Beiträge von susan

    Tut mir leid Björn, dass ich nicht eher dazugekommen bin, aber jetzt habe ich die nächsten beiden Kapitel voller Spannung gelesen!
    Erst mal gibt es eine wilde, cobrareife Verfolgungsjagd über die A4, die damit endet, dass ein Tanklaster und mehrere Autos in die Luft fliegen, Semir seinen BMW schrottet, die Geldräuber aber entkommen können.
    Aber das nützt ihnen nichts, denn sie haben ihren Golf, vermutlich um ihn endgültig verschwinden zu lassen, im Rhein versenkt. Dort wird er aber gefunden, ehe es ihnen lieb ist und schwupps-schon kann Kemal rausfinden, zu welcher Wohnung der Schlüssel gehört. Ein Wunder, dass Susanne diese spezielle Software noch nicht hat-aber so kommen wenigstens Semir und Kemal wieder in Kontakt!
    Immerhin fordern Semir und Ben jetzt Verstärkung für die Stürmung der Wohnung an-allerdings bin ich mir mal wieder nicht sicher, ob die solange warten können, bis die eingetroffen ist!
    Also Björn-grosses Lob-dein Schreibstil hat sich ganz toll verbessert und ich bin richtig gespannt, wie die Geschichte weitergeht!

    Ja die beiden Brüder sind schon ein wenig größenwahnsinnig, bzw zumindest einer davon! Geiselnahmen mit Kindern werden immer noch schärfer verfolgt, als alles andere-und das ist auch richtig so! Und der ursprüngliche Plan muss auch schon eben mal wieder umgeschmissen werden, weil der General gestorben ist, aber Hauptsache man steht im Mittelpunkt und kriegt, was man will! Und die beiden wollen jetzt wirklich allen Ernstes nur zu zweit eine Schulaula kontrollieren-na viel Vergnügen!
    Semir und Ben treffen inzwischen bei den Gerkans ein-der Traum jeder Hausfrau trifft ein-ohne Voranmeldung kommt ein zusätzlicher Esser mit-dass Männer das nie lernen, da vorher anzurufen? Aber Andrea will gleich wissen, wie die Verletzungen zustande kamen-Recht so!

    Jetzt macht Ben Nägel mit Köpfen und weiht Andrea ein. Ob da Semir allerdings so glücklich darüber ist, wage ich zu bezweifeln! Der denkt zunächst eher daran Hartmut einzuweihen und dem die Fotos zu zeigen-vielleicht könnte der ja etwas rausfinden was Andrés Version Kevin gegenüber festigt-das wäre Semir am liebsten!
    Alternativ spielt er mit dem Gedanken, André einfach selber zu fragen, aber das hat er in den letzten Wochen schon so oft versucht und konnte sich nie überwinden, die Ziffernfolge bis zum Ende durchzutippen. Auch heute kommt Bonrath dazwischen, aber vermutlich ist Semir sogar froh darüber, sagt sich jetzt, das Schicksal habe entschieden und kümmert sich lieber um so eine wichtige Sache wie die Dienstwageninspektion! Semir erinnert mich gerade an meine Steuererklärung-da lasse ich mich nur zu gerne ablenken davon!

    Frau Krüger hatte sich, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, sofort an einen alten Bekannten gewandt, der als Richter beim Vormundschaftsgericht in Köln arbeitete und ihm die Lage geschildert. Der sagte: „Es ist vielleicht befremdlich für den Laien, aber rechtlich völlig korrekt, was die da im Bayerischen Wald tun. Eigentlich ist es sogar fragwürdig, wenn man Ehefrauen in so einer Situation Auskunft gibt-aber das wird eben stillschweigend geduldet. Normalerweise sollte jeder Mensch in einer Vorsorgevollmacht-die muss auch nicht vom Notar sein-festlegen, wer im Falle einer schweren Erkrankung seine Interessen wahrnehmen soll. Liegt so ein Schriftstück nicht vor, müssen wir vom Gericht uns bemühen, jemanden zu finden, der Entscheidungen im Sinne des Patienten trifft und wenn dazu niemand in der Familie bereit oder geeignet ist, dann wird notfalls ein amtlicher Betreuer bestellt, der das- gegen Bezahlung natürlich-erledigt! Sie denken also in diesem Fall, dass die Partnerin ihres Beamten bereit und geeignet wäre, eine Vormundschaft zu übernehmen?“ fragte er und Frau Krüger bejahte. Wenig später klingelte plötzlich Semir´s Telefon und die Krüger war dran: „Ich brauche noch den kompletten Namen und das Geburtsdatum von Herrn Jäger´s Lebensgefährtin-machen sie sich keine Sorgen-die Sache läuft!“ erklärte sie und Sarah gab ihre Daten überrascht durch.Der Richter rief nun seinen Kollegen im zuständigen Vormundschaftsgericht an, erklärte mit kurzen Worten den Fall und wenig später kam aus dem Faxgerät der Intensivstation ein vorläufiges Schreiben, dass das Verfahren eingeleitet wäre, Sarah auskunfts-und aufenthaltsbestimmungsberechtigt sei und die Ärzte aufgefordert wurden ein Formblatt mit Diagnosen etc. auszufüllen. Das Telefon auf der Intensiv läutete noch, der zuständige Richter kündigte sein Erscheinen in etwa einer halben Stunde an und somit war, noch bevor Sarah persönlich eintraf, die rechtliche Sache kein Problem mehr.

    In der Klinik angekommen gingen Sarah und Semir trotzdem erst zu Andrea, um ihr ihre Sachen zu bringen und zu fragen, wie es ihr ging. Andrea war hoch erfreut, die beiden zu sehen und sagte: „Ich habe mich schon gewaschen und gefrühstückt und der Stationsarzt hat gesagt, er schreibt noch einen Brief an meinen Hausarzt und dann darf ich gehen. Die Infusion ist auch schon ab und das Aufstehen klappt ohne Probleme!“ erklärte sie und so ließen Semir und Sarah Andrea ihre Tasche mit den frischen Klamotten da und versprachen, sie später abzuholen.

    Dann machten sie sich bangen Schrittes auf den Weg zur Intensiv. Du lieber Gott-was würde sie jetzt erwarten? Würde man sie überhaupt reinlassen, in welchem Zustand war Ben und wie würde es weitergehen? „Sarah-wenn sich sein Zustand dramatisch verschlechtert hätte, hätten die uns angerufen!“ versuchte Semir seine Freundin zu beruhigen. „Glaubst du wirklich?“ fragte Sarah und nun wusste Semir ehrlich gesagt keine Antwort. Auch seine Schritte verlangsamten sich unmerklich, als sie sich der Intensiv näherten-was sie wohl jetzt erfahren würden?
    Sarah atmete tief durch, aber dann drückte sie entschlossen auf den Klingelknopf und sagte, wer sie sei. Sie war völlig überrascht, als die Stimme am anderen Ende sagte: „Wir haben sie schon erwartet, unser Chefarzt möchte sie nämlich sprechen!“ und sie dann hereingebeten wurden. „Wie geht es meinem Partner?“ fragte Sarah und stürzte regelrecht zu Ben´s Zimmer, so dass Semir kaum nachkam. Als sie an sein Bett trat, wo eine Intensivpflegekraft gerade dabei war, einen Perfusor zu wechseln, wäre sie beinahe in Tränen ausgebrochen. Auf den ersten Blick konnte man erkennen, wie schlecht es um Ben stand. Er lag leicht seitlich angelagert, nur mit einem kleinen Tuch über die Hüften, da. Sein ganzer Körper war schweißbedeckt und das Gesicht wirkte extrem eingefallen, obwohl in scharfem Kontrast dazu seine Hände und Füße stark geschwollen waren. Die Infusionen und Perfusoren hatten sich um ein Vielfaches vermehrt, aber trotzdem war Ben´s Herzfrequenz bei beinahe 200 Schlägen in der Minute und dazu noch völlig arrhythmisch. Der Blutdruck war immer noch bei 200, obwohl Sarah sofort an den Aufklebern erkannte, dass man mit mindestens drei zusätzlichen Medikamenten versuchte, den Druck und die Herzfrequenz herunterzubringen. Die Temperatur war bei über 40°C und man probierte mit Wadenwickeln mechanisch zu kühlen. Die Einstellungen der Beatmungsmaschine zeigten 80% Sauerstoff und sehr hohe Drücke an-es ging Ben auf der ganzen Linie brutal schlecht. Obwohl Semir ja von der medizinischen Seite nichts verstand, genügte ihm der Anblick seines Freundes um zu sehen, dass der beinahe im Sterben lag.

    Sarah war an Ben´s Seite geeilt und hatte nach seiner geschwollenen Hand gegriffen. „Schatz, was machst du denn für Sachen?“ fragte sie weich und drückte ihn ganz fest. In diesem Augenblick stand ein älterer Arzt mit ernstem Gesichtsausdruck hinter ihnen und stellte sich vor: „Ich bin der Chefarzt dieser Abteilung, Dr. Steiner-hätten sie einen Moment Zeit für mich, ich würde gerne mit ihnen etwas besprechen!“ bat er sie. Sarah nickte, ließ fast widerstrebend Ben´s Hand los und folgte dem Arzt nach draußen. Semir wusste momentan nicht, ob er hierbleiben oder mitgehen sollte, aber als Sarah ihm über die Schulter einen hilfesuchenden Blick zuwarf, folgte er ihr. Der Doktor bat die beiden ins Arztzimmer und forderte sie auf, sich zu setzen. „Wie mir das Vormundschaftsgericht soeben mitgeteilt hat, sind sie befugt, die Dinge für ihren Lebensgefährten zu regeln. Ich bin sehr froh, dass das so schnell geht, denn ich fürchte, wir haben nicht mehr viel Zeit! Fakt ist, dass sich der Zustand von Herrn Jäger von Stunde zu Stunde verschlechtert, wir sind mit unserem Latein am Ende. Wir wissen weder, was ihm fehlt, noch können wir es behandeln. Was wir sicher wissen ist, dass er eine heftige Pneumonie hat-damit könnten wir umgehen, aber uns ist völlig schleierhaft, warum er krampft und warum sein Blutdruck so hoch ist. Man müsste jetzt eingehendere Untersuchungen, z. B. ein MRT vornehmen, aber wir sind hier ein Haus der Grundversorgung und haben leider kein Gerät, in dem wir beatmete Patienten untersuchen könnten. Die Laborwerte verschlechtern sich ebenfalls stündlich-Niere und Leber beginnen auszusteigen und wir können nichts dagegen tun. Ich habe schon gehört, dass er ein unbekanntes Medikament gespritzt bekommen hat-nur können wir leider mit den Untersuchungsmethoden die uns zur Verfügung stehen nicht herausfinden, was das war und ob das für seinen Zustand verantwortlich ist. Vielleicht hat er auch eine Epilepsie, die eben zufällig gerade jetzt zum Ausbruch gekommen ist und die für die Krampfanfälle verantwortlich ist, aber leider bringt uns auch diese Vermutung kein Stückchen weiter. Ich würde vorschlagen, wir verlegen ihn in eine Zentrum-von uns aus schicken wir die Patienten normalerweise ins Klinikum Rechts der Isar in München, das ein Teil der Universität ist-denen stehen andere Möglichkeiten zur Verfügung, aber wir müssen jetzt schnell handeln, denn sonst ist er nicht mehr transportfähig!“ sagte er und Sarah und Semir starrten ihn entsetzt an.Allerdings hatte sich Sarah nach wenigen Sekunden gefasst-sie musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren und das Beste für Ben entscheiden. „Würde etwas dagegen sprechen, ihn statt dessen in die Kölner Uniklinik zu verlegen-das wäre für uns heimatnah, außerdem arbeite ich dort!"-gut der Arzt musste ja jetzt nicht wissen, dass sie wegen ihrer Schwangerschaft gerade freigestellt war- "da war er auch schon als Patient, also sind Ausgangsdaten bekannt!“ fragte Sarah und der Arzt wiegte den Kopf hin und her. „Gut, der Transport würde zwar ein wenig länger dauern, aber wir würden ihn sowieso mit dem Hubschrauber verlegen, also spielt das jetzt keine allzu große Rolle!“ antwortete er und Sarah bat nun kurz entschlossen um das Telefon. Als ihr das überreicht wurde, rief sie in der Kölner Uni an, ließ sich dort mit dem zuständigen Chefarzt verbinden und nachdem sie kurz die Lage geschildert hatte, reichte sie den Hörer an den Chefarzt weiter. „Sie nehmen ihn!“ sagte Sarah erleichtert zu Semir und als der bayerische Arzt nun mit seinem Kölner Kollegen die wichtigsten Informationen ausgetauscht hatte, legte er auf, um sofort danach die Rettungsleitstelle anzurufen. „Wir brauchen in spätestens 30 Minuten einen Hubbi-wir haben eine Verlegung eines kritischen Intensivpatienten mit Multiorganversagen nach Köln!“ bestellte er den Transport und nun gingen Sarah und Semir noch kurz in das Zimmer zu Ben zurück, während die Vorbereitungen für die Verlegung vom Intensivpersonal anliefen. In dem ganzen Kuddelmuddel kam auch noch der Richter des zuständigen Vormundschaftsgerichts, nahm Augenschein und ließ Sarah noch einige Schriftstücke unterzeichnen.

    Niemand sah, wie ein kleiner Mann mit Bart und Baskenmütze mit einem grauen Hausmeisterkittel, einen Wagen mit Werkzeug schiebend, zur Intensiv herein fuhr. Er sah zwar Sarah und Semir, aber seine Verkleidung war so gut, dass ihn niemand erkannte. Mist-da waren einfach zu viele Leute-er kam an seine Opfer nicht heran-das würde er zu einem späteren Zeitpunkt erledigen müssen! Auch bei dieser Frau Gerkan war er schon gewesen, aber die saß abholbereit im Stuhl, hatte eine fitte Mitpatientin und auch zu der war gerade ein Arzt mit einem Brief in der Hand gekommen. So hatte der Chemiker unverrichteter Dinge wieder gehen müssen. Aber er würde seine Rache schon noch bekommen-Köln war nicht aus der Welt und er musste eh aus der Region verschwinden!

    Nun ist Ayda´s grosser Tag nahe-ja ab morgen ist sie sozusagen erwachsen ^^.
    Ben wird dafür aus dem Gästezimmer verbannt, denn Oma Margot, die gerade noch eine besinnliche Stunde mit Tochter und Enkelin verbringt, ist dort eingezogen. Ben beschwert sich, dass er sich nun das Sofa mit Felix teilen muss-der aber mit seinen Mitschläfern nicht sonderlich gnädig ist! Der ist so der Typ wie mein jüngster Kater, der beherrscht diese ganzen Schikanen auch und hat deswegen Schlafzimmerverbot, während die beiden anderen Katzen bei mir hoch anständig sind! Aber die sind eben nicht alle gleich! Und Semir hängt einfach an Felix, immerhin verdankt er ihm sein Leben-da muss man dann halt Kompromisse schließen.
    Ich befürchte, dass das der letzte ruhige Abend im Hause Gerkan gewesen ist, wenn morgen tatsächlich die Geiselnahme steigt!

    Guten Morgen Björn!
    Also ich bin auch schon ganz gespannt, wie´s weitergeht! Ich finde, du hast das Cobrafeeling gut rübergebracht, auch die Sprüche und Verhaltensweisen der Protagonisten sind völlig korrekt. Ich freue mich auch schon auf die Fortsetzung!
    Und dass du eine Betaleserin gefunden hast-klasse, ich finde auch, dass es deiner Geschichte nur gut tut, weil eben dadurch die Orthografie korrekt ist. Und am Allermeisten freut mich, dass wir uns auf eine fertige Geschichte freuen dürfen, die ja auch hoffentlich nicht mehr umgeschrieben wird! ;)

    Sarah schlug am nächsten Morgen die Augen auf. Es war kurz vor sieben und erst hoffte sie, dass alles, was ihr gerade durch den Kopf schoss, nur ein übler Alptraum war. Als sie dann aber neben sich sah und Ben´s Platz leer war, bemerkte sie, dass der leider grausame Realität war. Semir begann sich auch zu regen und ihm ging es ähnlich wie Sarah-er musste sich erst orientieren und seine Gedanken sortieren, dann allerdings war er hellwach. Fast gleichzeitig kontrollierten er und Sarah ihre Handys, aber die waren geladen, eingeschalten und kein verpasster Anruf darauf. „Guten Morgen Sarah!“ sagte Semir. „Konntest du denn schlafen? Ich muss gestehen, ich habe gepennt, wie ein Stein!“ sagte er ein wenig schuldbewusst, aber Sarah bestätigte, dass es ihr genauso gegangen war. Sie stand auf und ging ins Bad und auch Semir erhob sich stöhnend-verdammt, sein Rücken schmerzte wie verrückt. „Treffen wir uns in einer halben Stunde beim Frühstück?“ schlug er vor und Sarah stimmte zu. Auch Semir ging in sein Zimmer, sprang unter die Dusche, putzte seine Zähne und rasierte sich. Im Spiegel betrachtete er seine Kehrseite, die war inzwischen sozusagen flächig tiefblau, kein Wunder, wenn das weh tat! Danach packte er Waschzeug und bequeme Anziehsachen für Andrea ein-vorsichtshalber auch noch ihren Pyjama, nicht dass sie doch noch bleiben musste! Er vergewisserte sich, dass er die Schmerztabletten in der Tasche hatte-da würde er sich nach dem Frühstück eine gönnen, aber vorher schlugen ihm die auf den Magen.

    Punkt halb acht waren er und Sarah im Frühstücksraum, in dem das Buffet gerade aufgebaut wurde. Die Servicefachkraft kam besorgt zu ihnen: „Was ist mit Herrn Jäger-wurde der inzwischen gefunden und wo ist Frau Gerkan?“ wollte sie wissen und brachte gleich Kaffee für Semir-Sarah würde sich ihren Tee, wie jeden Tag, selber aufbrühen. Eigentlich gabs ja erst ab acht Frühstück, aber in diesem Fall musste man Ausnahmen machen. „Die liegen leider beide im Krankenhaus, meine Frau eher leicht verletzt und Herr Jäger dafür in sehr kritischem Zustand!“ erklärte Semir kurz und die nette junge Frau sagte mitfühlend: „Das tut mir leid!“ Die Gerüchteküche hatte natürlich schon gebrodelt in dem kleinen Grenzort, aber so genau wusste eben keiner Bescheid. Eher mit wenig Appetit nahmen sie etwas zu sich, aber sie mussten sich stärken, es wusste ja keiner, was sie heute erwartete. Semir nahm noch seine Schmerztablette und Sarah fragte mitfühlend: „Tut dein Rücken noch sehr weh?“ und Semir nickte. Danach griff Semir zum Telefon und rief die Chefin an. Mit kurzen Worten erklärte er die Probleme mit der überkorrekten Handhabung der Schweigepflicht in dem Krankenhaus und Kim Krüger versprach, alle Hebel in Bewegung zu setzen, dass Sarah oder Semir da rechtlich befugt wurden, Auskunft zu bekommen. Sie ließ sich auch von Semir noch die Handynummer von Konrad Jäger geben und versprach, sich darum sofort zu kümmern.

    Danach holten sie ihre Jacken und Andrea´s Sachen aus dem Zimmer und wenig später fuhr Semir den Wagen vor. Nach kurzer Überlegung warf er die Decke über den inzwischen eingetrockneten Blutfleck und klappte die Rücksitzbank wieder hoch-so sah das wenigstens nicht gar so schrecklich aus. Er würde heute dringend den Wagen in irgendeiner Werkstatt provisorisch flicken lassen müssen, sonst würden sie auf der Heimfahrt erfrieren! Sarah, die an der Rezeption gewartet hatte, stieg ein und dann fuhren sie schweigend zum Krankenhaus. Je näher sie kamen, desto größer wurde der Kloß in Sarah´s Hals. Was sie dort wohl erwarten würde?

    Auch der Chemiker war erwacht. Er veränderte sein Aussehen ein wenig, indem er sich einen Bart anklebte, die dicke Brille durch Kontaktlinsen ersetzte und dann eine Basketballmütze auf seinen fast kahlen Schädel setzte. Aus einem Versteck unter einer losen Bodendiele holte er einen großen Packen Euros. Er war für seine Flucht gerüstet. Nun holte er sein Wegwerfhandy heraus und rief seine Verbindungsfrau in der Telefonzentrale der Polizei an. Binnen kurzem hatte die für ihn herausgefunden, in welchem Krankenhaus sein Opfer lag und wurde auch von Jantzer´s Verhaftung und der Befreiung der verletzten Polizistenfrau in Kenntnis gesetzt, die in demselben Krankenhaus auf ihn wartete. Er kontrollierte, ob sein Messer scharf genug war und ging dann zu seinem Fluchtfahrzeug, einem älteren Mercedes, unter dessen Boden auch eine Schusswaffe professionell versteckt war. Auch eine Spritze und mehrere Ampullen holte er aus seinem Versteck, musterte seinen gefälschten deutschen Personalausweis und kontrollierte, ob auch der TÜV bei seinem in Deutschland zugelassenen Fluchtfahrzeug mit Passauer Kennzeichen nicht abgelaufen war. Der Wagen war vollgetankt und sprang sofort mit einem leisen Schnurren an. Versonnen vor sich hin lächelnd, startete der Chemiker seinen Rachefeldzug.

    Jantzer war derweil in Stadelheim, nachdem seine Wunde vom Gefängnisarzt professionell verbunden worden war, die ganze Nacht verhört worden. In der Zwischenzeit war ein Einsatzkommando mitten in der Nacht in seinem Haus, oder vielmehr dem ererbten Haus seiner Frau aufgetaucht und hatte dort Akten und Laptops konfisziert. Frau und Kinder des korrupten Beamten lauschten entsetzt den Mitteilungen der Polizei. Auch wenn ihr Verhältnis schon lange nicht mehr das Beste war, aber das hätten sie dem Ehemann und Vater nicht zugetraut! Gegen Morgen brach Jantzer zusammen. Er würde hier nicht mehr wegkommen und gegen die Zusicherung, dass er in das harmloseste Gefängnis des Freistaats kommen würde, nämlich nach Landsberg, wo sonst eher die Promis einsaßen und niemand erfahren würde, dass er Polizist war, nannte Jantzer die Namen der Verbindungsleute bei der örtlichen Polizei und wenig später machte sich erneut ein Spezialkommando aus München in den Bayerwald auf, um dort einige Verhaftungen vorzunehmen.

    In Tschechien hatte man in der Nacht noch mit Hilfe eines Bergbauexperten die Höhle betreten und die Leiche des Verbrechers geborgen. Auch den Apparat nahm man mit und fertigte Tatortfotos an, aber dann wurde die Höhle für akut einsturzgefährdet erklärt und hermetisch verschlossen. Der Van wurde zur Spurensicherung gebracht und obwohl auch auf tschechischer Seite einige Maulwürfe bei der Polizei unterwegs waren, wurde kurz danach der Chemiker anhand von Fingerabdrücken identifiziert und sein Bild europaweit an Interpol gesandt-die Fahndung lief!

    Auf dem Weg zur PASt erfährt Semir nun, welchen Mord Ben und sein Partner Rasmus vorwerfen, der aber nie bewiesen werden konnte. Die Chefin wird eingeweiht und danach beschließt Semir kurzerhand, dass sein Wagenproblem momentan mit Ben´s Mercedes gelöst ist. Also ich finde ja Innendienst mit nur einer Hand gleich noch besch...als Außendienst!
    Als Ben nun doch noch zum Verhör mit darf, wird er auch gleich von Rasmus verhöhnt-wetten, wenn ihm seine Hand nicht so weh täte, würde er ihm eins auf die Mütze geben, aber so müssen die Helden ohne weitere Erkenntnisse wieder fahren.
    Gut dass Semir Ben dann mit nach Hause nimmt-ja man ist schon sehr gehandicapt, wenn man nur einen Arm benutzen kann und der andere schweineweh tut!

    Während sie langsam in die Notaufnahme gingen warf Sarah Semir einen prüfenden Blick zu. Er lief ein wenig krumm und hatte seine Hand in die Hüfte gestützt. „Hast du deinen Rücken schon anschauen lassen?“ wollte sie wissen, aber Semir schüttelte den Kopf. „Dann lass das bitte gleich noch machen, nicht dass du der Nächste bist, der zusammenklappt!“ sagte sie. Tatsächlich war Andrea gerade fertig geworden und wurde von der Nachtschwester auf die chirurgische Station gebracht. Ihr Mann und ihre Freundin gingen noch kurz mit und Semir wollte wissen: „War´s schlimm?“ aber Andrea schüttelte den Kopf. „Außer der Betäubungsspritze habe ich nichts gespürt-jetzt schaut ihr beide auch, dass ihr bald ins Bett kommt, wie geht´s denn Ben?“ wollte sie dann noch wissen, aber Sarah zuckte mit den Schultern: „Nicht gut, aber wir können jetzt auch nichts machen!“ erklärte sie und als Andrea dann in ein Zimmer gefahren wurde, in dem eine andere Frau bereits tief und fest schlief, verabschiedeten sie sich flüsternd und versprachen am nächsten Morgen wiederzukommen.

    Semir ließ seinen Rücken noch anschauen, aber nach einer Röntgenaufnahme stand fest, dass tatsächlich nichts gebrochen war, nur begann sich schon ein riesiger blauer Fleck zu bilden. Er bekam noch ein paar Schmerztabletten und einen Eisbeutel mit und wenig später saßen sie im Wagen und fuhren schweigend durch die kalte, klare mondhelle Nacht. Semir musste die Heizung hochstellen, denn es zog durch die Einschusslöcher herein und als er den Kopf wandte, sah er den Blutfleck, den Ben hinterlassen hatte. Mein Gott-gestern Abend um die Zeit waren sie noch gemütlich zusammengesessen und hatten ihren Urlaub genossen und jetzt war auf einmal alles ganz anders! Da fiel ihm noch was ein: „Sarah-in dem explodierten Wagen war nur eine Leiche-der kleine Mann mit dem weißen Kittel ist flüchtig, pass bitte auf!“ teilte er ihr mit und Sarah sah ihn schockiert an. „Meinst du, es ist noch nicht vorbei?“ fragte sie bang und Semir antwortete leise: „Ich weiß es nicht-aber vielleicht haben ihn die Suchtrupps schon aufgespürt-ich werde mich morgen erkundigen. Für Ben und Andrea besteht denke ich heute Nacht keine Gefahr-der Pförtner lässt niemanden herein, den er nicht kennt, die sind im Krankenhaus sicher!“

    Im Hotel angekommen, beschlossen sie kurzerhand, dass Semir sicherheitshalber auf der Couch in Ben´s und Sarah´s Suite schlafen würde. Er holte seinen Schlafanzug und sein Bettzeug und richtete dort sein Lager ein. Die Waffe legte er griffbereit auf den Tisch-normalerweise hätte man die eigentlich kriminaltechnisch untersuchen müssen, immerhin war die in ein Verbrechen verwickelt, aber jetzt war Semir froh, dass die Polizisten das wohl in der Aufregung verbummelt hatten. Wenig später löschten sie das Licht und erstaunlicherweise forderte die Natur ihr Recht und sie schliefen beide trotz Kummer und Sorgen tief und fest.

    Der Chemiker hatte von einer Telefonzelle aus einen seiner Mittelsmänner angerufen und der hatte ihn zu einem sicheren Versteck gebracht. Sein Handy hatte er weggeworfen, damit man das nicht zu ihm zurückverfolgen konnte. Er hatte mehrere Wohnungen unter falschem Namen in der ganzen Grenzregion gemietet, die mit dem Nötigsten ausgestattet waren. Er würde sich jetzt auch erst mal ausruhen und sich eine heiße Dusche gönnen. In der Garage unten stand ein Fluchtwagen, er würde wohl eine Weile verschwinden müssen. Aber zuvor würde er seine Rache noch vollenden. Für jede seiner schmerzenden Prellungen, die er bei dem Höhleneinsturz erlitten hatte, würde er diesen Polizisten und ihren Frauen ebenfalls Schmerzen bereiten. Er hatte noch von seinem Handy aus, bevor er es entsorgt hatte, versucht, seinen Mittelsmann Jantzer zu erreichen, aber das war nicht möglich-er musste befürchten, dass der geschnappt worden war! Seine florierende Firma war zerstört, die besten Männer tot-vor Wut konnte er fast nicht einschlafen! Aber der Gedanke, dass seine Rache fürchterlich sein würde, ließ ihn irgendwann in den Schlaf fallen-morgen würde er sich erkundigen, wo seine Opfer abgeblieben waren!

    Puh-jetzt war ich erst in Panik, als ich deine Geschichte momentan nicht gefunden habe, Yon, aber nach der Lektüre der Feeds war sie dann doch auffindbar!
    Ich kann nur sagen schade, schade, schade, dass sie vorbei ist-die Story hat mir nämlich seeeeehr gut gefallen-du wirst auch mit jeder Geschichte besser, Yon. :thumbup:
    Es war alles enthalten, was man in einer Cobrageschichte lesen will-Action, Spannung, unerwartete Wendungen, Schmerz, Trauer-und ganz vui Gfui-wie wir in Bayern sagen-übersetzt für die Nordlicher-viel Gefühl!
    Orthografie und Zeichensetzung perfekt (von Flüchtigkeitsfehlern mal abgesehen), Logik Note eins-es blieben keine Fragen offen und auch wenn es eigentlich unvorstellbar ist, dass sowas wie die Kellerkinder in Deutschland passieren könnte, kommen doch immer wieder solche Fälle zutage. Besonders dankbar bin ich dir auch-dass du die Pferde versorgt hast-ich wäre nämlich sonst sofort nach Kerpen gedüst und hätte mich um die gekümmert! ;)
    Der einzige Trost, der mir die Trauer erleichtert, dass die Story zu Ende ist-du schreibst an einer Neuen-juhuuu-ich will ja mal nicht drängeln, Yon, aber ich sag nur: Mach hinne!

    Das ist aber nicht nett von Semir! Der macht sich nur Sorgen um sein Auto-berechtigt, wie wir ja wissen :D-anstatt um seinen Kumpel. Dem knallt er noch beiläufig die Sache mit dem Innendienst hin, aber sonst ist er eher Rumpelstilzchen wegen seinem silbernen Schätzchen.
    Der Junge hat die Diebe erkannt, auch weiß man die Namen. Statt nen Phantomzeichner zu schicken, sollten die lieber die Verbrecherkartei durchforsten-da sind sicher ein paar nette Fotos von den Jungs drin!
    Und nun geht das schöne Auto den Weg aller seiner Vorgänger-viel zu früh scheidet er im Steinbruch aus dem Autoleben und zerschellt in der Tiefe.
    Kleine persönliche Anmerkung-ich hatte mir diese riesigen Steinbrüche rund um Köln gar nicht so vorgestellt, aber die sind ja wirklich noch gigantischer, wie sie in den Folgen oft rauskommen-whow! Danke für die Führung, Darcie!
    Ach ja-muss übrigens ein guter Notarzt gewesen sein-sogar mit Röntgenblick ^^-sorry, aber das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen!

    Andrea wurde in die Notaufnahme gebracht, wo man sich die Schnittverletzungen genauer ansah. „Wir werden die Wunden in mehreren Schichten nähen müssen, das geht zwar in örtlicher Betäubung, wird aber eine Weile dauern!“ erklärte der aufnehmende Chirurg. „Weil das doch ziemlich tief und ausgedehnt ist, würde ich sie dann gerne über Nacht dabehalten!“ erklärte er ihr noch und Andrea nickte ergeben. Ehrlich gesagt wollte sie das Ganze jetzt nur noch hinter sich haben und dann schlafen, sie war fix und fertig. „Würden sie bitte draußen warten, das dauert jetzt schon etwa eine halbe Stunde!“ bat die Schwester, die schon alles vorbereitete und Semir sah Andrea fragend an: „Soll ich nicht zum Händchenhalten dableiben?“ fragte er ein wenig unsicher, aber Andrea schüttelte den Kopf. „Lieber nicht, du konntest die Geburt deiner Kinder auch nicht aushalten, ich denke hier hat niemand Lust, dich vom Boden aufzukratzen!“ sagte sie. „Schau lieber, wie es Ben geht und wo Sarah ist!“ fügte sie hinzu, denn Semir hatte ihr im RTW erzählt, was bei ihm die letzten Stunden geschehen war und auch Andrea machte sich große Sorgen um ihre Freunde. „Ich komme dann in einer halben Stunde wieder her!“ bestimmte Semir und küsste Andrea zum Abschied. „Viel Glück!“ flüsterte er ihr noch zu und dann fragte er gleich an der Rezeption, wo er Ben und Sarah finden konnte. „Der Namen der Frau ist mir nicht bekannt, also die ist nicht stationär und Herr Jäger liegt auf der Intensivstation!“ antwortete der Pförtner nach einem Blick in den Computer. Semir ließ sich noch erklären, wie er da hinkam und dann ging er die Treppe hinauf, um nach seinem Freund zu sehen.

    Als er um die Ecke bog sah er schon Sarah völlig aufgelöst im Wartebereich sitzen. Man sah, dass sie geweint hatte und sie war blass und fix und fertig. Semir war mit wenigen Schritten bei ihr und nahm sie in die Arme. „Sarah, was ist los? Wie geht´s dir und was ist mit Ben?“ fragte er und nun verbarg Sarah erst einmal ihren Kopf an seiner Schulter und weinte eine ganze Weile, während ihr Semir beruhigend über den Rücken strich. Eine eiskalte Hand hatte nach seinem Herzen gegriffen-Ben war doch hoffentlich noch am Leben?
    Nach einer Weile beruhigte sich Sarah, schneuzte sich und erzählte dann stockend. „Ben hat immer noch Krampfanfälle. Er ist sediert und beatmet, aber die geben mir hier aus rechtlichen Gründen keine Auskunft. Die Nachtschwester war so nett, mich mit Ben und der Akte alleine zu lassen, aber da drin habe ich keine Informationen gefunden, die seinen Zustand erklären. Keine Ahnung-vielleicht weiss der Arzt noch was, was da nicht drinstand, aber er sagt mir nichts!“ erklärte sie und nun schüttelte Semir den Kopf. „Oh Sarah, das tut mir leid! Dabei bist du mit Sicherheit die Erste, die Ben als Auskunft berechtigt einsetzen würde. Wenn er das noch regeln könnte würde er sich ausdrücklich wünschen, dass du Bescheid kriegst und auch Entscheidungen für ihn treffen könntest, aber wenn die hier so linientreu sind, müssen wir vermutlich bis zum Morgen warten. Pass auf-da rufen wir dann die Chefin an, oder besser noch die Schrankmann, die können mit ihren Connections zu Richtern und anderen Juristen sicher was machen, aber ich fürchte, heute Nacht wird nicht mehr viel geschehen!“ gab er seiner Befürchtung Ausdruck. „Aber denkst du, er ist in Lebensgefahr?“ fragte er dann bang und Sarah nickte langsam. „Ja, ich habe große Angst um ihn!“ antwortete sie leise.

    „Du wirst dich schon gewundert haben, wo ich so lange war!“ fügte Semir nun noch hinzu und erzählte Sarah von seinem und Andrea´s Abenteuer. Die schlug die Hände vor den Mund: „Um Himmels Willen, das hätte ja übel enden können!“ sagte sie dann verzagt, aber Semir beruhigte sie. „Ist es aber nicht-Andrea wird gerade noch in der Ambulanz versorgt, sie soll heute Nacht hierbleiben und ich würde vorschlagen, wenn du hier eh nichts tun kannst, fragen wir, ob wir nochmals kurz reindürfen und dann fahren wir zusammen ins Hotel-auch du musst dich dringend ausruhen!“ bestimmte er und Sarah nickte. Es war so gut, wenn jetzt jemand das Kommando übernahm-sie selber war nämlich am Ende.

    Semir läutete an der Intensivtür und meldete sich erst mal einfach mit seiner Dienstbezeichnung. Tatsächlich kam die Nachtschwester an die Tür und Semir erklärte ihr in kurzen Worten: „Ich bin der beste Freund und Kollege von Herrn Jäger. Würden sie uns bitte kurz zu ihm reinlassen? Ich verspreche auch, dass ich seine Lebensgefährtin nachher mit ins Hotel nehme, damit sich die ausruht. Ich kann ihnen versichern, dass das rechtlich kein Problem darstellt, sobald morgen der zuständige Richter im Büro ist, werden wir das regeln, aber jetzt würden wir einfach gerne noch kurz nach ihm sehen!“ erklärte er ihr und nach kurzem Überlegen ließ die Pflegekraft sie herein.Sarah und Semir traten von beiden Seiten an das Bett ihres Freundes. Semir war erschrocken, wie eingefallen Ben aussah. Er war nur mit einem dünnen Laken bis zur Hüfte zugedeckt, er war aber trotzdem schweißüberströmt, sein Herz jagte und der Blutdruck war auch immer noch bei 190/90 mm/ Hg, also weiterhin zu hoch-wobei er zuvor über 200 systolisch gewesen war.
    Wie Sarah sehen konnte, war man mit den Beatmungsparametern höher gegangen und als sie die beschriftete Kurzinfusion musterte, die gerade in ihn hineintropfte, konnte sie ein starkes Antiepileptikum, also ein Medikament gegen Anfallsleiden erkennen. „Wir hoffen, dass das wenigstens hilft!“ sagte die Nachtschwester leise, denn auch ihr tat die junge Frau unendlich leid, wie sie da so hilflos vor dem schwerst kranken Vater ihres Kindes stehen musste. Im Moment wusste einfach niemand, was mit dem neuen Patienten eigentlich los war und warum es ihm so schlecht ging. Sie hoffte nur, dass sie ihn über die Nacht brachten, vielleicht hatten die Ärzte morgen irgendeine Idee, was man weiter machen könnte, aber im Augenblick tappten sie alle miteinander im Dunkeln.
    Sarah strich Ben mit einer liebevollen Geste die verschwitzten Haare aus der Stirn: „Schatz, bitte werd wieder gesund!“ flehte sie ihn an und auch Semir legte seine Hand auf Ben´s Schulter. „Mach keinen Blödsinn, Kumpel!“ flüsterte er mit einem Kloß im Hals und nachdem er der Nachtschwester noch seine und Sarah´s Handynummer gegeben hatte-im Hotel hatten sie ja ihre Ladegeräte- machten sie sich schweren Herzens auf den Weg in die Notaufnahme. Sarah warf noch einen bangen Blick zurück-und wenn es das letzte Mal war, an dem sie Ben lebend sah?

    Das bin ich auch-äh ich meine froh, dass die Helden noch leben!
    Und dieses Kapitel ist ein wenig wie Babyalarm-völlig unrealistisch, aber trotzdem ein wenig slapstickmäßig witzig-schön, dass du Spaß beim Schreiben hattest, Elli ;)
    Ach ja-irgendwie ist mir da gerade eine Columbofolge mit Peter Falk eingefallen-da waren doch zwei Dobermänner so dressiert, dass die bei "Rosebud" jeden zerfleischt hätten-wetten den Film kennen Semir und Ben auch, drum sind die gerade so brav! :D

    Das hätte ich jetzt nicht erwartet! Die Geldübergabe klappt nach Ansage und danach wird Inga tatsächlich freigelassen (ich hoffe allerdings, nicht mit auseinandergeschnittenen Armen ;(-mir würden die Fesseln genügen :D !)
    Ja vermutlich kann das wirklich funktionieren und Inga geht jetzt nach diesem Trauma nach Hause und erzählt niemandem außer ihrem Freund davon.
    Wenn allerdings Semir und Ben mehr bei der Sache gewesen wären, hätten sie die Typen jetzt schnappen können-aber die haben ja anders zu tun! X(
    Wetten-die nächste Entführung folgt in Kürze!

    Jetzt wurde auch Thommys Schicksal geklärt! Ich muss mich meinen Vorfeedern anschließen-vermutlich haben seine Geschwister da wirklich davon profitiert, dass sie von Pflegefamilien aufgezogen wurden! Ob das bei Thommy allerdings der Fall ist, kann ich nicht beurteilen-er wurde zwar anscheinend geliebt und versorgt, hatte aber auch keinen Kontakt zu Gleichaltrigen-das ist für mich fast eine Art Folter!
    Also ich bin mir sicher, dass er seine Geschwister kennenlernen will-die haben ihm ja auch nichts angetan!

    @ Elli: Nur kurze Erklärung:
    Wir haben ja auch mehrere Gefängnisse mit Krankenabteilung im Einzugsbereich unseres Krankenhauses, daher weiß ich da ziemlich genau Bescheid. Wenn ein Straftäter verletzt wird, wird natürlich immer zuerst der Notarzt gerufen, der muss den Zustand des Patienten beurteilen. Wenn der allerdings medizinisch verantworten kann, dass ein Straftäter nach der Erstversorgung in ein Gefängniskrankenhaus transportiert werden kann, ohne davon gesundheitliche Nachteile zu erleiden, wird man das immer vorziehen. Wird der nämlich stationär in einem normalen Krankenhaus behandelt, müssen zwei Strafvollzugsbeamte zu dessen Bewachung abgestellt werden. Das ist teuer und außerdem verschafft es den entsprechenden Beamten total viele Überstunden. Wir haben z. B. in unserem Krankenhaus für diesen Fall extra vier Betten, das heißt zwei spezielle Patientenzimmer vorbereitet. Da sind Gitter vor den Fenstern, die Türen lassen sich automatisch verriegeln und von draußen ist eine komplette Videoüberwachung eingerichtet-da können dann ein bis zwei Beamte bis zu vier Strafgefangene bewachen-sonst ist das Verhältnis leider sehr personell unbefriedigend- ich würde mir einmal im Leben soviel Pflegepersonal für einen einzelnen kritisch kranken Patienten wünschen.
    Bei uns auf Intensiv kommen die Patienten dann wirklich immer mit zwei Bewachern, sind zusätzlich mit Fußfesseln ans Bettgestell gefesselt und werden streng bewacht-aber das muss ja alles aus unseren Steuergeldern bezahlt werden, deshalb kommt eben jeder ins Knastgefängnis, der da keine unmittelbaren gesundheitlichen Nachteile erleidet.

    Semir atmete tief durch. Er stand wieder im Dunkeln, hatte sich aber den Verlauf des Stollens gemerkt und so schlich er, ohne anzuecken, Richtung Höhlenausgang. Als er um die Kurve bog sah er als erstes Andrea, die tränenüberströmt und mit blutigem Oberschenkel, gefesselt am Boden lag. Jantzer hatte seine helle LED-Taschenlampe so auf einen Felsvorsprung gelegt, dass dieser Stollenbereich relativ ausreichend erleuchtet war und lieferte sich gerade wieder Wortgefechte mit Hintersteiner hinter der Metallwand. Als Andrea Semir erkannte, weiteten sich ihre Augen, aber es wäre eigentlich unnötig gewesen, dass er den Zeigefinger auf die Lippen legte, um sie daran zu hindern, etwas zu sagen. Sie war schließlich nicht völlig verblödet!

    Semir hatte die Waffe gezogen und ging noch einen Schritt Richtung Jantzer, aber da hatte der anscheinend die Gefahr in seinem Rücken gespürt und drehte sich abrupt um. Auch er war völlig überrascht, denn mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit einem Überfall von hinten. Natürlich wusste er auch, wer dieser Mann war-das war dieser Gerkan, der Autobahnpolizist, der verschollen gewesen war-er hatte sich dessen Bild natürlich auf dem PC angeschaut, als er von dieser ganzen Sache erfahren hatte. Bevor Semir irgendetwas sagen konnte, hatte sich-ohne auf die Waffe zu achten-sein Gegenüber mit dem Mute der Verzweiflung auf ihn gestürzt. Semir hatte sowieso nicht vorgehabt, abzudrücken-er wollte schließlich keinen neuen Einsturz riskieren-und so flog der Revolver auf den Boden und Semir und Jantzer waren in einen erbitterten Ringkampf auf Leben und Tod verwickelt. Jantzer hatte nämlich das Messer noch in seiner Hand und so kurz die Klinge war-sie war eine tödliche Gefahr im Nahkampf!

    Hier prallten zwei durchtrainierte, erfahrene und zu allem entschlossene Kämpfer aufeinander. Jantzer war grösser und ein wenig schwerer als Semir, aber der dafür umso wendiger. Semir schaffte es, Jantzers Hand mit dem Messer zu umklammern, so dass er ihn damit im Augenblick nicht verletzen konnte, aber er war deswegen weit davon entfernt, ihn zu entwaffnen, oder gar zu besiegen. Jantzer wandte seine ganze Kraft auf und das Messer kam Semir bedrohlich näher. Andrea hatte entsetzt: „Semir pass auf!“ geschrien und daraufhin hatten die beiden Polizisten draußen aufgehört Krawall zu machen-ihre Mission Ablenkung war erledigt. Gespannt lauschten sie den Kampfgeräuschen hinter dem Tor, aber was genau da vorging, konnten sie nur erahnen.
    Die beiden Kämpfer wälzten sich über den Höhlenboden und nun ließ Semir unvermittelt ein wenig nach, so dass das Messer nun zwar in seine Jacke schnitt, aber mit einem Judogriff hatte er nun einen anderen Winkel und den Überraschungseffekt auf seiner Seite, denn damit hatte Jantzer nicht gerechnet.
    Andrea beobachtete atemlos das Schauspiel und zermarterte sich den Kopf, wie sie Semir helfen konnte, aber ihr fiel nichts ein, gefesselt wie sie war. Semir mobilisierte seine ganzen Kräfte. Eine unbändige Wut verlieh ihm ungeahnte Power-dieses Schwein hatte seine geliebte Andrea verletzt, ihr Schmerzen zugefügt und er war daran beteiligt, dass sein Freund nun beatmet im Krankenhaus lag. Der durfte einfach nicht gewinnen, denn das erste was er machen würde, wenn er siegte, wäre Andrea und ihn umzubringen und das konnten sie ihren Kindern nicht antun! Ein beinahe unmenschlicher Laut kam über Semir´s Lippen und nun bog er die Hand mit dem Messer in Jantzer´s Richtung, der völlig überrascht davon war. Er war doch ein erfahrener und ausgebildeter Kämpfer, außerdem seinem Gegner an Masse überlegen, aber trotzdem hielt ihn der wie in einem Schraubstock. Jantzers Hand begann zu zittern und plötzlich fuhr die kleine Klinge in seine Brust. Überrascht und geschockt starrte Jantzer auf seinen Oberkörper. Ein scharfer Schmerz lähmte ihn gerade und die Jacke färbte sich blutrot, wo er sich sozusagen gerade selber verletzt hatte. Das Blut wich aus seinem Gesicht und nun hatte Semir die Oberhand, drehte ihm die Hände auf den Rücken und fixierte ihn mit Polizeigriff am Boden.

    Jantzer hatte sich zwar nach kurzer Zeit wieder gefangen, aber Semir hielt ihn nun mit eisenhartem Griff fest und erlaubte nicht die kleinste Bewegung. Er konnte auch nicht locker lassen, denn wenn auch das Messer nun klirrend zu Boden gefallen war, Jantzer war immer noch bewaffnet und wenn der an seine Pistole kam, dann wäre alles zu spät. Wie sehr wünschte sich Semir nun Ben in seiner Hinterhand, der ihm nun geholfen hätte. Er hatte ja nicht einmal Handschellen, um Jantzer zu fixieren. Mit kurzen Worten erklärte er, um Atem ringend, seinen Kollegen die Lage.

    Draußen vor dem Tor hatten sich Hintersteiner und der junge Polizist gerade angesehen. „Anscheinend kommt man doch in die Höhle, ohne sich zu Tode zu stürzen und ich glaube, unser Kölner Kollege könnte Unterstützung gebrauchen!“ sagte der dicke, ältere Polizist langsam. „Ich würde ja selber gehen, aber ich glaube, für sowas bin ich ein wenig zu alt und unsportlich!“ fügte er an und der junge Mann nickte ergeben, nahm die Taschenlampe entgegen, so dass Hintersteiner nun im Dunkeln vor dem Metalltor zurückblieb und machte sich auf den Weg zu dem verborgenen Lüftungsschacht. Tatsächlich fand er den Aufstieg sofort-er brauchte ja nur Semir´s Trittspuren zu folgen, rutschte zwar ein paarmal auf dem Schnee aus, aber letztendlich schaffte er es zum Einstieg. Auch er besah sich die Steighilfe und begann dann vorsichtig in die Tiefe zu klettern. Semir und Andrea hörten wenig später einen Plumps, dann ein leises Fluchen und schon stand der junge Polizist vor ihnen. Kommentarlos nahm er seine Handschellen heraus, fesselte Jantzer die Hände auf den Rücken und nun atmete Semir auf. Der junge Kollege übernahm und Semir eilte nun zu Andrea und löste als erstes den Gürtel von ihren Füßen, mit dem er nun Jantzers Beine fesselte. Dann drehte er ihn um und suchte in dessen Taschen nach der Waffe, die er beiseitelegte und dann noch nach dem Schlüssel für die Handschellen. Als er fündig geworden war, befreite er Andrea und die lag nun schluchzend in seinen Armen.

    Der junge Polizist hatte sich inzwischen den Mechanismus für die Falltüre besehen und begann sie langsam hochzudrehen. Wenig später stand Hintersteiner vor ihnen und bedachte Jantzer mit einem Lächeln. „Viel Spaß im Gefängnis!“ sagte er voller Genugtuung und dann schickte er seinen jungen Kollegen zum Streifenwagen, um den Verbandskasten und eine Decke zu holen. Er selber übernahm sein Handy von Semir, ging kurz vor die Höhle und gab den Stand der Dinge durch. „Wir brauchen hier auch einen RTW mit Notarzt-die Geisel ist verletzt-und ich glaube Jantzer auch, aber wegen dem pressierts nicht!“ gab er gemütlich durch. Als der junge Mann mit dem Verbandskasten wiederkam, legte Semir nur einen provisorischen Verband um Andrea´s Oberschenkel. Die Hose ließen sie an-das sollte sich nachher der Arzt anschauen. Er legte ihr stattdessen eine Decke um und hielt sie ganz fest in seinen Armen, denn sie hatte zu zittern begonnen und konnte gar nicht mehr aufhören.

    Der junge Kollege eilte nun wieder klaglos zu ihrem geparkten Streifenwagen. Er musste ja den Notarzt einweisen und kaum 10 Minuten später kam auch schon ein hell erleuchteter RTW um die Ecke gebogen, direkt gefolgt vom Notarzt. Wenig später waren die Retter in der Höhle und nun sah der Notarzt überrascht Semir an: „Sie kenn` ich doch-sie waren doch vor zwei Stunden erst am Grenzübergang mit dem schwer verletzten Polizisten!“ sagte er, während er sich Andrea nun ansah und Semir nickte erschöpft.
    Man schnitt Andrea´s Hose ein Stück weit auf und der Notarzt gab kurz darauf Entwarnung. „Die Schnittverletzungen sind nicht sonderlich schlimm. Das muss gereinigt und genäht werden, aber es sind keine bleibenden Schäden zu befürchten!“ sagte er und sein Rettungsassistent hatte Andrea inzwischen eine Infusion gelegt. Sie bekam ein Schmerzmittel gespritzt und nun besah sich der Notarzt auch noch Jantzer, dessen Jacke sich inzwischen eindrucksvoll mit Blut vollgesogen hatte. Man löste die Handschellen, aber Hintersteiner hielt drohend seine Waffe an Jantzers Kopf. „Eine falsche Bewegung und du brauchst keinen Arzt mehr!“ sagte er und Jantzer verhielt sich völlig ruhig-er wusste, wann er verloren hatte.

    Während der Abtransport der Verletzten vorbereitet wurde, traf nun endlich auch das SEK aus München ein. Allerdings war die Lage nun ja schon bereinigt und so lauschten die schwarz gekleideten Männer nun Hintersteiner´s Erzählungen und halfen mit, Andrea aus der Höhle zu bringen. Man hängte die Metallplattform ein, aber sie hätte von ihrer Verletzung her gut noch laufen können, es war mehr der Schock, der ihr zu schaffen machte und so legte man sie doch auf die Trage und beförderte sie zum RTW. Semir rief von Hintersteiner´s Handy aus noch kurz in der PASt an und gab den Stand der Dinge durch und nun getrauten sich auch Hartmut, Susanne und die Chefin nach Hause zu gehen-sie hatten sich nicht vom Telefon weggerührt, obwohl alle miteinander schon lange Feierabend gehabt hätten.

    Jantzer wurde provisorisch verbunden, bekam auch ein Schmerzmittel, aber dann nahm man ihn gleich mit nach München-dort würde man sich im Gefängniskrankenhaus in Stadelheim um ihn kümmern, laut Aussage des Notarztes war die Verletzung nämlich nicht lebensbedrohlich. Als Semir nun im RTW neben Andrea Platz nahm, lächelte er sie an, hielt ihre Hand und sagte: „Das nächste Mal fahren wir woanders hin in Urlaub, hier in Bayern ist das zu aufregend-so schön es hier auch ist!“ und nun musste sie ein wenig grinsen, so müde sie auch war. Mit Semir konnte man doch hinfahren, wo man wollte-man musste immer mit Überraschungen rechnen!
    Als kleinen Service steuerte der junge Polizist Ben´s Wagen noch hinter dem RTW her, damit Semir auch vom Krankenhaus wieder weg kam, ein stolzgeschwellter Hintersteiner folgte im Streifenwagen und wenig später waren sie in der Klinik angelangt.

    Auch mir hat dieses leise Kapitel gut gefallen. Alex, der traurig und Nachdenklich Urlaub nimmt, um die Beerdigung seiner Cousine zu verkraften, Semir, der ihn herzlich zu sich nach Hause einlädt und schließlich Miriam, die den Anstand besitzt, einen Krankenbesuch zu machen und sich mit Semir zu unterhalten.
    Schön, wie behutsam die beiden miteinander umgehen und dass Semir zwar Thommys Mutter finden will, es ihm aber selber überlassen möchte, den Kontakt aufzunehmen, falls sie gefunden werden kann.
    Gut-ich möchte da auch nicht urteilen, es ist zwar schrecklich, wenn man sein Kind verkauft, aber da gibt es sicher besondere Beweggründe. Ich hoffe, die erfahren wir noch, Yon!