Beiträge von susan

    Der Fernseher lief und mit einem Blick stellte er fest, dass der dunkelhaarige Polizist leise schnarchend auf der Couch davor schlief. Wie ein Schatten bewegte der Chemiker sich durch die Wohnung und schaute, wo die Frau sich aufhielt. Die war anscheinend schon ins Bett gegangen, weil alles ruhig war und so schlüpfte er durch die angelehnte Tür ins Schlafzimmer und tatsächlich, da lag die hübsche junge Frau zusammengerollt im Bett und schlief ebenfalls. Leise schloss der Chemiker die Tür hinter sich und bevor Sarah richtig wach wurde und sich wehren konnte, hatte er sich auf sie gestürzt, drückte sie mit seinem ganzen Körper aufs Bett und klebte ihr ein Stück Klebeband über den Mund. Nur ein erstickter Laut kam aus ihrem Mund, aber als sie dann entsetzt aufblickte, erkannte sie ihren Feind, der sich nun langsam aufrichtete und sie mit der Waffe in Schach hielt. Er ging zielsicher zu dem Schrank, in dem sie ihre ganzen Schals und Tücher-und das waren eine ganze Menge-aufbewahrte und holte Material, um sie zu fesseln heraus. „Einen Ton und ich erschieße erst dich und dann ihn!“ warnte er sie flüsternd und deutete mit einer Kopfbewegung Richtung Wohnzimmer. Sarah nickte, zum Zeichen dass sie verstanden hatte und verhielt sich ruhig. Fieberhaft kreisten ihre Gedanken, aber ihr fiel nichts ein, wie sie sich und Ben im Augenblick helfen konnte. Wenn sie sich auf einen Kampf mit dem skrupellosen Mann einließ, würde der einfach abdrücken und das wars und ehrlich gesagt, wusste sie auch nicht, was er mit ihr und Ben vorhatte, denn wenn er sie töten wollte, dann hätten wirklich zwei Schüsse genügt-einen für sie und einen für Ben und das wäre es gewesen! Also legte sie sich so aufs Bett, wie er ihr befahl und wenig später war sie an alle vier Ecken der Liegestatt mit ausgestreckten Armen und Beinen straff mit ihren eigenen Tüchern gefesselt. Der Chemiker stellte nun den Stuhl, über den Ben und sie abends immer achtlos ihre Kleidung warfen, in Position und wollte sich gerade mit einem diabolischen Grinsen umdrehen, um sein nächstes Opfer zu holen, als Sarah plötzlich sah, wie sich vorsichtig die Klinke der Schlafzimmertür nach unten bewegte.

    Ben war aus seinem Fernsehschlaf erwacht. Er wusste nicht warum, aber ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Verdammt, er hatte bei Urlaubsbeginn seine Waffe in der PASt im Waffenschrank einschließen lassen, weil er in den Ferien mit der Arbeit nichts am Hut haben wollte. Jetzt wäre er froh gewesen, er hätte sie bei sich gehabt, denn sein Gefühl sagte ihm, dass hier irgendetwas nicht in Ordnung war. Er musterte den großen Wohnraum mit der Tür, die direkt ins Treppenhaus führte, aber er konnte eigentlich nichts Außergewöhnliches entdecken. War er vielleicht paranoid? Vorsichtig erhob er sich, was ihm wegen seinem schmerzenden Oberschenkel und der immer noch ausgeprägten Schwäche und dem Ganzkörpermuskelkater durchaus schwer fiel. Langsam und leise umrundete er den Küchentresen, aber auch dahinter war nichts Besonderes zu entdecken. Ein kurzer Blick ins Bad und ins Arbeitszimmer-dem baldigen Kinderzimmer-ergab auch nichts Auffälliges. Blieb nur noch das Schlafzimmer mit der schlafenden Sarah darin. Um Himmels Willen, was war, wenn mit ihr und dem Kind irgendwas war? Warum war er überhaupt aufgewacht? Er meinte, ein ersticktes Geräusch gehört zu haben, aber das konnte durchaus aus dem immer noch laufenden Fernseher gekommen sein. Allerdings vertraute er eigentlich seinem Bauchgefühl und das sagte ihm: Hier stimmt etwas nicht! In Ermangelung einer anderen Waffe holte er aus dem Messerblock in der Küche ein großes Messer, atmete einmal tief durch und drückte dann langsam die Klinke zum Schlafzimmer nach unten.

    Semir und die anderen hatten sich angespannt im Hotelzimmer des Chemikers auf die Lauer gelegt, als plötzlich Semir´s Handy vibrierte. Er ging ran, denn der Kripobeamte aus der Eingangshalle würde sie ja, wie verabredet, warnen, wenn der Verdächtige eintraf und nun bekam er eine Meldung der Zentrale: „Gerkan, das gesuchte Fahrzeug, der goldfarbene Mercedes mit der Passauer Nummer wurde von einer Streife gefunden!“ sagte der Mann in der Zentrale. „Er steht in der Hindenburgstraße und es ist niemand darin, wie unsere Streifenbeamten festgestellt haben!“ Mit einem Fluch war Semir schon auf dem Weg zur Tür-das war Ben´s Adresse! „Josef schnell, der Chemiker ist bei meinem Kollegen-zumindest wurde da sein Wagen entdeckt!“ rief er Hintersteiner zu. „Ihr bleibt vorsichtshalber hier!“ befahl er dem Kripobeamten, während er schon, Hintersteiner dicht hinter sich, die Treppe hinunterhetzte. „Die Streifenbeamten sollen auf uns warten, wir sind in spätestens 10 Minuten da!“ instruierte er die Zentrale, denn im Gegensatz zu denen war er ortskundig und vor allem-er hatte einen Schlüssel zu Ben´s Wohnung an seinem Schlüsselbund! Er und Hintersteiner, der trotz seiner Leibesfülle flink wie ein Wiesel gerannt war, sprangen in den BMW, den sie um die Ecke am Lieferanteneingang geparkt hatten und mit Blaulicht und quietschenden Reifen rasten sie durchs nächtliche Köln, während Hintersteiner sich bemühte, wieder zu Atem zu kommen.

    Also ich denke, dass es eigentlich keine Rolle spielt, ob sie jüngere oder ältere Staffeln zeigen. Die eingefleischten Stammseher wissen eh Bescheid und für die, die nur gelegentlich reinschmecken, ist das vielleicht auch nicht so wichtig, welcher Partner da gerade an Semir´s Seite ist. Wenn man hohe Einschaltquoten für die neuen Folgen und den neuen Partner will, muss man eine Pause machen und dann die Neugier mit vielen Trailern, Teasern, Radiowerbung, Werbeplakaten, Anzeigen in Zeitschriften, Auftritten in Talkshows etc schüren.
    Wer ein Schweighöferfan ist, kann sich von dem Abkucken, wie man´s macht-diese Medienpräsenz für seine Filme-phänomenal und der Erfolg gibt ihm Recht!
    Nur weiß ich halt nicht, wie RTL sonst die Lücke vor dem Knastarzt füllen will und wenn sie die Gesamteinschaltquoten übers Jahr sehen wollen, dann spielt für die Programmverantwortlichen vermutlich gar keine Rolle, wer da gerade über den Bildschirm huscht! Für die ist Cobra doch zum Selbstläufer geworden, der immer eine gewisse Menge an Zuschauern hinter dem Ofen vorlockt, die legen da nicht soviel Herzblut rein wie wir!

    Also bei mir klappts mit dem Fenster öffnen!
    Ja ich bin auch froh, dass die Kinder die Operation nicht mit ansehen müssen! Die Infektionsgefahr würde mich im Augenblick auch nicht schrecken, denn wenn Semir verblutet ist, kanns ihm egal sein, ob sich die Wunde infiziert hätte-außerdem gibts ja immer noch Antibiotika, offene Bauchbehandlungen, VAC-Verbände etc :D.
    Oje und die arme Andrea soll jetzt vielleicht auch noch assistieren? Da hätte ich mir aber jemand anderen dazu gesucht, aber egal!

    Semir hatte einen Routinearbeitstag hinter sich. Als er Mittagspause machte, rief er bei Sarah auf dem Handy an: „Und hat alles geklappt?“ fragte er und Sarah erzählte freudestrahlend, dass Ben zuhause sei und sie gerade dabei war, etwas Gutes zu Mittag zu kochen. Semir fiel ein Stein vom Herzen. „Wenn ihr irgendwas braucht, meldet euch, sonst komme ich abends kurz vorbei!“ kündigte er an und nahm dann aufseufzend wieder hinter dem Steuer Platz. Als er kurz vor fünf zurück in der PASt war, fiel ihm etwas ein, was er völlig vergessen hatte. „Susanne-könntest du mal nachschauen? Am Donnerstag hat es anscheinend in unserem Viertel ein Gasleck gegeben, wir haben Gott sei Dank davon nichts mitgekriegt, aber ein Mitarbeiter der Gaswerke hat im Haus danach gesucht. Uns würde interessieren, ob und wo die was gefunden haben!“ beauftragte er Susanne kurz vor deren Feierabend. Die durchsuchte das Internet, kam aber dann mit gerunzelter Stirn zu ihm. „Also ich kann da echt nichts finden. Jetzt wollte ich mich bei den Gaswerken selber erkundigen, aber da ist natürlich um diese Zeit keiner mehr erreichbar, außer der Störungsstelle halt-ist es denn wichtig?“ fragte sie, aber Semir winkte ab. „Nö, das war nur eine Interessefrage-immerhin steht unser Haus noch!“ sagte er, machte wie Susanne Feierabend und fuhr auf dem Nachhauseweg noch bei Ben und Sarah vorbei. Denen ging es gut, die Glotze lief und Ben lag gemütlich vor dem Fernseher auf dem Sofa, hatte eine Flasche Bier vor sich und eine Tüte Chips und Sarah war gerade dabei die letzten Wäschestücke aus dem Trockner zu nehmen und zu verräumen. „Na da kann man´s aushalten!“ lachte Semir, griff einmal in die Chipstüte, lehnte aber das angebotene Bier ab und machte sich dann auf den Weg nach Hause.

    Vielleicht konnte er Andrea da noch ein wenig zur Hand gehen, denn er war ehrlich froh, dass seine Schwiegereltern abgereist waren und wieder Normalbetrieb herrschte. Irgendwie war man doch nicht ganz so ungezwungen im eigenen Heim, wenn immer die Großeltern umeinander wuselten-so nett das gemeint war. Sie aßen zusammen Abendbrot und danach brachte Semir die Kinder alleine ins Bett und verbannte Andrea zum Erholen auf die Wohnzimmercouch. „Wir machen uns nachher einen schönen Fernsehabend-da kommt ein klasse Film, aber erst müssen die Mäuse schlafen!“ sagte er und nach der dritten Gutenachtgeschichte waren die beiden, die momentan auf eigenen Wunsch zusammen in einem Kinderzimmer schliefen, endlich in Morpheus Armen und Semir schlich sich lächelnd aus dem Raum.

    Hintersteiner hatte ein vorzügliches Abendbrot in einem gepflegten Restaurant eingenommen und bummelte dann gemütlich so gegen 22.30 Uhr zum Hotel zurück. Dessen Lage war ideal-man konnte die ganze Innenstadt zu Fuß erreichen, aber es war trotzdem ruhig und nicht so riesig. Gerade als er um die letzte Ecke bog, öffnete sich das automatische Tor der Parkgarage und der goldene Mercedes mit Passauer Kennzeichen fuhr heraus. Neugierig warf Hintersteiner einen Blick ins Wageninnere und als im Licht der nächsten Straßenbeleuchtung der Fahrer einen Moment sichtbar wurde, blieb ihm fast das Herz stehen. Er hatte den Mann, nach dem in ganz Europa gefahndet wurde, zwar noch nie persönlich gesehen, aber das war unverkennbar der Chemiker, der da am Steuer saß. Bis er reagieren konnte, war der aufs Gas gegangen und um die nächste Ecke verschwunden. Hintersteiner zögerte einen kurzen Moment, aber dann zog er sein Handy heraus und wählte als Erstes Semir´s Nummer. Der lag gemeinsam mit Andrea in seligem Schlummer auf dem Sofa vor dem laufenden Fernseher, aber als sein Handy in der Hosentasche zu vibrieren begann, war er sofort hellwach. Leise stand er auf, um Andrea nicht zu wecken, ging um die Ecke in den Hausflur und fragte: „Josef, was gibt´s?“ und der sagte aufgeregt: „Semir stell dir vor-der Verbrecher nach dem man überall fahndet, der Mann der Jäger verschleppt hat und diese Verbrecherorganisation aufgezogen hat, ist hier in Köln und wohnt anscheinend sogar im selben Hotel wie ich. Gerade ist er mit seinem Fahrzeug an mir vorbeigefahren, ich habe ihn fast zweifelsfrei erkannt!“ erklärte er Semir und der fragte aufgeregt: „Josef, was heißt fast-hast du ihn erkannt, oder nicht?“ wollte er nun wissen. „Nicht dass wir hier eine Maschinerie anlaufen lassen und derweil wird ein unschuldiger Tourist zum Opfer einer sinnlosen Fahndung!“ sagte er und nun wurde Hintersteiner doch ein wenig unsicher. „Na ja, ich habe ihn schließlich nur kurz gesehen und es war auch dunkel, außerdem hatte der eine Mütze auf, aber die dicke Brille und das Gesicht…, mit jedem Wort wurde er selber unsicherer. Vielleicht hatte er sich doch getäuscht und die erste Überzeugtheit verlor sich mit jedem Wort, das er zu Semir sagte. Der überlegte kurz entschlossen: „Weißt du was, Josef-ich komme zu dir ins Hotel, vielleicht können wir anhand des Meldebogens irgendwas rausfinden und wenn sich dein Verdacht bestätigt, können wir immer noch eine Fahndung rausgeben. Übrigens-kennt dich der Chemiker?“ wollte er dann noch wissen, aber Hintersteiner verneinte. Sie waren sich persönlich noch nie begegnet und erst seit den Fahndungsfotos wusste er, wer sein krimineller Gegenspieler wirklich war-er war wegen der vermuteten Korruption innerhalb der Polizei auf den Fall angesetzt worden-wie das alles zusammenhing, war ihm erst im Verlauf klar geworden.

    Semir überlegte kurz, ob er Andrea wecken sollte und ihr Bescheid sagen, aber dann entschied er sich, sie schlafen zu lassen. Er würde sie höchstens beunruhigen und ehrlich gesagt, glaubte er eher, dass Hintersteiner sich geirrt hatte. Wenn das tatsächlich der Chemiker sein sollte, dann wäre aber auch nichts verloren, denn dann wusste man, in welchem Hotel er sich versteckt hatte und konnte ihn bei seiner Rückkehr, mit dem Überraschungseffekt im Rücken, in aller Ruhe festnehmen, ohne großes Aufsehen zu erregen.
    So setzte er sich ins Auto und war 15 Minuten später beim Hotel angekommen, wo ihn Hintersteiner schon an der Rezeption erwartete. Semir zeigte seinen Polizeiausweis und bat um Einblick in das Melderegister des Hotels. Der Mann um den es ging, war ein Karl Tobler aus Passau und er war schon seit einigen Tagen hier Hotelgast. Semir rief in der Zentrale an und bat um eine Überprüfung der Personalausweisnummer und der Adresse. Als er die Antwort bekam, wurde sein Gesicht lang und länger. In Passau war kein Karl Tobler gemeldet, nicht unter der angegeben Adresse, noch woanders und ein Ausweis mit dieser Nummer existierte nicht! „Verflixt Josef, du könntest Recht haben!“ sagte er aufgeregt und teilte ihm in kurzen Worten mit, was er von der Zentrale erfahren hatte. Er bat um Verstärkung in Zivil, um den Verdächtigen nicht aufmerksam zu machen und dann öffnete ihnen der Portier das Zimmer des Mannes. Semir durchsuchte es schnell und professionell, aber es waren eigentlich kaum Besonderheiten zu finden-nur im Bad ein Kleber, den man für künstliche Bärte benutzte und eine Packung Kontaktlinsen. Als die Verstärkung eintraf, erklärte Semir den Kriminalbeamten mit kurzen Worten den Sachverhalt. Alle sahen sich nochmals das Fahndungsfoto an und auch der Portier bestätigte, dass es sich augenscheinlich um denselben Mann handelte, auch wenn der jetzt Bart und manchmal Kontaktlinsen trug. So postierte sich nun ein Kripobeamter unauffällig in der Eingangshalle und Semir, Josef und der dritte Mann warteten im Zimmer auf den Übeltäter. Dazu gab man noch eine Fahndung nach dem Mercedes raus, dessen Autonummer Hintersteiner beitragen konnte und dann begann das große Warten.

    Der Chemiker war inzwischen zu seinen ersten beiden Opfern gefahren. Er versicherte sich, dass seine Waffe geladen und das Messer in seiner Tasche frisch geschärft war. Auch die aufgezogene Spritze und das Klebeband kontrollierte er. Dann sperrte er erst unten die Eingangstüre auf, ging dann nach oben, öffnete leise die obere Tür und stand wenig später mit einem diabolischen Grinsen in der Wohnung.

    Ah, jetzt wissen wir also, was die beiden Brüder gekauft haben-drei Waffen! Allerdings ohne Munition, wie peinlich! Nach einem kleinen Wortgefecht deswegen ziehen die Jungs nochmals los und Jessica bleibt mit Kevin wieder alleine in der Hütte.
    Natürlich kann sie es wieder nicht lassen, nochmals zu ihm zu gehen, ihn anzusehen und zu durchsuchen. Die Szene, wie sie ihn mit der ungeladenen Waffe bedroht und sein Herz dermaßen schnell schlägt, dass sie es fühlen kann, hast du super beschrieben. Also ich an Jessis Stelle hätte Kevin nicht gesagt, dass die Waffe nicht geladen ist! Nun holt das Mädchen den Personalausweis aus seiner Innentasche-ich hoffe ja, er hat seinen Dienstausweis nicht dabei-und mustert das Bild und liest den Namen. Warum macht sie das so nachdenklich?

    Also dieser Olli wird immer konfuser! Jetzt will er ein paar Geiseln gehen lassen und unter deren Deckung den Geldkoffer heimlich holen-nur, was bringt ihm der so in der Schule ohne Fluchtfahrzeug? Die Waffen in der Asservatenkammer genügen ihm jetzt plötzlich auch und außerdem soll der Arzt nun Semir operieren, weil er ihn noch braucht-ob das wohl gut geht? Und warum ist es ihm so wichtig zu wissen, ob Ben Semir´s Freund ist-sehr rätselhaft! Will er etwa zum Schluss in einem Hubschrauber vom Dach mit Semir und Ben als alleinige Geiseln fliehen-das wäre eine Sache, die das erklären würde!
    Ob das mit dem Fernseher klappt, wage ich zu bezweifeln, denn Olli wollte ja partout keinen, als er ihn angeboten bekam, obwohl, der ist ja schon mehrfach umgeschwenkt.
    Und Alex, da musst du dir keine Sorgen machen-im Zerstörungsranking sind Semir und Ben uneinholbar weit vorne-da sind ein paar kaputte Kameras nur Peanuts!

    Tatsächlich-am nächsten Morgen war Ben so stabil, dass man die Arterie und den Dialysekatheter herauszog und ihn auf Normalstation in ein Einzelzimmer verlegte. Sarah brachte ein paar Sachen und am Samstag machte er mit dem Gehwagen seine ersten Schritte außerhalb des Bettes. Man hatte mit Kostaufbau begonnen und nachdem er das Essen gut vertrug, stellte man die Antibiotika auf Tabletten um und entfernte am Sonntag auch noch den ZVK und den Blasenkatheter. Ben machte fleißig Atemgymnastik und als am Sonntagnachmittag ein Rotschopf beim Zimmer herein lugte, schloss er den kumpelhaft in die Arme. „Mensch, Hartmut, dank dir, dass du das Gegenmittel hergestellt hast. Du hast mir das Leben gerettet, ohne dich würde ich jetzt nicht hiersitzen!“ bedankte er sich und Hartmut errötete vor Stolz. Ben hatte Sarah schon beauftragt einen riesigen Fresskorb zu organisieren und der würde in der kommenden Woche zu Hartmut nach Hause geliefert werden.

    Auch bei Andrea schritt die Genesung zügig voran und am Sonntag nach dem Frühstück sagte sie: „Mama, Papa, ich danke euch sehr herzlich, dass ihr uns so unterstützt habt, aber ich glaube, wenn ihr zuhause was Besseres zu tun habt-wir würden hier wieder alleine zurechtkommen!“ und so reisten Margot und Hans-Hubert nach dem Mittagessen ab.

    Hintersteiner hatte seine dienstliche Mission erfüllt und genoss nun seinen Urlaub in vollen Zügen. Keine Minute war ihm langweilig-er gönnte sich einen Ausflug mit dem Schiff auf dem Rhein und besichtigte jeden Tag etwas anderes-und am Abend natürlich immer eine andere Kölner Brauerei oder Kneipe, wovon es wahrlich genug gab. Er hatte pflichtbewusst auch einmal in seiner Dienststelle zuhause angerufen, in deren Telefonvermittlung jetzt eine neue Mitarbeiterin angelernt wurde, denn eine Vorgängerin saß mit einigen anderen Kollegen in Untersuchungshaft. Dank Jantzer´s Deal hatte man alle bestechlichen Beamten ermitteln können und so würde auch in Hintersteiner´s Heimat die Korruption wieder ein bisschen weniger werden. Allerdings fehlte vom Chemiker nach wie vor jede Spur, wie man ihm mitteilte. Auch der tschechischen Polizei waren noch ein paar Zugriffe gelungen und man hatte sogar mehrere Wohnungen ausgehoben, in denen gefälschte Reisepässe, Fluchtfahrzeuge und Geldbündel bereit waren, aber wo der Drahtzieher hinter diesen ganzen Dingen steckte, wusste niemand.
    Hintersteiner hatte in der Parkgarage seines Hotels einen goldfarbenen Mercedes mit Passauer Kennzeichen entdeckt-das war ein Nummernschild aus seiner Heimat-und er horchte beim Frühstücksbuffett immer, ob ihm ein niederbayerischer Dialekt bei irgendjemandem auffiel, aber er konnte nie den zugehörigen Fahrer identifizieren, aber das war so auch nicht möglich, denn der Chemiker nahm sein Frühstück im Zimmer ein. Er war ein Einzelgänger, der es hasste unter Menschen zu gehen, wenn es nicht unbedingt sein musste und jeden Abend fuhr er bei den Gerkans vorbei, um zu sehen, ob das Fahrzeug der Eltern noch da stand.Am Sonntag Abend war endlich eingetroffen, worauf er gewartet hatte-das Auto mit dem auswärtigen Kennzeichen in der Einfahrt war weg!
    Er war auch jeden Tag im Krankenhaus gewesen und hatte in immer wechselnden Verkleidungen die Verlegung Ben´s auf die Normalstation verfolgt. Einmal war er sogar in dessen Zimmer gewesen, als der gerade ein Mittagsschläfchen hielt und hatte die Lage gecheckt. Als Ben erwacht war, hatte gerade ein kleiner Mann das Zimmer verlassen, aber er hatte nur noch die Rückenansicht zu sehen bekommen und das auch schnell wieder vergessen. Der Chemiker allerdings hatte erfahren, was er wollte, denn auf dem Tisch waren schon die Medikamentenschachteln für die nächsten beiden Tage vorbereitet gewesen und daneben lag ein Zettel, wie lange nach der Entlassung Ben die Antibiotika gegen seine Pneumonie noch einnehmen sollte-also würde auch dieses Opfer jetzt bald zuhause sein und er konnte seine Rache vollenden.

    Der Montag kam heran und während Semir nun einige Zeit alleine Streife fahren würde, eventuell mal unterstützt von Jenni oder auch der Chefin, holte Sarah ihren Ben endlich nach Hause. Er war zwar noch schwach und humpelte, aber er konnte schon wieder ein paar Treppen steigen und die Pneumonie konnte man in diesem Stadium daheim genauso behandeln, wie im Krankenhaus.
    Andrea brachte die Kinder zwar mit dem Auto in Schule und Kindergarten, weil sie noch keine weiten Strecken laufen konnte und auch noch krank geschrieben war, aber zuhause kam sie prima schon wieder alleine zurecht. So war der Alltag wieder weitgehend eingekehrt und der Chemiker konnte es vor Vorfreude fast nicht mehr aushalten-heute Abend würde er seine Rache bekommen und dann endgültig untertauchen!

    Na immerhin hat Oliver wenigstens keine der Geiseln erschossen-das glaube ich gerne, dass die lieber zum Kochen in den Keller gegangen sind! Reife Leistung, ich glaube ich hätte bei der Mengenberechnung für 270 Personen keine Ahnung, wie viel ich kochen müsste!
    Oliver glaubt es nun beinahe, dass Winkel wirklich bei einem Unfall gestorben ist, aber trotzdem hatten er und Rasmus einen Plan, von dem anscheinend nicht einmal sein Bruder was weiß-und klar, der hat vermutlich selber Angst vor dem Iraner, der die Waffen bestellt hat! Der wird also nicht so schnell aufgeben, während Semir die Zeit davonläuft! Ben versucht nochmal zu vermitteln, hat gegen den brutalen Gangster aber keine Chance, armer Semir!

    Hintersteiner wurde nun aber sehr schnell geschäftsmäßig und begann mit Semir´s Vernehmung. Er befragte ihn genauestens erst zu den Personalien und dann zu den Vorkommnissen in Tschechien und dem Bayerischen Wald. Semir bemühte sich, so exakt wie möglich und auch mit korrekten Zeitangaben zu antworten und es wurde ein genaues Protokoll erstellt. Semir wunderte sich fast, aber der ältere Kollege schrieb rasend schnell und völlig fehlerfrei am PC und wenig später war die erste Aussage in einer Form, dass sie vor jedem Gericht der Welt standhalten konnte. Semir unterschrieb und nun fiel Hintersteiner noch etwas ein: „Wo ist die Waffe, die du dem Verbrecher in der Höhle abgenommen hast?“ wollte er wissen, aber Semir lächelte. „Die habe ich ordnungsgemäß in unserer KTU abgegeben, ich denke, auch über deren ballistische und sonstige Untersuchung wird es vermutlich schon ein korrektes Protokoll geben, so wie ich meinen Kollegen Hartmut kenne!“ und ein kurzer Anruf bestätigte Semir´s Vermutung. Die Waffe tschechischer Herkunft war in der Asservatenkammer und auch darüber war genau Buch geführt worden. „Hervorragend!“ sagte Hintersteiner zufrieden und dann kamen sie überein, als Nächstes zu Andrea zu fahren und deren Aussage aufzunehmen und danach im Krankenhaus vorbeizuschauen.

    Diesmal in Semir´s Dienstwagen fuhren sie zu ihm nach Hause und dort wurde die nächste Aussage aufgenommen. Andrea war momentan ziemlich bedrückt, als sie sich wieder genau an die Abläufe des verhängnisvollen Abends erinnern musste, aber auch sie gab eine detaillierte Zeugenaussage ab und unterschrieb danach noch die Einverständniserklärung, dass das Gericht und die Polizei ihre Krankenakte zur Schnittverletzung, die ihr Jantzer zugefügt hatte, im Prozess verwenden durfte. „Und Frau Gerkan, seien sie nicht so dumm, sondern verklagen ihn noch zivilrechtlich auf Schmerzensgeld!“ empfahl ihr Hintersteiner und Semir sah ihn bewundernd an. Natürlich, da hatte der völlig Recht damit, nur hätte er selber daran gar nicht gedacht.
    Andrea war inzwischen wieder besänftigt wegen der Sauftour ihres Mannes am Vorabend-immerhin war dieser dicke Bayer mit dafür verantwortlich, dass sie noch lebte und so lud sie ihn dann noch gleich zum Mittagessen ein, das Margot in der Küche gerade fabrizierte. Es gab Gulasch und da war es schließlich egal, ob man ein paar Nudeln mehr abkochte-wie oft war Ben in seiner Vor-Sarah-Zeit schon bei ihnen zum Essen gewesen!

    Auch die beiden Mädchen, die vom Opa inzwischen wieder von Schule und Kindergarten abgeholt waren, begrüßten ein wenig schüchtern den fremden Mann mit dem komischen Dialekt, aber bald tauten sie auf und nach dem Essen hätten sie ihn liebend gerne noch ein wenig in Beschlag genommen, so gut konnte der mit Kindern. Trotzdem verabschiedeten sie sich, denn Hintersteiner wollte alle Protokolle am heutigen Tag, soweit möglich, fertig bringen, damit er im Anschluß seinen Köln-Urlaub genießen konnte.
    Auf dem Weg zur Uniklinik fragte Semir: „Josef, hast du auch Familie?“ aber nun zog ein Schatten über dessen Gesicht. „Nicht mehr-ich hatte eine Frau und eine Tochter, aber die sind bei einem schrecklichen Autounfall vor 25 Jahren ums Leben gekommen!“ erklärte er kurz und nun überkam Semir ein großes Mitleid-wie furchtbar! „Und das Schlimme war noch-ich kam in meiner Eigenschaft als Streifenbeamter als einer der ersten zur Unfallstelle, ich glaube nicht, dass ich da jemals drüber wegkomme!“ sagte Hintersteiner dann noch leise und schweigend fuhren sie nun zur Klinik und jeder hing seinen Gedanken nach.

    Im Krankenhaus angekommen, eilten sie zur Intensivstation und Semir ging erst mal alleine hinein, während Hintersteiner draußen wartete. Er war ganz überrascht, dass Ben erstens seinen Beatmungsschlauch schon los hatte und außerdem wach und völlig orientiert in seinen Kissen lag und sich mit Sarah unterhielt. Er hielt ihm die Hand hin und Ben schlug ein. „Mann du hast es mal wieder geschafft und bist dem Tod von der Schippe gesprungen!“ sagte er glücklich und Ben nickte. „Und daran bist du nicht ganz unschuldig, ohne deine Hilfe würde ich jetzt nicht mehr leben-und natürlich auch nicht ohne Sarah und Hartmut!“ sagte er leise und bedachte Sarah mit einem liebevollen Lächeln. Semir erklärte nun noch den zweiten Grund seines Besuchs und so saß wenig später Sarah mit Hintersteiner im Arztzimmer hinter verschlossenen Türen und gab ihre Version des verhängnisvollen Tages zu Protokoll, während Semir ein wenig mit Ben plauderte. Nur wenn sich der drehte, oder versehentlich an die Schussverletzung an seinem Bein kam, verzog er manchmal das Gesicht. „Tut´s noch sehr weh?“ fragte Semir besorgt, dem sein Rücken ebenfalls noch manchmal zu schaffen machte-so ein Bluterguss verging auch nicht in so kurzer Zeit. Ben schüttelte allerdings den Kopf. „Das geht schon, da habe ich schon mehr ausgehalten, ich bin nur dankbar, dass ich mein Kind aufwachsen sehen darf!“ sagte er ernst und hustete dann doch noch ein wenig.
    Semir erzählte ihm nun noch von den Vorkommnissen auf der deutschen Seite des Bergwerks und dass Andrea auch eine Oberschenkelverletzung erlitten hatte. „Richte ihr eine gute Besserung von mir aus!“ trug Ben ihm auf und dann stand auch schon Hintersteiner vor seinem Bett und befragte nun auch noch Ben zur Sache.
    Semir und Sarah waren inzwischen in die Krankenhauscafeteria gegangen, wo sich Sarah ein Mittagessen kaufte und Semir einen Espresso trank. „Ich bin so glücklich Semir-Ben erholt sich rasend schnell und der Chefarzt war vorhin da und hat gemeint, er dürfe morgen vielleicht schon auf die Normalstation und nächste Woche nach Hause-ist das nicht schön?“ sagte Sarah glücklich und da konnte ihr Semir nur beipflichten.

    Na ja, wäre ja schön, wenn den Patienten damit in irgendeiner Weise geholfen wäre-aber so eine Blutung wird ja eher durch die Kugel komprimiert, also bringt man den Patienten eigentlich eher um, wenn man ihn operiert, ohne fachgerechte Blutstillung mit Nahtmaterial oder elektrisch vornehmen zu können. Die einzige Situation, wo sowas einen Vorteil bringt ist, wenn die Kugel als Infektionsquelle dient-aber das ist jetzt einfach fachlich geschrieben.
    Aber das hier ist ne FF, also Elli scheu dich nicht und lass den Arzt die Kugel ohne Narkose rausholen-ich schwöre, ich maule auch nicht rum deswegen! ;)

    Diese Art Aktionismus habe ich nicht gemeint!
    Während es Semir schlechter und schlechter geht und der langsam verblutet, erfahren die Geiselnehmer, dass Winkel tot ist-gut, die denken vielleicht, das ist ne Finte, aber das Ergebnis ist dasselbe. Oliver holt sich nun ein paar Geiseln, die er vermutlich hinrichten will! Und anscheinend hat sich Oliver doch auf einen längeren Aufenthalt in der Schule eingerichtet, denn nun sollen Geiseln und Täter noch bekocht werden!
    Was allerdings blöd ist-wenn die Lüftung läuft, können keine neuen Kameras angebracht werden, so ein Mist!

    Ben ging es zunehmend besser. Mit jedem Atemzug fiel es ihm leichter, aber als er sich nach einiger Zeit ein wenig bewegte, musste er aufstöhnen. „Ben, was ist los?“ fragte Sarah alarmiert und der flüsterte noch ein wenig heiser: „Mir tut alles weh-ich fühl´ mich, wie vom LKW überrollt!“ und das war Sarah nun klar. Erstens war Ben ja wirklich in der Höhle von einigen Steinen getroffen worden, was man an den blauen Flecken an seiner Vorderseite erkennen konnte und dann kamen da noch die Schmerzen vom Status Epilepticus dazu. Während der angedauert hatte, waren alle Muskeln in Ben´s Körper unnatürlich verkrampft gewesen und die Patienten erzählten danach meistens von einer Art Ganzkörpermuskelkater. Man konnte das sogar im Labor erkennen, denn das CK, das Untergang von Muskelgewebe anzeigte, war massiv erhöht. „Schatz, ich hol dir was gegen die Schmerzen!“ sagte Sarah beruhigend und erhob sich, um nach draußen zu gehen.Ihre Kollegin fragte kurz den Arzt und nun bekam Ben eine Kurzinfusion mit Novalgin, einem guten, alten Schmerzmittel, das zugleich noch fiebersenkend wirkte.

    Bald wurde es leichter und nun fasste Ben nach oben und schob die Maske zur Seite. „Welchen Tag haben wir und wo bin ich eigentlich?“ fragte er, denn irgendwie kam ihm die Station bekannt vor und auch Sarah war hier so vertraut, wobei das war sie wohl auf jeder Intensivstation, irgendwie ähnelten die sich doch alle. „Ben, wir haben heute Freitag den 28.März und du bist in der Kölner Uniklinik auf meiner Intensivstation!“ erklärte Sarah. „Und wie bin ich hierhergekommen?“ wollte Ben nun wissen, dem es ganz unheimlich war, dass ihm ein paar Tage seines Lebens so einfach fehlten. Seine letzte Erinnerung war, wie es durch einen Schuss zum Höhleneinsturz gekommen war und ihm der Chemiker etwas gespritzt hatte-danach wusste er eigentlich fast nichts mehr.
    „Semir und ich haben dich aus der Höhle geschleppt. Der Haupteingang war verschüttet und so mussten wir durch einige Nebenstollen fliehen. Das Licht war auch weg-wir waren froh, dass wir dich lebend da rausgebracht haben!“ sagte Sarah und Ben sah sie eine Weile ganz erschüttert an. „Danke!“ sagte er dann. Nun erzählte Sarah weiter: „Wir wurden dann beschossen und Semir hat dich in unser Auto geschleppt und ist dann mit uns aus Tschechien geflohen. Dabei raste das Verfolgerfahrzeug gegen einen Baum und ist in Flammen aufgegangen. Einer der Verbrecher ist verbrannt, aber der Mann, der dich gefoltert hat, ist entkommen und konnte bis heute nicht geschnappt werden. Du hast eine Schussverletzung am Oberschenkel davon getragen“ sagte sie und wies auf den Verband an Ben´s Bein „ und die Erstversorgung wurde im Krankenhaus in Freyung-Grafenau vorgenommen. Allerdings hatte dir der kleine Mann ein Mittel gespritzt, das mit normalen Methoden nicht nachweisbar war und du wärst beinahe daran gestorben. Wir haben dich mit dem Hubschrauber hier nach Köln verlegen lassen, aber auch hier hätte man dir nicht helfen können, wenn Hartmut nicht ein Gegenmittel hergestellt hätte!“ fasste sie kurz die Ereignisse der letzten Tage zusammen und Ben schwieg ganz erschüttert.

    Nachdem die Sauerstoffsättigung nach wie vor zufriedenstellend war, tauschte Sarah die Maske gegen eine Brille aus, so konnte Ben viel besser sprechen. Er schluckte trocken und Sarah beeilte sich nun, ihm mit einem Mundpflegestäbchen den Mund feucht zu machen. Ben störte die Ernährungssonde in seinem Rachen unheimlich. „Wozu braucht man dieses Ding noch?“ fragte er anklagend und wieder machte sich Sarah auf den Weg, den Stationsarzt zu suchen. Der sah selber kurz nach seinem Patienten, der zwar inzwischen von dem Novalgin ziemlich zu schwitzen begonnen hatte, aber sonst wohlauf war. Er ließ sich einen Becher Wasser geben und reichte ihn Ben. „Probieren sie einen kleinen Schluck zu trinken!“ befahl er und Ben nahm mit zitternden Fingern den Becher entgegen. Es war zwar noch etwas ungewohnt, aber er schaffte es trotzdem, eine kleine Menge zu trinken, ohne sich zu verschlucken und nun nickte der Arzt. „Die Sonde kann raus und er darf schluckweise trinken!“ sagte er und er hatte das Zimmer noch nicht verlassen, da war Sarah schon in Handschuhe geschlüpft und begann, die Kleber an Ben´s Nase zu lösen. Grinsend drehte der Doktor sich in der Zimmertür um: „So eine Privatschwester hat was, nicht Herr Jäger?“ sagt er und nun musste Ben auch grinsen, was ihm allerdings schnell verging, als Sarah die Sonde nun herauszog, was ihn zum Würgen brachte. Sie wischte sein Gesicht dann auch noch mit einem feuchten Waschlappen ab, aber wenig später holte sie eine Kollegin. „Er ist ganz verschwitzt, wir müssen ihn frisch machen!“ bat sie und die Kollegin half ihr nun Ben kühl abzuwaschen, das Bett frisch zu überziehen, das unangenehm feucht war und ihn dann ein wenig anders hinzulegen. „Verdammt, ich komme mir vor, wie ein Baby!“ sagte er, aber irgendwie fehlte es ihm einfach noch an Kraft.

    Als die Schwester das Zimmer verlassen hatte, sagte er; „Aprops Baby-Sarah, wie geht´s unserem kleinen Spatz und habe ich mir das nur eingebildet, oder strampelt der tatsächlich?“ wollte er wissen und Sarah setzte sich nun so, dass Ben auf ihren Bauch fassen konnte, in dem es gerade wieder rund ging. Ben lag mit einem verzückten Lächeln im Gesicht da und fühlte sein Kind, das erst wieder wie wild strampelte, aber dann ruhig wurde und sich in Papa´s Hand schmiegte. „Das funktioniert jedes Mal!“ sagte Sarah verwundert. „Wenn der Zwerg auf der Welt ist, wird sich der wohl auch nur von dir beruhigen lassen-aber mir soll´s Recht sein-vor allem nachts!“ flachste sie dann und Ben erwiderte: „Das werden wir dann noch ausdiskutieren, wenn´s so weit ist!“ und sagte dann im Verschwörerton: „Gell Baby, das kriegen wir schon!“ und nun saß die kleine Familie eng zusammen und genoss, dass sie am Leben waren.

    Semir war inzwischen in die PASt gefahren und war bass erstaunt, dass Hintersteiner schon da war. Erstens war der voll fit, obwohl er sicher nicht weniger getrunken hatte als Semir und zweitens war es doch eine ganze Ecke von dessen Hotel zur PASt. „Bist du mit dem Bus gekommen, oder wie hast du das angestellt. Ich hätte dich doch abgeholt!“ sagte Semir, aber Hintersteiner grinste verschmitzt. „Ach das war viel einfacher! Ich bin gerade auf den Weg zur U-Bahnhaltestelle gewesen, da ist eine Streife an mir vorbeigefahren. Die habe ich aufgehalten, denen den Sachverhalt erklärt und meine Dienstmarke gezeigt und schon haben sie mich hergefahren-doch ich muss sagen, ihr Kölner Kollegen seid wirklich alle sehr nett!“ verkündete er laut und Susanne und die Chefin, die gerade aus ihrem Büro kam, konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

    Dieser Oliver ist ja total wahnsinnig. Es ist mit Sicherheit richtig, wenn Ben und Andrea versuchen an Mark ranzukommen-der scheint wenigstens noch ein bisschen normal zu sein, allerdings hat er auch Angst, weil er weiß, wie sein Bruder austicken kann!
    Der bringt die Kinder mit einigen Schüssen in die Luft zum Schweigen-fragt sich bloß wie lange- und trifft unglücklicherweise die ganzen installierten Kamera´s. Da wird der dünne Polizist jetzt eine erneute Mission starten müssen!
    Anscheinend haben Kim und Alex den Bildschirm gar nicht angeschaut, aber Hartmut und Schulte haben das wohl getan, so dass sie wissen, dass Semir verletzt wurde. Haben sie das Kim dann mitgeteilt? Sonst wüsste die ja gar nicht, dass Semir der Mann mit dem Bauchschuss ist-könnte ja auch Ben getroffen haben! Aber die können ja auch zurückspulen, dann können sie sich die Szenen am PC nochmals anschauen, aber langsam drängt die Zeit und die Täter werden immer rücksichtsloser und nervöser-die Bombe tickt, jetzt ist dann Aktionismus fällig!

    Am nächsten Morgen stand Sarah zeitig auf und machte sich fertig. Heute war der große Tag des Extubationsversuchs und da wusste sie, dass sie ganz für Ben da sein würde. Als sie kurz nach sieben im Krankenhaus ankam, hatte man gerade weisungsgemäß die Sedierungsperfusoren ausgeschaltet. Sarah zog sich einen Stuhl heran und begrüßte Ben erst einmal liebevoll. Man hatte ihn über Nacht noch einmal gut schlafen lassen, allerdings doch das Narkosemittel schon so reduziert gehabt, dass die Eigenatmung an der Maschine möglich war und das hatte gut geklappt. Auch wenn die Lungenentzündung natürlich noch nicht weg war, konnte man es trotzdem wegen der guten Gase vertreten, es ohne Beatmung zumindest zu versuchen.Wenig später kam ihre Kollegin zum Waschen herein und gemeinsam mit Sarah wurde Ben frisch gemacht. „Das Zähneputzen vertagen wir auf später, wenn der Tubus draußen ist!“ beschloss die Frühdienstschwester und zog, nachdem das Bett noch frisch bezogen war, wieder ab, um zu ihrem nächsten Patienten zu gehen.
    Ben wurde von Minute zu Minute wacher und klarer. Als gegen acht die große Visite kam, konnte er die Fragen des Chefarztes schon durch Nicken und Kopfschütteln beantworten und der nickte dem diensthabenden Stationsarzt zu. „Sie können es nach der Visite wagen!“ sagt er und der versprach, den Auftrag in Kürze zu erledigen. Nun wurde Ben der Schlauch in seinem Hals mehr und mehr bewusst. Der störte ihn, hinderte ihn am Sprechen und er hatte nun das Gefühl, ständig husten zu müssen. Sarah dankte Gott, dass die Handfixies so gut saßen, denn sonst hätte Ben sich das störende Ding schon längst selber herausgezogen, was aber schlecht gewesen wäre, denn der Blockungsballon saß ja hinter den Stimmbändern und könnte so den Kehlkopf verletzen.
    Sie versuchte ihn noch die letzten Minuten ruhig zu halten, aber es kam ihr selber wie eine Erlösung vor, als wenig später der Stationsarzt mit ihrer Kollegin, die den Notfallwagen vor die Tür schob, endlich erschien. Die beiden zogen sich Handschuhe an, Sarah´s Stuhl wurde zur Seite geräumt und nun saugte der Arzt Ben erst unter beruhigendem Zureden endotracheal ab, was dem die Tränen in die Augen trieb, weil das bei vollem Bewusstsein fast nicht zu ertragen war. Dann wurde er gebeten den Mund zu öffnen und man erklärte ihm, dass das nun nicht mehr schlimm wäre, nur noch so wie das Absaugen beim Zahnarzt und so ließ er auch das noch über sich ergehen. Während die Schwester nun eine Sauerstoffmaske und einen Abwurf bereithielt, löste der Arzt die Pflaster, mit denen der Tubus in Ben´s Gesicht verklebt gewesen war, was ziemlich ziepte. Dann griff er zur Entblockungsspritze und während Sarah ganz fest Ben´s Hand drückte, zog er erst die Luft aus dem Blockungsballon und mit einer fließenden Bewegung dann den Tubus aus Ben´s Hals und warf ihn weg. Ben konnte momentan gar nicht mehr aufhören zu husten, aber noch während man das Bett in sitzende Position hochfuhr und ihm die Sauerstoffmaske vors Gesicht hielt, machte Sarah seine Hände los und wenig später beruhigte sich auch der Hustenreiz und Ben machte die ersten tiefen Atemzüge ohne Maschine. Man befestigte mit einem elastischen Bändchen die Maske an seinem Kopf und als er etwas sagen wollte, legte Sarah beruhigend die Hand auf seine Brust. „Schsch, Ben, später-konzentrier dich erst mal bloß darauf, ruhig zu atmen!“ befahl sie und Ben zog es nun doch vor, ihren Anweisungen Folge zu leisten-immerhin war sie Krankenschwester und würde schon wissen, was gut für ihn war.

    Der Arzt blieb noch kurz neben dem Bett stehen und beobachtete den Monitor, aber die Sauerstoffsättigung, die erst ein wenig abgefallen war, war nun wieder bei 97% und damit war der Arzt sehr zufrieden. Sarah´s Kollegin hatte die Beatmungsmaschine, die mit lauten Alarmtönen protestiert hatte, zum Schweigen gebracht und die stand nun in Stand- By-Funktion für 24 Stunden neben dem Bett, falls Ben es doch dauerhaft nicht schaffen würde, ohne Beatmung zurecht zu kommen. Dann aber verließen der Arzt und Sarah´s Kollegin das Zimmer und ließen sie mit ihrem Freund alleine-die würde nun auf ihn aufpassen, was ihre Kollegen sehr entlastete, denn die ersten Stunden nach einer Extubation brauchten Patienten intensive Betreuung.
    Einige Minuten später nahm die Schwester noch ein Blutgas aus der Arterie ab, das aber zur allgemeinen Zufriedenheit ausfiel und so wurde auch der Notfallwagen wieder an seinen Platz gefahren-man würde ihn vermutlich nicht mehr brauchen.

    Semir war morgens mit einem Brummschädel und sagenhaftem Durst aufgewacht. Erst trank er eine ganze Flasche Mineralwasser leer, dann duschte er ausgiebig und nach zwei Tassen Kaffee und einer Aspirin war er nun vielleicht doch fähig, ins Büro zu gehen. Andrea, der es heute ein wenig besser ging, beobachtete ihn schweigend. „Und war´s schön gestern?“ fragte sie ihn bissig und auch seine Schwiegermutter bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick, während Hans-Hubert schmunzelnd hinter der Morgenzeitung versank. Semir überlegte kurz und sagte dann: „Doch, es war ganz nett-ich musste doch den polizeiliche Zusammenhalt zwischen Köln und Bayern stärken, das war ja sozusagen halb dienstlich!“ versuchte er sich zu rechtfertigen und als er eine schnelle Bewegung machte, fasste er sich stöhnend an den schmerzenden Kopf. „Recht geschieht´s dir!“ sagte Andrea nur vorwurfsvoll und machte dann gemeinsam mit ihrer Mutter die Kinder für Schule und Kindergarten fertig. Margot lief dann mit den beiden los und als Andrea in die Küche humpelte, um sich dort abzureagieren, sagte Semir´s Schwiegervater im Verschwörerton: „Lass dich nur von den Weibern nicht unterbuttern-die beruhigen sich schon wieder!“ und nun musste auch Semir schmunzeln.
    Nach einem Blick in den Lokalteil stellte Hans-Hubert dann noch fest: „Von dem Gasleck in eurer Straße steht nichts in der Zeitung, aber wahrscheinlich würde man das nur lesen können, wenn es eine Explosion gegeben hätte und nun erfuhr Semir erst vom Besuch des Mannes vom Gaswerk. „Ich werde mich bei Susanne erkundigen-die kann sicher rausfinden, ob und wo die was gefunden haben!“ bemerkte er, "aber Hauptsache unser Haus steht noch!“ sagte er scherzhaft und griff dann nach seiner Jeansjacke, um in die PASt zu fahren.

    Oh Mann, da hat es Semir aber ordentlich erwischt! Ja dem Arzt geht es wie jedem von uns, ohne professionelles Equipement können wir auch nur Erste Hilfe leisten und warten, dass der Krankenwagen kommt-und das kann wohl noch dauern!
    Immerhin darf Andrea Verbandszeug holen und dem Arzt gelingt es wenigstens momentan die Blutung zu stillen, aber leider kann er Semir kein Schmerzmittel geben. Sobald der wieder ein wenig zu sich kommt, fragt er nach seiner Familie.
    Ja das wird ein Trauma für seine beiden Kinder-zu sehen, wie der Papa blutend am Boden liegt und die ganze Situation an sich-wie schrecklich!
    Hiermit hat sich glaube ich die Frage mit der Selbstbefreiung erübrigt! Ben hat nur einen funktionierenden Arm, Semir ist schwer verletzt, jetzt können sie nur auf Hilfe von außen hoffen! Kim, Alex-wie wär´s mit einem Plan?

    Semir kam zum ausgemachten Zeitpunkt im Hotel an. Hintersteiner wartete schon in der Eingangshalle auf ihn und die Dame an der Rezeption war heilfroh, dass sie nun endlich erlöst war. Hintersteiner hatte ihr nämlich viel erzählt, aber aufgrund seines doch sehr extremen Dialekts hatte sie nur die Hälfte davon verstanden! Hintersteiner hatte eine helle Stoffhose, ein unifarbenes Hemd und eine leichte Jacke an und sah nun aus, wie jeder andere Tourist. „Warum sind sie eigentlich in Uniform hergefahren?“ wollte Semir wissen. „Weil wir in Bayern dann für die Bahnfahrt nichts bezahlen müssen!“ erklärte Hintersteiner. „Die Bahn sieht nämlich da einen Sicherheitsvorteil, wenn ein uniformierter Polizist im Abteil ist und ich denke, da haben sie durchaus Recht!“ erklärte er. „Aber jetzt mag ich nicht mehr von der Arbeit reden-morgen ist Freitag, da werde ich meine Vernehmungen machen, auch bei ihnen und ihrer Frau, wenn es möglich ist, Gerkan-aber heute ist Feierabend und wann ich zurückfahre steht auch noch in den Sternen, denn ich habe ab Montag Urlaub und trage mich mit dem Gedanken, den einmal im Norden zu verbringen!“ sagte er und Semir fragte: „Ach, wollen sie an die See fahren?“ aber Hintersteiner schüttelte milde lächelnd den Kopf. „Nein, hier in Köln-damit sie´s gleich wissen, wir befinden uns hier nördlich des Weißwurstäquators, der im Kopf vieler Bayern durch die Donau, gut bei manchen auch durch den Main, gebildet wird. Streng genommen ist bei uns jeder ab dem Donaunordufer ein Preiss-das hat nichts mit dem Königreich Preußen zu tun, sondern ist einfach eine Bezeichnung für Nichtbayern!“ erklärte er und Semir machte sich bereit, während sie schon Richtung Dom schlenderten, noch viel Wissenswertes über Bayern und den Rest der Welt zu erfahren!

    Der Chemiker war zufrieden. Er würde jetzt ein paar Tage still halten, denn er musste wenn, dann die beiden Polizisten mit Familien an einem Abend erledigen. Wenn er sich nur einen vornahm, würde der andere vielleicht misstrauisch werden und mit seiner Familie untertauchen. Er malte sich schon aus, wie er die beiden quälen würde und ein Hochgefühl ergriff von ihm Besitz. Es gab nichts Schöneres, als ein perfektes Verbrechen zu planen!

    Wie Semir schon vermutet hatte, war Hintersteiner nicht nur an der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten interessiert, sondern vor allem an der Kölner Gastronomie. Nachdem sie am Rhein entlang gelaufen, durch verwinkelte Gässchen geschlendert waren und den Dom von außen angeschaut hatten-inzwischen war es nämlich so spät, dass er nicht mehr für Besichtigungen geöffnet war-landeten sie irgendwann im urigen Gaffel-Brauhaus, das Hintersteiner direkt nach seiner Ankunft aufgefallen war. „Mei, hob i´jetzt an Durscht!“ hob er an und Semir betrat hinter ihm das Lokal, in dem die Hölle los war. Sie quetschten sich an einen Tisch und der Bayer trank nun das erste Kölsch seines Lebens. Mit einem Zug leerte er das 0,2er Glas und nahm beim nächsten Durchgang des Kellners dem gleich zwei Gläser vom Tablett, oder vielmehr dem speziellen Kölschgläserhalter. „Nicht schlecht das Bier, aber ihr braucht hier ordentliche Gläser, da verdurstet man ja beim Trinken!“ moserte er. „Gerkan, halten sie sich ran-ihre Zeche geht auf mich!“ forderte er dann Semir auf und so begann der feuchtfröhliche Abend, wie Semir schon kommen gesehen hatte. Auch echte Kölner Spezialitäten gab es zu essen und nach zwei Stunden waren Semir und Josef per du. Hintersteiner unterhielt den ganzen Tisch, aber irgendwie mochte Semir den urigen Bayern.
    Irgendwann gingen sie dann leicht schwankend Arm in Arm zu Hintersteiner´s Hotel zurück und Semir leistete sich ein Taxi nach Hause. Während sie noch gemeinsam darauf warteten, dass das kam, sagte Josef: „Also hier gefällt´s mir, ich werde meinen Urlaub nächste Woche definitiv in Köln verbringen!“ und Semir nickte. Sie verabschiedeten sich und als Semir wenig später nach einer notdürftigen Katzenwäsche ins Bett fiel, begann er nach kurzer Zeit so zu schnarchen, dass Andrea sich das Kissen über die Ohren zog und eine ganze Weile brauchte, um wieder einschlafen zu können.

    Ja tatsächlich-es ist Kevin da in der Hütte! Nun erfahren wir, wie es ihm in den letzten Wochen ergangen ist-na ja so völlig clean ist er halt doch noch nicht und ob Rückzug in die Wohnung wohl die richtige Therapie beim Drogenentzug ist? Aber egal-sein Spaziergang im Rheinpark ist verdammt schief gegangen und nun sitzt er gefesselt in der Hütte im Wald.
    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Jessi ihn gar nicht so unsympathisch findet, aber bevor sie da selber drüber nachdenken kann, kommen ihre Brüder zurück. Ja das würde mich jetzt echt interessieren, was die noch zu erledigen hatten!-hoffentlich haben die nicht das erste Entführungsopfer umgebracht!

    Ach du liebe Güte! Jetzt passieren ja ein paar völlig überraschende Sachen gleichzeitig!
    Die Zwischenlandung des Flugzeugs hat geklappt ( ich wusste bisher auch nicht, dass ein voll getanktes Flugzeug nicht landen kann /darf-Fanfictions bilden halt doch! ) und Winkel ist schon auf dem Weg zur Schule, als durch die Unachtsamkeit des Fahrers ein Unfall passiert. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Winkel den nicht überlebt hat-aber dann ist guter Rat teuer!
    Währenddessen versuchen Semir und Ben einen der Entführer zu überwältigen und an seine Waffe zu kommen, aber leider geht der Schuss sozusagen nach hinten los und Semir wird verletzt! Mein Gott welches Drama-schreib, äh poste schnell weiter, Elli, bin sehr gespannt, was nun passiert!

    Sarah war am Vormittag, nachdem sie das Nötigste zuhause erledigt hatte, ins Krankenhaus gefahren. Dort hatte man Ben kurz zuvor von der Bauchlage in die Rückenlage zurückgedreht und ihn auch gleich gewaschen. Die Blutgase hatten sich daraufhin nicht merklich verschlechtert und so ordnete der Chefarzt an, dass man mit dem Weaning beginnen sollte, also ab sofort versuchen, den Patienten von der Beatmungsmaschine wegzubringen. Ben´s Hände wurden nun festgebunden, damit er sich nicht versehentlich extubierte und dann reduzierte man die Narkosemittel. Als Sarah das Zimmer betrat und die Werte am Monitor und an der Beatmungsmaschine noch einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht hatten, setzte sie sich glücklich lächelnd zu Ben und nahm seine Hand. „Guten Morgen Schatz!“ sagte sie weich und tatsächlich schlug der daraufhin die Augen auf und sah sie verständnislos an. Er wusste überhaupt nicht, wo er war und was los war, aber er hatte Sarah´s Stimme erkannt. Allerdings schloss er nach kurzer Zeit die von der Bauchlage ein wenig verquollenen Augen wieder, im Augenblick war noch Alles zu viel und zu anstrengend.

    Mit jeder Stunde, die ins Land ging, wurde er ein wenig wacher. Man drehte ihn immer wieder um, wusch ihn kühl ab gegen das Fieber und saugte den Schleim aus seinen Bronchien, was ihm gar nicht gefiel! Er versuchte dann immer den verhassten Sauger abzuwehren und hustete, aber das Pflegepersonal wusste schon, wie man damit umgehen musste. Sarah tat das zwar immer in der Seele weh, wenn ihr Freund so geplagt wurde, aber sie war professionell genug, um zu wissen, dass es notwendig war und sie versuchte dann immer, ihn mit ihrer Stimme zu beruhigen.In seinem Magen lag eine Ernährungssonde und nachdem er Wasser gut vertragen hatte, begann man ihn auch mit Sondenkost über eine Pumpe enteral zu ernähren, denn man wusste, dass es gerade für den Darm, der ja auch ins Immunsystem eingebunden war, wichtig war, dass die Dünndarmzotten mit Nahrung versorgt wurden und keine bösen Keime dort überhandnahmen. Sarah sagte zu Ben: „Die letzte ordentliche Mahlzeit hattest du vor vier Tagen beim Frühstücksbuffett. Seitdem ist so viel geschehen, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor!“ und nun fixierte sie Ben schon ein wenig länger und man hatte den Eindruck, er verstünde etwas.

    Sarah ging selber zum Mittagessen in die Krankenhauskantine und als sie zurückkam und sich setzte, hatte das Baby in ihrem Bauch Turnstunde. Es war ihr unvorstellbar, dass sie das zuvor nicht wahrgenommen hatte, aber jetzt konnte sie sogar sagen, wohin die kleinen Beinchen gerade traten-so ein Leberhaken war nämlich gar nicht so nett! Kurz entschlossen machte sie Ben´s Hand los. Wenn er auch noch nicht ganz wach war, aber erstens wehrte er sich nur bei pflegerischen Maßnahmen und zweitens war Sarah sicher, dass sie ihn im Griff hatte. Sie rückte ganz nah an sein Bett, legte seine immer noch fieberheisse Hand auf ihren Bauch unter das Sweatshirt und sie hatte fast das Gefühl, das Baby schmiegte sich, nachdem es ein paarmal wild gestrampelt hatte, nun in Papas schützende Hand und wurde ganz ruhig. Als Sarah Ben intensiv beobachtete, sah sie, dass auch er jetzt ganz ruhig wurde und nur noch fühlte und plötzlich überzog ein Lächeln sein Gesicht und ein paar Tränen des Glücks begannen aus seinen Augen zu fließen. Nach einer Weile wurde die Position für Sarah unbequem und sie setzte sich wieder anders hin, worauf Ben unwillig seine Hand wieder festmachen ließ.

    Sarah ging immer mal ein wenig raus in die Grünanlagen, um sich und dem Kind frische Luft zu gönnen und sich ein wenig zu bewegen. Auch Julia und Konrad kamen kurz vorbei und waren positiv überrascht, welche Fortschritt Ben gerade machte. Ben konnte schon deren Hände drücken und als am späten Nachmittag endlich Semir vorbeikam, konnte Ben ihn mitsamt Tubus im Mund schon anlächeln und erkannte ihn eindeutig. „Mensch Großer, das ist ja super, dass es dir schon so viel besser geht-bald wirst du den Schlauch loshaben und dann können wir uns wieder unterhalten!“ sagte Semir aufmunternd und Ben nickte. „Ich muss jetzt dann eine Kölner Stadtführung für einen bayerischen Kollegen machen, der extra aus dem Bayerischen Wald angereist ist, um ein paar Vernehmungen zu machen, ich befürchte, das wird feuchtfröhlich, also bringe ich jetzt zuvor lieber das Auto weg!“ erzählte er noch und Ben musste grinsen. Als Semir gefahren war, kam die Abendvisite und die Ärzte beschlossen, die Extubation für morgen zu planen. „Ab zwei Uhr keine Ernährung mehr und um sieben alle Sedierungsperfusoren komplett aus!“ lautete die Anordnung und Sarah versprach: „Ben ich bin morgen ganz früh da und bleibe als deine Privatschwester bei dir!“ und er nickte. Dann allerdings schlief er erschöpft ein und auch Sarah kehrte jetzt in ihre Wohnung zurück, um Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln.

    Auf der Intensiv fuhr derweil ein kleiner Mann in Reinigungsdienstkleidung mit einem großen Wäschewagen über die Station und spähte in alle Boxen. Ein Lächeln überzog dessen Gesicht, als er sein dunkelhaariges Opfer intubiert im Bett liegen sah. „Na hoffen wir, dass die für morgen geplante Extubation auch klappt!“ hörte er das Pflegepersonal sagen. Wenn das so war, konnte er ja vielleicht doch seinen ursprünglichen Plan in die Tat umsetzen! Er würde warten und vor Vorfreude begann sein Herz zu hüpfen, als er sich im Geiste ausmalte, wie grausam er sich rächen würde!

    Sarah wunderte sich ein wenig, als die Tür beim Aufschließen klemmte. Sie konnte ja nicht wissen, dass der Chemiker da schon mit Einbruchswerkzeug hantiert hatte und sich nun in der Wohnung genau auskannte. Außerdem hatte er einen Ersatzwohnungstürschlüssel in einer Schublade im Flur gefunden-wenn die Zeit reif war, würde er ihn benutzen.