Beiträge von susan

    Die Fachleute der Feuerwehr und des THW sprangen aus ihren Fahrzeugen, aber auch diese Einsatzleiter hielten ihre Leute davor zurück, das einsturzgefährdete Gebäude zu betreten. Sie musterten die Brückenkonstruktion mit dem riesigen Riss im Pfeiler und sperrten das Gelände erst einmal weitläufig ab. Ein zweiter Notarzt-nun exclusiv für Ben-war zugefordert, denn der zuerst am Unfallort eingetroffene hatte Friedrich Mittler inzwischen intubiert und leidlich im Fahrzeug stabilisiert, aber er musste nun dringend mit Arztbegleitung zur weiteren Diagnostik und Behandlung in die Klinik transportiert werden-er war sehr schwer verletzt und sein Überleben war nicht sicher. So fuhr der erste RTW davon und die anderen Helfer standen betroffen vor dem Eingang und spähten hinein.

    Semir hatte inzwischen den restlichen Schutt von seinem Freund geräumt, damit der wieder besser Luft bekam. Ben hatte mehrmals laut aufgestöhnt, als er ihn berührt oder den einen oder anderen Brocken von ihm heruntergezogen hatte. Die Steine, die ihn erneut getroffen hatten, waren schmerzhaft gewesen-er konnte sich nun vorstellen wie sich die Opfer der grausamen Strafe der Steinigung im Islam fühlten und vor allem war man da eben nicht schnell tot, sondern litt bis zum bitteren Ende. Semir warf immer wieder zornige Blicke zurück, während er fieberhaft arbeitete und dabei selber husten musste, so staubte es in ihrem engen Gefängnis. „Verdammt noch mal-hat jetzt irgendeiner von euch Luschen da draußen so viel Arsch in der Hose, dass er reinkommt und mir hilft, meinen Kollegen zu bergen?“ schrie er verzweifelt, aber vom Verstand her konnte er durchaus verstehen, dass sich von den sicher motivierten Helfern niemand in Gefahr bringen wollte-Eigenschutz ging einfach vor und falsch verstandenes Heldentum war falsch-aber hier ging es schließlich um Ben!
    Der junge, neu zugeforderte Notarzt, der seinen hippokratischen Eid sehr ernst nahm, war kurz davor gewesen in die neu entstandene Höhle zu kriechen, aber er wurde vom Einsatzleiter der Feuerwehr daran gehindert. Inzwischen trafen immer mehr Fahrzeuge, ein Autokran und sogar die Höhenrettung ein, wobei eigentlich keiner wusste, was die hier sollte, aber als ein Vertreter des Straßenbauamts, den man in seiner Sonntagsruhe gestört hatte, nun auch noch erschien und den Kopf schüttelte, machte sich bei den ganzen Helfern eine tiefe Traurigkeit breit. Man würde natürlich versuchen den eingeklemmten Mann irgendwie herauszuholen, aber der Mann des Bauamts, der zudem geprüfter Statiker war, hatte höchste Gefahrenstufe, akute Einsturzgefahr ausgerufen und so durfte einfach niemand zu dem Verletzten.

    Ben war inzwischen am Ende seiner Kräfte und kurz davor, sich aufzugeben. Nur die Anwesenheit seines Freundes hielt ihn davon ab, einfach die Augen zu schließen und in die wohltuende Bewusstlosigkeit abzudriften. Wieder versuchte Semir an seinem Arm zu ziehen, der aber fest steckte wie in einem Schraubstock und brachte ihn so laut zum Schreien, das in ein verzweifeltes Schluchzen überging, so dass Semir betroffen wieder aufhörte. „Ich bring ihn einfach nicht raus-macht irgendwas, bevor die Brücke über uns zusammenbricht!“ schrie er verzweifelt nach draußen und inzwischen liefen ihm selber die Tränen der Verzweiflung herunter. Wieder ächzte das marode Bauwerk und einige Steine polterten herunter. Semir musste jederzeit damit rechnen, mitsamt seinem Freund verschüttet zu werden.

    Eine ganze Weile geschah nun nichts und draußen wurde der Absperrradius nochmals vergrößert und die Schaulustigen, die natürlich inzwischen auch in Scharen eingetroffen waren, außerhalb der Gefahrenzone gebracht. Nur der Notarzt, der Einsatzleiter und drei Mann vom THW standen noch unmittelbar vor dem Gebäudeeingang, alle hatten Helme auf und waren bereit beim ersten Anzeichen, dass die Brücke nachgab nach rückwärts zu fliehen und auch das war eigentlich fast zu gefährlich, aber man wollte dem Verschütteten und seinem Freund wenigstens Solidarität beweisen, wenn man schon nichts machen konnten. Man hatte den Einsatz eines Hydraulikspreizers überlegt und auch andere Abstützmaßnahmen, aber ohne die Menschen hochgradig zu gefährden, die diese Geräte zu bedienen wussten, konnte man sie nicht einsetzen.
    Auch der Notarzt hatte sich Gedanken gemacht und inzwischen eine Spritze aufgezogen und eine Blutsperre und einiges Instrumentarium, eingeschlagen in ein steriles grünes Tuch, hergerichtet. „Können sie einmal kurz zum Ausgang kommen, Herr Gerkhan?“ fragte er leise und nach kurzer Überlegung kroch Semir tatsächlich zu ihm. Man hatte zuvor natürlich die Namen ausgetauscht und sich auch die Lage vor Ort und den Zustand Ben´s, eingeschlossen seines halb abgerissenen Fußes, von Semir detailgenau schildern lassen. Der Einsatzleiter wollte ihn leise, damit es Ben nicht hörte, überreden ans Tageslicht zu kommen, um wenigstens sein Leben zu retten, aber Semir bedachte ihn mit einem Blick, der ihn zum Verstummen brachte.

    „Herr Gerkhan-ich habe jetzt für sie eine schwere Aufgabe, aber es wird die einzige Möglichkeit sein, ihren Freund hier herauszubekommen und sein Leben zu retten, denn nach Einschätzung des Statikers wird die Brücke in Kürze zusammenbrechen und dann sind sie beide tot!“ begann nun der Notarzt seine Erklärung und Semir hörte konzentriert zu, wobei ihm diese Tatsache durchaus bewusst war. Jemand hatte ihm einen gelben Schutzhelm aufgesetzt und auch einen für Ben bereitgelegt-den würde er ihm dann gleich anlegen.„In dieser Spritze befindet sich Ketamin, das ist ein stark schmerzlinderndes Mittel, das man zur Narkose einsetzen kann und das man auch in den Muskel spritzen kann. Ich möchte sie bitten, das ihrem Freund ins Gesäß oder auch den Oberschenkel zu injizieren. Er müsste dann langsam müde werden, keine Schmerzen mehr haben und vielleicht sogar einschlafen. Dann bringen sie am Oberarm diese Blutsperre an“ zeigte der Notarzt ihm-es war eine Blutdruckmanschette mit Doppelsicherung-an seinem eigenen Oberarm die korrekte Anlage. „Sie pumpen den Druck auf 300mm/Hg auf, dann fließt kein Blut mehr in den Unterarm. Und jetzt kommt das Schwerste und ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich einen medizinischen Laien einmal dazu auffordern müsste, aber es ist vermutlich die einzige Möglichkeit, das Leben von Herrn Jäger zu retten. Sie müssen so nah am Gelenk wie möglich einen kreisrunden Schnitt mit diesem Skalpell um den Oberarm durch die Weichteile machen und mit dieser Säge dann den Oberarmknochen durchtrennen-sobald wir ihn draußen haben übernehme ich dann die weitere Versorgung!“ erklärte er und zeigte Semir dabei die Instrumente und das Paar Chirurgenhandschuhe in dem grünen Päckchen. Semir starrte ihn nun fassungslos an und meinte seinen Ohren nicht zu trauen. Hatte dieser Arzt ihn gerade aufgefordert, seinem Freund den Arm zu amputieren?

    Aha-jetzt wissen wir mehr! Durch den Trick mit dem Wagen kommen Konrad und Ben mit dem Nachbarn ins Gespräch und erfahren auch-so er die Wahrheit sagt-wie Michael zu seinen neuen Angestellten gekommen ist. Ich denke nur, die sehen leider von dem Gehalt, das er an die Firma zahlt keinen Cent, sondern arbeiten tatsächlich nur gegen Kost und Logis ihre Schulden bei den Schleusern ab.
    Ja-jeder von uns hat wohl im Bekanntenkreis deutschstämmige Russen, die dann ins gelobte Land kommen, weil sie in Russland und den ehemaligen Staaten der Sowjetunion als Menschen zweiter Klasse gehandelt werden, obwohl sie eine hervorragende Ausbildung genossen haben und fließend Deutsch sprechen-neben Russisch und des jeweiligen Landesdialekts.
    Das war allerdings gemein von Konrad, Ben der Trunkenheit zu bezichtigen, aber klar-damit kommen sie ins Haus ihres Nachbarn und können so erste Kontakte knüpfen!

    Ben sah Semir mit Mittler aus dem Gebäude verschwinden-jetzt hatte er wieder Hoffnung. Er hörte noch, dass Semir draußen etwas ins Telefon sprach, die Worte konnte er allerdings nicht verstehen, aber er schloss nun ein wenig die Augen und wartete. In wenigen Sekunden wäre sein Freund wieder bei ihm und dann würde alles gut werden. Er würde in Kürze seine Familie wieder in die Arme schließen, klar-zuvor musste er noch ins Krankenhaus, aber immer noch erschien ihm die Vorstellung des weichen Krankenhausbetts und Schmerzmitteln-vielen Schmerzmitteln-als Option, der er durchaus Geschmack abgewinnen konnte. Hoffentlich konnte man Mittler noch helfen-aber immerhin hatte der noch geatmet, als Semir ihn nach draußen gezogen hatte. Die Feuerwehr würde in Kürze kommen und die hatten sicher irgendein Werkzeug dabei mit dem sie ihn befreien konnten. Ben öffnete die Augen wieder, um nach seinem Freund Ausschau zu halten, aber dann weiteten sich seine Pupillen, denn plötzlich begann sein Gefängnis erneut instabil zu werden, die Wände knarzten und bewegten sich auf ihn zu und von der Decke fielen einige Betonbrocken auf ihn, trafen ihn und brachten ihn schmerzhaft zum Aufschreien. Um Himmels Willen-was war geschehen? Stürzte gerade jetzt, wenn er die Rettung vor Augen hatte, das Gebäude über ihm ein und tötete ihn? Und wo zum Teufel war Semir? War dem auch etwas geschehen und der lag jetzt ebenfalls irgendwo und konnte sich nicht mehr befreien? Er hatte ihn draußen noch laut rufen hören, ohne die Worte zu verstehen, aber jetzt lag er wieder alleine und verlassen da und nicht einmal der schwer verletzte Mittler war mehr in seiner Nähe! Voller Panik begann Ben zu hyperventilieren und krampfhaft zu husten, als der Staub in seine Lungen drang und der Schutt, der immer noch herunterfiel, bedeckte mehr und mehr seinen Körper.

    Wenn der Polizeiwagen nicht zum Stehen gekommen wäre, hätten Semir´s beide Mitfahrer vermutlich die Sitze voll gereiert, so war das Auto in bester Rennfahrermanier um die Kurven geschossen und hatte die kurvige Strecke in Höchstgeschwindigkeit bezwungen. So mussten sie sich erst einmal am Dach festhalten, als sie herauskletterten und Semir, der schon mit einem Satz herausgesprungen und zum Eingang des maroden Gebäudes gelaufen war, sah noch aus dem Augenwinkel, wie der eine der beiden den Schlüssel abzog und in seiner Tasche verschwinden ließ, bevor sie ihm langsam zum Eingang folgten. „Ben-ich bin wieder da und habe Unterstützung mitgebracht!“ schrie Semir und verschwand schon im Inneren des Gebäudes. Dort stockte ihm der Atem, als seine Augen sich wieder langsam an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Wo war Ben? Aber als er dann unter einem neu entstandenen Schutthaufen ein schwaches Wimmern hörte, begann er voller Energie die Betonbrocken wegzuräumen. „Verdammt noch mal Leute-kommt gefälligst rein und helft mir!“ schrie er zornig-warum hatte er die beiden Luschen von Kollegen denn mit gezerrt, wenn die ihm jetzt nicht halfen, seinen Freund zu befreien?

    Die waren inzwischen in den Eingang des Gebäudes getreten, wo das Metalltor nun schief in den Angeln hing, so sehr hatten sich die Reste des Häuschens verschoben. „Ich habe Familie-ich gehe hier nicht rein!“ sagte der eine der beiden Männer furchtsam und sein Kollege stimmte ihm zu, denn wie als Antwort ächzte die Brücke und erneut fielen ein paar Steine herunter. Semir hatte sich schon zu Ben vorgearbeitet und hustend und verbissen räumte er Brocken um Brocken zur Seite, so dass der wieder Luft bekam. „Ich habe schon gedacht, du kommst nicht mehr!“ flüsterte Ben schwach, aber Semir strich ihm mit einem Lächeln das von Steinstaub und Tränen verschmutze Haar aus der Stirn, damit er wieder etwas sehen konnte und sagte liebevoll: „Du weisst doch-ich lasse dich nicht im Stich!“ und Ben nickte erschöpft.

    Inzwischen waren die Rettungskräfte eingetroffen und hatten sich zunächst einmal um Friedrich Mittler gekümmert, dem einer der beiden Polizisten schon Erste Hilfe geleistet und ihn in eine Rettungsdecke aus dem Verbandskasten gehüllt hatte. Ansonsten war der gut in stabiler Seitenlage gelegen, wie Semir ihn zurückgelassen hatte und als ihn sich nun der Notarzt und die Besatzung des ersten RTW vornahmen, ging der Polizist wieder zum Eingang zurück, wo inzwischen sein Kollege eine starke Lampe aus dem Wagen geholt hatte und den Unglücksort beleuchtete. Ihnen Allen gefror das Blut in den Adern, als sie das Szenario im Inneren der Brücke nun so schonungslos hell betrachten konnten. Dort lag ein sichtlich schwer verletzter und noch teilweise von Schutt bedeckter Mann halb auf der Seite und sein Unterarm trug wie eine letzte verbliebene Säule die Deckenkonstruktion, die insgesamt instabil war. Ein zweiter Mann räumte verbissen den Schutt weg, aber das ganze Gebäude war akut einsturzgefährdet und der Notarzt, der sich kurz von Mittler entfernt und einen Blick hinein geworfen hatte, hielt seine Leute zurück. „Niemand betritt das Brückeninnere, bevor nicht ein Statiker grünes Licht gegeben hat-Eigenschutz hat Priorität!“ befahl er als momentaner Einsatzleiter mit Autorität in der Stimme und nun fuhren auch schon die Feuerwehr und ein Wagen des THW vor.

    Kevin eckt wirklich fast bei allen Kollegen in der GSG 9 an, was aber kein Wunder ist, denn das ist nicht sein Platz bei der Polizei, wo er gerne sein möchte. Nur Christian, der gefällt mir, aber es war eine blöde Idee von Kevin sich von Robert derart provozieren zu lassen und ne noch viel schlechtere, in so einem Zustand überhaupt zum Dienst zu gehen! Ich befürchte ja, ihm wird jetzt nahegelegt werden, sich nach was anderem um zu sehen!

    Semir und Ben suchen derweil nach Spuren, die Nele´s Entführung aufklären können, aber das LKA war auch da schon schneller-allerdings bestätigt sich leider schon bald Semir´s schlechtes Bauchgefühl-Ayda wurde vermutlich entführt und jetzt ist dieser Fall plötzlich ein ganz persönlicher!

    Das war ne super Idee Ben-äh Yon :D um mit Konrads Nachbarn in Kontakt zu kommen. Zwar ein wenig kostspielig, weil das Fahrzeug ja auch nicht versichert war, aber bei den Aufräumungsarbeiten werden jetzt sicher die Sklaven eingesetzt-denn nichts anderes sind diese gekauften Menschen-schon schaurig in der heutigen Zeit, aber sicher leider häufig Realität heutzutage!

    Semir schrie und winkte aufgeregt, aber wie zu erwarten war, bemerkte ihn niemand-klar-die Fahrer dort oben hatten sicher die Fenster geschlossen und die Klimaanlage laufen. Wer rechnete auch mit sowas und dann fiel Semir´s Blick auf den Baum, der nahe des nächsten Brückenpfeilers stand und dessen Krone zwischen den beiden Fahrbahnen endete. Ob der ihn tragen konnte? Aber egal-er musste es riskieren wenn er Ben retten wollte und mit ihm vermutlich eine Menge anderer Menschen, denn das Gewicht des Schwertransports würde wahrscheinlich die Brücke komplett zum Einsturz bringen und damit jeden der sich auf ihr befand, in die Tiefe reißen.
    Semir spurtete zu dem Baum, dessen insgesamte Höhe sicher an die zwanzig Meter betrug und begann geschickt den Stamm zu erklimmen. Die Rinde der Buche war uneben und so fand er immer wieder Halt und als sich der Stamm nach oben verjüngte, konnte er den nach einer Weile umfassen. Er kletterte wie ein Affe nach oben, ohne einen Blick in die Tiefe zu werfen. Gott sei Dank war er eigentlich schwindelfrei, sonst wäre dieses Unterfangen von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, denn wenn er jetzt abrutschte, würde er unten auf dem harten Boden aufschlagen und wäre entweder tot, oder zumindest schwerst verletzt und dann würde das Schicksal seinen Lauf nehmen und die anderen Menschen, Ben eingeschlossen, würden mit ihm sterben. Kurz hatte er überlegt, ob der Funk in seinem Wagen eine Option gewesen wäre, aber bis er die Polizisten dort oben erreicht und die richtige Frequenz herausgefunden hätte, wäre es vielleicht zu spät gewesen. So überwand er Meter um Meter und konnte schon sehen wie langsam die erste Achse des Schwerfahrzeugs begann die Hangbrücke zu befahren. Vor seinen Augen verbreiterte sich der Riss im Brückenpfeiler-es war sonnenklar, das Bauwerk würde nicht halten und gerade erschien vor Semir´s innerem Auge ein Bild, das er schnell wieder von sich schob. Er sah gerade, wie die Brücke zusammenbrach und hörte Ben´s Entsetzensschreie, als er endgültig verschüttet wurde. Wie sollte er das Sarah beibringen, die in einem absoluten Ausnahmezustand und zudem schwanger war. Vielleicht würde die das Kind verlieren-Andrea , die sich rührend um ihre Freundin gekümmert hatte, hatte sowas schon befürchtet, falls Ben nicht bald gefunden würde. Das konnte und wollte er nicht verantworten und so war Semir inzwischen katzengleich in der dichten Krone angelangt.

    Diese Bäume, die die Lücke zwischen den Fahrbahnen begrünten und von oben teilweise als Büsche wahrgenommen wurden, reckten sich der Sonne entgegen und wurden von der Straßenmeisterei beim jährlichen Rückschnitt immer gerade soweit eingekürzt, dass keine Sichtbehinderungen auf den beiden Fahrbahnen entstanden und kein Laub auf die Straße fiel. Allerdings waren so weit oben auch die Äste immer dünner, dafür die Zweige dichter und Semir musste jetzt allen Mut zusammennehmen, um die letzten Meter bis zur Fahrbahn zu überwinden. Er versuchte immer mehr als einen Ast zu umklammern und das war sein Glück, denn einmal brach ein Ast ab und nur durch die Tatsache, dass er blitzschnell das Gewicht auf den anderen Ast verlagerte, den er gepackt hatte, hinderte ihn daran, mitsamt dem Holz in die Tiefe zu stürzen. Die dichten Blätter nahmen ihm die Sicht und der anstrengende Aufstieg raubte ihm in Verbindung mit der Aufregung den Atem, aber unverdrossen kletterte er aufwärts. Nun wurden die Ästchen schon sehr dünn, aber jetzt konnte er das Brückengeländer direkt vor sich erkennen und stellte fest, dass der Baum leider nicht, wie er von unten gedacht hatte, direkt dort anlag, sondern eine Lücke von mindestens einem Meter bestand. Kurz schloss Semir die Augen, atmete tief durch und bat alle höheren Mächte um Beistand, als er sich abdrückte und ein wenig ungeschickt, weil er durch das Zweigwerk behindert war, Richtung Fahrbahn sprang. Gerade so konnte er eine Metallstrebe des Geländers fassen und hing eine Schrecksekunde zwischen Himmel und Erde, bevor er mit letzter Kraft seine Muskeln anspannte und sich nach oben und über das Brückengeländer wuchtete. Ein wenig erstaunt stellte er fest, dass dieses wohl zuerst kaum höher als die Leitplanke gewesen war, aber anscheinend nachträglich eine Erhöhung aufgeschweißt bekommen hatte, aber das war im Augenblick völlig egal, wichtig war jetzt, dass er den Schwertransport zum Halten brachte.

    Wild mit den Armen wedelnd sprang er direkt vor das schwere Fahrzeug, das gerade begann mit der zweiten Achse die Brücke zu befahren. Der Fahrer trat erstaunt auf die Bremse, als plötzlich ein verschrammter kleiner Mann heftig gestikulierend, direkt vor sein viele Tonnen schweres Fahrzeug sprang und ihn so zum Anhalten brachte. Auch das vorausfahrende Begleitfahrzeug mit Blaulicht stoppte und die beiden Polizisten sprangen heraus, um diesen Verrückten, der beinahe von dem Schwertransport überrollt worden wäre, zur Seite zu schleifen und den Weg frei zu machen. Was war denn das wieder für ein verpeilter Aktivist und gegen was protestierte der? Sein Gesicht und seine Arme waren zerschrammt und blutig, außerdem war er schmutzig und sie konnten sich gerade auch nicht vorstellen, wo der hergekommen war-hier war doch nirgendwo eine Möglichkeit sich zu verstecken? Aber egal-sie würden ihn wegziehen, damit der Transport, dessen Fahrstrecke minutiös ausgerechnet war und der auch bewusst mit Sondergenehmigung am Sonntag diese Strecke bei Köln passierte, um werktags den Berufsverkehr nicht zu stören, weiterfahren konnte und sie voran kamen.
    Gerade wollten ihn die beiden Beamten überwältigen, da zog der drahtige Mann mit der Kurzhaarfrisur einen Ausweis aus der Tasche und schrie beinahe: „Gerkhan, Kripo Autobahn-sie dürfen auf gar keinen Fall weiterfahren, sondern müssen im Gegenteil sofort die Fahrbahnen sperren-die Brücke ist akut einsturzgefährdet!“ und nun sahen ihn die Polizisten erstaunt an. „Wenn sie mir nicht glauben-sehen sie nach unten-der Betonpfeiler hat einen Riss, dort unten hat eine Explosion stattgefunden und mein Kollege ist wenige Meter unter uns verschüttet und eingeklemmt.“ erklärte er aufgeregt und als der eine der Polizisten nun einen vorsichtigen Blick über die Brüstung warf-er war nämlich nicht schwindelfrei-wurde er blass, der Kollege hatte Recht.

    In diesem Augenblick kam auch schon die Warnung aus dem Funkgerät mit der Aufforderung an alle, die Brücke zu sperren Wenn dieser Teufelskerl allerdings nicht so schnell reagiert hätte, wäre jetzt in diesem Augenblick der Schwertransport vermutlich mit allen Achsen auf der Brücke gewesen und hätte die zum Einsturz gebracht. In Windeseile evakuierte man den Fahrer und den Beifahrer aus dem Transporter und ließ den riesigen LKW genau so stehen wie er war. Die nachfolgenden Fahrzeuge, die sowieso den Verkehr nach hinten abgeriegelt hatten, blieben wo sie waren und Semir sprang nun wie ein Derwisch in den Polizeiwagen auf den Fahrersitz, fuhr den nach vorne, damit er die Pedale erreichen konnte, und rief den beiden verdatterten uniformierten Beamten zu: „Schnell-kommt mit-vielleicht könnt ihr mir bei der Bergung unseres Kollegen helfen!“ und die Türen waren noch nicht ganz zu, da brauste da Streifenfahrzeug schon mit Vollgas, Blaulicht und Martinshorn los, um über die nächste Abfahrt die Unfallstelle so zu erreichen, wie Semir das vor weniger als einer halben Stunde schon mit seinem BMW getan hatte. Die Polizisten schnallten sich mit zitternden Fingern an und klammerten sich dann verzweifelt an den Haltegriffen im Fahrzeug fest-diese Höllenfahrt mussten sie erst einmal überleben, aber sie getrauten sich nicht zu protestieren, denn der Mann am Steuer driftete nach dem Passieren der Abfahrt routiniert und rasend schnell um die Kurven, schien das Fahrzeug aber völlig in Griff zu haben.

    Ja,ja-wir Frauen wenn uns in die Büsche schlagen! Ich glaube ab sofort wird das Geburtstagskind lieber auf den Weg pinkeln, als nochmals so einen Fund zu machen. Ich habe zwar schon hunderte Tote gesehen, angefasst, die Menschen beim Sterben begleitet, aber trotzdem würde es mich fürchterlich erschrecken, wenn ich draußen einen finden würde!
    Nun wird aber Emil dran genommen, nachdem die gefundenen Spuren im Haus und an der Leiche auf Menschenhandel und Mord, oder zumindest versuchten Totschlag hindeuten. Die ersten Anschuldigungen lassen ihn kalt, aber als man ihm den Mord an seinem Kumpel, den er ja nun wirklich nicht begangen hat, in die Schuhe schieben will, wacht er doch auf. Ich hoffe er sagt dann auch gegen seine Kumpane aus, die ja schon einiges auf dem Kerbholz haben!
    Und Semir ist wieder halbwegs fit und greift ins Geschehen ein? Sehr schön!

    Ben hatte sich aufgegeben. Er fühlte es-lange würde es nicht mehr dauern, bis entweder die Brücke über ihnen zusammenbrach, oder er an den Folgen seiner Verletzungen sterben würde. Sein Bein wummerte, sein Arm war taub und schmerzte trotzdem und er fröstelte abwechselnd und schwitzte denn wieder. Wie spät es wohl war? Würde dieser Sonntag sein Sterbetag sein? Was machten wohl Sarah, Tim und Lucky? Er war sich sicher, dass die vor Verzweiflung völlig am Ende waren und er versuchte ganz stark an sie zu denken und ihnen sozusagen mental einen Abschiedsgruß zu schicken. Wie es wohl war zu sterben? Stimmte das mit dem hellen Licht und den Verstorbenen, die einen am Ende des Tunnels erwarteten? Dann hatte er aber ein Problem, denn er hatte seine verstorbenen Freundinnen Saskia und Laura wirklich von Herzen geliebt, aber jetzt galt seine Liebe Sarah, mit der er doch sein Leben hatte verbringen wollen und seinen Kindern. Sein Ungeborenes würde seinen Vater wohl nie kennenlernen und auch Tim war noch so klein, ob der sich überhaupt an ihn erinnern würde? Ob jetzt dann einfach alles vorbei war, oder ob man doch noch irgendwie Anteil nehmen konnte am Leben der Zurückbleibenden. War man dann ein Teil des Sommerwindes, der um ihre Körper strich, war man im Rascheln der Zweige im Garten oder auch brüllender Sturm?
    Er beneidete gerade Menschen, die tief gläubig waren-wie viel einfacher taten die sich-gerade Christen hatten da ja die Option nach Fegefeuer und jüngstem Gericht als Engel in den Himmel aufzusteigen und da auf einer Wolke zu schweben-leider war er zwar getauft, aber nicht besonders gläubig, also fiel diese Möglichkeit für ihn schon mal weg und ehrlich gesagt empfand er das auch als ein wenig kindisch-so ein Himmel, der für Angehörige einer bestimmten Glaubensrichtung reserviert war. Aber er würde es bald erfahren und so versuchte er seine Todesangst und seine Schmerzen irgendwie auszuhalten und wartete voller Resignation auf das Ende.

    Plötzlich hörte er ein Auto heranfahren. Es klang wie ein BMW und im selben Augenblick begann er wieder Hoffnung zu schöpfen und mit letzter Kraft zu rufen. Jemand rüttelte an dem Metallltor und als er so laut er konnte „Hilfe-Semir hilf mir!“ rief, denn er wusste im selben Augenblick, dass kein anderer als Semir da draußen war, kam auch schon die ersehnte Antwort: „Ben-ich bin da und hole dich hier raus!“ Dann ertönten Schüsse, plötzlich wurde es hell im Raum und Ben musste die Augen zusammen kneifen, als plötzlich das Sonnenlicht in sein Gefängnis flutete.

    Semir brauchte einen Augenblick, bis seine Augen sich an das Halbdunkel in dem Raum gewöhnt hatten, aber dann sah er Ben und ein zweites dunkles Bündel Mensch neben ihm und das Blut gefror ihm in den Adern. Sein Freund lag auf dem Rücken und war über und über mit Staub bedeckt. Hier hatte eindeutig eine Explosion stattgefunden. Aber außer dem getrockneten Blut, das er überall erkennen konnte, erschreckte ihn, dass Ben sichtlich eingeklemmt war. Sein Unterarm diente als eine Art Säule und es sah aus, als ruhe die Last der Brücke auf ihm. Mit wenigen Schritten über das Geröll war Semir bei ihm. „Ben!“ sagte er nur voller Sorge. Die Frage wie es ihm ginge erübrigte sich, denn Semir sah auf den ersten Blick, dass Ben am Ende seiner Kräfte war. Als er vor ihm auf die Knie fiel und ihn anfasste, war er glühend heiß, aber die linke freie Hand die er ergriff, war eiskalt. Semir versuchte Ben da irgendwie herauszuziehen, aber der schrie nur schmerzerfüllt auf, als er an seinen rechten Arm kam. Als Semir ihn nun abtastete und sein Blick auf den rechten Fuß fiel, wurde ihm beinahe schlecht. Um Himmels Willen, der hing ja halb weg und man konnte Knochen und Sehnen des eröffneten Gelenks, bedeckt mit Schmutz erkennen. Welche unsäglichen Schmerzen musste Ben haben, aber hier konnte er alleine nichts ausrichten, er musste dringend Hilfe herbeiholen! Hektisch zog er sein Handy aus der Tasche, stellte aber fluchend fest, dass er keinen Empfang hatte-anscheinend schirmte der Stahl außen herum die Funkwellen ab und so musste er seinen Freund wieder verlassen, um draußen zu telefonieren.
    Erst in diesem Moment fiel ihm auf, dass das reglose Bündel neben Ben ebenfalls noch atmete. Er drehte Mittler auf den Rücken-zumindest nahm er an, dass das der ebenfalls vermisste Bauleiter war und prüfte die Vitalfunktionen. Obwohl tief bewusstlos konnte er noch einen rasend schnellen Puls spüren und die Atmung funktionierte ebenfalls noch, wie man hören konnte. Kurz überlegte er, ob er ihm schaden würde, wenn er ihn aus seinem dunklen Gefängnis zog-vielleicht hatte er ja Wirbelsäulenverletzungen und das sollten lieber die Profis machen, aber Ben, der Semir´s Gedankengänge wohl nachvollzogen hatte, sagte mit schwacher Stimme: „Bring ihn raus!“ und Semir folgte wie in Trance den Anweisungen seines Freundes. Mit dem Rautek-Griff schleppte er den Bewusstlosen ans Tageslicht und wählte dann sofort den Notruf 112. „Hier Gerkhan Kripo Autobahn, ich habe hier zwei Schwerverletzte-einer davon eingeklemmt, bitte sofort Notarzt, zwei RTW´s und Feuerwehr, vielleicht auch noch das THW mit einem Bergungsfahrzeug!“ bestellte er und beschrieb genau den Anfahrtsweg und die Problematik. Dann tippte er, während er Mittler in die stabile Seitenlage brachte, die Nummer der PASt-wenn die das koordinierten würde es schneller gehen, als wenn er über die Notrufzentrale agierte und bat die, sofort die Sperrung der Hangbrücke zu veranlassen. Gerade als er auflegte und wieder zu seinem Freund eilen wollte, fiel sein Blick nach oben zur Brücke und er meinte, das Herz würde ihm stehen bleiben! Dort war das Blaulicht des vorausfahrenden Begleitpolizeifahrzeugs zu sehen und ihm nach folgte in Zeitlupentempo der angekündigte Schwertransport und war bereits kurz vor der Brücke! Um Himmels Willen, was sollte er nur tun?

    Semir war endlich an der angegebenen Hangbrücke angekommen. Er fuhr darüber und hielt dabei auch die Augen offen, aber er konnte keinerlei Auffälligkeiten entdecken. An der nächsten Ausfahrt fuhr er ab und kontrollierte die Gegenrichtung, aber auch da konnte er nichts sehen was ihm komisch vorkam. Er war schon drauf und dran wieder zurück zu fahren, da fiel ihm ein, dass er irgendwie auch noch die Unterkonstruktion der Brücke anschauen sollte. Also verließ er an der nächsten Ausfahrt erneut die Autobahn und versuchte zunächst durch ein Wohngebiet des Kölner Vororts und dann über freies Feld zu den Brückenpfeilern zu kommen. Allerdings fragte er sich die ganze Zeit, warum er das eigentlich machte-da waren eben vermutlich ein paar Brückenpfeiler aus Beton und darüber die Stahlbrücke. Was erwartete er denn zu entdecken? Obwohl-vielleicht fand er dort ja doch irgendeinen Hinweis, falls Ben am Freitag dort gewesen war, der ihm verriet wo er weiter suchen sollte.
    Der zunächst breite asphaltierte Weg verjüngte sich und wurde zur Schotterpiste, die allerdings gut befestigt war. Semir war durchaus die Sprühanlage von der Fahrbahn aus aufgefallen, es standen oben auch überall Schilder: „Stahlbrücke-erhöhte Glatteisgefahr!“ was natürlich jetzt im Juli keine Rolle spielte, aber irgendwo mussten die Vorratstanks der Enteisungsflüssigkeit ja auch sein und betankt werden können. Ah-da sah er das Gebäude, das sozusagen regelrecht mit dem Brückenpfeiler verschmolzen, vielmehr ein Teil davon war, schon aus der Ferne. Und was er noch sah-daneben stand-von der Straße aus zwar nicht zu sehen, aber ansonsten nicht versteckt- ein Geländewagen.

    In diesem Augenblick läutete sein Telefon und als er ran ging war Isolde Rasp dran. „Herr Gerkhan-ich bin inzwischen in der Firma und habe mich umgesehen.“ redete sie los. Die Chefsekretärin hatte wie sonst nur der Firmenchef und die Wachfirma einen Generalschlüssel, der ihr Zutritt zu allen Räumen gewährte, wie sie ihm erklärt hatte. „Friedrich Mittler´s Firmenwagen, den er auch privat nutzen darf, steht am Parkplatz neben dem Porsche ihres Kollegen, sein Handy liegt in seinem Büro in der Ladestation, aber ein dunkelblauer Dienstgeländewagen ohne Firmenaufschrift fehlt!“ teilte sie ihm aufgeregt mit. „Und die Abhöranlage habe ich mir auch angesehen-die ist ja im Archiv, wo seit ein paar Wochen ein gewisser Herr Brummer, ein Rentner der seine Altersbezüge bei uns aufbessert, arbeitet, vielleicht sollten sie den auch einmal befragen-ich habe ihnen die Adresse herausgesucht!“ sagte sie und Semir hielt kurz an und notierte die auf einen Zettel, den er im Handschuhfach hatte. Dann bedankte er sich, legte auf und näherte sich langsam dem Vorratsgebäude.

    Auf den ersten Blick sah das eigentlich ganz normal aus, aber als er direkt davor stand und aus dem BMW ausstieg, konnte er plötzlich erkennen, dass da überall Risse und Sprünge im Mauerwerk waren. Als sein Blick nach oben ging, stockte ihm beinahe der Atem. Um Himmels Willen-ein riesiger Riss zog sich hinauf durch den Brückenpfeiler, er hatte zwar keine Ahnung von Statik, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass da keine Einsturzgefahr bestand! Gerade wollte er schon sein Handy zücken, um seine Kollegen zu verständigen, damit die die Brücke sperrten, da hörte er plötzlich einen schwachen Hilferuf aus dem Inneren des Gebäudes, das von einer stabilen Metalltür verschlossen war. Wie elektrisiert steckte er sein Handy in die Tasche und rüttelte an der Tür. Da-da war es wieder und es war eindeutig Ben´s Stimme, die da gedämpft und schwach aus dem Inneren des Brückenpfeilers drang. Gott sei Dank, er lebte!
    Vor Erleichterung schossen Semir beinahe die Tränen in die Augen und er rief laut: „Ben-ich bin da und hole dich hier raus!“ und als nun als Antwort nur ein schwaches Schluchzen aus dem Inneren kam, das aber weiter entfernt klang, also war Ben nicht direkt hinter der Tür, zückte Semir kurzerhand seine Waffe und schoss das Schloss auf. Er hatte Glück von keinem Querschläger getroffen zu werden und wenn das die Chefin oder irgendeiner seiner Kollegen, die eine Ahnung von Waffen hatten, gesehen hätten, hätten die ihn für verrückt erklärt und ihn geheißen zu warten, bis die Feuerwehr kam und mit technischem Gerät die Tür öffnete, aber dafür hatte er keine Zeit-die Verzweiflung und Erschöpfung in Ben´s Stimme sprach für sich-er musste jetzt zu ihm! Endlich sprang die Tür auf und als Semir nun ins Halbdunkel trat, meinte er seinen Augen nicht zu trauen vom Anblick, der sich ihm bot.

    Brummer war inzwischen in die Nähe des Anwesens von Stumpf senior gefahren. Das lag in einer ruhigen Wohngegend Kölns, wo der Reichtum sichtlich zuhause war, denn die pompösen Gründerzeitvillen waren von riesigen Gärten umgeben. Das Stumpf´sche Anwesen war von einer verklinkerten Mauer gesäumt und als Brummer langsam daran vorbeifuhr, konnte er vor der Haustür ein Polizeifahrzeug sehen, in dem zwei uniformierte Beamte bei geöffneter Wagentür im Schatten eines großen Baumes saßen, Kaffee tranken und anscheinend den Eingang bewachten. So kam er schon mal nicht rein, aber ihm würde schon etwas einfallen!

    Ja das war klar, dass das handfeste Ermittlungen werden und kein privater Besuch im Krankenhaus, aber immerhin wissen Semir- den die Sache fürchterlich mitnimmt-und Ben nun, wie die Entführung abgelaufen ist und wo sie stattgefunden hat. Auch die Höhe des Lösegelds ist interessant-das ist nicht so viel, dass es einen vermögenden Menschen ruiniert oder die Bank aufmerksam macht-da kostet so mancher Luxusschlitten mehr. Der oder die Entführer, denn außer der Computerstimme hat man ja noch keine weiteren Hinweise, haben sicher gründlich recherchiert und auch das Kind abgepasst, als es ausnahmsweise einmal nicht mit dem Wagen abgeholt wurde.
    Semir´s Betroffenheit hast du sehr gut beschrieben-bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

    Semir war an dem kleinen Reihenmittelhaus angekommen in dem Isolde Rasp wohnte. Als er läutete kam erst ein etwa sechzigjähriger Mann heraus, der dann sofort seine Frau rief und Semir herein bat, als der den Grund seines Besuchs offerierte und dabei seinen Polizeiausweis hochhob. Man führte ihn durch einen gepflegten Wohnbereich auf die Terrasse, wo man ihm selbst gemachten Eistee anbot, den er dankend annahm. „Frau Rasp, sie arbeiten ja langjährig bei der Firma Stumpf!“ begann Semir und die Frau nickte aufmerksam. „Nun sind da ja zwei Morde geschehen-gut der eine Mitarbeiter war bereits in Rente, aber trotzdem hat Herr Stumpf uns gebeten deshalb zu ermitteln und so wurde mein Kollege, Ben Jäger als angeblicher Architekt eingeschleust!“ erklärte Semir in Kürze. Nun sah ihn Isolde überrascht an. „Darf ich das richtig verstehen? Ben Jäger ist gar kein Architekt, sondern Polizeibeamter und Erwin Schnitzer und Herbert Krüger sind nicht durch Unfälle gestorben?“ vergewisserte sie sich und Semir nickte. „Dann hat er seine Rolle aber hervorragend gespielt-ich habe ihm das abgekauft!“ berichtete Frau Rasp.
    „Nun ist mein Kollege seit Freitagabend verschwunden, wir haben das Firmengelände bereits durchsucht, sein Wagen steht auch dort, aber von ihm selber haben wir keine Spur gefunden. Können sie uns helfen und sich vorstellen, wohin er verschwunden sein könnte?“ wollte Semir nun wissen und Frau Rasp bemerkte zunächst: „Warum fragen sie nicht Andreas Stumpf-der hat eigentlich am Freitag die Arbeitsanweisungen ausgegeben?“
    Semir sah sie voller Kummer an: „Der wurde am Freitag notoperiert und liegt seitdem beatmet im Krankenhaus-Blinddarmdurchbruch!“ informierte er sie und nun schlug die Chefsekretärin beide Hände vor den Mund. „Das ist ja schrecklich!“ erschrak sie und versicherte dann, natürlich zu helfen. „Ich weiss nicht genau, wohin Andreas Jäger noch schicken wollte, aber es ist anzunehmen, dass es eine der Baustellen ist, die entweder gerade am Laufen sind, oder eines der zukünftigen Projekte!“ überlegte sie. "Am Morgen war eine Besprechung mit dem Bauamt, bei der einige Behördenvertreter usw. bei uns in der Firma waren, da war Herr Jäger dabei und ansonsten von unserer Firma der Bauleiter Friedrich Mittler und eben Herr Stumpf!“ fiel ihr ein. „Haben sie eine Telefonnummer oder auch Adresse dieses Bauleiters?“ wollte Semir nun wissen und Isolde nickte, ging kurz ins Haus und holte ihr Handy, das dort das Wochenende über in einer Schublade verbrachte-ein wenig Privatsphäre musste sein-etwas was die jüngeren Mitarbeiter, die das Handy auch mit ins Bett nahmen nicht verstehen konnten. Sie fuhr es hoch, entsperrte es und hatte nach kurzem Suchen die Nummer Mittlers gefunden und wählte sie, aber außer der Mailbox ging niemand ran. Semir schaute inzwischen nach der Festnetznummer, aber auch da klingelte es lange, ohne dass sich jemand meldete. „Um was für ein Projekt ging es bei dieser Besprechung am Freitagmorgen bei der mein Kollege dabei war?“ fragte nun Semir-immerhin hatte er jetzt einen Ansatzpunkt oder sogar mehrere und als er den Ort der nächsten Baustelle, einer Hangbrücke die allerdings ein wenig außerhalb Kölns lag, erfuhr, beschloss er nun einfach dorthin zu fahren-vielleicht konnte er etwas entdecken.

    Isolde Rasp versprach, sich inzwischen in die Firma zu begeben, dort zu schauen welche Firmenwagen fehlten und überhaupt zu versuchen herauszufinden wo Ben Jäger, den sie ja als sehr sympathisch kennen gelernt hatte, abgeblieben war. So machten sich Semir und Isolde fast gleichzeitig auf den Weg und Semir hörte in den Nachrichten, dass ein überbreiter Schwertransport gerade seinen Weg durch die Gegend nahm und es dabei zu Verkehrsbehinderungen kommen würde. Hoffentlich kam ihm der nicht in die Quere, da hatte er nämlich keine Geduld sich jetzt vielleicht stundenlang in einen Stau zu stellen, bis die da im Schneckentempo eine Kurve passiert hatten!

    Brummer hatte sich nach dem sonntäglichen Frühstück von seiner Frau verabschiedet. Die würde jetzt zum Gottesdienst gehen und er versprach ihr, zum Abendbrot wieder zurück zu sein. „Vielleicht gehen wir dann noch ein wenig in das Gartenlokal um die Ecke, aber jetzt muss ich erst etwas Wichtiges erledigen!“ erklärte er ihr und sie sah ihm voller Kummer nach, als er die Wohnung über die Rollstuhlrampe verließ, die sie jetzt ja nicht mehr brauchten. Ihr Mann war seit dem Tod ihres Sohnes so merkwürdig geworden, er war wie besessen und voller Wut. Sie hatte ihn überreden wollen mit in den Trauerkreis zu gehen, der ihr persönlich sehr gut tat um den Schmerz zu verarbeiten, aber er blockte da jedes Mal ab. In der Nacht sprach er im Schlaf und der Inhalt seiner Worte erschreckte sie-hoffentlich tat er nicht etwas, was er später bereuen würde, das hätte ihr Sohn, der seinen Unfall und die Folgen als das hatte annehmen können was es war-nämlich sein von Gott geplantes Schicksal-nicht gewollt. Aber anstatt sich jemandem anzuvertrauen ging sie in die Kirche und betete. Gott würde das schon richtig machen-ihr Glaube hatte ihr immer schon geholfen!

    Ben war inzwischen wie erstarrt. Obwohl es draußen wieder warm war, fror und schwitzte er abwechselnd. Sein Durst war furchtbar, seine Zunge klebte trocken und rissig am Gaumen und die Schmerzen waren einfach unbeschreiblich. Arm und Bein, sowie sein Rücken wummerten und tobten im Rhythmus seines viel zu schnellen Herzschlags. Mittler hatte sich seit dem Vortag nicht mehr geregt, aber immer noch entwich in regelmäßigen flachen Zügen der Atem aus seinem Mund. Ben lauschte immer intensiver auf das Geräusch und hatte Angst, dass das irgendwann aufhören würde. Immer wieder fiel er zwischendurch in einen Fiebertraum in dem er Szenen aus der Vergangenheit vor sich sah, die er mit Semir, mit Sarah und Tim erlebt hatte. Er wollte so gerne an diesem Ort verweilen, aber jedes Mal holte ihn der brutale Schmerz, der ihn in Wellen überkam, wieder in die Realität zurück. Der Verkehr brauste gleichmäßig über ihn hinweg, er hatte auch nochmals schwach versucht zu rufen, aber wie schon die vergangenen beiden Tage hatte ihn niemand gehört. Was Sarah wohl gerade machte? Ben wusste, dass Semir alles daran setzen würde ihn zu finden, aber anscheinend hatte Stumpf den auf eine völlig falsche Fährte gelockt, sonst hätte ihn der doch schon lange ausfindig gemacht! Aber er musste sich der Realität stellen-lange würde er nicht mehr überleben und mit jeder Minute schwand die Hoffnung auf Rettung. Das hätte er sich auch nicht vorgestellt, dass er eingeklemmt unter einer Brücke sterben würde, aber er konnte es jetzt nicht mehr ändern. Die Angst vor dem Tod suchte ihn heim und er weinte ohne Tränen, denn dazu war in ihm nicht mehr genügend Flüssigkeit und er betete darum, endlich bewusstlos zu werden und es hinter sich zu haben!

    Ja Konrad Jäger und Rasen mähen :D -schwer vorstellbar-da wäre der Golfschläger schon passender, aber besser ist sicher, Ben sieht sich da persönlich um!
    Alex hat der Krüger die Wahrheit gesagt-das erstaunt mich ein wenig, aber um so besser und der Trick wie man den Verhafteten erpressen könnte, funktioniert vermutlich auch-jetzt haben sie immerhin mehrere Anhaltspunkte umd den Bösen das Handwerk zu legen-ich hoffe das gelingt!

    Semir fuhr am Sonntagmorgen zur Privatadresse von Stumpf jun., ein modernes, wundervoll eingerichtetes Haus und versuchte gemeinsam mit dessen Frau irgendeinen Hinweis auf den Verbleib Ben´s zu finden. Alle Polizeistreifen hatten ihn auf der Fahndungsliste, er zeigte Frau Stumpf ein Foto von ihm, aber sie konnte ihm diesbezüglich nicht weiter helfen. „Wissen sie, ich habe mit der Firma meines Mannes überhaupt nichts zu tun-ich bin eigentlich Innenarchitektin, aber seit der Geburt unserer Kinder nur noch im Freundeskreis tätig. Ich hasse das, wenn sich Frauen in eine Firma mischen, von der sie keine Ahnung haben, was ja leider nur allzu oft vorkommt. Wenn unsere Kinder größer sind möchte ich wieder in meinem eigenen Beruf arbeiten, aber Andreas erzählt eigentlich auch nichts von der Arbeit, sondern wir haben hier unser kleines Nest, das ganz privat und auch räumlich vom Familiensitz der Stumpf´s getrennt ist!“ erzählte sie. „Haben sie mir irgendeinen Namen, eine Kontaktadresse oder was weiss ich von jemandem, der sich in der Firma gut auskennt und der vielleicht Internas wissen könnte, wohin mein Freund und Kollege verschwunden ist?“ fragte Semir eindringlich. „Wir haben auch eine merkwürdige Abhöranlage im Archiv gefunden und können uns keinen Reim darauf machen, irgendwie treten wir auf der Stelle!“ informierte Semir sie und sie überlegte daraufhin fieberhaft. „Wissen sie, mein Mann hat mir schon sehr betroffen von den beiden Todesfällen seiner Mitarbeiter erzählt und auch wenn man noch nicht genau weiss, ob das nicht Unfälle waren-ein ungutes Gefühl bleibt und deshalb hat er sich auch nach dem Anruf bei seinem Vater bei der Polizei gemeldet. Wir sind auch sehr froh, dass die jetzt auf den Opa aufpasst, denn obwohl er schwer dement ist-seine Enkelkinder lieben ihren Großvater und das ist so ziemlich das Einzige, was ihm noch eine Gefühlsregung, ein Lächeln oder ein paar Worte abverlangt-seine Nachkommen, während er sonst kaum mehr jemanden erkennt!“ erzählte sie traurig und plötzlich fiel ihr ein Name ein:
    „Isolde Rasp-das ist die Chefsekretärin meines Mannes, die schon länger in der Firma ist als er-wenn jemand etwas weiss, dann sie-aber ich kann ihnen leider keine Adresse oder Telefonnummer geben, weil ich keine Ahnung habe, wo sie wohnt, ob sie Familie hat oder was auch immer. Ich kann nur sagen, dass mein Mann sie von seinem Vater übernommen hat und er ihrem Urteil vertraut, weil sie eine loyale, fähige Mitarbeiterin ist!“ erzählte sie und aufgeregt zückte Semir sofort sein Handy und rief Susanne in der PASt an, die heute Sonntagsdienst hatte. Sie ließ sich den Namen buchstabieren und versprach, Semir sofort zurück zu rufen, wenn sie deren Adresse herausgefunden hatte.

    Frau Stumpf sah auf die Uhr: „Ich werde jetzt meine Kinder wieder für ein paar Stunden zu Oma und Opa bringen, während ich meinen Mann auf der Intensivstation besuche. Ich hoffe, dass sie ihren Kollegen bald finden!“ sagte sie voller Wärme und während Semir sich erhob, kamen schon zwei Kinder hereingestürmt-ein Junge und ein Mädchen, die etwa so alt wie Ayda und Lilly sein dürften und wissen wollten, ob der Papa jetzt bald gesund wäre. „Ach Mäuse-wir hoffen sehr, dass der Papa bald nicht mehr schläft und zu uns nach Hause kommt-aber jetzt geht ihr erst einmal zu Oma und Opa, bis ich ihn besucht habe!“ sagte Frau Stumpf und Semir beobachtete gerührt, während er sich verabschiedete und langsam nach draußen ging, wie die beiden Kinder ihrer Mama Zeichnungen für den Papa gaben-da waren doch alle Kinder gleich-wie oft hatten er und Ben schon Genesungsbilder gemalt gekriegt?
    Kaum war er draußen, läutete sein Telefon und Susanne war am Apparat: „Es war jetzt zwar ein wenig schwierig, weil Frau Rasp verheiratet ist und im offiziellen Telefonbuch nur unter dem Namen ihres Mannes zu finden ist, der anders heißt, aber über den Abgleich aller innerdeutschen Mobilfunkanbieter habe ich ihre Handynummer und auch die Meldeadresse herausgefunden!“ erklärte sie und nachdem sie beides durchgegeben hatte, sprang Semir in den BMW, um ohne Voranmeldung zu der angegebenen Adresse, die hier ganz in der Nähe lag zu fahren.

    Brummer hatte sich einen Tag lang intensiv mit seiner Frau beschäftigt. Sie waren erst gemeinsam zum Friedhof gelaufen, wo ihr Sohn sein Plätzchen in einer Urnenwand gefunden hatte und als sie ein paar Blumen dort abgelegt hatten, beobachteten sie noch überrascht, wie mehrere junge Männer, die sie teilweise vom Sehen her kannten, ebenfalls dorthin kamen. „Wir wollten unseren Freund besuchen!“ sagte einer aus der Truppe gerührt und begrüßte die Eltern-jetzt fiel ihnen auch ein, dass sie diese Gesichter alle auf der Beerdigung gesehen hatten. „Wir vermissen ihn sehr, aber es ist gut so, wie es ist. Er hatte immer Angst vor dem Tag an dem sie beide sterben würden, die ihn mustergültig versorgt haben und wollte immer zuerst gehen. Er war trotz seiner Behinderung ein fröhlicher, lebenslustiger Mann und hat sein Schicksal angenommen. Wie oft hat er gesagt, dass der Unfall ja auch schließlich auf seine persönliche Blödheit zurückzuführen war. Man flankt einfach nicht in der stockfinsteren Nacht über eine Leitplanke, auch wenn man eigentlich helfen will, ohne zu wissen, was dahinter ist. Wie wir ja wissen ist den Fahrzeuginsassen denen er zu Hilfe kommen wollte nichts passiert, also war seine Aktion völlig unnötig und das hat er immer betont-er war selber schuld oder vielmehr hatte das Schicksal wohl genau diesen Plan für ihn. Wir vermissen ihn und besuchen ihn hin und wieder-und jetzt gehen wir dann einen auf ihn trinken-das hätte ihm noch viel besser gefallen!“ erklärte der Sprecher der kleinen Gruppe und ließ ein nachdenkliches Elternpaar zurück. Einen Moment kamen Brummer Zweifel, ob sein Rachefeldzug wohl im Sinne seines Sohnes gewesen wäre, aber dann schob er den Gedanken zur Seite. Er würde seinen Plan zu Ende bringen, dann wäre ihr Sohn gerächt und konnte seinen Frieden finden-gleich morgen würde er ihn vollenden und Notfalls dann eben ohne Brücke-wichtig war dass Stumpf Senior starb!

    Als der Sonntag anbrach war Ben völlig verzweifelt. Die Atmung Mittler´s hatte sich verändert, lange würde es wohl nicht mehr dauern, dass er neben einer Leiche lag. Sein Knöchel pochte wie verrückt und obwohl er in der Nacht wieder fürchterlich gefroren hatte, merkte er, wie er Fieber bekam. Obwohl er ja eigentlich leben wollte, erschienen ihm die Schmerzen immer unerträglicher und wenn er daran dachte, dass er seinen rechten Arm und vielleicht auch seinen Fuß vielleicht nie mehr richtig würde gebrauchen können, dann wäre er vielleicht besser tot, denn einen Mann mit Behinderung würde er Sarah und den Kindern, wobei das Ungeborene bisher nur ein grauer Schatten auf dem Ultraschallbild war, das er in der Tasche trug, nicht zumuten wollen. Immer wieder ächzte die Brücke über ihm und langsam war er-gequält von Durst und Schmerzen-soweit, dass er zu hoffen begann, dass sie nun endlich zusammenstürzen und seinem Leiden ein Ende bereiten würde.

    Hallo Elli-ich schaffe es leider gerade nicht eine neue Geschichte zu lesen-vielleicht beruhigt sich die Lage bald wieder, dann hole ich es nach und dann bekommst du auch Feeds, aber aktuell fehlt mir die Zeit dazu-außer es sagt mir jemand wo man Stunden kaufen kann um den Tag zu verlängern!

    Auch hier die Feeds mit Verspätung, aber ich habe gerade privat und auch in der Arbeit sehr viele schlimme Dinge um die Ohren!
    Ben fährt nun zu Semir und Andrea nach Hause und sucht das Gespräch. Auch Andrea ist nicht glücklich über das, was sie da zu hören kriegt, aber es stimmt schon-sie haben eigentlich nur alle drei überlebt, weil es eben genau so gelaufen ist, wie es war, sonst wäre mindestens einer, wenn nicht alle tot!
    Inzwischen wurde der getötete Gangster von seinen Komplizen gefunden und die fackeln nicht lange und räumen das Haus-na ja vielleicht gibts ja doch noch ein paar Spuren und den gefangenen Emil haben sie ja auch noch und bringen vielleicht aus dem was raus!
    Irgendwie klingt das schon nach Menschenhandel, aber ich bin gespannt, was du dir ausgedacht hast!
    Ach ja-ich fand die vielen Namen auch verwirrend und habe mich fast geärgert die Feeds nicht vorher gelesen zu haben, dann hätte ich die nämlich einfach überflogen, aber ich dachte, die muss man sich merken.

    Jetzt musste ich doch ziemlich was nachlesen, aber aus familiären Gründen komme ich gerade kaum dazu zu lesen und zu feeden, obwohl ich nichts lieber täte!
    Nun weiss also auch Ben, dass Jenny und Kevin ein Paar sind, aber er hatte anscheinend doch mehr Gefühle für Jenny als er sich eingestanden hat. Aber schön, dass er da mit Semir so offen darüber reden kann!
    Das LKA hat derweil den Fall an sich gerissen und sich in gewohnter Arroganz jede Einmischung verbeten-da hat es aber die Rechnung ohne Semir und Ben gemacht, die geben dem Kind einfach nen anderen Namen und erkundigen sich privat nach Nele´s Befinden-ja klar, das sind keine Ermittlungen! :D
    Aber schrecklich, dass die Entführer den Kindern das antun und die Eltern skrupellos erpresst werden-ich würde auch zahlen, wenn ich dafür mein Kind retten könnte und es mir finanziell möglich wäre. Und wie wir ja wissen sind Semir´s Befürchtungen berechtigt! ;(

    Semir hatte unruhig geschlafen. Ben geisterte durch seine Träume, die sich immer insofern ähnelten, dass er in jedem einzelnen in großer Gefahr schwebte. Einmal legte ein Verbrecher mit der Pistole auf ihn an und Semir musste zusehen, wie sich der Finger um die Waffe krümmte, bis er schweißgebadet hochschreckte und dann froh war, dass es nur ein Traum gewesen war. Das nächste Mal stürzte Ben vor seinen Augen in einen Abgrund, ohne dass er ihn halten konnte, aber als er dann in die Tiefe sah, war er verschwunden. Dann wieder lag Ben festgebunden auf einer Straße und versuchte sich verzweifelt zu befreien, während ein riesiger Panzer gerade dabei war, ihn zu zerquetschen und als Semir laut und verzweifelt: „Ben!“ schrie, fühlte er eine Berührung und als er die Augen aufriss, sah ihn eine besorgte Andrea an, die sich über ihn beugte und fragte, was denn los sei. Inzwischen war es fünf Uhr morgens geworden und wenigstens für ein paar Stündchen fiel er danach noch in einen einigermaßen erholsamen Schlaf, aber als er gegen neun aufstand, war er deswegen noch keinen Millimeter weiter.
    Erst rief er in der PASt an, aber auch da hatte man keine neuen Erkenntnisse. Als Nächstes probierte es Semir bei Frau Stumpf, aber auch die konnte ihm keine Neuigkeiten mitteilen-höchstens dass sie genau so übernächtigt war wie er, weil sie vor Sorge um ihren Mann, der gerade wieder im OP war, kaum ein Auge zugetan hatte. Semir lief in seinem Haus umher wie der Tiger im Käfig und dachte noch voller Schuldbewusstsein an Sarah. Verdammt, wie gerne hätte er ihr gute Neuigkeiten gebracht, aber so traute er sich fast nicht anzurufen.

    Sarah hatte ebenfalls eine schreckliche Nacht hinter sich. Sie hatte sich vor Sorge um Ben in den Schlaf geweint und war nur froh gewesen, dass wenigstens Tim durchgeschlafen hatte. Lucky hatte immer wieder leise gewinselt, auch er wusste haargenau, dass mit Herrchen irgendetwas nicht stimmte und hatte todtraurig auf der Matte vor dessen Bett gelegen. Als Sarah wie eine Marionette am Morgen aufstand und Tim versorgte, der putzmunter und ausgeschlafen war, sich selber um des neuen Babys willen etwas Tee und ein Knäckebrot hineinwürgte, obwohl sie eigentlich vor Kummer gar keinen Appetit hatte, legte der riesige graue Hund seinen schmalen Kopf auf ihren Schoß und sah sie aus seinen dunkelbraunen Augen fragend an. „Ach Lucky-ich weiss doch auch nicht, wo Herrchen ist!“ weinte Sarah wieder los und rief dann kurz entschlossen Frau Brauner an, die als Tante Hildegard ihre große Stütze war und Tim liebte, wie ihren eigenen Enkel. „Ach du liebe Güte-arme Sarah! Das ist ja schrecklich, dass Ben verschwunden ist, ich komme sofort und nehme entweder Tim und Lucky mit, oder ich bleibe bei euch-ganz wie du möchtest!“ bot sie an und dankbar willigte Sarah ein, jetzt nicht alleine zu sein. Wenig später begrüßte Lucky seinen Freund Frederik und als Hildegard erst einmal eine große Gassirunde mit den beiden Hunden und Tim in den Park machte, rief Sarah Semir an und fragte voller Bangen: „Semir-weisst du schon was?“ aber der musste leider verneinen.

    Semir war erst in der PASt gewesen, wo ebenfalls niemand Neuigkeiten hatte und war dann nochmals zum Stumpf´schen Firmengelände gefahren und hatte sich das vom Wachdienst mit Einverständnis von Frau Stumpf erneut aufsperren lassen. Vielleicht fiel ihm bei Tageslicht noch irgendetwas auf, was sie in der Nacht übersehen hatten. Den halben Nachmittag lief er durch die Räume, sah in jedes Regal im Hochlager und irgendwann fiel ihm noch ein, dass vielleicht Ben´s Hund etwas finden könne. So holte er Lucky bei Sarah ab und war sehr froh, dass Sarah nicht alleine war, sondern Frau Brauner bei ihr war, die auch eine Suppe gekocht hatte und darauf achtete, dass Sarah nicht völlig dekompensierte, sie ablenkte und ihr eine starke Schulter zum Ausweinen bot. Lucky fuhr sofort bereitwillig mit, er kannte Semir und der war immer mit Herrchen zusammen-vielleicht führte der ihn zu ihm, aber auf dem Firmengelände konnte Lucky zwar überall Spuren seines Menschen riechen, aber er fand ihn nirgendwo. Semir war trotzdem irgendwie erleichtert, denn wenn Lucky Ben nicht aufstöberte, dann war er hier auch nicht und er hatte schon befürchtet, der würde irgendwo eine Leiche auffinden, wo sie vergessen hatten zu suchen. Allerdings hatte Semir es eigentlich im Gefühl, dass Ben noch am Leben war, aber wo steckte er, verdammt noch mal?

    Ben und Friedrich hatten zitternd die Nacht verbracht und waren irgendwie froh, als die Morgendämmerung endlich hereinbrach und sie in ihrem dunklen Verließ wieder wenigstens ein bisschen etwas wahrnehmen konnten. Ben spürte seinen Arm inzwischen fast gar nicht mehr, irgendwie war dieser dauernde Schmerz, der ja sein ständiger Begleiter war, in den Hintergrund getreten, gegen die pochenden Stiche in seinem Fuß und die massiven Schmerzen in Rücken und Brustkorb. Durst und Schwäche hatten von ihm Besitz ergriffen und trotzdem musste er jetzt pinkeln. Er wandte den Kopf und sah zu Friedrich, der direkt neben ihm lag. „Hey!“ sagte er und zwei trübe Augen musterten ihn voller Schmerz. „Friedrich-kannst du dich ein wenig bewegen?“ fragte er heiser, aber der schüttelte den Kopf. So drehte Ben sich mühselig zur Seite-weg von seinem Mitgefangenen, öffnete mit der freien Hand seine Hose und erleichterte sich auf den Boden. Allerdings lief seine Notdurft Gott sei Dank in die andere Richtung weg-es wäre schrecklich gewesen in seinen eigenen Ausscheidungen zu liegen. Langsam wurde es wieder ein wenig wärmer in ihrem Verließ und sie hörten auf zu zittern-oder vielleicht ging es nun einfach zu Ende mit ihnen? Der Verkehr brauste über sie hinweg, aber kein Auto hielt an, kein Hund bellte, nichts, einfach gar nichts! Inzwischen hatte Ben die Hoffnung aufgegeben, dass man sie bald finden würde, denn ansonsten wäre Semir schon lange da gewesen. Vermutlich hatte er sein Handy doch bereits in der Firma verloren und nun wussten die Helfer nicht, wo sie suchen sollten-aber warum brachte Semir die Wahrheit aus Stumpf nicht heraus? Wie hing das alles zusammen?

    Ben dachte voller Sehnsucht an seine kleine Familie zu Hause. Er freute sich doch so auf das neue Baby, sie hatten ihr Traumanwesen gefunden, aber anstatt jetzt mit Sarah durch Möbelhäuser zu streifen, einen vergnügten Tim ins Bällebad rutschen zu lassen oder seine langen Runden mit Lucky durch den Park oder am Rhein entlang zu drehen, lag er nun da und wartete darauf, dass die Brücke über ihm zusammenstürzte und ihn begrub. Auch der Durst wurde immer stärker. Obwohl es geregnet hatte, war auch nur so viel Wasser hereingelaufen, um ihre Kleidung zu durchnässen, aber nirgendwo stand eine Pfütze aus der sie trinken konnten. Friedrich stöhnte jetzt nur noch gelegentlich, aber irgendwann-Ben schätzte, dass es schon später Nachmittag war- gab er keine Antwort mehr, wenn Ben ihn ansprach und dann lauschte der junge Polizist nur noch verzweifelt auf das schwere Atmen und hatte jede Sekunde Angst, dass das irgendwann aufhörte und er neben einer Leiche lag.
    So ging der Samstag zu Ende und in der Nacht zum Sonntag schlief Ben doch immer wieder kurz ein und lauter Gedankenfetzen und Erinnerungen schossen durch seinen Kopf. Damals am Deutschen Eck war er gemeinsam mit Semir verschüttet gewesen, aber der Junge hatte sie gefunden und sie befreit und so war es ihnen gelungen Andrea und die ganzen Honoratioren zu retten. Immer hatte es einen Ausweg gegeben, aber jetzt schien die Lage hoffnungslos!

    Während die Chefin Verstärkung zu dem Firmengebäude schickte, versuchte Semir erst selbst die Privatnummer von Stumpf jun. herauszufinden, aber nachdem da im Telefonverzeichnis nichts zu finden war, beauftragte er die Nachtdienstsekretärin in der Zentrale damit, die ihm wenig später eine Festnetznummer durchgab. Semir rief an und kurz darauf meldete sich eine ängstliche Frauenstimme mit Stumpf und Semir runzelte schon beim Klang der Stimme die Stirn. Sein Gegenüber hatte sichtlich Angst und war nervös-was war da im Hause Stumpf vorgefallen? Wurde die Frau, die ja vermutlich Andreas´ Ehefrau war, bedroht, war ihr Mann vielleicht entführt worden oder hatte jemand dessen Kindern etwas angetan und hing Ben´s Verschwinden damit zusammen? Sein kriminalistischer Spürsinn war geweckt, aber zunächst meldete er sich mit Gerkhan und fragte einfach, ob er Herrn Stumpf sprechen könne. Mit gepresster Stimme, den Tränen nahe, gab die Frau zurück, dass das leider nicht möglich sei und erkundigte sich im Gegenzug darüber, woher er eigentlich ihre Nummer habe. Sie hüteten ihre Festnetznummer wie einen Schatz und sie hatte die gerade im Krankenhaus angegeben und befürchtete das Schlimmste, als nun das Telefon läutete. „Ich bin von der Polizei und wir haben andere Möglichkeiten, um Telefonnummern herauszufinden!“ gab Semir zurück und war sich im selben Augenblick nicht sicher, ob das eine gute Idee gewesen war, seine Identität preis zu geben-man wusste ja nie wer mithörte. Nun atmete allerdings die Frau am anderen Ende auf und vergewisserte sich, ob er auch nichts mit dem Krankenhaus zu tun habe, was Semir verwundert verneinte.
    „Wissen sie, mein Mann hat einen Blinddarmdurchbruch erlitten und liegt schwer krank und beatmet im Krankenhaus auf der Intensivstation!“ vertraute sie ihm ihren Kummer an. Ihre Kinder hatte sie auf dem Weg zur Klinik bei den Großeltern abgegeben, wo sie von der Oma betreut wurden und dort auch übernachten würden, damit sie jederzeit weg konnte und die ganze Familie außer dem dementen Stumpf sen., der das gar nicht mehr verstandesmäßig erfassen konnte, war in höchster Aufregung wegen der schwerer Erkrankung des Juniorchefs. Semir dachte kurz nach, aber nun konnte er die Emotionen verstehen und kam endlich zum Grund seines Anrufs: „Einer unserer Mitarbeiter wird vermisst und dessen Wagen steht noch auf dem Firmengelände-wir müssen unbedingt dort hinein und uns umsehen!“ gab er den Grund seines Anrufs preis und wenig später wusste er die Nummer des privaten Wachdienstes, der das Firmengelände mehrmals die Nacht kontrollierte und einen Schlüssel für alle Gebäude hatte und hatte auch die Erlaubnis, sich ohne Durchsuchungsbefehl in den Räumlichkeiten umzusehen. Er rief dort an und fast zeitgleich mit zehn uniformierten Polizisten, der Chefin und Hartmut, der das zufällig mitbekommen hatte, dass Ben vermisst wurde, weil er noch in der KTU Tests gemacht hatte und die Ergebnisse in der PASt hatte abgeben wollen, kam eine Streife des Wachdienstes mit allen Schlüsseln und nun schwärmten die Polizisten aus, um sich umzusehen und Ben zu suchen.
    Überall gingen die Lichter an und während die ersten Polizisten das Hochlager und das Außengelände kontrollierten, gingen Kim Krüger, Hartmut und Semir zunächst zu Ben´s verlassenem Porsche, der aber versperrt und dessen Motor auch kalt war und machten sich dann daran, das Bürogebäude zu durchsuchen.

    Nichts deutete auf irgendwelche Unregelmäßigkeiten hin, manche Büro´s waren zwar abgeschlossen, aber Hartmut hatte zufälligerweise ein Endoskop in seinem Wagen, womit man um Ecken und durch Schlüssellöcher sehen konnte und so hatten sie nach kurzer Zeit herausgefunden, dass auch in denen keine Person versteckt war. Sie hatten auch bald Ben´s Büro gefunden, das nicht versperrt war. Sein Name stand an der Tür und auf dem Schreibtisch war ein Bild seiner kleinen Familie, was Semir einen Stich versetzte. Wo war sein Freund und wo sollten sie zu suchen beginnen, wenn sie ihn hier nirgendwo fanden? Als sie im Untergeschoß ins Archiv sahen, dessen Tür zwar offen war, wo aber alle Akten in abgeschlossenen Stahlschränken lagerten, runzelte Hartmut die Stirn. „Moment mal-das hier ist eine Abhöranlage, was hat das zu bedeuten?“ murmelte er und lief nochmals hinaus zu seinem Wagen, der so einiges an technischem Gerät zu bieten hatte. So hatten sie wenig später die Wanze in dem Konferenzraum im Obergeschoß gefunden und rätselten nun, was hier vor sich ging. Fieberhaft strengten sie ihre Köpfe an, aber keiner von ihnen hatte irgendeine Ahnung wo sie noch nach Ben suchen sollten.Auch die Durchsuchung des Außenbereichs hatte nichts gebracht und so mussten sie weit nach Mitternacht-das Gewitter hatte sich wieder beruhigt und ein leichter Landregen tröpfelte über die Landschaft-die Aktion abbrechen und unverrichteter Dinge nach Hause, bzw. die Dienststelle fahren. Semir hatte Sarah, die voller Angst zuhause auf dem Sofa saß und Lucky streichelte, der auch irgendwie unruhig wirkte, noch angerufen, dass sie Ben leider nicht gefunden hätten und für den Augenblick die Suche abbrechen mussten.
    Hartmut hatte einige Fingerabdrücke genommen und abgeglichen, allerdings ohne einen Treffer. Wer auch immer da im Archiv zugange gewesen war-er war bisher nicht in ihrer Fingerabdruckdatei. Auch die Auswertung von Ben´s Handy hatte nichts Konkretes gebracht und so schlüpfte ein niedergeschlagener Semir irgendwann neben Andrea ins Bett, weil er einfach keine Ahnung hatte, wo er noch nach Ben suchen sollte. Vielleicht fiel ihm nach ein paar Stunden Schlaf, wenn er sich ausgeruht hatte, etwas Konstruktives ein, oder Kommissar Zufall kam ihnen zu Hilfe!

    Ben und Friedrich waren inzwischen alle beide völlig verzweifelt in eine Art Dämmerschlaf gefallen. Sie hatten noch eine Weile versucht zu rufen, aber außer den Fahrzeugen die über sie hinweg brausten, war hier keine Menschenseele. Ben hatte Friedrich noch leise gefragt, ob er denn nicht vermisst wurde, oder jemandem vom Ziel ihres Einsatzes erzählt hatte, aber der schüttelte den Kopf. „Meine Frau hatte sich das Bein gebrochen und ist gerade auf Reha weg-sie wird sich zwar wundern, dass ich sie nicht wie sonst jeden Abend angerufen habe, aber sie wird halt denken, dass da irgendwas dazwischen gekommen ist. „Und Handy-hast du ein Handy?“ fragte Ben angespannt-vielleicht trug Friedrich ihre Rettung ja in der Tasche spazieren, aber der erklärte, dass er privat ablehnte, ständig erreichbar zu sein und sein Diensthandy im Büro am Ladegerät hing-er hatte ja nach ihrer kurzen Stippvisite auf der Brückenbaustelle direkt nach Hause fahren wollen.
    Ben konnte sich zwar immer noch nicht vorstellen, warum Semir, der mit Sicherheit schon heftig nach ihnen suchte, noch nicht aufgetaucht war, aber er konnte sich keinen Reim darauf machen-außer dass vielleicht der junge Stumpf etwas zu verbergen und sie in die Falle gelockt hatte-ansonsten hätte der doch sofort gewusst, wo er und Mittler sich aufhielten-immerhin hatte er sie doch her geschickt? Das Ganze war mehr als merkwürdig, aber eines war klar, ohne fremde Hilfe waren sie beide dem Tod geweiht, und während ihre Kleidung sich mehr und mehr mit Feuchtigkeit vollsaugte und sie zusätzlich zu den Schmerzen jetzt auch noch froren, dass ihre Zähne klappernd aufeinander schlugen, begann sich eine große Hoffnungslosigkeit Ihrer zu bemächtigen.

    Ben kann auf einmal nicht mehr schlafen, weil eine Waffe auf ihn gerichtet war-dann war es richtig, dass er aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist-sonst käme er bei seinem alten Job überhaupt nicht mehr zum Pennen :D .
    Semir hingegen schläft tief und fest und hat Schwester Eva noch dazu als Komplizin. Hmm-die hat zwar ein wenig merkwürdige Arbeitszeiten, ist aber sonst sehr nett! ;)
    Ja es ist gut, dass Semir Andrea dann im Wagen gleich erzählt, was geschehen ist, denn er hätte es sowieso nicht lange verheimlichen können-an der ist schließlich auch ein Detektiv verloren gegangen!
    Andrea kümmert sich vorher noch rührend um Claudia-ja die Angehörigen von Schwerkranken sind oft genauso belastet, wie die Betroffenen selber, zumindest psychisch-da tut ein nettes Wort einfach gut!
    Und diese Szene als Semir da plötzlich hellwach ist, als er seine Kinder im Geiste vom Balkon fliegen sieht und sie dann aber zu sich ins Bett holt, die war sowas von rührend beschrieben, ich konnte mir das bildlich vorstellen!
    Aber jetzt ruft Ben an-hat der Neuigkeiten oder braucht er bloß jemanden zum Reden?