Beiträge von susan

    Okay-ich schließe mich an! Hätte immer ein paar Ärztekandidaten, die ich gerne hauen würde, so sehr wir uns normalerweise mögen! Gell, das hättet ihr jetzt nicht erwartet! aber es ist tatsächlich manchmal so, dass man kollektiv eine Situation falsch einschätzt und wenn dann die Gerüchte von einem zum anderen weitergegeben werden, glaubt man das sogar!
    Die konkrete Vorlage für Sarah´s Verletzung bietet ein junger Mann, der bis vor wenigen Tagen bei uns lag. Er geht ganz normal einer Arbeit nach, sieht auch ganz normal und (noch) attraktiv aus, aber zu "Entspannungszwecken" konsumieren er und seine Kumpels Drogen, die sie im Internet bestellen. Unter dem Namen "Badesalz", "Kräutermischung" und noch vielen anderen Pseudonymen kommen da mit der Post hoch gefährliche Drogenmischungen, die noch legal sind, weil die Behörden da auch immer nen Schritt hinterher sind. In seinem speziellen Fall war das eine Mischung, die wie Speed gewirkt hat und auch chemisch so ähnlich war. Er ist in seiner Halluzination durchs geschlossene Fenster gesprungen und hat sich beim Aufprall-neben heftigen Schnittverletzungen- vier Wirbel gebrochen und auch vom Becken ist ein Stück abgesplittert, das die Arteria Iliaca angekratzt hat. Er wäre beinahe verblutet, wurde zweimal notoperiert, einmal zur Blutstillung und dann noch mal zur Stabilisierung der Wirbel. Im Augenblick schwört er Stein und Bein, dass er nie im Leben wieder was anrührt-aber ehrlich gesagt-die meisten kommen immer wieder. Und vielen sieht man das, gerade wenn sie noch nicht so lange drauf sind und auch noch ein bürgerliches Leben nebenbei führen, nicht an. Daher sind die Reaktionen des Arztes für mich ganz normal! Er weiss ja nur nicht, was wir wissen!

    Kevin schafft es, dass Jessi ihm das Klebeband abnimmt! Junge, jetzt denk nach und betreibe psychologische Kriegsführung! Dieses Mädchen ist naiv und für Komplimente zu haben-es kommt jetzt nur darauf an, herauszufinden wie man sie packen kann, dann bindet sie dich vielleicht sogar los! Allerdings bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher, dass sie Kevin oder seinen Namen von früher her kennt-oder spielt sie nun-mit ihm und uns? :whistling:

    Im Krankenhaus meinte Ben wahnsinnig zu werden. Inzwischen war die große Visite bei ihm eingetroffen. Obwohl er es nicht sehen konnte, fühlte und hörte er, wie sich das Zimmer mit Menschen füllte. Er hatte diesen Ablauf ja nun schon ein paarmal mitgemacht und erkannte auch so manche Stimme. Der Stationsarzt begann zu berichten: „Herr Jäger, den wir ja erst gestern entlassen haben, wurde heute Nacht erneut mit einer unklaren Intoxikation eingeliefert. Laut Aussage des Notarztes habe er eine unbekannte Substanz-die Rede war sogar von Schlangengift-gespritzt gekriegt. Er war schon intubiert und beatmet, als er eintraf, bekommt keinerlei Sedierung, zeigt aber auch keine Reaktionen. Nur der Pupillenreflex funktioniert!“ erklärte er seinen Kollegen und Ben fühlte nun, wie seine Augenlider gehoben wurde und ihm jemand mit einer grellen Lampe in die Augen leuchtete und ihn so blendete. „Die gängigen Screenings auf Opiate in Blut und Urin waren alle negativ, also wissen wir wie beim letzten Mal nicht, was er in sich hat und was diesen komatösen Zustand auslöst!“ erklärte er seinen Kollegen. Der Chefarzt besah sich die Laborwerte, fasste Ben nochmals an, kniff ihn ein wenig und konstatierte eine schlaffe Lähmung. Dann sagte er: „Wie ich sehe ist er kreislaufstabil, eher bradykard und reagiert nicht einmal mit einem Anstieg der Herzfrequenz oder des Blutdrucks auf Schmerzreize. Anscheinend ist er sehr weit weg. Auch sehe ich an der Maschine keinerlei Eigenatmung. Bitte einen Neurologen zuziehen und sonst können wir nur hoffen, dass das weitere Tox-Screen irgendetwas zutage bringt. Gut, beim letzten Mal hat sich sein Zustand ja auch von selber mit den gängigen intensivmedizinischen Maßnahmen gebessert, nun hoffen wir einfach darauf, dass sein Körper das Teufelszeug auch diesmal wieder selbstständig abbaut. Wie ich sehe, hat er seit heute Morgen aufgefiebert, ich würde vorschlagen, wir geben ihm weiter das Breitbandantbiotikum i.v. , das er gegen die Pneumonie bisher oral bekommen hat, anscheinend flackert die gerade wieder auf.“ ordnete er an und dann zog der Ärzteschwarm weiter.

    Ben blieb völlig verzweifelt zurück. Er hatte versucht, irgendwie mit den Augen zu rollen, oder sonst ein Zeichen von sich zu geben, damit die merkten, dass er wach war, aber nicht nur seine Lider, sondern auch die Augenmuskeln waren gelähmt. Inzwischen hatten sich die Ganzkörperschmerzen noch durch massives Bauchweh vermehrt. Er hätte zu gerne die Beine an den Bauch gezogen, so weh tat das, aber er konnte keinen Muskel rühren. Die morgendliche Ganzkörperpflege war eine einzige Tortur gewesen, als man seinen Bauch gewaschen hatte. Er wollte die Hände wegschlagen, um Hilfe betteln, aber nichts geschah, so sehr er sich auch anstrengte!
    Wenig später kam ein Neurologe und auch der untersuchte seine ganzen Reflexe, die wunderbar funktionierten, außer dem Schluck-und dem Hustenreflex, weil die ja von Muskelarbeit abhängig waren. Der Stationsarzt kam gerade dazu, als er den Patellarsehnenreflex mit einem kleinen Hämmerchen auslöste und sah interessiert zu, was sein Kollege so machte.„Ich weiß ja nicht, aber ich finde das extrem merkwürdig, dass derselbe Patient zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit mit einer unklaren Vergiftung eingeliefert wird. Angeblich wurde ihm diesmal, wie auch beim letzten Mal, ein Mittel unfreiwillig gespritzt, aber für mich ist das ein wenig zu viel Zufall. Ich denke ja eher, dass wir es hier mit einem kleinen Giftler zu tun haben, der mit Substanzen, die man im Internet bestellen kann, herumexperimentiert hat und jetzt was schief gegangen ist. Mir tut es ja für die kleine Schwester leid, die von diesem Typen auch noch ein Kind erwartet. Man weiß ja, wie sowas normalerweise endet!“ vertraute er dem Neurologen an, der zu dieser Theorie mit den Schultern zuckte. „Ich weiß nicht, ob man ihm das unterstellen soll, aber mir persönlich ist das auch egal!“ sagte er. „Ich mache hier meine Arbeit, schreibe ´nen Konsiliarschein raus und damit hat sich´s!“ erklärte er, desinfizierte seine Hände und erledigte den Schreibkram. Zurück blieb ein fassungsloser Ben, der sich nicht wehren konnte und zusätzlich zu seinen Schmerzen den Vermutungen und Unterstellungen hilflos ausgeliefert war!

    Semir hatte der Chefin Bericht erstattet und der Tagschichtsekretärin den Auftrag gegeben, Hintersteiner´s Angehörige zu ermitteln. Noch während Semir im Büro Kim Krüger´s war, hatte die über dessen heimatliche Dienststelle die Telefonnummer einer Schwester-Elfriede-herausgefunden und nach kurzer Überlegung griff Semir selber zum Telefon und erklärte der den Sachverhalt und gab ihr die Telefonnummer der Klinik. „Ich komme so bald wie möglich nach Köln!“ teilte die ihm entsetzt mit. „Ich muss das nur noch mit meinem Mann organisieren, aber dann setze ich mich sofort ins Auto und fahre los!“ erklärte sie und Semir gab ihr gleich noch die Adresse des Hotels, in dem Josef ja immer noch das Zimmer gemietet hatte. Vielleicht konnte seine Schwester das gleich übernehmen!
    Inzwischen war es später Vormittag geworden und Semir tätigte nun noch einige wichtige Telefonate. Er rief seine Schwiegereltern an, die aus allen Wolken fielen, als sie hörten, was passiert war und versprachen, sofort ins Krankenhaus zu fahren. „Und Semir-wenn Andrea und die Kinder entlassen werden-ihr könnt natürlich gerne bei uns wohnen, bis euer Haus wieder renoviert ist!“ sagte Margot herzlich und Semir fand das für die ersten Tage vermutlich eine gute Option für Andrea und die Kinder, dann waren die ein wenig aus der Schusslinie und konnten sich in vertrauter Umgebung erholen.
    Das nächste Telefonat galt Konrad Jäger, der versprach, gleich Julia zu verständigen und bei Gelegenheit im Krankenhaus vorbeizuschauen.
    Nun kam das heftigste Telefonat: Die Sekretärin hatte die Telefonnummer von Sarah´s Eltern herausgefunden und als Semir denen am Telefon erklärte, was passiert war, brach Sarah´s Mutter in Tränen aus. „Um Himmels willen, mein armes Kind!“ schluchzte sie. „Wir kommen sofort nach Köln und ich benachrichtige noch ihre Geschwister!“ teilte sie Semir mit. Der war nun selber fix und fertig. Dieter kam mit einem Kaffee und ein paar Keksen: „Semir, du musst dich ein wenig stärken, nicht dass du uns noch zusammenklappst!“ sagte er mitleidig und Semir aß und trank. Danach nötigte ihn Jenni, die auch gerade um die Ecke bog, sich ein wenig in den Ruheraum der PASt zu begeben. Semir streckte sich nur schnell auf der Liege aus und war binnen Kurzem eingeschlafen.

    Hallo Björn!
    Auch mir hat die Geschichte gut gefallen. Du hast sie auch wirklich viel länger geschrieben und mit Leben und Emotionen ausgefüllt, als ich erwartet hätte. Ich finde, du verbesserst dich mit jeder Story und freue mich auch schon auf die Nächste, die ich selbstverständlich wieder lesen werde. Aber der Weg ist gut: Erst schreiben, dann Korrektur lesen lassen-auch von mir ein dickes Lob an Yon! -und dann posten. Und Augen zu und durch, auch wenn Gegenwind bläst! Die Kritik ist nie böse gemeint, sondern sachlich und indem du sie dir zu Herzen nimmst, verbesserst du dich ständig! Und wie Trauerkloß schon sagte-du hast deinen ganz eigenen Stil, aber ich muss ehrlich sagen-er gefällt mir! Ums mit deinen Worten zu sagen :D-weiter so!

    Nun haben Alex und seine Männer doch die richtige Tür gefunden. Ah-deshalb brauchen sie Zeit! Erst sollen die Geiseln über den Bunker befreit werden, bevor man zur Befreiung von Semir, Ben und dem Doc schreitet! Semir hat zwar hohes Fieber, aber er denkt, er könne Bäume ausreißen-ja, ja Semir, träum weiter!

    Aha, die Fäden beginnen sich zu entwirren. Wir wissen jetzt, wer Lukas ist und warum sich Milena sowohl ihm, als auch dem BKA gegenüber verantwortlich fühlt. Alex erfährt nun, wie es ausgehen kann, wenn die Drogenpäckchen nicht richtig entfernt werden und wie er aussehen wird, wenns klappt! Und auch die Rolle Kim Krügers ist hiermit erklärt.
    Semir verbindet derweil draußen vor der Hütte Milena´s Schussverletzung, aber wie wirds nun weitergehen?

    Na ich würde mal behaupten, dass die Bezeichnung "Hotel" für diese Hütte nicht sonderlich angemessen ist, da es Gemeinschaftsduschen und Stockbetten gibt. Aber egal-ein warmes Bettchen und ein voller Bauch werden unsere Helden schon wieder auf Zack bringen. Sogar die Klamotten werden gewaschen und ich denke, entweder Hartmut oder Ben werden schon für Semir auch ein frisches T-Shirt erübrigen können, immerhin hatte Ben ja auch Platz für drei! Flaschen Shampoo-ich gebs zu, das hat mich schwer beeindruckt! :D
    Da müssen sich die Helden, die aber immer noch ein Gespräch ausstehen haben, die Erlaubnis einholen in einer billigen Hütte zu übernachten, aber am nächsten Tag kriegen sie dann einen Hubschrauber geschickt, um nach Köln zurückzufliegen-hui, das wird der Bund der Steuerzahler aber nicht gut finden, diese Verschwendung von Steuergeldern! ;)
    Trotzdem ein vergnügliches Kapitel, Björn-ich habe die SEK-Männer im Geiste, nur mit einem Handtüchlein bekleidet, vor der Dusche mit dem Shampoo Schlange stehen sehen....

    Semir gab nun die Adresse des Verbrennungszentrums ins Navi ein. Zuerst musste er noch den Sitz des BMW verstellen und es gab ihm erneut einen Stich. Wenn Josef nicht seine Gesundheit, wenn nicht sogar sein Leben aufs Spiel gesetzt hätte, hätte er heute keine Familie mehr. Ein Schaudern lief ihm über den Rücken. Und sogar den BMW-Schlüssel hatte er ihm noch entgegengestreckt, obwohl er doch schon so schwer verletzt gewesen war und sicher schreckliche Schmerzen gehabt hatte-einfach von Grund auf anständig und korrekt, dieser Bayer, kein Wunder, dass die Polizeiführung in München ihn dazu auserkoren hatte, eine Verschwörung aufzudecken, denn bei ihm konnte man sicher sein, dass er nicht bestechlich war!
    Wenig später war Semir in der Klinik eingetroffen und wurde zu der Intensivstation durch geschickt, auf der Josef versorgt wurde. „Gut dass jemand kommt!“ sagte der behandelnde Arzt, der sofort geholt wurde. „Er ist zwar bisher stabil, aber das kann sich bei Verbrennungsopfern schnell ändern-wir würden gerne eine Telefonnummer von Angehörigen haben, aber bei seinen Papieren hat er nichts dabei, was uns Aufschluss geben könnte und sein Handy ist leider gesperrt!“ erklärte er. Semir versprach, sich darum zu kümmern und als Polizist bekam er auch hier Auskunft über den Gesundheitszustand. Wenig später wurde er an eine Glasscheibe geführt, hinter der Josef schlafend, das Gesicht und die Arme von dicken Verbänden bedeckt, an der Beatmungsmaschine hing. „Bis jetzt hält er sich gut!“ erklärte ihm der Arzt. „Wir konnten die großflächigen Brandwunden mit Kunsthaut abdecken. Er wird sicher noch mehrfach operiert werden müssen, weil man jeden Tag wieder neue Stellen, die absterben, abtragen muss, aber weil er von Anfang an professionell versorgt wurde, hat er große Chancen, das zu überleben, wenn keine Komplikationen dazukommen. Er ist aus mehreren Gründen noch beatmet-erstens weil er seine Lunge durch das Einatmen der Dämpfe doch ein wenig geschädigt hat, aber nicht irreversibel und außerdem auch zur Schmerztherapie. Wir denken aber, dass wir ihn in ein bis zwei Tagen problemlos extubieren können. Um jede unnötige Keimbelastung zu vermeiden, können im Moment noch keine Besucher direkt zu ihm, aber er schläft ja sowieso!“ sagte er und Semir nickte-das war einleuchtend. Er legte seine Hand an die Scheibe, sah auf den dicken Bayern, der sein Bett ganz schön ausfüllte und flüsterte: „Danke, Josef!“ bevor er sich zum Gehen wandte.
    Er ließ sich von der Schwester noch die Durchwahl geben und versprach, dass in Kürze jemand die erforderlichen Daten durchgeben würde. „Außerdem war das ein Arbeitsunfall-er wurde in Ausübung seiner Dienstpflicht verletzt!“ fiel ihm dann noch ein und die Schwester versprach ihm, das formal zu regeln-so etwas war gerade im Hinblick auf eine spätere Reha wichtig, außerdem hatte man keine finanziellen Einbußen während der Krankheit zu befürchten.

    Nachdenklich stieg Semir wieder in seinen Wagen und fuhr nun zur KTU, um Hartmut das Messer auszuhändigen.Der Rotschopf war gerade dabei, gemeinsam mit einem Kollegen im weißen Schutzanzug, den goldenen Mercedes zu untersuchen. „Semir, wie geht´s dir und allen anderen?“ fragte er und Semir zuckte mit den Schultern. „Ich denke, mir geht´s noch am besten von allen!“ sagte er. „Ich habe aber auch am wenigsten Rauch eingeatmet und außer einer Schnittverletzung am Oberarm habe ich auch keine Blessuren davongetragen. Andrea und die Kinder sind noch im Krankenhaus, aber ich denke, die werden bald entlassen werden, die sind körperlich jetzt nicht allzu schwer verletzt, aber sie haben sicher ein Trauma erlitten. Bei Hintersteiner war ich gerade in der Verbrennungsklinik, wenn er Glück hat, wird er das auch einigermaßen überstehen, aber am Schlimmsten hat es Sarah und Ben erwischt!“ sagte er und Hartmut sah ihn fragend an.

    „Als Josef und ich vergangene Nacht in Ben´s Wohnung gekommen sind, fanden wir die beiden gefesselt im Schlafzimmer vor. Ben hatte zuvor anscheinend noch mit dem Chemiker gekämpft, so sah es wenigstens aus und er hatte auch eine kleine blutende Verletzung. Sarah war aufs Bett gebunden und der Verbrecher wollte ihr gerade den Bauch aufschneiden, vermutlich um sie und das Baby zu töten. Hintersteiner hat den Irren angeschossen, aber leider nicht richtig erwischt und so konnte er, nachdem er mich mit einem Messer verletzt hatte, erst einmal fliehen. Ich dachte erst, Ben wäre nicht allzu schwer verletzt, er saß auch im Stuhl und sollte anscheinend zusehen, wie Sarah aufgeschnitten wurde…“ nun brach Semir´s Stimme einen Moment und Hartmut beeilte sich, ihn zu einem Stuhl zu befördern und ihm eine Tasse Kaffee in die Hand zu drücken. Man merkte gerade, wie Semir von den Erinnerungen überrollt wurde. Welche schrecklichen Minuten sein Freund da wohl durchlebt hatte?
    „Aber gerade als ich mich um Sarah kümmern wollte,“ fuhr er fort „hat sie mich völlig panisch darauf hingewiesen, dass Ben Schlangengift gespritzt gekriegt hat und plötzlich nicht mehr atmen konnte. Ich habe ihn losgebunden und beatmet, bis endlich Hilfe kam. Währenddessen wurde Sarah immer instabiler und inzwischen weiß ich auch warum-der Verbrecher hatte sie mit diesem Messer“-das er Hartmut mitsamt der Tüte hiermit überreichte-„ schwer an einem großen Blutgefäß im Bauch verletzt. Sie wäre beinahe verblutet und konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden-vorerst! Die Ärzte haben mir gesagt, wenn sie die nächsten zwei Tage übersteht, besteht Anlass zur Hoffnung, aber noch sind die nicht vorbei!“ erzählte Semir unglücklich. „Und Ben-ist der inzwischen wieder wohlauf?“ wollte Hartmut nun wissen, aber Semir schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil, der ist immer noch beatmet und als ich heute Morgen nach ihm geschaut habe, sah er schrecklich aus, so eingefallen und krank und er hat immer noch nicht reagiert!“ erklärte er Hartmut.

    Der erhob sich nun und holte ein Kästchen her, das er Semir zeigte. Als er es öffnete, sah man darin fünf Ampullen in jeweils einer Halterung, die sechste fehlte. Die Ampullen waren mit Punkten in drei verschiedenen Farben gekennzeichnet und auf der anderen Seite des Kästchens waren einige Einmalspritzen und Nadeln. „ Das haben wir im Handschuhfach des Mercedes gefunden. Ich denke, Ben hat den Inhalt der sechsten Ampulle gespritzt gekriegt-aber was war da drin?“ sinnierte Hartmut. „Sonst haben wir bisher außer Wechselkleidung eine Menge Zeug gefunden, um sein Aussehen zu verändern, dazu mehrere Reisepässe auf unterschiedliche Namen-ich denke, der Chemiker hat seine Flucht im großen Stil vorbereitet. Wenn die jetzt aber im Krankenhaus nicht vorankommen mit der Suche nach dem Gift, dann werde ich jetzt alles andere für den Augenblick liegen und stehen lassen und den Inhalt dieser fünf Ampullen analysieren!“ beschloss er. Das wäre doch gelacht, wenn er nicht herausfinden konnte, wie man seinem Kollegen helfen konnte!
    Während Hartmut sich sofort an die Arbeit machte, fuhr Semir in die PASt, um der Chefin Bericht über den momentanen Stand der Dinge zu erteilen und die Personalien von Hintersteiner´s Angehörigen herausfinden zu lassen. Hoffentlich würde sich bald Alles zum Guten wenden!

    silli: Ach mir würde es gar nichts ausmachen, Ben ein bisschen bei uns zu beatmen-wegen mir muss er sich nicht umziehen :D ! Obwohl, bei uns laufen gerade alle Beatmungsmaschinen durch,wir sind abgemeldet, so ein Mist! ;)
    Es ist sicher eine gute Idee, dass die ausgefrorenen Beteiligten an diesem Fall, sich noch eine Nacht im Hotel erholen, die sind schließlich alle miteinander ganz schön fertig! Das muss aber ganz schön groß sein, wenn der Hüttenwirt gleich im PC nachschauen muss, ob er noch Platz hat! Aber so Mehrbettzimmer sind schon urig und auch Matratzenlager auf Berghütten haben nen besonderen Flair-wie eben auch Bergneustädter Jugendherbergen!
    Semir ist sehr nachdenklich, es ist ja auch viel geschehen, was sein Leben total umkrempelt, aber er wird darüber hinwegkommen müssen!

    Alex und seine Männer sind nun unterirdisch auf dem Weg zur Schule. Irgendwie bin ich mir gerade nicht so sicher, ob die auch wirklich an der richtigen Stelle gelandet sind-vielleicht steigen die aber gerade eben auch in ein Nachbargebäude ein? Mann und das zu Zeiten von Smartphones, in denen man so einen Plan einfach abfotografieren und sich unterwegs ankucken kann, da wäre es gar nicht nötig gewesen, sich den einzuprägen!
    Inzwischen ist es so weit! Mark misstraut seinem Bruder nun und möchte ebenfalls aussteigen. Zu viele Widersprüche haben sich aufgetan (also nicht nur bei uns Lesern). Kennt er den Iraner, oder nicht? Wie hängt das Alles zusammen? Welches Motiv hat Oliver für sein Handeln?
    Bin ja gespannt, ob Alex wirklich am richtigen Ort ist und ob Mark so einfach überlaufen kann, ich denke nämlich, Olli schreckt nicht einmal davor zurück, seinem eigenen Bruder was anzutun!

    In der zweiten Hälfte des heutigen Kapitels sind viele Satzstellungen ziemlich verworren, vielleicht solltest du dir das nochmal in Ruhe durchlesen und das ändern-ich habe jetzt keine Zeit mehr zum Zitieren, aber ich denke, das fällt dir selber auf, wenn du das Kapitel nochmals in Ruhe durchliest!

    Die Chefin war sofort ans Telefon gegangen, als sie sah, dass Semir sich meldete. „Herr Gerkan, wie geht es ihnen denn?“ fragte sie. Natürlich hatte Susanne, als sie die morgendliche Übergabe gemacht hatte, detailliert von den Geschehnissen der Nacht erzählt und Kim Krüger hatte sowieso vorgehabt, im Laufe des Tages im Krankenhaus vorbeizufahren, um sich nach ihren Männern und deren Familien zu erkundigen. „Wissen sie denn schon Bescheid, was heute Nacht los war?“ erkundigte sich Semir und die Chefin bestätigte das. „Mir und meiner Familie geht es soweit gut, was man von Ben und seiner Partnerin nicht behaupten kann!“ erklärte Semir. „Ich habe hier das Beweismittel, mit dem Sarah niedergestochen wurde, habe aber keinen Wagen zur Hand, der steht nämlich vor meinem Haus-oder viel mehr, was davon noch übrig ist!“ sagte Semir bitter. „Wissen sie was, Gerkan, ich würde gerne selber kommen, habe aber erst nachmittags Zeit. Ich schicke ihnen aber Bonrath, der soll sie zu sich nach Hause fahren, damit sie wenigstens ihren Wagen haben und dort nach dem Rechten sehen können. Wissen sie denn schon wo sie in der nächsten Zeit wohnen können?“ fragte Kim Krüger aber Semir war gerade dabei den Kopf zu schütteln, als ihm einfiel, dass die Chefin das ja gar nicht sehen konnte. „Nein, darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht!“ sagte er und die Krüger sagte daraufhin: „Wir haben so viele Schutzwohnungen in Köln, da werden wir schon etwas Passendes für sie finden, bis sie wissen, wie´s weitergeht!“ und Semir bedankte sich erst einmal.

    Es dauerte gar nicht lange und Dieter bog mit dem Streifenwagen vors Krankenhaus. „Mensch Semir, was hört man von euch denn für Sachen?“ fragte er betroffen, als Semir zu ihm in den Wagen stieg. Der zuckte mit den Schultern. „Die vergangene Nacht war ein einziger Alptraum, ich hätte beinahe Alles verloren, meine Frau, meine Kinder und meine besten Freunde, ganz zu schweigen von meinem Besitz!“ sagte er und lehnte sich im Beifahrersitz zurück. Je näher sie seinem Wohnviertel kamen, desto schweigsamer wurden sie. Als sie in die Straße einbogen, hatte sich Semir fast darauf eingestellt, dass sein Haus bis zu den Grundmauern niedergebrannt sei, aber er war dann ganz überrascht, als das von außen gar nicht so schlimm aussah. Ein einziges Feuerwehrfahrzeug stand noch vor dem Haus, bei dem drei Feuerwehrleute sich aufhielten. Als Semir ausstieg, kam der eine der Männer auf ihn zu. „Wir haben uns noch nicht kennengelernt!“ sagte er. „Sie sind sicher der Hausbesitzer! Wir, bzw. meine Kollegen von der Nachtschicht haben heute Nacht hier Feuerwache gehalten, damit es nicht zum Aufflackern eventueller Glutnester kommt, die wird auf jeden Fall noch über den Tag fortgeführt“ erklärte er. „Außerdem achten wir immer darauf, dass sich keine Unbefugten Zutritt zu den Häusern verschaffen. Wir haben auch gerade Pumpen laufen, die das Löschwasser aus dem Keller pumpen, um weitere Schäden am Gebäude zu verhindern!“ erklärte er und Semir sah eine Elektroleitung vom Nachbargrundstück herüberlaufen, klar, der Strom und das Gas waren sicher in der Nacht sofort abgestellt worden. „Ich würde ihnen raten, sich nun sofort mit ihrer Brandversicherung in Verbindung zu setzen, damit der Schaden schnellstmöglich geschätzt wird und die Sanierungsarbeiten beginnen können.“ sagte er und Semir, dem der Schock noch in den Gliedern saß, sah ihn beinahe fassungslos an. Er wusste im Augenblick noch gar nicht, wie es weitergehen sollte und ob sie nach diesem Erlebnis überhaupt noch in das Haus zurückwollten-das musste er erst mit Andrea entscheiden. Dann rief er sich allerdings ins Gedächtnis, dass das für den Feuerwehrmann, wie für ihn die Polizeiarbeit, ein gewohnter Ablauf war, dem der mit Routine begegnete und das war wohl auch gut so!

    In diesem Augenblick stürzte eine Nachbarin, deren Kinder im gleichen Alter wie Ayda und Lilly waren, aus dem Haus und kam auf ihn zu gerannt: „Semir, wie geht es Andrea und den Kindern-und natürlich dir? Als wir heute Nacht wach geworden sind, waren die Löscharbeiten schon in vollem Gange und wir haben nur noch gesehen, wie ihr weggebracht wurdet! Wenn ich euch irgendwie helfen kann-sag es nur!“ bot sie ihm an und Semir beantwortete nun erst ihre Frage. „Uns geht es allen miteinander gar nicht so schlecht. Andrea und die Kinder sind noch zur Überwachung in der Uniklinik, aber sie sind eher leicht verletzt!“ sagte er und die Nachbarin sagte herzlich: „Wenn du nichts dagegen hast, besuche ich sie mit meinen Kindern heute Nachmittag!“ und Semir beteuerte, dass die sich sicher darüber freuen würden.

    Voller Bangen betrat Semir nun in Begleitung des Feuerwehrmannes und Bonrath´s das Haus. Unten stank es fürchterlich nach Rauch, aber außer den schmutzigen Wasserspuren auf dem Boden war es hier gar nicht so schlimm. Langsam ging Semir die Treppe hinauf. Oben klaffte ihm an der Stelle, wo einst das Kinderzimmer gewesen war, eine ausgebrannte schwarze Höhle entgegen. Das Fenster war geborsten und innen war alles verkohlt, außerdem roch es nach verbranntem Fleisch. Semir musste sich beinahe übergeben. Ihm war zwar klar, wessen Körper man da aus dem Schutt geborgen hatte-die Umrisse konnte man quer vor der Stelle, wo einmal ein Kinderbett gestanden hatte, noch erkennen und der hatte es mehr als verdient, aber genauso könnte dieser typische Gestank auch von seinen Kindern und seiner Frau kommen. Wenn Josef nicht gewesen wäre, wäre hier das Grab seiner Familie gewesen! Josef-das würde das Nächste sein, was er tat, sich nach dem Retter seiner Familie erkundigen-hoffentlich ging es dem so einigermaßen!

    Semir ging nun nacheinander durch alle Räume. Oben war das Meiste verrußt, aber vielleicht konnte man einen Teil der Möbel sogar noch sanieren. Seine und Andrea´s Kleidung war völlig unversehrt, nur stank sie eben nach Rauch, nur von den beiden nebeneinanderliegenden Kinderzimmern war fast nichts mehr übrig. Von dort konnte man durch den Dachstuhl ins Freie blicken und die Feuerwehrleute hatten die Isolierung auch teilweise aufgemacht, um keine verborgenen Brände zu übersehen. Im Keller war das Wasser mehrere Zentimeter hoch gestanden-dort liefen gerade Pumpen, die es nach draußen beförderten. Gut, sie hatten Betondecken, die waren nicht beschädigt, aber das würden Fachleute entscheiden, was hier zu machen war. Gut war, dass alle wichtigen Papiere, die er im Arbeitszimmer im Keller aufbewahrt hatte, in einem dichten Metallschrank waren und daher nichts abgekriegt hatten. Mit zitternden Fingern holte er den Versicherungsordner hervor und ging mit diesem nun nach draußen. Im Wohnzimmer sah er in der Ecke noch zwei Puppen seiner Mädchen liegen-es waren ihre Lieblingspuppen-gut dass sie die gestern wohl nicht aufgeräumt hatten! Er holte auch die noch und dann war er froh, dass er diesen Ort momentan verlassen konnte.
    Anscheinend war er so weiß im Gesicht, dass Bonrath ihn sogar besorgt unterhakte. Draußen atmete er erst mal tief durch und aus den Augenwinkeln sah er ein ganzes Grüppchen besorgter Nachbarn, die gerade ihre Informationen ausgetauscht hatten. Er wählte nun zuerst die Schadenshotline der Brandversicherung und die Sachbearbeiterin versprach sofort einen Gutachter zu schicken. Dann bat er Dieter, doch für ihn herauszufinden, in welchem Krankenhaus Hintersteiner gelandet war, was dieser auch sofort erledigte.

    Aus der Menge der Nachbarn hatte sich ein Anlieger gelöst, mit dem Semir schon öfter mal ein Bierchen gezwitschert hatte. „Semir, wir sind sehr froh, dass ihr dieses Inferno überlebt habt! Als die heute Nacht eine Leiche abtransportiert haben, haben wir das Schlimmste befürchtet. Ich möchte euch unsere Wohnung im ersten Stock unseres Hauses anbieten. Da sind die Vormieter gerade ausgezogen. Wenn ihr da einziehen wollt, bis euer Haus wieder saniert ist-ihr seid herzlich willkommen!“ sagte er und Semir war sehr gerührt wegen der Besorgnis seiner Nachbarn. Er versprach, sich das durch den Kopf gehen zu lassen und als Dieter nun mit der Adresse des Krankenhauses zurückkam, in dem Hintersteiner lag, atmete er tief durch. Er würde jetzt nach vorne sehen-es war eh nicht zu ändern, was geschehen war.
    Mit dem Feuerwehrmann sprach er sich noch ab-der würde den Sachverständigen herumführen und ihm Bescheid sagen, damit der sich nach dem Rundgang bei Semir meldete. Dann tastete er nach dem BMW-Schlüssel in seiner Tasche und ging dann mit langsamen Schritten zu seinem Wagen. Im Kofferraum lag eine Plastiktüte mit Wechselklamotten für ihn und Ben, er hatte also im Augenblick etwas Sauberes zum Anziehen und das legte er in der Garage auch an. „Dieter, du kannst jetzt fahren-ich schaue jetzt erst nach dem Lebensretter meiner Familie und bringe nachher die Tatwaffe, mit der Sarah niedergestochen wurde, zu Hartmut in die KTU. Danke dass du mich abgeholt hast!“ sagte er und Dieter lächelte ihn an: „Ach Semir, falls ihr nicht wisst, wo ihr bleiben sollt, bis euer Haus wieder bewohnbar ist: Ihr seid herzlich eingeladen, du weißt, ich habe Platz genug!“ sagte er noch und Semir musste nun lächeln. Mit solchen Freunden, Nachbarn und Kollegen würde es weitergehen!

    Aha Milena hat also einen Freund oder Helfershelfer, der in einem stylischen kleinen Häuschen mitten im Wald wohnt. Der bietet den Flüchtigen erst mal Schutz und Hilfe. Alex weiß jetzt, wie sich ein Kaiserschnitt anfühlt :D-und Milena tauscht sich mit Semir über die Schmerzen einer Schussverletzung aus-ja da können die wohl beide mitreden!
    Kim findet derweil in der Wohnung einen theatralisch mit Blut gemalten Hinweis-was Milena ihr da wohl mitgeteilt hat?

    Anscheinend ist es durchaus möglich, über den Bunker in die Schule zu gelangen, aber ich kann mir das schon vorstellen, dass da irgendein Schrank oder sowas vor der Tür steht, oder die zumindest verschlossen ist, denn wie jeder weiß sind Kinder neugierig und sonst hätten Generationen von Schülern da schon Entdeckungsreisen und Mutproben veranstaltet.
    In meinem alten Gymnasium in Augsburg gab es auch so einen Luftschutzkeller, der wurde später zur Aufbewahrung der Lehrmittel verwendet, da überlief uns bei der Bücher-Aus-und Rückgabe immer ein Gruselschauer! Vor allem an die dicke Eisentür am Eingang erinnere ich mich noch genau, die war aber den Rest des Jahres zugesperrt-und das haben wir oft nachgeprüft!

    Frau Krüger macht auf Hinhaltetaktik und kommt sogar damit durch, was mich verwundert, denn das dürfte ja überhaupt kein Problem darstellen so nen Van innerhalb kürzester Zeit bereitzustellen, aber da lässt sich Olli dann doch über den Tisch ziehen. Wie wir schon vermutet haben, muss auch der Doc mit, falls die Befreiung nicht zuvor klappt-warum vermute ich nur, dass das nicht hinhauen wird?

    Als Semir nach einer ganzen Weile ebenfalls erwachte, drehte er sich um und musste ein Stöhnen verkneifen. Verdammt, sein Arm tat ganz schön weh! Als er sich umwandte, sah er Andrea relativ fit in ihrem Bett liegen und ihn besorgt mustern, anscheinend war sie schon wach gewesen. Leise flüsterte sie: „Semir was ist los? Hast du Schmerzen?“ aber er winkte ab. „Es zieht ein wenig im Arm, aber sonst geht’s schon, wie fühlst du dich?“ wollte er dann wissen. Andrea zuckte mit den Schultern. „Passt schon, ich bin nur froh, dass wir alle leben-das hätte auch anders rausgehen können!“ sagte sie, hustete ein wenig und dachte mit Schaudern an ihre mitternächtlichen Erlebnisse zurück. Semir nickte ernst und schwang dann die Beine aus dem Bett. Langsam begannen sich auch die Kinder zu regen und als Semir auf die Uhr sah, stellte er fest, dass es gerade sieben Uhr war-um diese Zeit standen sie zuhause auch immer auf. Zuerst schlug Ayda die Augen auf und kurz danach Lilly. Beide waren erst ganz verwirrt, aber als Mama und Papa dann zu ihnen eilten und sie fest in ihre Arme nahmen und leise mit ihnen begannen zu reden, konnten sie sich bald orientieren und ließen sich auch beruhigen. Da kamen auch schon die Schwestern herein, maßen mit dem Ohrthermometer das Fieber und die beiden Mädchen bekamen wohlschmeckenden Schmerzsaft-Nurofen-den sie auch willig nahmen. Andrea und Semir gingen mit ihnen zur Toilette und Semir schlüpfte danach wieder in seine nach Rauch stinkenden Kleider. Andrea wusch sich und die Kinder, während Semir auf den Flur hinausging und fragte, ob ihm jemand sagen konnte, wie es Sarah ging, nach Ben würde er nachher selber sehen. Er wurde gebeten, doch noch bis nach dem Frühstück im Zimmer zu bleiben, dann würde der Arzt kommen, sie alle untersuchen und entscheiden, wie man weiter verfahren würde. Das Frühstück wurde gebracht und alle ließen sich, trotz der schrecklichen Erlebnisse in der Nacht, die Mahlzeit schmecken. Die Erwachsenen mit Kaffee, die Kinder mit Kaba und kaum hatten die Kinder danach nach ihren Spielzeugtieren und dem Feuer gefragt und ein wenig zu weinen begonnen, getröstet und in den Armen gewiegt von ihren Eltern, die ihnen etwas vom Spielzeughimmel erzählten, traf auch schon der Arzt ein und untersuchte sie der Reihe nach durch.

    Zuerst kamen die Kinder dran. Er hörte sie gründlich ab und wickelte auch die Verbände, unterstützt von der Schwester, ab. „Ich würde die beiden gerne noch dabehalten. Ihre Lungen sind noch nicht ganz frei, wir lassen sie heute ein paarmal inhalieren und verbinden die Extremitäten neu mit schmerzstillender Flammazinesalbe. Die wirkt auch noch antibakteriell, aber es wäre trotzdem möglich, dass die beiden vielleicht ein Antibiotikum brauchen!“ sagte er. Auch Andrea´s Lunge gab noch Anlass zur Besorgnis, auch sie würde noch im Krankenhaus bleiben.
    Nur Semir sagte gleich von Anfang an: „Tut mir leid, aber ich habe so viel zu erledigen, ich kann auf gar keinen Fall untertags dableiben. Meinetwegen komme ich abends wieder her zum Schlafen, ich bezweifle nämlich auch, dass unser Haus noch bewohnbar ist, aber ich muss jetzt dann gleich mal dorthin fahren!“ erklärte er. Trotzdem hörte der Arzt auch Semir ab, aber dessen Lunge war wirklich nicht so betroffen. Er verzog zwar kurz das Gesicht, als der Arzt seinen Arm betastete, aber dann zuckte der Doktor mit den Schultern. „Wenn sie unbedingt möchten, kann ich sie regulär entlassen. Ihr Bett können wir da lassen, dann kommen sie eben heute Abend als Begleitperson wieder her. Ich verstehe das, dass sie so einiges zu erledigen haben, aber machen sie bitte ein wenig langsam, damit die Wunde nicht wieder aufreißt!“ bat er Semir und der nickte dankbar. Er bekam noch ein paar Schmerztabletten mit und machte sich dann auf den Weg-zunächst zur chirurgischen Intensivstation, auf der Sarah lag, wie ihm die Schwestern mitgeteilt hatten.

    Als er draußen läutete, wurde er gefragt, ob er Angehöriger sei. „Nicht direkt, aber ich denke, es wäre in ihrem Sinne, dass ich nach ihr sehe, vor allem weil ihr Lebensgefährte selber sehr krank ist. Ich kann ihnen aber vielleicht die Telefonnummer ihrer Eltern besorgen!“ erklärte er. Natürlich war ihm klar, dass er eigentlich kein Recht auf Auskunft hatte, dann fiel ihm allerdings noch etwas ein. „Sarah wurde ja auch Opfer eines Verbrechens und ich bin Polizist und ermittle in dem Fall!“ und nun wurde er doch hereingebeten. Der behandelnde Arzt ließ sich Semir´s Ausweis zeigen und dann bat er ihn, leise mitzukommen. Sarah lag in einem leicht verdunkelten Einzelzimmer. Es herrschte dort eine sehr ruhige Atmosphäre und sie schlief unter einer dünnen Decke friedlich vor sich hin. Mit Erleichterung sah Semir, dass sich der Bauch unter der Decke noch wölbte. „Wie geht es ihr und dem Baby?“ fragte er flüsternd, aber der Arzt bat ihn nun kurz ins Büro. „Das Messer konnte heute Nacht in einer Notoperation entfernt werden. Sie hat allerdings eine schwere Gefäßverletzung, die nur notdürftig geflickt werden konnte, um das Kind nicht zu gefährden!“ sagte er. „Die nächsten zwei Tage werden zeigen, ob sie das überlebt und das Kind behalten kann, es stand Spitz auf Knopf heute Nacht. Ich habe hier auch das Messer-es wurde im OP nur mit Handschuhen angefasst und danach sofort eingetütet!“ sagte er und erhob sich, um das Semir zu geben. Insgeheim wunderte er sich, dass der Polizist nach Rauch stank und auch mit einer am Ärmel zerfetzten Jacke bei ihm vorsprach, aber ihm sollte es Recht sein-sie hatten schon im Kollegenkreis wegen dem Messer diskutiert, denn das musste ja die Polizei zur Spurensicherung bekommen, so war das üblich. Nun hatte er seine Pflicht hiermit erledigt und Semir nahm die Tüte dankend entgegen. „Ich gebe ihnen später die Telefonnummer der Eltern durch!“ sagte Semir noch und verabschiedete sich dann von dem Arzt, um als Nächstes zu Ben zu gehen.

    Der war inzwischen gewaschen worden und dort durfte Semir auch sofort hinein-die Verbindung zwischen den beiden Freunden und Kollegen war hinreichend bekannt. „Ben!“ sagte Semir weich, als er seinen Freund leicht auf der Seite liegend vorfand. Allerdings erschrak er, denn der sah verfallen aus und als er dessen Hand nahm, fühlte die sich glühend heiß an. Inzwischen hingen einige Perfusoren am Infusionsbaum, aber Semir hatte ja keine Ahnung, was das für Medikamente waren. Die würden hier schon alles richtig machen-hoffte er zumindest. „Ben ich war gerade bei Sarah!“ erzählte er seinem Freund. „Sie wurde heute Nacht operiert und liegt jetzt selber beatmet auf einer anderen Intensivstation. Die beiden nächsten Tage werden zeigen, ob sie das Baby behalten wird, aber sie hat ganz friedlich ausgesehen!“ erklärte er ihm, obwohl er ja nicht wusste, ob der überhaupt etwas mitbekam. „Ich fahre jetzt zu meinem Haus und schaue mal, was davon noch steht!“ sagte er dann traurig. „Abends komme ich wieder und schaue nach dir und nach Sarah!“ erklärte er ihm dann und verabschiedete sich. Draußen sagte er noch zu einer Schwester: „Wissen sie jetzt schon, was das für ein Schlangengift ist, das mein Kollege gespritzt gekriegt hat?“ aber die Schwester schüttelte den Kopf. Das mit dem Schlangengift war ihr neu. Ben lief zwar unter „Intoxikation mit einer unbekannten Substanz“, und sie persönlich hatte von irgendwelchen Schlangen sowieso keine Ahnung, aber sie würde nachher den Arzt fragen, was das damit für eine Bewandtnis hatte.
    Semir wandte sich dem Ausgang zu, aber als sein Blick dann auf das eingetütete Messer in seiner Hand fiel, griff er zum Handy und rief in der PASt an.

    Nach ein paar Tassen heißem Tee ist Ben wieder wie neu und schreitet jetzt zur Rettung Semir´s-das sind einfach Helden, die trotzen der Kälte und dem Ertrinkungstod, aber wie wir ja wissen, wird Ben´s Hilfe in Kürze ja dringend gebraucht!
    Die Brüder sind nun auch zufrieden und setzen ihre Winterwanderung fort-ich hoffe ja immer noch, dass sich Ben da irgendwie erkenntlich zeigt für seine Lebensrettung, aber im Augenblick schauts nicht so aus!

    Gut Ben ist wieder zurückgegangen-ich hätte nichts anderes erwartet, aber er ist so überzeugt davon, dass die Waffen in Hattingen sind und verklickert das auch dem Geiselnehmer, dabei weiss doch der am besten, dass die im alten Munitionsdepot sind-also was hat der vor? Gut, immerhin sollen die übrigen Geiseln frei kommen, das ist schon mal ein Angebot, aber wenn die nun alle miteinander in Hattingen ankommen und da ist nichts zu finden-was tut Olli dann mit Semir, Ben und dem Doc?
    Ich setze jetzt meine Hoffnung darauf, dass Alex mit seiner Eingreiftruppe schneller über den alten Bunker in die Schule kommt, als sich Olli umdrehen kann!

    Für Ben hatte eine lange Nacht begonnen. Vor Sorge und Schmerzen konnte er nicht schlafen. Er wurde zwar alle zwei Stunden gedreht, anders gelagert und wenn nötig abgesaugt, aber immer noch war es niemandem aufgefallen, dass er wach und sozusagen ein Gefangener in seinem eigenen Körper war. Wie es wohl Sarah ging? Und ob sie und das Baby überhaupt noch lebten? Angestrengt lauschte er, ob irgendeine der Schwestern etwas erzählte, aber er bekam leider nun gar keine Informationen mehr. Er hatte auch viel Zeit zum Nachdenken. Was wäre, wenn sich sein Zustand nicht mehr ändern würde? Eines wusste er sicher, wenn er diese schrecklichen Ganzkörperschmerzen noch viel länger aushalten musste, würde er wahnsinnig werden! Aber nur mal hypothetisch: Er wäre dann ja ein Vollpflegefall und würde vermutlich in irgendeinem Heim vor sich hinvegetieren. Er hatte solche Fälle schon im Fernsehen gesehen. Die Gliedmaßen der Pflegefälle verkrüppelten, die wurden zwar sorgfältig gepflegt, aber man konnte nur hoffen, dass deren Gehirne dann auch schon so tot waren, wie die Körper. Wenn man sich vorstellte, dass die so wach und lebendig im Kopf waren, wie er gerade, war das eine der schlimmsten Foltern, die man sich vorstellen konnte. Er hatte mit Sarah schon öfter mal die Fernsehserie: „Der letzte Bulle“ angeschaut und über Henning Baum und die Situationen, in die er in seiner Rolle immer kam, auch sehr gelacht, aber Sarah hatte ihm dann erklärt, dass das faktisch unmöglich war, dass jemand nach einem dermaßen langen Koma einfach aufstand und sein Leben da wieder aufnahm, wo er es unterbrochen hatte. Da würde eine monatelange Reha vorausgehen und der körperliche Zustand wäre nie mehr so, wie zuvor. Sollte das vielleicht auch sein Schicksal werden? Wenn Sarah und das Baby überlebten-würden sie ihn dann besuchen? Würde er sein Kind aufwachsen sehen? Vermutlich würden sie am Anfang regelmäßig kommen, dann würden die Besuche immer seltener werden und irgendwann würde man noch zu Weihnachten und zum Geburtstag an ihn denken und das wars dann! Ben wollte rufen, wollte schreien, wenigstes die Augen aufmachen, aber auch mit äußerster Willensanstrengung gelang das nicht. Er war verdammt, so liegenzubleiben, wie ihn die Schwestern hinlegten und konnte nicht einmal einer drückende Falte des Lakens ausweichen-da musste er warten, bis beim nächsten Lagerungsintervall die Pflegekräfte ihre Arbeit sorgfältiger machten. Er wollte weinen, seinen Kummer in die Welt hinausschreien, aber er lag stumm und reglos in seinem Bett.

    Sarah war inzwischen auf die chirurgische Intensivstation gebracht worden. Man hatte sie tief sediert, damit sie auch keinen Blutdruckanstieg bekam. Die Drainagen wurden mit Ablaufbeuteln versehen, damit man sofort reagieren konnte, falls sich Blut darin sammelte. Man legte ihr eine Magensonde, um sie so zu ernähren, aber sonst ging man sehr ruhig mit ihr um, bewegte sie nur, wenn es absolut notwendig war und ließ sie mit einer wärmenden Decke auf einer Wechseldruckmatratze vor sich hin schlafen. Das Baby in ihrem Bauch lag ja in der gleichen Narkose wie seine Mutter, aber das war jetzt eben nicht zu vermeiden. Falls Sarah wach werden würde und vor Aufregung Wehen bekam, oder auch nur stark hustete, oder presste, würde sie vielleicht auf der Stelle verbluten. Daher war die tiefe Sedierung mit Zielblutdruck um die hundert jetzt das Beste, was man für sie und das Kind tun konnte. „Wenn wir die ersten 48 Stunden überstanden haben, ist das Schlimmste vorbei. Bis dahin müsste sich die Gefäßwand wieder so weit zusammengezogen haben, dass die Gefahr der Blutung minimiert ist. Dann können wir sie aufwachen lassen!“ erklärte der Gefäßchirurg den betreuenden Intensivärzten und –schwestern. Man hatte die Sedierungsmedikamente so gewählt, dass sie auch für das Kind relativ ungefährlich waren. Natürlich war eigentlich jedes Medikament in der Schwangerschaft kritisch zu betrachten, aber es kam ja immer wieder vor, dass Schwangere eine Narkose brauchten, oder beatmet werden mussten und von den verwendeten Medikamenten war bekannt, dass sie keine fruchtschädigende Wirkung hatten. So ließ man Sarah dann ruhig in ihrem Einzelzimmer liegen, stellte sogar die Alarmtöne leise, um sie im Unterbewusstsein nicht zu beunruhigen und hoffte, dass die Zeit für sie arbeiten würde.

    Semir und seine Familie hatten wider Erwarten erholsam geschlafen. Ab und zu war die Nachtschwester hereingekommen und hatte das Befinden ihrer vier Patienten mit der Taschenlampe kontrolliert, aber die atmeten alle frei, zwar von gelegentliche Hustenstößen unterbrochen und mit Sauerstoffsonden in der Nase, aber das Befinden war den Umständen entsprechend in Ordnung. Andrea war die Erste, die am Morgen die Augen aufschlug. Erst als sie ihre Blicke schweifen ließ und das Krankenhauszimmer erkannte, waren die Erlebnisse der Nacht wieder präsent. Als sie allerdings ihre Kinder und Semir ruhig atmend neben sich liegen sah, wurde sie bei allem Schock von einer großen Dankbarkeit ergriffen. Sie lebten-und das war das Wichtigste!

    Hintersteiner war in der Spezialklinik noch in der Nacht sofort operiert worden. Man hatte die verbrannte Haut mit der eingeschmolzenen Kleidung abgetragen und zum Schutz vor Infektionen mit einer Kunsthaut abgedeckt. Er lag ebenfalls beatmet in einer keimarmen Umgebung, bekam Antibiotika und viel Flüssigkeit gegen den Verbrennungsschock und war voll verkabelt worden. Sein Zustand war zwar kritisch, weil er doch einen relativ hohen Prozentsatz der Hautoberfläche verbrannt hatte, aber wenn keine Komplikationen wie Nierenversagen dazu kamen, hatte er doch recht große Chancen, das zu überstehen. Wie das kosmetisch später aussehen würde, konnte man noch nicht absehen, aber er war in dem Verbrennungszentrum in guten Händen.

    Der Brand in Semir´s Haus konnte relativ rasch gelöscht werden. Das Kinderzimmer war zwar komplett ausgebrannt und auch der Dachstuhl hatte Schäden, aber man würde das Haus wieder reparieren können. Allerdings war alles total verraucht und die untenliegenden Stockwerke, sowie die meisten Möbel durch das Löschwasser beschädigt. Als der leitende Feuerwehrkommandant das Haus zur Spurensicherung frei gab, wurde aus dem Kinderzimmer die verbrannte Leiche des Chemikers geborgen und zur Obduktion in die Gerichtsmedizin gebracht. Nach und nach fuhren die Einsatzfahrzeuge weg, nur drei Feuerwehrleute blieben noch zur Brandwache da, falls irgendwelche Glutnester wieder aufflammten. Sonst blieb die Nacht ruhig und man wartete nun darauf, dass es Morgen wurde und der Eigentümer und der Sachverständige der Brandversicherung erschienen, um den Schaden zu schätzen. So ging eine schicksalsträchtige Nacht zu Ende, die zwar ein Todesopfer gefordert hatte, aber das hatte es verdient!

    Na endlich-Ben ist wieder zurück unter den Lebenden und jetzt haben die beiden Kölner Brüder alles richtig gemacht. Klar ist es unwahrscheinlich, dass Ben nach dieser langen Zeit im kalten Wasser einfach so aufwacht, aber wie die anderen schon geschrieben haben-die Helden-und da meine ich alle Cobradarsteller von Anfang an-dürften alle schon nicht mehr leben, wenn die Serie realistisch wäre. Er kriegt was Warmes zu trinken, kassiert sein Handy ein und dann beginnt er sich statt um sich selber, Sorgen um Semir zu machen. Gut, wie wir aus dem Piloten wissen, kann der seine Hilfe nur allzu gut gebrauchen, aber jetzt wissen wir wenigstens, wie Ben gerettet wurde!
    Und klar musst du weiter veröffentlichen, Björn, sonst verlieren unsere Neuleser vielleicht die Lust und das kannst du nicht verantworten! ;)