männer da jetzt nicht zwischen die Fronten geraten sind!“ eröffnete er ihr. Die Chefin bedankte sich. Warum hatte sie nur gerade das dumpfe Gefühl, dass genau das passiert war!

    Als der dicke Streifenbeamte nun unauffällig sein altmodisches Handy wieder zückte und auf Wahlwiederholung drückte, ging diesmal sein Gegenüber ran. „Es geht los, wir nähern uns der bewussten Höhle!“ sagte er leise und den Rest konnte sein junger Kollege nicht mehr verstehen, der jetzt völlig verunsichert war. Irgendetwas lief hier verkehrt, aber auf solche Dinge war er auf der Polizeischule nicht vorbereitet worden!

    Semir und Sarah hatten sich atemlos dem hellen Fleck am Ende des Stollens genähert. Durch einige Ritzen fiel ein unwirkliches Licht in den Gang und Semir erkannte, dass das die Tür war, durch die er hereingekommen war. Ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, denn falls ihre Verfolger irgendwo auf sie warten würden, dann hier, aber sie kamen unbehelligt bis zum Tor, das allerdings nun wieder verschlossen war, obwohl Semir es offengelassen hatte. Semir zermarterte sich den Kopf, wie er jetzt vorgehen sollte, um seine beiden Begleiter möglichst nicht zu gefährden. Gut, er war bewaffnet, aber die anderen vermutlich auch. „Sarah, wir müssen versuchen, Ben zum Wagen zu schaffen und damit zu fliehen. Die Rettung werden wir dann von unterwegs verständigen, denn ich habe Sorge, dass wir da draußen nicht gerade mit offenen Armen empfangen werden und viel Zeit haben!“ erklärte er ihr und Sarah nickte. „Ich werde alles tun, was du mir aufträgst, Semir, denn du weißt am besten, was jetzt zu tun ist!“ sagte sie ruhig und musterte dabei besorgt ihren todkranken Freund-er benötigte dringend medizinische Hilfe. Als sie die Hand auf ihren Bauch legte und an das kleine Wesen da drin dachte, das doch Mama und Papa brauchte, gab ihr das Kraft. Sie atmete tief durch und forderte Semir auf: „Erklär mir deinen Plan!“

    Das war knapp! aber Semir schafft es, alleine aus dem Wasser zu krabbeln und dank Wolldecken und trockener Ersatzwäsche erfriert er wenigstens nicht sofort und auf der Stelle! Alex kommt sogar ein kleines Späßchen über die Lippen, was Semir aber in seiner Situation vermutlich gar nicht lustig findet.
    Zuhause hüpft er sofort unter die Dusche-also ich wäre in seinem Fall in die Badewanne gegangen, er wird in seinem Haus doch wohl sowas haben?- während Alex es sich mit der Familie am Frühstückstisch gemütlich macht. Äh-wo ist eigentlich Thommy-hockt der noch im Auto, oder haben sie den unterwegs irgendwo abgeworfen?

    Andrea hatte ihre Ausführungen geendet. Der Kripobeamte nickte nachdenklich und sagte: „Die Sache mit dem Bergwerk klingt irgendwie einleuchtend. Es erklärt zwar deshalb immer noch nicht die Spuren und die Schreie aus dem Moor, aber auch wenn einer ihrer Begleiter dort verunglückt sein sollte-lassen wir mal das Handysignal außen vor-dann fehlen immer noch ihr Mann, Frau Gerkan und die Lebensgefährtin des Vermissten. Ich würde vorschlagen, wir schauen uns die Felsformationen, um die es hier geht, einfach einmal aus der Nähe an! Wir können da leider nur von deutscher Seite ran, aber ich werde dann die tschechischen Kollegen, wenn nötig, um Amtshilfe bitten!“ sagte er ruhig.

    Nun explodierte der dicke bayerische Beamte. „Wenn´s da irgendwelche geheimen Wege gäbe, dann wüssten wir davon. Da ist nix!“ sagte er zornig und nun sah ihn der Kripobeamte merkwürdig an. „Wir haben hier wahnsinnig viele Probleme mit gepanschtem Alkohol, geschmuggelten Zigaretten und Drogen, so ein praktischer Geheimweg würde erklären, warum wir an den offiziellen Grenzübergängen so selten jemanden festnehmen können. Weder wir, noch der Zoll, haben da in letzter Zeit einen größeren Zugriff gehabt, obwohl wir alles versuchen. Ich schaue mir das jetzt genauer an!“ sagte er. Andrea fügte noch hinzu: „Unser Kriminaltechniker, der die Theorie mit dem Bergwerk aufgestellt hat, steht auch gerne für Rückfragen zur Verfügung!“ und Jantzer nickte. „Ich habe im Wagen ein Tablet, da sehe ich mir mal das Satellitenbild der fraglichen Gegend an und dann fahre ich so nah wie möglich ran. Wenn sie wollen, Frau Gerkan, können sie gerne mitkommen, wie ich sehe, sind sie ja warm angezogen!“ sagte er, denn Andrea hatte ihre festen Schuhe immer noch an und die warme Jacke nur über den Arm gehängt. Während Andrea dem Kripobeamten, der seine Kollegen der Grenzpolizei gekonnt ignorierte, eilig durch den Schneesturm zum Wagen folgte, konnte sie nur noch hören, wie der dicke Grenzpolizist halblaut zischte: „Saupreiß, verreckter!“ und dann mit seinem schweigsamen Jüngling ebenfalls widerstrebend zu seinem Fahrzeug ging. Dort griff er zu seinem altertümlichen Privathandy, neugierig gemustert von seinem jungen Kollegen und wählte eine Nummer, bekam aber anscheinend keine Verbindung zustande und legte es dann wieder weg.

    Im BMW angekommen holte der nette Kripobeamte sein Tablet hervor und rief die Satellitenkarte der Gegend auf. Andra rief Hartmut von ihrem Handy aus an, stellte das Gespräch auf laut und binnen kurzem hatten sie gemeinsam den Ort eingekreist, in dessen Nähe Sarah verschwunden war und wo sich ein eventueller Geheimzugang zum Bergwerk befinden könnte. Ohne seine einheimischen Kollegen in irgendeiner Weise zu informieren, startete Jantzer dann den Wagen und kroch langsam durch den Schneesturm in die angegebene Richtung. Als er in den Rückspiegel sah, folgte ihm der Streifenwagen und der Kripobeamte seufzte auf. „Als Nordlicht hat man es schwer hier in Bayern. Ich lebe und arbeite hier schon seit 15 Jahren, weil meine Frau aus der Nähe kommt und auf gar keinen Fall von ihrer Heimat wegwollte, aber ich habe keine Chance, irgendwie von den einheimischen Kollegen akzeptiert zu werden.“ bemerkte er und Andrea musterte ihn mitleidig. Wie anders war das bei ihnen in Köln. Da hatten sie ein nettes Team, auch mit vielen privaten Kontakten und obwohl sie selbst inzwischen ja was anderes beruflich machte, war das Verhältnis zu ihren ehemaligen Kollegen immer noch sehr herzlich.

    Obwohl die Straßenverhältnisse mehr als schlecht waren, kamen sie gut voran, denn der BMW hatte einen Allradantrieb und gute Winterreifen. Auch gehörten in dieser Gegend Schneewurfketten zum Alltag, aber die mussten sie gar nicht montieren. Der Weg in den sie einbogen war auch der Lieferantenweg zum Gestüt und war sogar vom Schneepflug schon freigeräumt worden. So standen sie wenige Minuten später-der Schneesturm war ein wenig schwächer geworden- an der Stelle, die Hartmut ihnen gewiesen hatte und der Kripobeamte holte seine warme Outdoorjacke, Handschuhe und eine Mütze hervor. „Bleiben sie ruhig im Wagen, ich sehe mich hier mal um!“ bot er Andrea an, aber die schüttelte den Kopf und folgte dem Beamten. Sie war froh, jetzt irgendetwas tun zu können, die Untätigkeit machte sie nämlich fast wahnsinnig. Der Streifenwagen hinter ihnen hatte ebenfalls angehalten und die beiden uniformierten Polizisten folgten ihnen schweigend in den Steig, den der Kripobeamte nach Hartmuts Weisung hatte entdecken können.

    Semir und Sarah kamen nun langsamer voran, weil sie das Licht immer nur kurz einschalteten. Ben hatte nochmals gekrampft und um Sarah´s Herz hatte sich eine kalte Hand geschlossen. Wenn Ben jetzt nicht bald intensivmedizinisch versorgt wurde, würde er das Ganze nicht überleben, oder vielleicht schwerst behindert, denn Fakt war, dass die Sauerstoffversorgung des Gehirns während jedes Anfalls schlecht war und möglicherweise dadurch Hirnzellen absterben konnten. Vor ihrem inneren Auge entstanden Horrorszenarien, Ben im Rollstuhl, der nicht einmal sein eigenes Kind erkannte und lauter solche Dinge. Gerade als sie kurz davor war aufzugeben, sahen sie in der Ferne etwas Helles schimmern. Semir lächelte sie an und sagte: „Ich glaube, wir haben den Ausgang gefunden!“

    Ende gut, Alles gut? -so kann man den Schluss der Geschichte jetzt wohl umschreiben. Dabei ist es sehr hoffnungsvoll, dass sich Andrea von Robert getrennt hat und nun eine Rückkehr zu Semir zumindest in Erwägung zieht. Der Gerechtigkeit ist mit der Verurteilung der Reporterin und der Einweisung Elfriedes Genüge getan, wobei das Schicksal dieser Familie schon schwer ist. Ob Martin Gruber jetzt nach dem Tod seiner Eltern Kraft für einen neuen Anfang findet?
    Du hast dich diesmal in einem für dich ein wenig neuem Genre versucht, Elli-weniger Action, dafür mehr psychologische Studien und ich finde, dein diesbezügliches "Erstlingswerk" ist ganz gut gelungen. Ich habe die Story mit Vergnügen gelesen und konnte mich meistens in die Gedanken und Gefühle der Protagonisten hineinversetzen. Action kam ja durchaus auch vor, aber mit dieser Story hast du neue Wege beschritten-ich finde recht ordentlich! Bin schon auf deine nächste Geschichte gespannt und ob die wieder in diese Richtung geht, oder wieder ganz was anderes ist? Du zeigst dadurch auch, dass du vielseitig schreiben kannst und das gefällt mir!

    Das war aber ein vor Action nur so strotzendes Kapitel! Ich war voll dabei und habe mitgefiebert-auch die Örtlichkeiten konnte ich mir sehr gut vorstellen, also super ge-und be-schrieben!
    Aber jetzt ist guter Rat teuer, denn Semir konnte sich in letzter Sekunde-vermutlich vor Lange´s heranrasendem Audi-schützen, aber dabei plumpst er in die Tiefe. Obwohl kalt, wäre mir da das Hafenbecken des Rheins lieber, als ein weiterer Betonboden, den Semir vorhin ja nur knapp verfehlt hat. Außerdem müsste er das ja gewöhnt sein, denn wie Tom Beck ja mal erzählt hat, werden die Außenaufnahmen mit Tauchgängen im Rhein bevorzugt bei Minusgraden im Winter gedreht-brrrr!

    „Wie kommst du jetzt darauf?“ wollte Susanne neugierig von Hartmut wissen. „Es passt einfach nur zu perfekt zusammen!“ erklärte er. „Dieses Symbol hier zeigt, dass dort einmal ein Industriedenkmal war, dafür spricht auch der Parkplatz auf tschechischer Seite, auch wenn jetzt kein aktueller Hinweis mehr da ist-also wurde es aufgelassen. In diesem deutsch-tschechischen Grenzgebiet war außerdem der Eiserne Vorhang noch nie ganz dicht und diese Felsformation sieht mir sehr danach aus, als wären da Bodenschätze zu finden-ich habe da mal was darüber gelesen, dass da schon in alten Zeiten Halbedelsteine, Eisenerz und Farben für die Kirchenmalerei gewonnen wurden, also nicht speziell da, aber in dieser ganzen Gegend halt. Wenn wir jetzt annehmen, dass Ben und Semir da beide von tschechischer Seite aus einen Zugang gefunden haben, weil es dort etwas Interessantes zu sehen gab, während Sarah da auf einem Geheimweg von deutscher Seite hineingegangen ist, würde es erklären, warum wir die Handys nicht orten können. Ich würde vorschlagen, wir informieren die Polizei vor Ort und dann können die vielleicht einen Rettungstrupp losschicken, denn wir sind hier leider zu weit weg, um irgendetwas zu unternehmen!“ sagte er zu seinen Kollegen und Susanne griff kurzerhand zum Telefon. Nach kurzer Überlegung rief sie dann aber erst mal Andrea an, die ja bereits auf die ortsansässige Polizei wartete. Bis sie jetzt aus der Ferne die zuständigen Beamten ausfindig gemacht hatten, wäre das viel zu aufwendig, aber Andrea saß ja praktisch im Mittelpunkt des Geschehens.

    Die war inzwischen am Hotel angelangt und hatte gerade die Eingangshalle betreten. Als Andrea auf ihr läutendes Telefon blickte und Susanne angezeigt sah, ging sie sofort ran. „Habt ihr irgendwas?“ fragte sie angespannt und ihre Freundin bejahte. „Andrea, neben mir steht Hartmut, der behauptet voller Überzeugung, dass die drei Vermissten in einem grenznahen Bergwerk sind und irgendwie würde das ja auch unsere ganzen Fragen beantworten. Teil das doch bitte den Beamten mit, die jetzt dann bald zu dir kommen und wenn die noch was wissen wollen, gib ihnen Hartmuts Nummer, der kann das auch schlüssig erklären, aber natürlich ist das nur eine Vermutung- mehr können wir aus der Ferne auch nicht anstellen!“ sagte sie und Andrea nickte. In diesem Augenblick fuhren zwei Fahrzeuge vor. Das eine war ein dunkelblauer unauffälliger BMW und das andere ein Streifenfahrzeug mit der Aufschrift: „Grenzpolizei“. Außerdem wurde es draußen gerade stockdunkel, obwohl es gegen 16.30 Uhr war und die Dämmerung erst zwei Stunden später fallen würde, aber es kam ein kalter, heftiger Wind auf, die Schneewolken ballten sich zu bedrohlichen Formationen auf und wenig später tobte ein Wintergewitter mit Schneesturm über dem Urlaubsort. Die beiden Grenzpolizisten-ein älterer dicker Mann mit einem Jüngling an seiner Seite, der aussah, als wäre er gerade 15 geworden-schüttelten den Schnee von ihren Uniformen. Der andere zivil gekleidete große Mann mittleren Alters huschte auch schnell in den Schutz der Eingangshalle und nun trat Andrea auf die drei zu. „Ich bin Andrea Gerkhan. Mein Mann und sein Kollege, beides Kripobeamte bei der Autobahnpolizei in Köln, sowie dessen schwangere Lebensgefährtin werden vermisst und unsere Heimatdienststelle hat sie nun zu Hilfe gerufen!“ stellte sie sich kurz vor, denn sie hatte an dem zweiten Fahrzeug die versteckte Blaulichtleiste entdeckt-das war also der Kripobeamte.

    Der dicke Polizist musterte sie unverhohlen und sagte dann in tiefstem Niederbayerisch, was von Andrea nur sehr schwer verstanden wurde: „Ja, ich habe von den Kollegen schon gehört, um was es geht. Einer ihrer Begleiter ist im Moor tödlich verunglückt und jetzt versuchen die anderen aus ihrer Gruppe verzweifelt zu beweisen, dass er noch lebt und sind dabei selber verschollen!“ erklärte er, voller Zorn, dass man ihn bei diesem Sauwetter aus seiner warmen, gemütlichen Dienststelle geholt hatte.
    Der große Mann sah sie ein wenig hilflos an, gab ihr die Hand und sagte: „Frau Gerkan, ich bin Friedhelm Jantzer und der zuständige Kripobeamte. Vielleicht können sie mir einfach mal erklären, was denn überhaupt passiert ist!“ sagte er und Andrea hörte sofort, dass er aus dem hohen Norden kam. Andrea ignorierte also die unfreundliche Art und die Bemerkungen des uniformierten Polizeibeamten und erzählte in wenigen Worten die Ereignisse des Nachmittags, während man draußen meinen konnte, die Welt ginge unter.

    Semir und Sarah blieben erschrocken stehen, als es auf einmal finster um sie wurde. In diesem Augenblick hörte man von Ben einen erstickten Laut und als Sarah nach ihm griff, bemerkte sie wieder die tonisch-klonischen Krämpfe, die ihn schüttelten. Mit zitternden Händen zog sie ihr Handy heraus und benutzte es als Taschenlampe. Wie vorhin hatte Ben wieder einen Grand-Mal-Anfall und lag völlig verzogen auf dem Rollwagen. Mit einem Blick auf ihren Akku seufzte sie frustriert auf. „Mann ich habe kaum noch Saft-wie schaut´s bei dir aus?“ wollte sie von Semir wissen und der musste leider nach einem Blick auf sein Smartphone vermelden, dass es bei ihm auch nicht mehr so besonders gut aussah. „Wir müssen eines der Handys schonen, damit wir draußen sofort medizinische Hilfe anfordern können!“ sagte Sarah und Semir, der voller Entsetzen auf seinen Freund blickte, nickte und schaltete das seine aus, um Akkukapazität zu sparen. „Spürt er das?“ wollte er dann leise von Sarah wissen, die aber nur den Kopf schüttelte. „Gott sei Dank nicht-die Betroffenen haben später auch keine Erinnerung mehr an die Zeit des Anfalls, nur meistens eine große Müdigkeit und Muskelkater, aber das muss einen ja auch nicht wundern!“ erklärte sie und war erleichtert, als sich der Anfall langsam wieder dem Ende zuneigte. So packten sie also wieder ihren Rollwagen und bewegten sich, nur intermittierend von einem kleinen Lichtschein aus dem Handy auf dem Weg gehalten, dem hoffentlich nahen Ausgang zu.

    Also ist diese Inka ein echtes Zufallsopfer. Sie erscheint aber durchaus ein lohnendes Opfer zu sein, mit ihrem Audi und dem Schmuck. Andreas muss wieder die Drecksarbeit machen und bald sitzt unser Verbrechertrio in der Waldhütte und stellt wohl nun seine Forderungen an den Partner der Entführten.
    Die hat sicher Angst vor einer Vergewaltigung, aber mir würde viel mehr das Klebeband über den Mund zu schaffen machen!

    Ben begann urplötzlich zu krampfen. Seine Muskeln wurden zu stahlharten Klumpen, er verdrehte die Augen, dass man nur noch das Weiße sah, blutiger Schaum trat aus seinem Mund und er lief blau an. Semir wollte irgendetwas machen und griff nach seinem Freund, aber Sarah wehrte seine helfende Hand ab. „Lass ihn!“ sagte sie ruhig, denn nun kam die Krankenschwester in ihr wieder durch. Der Mann vor ihr war im Augenblick nicht ihr geliebter Partner mit dem sie die innigsten Momente, die zwei Menschen miteinander haben konnten, erlebt hatte, sondern im Augenblick für sie ein Patient und sie wusste, was zu tun war. Semir schien die Zeit unendlich, aber irgendwann löste sich der Krampf und Ben wurde wieder völlig schlaff. Sarah drehte ihn nun zur Seite und blutiger Speichel rann aus seinem Mund. Als sie mit der Taschenlampe hineinleuchtete, sah man, dass Ben sich mit Wucht auf die Zunge gebissen hatte und die nun heftig blutete. Als Sarah noch die Pupillen kontrollierte, waren die wieder wie vorher. Semir war von dem Anblick völlig fertig und fragte entnervt: „Was war das, was hat Ben?“ und Sarah erklärte nüchtern: „Was du da gerade gesehen hast, war ein sogenannter Grand Mal-Anfall. So etwas bekommt man bei Epilepsie, bei schweren hirntoxischen Vergiftungen, oder bei Gehirnverletzungen. Ich weiß nicht genau, was es bei ihm ist, aber wir müssen ihn auf jeden Fall jetzt so schnell wie möglich hier rausbringen."

    Inzwischen war Ben nicht mehr blau, sondern hatte wieder eine rosigere Farbe angenommen, soweit man das im Licht der Funzel erkennen konnte. Sarah erklärte Semir noch: „Wenn du zu so einem Anfall dazukommst, versuche nur, dich selber nicht in Gefahr zu bringen. Die Patienten haben keinerlei Kontrolle über sich und es ist in der Literatur beschrieben, dass da sogar schon Finger von Hilfspersonen abgebissen wurden, die versucht haben, die verkrampften Kiefer zu lockern. In den meisten Fällen löst sich so ein Krampfanfall von selber, allerdings kommt es in seltenen Fällen zu einem Status Epileptikus, der hat eine ziemlich schlechte Prognose, kann aber auch nur medikamentös gebrochen werden. Das ist jetzt bei Ben nicht der Fall und wir können nichts weiter tun, als zu verhindern, dass er an dem Blut in seinem Mund erstickt!“ erklärte sie und irgendwie half ihr Semirs Belehrung, den Schrecken der letzten Minuten zu verarbeiten. Einen Vorteil hatte es. Ben war durch die schwere Muskelarbeit während des Krampfens jetzt wieder ein wenig wärmer und sie zog deshalb ihre Jacke wieder an. Denn die hatte so in der Bewegung keinerlei Funktion bei Ben, da sie nur hinunterrutschte. Mit einem Seitenblick entdeckte sie den nassen Fleck auf dem Fels und machte Semir, der gerade Ben wieder im Rautekgriff davonzuschleppen begann, darauf aufmerksam: „Das ist auch ein typisches Zeichen für so einen Anfall: Die Patienten haben keine Kontrolle mehr über ihre Schließmuskel und es kommt zu einer unwillkürlichen Blasenentleerung!“ erklärte sie nüchtern und Semir fragte sich, wie sie das nur aushalten konnte, dermaßen distanziert über den schrecklichen Zustand ihres Lebensgefährten zu dozieren.
    Sarah achtete darauf, gleichzeitig mit der kleinen Lampe den Weg zu beleuchten und dafür zu sorgen, dass Ben´s Kopf zur Seite gedreht war, damit Blut und Speichel nicht hinten runterliefen. Als sie in den Seitenstollen einbogen, der hoffentlich Richtung Ausgang führte, stand plötzlich in einer Nische am Rand eine Art Rollwagen. Semir legte seinen Freund ab und Sarah untersuchte ihn erneut, während Semir prüfte, ob der Rollwagen funktionstüchtig war. Der bestand den Test und so legte Semir erleichtert Ben in Seitenlage auf den Wagen und begann ihn hinter sich herzuziehen, während Sarah aufpasste, dass er nicht herunterfiel. Das ging natürlich wesentlich besser, als die kräftezehrende Schleiferei und so kamen sie recht zügig voran, bis auf einmal das LED-Licht erst dunkler wurde und dann gänzlich erlosch.

    Andrea war in der Zwischenzeit wieder langsam zum Hotel zurückgelaufen, um dort auf das Eintreffen der einheimischen Polizisten zu warten. Alleine konnte sie nichts ausrichten und wenigstens einer von ihnen musste vernünftig sein-es genügte, wenn die anderen Drei einfach so von der Bildfläche verschwunden waren.

    Susanne hatte im fernen Köln inzwischen die Satellitenkarte der Umgebung des Grenzgebiets auf den großen Monitor an der Wand der PASt herangezoomt und den Radius, in dem sie die Handysignale zuletzt geortet hatte, eingekreist. Nach der Chefin waren auch noch Bonrath und Jenni, die gerade von einer Streifenfahrt zurückgekommen waren, herangetreten und musterten, nachdem man sie von den Geschehnissen informiert hatte, die Karte.
    Hartmut war zwar eher selten in der PASt, denn sein Reich war die KTU und in seinem Labor und am Computerarbeitsplatz war sein Zuhause, aber ab und zu musste er doch mal in der Zentrale erscheinen, um seine Abrechnung abzuholen, oder etwas mit der Chefin zu besprechen. Justament in diesem Augenblick trat er in die PASt und ließ sich in knappen Worten den Stand der Dinge erklären. Gemeinsam schauten sie auf die Karte und dann sagte Hartmut nach 30 Sekunden voller Überzeugung: „Sie sind in dem stillgelegten Bergwerk!“ und nun musterten ihn die anderen mit offenem Mund.

    @Elli-ne haste nicht-in meinem Kopf ist ein anderes Szenario, aber lasst euch überraschen!

    Danke an alle für die Gute- Besserungswünsche-kann ich echt brauchen, weil ich nach der kleinsten Anstrengung gerade Geräusche wie eine altertümliche Dampflok von mir gebe-und das mir-und bei dem schönen Wetter, wo zwei fitte Pferde und ein aktiver Hund auf Beschäftigung warten, von meinen Patienten auf der Intensiv mal ganz abgesehen!

    Ja Semir passiert das in deiner Story, wie auch in der Serie-er beginnt etwas mit dem besten Willen, aber dann kriegt das eine Eigendynamik und geht verdammt schief! Und er kann halt auch nicht aus seiner Haut, wenn er sich in Rage redet, sagt er gerne mal ein Wort zuviel.
    Robert macht es aber auch nicht besser. Mann, was sind drei Monate schon für ein Kind! Semir bleibt der Vater der Mädchen und wenn er das nicht akzeptiert, wird ers schwer haben-sowohl mit Ayda und Lilly, als auch mit Andrea-ich an ihrer Stelle würde mir eh nicht ständig von einem der Männer dreinreden lassen-selbst ist die Frau!

    Da hat Alex aber ganze Arbeit geleistet-und Schlaf braucht der wohl überhaupt keinen! Ich finds aber immer noch klasse, dass er Semir mitnimmt-er hätte ja auch mit den Uniformierten anrücken können und hinterher die Lorbeeren alleine einheimsen!
    Jetzt bin ich aber gespannt, ob sie in der Halle auf Maximilian treffen-und wie Thommy sich dann verhält!

    Also ich kann euch versprechen, dass ihr im nächsten Kapitel erfahren werdet, was mit Ben ist-und vielleicht kommt das auch schon heute Abend-bin nämlich krank geschrieben wegen einer Thrombose im Bein und habe deshalb ausnahmsweise mal Zeit zum Schreiben...