Beiträge von susan

    Kim Krüger droht Semir damit, ihn in der Arrestzelle einzusperren, also fährt er erst mal nach Hause, aber nur, um danach sofort wieder loszustarten, um seinen Freund zu finden.
    Ben verbringt derweil mehr schlecht als recht irgendwie die Nacht-ja ich denke, genauso wird sich ein Kettenhund fühlen und der hängt da nicht nur einen Tag!
    Dann muss er seinen Vater anrufen, der die ganze Zeit schon vergeblich versucht hat, ihn zu erreichen. Konrad ist dann doch eingeschüchtert und erfährt die Forderungen des Entführers, der ihm ja eigentlich bekannt sein müsste. Also ich würde jetzt nicht so gerne Ben scheibcheweise ausgeliefert sehen, drum hoffe ich, dass Konrad das einzig Richtige tut und Semir verständigt!

    Also alle Wege führen gerade in die Schrebergartensiedlung! Ich bin mir allerdings da nicht so sicher, ob das nicht doch Kevin war, der Ben ein Veilchen verpasst hat! Der ist gerade ein wenig out of order, drum würde ich dem das echt zutrauen! Auch dass er abhaut, damit er keine Fragen beantworten und Jessy doch noch ans Messer liefern muss, wäre naheliegend. Aber andere Frage: Wo steckt dann Jessy, wenn die nicht in der Laube ist?

    Also in irgendeiner Weise kooperativ zeigt sich Wilckens nicht-immerhin hat er ja Dreck am Stecken, aber so werden eben seine Firmensitze durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt. Auch ein anderer Todesfall fällt auf-ja ich würde wirklich sagen, Wilckens gehts über Leichen! Ob in Deutschland oder auf Bali, der hat seine Finger überall drin, wo was nicht sauber ist!
    Jetzt bin ich alarmiert! Was hat Ayda´s Bild mit der Sache zu tun? Warum erreicht Semir die nicht? Will wissen, wie´s weitergeht!

    Ben begann stockend weiter zu erzählen: „Als ich die Drogen in mir hatte, haben mich die beiden Männer im Fahrzeug liegen gelassen. Allerdings war ich nur noch an den Füßen gefesselt und als ich seit Langem wieder einmal erholsam geschlafen hatte, bin ich am frühen Abend aufgewacht, habe mit Werkzeug aus dem Schuppen den letzten Kabelbinder entfernt und bin dann-wie ich es euch ja dann erzählt habe- nach Hause gelangt. Genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was sie gesagt haben, aber sie hatten irgendwas erwähnt, dass sie mich schon finden würden, was ja mit meiner Adresse ein Leichtes war. Am nächsten Abend stand der blonde Mann vor der Tiefgarage als ich nach Hause kam und hat mir dort im Wagen den nächsten Schuss gesetzt.“

    Nun stellte Semir eine Zwischenfrage: „Und zu welchem Zweck haben die dich angefixt? Die ganze Zeit stelle ich mir schon diese Frage. Hast du die mit Geld bezahlt, oder was für eine Motivation hatten die sonst, dir Stoff zu geben? Warst du ein Zufallsopfer oder war das irgendwie eingefädelt, weil sie wussten, dass du über Geld verfügst? Bei mir hätten sie da schlechte Papiere-ich bin jeden Monat froh, dass wir gerade so über die Runden kommen-ich wüsste nicht, wie ich da irgendwelche Drogen bezahlen sollte!“ sagte er nachdenklich, aber Sarah sah ihn ein wenig spöttisch an. „Oh Semir-auch du musst noch viel lernen über Sucht. Keiner von uns ist da besser als ein anderer. Jeder hat seine Schwachstellen und es gibt eben Drogen wie Heroin, die leider schon nach dem ersten Gebrauch zu Abhängigkeit führen und zwar physisch wie psychisch. Und auch du würdest deine Großmutter verkaufen-oder deine Kinder, würdest lügen, betrügen und stehlen, um an den Stoff zu kommen. Glaub mir, da ist keiner von uns besser, man kann nur versuchen den Kontakt zu vermeiden und wenn es eben passiert ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ sagte sie ernst, aber dann wandte auch sie sich Ben zu. „Ja erzähl uns, was die für eine Gegenleistung wollen!“ und nun merkte man, wie schwer es Ben fiel, sich jetzt zu offenbaren.
    „Ich war auf der Bank und habe da 5000 € geholt, um die Drogen zu bezahlen, aber die wollten kein Geld, sondern Informationen!“ beichtete er unglücklich. Nun war es an Semir ihn mit offenem Mund anzuschauen. „Du willst doch nicht sagen, dass du Dienstgeheimnisse verraten hast?“ fragte er fassungslos, aber Ben nickte mit gesenktem Blick. Nachdem Semir ja gut kombinieren konnte, war ihm dann auch klar, warum die beiden Zugriffe der Drogenfahndung nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatten. „Du hast die Termine und Orte der Drogenrazzien verraten!“ stellte er erschüttert fest und Ben hätte nun beinahe geheult, denn er hatte das Gefühl, er hätte Semir persönlich hintergangen. „Semir ich weiss das war völlig unverzeihlich und ich schäme mich ja auch dafür, aber die haben damit gedroht, Sarah was anzutun und nachdem ich den ersten Verrat begangen hatte, konnte ich da auch nicht mehr raus, denn ab da hatten sie mich in der Hand!“ versuchte er zu erklären, was abgegangen war.

    „Diese Typen sind schlau und haben sich auch genau den Richtigen rausgesucht!“ stellte Sarah fest. „Du warst nach diesen ganzen Traumen der letzten Monate sowieso anfällig und dann noch mich und das Kind als Druckmittel-klar hat du gemacht, was die wollten!“ stellte sie lapidar fest. „Nur werden die nicht seitdem jeden Tag gekommen sein, um dir persönlich das Heroin-nehmen wir jetzt einfach mal an, das ist der Stoff-zu spritzen, wie ging das also weiter und wie nimmst du mit denen Kontakt auf?“ wollte sie nun wissen und auch Semir lehnte sich gespannt im Stuhl nach vorne. „Am nächsten Tag hat mich der blonde Mann angeleitet, wie man sich nen Schuss zubereitet und spritzt. Er hat mir das ganze Zubehör mitgebracht und ne Telefonnummer, wo ich jeden Tag Punkt sechs anrufen muss, was ich vorhin auch auf dem Klo gemacht habe- und eventuelle Neuigkeiten mitteilen. Den blonden Mann habe ich seitdem nicht mehr gesehen und die Stimme am Telefon ist die des zweiten Entführers, dessen Gesicht ich aber nie gesehen habe, denn er war durchgehend maskiert. Ich weiss nur, dass er nen sehr qualitätvollen Anzug anhatte und teure Schuhe.“ berichtete er und Semir nickte nachdenklich.
    „Die letzte Lieferung war dann im Briefkasten-das war an dem Tag, als ich dir die Kette geschenkt habe!“ sagte Ben schuldbewusst und wagte fast nicht, Sarah anzusehen. Die richtete sich nun gespannt auf: „Moment-ich glaube, dann habe ich den Lieferanten gesehen. Ich hatte den Briefkasten ja schon geleert und als ich zufällig von ner Besorgung zurückgekommen bin, ist mir da ein unbekannter Mann im Eingangsbereich wo die Briefkästen sind, entgegengekommen. Danach war der Umschlag drin, den ich ja dann mit nach oben genommen habe!“ erzählte sie aufgeregt und nun sagte Semir: „Gut, wir wissen bisher nur von zwei Männern-vielleicht haben die auch gar keine Organisation im Rücken, sondern sind Einzelkämpfer. Wenn es mir gelingen würde, die zu identifizieren und festzunehmen, könntet ihr vielleicht bald wieder normal leben, aber fürs Erste müsst ihr untertauchen!“ und Sarah nickte zustimmend.

    Dem Himmel sei Dank-Susanne hat Semir gefunden und trotz Unterkühlung denkt der primär nicht an sich, sondern an Ben!
    silli: Das Waschbärkapitel war Spitzenklasse-sowas will ich lesen! ;)

    Wenn auch eine ganze Horde Polizisten loszieht-bei Nacht und Nebel im Wald haben die wenig Chancen, einen Vermissten zu finden! Gott sei Dank hat doch jemand Erbarmen und schickt nen Spürhund, der die Abläufe auch realistisch nachspüren kann-ach kleiner Tipp-es gibt sehr viele zivile Rettungshunde, die sich immer über einen Einsatz als Manhunter freuen, man muss die nur anrufen, die Nummern haben die Rettungsdienste-nur falls ihr mal in die Verlegenheit kommt!. Allerdings gibt es bei den Hunden auch Totsucher und das finde ich deprimierend, aber dem Hund ist das wurscht! Aber nun hat der Polizeidiensthund Semir und den anderen gezeigt, was wohl geschehen ist. Ja auf die Frage, warum Ben und nicht Semir mitgenommen wurde, wird er sicher die Antwort bald erfahren! Mutiger Semir!

    Jeder der beiden Helden geht anders mit dem Leichenfund um. Bei aller Routine-so etwas lässt einen nicht kalt und das ist auch gut so!
    Semir versucht sich durch Arbeit abzulenken, aber das ist schon merkwürdig, dass er seine Kinder nicht erreicht, wenn das doch inzwischen ein Ritual ist!
    Alex wird wieder an den Tod seiner Cousine in seinem Wagen erinnert-ach ich finde es sehr schön, Yon, dass du auch einen Rückblick auf deine letzte Geschichte gewährst, ich mag sowas! Mit Lena hat Alex wenigstens wieder Kontakt, aber was draus wird-mal sehen!

    Bei ihrem Gang zur Baufirma Wilckens tut der Chef sehr überheblich und unwissend, oh, wie wünsche ich mir, dass der von Alex und Semir ordentlich was auf die Mütze kriegt-der hat doch Dreck am Stecken!!

    Da kann ich mich nur anschließen-tolles Kapitel mit ganz viel Atmosphäre! Kevin nimmt sich Jessys Vater zur Brust-ich bin auch gespannt, ob der sich wirklich selbst anzeigt, oder eher Kevin! Man konnte sich so gut in die Szene im Plattenbau hineinversetzen, das hast du genial geschrieben!
    Und Kevin wünsche ich jetzt, dass der Tipp der Mutter richtig war und er Jessy in dem Schrebergarten findet!

    Ben wählte die Nummer und sein Gesprächspartner am anderen Ende war sofort dran. „Na das war vielleicht ein Zufall, dass am Rastplatz tatsächlich ein Drogenfund stattgefunden hat. Jetzt ist die Aufmerksamkeit ein wenig von uns abgerückt!“ freute er sich. „Wie schaut`s denn mit ihren Vorräten aus? Brauchen sie bald wieder was, Jäger?“ fragte er und Ben antwortete leise: „Ja!“ „Also dann bis morgen am Telefon-ich werde ihnen gelegentlich wieder was zukommen lassen, aber nur, wenn sie weiterhin so gut funktionieren, wie bisher!“ sagte sein Gegenüber und Ben schwieg. Damit Sarah und Semir nicht misstrauisch wurden, betätigte er die Spülung, wusch seine Hände und ging dann, die Hände unsicher in den Hosentaschen, wieder zu den beiden zurück. Er hatte im selben Augenblick ein schlechtes Gewissen, aber wenn er nur daran dachte, dass er nun gar nie mehr in seinem Leben dieses befreiende wundervolle Gefühl spüren sollte, wenn die Droge durch seine Venen rauschte, dann überkam ihn im selben Moment eine große Wehmut. Natürlich konnte er Sarah und Semir verstehen, dass die da kein Verständnis dafür aufbrachten, aber die hatten auch keine Ahnung davon, was sie versäumten! Er hatte früher oft die Bilder von Woodstock angeschaut und die mitreißende Musik der Flower- Power-Bewegung gehört, in den Sechzigern und Siebzigern hatte man Drogen noch nicht so verteufelt, wie jetzt. Wie viele Künstler waren gerade deswegen so kreativ gewesen? Er hatte mal gehört, dass die Drogen selber gar nicht so gefährlich waren, sondern eher die Stoffe, die man zum Strecken verwendete. Nun hatte Hartmut ja festgestellt, dass das Zeug, das sie beschlagnahmt hatten, besonders rein war, vermutlich war das kaum gefährlich, es kam eben nur auf die Dosis an, wie beim Alkohol!

    Als er sich wieder gesetzt hatte, sah ihn Sarah aufmerksam an. Ben wirkte ein wenig schuldbewusst und plötzlich erhob sie sich: „Ben hast du gerade was eingeworfen?“ fragte sie, aber er schüttelte den Kopf. „Semir, durchsuch ihn!“ befahl sie barsch und Semir sah sie verwundert an. „Was soll das?“ protestierte Ben. „Vertraust du mir nicht?“ fragte er, aber Sarah schüttelte den Kopf. „Nein Ben, das tue ich nicht! Solange du nicht entzogen hast und physisch wie psychisch von dem Zeug abhängig bist, traue ich dir keinen Millimeter über den Weg. Ob du es glauben magst, oder nicht, aber du bist nicht mehr du selbst, solange dieser Dämon von dir Besitz ergriffen hat-ich habe da leider genügend Erfahrung mit diesen Dingen. Du wirst lügen und betrügen, um an Stoff zu kommen und dein Wille alleine wird dich nicht davon abhalten können, dich auf die Suche zu machen und für alle in deiner Umgebung gefährlich zu werden!“sagte sie und Semir filzte nun seinen Freund und Kollegen nach allen Regeln der Kunst, während der sich völlig passiv verhielt. Sarah bemerkte seine Anspannung, als Semir in eine Hosentasche fasste und sagte: „Da ist was!“ und tatsächlich zog Semir fassungslos ein kleines Tütchen heraus. „ Verdammt noch mal, Ben-das kannst du doch nicht machen?“ klagte er ihn unglücklich an, aber Ben konnte ihm nicht in die Augen schauen. „Sonst noch was?“ fragte Sarah, aber nun schüttelte Ben kläglich den Kopf, während Sarah scharf sagte: „Du weisst, ich kann notfalls auch eine Leibesvisitation vornehmen und ich habe da keinerlei Skrupel!“ und Ben sah zu Boden.

    Alle drei setzten sich wieder und Ben sah Sarah nun mit anderen Augen an. Woher wusste die so viel von diesen Dingen? Er hatte gedacht, der was vorspielen zu können, aber anscheinend funktionierte das nicht. Er hatte geplant, er könne sich eben einfach allmählich ein wenig weniger zuführen und man konnte den Stoff ja auch rauchen oder einnehmen. Da war zwar die Wirkung angeblich nicht so stark, aber er würde nicht so schlimme Entzugserscheinungen haben und einfach die Dosis so nach und nach reduzieren, bis er clean war.
    Sarah hatte hier das Regiment übernommen. Sie zwang Ben sie anzuschauen und als er ihr geradewegs in die blauen Augen blickte, die plötzlich stahlblau waren und nicht mehr von dem angenehmen Farbton, den er sonst an ihr so liebte, betonte sie Wort für Wort: „So Ben-von meiner Seite aus hast du eine einzige Chance! Entweder du bist jetzt sofort ehrlich und lässt dir helfen, machst einen Entzug und beginnst von vorne, oder du hast mich das letzte Mal in deinem Leben gesehen. Gut-vielleicht nochmal vor Gericht, wenn ich sonst den Richter davon überzeuge, dass er dir jegliches Umgangsrecht mit deinem Kind untersagt-und glaub mir, da werde ich schaffen. Auch wenn du mir das im Moment vielleicht nicht glaubst, aber ich liebe dich immer noch über alles, aber es geht hier nicht mehr nur um dich oder mich. Diese Droge ist ein schlimmerer Nebenbuhler, als jede Frau und ich werde dir helfen, den Kampf dagegen aufzunehmen, aber das Spiel wird nach meinen Regeln gespielt, oder gar nicht. Schlag dir solche Dinge wie-ich nehme so allmählich immer weniger-aus dem Kopf, das funktioniert nicht. Ich bin es unserem Kind schuldig, dass ich es vor einem drogenabhängigen Vater schütze und wenn du jetzt wirklich clean werden willst, dann erzähl uns, wie es nach deiner Entführung weitergegangen ist-und dann möchte ich wissen, was du auf dem Klo gemacht hast-hast du da auch noch was versteckt, oder war was anderes?“ fühlte sie ihm auf den Zahn und Ben versank nun in diesen blauen Augen, die gerade so viel stärker waren als er. Im Gegensatz zu ihm gerade hatte Sarah einen Plan und allmählich begann er erstens den Ernst der Lage zu erkennen und zweitens zu verstehen, dass er zu ihr und auch Semir hemmungslos ehrlich sein musste, sonst würde sein Leben mit all seinen Träumen und Plänen den Bach hinuntergehen.

    Stockend begann Ben zu erzählen. Semir lehnt sich vor Anspannung in seinem Stuhl nach vorne und auch Sarah hörte aufmerksam zu. „Vor eineinhalb Wochen wurde ich doch von den beiden Dealern gekidnapped, wie ihr ja wisst!“ begann er und nun fiel es Semir wie Schuppen von den Augen. Na klar-seitdem war Ben´s Verhalten so merkwürdig gewesen. Allerdings war er schon vorher nicht der Alte gewesen. Er hatte ständig müde gewirkt und Semir hatte schon gedacht-na der würde sich erst anschauen, wenn das Baby mal auf der Welt war und ihm unruhige Nächte bescherte, aber nachdem Ben ja eh ein Morgenmuffel war, hatte er sich dabei nicht allzu viel gedacht-obwohl, wenn er so zurück dachte, dann war Ben früher mit Fortschritt des Tages immer munterer geworden und abends zu Höchstform aufgelaufen, während er seit seinen Verletzungen im Wellnessurlaub als Spaßbremse gedient hatte. Nur war auch Semir gerade mit der Renovierung des Hauses nach dem Brandanschlag dermaßen beschäftigt gewesen und hatte außerdem selber noch eine ganze Weile an seiner Armverletzung herum laboriert, so dass das nicht so aufgefallen war.

    „Leider habe ich euch danach nicht die ganze Wahrheit erzählt!“ fuhr Ben fort und Semir dachte an den Tag zurück und sein Erstaunen, als er Ben gesund und munter bei Sarah angetroffen hatte, als er der die Mitteilung von dessen Entführung hatte machen wollen. „In groben Zügen hat es ja gestimmt, was ich euch erzählt hatte, aber ich habe euch etwas verschwiegen. Die Entführer sind mit mir in diesen Schuppen gefahren. Dort haben sie meine Papiere durchsucht und dabei meine Adresse und ein Sonographiebild unseres Baby´s in meinem Geldbeutel gefunden. Sie haben mir damit gedroht, meiner Familie etwas anzutun, wenn ich nicht mitspiele und dann haben sie mir was gespritzt. Erst hatte ich Angst davor, aber als das Mittel durch meinen Körper geströmt ist, habe ich einen tiefen Frieden empfunden. Ich habe seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen, bin nächtelang wach gelegen und hatte Angst einzuschlafen, weil ich immer so schreckliche Träume hatte. Immer und immer wieder habe ich das Bild vor mir gesehen, wie der Chemiker dir Sarah, das Messer in den Bauch rammt, um unser Kind da heraus zu schneiden, während ich gelähmt da sitze und euch beiden-dem Wichtigsten was es in meinem Leben gibt-nicht helfen kann. Danach habe ich auch Schreckliches mitgemacht, aber das war nichts im Gegensatz zu der Angst und Sorge, die ich um euch verspürt habe!“ sagte er und nun wäre Sarah am liebsten zu ihm geeilt, hätte ihn mit Küssen überschüttet und ihn in den Arm genommen. In letzter Sekunde allerdings nahm sie sich zurück. Halt-Ben war ein Junkie-Süchtige logen und betrogen, dass sich die Balken bogen! Sie durfte jetzt nicht so handeln, wie ihr Herz es ihr befahl, sondern sie musste an ihr Kind denken, das ein Recht darauf hatte, in einem stabilen Umfeld ohne Drogen aufzuwachsen!

    Wie als wenn er es gespürt hätte, oder liefen durch Semir´s Kopf dieselben Gedanken, wie durch ihren, fragte aber nun Ben´s bester Freund: „Ben-das ist ja alles recht und schön, aber warum zum Teufel hast du uns das nicht einfach erzählt, als du freigelassen wurdest?“ und auf diese Frage hatte der junge Polizist momentan keine Antwort.Sarah sah ihn eine Weile prüfend an und begann dann langsam zu sprechen. Wie oft unterhielt man sich auf der Intensiv mit Patienten, die so langsam aus dem Delir wieder zu sich kamen, fragte sie nach ihren Gefühlen und der Motivation, dieses Teufelszeug wieder und wieder zu nehmen und häufig bekam man in diesem Augenblick auch ehrliche Antworten. „Kann es sein, das du dich zum ersten Mal seit Langem wieder entspannen konntest, dass du zur Ruhe gekommen bist, dich wohl gefühlt hast?“ wollte sie wissen und Ben nickte langsam mit dem Kopf, ohne sie direkt ansehen zu können. „Ist es möglich, dass du zwar schon Angst davor hattest, was deiner Familie angetan werden könnte, wenn du nicht mitspielst, aber im Gegenzug das Gefühl hattest, du möchtest mehr-immer mehr von diesem Zeug und da war dir jede Ausrede recht?“ fragte sie und Ben wollte erst protestieren, aber als er dann ein wenig in sich ging, musste er sagen, dass sie die Wahrheit sagte. Sicher hätte man ihm viel besser helfen können, wenn er gleich nach dem ersten Drogenkontakt Hilfe gesucht hätte, aber diese wunderbaren Gefühle-er konnte sich gerade nicht vorstellen, wie es wäre, die nie wieder zu spüren und ehrlich gesagt, begann er sich schon wieder nach dem nächsten Schuss zu sehnen. Dann sah er auf die Uhr und erschrak-es war kurz vor sechs, verdammt, er musste seine Auftraggeber anrufen!
    „Kleinen Moment, ich muss nur schnell aufs Klo!“ rief er, sprang auf und verschwand eilends in der Toilette. Sarah und Semir sahen sich an. „Verdammt-hoffentlich kriegen wir das wieder hin!“ bemerkte Semir und Sarah nickte unglücklich.

    Die mutige Susanne (das muss am Namen liegen ;) ),findet den leeren Dienstwagen, aber keine Spur von Semir und Ben. Weil sonst keiner Zeit hat, macht sie sich alleine auf die Suche nach den beiden und das könnte Semir´s Rettung sein.
    Wegen dem Rascheln im Gebüsch mache ich mir jetzt weniger Sorgen, denn in unseren Wäldern gibt es außer Wildschweinen und die haben im Februar noch keinen Babys, die sie gefährlich machen könnten, keine Wildtiere, die sich an einem lebenden Menschen vergreifen würden. Aber der Nebel und die Kälte, daneben di Aspirationsgefahr-das sind die wahren Gefahren für Semir, aber nicht weniger gefährlich deswegen!

    Andreas und Thomas liegt wirklich was an ihrer Schwester! Die tun alles, um sie zu finden, allerdings bislang vergeblich.

    Kevin macht sich derweil auf und fährt zu Jessy´s Eltern. Als ich mit Kevin (der mit dem Steckdosengriff war übrigens gut! :D ) durch die abgewrackte Wohnsiedlung gelaufen bin, hat es mir echt gegraust-ach du liebe Güte-schlimm, wie manche Menschen leben und noch schlimmer-sowas ist in Deutschland leider bittere Realität!
    Kevin hält nun Waffe und Dienstausweis parat und nun bin ich gespannt, wie und unter welchen Umständen er jetzt auf Jessica´s Eltern trifft! Wenn ich deren Vater wäre, würde ich mich jetzt warm anziehen-denn Kevin weiss über die Vergewaltigungen Bescheid.

    Sarah erstarrte. Wie sollte sie sich verhalten und was würde Ben sagen? Vielleicht war er ja nur gekommen, um ein paar Sachen zu holen? Darauf hin deutete, dass er jemanden mitgebracht hatte. Wenn er mit ihr reden wollte, wäre er alleine gekommen, denn so ein Gespräch musste unter vier Augen stattfinden-also war es tatsächlich so, wie sie es vermutet hatte, Ben hatte nur auf eine Gelegenheit zur Trennung gewartet und war sogar noch zu feige, das mit ihr alleine zu besprechen-nein er musste sich Unterstützung mitbringen! Da standen auch schon Semir und er vor ihr. Sarah musste schlucken, denn so sehr sie auch zornig war-sie liebte ihn nach wie vor dermaßen, dass es beinahe weh tat! Wenigstens hatte er nicht seine neue Freundin mitgebracht, das hätte sie nämlich nicht ertragen können. Trotzdem beschlich sie eine unheimliche Wehmut. Auch Semir hatte anscheinend Bescheid gewusst-wie anders ließ es sich erklären, dass er nun mit dabei war-nur sie dumme Nuss hatte mal wieder nichts gemerkt, hatte gedacht ihre Liebe wäre für die Ewigkeit-und nun war es nach nicht mal ganz zwei Jahren schon vorbei!

    Nun ergriff Semir das Wort-verdammt noch mal, Ben war sogar zu feige, selber mit ihr zu sprechen-das hätte sie jetzt nicht erwartet!„Sarah!“ sagte er ernst. „Wir müssen mit dir reden!“ und sie nickte dazu. „Nicht zwischen Tür und Angel-das ist zu wichtig, was wir dir zu sagen haben-oder viel mehr, was Ben uns zu sagen hat!“ fuhr Semir fort und Sarah setzte sich schweigend und erwartungsvoll an den großen Esstisch. Ben blieb noch kurz stehen. „Wollt ihr was trinken?“ fragte er und Semir nickte. „Ein Wasser!“ sagte er und Ben nahm eine Flasche aus dem Vorratsschrank und stellte sie mit drei Gläsern vor sie und goss ein. Dann setzte auch er sich und Sarah fragte-mühsam die Tränen unterdrückend: „Und Ben-was hast du mir zu sagen und warum musstest du dir für dieses Gespräch Unterstützung mitbringen? Brauchst du einen Zeugen, oder fürchtest du dich so vor mir, dass du mir nicht alleine unter die Augen treten kannst?“ fragte sie gespielt ruhig und legte unbewusst ihre Hand auf ihren Bauch, wie um das Baby zu schützen. Ben´s Miene wurde weich und er wollte seine Hand ausstrecken und ebenfalls Kontakt mit seinem Nachwuchs aufnehmen, aber Sarah drehte sich brüsk weg. „Das sage ich dir-wenn das Kind auf der Welt ist, werden wir das mit dem Umgangsrecht regeln, aber solange der Zwerg in meinem Bauch heranwächst, lässt du die Finger davon!“ sagte sie wild und Ben, der sich halb von seinem Stuhl erhoben hatte, wurde blass und sank auf den Sitz zurück.

    Nun ergriff Semir die Initiative. „Sarah, ich glaube, dass du von falschen Voraussetzungen ausgehst! Ben hat mir schon erzählt, dass du sein Verschwinden gestern Abend mit einer Frau in Verbindung gebracht hast, aber ich kann dir versichern-das ist nicht das Problem. Wir beide haben bei unserem Partner und Freund leider mit anderer Konkurrenz zu kämpfen!“ sagte er und nun sah ihn Sarah erstaunt an. Was konnte es anderes geben und warum betonte Semir das „wir“? War das nicht eine Beziehungskiste, die vor allem die beiden Partner was anging? Versuchte sich Semir jetzt als Mediator, um zu retten, was noch zu retten war?
    Bevor sie nun allerdings Fragen stellen konnte, griff Semir unvermittelt nach Ben´s Arm, der im selben Augenblick fast unbewusst versuchte den zurückzuziehen, aber Semir ließ nicht locker und schob einfach Ben´s Ärmel nach oben und was sie dort sah, ließ sie beinahe zum Eiszapfen erstarren. Eine unbeschreibliche Kälte ergriff von ihr Besitz und kroch die Beine hinauf, bis sie am Kopf oben ankam. „Ben, was hast du getan?“ sagte sie schwach und dann musste sie erst mal einen Schluck Wasser trinken, denn ihr Mund war vor Entsetzen gerade völlig ausgetrocknet.

    Ben sah schuldbewusst zu Boden und schwieg. „Was hast du dir gespritzt? Heroin oder etwas anderes?“ fragte sie nach einer Weile und Ben zuckte daraufhin mit den Schultern. „Ich weiss es ehrlich gesagt nicht-ich denke schon, dass es Heroin ist!“ sagte er leise. Sarah konnte ihren Blick fast nicht von Ben´s Arm abwenden. Unbewusst zählte sie die Einstiche-es waren viele-zu viele und als sie die dicke Rötung an einer Stelle sah, die sichtlich entzündet war, ergriff der Krankenschwesternmodus von ihr Besitz und sie wäre am liebsten aufgestanden, um ihm einen Eisbeutel zu holen, aber in letzter Sekunde nahm sie sich zurück.
    Nun fügte sich in ihrem Kopf eines zum anderen. Darum hatte Ben in letzter Zeit immer langärmlige Shirts an-damit niemand sah, dass er ein Junkie war. Seine Unkonzentriertheit, die Unruhe-dann wieder sein Schlafbedürfnis, sein Versagen im Bett-alles fügte sich in ihr zu einem logischen Ganzen zusammen. Nur leider Gottes wusste sie jetzt nicht, ob ihr eine andere Frau unter diesen Umständen nicht lieber gewesen wäre. Das hier war ein absolut unberechenbarer Gegner, gegen den die Meisten den Kampf verloren, so motiviert sie auch waren. Sie hätte lieber nicht so gut Bescheid darüber gewusst, aber eine Intensivschwester auf einer inneren Intensivstation hatte leider Gottes von diesen Drogen und vor allem den Entzugssymptomen viel Ahnung . Kaum einer schaffte es, von der Nadel wieder wegzukommen. Klar-manche wechselten dann zu anderen Drogen, die vermeintlich weniger gefährlich waren, so versuchte man mit den Methadonprogrammen die Süchtigen aus der Illegalität zu holen, aber wie oft hatte sie wieder und wieder dieselben Patienten gehabt. Sie hatten nach jedem körperlichen warmen Entzug, wie er bei ihnen auf der Intensivstation praktiziert wurde, hoch und heilig versprochen, ab sofort clean zu bleiben, aber nur ein sehr geringer Prozentsatz schaffte das wirklich. Eher begleitete man in ihrem Beruf den zunehmenden Verfall. Anfangs hatten ihre Patienten noch einen festen Wohnsitz, Partner, Eltern und Freunde, aber mit jedem Mal wurden die weniger. Kaum einer kam damit zurecht, ständig angelogen, beklaut und hintergangen zu werden. Diese Droge war eine der Schlimmsten, wobei es natürlich mit Crack und den neueren synthetischen Drogen inzwischen beinahe noch eine Steigerung gab, weil die sehr viel schneller zum Tode führten. Und sogar wenn Menschen clean wurden-oft starben sie nach einiger Zeit an den Spätfolgen wie Leberzirrhose oder Aids, oder blieben zumindest chronisch krank. Je nachdem, wie lange jemand an der Nadel gehangen hatte-mit der Dauer der Suchtproblematik sank wie in einer mathematischen Gleichung die Chance auf Heilung-zumindest in der Theorie. Darum war es nun unbeschreiblich wichtig für sie, zu erfahren, wie Ben dazu gekommen war, sich zu dopen und wie lange es schon ging.
    Sarah straffte deshalb ihren Rücken und forderte ihn auf: „Erzähl-und sei bitte ehrlich-was anderes macht sowieso keinen Sinn!“ und Ben nickte.

    Ja ich finde das auch eine der schlimmsten Tätigkeiten, die man als Polizist so hat-Todesnachrichten überbringen. Mir hat auch die junge Mutter am meisten Leid getan-für die bricht jetzt eine Welt zusammen und die ganze Zukunft ist in Scherben, obwohl das auch für die anderen schlimm ist. Gerade wenn man sich im Streit getrennt hat und das nie wieder gut machen kann, finde ich das schrecklich!
    Allerdings war das sehr wichtig, dass die Angehörigen aller drei Opfer zeitnah Bescheid bekommen-die Ungewissheit ist nämlich das Allerschlimmste! Und das konnten sie ja vorher nicht wissen, wer da wen vermisst oder nicht!
    Jetzt hoffe ich auch sehr, dass wenigstens in dem koffer irgendwelche Hinweise zu finden sind!

    Ben wird von seinem besoffenen Entführer angekettet wie ein Hund. Wenigstens kriegt er zuvor was zu trinken, aber er vergeht fast vor Sorge um Semir. So ganz nebenbei erfährt er noch, dass Harald der Nebenbuhler seines Vaters war-ob ihm jetzt so angenehme Gedanken durch den Kopf gehen?
    Susanne wird derweil immer unruhiger-ja die kennt ihre Kollegen und weil die Uniformierten anderweitig beschäftigt sind, macht sie sich selber auf den Weg, um nach dem Rechten zu schauen! Halt durch Semir-Rettung naht!

    Puh-ich möchte kein Buchhalter oder sonstiger Mitarbeiter bei der Baufirma Wilckens sein! Der Senior ist völlig skrupellos und indem er ihm mit dem Tod droht, muss sein Mitwisser sogar seine eigene Familie in die Falle locken, wo sie vom Juniorchef in Verwahrung genommen wird, sozusagen als Sicherheitsleistung.
    Semir und Alex haben derweil eine traurige Mission-sie müssen die Angehörigen vom Tod der drei Männer informieren-keine leichte Aufgabe! :(

    So nun ist Anna Engelhardt also zumindest teilweise eingeweiht-na die lässt sich aber nicht so leicht hinters Licht führen und glaubt Kevin´s Version der Story genauso wenig, wie Semir und Ben.
    Nun wird es aber Zeit, dass unsere Lieblingspolizisten Kevin auf den Zahn fühlen, sonst ist er seinen Job definitiv los-obwohl-vielleicht möchte der auch lieber etwas anderes machen und mit seiner Räuberbraut ein neues Leben beginnen? Die ist ja sowieso gerade auf dem Weg zu ihm, während Kevin versucht, ihre Eltern zu finden-bin ja gespannt, wem sie zuerst über den Weg läuft.

    Semir trat an Ben´s Schreibtisch und holte die verfängliche Plastiktüte hervor. Ben schlief immer noch mit leicht geöffnetem Mund und selig lächelnd auf der Couch. Nach kurzer Überlegung filzte Semir schnell das Büromöbel. Zu seiner eigenen Erleichterung fand er nichts, was in irgendeiner Weise verfänglich war, nur Ben´s üblichen Müll und ein paar Schokoriegel für schlechte Zeiten. Nun weckte er seinen Freund, der ihn im ersten Augenblick verständnislos ansah. „Ben-du wirst jetzt deine Hand auf deinen Bauch legen und leidend aussehen. Ich habe der Chefin erzählt, du hättest gekotzt und schon eine Weile ziemliche Magenschmerzen. Sie befürchtet, du hättest eine Magen-Darm-Grippe und ich soll dich schnellstmöglich heimbringen, damit du niemanden anstecken kannst. Die Tüte habe ich-jetzt überleg-hast du noch andere verfängliche Sachen im Mercedes? Der bleibt nämlich hier, weil ich schon gesagt habe, dass du vermutlich ein wenig länger ausfällst. Bonrath wird den sicher als Fuhrparkleiter anderweitig einsetzen-es wäre eine Katastrophe, wenn da Drogen oder verfängliches Zubehör drin wären!“ sagte er kurz und Ben sah betreten zu Boden.
    „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du das Polizeifahrzeug für den Drogentransport genutzt hast?“ fragte Semir entsetzt, aber Ben nickte nur. „Ich habe mir darin immer das Zeug gekocht und gespritzt!“ beichtete er verlegen. Er würde ehrlich sein, denn Semir würde das sowieso rausfinden. „Dann müssen wir den noch ausräumen, bevor jemand anderes Verdacht schöpft-Mann, Mann Ben, wie konntest du nur davon ausgehen, dass das unentdeckt bleibt?“ schimpfte Semir und griff nach seiner und Ben´s Jacke, die sie nachlässig über die Stuhllehnen gehängt hatten-eigentlich war es ja viel zu warm für ne Jacke, aber es war die Macht der Gewohnheit, die dabei zu haben, denn in ihrem Job wusste man nie, wann man einen Eiskeller durchsuchen musste.

    Semir warf Ben dessen Jacke zu, während er die seine so über den Arm hängte, dass niemand die verfängliche Plastiktüte sehen konnte. Wie befohlen presste Ben nun seine Hand auf die Magengegend und ging mit leidendem Gesichtsausdruck durchs Großraumbüro ins Freie. Ihm gings zwar gerade prächtig, aber ein wenig schauspielern konnte nicht schaden. „Gute Besserung, Ben!“ rief ihm Susanne zu, die von der Chefin schon den Auftrag bekommen hatte, die Dienstpläne für die nächsten Tage umzuschreiben, weil Ben krank geworden war. „Danke, ich kanns brauchen!“ sagte er ein wenig schwach und schon waren sie im Freien.
    Semir sperrte den BMW auf und komplimentierte Ben auf die Beifahrerseite. Seine Jacke und die Tüte legte er in den Kofferraum. Dann ließ er sich von Ben den Mercedesschlüssel geben und fragte nur streng: „Wo?“ „Unterm Fahrersitz!“ sagte Ben kleinlaut und Semir wurde fast übel, als er von dort einen Umschlag vorzog in dem noch wenige Päckchen weisses Pulver waren. Jetzt war ihm auf einmal sonnenklar, warum heute Vormittag der Drogenhund so an Ben´s Wagen interessiert gewesen war! Semir sah sich nochmals prüfend um, aber er konnte keine verfänglichen Dinge mehr entdecken. Nur im Aschenbecher waren Bonbonpapiere und raussaugen hätte man den Wagen auch mal wieder gekonnt-oh Ben, würde der denn nie Ordnung lernen? Semir packte auch den Umschlag noch in seinen Kofferraum-Mann da musste er sich jetzt was einfallen lassen, wie er den Stoff entsorgen könnte-aber das würde er sich später überlegen. Auf jeden Fall würde der Drogenhund jetzt auch bei seinem Wagen anschlagen-na klasse!

    Nun stieg auch Semir ein und wenig später waren sie auf dem Weg zu Sarah. „Wie kommt die eigentlich drauf, dass du eine neue Flamme hättest? Sie hat mir heute Morgen, als ich sie angerufen habe erklärt, du hättest sie verlassen und wärst zu einer anderen Frau gefahren-ist da was dran?“ fragte Semir, aber Ben schüttelte den Kopf. „Ich weiss nicht, wie sie da draufkommt-ich liebe doch nur sie und fremdgehen täte ich nie-wie sollte ich das denn auch unserem Kind erklären!“ sagte er ein wenig ratlos. „Ich habe gestern den Geburtsvorbereitungskurs verschwitzt und als Sarah nach Hause gekommen ist, war sie stocksauer und hat mir lauter Dinge an den Kopf geworfen, die überhaupt nicht gestimmt haben!“ erklärte Ben. „Irgendwann hat sie mich dann rausgeschmissen und ich habe im Wagen gepennt und mir gedacht, die wird sich schon wieder beruhigen!“ erzählte er Semir von den Ereignissen des Vortags. „Und um deinen Kummer zu vergessen, hast du dir den nächsten Schuss gesetzt, nicht wahr?“ soufflierte Semir und Ben konnte nur nicken-er hätte es aber nicht geschafft, Semir jetzt in die Augen zu schauen, gut dass der eh seinen Blick auf die Fahrbahn gerichtet hatte. Mann er hatte sich benommen wie ein Schwein-würde Sarah ihm je verzeihen können?

    Sarah hatte inzwischen mit der Verwaltung der Mitarbeiterappartements telefoniert. Im Moment war nichts frei, aber sie ließ sich auf die Warteliste für ein Zweizimmerappartement setzen. Nachdem sie immer noch nichts von Ben gehört hatte, hatte sie jetzt im Verlauf des Tages die ganze Palette von Kummer bis Zorn emotional durch und würde sich jetzt um praktische Dinge kümmern-es half ja nichts. Irgendwann hörte sie auf einmal Stimmen vor der Haustür und schon drehte sich ein Schlüssel im Schloss.

    Gut dass Semir sich zusammenreissen kann und nicht kotzt-sonst wäre es sehr schnell vorbei mit ihm! Wenigstens ist sein Handy in seiner Nähe und so wird er vermutlich bald gefunden werden.
    Ben liegt derweil gefesselt und geknebelt im Kofferraum und wird erst in gut alkoholisiertem Zustand von seinem Entführer rausgeholt, der da noch eine Rechnung mit Konrad offen hat-nicht gut!

    Sarah hatte sich der Verzweiflung hingegeben. Irgendwie hatte sie so gehofft, dass Ben irgendwann einfach vor der Tür stehen und sie um Verzeihung bitten würde. Klar war sie am gestrigen Abend zornig und hoch emotional gewesen und diese Verdächtigung mit der Freundin war ihr plötzlich ganz spontan eingefallen, aber weil Ben ihr nicht widersprochen hatte und bisher auch nicht erschienen war, war sie sich nun fast sicher, dass sie mit ihrer Vermutung Recht gehabt hatte. Als morgens dann auch noch Semir angerufen hatte und ihr Partner anscheinend auch nicht zur Arbeit gegangen war, erhärtete sich die Vermutung. Insgeheim hatte sie nämlich gehofft, er wäre einfach zu Semir und Andrea gefahren, hätte bei denen übernachtet und sich den Rat seines besten Freundes und Kollegen geholt. Aber so hatte sie nun keine Ahnung, wo er steckte und es war ziemlich naheliegend, dass er dann doch bei einer anderen Frau war. Klar wäre es auch möglich, dass er sich einfach ein Hotelzimmer genommen hatte, um eine Nacht drüber zu schlafen und mit ein wenig Abstand kam ihr ihr Benehmen am Vorabend auch ein wenig überzogen vor. Sie hatte ihn kurzerhand aus seiner eigenen Wohnung geschmissen, ein Wunder, dass er sich das hatte bieten lassen. Wenn sie sich tatsächlich trennen würden, würde sie schnellstmöglich noch vor der Geburt des Kindes ausziehen. Sie konnte sich so eine Luxuswohnung nicht leisten und außerdem würde sie dann bald wieder arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen. Das Erziehungsgeld alleine würde nicht reichen, um sich in Köln eine einigermaßen ordentliche Bleibe leisten zu können. Sie würde also den Zwerg in der Krippe des Krankenhauses lassen müssen, während sie ihre Schichten ableistete. Vielleicht wäre es möglich die Stundenzahl ein wenig zu reduzieren, damit sie ein wenig mehr Zeit für das Kind hatte, aber eine andere Möglichkeit hatte sie nicht. Ihre Eltern waren auch beide noch berufstätig, klar die würden ihr am Wochenende den Enkel abnehmen, damit sie arbeiten konnte, wie ja auch Ben ein Recht darauf hatte, sein Kind zu sehen und sicher auch klaglos Kindesunterhalt zahlen würde, aber ihr Leben würde trotzdem total anders verlaufen, als sie es sich vorgestellt hatte.

    Voller Wehmut dachte sie an ihre Träume. Sie hatte gedacht, einfach ein paar Jahre zuhause bleiben zu können, ihr Kind gemeinsam mit Ben aufzuziehen, den sie immer noch von ganzem Herzen liebte und zwar so, dass es ganz tief in ihr fürchterlich weh tat, sich eine Zukunft ohne ihn vorzustellen. Sie hatte gehofft Zeit zu haben und vielleicht in nicht allzu großem Abstand ein zweites Kind. Sie hatten gemeinsam Pläne geschmiedet vom Häuschen im Grünen mit Sandkasten, Schaukel und Planschbecken vorm Haus und da ging es nicht um materielle Dinge, sondern einfach darum, einem Kind Zeit zu widmen und es nicht im zarten Alter von wenigen Monaten fremd betreuen zu lassen. Sie dachte nach, warum sie überhaupt auf die Idee mit der Freundin gekommen war, aber Ben hatte sich in der letzten Zeit verändert. Er war abwesend gewesen und reizbar. Er hatte sich innerlich vor ihr zurückgezogen, obwohl er neben ihr im Bett lag. Sein Denken war von etwas beherrscht gewesen, wozu sie keinen Zugang hatte. Sie hatte es momentan auf das Trauma seiner Entführung und Verletzung vor wenigen Monaten zurückgeführt, aber als sie die Sache mit einer Psychotherapie angesprochen hatte, hatte er das schroff von sich gewiesen. Als er wieder zu arbeiten begonnen hatte, war es erst besser gewesen, aber seit etwa eineinhalb Wochen war die Sache eskaliert. Nein wie sie es auch drehte und wendete-da hatte er vermutlich eine andere Frau kennengelernt, die ihn von diesen ganzen Dingen ablenkte. Sie schwankte zwischen Wut und Verzweiflung. Diese Typen-die waren alle schwanzgesteuert-wenn da eine attraktive Frau mit dem Hintern wackelte, vergaßen sie Jahrtausende Evolution und folgten nur noch ihren Trieben. Und obwohl sie normalerweise ja nicht schlecht aussah, aber mit ihrem dicken Bauch fühlte sie sich unförmig wie eine Tonne, ihre Beine liefen an und so manche Schwangerschaftsbeschwerden wie Sodbrennen machten eben auch ihr zu schaffen. Zudem war sie-vermutlich durch die Hormone- reizbarer als sonst, hatte ein erhöhtes Schlafbedürfnis und ihre Gedanken drehten sich eben meist um ihr gemeinsames Kind und wie das wohl alles werden würde mit der Geburt und der Zeit danach. Trotzdem hatte sie ein dringendes Bedürfnis nach Liebe und Zuneigung, wollte von Ben, wie früher ja auch, in den Armen gehalten werden und ihm körperlich nahe sein. Gut wenn er keinen Sex wollte, weil er Angst hatte, damit seinem Kind zu schaden, dann konnte man sich trotzdem nahe sein und streicheln und wenn sie daran dachte, wie ruhig ihr gemeinsames Kind immer geworden war, wenn sein Papa die Hand auf ihren Bauch gelegt hatte, hätte sie heulen können.
    Dem Kleinen ging es sicher gerade auch nicht gut, wenn die Mama so traurig war. Deshalb riss sie sich nun zusammen, legte ihre Hände auf ihren Bauch und streichelte das Ungeborene. „Geliebter kleiner Schatz! Mach dir keine Sorgen-wir kriegen das schon und für dich wird immer gesorgt werden, das verspreche ich dir!“ sagte sie weich und dann atmete sie tief durch. Das Leben würde weitergehen-irgendwie-und warum sollte sie nicht schaffen, was Generationen von Frauen vor ihr geschafft hatten, alleine ein Kind groß zu ziehen und ihm alle Liebe und Geborgenheit zu geben, die es benötigte?
    Sie warf einen kurzen Blick zum Telefon-sollte sie versuchen, Ben anzurufen? Aber kurz darauf verwarf sie den Gedanken-sie würde gar nichts unternehmen-er sollte zu ihr kommen und ihr sagen, wie er sich ihre Zukunft vorstellte. Aber vermutlich würde das auf eine Trennung hinauslaufen, sonst wäre er schon längst wieder auf der Matte gestanden, da kannte sie ihn gut genug dazu!

    Semir hatte inzwischen seinen Bericht fertiggestellt und brachte ihn nun zur Chefin ins Büro. „Frau Krüger, ich bin dann fertig und wenn sie nichts dagegen haben, nehme ich ihr Angebot von heute Morgen gerne an und mache jetzt früher Feierabend. Ben nehme ich mit und liefere ihn bei seiner Freundin ab-die ist Krankenschwester und wird schon wissen, was man da am besten macht. Ich denke aber, er wird schon einige Zeit ausfallen, denn diese Magenprobleme plagen ihn nicht erst seit heute!“ sagte er harmlos um gleich eine längere Auszeit Ben´s anzukündigen. „Sagen sie ihm gute Besserung und er soll dann eben die nächsten Tage eine Krankmeldung herschicken-ich werde jetzt nicht persönlich in ihr Büro gehen, nicht dass es etwas Ansteckendes ist und ehrlich gesagt, ich kann mir etwas Schöneres vorstellen, als eine Magen-Darm-Grippe!“ sagte sie trocken und begann den Bericht zu studieren. Semir atmete innerlich auf-so nun konnte er Ben hoffentlich problemlos hier raus bringen und dann mussten sie mit Sarah gemeinsam überlegen, wie es weitergehen sollte!

    Nun hat Hartmut die ermordeten Männer identifiziert! Allesamt waren sie Buchhalter bei dem Bauimperium Wilkens! Holla die Waldfee-wenn die sich als Geschäftsräume ne Riesenfläche in den Kranhäusern leisten können, dann ist das echt ne sehr erfolgreiche Firma! Allerdings scheinen die ihre Aufträge mit viel Bakschisch und linken Dingern zu kriegen-hoffentlich fliegen die bald auf!