Beiträge von susan

    Aus dem Goldenen Dreieck war inzwischen eine große Lieferung eingetroffen. Nachdem sein Mitwisser und Freund inzwischen operiert war, aber noch einige Zeit in der Klinik am Bodensee bleiben musste, packte der Geschäftsmann heimlich alleine die halbe Nacht das Rauschgift aus den neu eingetroffenen Designertaschen um. Seine Lieferanten hatten die Päckchen auch mit einem speziellen Duftstoff imprägniert, der Drogenhunde verwirren konnte. Außerdem führte keine einzige Spur zu seiner Firma und ihm persönlich. Er war ein unbescholtener Geschäftsmann, dessen Firma eine Weile ein wenig geschwächelt hatte, sich aber nun glänzend erholt hatte. Mit diesem Jäger als Informanten hatte er einen guten Griff getan und er beglückwünschte sich deswegen. Er hatte kurz überlegt, wie er dessen Nachschub zu ihm bringen sollte, aber dann hatte er beschlossen, den in einen normalen Umschlag zu stecken, einen Adressaufkleber drauf zu kleben, als wenn ein Paketdienst den zugestellt hätte und ihn dann in den Briefkasten zu stecken, während der in der Arbeit war und hoffentlich nach Informationen Ausschau hielt.
    Er stellte seinen luxuriösen Mercedes in der Nähe von Ben´s Haus ab, lief ein paar Schritte und wartete dann, bis ein Mitbewohner die Haustür aufsperrte. Mit einem gewinnenden Lächeln verschwand er zielsicher im Hausflur und bei der gepflegten Erscheinung im perfekt sitzenden Anzug hatte der Nachbar auch keinerlei Bedenken den fremden Mann hinein zu lassen. Der ging zur Tarnung ein paar Treppen hinauf und atmete auf, als der Nachbar in einer unteren Wohnung verschwand. Leise stieg er die Treppe wieder hinunter und hatte gerade den schmalen braunen Luftkissenumschlag in Jägers Briefkasten versenkt, da wurde neben ihm die Tür aufgesperrt und Sarah stand vor ihm. Er erkannte sie sofort, denn er hatte schließlich genügend Fotos von ihr gesehen. Hoffentlich hatte sie nicht bemerkt, dass er gerade in ihrem Briefkasten etwas hatte verschwinden lassen! Er nickte grüßend mit dem Kopf und verließ mit schnellen Schritten das Haus. Sarah wollte gerade nach oben gehen, als sie bemerkte, dass etwas in ihrem Briefkasten war. Mit der Post konnte das nicht gekommen sein, denn die war schon da gewesen und Sarah hatte den Inhalt vorhin schon mit in die Wohnung genommen. Deshalb sperrte sie den Briefkasten auf, nahm den braunen Umschlag heraus und wog ihn neugierig in ihrer Hand. Ob da wohl ihr Geschenk drin war? Sie hätte schwören können, dass der gut gekleidete Mann den vorhin eingeworfen hatte, aber das war mit Sicherheit kein Paketdienst. Seufzend stieg sie die Treppen hinauf. Mann sie musste jetzt schon immer ordentlich schnaufen, der Bauch drückte und sie wurde auch schnell müde. Deswegen legte sie sich noch ein wenig aufs Sofa und ruhte sich aus, bevor sie sich dem Haushalt widmete. Den Umschlag legte sie auf das Sideboard und dachte auch nicht mehr weiter daran.

    Heute fuhr Ben, der langsam wieder der Alte war. Es war kein Zittern zu bemerken, er wirkte konzentrierter und Semir sah auch kein einziges Mal untertags, dass er seine Hand auf den Bauch legte-anscheinend waren seine Magenschmerzen besser. Sie machten normale Streifenfahrten und unterwegs hielt Ben einmal bei einem Juwelier an und kam wenig später mit einem schmalen Päckchen wieder heraus. „Was hast du jetzt gekauft?“ fragte Semir neugierig, der im Wagen sitzen geblieben war. „Ich habe mich gestern mit Sarah gestritten. Wir haben uns zwar heute Morgen wieder versöhnt, aber jetzt möchte ich ihr eine Kleinigkeit schenken, damit sie mir nicht mehr länger böse ist!“ erklärte Ben wahrheitsgemäß. „Mann davon kann ich nur träumen-sowas gibt unser Budget nicht her-das Allerhöchste der Gefühle, wenn ich mich mit Andrea gestritten habe, ist ein Blumenstrauß zur Versöhnung!“ seufzte Semir. „Das ist eine gute Idee!“ befand Ben und als sie am nächsten Blumengeschäft vorbeikamen, ging er auch da noch hinein und kam mit zwei kleinen, aber wunderhübsch gebundenen Sträußen wieder heraus. Einen davon überreichte er feierlich Semir: „Da, der ist für Andrea-brauchst ihr ja nicht zu sagen, dass ich den gekauft habe!“ sagte er mit einem Lächeln und Semir erkannte Ben gar nicht wieder.
    Sie brachten den Arbeitstag zu Ende, wobei gegen Abend Ben schon wieder begann unruhig und unkonzentriert zu werden, aber kurz nach fünf machten sie beide Feierabend und jeder strebte mit seinem Geschenk nach Hause.

    Andrea war sehr gerührt, dass Semir ihr einfach so etwas mitgebracht hatte und nachdem die Kinder im Bett waren, machten sie sich noch einen schönen Abend. „Ach Semir-heute war der Vorarbeiter der Baufirma bei mir. Die sind jetzt mit den Böden so weit fertig, aber jetzt muss das Haus drei Wochen austrocknen. Die Firma hat Betriebsurlaub und deshalb sollen wir uns nicht wundern, wenn jetzt eine Sanierungspause ist-das sei so geplant, hat er mir gesagt. In drei Wochen geht das zügig weiter mit der Restaurierung und in etwa drei Monaten können wir dann wieder zurück in unser Haus.“ erzählte sie ihm noch und Semir nickte, bevor er sie in seine Arme zog und zärtlich küsste.

    Sarah konnte zwar an und für sich von ihrer Wohnung aus nicht auf die Tiefgarageneinfahrt blicken, aber sie hatte gegen Abend festgestellt, dass sie kein Brot mehr im Haus hatten und war noch losgegangen, um in der nahe gelegenen Bäckerei eines zu besorgen. Als sie zurück kam, hätte sie schwören können, dass Ben gerade in die Tiefgarage gefahren war, als er aber eine Viertelstunde später immer noch nicht auf der Matte stand, befand sie, dass sie sich wohl getäuscht hatte. Dort unten standen mehrere silberne Fahrzeuge und sie hatte, während sie wieder mühsam die Treppe hinauf schnaufte, auch bloß aus den Augenwinkeln gesehen, wie ein Wagen dort verschwunden war. Einige Zeit später stand Ben gut gelaunt vor ihr und überreichte ihr den Blumenstrauß. „Ist Post für mich gekommen?“ fragte er harmlos und ließ derweil seine Blicke schon hektisch durch die Wohnung schweifen. Im Briefkasten war nämlich nichts gewesen!

    Sarah freute sich sehr über den Strauß und wies mit dem Kopf zum Sideboard, während sie eine Vase holte und die Blumen dorthinein arrangierte. Ben nahm schnell den Umschlag an sich, ging damit ins Bad und schloss sich ein, wie Sarah verwundert konstatierte. Na sie würde auf ihre Überraschung schon warten können, so wichtig war das auch nicht! Männer-da benahmen sie sich wie kleine Kinder befand sie, aber sie freute sich dann doch sehr, als Ben ihr wenig später eine hübsche Halskette in einer schmalen Verpackung überreichte.
    Ben hatte im Bad hektisch den Umschlag aufgerissen und dann erleichtert aufgeatmet, als zehn kleine Päckchen heraus purzelten. Er versteckte sie vorrübergehend in einer alten Socke im Wäschepuff-später würde er sie in die Tiefgarage schaffen. Er hatte sich vorhin den letzten Schuss verpasst, um sechs seinen Anruf erledigt und war schon entsprechend unruhig gewesen, aber so waren die nächsten Tage gesichert. Als er Sarah die Kette umlegte und ihr versicherte, wie gut die ihr stand, war der Abend gerettet und nachdem sie zu Abend gegessen hatten, dösten sie Arm in Arm ein, allerdings ohne miteinander zu schlafen-das ging einfach nicht.
    Gegen Morgen stahl Ben sich wieder aus dem Bett, zog sich leise an und verschwand mit seiner Socke in der Tiefgarage. Als er sich den nächsten Schuss gesetzt hatte, kam er nach einer Weile wieder zurück ins Bett und Sarah wunderte sich im Unterbewusstsein, was er wohl so lange auf der Toilette gemacht hatte. Dann kuschelte sie sich aber wieder an ihn und bedauerte, dass er es im Augenblick vorzog in langärmligem Shirt und Shorts zu schlafen-früher war er oft nackt im Bett gelegen und sie konnte sich auch nach der ganzen Zeit, die sie schon zusammen waren, an seinem wohl geformten Körper nicht satt sehen. Aber gut-sie wurden bald Eltern, vielleicht war es einfach an der Zeit sich umzustellen, sie trug schließlich auch lieber ein Schlafshirt.

    Der arme Fahrer! Er wird zwar von Semir und Ben befreit, aber sein Trauma wird dadurch nicht geringer! So wie es aussieht, werden die Fahrer der Spedition Lohrbach die Tour nicht fahren-ich denke, wir kennen die neuen Transporteure!
    Was gut ist-anscheinend haben die Drahtzieher der Überfälle anscheinend vor, den Überfall selber durchzuziehen-wozu bräuchten sie auch sonst die Verkleidung? Bin schon gespannt, was da jetzt abgeht!

    Also Alex-sowas tut man doch nicht! einfach ne Frau versetzen, die einem etwas bedeutet! Und was hatte er denn so Wichtiges zu tun, dass er sie nicht mal anrufen und das Date absagen konnte? Aber Semir hat schon Recht: Ehrlichkeit ist vermutlich das Vernünftigste!
    Um nen Kaffee zu trinken, fahren die beiden Cops auf den Rathof-pfui-ist das nicht Vorteilsnahme im Amt, wenn sie sich privat auf nen gesperrten Parkplatz stellen? ;)
    Aber ganz schnell wird aus dem privaten Kaffeepäuschen plötzlich ein Einsatz, denn eine aufgeregte Frau meldet, dass Kind und Hund verschwunden sind-ach du liebe Güte! Semir und Alex machen sich auf die Suche-ich hoffe ja, die finden sowohl Kind, als auch Hund unversehrt wieder!

    Oh Kevin! Komm wach auf und vertrau dich Semir und Ben an, wenn sie kommen, um dich abzuholen! Irgend jemandem musst du doch vertrauen! Aber statt dessen sinnst du schon wieder darauf, wie du im Alleingang Jessy da rausholen kannst!
    Puh-ich war vielleicht erleichtert, als ich gelesen habe, wer und unter welchen Umständen geschossen hat. Kevin wird von Jessy weggeschickt und erkennt sogar selber, dass er vielleicht ein Stockholmsyndrom hat, was ihn aber nicht daran hindert, seine Zukunft mit Jessy irgendwie zu planen-na vielleicht ist es ja doch Liebe!
    Typisch für den Kevin, wie du ihn uns nahe gebracht hast, Campino ist auch, dass der sich in der Dorfkneipe nichts zu trinken bestellt und dann freundlich nach nem Telefon fragt, sondern gleich mit der Tür durch die Wand will. Aber ich bin jetzt mal gespannt, was für eine Story er seinen Freunden jetzt auftischt-und oh je-er denkt schon wieder an die bunten Pillen, so ein Mist!

    Heute ging es ein wenig länger, weil Semir und Ben noch einen Verkehrsrowdie gestellt hatten. Semir beobachtete vorher schon sorgenvoll, wie Ben immer wieder schwitzte, seine Hand auf die Magengegend presste, wenn er ihn ansah und immer häufiger nervös auf die Uhr blickte. Gegen sechs zog er sein Handy aus der Tasche, lief ein ganzes Stück weg, sprach ein paar kurze Worte hinein, um dann wieder zu ihrer Arbeit zurückzukommen. Der Angerufene hatte mit einem leisen Lachen gesagt: „Gut gemacht, Jäger-sag, macht deine Frau deine Post auf?“ fragte er und Ben verneinte. „Dann wirst du morgen Abend eine Lieferung in deinem Briefkasten finden-aber ohne Zubehör!“ sagte der Mann am anderen Ende und legte auf. Ben atmete innerlich auf, denn er hatte schon begonnen sich Sorgen zu machen, wie er zu seinem Nachschub kommen sollte. Auf normalem Wege sich was zu besorgen, würde ihn bald ins Visier seiner Kollegen kommen lassen. Die V-Leute waren überall-man wusste nie, wem man vertrauen konnte! Allerdings war er trotzdem froh, dass er immerhin die 5000 € in der Tiefgarage gebunkert hatte-man wusste ja nie!

    Dann kehrte er zu Semir zurück, der immer noch den uneinsichtigen Unfallverursacher belehrte. Der hatte unter ihren Augen einen anderen Wagen dermaßen geschnitten, so dass dieser PKW, voll besetzt mit einer türkischen Familie, auch mit kleinen Kindern darin, in die Leitplanke gerauscht war. Gott sei Dank gab es nur leicht Verletzte, aber Semir hatte sich an die Fersen des Verkehrsrowdies geheftet und ihn mehrere hundert Meter weiter in den nächsten Parkplatz beordert. Während die von ihnen verständigten Rettungskräfte sich um die Unfallopfer kümmerten, behauptete der Geschäftsmann steif und fest, er habe überhaupt nichts gemacht und sie sollten ihn gefälligst weiterfahren lassen. Ben, dessen Suchtdruck von Minute zu Minute größer wurde-er musste jetzt dann einfach nach Hause- hatte sich das eine Weile angehört. Semir hatte dem Mann gesagt, dass sie zwar keine Videoaufnahmen hätten, die der sofort zu sehen verlangte, dafür aber zu zweit wären und die Aussage zweier Polizisten wohl vor jedem Richter Bestand hätte. Nun trat Ben, der zuvor die Papiere des Mannes kontrolliert hatte, näher. Ohne zu zögern packte er ihn und zerrte ihn aus dem Wagen. „Wenn du jetzt nicht sofort deinen Fehler zugibst, verpasse ich dir eine, dass du nachher nicht mehr weisst, wie dein Name ist!“ zischte er und nun knickte der Fahrer ein. Ben hatte so bedrohlich und entschlossen gewirkt, dass er richtig Angst bekommen hatte-außerdem würde sein Anwalt das nun schon richten. Sein Führerschein war ihm jetzt sozusagen sicher, denn eine Bedrohung durch einen Beamten war genau das, was er gebraucht hatte. Er gab seine Aussage zu Protokoll, durfte dann sogar weiterfahren und als Semir und Ben-es war inzwischen schon nach 19.00 Uhr- im Wagen saßen und Richtung PASt kurvten, tadelte Semir seinen Kollegen. „Ben-das war ein Blödsinn, was du da gemacht hast. Sicher hat der im Augenblick alles zugegeben, aber wenn der nen guten Anwalt hat, wird ihm gar nichts passieren, dann haben wir uns ein Eigentor geschossen. Warum bist du denn so aggressiv, sowas ist doch unser Alltag und du weisst doch, wie solche Typen ticken!“ machte er ihm Vorwürfe. „Lass mich bloß in Ruhe!“ sagte Ben wild und starrte dann bockig aus dem Fenster und sagte keinen Ton mehr, bis sie an der PASt ankamen. Semir rief ihm noch zu: „Den Bericht schreiben wir morgen!“ aber Ben stieg wortlos und ohne sich nur noch einmal umzudrehen in den Mercedes und brauste vom Hof.

    Mann ihm war so elend, er hatte inzwischen Schmerzen am ganzen Körper, er brauchte ganz dringend seinen Stoff! Er konnte jetzt nur hoffen, dass jetzt alles glatt ging, denn schon begannen Schauer über seinen Körper zu jagen. In seiner Wohnsiedlung brauste er kurz vor einer alten Omi mit Hund, die gerade über den Zebrastreifen ging, durch und die drohte ihm dann mit dem Stock, beinahe wäre sie vor Schreck gestürzt! Kaum in der Tiefgarage angekommen, nestelte er mit zitternden Fingern seine Drogenutensilien heraus und bereitete die nächste Mischung zu. Einen Teil verschüttete er beim Aufziehen und er hätte deswegen beinahe geheult. Als er die Nadel in seinem Arm versenkte, überkam ihn zwar ein Gefühl der Erleichterung, aber der Kick fehlte heute fast völlig-anscheinend war die Dosis zu gering. Allerdings wurde er durchaus ruhiger und hörte zu zittern auf. Nach wenigen Minuten konnte er zu Sarah hochgehen und normal funktionieren, aber er war innerlich unzufrieden, ein Wort gab das andere und der Abend endete damit, dass sich Sarah heulend im Schlafzimmer einsperrte und er im Wohnzimmer auf dem Sofa kampierte.Er hatte zwar ein wenig geschlafen, aber morgens um drei schlich er sich aus der Wohnung, bereitete sich den nächsten Druck zu und diesmal war es super. Ein großer Friede und ein Glücksgefühl überkamen ihn. Er hörte Engelschöre singen und die Welt war wieder wunderbar. Er schlief noch ein paar Stündchen auf dem Sofa und als Sarah morgens aufstand, die Augen immer noch verheult, entschuldigte er sich und erzählte ihr, dass er am Vortag so aufgebracht wegen der Arbeit gewesen wäre. Während sie frühstückten-diesmal konnte er sogar etwas essen-erzählte er ihr: „Stell dir vor, da hat gestern so ein rücksichtloser Geschäftsmann im Audi TT eine vollbesetzte Familienkutsche geschnitten. Die sind verunfallt und das Auto war echt voller Kinder. Stell dir mal vor, dir geschieht sowas, wenn du unseren Zwerg mit im Wagen hast. Semir hat den zwar verhört, aber nichts herausgebracht-erst als ich ihn mir zur Brust genommen habe, ist er mit der Wahrheit herausgerückt!“

    Sarah die ja gerne Frieden wollte, nickte verständnisvoll, obwohl sie lieber nicht so genau wissen wollte, was ihr Partner mit dem Fahrer wohl getan hatte, geladen wie der gestern gewesen war. Ben war aber heute so gut drauf, wie lange nicht und so verabschiedete sie sich mit einem Kuss von ihm, als der zur Arbeit fuhr. „Ach Schatz-und falls heute Post für mich kommt, nicht aufmachen-das ist eine Überraschung für dich, ich habe im Internet etwas bestellt!“ sagte Ben noch geheimnisvoll und Sarah nickte. Sie machte doch nie seine Post auf-was sollte das?

    In der PASt angekommen, war Semir schon da und als Susanne Ben erblickte, sagte sie: „Ihr beide sollt zur Chefin kommen!“ und wortlos wechselten die beiden Polizisten einen Blick. Mit vor Zorn gerunzelter Stirn saß die Chefin an ihrem Schreibtisch. „Ich habe gerade einen Anruf von höherer Stelle bekommen. Es liegt eine Beschwerde gegen sie beide vor-sie hätten gestern Abend einen unbescholtenen Geschäftsmann mit körperlicher Gewalt bedroht und ihn zu einem Geständnis bezüglich eines Verkehrsvergehens genötigt! Was haben sie mir dazu zu sagen-Bericht habe ich nämlich darüber keinen gefunden!“ wollte sie wissen. Gerade wollte Semir zu sprechen anfangen, da begann Ben schon zu reden, dem es anscheinend wieder gut ging, wie Semir erleichtert feststellte. „Frau Krüger wir haben gestern Abend an der A1 beobachtet, wie ein Sportwagenfahrer rücksichtlos ein vollbesetztes Fahrzeug, in dem auch Kinder waren, geschnitten hat, so dass das in die Leitplanke gerauscht ist. Gott sei Dank gab es nur leicht Verletzte, aber da hätte einfach alles passieren können. Wir haben den flüchtigen Fahrer verfolgt und am nächsten Parkplatz ordnungsgemäß angehalten. Er hatte erst keinerlei Einsicht in sein Fehlverhalten, das war schließlich kein Kavaliersdelikt, da hätte es Tote geben können, es waren schließlich auch kleine Kinder im Auto, aber ich habe ihm dann in aller Deutlichkeit erklärt, dass das so nicht geht und dann hat er es doch zugegeben!“ erklärte er. Die Krüger warf einen Blick auf die Notizen: „Der Anwalt des Geschäftsmanns hat angegeben, sie hätten seinen Klienten aus dem Wagen gezerrt und ihm Prügel angedroht, wenn er nicht gesteht-was stimmt nun?“ fragte sie. Ben senkte den Blick und sagte kleinlaut: „Na ja, getan habe ich ihm nichts, aber festgehalten habe ich ihn schon!“ und nun schüttelte die Chefin seufzend den Kopf. „Jäger, was soll ich nur mit ihnen anfangen-ihnen ist doch hoffentlich klar, dass sie damit dem Täter nur in die Hände gespielt haben, jetzt wird sein Anwalt die Anklage abweisen können und er hat erreicht was er wollte. Also das nächste Mal-bitte mäßigen sie sich und jetzt raus und in spätestens einer Stunde möchte ich den Bericht auf meinem Schreibtisch haben!“ sagte sie und wie zwei begossene Pudel verließen Semir und Ben das Büro. Während Semir ihnen Kaffee einschenkte sagte er genüsslich: „Du schreibst!“ und ohne Widerworte begann Ben zu tippen. „Na endlich wird der wieder normal!“ dachte Semir, während er begann, andere Akten zu bearbeiten.

    Jetzt ist doch was schief gelaufen, bei den Überfällen. Die falschen Polizisten vergessen das Betäubungsgas und ein mutiger Fahrer versucht einen Alleingang, was er aber mit dem Leben bezahlt.
    Ich denke auch, dass sein Kollege, obwohl er die Täter ja gesehen hat, keinen Mucks sagen wird aus Angst um seine Familie und sein eigenes Leben. Allerdings könnte es sein, dass ein aufmerksamer Polizist vielleicht Ungereimtheiten bei seiner Erzählung findet und die Wahrheit aus ihm herauskitzelt-na dann mal ran, Semir und Ben!

    Alex und Semir schaffen es auch abseits der Autobahn aufregende Dinge zu erleben. Mit viel fahrerischem Können schafft es Alex, einen Transporter auszubremsen, dessen Lenker bewusstlos überm Lenkrad hängt. Du meine Güte-da haben die anderen Verkehrsteilnehmer aber Glück gehabt, dass die beiden Polizisten so besonnen reagiert haben, auch wenn es dem Fahrer leider nichts mehr geholfen hat!
    Aber Alex-leg das ab, dass du jedesmal mitleidest, wenn Blech verbogen wird, sonst kannst du als Semirs Partner keine Nacht mehr ruhig schlafen!

    Am nächsten Tag bezogen Semir und Ben, wie es eingeteilt war, Stellung am Rastplatz. Wie die Kollegen vor ihnen machten sie auf ahnungslose Reisende, vertraten sich die Beine, gingen zur Toilette und einen Happen essen, aber wie Ben durchaus erwartet hatte, geschah nichts. Gegen 14.00 Uhr wurde der Einsatz abgebrochen und man traf sich noch zur Nachbesprechung und der Einsatzleiter des Rauschgiftdezernats bedankte sich bei allen für die vergebliche Mühe. „Warum die Drogenübergabe jetzt nicht stattgefunden hat, weiss der Himmel. Eigentlich ist unser Informant sehr vertrauenswürdig und er war sich sicher, dass der Deal hier und heute stattfinden sollte. Allerdings haben diese Leute ja oft ein Gespür dafür, wenn sie observiert werden, so professionell man das auch anstellt! Ich danke ihnen allen jedenfalls und hoffe, unser nächster gemeinsamer Einsatz an der Autobahn wird erfolgreicher.“ sagte er und die Beamten zerstreuten sich jetzt wieder in alle Winde.

    „Wie geht´s dir denn heute?“ fragte Semir besorgt, denn Ben gefiel ihm immer noch nicht. Er hatte zwar ganz normal seine Arbeit gemacht, aber er war einfach anders als sonst-so fahrig, schreckhaft und unkonzentriert. Semir war wie selbstverständlich wieder gefahren, was sonst immer eine Grundsatzdiskussion ausgelöst hatte, aber jetzt rutschte Ben ohne Widerworte auf den Beifahrersitz, war wortkarg und wirkte irgendwie auch traurig. Semir fuhr bei der nächsten Gelegenheit an einem Parkplatz heraus, stellte den BMW in einer ruhigen Ecke ab und drehte sich zu Ben, der wortlos in seinem Sitz saß. „Ben, sag-was ist los?“ begehrte er zu wissen. Ihm fiel jetzt auch auf, dass sein Freund abgenommen hatte. Hoffentlich war das mit dem Magen nichts Ernstes. Er hatte auch noch nie erlebt, dass Ben mehrere Tage hintereinander untertags eigentlich nichts gegessen, sondern nur etwas getrunken hatte. Auch diese Kotzerei-das war doch nicht normal!

    Ben dachte fieberhaft nach. Wie gerne hätte er sich Semir anvertraut, aber das war völlig unmöglich. Erstens würde der sofort reagieren, ihn vom Dienst suspendieren lassen und in eine Klinik einweisen und zweitens würde er dann seinen nächsten Schuss nicht bekommen-und das Allerschlimmste würde sein, dass Sarah dann in höchster Gefahr schwebte. Er wusste, diese Kerle würden nicht zögern, ihr etwas anzutun! Seiner Partnerin und ihrem gemeinsamen Kind zuliebe, musste er schweigen und so weitermachen, wie bisher, obwohl ihm ganz tief im Inneren völlig klar war, dass das nicht endlos so weitergehen konnte. Er musste aber selber versuchen, dieses Dilemma zu lösen-vielleicht konnte er es schaffen, die Identität seiner Lieferanten herauszufinden, die dann mit Geld abzufinden oder sowas? Wobei er sich inzwischen nicht mehr vorstellen konnte, wie es wäre, ohne diesen magischen Augenblick jeden Tag, wenn er die höchsten Glücksgefühle hatte und für kurze Zeit alle Sorgen vergessen konnte. Aber da würde er später drüber nachdenken-jetzt war Semir wichtig, er musste ihm sofort eine schlüssige Begründung liefern, warum er so fertig wirkte.
    Nun fiel ihm etwas ein: „Weisst du Semir, irgendwie geht´s mir ja gerade vom Magen her nicht gut, ich kriege da zwar Tabletten dagegen vom Hausarzt, aber die brauchen halt eine Weile, um zu wirken, aber ich kann nicht so richtig essen und das schwächt mich eben!“ fing er an und Semir nickte verständnisvoll, fragte aber in der selben Sekunde nach: „Warum lässt du dich denn dann nicht krankschreiben? Irgendwie bist du mir gerade keine große Hilfe!“ bemerkte er. Ben ging über diese Bemerkung hinweg und kam nun zu dem Punkt, an dem Semir sicher großes Mitleid mit ihm haben würde. „Weisst du Semir, jetzt ist mir in der Nacht etwas passiert, wovon ich bisher nur gehört habe!“ sagte er und sein Freund sah ihn fragend an. Was mochte da vorgefallen sein, dass es Ben so sehr belastete. „Sarah und ich wollten miteinander schlafen und ich habe keinen hochgebracht!“ sagte er kurz und sah dann mit rotem Kopf zur Seite. Semir starrte ihn nun verständnislos an: „Und das findest du jetzt so schlimm, dass du dich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren kannst?“ fragte er und hätte beinahe lauthals zu lachen begonnen. Ben nickte schweigend und Semir schüttelte den Kopf. „Menschenskinder Ben-werd doch endlich mal erwachsen. Sowas kommt vor-manchmal hat man einfach den Kopf mit anderen Dingen voll, oder man hat zu viel getrunken. Wir sind doch keine Maschinen. Lass dir ein wenig Zeit und geh entspannt an die Sache ran, dann klappt das schon wieder!“ riet er ihm. Ben sah ihn nun unglücklich an: „Aber Sarah denkt jetzt, dass ich sie unattraktiv finde mit ihrem Schwangerschaftsbauch und hat deswegen geweint!“ erklärte er unglücklich. „Dabei ist sie nach wie vor die schönste Frau der Welt für mich und das ist doch unser Kind, das für die paar Pfund mehr verantwortlich ist und nicht, dass sie sich gehenlässt und zur Tonne futtert. Ich finde sie doch nach wie vor hoch attraktiv, aber es geht einfach nicht!“ sagte er. Semir dachte nach. Vielleicht konnte da ein Psychologe helfen, aber als er das ansprach wies Ben ihn schroff ab: „Du glaubst doch nicht, dass ich irgendjemandem außer dir von meinen Potenzproblemen erzähle, ist mir das schon schwer genug gefallen!“ und nun schwieg Semir. Nach einer Weile seufzte er auf, startete den Motor und sagte: „Ben, das wird schon wieder, jetzt setz dich deswegen nicht unter Druck, sonst klappts erst recht nicht, aber jetzt-komm lass uns Verbrecher fangen!“ und in diesem Augenblick brauste ein Porsche mit rücksichtsloser Fahrweise und überhöhter Geschwindigkeit aus dem Parkplatz. Semir ging auf´s Gas und wenig später schnappten sie sich den Verkehrssünder.

    Atemlose Spannung-ich bin gerade ganz blau im Gesicht, so habe ich die Luft angehalten. Ich war mittendrin in der Flucht und habe mich gemeinsam mit Kevin versteckt.
    Aber du lieber Gott, er wurde entdeckt und gerade als ich aufatmen will, weil es Jessy ist, ertönt ein Schuss-nur wer hat geschossen? Und auf wen?
    Großes Kino, Campino! :thumbup:

    Super-eine neue Geschichte!
    Auch mein Herzchen lacht, wenn ich lese, dass Ben als Semir´s Freund für ihn da ist und das ist auch dringend nötig, dem geht´s psychisch nämlich gerade nicht gut! Allerdings lenkt körperliche Arbeit ab und wenn ich da so an den Umzug meines Bruders denke, der vom dritten in den fünften Stock Altbau gezogen ist, dann wage ich zu prophezeien, das die beiden heute Nacht gut schlafen werden!

    Ben und Semir kriegen bei der Befragung der Zeugin heraus, dass der Entführte wohl Kevin ist, wie sie schon vermutet haben.
    Das kann ich mir vorstellen, dass man da als Beinahe-Entführungsopfer Angst hat-ich würde da nicht alleine in meiner Wohnung hocken! Ob allerdings die Beschreibungen der Täter Ben und Semir auf eine Spur führen, wage ich zu bezweifeln. Da wird kommissar Zufall zu Hilfe kommen müssen. Ach ja-Hilfe-ich glaube, die kann Kevin jetzt dann auch gebrauchen, wenn Andreas versucht, ihn zu "befragen" Hoffentlich ist er schon weg-sonst befürchte ich das Schlimmste für ihn! ;(

    Andrea scheint sich wirklich nicht mehr sicher zu sein, ob sie Robert noch liebt, aber trotzdem ruft sie bei Ben an, um den Verdacht ihre Lebensgefährten zu entkräften, dass Semir die Kinder aufhetzt. Ja Ben ist in diese Beziehungsgeschichte ganz schön involviert und erzählt natürlich Semir danach brühwarm von dem Telefonat. Semir ist sogar stolz auf seine Kinder, wenn die Robert Probleme machen und wenn er das nicht sagt, so spüren die das doch. Und klar wollen die meisten Kinder doch, dass Mama und Papa wieder zusammenkommen und agieren so gegen den neuen Freund.
    Aber dieses Wochenende mit Dana scheint gebongt, wenn nicht irgendwie da noch der Job dazwischenkommt, was ich befürchte.
    Die Fahrer, die derweil von den falschen Polizisten angehalten werden, schöpfen schon irgendeinen Verdacht, aber er wird ihnen vermutlich nichts nützen. Hey untertags ein leerer Parkplatz an der A3-das dürfte die grösste Schwierigkeit der Gangster sein, sowas zu finden!

    Er hatte wieder wundervolle Visionen und es war einfach das ultimative Gefühl. Ben lehnte im Sitz seines Wagens und war nur glücklich. Als sich irgendwann das Tor der Tiefgarage öffnete, rutschte er tiefer in seinen Sitz. „Mann da hat schon wieder jemand vergessen, das Licht auszumachen!“ hörte er seine Nachbarn schimpfen, die Gott sei Dank ihren Stellplatz ein Stück entfernt hatten und der Schweiß brach ihm aus. Dann allerdings wurde es finster und die Stimmen entfernten sich. Ben atmete auf-wenn die die Drogenutensilien bei ihm gesehen hätten, wäre es aus gewesen. Er machte das Licht wieder an, packte die Sachen hinter die Winterreifen und ging nach oben, wo er neben Sarah ins Bett kroch und tief und fest bis zum Morgen schlief. Er wurde erst wach, als jemand ihn rüttelte. „Ben wach auf, du hast verschlafen!“ sagte Sarah, die davon aufgewacht war, dass die Sonne sie im Gesicht kitzelte. Er fuhr aus dem Bett, putzte sich nur notdürftig die Zähne, warf sich eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht und dann raste er die Treppe hinunter.Er war gerade auf halber Strecke, da läutete sein Telefon. „Ben wo bleibst du-wir haben Besprechung!“ moserte Semir und Ben ging noch ein wenig stärker aufs Gas und rief in die Freisprecheinrichtung: „Ich bin gleich da!“ Wenig später bog er mit quietschenden Reifen in den Hof der PASt ein und hätte beinahe zwei uniformierte Kollegen überfahren, die gerade aus dem Streifenwagen ausgestiegen waren. Kopfschüttelnd musterten sie ihn, wie er den Wagen abstellte, eilends aus dem Auto sprang und an seinen Arbeitsplatz eilte. „Wenn das nicht Ben gewesen wäre, hätte ich jetzt seinen Führerschein kassiert!“ hörte er den älteren Polizisten schimpfen und erst jetzt drehte er sich um und rief: „Sorry!“ bevor er in den Besprechungsraum ging, wo gerade der Kollege der Drogenfahndung begonnen hatte, den Einsatz zu erklären.

    Semir musterte ihn und flüsterte ihm zu, während Ben sich auf den Stuhl fallen ließ, den sein Freund für ihn frei gehalten hatte: „Wenigstens frisieren hättest du dich gekonnt!“ denn Ben´s Haare standen wirr in alle Richtungen. Die Krüger warf einen missbilligenden Blick in ihre Richtung und so war Semir gleich still und lauschte den Ausführungen des Rauschgiftfahnders.„Wie wir von einem Informanten erfahren haben, ist morgen am Rastplatz Eifeltor am Vormittag eine Drogenübergabe geplant. Es soll sich um eine größere Lieferung handeln, wir wissen leider keine genaue Uhrzeit und auch sonst keine näheren Einzelheiten. Vielleicht gelingt es uns aber, durch ihrer aller Professionalität die Täter zu erkennen, festzusetzen und so die Übergabe zu verhindern. Ich möchte sie bitten, morgen in Zivil abwechselnd ein ganz normales Rastplatzleben zu simulieren. Gehen sie essen, vertreten sich die Beine und beobachten sie die Fahrzeuge, ob ihnen was auffällt. Es muss möglichst unauffällig ablaufen und natürlich dürfen nur Zivilfahrzeuge teilnehmen!“ sagte er und dann wurde im Detail festgelegt, wer von wann bis wann den Rastplatz observieren sollte. „Meine Kollegen sind sogar an der Tankstelle eingeschleust, es müsste schon nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn wir überhaupt nichts wahrnehmen würden!“ erklärte der Mann. „Und denken sie daran-die Täter sind vermutlich bewaffnet, zögern sie auch nicht, von ihrer Schusswaffe Gebrauch zu machen, wenn es notwendig sein sollte.“ schloss er seinen Vortrag noch ab und dann verteilten sich die Beamten wieder auf ihre Büros und gingen ihrer Routinearbeit nach.

    Semir schenkte Ben und sich erst mal einen Kaffee ein und sagte grinsend: „Na, wie in alten Zeiten-muss ich wieder anfangen, dich morgens abzuholen?“ fragte er und als wenig später die Chefin in ihr Büro kam, sagte sie mit einem Seitenblick auf ihren dunkelhaarigen Kollegen. „Jäger, hat morgens die Zeit nicht mal mehr zum Haare kämmen gereicht?“ und Ben griff entschuldigend nach einem Kamm, den er in seinem Schreibtisch verwahrte und floh regelrecht in die Herrentoilette. Dorthin kam Semir ihm nach und während sich Ben vor dem Spiegel kämmte, erleichterte sich Semir am Pissoir. Beim Haare kämmen war Ben´s Shirt, das eigentlich knapp über den Ellenbogen ging, nach oben gerutscht und Semir sah einen großen blauen Fleck und mehrere Einstiche. „Wie schaust du denn aus?“ fragte er und Ben wurde rot. „Ich hatte so Magenschmerzen und war deswegen gestern beim Blut abnehmen. Allerdings hat die Arzthelferin nicht auf Anhieb getroffen!“ log er und Semir lachte. „Na dann zieh das Shirt nur richtig herunter, das sieht ja aus, als wärst du ein Junkie!“ und nun war Ben ganz schlecht vor Aufregung. Ihm kam der Kaffee hoch und würgend rannte er in die Kabine und gab die drei Schlucke, die er genommen hatte, mit einem Haufen Galle wieder von sich. Semir blieb besorgt vor der Kabine stehen, während Ben über der Schüssel hing. Als nichts mehr kam, griff Semir ihm sogar unter die Achsel und führte ihn an seinen Arbeitsplatz. „Willst du nicht nach Hause gehen, wenn dir immer noch schlecht ist?“ fragte er, aber Ben nahm einen kleinen Schluck Mineralwasser und schüttelte den Kopf. „Ist schon vorbei-Sarah und ich waren gestern noch beim Italiener und ich habe Muscheln gegessen, vielleicht war da eine verdorben!“ schwindelte er und Semir nahm das schulterzuckend zur Kenntnis.Sonst lief den ganzen Tag nur Routine, aber Ben war nicht ganz bei der Sache, oft fiel ihm etwas herunter und gegen Abend meinte Semir zu sehen, dass er sogar leicht zitterte. „Ist dir kalt, wirst du krank?“ fragte er, aber Ben verneinte. Nach einem Blick auf die Uhr sagte er allerdings: „Sollen wir nicht pünktlich Feierabend machen, damit wir morgen für die Observierung frisch sind?“ und da stimmte Semir ihm zu. „Soll ich dich mitnehmen und morgen wieder abholen?“ fragte er, aber Ben schüttelte den Kopf. „Nein danke, ich muss auf dem Heimweg noch was für Sarah besorgen, ich fahre selber!“ lehnte er ab und nach einer kurzen Verabschiedung stieg Ben in den Mercedes und brauste vom Hof. Semir sah ihm sinnend nach. Irgendwas stimmte nicht mit Ben, aber was?

    Zuhause angekommen sah Ben auf die Uhr. Es war kurz vor sechs und so nahm er den Zettel mit der Nummer heraus, den er im Wagen liegen gehabt hatte und wählte mit zitternden Finger. Als am anderen Ende jemand abhob sagte er schnell: „Morgen Vormittag wird am Rastplatz Eifeltor eine Observierung durchgeführt, an der eine Menge Leute beteiligt sind!“ und nun pfiff der Mann am anderen Ende durch die Zähne. „Gut gemacht, Jäger!“ sagte er „bis morgen um dieselbe Zeit!“ fügte er dann noch hinzu und legte auf. Ben ließ aufatmend sein Handy sinken und heute bereitete er schon mit ein wenig mehr Routine den Schuss vor. Der Kick war wieder einzigartig, aber heute ließ Ben vorsichtshalber die Utensilien danach sofort unterm Sitz verschwinden. Als der erste Drogenrausch verflogen war, packte er die ganzen Abfälle in eine Plastiktüte und ging noch schnell an den Müllcontainern vorbei, wo er sie in der Tiefe versenkte. Dann ging er nach oben zu Sarah und zwang sich, wenigstens ein paar Bissen von ihrem Selbstgekochten zu essen, sonst würde die ihn tatsächlich noch zum Hausarzt schicken.

    Sarah erzählte von ihrem Tag. Sie hatte sich mit einer ehemaligen Kollegin getroffen, die einen einjährigen Sohn hatte und war ganz entzückt von dem Kleinen gewesen. „Wir haben eine Runde mit dem Kinderwagen gedreht, waren dann noch am Spielplatz mit ihm, ach der war so süß!“ schwärmte sie und Ben, der sich ja sauwohl fühlte im Augenblick, sagte lächelnd: „Warts ab-unser Kind wird noch viel süßer!“ und dann alberten sie noch eine Weile herum, bis Bettgehzeit war. Sarah schmiegte sich an Ben, der in letzter Zeit immer ein langärmliges Shirt in der Nacht trug. Sie hätte Lust auf ein wenig Sex gehabt, aber bei ihrem Partner regte sich nichts. „Komm, zieh dich aus!“ murmelte sie verführerisch, aber Ben schüttelte den Kopf-erschrocken, dass sich in seinem Tiefparterre nichts rührte. „Sarah, ich bin müde, lass uns schlafen!“ murmelte er und drehte sich weg. In der Nacht wachte er einmal auf, weil Sarah leise weinte. „Du findest mich nicht mehr attraktiv, fett wie ich bin!“ schluchzte sie, aber Ben versuchte sie nur dadurch zu trösten, dass er sie in den Arm nahm. „Das stimmt doch gar nicht!“ sagte er, aber mehr fiel ihm jetzt nicht dazu ein.

    Was sollte er tun? Wenn er seinem Verstand gehorchte, dann sollte er jetzt sofort seine Kollegen rufen und den Blonden festnehmen lassen. Er könnte dann behaupten, er hätte diese Drogenübergabe fingiert, damit er ihn überführen konnte, aber da sprachen mehrere Dinge dagegen. Erstens und am Wichtigsten: Er brachte Sarah und sein Kind damit in Gefahr! Natürlich könnte man sie in eine Schutzwohnung bringen, aber die wollte schließlich nicht irgendwo heimlich ihr gemeinsames Kind zur Welt bringen und sich mit dem monatelang nicht mit dem Kinderwagen auf die Straße trauen, bis man die Übeltäter überführt hatte, wenn das überhaupt gelang. Zweitens würde man bei ihm mit Sicherheit ein Drogenscreening und eine Haarprobe entnehmen und leider konnte man da sehr genau feststellen, wann der letzte Drogenkonsum erfolgt war und das eine Mal im Transporter war ja noch erklärlich, verzeihbar und nachvollziehbar, aber für die anderen Male musste er sich eine verdammt gute Erklärung einfallen lassen. Auch würde man ihn durchleuchten und wie sollte er die 5000€ erklären, die er abgehoben hatte-das sah eben auch nach einem klassischen Deal aus. Aber was am Allermeisten dagegen sprach: Er war dermaßen gierig nach dem Zeug, dass er am Liebsten sofort den Stauschlauch in Betrieb genommen und sich eine Dosis verpasst hätte. Als er dann allerdings auf die Uhr sah, packte er schweren Herzens das Päckchen, den Umschlag und den Stauschlauch hinter die Winterreifen ins Regal und trat dann mit zitternden Knien den Weg nach oben an. Irgendwann würde heute auch dieser Arzttermin zu Ende sein und dann würde er etwas haben, worauf er sich freuen konnte.

    Sarah kam gerade frisch gestylt aus dem Bad. „Prima, du bist ja ausnahmsweise mal überpünktlich!“ rief sie erfreut. „Wenn du zuvor noch was essen magst-ich habe heute einen Kuchen gebacken und habe mir gedacht, wir könnten danach ja noch zu unserem Lieblingsitaliener gehen!“ sagte sie und Ben nickte stumm. Verdammt, das würde wieder elend spät werden! Er biss einmal von einem Kuchenstück ab, aber er hatte überhaupt keinen Appetit und legte ihn dann wieder aufs Teller. „Schmeckt er nicht?“ fragte Sarah alarmiert, denn üblicherweise futterte Ben fast alleine so einen halben Schokoladenkuchen, aber der sagte nur: „Doch lecker, aber mein Magen ist noch nicht wieder so ganz in Form!“ und so strich ihm Sarah mitleidig über den Oberarm. „Wenn du noch nicht fit genug für den Italiener bist, können wir uns ja ´ne Pizza mit nach Hause nehmen!“ sagte sie und dann verschwand Ben nur noch kurz im Bad, klatschte sich kaltes Wasser ins Gesicht und benutzte ein Deo. Wenig später brachen sie auf. „Warum hast du denn den Wagen in die Tiefgarage gestellt?“ fragte Sarah überrascht „Oder sollen wir mit meinem fahren?“ und Ben nickte. „Das wäre gut, ich bin noch nicht wieder so auf dem Damm!“ sagte er und so gingen sie die paar Schritte zu Sarah´s Polo. Er hatte zwar zwei Stellplätze in der Tiefgarage gekauft, aber da standen üblicherweise der BMW und sein Porsche-Oldtimer. Sarah hatte einen Anliegerparkausweis, denn zu den Zeiten wo er heimkam, war das immer noch schwer mit den Parkplätzen, während man nachts jederzeit einen in der Nähe fand. Eigentlich hatte Ben ja erst vor wenigen Monaten eine BMW-Familienkutsche gekauft, aber damit waren sie vor Verbrechern geflohen und darin beschossen worden. Nun war Sarah abergläubisch und wollte ihr Kind nicht in diesem Fahrzeug transportieren. „Das bringt Unglück!“ hatte sie prophezeit und so stand das Fahrzeug repariert wieder beim Händler zum Verkauf und sie würden es dann durch einen anderen Kombi ersetzen.

    Sarah kurvte routiniert durch die Stadt und wenig später parkte sie auf einem freien Stellplatz des Ärztehauses. Gemeinsam fuhren sie mit dem Aufzug zur Praxis und Sarah wurde nach kurzer Wartezeit erst noch von der Arzthelferin mitgenommen, die sie wog, den Blutdruck und den Bauchumfang maß und Blut abnahm. Auch eine Urinprobe musste sie noch abgeben und Ben, der derweil alleine im Wartezimmer saß, legte den Kopf zurück an die Wand und schloss die Augen. Er war so unruhig-und dann doch wieder so müde. Ihm war leicht schlecht und er hatte immer wieder Schweißausbrüche. Als er die Hand hob, zitterte die leicht und dann bekam er auch noch Bauchkrämpfe. Gerade krümmte er sich zusammen, als Sarah zurückkam und ihn besorgt betrachtete. „Du hättest doch noch zuhause bleiben sollen heute!“ sagte sie, aber da wurden sie schon aufgerufen. Ben erhob sich mühsam und folgte Sarah ins Sprechzimmer des Arztes, wo er sich still auf einen Stuhl fallen ließ. Der Gynäkologe begrüßte die beiden mit Handschlag und konstatierte, dass die Handinnenfläche des Partners seiner Patientin unangenehm feucht war. Wie beiläufig desinfizierte er seine Hände, während er Sarah fragte, ob sie irgendwelche Beschwerden habe. Die verneinte „Eigentlich geht es sehr gut, nur wenn ich auf dem Rücken liege, wird mir schlecht!“ sagte sie, aber da konnte sie der Arzt beruhigen. „Das ist zu diesem Zeitpunkt der Schwangerschaft völlig normal!“ sagte er und erklärte, während Sarah sich frei machte, dass das Gewicht des Kindes in längerer Rückenlage die Bauchaorta abdrückte und so zu der Übelkeit führte. „Einfach auf die Seite legen!“ sagte er und studierte derweil die Werte, die die Arzthelferin erhoben hatte. „Gewichtsmäßig haben sie ja auch recht zugelegt seit ihrem letzten Besuch!“ sagte er und Sarah bekam einen roten Kopf. „Na ja, es schmeckt mir zur Zeit auch gut!“ gab sie zu, aber der Gynäkologe beruhigte sie. „Das ist völlig im Rahmen bei ihnen. Sie haben bisher sieben Kilogramm zugelegt und sind jetzt in der dreißigsten Woche, das passt schon! Wir müssen nur beobachten, ob sie zu Wassereinlagerungen neigen, damit wir da eventuell ein wenig gegensteuern können. Aber der Blutdruck war normal und so habe ich da gar keine Bedenken!“ erklärte er und betastete nun Sarah´s Beine, die aber bisher noch schlank waren. Dann bat er Ben näher zu kommen, bestrich Sarah´s Bauch mit Ultraschallgel und setzte den Schallkopf an. Ben starrte wieder gebannt auf den Bildschirm. Sein Kind wurde sichtbar und ohne dass der Arzt es erklären musste, konnte man die Ärmchen und Beinchen erkennen. Als der Kopfumfang und die Schienbeinlänge vermessen wurden, um das Größenwachstum des Föten abschätzen zu können, war das verdammt schwierig, denn das Kind flutschte wie ein Flummi davon, wenn der Schallkopf es mit dem Druck störte. „Ein sehr lebhaftes kleines Wesen!“ lachte der Arzt, während Sarah ganz verzückt auf den Bildschirm starrte. Auch Ben war zwar fasziniert, aber gleichzeitig zitterten im Stehen seine Knie und ihm war immer noch übel, so dass er sich gar nicht auf die wunderbaren Bilder konzentrieren konnte. Trotzdem bekam er den neuesten Ausdruck des Ultraschallgeräts, praktisch ein Schwarz-Weiss-Foto des Kindes und verwahrte den wieder in seinem Geldbeutel.
    Während der Arzt Sarah noch ins Nebenzimmer bat, um sie vaginal zu untersuchen und zu sehen, ob der Muttermund auch geschlossen war, sah Ben auf einem Tischchen steril eingepackte Nadeln und Spritzen liegen. Ohne groß nachzudenken packte er jeweils zwei und ließ sie in seiner Jackentasche verschwinden. Als Sarah wenig später wieder zurückkam und sich anzog, sagte der Arzt. „Ich bin sehr zufrieden. Genießen sie ihre Schwangerschaft und wir sehen uns in zwei Wochen wieder!“ und dann verabschiedete er seine Patientin und deren Partner. Gleich danach wusch er gründlich seine Hände-die schwitzigen Handinnenflächen von Ben Jäger hatten sich extrem unangenehm angefühlt. Während Sarah noch von der Arzthelferin den nächsten Abendtermin bekam, stand Ben schon ungeduldig in der Tür und wartete auf sie. Gemeinsam gingen sie zum Wagen und Sarah, die jetzt richtig Hunger hatte, fragte: „Können wir uns noch schnell wenigstens ne Pizza mitnehmen? Ich habe so verdammte Lust darauf !“und so saßen sie kurz darauf an der Theke des Lieblingsitalieners und warteten darauf, dass die fertig wurde. Sarah hatte sich so auf einen gemütlichen Abend mit ihrem Freund gefreut, aber sie sah schon-mit dem war heute nichts anzufangen. Er wollte sich auch nichts mitnehmen und so zogen sie wenig später mit der eingepackten Pizza und ´nem großen Salat ab.

    Zuhause angekommen, aß Sarah und für Ben zogen sich die Minuten zu Stunden, bis Sarah endlich müde wurde und zu Bett ging. Dann schlich er in die Tiefgarage und packte das Päckchen hinter den Winterreifen hervor. Mit zitternden Händen öffnete er es-da wären sogar Spritzen und Nadeln dabei gewesen. Bei den fünf Päckchen Pulver lagen ein Fläschchen mit Zitronensaft, ein Löffel und eine Kerze. Wie Ben es während seiner Polizeilaufbahn so oft gesehen hatte, zündete er nun die Kerze an, gab den Inhalt eines Päckchens in den Löffel, gab Zitronensaft dazu und sobald die Lösung aufgekocht war, zog er sie sorgfältig in eine Spritze auf und wenig später setzte er sich auf dem Fahrersitz seines Wagens den ersten selbst zubereiteten Schuss seines Lebens.

    Ben hatte wieder gut geschlafen. Er war so gegen eins vom Sofa ins Schlafzimmer umgezogen, wo Sarah schon friedlich in Morpheus Armen lag, hatte dort weiter gepennt und als sie ihn morgens musterte, als er die Augen aufschlug, schenkte er ihr ein Lächeln. „Wie geht´s dir?“ wollte sie wissen und er sagte: „Ist wieder alles gut!“ und nun war Sarah zufrieden. Ben ging duschen und als Sarah währenddessen ins Bad kam, um Wäsche in den Abwurf zu schmeißen, drehte er sich so weg, dass sie auf keinen Fall die Einstichstellen an seinem Arm sehen konnte. Als sie danach am Frühstückstisch saßen, trank Ben wieder nur Kaffee-irgendwie hatte er gar keinen Appetit. Als er so nachdachte, fiel ihm auf, dass er eigentlich seit drei Tagen kaum etwas gegessen hatte. Aber er hatte einfach keinen Hunger. Semir hatte ihn ganz merkwürdig angesehen, denn sonst war er ja immer derjenige, der ständig Ausschau nach irgendeinem Imbiss hielt, sich hier nen Schokoriegel reinstopfte und da im Vorbeigehen mal eben ein paar Pommes schnabulierte. Aber ehrlich gesagt, fehlte ihm jegliches Hungergefühl. Er hatte auch dem gegenüber behauptet, ein wenig Magengrummeln zu haben und so war Semir genauso zufrieden gewesen, wie Sarah. Die konnte es verstehen, dass er am Morgen nach einer Magenverstimmung nichts essen wollte, rügte allerdings, dass er sich doch mehrere Tassen Kaffee aus dem Automaten zog. „Es wäre viel gesünder, du würdest mit mir einen Tee trinken, statt immer deinen Kaffee auf ´nen gereizten Magen!“ sagte sie, aber Ben erwiderte: „Du weißt genau, dass ich morgens sonst nicht wach werde und darf ich dich mal dezent daran erinnern, dass du die größte Kaffeetante Kölns warst, bevor unser Nachwuchs sich angekündigt hat?“ fragte er und nun musste Sarah ihm Recht geben-ok, sie verzichtete auch nur des Kindes wegen auf das braune Gesöff und war früher morgens auch nicht in die Puschen gekommen, wenn sie es nicht gehabt hatte. Das war eben beinahe eine Sucht, diese Kaffeetrinkerei, aber man konnte sehen, dass man auf alles verzichten konnte, wenn die Motivation nur groß genug war!

    „Du denkst schon daran, dass wir heute um 18.00 Uhr ´nen Termin beim Gynäkologen haben?“ fragte sie ihn. Sie hatte extra den letzten Abendtermin zur Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen, damit Ben auch dabei sein konnte, der immer voller Faszination auf das Ultraschallbild starrte und sich auch jedes Mal einen Ausdruck mitgeben ließ und dann ständig bei sich trug. Seitdem Sarah eine gefährliche Messerstichverletzung in den Bauch erlitten hatte, galt sie als Risikoschwangere und musste alle zwei Wochen zum Arzt und dort wurde auch jedes Mal ein Ultraschall gemacht, um irgendwelche Entwicklungsverzögerungen am Fötus sofort erkennen zu können. Beim letzten Termin waren sie im Anschluss noch bei dem Gefäßchirurgen in der Klinik gewesen, der sie damals operiert hatte und der hatte ihr nach verschiedenen Strömungsmessungen mitgeteilt, dass sie sich ab sofort wieder als gesunde Frau fühlen dürfe, die auch normal entbinden dürfe. Anfänglich war nämlich nicht klar gewesen, ob das Loch in ihrer Bauchaorta, das ihr und dem Kind beinahe das Leben gekostet hätte, wieder problemlos zuheilen würde, aber nun bestand keine Gefahr mehr, dass sich bei Wehen und beim Pressen irgendetwas lösen könnte-sonst hätte man einen geplanten Kaiserschnitt machen müssen.
    Ben stutzte einen Moment, als sie ihm die Frage stellte, beeilte sich aber dann zu sagen: „Natürlich habe ich dran gedacht! Ich hole dich dann um 17.30 Uhr hier ab!“ sagte er und dachte dabei schon fieberhaft nach, wie und wann er dem blonden Typen erklären konnte, dass er nun kein Interesse mehr an dem Zeug hatte. Gut er würde zuvor noch bei seiner Hausbank vorbeifahren und da ein paar Tausend Euro holen und ihm kurz geben, dann würde der schon zufrieden sein-irgendwie würde das schon klappen!

    Er verabschiedete sich danach mit einem Kuss von Sarah und bemerkte selber, wie fahrig und nervös er war. Auf dem Weg zur Arbeit rief er seinen Banker an und wies ihn an, sofort 5000 € für ihn bereitzuhalten, er würde das Geld dann im Laufe des Tages abholen und der nahm den Auftrag gerne entgegen. Ben war ein guter Kunde und in diesen Kreisen gingen andere Summen über den Schreibtisch, als bei Otto Normalverbrauchern. Als Ben weiterfuhr, hätte er beinahe einen vorfahrtberechtigen PKW übersehen und konnte nur mit einer Vollbremsung verhindern, einen Unfall zu bauen. In der PASt angekommen nahm er mit Semir ihren Tagesplan entgegen und sagte gleich: „Ich muss heute sehr pünktlich, am besten ein wenig eher, hier raus-Sarah hat einen Vorsorgetermin und ich möchte da gerne mitgehen!“ und die Chefin versprach mit einem Lächeln, das zu berücksichtigen. Sie selbst hatte zwar keine Kinder, aber sie fand es rührend, welch begeisterter werdender Vater Jäger doch war. Früher hatte sie immer gedacht, bei ihm würde keine Beziehung länger als ein paar Wochen dauern, aber nun begann der doch langsam erwachsen zu werden. Sie konnte sich inzwischen wirklich gut vorstellen, wie er mit seinem Kind auf dem Fussboden herumkroch und mit der elektrischen Eisenbahn spielte. Auch dass er einen Kinderwagen schob, war vorstellbar, allerdings kam ein Windelwechsel in ihren Gedanken irgendwie nicht in Frage-aber man würde sehen-er hatte sie schon öfter überrascht in den letzten Monaten.

    Semir und Ben gingen ihrer Arbeit nach, aber Ben war irgendwie nicht bei der Sache. Er konnte nicht stillsitzen, sah häufig auf die Uhr und außer ein paar Tassen Kaffee nahm er nichts zu sich. „Na hör mal, man könnte ja meinen, du müsstest heute selbst zu irgendeiner unangenehmen Untersuchung, so nervös wie du bist-oder ist bei Sarah irgendwas nicht in Ordnung?“ fragte Semir alarmiert, aber Ben beteuerte, dass es wirklich nur eine Routinesache sei. An einer Raststätte sahen sie, wie einige Kartons mit Elektronikgeräten, Handys und Laptops umgeladen wurden und als sie den auffälligen Vorgang-eine Raststätte war da wohl nicht ein üblicher Ort, wenn das eine legale Sache war- heimlich beobachten wollten, fiel Ben seine Waffe aus der Hand und beinahe wären die Täter, die tatsächlich geklaute Ware weitergaben, deswegen entkommen. Nur Semir´s besonnenem Auftreten war es zu verdanken, dass sie die Diebe in Schach halten konnten, bis die Uniformierten zur Stelle waren und die Männer abführten. Als sie danach in der PASt ihren Bericht schrieben und Semir die Täter vernahm, die allerdings geständig waren-zu offensichtlich war die Beweislage-hielt sich Ben im Hintergrund, denn inzwischen hatte er immer wieder Schweißausbrüche und seine innere Unruhe wurde stärker und stärker. „Wenn dir sowas passiert, wenn wir eine Drogenrazzia durchführen, reißt dir die Krüger höchstpersönlich den Kopf ab!“ sagte Semir, den sein Kollege heute ziemlich nervte. Mann da wäre er ja lieber alleine unterwegs gewesen, Ben war heute eher eine Belastung, als eine Hilfe.

    Gegen 16.00 Uhr schickte Semir ihn dann mit Einverständnis der Chefin nach Hause. „Schau du, dass du zu deiner Sarah kommst, ich schaff das hier alleine!“ sagte er und Ben griff sofort nach seiner Jacke und verschwand. Er fuhr gleich noch bei seiner Bank vorbei, nahm die 5000 € in einem neutralen Briefumschlag entgegen und als er in die Tiefgarage fuhr, hielt er schon aufgeregt Ausschau nach dem blonden Mann. Verdammter Mist-heute war er echt zu früh, denn der war noch nicht da. Ben ging deshalb auf die Straße, achtete sorgsam darauf, dass er von Sarah, falls die aus dem Fenster sah, nicht gesehen werden konnte und mit jeder weiteren Minute wuchs seine Nervosität. Vielleicht sollte er nur noch ein einziges Mal?...aber dann war er sauer auf sich selber, wegen dieser Gedanken. Seine Handflächen waren feucht und als er den Blonden dann um die Ecke biegen sah, atmete er innerlich vor Erleichterung auf. Gott sei Dank, es war erst 17.00 Uhr, also hatte er noch Zeit, das mit dem zu bereden. Allerdings war er gerade sehr unschlüssig, was er ihm nun sagen sollte, denn mit jeder Minute wuchs sein Verlangen nach dem Zeug mehr und mehr. Das konnte doch nicht sein? Aber er war wahrscheinlich wirklich wegen Sarah´s Arzttermin so aufgeregt-man wurde ja schließlich nicht jeden Tag Vater!

    Gerade wollte er etwas sagen, da zog der Mann, der ihm in die Tiefgarage gefolgt war, eine kleines Päckchen heraus. „Da drin sind fünf Schuss und eine Handynummer!“ sagte er. „Du wirst jeden Abend Punkt 18.00 Uhr auf dieser Nummer anrufen und deine neuesten Erkenntnisse bezüglich Polizeirazzien etc. durchgeben. Wenn nicht, wird dein Kind nicht auf die Welt kommen, sondern du kannst deine blonde Frau dann auf dem Friedhof besuchen, haben wir uns verstanden?“ fragte er autoritär. „Wenn du allerdings kooperativ bist, wirst du ein sorgenfreies Leben haben und jederzeit etwas, worauf du dich freuen kannst!“ fügte er mit einem Lächeln hinzu und drückte Ben das Päckchen in die Hand. „Ach ja-hier ist noch ein kleines persönliches Geschenk!“ sagte er dann und legte noch einen Stauschlauch mit Leopardenmuster dazu, bevor er sich umdrehte und Ben mit einer Kopfbewegung aufforderte, auf den Tiefgaragenöffner zu drücken. Wie in Trance machte Ben das und blieb mit seinem Umschlag voller Geld und dem Päckchen hilflos zurück.

    Sorry, dass ich ein paar Tage nicht gefeedet habe, aber mein Zeitplan war so eng-ich habe es einfach nicht geschafft, zu lesen!
    Semir und Ben haben nun freie Fahrt von der Chefin. Derweil werden die Täter auf den Namen Jäger aufmerksam, ja Konrads Schulkamerad ist sicher neidisch auf den und ich befürchte, das wird Ben in irgendeiner Weise noch büßen müssen.
    Inzwischen gehen die Ermittlungen weiter und die Schrotthändler-bekannt und unbekannt-werden von den Helden befragt, allerdings erfolglos.
    Auch in der Spedition Lohrbach sieht es so aus, als wäre da nichts herauszufinden, allerdings hätten die doch noch ne Tour, die sich wohl für nen Überfall lohnen könnte. Nur streiken da die Fahrer-ich habe da gerade so eine Vision-Semir und Ben als Lockvögel in dem Truck? Dass die beiden LKW fahren können, wissen wir ja aus der Serie. Und Ben schaut schon wieder jeder attraktiven Frau nach-na wen wunderts?

    Och Mann war das eine wundervolle Stimmung im Keller! Obwohl Kevin nicht vergessen hat, dass Jessica seine Entführerin ist, hat er sich doch ein wenig in sie verliebt-oder ist das wirklich nur das Stockholmsyndrom?
    Allerdings ist sie nicht bereit mit ihm gemeinsam zu fliehen-zu sehr hängt sie an ihren Brüdern, sondern macht ihn nur los und ermöglicht ihm die Flucht. Ob das allerdings so klappt, wage ich ein wenig zu bezweifeln.
    Auch die Gefühle Kevin´s seinen Kollegen gegenüber hast du wunderbar beschrieben-der lässt so leicht keinen an sich ran!

    Campino ich hätte fast geheult, als ich das Kapitel gestern gelesen habe. Gut, ich muss dazu sagen-ich habe gerade eh nah am Wasser gebaut, wegen dem Tod meines Hundes, aber das war zuuuuu schön! Auch wie du die kleinen Gesten beschreibst! Allerdings habe ich jetzt Angst um Kevin, denn nachdem er ja vor Jessy zugegeben hat, niemanden zu haben, der Lösegeld bezahlt, werden ihre Brüder wohl beschließen ihn umzubringen. Bitte Jessy-befrei ihn und flieh mit ihm! das ist euer einzige Chance!

    Ben war wieder eine ganze Weile in seinem Autositz gehangen, bevor er sich auf den Weg nach oben machte. Das Hochgefühl war schon wieder am verblassen und nun musste er sich etwas einfallen lassen, damit Sarah keinen Verdacht schöpfte. Als er die Tür aufsperrte, rief er nur kurz: „Guten Abend Schatz!“ in den Raum, um dann in die Toilette zu stürzen. Er gab ein paar Würgegeräusche von sich, aber als Sarah erschrocken nachsehen wollte, was ihm fehlte, hatte er die Tür hinter sich abgeschlossen. Ben zog ab, ging dann ans Waschbecken warf sich kaltes Wasser mit den Händen ins Gesicht, stützte sich dann am kühlen Porzellan des Designerwaschtischs auf und starrte sich im Spiegel an. Sein Haar war zerzaust, seine Augen glasig und irgendwie sah er nicht ganz fit aus.

    Er vermied es streng, sich über die Konsequenzen seines Tun´s Gedanken zu machen. Er hatte heute zum ersten Mal eine Spritze in der Hand gehabt und sie sich selber verabreicht. Gut-sowas tat jeder Diabetiker mehrmals täglich, aber er hätte zuvor nicht geglaubt, dass er das fertigbringen würde, sich selber eine Nadel in den Arm zu stecken. Allerdings hatte sein Körper nach der Droge gegiert und er wagte gar nicht daran zu denken, was das bedeutete. Dann atmete er tief durch. Das musste ein Ende haben! Das hier war sein letzter Konsum gewesen-er hatte ja schließlich nur mal wieder richtig schlafen wollen und war sich auch sicher, das würde heute wieder problemlos klappen. Wenn morgen der Mann wieder bei ihm auf der Matte stand, würde er ihn einfach wegschicken. Er, Ben Jäger war doch kein Junkie! Er überlegte noch, was er so bereitwillig erzählt hatte, ohne an die Konsequenzen zu denken, aber dann kam er zum Schluss, dass er bisher keinen Geheimnisverrat begangen hatte. Dass der Mann polizeilich gesucht wurde, hatte sich der selber denken können. Zu viele Zeugen, er und Semir eingeschlossen, hatten ihn am Rastplatz gesehen. Und wegen der Reinheit des Heroins-na das hatte der sicher schon lange gewusst. Diese Leute hatten doch sicher ein Labor irgendwo-da konnten sie das ja einfach feststellen. Und dass entlang der Autobahn Razzien und Überprüfungen schwerpunktmäßig geplant waren-na das war so eine Neuigkeit, als wenn er gesagt hätte: „In den nächsten Tagen wird es irgendwann regnen!“-das war eigentlich völlig normal.
    Nein er hatte sich bisher nichts zuschulden kommen lassen, er hatte Semir zu seinem Versteck und dem Fahrzeug geführt, damit die polizeiliche Ermittlungsarbeit weiterlaufen konnte und jetzt hatte er in einem Anflug von Blödheit diesen Mann freiwillig an sich heran gelassen. Morgen würde er ihm erklären, dass er sich verpissen solle. Es war vielleicht sogar gut gewesen, einen Drogenselbstversuch zu starten. Gerade in seinem Job konnte man gar nicht zu viele Informationen haben! Aber das war das letzte Mal gewesen und das brauchte auch niemand zu erfahren. Genau-er würde ihm Geld geben, dann war seine Rechnung bezahlt und er war denen nichts mehr schuldig!

    Zufrieden mit seinen Gedankengängen ging er nun zur Tür, vor der Sarah angstvoll rief: „Ben, bist du umgefallen? Sag doch was oder muss ich die Tür aufbrechen? Warum schließt du denn überhaupt ab, wenn dir nicht gut ist? Du weisst doch-ich bin so einen Anblick gewöhnt und du musst dich doch vor mir nicht genieren!“ und nun sperrte er auf. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund und sagte: „Entschuldige Schatz, mir war nur so schlecht, wie schon den halben Tag. Ich habe abgesperrt, ohne nachzudenken-ich werds nicht wieder tun. Ich denke, ich muss mich gleich ein wenig hinlegen!“ versuchte er sie zu beruhigen und steuerte das Sofa an. Sarah legte ihm eine kühle Hand an die Stirn. „Hast du Fieber-und auch Durchfall, oder hast du was Unrechtes gegessen?“ fragte sie. „Ich denke ja!“ nahm Ben willig den Ball an, den sie ihm zugespielt hatte. „Ich war mittags mit Semir an so ner Dönerbude und das Fleisch hat ein wenig merkwürdig geschmeckt und seitdem ist mir schlecht!“ erklärte er und Sarah schüttelte den Kopf. „Da bist du selber schuld! Du weisst, dass ich fast jeden Tag was Ordentliches koche, das Kind muss schließlich auch wachsen. Du brauchst dir nur ein paar Brote für Mittag mitnehmen und dann abends mit mir warm essen. Stattdessen pfeift ihr euch ständig dieses Fast Food, Döner und Currywurst rein, wo das doch so ungesund ist. Eigentlich geschieht´s dir Recht, wenn du kotzen musst!“ ereiferte sie sich mit Genugtuung und Ben stimmte ihr gespielt voller Überzeugung zu.

    Er legte sich flach, Sarah brachte ihm fürsorglich eine Wolldecke und kochte ihm dann einen Kamillentee, den er ihr zuliebe mit Todesverachtung hinunterwürgte. Wenn man da noch nicht krank war, musste man´s werden, bei so einem Gesöff! Dann allerdings ergriff wieder diese wohltuende Müdigkeit von ihm Begriff. Er schloss die Augen und war wenig später eingeschlafen. Sarah seufzte. Es schien ja nicht gar so schlimm zu sein bei Ben-allerdings konnte er sich das abschminken, dass er, wenn das Kind erst einmal da war, nach der Arbeit bloß aufs Sofa liegen und pennen könnte. Er würde sich dann mit seinem Kind beschäftigen, da bestand sie drauf. Aber nun sollte er erst mal wieder gesund werden und wenn es morgen nicht besser war, würde sie ihn zum Hausarzt schleppen, ob es ihm passte oder nicht, da kannte sie keinen Spaß!

    Der blonde Mann war in seinen Wagen, der um die Ecke geparkt war, verschwunden und damit schnurstracks zu seinem Komplizen gefahren. Der hatte ein luxuriöses Appartement in bester Lage gemietet und betrieb dort seit Langem eine Firma: „Heimer´s In-und Export“ und war damit auch im Handelsregister eingetragen. Durch einen Zufall waren sie bei Geschäften in Laos an einen Zwischenhändler geraten, der für eines der Drogenkartelle im Goldenen Dreieck neue Abnehmer für den Verkauf ihrer Ware in Europa suchte. Sie importierten aus dieser Gegend wunderschöne, handgefertigte Taschen, mit denen sie unter anderem eine exclusive Boutiqenkette belieferten. Seit neuestem wurden diese Taschen mit einem speziellen Inhalt befüllt, bevor sie aufs Schiff verladen wurden und die Container dann via Rotterdam nach einer mehrwöchigen Seereise dann über den Rhein zum Containerhafen in Köln kamen. Die Importfirma, die sich auf hochwertige Kleidung und Accessoires aus der ganzen Welt spezialisiert hatte, hatte einen guten Leumund und bisher war noch nie eine Kontrolle auf Drogen erfolgt. Allerdings waren in den letzten Jahren die Gewinne zurückgegangen, da viele Einzelhändler gerade Kleidung sehr billig in vielen Ländern, vor allem des indischen Subkontinents, direkt einkauften und so das Interesse an teurerer Ware stetig nachließ, wenn man das ganze doch in manchen Ländern, in denen sehr niedrige Löhne gezahlt wurden, für ein Butterbrot haben konnte. So waren die Gewinne eingebrochen und die Firma hatte zu schwanken begonnen. Dabei war die Kleidung, die sie in der ganzen Welt einkauften sehr hochwertig und mit diesem Billigramsch aus Bangladesh usw. nicht zu vergleichen. Trotzdem wären sie vielleicht über kurz oder lang pleite gegangen, wenn sich nicht durch einen Zufall bei einem Einkauf vor Ort, die Kontakte ergeben hätten.

    Nun bekamen sie immer wieder Ware nach Köln oder Düsseldorf geliefert, die wurde in Lagerhäusern umgepackt, bevor sie an die Kunden weiterging und nur er und sein Komplize wussten von dem kleinen Zusatzgeschäft, das aber mehr abwarf, als der Kleiderhandel. Sie hatten allerdings das Problem, dass sie sich in diesem Metier bisher überhaupt nicht auskannten und auch kein Labor hatten, wo sie das Heroin auf Reinheit prüfen konnten, sondern sie hatten bisher das Zeug einfach persönlich entnommen, in einer Garage zwischengelagert und versucht sich hier vor Ort Absatzmärkte zu schaffen. Es war ein gefährliches Pflaster, da sie ja nicht nur von der Polizei, sondern auch von der Konkurrenz bedroht waren und nur die Tatsache, dass sie das nur im kleinen Rahmen ohne viele Mitwisser durchgezogen hatten, hatte sie bisher vor Entdeckung geschützt. Natürlich hatten sie sich Waffen auf dem Schwarzmarkt besorgen müssen und inzwischen hatten sie auch das Schema mit den geklauten Fahrzeugen, die kurzzeitig zum Transport der Drogen zu ihren Abnehmern benutzt und dann wieder irgendwo stehen gelassen wurden, wo sie durch Zufall Wochen später gefunden wurden und dann meist an die Besitzer von der Polizei zurückgegeben wurden, professionalisiert, aber es wurde nun immer wichtiger einen Spitzel bei der Polizei zu haben, der sie auf Razzien und ähnliches aufmerksam machte. Der Zufall hatte ihnen dabei in die Hände gespielt und als sich diese beiden Polizisten da festgefahren hatten, hatten sie spontan beschlossen, dass das die Gelegenheit war, sich die benötigten Informationen zu beschaffen.

    Nachdem sie die beiden bewusstlos geschlagen hatten, hatten sie kurz beratschlagt, welchen der beiden sie nehmen sollten, sich dann aber für den Jüngeren entschieden. „Der Kleine sieht irgendwie so aus, als wäre der unbestechlich, er erinnert mich irgendwie an einen Terrier!“ hatte sein Komplize gefunden und da hatte er ihm zustimmen müssen. Blöd war jetzt allerdings, dass sein Gesicht bei der Polizei bekannt war, aber alleine diese Information mit dem zu reinen Heroin war es schon wert, dass sie diesen Jäger angefixt hatten.
    Sie beide nahmen selber keine Drogen, denn sie hatten gesehen, was die in kurzer Zeit aus ihren Konsumenten machen konnten, allerdings hatten sie sich im Ursprungsland in die Geheimnisse der Zubereitung und der Verabreichung einweisen lassen. Dieser Jäger war ein williges Opfer gewesen und klar hatten sie auf Risiko gespielt, aber es war gut gegangen und er war nicht festgenommen worden, als er ihm Drogennachschub besorgt hatte und dem Polizisten nun auch noch gezeigt hatte, wie man spritzte. Morgen würde er ihm noch die Telefonnummer eines Wegwerfhandys und einen kleinen Drogenvorrat geben, denn er hatte sich bisher als vertrauenswürdig erwiesen und dann brauchte er selber nicht mehr in Erscheinung zu treten. Er würde eine Weile untertauchen und in einer Klinik am Bodensee sein Aussehen verändern lassen-er fand seine Tränensäcke sowieso zu groß-und die Haarfarbe ändern.

    Sie hatten jetzt auch mehrere Zwischenhändler aufgetan, so dass sie persönlich bei den Endverbrauchern nicht mehr aufzutauchen brauchten-allerdings waren die Informationen, was die Polizei so plante, einfach Gold wert und verschaffte ihnen einen Vorsprung vor der Konkurrenz. Er würde diesem Jäger noch drohen, sich an seinem kleinen hochschwangeren Frauchen zu rächen, falls der nicht mehr mitspielen wollte. Er hatte die Wohnung gleich am ersten Tag beobachtet und festgestellt, dass dort auch Jägers schwangere Partnerin wohnte. Das war ein gutes Argument, den Polizisten in der Spur zu halten und sein Komplize konnte dann alles Weitere in die Hand nehmen, während er sich operieren ließ.

    Als er das Büro betrat, sah sein Geschäftspartner, der im edlen Zwirn vor dem Computer saß, auf. „Hat alles geklappt?“ wollte er wissen und er teilte ihm nun die neuesten Erkenntnisse mit und der holte dann die Nummer des alten Handys heraus, das er auf dem Schwarzmarkt erstanden hatte und das nicht auf ihn registriert war. „Die gibst du ihm und sagst, er soll mich jeden Abend um 18.00 Uhr anrufen, egal ob er Neuigkeiten hat, oder nicht, da schalte ich das Teil dann immer kurz ein-und dir wünsche ich einen schönen Aufenthalt am Bodensee!“ sagte er mit einer Grimasse und der blonde Mann nahm die Handynummer und ein Päckchen mit fünf Schuss für Ben entgegen. Dann verschwand er in seiner Wohnung und begann seinen Koffer für den Klinikaufenthalt zu packen, den er schon länger geplant hatte-zu bekannt war sein Gesicht jetzt in der Szene.
    Der Exporteur streckte noch am selben Abend das Heroin, das er noch eingelagert hatte mit Milchzucker und rechnete sich durch, um wie viel höher nun sein Gewinn sein würde. Das Anfixen des Polizisten begann sich schon jetzt zu rentieren und in den nächsten Tagen erwartete er wieder eine größere Lieferung-das Geschäft begann ihm Spaß zu machen!