Beiträge von susan

    Sarah brachte Ben wieder in den Keller. Ein paarmal strauchelte er, aber sie hatte Semir, der ihnen mit Abstand folgte einen warnenden Blick zugeworfen. Wenn der näher kam, solange Ben sich noch als älterer Schüler wähnte, würde der wieder fliehen und ob es diesmal so glimpflich abgehen würde, wagte sie zu bezweifeln. Ben legte sich auch artig aufs Bett und ließ sich zudecken. Sarah fragte ihn: „Magst du einen Kaffee trinken und ein Brötchen essen?“ aber Ben schüttelte den Kopf und sagte: „Erstens mag ich keinen Kaffee und dann ist mir immer noch schlecht!“ und das nahm Sarah zur Kenntnis. Sie reichte ihm die Wasserflasche, aber als er auch nur versuchte einen Minischluck zu nehmen, musste er wieder würgen und so ließ sie es bleiben, leerte noch schnell die beiden Eimer aus und ging dann aus dem Raum zu Semir, der hinter der Tür Wache stand. Aufatmend legten sie gemeinsam den Riegel wieder vor und Semir stellte nach einem Blick auf die Uhr mit einem „Verdammt-ich muss los!“ fest, dass er schon fast zu spät war. „Kommst du alleine zurecht?“ fragte er Sarah, während er in Windeseile im Stehen eine Tasse Kaffee hinunterschüttete und sich ein belegtes Brötchen vorbereitete, das er unterwegs im Wagen essen würde. „Ich denke schon!“ antwortete Sarah und nahm sich ebenfalls ein Brötchen-sie würde sich später einen Tee machen, denn Kaffee trank sie wegen dem Kind in der Schwangerschaft nicht und sie hatte eine Packung ihrer Lieblingsteebeutel in ihrem Koffer.

    So verließ Semir sie und fuhr so zügig es ging zur PASt, wo er von Frau Krüger schon erwartet wurde. Er trudelte zwei Minuten vor neun ein und atmete auf-wenigstens diesbezüglich würde er nicht auffallen! Susanne hatte ihm eine Liste mit den schwarzen Porsches dieser Baureihe vorbereitet, die in Köln und Umgebung zugelassen waren und es waren nur acht Adressen-gut das würde zu schaffen sein! Frau Krüger griff nach ihrer Jacke: „So Herr Gerkhan-nachdem sich die Zahl ihrer Mitarbeiter ja zügig dezimiert hat, werde ich sie heute bei ihrer Arbeit unterstützen. Nur immer hinterm Schreibtisch sitzen und Dienstpläne schreiben ist auf Dauer auch langweilig, ich muss mal wieder normale Polizeiarbeit machen!“ verkündete sie und Semir verdrehte innerlich die Augen zum Himmel-verdammt, gerade bei diesem Fall, wo er absolut keine Aufmerksamkeit brauchen konnte, fiel der Chefin sowas ein. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als gute Miene dazu zu machen-gut, dann würde das Schicksal eben seinen Lauf nehmen, jetzt konnte er eh nichts mehr aufhalten und vielleicht war der Dealer ja auch nicht unter den Porschefahrern, sondern das Auto war geklaut, oder irgendwo ganz anders zugelassen! Sie checkten die Adressen der Halter und legten sich danach einen Plan zurecht, in welcher Reihenfolge sie sie abklappern würden und dann brachen sie auf.

    Hartmut hatte in der Nacht ausnehmend gut geschlafen und sogar von Jenni geträumt. Sie waren miteinander auf einem Rockkonzert gewesen und gerade als sie ihn verliebt angesehen hatte und er sie in einer dunklen Ecke küssen wollte, klingelte sein Handywecker und er musste aufstehen. Allerdings tat er das heute ohne Murren und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, denn er würde jetzt seine Traumfrau aus dem Krankenhaus abholen! Er trank einen Kakao und rief kurz seinen Mitarbeiter in der KTU an, dass er heute erst später kommen würde, weil er einen wichtigen privaten Termin hätte und dann kaufte er sich noch in der Bäckerei um die Ecke ein Schokocroissant, das er auf dem Weg zur Klinik genüsslich verspeiste.
    Seine Lucy, sein altes Fahrzeug war leider nicht mehr zu reparieren gewesen, aber er hatte wieder einen Oldtimer erstanden, nämlich einen quietschgelben VW Käfer, Baujahr 1974 in einer Sonderedition. Den hatte er liebevoll und originalgetreu restauriert und auch problemlos durch den TÜV gebracht. Nachdem er als Oldtimer fungierte, konnte er auch das Fahrverbot für Fahrzeuge ohne grüne Plakette in der Kölner Innenstadt unterlaufen und so kam er gut gelaunt mit seinem auffälligen Wagen vor der Klinik an und fand sogar sofort einen Parkplatz. Zwei Stufen auf einmal nehmend erklomm er die Treppe und stand wenig später vor Jenni´s Zimmertür und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Als er geklopft hatte und ein freundliches „Herein“ ertönt war, ging er ins Zimmer und tatsächlich stand Jenni schon angezogen und mit gepackter Reisetasche bereit. Sie hatte über der dick verbundenen Schulter eine leichte Jacke und hatte sonst Jeans und ein weites T-Shirt an, das sie über den Verband gezogen hatte. Den Entlassbrief für ihren Hausarzt in der Hand, packte sie ihre Tasche, die er ihr sofort abnahm. „Aber Jenni-du sollst doch nichts tragen!“ sagte er vorwurfsvoll und über ihr Gesicht glitt ein Lächeln. „Guten Morgen erst mal-und danke, dass du mich abholst! Ich bin ja nicht so krank, dass ich nicht meine Tasche hätte selber nehmen können!“ sagte sie, während sie schon zur Tür hinaus strebte. „Aber deshalb bin doch ich da-du sollst dich nicht anstrengen!“ sagte Hartmut ganz Gentleman und ging neben ihr zum Fahrstuhl. Gemeinsam fuhren sie nach unten und als sie vor dem auffälligen Käfer standen, sagt Jenni erfreut: „Mensch Hartmut, der ist ja der Knaller-ich wollte immer schon mal in so einem mitfahren!“ und nachdem der Kriminaltechniker ihre Tasche auf den Rücksitz gestellt hatte, stiegen sie beide ein und Hartmut kurvte mit dem typischen Geräusch des luftgekühlten VW-Motors vom Hof. „Der klingt super!“ sagte Jenni, während sie die Seitenscheibe herunterkurbelte und ihren Kopf in den Wind streckte. „Das finde ich auch!“ erwiderte Hartmut glücklich und schlug den Weg zu ihrer Wohnung ein.

    Nun möchte ich mich erst einmal bei meinen Lesern entschuldigen, dass erst so spät das neue Kapitel kommt, aber ich hatte Nachtdienst und bin wegen häuslicher Renovierungsarbeiten( ihr könnt euch glaube ich nicht vorstellen, wie´s gerade bei uns aussieht!-die Krux des Altbaubesitzers mit einem Riesengarten, Pferden und Haustieren) auch nicht dazu gekommen, eines vorzuschreiben und habe jetzt nach drei Stunden Schlaf etwas hingepinselt.
    Um auf die Fragen einzugehen-ja das ist das eigentlich Schlimme am Drogen-oder Alkoholentzug, dass sich der Verstand der Betroffenen so verwirrt, dass die sich selber nicht mehr kennen, in Vergangenheit oder wahlweise Zukunft leben, ihren Körper vom Rest trennen können und eigentlich nicht mehr die Personen sind, die sie vorher waren. Manchmal, eigentlich meistens, wird das wieder, aber manchmal eben auch nicht und nach langjährigem Alkohol-und Drogenkonsum ist man nie mehr der Mensch, der man vorher war!
    Im akuten Rausch oder Entzug sagen und tun die Menschen Dinge, die man ihnen nie zugetraut hätte, gerade heute Nacht habe ich mich mehrmals-auch mithilfe der Polizei- mit einem betrunkenen Russen geprügelt ( 4,04 Promille), der sich wieder im Tschetschenienkrieg wähnte und als ausgebildeter, muskelbepackter Nahkämpfer, der erst vor drei Monaten mal wieder aus dem Knast gekommen ist, nun primär bewusstlos aufgefunden wurde-leider nicht lange genug. Er ist erst getürmt, meinte er wäre im Krieg, wurde dann drei Stunden später von den Sanis, die er selber gerufen hatte, wieder gebracht, hat uns die Bude vollgekotzt, alles verpisst, den Zugang rausgerissen und uns aufs Übelste beschimpft und einen Arzt in den Bauch getreten.
    Nebenbei wollte er aber auch was zu essen, denn er zahlt ja schließlich 10€ pro Tag für die Vollpension! Wegen seiner Vorgeschichte (war schon in Russland im Knast) muss man auch wirklich Angst haben, sich mit irgendwelchen gefährlichen Krankheiten wie HIV, Hepatitis oder Tuberkulose zu infizieren, aber trotzdem müssen wir-und die Polizisten mit denen wir ein inniges Verhältnis als Leidensgenossen haben- diese Patienten behandeln und irgendwie zur Ruhe bringen, was letztendlich auch funktioniert hat. Wenn der Typ seinen Rausch ausgeschlafen hat, wird er einfach nach Hause gehen-bis zum nächsten Mal! Nur so zur Info, wie sowas abläuft!
    Manche werden sich fragen, warum ich so eine Geschichte mit einem dermaßen problematischen Thema überhaupt schreibe, aber es war mir ein Bedürfnis, wenigstens den Lesern vor Augen zu führen, wie weit einen Drogen bringen können! Und das sind Tatsachenbeschreibungen!
    Ich hatte noch bei keiner meiner Geschichten den Anspruch, dass die als Vorlage für irgendeine Cobrafolge herhalten, das ist nicht mein Ziel, sondern ich spinne hier nur meine eigenen Gedanken weiter und vielleicht verarbeite ich dadurch tatsächlich erlebte Geschehnisse, aber es macht auf jeden Fall Spaß zu schreiben! ;)

    Semir war von seinem Wecker aufgewacht. Er musste heute erst um neun anfangen und hatte deshalb den Wecker in seinem Handy auf 7.30 Uhr gestellt. Es war zwar kein langer Schlaf gewesen, aber trotzdem hatte er sich einigermaßen erholt. Andrea hatte schon die Kinder weggebracht und war auf dem Weg zu ihrem Halbtagsjob, aber sie hatte ihm in der Küche das Frühstück für drei Personen hergerichtet und in einen Korb gepackt. Das Wichtigste war eine Riesenkanne Kaffee und sogar Brötchen hatte sie aufgebacken, die cross und frisch auf ihren Transport zu den hungrigen Mäulern warteten. Drei große Tassen waren auch darin und Semir versetzte es fast einen Stich-da war wohl nicht daran zu denken, dass Ben schon Kaffee trinken konnte, so elend wie der dagelegen hatte, als er ihn verlassen hatte! Er duschte, zog sich an und wenig später war er auf dem Weg zu Sarah und seinem Freund.

    Als er dort ankam, war er überrascht, als er Sarah auf Beobachtungsposten vor dem Laptop fand. „Geht´s Ben schon besser?“ fragte er hoffnungsvoll, während er den Korb auf den Bürotisch stellte. Sarah wies mit dem Kopf auf den Bildschirm und dort konnte man seinen Freund erkennen, der eine ziel- und ruhelose Wanderung durch den Kellerraum aufgenommen hatte. Er hatte das Shirt von heute Nacht an, das aber mit Blutspritzern besudelt war und statt einer normalen Hose war er mit einer Windel bekleidet. Wenn es nicht so schlimm gewesen wäre, hätte Semir der skurrile Anblick zum Lachen gebracht, aber so musste er trocken schlucken und fragte: „Seit wann geht das so?“ und Sarah antwortete nach einem Blick auf die Uhr: „Seit etwa zwei Stunden!“ und Semir beobachtete nun halb angewidert und dann doch wieder fasziniert, wie Ben sich auf den Boden setzte, die Beine anzog und sich anscheinend mit jemandem unterhielt. Sie hatten kein Mikrophon in dem Verließ montiert, deshalb konnte man nicht hören, was Ben sagte, aber er unterhielt sich dermaßen wirklichkeitsnah mit einer unsichtbaren Person, dass Semir beinahe nachschauen wollte, wer da im toten Winkel der Kamera war. Dann erhob er sich wieder schwankend und musste sich an der Wand abstützen, damit er nicht hinfiel, denn sein immer noch ausgetrockneter Körper versagte ihm beinahe seinen Dienst. Aber mit allergrößter Willensanstrengung gelang es ihm, weiterzulaufen.
    Als er wieder an der Tür rüttelte und kurz danach mit schmerzgeplagtem Gesicht den Eimer benutzte, wandte auch Semir sich ab-ihm tat der Anblick in der Seele weh. Verdammt-was stellten diese Drogen mit einem Menschen bloß an? Das war ja nicht mehr der Ben, den er kannte, sondern ein fremder unheimlicher Mensch, der in seiner eigenen Welt lebte!
    „Sollen wir reingehen, oder willst du erst frühstücken?“ fragte Semir. „Ich habe noch ne gute halbe Stunde, bevor ich zur Arbeit muss!“ informierte er Sarah. Die schüttelte den Kopf. „ Ich habe gerade noch gar keinen Hunger. Ich möchte es ausnutzen und reingehen, solange du da bist, denn wenn ich ihn mir so anschaue, dann ist er jetzt psychotisch und unberechenbar und ich möchte auf gar keinen Fall unser Kind gefährden, denn das wäre dem Ben den ich kenne und liebe auch nicht Recht!“ sagte sie und Semir nickte und öffnete auch schon den Riegel. „Vielleicht schafft er es ja etwas zu essen oder zu trinken-versuchen wir´s!“ sagte er und stand auch schon im Kellerraum. Ben, der gerade mit dem Rücken zu ihnen gelaufen war, drehte sich unvermittelt um und wich dann bis zur Wand zurück. Sein Gesicht zeigte einen ängstlichen Gesichtsausdruck und er stammelte mit einer Stimme, die ganz anders klang als vorher und irgendwie dünner und hoch wirkte: „Herr Direktor-ich habe echt nichts gemacht!“ und Semir ging einen Schritt auf ihn zu und streckte die Hand aus. Mit einer katzengleichen Bewegung, die niemand ihm in seiner Verfassung zugetraut hätte duckte sich Ben und rannte an Semir vorbei zum Ausgang.
    Sarah, die er im Vorbeilaufen streifte, fiel mit einem Aufschrei zu Boden-mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit! Semir drehte sich um und hetzte dem fliehenden Ben nach, der in Windeseile die Treppe nach oben erklomm. Im Vorbeilaufen rief er noch: „Sarah, ist dir was passiert?“ aber die sagte nur erschrocken: „Nein Semir, mir geht´s gut-du musst ihn aufhalten-er ist gerade nicht Herr seiner Sinne!“ und nun legt Semir einen Zahn zu. Ben hatte in Windeseile die Haustür geöffnet und rannte nun mit unsicheren Schritten in Richtung von Semir´s Gartenhütte, wo er die Tür aufriss und dann drinnen verschwand. Semir blieb ratlos davor stehen und da erschien auch schon Sarah hinter ihm, die sich ihren schmerzenden Ellenbogen rieb, den sie sich beim Sturz angeschlagen hatte. „Was soll jetzt das? Wo will er denn hin?“ fragte Semir ratlos. „Ich denke, das weiss er gerade selbst nicht!“ antwortete Sarah leise und fragte dann in normalem Tonfall: „Ben was tust du da drinnen?“ und nun kam ein fragendes Stimmchen: „Mama?“ und Sarah atmete tief durch und sagte einfach: „Ja!“ woraufhin Ben zu schluchzen begann und weinerlich sagte. „Ich habe überhaupt nichts gemacht, aber der Lehrer hat den Direktor verständigt und ich will nicht schon wieder Hausarrest!“, woraufhin Sarah beruhigend auf ihn einwirkte. „Ben ich weiss, dass du nichts gemacht hast und außerdem bist du krank-sehr krank. Du musst dich wieder ins Bett legen und dann wirst du bald wieder gesund!“ ging sie auf seine Verwirrtheit ein. Nach einer Weile fragte Ben: „Mama, meinst du wirklich? Und Sarah antwortete mit fester Stimme: „Ja Ben!“ Der erwiderte nun: „Aber der Direktor muss weggehen, sonst komme ich nicht raus!“ und Sarah versprach das. Auf ihren Blick hin versteckte sich Semir hinter der Gartenhütte und beobachtete verborgen, was Ben nun trieb. Sarah öffnete die Tür des Gartenhauses und sagte mit forscher Stimme: „Du kannst rauskommen, es ist niemand mehr da, vor dem du Angst haben musst!“ und nun richtete sich Ben, der sich in der hintersten Ecke der Gartenhütte zusammengekauert hatte, langsam auf. Er schlug beide Arme vors Gesicht und schlich wie ein geprügelter Hund heraus. Mehrmals knickten vor Schwäche seine Füße ein, aber langsam ging er zurück zum Haus. Sarah folgte ihm und sprach derweil freundlich mit ihm „Was war denn los, Ben?“ wollte sie wissen und der antwortete: „Wir hatten Wandertag und der Lehrer hatte mich verdächtigt, dass ich was kaufen will!“ Was er kaufen wollte-diese Frage erübrigte sich beinahe. „Und möchtest du immer noch was kaufen?“ fragte Sarah vorsichtig. „Ich glaube nicht, Mama!“ antwortete Ben und obwohl er so verwirrt war, hätte Sarah vor Freude beinahe laut aufgejuchzt!

    Puh, jetzt habe ich gerade mit angehaltenem Atem die nächsten beiden Kapitel gelesen-gaaaanz großes Kino, Campino, dank dir dafür!
    Semir steigt gerade noch so auf den fliehenden Geländewagen über und wird da schon beinahe von Jessy getroffen. Als sie gemeinsam den Abgang von der Straße machen, hat Semir nur eines-wahnsinnig viel Glück, dass er nicht von dem Geländewagen erschlagen wird und als er verletzt auf dem Rücken liegen bleibt, krabbelt Jessy aus dem Wagen und versucht ihn zu ermorden. Erst dachte ich auch, sie hätte absichtlich daneben geschossen, aber dann stellt sich heraus, dass sie nur wirklich schlecht gezielt hat und keine Erfahrung im Schießen hat, sonst wäre Semir jetzt tot.
    Kevin denkt derweil immer noch, ihr vertrauen zu können, wird aber eines Besseren belehrt. Wenn noch eine Kugel in der Waffe gewesen wäre, hätte sie ihn ebenso kaltblütig erschossen...
    Nun wird die Verbrecherin abgeführt und Semir, Ben und Kevin führen ein intensives Gespräch-ja ich denke auch, jetzt hat Kevin eine Art großen Bruder dazu gewonnen, aber wenn er sich an die beiden Freunde hält, dann hat er wenigstes jemanden, dem er vertrauen kann und der ihn nicht enttäuscht! Muss das Ganze jetzt etwas setzen lassen, bevor ich weiter lese!

    Sarah lehnte sich in dem bequemen Stuhl, den Semir neben das Bett gestellt hatte, zurück. Ben war im Augenblick so schwach und kaum bei Sinnen, dass er nur noch leise Schmerzenslaute von sich gab und anscheinend doch ein wenig zur Ruhe zu kommen schien. Irgendwann döste Sarah, die von der ganzen Sache ja auch mehr als erschöpft war, ein wenig ein. Als sie nach einiger Zeit hochschreckte, murmelte Ben wirres Zeug vor sich hin, aber der erste Liter Infusionslösung war bereits eingelaufen und so wechselte Sarah die Plastikflaschen aus und der nächste Liter begann in den ausgetrockneten Körper zu fließen, der das mehr als dringend benötigte. Als Sarah roch, dass wieder etwas in die Windel gegangen war, machte sie Ben frisch, der das anscheinend gar nicht so richtig mitbekam. Wie viele Windeln hatte sie in ihrem Leben schon gewechselt-ihr machte es eigentlich auch nichts aus, das bei ihrem Partner zu machen. Irgendwann würden sie einmal alt und krank sein und man wusste nicht, wer von ihnen vielleicht als Erster pflegebedürftig wäre-oder man bekam eine schwere Krankheit und konnte schon in jungen Jahren auf fremde Hilfe angewiesen sein. Das waren Dinge, die machten nicht den Wert eines Menschen aus!

    Sie liebte Ben´s Witz, seine gute Laune, die mitreißenden Ideen, die er manchmal hatte und sie liebte ihn auch, wenn er sich morgens das Kissen über den Kopf zog, weil er nicht aufstehen wollte. Er war zwar manchmal ein wenig nachlässig und ab und zu krachte es auch bei ihnen ganz ordentlich, aber im Großen und Ganzen hatte sie ihren Traummann gefunden. Sie glaubte auch, dass er ein guter Vater werden würde-sicher nicht im herkömmlichen Sinn, denn er war irgendwie immer noch im Grunde seines Herzens ein großer Junge geblieben, der wahrscheinlich voller Begeisterung mit der elektrischen Eisenbahn spielen würde-egal ob Junge oder Mädchen, aber das hatten ihr ein paar Freundinnen, die bereits ältere Kinder hatten bestätigt. Die Väter erfüllten sich via Geschenk für die Kinder so manchen Jungentraum, den sie früher nie hatten ausleben dürfen. Aber er hatte eine ganz enge Beziehung zu seinem Kind, das Baby liebte schon jetzt seine Berührungen-sie konnte jetzt nur hoffen, dass er es durchstand. Laut ihrer Erfahrung waren das die schwersten Stunden des Entzugs. Sie hatte das natürlich nochmals nachgelesen, aber beim Heroinentzug waren zwischen 36-72 Stunden die schlimmsten Symptome zu beobachten. Der psychische Entzug dauerte auch viel länger, aber dass es einem so dreckig ging, man Ganzkörperschmerzen, wässrige Durchfälle, Erbrechen und Krämpfe hatte, das würde irgendwann abflauen. Erst dann würde sich zeigen, wie stark Ben´s Wille war, der Verlockung der Droge zu widerstehen.
    Ihr hatten Junkies erzählt, dass die Gefühle die beim Konsum auf einen einfluteten so stark und schön waren, dass man so intensiv nie zuvor gefühlt hatte. Sie hatten gemeint, das wäre schöner als ein Orgasmus und das war etwas, was Sarah sich nicht vorstellen konnte, denn sie liebte eigentlich Sex-vor allem mit Ben, der ein wunderbarer Liebhaber war-ja bis er begonnen hatte, sich Heroin zu spritzen!

    Sarah döste ein und wurde erst wach, als Ben plötzlich aufstand. Der zweite Liter Infusion war auch eingelaufen und anscheinend war sein Kreislauf wieder einigermaßen stabil. Bevor sie reagieren konnte, war schon der Zugang aus seinem Arm gerutscht und ein wenig Blut tropfte auf den Boden und sein Oberteil. Ben hatte sie irgendwie gar nicht bemerkt und sie befürchtete schon, dass er nun fliehen würde-nur mit blutigem T-Shirt und Windelhose bekleidet, was er anscheinend gar nicht bemerkt hatte, aber er ging durch die geöffnete Tür wie ferngesteuert zur Toilette und verschwand darin. Sarah stand auf. Sie hatte ihr Handy griffbereit. Wenn er sie irgendwie angreifen würde, würde sie sofort Semir anrufen. Aber Ben kam wenig später wieder aus der Toilette und hatte die diesmal noch saubere Schlupfwindel wieder hochgezogen. Anscheinend hatte er sie als normale Unterhose betrachtet und man konnte deutlich erkennen, dass er nicht Herr seiner Sinne war und sie irgendwie überhaupt nicht wahrnahm. Trotzdem ging er wieder zurück in den Kellerraum und nun verschloss Sarah den aufatmend und legte den Riegel vor. Sie lehnte sich mit dem Rücken dagegen und hatte kleine Schweißtropfen auf der Stirn. Glück gehabt-das hätte auch anders laufen können!
    Sie bezog nun im Büro ihren Beobachtungsposten vor dem Laptop und sah, wie Ben seine ruhelose Wanderung von einer Zimmerecke zur anderen wieder aufnahm. Ab und zu krümmte er sich zusammen und fiel kurz auf die Knie-die Hände vor den Bauch gepresst, aber immer wenn sie dann überlegte, doch reinzugehen oder Semir anzurufen, richtete er sich wieder auf und ging weiter. Einmal rüttelte es an der Tür, was sie mit der Kamera nicht sehen konnte, denn die war ja genau darüber montiert, aber sie konnte es hören und sehen, wie sich die Tür bewegte, ohne aufzugehen und danach benutzte Ben den Eimer-wobei Sarah sich abwandte-ein wenig Privatsphäre stand auch Ben zu-wer hatte es schon gerne, wenn ihm jemand beim Toilettengang zusah!

    Ben war derweil in einer anderen Welt. Erst hatten ihn Dämonen gefangen gehalten, aber jetzt war er am Wandertag. Die ganze Schule war unterwegs und sie liefen Kilometer um Kilometer durch ödes Gelände. Ihm blieb nichts anderes übrig, als mitzulaufen, denn wenn er die Gruppe verlor, war er in höchster Gefahr. Darum folgte er dem Lehrer und seinen Mitschülern-immer wieder unterbrochen von einer Toilettenpause-irgendwann würden sie schon ankommen!

    Puh-das sind echte Sadisten-die quälen ja Bella ganz schrecklich, aber nun kann Alex nicht mehr länger zusehen und es gelingt ihm, die beiden Männer zu überwältigen-fragt sich nur, wie lange die außer Gefecht sind!
    Nun hört er allerdings etwas und das gibt Anlass zur Hoffnung, dass Semir und Jenni auf dem Weg zu ihm sind und ihn und Bella befreien können.
    Dieses Kapitel war sehr spannend geschrieben, obwohl die Taten der Sadisten echt Übelkeit hervorrufen!

    Das finde ich gut, wenn du in einem Kapitel nur einen einzigen Protagonisten dran nimmst! Dann ist das schon viel übersichtlicher!
    Jenni und Semir fahren zu Alex` Behausung und sehen, dass die Tür aufgebrochen wurde und eine Blutspur zu entdecken ist. Das gibt freilich Anlass zur Sorge, aber durch Zufall entdecken sie dann einen Mann, der gerade dabei ist, in die Kanalisation abzusteigen-hoffentlich ist dort auch das Versteck von Alex und Bella und den beiden Polizisten gelingt es, die zu befreien!

    Hallo Jenni!
    Also erst einmal finde ich es toll, dass du dich wegen deiner Depressionen outest-ich habe in meiner Familie auch jemanden, der betroffen ist und weiss deshalb, wie schwierig das ist! Ich hoffe für dich, dass du die momentane Krise meisterst und wieder Spaß am Leben und auch am Schreiben findest!
    Nun zum Kapitel: Semir verbindet Milena und führt ein intensives Gespräch mit ihr. Sie wird sicherlich überrascht sein, dass gerade er-ein Vorzeigepolizist (na bis auf die geschrotteten Autos halt ;) ) in seiner Jugend ebenfalls Blödsinn gemacht hat und Mitglied einer Gang war. Hier finde ich es toll, dass du auf die Folge 1983 aus der letzte Staffel Bezug nimmst-sowas mag ich! Auch sie hat den Erwartungen ihrer Eltern und Lehrer nicht genügt und fühlt sich deswegen schlecht, aber Semir baut sie auf und ich hoffe, dass sie gemeinsam den armen Alex retten können, der ja immer noch mit seinem Drogenpäckchen im Bauch rumläuft!

    Nun wird erst einmal Ben´s Wunde ausgebrannt. Die Schießpulvermethode kenne ich auch nur aus Western-aber man lernt ja ständig dazu! ;) Aber prinzipiell kann man blutende Gefäße entweder durch Abbinden oder Kautern verschweissen und das funktioniert ja anscheinend, obwohl sicher die Schmerzen enorm sind-armer Ben! ;(
    Dann wird ein perfider Plan geschmiedet, wie Ben und Semir beide entweder durch Minen getötet werden, oder überleben, allerdings haben die Entführer nicht mit der Schrankmann gerechnet, die Semir wegen persönlicher Befangenheit aus der Sache draußen haben will.
    Allerdings reagiert der so, wie ich mir das schon gedacht habe-er pfeift auf die Schranke und bleibt weiter dran, allerdings fällt Konrad nun als Geldbote aus, denn der erleidet vor Aufregung einen Herzstillstand und muss reanimiert werden-Gott sei Dank erfolgreich! Einziger Minikritikpunkt-der Arzt oder der Sani würden immer zuerst den Zugang legen, dort die Infusion anhängen und dann das Adrenalin in den Schlauch spritzen. Es ist unter Reanimationsbedingungen meistens nicht so leicht, überhaupt ne Vene zu finden und man verdünnt das Adrenalin auch 1:10 und weiss vorher nicht, wieviel der Patient davon braucht, da mehrmals zu stechen, wäre kontraproduktiv. Aber das nur zur Info-sonst lief die Rea sehr gut und wie man ja sieht auch erfolgreich! ;)

    Irgendwie glaube ich inzwischen, dass Robert nicht so richtig korrupt ist, sondern da in was reingeschlittert ist, was ihm über den Kopf gewachsen ist. Immerhin ist er klug genug, weder zu telefonieren, noch sein normales Smartphone zu benutzen-mit Sicherheit wird das überwacht! Aber gut ist, dass Semir und Andrea keine Heimlichkeiten voreinander haben und gemeinsam versuchen, Licht in das Dunkel zu bringen. Inzwischen haben sich Andrea und die Kinder gut bei Konrad eingerichtet-mal sehen, für wie lange das notwendig ist!

    Wieder ein wenig weitergelesen-Jessy ist beinahe so weit, sich mit ihren Brüdern zu ergeben-Kevins Kuss hat sie diesbezüglich vielleicht auch noch ein wenig beeinflusst, da verliert Andreas beim Eintreffen der Verstärkung die Nerven und greift nach seiner Waffe. Der erfahrene Semir setzt ihn sofort außer Gefecht-er hat zwar sicher auf die Schulter gezielt, aber blöderweise die Halsschlagader getroffen, was Andreas nur geringe Überlebenschancen einräumt und außerdem eine Mordssauerei hinterlässt. Nach einem Blick darauf, flieht Jessy, wie sie es schon so oft in ihrem Leben getan hat und Kevin gelingt es, noch auf den Beifahrersitz zu hechten. Nun nehmen Semir und Ben die Verfolgung auf und Semir gedenkt vermutlich auf den Geländewagen umzusteigen-möchte wahnsinnig gerne gleich weiterlesen, aber Selbstdisziplin ist alles! ;)

    „Wenn wir jetzt nichts unternehmen, könnte Ben an Austrocknung sterben!“ sagte Sarah bedrückt. „Dann bringen wir ihn ins Krankenhaus-es ist sowieso fragwürdig, ob seine –und meine-Polizeikarriere noch zu retten ist!“ erwiderte Semir. „Oder ich rufe in der Klinik an und du holst mir Infusionen und wir behandeln ihn hier!“ schlug Sarah vor. Der ältere Polizist sah sie überrascht an. „Meinst du das geht?“ fragte er und Sarah nickte. „Er bekommt auch keinerlei verschreibungspflichtigen Medikamente, das dürfte ich auch nicht, ohne dass ein Arzt die angeordnet hat-außerdem würde das sozusagen den kalten Entzug boykottieren und könnte definitiv nur im Krankenhaus unter Überwachung gemacht werden. Aber ich darf mit Ben´s Einverständnis-und das setze ich voraus- eine Infusion legen und die Austrocknung bekämpfen.“ erklärte sie Semir und der nickte nachdenklich. „Das wäre eine Möglichkeit-versuchen können wir´s!“ sagte er ein wenig optimistischer als vorher, denn gerade hatte er gedacht, dass ja sowieso der ganze Aufwand umsonst sei.

    Sarah griff nach ihrem Telefon und rief ihre Nachtdienstkollegen an. „Leute-ich habe hier einen Notfall. Mein Freund hat fürchterlichen Brechdurchfall, möchte aber auf gar keinen Fall ins Krankenhaus. Könntet ihr mir mehrere Liter Vollelektrolytlösung, Infusionsbesteck und alles zum Zugang legen zusammenpacken? Und ach ja-ein paar Krankenunterlagen, Erwachsenenwindeln und Mirfulansalbe könnte ich auch noch brauchen. Schreibt alles auf, ich bezahle das dann im Mitarbeiterverkauf, ein Freund von uns holt das nachher ab!“ bat sie ihre Kollegen. Es war nämlich für Krankenhausmitarbeiter möglich, Verbrauchsartikel und auch Medikamente-wenn sie rezeptpflichtig waren, dann eben mit Privatrezept-zum Einkaufspreis zuzüglich Steuer zu erwerben und das war dann etwa zwei Drittel billiger, als wenn sie die Dinge in einer regulären Apotheke, oder im Sanitätshaus kauften. Sowas war üblich und die Haus-und Reiseapotheken wohl sämtlicher Mitarbeiterangehörigen wurden auf diese Weise aufgefüllt. Sarah´s Kollegin versprach, alles zusammenzupacken und erkundigte sich dann noch, wie es Sarah und dem Baby ging. „Wir sind soweit fit, aber du weisst ja selber, wie das ist, einen kranken Mann zuhause zu haben!“ sagte die harmlos und die Kollegin verabschiedete sich freundlich.

    „Semir-du kannst starten, du kennst ja meine Station, da wird alles für dich hergerichtet!“ informierte ihn Sarah und wenig später fuhr Semir durchs nächtliche Köln, um die verlangten Dinge abzuholen. Sarah´s Kollegin hatte alles in eine große Kunststoffkiste verpackt, die zur Medikamentenlieferung vorgesehen war. „Die Kiste bräuchten wir irgendwann wieder, aber das weiss Sarah eigentlich!“ informierte sie Semir, als sie ihm an der Intensivtür den blauen Kunststoffbehälter in die Hand drückte. Der trug den Kasten, der ein beträchtliches Gewicht aufwies, zum Auto und war wenig später wieder vor seinem Haus.Sarah war derweil erneut zu Ben gegangen. Als sie vorher routinemäßig das Bild der Webcam auf ihrem Laptop musterte, sah sie entsetzt, dass er auf dem Boden vor dem Bett lag. Schnell betrat sie den Kellerraum und bemerkte, was geschehen war. Ben hatte in seiner Verzweiflung versucht, den Eimer zu benutzen, war aber dabei kollabiert. Das Bett war zwar sauber, aber Ben und der Boden waren mit Stuhlgang und Erbrochenem verunreinigt und Ben wälzte sich gerade in Krämpfen in seinen Exkrementen. Es war ein fürchterlicher Anblick und Sarah hatte zwar Mitleid, griff aber trotzdem erst einmal zu ihrem Smartphone und machte ein Foto. Das rieten sie im Krankenhaus den Angehörigen ihrer Patienten auch immer-so konnte man den Süchtigen nach dem Entzug vorführen, welche Belastung das Ganze auch für alle anderen war-die selber hatten daran oft keine Erinnerung mehr. Als Krankenhausmitarbeiter durfte man das nicht, da waren Fotodokumentationen nicht mit dem Persönlichkeitsrecht des Patienten vereinbar, außer es wurde eine Wunde oder ein OP-Befund fotografiert, da wurde dann aber das Gesicht unkenntlich gemacht. Dann holte Sarah frische Wäsche, füllte einen dritten Eimer mit warmem Wasser und begann Ben abzuwaschen und frisch anzuziehen. Er war inzwischen wieder ein wenig bei Sinnen, aber ihm ging es so schlecht, dass er mit Sicherheit gerade keine Gefahr für sie und das Baby darstellte. Nachdem Sarah ihn auch nicht heben wollte, um das Kind nicht zu gefährden, rollte sie ihn ziemlich weit zur Seite und legte ihn vorrübergehend auf eine Wolldecke am Boden. Dann wischte sie den Boden auf und ließ auch die Tür weit offen, damit wenigstens ein wenig frische Luft reinkam. Irgendwo auf einem Kellerregal fand sie ein Raumspray und nebelte dann den Raum mit diesem ein. Puh-Rosenduft-aber immer noch besser, als die Gerüche vorher!

    Als wenig später-es war inzwischen drei Uhr geworden-Semir schwer bepackt eintraf, war seine erste Bemerkung: „Hier riechts ja nach Scheiße im Rosenbeet!“ und nun musste Sarah bei aller psychischer Belastung doch ein wenig lachen. Semir half ihr nun, Ben wieder aufs Bett zu wuchten und als Sarah die Kiste öffnete, musste sie lächeln-ihre Kollegin hatte wirklich an alles gedacht-zuvorderst eine Packung Einmalhandschuhe in ihrer Größe. Bei Ben war es schon wieder in die Hose gegangen, er hatte nun überhaupt keine Kontrolle mehr über seine Ausscheidungen und war schon halb bewusstlos, darum machte ihn Sarah im Bett sauber, zog ihm eine Erwachsenenwindel an und breitete eine leichte Decke über ihn. Semir bekam nun den Auftrag, einen Nagel in passender Höhe in die Wand zu schlagen, um dort die Infusion aufzuhängen. Sarah desinfizierte ihre Hände-auch daran hatte die Kollegin gedacht-und bereitete erst einmal die Infusion vor. Dann legte sie Ben routiniert einen Zugang am Unterarm-sie nahm bewusst seinen rechten Arm, denn der linke war von seinen eigenen Injektionen völlig entzündet und an einer Stelle auch fürchterlich dick-das musste sie sich später genauer anschauen-aber der rechte wies nur den Stich der Blutabnahme in der Arztpraxis auf. Sie verklebte das dünne Plastikschläuchlein gut und drehte dann die Vollelektrolytlösung auf, die nun zügig in den Kranken tropfte. Ben war nun fürs Erste versorgt und Sarah sagte: „Semir, geh nach Hause und leg dich auch noch ein wenig hin-ich komme jetzt alleine zurecht und wenn etwas ist, rufe ich dich an!“ wies sie ihn an und nach kurzer Überlegung stimmte Semir ihr zu. Er musste noch versuchen wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen, damit er am nächsten Tag die Jagd nach den Dealern aufnehmen konnte. Als er gegen 3.30 Uhr neben Andrea ins Bett schlüpfte, war er einerseits aufgewühlt, aber dann doch wieder hundemüde und konnte tatsächlich noch ein wenig schlafen.

    Nun habe ich mich auch wieder auf den Stand gelesen. du kannst sehr gut mit Worten umgehen und auch Gefühle beschreiben, aber es wirkt wirklich unübersichtlich, wenn du immer in alle Rollen schlüpfst und die Situation eines jeden Einzelnen in der Ich-Form beschreibst. Ich denke auch, diese Idee ist nicht sonderlich gut, weil es vom Leser sehr viel Aufmerksamkeit erfordert. Aber trotzdem finde ich es gut, dass du weiterschreibst, denn das Schlimmste sind nie beendete Geschichten.
    Gut-im Protagonisten habe ich mich schon mal getäuscht, aber anscheinend war es purer Zufall, dass gerade Bella gekidnapped wurde-dabei kennen sich Alex und die junge Frau! Die wird nun gefoltert und Alex soll zusehen, was er irgendwie zu vermeiden versucht. Allerdings ist Bella ja sehr fatalistisch und geht ziemlich relaxed damit um, dass sie vermutlich sterben soll-ob das so realistisch ist?

    Nachdem ich es heute noch nicht schaffe, die ganze Story weiterzulesen, gebe ich mal ein Zwischenfeed ab: Kevin kommt tatsächlich in die Dienststelle und schenkt allen-der Chefin eingeschlossen-reinen Wein ein. Der junge Mann, der von Andreas niedergeschlagen wurde, ist gestorben und nun sind die Drei wegen Totschlag und vielen anderen Verbrechen dran. Anscheinend schafft Kevin es jetzt, seine Gefühle hintan zu stellen und im Polizistenmodus zu agieren. Ob er das allerdings durchhält? Freu mich schon darauf, nachmittags, wenn ich zurück komme, weiterzulesen, aber diese Geschichte muss man langsam und mit Genuss konsumieren, alles andere wäre Verschwendung! ;)

    Robert weiss ja tatsächlich noch nichts davon, dass Andrea und die Kinder nicht mehr in Wilcken´s Gewalt sind. Ich hoffe ja, er erfährt es noch vor der Ausschusssitzung! Der Auftrag ist anscheinend sehr wichtig für die Großfirma, aber ob da Robert alleine dafür sorgen kann, dass die den Auftrag bekommen?
    Andrea und die Kinder werden derweil bei Konrad in Sicherheit gebracht und zusätzlich noch von Ben bewacht-da kann ja nichts mehr passieren, allerdings ist der Ton, mit dem Semir seine Frau zu sprechen wünscht, nicht allzu freundlich. Was denkt der denn von Andrea?
    Die Handlanger packen nun auch aus-allerdings geben sie noch keine Verbindungen zu den Morden zu-mal sehen, wem es da gelingt, Licht in die Sache zu bringen!

    Der arme Ben wird nun auch noch angeschossen. Gut-besser als erschossen zu werden, aber er wird von den Entführern auch keine Gnade erwarten können, was ihm auch völlig klar ist. Zusätzlich zu den ganzen anderen Verletzungen kommt nun noch der Blutverlust und der Schock dazu-es sieht eh schon schlecht aus für Ben, aber nun sind die Entführer richtig sauer!
    Falls das echtes Geld war, ist die Idee mit der Farbbombe wirklich saublöd gewesen-ich hoffe ja, sie haben wenigstens nur Falschgeld verunreinigt!
    Konrad bekommt nun einen schockierenden Anruf und weist ab sofort die Hilfe der Polizei von sich-was ich aber durchaus verstehen kann! Sehr schön beschrieben finde ich Konrad´s Emotionen und seine Verzweiflung geht mir richtig ans Herz. Allerdings führt der einzige Weg zu Ben über Konrad und nun müssen Semir und Hartmut alles unternehmen, dass er wieder mitspielt-oder sie müssen ihn heimlich beschatten!

    Semir sah auf die Uhr. Es war inzwischen 23.00 Uhr geworden und er überlegte, wie sie weiter verfahren sollten. Kurz entschlossen sagte er: „Sarah, ich würde vorschlagen, du legst dich ein wenig hin und versuchst zu schlafen und ich bleibe derweil bei Ben!“ Zu seiner Überraschung nickte die und sagte: „Du hast völlig Recht-ich lege mich jetzt ein wenig hin und später tauschen wir. Wir müssen unsere Kräfte beide einteilen, weil kein Mensch weiss, wie lange sich das bei Ben hinzieht-da gibt es keine festen Zeitangaben, wann ein Entzug vorbei ist!“ und damit verschwand sie auch schon, um sich im Büro ein wenig aufs Gästebett zu legen. Sie hätte erst nicht gedacht, dass sie würde schlafen können, aber die Erschöpfung machte sich breit und bis sie sich versah, waren ihr die Augen zugefallen.

    Für Semir und Ben begannen lange Stunden. Ben war einerseits furchtbar müde und erschöpft, aber andererseits innerlich hellwach. Wie gerne hätte er einfach geschlafen und wäre gesund wieder aufgewacht, aber stattdessen wurde er mit jeder Minute kränker. Ab und an war er klar, wusste ungefähr, wo er war und in der nächsten Minute war er wieder in seiner Kindheit auf dem Internat und suchte da irgendetwas. Auch dort war schon mit Drogen gedealt worden, aber wer klug war, hatte den Mund gehalten, wenn er davon erfahren hatte, denn sonst gabs was auf die Mütze von den Initiatoren des Drogenhandels. Im Traum versuchte Ben nun mit den Drogenlieferanten Kontakt aufzunehmen. Er lief durch endlose Gänge des alten, weitläufigen Gemäuers, schlich durch finstere Ecken, immer auf der Suche nach jemandem, der ihm Stoff verkaufen könnte. Manchmal meinte er jemanden zu entdecken und begann dann hinter ihm herzulaufen, aber er konnte ihn nicht erreichen.
    Semir hatte nach kurzer Überlegung einen einigermaßen bequemen Stuhl für sich von oben geholt, denn so wie Ben sich auf seinem Lager herumwarf, war da kein Platz für ihn. Immer wieder fuhr Ben hoch, griff nach dem einen Eimer und übergab sich. Allerdings kam nun wirklich kaum noch was und so sehr ihn das angestrengte Würgen seines Freundes mitnahm, stellte Semir mit Erstaunen fest, dass man da tatsächlich abhärtete. Ben schwitzte inzwischen ganz fürchterlich. Sein Shirt und die Jogginghose klebten an ihm und irgendwann half Semir ihm, die warme Hose einfach auszuziehen und nun lag Ben schwer atmend in T-Shirt und Retro-Shorts da. Fast fasziniert beobachtete Semir, wie er mit den Füssen immer wieder tretende Bewegungen machte, als würde er vor irgendetwas weglaufen, oder eher treten.
    Dann bekam Ben wieder Durchfall. Irgendwie schaffte er es aber jedes Mal auf den Eimer und Semir verließ dann höflich den Kellerraum. Er hatte keine Ahnung, wie Ben das immer wieder hinbekam, denn eigentlich wirkte er zu krank, als dass er überhaupt aufstehen könnte, aber er vermied es streng, sich zu beschmutzen und mit einem letzten Rest an Willensanstrengung benutzte er den Eimer und legte danach den Deckel auch wieder auf. Allerdings waren die Durchfälle massiv und wässrig und mit jeder Minute kam Ben immer mehr runter. Als das Shirt einmal ziemlich hochgerutscht war, sah Semir voller Entsetzen, wie sich tatsächlich auf Ben´s flacher Bauchdecke die Darmschlingen abzeichneten, die sich von außen sichtbar wanden wie Schlangen. Um Himmels Willen-wie musste sich das denn bloß anfühlen? War das auch normal, oder musste Ben jetzt doch ins Krankenhaus?

    Inzwischen war es zwei Uhr geworden und Ben war nun völlig am Ende. Immer wieder überfielen ihn nun am ganzen Körper Krämpfe und irgendwann begann er vor Schmerzen und Verzweiflung zu brüllen, wie ein Tier. Sarah wachte davon auf, aber in wenigen Minuten hätte sowieso ihr Handywecker geläutet, um Semir abzulösen. Sie war erst ganz durcheinander und wusste im ersten Moment nicht, was eigentlich los war, aber als sie dann Ben´s Schreie durch den Keller hallen hörte, war ihr in Windeseile wieder klar, wo sie sich befanden und was Ben gerade durchstand. Vorsichtshalber aktivierte sie erst die Webcam, bevor sie in den Kellerraum ging, aber Semir saß auf einem Stuhl vor Ben´s Bett und war anscheinend wohlauf, während der sich auf seinem Lager vor Schmerzen wand.
    Sarah trat in den Raum und es schlug ihr ein fürchterlicher Geruch entgegen. Sie atmete trotzdem tief durch und entleerte die beiden Eimer. Das Erbrechen war nicht mehr nennenswert, nur war der gallige Schleim von dünnen Blutfäden durchzogen, was aber noch nicht gefährlich war. Als sie allerdings die Menge an wässrigen Durchfällen sah, wurde ihr ganz anders. Sie trat an Ben´s Lager und tastete erst einmal nach seinem Puls. Der war schwach und fadenförmig und das Herz jagte nur so vor sich hin. Prüfend nahm Sarah eine Hautfalte Ben´s und als die stehenblieb und nicht sofort von selber verschwand, als sie losließ, war ihr klar: Ben war völlig ausgetrocknet und das war eine Situation, die einfach lebensbedrohlich werden konnte. Sie versuchte ihm, beobachtet von Semir, ein wenig Wasser einzuflößen, aber er war so am Ende, dass er nicht einmal mehr schluckte. Trotzdem bewegten sich seine Beine unentwegt und als sie Semir´s fragenden Blick sah, erklärte sie: „Das ist auch etwas, was typisch für einen Opiatentzug ist. Diese Bewegungen werden von den Süchtigen: kicking the habit-also die Gewohnheit wegtreten-genannt, sie sind vom Kranken nicht zu beeinflussen-wie auch die massive Darmperistaltik, die man bei schlanken Patienten sogar von außen sehen kann!“ Aha-das war also schon normal-inwieweit man einen Entzug überhaupt als etwas Normales ansehen konnte, konstatierte Semir für sich.
    Sarah fuhr fort: „Nun wird’s allerdings gefährlich, denn Ben ist jetzt so ausgetrocknet, dass es lebensbedrohlich werden könnte-was denkst du, sollen wir tun?“ fragte sie Semir und der folgte ihr einen Moment nach draußen, um die neue Situation zu besprechen.

    Auf der Treppe schon überkamen ihn wieder schmerzhafte Krämpfe und sein eines Bein knickte weg. Wenn Semir ihn nicht so fest untergefasst gehabt hätte, wäre er die Kellertreppe hinunter gestürzt. Sarah und er waren deshalb heilfroh, als sie ihn wieder halbwegs unversehrt auf dem Bett liegen hatten. „Ab sofort bleibt die Tür zu, wenn einer von uns den Raum verlässt!“ teilte Semir nun Sarah mit und die nickte ernst. „Was glaubst du, warum ich eine fest verschließbare Tür haben wollte? Ich wusste, was auf uns zukommt!“ sagte sie schlicht „Ich hätte in hundert Jahren nicht gedacht, dass er zu sowas noch fähig ist!“ teilte Semir ihr entsetzt mit und Sarah erwiderte: „Das Problem bei jeder Art von Entzug ist, dass die Menschen Kräfte entwickeln, die man ihnen gar nicht zugetraut hätte und weil sie zusätzlich nicht Herr ihrer Sinne sind, können sie ihr Handeln auch nicht abwägen. Sie sinken in eine Art vegetativen Zustand zurück und sind in diesem Augenblick nichts anderes als wilde Tiere, deren Handeln nicht von Moral, Erziehung oder Überlegung eingeschränkt wird. Das ist auch das Gefährliche daran-sie werden zur Gefahr für sich und andere und man kann nichts machen, als darauf zu warten, dass die Rezeptoren im Gehirn, die nun längere Zeit von der Droge besetzt waren, wieder frei werden und ein selbstbestimmtes Handeln zulassen.“

    Ben der wie im Halbdämmer auf dem Bett gelegen hatte, fuhr nun plötzlich hoch. Man sah, wie er sich wieder übergeben musste, aber überhaupt nicht wusste wohin. Sarah griff schnell nach dem einen Eimer und hielt ihn vor seine Nase. Unter heftigem Würgen kam aber nur noch Galle und Wasser und nach einer Weile beruhigte sich Ben wieder und Sarah hielt ihm die Wasserflasche hin, worauf er ein paar kleine Schlucke zitternd trank, die er wenige Minuten später wieder von sich gab. „Semir, dem jedes Mal ganz anders wurde, wenn Ben sich übergab, sagte: „Sarah, wie kannst du da nur so cool bleiben-ich muss jedes Mal beinahe mitreiern, wenn Ben speit“, aber Sarah lief nur ein gequältes Lächeln übers Gesicht. „Das ist ein Teil meines Berufs. Als Krankenschwester oder in jedem anderen Medizinberuf darfst du keinen Ekel vor Ausscheidungen, Blut oder anderen Körperflüssigkeiten haben, sonst wirst du in diesem Job nicht alt. Man gewöhnt sich auch ehrlich gesagt dran. Du dürftest in der Arbeit nicht mit uns am Tisch sitzen, denn wenn wir unsere Pause machen und essen fällt immer irgendjemandem etwas besonders Ekliges ein, was er unbedingt erzählen muss und du wirst dann fünf Pflegepersonen und zwei Ärzte um den Tisch sitzen sehen, die auf beiden Backen voller Appetit ihr Frühstücksbrötchen kauen, während ein sechster bildhaft die Eröffnung eines Abszesses beschreibt, wo der Eiter bis zur Decke gespritzt ist!“ erzählte sie ihm und Semir schüttelte sich.

    Ben hatte zwar auch zugehört, aber irgendwie hatte man das Gefühl, dass er nicht richtig mitbekam, worüber Sarah gerade sprach. Sarah richtete nun ihre Aufmerksamkeit auf ihn, sah ihn geradewegs an und fragte: „Ben, wo bist du gerade?“ und Ben starrte sie erst verständnislos an, bevor er stockend sagte: „Na im Büro natürlich!“ um sich dann aber wieder zusammen zu krümmen und die Hände auf seinen Bauch zu pressen, so fürchterliche Leibschmerzen überfielen ihn gerade. Sarah und Semir wechselten einen Blick und Sarah fragte weiter: „Ben, wie alt bist du?“ und nach kurzer Überlegung stöhnte Ben: „Siebenundzwanzig!“ und nun zuckte Sarah mit den Schultern. „In der Arbeit würden wir jetzt dokumentieren: „Patient zeitlich, örtlich und zur Person nicht orientiert!“ und dazu konnte Semir nur nicken, während Ben nun wieder laut jammerte und beide Hände erneut auf seinen Leib presste. Der Schweiß brach ihm aus und Semir fragte hilflos: „Kann man denn da gar nichts machen?“ und Sarah sagte: „Doch-spritze ihm nur eine kleine Menge irgendeines Opiats und er wird innerhalb von Sekunden genesen, wird Scherze machen, unter die Dusche springen, sich umziehen und sich wieder auskennen.
    Wenn er sein zukünftiges Leben aber ohne Drogen bewältigen will, muss er da durch! Weisst du ich habe in den Jahren meiner Tätigkeit schon so viele Menschen an diesem Teufelszeug zugrunde gehen sehen, dass ich da eine ganz klare Linie habe. Du wirst dir jetzt denken, ich wäre so kalt, aber das ist nicht so. Ich liebe Ben immer noch von Herzen, aber diese Droge ist mein schlimmster Feind. Deshalb muss ich mich, um mich selber und auch unser Kind zu schützen, innerlich distanzieren, sonst stehen wir alle miteinander das hier nicht durch!“ erklärte sie.
    Ben hatte doch zugehört und machte plötzlich die Augen weit auf, sah sie an und sagte völlig klar: „Sarah, ich liebe dich!“ und nun brach diese in Tränen aus und floh aus dem Kellerraum. Semir blieb ein wenig hilflos zurück-mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit so einer Reaktion. Ben krümmte sich schon wieder in Krämpfen und die Bauchschmerzen raubten ihm beinahe den Verstand. Semir strich ihm mitleidig über den Oberarm und sagte: „Ben-ich muss mal kurz nach Sarah sehen! Ich komme gleich wieder zu dir!“ und damit erhob er sich, ohne eine Reaktion seines Partners abzuwarten. Als er diesmal den Raum verließ, verriegelte er aber die Tür. Er kam sich zwar vor, wie der Gefängniswärter in Person, aber seit dem Vorfall vor wenigen Stunden wusste er nun, dass das notwendig war.

    Draußen war es inzwischen finster geworden und Semir fand Sarah, die nur ein schummriges Nachtlicht angemacht hatte, schluchzend in seinem Büro auf einem aufblasbaren Gästebett mit Bettzeug liegen. Andrea hatte das vorbereitet und Semir dankte innerlich seiner Frau für deren Umsicht. „Sarah, was ist denn los?“ fragte er weich, während er sich neben dem Bett in Hockstellung hinkauerte. Nach kurzer Überlegung setzte er sich dann aufs Bett, zog sie in seine Arme und sie weinte, wie sie in ihrem Leben noch nie geweint hatte. „Semir, was tun wir Ben gerade an? Ich dachte, es ist richtig, was wir hier machen, aber inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Denkst du er will das überhaupt? Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, ich habe alles verkehrt gemacht!“ teilte sie ihm mit. Semir hielt sie noch eine Weile fest, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte und dann gingen sie gemeinsam zu Ben zurück.

    In dem Kellerraum roch es inzwischen ganz fürchterlich und Sarah war sofort klar, was das zu bedeuten hatte-die Durchfälle hatten begonnen. Zu ihrer Überraschung hatte Ben aber den Eimer benutzt, sich auch abgewischt und den Deckel wieder aufgelegt. Kommentarlos leerte sie in der Toilette beide Eimer aus, während Semir mit ein wenig Deo für einen besseren Geruch sorgte. Ben lag immer noch zusammengekrümmt und wimmernd auf seinem Lager, aber als er nun „Danke!“ sagte und Sarah relativ klar ansah, war ihr bewusst, dass es das Beste war, was sie für ihn tun konnte. Mit einem Waschlappen wusch sie ihm Gesicht und Hände ab und sagte schlicht: „Ich liebe dich auch!“ woraufhin Ben die Augen schloss und ein wenig nickte.

    Yon: Die Wohnung, die Semir vorrübergehend gemietet hat, ist zwar nicht weit weg von seinem Haus, aber ein kurzes Stück wäre schon zu laufen und da ist Semir wie viele Männer-der nimmt auch das Auto, um zum nächsten Briefkasten zu fahren! Außerdem brauche ich den BMW in der Nacht noch!