Beiträge von susan

    Na entweder hören die Helden jetzt wirklich das Gras wachsen-was ich aber ehrlich gesagt nicht glaube-oder ihre Verfolger sind raffiniert und arbeiten mit mehreren Fahrzeugen. Schon die Fahrt von Düsseldorf nach Köln ist stressbeladen, die Nerven liegen schon bei den Fehlzündungen in der Tiefgarage blank, aber ich habe durchaus das Gefühl, das ist berechtigt. Ich bin ja gespannt, ob die vier heil in Köln ankommen!

    Also ich fand diesen Teil trotz des bedrückenden Inhalts auch wesentlich besser geschrieben. Auch finde ich, dass du den Wahnsinn dieses schizophrenen Mannes gut rübergebracht hast. Auch die Pein der vergewaltigten jungen Frau hast du klasse beschrieben.
    Wider Erwarten sind Semir und Ben fürs Erste nochmal davongekommen, aber ich befürchte, dass Ben schon sehr bald in dieses Hotel des Grauens zurückkehren wird! Und natürlich bleibe ich dran-bin sehr gespannt wie es weitergeht!

    Während Semir sich selber durchcheckt, ob ihm mehr passiert ist, was nicht der Fall zu sein scheint, ruft ihn zufällig Hartmut an. Den beschäftigt das Pferd mehr als ihm lieb ist-aber ich denke, Semir hat jetzt Wichtigeres zu tun, als sich um Fuhrparks, Wetten und spielende Pferde zu kümmern. Los Semir-Fahndung nach dem LKW raus, vielleicht sogar mit Hubschrauber-es geht um das Leben von Nicole und Alex! Aber vielleicht hat er doch was auf den Kopf gekriegt, dann wäre das verzeihlich!

    Also Campino-jetzt muss ich leider sofort verhaftet werden-ich liebe nämlich diesen Zimtkaugummi, den Kevin und Ben so verteufeln! :D
    Oh je-und Ben hat nun immer stärker mit seiner Platzangst zu kämpfen-der braucht dringend professionelle Hilfe-sonst ist er bald soweit wie Kevin und pfeift sich Drogen rein um zu vergessen und schlafen zu können, mit dem vielen Kaffee fängts ja schon an. Aber gut, dass Kevin, der ja solche Ängste und schlaflosen Nächte kennt, da schon sensibel darauf reagiert.
    Und unbewusst hat Kevin noch einen Riecher, wie er dem Täter über seine Fahrzeuge vielleicht näher kommen kann-das ist vielleicht eine erfolgversprechende Spur!

    Sarah hatte kurz überlegt. Ein Arzt, mit dem sie langjährig auf der Intensiv zusammengearbeitet hatte, hatte seine Stunden im Krankenhaus reduziert und flog nun regelmäßig Rettungseinsätze für eine Hilfsorganisation. Schon oft hatte er begeistert von Einsätzen in Krisengebieten berichtet und scheute anscheinend keine Gefahr. Der wäre der richtige Mann für so eine Aktion. Am liebsten würde sie selber als Begleitperson mitkommen, um Ben nach Hause zu holen, aber das konnte sie Tim nicht antun, der gerade wieder erwachte und auf den Arm und gestillt werden wollte. Sie sah in ihrem Handy nach und fand aufatmend die Nummer des Arztes. Es war zwar schon nach zehn abends, aber das hier war ein Notfall und so wählte sie kurz entschlossen dessen Nummer. Er ging auch sofort ran und als sie sich für die späte Störung entschuldigte, unterbrach er sie sofort. „Sarah ich weiss, dass es etwas Wichtiges ist und du nicht aus lauter Jux bei mir spätabends anrufst-schieß los, was gibt’s und nein-ich war noch nicht im Bett, sondern habe am PC gechattet-um deine Frage vorweg zu nehmen!“ sagte er schlicht und schon jetzt überkam Sarah ein Gefühl der Erleichterung-dieser Arzt würde ihnen helfen, da war sie sich ganz sicher.
    Mit wenigen Worten schilderte sie ihre Situation, soweit sie ihr aktuell bekannt war und der Arzt überlegte kurz. „Ich kann innerhalb einiger Stunden über die Luxembourg Air Ambulance einen Learjet organisieren, der als Ambulanzflugzeug ausgebaut ist. Wie sieht´s mit der Kostenübernahme aus?“ fragte er-denn so ein Flieger war nicht billig und man musste auch über die Einsatzzentrale die Überflugrechte und die Landeerlaubnis im Zielland einholen, was aber in solchen Situationen selten ein Problem darstellte. „Harald-Geld spielt keine Rolle-wenn die Krankenversicherung meines Lebensgefährten nicht einspringt, werden wir das aus eigener Tasche bezahlen-er ist der Sohn eines Bauunternehmers und finanziell gut situiert!“ umschrieb Sarah elegant den Reichtum ihres Partners, der sie anfangs selber recht erschreckt hatte. „Gut-dann lass mich ein paar Anrufe tätigen-ich würde auch gern einen vertrauten HEMS mitnehmen, mit dem ich gut im Team arbeiten kann, denn das klingt, als hätte es deinen Freund ordentlich erwischt!“ erklärte er noch und Sarah stimmte sofort zu. Auch einige ihrer Kollegen hatten neben dem Rettungsassistenten die Zusatzausbildung zum Helicopter Medical Service absolviert und konnten überall im fliegerischen Rettungsdienst eingesetzt werden. „Und ach ja-ich würde mich gerne mit dem behandelnden Arzt vor Ort persönlich kurz schließen, damit ich weiss, auf was ich mich einzurichten habe!“ bat er dann noch und Sarah versprach, da einen Kontakt herzustellen.
    Aufatmend ließ sie das Telefon sinken und legte vorsichtig Tim ins Bett, der in der Zwischenzeit an ihrer Brust wieder eingeschlafen war. Ihre Schwägerin, die jetzt völlig wach war, hatte gebannt zugehört, als Sarah organisiert hatte und legte ihr nun beruhigend die Hand auf den Rücken. „Sarah das wird-spätestens morgen hast du deinen Ben wieder bei dir!“ sagte sie tröstend und Sarah sagte leise: „Ich hoffe es Lisa, ich hoffe es!“

    Die Chefin hatte inzwischen ihren ehemaligen Schulkameraden aus Bonn am Telefon. Beim letzten Klassentreffen hatten sie ihre privaten Telefonnummern getauscht und so konnte sie ihn direkt erreichen. „Kim Krüger am Apparat-ich würde mal ganz unkonventionell deine Hilfe brauchen!“ bat sie ihn und nachdem er kurz aufgelacht hatte, sagte ihr Gegenüber: „Na dann schieß mal los!“ und nun begann sie ihm in kurzen Worten die Situation zu schildern. „Schick mir an diese E-Mailadresse die Daten deines Polizisten, am besten was ihr als Polizeiausweis in euren Akten habt. Ich lasse sofort ein beglaubigtes Ersatzpapier ausstellen und ein Fahrer bringt das morgen früh zum Köln-Bonner Flughafen. Ich habe übrigens schon gehört, dass du in die Terrorbekämpfung bei unserem Wirtschaftsgipfel kommende Woche mit deinem Team mit einbezogen bist-dann mach mal deine Arbeit gut, damit wir da keine Überraschungen erleben!“ sagte er und Kim war erstaunt, dass ein dermaßen mächtiger Mann sich um solche Details kümmerte. „Nachdem deine Männer sich in Tunesien ja nicht mit offiziellen Stellen angelegt haben, sind von dieser Seite wenigstens keine politischen Verwicklungen zu erwarten, drum sehe ich da auch kein Problem. Jetzt wünsche ich dir noch einen schönen Abend und freue mich, dass ich dir helfen konnte!“ beendete ihr Gegenüber das Gespräch und Kim sagte nur leise: „Danke Guido!“ und machte sich dann auf den Weg in die PASt, um aus dem PC Ben Jäger´s Daten herauszusuchen und sie mit Bild an die angegebene Adresse zu mailen. So etwas konnte sie auch nicht delegieren, denn die Daten waren mehrfach gesichert und sie brauchte dazu verschiedene persönliche Passwörter. Aber wenig später war auch das geschehen und sie schickte Sarah eine kurze Mitteilung: „Papiere sind erledigt-warten morgen früh am Kölner Flughafen!“ und kurz darauf kam nur eine kurze Nachricht zurück: „Danke!“ hatte Sarah geschickt und nun fuhr die Chefin wieder nach Hause, um sich todmüde in ihr Bett zu legen. Wie sie das morgen mit dem Personal machen würde wusste sie noch nicht, aber jetzt war erst einmal wichtig ihre Männer so schnell wie möglich in die Heimat zurück zu holen!

    Nun schaffen es Ben und Semir doch wider Erwarten das Motel zu verlassen. Das hätte ich jetzt nicht erwartet!
    Semir ist nicht nur erbost, dass der "Herr" einfach so ins Zimmer kommt, sondern auch in höchster Sorge um Ben-nicht ganz unbegründet, wie wir wissen! Auch er fragt sich, wie ihnen des Nachts der desolate Zustand des Hauses entgehen konnte!
    Während die beiden abfahren muss sich der "Herr" erst mal bei seiner anderen Gefangenen abreagieren-die Arme!
    Ja Kathrin-das Kapitel war wieder gut gemeint und hat manchmal auch Spannung aufgebaut. Allerdings sind die kurzen Sätze einfach sehr konfus in den Raum geworfen, man muss sich sehr viel selber an Rahmenhandlung dazudenken und es ist anstrengend zu lesen. Mir ist schon klar, dass diese Situation in deinem Kopf sonnenklar wie ein Bild vor deinen Augen steht, aber leider fällt es uns als Lesern doch schwer, das in diesem Maße nachzuvollziehen. Ich würde mir wenigstens zwischendrin eine einfache Schilderung der Situation, der Räumlichkeiten und Gefühle in ganzen Sätzen mit Bindewörtern, Nebensätzen und geordnetem Satzbau wünschen. Ich muss da immer an die Ermahnung einer alten Deutschlehrerin denken( lang, lang ists her! :rolleyes: ), die hat immer zu uns gesagt: "Denkt daran, die Personen mit denen ihr in Wort und Schrift kommuniziert sind keine Hunde, die mit einzelnen Brocken, die man ihnen zuwirft zufrieden sind. Benutzt ganze Sätze und als Zeichen eurer Bildung durchaus Nebensätze!" -dem kann ich mich hiermit nur anschließen.
    Nichts desto trotz hat mich deine Geschichte in den Bann gezogen und ich möchte dringend erfahren, wie sie weiter geht!

    Semir und das SEK machen die Entführten und die Verbrechertruppe in der alten Fleischerei aus. Obwohl der Drogenring samt Anführer gesprengt werden kann, gelingt es zwei der Ganoven mit Nicole und Alex im Heck zu fliehen. Semir kommt ordentlich in die Bredoullie und mir ist schon fast das Herz stehengeblieben, als er manövrierunfähig auf das Fahrzeug auf dem Standstreifen zurast! Aber er kommt in letzter Sekunde frei und jetzt hoffen wir mal, dass er nicht verletzt ist-denn wer rettet sonst Alex und Nicole?

    Jetzt wird der Transport nach Köln im Detail geplant-na ich bin ja gespannt, ob die Verbrecher so lange warten, denn es ist anzunehmen, dass die schon lange wissen wo sich Torben und Leonie aufhalten.
    Jan erfährt bei dem privaten Gespräch dann auch, dass Semir in Scheidung lebt und erzählt im Gegenzug von seiner eigenen kleinen Familie. Das Schrotten der Dienstwagen ist ebenfalls ein Thema, aber da hat sich Jan anscheinend doch nicht allzu viel bei Semir abgekuckt!
    Ja das kann ich nachvollziehen, dass es Leonie langweilig ist-was wollen auch vier erwachsene Männer mit so einem Mädchen anfangen-klar hätte die lieber ihre Freundin zum Spielen, aber das ist durch das Zeugenschutzprogramm eh vorbei. :(

    Zunächst fragte der Doktor in den Raum: „Was ist eigentlich passiert?“ und nachdem Ben vor Schwäche den Mund nicht aufmachte, antwortete Semir für ihn. „Soweit wir das rekonstruieren konnten ist mein Freund am Samstagmorgen auf einer Rennstrecke verunglückt!“ erklärte er. Der Arzt blickte überrascht auf: „Brami´s Rennstrecke?“ fragte er und Semir, der eigentlich den Namen nicht hatte in den Mund nehmen wollen, nicht dass ihnen der nette Arzt noch davon lief, nickte verzagt. „Dann ist da irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen!“ prophezeite der Arzt. „Ich bin nämlich mit Brami schon zur Schule gegangen-wir waren beide als Söhne reicher Eltern in einem Eliteinternat, aber er ist schon als Jugendlicher über Leichen gegangen, war völlig rücksichtslos, aber leider eben auch sehr intelligent und erfolgreich. Er hat dann das Firmenimperium seines Vaters übernommen, während ich erst gegen den Willen meiner Eltern, aber später dann doch mit ihrer Zustimmung in Tunis Medizin studiert habe. Um danach Erfahrungen zu sammeln, habe ich zwei Jahre in Deutschland in einer kleinen Klinik in Bayern gearbeitet und war dort sehr glücklich. Dann allerdings starb mein Vater, ich bin zurück in die Heimat und betreue seitdem neben meinen normalen Patienten die Ärmsten der Armen in den Slums. Das macht mich wesentlich zufriedener als Geld zu scheffeln-ich habe in der Firma meines Vaters gute Geschäftsführer eingesetzt, es fällt für mich jeden Monat so viel ab, dass ich es mit leisten kann auch mal auf Bezahlung zu verzichten-leider bin ich aber nicht so reich, dass ich wirklich effektiv etwas ändern kann. Aber seien sie versichert-ich werde alles tun, um ihnen zu helfen und ihren Freund so zu stabilisieren, dass man ihn nach Deutschland ausfliegen kann!“ erklärte er und Semir fiel ein Stein vom Herzen. Dieser Arzt hier war ein Geschenk Gottes!

    Aber nun begann der systematisch mit der Untersuchung Ben´s. Zunächst einmal leuchtete er ihm in die Augen und besah sich die Schleimhäute. Die Pupillen reagierten gleichseitig und prompt, also war nicht anzunehmen, dass dem Kopf etwas Ernsthaftes geschehen war. „Waren sie bewusstlos?“ fragte er Ben und der nickte leicht. Gut-wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung, worauf auch das angetrocknete Erbrochene auf dem schmutzigen Laken hindeutete, aber eine fragliche Hirnblutung hätte nach dieser Zeit-immerhin waren seitdem vier Tage vergangen-bereits zum Tode geführt. Was der Arzt allerdings schon nach diesem ersten Blick in die Augen hatte feststellen können-sein Patient war völlig ausgeblutet und ausgetrocknet! Da musste er dringend etwas dagegen unternehmen! Er betastete nun den knöchernen Schädel und bat Ben dann den Mund zu öffnen, was der mit etwas Verzögerung auch machte. Die Zunge war wie die Lippen aufgesprungen und rissig und klebte am Gaumen, aber auch dort waren keine Verletzungen feststellbar. Nun tastete der Arzt den Hals und speziell die Halswirbelsäule ab. Er bewegte den Kopf passiv in alle Richtungen, was Ben zwar mit einem Stirnrunzeln quittierte, weil sich jede Bewegung schmerzhaft nach unten fortsetzte, aber auch dort war anscheinend nichts Schlimmeres passiert.
    Als der Arzt nun aber die Zudecke und den Kaftan wegnahm, hielt er vor Entsetzen beinahe den Atem an. Um Himmels Willen-der junge Mann hatte ja ein heftiges Thoraxtrauma! Er hatte schon die Drainage gesehen, die ständig Blut förderte, aber als er jetzt die blutunterlaufene linke Körperseite betrachtete, überkam ihn großes Mitleid. Er würde seine Untersuchung jetzt zügig abschließen und dann zusehen, dass sein Patient ein Schmerzmittel bekam. Vorsichtig betastete er systematisch die Rippen, was Ben dazu brachte, zischend die Luft einzuatmen und vor Schmerz aufzustöhnen. „Er hat eine Rippenserien-und eine Sternumfraktur!“ sagte der Arzt ungläubig in den Raum-„der Brustkorb ist völlig instabil, das müssen entsetzliche Schmerzen sein!“ berichtete er den Zuschauern, die vor Mitleid sowieso schon nicht mehr aus- noch ein wussten. Den linken Arm und das Bein begutachtete der Arzt nur am Rande: „Ich sehe zwar sofort, dass da mehrere Frakturen völlig unsachgemäß eingegipst wurden, aber wenigstens sind die so in sich fixiert. Die Behandlung wird man dann in Deutschland vornehmen und die Brüche operativ versorgen. Weil die Gipse aufgeschnitten sind, funktioniert die Durchblutung der Extremitäten!“ erklärte er den Zusehern und strich nun mit seinem Reflexhammer über Ben´s beide Beine und Fußsohlen und prüfte dort die Reflexe. Dann sah er stirnrunzelnd auf. „Wie heißt er?“ fragte er Semir und der antwortete: „Ben Jäger!“ und der Arzt nickte. Laut fragte er nun Ben: „Herr Jäger, können sie die Beine bewegen?“ und der nickte und führte die Bitte danach zögerlich ein kleines bisschen aus. „Wie schauts mit dem Gefühl aus?“ fragte der Arzt nun seinen Patienten, denn er hatte einen merkwürdigen Reflex feststellen können, als er über die Fußsohle strich, der nicht bei einer gesunden Nervenleitung vorkam. Ben lauschte in sich hinein und krächzte dann: „Fühlt sich komisch an!“ „Haben sie auch starke Schmerzen am unteren Rücken?“ fragte nun der Arzt und wieder nickte Ben, während die Miene des Arztes immer ernster wurde.
    Ohne diesen Befund zu kommentieren, sah er nun zunächst den rechten Arm an, der erstens von der daneben gelaufenen Infusion noch schrecklich dick und heiß war und zweitens viele kleine Nadelstichverletzungen und einen großen Bluterguss am Unterarm aufwies. „Hmm-das sieht mir so aus, als hätte da jemand heftig und unsachgemäß geübt-und in der Infusion, die paravenös gelaufen ist, war zudem sicher noch ein gewebereizendes Medikament!“ sagte er dann ein wenig zornig. „In welcher Klinik war das?“ fragte er und Semir beantwortete die Frage wahrheitsgemäß. „Oh je-da sind ein paar meiner Kollegen sehr streng traditionell gläubig. Da er leider nicht beschnitten ist, konnte man sofort sehen, dass da kein Glaubensbruder auf dem Tisch liegt. Er hat deshalb sicher nur Minimalbehandlung gekriegt, allerdings hat er wenigstens eine Thoraxdrainage, sonst würde er vermutlich nicht mehr leben!“ referierte der Arzt und löste bei der Gelegenheit mit Einmalhandschuhen gleich den blutigen Verband, besah sich die bereits entzündete Einstichstelle und legte einen frischen Verband an.

    Nun betastete er Ben`s Bauch und konnte einige Verhärtungen und Abwehrspannung feststellen. Er holte auch sein Stethoskop heraus und hörte gründlich Brustkorb und Bauch ab. „Ich hätte jetzt liebend gerne ein Ultraschallgerät, um mir den Bauch näher anzusehen, aber es hat im Augenblick keine Konsequenz. Wir müssen versuchen ihn über die Nacht zu bringen, damit er morgen in Deutschland ordentlich versorgt werden kann!“ sprach er fast ein wenig zu sich selbst. Er fasste beidseitig an Ben´s Flanken, um nach den Nieren zu tasten, was links ebenfalls ziemlich weh tat, ließ dann seinen Blick nach unten schweifen und sagte wieder: „Normalerweise braucht jemand der so schwer verletzt ist einen Katheter, damit man die Ausscheidung überwachen kann-Herr Jäger, wie viel Urin kommt denn?“ wollte er wissen und Ben schüttelte nun den Kopf und flüsterte „Keiner!“ Nun sahen ihn der Arzt und die anderen Anwesenden gleichermaßen entsetzt an. „Was soll das heißen-keiner? Heute noch nicht? Oder seit wann?“ Ben flüsterte leise: „Seit dem Unfall!“ und jetzt wurde die Miene des Arztes nochmals ernster, während er versuchte mittels Klopfschall die Blasenfüllung festzustellen, allerdings ohne Erfolg. „Vermutlich haben wir es mit einer Schockniere zu tun-wir müssen versuchen ihm so viel Flüssigkeit wie möglich zukommen zu lassen-stellt sich allerdings das Problem mit dem Zugang!“ sagte er mehr zu sich als zum Plenum. „Hatten sie seit dem Unfall schon Stuhlgang?“ fragte er, aber auch da schüttelte Ben, den die Untersuchung unheimlich schlauchte, den Kopf.

    „Um die Untersuchung abzuschließen, würde ich ihn gerne einmal en bloc vorsichtig drehen, obwohl ich eine Wirbelsäulenverletzung vermute. Vielleicht hat uns unsere Gastgeberin ein frisches Laken, das wir bei der Gelegenheit unterlegen können!“ sagte der Arzt und Khaled erhob sich, um die Frau im Nebenzimmer darum zu bitten. Wenig später kam er mit dem Gewünschten und dazu einer Schüssel, einem Handtuch und einem Waschlappen wieder. Er holte hinter dem Vorhang in der provisorischen Küche noch frisches Wasser und Seife, denn die Frau hatte vorgeschlagen, dass man Ben doch gleich ein wenig waschen sollte, wenn man schon dabei war. Nun erklärte der Doktor ihnen, wie sie hin zu fassen hatten und unendlich langsam und vorsichtig drehten sie Ben, der trotzdem laut stöhnte, zur Seite. Amami sah auf den ersten Blick welche Dornfortsätze gebrochen waren und Ben hatte sich auch schon wund gelegen. Er wusch ihm sehr vorsichtig den verschwitzten Rücken und hätte ihn auch gerne auf die Seite gelagert, aber wegen der instabilen Wirbelfrakturen blieb ihm nichts anderes übrig als nur das alte Laken darunter zu schieben und das neue auszubreiten „Und jetzt vorsichtig zurück!“ kommandierte er und während Semir nun frisches Wasser holte, um seinen Freund wenigstens ein klein wenig zu säubern, deckte der Arzt fürs Erste die schmutzige Decke und den Kaftan wieder über ihn und bereitete alles für eine Infusion vor.

    Stenger und sein fieser Anwalt wissen schon, wie sie den Kronzeugen unter Druck setzen können. Sie wollen seine Tochter entführen, damit der seine Aussage zurückzieht!
    In der Zwischenzeit erfahren die Helden und Jan, was Torben beobachtet hat-mir dreht sich gerade der Magen um, wenn ich mir das vorstelle-und das Schlimme daran ist ja, dass sowas real Life ist! Hoffentlich passen Semir und Ben gut auf Leonie auf!

    Nun kommt es zum ersten Zusammentreffen zwischen Jan und Semir seit vielen Jahren-dafür war das aber ziemlich unspektakulär. Die machen einfach da weiter, wo sie vor acht Jahren aufgehört haben!
    Torben bezweifelt, dass Semir und Ben qualifiziert genug sind, ihn zu schützen-na da sind wir aber anderer Meinung, der wird noch froh über seine Bodyguards sein. Und pfui Ben-in seiner Heimatstadt sollte man sich doch ein wenig auskennen!

    Na der "Herr" weiss anscheinend auch nicht was er will! Erst schlägt er Ben bewusstlos, nur um ihn dann wieder mit einer Lüge aufzuwecken. Eine weitere Gefangene ist ebenfalls im Haus und während Ben gegen seine Gehirnerschütterung ankämpft, filzt der Hotelier dessen Papiere. Semir erwacht und jetzt bin ich ja gespannt was als Nächstes passiert!

    Semir war Sarah gegenüber einfach völlig ehrlich. Er erzählte, wie sie Ben gesucht hatten, dass sie ihn halb tot in einem Horrorkrankenhaus vorgefunden hatten und jetzt von Häschern, die ihm Übles wollten, verfolgt wurden. „Sarah mir sind von hier aus die Hände gebunden-ich werde jetzt dann sofort noch die Chefin anrufen, damit die für Ersatzpapiere sorgt, denn sonst bekommen wir ihn nicht einmal außer Landes! Wie mir Khaled gesagt hat ist die Deutsche Botschaft in Tunis und das ist von hier eine ganze Ecke weg, das funktioniert auf diesem Weg einfach nicht! Aber das Wichtigste ist-du musst einen Ambulanzflieger besorgen und das Personal das mitfliegt soll sich im Klaren sein, dass die Mission ganz schön gefährlich werden könnte!“ erklärte er ihr. Nun interessierte sich Sarah aber für das Wichtigste in ihren Augen-nämlich Ben´s Gesundheitszustand. Semir überlegte kurz, wie er den beschreiben sollte. „Sarah er sieht total schlecht und eingefallen aus. Seine komplette linke Seite ist blau und anscheinend bald jeder Knochen dort gebrochen. Er hat einige stümperhafte Gipsverbände an Arm und Bein und aus seinem Brustkorb ragt ein dicker Schlauch mit ner Pumpe dran, wo kontinuierlich Blut rausläuft. Er hat starke Schmerzen und wir haben gerade nach einem Arzt geschickt.“ erzählte er schonungslos und Sarah bat Semir, ihr doch den Arzt später ans Telefon zu holen. „Sarah das wird nicht viel bringen-hier spricht kein Mensch Deutsch-außer du kannst Arabisch! Ich werde dich aber nachher nochmals anrufen und dann kann Khaled dolmetschen, was der Doktor gesagt hat!“ schlug er vor und damit war Sarah einverstanden.
    Nun hielt Semir allerdings das Telefon an Ben´s Ohr-der hatte nämlich durchaus mitgekriegt, mit wem Semir gerade telefonierte und hatte mit Zeichensprache darum gebeten. Mit letzter Kraft krächzte er ins Telefon: „Hallo Sarah, ich liebe dich!“ und dann schloss er die Augen. Diese Aktion hatte ihm die letzten Kräfte geraubt, er wollte jetzt nur noch schlafen. Sarah rief in den Hörer, während ihr schon wieder die Tränen kamen: „Ich liebe dich auch Ben-und wir holen dich da raus, hörst du?“ und nun nahm Semir das Telefon wieder an sich. „Sarah ich lege jetzt auf und ruf die Chefin an-schau was du machen kannst, ich vertrau auf dich!“ sagte er noch und dann unterbrach er das Gespräch.
    Nach kurzer Überlegung ließ er sich Khaled´s Telefon geben-wenigstens hatte der noch nen vollen Akku! Er musste sparsam mit dem Seinen umgehen, denn natürlich lag das Ladekabel bei Khaled´s Familie und die würde man in Gefahr bringen, wenn sie jemanden hinschickten-er hatte keine Ahnung wie weit Brami´s Macht und Einfluss reichte. Sie würden auch ihr Gepäck dort lassen-das Wichtigste waren die Ausweispapiere und das Geld und das hatten sie bei sich.

    Die Chefin hatte es sich gerade vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Sie war ein wenig ärgerlich weil Semir sich nicht gemeldet hatte. Wenigstens Bescheid hätte er geben können, ob er morgen zum Dienst erschien oder nicht. Allerdings bezweifelte sie das, denn wenn er Jäger gefunden hätte, würde sie das schon erfahren haben-in solchen Fällen funktionierte die PASt-Familie-und das Buschtelefon besonders! So wollte sie gerade genüsslich an ihrem Rotwein nippen, als plötzlich ihr Telefon klingelte. „Unbekannter Anrufer!“ erschien auf dem Display und einen Moment überlegte sie, ob sie überhaupt rangehen sollte. Dann aber siegte ihre Neugier. Wer wollte so spät am Abend noch was von ihr-immerhin ging es schon Richtung zehn? Als sie nun die aufgeregte Stimme am anderen Ende vernahm, saß sie plötzlich aufrecht-genau der Mann an den sie gerade gedacht hatte war dran und sprudelte nur so: „Chefin-ich bin´s, Gerkhan! Wir sind in Tunesien und haben Ben gefunden. Er ist schwer verletzt und wir werden zudem verfolgt. Sie müssen uns da rausholen und irgendwas mit Ben´s Papieren organisieren, er hat nämlich überhaupt nichts bei sich!“ bat Semir und nach kurzer Überlegung versprach die Chefin zu tun was in ihrer Macht stand. „Das mit dem Ambulanzflieger organisiert Sarah-Ben´s Lebensgefährtin, vielleicht könnten sie sich mit der kurz schließen!“ bat Semir noch und legte dann auch schon wieder auf, denn gerade war der Arzt eingetroffen. Kim Krüger seufzte auf, schlüpfte aber dann in ihre Straßenkleidung-das würde eine kurze Nacht werden. Warum schafften ihre Männer es nur ständig sich in Schwierigkeiten zu bringen? Aber eigentlich war es müßig, sich solche Fragen zu stellen, jetzt galt es, die erst einmal heil nach Hause zu bringen. Der Außenminister würde ihr den Kopf herunterreißen, wenn sie ihn zu so nachtschlafener Zeit störte, aber es musste einfach sein! So griff sie erneut zum Handy und hatte wenig später den Mann, den sie aus ihrer Schulzeit kannte am Telefon.

    Der Junge hatte einen sympathisch aussehenden Mittvierziger mitgebracht, der in Jeans und Hemd sehr westlich wirkte. Er hatte einen abgenutzten Lederarztkoffer bei sich und stellte sich nun zunächst einmal in fließendem Deutsch vor: „Ich heisse Mohammed Amami, bin praktischer Arzt und habe gehört, dass wir hier einen Schwerverletzten haben!“ sagte er und ließ sich auch schon neben Ben auf den Knien nieder. Semir entwich ein leiser Seufzer der Erleichterung. Dieser Mann wirkte auf den ersten Blick schon kompetent und was für ein Segen, dass der so gut Deutsch sprach! Ben machte zwar die Augen einen kleinen Spalt auf, aber er war am Ende seiner Kräfte angelangt, das konnte man deutlich erkennen. Der Arzt sagte nun etwas auf Arabisch und schon erhob sich Yasser´s Mutter und verließ mit allen Kindern den Raum. Nur Semir, Ben, Khaled und der Vater, der schwer atmend wieder auf seinem Lager in der Ecke ruhte, blieben im Wohnzimmer zurück. Nun fiel Semir auch ein, was vielleicht wichtig sein konnte: „Herr Doktor-Geld spielt keine Rolle-wir können für ihre Leistungen zahlen-nur müssen wir sie um absolute Verschwiegenheit bitten, wir werden nämlich verfolgt!“ erklärte er und der Arzt winkte mit einer Handbewegung ab. „Geld ist nicht alles und ich kann schweigen wie ein Grab, aber jetzt sehe ich mal, was ich für unseren Patienten tun kann!“ sagte er und begann mit der Untersuchung.

    Da kann ich Hotte nur zustimmen! Es ist wichtig, seine mittägliche Stulle einzunehmen, damit man dann wieder Kraft hat, seiner Arbeit nachzugehen! ;)
    Kevin und Jenni treffen sich draußen vor der Past. Irgendwie scheint sich da was anzubahnen-ich hoffe, dass da alle miteinander am selben Strang ziehen-mir würde es sehr gefallen, wenn sich zwischen den beiden etwas entwickelt-aber Angst habe ich davor, was der Killer unternimmt, wenn er Ben und Kevin so im Fadenkreuz sieht! ;(

    Oh je, oh je-da haben Semir und Ben aber in der Nacht wirklich nicht aufgepasst, sonst wäre ihnen doch da schon aufgefallen, dass das kein normales Motel ist! Auch ich fand die Beschreibung klasse, nur die springenden Zeiten sind wirklich störend! Bemühe dich, dich auf eine Zeit festzulegen und darin dann auch zu bleiben!
    Gerade habe ich richtig Angst um Ben!

    Um nun auch noch meinen Senf zum oben genannten Thema-allerdings ganz off topic- dazuzugeben: Ich denke, das ist künstlerische Freiheit, wer welche Charaktere in seinen FF´s verarbeitet. Ich lese auch gerne Tom Kranich-Storys, da ich den nach Ben am liebsten als Semir´s Partner hatte. Man hat ja als Konsument immer die Möglichkeit die Storys einfach nicht zu lesen, die einem nicht zusagen-aber nun zum Feed, nicht dass wir hier alle wegen Themaverfehlung in den Laber-und Tratschbereich verschoben werden! =O (diesen Smiley wollte ich immer schon mal ausprobieren). :D
    Semir und Ben sind nun in dem ominösen Motel gelandet und beziehen auch gleich ihr Zimmer. Wie gemein! Semir unterbindet, dass sich Ben nochmal stärken kann, dabei könnte der vermutlich seine Kraft durchaus noch gebrauchen! Der Hotelier führt Übles im Schilde und sein Opfer ist vermutlich Ben 8o -na dann lass ich mich mal überraschen, was du dir ausgedacht hast!

    Dass du die Verhöre nicht explizit geschildert hast, finde ich gut-das hätte zu viele Längen gegeben. Semir hat nun sozusagen den Fall aufgeklärt und jetzt müssen sie noch Lübke und seine Helfershelfer festnehmen und Alex und Nicole befreien-da sind sie in der alten Fleischerei schon mal an der richtigen Stelle!
    Allerdings waren in diesem Kapitel heute wieder ziemlich viele Fehler, die mich beim Lesen schon stören, wenn ich ehrlich bin. Probiers wirklich mal mit dem dir selber laut vorlesen, ich wette da wären dir mindestens 50 % davon aufgefallen.
    Außerdem ist für mich eine Fleischerei die Drogen verpackt alles andere als seriös-nur ne kleine Anmerkung!

    Diese Kombination Ben-Jan finde ich auch interessant! Bin schon gespannt, was du dir dazu ausgedacht hast! Und auch sonst hört sich das schon spannend an-Menschenhandel, Kronzeuge, organisiertes Verbrechen-na dann mal los, Elli!

    Sie fuhren um ein paar Ecken. Inzwischen war die Zeit des Abendgebets gekommen und die Rufe des Muezzin schallten aus Lautsprechern von allen Hausecken. Yasser´s Mutter war schon in Sorge, wo ihr mittlerer Sohn wohl wäre, denn er war normalerweise zum Abendgebet immer zuhause, da rollte ein knallgelbes Auto in ihren Innenhof. Überrascht beendeten sie ihr gemeinsames Gebet und sie öffnete die Haustür-sie hatte aus dem Fenster gesehen, wie ihr Sohn gerade ausgestiegen war.
    Semir warf einen besorgten Blick auf Ben. Er hatte sichtlich starke Schmerzen, seitdem sie ihn bewegt hatten und bemühte sich anscheinend nicht laut zu stöhnen. Weit brauchten sie mit dem nicht mehr fahren, er würde das nicht aushalten. Eine traditionell gkleidete hübsche Frau von etwa 35 Jahren-die Kleidung alt, aber sauber, kam aus der Tür und Yasser warf sich in ihre Arme und begann erregt etwas auf Arabisch zu erklären. Die Frau nickte und öffnete wenig später einladend die Tür. Khaled und Semir sahen sich an. Der kleine Junge hatte sie zu sich nach Hause geführt. Soweit Khaled verstanden hatte, hatte er seiner Mutter gerade erklärt, dass sie auf der Flucht waren und sein verletzter Freund dringend Hilfe brauchte. Semir bat Khaled doch der Frau zu sagen, dass es für sie und ihre Familie gefährlich sein konnte, ihnen Obdach zu gewähren, aber die hörte zwar zu, machte aber trotzdem erneut eine einladende Geste ins Innere des Hauses und sagte ein paar Worte zu Khaled. Der wandte sich nun Semir und Ben zu und übersetzte: „Sie sagt-das Leben ist eine einzige Gefahr und die Freunde ihres Sohnes sind auch ihre Freunde und die ihrer Familie-wir sollen den Kranken hereinbringen, sie wird sich um ihn kümmern!“ und Ben zuliebe, willigte Semir ein. So vorsichtig wie möglich begannen sie ihn herauszuziehen und da kamen auch schon die beiden älteren Brüder Yassers und fassten mit an. Die Jungs waren höchstens vierzehn, aber man sah an ihren Gesichtern, dass sie leider schon mehr vom Leben gesehen hatten, als Kinder eigentlich sehen sollten. Trotzdem halfen sie bereitwillig den fremden Mann in ihr Wohnzimmer zu tragen, das unmittelbar hinter der Tür war. In der Ecke war ein Lager, von dem sich ein ausgemergelter Mann gerade mühsam erhob und ein paar flache Matten heranzog, auf die sie Ben, der heftig atmete, nun ablegten.

    Semir konnte sehen-Ben war hier momentan versorgt-er musste jetzt so schnell wie möglich das auffällige Auto loswerden, sonst führte das Brami´s Schergen direkt zu der gastfreundlichen Familie. Er sagte zu Ben und Khaled: „Ich komme bald wieder!“ und dann bat er Khaled noch, nach Strom für die Motorpumpe an Ben´s Seite zu fragen und steckte ihm noch unauffällig einen der Revolver zu. Der nickte und wenige Sekunden später saß Semir wieder hinter dem Lenkrad und steuerte das Auto aus der engen Gasse. Er war etwa zwei Kilometer gefahren, da bemerkte er auf einmal, dass ihm ein Wagen folgte. Er bog mehrmals ab, aber das andere Fahrzeug hing wie angeschraubt an seinem Heck. Gut dass wenigstens die Scheiben des Galaxy hinten mit Folie beklebt waren, so konnte man nicht erkennen, ob er Passagiere hatte oder nicht. Nun packte Semir sein fahrerisches Können aus und bevor sich der Verfolger versah, war er mit Vollgas in ein schmales Gässchen abgebogen. Er befand sich in den Außenbereichen des Souk von Sousse und schraubte sich nun immer weiter durch die engen Gässchen. Passanten sprangen fluchend zur Seite, Prostituierte machten öbszöne Gesten in seine Richtung, aber immerhin vergrößerte sich der Abstand zu seinem Verfolger immer mehr. Mit quietschenden Reifen bog er um eine letzte Ecke, sprang dann heraus und ließ das Auto mit laufendem Motor einfach stehen. Er selber begann nun zu Fuß zu fliehen und noch während seine beiden Verfolger, wie er mit einem Blick über die Schulter feststellen konnte, in das Fahrzeug schauten, um sich nach seinen Passagieren umzusehen, hatte er nochmals Land gewonnen. Das Gedränge wurde gerade dichter-Händler verkauften Tabak und Pfefferminztee, überall waren Wasserpfeifen in Betrieb und Semir schlug Haken um Haken, bis er seine Verfolger aus den Augen verloren hatte-und sie hoffentlich ihn auch. Er begann langsamer zu gehen, um nicht aufzufallen und wenig später verließ er den Bereich des Souk wieder. Er stieg in ein bereitstehendes Taxi, das auf Touristen wartete und der Fahrer sprach ein wenig Deutsch, wie er aufatmend feststellte. Er nannte die Adresse des Krankenhauses und als er in der Nähe war, stieg er aus, entlohnte den Fahrer und hatte wenig später ohne Verfolger den Weg zu Yasser´s Zuhause eingeschlagen.
    Dort wurde ihm sofort geöffnet und nun bekam er Einblick, wie eine arme Familie in Tunesien so lebte.Der Raum in dem Ben auf dem Boden auf einigen flachen Matten lag, war abgewohnt, aber peinlich sauber. Natürlich hätte die Wand einen neuen Anstrich gebrauchen können, aber trotzdem roch es hier nicht schlecht. Kein Vergleich zu dem Mief im Krankenhaus. Der ausgemergelte Mann, der ein paar seiner Polster für den kranken Gast abgegeben hatte, hatte sich wieder hingelegt-man sah, dass er sehr krank und schwach war. Auf einigen Kissen saßen neben Khaled insgesamt sieben Kinder, das jüngste etwa drei Jahre alt. Eine Ecke des Wohnzimmers war mit einem Vorhang abgeteilt und dahinter trat nun die Frau mit einer dampfenden Kanne Pfefferminztee hervor, den sie soeben frisch gekocht hatte. In einer anderen Ecke stand ein Fernseher mit Receiver auf dem Boden und das einzige Möbel sonst, war ein niedriger Tisch und eine Kommode in der Ecke. Die Frau reichte ihnen allen Tee in kleinen Tassen und zu Ben hockte sie sich mit einem Lächeln und flößte ihm höchstpersönlich ein paar Tropfen ein. Der lächelte dankbar zurück, aber Semir konnte ihm ansehen, dass er vor Schmerzen völlig verkrampft war. „Gibt es hier einen verschwiegenen Arzt, den wir rufen könnten?“ fragte er deswegen und Khaled übersetzte. Die Frau nickte, sagte etwas zu ihrem ältesten Sohn und der erhob sich, um den Doktor, der in der Nähe wohnte, zu holen. In der Zwischenzeit kramte Semir sein Handy hervor, um endlich das zu tun, was ihm schon die ganze Zeit unter den Nägeln brannte-er rief Sarah an!

    Sarah hatte sich im fernen Köln mit ihrer Schwägerin noch eine Weile unterhalten. Klar war sie müde, aber die innere Unruhe und die Sorge um Ben ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder kontrollierte sie, ob ihr Handy auch an war und der Blick wanderte wieder und wieder zur Uhr. Sie überlegte Andrea anzurufen, ob die irgendetwas wüsste, aber dann schalt sie sich eine Närrin-natürlich würde Semir ihr sofort Bescheid sagen, wenn er Ben gefunden hatte. Es ging schon auf neun Uhr zu und ihre Schwägerin kündigte gerade gähnend an, jetzt ins Bett zu gehen, da läutete auf einmal Sarah´s Handy-Semir war dran! Das Herz schlug ihr bis zum Hals, aber als sie die Nachricht hörte, die ihr ihr Freund mitteilte, begannen vor Erleichterung die Tränen zu laufen. Ihre Schwägerin sah sie fragend an und sie unterbrach kurz Semir´s Redeschwall am anderen Ende. „Ben lebt-er ist zwar verletzt, aber Semir hat ihn gefunden!“ teilte sie ihrer Verwandten mit und lauschte dann wieder aufmerksam den Worten ihres Gegenüber.