Semir und Andrea kommen sich näher und wollen es nochmals versuchen zur großen Freude ihrer Kinder, die sofort umziehen würden.
Alex hingegen versäumt mal wieder Semir die Sache mit dem Brief mitzuteilen-bei dem hätten doch wenigstens die Alarmglocken geschellt und er hätte den Undercovereinsatz abgebrochen-hoffentlich-aber so rennt Alex sehend ins Verderben!
Beiträge von susan
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Inzwischen waren auch die Kollegen der Spurensicherung eingetroffen und begannen schon erste Tatortfotos zu machen. Draußen liefen die Hunde wild durcheinander, spielten und bellten und ein paar der Polizisten war das Ganze nicht geheuer, so dass sie lieber im Fahrzeug blieben. Niemand hatte daran gedacht das Außentor, durch das Semir ohne anzuhalten geprescht war, wieder zu verschließen und so verteilten sich die Hunde im Gelände und gingen auf Wanderschaft und es herrschte ein gepflegtes Chaos als endlich der Notarztwagen eintraf. Auch Frau Schrankmann war vors Büro getreten und hatte hinein gelugt, musste sich dann allerdings wieder abwenden, weil ihr übel wurde. Die Rettungskräfte wurden eingewiesen und so ließ sich wenig später der Notarzt neben Ben und Semir auf den Knien nieder, um die Lage erst einmal zu checken. Er stellte sich vor und fragte Ben, erstens um dessen Bewusstseinszustand zu überprüfen und zweitens um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, nach seinem Namen und seinem Geburtsdatum, was der zwar mit schwacher Stimme, aber richtig beantworten konnte. Die beiden Sanitäter hatten zunächst auf den blutbesudelten Boden ein Laken geworfen um ihre Ausrüstung nicht zu beschmutzen und sich auch selbst hinknien zu können und dann klebte der eine schon mal Überwachungselektroden auf Ben´s Brustkorb und schlang um den einen unverletzten Oberarm die Blutdruckmanschette. Semir hielt seinen Freund halb seitlich liegend, denn dessen ganzer Rücken war rohes Fleisch und er hätte sicher schreckliche Schmerzen gehabt, wenn er da direkt darauf gelegen wäre. Der Arzt hatte mit routiniertem Blick und tastenden Händen erst einmal seinen Patienten von Kopf bis Fuß regelrecht gescannt und war nun zu dem Schluss gekommen, dass die wohl gefährlichste und schwerste Verletzung im Halsbereich zu finden war, gegen den der kleine Polizist verzweifelt ein inzwischen blutgetränktes weißes Handtuch presste.
„Darf ich mir das mal ansehen?“ fragte er freundlich und nahm Semir das Handtuch entschlossen aus der Hand. Ein Loch klaffte an Ben´s Hals und als der Druck nachließ floss das Blut wieder in stetigem Strom aus der Wunde. „Bitte eine Gefäßklemme!“ forderte der Notarzt ruhig und einer der Sanitäter lief schnell zum RTW, der unmittelbar vor der Tür parkte und holte das gewünschte steril eingeschweißte Instrument. Der andere Rettungsassistent legte Ben derweil am unverletzten Arm einen Zugang, was der aber kaum mitbekam, denn nun durchdrang ihn ein starker Schmerz und ließ ihn laut aufschreien, als der Arzt mit dem kleinen Klemmchen in die Wunde fasste und kurzerhand die große Halsvene abklemmte, die für diese Blutung verantwortlich war, dann das Instrument mit sterilen Kompressen abpolsterte und liegenließ. „Tut mir leid-sie bekommen jetzt gleich etwas gegen die Schmerzen!“ entschuldigte sich der Arzt und wollte nun vom Sanitäter wissen wie der Blutdruck war, um das richtige Medikament auszuwählen. „ Neunzig zu sechzig“ kam die knappe Antwort und so orderte der Notarzt Ketamin bei seinem Assistenten, spritzte eine Dosis und wenig später bemerkte Semir wie die vor Schmerz angespannten Muskeln seines Freundes ein wenig lockerer wurden und seine Augen fast zufielen. Die Sauerstoffsättigung war gut, trotzdem legte man Ben nun eine Maske an, aber nachdem er durchaus bei Bewusstsein war und alle Schutzreflexe funktionierten bestand kein Anlass ihn jetzt auf der Stelle für den Transport zu intubieren-das sollten die in der Klinik entscheiden was sie zu tun gedachten.
Der eine Sanitäter engagierte nun einen Mann der Spurensicherung um die Infusionsflasche hoch zu halten, damit Ben genügend Volumen bekam und dann zog man dem Patienten erst einmal die Gummistiefel aus und schnitt ihm die Latzhose vom Leib, um sich die anderen Verletzungen ansehen zu können. Jeder der den Raum betrat und die beiden toten Schäferhunde und den grauen Riesen in der Ecke sah, konnte sich vorstellen wie die Verwundungen entstanden waren.Lucky hatte sogar kurz geknurrt als Ben geschrien hatte, aber die Chefin hatte sich mit Tränen in den Augen neben den ebenfalls schwer verletzten Hund gekniet und den sanft gestreichelt und so war er wieder still gewesen. „Der fällt uns jetzt aber nicht an?“ vergewisserte sich einer der Sanitäter, aber Kim Krüger schüttelte den Kopf. „Der hat unseren Kollegen gegen die beiden Tötungsmaschinen verteidigt, das ist ein ganz Lieber, aber können sie denn nichts für ihn tun, dem geht es ebenfalls sehr schlecht?“ fragte sie, aber der Notarzt schüttelte den Kopf. „Ich bin kein Veterinär-wir können ihnen höchstens ein Tragetuch da lassen, damit sie ihn schonend in die nächste Tierklinik transportieren können, aber wir werden jetzt zügig mit Herrn Jäger ins Krankenhaus fahren-wo sollen wir denn hin?“ wollte er wissen. „In der Uniklinik ist mein Freund schon bekannt!“ informierte Semir den Arzt und der nickte und sagte zu seinem Assistenten: „Wir decken die Verletzungen nur steril flächig ab und dann mach gleich mal über die Leitstelle eine Voranmeldung dass wir in einer Viertelstunde im Schockraum sind“ und wenig später legte man Ben so sanft wie möglich auf die Trage, diesmal zwar auf die Verletzungen, weil man ihn sonst nicht anschnallen konnte, aber er hatte nochmals ein Schmerzmittel bekommen, so dass es für ihn erträglich war. Ben hatte die Augen kurz geöffnet als er umgelagert und aus den Armen seines Freundes genommen wurde. „Semir bleibst du bei mir?“ fragte er rau und als der Notarzt zustimmte, nickte Semir. „Ich lass dich nicht mehr alleine!“ antwortete er und Ben schloss beruhigt wieder die Augen und überließ sich dem Medikament, das seine Sinne vernebelte. Als man die Trage hochstellte und aus dem Zimmer fuhr heulte Lucky kurz auf und war dann wieder still, als ihn die Chefin weiter tröstend streichelte. Semir kletterte mit in den NAW und man zeigte ihm den Sitz wo er sich anschnallen konnte. Während sich das Fahrzeug in Bewegung setzte griff Semir wieder nach Ben´s Hand und war erst mal einfach nur froh dass der lebte.
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Lucky stürzte sich voller Entschlossenheit auf Pollux, der sich in Ben´s Halsseite mit seinen Zähnen vergraben hatte, so dass dieser überrascht losließ und sich seinem neuen Feind zu wandte. Aus Ben´s Mund kam ein gurgelndes Röcheln und er bemerkte, dass es feucht an ihm hinunterlief, aber einen Augenblick lang ließen beide Bestien von ihm ab und stürzten sich stattdessen auf Lucky. Der war zwar nicht massig, aber unheimlich flink und so rollte sich binnen kurzem ein knurrender Ball kämpfender Hunde durchs Zimmer. Ben blieb einfach auf dem Bauch liegen und nahm seine Hände wieder nach oben, um Kopf und Hals zu schützen-zu mehr war er nicht mehr fähig und beobachtete aus dem Augenwinkel Lucky´s Kampf auf Leben und Tod. Die Tränen des Schmerzes und der Verzweiflung liefen aus Ben´s Augen. Dieser Hund, der sicher in seinem ganzen Leben noch nie etwas besonders Schönes erlebt hatte und für den auch er außer ein paar Streicheleinheiten noch nie was übrig gehabt hatte, war gekommen um ihm zu helfen und bereit sein Leben für ihn zu opfern. Wenn Pollux vorhin noch ein wenig tiefer gebissen hätte, wäre es für Ben vorbei gewesen, das fühlte er genau!
Nun erfüllte ein Jaulen und Winseln den Raum und Castor leckte sich kurz die durchbissene Pfote, bevor er wieder in den erbitterten Kampf eingriff. Ben bemerkte, wie um ihn herum alles rot wurde, denn das kämpfende Hundeknäuel war ebenfalls inzwischen blutrot. Durch Ben´s Unterbewusstsein schoss der Gedanke: „Verdammt-dann können die Heinze´s Spuren ja gar nicht mehr sicherstellen!“ aber im selben Augenblick bemerkte er wie aberwitzig diese Gedanken waren-als ob das jetzt noch irgendeine Rolle spielen würde!
Kurz darauf hörten die Hunde einen Moment zu kämpfen auf und als Lucky sich mühsam aufrichtete wurde es Ben bei dem Anblick beinahe schlecht. Der große graue Riese blutete aus vielen Wunden und auch ihm fehlten ganze Fetzen, außerdem hatte er sichtlich Schmerzen, aber gerade als Castor und Pollux sich wieder ihrem ersten Opfer, auf das Herrchen sie gehetzt hatte, zuwenden wollten, griff Lucky wieder entschlossen ein. Mit letzter Kraft griff der völlig erschöpfte Hund die erste der Kampfmaschinen an, trieb sie von Ben weg und verwickelte sie erneut in einen Kampf. Der andere Hund allerdings war nun wie ein Geschoß über Ben und öffnete gerade sein Maul zum finalen Tötungsbiss, da flog plötzlich die Bürotür auf, die Semir mit einem einzigen Tritt aus den Angeln gehoben hatte und ein Schuss ertönte. Ben bemerkte nur noch, wie ein schwerer Hundekörper auf ihn fiel und dann schwanden ihm die Sinne.Der andere Hund ließ von Lucky ab, der nun reglos am Boden lag, aber er war durch den Blutrausch so von Sinnen, dass er-obwohl selber schwer mitgenommen- Semir und die Chefin, die ebenfalls mit gezückter Waffe gerade ins Büro kam, angriff. Ein zweiter Schuss ertönte und mit einem Winseln brach auch der andere Hund tot zusammen. Semir sah voller Entsetzen auf das Blutbad das die Hunde angerichtet hatten. Um Himmels Willen-lebte Ben überhaupt noch? Auf jeden Fall lag er bewegungslos halb auf dem Bauch und hatte die Augen geschlossen. Semir war nun über ihm und zerrte erst den toten Hund zur Seite und während die Chefin zum Handy griff und fragte wo die Rettung blieb, die sie von unterwegs schon alarmiert hatte, drehte Semir seinen Freund auf den Rücken und prüfte die Vitalzeichen. Vor Aufregung zitternd konnte er erst keinen Puls tasten, aber erstens lief das Blut noch in stetigem Strom aus Ben´s Hals und das würde es wohl nicht tun, wenn er nicht mehr lebte und zweitens begannen in diesem Moment seine Augenlider zu flattern. „Ben-alles wird gut!“ sagte Semir voller Verzweiflung und befahl panisch der Chefin: „Schnell-ein sauberes Handtuch oder irgendwas, womit ich die Blutung stillen kann!“ und Sekunden später kam die mit einem frischen weißen Handtuch, das sie im Waschraum gefunden hatte, der unmittelbar neben dem Büro lag, zurück. Semir hatte gerade sein T-Shirt ausziehen wollen, um es auf die Wunde am Hals zu drücken, aber das hier war besser. Während Ben langsam das Bewusstsein wiedererlangte, presste Semir das Handtuch fest seitlich an den Hals seines Freundes und versuchte ihn zu beruhigen. „Ben-die Rettung ist gleich da, hab keine Angst!“ rief er mit zitternder Stimme und wusste im selben Augenblick, dass das eigentlich sinnlos war, denn wessen Angst hier im Raum größer war, konnte man so nicht sagen. Wenn Ben diesen Einsatz mit dem Leben bezahlte würde er seinen Dienst quittieren und mit dieser Schuld nie mehr fertig werden. Er als Dienstälterer hatte das Risiko unterschätzt und seinen Kollegen regelrecht geopfert! Wie sollte er das Sarah erklären und später einmal Tim, der nun vielleicht ohne Vater aufwachsen musste? Gerade als diese trüben Gedanken durch seinen Kopf schossen, sagte Ben leise: „Semir-bitte kümmere dich um Lucky-der hat mir das Leben gerettet!“ und nun sah Semir seinen Freund völlig überrascht an. Er hätte nicht gedacht, dass der überhaupt noch sprechen könnte, aber die Chefin hatte die Worte ebenfalls gehört und wandte sich nun dem reglosen grauen Fellbündel in der Ecke zu, während Semir nun den Kopf seines Freundes auf seinen Schoss bettete und mit dem Handtuch stetig weiter auf dessen Hals drückte.
Ben sah zu Lucky hinüber und als sich die Chefin zu ihm hinunter beugte klopfte der graue Schwanz zweimal freundlich gegen den Boden und ein schmaler Kopf hob sich ein paar Millimeter, bevor er wieder erschöpft zurücksank.
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Jetzt müsste Alex eigentlich klar sein, dass er aufgeflogen ist, aber das scheint der nicht so zu sehen und will stattdessen munter weitermachen! Ob das nicht ein großer Fehler ist?
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So Summer-jetzt bin ich am Weihnachtsmorgen endlich dazu gekommen, deine bisher geposteten Kapitel zu lesen. Ich muss sagen-allen Respekt-du hast wirklich nichts verlernt und dein unheimlich fesselnder Schreibstil hat mich schon wieder in seinen Bann gezogen.
Die Geschichte ist spannend aufgezogen und du beschreibst die Szenen so realistisch, als wäre man hautnah dabei.
Alex wird anscheinend das Zufallsopfer in einem perfiden Plan und ich traue mir ja zu wetten, dass Hartmut soeben Beweise gefunden hat, die seine angebliche Mitwirkung an einem feigen Mord zeigen.
Warum Alex nach der heillosen Flucht, die mich mehrmals hat den Atem anhalten lassen, allerdings Nora nicht Polizei und Rettung verständigen lässt, ist mir bisher schleierhaft. Allerdings hat er ja in Nora eine attraktive Helferin gefunden, die ihn auszieht, ins Bett legt und sogar was zu Trinken einflößt. Bin sehr gespannt wie es weitergeht und werde auf jeden Fall regelmäßig lesen und feeden!
Und ach ja-nicht sauer sein, dass ich deinen Faux Pas vor warte mal-drei Jahren-erwähnt habe, aber ich wollte mich einfach vergewissern, dass diese Geschichte handmade by Summer ist, denn dann bürgt sie auch für Qualität-und du weisst ja, das Internet ist ein Elefant, das vergisst sowieso nichts! -
Mit einem leisen gefährlichen Knurren spielte das Hundeteam zusammen. Castor sprang Ben an, der gerade noch darum rang wieder auf die Beine zu kommen und brachte ihn durch die Wucht des Aufpralls von 35kg entschlossener Muskeln und Knochen zum Straucheln. Währenddessen hatte Pollux seine Zähne schon hoch schmerzhaft in Ben´s Arm versenkt, den er schützend nach oben gerissen hatte. Mit einem Aufschrei versuchte Ben den Arm zurückzuziehen, aber da hatte ihn Castor schon an der Hüfte gepackt und durch die Latzhose hindurch einen Fetzen Fleisch aus seinem Gesäß gerissen. Ben heulte auf, so unendlich stark waren die Schmerzen und er wusste nun, wenn Semir nicht innerhalb der nächsten Sekunden erschien, hatte sein letztes Stündlein geschlagen. Sein Handy lag auf dem Boden, wo die Verbrecher es zurück gelassen hatten, aber auch das würde ihm nichts nutzen, denn jetzt ging es um Sekunden. Im Unterbewusstsein hörte er draußen einen Motor aufheulen-jetzt würden Bruckner und sein Komplize sich auch noch Aurelia vorknöpfen und der nächste unschuldige Mensch der den Weg der skrupellosen Verbrecher kreuzte, würde das mit dem Leben bezahlen.
Ben verfluchte sich innerlich wegen seiner Unvorsichtigkeit. Er hatte diese Männer unterschätzt und wie auch immer seine Tarnung aufgeflogen war, schon die Sache mit dem Handy hätte nicht passieren brauchen. Er hätte einfach ein älteres günstiges Modell zu nehmen brauchen, aber er war mal wieder zu faul gewesen, die wichtigsten Nummern dort rauf zu kopieren und hatte deshalb sein neues Teil behalten und gedacht, das würde sowieso keiner zu sehen kriegen. Außerdem hätte er hier nicht alleine ermitteln dürfen-das Risiko war viel zu hoch, wie man jetzt erkennen konnte. Dabei hatte er Sarah und Tim doch versprochen auf sich aufzupassen, was sich jetzt als unmöglich erwies. Ja seine Frau und sein Sohn-hatte er die heute Morgen zum letzten Mal gesehen? Naheliegend war es, denn schon wieder griff ihn Pollux an und während er verzweifelt versuchte auf den Bauch zu rollen, um seine Kehle zu schützen, wurde ihm der nächste Fetzen Fleisch aus dem Schulterbereich gerissen. Ben schrie wieder voller Qual und Panik auf und nun kannte Lucky, der zunächst unruhig winselnd in seinem Zwinger auf-und abgelaufen war kein Halten mehr.Der kluge Hund hatte bereits erkannt, dass die Zwingertüre nur ins Schloss gefallen und nicht verriegelt war. Das hatte er in seinem Leben schon mehrmals fertig gebracht, diese Tür zu öffnen und so begann er mit System mit seinen Zähnen geschickt den Riegel zurückzuziehen, bis die Tür plötzlich aufsprang. Wie der Blitz war Lucky draußen und rannte in die Richtung aus der Ben´s Entsetzensschreie drangen. Die Bürotüre war ebenfalls zu und Lucky hatte nach kurzem Scharren festgestellt, dass da draußen ein Knauf war und er es nicht schaffen würde, diese Tür zu öffnen. Deshalb drehte er wieder um und lief durch die offenstehende Außentür nach draußen. Dort hatten seine Zwingergenossen inzwischen begonnen sich umzusehen und schnupperten voller Entzücken an den Ecken und wälzten sich im weichen Gras. Der Rudelführer stand in Lucky´s Weg, aber wenn der auch sonst keine Gelegenheit ausließ sich mit ihm zu prügeln, ging der nun einen Schritt zur Seite als sein entschlossener grauer Zwingergenosse an ihm vorbeizischte. Lucky sah kurz nach oben und wieder tönte ein gurgelnder Hilfeschrei aus dem Büro, dessen Fenster bei der Hitze gekippt war. Mit Anlauf sprang der graue Riese hoch und wenig später sah Ben, dessen Rückseite sich inzwischen nach den Beißattacken anfühlte, wie wenn er durch einen Fleischwolf getrieben worden wäre, aus den Augenwinkeln einen schmalen grauen Schatten durchs Fenster sausen, dessen Scheibe klirrend zerbrach. Gerade hatten die beiden Hunde ihn durchs Zimmer gezerrt und versuchten an seine Kehle zu kommen, wo sie instinktgemäß ihre Beute töten konnten und dann aufreißen würden um an den wohlschmeckenden Bauchinhalt zu kommen, da war plötzlich Lucky über ihnen und griff mit einem entschlossenen Knurren in den Kampf ein. Ben hatte die Zähne des einen Hundes schon schmerzhaft an seinem Hals gespürt und war nun sicher gewesen zu sterben. Voller Liebe und Bedauern versuchte er den Schmerz auszuschalten und einen letzten Gedanken an Sarah und Tim zu schicken, da kam ihm Lucky zu Hilfe und nun entbrannte der nächste Kampf auf Leben und Tod.
Semir und seine Truppe hatten sich sofort nach Ben´s Anruf auf den Weg gemacht. „Hoffentlich gelingt es Ben die beiden hinzuhalten bis wir da sind!“ sagte er zur Chefin, die bei ihm im BMW mitgefahren war. „In zehn Minuten sind wir da und dann ist der Spuk vorbei. Wir werden den Stick dann schon noch finden und auch wenn nicht-es sollte uns doch gelingen die beiden so zu verhören, dass wir ein Geständnis kriegen. Auf jeden Fall müsste doch die Indizienkette ausreichen, damit die beiden Verbrecher für eine lange Zeit hinter Gittern verschwinden!“ mutmaßte er und die Krüger pflichtete ihm bei. Plötzlich läutete sein Telefon und er hob ab-am anderen Ende war die Anzeige "unterdrückte Nummer" zu sehen. „Gerkhan!“ meldete er sich geschäftsmäßig, um in der nächsten Sekunde plötzlich blass zu werden, denn niemand anderer als Aurelia war dran. Sie rief laut schluchzend ins Telefon: „Schnell Herr Gerkhan-sie müssen ihrem Kollegen zu Hilfe kommen! Ich habe ihn vorhin angerufen, weil ihre Nummer immer belegt war und der wird gerade schrecklich von Hunden attackiert. Ich konnte mir das jetzt nicht mehr anhören, aber falls er noch lebt müssen sie ihn retten-sie können doch sicher sein Handy orten und rausfinden wo er ist!“ schrie sie aufgeregt ins Telefon. „Er hat mich zuvor noch gewarnt und gerufen, ich solle verschwinden, was ich gleich auch tun werde. Ich muss nur erst meine Tiere alle an einen sicheren Ort bringen und dann melde ich mich wieder bei ihnen!“ erklärte sie schnell, legte auf und nun trat Semir das Gaspedal durch.
Bisher waren sie im Konvoi relativ langsam gefahren. Die beiden Kleinbusse der Spurensicherung, die Staatsanwältin mit Fahrer in einem separaten Wagen, eine Streife und eben Semir und die Chefin im BMW hatten sich zügig, aber ohne Hektik dem Tierheim genähert. Nun raste Semir, der Blaulicht und Sirene zugeschaltet hatte, voraus und heizte seinen Wagen, so dass sich die Chefin angstvoll am Türgriff festhielt. „Schicken sie eine Streife zu Aurelia´s Wohnung, geben sie eine Fahndung nach Bruckner und Dermold raus und dann beten sie zu Gott, dass Ben noch lebt, sonst weiss ich nicht was ich tue!“ rief Semir mit Tränen in den Augen und sein Herz fühlte sich an, als ob gerade eine eiskalte Hand nach ihm greifen würde. -
Semir hörte aufmerksam zu. „Ben sei bloß vorsichtig! Die haben schon jemanden umgebracht, wenn Bruckner spitz kriegt, dass er aufgeflogen ist, wird er sich zu rächen versuchen!“ sagte er. „Ich werde unsere Mannen schon mal formieren, die Chefin informieren und du sagst Bescheid, sobald Bruckner eingetroffen ist. Zugleich schicke ich eine Streife zur Wohnung und zusätzlich dem Büro Dermolds, damit wir die beiden zeitgleich festnehmen können!“ begann er sogleich zu organisieren und legte auf.
Bruckner hatte inzwischen beim Tierarzt seine Hunde ausgeladen. Das erste was sie dort verpasst bekamen war ein gut sitzender Maulkorb, denn auch der Veterinär traute den beiden scharf gemachten Bestien nicht und wollte seine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen. Leider eignete sich die seit Generationen durchgezüchtete Rasse Deutscher Schäferhund hervorragend zu Schutzhundzwecken-die Tiere waren ihrem Herrn treu ergeben, hatten aber wenig Beißhemmung und viel natürliches Aggressionsverhalten und man konnte die dermaßen anstacheln, dass sie sich selber vergaßen. Außerdem wollten sie auch um jeden Preis ihrem Herrchen gefallen und würden deshalb einfach alles für ihn tun- so ein Tier konnte ja auch nicht zwischen gut und böse unterscheiden.
Der Veterinär kontrollierte die Impfpässe, besprach mit Bruckner gegen was man diesmal impfen sollte und hörte die beiden dann nacheinander ab. Die beiden Rüden grollten als das Stethoskop ihre Brust berührte, aber die Maulkörbe saßen. Während er die Spritzen vorbereitete sagte der Tierarzt beiläufig. „Am Wochenende habe ich ihren neuen Tierheimmitarbeiter in der Stadt gesehen-der war in einem zivilen Polizeifahrzeug unterwegs-wussten sie das?“ fragte er und Bruckner wurde nun ganz blass. Plötzlich begann es in seinem Kopf zu rattern. Um Himmels Willen-das war eine Falle und anscheinend suchte die Polizei auf diesem Weg nach Beweisen. Verdammt noch mal-das hatten die aber raffiniert eingefädelt- er hatte keinerlei Verdacht geschöpft und als der Bewährungshelfer mit dem neuen angeblichen Exknacki vor ihm gesessen hatte, war er hoch zufrieden gewesen, die Drecksarbeit wieder abgegeben zu haben. Warum war er nur nicht misstrauischer gewesen? Die beiden Rüden bekamen ihre Spritzen, Bruckner nahm seinen Hunden die Maulkörbe wieder ab und schickte sie in die Transportboxen. Der Tierarzt mit osteuropäischem Hintergrund betreute die Tiere-er mahnte an, wenn die Fütterung absolut nicht passte, schrieb brav seine Befunde auf, aber sonst war er bekannt dafür nicht allzu viele Fragen zu stellen und hatte dafür einen gut dotierten Betreuungsvertrag mit dem privaten Tierheim-jeden Monat ein fester Posten der ihm schon mal ermöglichte in Leverkusen die Praxismiete zu bezahlen, da konnte er über manche Dinge hinwegsehen.Bruckner verabschiedete sich kurz, aber kaum saß er im Wagen rief er seinen Komplizen an: „Lutz-stell dir vor was mir mein Tierarzt gerade gesteckt hat!“ begann er und sein Freund hörte ihm aufmerksam zu. „Anscheinend ist mein neuer Mitarbeiter ein Polizeispitzel-auf jeden Fall hat ihn mein Tierarzt in einem zivilen Polizeifahrzeug gesehen!“ teilte er seinem Freund mit, der deswegen tief durchatmete. „Lutz-wir bringen jetzt den Polizisten zum Schweigen und dann hauen wir nach Thailand ab, wie wir es besprochen haben!“ bläute Bruckner dem anderen Mann ein und buchte daraufhin gleich online zwei Flüge nach Bangkok-Linie, da gabs die wenigsten Nachfragen!
Semir war derweil nicht untätig gewesen. Er hatte die Chefin informiert, die ihrerseits die Staatsanwaltschaft in Kenntnis gesetzt hatte. „Das klingt ja gut-falls Herr Jäger tatsächlich Beweise für die Schuld Bruckners gesammelt hat werden wir den auf der Stelle verhaften und seiner gerechten Strafe zuführen!“ freute sich die Schrankmann und bereitete ihrerseits alles vor.
Bruckner trat aufs Gas. Er war von einer unbändigen Wut erfüllt! Kaum hatte er sich sein behagliches Leben hier in Köln perfekt eingerichtet, kam da so ein dahergelaufener Polizist und stellte alles in Frage. Der würde dafür büßen-egal wie-das würde er entscheiden wenn es so weit war! Mit leisem Bedauern warf er einen Blick nach hinten, wo Castor und Pollux zusammengerollt in ihren Transportkäfigen lagen. Natürlich konnte er sie nicht mitnehmen-das würde erstens viel zu lange dauern und zweitens wusste er auch nicht, was er in Thailand mit diesen zwei dickpelzigen Tölen anfangen sollte. Dort gabs Hunde ohne Ende-wenn er einen haben wollte würde er den kaufen und nach seinem Gusto erziehen. Manchmal waren ihm die beiden sogar selbst ein wenig unheimlich, vor allem nachdem er die Überreste Heinze´s weggeräumt hatte!
Menschenskinder, was war dieser Mann für ein Risiko eingegangen! Er war anscheinend aufs Garagendach geklettert als Lutz und er Michael Putz heimgesucht hatten. Von dort hatte er durchs Fenster ohne Blitz Fotos von der Ermordung geschossen und wenn er nicht abgerutscht wäre und Lärm gemacht hätte, hätten sie das gar nicht mitgekriegt! So hatten sie ihn verfolgt, erst zu Fuß und dann mit dem Wagen, aber er hatte immer einen gewissen Vorsprung vor ihnen gehabt und aus irgendwelchen Gründen auch die Polizei nicht verständigt. Allerdings hatten sie ihn dann in seiner Wohnung geschnappt, die Kamera mitgenommen in der aber schon kein Speicherstick mehr war, ihn ins Auto gezerrt und waren dann zum Tierheim gefahren, um ihn auszuhorchen. Als er ihnen nicht das mitteilte was sie hören wollten, hatten sie ihn gequält und letztendlich Castor und Pollux auf ihn losgelassen. Mark überkam ein leichter Übelkeitsanfall-was dann geschehen war, war nicht schön gewesen-es verfolgte ihn bis in seine Träume und er hatte seine Hunde ab diesem Moment mit anderen Augen betrachtet!
Jetzt überzog ein diabolisches Lächeln seine Züge. Ein letztes Mal würden die Hunde tun dürfen, was ihrem Naturell entsprach und dann wäre er weg. Er würde auch nicht mehr zu seiner Wohnung fahren, sondern danach gleich zum Flughafen. Mit dem in Thailand gebunkerten Geld konnte er sich dort unten alles neu kaufen und früher oder später wäre er sowieso dorthin ausgewandert. Fast gleichzeitig mit Dermold, der einen gepackten Koffer dabei hatte-sein Weg war auch kürzer- kam er am Tierheim an.Ben, der gerade den Zwinger reinigte in dem Lucky saß und ihm freundlich schweifwedelnd nachlief, sah wie die beiden Fahrzeuge anhielten. Gleich rief er Semir an: „Semir-ihr könnt loslegen-Bruckner und sein Komplize sind soeben eingetroffen!“ gab er zufrieden durch und Semir startete sofort gemeinsam mit der Chefin und der ganzen Truppe. Ben schaltete seinen Kopfhörer wieder an, vielleicht würde er noch irgendwas erfahren, wenn sie ins Büro gingen, aber zu seiner Überraschung traten die beiden Männer schnurstracks zu ihm. Als er ihre Mienen sah, überkam ihn ein ungutes Gefühl. „Benni-komm sofort in mein Büro-wir haben was mit dir zu besprechen!“ sagte Bruckner drohend und Ben schluckte. Verdammt-irgendetwas ahnte dieser Mann. Er wusste zwar nicht, wie er aufgeflogen war, aber dem Ton nach zu urteilen wusste Bruckner Bescheid. Er hatte blöderweise keine Waffe bei sich-die hätte er unter der Latzhose schlecht verstecken können- und gerade als er überlegte einen Überraschungsangriff und danach einen Fluchtversuch zu starten, richtete Dermold drohend eine Waffe auf ihn. „Hände hoch und langsam rauskommen Bulle!“ sagte er und nun wusste Ben, dass er verloren hatte. Hoffentlich gab Semir Gas-er musste nur ein wenig Zeit gewinnen, dann wäre er gerettet und so kooperierte Ben nun, nahm die Hände hoch und verließ im Zeitlupentempo den Zwinger, dessen Tür Dermold inzwischen weit geöffnet hatte. Die Hunde hatten sich alle zurückgezogen. Sie spürten die Spannung in der Luft und aus Lucky´s Brust kam ein tiefes Grollen, aber sonst beobachtete er nur. Langsam trat Ben heraus und die Zwingertür fiel hinter ihm ins Schloss. Nun filzte ihn Bruckner, während ihn der andere weiter mit der Waffe in Schach hielt. „Was haben wir denn da?“ fragte er voller Wut, als er erkannte, dass das Gerät mit dem Knopf in Ben´s Ohr kein normaler MP3-Player war. Dann nahm er auch das teure Handy an sich und gemeinsam beorderten sie nun Ben ins Büro. „Wo ist die Wanze versteckt?“ fragte Bruckner grob und Ben überlegte, dass er am ehesten Zeit gewann, wenn er den Männern entgegen kam. Immerhin hatten die ja keine Ahnung dass der Zugriff in Kürze erfolgen würde und mit einer Hinhaltetaktik kam er am weitesten. Also wies er unter die Schreibtischplatte und Bruckner hatte das Überwachungsgerät mit einem Handgriff entfernt, auf den Boden geworfen und war drauf getreten. Außer sich vor Wut fragte er: „Was weisst du?“ aber Ben zuckte nur mit den Schultern.
In diesem Augenblick läutete sein Handy. Eine unterdrückte Nummer war am anderen Ende und Bruckner stellte auf Lautsprecher, damit sein Komplize mithören konnte und sagte undeutlich „Ja?“ „Herr Jäger-bei Herrn Gerkhan ist immer belegt, drum rufe ich jetzt sie an“ ertönte es aus dem Telefon. „Hier spricht Aurelia-gerade ist mit der Post in einem unfrankierten Umschlag ein Speicherstick gekommen. Ist es das, was sie suchen?“ fragte sie aufgeregt und Ben stöhnte innerlich auf. Verdammt-hoffentlich konnte er diese Männer hinhalten bis Semir da war, nicht dass die sich noch an der Hexe vergriffen. „Schnell Aurelia, hauen sie ab-sie sind in Gefahr!“ rief er laut, aber in diesem Augenblick hatte er mit dem Knauf der Waffe schon eine verpasst gekriegt. Er ging einen kurzen Moment in die Knie und in diesem Augenblick hatte Bruckner endgültig beschlossen, ihn zu töten. „Los-wir holen uns noch den Stick und dann nichts wie weg!“ rief er seinem Komplizen zu und Sekunden später öffnete sich die Tür des Büros und Ben stand seinem persönlichen Alptraum in Form von Castor und Pollux entgegen, die sofort zum Angriff übergingen. -
Jetzt ist es glasklar-die Fälle haben etwas miteinander zu tun und es geht sicher nicht nur um das Verschieben von Luxusautos, sondern Heger ist ein dicker Fisch, der seine Finger überall drin hat! Alex schwebt in höchster Gefahr und die BKA-Beamtin will Semir sogar helfen den Fall zu lösen. Der sieht seine Chance nun auch André´s Familie zu rächen, aber wie er das anstellen will, ist mir schleierhaft!
Auch dir Elli und deiner Familie ein paar besinnliche Tage, obwohl die Trauer um deine Mutter noch ganz frisch ist. -
Semir war inzwischen mit Jenni und Aurelia am Fahrzeug angekommen. Ein weißer unscheinbarer Wagen stand vor ihnen und Aurelia öffnete einladend die Tür. Systematisch begann Semir sich umzusehen, aber auf den ersten Blick war nichts zu finden. In der Wagentüre auf der Fahrerseite steckte ein Stapel Briefumschläge mit einem Adressaufkleber Aurelia´s, dem Semir aber primär keine Bedeutung zumaß. „Wenn sie einverstanden sind, würde ich den Wagen gerne von unserem Kriminaltechniker durchsuchen lassen-wenn etwas zu finden ist, dann kriegt er es heraus. Dem Fahrzeug wird natürlich nichts passieren und sobald es fertig ist, bringen wir es wieder zurück!“ bat er und Aurelia nickte. Beim letzten Mal hatten sie beide ihre Visitenkarten mit den Handynummern hinterlegt und so konnte sie die zwar etwas ungewöhnliche, aber wie auch Jenni befand unheimlich nette Frau jederzeit erreichen. Semir rief Hartmut an und der versprach sich sofort ans Werk zu machen. So starteten wenig später Jenni in Aurelia´s Wagen und Semir wie gewohnt im BMW zur KTU.
Ben hatte Bruckner nachgesehen und der hatte irgendwas von Tierarzt und Leverkusen gemurmelt, also war abzusehen, dass er wohl eine Weile wegbleiben würde. Was Mark aber vergessen hatte, war die Bürotüre abzuschließen, wie Ben sofort gehört hatte und so zog der dunkelhaarige Polizist aus seiner Geldbörse eine Karte, schob die in den Türschlitz und wenig später stand er im Büro-dieser Trick funktionierte doch immer wieder. Systematisch begann er die Schubladen und Ordner nach Beweisen zu durchsuchen. Allerdings fand er zwar die Nachweise der Fütterungen, Prüfbögen mit den tierärztlichen dokumentierten Untersuchungen der einzelnen Tiere im Verlauf, teilweise sogar mit Fotodokumentationen von Hautausschlägen und blutigen Wunden bei Hunden und Katzen die ein Futter bekommen hatten, das nicht geeignet war und auch einige Adressen in Polen und Tschechien, wo wahrscheinlich die Welpen und auch großen Hunde herkamen-das konnte man aus den Abrechnungen erkennen, aber es war in diesen Papieren kein Hinweis zu den beiden Morden zu finden. Ein großer Stapel Impfpässe, systematisch nach Zwingerbelegung sortiert lag bereit-ja da war Bruckner penibel und ordentlich, allerdings eben auch völlig skrupellos.
Ben zog ein kleines Tütchen aus der Tasche. Er wusste nicht wer diesen Raum reinigte, er vermutete Bruckner selbst, aber auf jeden Fall waren hier drinnen ausschließlich Castor und Pollux, also würde er irgendwo schon ein paar Haare finden, das wäre doch gelacht! Er kroch ein wenig unter den Schreibtisch und dort sah er etwas, was ihm beim Anbringen der Wanze nicht aufgefallen war. Neben einigen Hundehaaren auf dem Boden, die er sofort eintütete, waren dort Blutspritzer an der Seitenwand und ein Gewebebatzen mit Haaren daran klebte ziemlich weit oben und nicht so leicht ersichtlich ebenfalls an der Schreibtischinnenseite. Ben lief ein kalter Schauer über den Rücken. Vermutlich hatte er den Ort an dem Heinze umgebracht worden war, gefunden! Eigentlich würde das für die Staatsanwaltschaft reichen. Wenn das tatsächlich Heinze´s Blut und Gewebe war, konnte sich Bruckner nicht mehr herausreden. Das und noch der Stick dazu mit den Belegen für Putz´s Ermordung dann hatten sie die beiden Mörder überführt. Wichtig war jetzt, dass er den Tatort so beließ und die Spusi die Spuren professionell sicherte. Wenn Bruckner zurückkam würde er die Mannschaft herbeordern, aber zuvor konnte er das nicht machen, denn der würde sicher sofort umdrehen und mit seinem Komplizen nach Thailand fliehen, wenn er die Polizeifahrzeuge vor dem Tierheim sah. Sorgsam ließ Ben seinen Blick schweifen, aber das Büro sah aus wie immer. So zog er die Tür wieder hinter sich ins Schloss und atmete erst einmal tief durch.
Er würde nun einfach seine Arbeit weitermachen und zum Angriff blasen, wenn Bruckner zurück war. So begann Ben wieder Zwinger für Zwinger sauber zu machen und nebenbei telefonierte er mit Semir, der inzwischen in der KTU angekommen war und teilte dem mit, was er gefunden hatte. -
Oh Mann Kevin! Ich würde dich jetzt selber ordentlich schütteln, wenn ich dich zwischen die Finger kriegen würde!
Jetzt hätte er im Knast einen Verbündeten-vor allem einen den er sogar schon kennt (übrigens sehr überraschend!) und er schlägt dessen Hilfe aus. Was ist jetzt eigentlich mit Jessy? Hoffentlich weiss Thomas was über sie-die war doch so komisch das letzte Mal als Kevin sie besucht hat!
Und Kevin ist sich selber nicht sicher ob er ein Mörder ist-das kann ja noch was werden. -
Das war wohl ein Fehler von Alex, dass der sich ein anderes Zimmer geben lässt! Er kann sich doch denken, dass Papa Joe das erfährt! Jetzt bin ich aber gespannt, was in dem vorbereiteten Brief steht!
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Ben zog sein Handy aus der Hosentasche. Er vermied es immer dass Bruckner sah, welches doch teure neue Modell er hatte, denn das wäre seiner Tarnung sicher abträglich-aber da konnte er sich ja vorsehen! „Semir-ich habe neue Informationen!“ teilte er seinem Kollegen mit, der gerade ein wenig auf der Stelle trat und deshalb mit Jenni auf Streifenfahrt über die Autobahn unterwegs war. „Was hast du rausgefunden?“ fragte Semir, der sein Bluetooth aktiviert hatte und dabei ruhig weiterfuhr. „Gerade hatte Bruckner Besuch von einem etwa vierzigjährigen Mann in einem schwarzen Fünfer BMW mit dem Kennzeichen K-DL-590, kannst du mal schauen, wie der heißt? Auf jeden Fall ist das ein Freund Bruckner´s und einer der Mörder von Michael Putz-der andere ist, wie wir schon vermutet haben, Bruckner selbst. Allerdings weiss ich das nur über unsere Abhöranlage und das werden die Staatsanwaltschaft und der Richter nicht gelten lassen. Allerdings muss noch ein Speicherstick mit belastendem Material existieren. Bruckner und der andere Mann haben den gesucht aber nicht gefunden. Sie waren es die Heinze´s Wohnung auseinander genommen und die Kamera und den Laptop mitgenommen und angeblich zerstört haben!“ informierte er seinen Freund und der wiederholte laut das Kennzeichen, damit Jenni unterwegs auf dem Polizeitablet eine Halterabfrage machen konnte. Kurz darauf informierte Semir seinen Freund. „Der Mann auf den das Fahrzeug zugelassen ist heißt Lutz Dermold, ist einundvierzig Jahre alt und angeblich Versicherungskaufmann!“ teilte er ihm mit und wenig später hatte Jenni Ben ein Bild geschickt und der ihn darauf identifiziert.
Nun fiel Ben noch was ein. „Angenommen Heinze hätte tatsächlich Bilder von dem Mord an Putz geschossen, aber wie ist der danach zu seiner Wohnung gelangt? Er muss wohl dort gewesen sein, sonst hätte Bruckner die sicher nicht durchsucht-wenn ich das richtig verstanden habe und tatsächlich Bilder von dem Mord an Putz existieren. Wir haben das doch überprüft-auf Heinze war kein Auto zugelassen, aber wie war der mobil?“ fragte Ben und Semir versprach, gleich Susanne darauf anzusetzen und außerdem die Hexe zu befragen und schon er war an der nächsten Autobahnabfahrt abgefahren, um zu Aurelia´s Wohnung zu gelangen. Allerdings war Susanne ratlos, die sich gleich an die Arbeit machte, nachdem Semir sie darum gebeten hatte. „Auf einen Sven Heinze ist definitiv in Deutschland kein Fahrzeug zugelassen!“ teilte sie über Funk mit, aber da waren die beiden Polizisten schon an der Wohnung angekommen.Wenig später läutete er an Aurelia´s Tür und es wurde auch gleich geöffnet. „Ich habe gerade noch einen Kunden-würden sie bitte noch einen Moment warten?“ bat sie Aurelia freundlich und komplimentierte die beiden Polizisten in ihre Küche, die genauso bunt, lebendig und ein wenig kramig wirkte wie der Rest der Wohnung. Sie wies auf einen flüssigkeitsgefüllten Krug auf dem Tisch in dem unten drin ein paar Steine lagen und stellte ihnen zwei Gläser hin: „Edelsteinwasser-wohl bekomms!“ sagte sie dazu und verschwand wieder zu ihrem Kunden. Jenni hatte sich mit offenem Mund in der ungewöhnlichen Behausung umgesehen und hatte auch binnen kurzem den schwarzen Kater auf dem Schoss, der sich schnurrend auf ihr niederließ und begann ihn zu streicheln. Aus dem Wohnzimmer hörte man murmelnde Stimmen und dann noch ein kurzes Singsang und wenig später fiel die Wohnungstür ins Schloss und Aurelia bat sie hinüber, wo sie sich aufs Sofa setzten.
Sofort flog der Rabe her, landete zu Jenni´s Füßen und besah sich mit schief gelegtem Kopf ihre Schuhbändel um die dann geschäftig aufzuziehen. „Lass den Unfug!“ sagte Aurelia liebevoll und lockte den Vogel auf ihre Schulter, wo sich der ruhig niederließ. „Frau Schmid“-begann Semir, aber die Frau unterbrach ihn: „Ich heiße für meine Freunde Aurelia!“ und Semir stellte Jenni kurz vor und kam dann zu seiner Frage. „Aurelia-wir haben uns gefragt wie Sven Heinze sich fortbewegt hat? Ist der auch alles mit dem Fahrrad gefahren oder hatte der eine andere Möglichkeit von A-nach B zu kommen?“ wollte er wissen und Aurelia erklärte ihm, wie sie das in ihrer Gruppe handhabten. „Aus umweltschützerischen Gründen teilen wir uns zu viert ein Fahrzeug. Jeder von uns hat einen Führerschein und die Kosten und Reparaturen tragen wir gemeinsam. Wir haben uns für einen gasbetriebenen Kleinwagen entschieden und der Einfachheit halber ist der auf denjenigen von uns vier zugelassen, der die niedrigste Versicherungsprämie bezahlt-Holger-der Mann der mit mir Sven´s Trauerfeier gestaltet hat. Wir besitzen vier Schlüssel und der Wagen hat ein Ortungssystem installiert-Holger ist ein wenig Elektronikbastler. So kann jeder von seinem Handy aus erstens sehen wo das Fahrzeug gerade ist und außerdem gibt man einfach ein, wann man das Auto braucht-bei Überschneidungen haben wir uns natürlich abgesprochen, aber das hat eigentlich immer geklappt. In der Nacht vor seinem Verschwinden hatte Sven das Auto und das stand dann wohl auf der Straße vor seinem Haus und wurde morgens dort von Holger, der es für den nächsten Tag reserviert hatte, ahnungslos abgeholt. „Wo ist das Auto jetzt?“ fragte Semir aufgeregt-vielleicht war darin der Speicherstick zu finden. „Zufällig steht es seit gestern vor meinem Haus, aber von uns überlebenden Drei hat es heute keiner gebraucht!“ erklärte sie und Semir erhob sich nun eilig. „Wir suchen etwas Wichtiges was sich vielleicht in dem Wagen befindet!“ sagte er und Aurelia stand ebenfalls auf und holte aus einer Schublade einen Schlüssel. „Dann schauen wir doch einfach nach!“ befand sie und die drei verließen die Wohnung und die Krähe durfte mit, während Otto, der sich gerade auf den Weg zu seinem neuen Freund gemacht hatte, enttäuscht zurück blieb.Bruckner war derweil weggefahren und Ben machte nun mit der Reinigung der Katzentoiletten seiner absoluten „Lieblingsarbeit“ weiter. Gespannt wartete er darauf, dass Semir ihn zurückrief und ihm mitteilte, was er rausgefunden hatte.
Bruckner war inzwischen nach Hause gefahren und hatte seine beiden Schäferhunde geholt. Er fuhr extra einen größeren Kombi, damit hinten zwei Transportboxen Platz hatten. Eine Impfung und Routineuntersuchung beim Tierarzt war bei beiden fällig und so machte er sich auf den Weg zur Praxis in Leverkusen, die das Tierheim und auch seine privaten Hunde betreute. -
Am nächsten Tag kam ein Mann zu Bruckner den Ben noch nie gesehen hatte. Er hatte seine Kopfhörer der Überwachungswanze auf und konnte so jedes Wort hören das im Büro gesprochen wurde. Der Mann im smarten Anzug hatte demonstrativ die Tür zugezogen und warf auch immer mal wieder einen Blick aus dem Fenster, wo man Ben, der wegen der hohen Temperaturen nur die Latzhose ohne Shirt trug, zusehen konnte, wie er die Zwinger reinigte und nebenbei Musik hörte und sogar mit sang-dachte er jedenfalls.
Nachdem die beiden sich ungestört wähnten fuhr er Bruckner scharf an: „Hast du den Speicherstick jetzt schon gefunden?“ wollte er wissen, aber der verneinte. „Ich dachte, wenn wir die Kamera und den Laptop haben, sind die Beweise für unsere Schuld gesichert und vernichtet, aber es fehlt immer noch der Speicherstick! Solange wir den nicht haben stehen wir beide mit einem Bein im Gefängnis-das ist dir schon klar?“ fragte er wütend. „Ich habe die Elektronikteile komplett zerstört, damit niemand mehr an die Daten rankommt, aber solange wir den Stick nicht haben können wir uns nicht sicher fühlen-ich habe keinen Bock den Rest meiner Tage in Ossendorf zu verbringen, nur weil ich dir einen Gefallen getan habe! „Pah-der perfekte Mord!“ hast du gesagt als wir den Jungen erledigt hatten „wieder ein Junkie der auf Dauer die Finger nicht von dem Zeug lassen konnte“ und dann sehe ich, dass wir beobachtet und fotografiert wurden.“ sagte er und Mark antwortete kleinlaut. „Ich habe keine Ahnung wo das Teil sein könnte. Ich habe die ganze Wohnung durchsucht, aber nichts gefunden. Als ich jetzt nochmal nachsehen wollte, war ein Polizeisiegel an der Tür-aber wenn die den Stick ausfindig gemacht hätten, wären wir schon längst verhaftet, also haben auch die den nicht gesehen. Lass ein wenig Gras über die Sache wachsen und wenn ich mitkriege, dass wir doch verdächtigt werden, dann können wir verschwinden, ich habe genügend Geld auf die Seite gebracht, dass wir uns in Thailand ein schönes Leben machen können-ne Villa am Strand, willfährige Mädchen, das volle Programm halt. Ansonsten werden wir bald die nächste Ladung holen-eigentlich läufts ja gerade sehr gut-nur die beschlagnahmten Hunde müssen jetzt noch ein paar Wochen warten, die haben in dem anderen Tierheim natürlich anderes Futter bekommen und unser Auftraggeber verlangt noch etwa vier Wochen bis zur weiteren Prüfung. Die Bewohner von Zwinger vier sind in Kürze reif -unser Futtermittelhersteller drängt darauf das Zeug auf den Markt zu bringen-nur die Abschlussuntersuchung fehlt noch, dann können wir wieder ne neue Versuchsreihe starten-das Probefutter steht schon bereit!“ sagte er und jetzt war Ben klar, was der Lieferwagenfahrer heute Morgen gebracht hatte-eine neue Futtermischung.Er sah auf die Tür von Zwinger vier-da waren etwa 15 Hunde darin-einer munterer und freundlicher wie der andere. Er konnte nicht zulassen dass die abgeholt und untersucht wurden, denn nach den Informationen von Michael Putz bedeutete das, dass die getötet und seziert wurden-und der war sich nicht einmal sicher gewesen, dass das in dieser Reihenfolge geschah. Der Transport den Michael aufgehalten hatte, was ihn letztendlich das Leben gekostet hatte, hatte angeblich ein Labor zum Ziel gehabt aus dem die Hunde und Katzen nie mehr zurückkamen-nicht die angegebene Tierarztpraxis, obwohl die das bestätigt hatte. Zu Beginn seiner Tätigkeit hatte Michael den Versicherungen Bruckners geglaubt, dass die Tiere, die abgeholt worden waren, vermittelt waren und jetzt ein glückliches Leben in liebevollen Familien vor sich hatten, aber dann war er misstrauisch geworden, dass die Interessenten angeblich immer sonntags an seinem freien Tag dagewesen sein sollten. Und dass dann immer gleich eine ganze Gruppe vermittelt worden sei, dessen war er nach einiger Zeit auch nicht mehr sicher gewesen. Also hatte er im Büro herumgeschnüffelt-damals war das noch mit einem normalen Schlüssel zu öffnen gewesen, ein Leichtes für einen Exkriminellen der schon Einbrüche im Rahmen seiner Beschaffungskriminalität begangen hatte-und so hatte er herausgefunden, wohin die ihm anvertrauten und ans Herz gewachsenen Tiere ihren letzten Weg antraten und war nach einiger Zeit fest entschlossen gewesen dieses Leid zu beenden.
Jetzt fügte sich in Ben´s Kopf eines zum anderen. Michael hatte wahrscheinlich Kontakt mit den Tierschützern aufgenommen, Sven Heinze hatte Beweise gesammelt und als die Hundemafia Angst haben musste aufzufliegen hatten sie ihn beseitigt –und laut der eben gehörten Worte wusste Ben nun, wer die Mörder gewesen waren-und dass es da belastendes Material gab. Allerdings galt vor Gericht diese illegal erworbene Aussage kein bisschen-etwas wissen hieß noch lange nicht, das auch beweisen zu können. Klar könnten sie die beiden jetzt festnehmen und versuchen ein Geständnis aus ihnen herauszubringen, aber es musste noch einen anderen Weg geben! Außerdem mussten noch die Umstände von Heinzes Tod herausgefunden werden und er hatte immer noch keine Haarproben von Castor und Pollux, die seit Samstag nicht mehr mit dabei gewesen waren. Ben beschloss-nachdem der andere Mann gegangen war und Ben sich dessen Aussehen und Autokennzeichen eingeprägt hatte-Semir darauf anzusetzen, der Stick musste gefunden werden, vielleicht konnte ihnen Aurelia dabei helfen!
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Gratuliere zum unterschriebenen Arbeitsvertrag-heute scheint ein guter Tag zu sein, auch ein enges Familienmitglied wird sich verändern...
Nun findet Semir mit Bonrath einen vermeintlichen Selbstmörder, der vermutlich keiner ist in der Wanne-ich hoffe ja dass Joshi, die Alex wohl immer dankbar sein wird und das cool rüberbringt und Hartmut da die passenden Hinweise finden-aber schön dass sie sich so um Alex kümmern! -
Die türkische BKA-Beamtin erzählt nun Semir was sie von Papa Joe alias Heger, der angeblich verbrannt ist,weiss. Ja das passt sehr gut auf den aktuellen Joe und so gehen wir mal davon aus, dass die Leiche ein völlig anderer war. Auch André Fux war in den Fall verwickelt und in deiner Geschichte ist Semir überzeugt davon, dass der zu den Bösen gehört hat-was andere Schreiberlinge anders sehen-musste gerade aufpassen, die Storys nicht zu verbuchseln!
Aber Tatsache ist-alle sind davon überzeugt dass dieser Verbrecher brandgefährlich ist-Alex pass auf! kann ich da nur sagen! -
Semir und Ben machen es richtig. Sie versuchen so viele Informationen über den Mordfall Schneider herauszubekommen, wie möglich und die selber für sich neu zu bewerten, denn Plotz hat sich schon auf Kevin als Täter eingeschossen.
Ja die Sache mit dem Speed ist von zwei Seiten zu bewerten-einmal hat der Polizeianwärter vermutlich unter Drogeneinfluss Jenny vergewaltigt, damit steht fest, dass er als Polizist nicht geeignet war und klar muss er den Stoff irgendwoher gekriegt haben-wir wissen ja, dass Kevin undercover unterwegs ist, aber ob Bienert jetzt auspackt und Semir und Ben reinen Wein einschenkt?
Dann fällt mir noch ein-Speedkonsum geht aufs Herz, das weiss man und wir haben immer mal wieder junge Menschen mit tachykarden Herzrythmusstörungen bei uns auf Intensiv, nachdem sie Speed oder Crack konsumiert haben. Eigentlich komisch, dass da der Pathologe keinen Zusammenhang hergestellt hat. Dann wärs aber immer noch ein tätlicher Übergriff von Kevin, allerdings mit Todesfolge, also wenigstens kein Mord-was sich aber nur aufs Strafmaß auswirken würde. Ich hoffe trotzdem, dass da ein anderer nach ihm noch an Schneider dran war! -
Jetzt muss ich mich entschuldigen-ich habe gestern tatsächlich vergessen das nächste Kapitel zu posten! Wenn Darcie mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, wäre es mir gar nicht aufgefallen.
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Heute hatte Ben die schwere körperliche Arbeit schon viel weniger angestrengt-man gewöhnte sich an alles-und so machte er zwar ein kleines Nickerchen auf der Couch, während heute Sarah Tim ins Bett brachte, aber dann war er wieder fit, als Semir an seiner Haustür läutete, um ihn zur Beisetzung abzuholen. Gemeinsam erreichten sie kurz vor elf den Friedwald und Ben fragte seinen Freund: „Hast du eine Ahnung wie sowas abläuft?“ aber auch Semir schüttelte ratlos den Kopf.
Eine Gruppe von etwa dreißig Menschen war zusammengekommen. Am Waldrand war ein Parkplatz und das Areal war als Friedwald ausgewiesen. Soweit man das in der Nacht erkennen konnte war das ein wunderschöner Wald mit alten hohen Bäumen, Laub auf dem Boden und einer ganz besonderen Atmosphäre. Aurelia hatte sie still begrüßt und Punkt 23.00 Uhr machte sich die Gruppe mit ein paar Fackeln als Beleuchtung auf zum Begräbnisplatz. Dort war auf einer Lichtung eine Feuerschale vorbereitet und unter Gesängen entzündete ein Mann das Feuer. In der Zwischenzeit ging eine junge Frau von einem zum anderen und bemalte mit einem Stück spezieller Holzkohle die Gesichter. Ben zweifelte kurz ob er das zulassen sollte, aber nachdem weder Semir noch ein anderer protestierte, ließ er sich dann doch einige rituelle Striche über die Wangenknochen malen. Als das Feuer einigermaßen hoch brannte-soweit das vermutlich vom Brandschutz her genehmigt war- warf Aurelia stark riechende Kräuter hinein, die die ganze Lichtung mit ihrem merkwürdigen Duft durchzogen und irgendwie die Sinne schärften, denn Ben meinte nun seine Umgebung anders wahrzunehmen. Aus der Ferne hörte er die Geräusche des Waldes, die Blätter die im leichten Wind raschelten, ein Käuzchen das schrie und ein Knacken im Unterholz war zu vernehmen. Das alles vermischte sich mit dem Prasseln des Feuers und nun nahm er erst die Urne wahr, die auf einem Gestell in der Mitte stand. Soweit er das im Feuerschein sehen konnte war die Urne aus Holz und mit indianischen Zeichnungen und Schriftzeichen verziert.
Aurelia und der Mann, der das Feuer entfacht hatte, begannen nun monotone Gesänge anzustimmen und um die Urne zu tanzen. Die Stimmung war sehr merkwürdig und Ben ertappte sich, wie ein Gefühl der Unwirklichkeit von ihm Besitz ergriff. Er kniff sich selber in den Arm um festzustellen, ob er nicht träumte und bemerkte, dass es Semir neben ihm wohl genauso ging. Plötzlich schob sich hoch am Himmel der Vollmond hinter den Wolken hervor und jetzt konnte Ben auch die Worte Aurelia´s verstehen. Sie bat die Götter um Vergebung für die Fehler, die Sven vielleicht in seinem Leben begangen hatte, lobte aber dann seinen Einsatz für die Tiere. Er wurde als guter Freund hochgelobt und zuletzt bat Aurelia auch um Vergebung für die Tiere, die ihn getötet hatten. Ben dachte bei sich, wie die Todesart diese besonderen Menschen doch mal wieder die Ironie des Schicksals zeigte-er war in der Blüte seiner Jahre ausgelöscht worden durch ebendiese Kreaturen, die er sein Leben lang zu schützen versucht hatte. Aurelia bat die Götter nun noch um Hilfe für die Menschen, die Sven rächen würden und alle Blicke ruhten für einen Moment auf Semir und Ben.Wieder wurden wohlriechende Kräuter ins Feuer geworfen und wenig später tanzte die ganze Beerdigungsgesellschaft gemeinsam um die Urne und Ben und Semir kam das kein bisschen merkwürdig vor, sie drehten sich mit den anderen im Kreis, klatschten und sangen mit, bis um Mitternacht dann die Urne endgültig in das vorbereitete Loch zwischen den Wurzeln einer wundervollen uralten Buche gesenkt wurde und man gemeinsam die Erde darüber füllte. Nur ein kleiner Erdhügel blieb übrig, aber auch der würde im Verlauf der nächsten Wochen langsam verschwinden und dann blieb als Erinnerung an Sven nur noch der Baum und die Gedanken seiner Freunde. Aurelia und der Mann löschten nun die letzten glimmenden Holzstücke und dann ging man gemeinsam schweigend auf dem schmalen Waldweg zurück zum Parkplatz.Je weiter sie sich vom Begräbnisplatz entfernten, desto unwirklicher kam den beiden Polizisten vor, was sie gerade erlebt hatten und vor allem, wie sie sich dazu hinreißen hatten lassen, um die Urne zu tanzen. Allerdings waren ihre Sinne scharf und so saßen sie wenig später im Wagen und Semir ließ den Motor an, um sie sicher nach Hause zu bringen. „Was war das wohl für ein Kraut, das die da verbrannt haben?“ rätselte Ben und Semir sagte nach kurzem Nachdenken: „Ich will es lieber nicht wissen!“ und sein Freund pflichtete ihm bei. Irgendwie hatte sich gar keine Gelegenheit ergeben, sich mit den anderen Beerdigungsgästen zu unterhalten, aber nun konnten sie das auch nicht mehr ändern-Aurelia stand ihnen ja für ihre Fragen zur Verfügung und so konnten sie das sicher nachholen, wenn es nötig wurde. Als Ben gegen eins neben Sarah unter die Decke schlüpfte, konnte er erst nicht einschlafen, so beschäftigte ihn der Zauber des eben Erlebten, aber nach einer Weile fiel er dann doch in einen tiefen Schlaf, der von allerlei Träumen heimgesucht wurde.
Er hatte am Abend noch versucht die Holzkohle abzuwaschen, es aber nicht ganz geschafft, so dass Sarah ihn beim späten Frühstück, eher einem Brunch mit Speck und Eiern belustigt musterte und fragte, ob denn gerade Karneval sei. Auch Tim krähte vor Vergnügen und patschte mit seinen kleinen Händchen in das Gesicht des Vaters, dem es aber vor dem Duschen dann doch gelang mithilfe von Sarah´s Abschminkpads die letzten Rußspuren zu entfernen.Sarah hatte Anfang der Woche die Familienkutsche bei der Einfahrt in die Tiefgarage ein wenig angeschrammt und die war nun übers Wochenende zum Lackieren in der Werkstatt. So mussten sie den Mercedes nehmen, denn Ben´s Porsche war eindeutig zu klein und nachdem sie den Kindersitz dort eingebaut und den Buggy im Kofferraum verstaut hatten, nutzten sie das schöne Wetter, um ein wenig ins Freie zu fahren und mit Andrea, Semir den Mädchen und dem wieder genesenen Tim durch den Rheinpark zu laufen und danach gemütlich ein Eis essen zu gehen. Dabei berichteten sie den beiden Frauen ausführlich von ihrem merkwürdigen Erlebnis in der Nacht und auch Semir hatte Mühe gehabt seine Kriegsbemalung zu entfernen. An einer Ampel stand bei der Heimfahrt ein Wagen ihnen gegenüber und der Fahrer war der Tierarzt, dem Ben bei der Behandlung der Welpen assistiert hatte. Ben bemerkte ihn nicht, aber der Mann musterte stirnrunzelnd zuerst ihn und dann den Mercedes. War das nicht ein ziviles Polizeifahrzeug-die Lichtleiste vorne sprach dafür? Momentan setzte auch der Arzt seinen geplanten Weg fort, aber er nahm sich vor bei Gelegenheit Bruckner zu fragen, was er denn für einen neuen Helfer hatte.
Am Montag begann für Ben wieder die Maloche und erstens waren die Hunde völlig ausgehungert nach ihrem Fasttag und zweitens lag die doppelte Menge an Exkrementen in den Zwingern und Käfigen, denn Bruckner, der sich erst Mal auch nicht sehen ließ, hatte natürlich nicht sauber gemacht am Sonntag. Allerdings ging es den Welpen besser und die umkreisten Ben schwanzwedelnd und bettelten um Zuwendung, die er ihnen auch zuteilwerden ließ. Als er Lucky seinen Napf hingestellt hatte, hatte der kurz sein Ohr abgeleckt und dann die Pfote auf seinen Arm gelegt, als wolle er sagen: „Du weisst schon wo du hingehörst?“ und Ben hatte ihn dafür liebevoll hinter den Ohren gekrault. „Ach alter Junge-du bist schon ne Marke!“ hatte er gesagt und erst dann hatte Lucky zu fressen begonnen.
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Schön dass du zurück bist-Elli!
Semir gerät nun ins Visier von Papa Joe. Der beruhigt seinen Lakaien und nun muss der türkische Hengst aufpassen, dass er nicht gegrillt wird. Aber immerhin ist eine Landsmännin an seiner Seite-wie beruhigend! Wobei-Alex wäre mir lieber! -
Jetzt wollte ich mich auch mal melden summer. Also normalerweise verfolge ich ja alle Geschichten die aktuell veröffentlicht werden, aber im Augenblick schaffe ich es nicht, deine auch noch zu lesen und dafür zu feeden, was ich eigentlich dann auch vorhabe, denn ich habe deine Geschichten immer sehr geliebt-na bis auf die letzte halt. Ich hoffe ja schwer, dass du diesmal nicht in Versuchung kommst zu "guttenbergen", aber wenn du die anderen Geschichten tatsächlich selbst geschrieben haben solltest, dann freue ich mich auch auf deine Neue, denn deine Vorigen waren immer sehr mitreißend und spannend formuliert. Vielleicht komme ich an den Feiertagen dazu nachzulesen, aber versprechen kann ich noch nichts!