Beiträge von susan

    So nach einer kleinen urlaubsbedingten Lese-und Feedpause habe ich mich dazu entschieden, deine Geschichte als Erste nachzulesen. Puh Campino-ich bin jetzt immer noch ganz zittrig, so spannend und mitreißend geschrieben war das Ganze. Auf den Inhalt möchte ich jetzt gar nicht näher eingehen, aber es war stimmig und dicht, total viele überraschende Wendungen, Psychospielchen und Action haben mir die letzte halbe Stunde versüßt. Allerdings frage ich mich wirklich ob Jenny und Ben nicht erst mal miteinander reden sollten und herauszufinden versuchen, ob der Ausrutscher für sie irgendeine Bedeutung hat-sonst wäre es vielleicht besser, Kevin nichts davon zu sagen, denn gerade wird der vom einsamen enttäuschten Wolf zum Teamplayer und jetzt sowas! aber wie schon mehrfach betont-ganz großes Kino!

    Marek reagierte einen Tick zu langsam und so warf ihn die Wucht des Aufpralls erst einmal um und er verlor seine Waffe. Semir, der ja einige Meter von ihm entfernt stand hätte zu gerne geschossen, aber es war nicht möglich, ohne Marek zu treffen, der nun vor Entsetzen schrie und von dem wildgewordenen Bernhardinermix gerade schmerzhaft gebissen wurde. Semir stürzte näher-vergessen war im Augenblick die Suche nach Dermold und Bruckner-jetzt galt es das Leben seines Kollegen zu retten. Beherzt griff er zu und schaffte es irgendwie die Kette, die der Hund um seinen Hals trug zu packen. Obwohl der nun wie eine Furie herumfuhr und auch Semir am Unterarm erwischte, hielt der eisern fest und drehte langsam die Kette zu, bis er dem Hund sozusagen die Luft abstellte und der aufhörte um sich zu beißen. In diesem Augenblick kam schon der Hofbesitzer, den die Geräusche aufgeschreckt hatten schreckensbleich dazu und Marek, der jetzt wimmernd am Boden lag und seine Hände auf die blutenden, schmerzenden Bißverletzungen presste, erfasste die Situation und auch dass der Mann misstrauisch die Waffen der beiden Männer musterte und rief ihm nun wieder und wieder auf Polnisch zu, dass sie von der Polizei wären und langsam nickte der, packte nun seinerseits mit ein paar scharfen Worten den Hund am Halsband und schleifte ihn zu einem Zwinger, der in einer Ecke des Hofs stand. Dort warf er ihn hinein, schloss die Tür hinter ihm und während der Hund nun hechelnd wieder zur Besinnung kam, hatte Semir sich schon neben Marek auf den Boden gesetzt und versuchte dessen Blutungen mit seinem Shirt, das er rasch ausgezogen hatte, zu stillen.
    „Schnell wir brauchen einen Krankenwagen!“ rief er entsetzt und der Hofbesitzer, der ein paar Brocken Deutsch verstand nickte stumm mit dem Kopf und zückte dann sein Handy, um die Rettung zu verständigen. Wenig später wimmelte der Hof von Sanitätern und ein Polizeifahrzeug, das den Notruf abgehört hatte war ebenfalls eingetroffen. Marek jammerte abwechselnd auf Deutsch und dann wieder auf Polnisch vor sich hin und wurde nun vom Notarzt erst einmal stabilisiert und mit Schmerzmitteln abgedeckt, bevor man ihn auf eine Trage packte und in den Rettungswagen schob. Der Notarzt sah sich auch die Bißverletzung Semir´s an, die zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlich war, reinigte kurz die Wunde mit einem Desinfektionsmittel, so dass Semir ihm beinahe ins Gesicht gesprungen wäre, so brannte das und drückte ihm einen Streifen Antibiotikatabletten in die Hand. „Zweimal täglich einnehmen!“ radebrechte er, denn ein paar Brocken Deutsch verstand auch er und Marek hatte ihm während der Erstversorgung schon erzählt, dass sie beide deutsche Polizisten waren, die flüchtige Verbrecher verfolgten.

    Während Marek nun in die nächste Klinik abtransportiert wurde, näherte sich einer der beiden polnischen Kollegen Semir und fragte in gebrochenem Deutsch: „Kann ich ihnen helfen?“ und Semir nickte. Er zog sein Handy hervor, auf dem er die Bilder von Bruckner, Dermold und auch Leo gespeichert hatte und zeigte die Bilder den Umstehenden. „Ich suche diese Männer, das sind flüchtige Mörder!“ sagte er und nun wurden die Augen des Hofbesitzers groß und er wehrte ab. Ein entsetzter Wortschwall auf Polnisch folgte und der Polizist, der wenigstens ein bisschen Deutsch sprechen konnte, übersetzte für Semir: „Er sagt er hätte ihnen eine Ferienwohnung vermietet, aber keine Ahnung gehabt, dass sie Verbrecher wären!“ und wenig später folgten Semir und die beiden Polizisten dem Hofbesitzer, der schnell einen Ersatzschlüssel geholt hatte, in die Wohnung. Semir war klar, dass nach diesem Tumult jeder am Hof aufgewacht war und er sich nun auch nicht mehr ruhig verhalten musste-vermutlich waren die Gesuchten schon lange, bevor sie eingetroffen waren getürmt-oder alternativ gerade eben in den Wald geflüchtet, der das einsame Gehöft von allen Seiten umschloss. Ein Fahrzeug war jedenfalls nicht weggefahren, seitdem sie eingetroffen waren, aber als sie nun in der Wohnung die Reste von Schminke, falschen Bärten und die Verpackung von zwei Fatsuits fanden, begann es in Semir´s Kopf zu rattern.

    Sollten die Männer in dem Wagen, der ihnen entgegen gekommen war, vielleicht doch die Gesuchten gewesen sein, die perfekt geschminkt ihr Aussehen dermaßen verändert hatten? Aber wohin waren die unterwegs? Moment-sie vermuteten, dass die sich nach Thailand absetzen wollten-von wo würde man abfliegen? Er versuchte das seinen polnischen Kollegen zu erklären, aber so weit reichten die Verständigungsmöglichkeiten doch nicht aus und so nahm Semir sein Handy heraus und rief Susanne im fernen Köln an. Wenig später hatte er die Bestätigung-der nächstgelegene Fernflughafen war Warschau und den konnte man in guten drei Stunden erreichen. Die Flüchtigen hatten zwar einen Vorsprung, aber an diesem Tag ging der nächste Flieger nach Bangkok um 14.00 Uhr-das müsste zu schaffen sein! Allerdings konnten oder wollten die Kollegen ihn nicht begleiten-die hatten hier vor Ort genug Arbeit, wie sie ihm versicherten-und so sprang Semir wenig später in den Mietwagen und gab Gas. An dem Dorfgasthof hielt er noch kurz an und holte seine Tasche aus dem Zimmer, immerhin hatte er so wieder ein frisches Shirt, denn das andere war ja als Verband missbraucht worden und dann benötigte er noch eine Weile, um die Spracheinstellung am Navi zu ändern und den Flughafen einzugeben. Endlich war er startklar und fuhr nun zügig Richtung Warschau.

    Susanne hatte derweil erstens Marek´s Familie verständigt und dann auch am Flughafen versucht etwas herauszubekommen. Aber ohne neue Namen oder eine detaillierte Personenbeschreibung konnte auch die Flughafensicherung dort nichts ausrichten-Semir musste versuchen die Passagiere vor Ort zu identifizieren-immerhin hatte er ja eine grobe Vorstellung davon, wie die Flüchtigen jetzt aussahen!
    Nach etwa der Hälfte der Strecke-Semir hatte gut Gas gegeben, wurde er von einem Polizeiwagen überholt und zum Anhalten gezwungen. Leider sprach keiner der beiden Polizisten auch nur einen Brocken Deutsch und erst das Vorzeigen seines deutschen Polizeiausweises brachte sie ein wenig weiter. Trotzdem dauerte es-wiederum mit Hilfe Susannes und eines Sprachcomputerprogramms- eine Weile, bis sie ihn weiterfahren ließen und jetzt wurde die Zeit langsam knapp. Es war bereits fünfzehn Minuten vor der Abflugzeit, die Passagiere saßen sicher schon im Flieger, erreichte Semir den Flughafen, fuhr mit dem Wagen so weit wie möglich ran und ließ das Fahrzeug dann einfach stehen. Wie von Furien gehetzt rannte er in die Abfertigungshalle, hatte zwar mit einem Blick die Startbahn und die Nummer des Flugzeugs von der Anzeigetafel entnommen, aber dann standen die Kollegen von der Flughafensicherung wie eine Mauer vor ihm und wollten wissen, ob er der Besitzer des widerrechtlich geparkten Fahrzeugs draußen war. Obwohl Semir verzweifelt versuchte sein Anliegen zu erklären, wurde er erst einmal grob gepackt und in deren Büro geschleift und wieder dauerte es einige Minuten, bis man jemanden hergeholt hatte, der fließend Deutsch sprach und nun begann zu übersetzen. Man brachte Semir nun zwar zum Flugfeld, aber gerade war die Gangway weggerollt worden und der Flieger machte sich startklar. Mit einem bedauernden Schulterzucken kapitulierten die Kollegen der Flughafenpolizei, nur Semir konnte jetzt nicht einsehen, dass die Verbrecher einfach so davonkommen sollten. Die Männer erklärten, dass es doch ganz einfach sei die Mörder bei der Landung zu verhaften, aber Semir versuchte ihnen verzweifelt zu erklären, dass er ja nach seinem flüchtigen Blick keine genaue Beschreibung hatte und auch nicht wusste, unter welchen Namen die eingecheckt hatten. Er musste den Start des Flugzeugs verhindern, an Bord gehen und sie persönlich identifizieren-nur so würde es klappen!
    Gerade fuhr langsam ein Fahrzeug an ihm vorbei, das die Koffer zu den Laderäumen des nächsten wartenden Fliegers bringen sollte und als niemand ihm entgegenkommen und etwas unternehmen wollte, sprang Semir plötzlich auf das Fahrzeug, zog den verdutzen Lademeister vom Sitz herunter und gab nun einfach Gas. Die Turbinen des Flugzeugs waren angelaufen und gerade begann der Flieger sich in Bewegung zu setzen. Semir drückte den Schnellauf des Elektromobils so weit herunter, wie es möglich war, aber trotzdem setzte sich das voll beladene Fahrzeug nur langsam in Bewegung. Seine Kollegen schrien ihm entsetzt und händeringend etwas zu, aber Semir ließ sich nicht aufhalten. Langsam wurde das Elektromobil schneller und Semir lenkte in Richtung Startbahn, aber genau in diesem Moment gewann der Flieger an Fahrt, hob wenig später ab und verschwand am Horizont. Bruckner, der einen Fensterplatz ergattert hatte, atmete erleichtert auf. Als er Gerkhan erkannt hatte, hatte er das Schlimmste befürchtet, aber jetzt lehnte er sich zufrieden zurück und ließ sich von der hübschen asiatischen Stewardess nach seinen Wünschen fragen.

    Als Leo´s Bruder am Dienstag früh seine Bank kontaktierte, war das Geld eingetroffen und es wurde vereinbart, dass er es ab sofort abholen konnte. Er hatte den Bankangestellten ein Märchen erzählt von einer Erbschaft eines deutschen Onkels und dass er sich gleich ein Wohnmobil davon kaufen würde und das bar bezahlen-so konnte er erklären, warum er 40 000€ sofort brauchte. So stand um sieben die Visagistin auf der Matte und begann die beiden Männer so zu schminken, dass sie den Fotos glichen und Leo recherchierte im Internet, wann heute der nächste Flug nach Thailand ging-und tatsächlich um 14.00 Uhr würde einer von Warschau abgehen. Es war zwar ein asiatischer Billigflieger, in den Bruckner normalerweise keinen Schritt gesetzt hätte, aber jetzt war es ihm egal und er wollte nur weg. Leo reservierte die Tickets auf die gefälschten Papiere, versprach aus besonderen Gründen Barzahlung am Schalter, was in Polen problemlos möglich war und um 12.00 Uhr würden sie einchecken. „Lutz-morgen lassen wir uns schon die thailändische Sonne auf den Bauch scheinen!“ freute Mark sich und nun sahen sie wieder staunend ihrer Verwandlung in zwei völlig andere Menschen zu. Was Perücken, aufgeklebte Bärte, Schaumstoffpolster in den Wangen und Fatsuits so ausrichten konnten-ihre eigene Großmutter hätte sie nicht erkannt! Bruckner sah bedauernd das Fläschchen an, das er mitgenommen hatte-man durfte ja leider keine Flüssigkeiten mit ins Handgepäck nehmen und so konnte er nicht widerstehen, dem eigentlich sehr freundlichen Hofhund seines Gastgebers vor der Abfahrt ein wenig von den aggressiv machenden Tropfen auf einem Stück Wurst zu geben, bevor er den Rest in den Müll warf-der sollte auch einmal erleben, wie sich ein richtiger Hund verhielt, der seinen Besitz bewachte!

    Semir hatte derweil am Morgen Mühe, Marek aus dem Bett zu bekommen-Mann das war genauso schwer, wie Ben zu wecken, der sich auch immer die Decke über den Kopf zog: „Nur ein Viertelstündchen!“ murmelte und sofort wieder tief und fest einschlief. Semir hatte in Etappen geschlafen, denn Marek hatte geschnarcht wie ein Walroß und so war er immer mal wieder aufgewacht und hatte auch das Fenster aufgerissen, sonst wäre er noch von Marek´s Ausatemluft betrunken geworden! Aber endlich um 8.30 Uhr hatte er es geschafft, Marek hatte sich unter die kalte Dusche gestellt und so saßen sie ein Viertelstündchen später beim Frühstück und eine weitere halbe Stunde darauf waren sie unterwegs zu dem etwas außerhalb liegenden Gehöft, wo sich die beiden flüchtigen Verbrecher mutmaßlich verbargen. Auf der letzten größeren Straße kam ihnen ein Fahrzeug entgegen, in dem vier Männer saßen, über die Semir routinemäßig einen Blick streifen ließ, aber keiner davon war ihm bekannt. Gut-der Beifahrer hatte sich gerade gebückt, aber die dicken Männer im Fond mit den Bärten sahen in keinster Weise den Gesuchten ähnlich und so näherten Marek und er sich vorsichtig dem Gehöft, stellten außer Sichtweite ihr Fahrzeug ab und schlichen mit gezogenen Waffen näher.

    Auch Bruckner hatte beiläufig in das andere Auto geblickt und dann hätte ihn beinahe der Schlag getroffen, als er sah, wer da auf dem Fahrersitz thronte. Verdammt-dieser Gerkhan hatte sie ausfindig gemacht! Allerdings war ihre Verkleidung anscheinend wirklich gut, denn kein Hauch des Erkennens war über sein Gesicht gezogen und Leo hatte gerade vom Beifahrersitz aus das Navi programmiert, während sein Bruder den Wagen lenkte-vermutlich hatte Gerkhan den gar nicht gesehen. Trotzdem bat Bruckner den Fahrer ein paar Umwege zu nehmen und beobachtete angestrengt den rückwärtigen Verkehr, aber sie hatten definitiv keinen Verfolger und so waren sie wenig später auf dem Weg zum Warschauer Flughafen, den sie pünktlich noch vor zwölf erreichten und auch sofort problemlos die reservierten Tickets bezahlten, die Passkontrolle durchliefen und eincheckten. Sie hatten nur Handgepäck und mussten daher auch keinen Koffer aufgeben-mit genügend Bargeld in der Tasche konnten sie sich in Thailand alles kaufen, was das Herz begehrte. Trotzdem waren sie auch jetzt noch vorsichtig, verbargen sich in einer Ecke der Lobby und musterten die Zöllner, die Polizisten und auch sonst jeden, der durch die Abflughalle lief, aber anscheinend suchte niemand nach ihnen und die Zeit, bis sie ins Flugzeug konnten verrann und mit jeder Minute wurde ihre Erleichterung größer.
    Leo hatte nach der Ticketbezahlung sein Geld bekommen, er würde nun auch alle anderen auszahlen und dann nach Deutschland zurückkehren. So waren er und sein Bruder dann schon bald wieder auf dem Rückweg und freuten sich über den unerwarteten Geldsegen.

    Semir und Marek, der zwar wieder nüchtern erschien, aber trotzdem in seinen Reaktionen durch den Restalkohol noch verlangsamt war, tasteten sich näher an das Gehöft heran. Sich gegenseitig Deckung gebend erreichten sie die Gebäude, als plötzlich ein riesiger hellbrauner Schatten mit gefährlichem Knurren durch die Luft flog.

    Semir war am nächsten Morgen erholt erwacht und hatte dann vorsichtshalber gleich eine kleine Reisetasche gepackt und im Auto gelassen. Pünktlich um acht stand er im Büro der Chefin, die ihn erfreut begrüßte: „Ich hätte gar nicht erwartet, dass sie schon wieder dienstfähig sind, Gerkhan-und wie geht es Jäger?“ fragte sie und Semir konnte ihr zunächst berichten, dass der auf dem aufsteigenden Ast war und nicht mehr in akuter Lebensgefahr schwebte, was Kim Krüger sehr freute. „Chefin-nachdem die Kollegen in Polen bisher keine Verhaftung geschafft haben, würde ich gerne selber dorthin reisen. Ich hatte ihnen ja erzählt, dass dieser Strzigowski etwas von einem Dorf bei Wielkopolski erzählt hat und die Kollegen dort fokussieren sich jetzt anscheinend auf einen anderen Ort, nämlich Krakau und das liegt ganz woanders. Im Innenstadtrevier arbeitet ein Kollege, der ist Halbpole und hat mich schon mehrfach als Dolmetscher unterstützt, den würde ich gerne fragen, ob er mit mir dorthin reist und Nachforschungen anstellt!“ bat er die Chefin und die sah ihn ernst an. „Gerkhan, ich bin sogar sehr erfreut, wenn sie das tun, allerdings müssen wir die Behörden dort um Amtshilfe bitten und das kann dauern!“ gab sie zu bedenken, aber Semir zuckte mit den Schultern. „Ich würde aber einfach einen Erholungsurlaub in diesem wunderbaren Naturschutzgebiet antreten-ich denke dazu muss ich die polnischen Kollegen nicht um Erlaubnis fragen!“ erklärte er mit einem Grinsen und nun zuckten auch die Mundwinkel der Chefin. „Also gut-passen sie auf sich auf und klar ist das kein Urlaub, sondern Dienstzeit und die Spesen werden natürlich auch übernommen-ich rufe auch gleich den Leiter des Innenstadtreviers an, ob der für einige Tage den Kollegen ausleihen könnte!“ beschloss sie und griff zum Hörer. Auch sie befürchtete, dass ansonsten Dermold und Bruckner davonkommen würden und die Morde und der Mordversuch an Ben ungesühnt blieben. Auch deuteten inzwischen alle Spuren darauf hin, dass sie für den Tod einer alten Dame unweit des Unfallorts ebenfalls verantwortlich waren und die Spur des Todes zog sich durch deren Leben und solche Verbrecher gehörten hinter Gitter!

    So wurde alles angeleiert und Marek, der nette Kollege stimmte auch sofort zu und machte sich zurück auf den Weg nach Hause, wo er einige Sachen packte und sich von seiner Familie für ein paar Tage verabschiedete. Als Semir noch ein wenig in sein Büro ging, um die Wartezeit zu überbrücken, kamen gerade Jenni und Bonrath, zwar noch ein wenig steif gehend, aber fröhlich zur Chefin. „Mann Jenni-Dieter-ihr kommt auch schon wieder zum Dienst?“ sah er sie fragend an und die beiden lächelten. „Auf Streife können wir noch nicht fahren, aber die Prellungen tun zuhause genauso weh wie im Büro und so dachten wir, wir erledigen wenigstens ein bisschen Schreibkram.“ erklärten sie und nun wurde Kim Krüger schon ein wenig leichter ums Herz. Die ausgedünnte Personaldecke begann sich wieder zu schließen und als wenig später dann Marek auf dem Parkplatz der PASt vorfuhr, lud er sein Gepäck in den BMW um und kurz darauf waren die beiden Polizisten auf dem Weg nach Polen, wo sie im Laufe des Abends eintrafen.

    Marek hatte von unterwegs schon in einem Autoverleih kurz hinter der Grenze einen anderen Wagen bestellt: „Wenn wir mit einem Polizeifahrzeug mit deutschem Kennzeichen dort eintreffen, werden wir nichts erfahren!“ erklärte er Semir und der nickte zustimmend. Sie hatten sich gut unterhalten und als sie noch einige Zeit später mit dem Mietwagen in dem wildromantischen Naturschutzgebiet vorfuhren, besorgte er in einer kleinen Pension in dem Ort, den Leo erwähnt hatte, ein Doppelzimmer, bat Semir so wenig wie möglich zu sprechen und so speisten sie kurz darauf fürstlich im Dorfgasthof und gingen hinterher noch in die Kneipe daneben, wo sie sich das eine oder andere Bier und Wodka gönnten-zumindest Marek, während Semir seinen Schnaps dezent im nächsten Blumentopf entsorgte. Mann waren die alle trinkfest-Semir wäre schon lange schlafend unter dem Tisch gelegen bei diesen Alkoholmengen, aber so schwankte Marek zwar leicht, als sie gegen Mitternacht in ihr Zimmer zurück gingen, aber er hatte schon einen heißen Tipp bekommen. Er hatte sich und Semir als Jagdurlauber aus einem anderen Teil Polens ausgegeben und laut über die Deutschen geschimpft-so hatte man ihm gesteckt, dass zwei arrogante Deutsche in einem Haus untergekommen waren, das sie sich am nächsten Tag einmal genauer ansehen würden. Semir konnte erst nicht einschlafen, weil Marek so laut schnarchte, aber irgendwann war er doch weg und erwachte am nächsten Morgen erholt und voller Tatendrang.

    Am Sonntag waren die gefälschten Papiere von Bruckner und Dermold fertig gewesen und ihr Gastgeber sagte: „Sobald ihr das Geld aufgetrieben habt, buche ich euch einen Flug, aber erst die Kohle und dann alles Weitere-unsere Visagistin wird euch wieder so herrichten, wie auf den Fotos und dann könnt ihr nach Thailand reisen!“ und so hing Bruckner am Montag überwiegend am Telefon, bis es ihm gelang, verstecktes Geld auf das Konto von Leo´s Bruder zu transferieren. Am Dienstag müsste das da sein. „Leo-wenn da irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht und der sich die Kohle selber unter den Nagel reißt, werde ich ihn bestrafen, dass er wünscht, nie geboren zu sein!“ warnte Bruckner und Leo sprach daraufhin ein ernstes Wort mit seinem Bruder, der verdattert nickte. Sie würden alle ihre Bezahlung bekommen und sobald ihre Gäste im Flieger saßen, würde Leo wieder nach Deutschland zurückkehren und behaupten, er wäre nur auf Verwandtenbesuch gewesen-eigentlich konnte man ihm doch nichts nachweisen!

    Sarah nahm Tim mit in die Wohnung, lüftete da erst einmal kräftig durch und räumte ein wenig auf, während Tim brabbelnd durchs Wohnzimmer krabbelte und schon hin und wieder begann, sich an Stühlen und Tischen hochzuziehen. Er spielte so selbstvergessen mit seinen Spielsachen und war zufrieden und glücklich-ihm schien das wirklich nicht zu schaden, dass er die letzten Tage bei Hildegard verbracht hatte. Als er ein kleines Nickerchen machte, setzte Sarah sich an den Laptop, um etwas nachzusehen-eigentlich wann Kinder denn üblicherweise zu laufen begannen und ob die da gleich Schuhe brauchten-da stieß sie in dem Kinderforum in dem sie immer las, auf einen Artikel über Kinder und Haustiere. Dort wurde auf Studien hingewiesen, dass Kinder die in Haushalten mit Haustieren aufwuchsen seltener krank waren und auch Allergien dort weniger verbreitet waren, natürlich nur, wenn keine gegen Tierhaare bestand, aber da waren sie alle drei nicht behaftet. Die Theorie der einen Studie besagte, dass dadurch so eine Keimvielfalt geboten war, dass die bösen Keime sozusagen von den Guten in Schach gehalten wurden. Es wurde auch beteuert, dass es keine Rolle spielte, wenn Kinder auch ihren Hund oder die Katze mit ins Bett nahmen und die Vorteile für eine bessere Sozialentwicklung, Kontaktfähigkeit und Ausbildung von Verantwortungsbewusstsein wurden auch hervorgehoben. Man betonte auch, dass der Abhärtungseffekt ebenfalls zum Tragen kam, weil man mit Hunden eben regelmäßig auch bei schlechtem Wetter nach draußen ging und zum Ende des Kapitels waren noch mehrere entzückende Fotos von Kindern unterschiedlichen Alters mit ihren Haustieren zu sehen.

    Sarah dachte nun intensiv nach-sie hatte gemerkt, dass es sozusagen Ben´s größter Wunsch war, Lucky herzuholen, wenn er wieder gesund war. Aber sie rechnete es ihm hoch an, dass er deswegen kein Streitgespräch mit ihr begonnen hatte, sondern anscheinend bereit war, sich ihrem bisherigen Entschluss zu beugen. Aber Hilfe-sie hatte eigentlich gar keine Ahnung von Hunden und was man da machen musste, wie viel und was die fraßen und wie man die pflegte. So landete sie auf einer Deerhoundseite und studierte die nächste Viertelstunde bis Tim erwachte, die Besonderheiten dieser Rasse. Überall wurde hervorgehoben was für noble Hunde das waren, die zu jedermann freundlich und höflich waren. Allerdings waren die von ihrer Abstammung her Hetzjäger und waren eigentlich in Schottland und England gezüchtet worden, um die Hirsche und anderes Wild auf die Jäger zuzutreiben. Was tat man mit einem Hetzhund in der Stadt-und wie sollte der genügend Auslauf bekommen? Sie las auch noch, dass diese Deerhounds den Windhunden näher standen als anderen Hunderassen und auch da so manche Besonderheiten zu beachten waren.
    Oh Gott-was sollte sie nur tun? Sie spielte noch mit Tim, ging mit dem auch ein wenig in den Park, der gleich bei ihnen um die Ecke war und dort fielen ihr nun besonders die Hunde auf, die dort mit ihren Besitzern Gassi gingen. Tim deutete von seinem Kinderbuggy aus auf alles was vier Beine hatte und stieß geschäftige Laute aus-wenn man den fragen könnte, der würde sofort einen Hund wollen, aber dazu war er nun eindeutig noch zu klein. Nach ihrem Ausflug badete Sarah ihren Sohn noch, gab ihm die abendliche Flasche und zog ihm gleich einen Schlafanzug an. Als sie gegen acht vor Hildegards Haustür stand, war er im Auto eingeschlafen und schlafend trug sie ihn in sein Reisebettchen. Hildegard musterte sie mit einem Lächeln: „Sarah-sie sehen besser aus als heute Mittag, ich hoffe, sie haben sich ein wenig erholt!“ bemerkte sie und Sarah nickte. Beiläufig erwähnte sie dann noch: „Die haben von der Tierklinik angerufen, dass Lucky schon wieder nicht fressen will-unser netter Polizist ist da mit Arco noch hingefahren-vielleicht funktioniert der Trick mit dem Futterneid nochmals!“ bemerkte sie und verabschiedete dann Sarah, die es wieder zu ihrem Mann ins Krankenhaus zog. Frederik stand ebenfalls wedelnd in der Tür und mit dem hatte Sarah ja nun gar keine Probleme, den begrüßte sie ohne Vorbehalte und hatte auch keine Angst vor ihm, obwohl das ja auch ein großer Hund war. Allerdings sahen die Goldies so harmlos aus, dass die wenigsten Menschen denen zutrauten, dass die aggressiv werden könnten und das war ja auch im Rasseziel nicht verankert. Nur gab es natürlich auch da Einzelexemplare die eben nicht so nett und wohl erzogen waren wie ihre Geschwister, aber sowas gab es überall in der Tierwelt-und bei den Menschen waren auch nicht alle lieb, nett und freundlich, wie gerade ein Polizist und eine Krankenschwester sehr wohl wussten. Hildegard seufzte, als sie Sarah nachsah wie die davonfuhr-das Problem mit Lucky lastete schwer auch auf ihrer Seele, was konnte sie nur tun?

    Als Sarah im Krankenhaus eintraf war gerade die Dialyse abgehängt worden und mit Freude sah sie, dass das Noradrenalin draußen war-das war ein Riesenschritt in Richtung Besserung und in dem Stuhldrainagenbeutel war auch nichts mehr nachgelaufen. Langsam begann sie zu hoffen, dass der entscheidende Durchbruch gekommen war und es jetzt steil aufwärts ging mit ihrem Ben, der sie lächelnd und mit einem Küsschen begrüßte. Sie gab ihm noch eine Suppe ein und ließ ihn trinken und als er danach wieder versuchte, selber seine Zähne zu putzen, klappte das schon viel besser-so langsam kam die Kraft zurück!

    Mir ist der Name des Stuntmans durchaus bekannt-meine Eltern haben das immer so kommentiert, wenn irgendeine waghalsige Sache gemacht wurde-das konnten auch meine privaten Stunts auf bockenden Pferden etc sein-also früher war das tatsächlich ein geläufiger Ausdruck! Aber huch-das ist ja schon ne ganze Weile her-wenn Semir das sagt, kann ichs ja noch verstehen-aber Alex? :/
    Übrigens haben das meine Eltern echt phonetisch immer: Ivl-Knivl ausgesprochen, das könnte also hinkommen.

    Oh mein Gott-Kevin!!!
    Campino-du wirst doch nicht??? Leute schnell lasst mich ran-die haben sicher nen Defi im Knast und nen Gefängnisarzt-wenn der nicht mit dem Drogenboss unter einer Decke steckt, dann kann der zumindest effektive Erste Hilfe leisten! Sonst muss ich jetzt nen Heliflug nach Köln buchen und mich daranmachen, Kevin zu retten!
    Aber wie wir schon vermutet hatten-Jenny´s Vergewaltigung war kein Zufall, sondern Schneider wurde durch Medikamente zur hemmungslosen Marionette des Bosses-pfui Deibel!

    Ben hatte erst einmal gar nichts gehört. So sehr hatte er sich auf seine Musik konzentriert, dass er fast erschrak, als ihn plötzlich jemand am Arm berührte. Als er aber die Augen öffnete, überzog ein Lächeln seine Züge: „Hey!“ sagte er und Semir erwiderte den Gruß. „Dir scheints besser zu gehen!“ bemerkte Semir und Ben nickte. „Die haben mich gestern, nachdem du weg warst und heute früh zwar noch ganz schön geschunden, aber so wie es aussieht mit Erfolg!“ erzählte er und Semir zog sich nun einen Stuhl näher. „Und wie geht´s dir?“ fragte er nun seinerseits seinen Freund und der nickte nun: „Auch wieder gut!“ und damit war im Augenblick alles Wichtige die Erkrankungen betreffend, gesagt. Nach einer Weile gemeinsamen Schweigens, das aber nicht irgendwie quälend oder langweilig war-zu viel Zeit hatten sie die letzten Jahre einfach miteinander verbracht-fing Ben an, sich im Detail für Semir´s Erlebnisse zu interessieren und wollte auch wissen, ob Bruckner und Dermold jetzt sicher hinter Schloss und Riegel saßen, aber Semir schüttelte den Kopf. Klar hatte Ben da irgendwie nur immer Bruchstücke von Unterhaltungen mitbekommen, sich daraus etwas zusammengereimt und nachdem er selber sowieso nicht aktiv werden konnte, war die Überführung der Täter momentan ins Hintertreffen geraten, aber nun erzählte er ihm detailliert, was geschehen war, seitdem er das Krankenhaus am Tag des Attentats verlassen hatte.
    „Mann-hoffentlich gibt’s von deiner wilden Verfolgungsjagd quer durch Köln noch Aufzeichnungen des Fernsehsenders-das würde ich mir zu gerne ansehen-und das Gesicht der Chefin hätte ich auch gerne angeschaut, als ausnahmsweise mal sie hinter dem Steuer eines Verfolgerfahrzeugs saß und das auch ziemlich kaputt gemacht hat!“ schwärmte er und wäre am liebsten gleich aus dem Bett gesprungen. Allerdings musste er dann doch Semir bitten den MP3-Player auszuschalten und ihn aus der bereitstehenden Schnabeltasse trinken zu lassen-seine Hände machten feinmotorisch und kräftemäßig einfach noch nicht mit. Das Schlucken aber klappte und als er Semir nun von seiner Vision mit dem Babystuhl erzählte, musste der alleine von der Vorstellung ziemlich schmunzeln.
    „Aber Ben sei froh, dass es dir schon so geht, wie es dir im Augenblick geht-wenn ich denke, dass Sarah und ich gestern noch Sorge hatten dich zu verlieren, dann hast du jetzt einen Riesenschritt nach vorne gemacht!“ beschwor ihn Semir und Ben blieb nichts übrig als zuzustimmen. Als jetzt eine junge hübsche Schwester ins Zimmer kam, eine neue Infusion anhängte und Ben fragte, ob er was brauche und auch gleich noch das Noradrenalin ausschaltete, das man die letzten Stunden ständig hatte reduzieren können, da schenkte er ihr ein hinreißendes Lächeln und antwortete: „Nein vielen Dank Schwester-ich bin sozusagen wunschlos glücklich!“ und Semir musste fast ein wenig grinsen, als die für einen Augenblick errötete und dann mit einem Kopfneigen das Zimmer wieder verließ. „Lass das bloß nicht Sarah sehen, dass du schon wieder flirten kannst, sonst macht die dich einen Kopf kürzer!“ warnte Semir und Ben sah ihn nun unschuldig an. „Ich habe überhaupt nicht geflirtet-ich war nur freundlich!“ bemerkte er und Semir grinste und sagte nur: „Na ja?“ woraufhin Ben empört den Kopf schüttelte. „Hör mal vor dir liegt sozusagen ein ziemlich ramponiertes Stück Fleisch das schon Probleme hat sich alleine umzudrehen, geschweige denn selber aufs Klo zu gehen und statt dessen überall Schläuche und Kabel stecken hat-sogar im Hintern-was soll daran attraktiv sein?“ fragte er nun und Semir grinste frech weiter: „Ja aber deine Klappe und dein Aussehen sind schon wieder dabei sich zu normalisieren, das genügt bei den Frauen anscheinend!“ stieß er ihm Bescheid und nun schmunzelte auch sein Freund in sich hinein.

    Nach einer Weile erneuten Schweigens erzählte Semir nun von seinem Plan, am nächsten Morgen den Halbpolen aus dem Innenstadtrevier zu dingen und mit dem nach Polen zu fahren, um die Verbrecher aufzuspüren und zu verhaften. „Ach Mann Semir-wie gerne würde ich dich unterstützen-und am besten würden wir noch Lucky mitnehmen, der anscheinend auch über dem Berg ist und der würde seine Peiniger überall finden und zur Strecke bringen!“ schwärmte Ben, aber dann überzog ein Schatten sein Gesicht. „Leider befürchte ich, das mit Lucky wird nichts werden, denn Sarah hat anscheinend panische Angst vor Schäferhunden und vielleicht auch anderen großen Hunden-die würde vermutlich nur so ne Fußhupe akzeptieren, wenn überhaupt und sie ist strikt dagegen, dass wir meinen Lebensretter zu uns nehmen. Ich kann da auch nicht über ihren Kopf hinweg entscheiden, denn sind wir mal ehrlich-wenn ich im Dienst bin hätte sie trotzdem die Hauptarbeit mit nem Hund, den meisten Dreck und gegen die Ängste kann ich auch nichts machen-ich weiss ja selber nicht, wie ich mich beim Anblick eines Schäferhunds fühlen werde. Allerdings hat ja Hartmut herausgefunden, dass die Tiere mit einer Substanz so aggressiv gemacht wurden und da denke ich mir, ohne dieses Mittel wären Castor und Pollux vielleicht gar nicht so gefährlich gewesen, aber das ist wie mit vielen Dingen im Leben-eine Waffe ist auch nicht per se schlecht-nur wenn man sie zu verbrecherischen Zwecken einsetzt und nicht um Menschen zu retten und Verbrecher festzunehmen, dann ist sie sozusagen böse und so stelle ich mir das eben auch mit Hunden vor. In der ganzen Zeit im Tierheim waren alle Hunde dort nur total freundlich und nett zu mir, obwohl die nicht aus den Zwingern kamen und mich locker hätten zerfleischen können. Die haben mich alle geliebt-und Lucky eben ganz besonders und ich würde nicht hier liegen, wenn er nicht sein Leben riskiert hätte, um mich zu retten!“ erzählte er unglücklich, aber Semir wusste auch keinen Ausweg aus dem Dilemma.
    „Ich werde mal mit Sarah reden!“ bot er Ben an, aber der schüttelte den Kopf. „Semir, das bringt doch nichts-wenn Sarah da Bedenken hat und Lucky nicht will, dann können wir beide reden so viel wir wollen-weisst du ich kenne sie, die kann auch stur sein!“ erklärte er und nun wusste Semir auch nicht mehr, was er noch unternehmen sollte.

    „Meinst du nicht, ihr könntet Lucky vielleicht nehmen, immerhin hättet ihr ja auch einen Garten?“ fragte Ben nun seinen Freund hoffnungsvoll, aber Semir schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass sich Andrea da drauf einlässt-die arbeitet ja schließlich vormittags und bis sie morgens die Kinder fertig gemacht und in Schule und Kindergarten gebracht hat, hat sie genug Arbeit-da braucht sie nicht noch nen Hund dazu. Und mit unserem Schichtdienst-du weisst doch selber wie oft wir eben nicht nach acht Stunden Feierabend haben. Nein-der Wunsch nach einem Hund müsste von Andrea und den Kindern kommen, nur dann funktioniert sowas!“ erklärte er und nun musste Ben ihm unglücklich zustimmen. Vor seinem inneren Auge erschien der freundlich wedelnde graue Riese und nun sagte er nur gedankenverloren: „Ach Lucky!“ um sich dann ein wenig anders hinzulegen und die Wand anzustarren.
    Nach einer Weile verabschiedete sich nun Semir, auch weil zwei Schwestern kamen um Ben nochmals frisch zu machen und zu lagern, bevor noch für einige Stunden die Dialyse angeschlossen werden würde. „Ich packe jetzt meine Sachen und dann versuche ich die nächsten Tage die Typen, die dir das angetan haben, festzunehmen. Ich werde immer mal anrufen und mich nach dir erkundigen-halt die Ohren steif und werde einfach so schnell wie möglich wieder gesund, damit wir wieder gemeinsam auf Verbrecherjagd gehen können!“ ordnete er sozusagen an und Ben versprach, sich Mühe zu geben. Fast ein wenig teilnahmslos-so sehr erfüllte der Kummer und die Sehnsucht nach diesem tollen grauen Hund sein Herz-ließ er sich versorgen und als die Dialyse begann, versuchte er zu schlafen, damit die trüben Gedanken endlich aus seinem Kopf verschwanden.

    Sarah hatte inzwischen immer wieder gedankenverloren die beiden Hunde beobachtet. Es stimmte-so wahnsinnig gefährlich schien auch Arco nicht zu sein, obwohl er ein Schutzhund und Deutscher Schäferhund war, aber trotzdem blieben Vorbehalte. Als sie allerdings immer wieder die Rose betrachtete, die Hildegard inzwischen in einem kleinen Väschen auf den Tisch gestellt hatte, musste sie lächeln. Das war schon sehr süß gewesen, diese Szene, ach sie wusste doch selber nicht, was sie machen sollte. Ein wenig später verabschiedete sie sich für eine Weile von Hildegard und dem Hundeführer. „Ich würde gerne bis zum Abend mit Tim nach Hause gehen, um ein wenig Normalität zu haben-wenn ich darf, würde ich ihn aber zum Schlafen wieder bringen und die Nacht bei meinem Mann verbringen!“ bat sie und Hildegard versicherte ihr, dass das kein Problem darstellte. Der Hundeführer baute noch den Kindersitz von Hildegard´s in ihr Auto um und Arco saß artig und ohne sich zu bewegen daneben und beobachtete das, sogar als sein Freund Frederik ihn mit der Nase anstieß und zum Spielen aufforderte. Arco blieb allerdings sitzen und bevor sie einstieg, fasste Sarah sich noch ein Herz und sagte: „Auf Wiedersehen Arco!“ und strich ihm zart über den Kopf, woraufhin er freundlich wedelte und die Ohren nach hinten wegknickte-jetzt sah er schon nicht mehr so gefährlich aus!

    Semir fühlte sich ebenfalls besser. Er hatte in der Nacht noch ausgiebig geschlafen, hatte den Sonntagvormittag ruhig verbracht und nach dem Mittagessen war er sozusagen wieder ganz der Alte. „Andrea-meinst du, du könntest mich zur PASt bringen, damit ich meinen Wagen holen kann?“ fragte er Andrea und die zog fragend eine Augenbraue hoch. „Meinst du, dass die den schon repariert haben?“ fragte sie, denn das hatte ihr Susanne schon erzählt, dass der Wagen mit dem Semir die Verbrecher verfolgt hatte nicht mehr ganz taufrisch war. „Das war ja Ben´s Mercedes, den ich geschrottet habe-mein Baby müsste unversehrt auf dem Parkplatz der PASt stehen!“ frolockte Semir, bis ihm plötzlich etwas durch den Kopf schoss. „Oh nein-das stimmt ja gar nicht-dem hat ja Frau Krüger den Garaus gemacht!“ fiel ihm dann ein. „Sie hat zwar behauptet, es wäre gar nicht so viel kaputt, aber das sagen Frauen immer!“ befand er und so brachte Andrea ihn trotzdem zur PASt und welch ein Wunder-in der Werkstatt hatten sie eine Sonderschicht eingelegt und tatsächlich den BMW wieder hergerichtet. Als Semir seinen Wagen umrundete erkannte er zwar durchaus, dass der nicht mehr fabrikneu war, aber wenn er jetzt noch fahrtüchtig war, dann war er zufrieden. Die diensthabende Sekretärin der Autobahnpolizei begrüßte Semir mit einem Lächeln und bestätigte, dass der BMW repariert war und so war wenig später Semir im eigenen Dienstfahrzeug unterwegs zu Ben ins Krankenhaus. Er atmete tief durch, wenn er sich weiter so gut fühlte, würde er morgen nach Polen reisen und dann gnade Gott den Übeltätern!

    Sarah war inzwischen bei Hildegard angelangt. Aus dem Garten drangen Stimmen einer angeregten Unterhaltung und Tim´s Plappern, der so tat als könne er schon sprechen und seine Tonlage danach modulierte, wie die Menschen um ihn herum, war weithin zu hören. Ein Lächeln überzog Sarah´s Gesicht-ihr Sohn war hier wirklich in den besten Händen. Auf ihr Läuten öffnete Hildegard und bat sie freundlich herein. „Sehen sie mal, welch lieben Besuch wir bekommen haben und wen der mitgebracht hat!“ sagte sie und nun wurde Sarah ganz blass, denn kein anderer als der Hundeführer der Polizei war mit Arco bei Frau Brauner zu Besuch. Er hatte seinen jüngsten Sohn mitgebracht, mit dem sich Tim gerade angeregt unterhielt und der Fünfjährige reichte ihm immer Spielsachen, die Tim dann in seinem Hochstuhl sitzend zu Boden pfefferte, worüber die beiden immer fürchterlich lachen mussten und der ältere Junge sie wieder aufhob. Frederik und Arco spielten inzwischen und jagten sich gegenseitig durch den Garten. Alle beide hatten gerade gar keine Zeit für die Menschen, denn auch ein Hund brauchte einmal eine Auszeit und diese zwei so hervorragend erzogenen und sozialisierten Rüden, die sogar noch gleich groß waren, hatten sich von Anfang an verstanden.

    „Unser Polizeihundeführer hilft mir immer mal aus, wenn ich im bunten Kreis mit der tiergestützten Therapie aussetzen muss, was ja gerade der Fall ist. Sein Arco ist ebenfalls so ein lieber Hund und die Kinder sind immer ganz begeistert, wenn er eine Vorführung macht!“ erzählte Frau Brauner ungezwungen und bot Sarah einen Stuhl am Gartentisch an, auf dem leckere Teilchen und eine große Kanne Kaffee standen. Ihr war zwar sofort aufgefallen wie Sarah sich beim Anblick des Schäferhunds versteift hatte, aber sie tat nun einfach so, als hätte sie nichts bemerkt. Ihr war völlig klar, warum Sarah so abgestanden war und nur deshalb noch nicht ihr Kind gepackt und die Flucht ergriffen hatte, weil Tim doch sicher am Tisch in seinem Hochstuhl saß. Genau das war das Thema gewesen, worüber sie gerade mit dem Polizisten gesprochen hatte und weil dem auch Lucky´s Zukunft und sein Wohlergehen am Herzen lagen, hatte der ihr telefonisch zugesagt wenigstens zu versuchen Sarah die Angst vor Schäferhunden zu nehmen. Dass Sarah gerade jetzt dazu gestoßen war, war eher Zufall gewesen, aber seine älteren Kinder waren heute mit seiner Frau unterwegs und so hatte er den Sonntag genutzt, alleine mit seinem Jüngsten etwas zu unternehmen und war so bei Frau Brauner gelandet.
    Sarah trank zwar jetzt eine Tasse Kaffee und aß auch ein Teilchen, aber sie ließ nebenbei den Schäferhund nie aus den Augen und war sehr angespannt. Tim hatte zwar geduldet, dass die Mama ihm ein Küsschen gab, sich aber dann wieder voller Freude dem Spiel mit dem älteren Jungen gewidmet-da war Sarah aktuell beinahe ein wenig abgeschrieben. Die beiden Hunde hatten sich inzwischen hechelnd erst am Wassernapf bedient und lagen jetzt im Schatten eines Baumes und ruhten sich aus.

    Nun lenkte der Hundeführer die Aufmerksamkeit seines Sohnes auf sich und fragte: „Daniel-magst du mal den beiden Damen und Tim mit Arco eine Vorführung machen?“ fragte er und Daniel nickte sofort stolz. Die meisten Kinder beneideten ihn um den Beruf seines Vaters und vor allem um Arco, der ihn von seiner ersten Lebensstunde an geliebt und beschützt hatte.So erhob sich der kleine Junge, der ja kaum größer und mit Sicherheit leichter als der eindrucksvolle Rüde war und forderte seinen Hund mit einem „Komm Arco!“ auf, etwas mit ihm zu machen. Sofort erhob sich der Hund, freundlich mit devot gesenktem Schwanz und kam zu Daniel, den er von ganzem Herzen liebte. Daniel ließ Arco nun erst bei Fuß gehen, dann Sitz und Platz machen. Er warf ihm Bälle, die er willig apportierte und auf ein „Aus!“ auch sofort hergab. Dann kamen die speziellen Kunsttstücke-Arco robbte dafür auf dem Bauch, rollte sich auf dem Boden, suchte Daniel, der sich hinter den Büschen versteckte und nur das glückliche Kichern von Daniel, dem das genauso viel Spaß machte wie Arco hallte durch den Garten.
    Sarah hatte derweil Tim aus dem Hochstuhl genommen und saß nun ganz still mit ihrem Sohn auf dem Schoß da. Irgendwann stand der Hundeführer auf, brach eine frühe Rose von einem Strauch, gab sie Arco ins Maul-natürlich nachdem er zuvor die Dornen entfernt hatte- und nur auf Blick-und Handzeichen robbte Arco vorsichtig zu Sarah, erhob sich vor ihr in Sitzposition und streckte ihr die Pfote hin, wie sein Herrchen ihm in stillem Einverständnis und Gehorsam signalisierte. Sarah atmete tief durch, streckte zögernd die Hand aus und nahm die Pfote und in diesem Augenblick ließ sich Tim mit entzücktem Lachen vornüberfallen und vergrub seinen Kopf und beide kleinen Fäuste in Arco´s Fell, der das ohne Murren über sich ergehen ließ. In einer Schrecksekunde riss Sarah Tim wieder hoch, aber Arco saß immer noch völlig unbeeindruckt vor ihr und hielt die Rose in seinem Maul. „Sie müssen sein Geschenk annehmen, sonst ist er traurig!“ sagte der Hundeführer mit weicher Stimme, denn er war irre stolz auf seinen Hund und so nahm Sarah nun doch die Rose entgegen und hielt die danach gedankenverloren in ihrer Hand, während Arco nun wieder zu Daniel lief und Frau Brauner ihr einen frischen Kaffee eingoss.

    @Melli-da musst du dich verlesen haben-ich habe nur fiktiv in den Raum gestellt, dass Ben sterben könnte-aber zum wiederholten Male hat er das nicht getan! ^^ Solange ich Lust darauf habe werde ich weiterschreiben, wenn irgendwann nicht mehr, dann ist das halt so-aber wenn du denkst, Ben hätte bereits alle Krankheiten durch, dann darfst du mal eine Woche bei uns volontieren-man kann sich glaube ich als Laie nicht vorstellen wie viele verschiedene lebensbedrohlichen Krankheiten es gibt-wenns nach dem ginge, könnte ich bis zum St. Nimmerleinstag weiterschreiben! :D
    Aber das ist glaube ich bei vielen Dingen so-als ich wegen der Story Betonkunst recherchiert habe, habe ich erfahren, dass es megaviele Sorten Beton gibt, anerkannt so etwa 200-jede zu ihrem Zweck.Das hätte ich mir zuvor nie vorstellen können und deshalb finde ich die Recherchen zu diversen Story´s schon so interessant! Wie man immer so schön sagt-lesen bildet, aber ich glaube schreiben noch viel mehr!

    Nun kann Semir Nicole besuchen, aber sein Bauchgefühl sagt ihm, dass die noch nicht überm Berg ist! Er allerdings verträgt die Fahrt im Rollstuhl ganz ordentlich und so bittet er im Anschluß Jenny ihn doch gleich mitzunehmen-na gut wenn er meint? Aber das Mittagessen hätte ich an seiner Stelle schon noch gegessen-wer weiss wann er wieder was kriegt!

    Oh Mann Semir-das hast du jetzt von deinem Alleingang! Allerdings bin ich auch von Ben ein wenig enttäuscht-im Wald hört man einen Schuss kilometerweit, zumindest hätte er da aufschrecken und sich sofort auf die Suche nach Semir machen müssen, denn ohne Grund wird der nicht schießen! Gut-immerhin jetzt macht sich die Truppe auf den Weg und wir können nur hoffen, dass sie die beiden sicher schwer Verletzten bald finden!

    Oh nein-jetzt haben Semir und Ben unter Umgehung aller Verkehrsregeln in Windeseile die Mordkommission erreicht und dafür gesorgt, dass Plotz das Lachen vergeht! Aber leider ist der fiese Mörder schon weg und widmet sich jetzt im Knast Kevin, der schon fühlt, dass es jetzt wohl zu einem Kampf auf Leben und Tod kommen wird. Ich hoffe nur, er durchschaut auch sofort, dass vor ihm der Drogenboss sitzt und ist aufmerksam!
    Jerry denkt jetzt darüber nach zum Kronzeugen zu werden und auch Thomas wird eingeweiht-ich hoffe nur diese beiden Freunde können Kevin irgendwie helfen!
    Normalerweise sollte ja ein Anruf von Semir und Ben in der JVA genügen um Kevin zu schützen, aber leider weiss man ja nicht, welche Beamte da mit den bösen Buben unter einer Decke stecken-merde! ;(
    Als ich mir allerdings vorgestellt habe wie Semir und Ben sich die Treppe hinaufgewuchtet haben, musste ich grinsen-im Hinterkopf hatte ich da ein leicht anderes Bild! :D

    Ben konnte es fast nicht glauben-obwohl mitten am Vormittag hatte er tief und erholsam geschlafen und als er erwachte, fühlte er sich besser. Als Sarah die Atemmaske abnahm, die ihm inzwischen schon Druckstellen im Gesicht beschert hatte, blieb die Sättigung stabil, die Blutgase waren mit Sauerstoffbrille beinahe im Normbereich und auch das Fieber war im Sinken begriffen. Der Stationsarzt nahm ebenfalls erfreut die Besserung zur Kenntnis und fragte: „Wenn sie möchten können sie versuchen etwas zu essen und zu trinken-im Augenblick spricht nichts dagegen!“ sagte er und nun überzog ein Lächeln das Gesicht des Polizisten. Als es ihm so massiv schlecht gegangen war, hatte er keinerlei Interesse daran gehabt, aber jetzt war das eine Option, die er doch gerne annahm.
    „Ben-versuch es erst einmal mit einem Naturjoghurt-falls du dich mit dem verschluckst, ist das nicht so schlimm, der richtet nämlich in der Lunge keinen Schaden an!“ bat Sarah und holte auch gleich einen Becher aus dem Patientenkühlschrank. Tatschlich verputzte Ben den ganzen Becher ohne Verschlucken, nur als er versuchte selber den Löffel zum Mund zu führen, zitterte seine Hand dermaßen, dass es ihm nicht gelang auch nur einen Bissen alleine zu essen. Sarah die das schon erwartet hatte musste lächeln, während sie den Löffel wieder übernahm und ihm den Rest des Bechers eingab-der Ausdruck „Füttern“ war in der Krankenpflege sehr verpönt, aber Ben, der damit ja kein Problem hatte sagte: „Sarah-da kommt jetzt etwas auf dich zu. Wir werden jetzt einen zweiten Stuhl mit so nem Tischchen vorne brauchen, da setzen Tim und ich uns dann nebeneinander und du darfst uns dann parallel füttern-ein Löffelchen für Tim und zwei für Papa!“ ging seine Phantasie schon wieder mit ihm durch und Sarah verpasste ihm einen liebevollen Stoß. „Das würde dir so passen und am besten haue ich das Essen zuvor noch durch den Mixer, damit du auch auf gar keinen Fall kauen musst!“ spann sie seinen Gedanken weiter. „Ach fürs Erste gehen auch so Babygläschen-die schmecken ganz gut!“ befand Ben, der immer die Reste auffutterte wenn Tim nicht seine ganze Portion schaffte. „Da liegst du aber falsch-du wirst jetzt gefälligst Physiotherapie machen, damit du wieder zu Kräften kommst und wehe du strengst dich nicht an!“ drohte ihm Sarah und bot ihm dann stilles Wasser zu trinken an. Auch das funktionierte ohne Verschlucken und nun waren die beiden sehr froh, dass er tatsächlich auf dem aufsteigenden Ast war.

    Ben sah nun seine Frau liebevoll an: „Wie du siehst geht’s mir ganz ordentlich und ich bin hier ja gut versorgt. Tust du mir den Gefallen und fährst zu Hildegard und schaust nach Tim? Ich möchte mich auch nochmals extra bei dir entschuldigen, dass ich deiner Menschenkenntnis nicht vertraut habe, aber jetzt weiß ich, dass unser Sohn bestens betreut wird-trotzdem braucht er die Mama-und auch den Papa!“ fügte er nach kurzem Zögern und einer kleinen Pause hinzu. Wie leicht hätte es geschehen können, dass er seinen Sohn nicht aufwachsen sah, aber jetzt fühlte er seine Kräfte zurückkehren-alles würde gut werden, er wusste es einfach!
    Sarah erhob sich und nickte. „Und bitte Schatz-iss was und achte auch auf dich-du siehst ebenfalls ganz schön fertig aus!“ befand Ben und nun drohte ihm Sarah, die im Augenblick auch froh war, dass er das Thema Hund mit keinem Wort erwähnte-irgendwie war das gerade ein Tabuthema zwischen ihnen. „Willst du damit behaupten, ich sehe nicht gut aus?“ fragte sie mit erhobenem Zeigefinger und strengem lehrerhaften Blick und Ben duckte sich, soweit es seine körperlichen Fähigkeiten ermöglichten. „Natürlich nicht-du bist die schönste Frau, die ich je zu Gesicht bekommen habe! Nur solltest du dir auch ein wenig Ruhe und Ablenkung gönnen, nicht dass jetzt du zusammenklappst!“ gab er zurück und Sarah nickte. „Ich fahre jetzt zu Frau Br-äh-Hildegard, es fiel ihr noch schwer die ältere Frau nur mit dem Vornamen zu titulieren-und verbringe den Nachmittag mit Tim. Ich komme auf jeden Fall heute Abend wieder, wenn er ins Bett gegangen ist, aber du hast schon Recht, unser Kleiner denkt sonst, wir schieben ihn ab!“ überlegte sie und Ben nickte.
    Sarah holte auf seine Bitte hin noch einen MP3-Player aus dem Wagen-er hatte da in jedem Fahrzeug einen liegen auf dem seine Lieblingsmusik und eigene Songs gespeichert waren und als sie sich ein letztes Mal umdrehte, bevor sie die Intensivstation endgültig verließ, lag er ganz entspannt mit geschlossenen Augen da und lauschte der Musik, die aus dem Knopf in seinem Ohr ertönte. Es ging tatsächlich aufwärts-wenn Ben wieder Interesse an Essen und Mucke hatte, dann war er auf dem Wege der Genesung!

    Na toll-ne käufliche Zeugin die miesen Kaffee kocht und dann noch nach jungen gutaussehenden Polizisten giert :P -ts,ts,ts!
    Aber Ben mit seinem Verführerlächeln knackt die Tussi und jetzt bekommen sie eine astreine Beschreibung des Bosses und wahren Mörders-wusst ichs doch! :) Aber deswegen ist Kevin noch lange nicht in Sicherheit-macht hinne Jungs!

    Nun hat Semir sozusagen ein deja vu mit seinem Notarzt, der auch sehr eindringlich mit ihm spricht. Außerdem hat Semir gerade heftige Rippenschmerzen und so lässt er sich wahrscheinlich primär einmal von der Selbstentlassung abhalten. Allerdings stellt er sozusagen eine Bedingung-er will zu Nicole-und die wird ihm anscheinend erfüllt!

    Auch wenn der Leiter der Polizeischule inzwischen Zweifel an seiner Zusage bekommt, macht er nun doch mit seinen Schützlingen bei der Suche mit. Semir entdeckt auch schon bald den flüchtigen Thomas und setzt dem nach, während er die Frischlinge weiter durch den Wald stapfen lässt. Jetzt fällt mit mit Entsetzen aber gerade ein-wollten nicht die beiden bösen Buben auch nach Thomas und dem Koffer suchen? =O

    Wenig später kam die Visite-weil Sonntag war zwar mit wesentlich kleinerem personellen Aufwand, aber einige Ärzte kamen doch zusammen. Man studierte gemeinsam die aktuellen Werte, stellte fest, dass die Niere mit Hilfe der Dialyse dabei war sich zu erholen und hauptsächlich die Leberwerte und immer noch die Creatinkinase entgleist waren. Das am Vortag angefertigte Röntgenbild wurde nochmals von mehreren Fachärzten stirnrunzelnd begutachtet und man konnte neben dem korrekt liegenden Cavafilter darauf mehrere Verschattungen sehen, die vermutlich von dem Resonium stammten, das Ben aspiriert hatte und dort umschriebene Entzündungen in der Lunge verursachte. Nachdem es ihm aber trotzdem möglich war, kurzzeitig ohne Atemmaske zurecht zu kommen, fiel der Entschluss, eine Bronchoskopie zu machen, um sich die Bronchien soweit möglich von innen anzusehen und zu behandeln. „Herr Jäger, wir werden jetzt erst wieder den Rücken frisch verbinden und dann führen wir ein dünnes Schläuchlein durch ihren Mund in die Lunge ein, um dort vor Ort zu schauen, wie das Lungengewebe aussieht und ob man da vielleicht lokal etwas machen kann!“ wurde er aufgeklärt und Ben lief ein Schauer über den Rücken. Er hatte so gehofft, dass er irgendwann einfach seine Ruhe haben konnte, aber im Augenblick sah das nicht so aus.

    So drehte man ihn kurze Zeit später wieder auf den Bauch und auch wenn es heute schon nochmals besser war als am Vortag und auch die Wunden jetzt schon größtenteils rosig aussahen und auch nicht mehr angefrischt werden mussten, stöhnte er dennoch schmerzvoll auf, als man die Jodoformtamponaden zog und das erneute Ausstopfen der Löcher war wiederum eine Tortur, bei der er beinahe an die Decke gegangen wäre-da half es auch nicht, dass ihm sowohl Sarah als auch der Chirurg, der das durchführte versicherten, dass die Wundkrater schon bloß noch halb so tief waren. Allerdings entleerte sich immer noch Eiter und so hatte man eine Erklärung für das leichte Fieber um 38,5°C, das sich hartnäckig hielt. „Übrigens sind die Ergebnisse der Abstriche da-wir liegen mit der Antibiose genau richtig!“ freute sich der Arzt noch, während er den großflächigen Verband festklebte und Ben hätte beinahe verächtlich aufgeseufzt. Das war ja sehr schön, aber irgendwie wünschte er sich gerade auf eine einsame Insel und Sarah´s Entscheidung zu Lucky hatte seine Laune auch nicht gerade verbessert.

    Als die Wundtoilette fertig war, legte man ihm noch für eine halbe Stunde die Atemmaske an und danach beobachtete er misstrauisch, wie ein Wägelchen mit einer Kaltlichtquelle und einem dünnen Endoskop daran herein gefahren wurde. Das Zimmer wurde verdunkelt und ihn brachte man in eine halb sitzende Position. „Herr Jäger-das wird jetzt zwar etwas unangenehm, aber sie müssen mir glauben-sie werden immer genug Luft bekommen und der Hustenreiz wird sich beruhigen, wenn sie sich an das Gefühl des Schlauches in ihren Bronchien gewöhnt haben!“ beschwor ihn der untersuchende Pulmologe, also Lungenfacharzt und bat ihn zunächst einmal den Mund weit aufzumachen. Er sprühte ihm in den Rachen ein Lokalanästhetikum und wenig später merkte Ben, wie dort hinten alles taub wurde. „Bitte die nächsten Stunden nichts essen oder trinken, denn der Schluckakt ist durch die Betäubung gestört!“ wurde er noch aufgeklärt und wenn er nicht so Angst vor der Untersuchung gehabt hätte, dann hätte er jetzt dem Arzt schon mitgeteilt, dass er sich nur noch nebulös daran erinnern konnte, was Essen und Trinken überhaupt war, aber er musste jetzt aufhören solche Gedanken zu denken, denn sein augenblicklicher Zynismus machte seine Lage nicht besser und zog ihn höchstens psychisch noch runter.
    Er bekam jetzt einen Beißring in den Mund eingelegt, damit er das wertvolle Endoskop nicht versehentlich zerstörte und dann ging es auch schon los. „Einfach ruhig weiteratmen!“ wurde er aufgefordert und erst einmal musste er trotz Betäubung zunächst würgen und dann husten, als das Gerät an seinem Rachen anstieß. Der Hustenreiz war so schlimm, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb und wenn nicht auf der einen Seite Sarah und auf der anderen seine betreuende Schwester seine Hände festgehalten hätten, hätte er sich das Ding vermutlich sofort aus dem Hals gerissen, aber so blieb ihm nichts anderes übrig als zu tun, was ihm der Arzt wieder und wieder gebetsmühlenartig vorsagte. „Ruhig ein –und ausatmen, sie bekommen genug Luft!“ predigte der und tatsächlich-langsam gewöhnte sich sein Körper an diesen Fremdkörper und der Husten-und Würgereiz ließ nach. Entsetzt sog Sarah die Luft ein, als der Arzt sie kurz durch die Optik sehen ließ. „Wir haben hier lauter kleine Abszesse in der Lunge, wo sich der Körper gegen das Kunstharz wehrt!“ stellte der Lungenfacharzt begeistert fest-das war mal ein Befund der wirklich sehenswert war-schade dass er kein Videobronchoskop hatte, aber so musste er sich auf den direkten Anblick durch die Optik verlassen und jetzt übernahm Sarah beide Hände und die Intensivschwester musste assisitieren und verschiedene Dinge anreichen. Mit langen dünnen Sonden die durch den Arbeitsgang des Bronchoskops geführt wurden eröffnete man die Abszesse, mit winzigen Zängchen wurde defektes Gewebe entfernt und zuletzt der Bronchus in dem der Arzt gerade arbeitete saubergespült und freigesaugt, was Ben dann immer wieder verzweifelt zum Husten brachte. Die Tortur dauerte insgesamt fast eine halbe Stunde und zweimal hätte Ben es ohne Opiatbolus nicht mehr ausgehalten, der da weniger gegen den Schmerz, sondern mehr gegen den Hustenreiz wirkte. Endlich war der Pulmologe zufrieden und zog das Instrument heraus, woraufhin Ben noch keuchend eine Menge hellrot blutigen Auswurf zutage brachte. Sarah dankte jetzt Gott für das Cavaschirmchen, denn wenn sich jetzt bei diesem angestrengten Husten kein Thrombus gelöst hatte, dann wäre das fast ein Wunder gewesen. Aber als sie den Monitor beobachtete war zwar die Sauerstoffsättigung logischerweise gefallen, aber ansonsten waren keine Auffälligkeiten zu bemerken.

    So drehten dann die Schwester und sie, nachdem man das Zimmer wieder erhellt hatte, den Kranken leicht auf die Seite, setzten ihm die Atemmaske wieder auf und nun schlief Ben völlig erschöpft ein wenig ein, während Sarah von ihren Kollegen zum Frühstück eingeladen wurde. Einer der Pfleger erzählte kleine Anekdoten über seinen jungen Hund, den er seit drei Monaten hatte und Sarah wollte am liebsten nicht zuhören, denn sie hatte an seiner Reaktion durchaus bemerkt, was Ben jetzt psychisch so belastete: Die Sache mit Lucky und daran war sie ja nicht unschuldig.

    Wie wir vermutet haben will Semir schon wieder weg aus der Klinik, obwohl es ihm durchaus noch nicht gut geht. Momentan lässt er sich von der Schwester, die Ina aus Waldesruh ähnelt nochmals zurückhalten, aber falls der Arzt keine stichhaltigen Argumente hat, die ihn überzeugen könnten dazubleiben, wird er wohl unterschreiben und auf eigenen Wunsch gegen ärztlichen Rat das Krankenhaus verlassen-sowas kommt bei uns täglich vor. Manche gehen einfach so, andere unterschreiben, aber fixiert und unter Polizeigewalt in die Psychiatrie zwangseingewiesen wird nur jemand, der andere gefährdet, oder nicht einsehen kann, dass er selbstgefährdend agiert. Also tippe ich, dass Semir in Kürze ne Unterschrift leistet und sich dann auf den Weg macht, seinen Partner zu unterstützen!