Super-eine Spur! Wie Komissar Zufall es so will, kann der Golf geortet werden-ja jetzt wird vermutlich das Versteck von Matze benötigt werden. Schön, dass Bonrath sich nicht abwimmeln lässt und mit Semir fährt.
Ben ist auf dem aufsteigenden Ast und auch Konrad ist nur glücklich, dass sein Sohn lebt. Nun weiss er auch, wer der Mann am Telefon war, als er den Erpresseranruf bekommen hat-der Fall klärt sich!
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Semir kehrte eilig zu seinem Haus zurück. Verdammt-wenn jetzt irgendwo ein Stau war, würde er zu spät zur Arbeit kommen und er wollte Frau Krüger nun mal lieber keinen Angriffspunkt bieten. Er achtete deshalb auf nichts anderes als den Verkehr und bemerkte so auch nicht, dass er einen Verfolger hatte. Angekommen ließ er den Motor laufen und eilte zur Haustür, die schon von innen geöffnet wurde. Redka, der auf der Straße angehalten hatte, konnte sehen, dass die von innen aufgemacht wurde und Jägers schwangere Frau oder Freundin ein kleines Päckchen entgegennahm, Gerkhan sich daraufhin umdrehte, sofort wieder in sein Auto stieg und mit quietschenden Reifen zurücksetzte und davon fuhr.
Ah-das war interessant! Sie hatten bereits versucht, die Adresse des zweiten Polizisten herauszubringen, aber der stand in keinem Adress-oder Telefonverzeichnis. Dieses Haus war im Umbau begriffen-draußen waren einige Handwerkerschilder angebracht, in einer Ecke des Gartens stand ein Bauzaun und wenn man genau hinsah, konnte man sehen, dass Teile des Dachs neu waren. Auch einige Rußspuren waren an der Fassade zu erkennen-vermutlich hatte es hier gebrannt und die Hütte wurde gerade wieder bewohnbar gemacht. Herbert Redka parkte ein Stück weit entfernt seinen Wagen und schlenderte unauffällig näher. Im Inneren des Hauses war keine Bewegung zu erkennen und er überlegte nun, was er tun sollte. Er wollte gerade das Grundstück betreten, da kam eine ältere Frau mit einem kleinen Hund an der Leine um die Ecke. „Wenn sie zu Familie Gerkhan wollen-die wohnen im Augenblick zwei Querstraßen weiter. Nach dem Brand ist das Haus noch nicht bewohnbar!“ teilte sie ihm vertrauensvoll mit und Redka bedankte sich und ließ sich die neue Adresse geben. Na da hatte er vermutlich gerade zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Er wusste nun, wo Gerkhan mit seiner Familie wohnte und Jäger hatte vermutlich gedacht, er könne sich vor seiner Rache verstecken, denn wo das schwangere Frauchen war, war Jäger sicher nicht weit. Aber da hatte er die Rechnung ohne ihn gemacht!
Gemächlich schlenderte er zur aktuellen Wohnung des kleinen Türken und stellte fest, dass der anscheinend gerade das obere Stockwerk eines Hauses bewohnte. Aber auch da kam gleich eine Frau heraus, als er vor der Haustür stehenblieb und die Klingelschilder musterte. „Wenn sie zu Familie Gerkhan wollen, müssen sie nachmittags oder abends wiederkommen, die sind beide arbeiten und die Kinder in Schule und Kindergarten!“ vertraute sie ihm an und Redka bedankte sich mit einem freundlichen Lächeln für die Auskunft. Verdammt, das war der Nachteil solcher reinen Wohngebiete. Man kannte seine Nachbarn und achtete auch auf Fremde. Wenn er hier tätig werden wollte, musste er den Schutz der Nacht abwarten. Er schlenderte wieder zu seinem Fahrzeug zurück, aber als die nächsten drei Passanten ihn neugierig gemustert hatten, ließ er den Motor an und fuhr davon.
Das Wetter war schön, darum fuhr er zum Rheinpark, setzte sich dort auf eine Bank und begann zu telefonieren. Er organisierte den nächsten Deal für die kommende Woche. Danach suchte er sich auf einer Wiese unter einem Baum ein schattiges, ruhiges Plätzchen und schlief ein wenig vor-das würde für ihn eine anstrengende Nacht werden!Semir war indessen in der PASt angekommen. Schlag neun betrat er sein Büro und wurde von der Chefin mit einem feinen Lächeln begrüßt. „Gerkhan, das muss ich ihnen lassen! Im Gegensatz zu Jäger verfügen sie über einen Sinn für Pünktlichkeit und das gefällt mir!“ sagte sie. Sie registrierte zwar, dass Semir dunkle Ringe unter den Augen hatte, als hätte er zu wenig geschlafen, aber insgesamt wirkte er wesentlich entspannter als gestern. „Ich schlage vor, wir beide nehmen uns heute erst mal die Wohnung von diesem Redka vor. Die Spusi steht schon in den Startlöchern!“ teilte sie ihm mit und Semir nickte. Auch dieser Schweinehund musste nun noch überführt werden und innerlich fand er die Idee mit dieser Detektei gar nicht mehr so schlecht, falls das Ben und ihn den Job kosten würde, aber das Leben würde weitergehen und bei ihm überwog eindeutig die Erleichterung, dass der schlimmste Teil des Entzugs bei Ben wohl vorbei war. Gemeinsam hatten sie es geschafft und Sarah hatte ihm versichert, dass nun die Infektion bei Ben im Vordergrund stand, aber sobald sie Redka geschnappt hatten, war es durchaus möglich, einen Arzt zu Ben zu rufen, oder ihn ins Krankenhaus zu bringen, falls es nötig war.
So fuhren wenig später zwei Fahrzeuge vor dem Häuserblock vor, in dem die Wohnung des Gesuchten war und sie erbrachen das angebrachte Siegel und nahmen sich die schön eingerichtete Vier-Zimmer-Wohnung vor. Der Eigentümer hatte Geschmack, das konnte man sehen und auch im Kleiderschrank war nur hochwertige Kleidung. Die Unterlagen wurden zum Fahrzeug der Spurensicherung gebracht-die würde man später in der PASt auswerten. Semir ließ seine Blicke schweifen und nahm sich dann den ordentlichen Zeitungsständer im Wohnzimmer vor. Dabei fielen ihm mehrere Broschüren verschiedener Schönheitskliniken und plastischer Chirurgen überall in Deutschland auf. Nachdem nicht die geringste Spur in der Wohnung war, die auf eine Frau hindeutete, hatte sich wohl Redka selber für dieses Informationsmaterial interessiert, aber würde sie das weiterbringen? Semir ließ auch das einpacken und einige Zeit später fuhr die Spusi mit ihrem Transporter mit mehreren Kisten ab und Semir und die Chefin erneuerten das Siegel und verließen die Wohnung. Sie läuteten noch bei allen Nachbarn, aber keiner hatte näheren Kontakt zu Redka gehabt, der in dieser Wohnung auch noch nicht so lange wohnte. Das waren alles Eigentumswohnungen und der Preis war ganz schön happig, sowas konnte sich der Otto-Normalverdiener gar nicht leisten.
Der nächste Weg nach einem kleinen Mittagessen führte sie zum Hafen und dort untersuchten sie wieder mithilfe der Spusi die Garagen und die Geschäftsräume, in denen die importierten Waren verpackt und versendet wurden. Als Semir ein paar der edlen Handtaschen näher begutachtete-die würden Andrea auch gefallen- rieselte aus einer ein weißes Pulver. Ein Rauschgiftspürhund wurde angefordert und der schlug auch sofort an. Nun rückte auch Bauer von der Rauschgiftfahndung mit seinen Leuten an und tatsächlich fand man überall Spuren von Drogen. Die Dealer hatten bisher ein wahnsinniges Glück gehabt, dass man sie noch nicht überführt hatte, so dilettantisch, wie sie sich teilweise angestellt hatten. Da war anscheinend so manche der Plastiktüten undicht gewesen und auch in den übrigen Garagen, in denen Oldtimer standen, waren überall Rauschgiftspuren nachweisbar. „Zusammen mit den Daten aus der Firma werden wir sicher die Lieferanten ausfindig machen können-ich denke uns ist gerade ein großer Coup gelungen!“ freute sich Bauer, allerdings fanden sie nirgends eine größere Menge Stoff. „Wir müssen uns auch nochmal mit der Sekretärin unterhalten, vielleicht weiß die mehr als sie vorgibt!“ beschloss Semir, aber nun drängte sich Bauer regelrecht dazwischen. „Darum braucht ihr euch nicht zu kümmern, die nehmen wir uns vor!“ sagte er und Semir und die Chefin zuckten mit den Schultern. Sollten sie es machen-bei ihnen war die Personaldecke eh gerade sehr dünn.
„Chefin-haben sie was von Hartmut gehört?“ fiel Semir nun ein. Er war fast ein wenig schuldbewusst, dass er seinen Freund und Kollegen dermaßen verdrängt hatte. Die Chefin nickte. „Mit dem habe ich heute Morgen schon telefoniert. Er ist gestern Abend noch operiert worden, aber es geht ihm den Umständen entsprechend gut und er darf morgen vermutlich schon wieder nach Hause. Frau Dorn hat bis zum Abend im Krankenhaus gesessen und sich erst von ihrer Mutter abholen lassen, als Hartmut aus dem Aufwachraum gekommen ist und sie sicher sein konnte, dass es ihm gut geht!“ konnte sie ihm mitteilen. „Chefin-meinen sie nicht, wir sollten ihn noch kurz besuchen?“ schlug Semir nach einem Blick auf die Uhr vor. Es war gerade 16.00 Uhr-so konnten sie vielleicht die letzte Stunde noch rumbringen, ohne eine neue Arbeit anzufangen. Die Chefin willigte ein und wenig später standen sie im Marien und klopften an die Tür des Zimmers, das ihnen an der Pforte genannt worden war.
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Semir wäre lieber ins Bett gegangen-so ein Sofaschlaf ist doch nicht so erholsam!
Aber er darf auf die Intensivstation, was ja nicht so selbstverständlich ist-immerhin ist er kein Angehöriger-und erfährt auch Neuigkeiten, wie der Täter geflüchtet sein könnte. Matze richtet sich derweil häuslich in der Jagdhütte ein-ich denke aber auch, dass er das Versteck noch brauchen wird! -
Semir war erleichtert. Der Adrenalinschub, der ihn hatte aufspringen lassen, war gar nicht nötig gewesen. Er steckte die Waffe weg und fragte: „Ben,wo bist du?“ und der antwortete: „Na in deinem Keller, um von den blöden Drogen wegzukommen, aber das ändert jetzt trotzdem nichts an der Tatsache, dass ich aufs Klo muss!“ sagte er und nun hätte Semir weinen können vor Glück. Ben war wieder bei ihnen! Er schloss die Handschelle auf und Ben wollte sich aufrichten, um zur Toilette zu gehen. Allerdings wurde er, kaum dass er in die Senkrechte kam und die Beine aus dem Bett schwang, leichenblass und verdrehte die Augen. Semir beeilte sich, ihn wieder hinzulegen. „Ben ich denke, dein Kreislauf macht noch nicht mit!“ sagte er, während sich sein Freund schwer atmend langsam wieder fing. „Ich muss aber trotzdem!“ sagte der unglücklich und nun rutschte Semir den Eimer näher. „Dann muss das so gehen!“ sagte er und Ben erleichterte sich im Liegen. Semir machte ihn nicht mehr fest, denn mit seiner nächsten Frage bewies ihm Ben, dass er wirklich wieder bei Sinnen war: „Wo ist Sarah und wie geht´s der und dem Baby?“ wollte er wissen und Semir antwortete wahrheitsgemäß: „Die liegt im Nebenraum und schläft, aber es geht ihr schon einigermaßen!“ erzählte er seinem Freund und der atmete auf. „Gott sei Dank!“ sagte er voller Insbrunst und schloss dann wieder erschöpft die Augen. Ihm war immer noch sehr warm und so hatte er die dicke Decke weit von sich gestrampelt, drehte sich jetzt zur Seite und verkündete: „Ich muss jetzt auch noch ein Ründchen schlafen!“ Die Infusion tropfte immer noch langsam in ihn und wenig später war er eingeschlafen.
Semir nahm nach kurzer Überlegung und einem Blick auf die Uhr-es war gerade drei-die herausgeworfene Zudecke, legte sie vor Ben´s Bett auf den Boden, kontrollierte, ob sein Handywecker richtig gestellt war und streckte sich dann auf der Zudecke aus. Wenig später war auch er in Morpheus Armen.Als Sarah nach erstaunlicherweise traumlosem und erholsamem Schlaf kurz nach sieben von den munteren Tritten ihres Kindes erwachte, schaltete sie erst-noch ein wenig schlaftrunken-den Laptop ein. Voller Entsetzen sah sie Semir auf dem Boden liegen und stürzte deshalb ohne nachzudenken in den Kellerraum. Was um Himmels Willen war da geschehen? Als sie allerdings mit zwei Schritten bei den beiden Männern war und laut und erschrocken rief: „Semir, was ist passiert?“ sahen sie vier Augen schlaftrunken an. „Jetzt mach doch nicht vor Tau und Tag so einen Lärm!“ sagte Ben nun und jetzt war es an Sarah, vor Freude in Tränen auszubrechen.
Semir richtete sich gähnend auf. In wenigen Minuten hätte sowieso sein Wecker geläutet. Er vergewisserte sich, dass Sarah wirklich keine Gefahr mehr drohte, aber Ben hatte zwar an die letzten Stunden nur verschwommene Erinnerungen aber generell sagte er ehrlich: „Ich habe jetzt kein Verlangen nach Drogen mehr, fühle mich aber schwach und fiebrig!“ und das mit dem fiebrig konnte Sarah nur bestätigen, als sie ihn anfasste. „Semir, Ben muss noch liegenbleiben und sich erholen, aber ich habe in unserer Wohnung im Medizinschrank im Bad eine volle Packung Breitbandantibiotikum. Das hat der Hausarzt Ben vor einiger Zeit wegen einer schweren Erkältung aufgeschrieben, aber ich habe ihn dann überredet, das erst mal mit Hausmitteln zu kurieren und es hat geklappt. Das Fieber kommt fast mit Sicherheit von dem Arm-wenn wir Glück haben sind die Keime darin im Wirkspektrum. Könntest du uns das vielleicht noch holen, bevor du zum Dienst gehst?“ fragte sie und Semir nickte. „Ich muss heute wieder erst um neun anfangen. Ich schlage vor, ich gehe jetzt kurz nach Hause, dusche und bringe uns dann Frühstück. Danach hole ich das Medikament und dann gehe ich zum Dienst!“ sagte er und Sarah und sein Freund nickten zustimmend.Semir stand also auf und war wenig später in sein vorrübergehendes Zuhause verschwunden, wo Andrea mit den Kindern schon wieder ausgeflogen war. Neben dem vorbereiteten Frühstück lag ein Zettel: „Lieb dich!“ stand darauf und Semir blieb kurz mit einem breiten Lächeln stehen, bevor er rasch unter die Dusche sprang und die Kleidung wechselte. Er schrieb auf die Rückseite des Zettels: „Ich liebe dich auch!“ und nach kurzer Überlegung pinnte er ihn mit einem Magneten an den Kühlschrank. Wenn das alles vorbei war, mussten sie sich auch bei Andrea ganz arg für ihre Hilfe im Hintergrund bedanken. Sie war bewusst die letzten Tage nicht im Haus gewesen, denn vormittags musste sie arbeiten und nachmittags waren ja die Kinder immer da und die sollten von dieser ganzen Sache nichts mitbekommen.
Frisch angezogen und einigermaßen fit packte er den Korb und fuhr wieder zu seinem Haus zurück. Dort hatte sich auch Sarah derweil gerichtet und war nun gerade dabei, Ben im Bett zu waschen. „Er wollte erst abwehren, aber dann stellte er fest, dass er leider immer noch schwer angeschlagen war und ihm verdammt schwindlig wurde, wenn er sich nur ein wenig aufrichtete. Sarah hatte ihm geholfen, im Liegen die Zähne zu putzen und als sie ihm nach der Waschung sein Lieblingsdeo aufsprühte, hatte er sie liebevoll angelächelt. „Was würde ich nur ohne dich tun!“ sagte er und da stand auch schon Semir vor ihnen. Er holte einen kleinen Klapptisch in den Kellerraum und sie versuchten Ben dazu zu bringen, wenigstens ein paar kleine Bissen zu nehmen, aber davor ekelte es ihn noch. Auch Kaffee oder Tee konnte er noch nicht trinken, aber immerhin blieb das Wasser jetzt drin. Nach dem Frühstück sah Semir auf die Uhr. „Jetzt muss ich mich aber sputen!“ bemerkte er, ließ sich nochmal den Namen des Medikaments sagen und war wenig später unterwegs zu Ben´s und Sarah´s Wohnung.Herbert Redka war inzwischen zu Jäger´s Behausung gefahren. Die Tiefgarage war ein wenig offen und so konnte er nach einem kurzen Blick hinein sehen, dass der silberne Mercedes nicht da war. Allerdings stand der Wagen von dessen Freundin vor dem Haus-vermutlich war wenigstens die zuhause. Gerade als er sich einen Plan zurechtlegen wollte, wie er in die Wohnung käme, fuhr dieser Semir Gerkhan mit seinem silbernen BMW vor, sperrte die Haustüre auf und rannte zur Wohnung des Paares. Ein paar Minuten später kam er-zwei Stufen auf einmal nehmend-wieder herunter, sprang in seinen Wagen und war auch schon wieder unterwegs. Redka hatte kurz überlegt, aber dann folgte er ihm. Jäger und sein kleines Frauchen würde er schon noch erwischen, da hatte er keine Sorge, aber jetzt musste er wissen, wo der Mörder seines Freundes hinfuhr.
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Semir hat definitiv Harald identifizieren können, aber Matze leider noch nicht. Aber wenigstens geht er jetzt heim und ruht sich aus! Morgen ist auch noch ein Tag um den zweiten Bösewicht zu fangen!
Ben ist derweil auf dem Wege der Besserung. Sein Kreislauf ist stabil, die Temperatur gesunken und als er dann erkennt, dass er nicht mehr in den Fängen der Entführer ist, sondern im Krankenhaus, ist er mehr als erleichtert.
Sehr anrührend fand ich die Szene, als Konrad, der ja selber noch schwer angeschlagen ist, zu Besuch kommt. Jetzt wird sich hoffentlich alles zum Guten wenden! -
Nein Yon-das kannst du nicht machen!
Wehe du lässt Semir sterben-dann, dann-aber ich hoffe ja, das Semir irgendwo doch einen Hohlraum gefunden hat, oder anderweitig entkommen konnte! Entweder kommt der jetzt dann harmlos um die Ecke geschlendert, während Alex und Kim sich die Augen nach ihm ausweinen, oder er ist irgendwo unter dem Schutt in einer Luftblase und lebt noch. Dann müsste man aber sofort mit Suchhunden und Wärmebildkamera´s kommen-jede Sekunde zählt. Und anstatt zu weinen, solltet ihr lieber anfangen, den Schutt wegzuräumen!
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Wenig später war Semir wieder zurück bei Sarah und Ben. Er machte heute selber das Essen warm und als er wenig später in den Kellerraum schaute und freundlich sagte: „Sarah-das Essen ist fertig, geh´doch nach oben-ich passe derweil auf Ben auf!“ erwiderte sie mit einem kurzen Blick auf ihren Freund, der recht ruhig da lag. „Ich denke, wir können es verantworten, alle beide nach oben zu gehen, ich mag nicht alleine essen!“ sagte sie dann. Nach kurzem Nachdenken ging sie zu ihrem Laptop und wenig später zeigte sie Semir mit triumphierendem lächeln ihr Handydisplay, auf dem man nun das Kamerabild ebenfalls erkennen konnte. „Habe ich mir doch gedacht, dass das geht!“ sagte sie dann und so nahmen sie gemeinsam eine wohlschmeckende Mahlzeit ein. Semir war zwar selber auch müde, aber er sah besorgt auf Sarah, die sehr blass und angegriffen wirkte. „So Sarah-ich sag dir jetzt was. Du wirst dich nach dem Essen hinlegen und ich bleibe heute Nacht bei Ben. Ich sehe dir doch an, wie fertig du bist-das ist auch nicht gut für das Kind. Wenn sich irgendetwas verändert, hole ich dich sofort, aber du musst einmal wieder richtig schlafen!“ erklärte er ihr und nach anfänglichem Protest willigte Sarah ein, denn irgendwie hatte sie selber das Gefühl, dass sie nicht mehr lange konnte. Die ganze Situation zerrte an ihren Nerven, ihre Beine waren von der Schwangerschaft dick und angelaufen und schrien förmlich danach, ein paar Stunden hochgelegt zu werden. Wegen sich hätte sie sich keine Pause gegönnt, aber sie war es wirklich ihrem gemeinsamen Kind schuldig, das sowieso für seine Verhältnisse sehr ruhig war. So nahm, nachdem sie gemeinsam abgespült hatten, Semir den Platz auf dem bequemen Stuhl an Ben´s Seite ein, während Sarah erst duschte und ihre Haare wusch und sich dann erschöpft aufs Bett im Büro legte. Einmal stand sie noch kurz auf und hängte die frische Infusionsflasche an, damit Ben auch ausreichend Flüssigkeit bekam, aber dann legte sie sich endgültig flach, schaltete auch Handy und Laptop aus und war vor Erschöpfung binnen Kurzem eingeschlafen.
Semir sah sinnend auf seinen Freund. Sarah hatte er während des Essens vom Tod der ersten Dealers erzählt. Sie hatte ihn ernst und fragend angesehen: „Semir-hast du ihn absichtlich erschossen?“ wollte sie wissen, aber Semir schüttelte den Kopf. „Nein Sarah, das wäre Totschlag-da könnte ich nicht mehr mit mir selber zurechtkommen. Frau Krüger und ich haben beide gleichzeitig auf den Mann geschossen, um unseren Freund und Kollegen Hartmut zu retten. Sonst hätten wir ihn festgenommen und wenn er dann gegen Ben und mich ausgesagt hätte, dann wäre es eben so gewesen. Auch wenn Ben kein Polizeibeamter mehr wäre-er ist ja finanziell abgesichert und es gibt sicher noch andere Berufe, die ihm und mir Spaß machen würden. Dann müssen wir halt in den Personenschutz, oder bei einer privaten Sicherheitsfirma anfangen-oder wir eröffnen eine Detektei-das Leben wird weitergehen. Immerhin ist der zweite Mann ja noch auf freiem Fuß. Wir wissen zwar inzwischen, wie er heißt, aber leider nicht, wo er sich aufhält. Deshalb könnt ihr auch noch nicht in die Wohnung zurück, auch wenn es Ben besser gehen sollte-erst muss der verhaftet sein, sonst seid ihr nicht sicher!“ hatte er ihr erklärt und Sarah hatte verständig genickt und nach einer Weile leise gesagt: „Semir, ich bin sehr froh, dass du den Mann nicht absichtlich getötet hast-irgendwie erleichtert mich das!“ und als Semir sie daraufhin prüfend angeblickt hatte, hatte er Tränen in ihren Augen schimmern sehen.
Semir sah nachdenklich auf seinen Freund, der auf dem Metallbett vor sich hindämmerte. Er sah sehr schlecht aus, wirkte erschöpft und eingefallen und immer wieder murmelte er irgendeinen kaum verständlichen Blödsinn. Er hatte die Augen geschlossen, die Schweißtropfen standen auf seiner Stirn und er hatte die Zudecke beiseite gestrampelt. Semir stand hin und wieder auf, erneuerte den kalten Umschlag auf Ben´s Arm und wusch ihm das Gesicht ab. Er öffnete dann immer kurz die Augen, aber kein Schimmer des Erkennens glitt über sein Gesicht. Er war immer noch in einer anderen Welt und als Semir zwischendrin Satzfetzen verstehen konnte, zog es ihm das Herz vor Mitleid zusammen. Es waren Ausschnitte, wie Filmsequenzen, aus früheren Fällen, meist welche, in denen es Ben nicht allzu gut ergangen war. Eine große Wut überkam ihn auf die Leute, die ihm das angetan hatten. Klar war nur der erste Drogenkonsum unfreiwillig erfolgt, aber Semir hatte in seiner Ausbildung gelernt, dass bei Heroin dieses sogenannte: „Anfixen“, also der erste Gebrauch schon süchtig machte. Das war anders als bei anderen Drogen, wo die Zeit des Konsums ebenfalls eine Rolle spielte. Außerdem war Ben immer noch physisch wie psychisch angegriffen gewesen-zu viel war ihm im letzten Jahr widerfahren, als dass er das einfach so wegstecken konnte. Der Heroinkonsum hatte ihm wahrscheinlich die einzigen völlig unbeschwerten Momente beschert und so war das durchaus verständlich, dass er da in kurzer Zeit so abgerutscht war. Aber trotzdem hatte er irgendwie das Gefühl, dass die schlimmsten körperlichen Sachen des Entzugs jetzt vorbei waren-jetzt musste sich nur noch der Verstand bei seinem Freund klären, dann konnten sie wieder in die Zukunft blicken.
Die Stunden vergingen und irgendwann war Semir dann doch auf seinem Stuhl eingedämmert. Mitten in der Nacht wachte er auf, weil ihn jemand am Arm berührte. Als er hochschrak und in einer fließenden Bewegung aufsprang und nach seiner Waffe griff, bemerkte er im nächsten Moment, dass es Ben gewesen war, der ihn mit seinem verbundenen Arm vorsichtig berührt hatte. Als er ihn musterte, bemerkte er, dass der ihn mit zwar fiebrigen Augen, aber sonst klar ansah und die nächsten Worte bestätigten seinen Eindruck, denn Ben sagte unglücklich: „Semir, ich muss pinkeln!“
Redka hatte ein paar Stunden geschlafen und war am frühen Morgen einigermaßen ausgeruht erwacht. Er warf eine Schmerztablette ein, denn sein frisch operiertes Gesicht ziepte noch ganz ordentlich und dann räumte er sorgfältig das Feldbett auf. Er ging wieder in die Hafenkneipe, die rund um die Uhr geöffnet hatte und bestellte sich einen Kaffee und Rührei mit Schinken. Das war zwar kein Frühstücksbuffett wie in der Schönheitsklinik, aber den Bauch füllte es auch und so ging er nun frisch gestärkt zu seinem Wagen. Er hatte während des Frühstücks überlegt, wie er nun weiter verfahren wollte. Er würde diesen Ben Jäger und Semir Gerkhan finden und töten-das war er seinem verstorbenen Freund schuldig. Das waren auch die Einzigen, die ihn identifizieren könnten und so verändert wie er jetzt schon aussah, war das sicher gar nicht mehr so leicht, wenn nicht sogar unmöglich. Er würde jetzt zunächst einfach zur Wohnung dieses Jäger fahren und ihn und dessen kleines Frauchen erledigen-die Konkurrenz auf dem Kölner Drogenmarkt sollte auch erfahren, dass man sich mit einem Herbert Redka nicht anlegte!
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Semir ist versorgt, lässt sich aber auch durch eine gebrochene Nase nicht davon abhalten, weiter zu ermitteln. Während Julia ihren Vater beruhigt, ist Semir schon auf dem Weg zu dem Toten am Waldweg und kann tatsächlich Harald als einen der Täter identifizieren. Nun versucht er in der PASt die Identität des Toten herauszufinden, wird aber von Kim entdeckt, die ihn nach Hause schickt-jawoll richtig Kim! Semir hat seit zwei Tagen kaum geschlafen, der muss jetzt ausruhen, sonst ist er der nächste auf der Intensivstation!
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Ach du liebe Güte! kommen sie noch alle rechtzeitig raus, oder
? Auch Kim kommt einen Sekundenbruchteil zu spät-das darf doch nicht wahr sein!
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silli: Auf was für Ideen du kommst!
@conny11: Wie Elli schon gesagt hat-die Realität ist tausendmal wichtiger als jede FF-das ist Hobby und Freizeit, aber irgendwie muss man ja seine Brötchen verdienen! Außerdem habe ich dir gegenüber eh ein schlechtes Gewissen, weil ich wegen des Pferdes deine Geschichte nicht weitergelesen und gefeedet habe, aber das ging zu diesem Zeitpunkt einfach nicht!
Jetzt möchte ich dir aber ganz herzlich gratulieren, dass du von der Firma übernommen wurdest-das spricht wirklich für dich und da kannst du echt stolz darauf sein! -
Na also-Kevin ist tatsächlich Semir´s Vertretung, aber anscheinend gegen den Willen der Chefin-nicht gut!
Ben begrüsst ihn trotzdem freudig, muss aber selber aufgeklärt werden-welch ein Faux-pas! swas weiss man doch, wenn man vom Fach ist! -
Die arme Bella-jetzt wurde sie doch getötet und Alex wird sich deswegen immer Vorwürfe machen, dabei kann er da ja wirklich nichts dazu. Jetzt hoffe ich, dass Jenni und Semir überlebt haben-vielleicht war das ja die Verstärkung, die geschossen hat? Aber ich hoffe, das werden wir bald erfahren!
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Herbert Redka ließ seine Sachen wo sie waren-das war entweder ein gutes Alibi, falls er gesucht wurde, oder er schaffte es tatsächlich in Köln alles zu seiner Zufriedenheit zu klären und dann wieder hierher zurückzukehren, denn in zwei Tagen hatte er den letzten OP-Termin. Man wollte im Gesicht noch eine Kleinigkeit nachbessern und er hatte sich noch zu einer Bauchstraffung und Fettabsaugung entschieden-wenn schon, denn schon! Er setzte sich, ohne irgendjemandem Bescheid zu sagen in seinen Wagen und kam knappe fünf Stunden später in Köln an. In dieser Klinik war es sowieso wie im Hotel-der Service war unaufdringlich, die Patientenzimmer waren eher Suiten, das Essen war vorzüglich und wurde von Spitzenköchen zubereitet und so ganz nebenher konnte man sich nach Herzenslust verschönern lassen. Er war mit mehreren Mitpatienten ins Gespräch gekommen, die seit Jahren ihren „Urlaub“ hier verbrachten. Zusätzlich zu einer wunderschönen Gegend ließ man sich da verschönern, hier ein paar Fältchen wegspritzen, da die Lippen aufpolstern, den Busen straffen und einige Männer ließen sich sogar Bizepsimplantate einsetzen oder künstliche Sixpacks. Er war völlig fasziniert, was alles möglich war. Aber die Preise waren auch entsprechend und der Professor eine Koryphäe auf seinem Gebiet-hier kam nur her, wer das nötige Kleingeld hatte und dank des Rauschgifthandels war er nun endlich auch in den Kreis der Reichen und Schönen aufgestiegen. Auch Herbert hatte keine feste Freundin-er buchte, wenn er Lust darauf hatte, eine Dame von einem Escortservice, das war unverbindlich und ansonsten genoss er seine Freiheit. Die einzige Konstante in seinem Leben war sein Jugendfreund Rudolf gewesen, der ihn sogar nach der Firmenübergabe seines Vaters in sein Geschäft aufgenommen hatte. Da hatten sie einige Jahre ganz ordentlich verdient, bis der Geschäftsrückgang kam, aber seitdem sie ihre Kontakte ins goldene Dreieck hatten, floss das Geld nur noch so herein. Gut-wenn Rudolf auch tot war, er würde das Geschäft weiterführen, er musste sich dann eben andere Importwege erschließen, wenn die Polizei jetzt alles aufdeckte, aber er hatte sich erkundigt-mit Geld war es keine Schwierigkeit, sich eine neue Identität zu kaufen- und er hatte den Pass mit einem fremden Namen und einer fremden Vita, der an sein neues Aussehen angepasst war, schon in der Schublade liegen.
Sein Gesicht war noch etwas geschwollen, vor allem die Nase, aber er hatte gute Schmerztabletten dabei und morgen früh würde er in der Schönheitsklinik anrufen und mitteilen, dass er kurz geschäftlich weggemusst hatte-das mussten andere Patienten auch, deshalb war bei der Klinik auch ein Hubschrauberlandeplatz, nicht für Rettungshubschrauber, denn so krank waren diese Patienten üblicherweise nicht, aber für die ganzen Scheichs und die anderen Reichen, die so einen Aufenthalt dort aus der Portokasse zahlten.
Aber nun war er in Köln angekommen und eines war klar-in seine Wohnung konnte er nicht, denn dort wurde er vielleicht von der Polizei in Empfang genommen. Tatsächlich hatten zwei uniformierte Polizisten im Auftrag der Chefin dort geklingelt, sobald Semir seine Identität herausgefunden hatte, aber sie hatten niemanden angetroffen und der übervolle Briefkasten und die Aussagen der Nachbarn hatten bestätigt, dass der Vogel ausgeflogen war. An die Tür kam ein Siegel und am nächsten Tag würde sich die Spurensicherung die Wohnung ebenfalls vornehmen, aber man hatte schließlich Zeit, alles musste nicht sofort gemacht werden.Herbert hatte einen kleinen Imbiss in einer Kneipe am Containerhafen eingenommen. Seinen edlen Anzug hatte er abgelegt und sich dafür in Jeans, ein T-Shirt und einen Grobstrickpullover gehüllt. Ein Käppi auf den Kopf und er unterschied sich nicht mehr von den ganzen Arbeitern die dort rund um die Uhr geschäftig herumliefen, Ladungen löschten usw. Das noch leicht geschwollene Gesicht und die dicke Nase konnten auch von einer Schlägerei herrühren und so hatte er seine Ruhe, als er in aller Seelenruhe seine einfache Mahlzeit verzehrte und ein Kölsch dazu trank. Danach schlenderte er zu den Garagen, die sie gemeinsam gemietet hatten. An dreien davon war ein Siegel angebracht, aber das waren die, wo Rudolf seine Oldtimer untergebracht hatte. An der vierten Garage, die ein wenig abseits lag und in keinem Buch auftauchte, weil die Miete dafür bar bezahlt wurde, klebte kein Siegel. Herbert sah sich unauffällig um, sperrte mit seinem Schlüssel die Nebentür auf und tatsächlich-da drin stand Rudolfs Porsche und da Herbert das Versteck für den Ersatzschlüssel wusste, konnte er ihn öffnen und wie erwartet-da waren zwei große Taschen Rauschgift aus der letzten Lieferung drin. Rudolf hatte sich bei ihm am Telefon beklagt, dass er das ganze Zeug alleine hatte umpacken und sich dabei die halbe Nacht um die Ohren hatte schlagen müssen. Voller Wehmut dachte Herbert an seinen Freund-er hatte ihn wirklich gern gehabt-aber er würde ihn rächen und dann in seinem Sinne die Geschäfte weiterführen-und mit Geschäften meinte er jetzt nicht die offizielle Firma, sondern ihren Handel mit dem weißen Gold!
Nach kurzer Überlegung ließ er das Rauschgift wo es war-er würde, wenn er seine Sache hier in Köln erledigt hatte, wieder hierherkommen, die beiden Taschen mitnehmen und dann in Ruhe überlegen, wie er weitermachen würde, aber im Augenblick war dieser Platz so sicher wie sein Auto und mehr hatte er an Verstecken nicht zu bieten. Dann holte er das kleine Feldbett heraus, das sie immer zum Ausruhen in der Garage hatten, deckte sich mit einer Wolldecke zu und schlief eine Runde. Morgen würde er einen Plan schmieden, wie er an Jäger und seinen Freund rankam, jetzt in der Nacht konnte er eh nichts ausrichten!
Sarah hatte Semir nach kurzer Überlegung gebeten: „Semir, wie wäre es, wenn wir Ben mit dem einen Arm am Bettgestell einigermaßen bequem festmachen, ich lege ihm dort die Infusion und dann setze ich mich daneben. So kann ich ihn gefahrlos überwachen und du kannst später wieder nach Hause zum Schlafen!“ sagte sie. Semir öffnete die Handschellen am Bettgestell und befestigte sie nun weiter unten am Bett, so dass Ben bequem liegen konnte. Sarah legte ihm routiniert einen Zugang, verklebte den gut und schon tropfte wieder zügig die Vollelektrolytlösung in ihn. Im Krankenhaus würde man ihm jetzt noch allerlei Vitamine zukommen lassen, man würde engmaschig die Blutwerte kontrollieren und etwaige Mängel ausgleichen, aber so hatte er wenigstens ausreichend Flüssigkeit und alles andere würde sich hoffentlich normalisieren, wenn er wieder essen konnte. Ben hatte immer noch hohes Fieber und dämmerte vor sich hin und Semir blieb erst einmal da, während ihn Sarah liebevoll mit lauwarmem Wasser herunter wusch. Ben wehrte sich nicht, schien die Berührungen zu genießen und war auch in keinster Weise aggressiv. Nachdem die Durchfälle anscheinend aufgehört hatten, zog ihm Sarah eine normale Unterhose und ein frisches T-Shirt an und Semir passte auf, dass Ben auch nichts machte, aber das funktionierte problemlos. Nur als sie ihn fragten, wo er denn wäre und wer sie seien, sagte Ben nur schwach: „Ich weiss nicht?“ und so wechselten die beiden Helfer einen traurigen Blick-der Entzug war noch nicht vorbei!
Ein wenig später fuhr Semir nach Hause und holte das Essen und Trinken, das Andrea vorbereitet hatte. „Andrea, ich komme morgen früh kurz vorbei, bleibe heute Nacht aber bei Sarah und Ben!“ kündigte er an und erzählte Andrea, ohne dass die Kinder das mitkriegten, wie das in ihrem Haus so ablief. Andrea schlug die Hände vor den Mund-so schlimm hätte sie sich das nicht vorgestellt! Semir beschäftigte sich ganz kurz mit seinen Kindern-klar tat es ihm leid, dass er sie jetzt nicht zu Bett bringen konnte, aber man musste Prioritäten setzen und sein Freund brauchte ihn gerade notwendiger!
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Ach du grüne Neune! Jetzt will Frank die Sprengung vorziehen und bei der Gelegenheit gleich Robert, Semir und Alex miterledigen! hoffentlich sind die schnell genug, oder der Zünder klemmt, oder,oder, oder-ich drücke bis morgen fest die Daumen, dass nichts Schlimmes passiert-Jungs-wo bleibt euer siebter Sinn?
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Na Gott sei Dank-Ben geht es so einigermaßen! Immerhin hat er die OP überstanden und in der Uniklinik sind sie ja erfahren in der Sepsistherapie! Julia darf zu ihm, Semir leider nicht, aber der und alle anderen sind sicher erst mal erleichtert, dass er in Sicherheit und professioneller Betreuung ist (kleine Info-wenn ein Patient postoperativ auf Intensiv kommt, geht er nicht über den Aufwachraum, denn das Monitoring haben wir selber).
Matze allerdings erschießt kaltblütig seinen Komplizen und lügt hinterher noch dessen Freund Toni an, der ihm aber ein gutes Versteck weiss. Oh je, jetzt ist Semir aber in großer Gefahr, ohne es zu wissen-und ach ja-die Nase hätte ich beinahe vergessen-hoffentlich kann die auch gut versorgt werden, nen Semir mit krummer Nase brauchen wir nicht! -
Im Moment spielt es auch noch keine allzu große Rolle, ob Semir jetzt nach Sizilien, Sardinien, Teneriffa oder Island gereist ist
-Hauptsache es ist ne Insel und er ist weg! Hey-und Ben kriegt sogar den BMW in seiner Abwesenheit-der muss aber brav gewesen sein! Allerdings beginnt gleich der erste Arbeitstag, nachdem er Semir und Family zum Flieger gebracht hat mit einem fiesen Mord an einem älteren Ehepaar-na zumindest einem Teil davon. Nachdem sich die Zeugen absolut uneinig sind, was für ein Fahrzeug das war, aus dem geschossen wurde( Mann wie gut kann ich die verstehen
), gibt er zu Bonrath´s Leidwesen eine sehr undifferenzierte Fahndung raus. Ja ich fand auch dieses Geplänkel zwischen Dieter und Ben sehr witzig! Und auch ich bin natürlich gespannt, wer der neue Partner während Semir´s Urlaub ist, tippe aber ebenfalls auf Kevin!
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Semir fuhr in die Einfahrt seines Hauses und war aus dem Auto, kaum dass die Reifen still standen. So schnell er konnte hetzte er zum Eingang und sperrte die Haustüre auf. Zwei Stufen auf einmal nehmend war er auch schon im Keller und Sarah hatte bereits den Riegel der Kellertür aufgerissen, als sie seine Schritte gehört hatte. Gemeinsam stürzten sie in den Raum und Semir drehte Ben auf den Rücken. Nun schoss allerdings dessen Rechte vor und Semir wäre beinahe k.o. gegangen, während Ben sich wieder zur Seite rollte und wimmernd rief: „Nein, nicht mitnehmen, ich will dableiben!“ und die Augen fest zusammenkniff. Semir rieb sich das schmerzende Kinn-damit hatte er jetzt nicht gerechnet- allerdings war ihm nun klar, wie weise Sarah´s Entscheidung gewesen war, nicht alleine zu ihm zu gehen, denn der war überall, nur nicht in der Realität. Dann richtete er sich kurz auf und sagte laut und deutlich: „Mahler-ich werde mich an dir rächen-ich gehe nicht wieder in den Sarg!“ bevor er sich angstvoll zusammenrollte.
Semir warf Sarah einen Blick zu-das waren alte Traumen, die da anscheinend gerade hoch kamen. Nun begann Ben zu zittern und der Schüttelfrost warf ihn mehrere Zentimeter vom Boden hoch.Sarah sprach ihn aus sicherer Entfernung an: „Ben, kannst du mich hören!“ sagte sie eindringlich und Ben machte seine Augen nun einen winzig kleinen Spalt auf und linste heraus. Anscheinend war er überrascht, was er sah, denn nun machte er seine Augen einen Moment ganz auf, sah sie klar an und flüsterte: „Sarah?“ um sie dann gleich wieder zu schließen. „Was tust du hier? Hat dir der Mistkerl etwas getan?“ fragte er mit Sorge in der Stimme. Er war in seiner Psychose anscheinend gerade in Wolf Mahler´s Hand, der ihn gefoltert und letztendlich in einem Sarg vergraben hatte. Nun mischte sich Semir ein, der vor Ben in sicherer Entfernung kniete: „Ben, ich bins, dein Freund Semir! Das mit Mahler ist lange vorbei-wir schreiben das Jahr 2014!“ erklärte er ihm und Ben machte tatsächlich seine Augen erneut einen Spalt auf und fragte: „Echt?“ um sich dann wieder in Fieberschauern zu winden.„Mir ist so kalt und mein Arm tut weh!“ sagte Ben, der im Augenblick anscheinend wieder in der Realität war. Sarah wechselte einen Blick mit Semir und sagte dann deutlich: „Ben-wie wäre es, wenn du dich jetzt aufs Bett legst? Da liegst du doch bequemer als am Boden und dann kriegst du eine Zudecke und ich schaue mir deinen Arm an!“ sagte sie weich und nun nickte ihr Freund und versuchte sich-gestützt von Semir-hochzurappeln. Sarah hatte Semir noch leise zugeflüstert: „Sei vorsichtig, diese Bewusstseinsstände wechseln häufig-er kann in der nächsten Sekunde wieder gefährlich werden!“ aber diesmal ging alles gut.
Ben legte sich aufseufzend aufs Bett, dessen Laken Sarah zuvor sorgfältig glattgestrichen hatte und nun versuchte Sarah das zu tun, was sie schon lange hatte machen wollen. Sie wusch ihm das verschwitzte Gesicht ab und drehte dann seinen Arm, der auf doppelte Dicke angeschwollen war, nach außen. Ben zog ihn mit einem Schmerzenslaut zurück, aber Sarah hatte schon gesehen, was Sache war. „Ben-du hast einen Spritzenabszess-den muss man aufmachen!“ sagte sie klar und deutlich zu ihm und Semir sah sie unglücklich an. War jetzt alles umsonst gewesen und sie mussten deswegen jetzt doch ins Krankenhaus? Auf seine diesbezügliche Frage schüttelte Sarah den Kopf. „Das kann ich selber-das ist nur ein kleiner Schnitt, damit sich der Eiter entleeren kann, allerdings müssen wir Ben dazu festmachen, denn er wird da nicht freiwillig stillhalten!“ sagte sie und Semir starrte sie entsetzt an. Irgendwie wurde ihm diese Frau so langsam unheimlich, aber trotzdem nickte er mit dem Kopf. „Mach seinen anderen Arm am besten am Bettgestell fest und die Beine fesseln wir auch vorrübergehend mit irgendwas!“ befahl Sarah und erhob sich auch schon, während Semir nach kurzer Überlegung Ben´s eine Hand über Kopf am Bettgestell mit seinen Handschellen festmachte. Dann verließen Sarah und er kurz den Kellerraum, in dem Ben nun wieder vor sich hin phantasierte.Hast du denn Instrumente?“ fragte Semir, der sich in den wilden Westen versetzt fühlte, nur hatten sich da die Cowboys mit Branntwein zuvor beinahe bewusstlos gesoffen, bevor man sie dann mit einem Beißholz zwischen den Zähnen operierte-na ja, soviel hatte er zumindest beim Anschauen diverser Filme gelernt. „Ich brauche nicht viel-ich habe oben ein Teppichmesser von den Handwerkern rumliegen sehen-das ist normalerweise sehr scharf. Das ist auch nur ein kleiner Schnitt und dann kann sich der Eiter entleeren. Ben fühlt sich sehr heiß an, ich denke er hat hohes Fieber und braucht dann auch Antibiotika, aber da ist mir schon was eingefallen!“ sagte Sarah und sah sich nun oben in der Baustelle um, was man für ihre Zwecke verwenden konnte. Sie kam mit zwei dünnen Spanngurten und einer Küchenrolle wieder und fragte Semir, ob er ein Feuerzeug habe. Der nickte und holte eines aus einer Schublade. Er war zwar Nichtraucher, aber so etwas hatte man einfach im Haus. Sarah nahm nun das Teppichmesser, machte eine frische Klinge rein-die Ersatzklingen waren ja im Schaft des Messers verborgen und hielt nun das Feuerzeug eine Weile daran. „Das muss auch nicht steril sein!“ erklärte sie Semir. „Die Keime in Ben´s Abszess sind gefährlicher als die in deinem Haus!“ sagte sie und Semir nickte folgsam und half ihr, die Dinge in den Keller zu tragen. Ben war inzwischen wieder ein wenig zu sich gekommen und versuchte seine Hand frei zu bekommen, was aber ein vergebliches Unterfangen war.
„Ben-wir machen kurz deine Beine fest, damit du dich und uns nicht verletzt und dann eröffne ich den Abszeß!“ teilte ihm Sarah in ruhigem Ton mit und zu Semir´s Erstaunen nickte Ben und hielt auch ganz still, als er nun seine Füße mit den Spanngurten ans Bettgestell fesselte. Sarah hatte aus ihrer Kiste aus dem Krankenhaus nun das Desinfektionsmittel und ein paar Kompressen geholt und Einmalhandschuhe angezogen. Sie bat Semir nun Ben´s Arm nach außen ausgestreckt festzuhalten und obwohl er dabei das Gesicht verzog, weil die Streckung ihm Schmerzen bereitete, hielt Ben ihn willig hin. Anscheinend war er gerade relativ klar. Während Sarah nun das kühle Desinfektionsmittel auf den Arm und die Kompressen sprühte und auch das Teppichmesser damit benetzte, sah Semir erst das ganze Ausmaß des Schadens. Die Ellenbeuge war von einer knallroten, erhabenen Geschwulst bedeckt, die den Eiter durchschimmern ließ. Irgendwie wirkte das, als wäre es sowieso kurz vor dem Platzen und bevor er oder Ben sich nun große Gedanken machen konnten, hatte Sarah einfach zum Teppichmesser gegriffen und mit einer raschen Bewegung einen langen Schnitt quer über die Geschwulst gemacht, woraufhin sich eine Menge Eiter spontan entleerte. Ben hatte kurz aufgekeucht, aber dann überwog die Erleichterung-der Druck und das Pochen waren so schlimm gewesen, dieser klare saubere Schmerz, der sofort Erleichterung brachte war überhaupt nichts im Vergleich zu der Pein vorher. Als Sarah nun noch mit zwei Kompressen den Eiter herausdrückte, stöhnte er zwar kurz auf, aber dann war es fertig. Sarah nahm nun einige saubere Kompressen, breitete die auf der Wunde aus und mit einer elastischen Binde wickelte sie den provisorischen Verband fest. Dann schlang sie ein Handtuch darum und holte klares Wasser aus der kleinen Naßzelle, mit dem sie das Handtuch tränkte. „So Ben-jetzt hast du´s geschafft!“ sagte sie liebevoll und während Semir auf ihr Geheiß nun die Beinfesseln löste, griff Sarah zur Wasserflasche und bot Ben etwas an. Tatsächlich schaffte er es, ein paar kleine Schlucke zu nehmen, ohne sich zu verschlucken und die wieder von sich zu geben. „Ben-du kriegst jetzt dann trotzdem wieder eine Infusion, aber das wird!“ prophezeite Sarah zuversichtlich und nun huschte sogar ein kleines Lächeln über Ben´s Gesicht.Die Sekretärin, Mathilde Kern, hatte-kaum dass die Polizisten das Büro verlassen und die Akten und PC´s eingeladen hatten-zu ihrem Telefon gegriffen. „Herbert-hier ist etwas gehörig aus dem Ruder gelaufen!“ teilte sie dem Mann am fernen Bodensee mit und erzählte von Rudolfs Tod und der Beschlagnahmungsaktion der Polizei. „Ich komme sofort!“ beschloss Herbert. Er musste retten, was noch zu retten war.
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Jetzt bin ich baff! Wilckens senior gibt tatsächlich alle Taten zu und ist sogar noch der Überzeugung, richtig gehandelt zu haben-wobei die Argumentation durchaus bis zu einem gewissen Punkt wahr und nachvollziehbar ist, aber deswegen heiligt der Zweck dennoch nicht die Mittel und seine Mitwisser entführen und ermorden zu lassen wird ihn trotzdem die nächsten zwanzig Jährchen hinter Gitter bringen.
Frank hat derweil die Löcher für die Sprengung gebohrt-ich habe gerade ein sehr ungutes Gefühl wegen Robert... -
Die Geschichte geht schon mit einem Paukenschlag los-ich hoffe jetzt auch, dass das nächste Kapitel nicht mit: Zwei Wochen vorher.. beginnt, denn dann hättest du auf einen Schlag den Großteil deiner Protagonisten ausgelöscht.
Ich freue mich unheimlich, dass du gleich im Anschluss weiterschreibst. Deine Geschichten haben einen unverwechselbaren eigenen Stil, der mir unheimlich gut gefällt-und hatte ich schon erwähnt, dass ich jedesmal wieder erstaunt bin, wie gut du Gefühle in Worte fassen kannst? Bin sehr gespannt auf das nächste Kapitel! -
Als Ben nach kilometerlanger Wanderung immer schwächer geworden war, hatte Sarah das mit Sorge beobachtet. Immer wieder war er auf die Knie gefallen, hatte beide Arme vor den Bauch gehalten und gebrüllt wie ein Ochse. Die Schmerzen mussten ihn fast wahnsinnig machen und Sarah erinnerte sich an so manches Gespräch mit einem Junkie, der ihr erklärt hatte, dass jede Zelle eines Süchtigen im Entzug voller Schmerz nach dem schrie, was sie am meisten vermisste-Drogen! Sarah war sehr froh, dass sie im Keller waren und der Raum eine dichte Tür und keine Fenster hatte, denn wenn man diese schrecklichen Schreie voller Qual nach außen hören würde, würde wenig später die Polizei auf der Matte stehen und kontrollieren, was los war, denn man konnte meinen, da würde jemand gefoltert.
Wenn sie daran dachte, wie man im Krankenhaus mit Patienten im Drogenentzug verfuhr, dann war das hier eine ganze Stufe härter. Dort wurden die Patienten zwar zum Selbstschutz und auch zum Schutz des Personals fünfpunktfixiert, das bedeutete, man legte ihnen Fixiergurte an, die über den Bauch, beide Oberschenkel und wie eine Art Hosenträger über die Schultern gingen, aber weil auch damit noch Abwehrbewegungen möglich waren und fast jeder Arzt und jede Pflegekraft schon schmerzhafte Tritte und Schläge hatte einstecken müssen, machte man dann oft beide Hände und Füße ebenfalls noch am Bett fest. Dem Patienten waren so nur Minimalbewegungen möglich. Er bekam einen Blasenkatheter und eine Windelhose, aber trotzdem war es für die Patienten nicht gar so schlimm, weil die mit Entzugsmedikamenten wie Clonidin, das eine blutdruck- und herzfrequenzsenkende Wirkung hatte und Propofol, einem Narkosemittel so weit runtergedopt wurden, dass sie manchmal tagelang überhaupt nichts mitbekamen. Um sie waschen und versorgen zu können- denn natürlich schwitzten auch diese Menschen stark und die wässrigen Durchfälle suchten auch die heim- bekamen sie so viel Narkosemittel, dass sie kurze Momente ganz weg waren, man sie versorgen konnte und dann ließ man sie wieder in ihrem Halbdämmerschlaf daliegen. Manche Menschen, gerade langjährig Süchtige, vertrugen da Dosen, dass man fünf normale Menschen damit gleichzeitig in eine tiefe Narkose legen könnte, aber meistens wurde es nach einigen Tagen besser, man konnte die Medikamente reduzieren und irgendwann waren die klar und konnten sich an die Zeit davor gar nicht, oder nur schemenhaft erinnern.Allerdings hatte Sarah es auch schon erlebt, dass Süchtige gar nicht mehr zu sich kamen und dann nach Wochen in einer völligen Psychose in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrie verlegt wurden, weil sich ihr Verstand dauerhaft verwirrt hatte, oder dass Patienten auch aspirierten, Lungenentzündungen bekamen und trotz Beatmung, die man dann natürlich sofort vornahm, nach Tagen oder Wochen in der Sepsis starben. Ein Entzug war eine primär lebensbedrohliche Sache und warme Entzüge mit der Gabe von Medikamenten konnte man daher nur mit Monitorüberwachung auf einer Intensivstation machen.
Manchmal wurde versucht, die Menschen mit Benzodiazepinen wie Diazepam/ Valium oder Tavor zu therapieren, aber oft trieb man den Teufel dann mit dem Beelzebub aus und danach waren die Menschen eben benzoabhängig, was fast noch schlimmer war, als die Alkohol-oder Opiatabhängigkeit, weil da die Erfolgsaussichten beim Entzug einen wesentlich geringeren Prozentsatz aufwiesen. Deswegen hatten ihr Suchttherapeuten erklärt, dass ein kalter Entzug die besten Erfolgsaussichten hatte, da die Menschen sich, auch wenn sie schon zeitweise verwirrt waren, sich hinterher noch voller Schrecken an die Gefühle, die Schmerzen und die körperlichen Symptome erinnerten-das hatte eben oftmals eine abschreckende Funktion. Es war aber auch wichtig, dass dann eine begleitende Psychotherapie folgte, die den Menschen stark machte, den Unbilden des Alltags ohne Drogen zu widerstehen. Außerdem konnte es auch nur gelingen, wenn ein stabiles familiäres Umfeld da war, der Kranke aufgefangen und bestärkt wurde, damit er in schwierigen Situationen anstatt zur Droge zu einem anderen Mittel griff, seine Probleme zu bekämpfen, das konnten Gespräche sein, aber auch Sport, die Versorgung eines Tieres oder eben familiäres Glück. Das war das, was eben Sarah hoffte-dass Ben seines Kindes wegen durchhielt!Als Sarah wieder den Monitor beobachtete, zerriss es ihr fast das Herz, als sie den Schatten des Ben, den sie kannte, da unermüdlich hin-und herwanken sah. Seine Lippen bewegten sich die ganze Zeit, er sprach anscheinend mit sich, oder jemand anderem-fast mit Sicherheit litt er gerade unter Halluzinationen, so gehetzt, wie er sich immer wieder umsah. Er wirkte wie ein verfolgtes Tier, das Angst vor dem Jäger hatte und Sarah war durchaus bewusst, dass es für sie hochgradig gefährlich sein konnte, wenn sie jetzt reinging, denn Ben war gerade nicht Herr seiner Sinne! Sehnsüchtig sah sie immer wieder auf die Uhr. Hoffentlich kam Semir bald, denn dann konnte sie nach ihrem Freund sehen, dem es zunehmend schlechter ging, aber der Selbstschutz musste im Vordergrund stehen. Niemandem-am allerwenigsten Ben- wäre geholfen, wenn sie jetzt reinging, von ihm angegriffen wurde und er dann in diesem Zustand auf die Straße fliehen würde. So schnell wie da die Polizei und der Rettungsdienst gerufen würden, konnte man gar nicht reagieren und dann war es mit Ben´s bürgerlicher Existenz vorbei. Außerdem wusste man auch nicht-vielleicht trat oder schlug Ben nach ihr und das Kind kam dabei zu Schaden-nein, sie konnte und durfte da jetzt nicht reingehen, so sehr sie es sich auch wünschte!
Dann allerdings stockte ihr der Atem. Gerade war Ben noch gelaufen, da begann er plötzlich zu schwanken, versuchte sich noch an der Wand abzustützen, aber da zog es ihm die Füße weg und er brach vor ihren Augen zusammen und regte sich nicht mehr. Sarah sprang mit schreckgeweiteten Augen auf und war versucht, sofort hineinzurennen, aber eine innere Macht hielt sie zurück. Mit zitternden Fingern griff sie nach ihrem Handy und wählte Semir´s Nummer. Er ging auch sofort ran und mit Erleichterung vernahm Sarah, dass er schon auf dem Weg zu ihnen war. Hoffentlich kam er noch rechtzeitig!