Beiträge von susan

    Ha wusst ichs doch! Kevin ist doch undercover unterwegs-allerdings so geheim, dass nur ein einziger Mensch darüber Bescheid weiss außer ihm-ich habe da kein gutes Gefühl dabei, auch wenn Bienerts Argumente natürlich logisch klingen-aber das ist ja geheimer als geheim! Was mich rührt ist, dass Kevin äußerst gerne mit Semir und Ben darüber sprechen würde, es ihm aber leider verboten wird-hoffentlich setzt er sich darüber noch hinweg, bevors so richtig brenzlig wird.
    Ben leidet sehr unter dieser Situation-fühlt er sich doch zu Recht verantwortlich für diesen ganzen Schlamassel der Kevin passiert ist. Aber auch ich finde die Worte die Semir findet und das Beispiel das er bringt sehr sensibel gewählt und das zeichnet eben gerade deine Geschichten so aus, Campino, dass dieser Grat zwischen gut und böse, zwischen richtig und falsch eben nicht so klar ist, wie wir uns das oft wünschen würden-wie im richtigen Leben halt, wo man auch Fehler macht, während man doch nur das Beste wollte!

    Semir hatte seinen Ausweis gezogen und nahm nun in einem exquisit eingerichteten Wohnzimmer Platz. „Herr Gerkhan-was führt sie zu mir?“ fragte Bruckner und schenkte sich einen Scotch ein. Er bot auch Semir einen an, der aber mit der Aussage: „Ich bin im Dienst!“ ablehnte. Die beiden Hunde waren nach einem minimalen Zeichen ihres Herrchens den beiden Männern gefolgt und hatten sich nun im Wohnzimmer auf einen flauschigen Teppich gelegt. Dabei ließen sie aber ihren Besuch zu keiner Sekunde aus den Augen und folgten jeder seiner Bewegungen. Semir hatte die ganze Zeit fieberhaft überlegt, ob er diesen Bruckner zu den Vorwürfen von Michael Putz befragen sollte, aber erstens war er sich ziemlich sicher, dass der ihm nicht die Wahrheit sagen würde-falls das was Michael erzählt hatte überhaupt stimmte-und außerdem war ihm doch alleine ohne seinen Partner ein wenig unwohl. Das würde er tun, wenn Ben wieder mit an Bord war-zunächst würde er Bruckner einfach sagen, was mit den Hunden geschehen war. Falls die Sache mit den Versuchstieren für Futtermittel stimmte, hatten die jetzt eigentlich nichts zu befürchten, denn sicher hatten die im Tierheim nun etwas zu fressen gekriegt, was nicht in den Ernährungsplänen des Futtermittelherstellers war und waren somit zumindest aktuell nicht gefährdet.
    „Laut meinen Informationen betreiben sie ein privates Tierheim?“ fragte er nun Mark Bruckner und der lächelte gewinnend und forderte seine Hunde auf, zu ihm zu kommen, was sie furchtsam und devot schwanzwedelnd sofort taten. Er streichelte ihre Köpfe, aber Semir fühlte sofort, dass diese Tiere funktionierten wie die Marionetten und sich nicht getrauen würden, sich diesem dominanten Mann zu widersetzen. Sie wirkten eher erstaunt wegen der Liebkosungen-das war etwas, was sie sicher nicht oft erfuhren. „Ich liebe Tiere!“ sagte Bruckner enthusiastisch und legte seine Hunde mit Handzeichen wieder ab. „Deshalb konnte ich nicht anders-als sich mir die Möglichkeit geboten hat ein geeignetes Areal zu erwerben, habe ich vor einigen Jahren mein eigenes Tierheim eröffnet um den armen Kreaturen, die nicht das Glück haben einen liebevollen Besitzer zu haben, ein Dach über dem Kopf und eine Chance auf Vermittlung zu geben!“ erklärte er.
    „Ein Transporter mit einer Menge großer Hunde, die laut Aussage des Fahrers ihr Eigentum sind, ist heute auf der A3 verunglückt. Uns ist es Gott sei Dank gelungen die Tiere wieder einzufangen. Sie wurden tierärztlich untersucht, aber soweit ich weiss wurde keiner davon ernsthaft verletzt. Sie befinden sich nun im Tierheim Dellbrück. Können sie mir sagen, wo die Hunde hingebracht werden sollten?“ fragte Semir und fühlte instinktiv nach seiner Waffe, die aber wie immer in dem Holster an seinem Hosenbund war. „Ach du liebe Güte!“ heuchelte Bruckner Erstaunen und Entsetzen. „Das ist ja furchtbar-und sagen sie-ist wirklich keinem meiner Lieblinge was passiert?“ wollte er dann wissen und Semir verneinte. „Sie sollten zum Impfen und falls nötig zum Zahnstein entfernen zum Tierarzt gebracht werden!“ erklärte er. Gerade hatte Semir ihn fragen wollen, warum denn der Tierarzt nicht zum Impfen einfach ins Tierheim kam-das war doch sicher weniger aufwendig als ein Rudel Hunde durch die Lande zu kutschieren, aber nun wusste er nicht genau, ob man sowas bei Hunden tatsächlich machte mit dem Zahnstein und wie das vor sich ging-da musste er sich erst informieren-so ganz nebenbei fiel ihm siedend heiß ein, dass er schon lange mal wieder einen Termin beim Zahnarzt vereinbaren musste. „Wie heisst denn der Tierarzt und wo befindet sich seine Praxis?“ fragte nun Semir und Bruckner sagte einen Namen und eine Adresse in Leverkusen, die Semir sich sofort notierte. „Am besten setzen sie sich wegen der Rückgabe der Tiere mit dem Tierheim Dellbrück in Verbindung!“ sagte nun Semir und erhob sich. Wie zwei Schatten sprangen gleichzeitig mit ihm die beiden Schäferhunde auf, fixierten ihn mit stechendem Blick und grollten leise. Semir hätte sich beinahe sofort wieder hingesetzt, so bedrohlich wirkten die beiden auf ihn, aber Bruckner sagte: „Brav meine Süßen!“ und erhob sich nun ebenfalls, um Semir nach draußen zu begleiten. Seine vierbeinigen Beschützer folgten ihnen wieder wie die Schatten und nachdem sich Bruckner bedankt und das Tor sich hinter ihm geschlossen hatte, atmete Semir laut und vernehmlich auf.
    Er sah auf die Uhr. Heute würde er sowieso nichts mehr ausrichten-er würde jetzt nach Hause gehen und sich morgen weiter um den Fall kümmern. Er meldete sich in der Zentrale ab und bat Susanne, die auch nur noch eine halbe Stunde bis zum Feierabend hatte, diesen Mark Bruckner und auch den Tierarzt aus Leverkusen zu durchleuchten. „Susanne und außerdem finde bitte heraus, was es mit Zahnsteinentfernung bei Hunden auf sich hat!“ bat er sie und Susanne fragte ein wenig verständnislos nochmals nach. „Ja du hast schon richtig gehört-ich habe gerade auch merkwürdig gekuckt, aber da müssen ja irgendwelche Informationen zu finden sein!“ sagte er und machte dann endgültig Feierabend.

    Ben war ja nicht besonders christlich, genauso wenig wie Sarah, aber beide waren sich einig gewesen, dass die Kirche irgendwie zu einer Hochzeit dazu gehörte. Sarah war in ihrer Jugend in einer Pfadfindergemeinschaft gewesen und kannte daher ihren damaligen Jugendseelsorger näher. Der war inzwischen Priester in Köln in einer schönen alten Kirche und sie war vor einiger Zeit einmal als Gast bei der Hochzeit einer Jugendfreundin gewesen, die sich von eben diesem Seelsorger hatte trauen lassen. Die hatte auch den Kontakt hergestellt und nun würde der Pfarrer eben bei ihnen zum Traugespräch vorbeikommen. „Sarah meinst du wir müssen da schwindeln und behaupten, dass wir wenigstens gelegentlich zur Kirche gehen?“ fragte Ben ein wenig ratlos, der im Umgang mit irgendwelchen kirchlichen Würdenträgern so gar keine Ahnung hatte, aber Sarah schüttelte den Kopf. Er hatte jetzt auch erwartet, dass da ein Mann zumindest in Soutane und mit nem Hut wie Don Camillo erscheinen würde, aber stattdessen kam da ein völlig normal aussehender mittelalter Mann in Jeans und Shirt, begrüßte sie freundlich und nahm auf dem Sofa Platz. Tim, der inzwischen krabbeln konnte wie der Wind, strahlte ihn an und er beschäftigte sich erst mal ausgiebig mit dem kleinen Wonneproppen, schwelgte mit Sarah in Erinnerung an alte Zeiten und zwei Stunden später war klar, dass sie eine kombinierte Trauung mit Taufe machen würden und das Traugespräch, das völlig locker abgelaufen war, war beendet.
    Als sie den Mann verabschiedet hatten, sagte Ben verwundert zu Sarah: „Der war ja total nett-ich glaube wenn ich als Kind so einen Pfarrer gehabt hätte, würde ich auch zur Kirche gehen!“ und Sarah schmunzelte in sich hinein. Gemeinsam brachten sie Tim zu Bett und besprachen noch einige Details zum kommenden Samstag an dem vormittags in kleinem Rahmen die standesamtliche Trauung stattfinden würde und nachmittags dann das große Fest, beginnend mit Traugottesdienst und Taufe, steigen würde. „Morgen ist mein letzter Arbeitstag und dann kann ich dir am Freitag noch bei den Vorbereitungen ein wenig helfen!“ kündigte Ben an und nach einer ausgiebigen Kuschelstunde schliefen sie Arm in Arm ein.

    Da war Semir aber unvorsichtig und Christian ergreift die Gelegenheit, entwaffnet ihn und versucht seine Freilassung und/oder den nächsten Schuss zu erpressen.
    Ich muss allerdings der Chefin zustimmen-so ein Junkie ist unberechenbar, vielleicht wäre Bonraths Idee mit dem Betäubungsgas da doch das Vernünftigste, auch wenn Semir vielleicht gar nicht so gerne schlafen möchte :sleeping:.

    „Herr Putz-wir werden jetzt noch den Fahrer des Lieferwagens befragen und dann mit der Staatsanwaltschaft Rücksprache nehmen, ob sie in Haft kommen oder nicht. Bis das geklärt ist, bleiben sie erst einmal hier in der Zelle-sie bekommen Bescheid!“ teilte ihm Semir mit und machte sich dann, nachdem sie die Chefin noch informiert hatten, auf den Weg ins Krankenhaus. Susanne hatte heraus gefunden in welcher Klinik der Verunfallte lag, nur Ben konnte nicht mehr mitkommen. „Semir es tut mir leid, aber Sarah und ich haben heute ein Gespräch mit dem Pfarrer. Der besucht uns wegen Tim sogar zu Hause, dann brauchen wir nicht extra einen Babysitter-wenn ich jetzt noch mit dir in die Klinik fahre, komme ich zu spät und dann ist Sarah sauer und das möchte ich nicht!“ erklärte er und Semir wünschte ihm viel Spaß, was Ben mit einer Grimasse beantwortete und dann fuhren sie jeder mit seinem Wagen in verschiedene Richtungen davon.

    Im Krankenhaus angekommen wurde Semir zu dem Verunfallten gebracht. „Ist er schlimm verletzt?“ wollte er zuvor von der Schwester wissen, aber die schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass ich jetzt meine Kompetenzen überschreite, wenn ich ihnen sage, dass er nur über Nacht bei uns zur Beobachtung bleiben muss-er hat eine fragliche Gehirnerschütterung und Prellungen, aber es ist nicht ernst!“ teilte sie ihm mit und nun klopfte Semir an der Tür, die die Pflegerin ihm gewiesen hatte. In einem Zweibettzimmer lag ein untersetzter Mann und sah interessiert in den Fernseher. Semir, der in seinem Leben schon mehr als eine Commotio gehabt hatte, konstatierte sofort, dass es wirklich nichts Ernstes war, denn bei einer heftigen Gehirnerschütterung lag man still und wagte es vor Kopfschmerzen und Übelkeit meistens nicht, die Augen zu öffnen, aber wenn jemand fernsehen konnte, dann war es wohl nicht so schlimm. Auch stand auf dem Nachtkästchen ein leeres Essenstablett, was auch darauf hindeutete. Er wies sich aus und fragte den Mann, der einen slawischen Einschlag hatte und auch ein wenig östlichen Akzent sprach, wie es ihm ginge und erklärte ihm, dass er wegen des Unfalls da wäre. Der Mann brauste auf: „Dieser Blödmann der mich da geschnitten hat gehört eingesperrt! Jetzt ist mein Lieferwagen Schrott und ich liege hier und kann nicht arbeiten!“ tobte er. „Aber das gibt eine Schmerzensgeldforderung die sich gewaschen hat-ich hoffe, sie haben den Kerl!“ fragte er neugierig und Semir nickte, ohne näher darauf einzugehen. „Mich würde jetzt interessieren, wohin sie mit den ganzen Hunden wollten, die bei dem Unfall entkommen sind!“ fragte er und der Mann zuckte mit den Schultern. „Das war ein Auftrag wie jeder andere. Ich sollte sie zum Tierarzt zum Impfen bringen-wo sind die Tiere jetzt?“ wollte er dann wissen. Semir überlegte kurz, aber er musste es dem Mann wohl mitteilen, weil trotz der Aussage von Michael Putz die Hunde ja einen Besitzer hatten und den musste man rein rechtlich davon informieren wo sie waren-der musste nämlich auch für die Tierarzt-und Unterbringungskosten aufkommen. Auch wenn ihm die Tiere leid taten, falls das wirklich stimmte, was der Tierpfleger ausgesagt hatte-er alleine konnte nicht entscheiden, was mit ihnen geschehen sollte. Also entschloss er sich, einfach die Wahrheit zu sagen. „Wir haben sie alle eingefangen und sie befinden sich im Tierheim Dellbrück!“ informierte er den Fahrer. Semir überlegte, ob er ihm auf den Zahn fühlen sollte, aber dieser Mann war vielleicht wirklich nur ein gedungener Transporteur.
    „Können sie mir bitte den Namen und die Adresse des Besitzers der Hunde geben, damit ich ihn verständigen kann?“ bat er freundlich und der Mann verwies ihn an Mark Bruckner und eine Adresse in Porz. Als Semir sich verabschiedet hatte, blieb er noch kurz hinter der Tür stehen. Wie er vermutet hatte, griff der Mann sofort zu seinem Handy: „Mark-gerade war ein Polizist bei mir, dem habe ich deine Adresse gegeben. Er scheint nichts zu wissen wegen der Tölen und kommt sicher in Kürze bei dir vorbei-anscheinend hat das Vögelchen noch nicht gesungen!“ teilte er seinem Gesprächspartner mit und nun grinste Semir in sich hinein-das funktionierte doch immer wieder.

    Während er nach Porz fuhr, teilte ihm Susanne mit, dass nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Michael Putz freigelassen worden war. Er sollte sich zur Verfügung halten, aber seine Strafe würde er bekommen, wenn es zur Verhandlung kam, bis dahin blieb er auf freiem Fuß. Semir hatte eigentlich nichts anderes erwartet, denn auch wenn der junge Mann letztendlich der Auslöser für den Massenunfall gewesen war-immerhin hatte es wie durch ein Wunder keine Toten und Schwerverletzten gegeben und es bestand eigentlich auch keine Fluchtgefahr-die Entscheidung war also vorhersehbar gewesen. Außerdem sympathisierte er als Hundefreund eigentlich mit dem jungen Mann-wenn das stimmte, was er ihnen erzählt hatte, dann musste man da dringend etwas unternehmen-er wusste nur noch nicht was!

    Wenig später parkte er sein Auto vor der angegebenen Adresse und staunte nicht schlecht. Eine noble Hütte mit einem hohen Zaun und großem Grundstück lag vor ihm und als er auf den Klingelknopf drückte, kam kurz darauf der Herr des Hauses in Jeans und Hemd, flankiert von zwei Deutschen Schäferhunden, die leise knurrten als sie Semir´s ansichtig wurden, heraus. „Castor-Pollux-Platz!“ wies Mark Bruckner, wie er sich vorstellte, seine Hunde an und die fielen daraufhin regelrecht in sich zusammen, pressten ihre Köpfe auf den Boden und gaben keinen Mucks mehr von sich. „Kommen sie doch herein!“ bat der Hausherr freundlich und Semir betrat das Grundstück. Obwohl er Hunde liebte, war ihm nicht ganz wohl. Diese beiden wirkten wie ein gespannter Flitzebogen und Semir war sich fast sicher, dass die auf den Mann dressiert waren. Dann allerdings schalt er sich einen Narren-warum sollte dieser Mark Bruckner sie auf ihn hetzen? Er hatte wohl schon Phobien! So folgte er dem smarten Mittfünfziger ins Haus, um mit ihm zu sprechen.

    Oh verdammt! Gerade weiss ich auch nicht was ich denken soll! Obwohl Semir wieder da ist, jeder Kevin primär positiv gegenüber eingestellt ist un niemand ihm Böses will, scheint der trotzdem Dreck am Stecken zu haben und auf eigene Kosten beim Drogenkauf gewesen zu sein. Hoffentlich klärt sich da noch was auf!

    Wie schon erwähnt-danke für die Mitteilung-dann warte ich jetzt nicht aktuell auf neue Kapitel, sondern stelle mich gleich darauf ein, dass es eine Fortsetzung erst im nächsten Jahr gibt. Für Krankheit kann man nix und ich werde dann halt, wenn es weiter geht die bisherige Geschichte nochmals in einem Satz durchlesen, um auf dem Laufenden zu sein. bloß auch an dich eine Bitte-vielleicht könntest du die Neufassung zuerst fertig schreiben und dann regelmäßig posten? Das würde uns dann entschädigen.
    Weiter gute Besserung und halte die Ohren steif. Der Mann meiner Freundin war mit Mononukleose ein ganzes Jahr außer Gefecht, aber die Freundin meines Sohnes hatte es in drei Monaten überstanden-ich drück dir die Daumen, dass es bald besser wird!

    Gerade hatte der junge Mann begonnen, die ersten Sätze zu sagen, da gab Susanne Ben ein Zeichen, dass sie ihm etwas mitzuteilen hatte. Er verließ den Verhörraum und ging zu seiner Kollegin. "Was gibts, Susanne?“ fragte er und sie zeigte ihm nun auf ihrem Bildschirm die Akte. „Euer Verdächtiger ist kein unbeschriebenes Blatt. Er ist schon mehrfach wegen BTM-Verstößen auffällig geworden und war bis vor einem Jahr Bewohner in Ossendorf. Danach wurde er durch eine Resozialisierungsmaßnahme als Hilfskraft an ein privates Tierheim vermittelt-die Artis-Tierhilfe. Über die habe ich allerdings nichts gefunden, nur ein paar nette Bilder des Gebäudes und des Geschäftsführers, Mark Bruckner. Sie zeigte Ben auch dieses Bild eines etwa fünfzigjährigen schlanken Mannes und daraufhin ging Ben wieder zurück in den Verhörraum. Er teilte Semir im Flüsterton mit, was ihm Susanne gerade mitgeteilt hatte und der wandte sich nun wieder dem Verhörten zu. „Gerade haben sie mir erzählt, dass sie seit knapp einem Jahr als Tierpfleger in einem Tierheim arbeiten. Denken sie nicht es wäre für uns interessant gewesen, dazu zu sagen, dass das im Rahmen einer Resozialisierungsmaßnahme stattgefunden hat?“ warf er ihm an den Kopf und Michael blickte zu Boden. „Ich hatte gehofft, sie würden da nicht so genau nachprüfen, denn ich weiss-als Ex-Knacki glaubt mir doch niemand auch nur ein Wort. Aber ich schwöre ihnen-ich habe mich geändert und seit meiner Inhaftierung und danach keine Drogen mehr konsumiert oder vertickt. Ich bin raus aus dem Geschäft und mit der Arbeit im Tierheim habe ich auch meinen Traumberuf entdeckt. Ich würde wahnsinnig gerne Tierpfleger lernen und dann mit Hintergrundwissen in einem Zoo oder auch einem Tierheim arbeiten-aber nicht länger bei der Artis-Tierhilfe, denn da ist alles nur Lug und Trug und Kommerz zu Lasten der Tiere. Das finde ich schrecklich, aber genau das läuft hier ab!“ berichtete er und hatte sich dermaßen in Rage geredet, dass sich Semir und Ben verstohlen anblickten. Da war jemand völlig fanatisch und wie man wusste, waren solche Menschen zum Äußersten bereit. Vermutlich konnten sie froh sein, dass der Mann nur eine Massenkarambolage verursacht und nicht ein Attentat verübt hatte.

    „Herr Putz!“ übernahm nun Ben das Verhör. „Dürfen wir festhalten, dass sie aktuell zwar noch in diesem Tierheim arbeiten, aber nicht vorhaben das noch länger zu tun, was nach diesem Vergehen wohl auch Utopie ist-wer beschäftigt auch einen Mitarbeiter, der gegen das Unternehmen agiert. Aber jetzt möchten wir wissen, weshalb sie den Hundetransporter von der Fahrbahn abgedrängt haben und deshalb den Massenunfall ausgelöst haben!“ fragte er und Michael verlangte einen Schluck Wasser, der ihm auch im Pappbecher gewährt wurde und begann dann zu berichten:
    „Nach meiner Entlassung aus Ossendorf bin ich wieder zu meinen Eltern gezogen. Die hatten sich zwar während meiner Drogenkarriere von mir abgewandt, was ich ihnen auch nicht verübeln kann, aber als ich clean war und versprochen habe mich zu bessern, haben sie mich wieder aufgenommen und ich wohne aktuell immer noch zu Hause in meinem alten Kinderzimmer-es ginge auch nicht anders, denn der Hungerlohn den mir Bruckner zahlt, würde nie im Leben dafür reichen, mir eine eigene Wohnung zu nehmen. Als mir mein Bewährungshelfer allerdings die Stellung vermittelt hatte, war ich momentan überglücklich. Sie wissen ja vielleicht wie schwer es ist, als ehemaliger Sträfling einen Job zu finden und ich habe Tiere immer schon geliebt und so schien das alles perfekt. Allerdings war ich nach kurzer Zeit ziemlich ernüchtert als ich hinter die Machenschaften gekommen bin, die mit den armen Tieren so abgezogen wurden.
    In diesem Tierheim werden Tierversuche für die Futtermittelindustrie durchgeführt. Sackweise wird Hundefutter angekarrt, das die Hunde dann über Monate ausschließlich zu fressen bekommen.“ erklärte er und nun sahen Semir und Ben ihn verständnislos an. „Und was ist da so schlimm daran?“ wollte Ben wissen. „Dem Tierheim entstehen keine Futterkosten und die Tiere sind satt!“ überlegte er, aber Michael schüttelte den Kopf. „Das wäre ja alles gut und recht, aber diese Futterzusammensetzungen sind teilweise für die Tiere tödlich-und das wird so schonungslos ausprobiert. Manche bekommen Ausschläge, struppiges Fell, werden matt und krank-die Organe versagen und außerdem dürfen diese armen Hunde auch nie aus den Zwingern in den Freilauf, denn da könnten sie ja mal eine Maus oder sowas erwischen, was den Test dann ungültig machen würde-diese armen Kreaturen betteln um Liebe und Aufmerksamkeit, aber mehr als ich ihnen als Betreuer geben kann, ist nicht zu holen. Ganz gelegentlich wird auch mal ein Hund oder eine Katze vermittelt-das muss wohl so sein, um den Schein zu wahren, aber viele werden dann bald zurückgebracht, weil die alle Verhaltensstörungen aufweisen und es sehr viel Sachverstand braucht, um diese Tiere in eine normale Familie einzugliedern. Diese Hunde, die von außen kommen und schon mal in einer Familie gelebt haben, tun sich am Leichtesten, aber die Babys, die man nicht los gebracht hat, die haben in ihrem ganzen Leben nie was Schönes gehabt.
    Bruckner betreibt nämlich noch ein zweites mieses Spiel. Der hat im Osten viele Zulieferer, die dort Gebärfabriken betreiben. Dort werden Rassehunde sozusagen fabriziert. Die einzige Aufgabe der Hündinnen ist es zweimal im Jahr unter schrecklichen Bedingungen, schlechter Fütterung und mangelnder Pflege möglichst viele Welpen zu produzieren. Die werden dann sehr klein abgesetzt und hierher gebracht. Sie haben sicher schon von den Welpenkäufen sozusagen aus dem Kofferraum gehört. Da ist aber nicht das große Geld zu machen, denn diese Hundekinder und auch Rassekatzen finden auch nur Käufer auf einem Markt, der nicht viel bezahlen will. Bei nachgefragten Hunderassen allerdings kann der Markt oft die Nachfrage nicht bedienen. Nehmen sie z. B. die im Augenblick sehr modernen Labradore und deren verschiedene Schläge. Da kostet ein Welpe vom renommierten Züchter mit Papieren zwischen 1200 und 1500 € und es gibt Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Dafür wurde der Welpe dann aber liebevoll in der Familie aufgezogen, regelmäßig entwurmt und geimpft, die Elterntiere werden untersucht und teilweise auf Schauen vorgestellt und die meisten Züchter hängen mit sehr viel Liebe und Sachverstand an ihren Zuchttieren. Die Welpen werden meist auch frühestens mit etwa neun bis zehn Wochen abgegeben und die Züchter stehen auch danach noch mit Rat und Tat den Käufern zur Seite. Nun haben Bruckner und seine Helfershelfer da einen besonderen Trick. Er nimmt einen kompletten Wurf aus der Gebärfabrik, bringt ihn in den Haushalt von Leuten, die einen oder mehrere rassereine Hunde haben und gibt die als deren Welpen aus. Die meisten Leute die da hinkommen sind entzückt von dem Gewusel der herzigen Welpen und verschwenden keinen Blick darauf, ob das angebliche Muttertier überhaupt ein Gesäuge hat oder sich für die Welpen interessiert. Man ist völlig zufrieden, dass man den Empfehlungen für den Hundekauf nachgekommen ist-die Tierchen leben in einer Familie, das Muttertier sieht gesund aus und schon hat man eine Menge Geld für eine Mogelpackung hingelegt. Manchmal werden Papiere gefälscht oder noch viel einfacher-den Leuten wird eingeredet, dass man für genau diesen Hund, den sie sich ausgesucht haben keine Papiere bekommen habe, weil der Zuchtverband nur für maximal sechs Welpen pro Wurf Papiere ausstellt und die anderen Welpen umgebracht werden müssen. Der angebliche Züchter hat das aber nicht übers Herz gebracht und die Nummer sieben sozusagen so durchgeschmuggelt und die gibt’s halt dann leicht ermäßigt für sagen wir mal 1000€ ohne Papiere und alle sind zufrieden. Nur sind diese Welpen eben leider meist krank, haben Knochen-und Gelenkschäden schon von der schlechten Versorgung im Mutterleib, haben gefährliche Parasiten in sich, ein instabiles Immunsystem und die Tierarztkosten der glücklichen Welpenbesitzer haben oft den Kaufpreis innerhalb kürzester Zeit überschritten, aber das interessiert Bruckner nicht. Und wenn nicht alle Welpen weggehen-da gibt es nämlich eine schmale Spanne, kaum jemand will nen Hund der älter als 14 Wochen ist, wenn er sich für nen Welpen entschieden hat und dann kommen sie eben zu Versuchszwecken in den Zwinger.“ endete Michael Putz und nun sahen sich Semir und Ben zweifelnd an. Konnte das stimmen, was ihnen der junge Mann gerade erzählt hatte? Aber eigentlich klang das ganz logisch.

    „Aber jetzt wissen wir immer noch nicht, warum sie den Transporter von der Autobahn gedrängt haben!“ insistierte nun Semir wieder. „Ja weil das der letzte Weg dieser Hunde gewesen wäre, wenn der Fahrer sie ausgeliefert hätte. Sie würden in den Labors der Futtermittelindustrie genauestens untersucht und dann getötet, weil man dann sagen könnte, ob man ein neues Futter auf den Markt bringt oder eben nicht-und sie glauben gar nicht, wieviel Geld Hunde-und Katzenhalter für Spezialfuttermittel, die angeblich auch gegen verschiedene Krankheiten helfen sollen, auszugeben bereit sind-schauen sie sich nur mal in den Futterabteilungen der Kaufhäuser und der Tierhandlungen um-das ist ein Millionengeschäft! Ich wusste mir nicht anders zu helfen, ich habe den Transporter verfolgt und habe ohne irgendeinen Plan gehandelt, als sich die Gelegenheit geboten hat ihn aufzuhalten“ erklärte der junge Mann und irgendwie waren sowohl Semir als auch Ben geneigt, ihm zu glauben.

    So habe gerade erst die Kapitel der letzten Tage nachgelesen.
    Alex wird es vermutlich schaffen, undercover in die Bande reinzukommen-auf jeden Fall sind die Verbrecher an ihm interessiert. Semir verlebt derweil zweite Flitterwochen mit Andrea-allerdings wohnen sie noch nicht dauerhaft wieder zusammen-das muss sich aber noch ändern! Mensch Semir, stell dich nicht so an! Aber das Herz aus Kerzen und roten Rosen fand ich sehr romantisch.
    Bei der nochmaligen Befragung des Zeugen stößt Semir auf eine Mauer aus Angst und Schweigen-der große Boss hat seine Mannen mit Gewalt gut in Griff. Allerdings ist der Attentäter danach bei Semir an den Falschen geraten-der überwältigt ihn kurzerhand und beim anschließenden Verhör beisst er mal wieder, wie die letzten Male auf Granit-zu groß ist die Angst der Verbrecher. Bin gespannt, wer dieser große Boss denn in Wirklichkeit ist!

    „Was ist das wohl für eine Rasse?“ fragte Ben und drehte sich nachdenklich ein wenig zu dem Findling um. „Du kennst dich doch damit ein wenig aus!“ fragte er seinen Freund und nach einem kurzen Blick auf die Rücksitzbank antwortete Semir: „Das ist ein Senfhund!“ und nun sah Ben ihn fragend an. „Na da haben so einige Vertreter verschiedenere Rassen ihren Senf dazu gegeben-reinrassig ist der auf jeden Fall nicht!“ erklärte ihm Semir und nun schmunzelte auch Ben. „Lucky hast du das gehört-der ist gerade frech zu dir!“ sagte er und der Hund stieß ein kurzes befriedigtes „Wuff“ aus und sah dann angeregt aus dem Fenster.
    Semir hatte sich wieder ein wenig beruhigt und steuerte routiniert seinen BMW in Richtung des Tierheims in Köln-Dellbrück, wohin der Hundeführer mit den anderen Schützlingen voraus gefahren war. „Eigentlich dürften wir ihn ohne Sicherung gar nicht transportieren-wenn der bei einer Bremsung nach vorne fliegt, erschlägt er uns!“ dachte Semir noch laut, aber Ben sagte nun: „Wie hätten wir es denn machen sollen-oder hast du immer ein Hundegeschirr im Auto?“ und nun fuhr Semir einfach weiter, bis er kurz danach am Parkplatz vor dem Tierheim einparkte. „Ich schau mal ob die ne Leine und ein Halsband haben-bleibst du derweil bei ihm?“ fragte Ben und öffnete die Tür um auszusteigen. Wie der Blitz war Lucky über die Rückbank gesprungen und aus dem Wagen geschlüpft. „Lucky was soll das? Komm steig wieder ein!“ sagte Ben vorwurfsvoll, aber der Hund sah demonstrativ in die andere Richtung und klebte wie eine Klette an Ben´s Hosenbein, der nun zur Glocke ging und läutete. Semir war ebenfalls ausgestiegen und feixte. „Da hast du nen Verehrer gefunden Ben-am besten du nimmst ihn gleich mit nach Hause!“ sagte er und Ben warf ihm einen wütenden Blick zu. „Wir wollen schon mal einen Hund, aber erst wenn wir mal ein Häuschen im Grünen gefunden haben und Tim ein wenig größer ist. Außerdem werden wir uns natürlich einen Welpen kaufen, vermutlich einen braunen Labrador-die gefallen Sarah und mir am besten!“ erklärte er und in diesem Moment öffnete schon die Dame des Tierheims die Tür.
    „Ah das ist wohl der letzte der Unfallhunde-kommen sie nur herein-unser Tierarzt ist gerade dabei die Hunde zu untersuchen, aber bisher hat er Gott sei Dank noch keine schwereren Verletzungen feststellen können. Die eine oder andere Prellung und die Hunde sind durchwegs geschockt, aber sie werden es überstehen!“ erklärte sie, während sie übers Gelände voranging. Lucky hatte sich umgesehen und folgte nun mit hängendem Kopf, eingeklemmter Rute und weggeknickten Ohren frei den drei Personen. Die Tierheimmitarbeiterin sah sich erstaunt um: „Und sie haben den Hund heute wirklich zum ersten Mal gesehen?“ fragte sie Ben zweifelnd. „Der wirkt, als wenn er schon immer ihr Hund wäre!“ sagte sie und Ben beeilte sich zu versichern, dass er wirklich vor einer Stunde dem Hund zum ersten Mal begegnet wäre. „Diese Menge an großen Hunden stellt uns zwar momentan vor ein Problem, weil wir eigentlich gar nicht so viel Platz haben-es wäre uns Recht, wenn sie den oder die Besitzer bald ermitteln könnten, damit sie zurückgegeben werden können-aber zum Wohle der Tiere werden wir eine Notfalllösung finden.“ sagte die Dame weiter und nun waren sie schon im Gebäude angekommen, wo auf verschiedene Zwinger verteilt Lucky´s Leidensgenossen bereits warteten. Die Frau nahm nun ein Halsband und eine Leine von einem Haken an der Wand und legte das Band vorsichtig um Lucky´s Hals. Dabei sprach sie mit ihm und sagte: „Na du bist ja ein ganz Braver-jetzt bleibst du ein wenig bei mir, bis wir dein Herrchen gefunden haben!“ aber Lucky wehrte sich zwar nicht, aber er drängte sich gegen Ben und stemmte die Beine in den Boden als sie ihn wegziehen wollte. Ben hatte fast ein schlechtes Gefühl dabei, aber er sagte nun auch: „Lucky-sieh mal du wirst es hier gut haben!“ und wandte sich gemeinsam mit Semir zum Gehen. Sie schlossen die Tür hinter sich und Ben erhaschte einen letzten Blick auf seinen neuen Freund der ihm fassungslos nachsah und ihm beinahe ein schlechtes Gewissen machte. Sie waren gerade ein paar Schritte Richtung äußeres Tor gegangen, als plötzlich die Türe hinter ihnen aufflog und mit ein paar Sätzen Lucky, der nun kein Halsband mehr trug, wieder an Ben´s Seite klebte. Die Tierheimmitarbeiterin kam ihnen fassungslos nach. „Ich habe noch nie einen Hund erlebt, der sich dermaßen schnell und geschickt aus dem Halsband gewunden hat und auch sofort wusste, wie man eine Tür aufmacht!“ sagte sie ein wenig fassungslos, während Lucky nun zitternd neben Ben Platz nahm. „Ach Mensch Junge-das geht doch nicht!“ sagte Ben unglücklich und ging nun mit, während die Frau eine Retrieverleine holte. Die zog sich zu und war aus dünnem Nylonmaterial und damit konnte auch Lucky sich nicht befreien, den man nun in einen Zwinger zerrte.
    Schweren Herzens machten sich Semir und Ben nun auf den Weg und diesmal kam ihnen niemand mehr nach. Als sie ins Auto stiegen um zur PASt zu fahren, wo der Unfallverursacher hingebracht worden war und aufs Verhör wartete, wandte Semir den Blick zur verschmutzten Rücksitzbank: „Dass das klar ist-heute Abend saugst du mein Auto raus-du hättest wenigstens ne Decke unterlegen können!“ bekräftigte er nochmals seine Forderung und Ben nickte nachdenklich. Er hatte doch so gar keine Erfahrung mit Hunden, aber jetzt war er gespannt, was der junge Mann zu erzählen hatte.

    Michael wartete schon unruhig auf sein Verhör. „Wie geht es den Hunden und wo haben sie Lucky hingebracht?“ begehrte er zu wissen. „Die sind alle wohlauf und im Tierheim in Köln-Dellbrück!“ antwortete Semir ihm kurz und bat ihn Platz zu nehmen. Die Personalien hatte er vorhin ja schon aufgenommen und so begann er nun die Befragung: „Sie heißen Michael Putz, sind 28 Jahre alt und wohnhaft in der Kastanienallee 6 in Köln?“ begann er und der junge Mann bestätigte die Angaben. „Jetzt erzählen sie uns mal, warum sie den Tiertransporter geschnitten haben und damit zum Auslöser einer Massenkarambolage mit mehreren Verletzten und einem Sachschaden, der in die Millionen gehen wird, geworden sind!“ sagte Semir streng und nun schluckte sein Gegenüber und sagte leise: „Das habe ich doch nicht gewollt-ich wollte doch nur die Hunde retten!“ sagte er und begann zu erzählen.

    Nur um gleich klarzustellen-ja auch diese Story wird im Krankenhaus spielen-zumindest zu einem gewissen Teil. Klar gibts auch eine Handlung, es gibt Action, aber wer kein Krankenhaus will, der sollte sich am besten gar nicht auf die Geschichte einlassen, wie auch auf sonst keine meiner Storys-ich habe nicht vor, jetzt irgendetwas anderes zu schreiben als sonst auch. Und ich bin deshalb auch niemandem böse-vielleicht vereinfacht es die Dinge, wenn tatsächlich nur Leser der Geschichte folgen, die genau sowas wie in den letzten beiden Jahren lesen wollen. Dann wird nämlich niemand enttäuscht-wer reine Actionstorys will, muss sich bei anderen Autoren bedienen. Und da gibt es ja wahrlich genug.
    Meine Spezialität ist eben die von mir soeben als Definition erfundene Medizinfiktion :D -für was anderes interessiere ich mich nicht.

    Schade-jetzt ist sie zu Ende-die nächste deiner intelligenten, spannenden und doch emotionalen Geschichten!
    Mir hat sie wieder supergut gefallen und das offenen Ende macht mir eigentlich nichts aus, denn deine Charaktere sind so stimmig beschrieben, dass deren Handlungen absolut nachvollziehbar sind. Außerdem ist so das Leben-es gibt nicht immer ein Happy End-aber vielleicht ne Fortsetzung?

    So liebe Leser-wie versprochen startet heute meine neue Story, die sich ein wenig im Tierschutzmilieu mit seinen ganzen Absonderlichkeiten bewegt.
    Das Zwickau-Wochenende war wunderbar und ich habe wieder viel Input gekriegt!
    Ich wünsche euch viel Spaß!

    "Lucky"

    Gerade fuhren Semir und Ben Richtung Leverkusen über die Autobahn. „Mann ich kann es noch gar nicht glauben-in vier Tagen bin ich verheiratet!“ erklärte Ben gerade seinem Freund, der dabei schmunzeln musste. „Glaub mir-da gewöhnt man sich dran und ich hoffe ja nicht, dass Sarah und du euch mit der Hochzeit in irgendeiner Weise ändert. Ist ja nur eine Unterschrift unter nem Dokument, an eurem Charakter oder euren Lebensumständen ist deswegen ja nichts anders!“ gab Semir zu bedenken. „Irgendwie habe ich trotzdem Schiss!“ antwortete Ben leise und nun sah Semir ihn prüfend von der Seite an. „Noch kannst du alles abblasen wenn dir nicht wohl dabei ist-immerhin sollte das schon eine Entscheidung sein, die freiwillig getroffen wird!“ sagte nun Semir, aber Ben beeilte sich zu versichern: „Nein-so war das nicht gemeint! Ich liebe Sarah und möchte mit ihr mein Leben verbringen, aber eben davor habe ich Angst, dass sich etwas ändert-es läuft gerade alles so gut. Man liest doch immer wieder, dass bei manchen nach einer Hochzeit nichts mehr so ist wie früher-und dann kommts kurz danach zur Trennung!“ gab Ben zu bedenken, aber nun lachte Semir lauthals: „Soll ich dir was sagen: Denk einfach nicht an sowas, sondern tu was dein Herz dir sagt!“ und nun antwortete Ben ihm mit fester Stimme: „Das sagt, dass ich Sarah heiraten will!“ und nun schmunzelte Semir: „Dann ist ja alles gut!“ um Sekunden später zu rufen: „Verdammt noch mal, was macht denn der Blödmann da vorne?“

    Ben der abgelenkt aus dem Seitenfenster gestarrt hatte richtete nun seine Konzentration nach vorne. Da fuhr schon seit einiger Zeit bei mäßig dichtem Verkehr ein kleinerer Lieferwagen mit Planenaufbau, der nun gerade den Blinker gesetzt hatte, um sich auf die Abbiegespur einzufädeln, als ein winziger roter alter Kleinwagen ihn überholte und so knapp vor ihm einscherte, dass der Fahrer auf die Bremse treten musste und dabei ins Schleudern kam. Wie das auf einer befahrenen Autobahn eben so war, hatte der Nebenmann nicht mit sowas gerechnet, verriss ebenfalls das Steuer und nun kam es zur Kettenreaktion. Bremsen quietschten, Autos stellten sich quer, es knallte, Blech scharrte auf Blech und ein LKW-Fahrer, der gerade während der Fahrt genüsslich in seine Stulle gebissen hatte, leitete die Bremsung ein wenig zu spät ein und krachte beinahe mit voller Wucht von hinten in die bisher nur leicht verdellten Fahrzeuge, schob sie ineinander und im Zeitlupentempo kippte nun der Transporter um, der Planenaufbau löste sich von der Unterkonstruktion und während Menschen hysterisch zu schreien begannen, rollten ein paar Käfige heraus, die Türen öffneten sich und einige große Hunde sprangen auf einmal voller Panik zwischen den verunfallten Autos herum und flüchteten in alle Richtungen, auch auf die Gegenfahrbahn, wo nun ebenfalls Bremsen quietschten und eine Massenunfall entstand.

    Semir war auf die Bremse getreten und er und Ben hatten hilflos, ohne irgendetwas machen zu können, aus einiger Entfernung das Szenario beobachtet. Das Blaulicht rotierte und Ben hatte zum Funk gegriffen: „Susanne, Massenkarambolage auf der A3 am Kreuz Leverkusen, bitten um Verstärkung und schick auch ein paar Rettungsfahrzeuge und vielleicht nen Hundeführer-ich melde mich wieder, wenn wir uns einen Überblick verschafft haben!“ rief er und war dann schon, ebenso wie Semir, in Windeseile aus dem Fahrzeug. Gott sei Dank war wenigstens der Verkehr hinter ihnen zum Stillstand gekommen und während sich gerade in beiden Richtungen ein riesiger Stau bildete, obwohl hier ja viele Spuren zur Verfügung standen, liefen Semir und Ben von Fahrzeug zu Fahrzeug und schauten, ob jemand schwerer verletzt war, was aber Gott sei Dank nicht der Fall war.
    „Jetzt schnappen wir uns den Unfallverursacher!“ beschloss Semir und rannte zu dem Fahrer des roten Kleinwagens, der gerade ausgestiegen war und zu dem umgestürzten Lieferwagen gerannt war. Allerdings kümmerte er sich keinen Deut um den Fahrer, der sich gerade benommen aus seiner Kabine schälte, sondern spurtete zur Ladefläche und band einige Hunde los, die dort winselnd festhingen. „Was soll das, Freundchen?“ rief Semir und hielt ihn am Ärmel fest, aber der junge Mann mit dem langen Pferdeschwanz schüttelte mit Tränen in den Augen seine Hand ab und schluchzte: „Das habe ich nicht gewollt! Django, ganz ruhig-Balko Platz, ich bin ja da!“ versuchte er die aufgeregten Hunde zu beruhigen und die kannten anscheinend ihren Retter und ließen sich momentan auch von ihm beeinflussen.Inzwischen waren mit Sirenengeheul die ersten Rettungsfahrzeuge eingetroffen und die Verletzten wurden gesichtet, in Kategorien nach Verletzungsschwere eingeteilt und auf verschiedene Krankenhäuser verteilt, wie man das immer wieder übte. Auch der Fahrer des Lieferwagens wurde abtransportiert, die eingetroffenen Polizeifahrzeuge begannen Fotos zu machen und Zeugen zu befragen, während Semir, Ben und der junge Mann sich daran machten, die verstörten Hunde einzusammeln.
    Inzwischen war auch der angeforderte Hundeführer mit seiner vierbeinigen Begleitung ein getroffen und so spürte man ein Tier nach dem anderen auf und band sie erst einmal der Reihe nach an der Leitplanke an oder steckte sie wieder in die Käfige, soweit die noch funktionstüchtig waren. Es waren lauter große Hunde, keiner besonders hübsch oder gepflegt, aber der Fahrer des Kleinwagens kannte sie alle mit Namen. Nach einer Weile sagte er: „Jetzt fehlt nur noch Lucky!“ und Semir und Ben sahen sich an. Dieser Unfall war auf jeden Fall kein Zufall gewesen, wobei natürlich der Kleinwagenfahrer für das Ausmaß des Schadens nicht verantwortlich war und das würde auch von den Versicherungen geregelt werden, aber jetzt waren sie doch gespannt, was da dahinter steckte.

    Der langhaarige junge Mann intonierte immer wieder „Lucky!“ aber nirgendwo war ein Hund zu entdecken. Der Hundeführer stieg nun über die Leitplanke und tatsächlich rief er nach einer Weile: „Ich hab noch einen, aber ihr müsst mir helfen!“ und nun kamen Semir, Ben und der junge Mann nach. In einem Betonrohr, das als Entwässerungsgraben unter einem Weg verlief, steckte ein schwarzer Schatten. „Bitte ganz vorsichtig-er ist sehr verstört-er hat doch schon so viel mitgemacht!“ bat der junge Unfallverursacher mit Tränen in den Augen, aber es gelang ihnen nicht den Hund dazu bewegen, aus dem Betonrohr zu kommen. „Vielleicht steckt er ja auch fest?“ vermutete der Hundeführer und so wurde die Feuerwehr zugefordert, die ja über einen Feldweg an das Betonrohr ranfahren musste, was sicher eine Weile dauern würde. „So-du kommst jetzt erst mal mit mir, Freundchen und erzählst uns, was es mit dieser Sache so auf sich hat-um den Hund kümmern wir uns!“ sagte Semir entschlossen und zog Michael mit zu einem Kleinbus der Polizei, um die Personalien aufzunehmen und die Papiere zu überprüfen.
    Der Hundeführer, der ebenfalls mit einem Bus gekommen war, begann nun damit die elf Hunde in sein Fahrzeug zu laden, um sie erst einmal zum Tierheim zu bringen. „Die müssen vom Tierarzt untersucht werden, ob einem was passiert ist und dann werden wir rausfinden, wer die Besitzer sind!“ erklärte er und machte sich wenig später-die Feuerwehr war noch nicht bei der Betonröhre eingetroffen-auf den Weg. „Den einen Hund könnt ihr ja dann nachliefern!“ rief er und brachte seine vierbeinigen Begleiter nun in Sicherheit.
    Ben war noch am Weg stehen geblieben, um die Feuerwehr einzuweisen, als plötzlich ein leises Winseln ertönte. Ben hockte sich hin und schaute in die Betonröhre: „Wir holen dich da schon raus, Lucky!“ sagte er freundlich und streckte die Hand aus. Eigentlich wusste er, dass das ein Blödsinn war-das war ein völlig fremder großer Hund, von dem er nicht wusste, ob der bissig oder sonst was war, aber nun schob sich ein riesiger schmaler Körper langsam vorwärts und dann leckte der Hund an seiner ausgestreckten Hand. „Na komm-du schaffst das und dann kümmere ich mich um dich!“ lockte Ben ihn freundlich und bewegte sich im Zeitlupentempo rückwärts, während nun der Hund Zentimeter für Zentimeter vorwärts robbte, bis er vollends aus der Röhre gekrochen war und nun einfach erschöpft und traumatisiert vor Ben liegenblieb, der vorsichtig begann, den schmalen Kopf zu streicheln. „Guter Junge!“ murmelte er und besah sich den hässlichsten Hund, den er je erblickt hatte. „Die Feuerwehr braucht nicht mehr zu kommen-ich hab ihn!“ rief er zu den anderen und als er sich nun erhob, stand der Hund ebenfalls auf und schlich mit gesenktem Kopf frei hinter Ben her zum Wagen, wo er wie selbstverständlich im Fond Platz nahm. Semir, der gerade nach der Personalienüberprüfung mit dem Verhör anfangen wollte, sah das aus dem Busfenster, woraufhin er wie von der Tarantel gestochen raussprang und rief: „Ich glaube du spinnst-du kannst doch nicht diese stinkende verlauste Töle in meinen frisch geputzen Wagen setzen!“ aber da hatte sich Ben schon auf dem Beifahrersitz gesetzt. Zornig sprang Semir hinters Steuer und rief noch den Kollegen im VW-Bus zu: „Bringt den Mann zur PASt-ich werde ihn dort verhören!“ und dann ließ er den Motor an. „Mann-was ist dir denn nun schon wieder eingefallen? Aber jetzt hilfts auch nichts mehr-jetzt bringen wir ihn eben zu seinen Kumpels ins Tierheim, den Dreck habe ich jetzt schon-aber das verspreche ich dir-den Wagen machst du danach sauber!“ moserte er, während er losfuhr und Lucky derweil liebevoll von hinten Ben´s Ohr ableckte.

    Alex geht nun in die Kneipe und wird sehr schnell vom Wirt ausgeforscht-ich denke, der Kontakt ist in Kürze hergestellt!
    Semir geht derweil zu Andrea um sie auszuführen-ich kann mir das sehr gut vorstellen, wie sie die Treppe herunter schreitet. Die hat sicher entweder ein Häuschen gemietet oder ne Maisonettenwohnung. Ja wird langsam Zeit, dass die beiden wieder endgültig zusammenkommen!

    Der einsame Wolf ist wieder on the road! Und Ben ist eigentlich der Auslöser dafür, dass es passiert ist und er und die Chefin wissen das beide.
    Allerdings hat Kevin ebenfalls Recht-immer mit einer Lüge zu leben ist auch nicht gut und zermürbt den Betroffenen auf Dauer. Die Wahrheit kommt doch meistens sowieso ans Licht!
    Jetzt hoffe ich, dass die Innere seine Vergehen in der Vergangenheit nicht verfolgt und es für ihn eine Rückkehr in den Polizeidienst gibt-allerdings sieht das im Augenblick nicht so aus!
    Ich hoffe aber sehr, dass die Figur Kevin vielleicht in deiner nächsten Geschichte wieder auftaucht, Campino-ich habe ihn nämlich inzwischen sehr ins Herz geschlossen. Oder schreibst du jetzt nur noch Alex-Geschichten? :D

    Epilog: Um einige der offenen Fragen zu beantworten führe ich jetzt die von Yon eingeführte gute Sitte des Epilogs weiter:

    Ben musste zwar nach den Feiertagen nochmals zurück ins Krankenhaus, aber er erholte sich zügig und machte auch eine ambulante Reha, anstatt wegzufahren. Mit einer einzigen weiteren Operation kam auch der Arm in Ordnung und außer ein paar Narben blieb nichts zurück.Sarah bestand darauf, dass er seine Psychotherapie weiterführte und sie hatten inzwischen auch schon Partnerstunden gemacht-auf jeden Fall würde Ben vor Sarah keine so großen Heimlichkeiten mehr haben, sondern seine Wünsche und Probleme ansprechen, damit man eine gemeinsame Lösung finden konnte.

    Yasser`s Vater galt nach einem halben Jahr als geheilt und die ganze Familie konnte in die Heimat zurückkehren. Die Therapie und der Aufenthalt in Deutschland waren aus der Entschädigung Brami´s gezahlt worden und Ben verwendete nun das aus seiner persönlichen Kasse dafür vorgesehene Geld dazu, der hilfreichen Familie eine größere, schön eingerichtete Wohnung zu finanzieren und vor allem ein Stipendium für die Ausbildung aller Kinder einzurichten. Allerdings sah es gut aus-vermutlich konnte der Vater sogar wieder arbeiten!
    Yasser hatte während seines Kölnaufenthalts perfekt Deutsch sprechen gelernt und verbrachte viele Nachmittage damit, mit Tim zu spielen und als Krönung durfte er sogar mal mit Semir und Ben im Polizeiauto mitfahren und Semir zeigte sein fahrerisches Können, so dass Yasser mit geröteten Wangen ausstieg und tagelang von nichts anderem mehr schwärmte-außerdem stand sein Berufswunsch fest-er wollte Polizist werden.

    Die überlebenden Terroristen wurden in Deutschland verurteilt und nach einer Weile in die Heimat abgeschoben-allerdings verbürgte sich der Präsident Tunesiens dafür, dass die die volle Strafe in ihrer Heimat absaßen, denn nur durch Guido´s beherzte Aussage war ein Embargo gegen sein Land verhindert worden, die Deutsch-Tunesischen Beziehungen liefen in normalen Bahnen weiter und das nordafrikanische Land blieb ein beliebtes Urlaubsziel.
    Khaled verbrachte viel Zeit mit Yasser´s Vater mit dem er sich angefreundet hatte und versprach die Verbindung nicht abreißen zu lassen.

    Hassan und seine Familie wurden für ihren selbstlosen Einsatz fürstlich von Ben belohnt, unter anderem natürlich auch mit einem neuen Beduinentuch und einem Sack Kraftfutter für die Kamele-das einzige was er nicht mehr wollte, war dieses Land bereisen-zu viele böse Erinnerungen hingen daran! Allerdings wurde die Stimmung im Land nach Brami´s Tod wieder viel liberaler weil die Terrormilizen mangels Geldgeber ihre Schreckensherrschaft beendet hatten.
    Brami´s Tochter setzte alle Kraft daran gemeinsam mit ihrer Mutter die Leidtragenden der Verbrechen ihres Vaters zu entschädigen und außerdem half sie einmal die Woche Dr. Amami dabei in den Slums von Sousse die Ärmsten der Armen zu behandeln. Eines Tages sagte sie mit geröteten Wangen: „Dr. Amami-ich weiss jetzt was ich werden will: Ich werde nach dem Abitur Medizin studieren, dann eine Weile in Deutschland arbeiten und danach nach Tunesien zurückkehren und Gutes tun!“ und der Arzt sagte gerührt: „Ja tu das-dein Vater wäre stolz auf dich!“ obwohl er sich dessen gar nicht so sicher war-aber er ersetzte sozusagen die Vaterfigur bei diesem jungen Mädchen.

    Dietmar Haug wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt und aus seinem Vermögen und dem Günther´s wurde auch Lisa entschädigt, die mit psychologischer Hilfe allmählich über das Trauma hinweg kam. Natürlich bekam auch Hubert sein Schmerzendgeld und am Friedhof stand nun ein wundervoller Grabstein aus weißem Marmor.

    Die nächsten Schulferien verbrachten Semir und seine Familie in dem Haus auf Norderney und sie erholten sich wunderbar-das war ein tolles Geschenk von Sarah gewesen.

    Als Ben wieder soweit genesen war kam ein verspäteter Wintereinbruch und Ende Februar lag Köln unter einer dichten Schneedecke. Ben der ab der nächsten Woche wieder dienstfähig geschrieben war, ging in den Keller, holte den Schlitten und diesmal klappte es mit der gemeinsamen Schlittenfahrt. Als er zusammen mit seinem Sohn ins Tal rauschte juchzte er vor Vergnügen und Tim, der mit roten Bäckchen in seinem dicken Schneeanzug steckte tat es ihm gleich. Sarah stand unten am Schlittenhang und nahm ihre Männer dort lachend wieder und wieder in Empfang-das hätte sie sich vor wenigen Wochen noch nicht träumen lassen, dass das jemals wieder möglich sein würde! Aber eines wusste sie-sie liebte die beiden von ganzem Herzen und würde sie am liebsten nie mehr aus den Augen lassen, aber das war einfach unmöglich.

    Nachdem Ben gerettet wurde, erfahren die beiden Polizisten beim Verhör und von Trauschers Bruder das vermutliche Motiv für die Taten. Na ja-eigentlich völlig irrsinnig, weil genauso viele Autofahrer, wie Radfahrer, Motorradfahrer, Reiter und Fußgänger vermutlich Unfälle verursachen, aber für Trauscher fühlt sich das nach seinen persönlichen Schicksalsschlägen halt so an. Das erinnert mich ein wenig an meine Mutter, die heute ihren 85. Geburtstag feiert. Sie hat vor einigen Monaten beim Öffnen einer Bügelverschlussflasche Herzbeschwerden gekriegt und erzählt jetzt jedermann voller Überzeugung, dass der Inhalt dieser Flaschen schädlich für die Pumpe sei! ;( :D .
    Also nach wie vor sehe ich Trauscher eher in der Psychiatrie, aber das löst das Problem zwischen Ben und Kevin auch nicht. Ja ich finde auch-der schlaflose Ben sollte seinen Gedanken für eine Aussprache schnellstens in die Tat umsetzen!
    Kevin hat derweil ein wenig unbequem im Krankenhaus gepennt, aber Jenni fühlt sich vielleicht gerade deswegen zu ihm hingezogen-wetten die wäre im Bett auch gerückt!
    Semir und André fliegen derweil auf die andere Ferieninsel zurück. Es wurden zwar viele Dinge ausgeräumt, aber auch mir gefällt das, dass Semir die Sache zwar hinnimmt, aber mit seiner Entscheidung nicht ganz glücklich ist! Andrea ist derweil sicher trotzdem froh, dass er halbwegs heil wieder zurück ist und jetzt hoffe ich für die beiden wenigstens noch auf ein paar unbeschwerte Urlaubstage!
    Ja Sabrina, du hast Recht-heute ist der Tag der langen Feeds! ;)

    So liebe Leser!
    Nun ist es da, das von manchen erhoffte und von anderen verwünschte Ende der Geschichte.
    Morgen folgt noch ein Epilog und dann ist am Sonntag ein Tag Pause, denn ich werde mich mit Darcie und Yon in Zwickau treffen, wo wir uns Tom Beck mal wieder hautnah und Live geben werden. Ich brauch doch immer mal wieder Input und das funktioniert am besten, wenn ich meine Hauptperson intermittierend persönlich zu sehen kriege. Na da kann ich echt froh sein, dass der diese Geschichten nicht liest, sonst würde ich vermutlich von den Ordnern aus dem Saal befördert! :D

    Ich danke euch vielmals für euer Interesse, euer Mitfiebern und die netten Kommentare-wobei natürlich auch die kritischen willkommen sind, ich bin nämlich nicht der Überzeugung, dass ich so sonderlich gut schreibe, ich fasse halt nur in Worte, was ich selber gerne lese und habe nicht den Anspruch dass das anderen auch gefallen muss!
    Das Konzept für die neue Geschichte steht schon und natürlich werdet ihr da gemeinsam mit einigen vierbeinigen Akteuren hautnah Sarah´s und Ben´s Hochzeit miterleben-aber mehr wird noch nicht verraten!
    Eure susan

    Am nächsten Morgen wurde Ben gleich nachdem ihn Sarah gewaschen und gerichtet hatte in den OP gebracht. „Alles Gute!“ wünschte sie ihm liebevoll und gab ihm zum Abschied einen Kuss. Danach packte sie Tim ein und ging erst ein Ründchen mit ihm spazieren, um danach in die Wohnung zu fahren und mit dem Anbringen der Weihnachtsdeko zu beginnen. Eigentlich hatte sie nicht gedacht, dass sie dieses Jahr noch Lust darauf haben würde, aber so lenkte sie sich ab und auch Tim war sehr zufrieden und half auf dem Bauch auf seiner Krabbeldecke mittendrin liegend mit geschäftigen Lauten Einpackpapier zu zerfetzen. Sarah wusste, dass die OP mehrere Stunden dauern würde und danach Ben noch im Aufwachraum liegen würde. Ihre Kollegen hatten versprochen ihr Bescheid zu geben wenn die Operationen beendet waren, was die am PC verfolgen konnten. Danach hatte sie noch etwa zwei Stunden bis Ben im Zimmer war und als um elf ihr Handy klingelte, das sie inzwischen von Frau Krüger zurückerhalten hatte, arbeitete sie noch in aller Ruhe ein Stündchen weiter, aß dann noch was und fuhr dann ins Krankenhaus zurück. Tim machte ein ausgiebiges Mittagsschläfchen und so hatte Sarah genügend Zeit sich um ihren Verlobten zu kümmern, als der kurz vor dreizehn Uhr ins Zimmer gefahren wurde.

    Ben war morgens sehr aufgeregt gewesen, als er eingeschleust wurde. „Hoffentlich bleibe ich kein Krüppel!“ vertraute er der Anästhesieschwester seine Ängste an, aber auch die beruhigte ihn. „Jetzt lassen sie unsere Docs mal machen! Die haben sehr viel Erfahrung mit Osteosynthese und sind da ständig auf Fortbildungen!“ erklärte sie ihm und wenig später rauschte das Narkosemittel über den ZVK in seine Venen und er schlief sofort ein. Man intubierte ihn problemlos und nahm sich dann im Saal erst das Bein vor. Die Stellen an denen sich schon Kallus gebildet hatte, wurden sozusagen unter Sicht nochmals gebrochen und dann stabilisierte und reponierte man mit unzähligen Platten und Schrauben das Bein. Man legte danach mehrere Redondrainagen ein, klebte sterile Wundverbände auf die Wunden und wickelte dann das Bein mit elastischen Binden. Nun wurde Ben umgelagert, die Operateure zogen sich frische Kittel und Handschuhe an und dann operierte man den Arm. Der Oberarm und das Ellenbogengelenk konnten recht gut versorgt werden, nur am Unterarm waren so viele eingestauchte Trümmerfrakturen, dass man sich entschloss, da einen Fixateur externe anzulegen und so sah wenig später Ben, als er im Aufwachraum zum zweiten Mal erwachte-an das erste Mal im Operationssaal nach der Extubation konnte er sich gar nicht mehr erinnern-verwundert auf ein merkwürdiges Metallgestell an seinem linken Arm. Er hatte aber kaum Schmerzen, so gut hatte man ihn mit Schmerzmitteln abgedeckt und als er um die Mittagszeit abgeholt und in sein Zimmer gefahren wurde, hatte er ehrlich gesagt vor allem eines: Hunger und Durst!
    Sarah begrüßte ihn mit einem liebevollen Kuss, er warf einen zufriedenen Blick auf seinen schlafenden Sohn und döste dann noch ein wenig vor sich hin. Nach zähen Verhandlungen ließ sich Sarah gegen 15.00 Uhr erweichen ihm etwas zu trinken zu holen und als gegen 16.00 Uhr der Operateur noch vorbeikam, um ihm vom Verlauf der OP und der Prognose zu erzählen, war sein größtes Anliegen sein knurrender Magen. Der Unfallchirurg prüfte erst die Durchblutung, die Motorik und die Sensibilität der operierten Gliedmaßen und erklärte dann, dass das Bein ab sofort mit etwa 20 kg teilbelastet werden durfte und am Arm erst in einigen Wochen eine erneute OP anstand. „Insgesamt ließ es sich aber sehr gut machen-viel besser als ich erwartet hatte. Wenn jetzt keine Infektion dazukommt, werden sie von diesen Verletzungen wohl völlig genesen und ganz wiederhergestellt werden!“ machte er ihm Mut. „Und ab wann kriege ich wieder was zu essen?“ fragte Ben nun hoffnungsvoll und der Chirurg brach in schallendes Gelächter aus. „Ab sofort steht einer normalen Ernährung nichts mehr im Weg!“ teilte er ihm mit und so stürzte sich Ben danach heißhungrig auf sein Abendessen. „Mann was soll ich jetzt mit diesen zwei mickrigen Brotscheiben und dem bisschen Wurst!“ beklagte er sich. „Ich könnte einen ganzen Elefanten verschlingen!“ und so bekam Semir, der nachher vorbeikam um nach seinem Freund zu sehen erst einmal einen Spezialauftrag und als er wenig später mit einer großen McDonalds-Tüte das Zimmer wieder betrat war Ben endlich zufrieden. „Solche Besuche sind mir die liebsten!“ bemerkte er, während er herzhaft in seinen Burger biss.

    Die nächsten Tage schritt Ben´s Genesung zügig voran, er machte mit dem Gehwagen schon bald Gehübungen und auch die Thoraxdrainage sowie der Shaldonkatheter konnten wenige Tage vor Weihnachten entfernt werden. Den Blasenkatheter war er schon am Tag nach der letzten OP losgeworden. Sarah war zwischendurch wenn andere Besuche kamen, die sich auch wirklich die Klinke in die Hand gaben, immer mal wieder für einige Stunden verschwunden und hatte sogar ein paar Sorten Plätzchen gebacken. Konrad, der im Ausland gewesen war und von der ganzen Sache erst verspätet erfahren hatte besuchte ihn ebenfalls, nur Julia konnte nicht kommen, denn die war schwanger und musste liegen, aber sie telefonierte sehr regelmäßig mit ihrem Bruder. Auch Yasser, der schon fast wieder ganz gesund war, war mit seiner ganzen Familie zu Besuch gekommen und Ben hatte den Jungen einfach wortlos an sich gedrückt. Die hatten sich in der Schutzwohnung ganz gut eingelebt, die Kinder wurden sogar an einer internationalen Schule unterrichtet, denn für die Chemo des Vaters waren primär mal sechs Monate veranschlagt, aber trotzdem wollten sie unbedingt so bald als möglich wieder zurück in die Heimat-hier in Köln war es ihnen eindeutig zu kalt!

    Nun war der Heilige Abend angebrochen. Ben hatte sich auf dem Menüplan des Krankenhauses zwar das Essen ausgesucht, aber irgendwie war es schon blöd das erste Weihnachtsfest mit Tim im Krankenhaus zu verbringen, aber es half ja nichts! Umso überraschter war er, als so gegen 15.00 Uhr am Nachmittag Semir plötzlich mit einem Rollstuhl vor ihm stand. Sarah, die bereits ein paar Stunden verschwunden gewesen war, war ebenfalls gekommen und legte ihm wortlos ein paar warme und weite Anziehsachen bereit, was mit dem Gestell um den Arm gar nicht so einfach war-sie hatte sogar Nähte aufgetrennt und Druckknöpfe vernäht-und verwundert zog Ben sich mit Hilfe an. Semir schob den Rollstuhl und wenig später waren alle Vier vor dem Krankenhaus, wo die Jäger´sche Familienkutsche schon bereit stand. Semir half Ben in den Fond, Tim kam in seinen Sitz auf der Beifahrerseite und Sarah steuerte nun das Fahrzeug zur Wohnung, während die Luft nach Schnee roch und die ersten Flocken sich aus dem wolkenverhangenen Himmel stahlen. Es kostete zwar Mühe und Kraft, aber mit Semir´s tatkräftiger Unterstützung erklomm Ben die Stufen zur Wohnung und oben am Treppenabsatz stand schon ein hoher Gehwagen bereit, wie ihn Ben auch im Krankenhaus benutzt hatte, um sich fortzubewegen. Schritt für Schritt näherte er sich mühsam der Wohnungstür und als Sarah, die mit vor Freude geröteten Wangen vorausgeeilt war, die Tür aufstieß, fielen Ben beinahe die Augen aus dem Kopf. Ihre ansonsten so moderne und nüchterne Wohnung hatte sich in ein üppiges Weihnachtsland verwandelt, überall waren weihnachtlich geschmückte Accessoires aufgehängt, Lichterketten, die ein heimeliges Licht verbreiteten, brannten, ein wundervoller Christbaum unter dem Geschenke aufgehäuft waren, stand in der Mitte und die ganze Wohnung durchzog ein wunderbarer Duft. Eine Mischung aus Tanne, Plätzchen und vor allem Gänsebraten. Auch Tim hatte mir großen Augen und voller kindlichem Staunen die Verwandlung seines Heims betrachtet und als nun Ben ganz ins Wohnzimmer trat sagte Sarah nur eines: „Frohe Weihnachten!“

    ENDE