Beiträge von susan

    Ja ich war auch entsetzt, dass sich unsere Helden anstellen, als kämen sie gerade von der Polizeischule! Jetzt ist wohl nur noch unser Bauer mit dem neugierigen Blick frei-hoffentlich kann der alle miteinander retten, denn bis das SEK kommt, könnten aus allen Kellerbewohnern schon Grillwürstchen geworden sein, wenn der Molotow-Cocktail explodiert!

    Die Haug-Brüder hatten nach dem Anruf Brami´s ihre Sachen gepackt und waren mit ihren beiden Wagen zur Benko-Wohnung gefahren. Die Terroristen waren schon im Aufbruch und hatten vorrübergehend, damit sie nicht störte, Lisa gefesselt und geknebelt und an der Heizung angebunden. Nebenbei hatten sie sich auf Arabisch unterhalten, was sie nach der erfolgreichen Durchführung des Plans mit ihr anstellen würden und Lisa war es kalt über den Rücken gelaufen. Tim brüllte wie am Spieß und während Dietmar dem Anführer der Terroristen den einen Autoschlüssel gab, damit der-geleitet vom Navi- zum Kongresszentrum fahren konnte, machte Günther Lisa schon wieder los. „Bring das Kind zum Schweigen!“ befahl er schroff und Lisa nahm eingeschüchtert das Baby auf den Arm und versuchte es zu beruhigen, was aber erst mal nicht gelang. Die dunkelhäutigen Männer hatten komplett schwarze Kleidung an, wie das auch in der Kleiderordnung des Sicherheitsdienstes vorgeschrieben war. Sie hatten Sturmhauben dabei und trugen die Jacken mit dem Aufdruck des Sicherheitsdienstes mit daran heftenden originalen Identifizierungskärtchen. So stiegen alle fünf in den Wagen, um den vorbereiteten Plan umzusetzen.

    Hildegard hatte voller Kummer gehört, wie das Baby schrie und nicht mehr aufhörte. Viele Schritte waren über ihnen zu hören und eigentlich hatten Hubert und sie gemeinsam, wie jeden Samstag, zum Großeinkauf fahren wollen. Sie lauschte nach oben und sagte dann unglücklich zu ihrem Mann: „Hubert-da muss irgendwas los sein-vielleicht ist das Baby krank!“ vermutete sie und der seufzte auf. Mann wenn sie ihn nur endlich mit dieser Sorge um Dinge, die sie nichts angingen in Ruhe ließe! Als sie Schritte im Treppenhaus hörte, die sich nach oben bewegten, sah sie durch den Türspion. Danach schrie sie unterdrückt auf: „Hubert-stell dir vor, wer da gerade in die obere Wohnung gegangen ist? Das waren die Haug-Brüder! Das ist doch kein Zufall! Irgendwas geht da nicht mit rechten Dingen zu-wir sollten die Polizei rufen!“ sagte sie. Hubert hatte sich seufzend erhoben. „Vielleicht haben die einfach die obere Wohnung gemietet? Schließlich wussten die ja, dass die nach dem Tod unseres Sohnes frei ist, oder besuchen jetzt ihre Bekannten, denen sie die vermittelt haben?“ vermutete er, aber Hildegard ließ sich nicht mehr ruhig stellen, obwohl das Babyweinen inzwischen leiser geworden war. Nun kamen Schritte von oben und Hildegard sah fünf unheimliche Männer die Treppe herunter kommen. „Hubert, da sind so komische Typen, die sahen aus, wie die Mechaniker auf der Kartbahn. Fünf Stück-was tun die mit nem Baby in der kleinen Wohnung?“ fragte sie weiter und Hubert hatte inzwischen seufzend das Kärtchen herausgesucht, das die beiden Polizisten Herr Jäger und Herr Gerkhan dagelassen hatten. Erst rief er bei der Festnetznummer an, aber das Telefon in der PASt, die fast verwaist war, weil der überwiegende Teil der Besatzung im Einsatz war, läutete auf dem Schreibtisch von Semir und Ben, ohne dass jemand reagierte. Danach wählte er Herrn Jäger´s Nummer, aber da ging sofort die Mailbox ran. Er sprach ein paar Sätze drauf und nun war Hildegard nicht mehr zu halten. „Hubert-du kommst jetzt sofort mit nach oben und siehst nach dem Rechten. Ich werde die Herren Haug zur Rede stellen, was das zu bedeuten hat und danach können wir immer noch entscheiden, was wir weiter unternehmen!“ beschloss sie und Hubert fügte sich seufzend in sein Schicksal. Wenn seine Hildegard sich was einbildete, ließ sie nicht mehr locker-das hatte er in ihrer über dreißigjährigen Ehe gelernt. Am besten man tat gleich, was sie verlangte, denn zum Schluss bekam die was sie wollte-und war es nur, weil sie so penetrant nerven konnte.
    So stiegen sie gemeinsam die Treppe hinauf und läuteten an der Tür. Drinnen wurde es plötzlich leise, denn Günther hatte seine große Hand über Tim´s Mund gelegt, der nun begann blau anzulaufen und sich strampelnd wehrte: „Geh an die Tür und wimmle ab, wer da draußen steht-und wehe du sagst einen falschen Ton, dann bringe ich das Balg auf der Stelle um!“ drohte er und Lisa ging mit einem verzweifelten Blick zurück zum Eingang, hinter dem sich schon Dietmar mit einer Waffe postiert hatte. Lisa öffnete die Tür einen Spalt, sah draußen das freundlich aussehende ältere Ehepaar stehen und fragte mit dünner Stimme: „Was gibt es?“ und nun antwortete Hildegard, der die fertig aussehende junge Frau sofort leid tat. „Wir sind die Mieter unter ihnen und haben das Baby weinen gehört-wir wollten fragen, ob wir ihnen unsere Hilfe anbieten können?“ und Lisa schüttelte nur matt den Kopf und sagte voller Angst um Tim, den sie im Hintergrund gurgeln hörte: „Vielen Dank, aber wir kommen schon alleine zurecht!“ und wollte die Tür gerade wieder schließen, da stellte Hildegard den Fuß dazwischen und rief: „Herr Haug-wir wissen dass sie da sind und haben auch schon die Polizei verständigt!“ und nun griff Dietmar hinter der Tür vor und zog die beiden verdutzten Menschen in den Wohnungsflur, wo er sie mit der Waffe bedrohte. Lisa stürzte mit einem Aufschluchzen zu Tim und nahm ihn an sich. Er hatte bereits aufgehört sich zu wehren und sie hatte momentan furchtbare Angst um ihn, aber wenig später holte er wieder tief Luft und begann lauthals zu brüllen. Nun stand das Trüppchen im Wohnzimmer und die beiden Brüder hatten zu ihren Waffen gegriffen und bedrohten sie. Jetzt war guter Rat teuer!

    Die Terroristen hatten derweil das Fahrzeug unweit des Kongresszentrums abgestellt und teilten sich auf, damit sie nicht im Trüppchen gesehen wurden. Durch ihre Identifizierungskärtchen und die offiziellen Jacken konnten sie problemlos das Haus betreten und holten nun die Teile ihrer Waffen aus den Verstecken. Wenig später standen in fünf verschiedenen Wohnungen fünf maskierte Männer mit großen Kriegswaffen in den Fenstern und zielten mit denen auf den Anbau, in dem der Kongress stattfand. Wenn sie die abfeuerten, konnten sie das Gebäude in Schutt und Asche legen und jeden, der sich darin befand töten. Momentan hatten sie allerdings noch die Vorhänge vorgezogen-sie würden warten, bis von Brami der Befehl kam, was sie als Nächstes tun sollten. Sie hatten alle einen kleinen Sender und einen Lautsprecher mit einer speziellen Frequenz im Ohr und hatten sich in ihrer Heimatsprache bei Brami angemeldet, der sich gemütlich auf einer Parkbank im menschenleeren Stadtpark niedergelassen hatte. Er hatte sogar beheizte Einlagsohlen in den Stiefeln und Taschenwärmer, damit er nicht frieren musste-so konnte er es aushalten, bis es soweit war.

    Sarah war inzwischen wieder zu Ben zurückgefahren. Sie war einfach nur fertig und als sie sah, wie blass und krank er in den Kissen lag und sie unsicher und schuldbewusst ansah, konnte sie ihm einfach nicht mehr böse sein. Sie setzte sich neben ihn, legte vorsichtig ihren Kopf auf seine rechte Brust und sagte: „Ach Ben-wann ist denn dieser Alptraum endlich zu Ende?“ und dann weinten alle beide stumm vor sich hin.

    Kathrin-diese Beschreibung von Ben´s wirrer Flucht durch den Wald, die letztendlich in der Nähe des Scheiterhaufens endet, war sehr eindrucksvoll beschrieben. Gerade seine Verzweiflung kam sehr gut raus und klar waren auch kleinere Fehler und Ungereimtheiten in dem Kapitel, ich fand die aber nicht schlimm.
    Ich hätte auch gekotzt, wenn ich mir vorstelle, ich robbe gerade neben einer verbrannten Leiche durchs Unterholz und Ben ist dazu ja noch schwer verletzt. Sicher tut es ihm gut, wenn er jetzt ein wenig schläft, aber ich denke morgen geht die Jagd weiter, wenn Martin seine Benzos ausgeschlafen hat! Ach ja und eigentlich müsste der Förster doch auch da irgendwo in der Nähe sein?

    Irgendwie bin ich gerade froh über zwei Dinge: Erstens, dass Jenni sich nicht an Semir´s Anweisungen hält und zweitens, dass der Bauer ihr zu Hilfe kommt, denn Semir und Ben wurden von den brutalen Übeltätern schon entdeckt. Die planen auch gleich aus den Helden und den Thai-Mädchen Grillfleisch zu machen und ich befürchte, das könnte ansonsten gelingen. Und silli, du hattest Recht-der Bauer ist ein alter Spanner, aber im Augenblick bin ich froh darüber, dass er als Wiedrgutmachung dafür helfen will!

    Auch im Krankenhaus war der Samstag angebrochen. Sarah hatte Ben erst gewaschen, war aber weiterhin sehr schweigsam gewesen. Ben hatte gemerkt, dass die Stimmung nicht gut war und nochmals versucht, sich zu entschuldigen, aber Sarah hatte ihn recht kurz abgefertigt. „Ben ich kann und mag jetzt gerade nicht über unsere Beziehung nachdenken-ich vergehe nur vor Sorge um Tim!“ hatte sie gesagt und sich, nachdem er versorgt war, verabschiedet, um zur Wohnung zu fahren, sich zu duschen und umzuziehen. Ben sah ihr voller Kummer nach. Wenn Sarah ihn jetzt auch noch verließ, was er ihr nicht übel nehmen könnte, nach dem was er angerichtet hatte, dann würde er diesen letzten Schritt gehen.
    Fast liebevoll holte er die Waffe aus dem Nachtkästchen, kontrollierte, ob sie geladen war und legte sie dann wieder zurück. Er hatte eigentlich ziemlich große Schmerzen, aber trotzdem lehnte er ein Opiat ab, als es ihm von der Schwester angeboten wurde. Die Nierenwerte hatten sich leicht gebessert und deswegen würde man übers Wochenende mal versuchen ohne Dialyse auszukommen, aber noch war in der Schwebe, ob er dauerhaft nierenkrank bleiben würde, oder nicht. Wenig später kamen ein Physiotherapeut und seine betreuende Schwester zu ihm und forderten ihn auf: „Herr Jäger-wir werden sie jetzt kurz an den Bettrand setzen und falls sie das gut vertragen, werden wir sie heute Nachmittag schon in einem bequemen Stuhl unterbringen. Für ihre Lunge ist es nur gut, wenn sie nicht so viel liegen!“ wurde ihm erklärt und dann das Bett soweit ausgeräumt. Man legte alle Drainagenbeutel und Kabel auf eine Seite und nun setzten ihn die beiden Profis gekonnt mit einer speziellen Technik auf. Trotzdem entfuhr Ben ein Schrei-so groß war momentan der Schmerz- dass der Bewacher, der wieder gelangweilt in seiner Samstagszeitung, die er sich mitgebracht hatte, geblättert hatte, aufsprang und nach dem Rechten sah. Er erblickte allerdings nur seinen Kollegen, dem er häufig in der PASt begegnete, mit dem er aber sonst eigentlich keinerlei Beziehung hatte, wie ein Häufchen Elend, umgeben von Beuteln, Kabeln und Schläuchen, zusammengesunken und nackt am Bettrand sitzen und musste dann schnell wieder gehen, ihm wurde nämlich schon alleine vom Anblick schlecht-er konnte einfach kein Blut sehen und das lief gemischt mit Wundsekret aus allen Drainagen. Dabei hatte er sich sogar freiwillig für den Dienst im Krankenhaus gemeldet-er hatte nämlich angenommen, dass das weniger aufregend sein würde, als die Begleitung der Wirtschaftsbosse. Aber er achtete nun wieder sehr darauf, dass der Abstand zur Zimmertür auch groß genug war-sonst würde ihm sein mitgebrachtes Mittagsbrot nicht schmecken!
    Ben wurde vom Physiotherapeuten nun gestützt und der wollte eigentlich ein paar Atemübungen mit ihm machen, während die Schwester das Bettzeug glättete und aufschüttelte aber Ben flüsterte nur verzweifelt: „Mir wird schlecht!“ und der kalte Schweiß brach ihm aus. So beeilten sich die beiden, ihn wieder flach zu legen und er sank schwer atmend zurück in seine Kissen. „Na das war anscheinend doch noch etwas zu früh, aber nachmittags probieren wir es nochmal und sie werden sehen-es geht mit jedem Mal besser!“ tröstete ihn der Krankengymnast, aber Ben drehte den Kopf zur Seite und gab keine Antwort. Die Pflegekraft sortierte die Kabel, legte ein paar Lagerungskissen unter ihn und dann wurde er wieder alleine gelassen. Ben hätte heulen können-er konnte sich nicht vorstellen, dass er jemals wieder selbstständig werden würde und einen Pflegefall würde er Sarah nicht antun-zu viel hatte sie seinetwegen schon ertragen müssen!

    Brami hatte sich nach einem vorzüglichen späten Frühstück von seinen Gastgebern verabschiedet. Es war ein klarer aber kalter Dezembertag und in der Innenstadt war die Hölle los mit Weihnachtsmarkt und vorweihnachtlichen Einkäufern. Deswegen zog er seinen pelzgefütterten Mantel an, packte ein elektronisches Gerät in eine kleine elegante Tasche um und sagte zu seinen Gastgebern, dass sein Koffer bei Gelegenheit von einem Taxifahrer abgeholt werden würde. Seine Füße waren von ebenfalls pelzgefütterten Stiefeln geschützt-eines wusste er sicher-sobald seine Mission hier erledigt war, würde er zügig wieder in seine Heimat zurückfliegen-da war es deutlich wärmer als im feuchtkalten Deutschland und auch mit Schnee konnte er nichts anfangen. Er würde heute aus dem Hintergrund die Mission leiten-es war alles vorbereitet und die Haug-Brüder, die ja gute Elektronikbastler waren, hatten sich zur Beameranlage des Konferenzzentrums schon vor Längerem Zugang verschafft durch den Einbau eines klitzekleinen Elektronikteils und einer Wanze. So konnte er die Konferenz aus der Entfernung-der Stadtpark war nicht weit weg-verfolgen und sich im richtigen Moment zuschalten. Was ärgerlich war, dass er nun weniger Terroristen zur Verfügung hatte, als geplant, denn diese deutschen Polizisten hatten seine besten Männer ausgeschaltet und das würden sie noch büßen, sobald diese Aktion erledigt war. Er hatte alle eingesetzten Männer über Wochen mit einer Art Gehirnwäsche von einem tunesischen Psychologen, den er in den Camps und auch anderswo beschäftigte, bearbeiten lassen, so dass sie in dieser Mission eine Glaubensfrage sahen und sich sofort selbst töten würden, wenn etwas schief ging. Dann wären sie laut ihrer Überzeugung Märtyrer im heiligen Krieg und würden ohne Umschweife ins Paradies kommen. Brami grinste in sich hinein-ja so eine theologische und ideologische Verbrämtheit war gut zu nutzen, auch wenn es ihm persönlich ausschließlich um die Wahrung seiner wirtschaftlichen Vorteile ging. So verschwand er mit schnellen Schritten im Stadtpark, dessen Ausläufer bis etwa 300m an das Hotel heranreichten-diese Entfernung war nahe genug für seine Anlage und der Ring, den die Polizei ums Hotel gezogen hatte, war deutlich enger-so war er persönlich sicher! Er hatte am Morgen noch zwei kurze Anrufe getätigt und so war sein Plan ein wenig modifiziert angelaufen und die Haug-Brüder hatten sich danach auch kommentarlos ins Auto gesetzt, das bisher in der Tiefgarage eines Wohnblocks verborgen gewesen war, wo sie bei einem Bekannten, der es mit der Legalität nicht so genau nahm, für einige Tage Unterschlupf gefunden hatten. Die Autokennzeichen hatten sie mit Doubletten versehen, so war es sehr unwahrscheinlich, dass sie bei einer zufälligen Verkehrskontrolle oder von aufmerksamen Anliegern entdeckt wurden.

    Sarah war in die Wohnung gegangen und je höher sie die Treppen stieg, desto eisiger wurde die Hand, die nach ihrem Herzen griff. Im Flur stand Tim´s Kinderwagen-seine Spielsachen waren überall verteilt und man sah schon, dass Hartmut sich in der Wohnung umgesehen hatte, aber er hatte sich bemüht, möglichst die Dinge wieder an ihren Platz zu stellen. Allerdings waren auf manchen Flächen noch Spuren des Pulvers zu sehen, mit dem er nach Fingerabdrücken gesucht hatte und auch sonst stand nicht alles so, wie sie es gewohnt war. Während sie ihre Kleider auszog und unter die Dusche stieg, begann sie zu weinen, wie sie selten geweint hatte. Sie wusste momentan überhaupt nichts mehr und war innerlich wie tot-wie sollte das nur weitergehen?

    Jenni weiss nicht genau, welcher Hof es ist? Gut, dann ist es sicherer, zuerst den Bauern zu fragen. Der weiss auch gleich die Adresse und hat schon lange vermutet, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht-aber klar, typisch Landwirt, nur immer die Klappe halten, man will ja nichts gesagt haben! X( Da hätte man den Gangstern schon viel früher auf die Schliche kommen können.
    Ich frage mich jetzt nur, was das für ein LKW war, wenn der Bauer die Ladung sehen konnte. Entweder die sind tatsächlich auf der offenen Ladefläche transportiert worden, was ich für ziemlich riskant halte, weil gerade auf sowas die Polizei ein Auge hat-und die wollten doch kein Aufsehen erregen, oder es war doch ein Bus-mir fällt nämlich kein LKW-Aufbau ein, der durchsichtig ist.
    Aber egal-auf jeden Fall treffen die Helden und Jenni schon vor dem SEK ein und wie wir ja schon vermutet haben, wollen sie nicht warten, bis die Verstärkung eingetrudelt ist. Auch sind anscheinend die Verbrecher noch da, denn wie ließen sich sonst die drei PKW auf dem Hof erklären? Ich hoffe jetzt auf einen aufregenden Showdown und befürchte, dass Jenni sich nicht an Semir´s Anweisung halten wird! :/

    Sarah und Ben hatten wieder kaum geschlafen. Einmal hatte Ben leise gesagt: „Sarah es tut mir so leid, denn ich bin an allem schuld!“ aber es war keine Antwort gekommen-anscheinend schlief sie. Sarah allerdings hatte im Augenblick einfach nicht gewusst was sie sagen sollte, denn insgeheim machte sie Ben ja dieselben Vorwürfe, die sie aber nicht laut äußern wollte. So sehr sie ihn auch liebte, aber die Entführung Tim´s hatte in ihr irgendetwas kaputt gemacht-sie konnte gerade gar nicht mehr klar denken vor lauter Sorgen um ihr Kind.

    So brach der Samstag an. Auch Semir war zum Flughafen beordert worden, wie alle anderen Mitarbeiter der PASt, die einsatzfähig waren und nacheinander landeten die Maschinen der verschiedenen Minister und Wirtschaftsweisen. Man hatte im VIP-Bereich des Flughafens eine Art Sammelstelle eingerichtet, die vom Sicherheitsdienst des Flughafens bewacht wurde und als alle Teilnehmer-Guido eingeschlossen, der Kim Krüger herzlich begrüßte-eingetroffen waren, wurden sie auf mehrere Luxuskarossen mit Panzerglasscheiben verteilt und der Konvoi zum Hotel ging los. Semir war mit seinem BMW eines der Begleitfahrzeuge, andere Mitarbeiter hatten kurzfristig Autobahnspuren mit ihren Fahrzeugen frei gemacht, damit der Konvoi ohne Stockung passieren konnte und auch im Stadtverkehr, in dem man extra Umleitungen eingerichtet hatte, ließen sie die höchste Aufmerksamkeit walten. Es war ein riesiger logistischer Aufwand-die Behörden arbeiteten Hand in Hand und als die letzten Gäste das Hotel durch den extra dafür gesperrten Eingang betraten, atmete Semir, der die umliegenden Häuser mit einem unguten Gefühl musterte, auf. Sie hatten ihre eigentliche Aufgabe erledigt, nun mussten andere Dienste übernehmen-allerdings hatte Frau Krüger noch für jeden Mann eine spezielle Bewachungsaufgabe erhalten-nur Semir war freigestellt, damit er nach den beiden Entführten suchen konnte.

    In diesem Augenblick läutete sein Telefon und Hartmut, dem diese Entführung keine Ruhe ließ und der seitdem eigentlich fast durchgehend in der KTU nach Spuren gesucht hatte, war dran: „Semir, ich weiss ja nicht, ob das was zu bedeuten hat, aber ich habe im Müll der Kartbahn einen kleinen gedruckten Aufkleber gefunden, auf dem der Name Andreas Benko steht.“ teilte er Semir mit. „Das ist jetzt nicht so ungewöhnlich, immerhin war der bis vor gut zwei Monaten deren Kunde!“ erwiderte Semir. „Ja aber als ich mir die Größe des Objekts angeschaut habe und mir danach die Fotos, die ich gemacht habe angekuckt habe, ist mir etwas aufgefallen-ich meine, ich weiss jetzt, wo ähnliche Aufkleber zu finden sind!“ fuhr Hartmut fort und Semir, dem es langsam zu bunt wurde-schließlich lagen auch seine Nerven blank, raunzte ihn an: „Jetzt lass dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen, sondern schieß los, Einstein!“ befahl er regelrecht und Hartmut sagte nun: „Na ja, da gibt es so ein Schlüsselbrett, wo ähnliche Aufkleber sind und da waren leere Haken!“ und nun fiel es Semir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Klar-Benko´s Wohnung-die war in einer Mansarde und die Wände waren sicher frisch gestrichen, weil die Eltern sie geräumt hatten! Wenn nun die Haug-Brüder gewusst hatten, dass sie noch leer stand-oder einfach mit diesem Schlüssel nachgesehen hatten, hatten sie ein perfektes Versteck gefunden. Nur-was war jetzt, als der Wirtschaftsgipfel schon begonnen hatte? Waren dann Lisa und Tim noch als Druckmittel wichtig, oder hatten sie die vielleicht schon beiseite geräumt? Gut-es waren keinerlei Beweise vorhanden, aber er würde sofort nachsehen gehen.
    Die Chefin war kurz neben ihm und hatte ihr Funkgerät, mit dem sie mit dem Einsatzleiter in Verbindung stand, in der Hand. Mit kurzen Worten schilderte er ihr Hartmut´s Entdeckung. „Herr Gerkhan-so leid es mir tut-ich kann ihnen keinen einzigen Mann mitgeben-durch die beiden Bewacher in den Krankenhäusern und die anderen Ausfälle sind wir eh zu wenig Personal und wie sie wissen, ist ja dieser Wirtschaftsgipfel unheimlich wichtig und auch akut gefährdet-ich kann keinen entbehren-sie müssen da erst mal alleine nachsehen!“ beschied sie ihm und nun rief Semir ins Telefon: „Hartmut-kommst du mit-du bist der einzige freie Mann unserer Abteilung?“ und der stimmte zu. „Die KTU liegt auf dem Weg zu der Wohnung-ich hol dich ab!“ rief Semir in sein Handy und spurtete schon zu seinem Wagen, der ein paar Meter hinter ihm in einer Schlange stand. In halsbrecherischem Tempo rangierte er aus der Lücke und wäre beinahe ein paar anderen Einsatzkräften über die Füße gefahren, wenn die nicht schnell genug beiseite gesprungen wären. Wenig später raste er mit Blaulicht durch die Stadt-hoffentlich kam er noch rechtzeitig!

    Endlich hat Torben seine Tochter wieder und Jenni kann auch gleich Jan´s vermutliche Unschuld ansprechen. Dann allerdings tun unsere Helden das einzig Richtige-sie fahren mit Jenni zurück nach Dormagen und suchen den Hof. Das SEK soll auch dazu kommen. Bin ja jetzt gespannt, ob sie die Mädchen auf Anhieb finden und ob die Verbrecher sich schon abgesetzt haben. Eigentlich war das blöd, da so viel Zeit zu verschenken, aber sie wollten hat Leonie außer Gefahr bringen, das kann ich verstehen. Mit Google Earth müsste Jenni den Hof schon vorab erkennen können und dann haben die Verbrecher keine Chance mehr! Übrigens wage ich auch zu bezweifeln, dass unsere Helden da warten werden, bis das SEK da ist, falls sie früher dran sind!

    Lisa hatte solche Hoffnung geschöpft, als es an der Tür geklingelt hatte. Vielleicht würde es ihr gelingen auf sich aufmerksam zu machen, aber während einer der Männer durch den Türspion blickte, legte ein anderer seine große Hand auf ihren Mund und machte ihr damit unmissverständlich klar, dass es ein Fehler wäre, jetzt einen Laut von sich zu geben. Als die Schritte sich nach einer Weile entfernten, sagte der Mann hinter der Tür zu den anderen, die ebenfalls zur Salzsäule erstarrt waren: „Das war eine ältere Frau, die hatte ein Brot und eine Schale in der Hand!“ Lisa, die natürlich verstanden hatte, was er gesagt hatte, wusste sofort, dass das ein Gastgeschenk-Brot und Salz- war, die Dame also vermutlich im Haus wohnte und ihre neuen Nachbarn begrüßen wollte, aber die Männer kannten den Brauch nicht und zuckten nach einer Weile mit den Schultern und begannen wieder ihre Würfelspiele zu spielen. Lisa hatte derweil ein wenig Hoffnung-immerhin war bemerkt worden, dass jemand in der Wohnung war-vielleicht schöpfte die Frau Verdacht und verständigte die Polizei! Langsam begannen nämlich bei den Männern die Nerven blank zu liegen-die enge räumliche Nähe ohne sinnvolle Beschäftigung zerrte an den Nerven und wenn Tim weinte, was er öfter als normal tat, weil er natürlich die allgemeine Anspannung bemerkte und immer noch Angst vor den dunklen unheimlichen Männern hatte-dann wurde Lisa streng aufgefordert, das Kind zur Ruhe zu bringen und so lief sie Kilometer um Kilometer durch die Wohnung, um das Baby zum Schweigen zu bringen.

    Hildegard hatte Hubert am Abend erzählt, dass sie mit ihrem Geschenk oben gewesen war, aber niemand die Tür geöffnet hatte, obwohl sie kurz zuvor noch Schritte und Babyweinen gehört hatte und auch niemand die Treppe herunter gekommen war. „Vielleicht wollen unsere neuen Nachbarn einfach keinen Kontakt-es gibt eben auch komische Leute, mach dir nichts draus-du hast jedenfalls dein Möglichstes getan, um Gastfreundschaft zu beweisen-mehr kannst du nicht tun!“ sagte er und biss herzhaft in ein Stück Krustenbrot. Das mussten sie jetzt selber essen, aber so lecker wie das war, fand Hubert das gar nicht so schlimm.

    Bei Ben im Krankenhaus verging die Zeit ohne Tim quälend langsam. Nun brach der Freitagabend an-die zweite Nacht ohne ihr Baby stand Sarah bevor. Noch nie seitdem ihr Sohn auf der Welt war, war sie so lange von ihm getrennt gewesen und sie vermisste ihn mit jeder Faser. Auch Ben lag stumm in seinem Bett und starrte an die Decke. Er wurde von Selbstvorwürfen gequält. Wenn er nicht diese Spinnerei mit den Autorennen angefangen hätte und nicht nach Tunesien gereist wäre, wäre das Alles nicht passiert. Klar hatte er immer noch Schmerzen, trotz peripherer Schmerzmittel, aber er nahm die als gerechte Strafe für seinen Egoismus und lehnte die Opiate, die ihm angeboten wurden ab. Was wäre, wenn ihr Sohn nie mehr auftauchte, oder irgendwann seine Leiche gefunden würde? Dann wäre er ganz allein daran schuld und dann war sein Leben nicht mehr lebenswert. Sarah hatte seinetwegen schon so viel mitgemacht-sie war in der Schwangerschaft schwer verletzt worden, hatte danach mit ihm einen Drogenentzug durchgestanden und wie dankte er es ihr? Indem er sie mit dem Baby alleine ließ und sein Ding durchzog. Und was dabei rauskam konnte man hier sehen! Und jetzt konnte er nicht einmal Semir bei der verzweifelten Suche nach ihrem Sprössling unterstützen, sondern lag hier wie ein nutzloses Stück Fleisch mit gebrochenen Knochen herum und es war sowieso fraglich, ob er je wieder würde laufen können. In diesem Augenblick beschloss er, wenn es mit Tim zum Äußersten kam, seine Waffe zu benutzen. Aber nicht um irgendjemanden zu bestrafen, sondern um sich umzubringen. Ein Schuss und er hätte für immer Frieden.

    Die Chefin hatte die konkreten Pläne gemeinsam mit den anderen ausgearbeitet. Hier würden Behörden und private Sicherheitsdienste Hand in Hand arbeiten, jeder hatte einen bestimmten Teil zu überwachen oder zu begleiten und die Hauptaufgabe der Autobahnpolizei war der Schutz der Gäste vom Flughafen bis zum Hotel. Sie würden im Konvoi fahren und in der Innenstadt würde der Bereich rund ums Hotel abgesperrt werden, um keine Schaulustigen und fraglichen Attentäter durchzulassen. Der Chef einer privaten Sicherheitsfirma würde mit seinen Mitarbeitern die umliegenden Häuser kontrollieren, man würde von Wohnung zu Wohnung gehen, dort nach dem Rechten sehen und den Bewohnern Identifizierungskärtchen mit Namen und Bild überreichen, die heute schon angefertigt und ausgeteilt wurden. So hoffte man den Publikumsverkehr ein wenig einzudämmen und mögliche Attentäter sofort identifizieren zu können. Der Chef der eigentlich bekannten und alt eingesessenen Kölner Sicherheitsfirma, dessen Betrieb nicht sonderlich gut dastand, hatte von einem Mittelsmann eine größere Summe erhalten, die seine Firma wieder flüssig machte, sonst würde die Insolvenz drohen. Er musste dafür nur eine Gegenleistung bringen, nämlich einige Jacken mit Firmenemblem überlassen und ein paar zusätzliche offizielle Identifizierungsausweise drucken lassen-die Bilder und Namen der Männer darauf hatte man ihm zukommen lassen. Gut-er vermutete schon, dass da irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging, aber das war die letzte Chance um seine Firma zu retten und die 100 000 € die er dafür erhielt, würden seines und die Gehälter der Angestellten sichern, die sonst ein trauriges Weihnachtsfest vor sich hätten. Und mit dem Rest würde er wieder in die Spielbank gehen und das Vermögen, das er in den letzten Wochen verspielt hatte, zurückholen-er hatte jetzt ein todsicheres System!

    Brami hatte den Abend sehr genossen und nach dem Konzert dem einen oder anderen Künstler versprochen, ihn finanziell zu unterstützen. Eine besonders hübsche junge Sängerin, die sich wunderbar zu bewegen wusste, deren Stimme aber gar nicht so besonders war, bat er noch zu einer privaten Besprechung in sein Schlafzimmer und sein Gastgeber lächelte wissend, als die beiden gegen 23.00 Uhr verschwanden-er vermutete schon, dass sich die Gefälligkeiten nicht auf Gespräche beschränken würden, aber die junge Frau war volljährig und er konnte ihr nicht vorschreiben, wie sie ihre Karriere voranzubringen hatte. Schon andere hatten sich hoch geschlafen und der reiche Tunesier war ja nicht unattraktiv und hatte sicher vollendete Umgangsformen-auch in dieser Situation! Eine Stunde später verließ die junge Frau ein wenig zerzaust das Haus, aber in der Tasche hatte sie die Zusage für eine Art Stipendium und das war es ihr wert gewesen. Brami streckte sich zufrieden und befriedigt in seinem weichen Bett aus-sein Leben war schön und der morgige Tag würde dafür sorgen, dass es auch so blieb.

    Nun erfahren wir schreckliche Hintergründe aus Martin´s Jugend-allerdings erklärt das keine Schizophrenie-das ist ne Krankheit, die man nicht provozieren kann-höchstens erben! Immerhin tut ihm seine brutale Tat leid und er nimmt Benzos, um schlafen zu können. Nachdem das ja keine Antipsychotika sind, wird die Situation am Morgen, wenn die Wirkung weg ist keine andere sein als heute. Ben nutzt allerdings seine Chance-so schwer verletzt er auch ist und flieht. Hoffentlich kommt ihm bald jemand zu Hilfe!

    Nun haben sich Semir und Ben wieder versöhnt-na zumindest so halbwegs und Alex befürchtet-vielleicht berechtigterweise-dass er seine Sachen packen müsse.
    Bevor sie sich nun allerdings auf diese Sachen konzentrieren, nimmt der Attentäter wieder Kontakt auf. Oh je-der hat ja wirklich vollen Zugriff auf die PC´s und spielt diesbezüglich vermutlich in Milena´s Liga! Die Wahl des Liedes deutet allerdings eher auf ein älteres Modell hin-mich überrascht ja, dass du Rudi Carrell und seine typischen Lieder und Shows noch kennst, Jenni-ist ja nicht ganz deine Altersklasse! ;)
    Ach ja und wegen der Frisur-ich würde vorschlagen, Alex tauscht einfach die Handynummern, dann kann sich die Nichte selber nach dem Friseur erkundigen, der das gemacht hat!

    Na da hat aber die halbe Stammbesatzung der PASt Nachtdienst! Ich musste auch über Susannes Mitteilung auf Ben´s Mailbox lachen, aber immerhin sehen sich nun Jenni und Bonrath mal in dessen Wohnung um. Ohne es zu wissen, hat Susanne ja vielleicht schon die Adresse des Motels herausgesucht, aber Semir, der damit etwas anfangen könnte, urlaubt derweil fernab des düsteren Köln.
    Der Schizophrene weigert sich erst mal dem Förster was anzutun-letzte Chance für Kakao-und bringt statt dessen dem tief schlafenden Ben was zu essen und trinken. Leider kann er sich nun nicht mehr beherrschen und verprügelt Ben, der sich überhaupt nicht wehrt-das ist jetzt ein Zug, den ich nicht nachvollziehen kann-normalerweise würde Ben es doch wenigstens versuchen, zurückzuhauen oder zu fliehen, aber vielleicht ist er durch die Medikamente so antriebslos geworden, die ihm zur Entführung verabreicht wurden?

    Oh-Jenni und Leonie haben es wirklich geschafft! das habe ich jetzt nicht zu hoffen gewagt! Ich hatte immer noch die Befürchtung, dass sie in letzter Sekunde doch noch geschnappt würden, aber jetzt wird alles gut! Der skrupellose Roth erschießt derweil Jenni´s Angreifer und rekrutiert gleich einen Nachfolger für den ermordeten Stenger. Bald sollen die Thai-Mädchen auf den Bauernhof kommen und dort eingeschlossen und dem sicheren Tod überlassen werden-wie schrecklich! Hoffentlich finden unsere Helden bei der Durchsuchung die Armen und wenn Jenni Jan´s Unschuld bezeugen kann, steht ja dessen Freilassung nichts mehr im Weg!

    Die Nacht verlief für alle relativ ereignislos. Sarah´s Kollegen hatten ihr kommentarlos ein zweites Bett ins Zimmer gestellt. Man würde das am Morgen einfach wieder herausschieben und in einer Ecke für die nächste Nacht aufheben, aber es war völlig klar, dass sie sich nicht von Ben´s Seite rühren würde, solange ihr Kind nicht wieder da war. Die Dialyse hatte man abgehängt, Ben noch ein wenig frisch gemacht und dann das Licht gelöscht. Ganz finster war es nie auf einer Intensivstation, weil ja die Geräte Licht abstrahlten und auch mit der Ruhe war es nicht weit her. Trotzdem schliefen Sarah und Ben immer wieder vor Erschöpfung ein wenig ein. Morgens wusch Sarah ihren Freund sorgfältig und hingebungsvoll und betrachtete voller Sorge seine krumm eingegipsten Extremitäten. Solange die Nierenfunktion nicht besser war, war er eigentlich nicht narkosefähig. Darum würde man mit jedem nicht unbedingt nötigen Eingriff warten, bis sich die Werte gebessert hatten. Das Blutgas war am Morgen auch nicht berauschend und so lag Ben wenig später mit einer Atemmaske auf dem Gesicht da und machte bis zum Beginn der nächsten Dialyse maschinelle Atemgymnastik, was ebenfalls sehr anstrengend war.
    Die Bewacher auf dem Flur hatten dazwischen gewechselt und der nächste war viel gewissenhafter als sein Kollege. Er ließ sich alle Ärzte und Schwestern der Schicht vorstellen und prägte sich die Gesichter ein. Sogar von der Putzfrau und dem Hausmeister verlangte er eine Reputation, aber niemand Unbefugtes versuchte das Zimmer zu betreten.

    Der kleine Yasser wurde behandelt wie ein König. In der Kinderklinik hatte sich herumgesprochen, dass er einem deutschen Polizisten vermutlich das Leben gerettet hatte und so bekam er von allen Seiten Spielzeug geschenkt und war nur von lachenden Gesichtern umgeben. Er bekam noch Infusionen, aber als am Donnerstagnachmittag seine Geschwister und sein Vater-begleitet von Jenni und Dr. Amami, der doch noch ein paar Tage in Deutschland bleiben wollte, bis das mit der Chemotherapie für Yasser´s Vater angelaufen war- zu Besuch kamen, schwatzte er schon voller Freude mit seinen Geschwistern, die allesamt neu eingekleidet waren. Auch hier saß ein Uniformierter auf dem Flur, aber die Bewachung war viel einfacher als auf einer Intensivstation, weil in das Mutter-Kind-Zimmer lange nicht so viele Menschen wollten. Am Freitag hatte Yasser´s Vater gleich in der Früh einen Termin bei einem niedergelassenen Kölner Onkologen und der besah sich die Befunde, die Dr. Amami von seiner Frau aus Tunesien hatte schicken lassen, nahm Blut ab und schickte ihn sofort im Anschluss noch zum PET-CT, wo man nach der Ausbreitung der Tumorzellen sehen würde. „Bis zum Montag haben wir alle aktuellen Werte beieinander und ich würde vorschlagen, wir beginnen dann sofort mit der Chemotherapie, die ich bis dahin maßgeschneidert für sie ausgearbeitet habe!“ sagte er freundlich und der tunesische Arzt übersetzte. In der Praxis arbeitete eine Helferin, die arabische Wurzeln hatte und sich problemlos mit dem neuen Patienten verständigen konnte. So war die Anwesenheit von Dr. Amami dann nicht mehr erforderlich und er plante am Wochenende in die Heimat zurück zu reisen-seine Familie und die Praxis warteten auf ihn!

    Hartmut hatte am Abend noch lange in der KTU gesessen, als seine Mitarbeiter schon lange nach Hause gegangen waren. Er besah sich das Video, filterte Einzelheiten heraus, aber den großen Durchbruch konnte er nicht vermelden, obwohl er Übersetzungssoftware und andere Dinge einsetzte. Als er am nächsten Morgen nach kurzem Schlaf wieder vor seinem Computer saß, kamen Semir und die Chefin zu ihm. „Und Herr Freund-wie sieht´s aus? Konnten sie etwas rausfinden, was uns einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Geiseln gibt?“ fragte die Chefin und Hartmut referierte: „Leider nicht besonders viel, sonst hätte ich sie schon angerufen. Anscheinend halten sie sich in einer Mansardenwohnung auf. Die Wände sind frisch gestrichen, aber einige Nagellöcher sind nur schlampig zugeschmiert und überstrichen, wie man das z.B. in einer Mietwohnung macht, wenn man auszieht. Ich habe die Spiegelung in Tim´s Augen vergrößert und das ist das Ergebnis!“ sagte er und holte das verschwommene Bild eines mit dem Handy filmenden Mannes auf seinen PC. „Das ist Dietmar Haug!“ stellte Semir fest-aber das war ja eigentlich schon klar, dass der in diese Entführung verwickelt war. „Ich habe noch die Hintergrundgeräusche herausgefiltert-im Nebenraum unterhalten sich anscheinend leise ein paar Tunesier, leider sind das belanglose Gespräche ohne Hinweis auf den Aufenthaltsort oder irgendwelche Pläne, wie meine Übersetzungssoftware mir sagt!“ berichtete Hartmut noch und nun seufzte Semir auf. „Mann-dann hast du bisher also nichts gefunden, was uns einen Hinweis geben könnte?“ fragte er und Hartmut verneinte. „Ich mache jetzt mit der Auswertung der Spuren von der Kartbahn weiter!“ sagte er und Semir und Kim Krüger zogen frustriert wieder ab.
    „Wenn ich nur den leisesten Schimmer hätte, wo ich nach den beiden Entführten suchen sollte! Ich habe überhaupt keinen Plan und traue mich fast nicht ins Krankenhaus!“ lamentierte er und die Chefin sah ihn traurig an. „Ich muss heute den Einsatzplan für die Sicherung der Anreise der Teilnehmer an der Konferenz ausarbeiten und abgeben. Es ist schwer genug, weil unsere Personaldecke wahnsinnig dünn ist, wie sie ja wissen-heute Nachmittag ist dann im Polizeipräsidium noch die Besprechung aller leitenden Einsatzkräfte und privater Sicherheitsdienste, ich kann ihnen also überhaupt niemanden zur Unterstützung an die Seite stellen. Ich wünsche ihnen viel Glück und vielleicht hat Susanne noch irgendetwas herausgefunden!“ hoffte sie, aber auch da gab es keine großen Neuigkeiten zu vermelden. Trotzdem wollte Semir nochmals zur Wohnadresse der beiden Haug-Brüder fahren-vielleicht hatten Nachbarn einen Hinweis für ihn, wo sich die aufhalten könnten und wenn er einen von denen in die Finger kriegte, würde er die Wahrheit notfalls aus ihm heraus prügeln-das war so sicher wie das Amen in der Kirche! So fuhr er dorthin und läutete die Anwohner heraus, in der Hoffnung auf einen Fingerzeig.
    So verging der Freitag. Abends kam ein gefrusteter Semir im Krankenhaus vorbei und musste leider zugeben, dass er nicht den geringsten Peil hatte, wo Lisa und Tim sich aufhielten. Sarah hatte inzwischen mehrmals mit ihrem Bruder telefoniert, der genauso fertig wie alle anderen war. Er hatte es sich seinen Kindern nicht zu sagen getraut, dass ihre Mutter vermisst war, aber die hatten natürlich auch gemerkt, dass da irgendetwas nicht stimmte und verlangten lautstark nach der Mama. „Ach Sarah-eigentlich müsste ich ja wütend sein-aber es war ihre eigene Entscheidung dich zu unterstützen und du vermisst ja auch deinen Sohn, also weiss ich, wie schlimm das Ganze auch für dich ist. Meinst du nicht wir sollten vielleicht an die Öffentlichkeit gehen und mit Presseaufrufen nach ihnen suchen?“ fragte er, aber Sarah wehrte ab: „Bitte nicht-sonst sind unsere Liebsten nämlich in größter Gefahr!“ bat sie ihren Bruder und so warteten sie, dass die Polizei-na ja eigentlich wie sie wusste, aber nicht weiter sagte nur Semir- einen Ermittlungserfolg hatte.

    Hildegard hatte ein wundervolles frisches Krustenbrot gekauft und in eine hübsche Schale ein wenig Salz eingefüllt. Während Hubert zur Arbeit in der Fabrik war erklomm sie die Stufen und läutete an der Wohnungstür. Sie hatte Schritte und auch das Baby über sich gehört, aber niemand öffnete und so zog sie enttäuscht wieder ab.

    Ben`s Dialyse war wieder für heute wieder abgeschlossen und Semir hatte ihm nun schweren Herzens seine Waffe gebracht, wie er gefordert hatte. Ihm war zwar nicht klar, wozu er die brauchen könnte, aber er schloss von sich auf andere-mit der Möglichkeit sich zu verteidigen fühlte man sich einfach besser und Ben war wieder ganz bei Sinnen, nur schwach. So lag nun ganz unauffällig, unbemerkt vom Pflegepersonal, aber begrüßt von Sarah, die Waffe im Nachtkästchen in der oberen Schublade und die Anwesenden warteten angstvoll auf irgendwelche Neuigkeiten.

    Brami saß am Freitagabend derweil in dem großen Salon seines Gastgebers und lauschte verzückt den Darbietungen der jungen Künstler. Ja da war durchaus der eine oder andere dabei, der förderungswürdig war und als Kunstmäzen genoss man in der deutschen Gesellschaft ein hohes Ansehen. Morgen würde der Tag der Tage sein, aber warum sollte er seine Zeit bis dahin nicht mit schönen Dingen verbringen?

    Ben ist so fertig, dass er zusammenbricht, als der Förster weggeschleppt wird und seine Fesseln gelöst werden. Verdammt-das wäre ne Gelegenheit gewesen zu fliehen, aber er nutzt sie nicht, sondern lässt sich widerstandslos in den Keller des Motels treiben. Auch da verfällt er in Selbstmitleid, anstatt sich sofort durch die Luke zu quetschen. Martin wird derweil von seiner zweiten Persönlichkeit zum Aufräumen gezwungen-hey Kathrin-kann ich mir den kleinen Mann in dessen Kopf mal ausleihen-würde ihn gerne vorübergehend meinem Sohn implantieren! :D
    Was hat nun der Irre mit Ben und auch dem Förster nur vor?

    Semir und André sind nun am Versteck der Fotos angekommen. Während André sozusagen Schmiere steht, durchsucht Semir die Wohnung. Ich bin mit ihm herumgeschlichen und habe ganz vorsichtig geatmet, so realistisch war das beschrieben. Gerade filzt Semir das Büro, da bekommt Charlie Besuch vom Totschläger-wirklich sehr beruhigender Name ;( . Semir erstarrt im Büro zur Salzsäule und jetzt wird es in Kürze zum Aufeinandertreffen von Semir und den beiden Verbrechern kommen. André beeil dich und komm ihm zu Hilfe-sonst muss Andrea vermutlich alleine zurückfliegen!

    Nachdem Semir`s Exkursion in den Park vergeblich gewesen war, machte er sich auf den Weg zur Uniklinik. Als er die Intensivstation betrat, saß Sarah wieder an Ben´s Bett und hielt seine Hand. Man hatte den externen Schrittmacher inzwischen abgeschlossen, denn der Kaliumspiegel war so weit gesunken, dass das Herz nun nicht mehr darauf reagierte. Allerdings lief die Dialyse noch und Ben lag blass und krank aussehend in seinem Bett. Seine nackte Brust, wo die Defipaddels festgeklebt gewesen waren, brannte und Sarah verteilte immer wieder Fenistilgel darauf. Trotzdem warf die Haut Blasen-es hatte Verbrennungen zweiten Grades durch die Stromstöße gegeben, aber gegen die Option ansonsten zu sterben waren das Peanuts. Allerdings tat es trotzdem weh und irgendwie war Sarah froh, dass sie wenigstens irgendwas für ihren Partner tun konnte.
    Als Semir nun das Krankenzimmer betrat, erschrak er, wie fertig seine beiden Freunde aussahen. Gut-bei Ben hatte er es erwartet, aber dass Sarah nach den wenigen Stunden, seitdem er sie verabschiedet hatte, aussah wie eine wandelnde Leiche setzte ihm bald genauso zu, wie die Nachricht , die er überbringen musste: Er hatte nichts, aber auch gar nichts gefunden! Als er auf dem Weg zur Klinik gewesen war, hatte ihn Frau Krüger angerufen und ihm mitgeteilt, dass sie inzwischen Sarah´s Bruder sozusagen unfreiwilliger Weise verständigt hatte und ihn gebeten das Sarah auszurichten. Semir hatte ihr im Gegenzug von seiner erfolglosen Mission berichtet. „Hartmut sieht sich das Video gerade sehr genau an, aber bisher haben wir noch keinen Hinweis auf einen möglichen Aufenthaltsort der Geiseln!“ sagte die Chefin und kündigte an, jetzt nach Hause zu gehen. „Ich nehme das Handy mit, aber irgendwie glaube ich nicht, dass sich heute noch irgendjemand meldet. Machen sie nach ihrem Krankenbesuch auch Feierabend-vielleicht haben wir bis morgen schon neue Erkenntnisse!“ forderte sie ihn auf und Semir versprach ihr, das zu tun. Inzwischen dachte er wirklich, dass es das Vernünftigste war, wenn er bald zu seiner Familie in die Schutzwohnung fuhr um sich auszuruhen-er wusste nämlich nicht, wo er ansetzen sollte!

    Als Sarah seiner ansichtig wurde sprang sie auf: „Semir-hast du irgendeine gute Neuigkeit für uns?“ fragte sie mit bangem Unterton in der Stimme, aber der schüttelte den Kopf. „Die letzte Ortung von Lisa´s Handy war im Stadtpark, aber ich habe dort weder eine Spur von ihr, eurem Sohn, noch dem Handy gefunden. Allerdings zeigt das Video auch, dass die beiden sich in einer Wohnung oder einem Haus befinden-mehr wissen wir aber noch nicht!“ erklärte er und nun sagte Sarah: „Bitte lass uns das Video sehen-ich habe Ben schon davon erzählt!“ bat sie und jetzt holte Semir sein Smartphone aus der Hosentasche und trat so an Ben´s Bett, dass der mit schauen konnte. Er rief das Video auf und nun hingen Sarah und Ben wie gebannt an dem kleinen Bildschirm. Als Lisa von dem Zettel die Forderungen der Entführer vorlas und Tim derweil auf ihrem Arm mit unsicherem Gesichtsausdruck und bebender Unterlippe den Filmer ansah, der ihm anscheinend Angst machte, dann aber wieder halbwegs beruhigt seine Tante anblickte, die ihn liebevoll umfasst hielt, brach Sarah in Tränen aus und auch Ben´s Augen wurden feucht. „Semir-du musst unseren Kleinen finden-auch wenn Lisa ihr Möglichstes tut um ihn zu schützen-ein Baby gehört zu seinen Eltern und nicht in die Hand fremder Männer, von denen man nicht weiss, was sie mit so einem Zwerg noch vorhaben!“ schluchzte sie und kaum war das Video abgelaufen, startete sie es erneut und wieder und wieder. Die beiden betrachteten ihren Sohn und konnten sich gar nicht satt sehen an seinem kleinen Gesichtchen, aber die Angst und Sorge standen immer im Vordergrund. Oh Gott-und was wäre, wenn das das letzte Lebenszeichen von ihm wäre? „Wenn Tim etwas zustößt will ich auch nicht mehr leben!“ beschied Sarah ihm und Ben nickte zustimmend. „Dann hat auch mein Leben keinen Sinn mehr, aber noch lebt er-verdammt, wo könnten die nur stecken?“ zermarterte er sich den Kopf. „Hartmut analysiert gerade das Video-vielleicht kann er irgendwie rausfinden, wo das gedreht wurde!“ hoffte nun auch Semir und jetzt schwiegen die drei Freunde eine ganze Weile miteinander und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

    Nach einer Weile nahm Semir sein Handy wieder an sich. „Versucht auch ein wenig zu schlafen-vielleicht hat sich bis morgen etwas Neues ergeben, oder unser Einstein findet einen Hinweis. Ich denke schon, dass Lisa und Tim bis zum Wirtschaftsgipfel sicher sind!“ machte Semir ihnen Mut, aber Ben verzog gerade vor Unwohlsein das Gesicht. Er hatte sozusagen Ganzkörpermuskelkater zu seinen ganzen übrigen Schmerzen, denn die Muskulatur hatte sich bei den Stromstößen unwillkürlich verkrampft. „Was hast du eigentlich da?“ fragte Semir verwundert und wies auf die beiden rechteckigen, handtellergroßen, knallroten Brandwunden mittig und auf der linken Brustseite seines Freundes. „Da ist der Elektroschock den ganzen Nachmittag immer wieder durchgesaust, weil sein Herz beinahe aufgehört hätte zu schlagen!“ beschied ihm Sarah und nun schüttelte sich Semir innerlich. Mein Gott-das war ja wie Elektrofolter und schon wieder war sein Freund gerade mal so von der Schippe gesprungen! „Ich halte euch auf dem Laufenden und melde mich natürlich sofort, wenn ich irgendeinen Hinweis finde-versucht euch auszuruhen, ich tu´s auch und morgen komme ich wieder vorbei!“ versuchte Semir sie ein wenig abzulenken, aber ihm zerriss es beinahe das Herz als er sich im Hinausgehen noch einmal umdrehte und die beiden wie ein Häufchen Elend da liegen, bzw. sitzen sah. Verdammt-er musste Tim finden, sonst war deren Leben wie das vieler anderer verwaister Eltern vorbei!

    Lisa hatte Tim das letzte Fläschchen gegeben und wollte sich gerade auf einer Isomatte ausstrecken, um die Männer in falscher Sicherheit zu wiegen und nachts ihren Fluchtplan durch zu ziehen, da kam einer der milchkaffeefarbenen Männer zu ihr, legte ihr eine Fußfessel mit einer langen Kette um den Knöchel und machte sie damit am Heizkörper fest. „Sicher ist sicher!“ sagte er mit einem verschlagenen Grinsen-anscheinend sprachen hier eh die meisten auch Deutsch. „Nicht dass du mir nachts auf dumme Gedanken kommst!“ beschied er ihr und legte sich wenig später wie seine Kollegen auf eine Matte daneben. Solange ihr Auftrag nicht ausgeführt war, würden sie ihre Energien aufsparen, aber im Halbschlaf malte er sich schon aus, was er mit dieser jungen Frau anstellen würde, wenn das Wochenende vorbei war!

    Langsam stabilisierte sich Ben. Stunde um Stunde verging und seine Eigenfrequenz stieg in dem Maße wie der Kaliumspiegel in seinem Blut sank. Er benötigte immer weniger externe Schrittmacherimpulse und allmählich konnte man die regelmäßigen Morphiumgaben, ohne die er das vermutlich nicht ausgehalten hätte, reduzieren. Langsam verschwand das Taubheitsgefühl, aber je besser es ihm körperlich ging, desto mehr Sorgen machte er sich um seinen entführten Sohn. Sarah war wie angeschraubt an seinem Bett gesessen und hatte sich nicht dazu überreden lassen, in die Kantine zu gehen und etwas zu essen. So hatten ihre Kollegen sie mit Tee, Schokolade und Keksen gelabt-sowas war auf einer Intensivstation immer zu finden! Immer mehr spannten schon wieder ihre Brüste-sie musste dringend zum Abpumpen gehen, hatte aber schreckliche Angst, dass genau in diesem Moment mit Ben etwas wäre, wenn sie nicht bei ihm war. Irgendwann wandte ihr Partner den Kopf zu ihr. „Sarah, ruf doch bitte Semir an, ob er schon eine Spur hat!“ bat er sie, aber Sarah schüttelte den Kopf. „Nur wenn du seine Handynummer auswendig weisst-mein Handy hat Frau Krüger eingepackt, falls die Entführer sich wieder melden. Die kennen ja meine Stimme nicht und sie meinte, dass sie schneller reagieren und den Anrufer orten lassen könnte, wenn er sich melden sollte!“ erklärte sie ihm und Ben überlegte einen Moment. „Ich weiss die Nummer nicht auswendig und mein Handy ist in Tunesien verschollen, aber ruf doch einfach in der PASt an, die geben sie dir schon!“ bat er und Sarah erhob sich. „Ich gehe dann gleich noch Milch abpumpen!“ sagte sie tonlos-oh mein Gott-was wäre, wenn sie die eingefrorene Milch nie mehr brauchen könnten?
    Ben nickte und schloss dann erschöpft wieder die Augen. Diese Dialyse machte ihn körperlich völlig fertig, dabei sollte er doch auf den Straßen Kölns unterwegs sein und Tim suchen, aber nachdem er sich kaum bewegen konnte und überall Schläuche und Drainagen aus ihm ragten war das wohl keine besonders gute Idee!
    Sarah ging zum Stationstelefon und tatsächlich-wenig später hatte sie Semir´s Nummer bekommen. Susanne war kurz vor ihrem Feierabend noch am Apparat gewesen und hatte erstens ihre Stimme erkannt und zweitens ein paar vorsichtige Fangfragen gestellt, die kein Außenstehender wissen konnte und konnte sie so zweifelsfrei identifizieren. „Sarah-du verstehst, dass wir alle vorsichtig sein müssen!“ sagte sie entschuldigend und Sarah stimmte ihr müde zu. „Ist doch klar-ich bin ja froh, dass ihr so aufpasst, nicht dass dem Nächsten auch gleich was passiert!“ zeigte sie Verständnis und schrieb sich Semir´s Nummer auf einen Zettel. Kaum hatte sie aufgelegt, winkte die Krüger aufgeregt aus dem Büro-anscheinend hatte sie gerade eine Nachricht bekommen. Susanne stürzte ins Zimmer mit der Glasscheibe, die man wahlweise mit Rollos verdunkeln konnte oder offen lassen, damit die Chefin ihre Station überblicken konnte. „Schnell-versuchen sie das Handy der Entführten zu orten, ich bekomme gerade eine Videobotschaft!“ befahl sie und tatsächlich konnte Susanne den ungefähren Standort des Handys bestimmen. Die Chefin hatte inzwischen aufmerksam das Video angesehen, aber leider im Hintergrund nichts erkennen können, was einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Geiseln gab-es war ein Raum mit schrägen, weiß gestrichenen Wänden, aber mehr konnte sie nicht erkennen. Schnell schickte sie das Video Hartmut und Semir und gab dem kleinen Türken auch gleich die Ortungsadresse durch. „Ich schicke einen Streifenwagen zur Verstärkung!“ wollte sie ihm mitteilen, aber Semir wehrte ab. „Bitte keine Uniformierten, Chefin-falls die mitkriegen, dass wir nach ihnen intensiv suchen, werden das die Geiseln vielleicht bezahlen!“ vermutete er und schweren Herzens musste Kim Krüger ihm zustimmen. Gerade hatte Semir sich auf den Weg in den Stadtpark gemacht, wo das Handysignal zuletzt geortet worden war, da rief Sarah an. „Sarah-wie geht´s Ben?“ wollte der kleine Polizist wissen. „Nicht so gut-er hat Probleme mit der Niere und dem Herzen und wird gerade dialysiert“ teilte sie ihm traurig mit. „Aber nichts desto trotz machen wir uns wahnsinnige Sorgen um Lisa und Tim und wollten wissen, ob es Neuigkeiten gibt!“ fragte sie und Semir sagte: „Ich will ja nicht zu viel versprechen, aber ich gehe gerade einer Spur nach-die Entführer haben sich mit einer Videobotschaft gemeldet. Lisa und Tim sehen gut aus-denen ist bisher anscheinend nichts geschehen!“ tröstete er Sarah und die bat aufgeregt: „Ich muss das Video sehen und Ben auch!“ flehte sie und Semir versprach, später im Krankenhaus vorbei zu kommen. „Aber erst muss ich der Spur folgen-versprecht euch nicht zu viel davon, aber ich bin dran!“ versicherte er und schweren Herzens ging Sarah erst einmal auf die Entbindungsstation um ihren Busen zu erleichtern.
    Semir fuhr erst mal nur in die Nähe der Stelle an der Susanne das Handy von Sarah´s Schwägerin geortet hatte, aber so unauffällig er auch durch den Park schlich-er konnte nichts entdecken, was ihn weiter brachte. So stieg er wenig später ein wenig gefrustet in seinen BMW und fuhr durchs dunkle Köln zur Uniklinik. Keine Spur von den Entführten-mit jeder Stunde sank statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit die unversehrt zu befreien-er konnte jetzt nur hoffen, dass die Statistiker nicht Recht behielten!

    Sarah´s Bruder wartete derweil ungeduldig auf den Anruf seiner Frau, wie sie jeden Abend ausgemacht hatten. Nachdem eine Stunde nach der vereinbarten Zeit immer noch niemand ranging und sich sofort die Mailbox meldete, wenn er durchwählte, begann er ein ungutes Gefühl zu kriegen. Also suchte er Sarah´s Nummer und sank wenig später entsetzt auf einen Stuhl, als Kim Krüger ihm so schonend wie möglich beibrachte was geschehen war.

    Brami saß derweil mit seinem Gastgeber bei einem exzellenten Abendessen. Bei seiner kleinen Tour durch den Stadtpark hatte er erst das Video von einem älteren Handymodell auf Lisa´s Handy geschickt und von dort weiter auf Sarah´s Handy. Das alte Gerät warf er im Vorbeigehen in einen der vielen Weiher, die den Stadtpark zu einer Erholungsoase erster Güte machte. Er glaubte zwar schon, dass mit diesem hervorragenden Druckmittel die Polizei die Füße still halten würde, aber sicher war sicher!

    Auch ich bin gebannt vor dem Fernseher gesessen und habe mitgefiebert, wobei ich gestehen muss-ich habe bis zum Schluss gebraucht, um die Sache mit dem Stick und deshalb die Hintergründe zu kapieren, das fand ich gut-Spannung bis zur letzten Minute!
    Viele Szenen haben mich stark gefesselt und nachdem Boris uns ja z. B. am Fantreffen ein wenig Hintergrundinformationen zu den Lokations und dem anderen Drumherum gegeben hat, war das noch extra interessant.
    Klar das mit dem Organhandel hätte noch mehr hergegeben-aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Da muss ich die Schauspieler oder Komparsen, die die Obdachlosen in den Käfigen gespielt haben sehr loben-das waren sehr eindringliche Szenen!
    Und ich war mir echt bis zum Ende nicht sicher, ob die Beerdigungsszene echt ist, oder nicht, ich hatte dabei immer ein ungutes Gefühl, denn ich mag Carina Wiese und wollte sie nicht als Darstellerin in der Serie vermissen, obwohl mich ihre Wandlung zur verkappten Geheimagentin sehr gewundert hat-das müssen sich die Headwriter ab sofort hinter die Ohren schreiben, wenn sie die eingereichten Bücher lesen: Niemals mehr Kritik an Semir´s Arbeit, sie ist selbst nicht besser! ;)
    Im Gegensatz zu einem genialen Erdogan, einer tollen Carina und eines soliden Vinzenz haben mich die anderen Darsteller, allen voran die beiden, die das räuberische Geschwisterpaar dargestellt haben nicht vom Hocker gerissen-da lagen echt Welten zwischen den Leistungen der Protagonisten und der anderen Schauspieler. Wie die anderen auch haben mich die Szenen mit Kim Krüger als wütende Chefin aufgeregt-das war recht unpassend, obwohl der Humor dadurch vielleicht besser zur Geltung kam. (sie hat uns zuerst gehauen...)
    Was mich als Fachfrau erstmals bei der gespielten Reanimation beeindruckt hat-Erdogan hat endlich mal im richtigen Tempo gedrückt-na ja ein wenig tiefer wäre noch richtiger gewesen, aber da ja Carina Wiese vermutlich ihre Rippen noch brauchen wird, fand ich das in Ordnung. Nur die Mitarbeiter des Rettungsdienstes würden bei uns sofort entlassen, so schlecht haben die vor der Kamera ihre Arbeit gemacht-Manou wird mir zustimmen, aber klar, nur so blieb die Spannung bis zum Schluss. Dieser Kritikpunkt, dass Andrea schon ziemlich bald wieder relativ fit ist-wir extubieren oft Reas nachdem wir sie 24 Stunden gekühlt haben, das ist durchaus möglich-da stört mich als hygienebeauftragte Pflegekraft mehr, dass in einer Überwachungseinheit Blumen erlaubt sind-aber zur Story hat das gut gepasst.
    Doch das war gute Donnerstagsunterhaltung-kann so weitergehen!
    Ach ja und Boris-falls du das liest-beim zweiten Ansehen fand ich das Landei gar nicht mehr so schlimm! ;)