Beiträge von susan

    Hartmut verständigte sofort Semir von der Information und der trat das Gaspedal daraufhin fluchend noch ein wenig stärker durch. Trotzdem hatte er noch ein paar Kilometer bis zur Klinik und so versuchte Jenni die Telefonnummer der Intensivstation herauszufinden, auf der Ben und Mittler lagen. Sie waren schon beinahe am Krankenhaus, als die Telefonzentrale das Gespräch endlich angenommen hatte und das Gedudel mit der Bandansage mit der Bitte um Geduld ein Ende hatte und nun versuchte, sie zu verbinden, aber nur ein leeres Tuten hallte aus ihrem Smartphone-da ging niemand ran!

    Ben sah voller Entsetzen aus dem Augenwinkel seine Frau bewusstlos am Boden ein wenig entfernt von seinem Bett liegen. „Sarah!“ rief er angstvoll, aber bevor er sich weiter bemerkbar machen und um Hilfe rufen konnte, hatte Brummer, dem die pure Mordlust aus den Augen sprach, nach einem dicken Lagerungskissen gegriffen, das am Fußende von Ben´s Bett lag und das auf das Gesicht seines Opfers gedrückt, so dass dem sozusagen das Wort im Mund abgeschnitten wurde. Brummer war nun mit einem Sprung auf dem Bett und kniete sich auf Ben´s linke Hand, damit der ihn damit nicht erreichen konnte. Er nutzte den Überraschungsmoment noch aus und schaltete den Monitor auf Stand By, was eine Bedienung von zwei Tasten erforderte, aber das waren die selben Monitore wie auf der Intensivstation auf der sein Sohn gestorben war-die Funktion war ihm vertraut-wie oft hatte er gesehen, wie Ärzte und Pflegepersonal damit gearbeitet hatten. Er musste sich dazu zwar verrenken, aber indem er mit seinem Körpergewicht arbeitete und mit dem anderen Knie auf Ben´s Brustkorb thronte und ihm damit zusätzlich noch unsägliche Schmerzen bereitete und zugleich die Luft abschnürte, war er völlig sicher, dass sein Opfer bald aufhören würde zu zucken und zu strampeln und bewusstlos wurde.

    Ben kämpfte währenddessen um sein Leben. Wenn er gekonnt hätte, hätte er vor Schmerz laut losgebrüllt, aber er konnte sich nicht bemerkbar machen. Das Blut begann schon in seinen Ohren zu rauschen, er befürchtete in Kürze in die Bewusstlosigkeit abzudriften, aber ein Gutes hatte der Adrenalinstoß, den sein Körper in Todesnot ausstieß doch-er spürte plötzlich keine Schmerzen, kein Fieber und keine Übelkeit mehr und die Zeit wurde regelrecht in seinem Kopf langsamer geschaltet. Jetzt müsste eigentlich sein Lebensfilm beginnen abzulaufen, wie man aus vielen Nahtoderfahrungen wusste, aber Brummer hatte nicht damit gerechnet, dass Ben´s Nase noch mit einer Sauerstoffbrille versorgt war, den Sarah vorhin fürsorglich noch etwas höher gedreht hatte, so dass er wenigstens minimal mit Luft versorgt wurde. Drei Liter in der Minute war zwar nicht viel, aber die Menge verhinderte doch, dass er das Bewusstsein verlor, sondern statt dessen fieberhaft versuchte, einen Plan zu fassen, wie er Brummer von sich herunter befördern konnte. Ben wunderte sich auch, dass der Monitor nicht alarmierte und die Schwestern und Pfleger ihm und Sarah zu Hilfe kamen, aber anscheinend hatte sein Angreifer da etwas gedreht-Semir hatte ihm ja erzählt, dass der angebliche Archivmitarbeiter mit der schmalen Rente in Wahrheit ein bestens ausgebildeter Kämpfer war, der im Krieg wohl sämtliche Skrupel verloren hatte und jetzt seine persönliche Vendetta durchzog, dabei hatte der ja überhaupt keine Schuld am Tod seines Sohnes, aber Ben hatte den Wahnsinn in den Augen des Mannes gesehen, der wollte einfach töten und verhielt sich nun wie ein Raubtier, das in Blutrausch fiel.

    So schwer es ihm fiel, aber Ben befahl sich jetzt selber ganz flach zu atmen, um mit dem minimalen Sauerstoff zu Recht zu kommen und zugleich ließ er alle Glieder erschlaffen. Brummer sollte glauben, dass er nun das Bewusstsein verloren hatte-nur dann würde er vielleicht unaufmerksam werden und er hatte eine Chance sich effizient zu wehren. In Ben´s Kopf ratterte es-er ließ Semir´s Bericht noch einmal Revue passieren. Stumpf hatte Brummer angeschossen und dabei aufs Herz gezielt, nur leider eben lediglich einen Schulterdurchschuss zustande gebracht. Das bedeutete, dass Brummer´s verletzte Schulter, also seine Schwachstelle links war, sozusagen direkt über seiner rechten Hand. Obwohl Ben die bisher nicht wahrgenommen hatte und die Hand lahm und taub auf einem Kissen neben ihm gelegen hatte, fühlte er nun darin ein starkes Kribbeln-aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht würde die ihm gehorchen, vielleicht aber auch nicht-er musste alles auf eine Karte setzen, sonst war er sowieso tot! Er kämpfte die Panik in sich nieder, die ihn zu übermannen drohte und ihm eigentlich befahl, wild um sich zu schlagen und zu treten, aber damit hatte Brummer ja kalkuliert und saß deshalb so auf ihm, dass er ihm nicht schaden konnte. In der Zeitung war gestanden, dass der Eingeklemmte vielleicht seinen rechten Arm verlieren würde, deshalb hatte Brummer den außer Acht gelassen-so wie der auf dem Kissen neben seinem Opfer gelegen hatte, als würde er nicht zu ihm gehören, stellte die rechte Hand keine Gefahr dar und darum hatte er sich lieber auf den Rumpf seines Opfers gekniet, um dem keine Gegenwehr zu erlauben.

    Ben hatte jetzt einen Plan gefasst und nachdem er noch kurz überlegt hatte, wie weit Sarah vom Bett weg lag und sich sicher war, die nicht unter sich zu begraben, hob er in Zeitlupentempo den rechten Arm. Jawohl-es funktionierte, er konnte die Hand spüren und sie gehorchte ihm auch. Jetzt griff Ben beherzt nach oben, packte Brummer an seiner linken Schulter, die ja durch die Schussverletzung dessen Schwachstelle war und als der vor Schmerz und Überraschung einen Moment mit dem Druck nachließ und statt dessen aufschrie, als sich die Finger seines Opfers in die Wunde bohrten, spannte Ben alle Muskeln an, rollte mitsamt seinem Angreifer aus dem Bett und stürzte zu Boden.

    Nach einer Weile sah Hartmut auf. Mit ernster Miene sagte er: „Semir, Jenni-wer auch immer das Telefon zuletzt benutzt hat-zuerst hat er die Telefonnummer mehrerer Krankenhäuser, darunter allerdings nicht das Marien-gegoogelt und danach wurde da die Telefonauskunft angerufen. Nach der Uniklinik ist kein Anruf mehr erfolgt-liegt da nicht Ben?“ wollte er wissen und mit einem Fluch sprang Semir auf. „Ja da liegt Ben-wir fahren sofort hin, aber kannst du dich mal zusätzlich noch mit deren Zentrale kurz schließen-vielleicht zeichnen die ihre Gespräche auf!“ bat er Hartmut noch und der griff schon zum Telefon, während Semir das Gaspedal des BMW durchtrat, so dass Jenni hektisch nach dem Gurt fingerte. Mit Blaulicht und Höchstgeschwindigkeit raste Semir Richtung Krankenhaus-er hatte plötzlich ein ganz ungutes Gefühl!

    Friedrich Mittler war am Sonntag nach seiner Einlieferung sofort operiert worden. Er hatte schwere innere Verletzungen davongetragen und eine Menge Blut verloren. Außerdem hatte er ebenfalls eine Lungenverletzung mit Pneu und so lag auch eine Thoraxdrainage. Man hatte ihn intubiert gelassen und seine Frau und die Kinder harrten sozusagen in Wechselschichten an seinem Bett aus, weil die Ärzte nicht sagen konnten, ob er überlebte. Als seine Schockniere auch am Dienstag noch nicht angesprungen war, legte man ihm einen Dialysekatheter und als Brummer in seiner auffällig-unauffälligen Verkleidung wiederum selbstsicher die chirurgische Intensivstation betrat und nach kürzester Zeit herausgefunden hatte in welchen Boxen seine Opfer lagen, musste er nach einem Blick in das Zimmer feststellen, dass außer Mittler dort eine Frau-vermutlich die Ehefrau, eine Schwester und ein Arzt waren, die gerade an einer Dialysemaschine schraubten und den Patienten nicht aus den Augen ließen. Das waren eindeutig zu viele Leute-also würde er mit dem jungen Architekten beginnen, der ein paar Zimmer weiter lag und nach dessen Tötung die Verwirrung ausnützen, um dann Mittler zu erledigen-mit Sicherheit würden dann alle Mitarbeiter zu dem stürzen-oder vielmehr zu dessen Leiche-und die Bahn war dann für ihn frei. Das war ihnen bei der Bundeswehr schon immer eingetrichtert worden-sofort und effektiv zuschlagen und im Anschluss musste er dann sofort wieder zu Stumpf und da die nächste Gelegenheit wahrnehmen, allerdings brauchte er da dann eine andere Verkleidung, aber in einem Krankenhaus an Klamotten etc. zu kommen, war ja nun überhaupt keine Schwierigkeit!

    Nach dem Päuschen, bei dem sie sich gestärkt hatte, kehrte Sarah zu Ben zurück, der ihr furchtbar leid tat. Sie wusste wie schlimm das war, wenn einem die ganze Zeit übel war-zu Beginn ihrer beiden Schwangerschaften hatte sie sich morgens die Seele aus dem Leib gekotzt, aber das war jetzt Gott sei Dank vorbei und es hatte auch immer aufgehört, sobald sie es geschafft hatte, etwas runter zu würgen-ein Stück trockenen Toast oder sowas und damit hatte sie die Zeit ganz gut überstanden. Aber bei Ben war das ja etwas anderes und auch ihr bereiteten diese Fieberschübe großes Kopfzerbrechen-wo kamen die her und noch viel wichtiger-was konnte man dagegen unternehmen?
    Brummer spähte nun in das Zimmer, in dem er Ben ausfindig gemacht hatte. Der lag mit geschlossenen Augen und erhöhtem Oberkörper im Bett. Sein Bein ruhte in einer Schiene und er hatte nur über seine Körpermitte ein kleines Laken liegen, ansonsten war er unbekleidet, anscheinend weil ihm so warm war. Er hatte keinen Schlauch im Hals, war also vermutlich bei Bewusstsein und in diesem Moment fragte die junge Frau, deren Bild er ja schon auf dem Schreibtisch des Mannes gesehen hatte, etwas zu ihm und er antwortete. Brummer beschloss die Frau zu verschonen-die baute ja schließlich keine Brücken und das Kind, das er ebenfalls auf dem Foto gesehen hatte, wollte er auch nicht zum Waisen machen. Er hatte bisher wahnsinniges Glück gehabt, denn zufällig hatte ihn noch niemand vom Pflegepersonal entdeckt, die waren alle in den Zimmern beschäftigt, die Zentrale war wie ausgestorben und so trat Brummer nun einfach so in das Zimmer, in dem Ben wie ein Häufchen Elend nun wieder mit geschlossenen Augen lag.
    Sarah hatte gerade einen Waschlappen mit kaltem Wasser getränkt und beugte sich vor, um Ben´s schon wieder schweißfeuchtes Gesicht abzuwaschen, da nahm sie eine Bewegung hinter sich wahr, aber bevor sie sich umdrehen konnte, schlang sich ein kräftiger Männerarm von hinten um ihren Hals und drückte zu. Sarah versuchte noch einen kurzen Augenblick sich zu wehren, aber dann schwanden ihr nach ein paar erstickten Lauten die Sinne. Brummer war schließlich ausgebildeter Nahkämpfer, er wusste, wo er drücken musste, damit sein Gegenüber sofort das Bewusstsein verlor. Er ließ die bewusstlose Frau zu Boden gleiten und stand nun seinem Opfer gegenüber, das erschrocken die Augen aufgerissen hatte und im ersten Moment der Überzeugung war, seinen schlimmsten Alptraum zu erleben. Dann allerdings erkannte Ben, wer da trotz verändertem Aussehen vor ihm stand: Brummer!

    Hartmut hatte die Telefonzentrale des Klinikums kontaktiert und nachdem er sich legitimiert hatte, die Uhrzeit des Anrufs und die Nummer des Handys durchgegeben hatte, spielte ihm wenig später die Mitarbeiterin in der Zentrale den Anruf vor. Eine Männerstimme hatte sich nach einem Friedrich Mittler und einem Ben Jäger erkundigt und auch die Auskunft erhalten, dass die beide auf der chirurgischen Intensivstation lagen, aber Besuche nur für die nächsten Angehörigen möglich waren. Also doch-auch Ben war in Gefahr!

    Hartmut will nach anfänglicher Abwehr nun doch helfen-aber in einer kurzen Zeit sind so viele DVDs nicht zu kopieren!
    Allerdings zeigt Rescher, der Anwalt mit dem schweren Schicksal nun, dass er doch noch ein Gewissen hat! War der eigentlich maskiert, als er sich mit Joana unterhalten hat? Die ist doch Polizistin und kann ihn sonst sicher beschreiben und dann ist seine Karriere eh vorbei!
    Aber Hornbach ist einfach nur ekelhaft und ich hoffe, dass der im Knast verreckt und da so mancher Besenstiel zum Einsatz kommt (sowas haben wir im Krankenhaus immer wieder, weil zwei große Männerknasts in unserem Einzugsbereich sind). Pfui, kann ich nur sagen!

    Dort angekommen ging Brummer einfach frech auf die Intensivstation. Vor der Operationsabteilung war ein Metallkoffer, wie ihn Techniker benutzten, herumgestanden und den hatte er an sich genommen. Ohne draußen zu läuten, betätigte er dann den Türöffner und betrat die Station. Nachdem sein Sohn, der ja auf Intensiv an einer Sepsis gestorben war, zuvor eine lange Zeit dort gelegen hatte, kannte er die Gepflogenheiten, die sich, abgesehen von den Örtlichkeiten, eigentlich überall ähnelten. Er hatte momentan Glück-kein Arzt und kein Pfleger waren zu sehen und mit ein paar Schritten war er an der Zentrale hinterm Tresen und musterte aufmerksam die vierzehn Monitorbilder mit Namen darunter-aha Bettplatz acht lag Stumpf, Adalbert, wie er erwartet hatte. Nun musste er noch herausfinden, wo der Bettplatz acht war und als er sich suchend umsah-er hatte die Zentrale inzwischen wieder verlassen-kam ein Pfleger auf ihn zu und fragte freundlich: „Kann ich ihnen helfen?“

    Der Angestellte hatte zwar ebenfalls in der Zeitung das Bild des Attentäters gesehen, stellte aber keinerlei Verbindung zwischen dem Mann mit dem auffälligen Feuermal her. „Firma Philipps-ich wurde angerufen, der Monitor auf Bettplatz acht sei defekt!“ sagte Brummer geschäftig, denn er hatte natürlich mit einem Blick gesehen, von welcher Herstellerfirma die Cardiostation und damit auch die Monitore waren und nun fragte der Pfleger zunächst ein wenig ratlos seine Kollegen-der Monitor war immerhin im laufenden Betrieb und ihm war davon nichts bekannt, dass da ein Defekt sei, allerdings wurde da oft neue Software aufgespielt, sowas war nicht ungewöhnlich. Dann bat er den angeblichen Techniker mit zu kommen und in einer Einzelbox um die Ecke mit zwei uniformierten Polizisten davor, lag Stumpf beatmet und kämpfte um sein Leben.
    Brummer trat geschäftig zum Monitor und sagte freundlich zum Pfleger: „Ich mach das schon!“ und stellte den Metallkoffer am Fensterbrett ab, wie um da sein Werkzeug herauszuholen. Er hoffte der Mann würde ihn jetzt alleine mit seinem Opfer lassen, aber da trat in diesem Moment eine ältere Frau, anscheinend die Stationsleitung zu ihnen. „Matthias was fällt dir ein-du kannst einen Techniker doch nicht einfach so zum Patienten lassen, außerdem ist mir von einem Defekt nichts bekannt, was aber nicht unbedingt etwas heißen muss. Aktuell können wir den Patienten auch leider nicht in eine andere Box umschieben, da alle Intensivplätze belegt sind-sie müssen ein andermal wieder kommen und bitte zuvor anrufen, wir müssen dann aus hygienischen und Sicherheitsgründen den Patienten zuvor verlegen und an einen anderen Monitor nehmen, damit sie die Reparatur ungestört durchführen können-den Weg heute hätten sie sich sparen können!“ wandte sie sich an Brummer und der fluchte sozusagen still in sich hinein. Verdammter Mist-jetzt würde ihn niemand mehr mit Stumpf alleine lassen, soviel war klar und die beiden Polizisten hatten sich nun ebenfalls erhoben und spähten neugierig ins Zimmer-immerhin war das eine kleine Abwechslung-so eine Bewachung war nämlich einfach nur langweilig!
    „Gut-geben sie mir doch bitte ihre Durchwahl, ich rufe dann zuvor an!“ sagte Brummer geschäftig, nahm den Koffer vom Fensterbrett und trat den Rückzug an. Immerhin wusste er jetzt wo er Stumpf finden konnte und das nächste Mal musste er sich dann einfach einen anderen Trick einfallen lassen. Aber trotzdem triumphierte er innerlich-seine Verkleidung funktionierte, kein Mensch hatte ihn erkannt. Er nahm von der Schwester noch das Kärtchen mit der Telefonnummer entgegen und mit einem kurzen Gruß verließ er hoch erhobenen Hauptes mit dem gestohlenen Koffer die Intensivstation.

    Ben war inzwischen wieder erwacht. Die Geschehnisse der Nacht hatten ihn sehr mitgenommen, außerdem hatte er immer noch Fieber, obwohl er in regelmäßigen Abständen fiebersenkende Medikamente bekam, die ihn abwechselnd zum Frieren und dann wieder zum Schwitzen brachten. Er war erneut sorgfältig von Sarah und der Frühdienstschwester gewaschen worden, aber kurz darauf köchelte er schon wieder sozusagen im eigenen Saft vor sich hin. Die niedrigste Temperatur war 38,5°C und der Fiebergipfel lag immer noch bei um die vierzig. Er bekam weiter seine Antibiotika, man hatte auch eine Urinprobe entnommen und der Uricult wurde nun im Labor bebrütet, vielleicht konnte man daraus einen Keim isolieren, der die Temperaturen erklärte und der mit der bisherigen Antibiose nicht abgedeckt war. Die Röntgenaufnahme hatte auch bei sorgfältiger Auswertung keinen Hinweis auf einen bronchopulmonalen Infekt geboten, nirgendwo lief augenscheinlich der Eiter und jetzt hoffte man einfach auf Ergebnisse aus der Blutkultur und der Urinprobe und behandelte bis dahin symptomatisch. Ben fühlte sich schrecklich krank und auch die Übelkeit hatte zugenommen. Die Peristaltik in seinem Bauch war immer noch viel zu wenig und so war ihm die ganze Zeit schlecht. Er bekam zwar ein Klistier, aber auch das brachte nicht den gewünschten Erfolg und so dämmerte er fiebrig vor sich hin, während Sarah mit ihren Kollegen beim Frühstück saß und wollte am liebsten sterben!

    Als Semir in die PASt kam, wurde gerade ein Einbruch gemeldet. „Da wurde unweit des Wäldchens, wo Brummer verschwunden ist, ein Handy gestohlen!“ teilte ihm Susanne mit, die die eingehenden Anzeigen auf den Ticker bekam und gleich eine Verbindung herstellte. Semir drehte sich wie elektrisiert um. „Ich fahre dorthin!“ beschloss er und war wenig später, diesmal begleitet von Jenni Dorn in Uniform, auf dem Weg an den Kölner Stadtrand. Die Dame die den Einbruch gemeldet hatte, war erstaunt, dass sich weitere Polizisten die Mühe machte, dem Handydiebstahl nachzugehen. Sie hatte inzwischen alle Türen und Fenster verrammelt und verriegelt, denn es war klar, dass da ein Einschleichdieb drin gewesen war, während sie draußen mit ihrer Nachbarin gesprochen hatte. Ein fremder Mensch war währenddessen dreist in ihrem Wohnzimmer gewesen und hatte sie damit zutiefst verunsichert. Sie hatte nach kurzer Zeit bemerkt, dass das Handy weg war-das Ladegerät hing noch an der Steckdose-und das fehlende Stück Kuchen war ihr ebenfalls aufgefallen. Sie hatte auf dem Handy angerufen, aber dann war ihr noch eingefallen, dass das auf lautlos gestellt war-sie konnte es also auch nicht hören, falls es noch in der Nähe war und so ließ Semir, nachdem er sich vorgestellt und seinen Ausweis gezeigt hatte, das Telefon von Susanne orten und wenig später hatten sie es in dem Busch draußen gefunden. Semir gab Jenni, die wie er Handschuhe trug, das Teil zum Eintüten für die Spurensicherung, aber er war sich ziemlich sicher, dass Brummer der Dieb gewesen war, dann war der doch noch in der Nähe, aber wo genau steckte er und was hatte er vor?
    Kurz entschlossen forderte Semir wieder Hunde an und wenig später hatten die vier Polizisten mit ihren Spürhunden Brummer´s verlassenes Versteck in dem Wäldchen gefunden, seine Kleidung, die Sanitäterjacken, Decken und Medikamente. Semir lief es kalt über den Rücken, als sie auch den Unterschlupf auf dem Baum entdeckten-vermutlich war der Mörder keine fünf Meter von ihm entfernt über ihm gesessen, als er sich das letzte Mal hier umgesehen hatte. Man ließ die Dinge allerdings wo sie waren und stellte mehrere Polizisten ab, die sich in der Nähe verbargen-wenn Brummer zurück kam, würde man ihn schnappen!
    Semir und Jenni brachten das Telefon zu Hartmut in die KTU und sahen gespannt zu, wie der erst erfolglos versuchte Fingerabdrücke zu sichern und sich dann den Speicher ansah, was man zuletzt mit dem Telefon gemacht und welche Nummern Brummer angerufen hatte.

    Hallo Melanie!
    Nur eine kurze Info-momentan fehlt mir die Zeit, deine Geschichte zu lesen und zu feeden, aber ich werde die Feeds natürlich verfolgen und mich dann vielleicht mal im Bezug darauf zu Wort melden! :D

    So jetzt bin ich wieder ein Stückchen weiter mit der Geschichte, aber die ist zu gut, als dass man die Kapitel nur einfach so überfliegt und meine Zeit ist momentan ziemlich knapp.
    Konrad hat anscheinend wesentlich mehr mit der Sache zu tun, als Ben sich vorstellen möchte. Während Ben sich mit seinem jungen finnischen Kollegen anfreundet, es ihm dabei psychisch aber immer schlechter geht und er sogar schon körperliche Symptome zeigt, kommt Konrad zu ihm nach Hause und versucht ihn dazu zu bringen, sich nicht mehr mit dem aktuellen Fall zu beschäftigen-da hat er aber die Rechnung ohne seinen Sohn gemacht!
    Dem finnischen Polizisten ist auch Ben´s Kette aufgefallen, aber da lenkt er ganz schnell ab-ja vermutlich kennt der Finne das passende Gegenstück dazu.
    Ja und der von Ben schmerzhaft vermisste Michael lebt und ist jetzt ebenfalls in Köln. Konrad gibt ihm sogar seine Waffe und was mich besonders entsetzt-anscheinend hat Konrad sogar versucht, den vor Jahren zu bestechen, aber es ist ihm nicht gelungen. Mann Michael-geh zu Ben, dann geht es euch beiden besser!

    Nun holen die Helden und Robin auch die Schrankmann noch aus dem Bett. Natürlich kann Hornbach sicher Kinder einschüchtern, aber normalerweise kriegt er die ja gar nicht mehr zu sehen! Außerdem wird doch irgendwo bei der Polizei, der Staatsanwaltschaft oder wo auch sonst immer ein versierter PC-Fachmann zu finden sein, der von den Bändern beglaubigte Kopien anfertigen kann, mit denen man entweder Hornbach täuschen, oder aber die vor Gericht gelten lassen kann.
    Ja der Anwalt hat ein schweres Schicksal hinter sich, aber muss man deshalb gleich zum Verbrecher werden? Aber anscheinend hat der bisher den Versicherungen Hornbachs immer geglaubt-na da ist er aber schief gewickelt und auch ich hoffe, dass der in letzter Minute noch einsichtig wird und sein Mandat niederlegt!

    Brummer hatte sich über Nacht ausgezeichnet erholt. Von seinem Versteck aus beobachtete er, wie ein Spaziergänger mit Hund auf dem geschotterten Waldweg in der Nähe vorbei lief. Er warf dem Hund immer wieder Stöckchen und war so in sein begeistertes Spiel vertieft, dass er gar nicht bemerkte, wie ihm die Zeitung, die er zusammen gerollt in seinem Hosenbund stecken hatte, zu Boden fiel. Als der Spaziergänger sich weit genug entfernt hatte, kletterte Brummer, der kaum mehr Schmerzen und eine sehr gute Beweglichkeit in der Schulter hatte, wie eine Katze vom Baum und schnappte sich das Papierbündel. Dann machte er sich wenig später auf einer kleinen Lichtung im dichten Gestrüpp daran, die aktuellen Meldungen vor allem im Lokalteil zu lesen. Gleich auf der Titelseite prangte sein Konterfei und darunter wurde er als flüchtiger, gefährlicher Mörder beschrieben. Also eines war klar-er musste auf jeden Fall sein Aussehen verändern, bevor er in die Öffentlichkeit ging!

    Dann wurde sein Zweikampf mit Stumpf-diesmal ohne Namensnennung des Opfers beschrieben und erwähnt, dass der bekannte Industrielle Adalbert S. schwer verletzt im Krankenhaus lag, während dem Attentäter die Flucht auf dem Weg zur Klinik gelungen war. Aber noch viel mehr interessierte ihn der Artikel, wo von einem Verkehrschaos an der Autobahnbrücke erzählt wurde, örtliche und weiträumige Umfahrungsvorschläge gemacht und ganz nebenbei bemerkt wurde, dass die Brücke durch eine Sprengstoffexplosion beschädigt worden war und zwei Männer schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden waren. Vor Wut ballte Brummer die Fäuste-auch dieses Vorhaben Mittler und diesen Jäger zu töten hatte also nicht funktioniert-er musste jetzt dringend herausfinden, in welchem Krankenhaus die lagen. Bei Stumpf wusste er-es war das Marien, denn das hatte der Notarzt vor Ort erwähnt-aber wo Mittler und Jäger waren würde er noch herausfinden-ein Brummer machte keine halben Sachen und wen er zum Tode verurteilt hatte, der starb auch!

    So näherte er sich wenig später im Schutz der Bäume dem ersten Haus, das dem Waldrand am nächsten lag. Im Garten hing Wäsche auf der Leine und wehte munter im Sommerwind. Wenig später hatte er sich ein modernes Hemd und eine Jeans angeeignet, auch frische Socken und Unterwäsche warteten im nächsten Busch darauf, dass er von seinem Raubzug zurück kam. Ein paar Häuser weiter unterhielt sich eine Frau am Gartenzaun intensiv mit ihrer Nachbarin und so ging er das Risiko ein und huschte über die wegen der Sommerlüftung weit geöffnete Terrassentür ins Haus, fand dort im Bad verschiedenste Schminkutensilien, Rasierzeug, einen Handspiegel und auch eine Basecap hing an der Garderobe. Im dritten Haus lag gleich auf der Anrichte ein Handy zum Laden und auch das nahm er-neben einem Stück Kuchen das auf einem Teller nur auf ihn wartete- einfach mit und noch bevor jemand das Verschwinden des Mobiltelefons bemerkte, hatte er schon via Internet die Telefonnummern verschiedener Krankenhäuser herausgesucht und von der Telefonauskunft der Uniklinik erfahren, dass ein Friedrich Mittler und auch ein Ben Jäger dort auf der chirurgischen Intensivstation Patienten waren. Während er das Handy säuberlich abwischte und ins Gebüsch warf, holte er sein restliches Diebesgut und zog sich wieder in sein Versteck im Wald zurück. Jetzt musste er sich sputen und sein Aussehen verändern und dann hier verschwinden, bevor sein Raubzug bemerkt wurde.
    Er hatte den Sanitätern auch ihr Bargeld abgenommen und so war er wenig später gerüstet und gab mit leisem Bedauern sein Versteck auf. Er hatte sich den Oberlippen-und Wangenbart abgenommen, den er schon seit vielen Jahrzehnten trug, die moderne Kleidung mit Mütze tat ihr Übriges und sorgfältig malte er sich ein riesiges Feuermal ins Gesicht. Wie hatte sein Ausbilder bei der Bundeswehr immer gesagt? Wenn verändern dann richtig und niemand würde doch vermuten, dass er extra auf sich aufmerksam machte, aber er hatte einen Freund gehabt-früher, als er noch Freunde besessen hatte- der war von Geburt an so entstellt gewesen und fast alle Leute hatten nach einem kurzen ersten Blick dann betont weg gesehen, um nicht neugierig und aufdringlich zu wirken und den bedauernswerten Mann zu beschämen. Diesen Mechanismus würde er jetzt für sich arbeiten lassen und nach einem flotten Marsch durch das Wäldchen verließ er es über einen anderen Weg und machte sich mit Bus und Straßenbahn zunächst auf den Weg zum Marienkrankenhaus.

    Wie bedrückend realitätsnah du Semir´s und Andrea´s Gefühle beschrieben hast! Ja genau diese Gedanken gehen Eltern in dieser Situation vermutlich durch den Kopf, so verhalten sie sich und jetzt heisst es einfach nur abwarten, dass man-ich hoffe da immer noch auf Hartmut-die chemische Zusammensetzung des Medikaments entschlüsseln und dann vielleicht ein Gegenmittel finden kann. Oder vielleicht schnappen sie bald den Chemiker, sofern der noch am Leben ist und können aus dem etwas herausprügeln.
    Alias herausprügeln-ich befürchte genau das tut jetzt Kevin gerade! Nachdem er durch den Tod des verbrannten Kindes ein erneutes Trauma erlitten hat, ist er vermutlich gerade nicht zurechnungsfähig und hat sich jetzt den arrogant schweigenden Zange vorgenommen. Hoffentlich macht er keinen Blödsinn, aber ne Abreibung hat der allemal verdient und vielleicht kommen sie so an ein wirksames Medikament, das Ayda helfen kann!

    Endlich hier wenigstens auf dem Laufenden!
    Ja jetzt haben wir gedacht, der Fall sei gelöst, die Bösen hinter Gittern, Tanita hat sogar ein kleines Techtelmechtel mit Ben und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen, da setzt Hornbach sogar aus dem Knast alle Hebel in Bewegung, um nicht verurteilt zu werden!
    Robin´s Familie wird entführt, aber ich bin nur froh, dass Robin das Richtige tut und Semir und Ben informiert und diesmal keinen Alleingang versucht.
    Das mit dem Anwalt war schon mal ne gute Idee-ich bin mir ganz sicher, dass den Helden schon was einfallen wird, um die Opfer zu befreien und Hornbach seiner Verurteilung zuzuführen!

    Wie ihr euch ja schon denken könnt, schreit dieses Kapitel ja sozusagen nach einem weiteren Geheimkapitel. Ich hoffe, das noch vor dem Spätdienst schreiben zu können, kann aber noch nichts versprechen-erst kommen die Familie und der Haushalt, ganz abgesehen von meinem vierbeinigen Anhang. Wenn dann noch Zeit übrig ist, setze ich mich sofort an den PC-aber das Kapitel wird auf jeden Fall heute oder morgen geliefert!

    Die Auswertung des Röntgenbildes brachte keine neueren Erkenntnisse, die Thoraxdrainage lag regelrecht und eine aktuelle Verschattung, die auf eine Pneumonie hingedeutet hätte, war auch nicht zu sehen. Inzwischen hatte die stark fiebersenkende Wirkung des Paracetamols eingesetzt und Ben, der ja kurz zuvor noch gefroren und nach einer dicken Decke verlangt hatte, schmiss die nun von sich und der Schweiß begann in Strömen von seinem Körper zu laufen. Binnen Kurzem waren die ganze Bettwäsche und das Hemd klatschnass und weil immer noch kein Urin kam, was aber durch den Flüssigkeitsverlust durchs Schwitzen und die hohe Temperatur momentan erklärlich war, ordnete der Arzt einen zweiten Liter Infusion an, denn der erste Liter war schon innerhalb von zwanzig Minuten in ihn gelaufen. Nun war Ben damit einverstanden, dass er kühl abgewaschen wurde und obwohl ihm auch immer noch latent übel war, war sein Mund jetzt wie ausgedörrt und seine Lippen trocken und rissig. So ließ er sich voller Dankbarkeit von Sarah und ihrer Kollegin frisch machen, auch wenn immer noch jede Bewegung, gerade das Drehen zum Wechsel des Lakens und der Unterlage, schweineweh tat. Sarah ließ es sich nicht nehmen, ihm höchstpersönlich noch Wadenwickel anzulegen und sein Verstand wurde auch ein wenig klarer, als die Körpertemperatur sank. Um ihm das ständige Nachmessen zu ersparen, hatte beim Drehen die Schwester einfach eine Temperatursonde in einer Einmalschutzhülle in seinem Rektum platziert, was er eigentlich fast nicht mitbekommen hatte und gerade war es ihm sowieso sowas von egal, ob ihn jemand nackt sah oder angezogen-es musste einem nur schlecht genug gehen, dann verloren solche Dinge an Bedeutung!

    Als er für einen kurzen Augenblick ein wenig erfrischt auf dem Rücken lag, wischte Sarah seinen Mund mit feuchten Mundpflegestäbchen aus und gab dick Bepanthen-Augen- und Nasensalbe auf seine spröden Lippen. Die Körpertemperatur lag momentan bei 39,5°C, was zwar immer noch hoch war, aber wenigstens seinen Verstand nicht mehr verwirrte. Allerdings schwitzte er weiter und binnen Kurzem musste er erneut abgewaschen und umgezogen werden und auch die Wadenwickel fühlten sich bereits eher wie Wärmflaschen an und mussten erneuert werden, jetzt aber zum letzten Mal, denn die gingen ganz schön auf den Kreislauf und man musste das Noradrenalin weiter steigern. Durch das Schwitzen hatte sich auch ein Teil der vor Kurzem erst frisch angebrachten Pflaster gelöst und so verklebten Sarah und ihre Kollegin nun erneut die Verbände.

    Immer noch war kein Urin im Beutel und als der Stationsarzt, der sich währenddessen um einige andere schwer kranke Patienten gekümmert hatte, nun wieder ins Zimmer kam, schüttelte er den Kopf. „Da stimmt was nicht!“ murmelte er, schlug das dünne und schon wieder schweißfeuchte Hemd, das als Einziges noch Ben´s Körper bedeckte, zurück und fasste, nachdem er seine Hände desinfiziert hatte, mit tastenden Fingern auf dessen Unterbauch, woraufhin Ben sich zusammenkrümmte, so dringend musste er plötzlich aufs Klo. „Dachte ichs mir doch-die Blase ist jetzt prall gefüllt und steht beinahe bis zum Bauchnabel!“ sagte der Arzt und wandte sich nun an die Schwester: „Ich vermute eine Koagelbildung, wir müssen den Blasenkatheter frei spülen!“ und die nickte und ging aus dem Zimmer, um die benötigten Materialien zu holen. Ben sah ängstlich in die Runde-von einer Sekunde auf die andere konnte er an nichts mehr anderes als seinen Harndrang denken und was er sich unter dem Freispülen vorstellen sollte, wusste er auch nicht, getraute sich aber nicht zu fragen, weil ihm schon dämmerte, dass das wohl nichts besonders Angenehmes war.
    Wenig später kam die Schwester mit einer Blasenspülspritze und sterilem Wasser in einer Flasche mit Entnahmekatheter darin und als sich nun die Schwester und der Arzt Plastikschürzen anzogen wandte sich Ben zu Sarah, die an seinem Kopfende saß und griff hilfesuchend nach ihrer Hand und schloss die Augen.

    Als er eine halbe Stunde später die Tortur überstanden hatte und nun der zuvor verstopfte Katheter gegen einen sogenannten Spülkatheter ausgetauscht worden war, durch den kontinuierlich über einen Infusomaten steriles Wasser in die Blase floss, um die gebildeten Koagel auszuspülen, schloss er erschöpft die Augen. Er hatte zwar immer noch Fieber-jetzt um die 39°C-seine Flanke und nun auch sein Unterbauch schmerzten und ihm war ständig ein wenig übel aber er war jetzt so fertig, dass er einfach nicht mehr konnte und langsam dämmerte er ein, während es draußen schon begann hell zu werden. Sarah war erst noch eine Weile an seinem Bett gesessen und hatte ihn sorgenvoll betrachtet, denn nun stach seine Nase spitz aus dem Gesicht und auch die Blässe hatte nochmals zugenommen, aber dann legte sie sich doch auch nochmals für wenige Stunden in ihr Bett-sie würde wie Ben vermutlich ihre Kräfte noch brauchen!

    Ja auch ich finde das schade, aber vermutlich ist es jetzt auch schon zu spät, da noch ein Quartier zu buchen. Wir hatten auch schon überlegt ein Alternativprogramm zu veranstalten, aber jetzt ist gerade bei mir im privaten Umfeld gerade so viel los, dass ich einfach keine Zeit übrig habe, mich da zu engagieren-biete mich aber-wie letztes Jahr auch schon angekündigt-beim nächsten Fantreffen zur tatkräftigen Mithilfe an. Das Orgateam hatte das bisher immer so gut vorbereitet-da braucht es keine Unterstützung, da seid ihr ein eingespieltes Team, aber als Küchenhilfe, Putzfrau oder für sonstige wichtige Dienste, stehe ich gerne zur Verfügung. Und dass ich die medizinische Basisversorgung wieder übernehme, steht ja sowieso außer Frage!
    Also Thorsten-falls du das liest-wir möchten schon, dass es weitergeht, auch wenn du letztes Jahr ziemlich gefrustet warst, als einige kurzfristig abgesagt haben, als die "Helden" die sich ja angekündigt hatten, dann doch nicht kommen konnten, weil sie drehen mussten.
    Ich fand es wunderbar, Boris kennen lernen zu dürfen und der Pilotfilm im Gummersbacher Kino war ein einzigartiges Erlebnis. Das anschließende Event von Action Concept war ebenfalls erste Sahne, da habt ihr ordentlich was auf die Beine gestellt-wir geiern auf Wiederholung!

    Erst heute komme ich zum Abschlussfeed.
    Ja-obwohl ich die Geschichte ja sogar in gebundener Form besitze, hat es trotzdem Spaß gemacht, Ben´s Rückkehr nochmals zu lesen!
    Ja so könnte das in der Cobrawelt auch geschehen, aber ehrlich gesagt glaube ich da nicht daran! Aber ich finde es schön, dass wenigstens in deinen Geschichten Ben wieder als gleichberechtigter Partner auftaucht und freue mich auf den nächsten Fall!
    Und stimmt-Action war hier nicht sonderlich viel enthalten, aber mich stört das nicht! Und dass es Ben´s alten Dienstwagen noch gibt-ein Wunder! ;) , aber prima-drei Autos zum Schrotten, was will man mehr!

    Nur noch kurz vor dem Spätdienst: Wenn man Blutgase abnimmt, müssen die Spritzen oder Kapillarröhrchen, mit denen man das dann in das Blutgasgerät bringt mit Heparin beschichtet sein, weil das Blut sonst ziemlich schnell gerinnt und dann das Gerät verstopft.
    Für andere Laboruntersuchungen, wie z. B. Elektrolyte, braucht man Röhrchen, in denen das Blut sogar gerinnen soll, weil man da den Blutkuchen abzentrifugiert und die Stoffe im Serum, also den flüssigen Blutbestandteilen untersucht, da sind dann manchmal sogar kleine Kunststoffkügelchen drin, die diesen Vorgang beschleunigen. Gerinnungsröhrchen sind z. B. schon ab Hersteller mit einer kleinen Menge Natriumcitratlösung gefüllt. Also es kommt immer auf die Untersuchung an, die man mit dem Blut vorhat und danach richtet sich die Wahl des Röhrchens. Das ist auch der Grund, warum der Arzt bei der Blutabnahme meist mehrere verschiedenfarbige Röhrchen abnimmt!
    Und Sabrina-jetzt denk doch mal nach-wenn da gar kein Urin mehr kommt, müssten doch gleichzeitig beide Nieren ausgestiegen sein, also ist das schon mal keine Begründung-aber es wird was Urologisches :D -da hast du Recht!

    Nachdem sich am Abend alle zur Ruhe begeben hatten, wachte Sarah, die vor Erschöpfung bald auf ihrer Liegestatt neben ihrem Mann eingeschlafen war, in den frühen Morgenstunden auf, weil Ben vor sich hin stöhnte. „Schatz was ist los?“ fragte sie angstvoll und war mit einem Satz aus dem Bett. Als sie zu ihm trat und ihn anfasste, erschrak sie-er war glühend heiß! Sie nahm das Fieberthermometer vom Nachtkästchen und kontrollierte die Temperatur: 40,6° C! Als sie ihn ansprach, murmelte er merkwürdige Dinge und warf seinen Kopf von links nach rechts-anscheinend war er in Fieberphantasien gefangen und wusste gar nicht so recht was los war. Vermutlich meinte er, wieder eingeklemmt zu sein und durchlebte diesen schrecklichen Alptraum wieder und wieder. „Ben-du bist in Sicherheit und nicht mehr unter der Brücke!“ sagte sie deutlich und er öffnete die zusammen gekniffenen Augen unter den verschwitzten Haaren ein wenig und sah sie verständnislos an. Man merkte wirklich, dass er überhaupt keinen Peil hatte, was los war und nun war auch schon ihre Kollegin, die ihn im Nachtdienst betreute, aufmerksam geworden.

    Sie trat ins Zimmer und machte erst einmal das helle Licht an, denn bisher war das Zimmer nur vom Monitor und einem kleinen Nachtlicht erhellt gewesen. Auch sie trat ans Bett ihres Patienten, fasste ihn an der Schulter an und erschrak. „Du lieber Himmel, dein Mann hat ja ziemlich aufgefiebert!“ sagte sie und Sarah nickte, während Ben erschauerte und die kühle Hand der Schwester abzuschütteln versuchte-die war ihm richtig unangenehm. „Ich habe ihn gerade nachgemessen, 40,6° C!“ erzählte Sarah unglücklich und die Schwester drehte sich kurzerhand um: „Ich hole den diensthabenden Stationsarzt!“ sagte sie kurz entschlossen und wenig später stand ein junger Arzt vor Ben´s Bett. „Herr Jäger-können sie mich verstehen?“ fragte er und der dunkelhaarige Mann öffnete mühsam die zusammengekniffenen Augen und musterte ein wenig verständnislos den Arzt. Dann allerdings nickte er müde-man merkte, wie es in seinem Kopf ratterte. Er sah auch noch Sarah an und dann fiel sein Blick auf die ganzen medizinischen Geräte um ihn herum und die Schläuche die in ihm steckten. Obwohl ihm wahnsinnig heiß und doch kalt war, er Schmerzen hatte und ihm übel war, überkam ihn gerade eine große Erleichterung. Er war nicht mehr ohne Aussicht auf Rettung unter der Brücke eingeklemmt, sondern befand sich im Krankenhaus.

    „Haben sie irgendwo besonders starke Schmerzen?“ versuchte der Stationsarzt nun den Fieberfokus heraus zu finden. Obwohl sein Patient ja antibiotisch abgedeckt war und alle acht Stunden ein starkes intravenöses Antibiotikum bekam, hatte sich vermutlich irgendwo eine Entzündung gebildet-da gab es mannigfaltige Möglichkeiten. „Wir machen jetzt zunächst einmal eine Blutgaskontrolle und dann nehme ich Blutkulturen ab. Sowas machte man immer am Fiebergipfel, denn wenn in die Blutbahn eingeschwemmte Bakterien schuld am hohen Fieber waren, konnte man die jetzt am besten nachweisen. Die Schwester hatte genickt, aus der Arterie eine Blutprobe in eine heparinisierte Spritze abgenommen und während das Kleinlabor auf der Intensivstation die Werte der Blutgase analysierte, brachte sie das Blutabnahmetablett und zwei Fläschchen, die mit je einer speziellen Nährlösung gefüllt waren. Der Arzt legte eine Stauung an Ben´s linkem Arm an-man nahm auch prinzipiell kein Blut aus einem paretischen-einem gelähmten- Arm ab und begann dann sorgfältig die Ellenbeuge zu desinfizieren. Mit sterilen Handschuhen, um jede Verkeimung von außen zu vermeiden, stach er dann in die Vene, die allerdings schlecht gefüllt und schwierig zu punktieren war, obwohl Ben ja ansonsten Venen wie Wasserleitungen hatte-nur im Moment waren die nicht so gut zu sehen und zu tasten, aber dem Doktor gelang es dann doch, die benötigten 20ml Blut unter sterilen Verhältnissen abzunehmen. Während man die Stauung wieder löste und Sarah fest auf die Einstichstelle drückte, damit Ben nicht noch einen blauen Fleck bekam, spritzte der Arzt jeweils die Hälfte der Blutprobe in jedes Fläschchen-die eine Nährlösung war für Aerobier, also sauerstoffabhängige Bakterien und die andere war für Anaerobier, also Bakterien die unter Luftabschluss gediehen. Die beiden Fläschchen kamen sofort nachdem man sie etikettiert hatte im Labor in einen Wärmeschrank, wo sie bei 37°C bebrütet wurden und man so vielleicht in zwei bis drei Tagen ein Bakterienwachstum nachweisen konnte, falls da etwas drin gewesen war in den Blutproben.

    Aber nun untersuchte der Arzt seinen Patienten weiter, um vielleicht die Ursache für das hohe Fieber heraus zu finden. Nacheinander löste man alle Verbände-auch die des ZVK und der Thoraxdrainage und achtete darauf, ob eine Entzündung vorlag. Auch das Bein wurde aus der Schiene genommen und kontrolliert, aber es lagen dort nirgendwo auffällige Rötungen vor. Nun legte man unter den Regeln der Asepsis wieder neue Verbände an und drehte Ben dann noch zur Seite, um die aufgeschnittenen Blutergüsse zu kontrollieren. Obwohl man Ben davor ein Schmerzmittel gegeben hatte, jammerte er laut auf, als der Arzt einen Verband nach dem anderen an seinem Rücken löste. Obwohl noch Wundsekret herauslief, das durch die Laschen abgeleitet wurde und leider auch wieder mit der Wunde verklebt war, konnte der Arzt keine Eiteransammlung erkennen, die eine Erklärung für das Fieber geliefert hätte. Man desinfizierte die Wunden und verband auch sie neu, um dann Ben, der immer noch vor sich hin glühte und überhaupt keine Kraft mehr hatte, wieder zurück gleiten zu lassen. Systematisch tastete der Arzt nun noch den Patienten von oben bis unten ab, hörte auf die Lunge und den Bauch und das Einzige was ihm momentan auffiel, war eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit in der rechten Flanke.Als die Schwester nun einen Blick auf den Stundenurimeter warf, war da in der letzten Stunde kein Urin mehr gelaufen, was sie sehr verwunderte, denn bisher war Ben´s Ausscheidung zwar blutig gewesen, aber von der Menge her ausreichend. „Wir geben ihm jetzt mal einen Liter Vollelektrolytlösung im Schuss und schauen, ob da was kommt!“ ordnete der Arzt an und nun wurde Ben auch noch schwindlig und sein Blutdruck sank ziemlich ab, was aber bei dem Fieber und dem daraus entstehenden Volumenmangel kein Wunder war. Die Schwester steuerte mit einer Erhöhung der Noradrenalindosierung gegen und nun bekam Ben, der mühsam atmete und kaum mehr wusste, wie ihm geschah, noch ein Gramm Paracetamol als Kurzinfusion zur Fiebersenkung.

    „Zusätzlich machen wir jetzt noch eine Röntgenaufnahme des Thorax, damit wir eine fragliche beginnende Lungenentzündung ausschließen und hoffen, dass das Fieber auf die Medikation sinkt. Mit einer Umstellung der Antibiose möchte ich noch warten, bis ich eingehende Laborergebnisse habe!“ sagte der Arzt und empfahl dann noch eine mechanische Kühlung zur Fiebersenkung. Während das Paracetamol in Ben tropfte, versuchten Sarah und die Schwester Ben kühl abzuwaschen und ihm Wadenwickel zu verpassen, aber er wehrte sie energisch ab. „Ich halte das nicht aus-das ist so kalt!“ klapperte er mit den Zähnen und so warteten die beiden noch damit, bis er wirklich zu schwitzen begann. Als wenig später die Röntgenassistentin auch noch kam und ihm die kühle Röntgenplatte unter den Rücken schob, erschauerte er und bekam sogar Gänsehaut „Gebt mir doch bitte eine dicke Decke und lasst mich in Ruhe!“ murmelte er hinterher erschöpft und Sarah, die zunächst weit weg von der Strahlenquelle gegangen war, musterte ihn besorgt. Was war wohl die Ursache für das Fieber und würden sie es zum Sinken bringen und würde die Urinausscheidung wieder anspringen? Bis jetzt war nämlich noch kein Tropfen im Stundenglas und das war schon merkwürdig!

    Ben war erst sehr angetan gewesen, als die Krankengymnastin mit ihm an seinem tauben Arm geübt hatte. Wie sie ihm immer wieder vorsagte, hatte er in sich hinein gehört und versucht etwas zu fühlen. Undeutlich hatte er erkennen können, dass die da herum manipulierte, aber so verzweifelt er es sich auch wünschte-er spürte einfach nichts und Kontrolle hatte er über dieses taube Stück Fleisch schon gar nicht! Irgendwann war diese Therapie abgeschlossen und jetzt ging es zur Atemgymnastik. Erst als er aufgefordert wurde-auch mit dem Auflegen der Hände auf den geschundenen Brustkorb und entsprechenden Kommandos- tief auszuatmen, wurde es mühsam und tat auch ein wenig weh, was ihn auch zum Jammern brachte, allerdings war es auszuhalten und die Erklärungen dazu, die ihm die Physiotherapeutin gab, waren klar verständlich und er hatte wirklich null Bock als Komplikation jetzt eine Lungenentzündung zu kriegen.
    Bis dahin funktionierte eigentlich alles gut, bis wie mit seiner Therapeutin verabredet, der Chirurg, der ihn in der Nacht operiert hatte und der nach wenigen Stunden Schlaf zuhause, schon mittags wieder auf der Matte gestanden hatte, um sein nicht delegierbares Arbeitspensum heute irgendwie zu schaffen, auf der Matte stand. Man hatte seinen Fuß aus der Schiene gehoben, was ihn alleine schon dazu brachte, zu jammern und zu stöhnen, aber als nun der Chirurg seinen Unterschenkel festhielt und die Physiotherapeutin nach dessen Anweisungen den Fuß im Millimeterbereich bewegte, massierte und dann von oben nach unten beginnend noch mit heilenden Händen Lymphdrainage zu machen, um die Schwellung raus zu bringen, konnte er nicht mehr an sich halten und schrie zwischendurch laut auf, wenn es einfach zu weh tat. „Brauchen sie ein Schmerzmittel, oder geht’s noch?“ fragte ihn der Arzt mehrfach eindringlich, denn er war von seinen Kollegen darauf hingewiesen worden, dass Ben auch mit dem Darm Probleme hatte und deswegen nicht unbegrenzt Opiate erhalten sollte, die ihrerseits nämlich die Peristaltik hemmten und so Symptome verstärken konnten. Aber natürlich hätte er etwas gekriegt, wenn es absolut unerträglich gewesen wäre-allerdings hatte Ben dieselbe Information erhalten und er wollte einfach so bald wie möglich wieder gesund werden und nahm deshalb nur, was unbedingt nötig war. Es waren auch nur kurze Schmerzspitzen und wenn er geahnt hätte, dass Sarah und sein Vater von draußen schreckensstarr zuhörten, hätte er sich lieber auf die Lippen gebissen, anstatt die zu beunruhigen, aber manchmal tat es einfach gut, seinen Schmerz heraus zu lassen und endlich war auch diese Tortur beendet. „Morgen kommt unsere Dame mit den heilenden Händen alleine zu ihnen-ich habe ihr jetzt gezeigt, worauf es ankommt und auf was sie achten muss!“ erklärte der Chirurg seinem Patienten, „allerdings kann ich ihnen versichern-es sieht gut aus und natürlich ist der Fuß noch nicht angewachsen, aber ich sehe positiv in die Zukunft!“ teilte er ihm mit und nun flog über Ben´s Gesicht ein Lächeln.

    „Na Gott sei Dank!“ sagte er und nachdem sie seinen Fuß und den Arm wieder eingepackt hatten, verabschiedeten sich die beiden und wenig später standen Sarah und sein Vater vor ihm, die er freudig begrüßte und sich dabei wunderte, dass die beiden so blass waren.„Hey was ist los?“ fragte nun er erstaunt und griff mit der Linken erst nach der dargebotenen Hand seines Vaters und zog dann Sarah zu sich heran, auf deren Wangen er Tränen schimmern sah und die immer noch unwillkürlich ihre eine Hand auf dem Bauch liegen hatte. „Geht´s dir nicht gut-oder ist was mit dem Baby?“ fragte er entsetzt, aber seine Frau schüttelte den Kopf. „Es ist nur-weil du so geschrien hast-du hast uns so leid getan!“ stammelte sie und nun zog er sie noch ein wenig näher und legte nun seinerseits unter kleinen Verrenkungen die Hand auf Sarah´s Bauch. „Hör mal du Zwerg da drin-mit deinem Papa ist schon soweit Alles in Ordnung, der musste sich nur ein wenig Luft machen, dann wars leichter!“ sagte er und jetzt war es an Konrad, der besorgt seinen blassen, verschrammten Sohn gemustert hatte, sich nun eine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen. Nie hätte er sich vorstellen können, dass sein draufgängerischer Sprössling, der zuvor ständig wechselnde Freundinnen und meist nicht für lange gehabt hatte, einmal so glücklich mit Frau und Kindern sein würde! Er sah die Verbände und Drainagen, die Thoraxsaugung , die mit Blut gefüllt war und den blutigen Urin, die Schiene am Bein und den rechten Arm, der danebenlag, als würde er nicht dazu gehören, aber trotz all dieser Verletzungen war der echte Ben, sein einziger Sohn noch da und wirkte mitsamt aller Einschränkungen positiv-er würde es schaffen-da war er sich ganz sicher! So verabschiedete er sich, richtete auch einen schönen Gruß von Julia aus, die gerade in Urlaub in der Karibik war und verließ dann das Krankenhaus wieder.

    Ben hatte nach einer Weile erschöpft die Augen geschlossen und erwachte erst wieder, als am Abend Semir vor ihm stand. „Hey Partner, wie geht’s dir?“ fragte der liebevoll und nun musste Ben, dem gerade ziemlich warm war, lächeln: „Unkraut vergeht nicht!“ und gleich schickte er Sarah raus, damit die sich in der Cafeteria noch etwas zu essen holte. Wenn ihm schon übel war-aber seine Frau und sein Kind brauchten Nahrung, sonst konnte der Zwerg nicht wachsen!
    Semir erzählte nun Ben nach kurzer Überlegung, dass Brummer ihnen leider entwischt war und was der für ein ausgebildeter Soldat war und was er heute über den heraus gefunden hatte und nun formierte sich in Ben´s Kopf die ganze Sache. „Mann-dann war das also der Grund dafür, dass der diesen Sprengsatz in der Brücke deponiert hat-er wollte Rache an allen, die seiner Meinung nach am Unfall seines Sohnes schuld waren und ich bin da nur zufällig zum Opfer geworden-irgendwie ganz schön krank!“ bemerkte er. „Aber Semir-du musst ihn dir schnappen, bevor der noch mehr Unheil anrichtet. Dabei kam mir der so völlig ungefährlich vor-ein schlanker Rentner, der mit der Digitalisierung von Akten seine schmale Rente aufbessert und ich fand das noch klasse von Stumpf, dass der dem die Möglichkeit dazu gibt!“ erzählte er und Semir versprach, sein Möglichstes zu tun.
    Als Sarah zurück war, ging Semir wieder und traf auf dem Intensivflur zufällig die junge Frau Stumpf, die ihm voller Erleichterung mitteilte, dass es ihrem Mann besser ging und er heute extubiert worden war. Ihr Schwiegervater im Marienkrankenhaus schwebte zwar noch in Lebensgefahr, aber er war nicht ganz chancenlos und zwei Polizisten hielten Tag und Nacht Wache vor seinem Zimmer und so bestand doch noch Hoffnung, dass bei der Familie Stumpf vielleicht Alles wieder in Ordnung kommen würde. Nur Brummer musste man noch aufspüren und festsetzen, aber Semir schwor sich, nicht eher zu ruhen, als bis er das geschafft hatte-aber heute würde er erst einmal nach Hause fahren und mit seiner Familie die Nacht verbringen-der Attentäter war selber schwer verletzt, der war gerade nicht fähig, jemand anderem zu schaden!

    Brummer hatte sich inzwischen in seinem Baumhaus zur Ruhe begeben. Die Kräuterpackung half besser als jede Schulmedizin. Die Wunde in seiner Schulter heilte rasend schnell-bald würde er versuchen, sein Werk zu vollenden!

    Tut mir leid, aber ich hänge ein wenig nach mit der Geschichte-nun nur mal das Feed zu meinem aktuellen Stand: Ben und Semir kommen einfach ncht weiter mit dem Fall, als ihnen zwei finnische Kollegen zu Hilfe kommen. Ja die beiden sind sich absolut nicht einig und ich freue mich schon auf viel Zündstoff zwischen den beiden-da sieht Ben, der mit Letho in seiner Position fast ein wenig vergleichbar ist, wie viel Glück er mit Semir als erfahrenem, aber nettem älteren Partner hat-es hätte ihn auch anders treffen können!

    Sarah war einfach nur erleichtert. Natürlich hatte sie im Laufe ihres Berufslebens auf der Intensivstation schon mehrere schwere Verläufe von Gehirn-oder Hirnhautentzündung erlebt, an denen die Patienten manchmal verstarben, oder dann bleibende geistige Retardierungen zurück behielten. Als Ben auf die Gabe des Medikaments so gut angesprochen hatte und die Krämpfe sofort aufgehört hatten, hatte sie dem Neurologen vertraut, obwohl sie sich an eine solche Nebenwirkung bei MCP-Gabe nicht erinnern konnte. Sie würde das zu gegebener Zeit nachlesen, aber wichtig war nur, dass es Ben wieder gut ging.
    Der war nun vor Erschöpfung eingeschlafen, fuhr aber kaum eine halbe Stunde später wieder hoch und würgte hervor: „Ich muss kotzen!“ und Sarah beeilte sich, ihm die Nierenschale vorzuhalten. Klar-das Grundproblem, warum er das MCP gekriegt hatte, war deswegen ja noch nicht beseitigt.Der Arzt hatte immer im Vorbeigehen einen Blick ins Zimmer geworfen, war aber beruhigt gewesen, als Ben friedlich schlief und die Werte am Monitor mit einer Spur Noradrenalin stabil waren. Als Ben die Schale ein befüllt hatte, sagte er leise: „Sarah-ich sehe immer noch ganz verschwommen und irgendwie tut mir jede Gräte weh, das war so schrecklich, als ich nichts sagen konnte und da völlig durchgebogen und ohne Kontrolle über meinen Körper da gelegen habe. Ich habe, obwohl die mir schon was gespritzt haben, übrigens jedes Wort gehört, das der Arzt und deine Kollegen gesagt haben!“ teilte er ihr mit und Sarah ließ ihn jetzt den Mund ausspülen und wusch sein Gesicht mit einem kühlen Waschlappen. „ Ben die konnten nicht wissen, dass du bei Bewusstsein bist-normalerweise sind Patienten mit so schweren Grand-Mal-Anfällen komplett weg und können sich hinterher nur manchmal an eine Aura erinnern, bevor sie nichts mehr mitkriegen. Wer konnte denn ahnen, dass du bei Bewusstsein bist!“ versuchte sie ihm zu erklären. „Weisst du Sarah-ich hatte so furchtbare Angst, dass das nicht mehr anders wird und ich nie mehr Kontakt mit meiner Umwelt aufnehmen könnte!“ gab er seine schlimmsten Befürchtungen preis, aber Sarah lächelte und er wusste das einfach, obwohl er immer noch sehr verschwommen sah. „ Semir und ich-wir hätten gemerkt dass du bei Bewusstsein bist und einen Weg gefunden, mit dir zu kommunizieren!“ sagte sie weich und Ben glaubte ihr.

    In dem Moment kam der Arzt erneut ins Zimmer. „Oh-mussten sie sich wieder übergeben, Herr Jäger?“ fragte er, als er den typischen Geruch wahrnahm und Sarah und Ben nickten gleichermaßen. „Sarah-ich habe ihn vor diesen ganzen Ereignissen abgehört-er hat kaum Peristaltik und daher kommt auch die Übelkeit. Das ist ja alles sehr verständlich, aber wir müssen jetzt den faulen Kerl im Bauch deines Mannes in Schwung bringen und verständlicherweise würde ich jetzt lieber mit Medikamenten zurückhaltend sein!“ teilte er den beiden mit und Ben seufzte nun auf. Von seinen zurück liegenden Aufenthalten her hatte er eine ungefähre Vorstellung davon, was ihn erwartete und als Sarah nun entschlossen sagte: „Dann beginnen wir eben mal mit Zäpfchen!“ nickte er ergeben. Die würden eh keine Ruhe geben, bevor er sich nicht entleert hatte und außerdem waren auch die Übelkeit und der Blähbauch alles andere als angenehm! So protestierte er nicht, als Sarah ihn mit ihrer Kollegin, die er Gott sei Dank ebenfalls nicht genau erkennen konnte, zur Seite drehte und ihm mit Schutzhandschuhen über den Händen die zwei Suppositorien verabreichte, die sie aber vorher sorgfältig mit Vaseline gleitfähig gemacht hatte. Allerdings konnte er sich diese kleine Spitze nicht verkneifen, als er wieder auf dem Rücken lag und natürlich froh gewesen war, dass das seine Sarah, die jede Faser seines Körpers kannte, erledigt hatte. „Das mit dem Zäpfchen machst du, aber beim Katheterlegen stellst du dich an!“ klagte er, aber Sarah gab ihm einen Nasenstüber. „Wenn ich da hinten was kaputt mache, bin ich ja nicht die Leidtragende!“ sagte sie frech und nun packte Ben ihre Hand, die er zwar nur undeutlich erkennen, aber umso besser fühlen konnte und zog sie trotz Übelkeit, Müdigkeit und Schmerzen zu sich herunter und küsste sie. „Das werden wir mal noch ausdiskutieren, wenns mir wieder besser geht!“ sagte er und Sarah lachte und erwiderte seinen Kuss.

    Leider waren die Abführmaßnahmen aktuell nicht von Erfolg gekrönt und als Ben wieder ein wenig wacher war, kam die angekündigte Krankengymnastin , gab ihm die rechte Hand-das heißt, sie nahm seine schlaffe Rechte, die warm eingepackt auf einem Kissen neben ihm geruht hatte und tat so, als wäre die voller Gefühl. „Herr Jäger-ich habe jetzt so Einiges mit ihnen vor!!“ kündigte sie an. „Zunächst werde ich die gelähmte Hand massieren und stimulieren, damit ihr Körper die wieder wahrnimmt und die gequetschten Nerven einen Reiz erhalten. Danach machen wir Atemgymnastik und in etwa einer halben Stunde“-sagte sie nach einem Blick auf die Uhr, „wird der Wiederherstellungschirurg, der ihren Fuß repariert hat, vorbei kommen und dann werden wir gemeinsam das Bein aus der Schiene nehmen und durch bewegen, sowie eine Lymphdrainage gegen die Schwellung vornehmen!“ erklärte sie und schon begann sie mit ihrer Therapie.
    „Tut mir leid-ich kann sie gar nicht genau erkennen!“ entschuldigte sich Ben, aber die junge Frau lachte. „Das ist auch nicht notwendig-sie sollen jetzt sowieso eher fühlen und auch aktiv etwas machen. Der Neurologe hat mir von ihrer MCP-Nebenwirkung schon erzählt-ja nicht alle Medikamente tun nur Gutes!“ bemerkte sie und jetzt ging Sarah, die gerade nicht benötigt wurde, ein wenig an die frische Luft, holte sich am Automaten ein Wasser und verständigte Hildegard von den Ereignissen. Die war ebenfalls sehr froh, dass es Ben wieder besser ging und ließ viele gute Wünsche ausrichten.

    Konrad trat wenig später vor die Intensiv und wollte Ben besuchen, aber Sarah hielt ihn noch eine Weile zurück, bis dessen Therapien fertig waren und erzählte ihm nun detailliert, was überhaupt geschehen war. Konrad wurde blass-wie oft hatte er schon Angst haben müssen, seinen Sohn zu verlieren! „Wenn ich gewusst hätte, weshalb da eine Totalsperre der Autobahn ist, hätte ich heute Morgen nicht so geschimpft, als ich im Stau gestanden habe!“ sagte er kleinlaut und Sarah konnte ihn nur zu gut verstehen. Wenn man im Verkehrsfunk immer von Totalsperren hörte, dann war man angenervt. Manchmal war man auch ein wenig betroffen, wenn die Landung eines Rettungshubschraubers durchgegeben wurde, aber wenn man dann persönlich jemanden kannte, der da mitten im Getümmel war, sah die Sache plötzlich wieder ganz anders aus.
    Gerade erzählte sie Konrad davon, wie toll Tim sich entwickelte und wie viel er schon sprechen konnte, da hastete der Wiederherstellungschirurg an ihnen vorbei und verschwand in Ben´s Zimmer. Wenig später hörte man den laut jammern und klagen und Sarah krallte sich jetzt hilfesuchend an Konrad fest und legte dabei ihre Hand schützend auf ihren Bauch. „Schatz-das ist nur zu Papa´s Bestem!“ beschwor sie sozusagen das neue Baby und zugleich sich selber. Auch Konrad war blass geworden, als erneut ein Schrei aus Ben´s Zimmer kam. Es war schwer mit anzuhören, wie jemand Nahestehendes Schmerzen hatte, auch wenn das vielleicht notwendig war!