Beiträge von susan

    Ben bekommt nun doch einige Hinweise, erstens zur Verbindung Plauen-Winkel und zweitens auch, wo die Waffen versteckt sein könnten. Ich bin jetzt allerdings davon ausgegangen, dass die innerhalb des alten Militärdepots versteckt sind, aber das ist jetzt eigentlich auch egal, denn so oder so werden sie die nicht innerhalb des knappen Zeitrahmens zur Schule befördern können, auch wenn sie sie finden.
    Aber nun hat Alex eine Idee-es müsste einen unterirdischen geheimen Zugang geben. Mann warum ist er denn da nicht schon früher draufgekommen! Hoffentlich finden sie den bald!

    Sarah hatte mit letzter Kraft noch Semir mitgeteilt, dass seine Familie in Gefahr war, aber dann schwanden ihr die Sinne. Als sie wieder zu sich kam, war sie bereits im RTW, der mit Blaulicht unterwegs zur Klinik war. Ihr war schwindlig, aber was sie am meisten entsetzte war, dass sie keine Kindsbewegungen spüren konnte. „Was ist mit meinem Baby?“ fragte sie bang, aber als der Notarzt, der sie die ganze Zeit besorgt beobachtete, nun die Decke ein wenig zur Seite schob und mit dem Stethoskop auf ihren Bauch hörte, konnte er sie beruhigen. „Die Herztöne sind noch da!“ sagte er, verschwieg ihr allerdings, dass die fast ein wenig langsam waren, während Sarah´s Herz durch den Volumenmangel jagte. Das war ein schlechtes Zeichen, das zeigte, dass das Kind bereits begann unterversorgt zu werden. „Wissen sie, was sie für eine Blutgruppe haben?“ fragte er Sarah, auch um sie ein wenig abzulenken. Die nickte. „Ja AB rhesus negativ, ich werde nämlich in der Uniklinik manchmal als Notfallspender herangezogen, wenn da eine Versorgungslücke auftritt!“ erklärte sie und der Notarzt seufzte innerlich auf. Verdammt-gerade die seltenste Blutgruppe hatte Sarah und man konnte ihr auch kein Blut eines rhesuspositiven Spenders geben, was man sonst manchmal tat, wenn Not am Mann war, aber das hätte das Kind in akute Lebensgefahr gebracht, denn ihr Körper würde dann Abwehrstoffe gegen ihr eigenes Kind bilden, falls das eventuell den Rhesusfaktor des Vaters geerbt hatte. Er hatte vorsichtshalber schon mehrere Röhrchen mit Kreuzblut entnommen, denn so wie sie immer noch blutete, würde man vermutlich um eine Transfusion nicht herumkommen. Der Arzt und der Sanitäter waren gleichermaßen froh, als sie endlich die Uniklinik erreichten und Sarah immer noch einen Kreislauf hatte. Sie hatte inzwischen schon zwei Liter kristalline Lösung bekommen und der Notarzt hatte mehrmals überlegt, ob er ihr nicht vielleicht Hyper Haes-einen konzentrierten Plasmaexpander zukommen lassen sollte, aber diese Infusionslösung war gerade sehr umstritten und so war er jetzt erleichtert, dass er um diese Entscheidung herum kam.

    Als sie die Türen des RTW weit öffneten, standen bereits ein chirurgischer Assistenzarzt und ein Gynäkologe bereit, die sich um die beiden Leben kümmern würden. Ohne irgendeinen Zwischenhalt fuhr man in den OP durch, um keine Sekunde zu verlieren. Der Gynäkologe presste nebenherlaufend ein tragbares Sonographiegerät auf ihren Bauch und man konnte erkennen, dass das Kind noch lebte, obwohl dessen Herzfrequenz bereits unter 100 gesunken war, was in dieser Schwangerschaftswoche hoch kritisch war, normal wäre die Frequenz um die 160. Das Blut, das der Notarzt abgenommen hatte, wurde sofort ins Labor gebracht, um passende Konserven zu kreuzen. Nachdem Sarah ja im PC bereits registriert war, konnte man sich die Blutgruppenbestimmung sparen. Nach einem Blick auf seine schockige Patientin ordnete der Anästhesist, der sie in der Schleuse übernahm, an, gleich zwei Konserven ihrer Blutgruppe ungekreuzt zu bringen, denn man konnte vermutlich nicht mehr warten, bis die Konserven eingekreuzt waren. Man beförderte Sarah, so wie sie war, gleich von der RTW-Trage auf das Schleusenband und von da auf den OP-Tisch. Schnell wechselte man die Monitore aus und den Sauerstoff und dem begleitenden Notarzt blieb jetzt nur noch, ihr viel Glück zu wünschen. Solche Einsätze waren neben Kinderunfällen eine der Belastendsten in seinem Metier.

    Der Anästhesist, der Sarah ja kannte, nickte ihr unter seiner Maske beruhigend zu. „Sarah, wir können uns jetzt nicht mit Smalltalk aufhalten, ich werde dir jetzt dann gleich eine Vollnarkose machen, für etwas anderes haben wir keine Zeit. Wir wissen nicht, ob wir dein Kind retten können, aber wir werden unser Bestes tun. Es käme auch in Frage, dass wir es holen müssen, aber du weißt selber, dass zu diesem frühen Zeitpunkt ein Überleben dann nur mit viel Glück möglich ist, aber glaub uns, wir geben uns alle Mühe!“ sagte er, während der OP-Tisch nun schon im Saal arretiert wurde. Anders als sonst, wo man in der Einleitung in aller Ruhe die Narkose vorbereitete, standen jetzt die gewaschenen Ärzte und Assistenten schon grün vermummt bereit, der Instrumententisch war vorbereitet und man wartete nur darauf, bis Sarah weg war, um mit der Operation beginnen zu können. Schnell wurden noch Beinhalter angebracht und die langen Beinteile weggeklappt und Sarah bekam sogar noch mit, wie ihr jemand einen Katheter legte, straffe Antithrombosestrümpfe anlegte, um das Blut in ihren Beinen noch nach oben zu pressen und man dann das Polstermaterial um das Messer wegnahm und begann den Bauch notdürftig zu desinfizieren. Dann wusste sie nichts mehr und kaum war sie intubiert und am Tisch fixiert, begannen der Chirurg und der Frauenarzt schon damit, den Bereich um das Messer herum aufzuschneiden.
    Man musste dringend einen Überblick gewinnen, welche Schäden das Messer angerichtet hatte und welche Organe betroffen waren. Inzwischen waren die beiden ersten Konserven eingetroffen und nach einem kurzen Bedsidetest hängte der Anästhesist sie sofort an. Als das geschehen war und die Narkose auch selbstständig über das Narkosegerät lief, begann er nebenbei am Unterarm eine Arterie zu legen, um den Blutdruck ständig im Auge zu haben. Auch einen zweiten Zugang legte man, damit man genügend Volumen in Sarah pressen konnte. Die beiden Operateure hatten jetzt die ganze Messerlänge freigelegt. Nun konnte man sehen, was die Ursache für die starke Blutung war, die Bauchaorta war angekratzt. „Ruft schnell einen Gefäßchirurgen dazu!“ bat der Chirurg. Der Gynäkologe hatte sich derweil nach unten umgesehen, aber so wie es aussah, waren der Uterus und damit auch das Kind unverletzt.
    Man entfernte das Messer und drückte mit grünen sterilen Tüchern fest auf den kleinen Riss in dem großen Blutgefäß und im Augenblick gelang es damit auch, die Blutung zum Stehen zu bringen.Die Ärzte sahen sich betreten an. „Wenn wir, wie man es sonst tun würde, die Bauchaorta abklemmen, um dann die Gefäßwand zu flicken, hat das Kind in dieser Zeit keine Versorgung mehr, die ist jetzt schon mehr als grenzwertig. Wenn wir es aber holen, hat es eigentlich keine Chance, denn nicht nur, dass es ein extremes Frühchen wäre, sondern es ist ja genauso ausgeblutet wie seine Mutter, also würden wir damit vermutlich sein Todesurteil unterschreiben!“ überlegten sie, ließen aber trotzdem noch einen Neonatologen zusätzlich in den OP rufen. Der Gefäßchirurg war Gott sei Dank nur über Papierkram gesessen, damit sofort verfügbar und traf kurze Zeit später in der Operationsabteilung ein. Während ihm die Operateure die Lage schilderten und dabei darauf achteten, mit sanftem Druck einen weiteren Blutverlust zu vermeiden, wusch er sich und stand wenig später, ebenfalls grün vermummt, am Tisch. Auch der Neonatologe kam beratend hinzu und als man ihm das Dilemma schilderte, ließ er sich den Schallkopf des großen Sonographiegeräts aus der OP-Abteilung steril verpacken, schlüpfte kurz in einen Kittel und sterile Handschuhe und untersuchte durch die Bauchdecke hindurch den Fötus. „Hier steht es Spitz auf Knopf-ich kann euch gleich sagen, dass das Kind nicht überleben wird, wenn wir es holen. Seine einzige Chance besteht darin, die Mutter möglichst schnell stabil zu kriegen. Die Herztöne sind unter hundert, das Kind bewegt sich nur noch schwach, ich weiß sowieso nicht, ob es nicht schon Schäden davongetragen hat!“ erklärte er seinen Kollegen. Der Gynäkologe sah auf die Uhr. „Laut Notarzt waren vor einer halben Stunde die Kindsbewegungen noch sehr heftig, also ist die Zeit der Mangelversorgung vielleicht gar nicht so lang!“ sagte er und der Neonatologe zuckte mit den Schultern. „Gut, diese Zwerge halten schon was aus, aber ihr müsst jetzt zusehen, dass ihr das Blut gut substituiert und damit auch dem Kind genügend Sauerstoffträger anbietet!“ bestimmte er und ging dann wieder aus dem OP um sich um seine kleinen Patienten auf der Frühgeborenenintensiv zu kümmern. Natürlich würde man alles versuchen, falls das Kind doch zur Welt kam, aber mit seiner Erfahrung konnte er den Ausgang dieses Dramas jetzt schon voraussehen. Dieser kleine Mensch wog jetzt etwa 360 Gramm und war nur 26 Zentimeter groß, er war einfach noch nicht reif genug, um eine Chance zu haben, wenn er jetzt zur Welt kam, zudem ausgeblutet wie er war.

    Der Gynäkologe und der Chirurg sahen nun erwartungsvoll den Gefäßchirurgen an, der die ganze Zeit fieberhaft überlegt hatte. Inzwischen waren vier gekreuzte Konserven eingetroffen, die der Anästhesist jetzt begann zu transfundieren. Man hatte dazwischen das Hb bestimmt und das war aktuell, wenn man den Verdünnungseffekt mit einrechnete, bei etwa sieben-zwar immer noch zu niedrig, aber mit dem Leben vereinbar. Sarah war jetzt auch recht stabil, man fuhr nur eine flache Narkose, um ihren Kreislauf nicht so zu belasten und solange man einen weiteren starken Blutverlust vermeiden konnte, waren sie auf einem guten Weg. „Das übliche Vorgehen können wir uns schenken, denn damit ist das Kind dem Tod geweiht. Also bleibt uns nur die Möglichkeit zu versuchen, das Loch in der Aorta mit einem Patch zu stopfen. Ich kann auch nicht von innen über die Femoralis ran, denn dann bräuchten wir den Bildwandler und jeder weiß, wie empfindlich ein Ungeborenes in diesem Stadium auf Röntgenstrahlen reagiert. Ich werde also versuchen mit Fibrinkleber und einem nur aufgelegten Patch das Loch zu verschließen!“ überlegte er und ließ sich das dazu benötigte Material von der OP-Schwester anreichen. Wenig später stand die Blutung, das Loch war verschlossen und man legte Drainagen ein, um sofort reagieren zu können, wenn der Flicken sich löste und Sarah erneut zu bluten begann, denn normalerweise wurde der eingenäht. Dann verschloss man schichtweise die Wunde. Der rote Streifen, den der Chemiker über ihren Bauch gezogen hatte, versorgte man mit ein paar Steristrips, aber das war nur ein oberflächlicher Kratzer.„Lassen wir sie bitte momentan nachbeatmet. Der Blutdruck darf auf gar keinen Fall über 120 systolisch gehen, sonst sprengt es uns den Patch weg. Die Patientin ist zu behandeln wie ein rohes Ei!“ erklärte der Gefäßchirurg und alle Anwesenden nickten. Sarah und das Kind hatten eine Chance, aber ob sie sie auch nutzen konnten?

    Musst du ja auch nicht machen-aber merks dir für die nächste Story. Es gibt ne Faustregel, wie lange man durchschnittlich ohne etwas überleben kann: 30 Tage ohne essen (wahrscheinlich eher länger, das kommt halt auch darauf an, wieviel Körperfett man gespeichert hat, ich würds länger aushalten ;)), drei Tage ohne trinken und drei Minuten ohne atmen. Natürlich gibts da Ausnahmen und Ben´s Glück ist halt vermutlich, dass er in den eiskalten See gefallen ist und nicht in eine Badewanne!

    Nun haben die beiden Brüder doch noch reagiert und schließlich Ben herausgezogen. Dass der nach dieser langen Zeit überhaupt noch lebt, ist ja ein Wunder, aber immerhin riskiert der eine der beiden Brüder sein Leben, um ihn zu retten-da ist später mal ein dickes Dankeschön von Ben fällig.
    Das mit den Spitzhacken war sicher eine gute Idee, anders hätten die das Eis wohl nicht kaputt gekriegt, obwohl man für Winterwanderungen auf dem Gletscher normalerweise auch genagelte Stiefel oder Schneeschuhe trägt, sonst hat man da keine Chance sicher voran zu kommen. Sicherer wäre noch gewesen, wenn der eine Bruder den anderen mit dem Seil gesichert hätte, denn man hat in der Kälte unter Wasser nur wenig Zeit, in der man sich bewegen kann, bevor man zum Eiszapfen wird. Dass der unter Wasser Ben´s Puls fühlt ist auch ein wenig unwahrscheinlich, da kann er nur so schnell wie möglich das Opfer rausziehen, den Rest muss man an Land machen, aber ich folgere daraus, dass du noch nie im Eis eingebrochen bist-ich schon und das ist verdammt kalt, kann ich dir sagen, vor allem wenn man dann noch heimlaufen muss!

    Semir ist wirklich in schlechter Verfassung. Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass ein Teil der Geiseln nun ohne Bewachung in einem Kellerraum eingesperrt ist? Mann wenn die da draußen schalten würden, Ben inclusive, dann könnten sie die jetzt problemlos befreien, auch wenn die Türen vermint sind-wozu gibts Bombenräumungskommandos- und wenn man dann in die Küche Betäubungsgas leiten würde, das ginge sicher gut über die Lüftung, könnte man die beiden restlichen Geiselnehmer festnehmen und Semir ins Krankenhaus bringen-die vier da drin sind erwachsen, denen schadet das Betäubungsgas nicht.
    Statt dessen macht sich Ben, als Susanne die letzte Adresse des verstorbenen Generals durchgibt, mit Siggi auf, um in dessen Wohnung nach einem Hinweis auf den Aufenthaltsort der Waffen zu suchen. Dort treffen sie dessen Sohn an, der ihnen aber ganz cool erzählt, dass seine Schwester und seine Nichte unter den Geiseln sind-verdammt, ich wäre da mit den Nerven am Ende, würde mich rund um die Schule im abgesperrten Bereich aufhalten, wo sicher gerade hunderte von Betroffenen-Angehörige der Geiseln und ein ganzes Meer an Übertragungswagen und Pressevertretern, ganz abgesehen von den ganzen Schaulustigen auf Neuigkeiten warten und um das Leben der Betroffenen bangen! Der Typ aber tut eine Verfehlung seines Vaters verächtlich ab-ich denke nur, er wird eines Besseren belehrt werden!

    In der Uniklinik angekommen, in die man die Gerkans auf eigenen Wunsch brachte, wurden die Kinder kurz untersucht, man legte an Händen und Füßen Verbände an, die die Schmerzen linderten und mit einer Sauerstoffsonde in der Nase wurden sie mit Andrea und Semir in ein Familienzimmer mit zwei Kinderbetten und zwei Erwachsenenbetten gelegt-das hatte sich besser bewährt, als die Kinder in solchen Fällen auf die Kinderstation zu bringen-die brauchten ihre Eltern! Auch bei Andrea kontrollierte man die Blutgase, aber mit ein wenig Überwachung und Sauerstofftherapie würde an der Lunge wohl kein Schaden bleiben. Nur bei Semir musste die Schnittverletzung am Oberarm, die ihm der Chemiker zugefügt hatte, in mehreren Schichten genäht werden und bevor auch er seiner Familie ins Zimmer folgte, fragte er, wie es Sarah und Ben ginge. Nach einer Weile, in denen die Schwester der Notaufnahme herumtelefonierte wurde ihm mitgeteilt, dass Sarah gerade operiert wurde und Ben auf der inneren Intensivstation gelandet war. Semir erhob sich von der Liege, auf der man ihn versorgt hatte und versprach in Kürze zur stationären Aufnahme zu gehen, aber zuerst wollte er nach seinem Freund sehen.

    Semir läutete draußen und nach kurzer Überlegung bat ihn die Nachtschwester herein. „Aber nur einen Moment, jetzt ist schließlich nicht der richtige Zeitpunkt für einen Besuch!“ befand sie und Semir versprach, bald wieder zu verschwinden. Ben lag in einem Einzelzimmer. Er war inzwischen verkabelt worden und die Beatmungsmaschine blies rhythmisch Luft in seine Lungen. Ansonsten hatte er nach wie vor die Augen geschlossen und lag scheinbar völlig friedlich, ohne sich zu wehren, da. Semir trat an sein Bett und legte seine Hand auf die seine: „Ben, wie ich gehört habe, wird Sarah gerade operiert. Der Chemiker wollte meine Kinder und Andrea umbringen, aber Hintersteiner hat ihn erschossen. Die drei haben eine leichte Rauchgasvergiftung und Verbrennungen ersten Grades, aber das wird wieder. Josef hat sich bei der Rettung schwere Brandverletzungen zugezogen und ist jetzt in eine Spezialklinik gebracht worden. Mein Haus steht in Flammen und ich werde mich jetzt dann zu meiner Familie auf die Station gesellen und versuchen ein Ründchen zu schlafen-morgen sehen wir weiter!“ erzählte er seinem Freund, ohne zu wissen, ob der überhaupt etwas mitbekam. Nach einigen Minuten verabschiedete er sich und ging auf die Station zu seiner Familie. Nach Erledigung der Aufnahmeformalitäten bekam er ein Krankenhaushemd und Waschzeug überreicht und schlüpfte wenig später in sein Bett. Ayda und Lilly schliefen schon wieder, jede hatte ein Stofftier geschenkt bekommen. Das war zwar nur ein schwacher Ersatz für den Verlust der Schlaftiere, aber die Erschöpfung tat ihr übriges und wenig später waren auch Andrea und Semir in Morpheus Armen, obwohl sie sich zuvor ziemlich sicher gewesen waren, dass sie nicht würden schlafen können.

    Auf der Intensivstation blieb ein verzweifelter Ben zurück. Nachdem Semir aus seinem Schlafzimmer verschwunden war, hatte er live und in Farbe mitbekommen, wie er intubiert worden war. Sein Kopf wurde überstreckt und ein harter Schlauch in seine Luftwege eingeführt. Er wollte husten und die Hände des Notarztes wegschlagen, so unangenehm war das, aber er war nicht fähig auch nur zu blinzeln. Immer wieder leuchtete ihm jemand in die Augen und er versuchte vergeblich auf sich aufmerksam zu machen und denen mitzuteilen, dass er schreckliche Ganzkörperschmerzen hatte und alles mitbekam. Aber das Schlimmste war, dass er nur aus den Gesprächen der Rettungsdienstler heraushören konnte, wie es um Sarah und sein Kind stand. Weil er ja sozusagen im Weg lag, packte man ihn als Ersten auf eine Trage und während inzwischen ein tragbares Beatmungsgerät für seine Sauerstoffversorgung sorgte und auch ein Monitor seine Vitalfunktionen überwachte, fühlte er, wie er im Liegen angeschnallt, schwankend die Treppe hinuntergetragen und dann in einen Rettungswagen geschoben wurde, der sich auch kurz darauf in Bewegung setzte. Er wollte schreien: „Bitte lasst mich bei Sarah bleiben!“ aber er konnte immer noch keinen Muskel rühren.

    Im Krankenhaus angekommen übergab der Notarzt ihn an den Aufnahmearzt. „Hier haben wir euch Herrn Jäger-er hat ein unbekanntes Medikament gespritzt gekriegt und ist seitdem tief bewusstlos. Irgendjemand hat etwas von Schlangengift gefaselt, aber das halte ich persönlich für ein Gerücht. Er hat keinerlei Eigenatmung, der Kreislauf ist stabil und er ist eher bradykard, also das Herz schlägt langsam, keine Ahnung was das für ein Teufelszeug ist, aber das werdet ihr schon herausfinden-hoffe ich!“ sagte er und machte sich zu seinem nächsten Einsatz auf. Als man die Personendaten Ben´s, die die Rettungsdienstler mitgebracht hatten, in den PC eingab, konnte man erkennen, dass er erst kurz zuvor wegen einer ähnlichen Sache hier in der Klinik gewesen war, deshalb beschloss man, ihn wieder auf die gleiche Intensivstation zu legen, die ihn ja schon in der Vorwoche erfolgreich behandelt hatte.
    Man zog ihn aus und der Aufnahmearzt untersuchte ihn kurz durch. Von der Stichverletzung, die inzwischen zu bluten aufgehört hatte war nur ein kleiner Ritz zu sehen, der schon begonnen hatte zu verkleben und den versorgte man mit einem Pflaster, ohne sich näher damit zu befassen. Niemand hatte ein Messer erwähnt und so nahm man wieder, wie beim letzten Mal ein großes Blutbild ab und alle möglichen Blutproben gingen ins Labor im Haus. Man legte ihm einen Dauerkatheter, auch um den Urin auf Gifte untersuchen zu können und Ben hätte vor Scham im Boden versinken können, als man an ihm herumfummelte, ohne mit ihm zu sprechen, oder ihm zu erklären, was man gerade machte. Immer wieder überrollte ihn eine Schmerzwelle, aber niemand dachte daran ihm etwas dagegen zu geben, denn man hielt ihn ja für tief bewusstlos.

    Sein Bett, in das man ihn inzwischen umgelagert hatte, setzte sich in Bewegung und auch auf der Intensivstation, auf der er die Stimmen des Arztes und von Sarah´s Kolleginnen erkannte, sprach niemand mit ihm. Jeder ging davon aus, dass er nichts mitbekam und so wurden ihm ohne jegliche örtliche Betäubung nun noch ein ZVK und eine Arterie gelegt. Man schob ihm noch eine Ernährungssonde in den Magen und Ben wollte eigentlich würgen, so reizte das, aber sein Körper gehorchte ihm einfach nicht. Immer wieder überrollte ihn eine Schmerzwelle, aber das Teufelszeug in ihm verhinderte sogar, dass der Puls dabei hochschnellte. So schlimm es für ihn war, wie ein Werkstück behandelt zu werden, aber das Allerschlimmste war, dass er den Gesprächen des Stationsarztes und der assistierenden Schwester lauschte, während die ihn verkabelten und die sagten: „Hast du schon gehört- Sarah soll schwer verletzt sein? Die wird gerade operiert, aber sie wissen nicht, ob sie das überstehen wird und mit dem Fetus-na ja, vielleicht wäre es sogar besser für sie, wenn der Wurm nicht überlebt, denn wenn das Kind dann schwer behindert ist, dann hat niemand etwas Schönes!“ erzählten sich die beiden und stellten Mutmaßungen an, die Ben beinahe in den Wahnsinn trieben. Endlich ließ man ihn in Ruhe, deckte ihn zu und er blieb mit seinen Schmerzen und Ängsten alleine.

    Dann kam Semir, der wenigstens mit ihm sprach, wie mit einem lebendigen Menschen und ihn auch mit seiner warmen Hand tröstend berührte. Allerdings waren die Neuigkeiten, die der zu erzählen hatte, auch nicht berauschend und auch der wusste nicht, wie es Sarah ging. Kurze Zeit später verabschiedete sich sein Freund und zurück blieb ein völlig verzweifelter, von Schmerzen geplagter Ben, der nicht wusste, wie es weitergehen sollte.

    Kim Krüger hat über die Vergangenheit Andrés recherchiert und möchte Ben jetzt darüber informieren, vermutlich, weil sie ihn in dieser Sache nicht für befangen hält. Dabei erfährt sie so beiläufig, als sie Ben´s Smartphone anwählt, dass der sein Handy gar nicht mehr bei sich hat, sondern es bei einer Verfolgungsjagd mit dem Motorschlitten verloren hat, als er in einen eiskalten Bergsee gestürzt ist. Menschenskinder, ihr Kölner Brüder! Geht euch jetzt endlich ein Licht auf? Macht mal hinne und sucht nach unserem Ben. Allerdings sind 10 Minuten ne verdammt lange Zeit unter Wasser, auch wenn natürlich im eiskalten Wasser der Sauerstoffverbrauch des Gehirns sinkt-trotzdem sinkt mit jeder Sekunde die Chance, das irgendwie zu überleben! Oder war da vielleicht inzwischen schon jemand ganz anderes zugange und hat Ben herausgezogen?

    Also ich bin seit gestern Abend immer noch geflashed. Eigentlich dachte ich, dass ich mich mit der Punktevergabe zurückhalten werde, weil ich der Überzeugung war, eine Folge ohne Tom Beck kann bei mir keine zehn Punkte kriegen, aber die hat´s echt verdient!
    Ich hing die ganze Zeit gebannt vor dem Fernseher und habe mitgefiebert. Zum Inhalt ist meinen Vorschreibern eigentlich kaum mehr was hinzuzufügen, allerdings dachte ich eigentlich schon immer, Semir wäre in Köln-Kalk aufgewachsen. Seine ersten Arbeitsjahre wären dann in Berlin gewesen, bis er nach Köln heimatnah zurückversetzt wurde. Aber ich denke, das Problem besteht darin, dass eben nicht nur ein einziger Drehbuchschreiber da am Werk ist, sondern im Verlauf der Jahre viele und auch jeder Regisseur da eine persönliche Note einbringt, sozusagen seine Vorstellung der Backstory-und was nicht hundertprozentig festgelegt ist-das beginnt ja schon mit der Schreibweise Gerkan/ Gerkhan-kann immer wieder anders ausgelegt werden. Anscheinend ist im Augenblick gerade wieder Gerkhan in-warten wir mal wie lange!
    Alle Schauspieler gestern haben hochkarätig gespielt, nicht nur die Protagonisten, da ist kein einziger aus der Reihe getanzt-klasse!
    Die Stunts waren toll, die Szenen auf der echten Autobahn spitze und die Spannung hielt sich bei mir bis zuletzt. Auch die Nebenhandlung zwischen Semir und Andrea wurde zwar durch die Scheidung momentan eigentlich beendet, aber man hat deutlich gesehen, dass Andrea ihren Entschluss inzwischen wieder bereut, während Semir nun bereit ist, den zu akzeptieren, ohne ihr böse zu sein-eine perfekte Grundlage für einen Neuanfang! @Chuck-nein, man kann eine rechtskräftige Scheidung nicht mehr rückgängig machen, aber man darf denselben Partner durchaus ein zweites Mal heiraten!
    Kurz gesagt, das war gestern eine klasse Folge und wenn das so weitergeht, müssen wir keine Angst um die Fortsetzung der Cobra haben!

    Immerhin kann die Direktorin gleich das Rätsel um den General auflösen, schon wieder ein wenig Zeit gespart. Jetzt ist Susanne dran, nähere Informationen im Internet zusammenzusuchen und dann zu kombinieren, aber das kann sie ja hervorragend.
    Semir wird inzwischen vom Arzt pfleglich behandelt, aber Olli kennt keine Gnade und fügt ihm bewusst wieder Schmerzen zu, dieses Schwein! X(
    Und anders als ich erwartet hatte,lässt Olli tatsächlich seine drei Helfershelfer und den nächsten Schwung Geiseln frei-jetzt liegt alles an Ben und dem Zeitplan!

    Nun fällt es Semir sogar ein, dass er zumindest von Milenas (Un)taten schon vor Jahren gehört hat und sie kommen sich im Gespräch ein wenig näher, als plötzlich Schüsse fallen und Milena am Arm verletzt wird. Gemeinsam kriechen sie zu Alex, dem aber Gott sei Dank nichts passiert ist und dann machen sie sich alle miteinander auf die Flucht-Milena hat für alles vorgesorgt. Na ja das unauffälligste Auto hat sie jetzt nicht gerade gewählt, aber immerhin hat sie Kim Krüger Bescheid gegeben.
    Klar können die Verbrecher Alex orten, der hat immerhin einen Sender im Bauch, allerdings befürchte ich, dass die Angreifer andere Drogendealer sind, die an die wertvolle Ware kommen wollen und jederzeit bereit sind, Alex dafür aufzuschneiden-und zwar ohne Narkose. ;(
    Ach ja Jenni-mich würde jetzt noch interessieren, wie man Einschusslöcher hören kann? ;)

    Das freut mich, Björn, dass du versuchst eine Lücke zu füllen, die in den Folgen offen geblieben ist. Ich habe mich schon oft gefragt, wie Ben´s Rettung wohl abgelaufen ist, denn da fehlt im Piloten wirklich ein Stück.
    Lustig, dass ausgerechnet zwei Brüder aus Köln, denen Semir und Ben sogar aus der Regionalpresse bekannt sind, da zur selben Zeit ein Stück des Fernwanderweges laufen. Hey, ein paar Abschnitte davon habe ich übrigens auch schon hinter mich gebracht! ;) Und Tatsache, da begegnet man Leuten von überall her.
    Ich finde, du verbesserst dich kontinuierlich und nachdem Elli jetzt die äußere Form auch noch angepasst hat, ist das ein runder Beginn einer sicher interessanten Episode!

    Susanne meldete sich bei Semir am Funk: „Semir, dein bayerischer Freund ist bereits bei dir zu Hause angekommen. Der Chemiker ist tatsächlich dort, ich habe schon alle Streifen, die in der Nähe sind, alarmiert!“ teilte sie ihm mit und Semir, der mit starrem Blick hinter dem Lenkrad saß, schlug mit der Hand darauf. „Mist!“ schrie er und drückte das Gaspedal noch ein bisschen stärker durch. Der Streifenpolizist saß käsebleich auf dem Beifahrersitz und klammerte sich verzweifelt am Handgriff neben der Tür fest. Im Leben hätte er nicht gedacht, dass man mit dem Streifenwagen in der Stadt dermaßen schnell unterwegs sein konnte. Semir schoss wie ein Formel1-Fahrer um die Kurven und sein Beifahrer hatte zu beten begonnen, dass er diese Fahrt lebend überstehen würde! Normalerweise brauchte man für die Strecke von Jäger´s Wohnung bis zum Gerkan´schen Haus so etwa 25 Minuten, aber sie würden das vermutlich in 15 Minuten schaffen!

    Bei Andrea hatten die Tränen haltlos zu fließen begonnen, als der Chemiker die Tür des Kinderzimmers öffnete. Ihr hatte er einen Logenplatz zugedacht, damit sie auch genau mit ansehen musste, wie ihre Kinder jämmerlich verbrannten. Semir war nicht im Haus-einmal wenn man ihn gebraucht hätte, war er nicht da. Allerdings war Andrea klar, dass er mit so etwas nicht gerechnet hatte, denn sonst hätte er seine Familie nicht schutzlos zurückgelassen. Sie versuchte noch ein bisschen laut zu werden unter dem Knebel, um ihre Kinder zu warnen-vielleicht konnten sie noch schnell weglaufen, bevor der kleine Mann mit der dicken Brille das entflammbare Gemisch entzündete, aber so schwierig es manchmal war, sie zum Einschlafen zu bringen, wenn sie dann einmal schliefen, dann waren sie ganz weit weg und brauchten dann auch eine ganze Weile, bis sie richtig wach waren. Plötzlich bemerkte Andrea eine Bewegung im Augenwinkel. Sie wandte den Kopf und sah Hintersteiner mit der Waffe im Anschlag um die Ecke biegen. Dem Himmel sei Dank, Hilfe war da. Wo ein Kollege war, waren die anderen nicht weit und vermutlich würde Semir ebenfalls in Kürze eintreffen! Aber jetzt hatte der Chemiker das Feuerzeug entzündet, wie Andrea mit Entsetzen wahrnahm.

    Nun geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Der dicke Polizist drückte ab und als der laute Knall die Luft zerriss, holte die Wucht des Aufpralls den Chemiker von den Füßen und Andrea wusste mit Sicherheit dass der keine Chance hatte, das zu überleben. Bevor sein Körper auf dem Boden aufschlug, war er schon tot. Allerdings war leider das Feuerzeug nicht durch den Sturz erloschen, wie Hintersteiner gehofft hatte, sondern der Brandbeschleuniger wurde im selben Augenblick in Brand gesetzt. In Sekundenbruchteilen konnte Andrea an der Stelle, wo das Bett ihrer Kinder war, nur noch eine Flammenhölle erkennen. Sie versuchte wie eine Wahnsinnige irgendwie die Kabelbinder zu lösen, um ihre Kinder zu retten, aber das war unmöglich. Sie konnte nur, wie in Zeitlupe, verfolgen, wie Hintersteiner die Waffe fallen ließ und sich einfach ins Flammenmeer stürzte. Es dauerte nur wenige Sekunden, in denen Andrea meinte, den Verstand verlieren zu müssen, da erschien der dicke Mann wieder, unter jedem Arm ein völlig geschocktes Kind und während Ayda und Lilly nun laut zu weinen begannen, brachte er die Kinder so schnell er konnte die Treppe hinunter. In diesem Augenblick flog unten die Haustür auf und Semir sah nur seine heulenden Kinder, die wie zwei Päckchen unter den Armen seines bayerischen Freundes klemmten, der nun keuchte: „Schnell, deine Frau ist noch oben!“ und Semir raste nun, wie ein Wahnsinniger die Treppen hoch. Der Flur war inzwischen schon so verqualmt, dass er beinahe über Andrea gefallen wäre, in dem Tempo, wie er um die Ecke bog. Mit beinahe übermenschlichen Kräften packte er sie, die schon dabei war von dem Qualm bewusstlos zu werden und schleppte sie zur Treppe. Dorthin war ihm inzwischen der Streifenbeamte gefolgt, der zuvor noch die Feuerwehr über Funk verständigt hatte und gemeinsam trugen sie nun auch Andrea ins Freie. Man löste ihre Kabelbinder und unter lautem Husten, aber überglücklich, dass sie alle miteinander lebten, schloss sie ihre Kinder in die Arme, die zwar immer noch weinten, aber überhaupt keine Vorstellung davon hatten, was eigentlich los war.

    Inzwischen waren mehrere Streifenwagen eingetroffen, aber als sie erfuhren, dass keine lebenden Menschen mehr im Haus waren, beschlossen sie, alles Weitere der Feuerwehr zu überlassen. Ein Notarzt wurde angefordert und die Polizisten brachten fürsorglich feuchte Tücher und Rettungsdecken zu der Familie. Die Kinder weinten zwar, hatten aber an Händen und Füßen, die aus den Schlafanzügen geragt hatten nur ganz leichte Verbrennungen, die aber keine Narben hinterlassen würden. Andrea hustete immer noch, war aber ansprechbar und so konnte Semir sich zu seinem Freund Josef umdrehen, um ihm zu danken, dass der seine Familie gerettet hatte. Der stand ein wenig abseits und als Semir ihn ansprach, erschrak er bis ins Mark. Das Gesicht und seine Arme waren voller Blasen, die Kleidung war teilweise in seine Haut eingeschmolzen und Semir konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er zu Boden fiel. Semir legte ihn sanft auf dem Rasen ab, schrie nach Hilfe und erklärte seinen Kollegen wo man den Gartenschlauch aufdrehen konnte, um wenigstens die stärksten Schmerzen zu lindern.

    Wenig später trafen RTW´s und Löschfahrzeuge beinahe gleichzeitig ein und begannen zu löschen und die Verletzten zu versorgen. Die Kinder, Andrea und Semir wurden im selben Rettungswagen mitgenommen, jedes Elternteil hatte ein Kind auf dem Schoß. Sie hatten sofort etwas gegen die Schmerzen und den Schock bekommen und hatten alle eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht. Im zweiten RTW hatte man Hintersteiner intubiert, denn man musste die Brandverletzungen sofort in einem Zentrum versorgen. Der letzte Blick, den Semir aus dem Fenster des RTW warf, der sich gerade in Bewegung setzte, zeigte ihr Haus, bei dem inzwischen die Flammen aus dem Dach schlugen und wo die Feuerwehr gerade versuchte zu retten, was zu retten war. Aber was waren schon materielle Dinge-Hauptsache sie lebten!

    Campino: Fragt sich halt, ob die grauen Haare nicht eher echt sind und die anderen gefärbt...-der ist immerhin mein Baujahr und da wäre das nicht so völlig abwegig, aber ganz klar, die ewige Jugend hat kein Mensch, auch wenn er Schauspieler ist und die heutigen HD-Bilder liefern halt auch ohne Weichzeichner jede einzelne Falte in voller Tiefe...

    Ben ist erstmal draußen, jetzt muss er sich aber sputen, um die Waffen zu finden!
    Derweil wollen die angemieteten Geiselnehmer ihren Anteil haben und verschwinden, also Jungs, für 150 000 € würde ich meinen Kopf da nicht hinhalten. Außerdem sind die Gesichter ja jetzt bekannt und die würden schneller hinter Gittern sitzen, als ihnen lieb ist, sobald alle Geiseln befreit sind. Aber irgendwie habe ich auch, wie Schlumpf, das dumpfe Gefühl, dass Olli da nicht mitspielen wird-der wird seine Helfershelfer kaltblütig umbringen, wetten?

    Mit jedem Kapitel erfahren wir ein wenig mehr über Milena, ihre Vergangenheit und was sie jetzt so treibt. Aha, sie ist also hochintelligent, eine Hackerin erster Sahne und steht doch jetzt auf der Seite der Guten-hoffentlich :/!
    Alex bekommt was gegen die Schmerzen, wird aber wohl den Part, den ihm die Dealer zugedacht haben, durchführen müssen.
    Puh, ich würde es mir nicht trauen, in einem Parkhaus oder ner Tiefgarage ne Bombe zu zünden, wenn dann das Gebäude einstürzt? Aber Milena hat das anscheinend voll im Griff! Bin schon gespannt, wies weitergeht!

    Ben bekommt nun einen direkten Auftrag. Wenn er will, dass Semir die ganze Sache überlebt, muss er nicht nur die Waffen aus der Asservatenkammer holen, was kein grösseres Problem darstellen sollte, sondern auch andere, vom General versteckte Waffen irgendwo auftreiben. Ich hoffe, Susanne und Hartmut können gut kombinieren und lotsen Ben dann-am besten zusammen mit der Krüger als Fahrerin- zu dem alten Militärstützpunkt, wo die wohl zu finden sind. Obwohl, vielleicht kommt Ben ja auch von alleine drauf-immerhin haben sie da in der Nähe Winkel ja gestellt!

    Ben stellt am Haus von Konz fest, dass er mit seinem Bauchgefühl richtig gelegen hat. Fast mit Sicherheit wurde die junge Frau ein Entführungsopfer, allerdings hat sie noch nicht den Mut, das auch zuzugeben und so die Ermittlungen voranzutreiben. Darf ich wetten? Das war nicht der letzte Besuch von Ben und Semir, der wenigstens wieder beginnt, normal seiner Arbeit nachzugehen!

    Andrea traten fast die Augen aus den Höhlen, als sie sah, was der Chemiker gerade machte. Verzweifelt zerrte sie an ihren Fesseln, aber es war vergeblich. Der Chemiker hatte extra die Kinderzimmertüre weit aufgelassen, damit sie sozusagen einen Logenplatz hatte. Warum hatte Semir nichts gehört? Der hatte doch einen eher leichten Schlaf, er hätte wach werden müssen, als die Vase zerschellt war. Nun fiel Andrea etwas Entsetzliches ein. Dieser Mann war vermutlich ein Sadist, der Spaß daran hatte, andere Menschen leiden zu sehen, vermutlich hatte er Semir schon getötet und in ihrem Schlafzimmer lag bereits eine Leiche und nun würden drei weitere nachfolgen. Wenn er ihr nur das Klebeband abnehmen würde, sie würde mit ihm verhandeln, ihm das Blaue vom Himmel versprechen-er sollte ruhig sie töten, aber ihre Kinder verschonen. Was konnten die dafür, dass ihre Mutter und die Großeltern unvorsichtig gewesen waren?

    Tatsächlich schloss der Mann, der fast noch kleiner als Semir war, nochmals kurz die Kinderzimmertür, damit die Kleinen nicht wach wurden und wandte sich mit einem breiten Grinsen Andrea zu. „Sie werden sich schon gewundert haben, wer ich bin und was ich vorhabe, denn wir beide haben uns noch nicht kennen gelernt. Wenn sie woanders hin in Urlaub gefahren wären, hätten wir uns das hier sparen können, aber so haben ihr Mann und sein Kollege meine Firma ruiniert und ich muss gestehen, ich bin ein wenig rachsüchtig und kann das nicht auf sich beruhen lassen. Strafe muss sein-und deshalb war ich zuerst bei Familie Jäger in der Wohnung und habe die ausgelöscht und jetzt müssen eben sie und ihre Kinder für die Verfehlungen ihres Mannes büßen. Ihr Mann versucht gerade seinen Freund zu retten, aber der ist wie alle dem Tod geweiht. Ich könnte natürlich nur ihren Mann töten, aber das genügt mir nicht. Es gibt nämlich etwas viel Schlimmeres, als selber zu sterben und das ist zu erfahren, dass die eigene Familie durch die private Schuld grausam ums Leben gekommen ist. Gerkan wird irgendwann kommen und ihre Leichen finden und damit ist meine Rache perfekt!“ erklärte er und Andrea begann nun innerlich zu zittern. Dieser Mann war völlig skrupellos und ein Menschenleben zählte nicht. Wenn sie das richtig verstanden hatte, dann kam der Mann direkt von Ben´s Wohnung und hatte dem, Sarah und dem Baby etwas angetan-oh mein Gott, das konnte und durfte einfach nicht wahr sein. Sicher hatte sie gerade einen sehr realistischen Alptraum und würde in Kürze aufwachen! Aber insgeheim wusste sie, dass das ein frommer Wunsch war. Sie hatte auch gesehen, dass der Mann eine blutige Verletzung an der Schulter hatte, die er deswegen auch ein wenig langsamer und vorsichtiger bewegte, als die andere Seite. Hoffentlich hatte die ihm Semir zugefügt und er würde später an einer Blutvergiftung jämmerlich verrecken. Aber so konnte sie gerade überhaupt nichts machen, die Kabelbinder saßen fest und so sehr sie auch versuchte, die abzustreifen, mehr als blutige Striemen an den Handgelenken schaute dabei nicht raus.
    Inzwischen war ihr auch klar geworden, wer da vor ihr stand. Das war dieser Verbrecher, den Semir den Chemiker genannt hatte. Dieser Mann war der Boss der Schmugglerbande, die Ben und Semir hatten auffliegen lassen und deshalb war er so wütend. Mit einem breiten Grinsen drehte sich der Mann nun wieder um, öffnete weit die Kinderzimmertür und hob das Feuerzeug.

    Hintersteiner war derweil so rasch es ihm möglich war zum Haus der Gerkan´s gefahren. Susanne, die mit Semir, der in Überschallgeschwindigkeit gerade im Streifenwagen ebenfalls nach Hause unterwegs war, gesprochen hatte, hatte inzwischen alle in der Nähe befindlichen Streifenwagen verständigt und Hintersteiner informiert, dass das Ziel des Chemikers wohl tatsächlich dort war. Der dicke Bayer kam als Erster an und sah auch sofort den goldenen Mercedes vor dem Haus stehen. „Der Verbrecher ist bei den Gerkan´s-ich gehe jetzt rein und sehe nach dem Rechten!“ informierte er Susanne und war schon, flink wie ein Wiesel, trotz seiner Leibesfülle, aus dem Fahrzeug gesprungen. Susanne hatte ihm gerade noch sagen wollen, dass er auf Verstärkung warten solle, aber da kam schon keine Antwort mehr. Der war genauso eigensinnig wie Semir und Ben, wenn irgendwelche Anordnungen aus der Zentrale kamen, stellte Susanne aufseufzend fest, aber andererseits war sie froh, dass wenigstens ein Polizist schon mal bei ihrer Freundin und deren Kindern war, denn auch sie hatte eine fürchterliche Angst beschlichen. Was würde dieses skrupellose Schwein nur mit denen anstellen?

    Hintersteiner ging eiligen Schrittes zur Haustür, aber die war zu. Wenn der Mann nicht irgendwie an einen Schlüssel gekommen war, musste er woanders eingedrungen sein, denn eine Polizistenfrau würde wohl nicht mitten in der Nacht die Haustüre öffnen und bereitwillig einen Fremden hereinlassen. Er umrundete deswegen eilig das Haus und da sah er es schon. Die Terrassentüre stand weit auf, ein Konus war aus der mehrfach verglasten Scheibe geschnitten und so hatte der Mann wohl geräuschlos eindringen können. Hintersteiner betrat auf demselben Weg das Wohnzimmer. Das war leer, wie er schon auf den ersten Blick erkennen konnte, allerdings hörte er eine Männerstimme oben sprechen. Er schlich zur Treppe. Unten lag auf den Fliesen eine kaputte Blumenvase, vielleicht hatte ein Kampf stattgefunden? Leise erklomm er Stufe um Stufe, die Waffe entsichert und hörte gerade den Chemiker noch sagen: „-und damit ist meine Rache perfekt!“ und dann wurde eine Tür geöffnet. Ein erstickter Laut, wie wenn jemand geknebelt wäre und sich nun verzweifelt versuchte bemerkbar zu machen, ertönte und nun zögerte Hintersteiner nicht mehr länger. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er jetzt keine Sekunde mehr warten durfte und so trat er, die Waffe im Anschlag, um die Ecke und sah als Erstes Gerkan´s Frau gefesselt und geknebelt, wie ein Päckchen verschnürt am Boden sitzen. Die Augen traten ihr fast aus den Höhlen und Kummer und Sorge zeichneten ihr Gesicht. Sie sah starr in ein Zimmer, vermutlich das Kinderzimmer und bemerkte Hintersteiner erst gar nicht. Der war mit zwei raschen Schritten vor der Tür und als er um die Ecke lugte, meinte er, das Herz würde ihm stehenbleiben. Es roch durchdringend nach einer entflammbaren Flüssigkeit, vermutlich einer Nitroverdünnung und der Chemiker stand mit erhobenem Feuerzeug mit einem irren Grinsen vor dem Bett der Kinder, die immer noch selig aneinander gekuschelt schliefen.

    Hintersteiner erfasste eine unbändige Wut. Dieser Bastard wollte dem ehrlichen kleinen Kölner Autobahnpolizisten das Liebste nehmen, was er besaß, nämlich Frau und Kinder. Er wusste wie schwer das war, über so einen Schicksalsschlag hinwegzukommen, denn er selber hatte daran sein Leben lang zu knabbern, obwohl der Tod seiner eigenen Familie nun schon so lange zurücklag. Er würde nicht zulassen, dass Semir dasselbe geschah! Er zielte genau auf den Chemiker. Diesmal wusste er, wie die Waffe reagierte und er würde treffen und zwar genau in den Kopf-und mit diesem Gedanken drückte er ab.