Beiträge von susan

    Ben sah voller Abneigung auf den Stuhl, aber bevor er sich versah, hatte man ihn mit dem Rollbrett hinübergezogen und fachgerecht gelagert. Kurz lag noch ein grünes Tüchlein zwischen seinen Beinen und der Anästhesist und die Schwester sortierten ihre Kabel, die Thoraxdrainage, hängten den Sauerstoff um und bereiteten alles vor, da fiel der Schwester plötzlich auf: „Mist wir haben beim Umlagern den einen Zugang rausgezogen!“ stellte sie fest, griff nach einer Kompresse und drückte auf die kurz blutende Einstichstelle. Allerdings lief der zweite Zugang mit dem Noradrenalin gut und so drehte man die andere Infusion einfach ab.
    Inzwischen war die Ärztin nochmals ans Kopfende getreten: „Herr Jäger-wie sie ja wissen sind wir ein Lehrkrankenhaus der Universität und unsere angehenden Ärzte müssen etwas lernen. Hier bei mir sind meine beiden jahrgangsbesten Studenten, die sich für mein Fachgebiet, die Urologie interessieren und jetzt möchten wir sie bitten, dass sie bei der Behandlung zusehen und auch selber unter Aufsicht etwas machen dürfen. Gerade nehmen wir Harnröhrenverletzungen beim Mann durch und so habe ich jetzt alles stehen und liegen gelassen, um sie persönlich zu behandeln, denn das ist das Fachgebiet, über das ich bereits mehrfach in der Fachpresse publiziert habe! Sind sie damit einverstanden?“ fragte sie und Ben, der so überfordert war, dass er die Frage und die Konsequenzen daraus gar nicht richtig verstanden hatte, stimmte zu. Er hatte eigentlich nur kapiert, dass vor ihm eine leibhaftige Professorin stand, die ja wohl ihren Titel nicht im Lotto gewonnen hatte, die ihm freundlich etwas erklärte. Er merkte wie das Blut immer noch beständig aus ihm herausfloss, er hatte Schmerzen, wollte aber durchaus, dass das da unten wieder in Ordnung kam und auch wenn ihm das jetzt eigentlich ziemlich unangenehm war, dass der Arzt eine Frau war und auch die Studenten, die er nur am Rande wahrgenommen hatte, waren ein junger Mann und eine junge Frau, die ein wenig aufgeregt gewirkt hatten, aber ihre Polizeianwärter nahm man ja auch überallhin mit. Da musste er jetzt wohl durch und bald hatte er es hinter sich und würde wieder auf seine Station zurück zu Sarah kommen-und er hoffte jetzt einfach nur, dass mit dem Baby alles in Ordnung war.

    Wenig später begann die kombinierte Behandlungs-und Unterrichtsstunde mit ihm als lebendem Objekt und als er gefühlte Stunden später wieder blass und erschöpft, voller Schmerzen, aber professionell versorgt und ohne Blutung wieder mit einem neuen Spülkatheter im Bett lag und der Geruch nach verkohlter Schleimhaut immer noch im Raum hing, schloss er die Augen und konzentrierte sich ab sofort nur noch darauf, zu vergessen was hinter ihm lag und nach vorne zu blicken, liebevoll beobachtet von Semir, der ihm die feinen Schweißperlen von der Stirn wischte.

    Auf der Station angekommen wurde er wieder an seinem Bettplatz verkabelt, die Spülung angehängt und eine besorgte Sarah sah herüber. „Und wie wars?“ fragte sie, um dann sofort hinzuzufügen: „Mit dem Baby ist übrigens alles in Ordnung, ich habe neue Bilder gekriegt und es hat Purzelbäume geschlagen!“ berichtete sie und nun zog sogar ein kleines Lächeln über Ben´s gezeichnetes Gesicht, vor allem weil Semir sich beeilte, sofort die Bilder bei Sarah abzuholen und ihm zu zeigen. „Es war einfach schrecklich, Sarah, sei froh dass du nicht dabei warst!“ sagte er ehrlich, denn seine Frau hätte der Professorin vermutlich die Augen ausgekratzt, so wie die ihn geschunden hatte.
    Seine betreuende Schwester wusch ihm das Gesicht mit einem feuchten Waschlappen, auch sie war irgendwie froh, dass es vorbei war und dann wurde er auch schon vorbereitet, um einen neuen ZVK zu legen, denn der eine Zugang war für seinen schlechten Zustand bei weitem nicht ausreichend.

    Erst mal war ich erleichtert, dass Michael nicht tot ist, aber dann schießt Hansen nach der Geldübergabe auf ihn und macht sich dann aus dem Staub. Hoffentlich überlebt Ben´s neu gefundener Freund, aber immerhin konnte er Semir noch einen kostbaren Hinweis geben, bevor er bewusstlos wurde. Jetzt aber auf ins Bergwerk-ich hoffe, Semir kommt noch rechtzeitig!

    Kevin ist wenigstens ehrlich zu Jenny, deren Welt in ein paar Minuten komplett zusammen bricht. Sie muss jetzt eine Entscheidung treffen, ob sie mit Kevin zusammen bleiben will, oder so schnell sie kann verschwinden, was ich aber nicht glaube.
    Und Kevin wird sich wohl selber retten müssen-nur eben mit professioneller Hilfe und die könnte vielleicht Jenny besorgen. Es ist meistens wenig erfolgversprechend einen Drogenentzug ganz alleine zu versuchen, obwohl es schon manchmal klappt, aber ich denke Kevin kann es schaffen, wenn alle zusammen helfen, auch Semir und Ben! Nur der erste Schritt ist Offenheit und damit hat er ja gerade angefangen!

    Sarah wurde freundlich von der Gynäkologin begrüßt. Jeder der vor zwei Jahren schon im Haus gearbeitet hatte, hatte mit ihr und ihrer Familie gebangt, als sie in der Schwangerschaft durch eine Messerattacke schwer verletzt worden war. Als sie dann- natürlich auch hier im Haus- einen gesunden Jungen entbunden hatte, hatten alle erleichtert aufgeatmet. „Ich habe schon gehört, dass du durch den Beruf deines Mannes mal wieder in Gefahr gekommen bist-und das Ganze erneut in der Schwangerschaft!“ bedauerte die Frauenärztin, während sie fürsorglich ein Tuch vorne in Sarah´s Slip steckte, damit der nicht beschmutzt wurde. Dann bestrich sie ihren Unterbauch dick mit Ultraschallgel und wenig später erschienen auf dem Monitor, den Sarah gebannt beobachtete, graue Schatten, die sich binnen kurzem zu einem leibhaftigen, lebhaften Embryo formierten, dessen Ärmchen, Beinchen und auch das Gesicht man schon erkennen konnte. Ein Lächeln zog über das Gesicht der Ärztin. „Da geht es jemandem sehr gut!“ bemerkte sie, als das Kleine einen Purzelbaum schlug. „Ich denke du musst dir keine Sorgen mehr machen, mit dem Kind ist alles in Ordnung, es hat durch deine Ohnmacht keinen Schaden genommen-möchtest du das Geschlecht wissen?“ fragte sie dann, aber Sarah schüttelte den Kopf. Auch wenn das kleine Wesen in ihr erst acht Zentimeter groß war-sie liebte es jetzt schon von ganzem Herzen und es war völlig egal, ob es ein Junge oder Mädchen war. Die Ärztin druckte ein paar Ultraschallbilder zum Mitnehmen aus, kontrollierte dann noch die Herztöne, aber auch die waren völlig im Normbereich und wenig später wischte sie Sarah´s Bauch vorsichtig sauber und deckte sie wieder zu. „Dann wünsche ich weiter gute Besserung-wie geht’s denn deinem Mann?“ wollte sie dann noch wissen. „Nicht so gut!“ musste Sarah wahrheitsgemäß antworten. „Dann richte ihm von mir ebenfalls eine gute Besserung aus und hoffentlich geht es dir auch bald wieder gut!“ verabschiedete sie sich herzlich und schon waren Sarah und ihre Kollegin, die mit unten geblieben war und ebenfalls gebannt den Bildschirm betrachtet hatte, wieder auf dem Weg zurück zur Intensivstation.

    Dort wurde Sarah, nachdem sie immer noch sofort von Schwindelattacken heimgesucht wurde, sobald sie nur den Kopf hob, nun ganz regelrecht stationär aufgenommen, bekam ein Krankenhaushemd und eine Infusion und man nahm routinemäßig Blut ab. „Später kommt noch der Neurologe und wir hoffen natürlich, dass der Schwindel bald vorbei ist. Dein Mann ist gerade in der Uro-Endo!“ informierte sie der Oberarzt und Sarah nickte-das hatte sie sich fast schon gedacht!

    Brummer war inzwischen von der Spezialeinheit mit einem speziellen Fahrzeug für gefährliche Gefangenentransporte abgeholt worden. Jenni hatte aufatmend ihre Waffe eingesteckt, als die erfahrenen durchtrainierten Kollegen Brummer übernahmen, erst routinemäßig filzten und ihn dann, so wie er war, mit zum Wagen schleppten, der neben Semir´s BMW direkt vor dem Haupteingang stand. Er hatte sich von ihr noch mit einem süffisantem Lächeln und einem: „Auf Wiedersehen!“ verabschiedet.
    „Hey-ihr könnt mich nicht einfach unangeschnallt mit auf den Rücken gefesselten Händen transportieren-ich bin außerdem verletzt und möchte einem Arzt vorgestellt werden!“ maulte Brummer und nachdem die drei sich im Flüsterton beratschlagt hatten, machte man seine Handschellen kurz los und während er die Hände nach vorne nahm, wo er erneut gefesselt und angeschnallt wurde, gelang es ihm in bester Taschenspielermanier-er war ein begabter Hobbyzauberer-die Kapsel, die er für alle Fälle vorbereitet hatte, aus seiner Hemdtasche zu fischen und in seinen Mund zu befördern, wo er sie sofort zerbiss und versuchte sich nichts anmerken zu lassen-das Pulver schmeckte nämlich einfach widerlich! Jetzt hieß es abwarten, aber in Kürze würden die drei Polizisten ihr blaues Wunder erleben!

    Auf der Intensiv hatte man Ben derweil für den Transport vorbereitet und wenig später waren er, Semir, seine betreuende Schwester und der Stationsarzt auf dem Weg in die urologische Endoskopie. Ben, dem ja sowieso schon heiß war, brach vor Angst noch mehr der Schweiß aus-oh Mann-er wollte gar nicht daran denken, was die jetzt dann wohl mit ihm anstellen würden! Als sie die Schiebetür geöffnet hatten kam eine attraktive Mittvierzigerin in grünem OP-Gewand und zwei Studenten im Schlepptau auf ihn zu, stellte sich vor und gab ihm die Hand. „Oh Mann-die Professorin persönlich!“ flüsterte die Schwester dem Stationsarzt leise zu, aber Semir hatte es trotzdem gehört, vor allem den merkwürdigen Unterton und wunderte sich jetzt, was so schlimm daran sein sollte, wenn einen eine Urologieprofessorin behandelte!

    Puh-das war vielleicht ein Kapitel!
    Ich bleibe übrigens bei dieser Version, denn die vorherige habe ich ja schon vor mehreren Jahren gelesen und weiss nicht mehr im Detail, wie die war-nur noch dass sie gut war :D .
    Michael versucht mit letzter Kraft, aber erfolglos, seinen Vater daran zu hindern, dass er Ben etwas spritzt. Dann wird er selber weg gebracht und Ben muss annehmen, dass er erschossen wurde, denn als er nach der Attacke auf ihn wieder zu sich kommt, ertönt ein Schuss. Die Angst und die Verzweiflung, als er da an der Tür lehnt sind wahnsinnig gut beschrieben, bin schon ganz gierig auf das nächste Kapitel!

    So jetzt bin ich auf dem Laufenden! Verdammt spannend wie du die Fäden entwirrst. Langsam lichtet sich der Nebel-korrupte Polizisten, Väter die den Namen nicht verdienen und bereit sind, ihr eigenes Kind zu opfern-fotografisches Gedächtnis und ein verletzter Ben, der nun sicher erkannt hat, dass er Michael noch mega viel bedeutet. Nur ob der das nutzen kann? Und nicht zuletzt ein Konrad Jäger, der eigentlich auf fast alle Fragen eine Antwort weiss.
    Allerdings habe ich gerade ein wenig Angst, denn immerhin hat der unsympathische finnische Kollege am von Joshua belauschten Telefonat von einem Boss gesprochen. Und wenn dieser Boss nun der Leiter des finnischen Drogendezernats ist? Ich trau hier keinem mehr, na außer Semir und Konsorten halt! Mir wäre es lieber gewesen, Semir hätte die Wahrheit aus Lindholm(äh oder -ström?-ich und Namen) heraus geprügelt, egal was die Chefin dazu meint-auch diesen Anschiss hätte er überstanden, wenn man dafür nur Ben und Michael finden und denen das Leben retten könnte.

    Verdammte Mistdrogen! Ja die Vorstellung wie Kevin da nicht Herr seiner Sinne unter der Dusche steht oder hockt und sich die Waffe an den Kopf hält, ohne das bewusst wahrzunehmen-oder alternativ versucht die imaginären Teufel abzuknallen, die ihm sein vernebeltes Gehirn so vorgaukelt, dann wird mir ganz anders.
    Ich denke auch dass Liebe alleine das nicht hinbringt-der Vergleich mit dem Straßenkater war gut, aber gerade solche Tiere sind später oft die Schönsten und Anhänglichsten. Kevin braucht dringend professionelle Hilfe und ich würde es ihm wünschen dass Jenny zu ihm hält, ob es allerdings für die junge Frau so gut ist, bleibt dahingestellt. Immerhin sind sie ja noch nicht lange zusammen und eigentlich bedarf es einer sehr stabilen Beziehung um das auszuhalten!

    Der Pfleger hatte auch die Kompresse am Brustkorb weggenommen, so dass das im selben Augenblick wieder stärker zu bluten begann und außerdem konnte man hören, wie durch das Loch erneut Luft eingesogen wurde-wenn die frische Drainage jetzt nicht zügig lag musste man Angst davor haben, dass es Ben noch schlechter ging und darum fackelte der erfahrene Arzt jetzt nicht mehr lange. Er warf das sterile große Abdecktuch über Ben, so dass das Fenster nur einen kleinen Ausschnitt frei ließ, ließ sich dann das Lokalanästhetikum anreichen und spritzte im nächsten Zwischenrippenraum ein. Schon als er in die Tiefe ging ächzte Ben auf und normalerweise würde man jetzt in aller Ruhe eine Weile warten, bis die örtliche Betäubung ihre Wirkung entfaltete, aber als nun Ben´s Sauerstoffsättigung nochmals fiel, wartete der Doktor nicht mehr und machte mit dem Skalpell einen beherzten Schnitt. Mit dem Finger vortastend drängte er das Gewebe auseinander, nahm die derbe Schere und erweiterte das Loch, bis er mit einem letzten Scherenschlag den Pleuraraum eröffnete und sofort die bereit liegende dicke Thoraxdrainage hineinschob. Mit wenigen Handgriffen nähte er sie fest und schon schloss man die neue Saugung mit dem Spezialbehälter an. Ben hatte erst Semir´s Hand wie einen Rettungsanker gebraucht, aber als es in die Tiefe ging wo das sehr empfindliche Rippenfell mit den ganzen Intercostalnerven lag, jammerte er laut los und Semir musste ihn wirklich festhalten, sonst hätte er vermutlich dem Arzt im Reflex eine gescheuert. Er bekam zwar nochmals ein wenig Piritramid, aber wegen seinem schwachen Kreislauf musste man mit dem Opiat zurückhaltend sein. Die Sättigung wurde sofort um einige Punkte besser als die Luft und das Blut aus dem Pleuraspalt abgesaugt wurden, aber erst als der Arzt nun schichtweise von innen nach außen das zweite Loch verschloss, konnte der normale Unterdruck wieder hergestellt werden. Auch dazu gab es zwar eine örtliche Betäubung, aber auch die wirkte mehr schlecht als recht.

    So war Ben fix und fertig als endlich der Eingriff beendet war, ein steriler Verband seine Seite bedeckte, man das Abdecktuch entfernt und als der Arzt seine blutigen Utensilien verräumt hatte, schloss er für einen Moment erschöpft die Augen. Semir wurde nun gebeten zur Seite zu treten und auch das Loch am Hals wurde einer chirurgischen Wundversorgung unterzogen, damit es nicht mehr blutete. Später wäre noch ein neuer zentraler Venenkatheter fällig, aber jetzt hatten andere Dinge Priorität und nachdem er zwei gut laufende Zugänge hatte, konnte man damit noch ein wenig warten. Leider fühlte er sich nach wie vor fiebrig, ihm war immer noch übel und als der Pfleger sich nun zwischen seinen Beinen zu schaffen machte und die schon wieder durchgebluteten saugfähigen Vorlagen erneuerte, bevor er ihn mit einem dünnen Laken zudeckte, informierte der Arzt alle Anwesenden: „Ich sage sofort in der Endoskopie Bescheid -wir brauchen einen Notfalltermin!“ und nun erwartete Ben voller Bangen was als Nächstes passieren würde.

    Sarah hatte mit Tränen in den Augen und voller Sorge die Vorgänge im Bett nebenan verfolgt, aber immer wenn sie nur den Kopf hob wurde ihr sofort mega schwindlig. Kaum hatte eine Putzfrau den verschmutzten Boden mit Desinfektionsmittel gründlich gewischt-die Schuhsohlen hatten alle Mitarbeiter die im Raum gewesen waren schon routinemäßig mit Fertigdesinfektionstüchern gereinigt und von Blutresten befreit- da kam eine ihrer Kolleginnen, nahm sie vom Netz und löste die Bremsen ihres Bettes. „Sarah die von der Gyn haben gerade angerufen-sie machen unten einen Ultraschall und schauen ob es eurem Baby gut geht!“ informierte sie sie und Ben sah ihr nun voller Bangen nach, als sie hinausgefahren wurde. „Hoffentlich ist alles gut!“ flüsterte er und Semir nickte stumm-was sollte er dazu auch sagen.

    Semir hat inzwischen schon das Haus gefunden in dem Ben seinen Jugendfreund wieder getroffen hat. Allerdings hat er noch keine Spur, wo die beiden hingebracht worden sind.
    Ben und Michael führen derweil intensive Gespräche, allerdings ist Michael nicht auf der ganzen Linie offen und als Seifert Ben als Druckmittel einsetzen will, wird er sozusagen in letzter Sekunde von Hansen gerettet. Der fordert Seifert auf einen Arzt für seinen Sohn zu besorgen, aber der ist ein genauso mieser Vater wie Konrad manchmal auch-da können sich die beiden jungen Polizisten die Hände schütteln.
    Ich vermute Michael hlt sich deswegen so bedeckt, weil er Ben schützen will, aber vielleicht ist auch alles ganz anders?

    Die Schwester die im Weg gestanden hatte, trat ein Stück zur Seite und gab den Blick auf Sarah frei, die im Nebenbett lag und gerade wieder zu sich kam. Der eine Arzt hatte sich die blutigen Handschuhe ausgezogen, kurz die Hände desinfiziert und war dann zu seiner zweiten Patientin getreten. „Wie geht es dir?“ fragte er freundlich und leuchtete ihr ebenfalls in die Augen, konnte aber Gott sei Dank auch dort keine Auffälligkeiten feststellen. Ohne ihm eine Antwort zu geben, wollte sich Sarah aufrichten und die Beine aus dem Bett schwingen, um zu ihrem Mann zu eilen, aber erstens versagte sofort ihr Kreislauf als der Kopf nur ein bisschen höher als der Rest des Körpers kam und zweitens drückte der Arzt sie sofort zurück. „Bleib liegen-er ist bei Bewusstsein und weiss, dass du da bist-wir müssen dich jetzt erst einmal durchchecken, um sicher zu gehen, dass für dich und das Baby keine Gefahr besteht. Wir kümmern uns um deinen Mann!“ sagte er freundlich und so schaute Sarah voller Liebe und Sorge zu Ben, der immer noch schwer gezeichnet auf dem Boden lag und in ihre Richtung blickte. „Ich liebe dich!“ flüsterte sie und Ben hob einfach ein wenig die rechte Hand, bevor er die Augen schloss und vor Schmerz das Gesicht verzog.

    Der Oberarzt der bei ihm geblieben war, hatte inzwischen die Gunst der Stunde genutzt um einen zweiten Zugang in den Handrücken zu legen-solange der Blutdruck durch das künstliche Nebennierenrindenhormon hoch gehalten wurde ging das besser, als wenn der Patient schockig war und daran schloss man nun das Noradrenalin und die Trägerlösung an. Der Pfleger hatte derweil auf die blutenden Einstichstellen sterile Kompressen gedrückt, um einen weiteren Blutverlust zu vermeiden, nur gegen das Rinnsal das in stetigem Fluss zwischen seinen Beinen hervorkam, konnte man hier und jetzt nichts machen-das musste sich nachher ein Urologe ansehen, zuerst musste man sich jetzt allerdings auf die Sicherstellung der Vitalfunktionen konzentrieren und ihm schnellst möglich eine neue Thoraxdrainage legen, denn auch mit voll aufgedrehtem Sauerstoff war seine Sättigung nicht berauschend und zumindest seine Lippen waren immer noch ganz blau.

    Eine Schwester holte den Eingriffswagen und das chirurgische Besteck für eine Minithorakotomie und die zweite hatte derweil das blutige Leintuch in den Wäschesack entsorgt, die Drainage samt Pleur-Evac daran weg geworfen, den Spülkatheter in den Abwurf geschmissen und die Infusionen gestoppt, die immer noch gleichmäßig durch den ZVK getropft waren und sich mit dem Blut auf dem Boden zu einem See vermischt hatten, wie die Blasenspüllösung auch. Man legte momentan große Handtücher auf den Boden, um die größte Schweinerei aufzusaugen und nun fassten alle mit an, um Ben vorsichtig in das nun in Windeseile frisch bezogene und mit mehreren Einmalunterlagen versehene Bett zu heben.

    Semir trat genau in dem Augenblick ins Zimmer als Ben schmerzvoll aufschrie-das Hochheben war für ihn die reinste Folter und erst jetzt hatte eine Schwester ein Opiat geholt und er bekam ein wenig Piritramid, um seine Schmerzen erträglich zu machen. Mit zwei Schritten war er bei seinem Freund und beugte sich über ihn. „Wie geht es ihm?“ fragte er und der Oberarzt wollte ihn gerade des Zimmers verweisen, denn bei chirurgischen Eingriffen und Notfallversorgungen konnte man normalerweise keine Angehörigen oder neugierige Zuschauer gebrauchen, da sagte Sarah aus dem Nebenbett: „Lasst ihn dableiben-das ist sein bester Freund, der wird ihm beistehen, wenn ich das nicht kann!“ und so machte man für Semir einen Platz am Kopfende des Betts frei und er bekam auch gleich noch den Auftrag mit einem dicken Stapel Kompressen fest auf die ZVK-Einstichstelle zu drücken, damit wenigstens dort Ben kein weiteres Blut verlor, bis man das Loch in seinem Hals chirurgisch versorgen konnte und schon begannen die Vorbereitungen zum Legen einer frischen Thoraxdrainage.

    Der Oberarzt hatte auch einen vorsichtigen Blick auf das Bein geworfen, aber dank Vakuumschiene war das nicht weiter verletzt und gut durchblutet und als er das laut sagte, atmeten Ben, Sarah und Semir hörbar auf. „Was war das eigentlich für ein Typ, der unseren Patienten umbringen wollte?“ begehrte der Oberarzt zu wissen, während er sich am Waschbecken die Hände und Unterarme chirurgisch mehrmals desinfizierte und Semir antwortete wahrheitsgemäß: „Das war der Attentäter der schon den Sprengstoffanschlag verübt hat, dem mein Freund und Kollege hier und Herr Mittler zum Opfer gefallen sind-wir hatten allerdings keine Ahnung, dass er immer noch auf seinem Rachefeldzug ist, sondern dachten er wäre vor uns auf der Flucht. Ein anderes überlebendes Opfer in einem anderen Krankenhaus hat Personenschutz, aber wir haben es versäumt uns mit der Psyche dieses schwer gestörten Mannes zu beschäftigen, der in seinem Kopf anscheinend nur Rachegedanken und Mordphantasien ausbrütet!“ erklärte er wahrheitsgemäß und strich dann mit seiner freien Hand Ben eine verschwitzte Strähne aus dem blassen, aber immer noch heißen Gesicht und lächelte ihn an. „Aber jetzt haben wir ihn verhaftet und ich denke er wird den Rest seiner Tage im Gefängnis verbringen, oder alternativ in der forensischen Psychiatrie-je nachdem wie der Richter entscheidet!“ sagte er.

    Er wurde nun gebeten Ben´s rechten Arm nach oben zu ziehen und als der nun seine Hand umschloss, sah Semir erstaunt auf. „Ich dachte der Arm sei taub?“ aber nun lächelte Ben ein wenig gequält unter seiner durchsichtigen Sauerstoffmaske. „Seit ein paar Minuten nicht mehr-wahrscheinlich sollte ich Brummer sogar noch dankbar sein!“ stieß er hervor, aber dann schwieg er still, denn gerade hatte der inzwischen steril angezogene Oberarzt begonnen seinen rechten Thorax mit feuchten und kalten Desinfektionstupfern abzustreichen und Ben hatte nun einfach Angst davor, was als Nächstes mit ihm gemacht und ob das sehr weh tun würde.

    Na klar ist das für mich auch ok, Campino, aber ich fände das den anderen Geschichtenschreibern gegenüber ganz schön gemein, wenn ich es bei denen erwähnen würde, bei dir aber nicht! ;)

    Ben´s Besuch im Krankenhaus, die bedrückende Atmosphäre und die Gefühle deiner Protagonisten hast du wunderbar dargestellt! Ja das wünscht sich denke ich jeder, der einen Angehörigen im Wachkoma hat, dass der plötzlich die Augen aufschlägt und wieder ist wie vorher-nur geschieht das leider in den seltensten Fällen.
    Allerdings würde wohl fast jedes Krankenhaus auf der Welt in so einer Situation die Anwesenheit der Eltern befürworten-nicht nur weil Semir Privatpatient ist! Gut in der Realität würde man Ayda sicher zumindest die ersten Tage intensivmedizinisch überwachen, bis man sich sicher ist, dass die Schutzreflexe funktionieren. Du hast zwar geschrieben sie hängt am Monitor, aber wer überwacht den? Sie hätte eine Ernährungssonde in der Nase über die sie ernährt würde, ne Windel am Po und noch vieles andere, aber das sind Details, die für den Inhalt der Geschichte ja nicht wichtig sind.
    Semir sagt nun zu Ben, dass sie in dem Fall nicht weiter ermitteln sollen. Ob das nicht ein Fehler ist? Immerhin ist ja Cablonsky gerade mit dem Pseudoarzt zusammen, der Ayda erst in diesen Zustand gebracht hat und der könnte ihnen zumindest sagen, welche Chemikalien er verwendet hat, damit ein fähiger Chemiker (oder Hartmut) vielleicht ein Gegenmittel herstellen kann. Aber das weiss Semir ja ( noch) nicht. Und wir wissen alle nicht, ob Reuter überhaupt noch lebt!

    Sobald der Verbrecher außer Gefecht war, stürzten drei Pflegekräfte und der Intensivarzt in den Raum. Schnell schoben sie Sarah´s Bett, das in der anderen Ecke des Zimmers stand, näher und auf drei hoben sie die schlanke junge Frau hinein, um den Weg zu Ben frei zu machen. „Ruft den Oberarzt-hier gibt’s Arbeit für zwei!“ bat der Assistenzarzt und während Sarah´s Kollegin sie an den zweiten Monitor, der in der Zweierbox war, hängte, aber aufatmend feststellte, dass die Kreislaufparameter stabil waren, ihr ein wenig Sauerstoff über eine Nasensonde zuführte und sie dann für den Augenblick einfach in Ruhe ließ, beugten sich die anderen drei über Ben, schlüpften angesichts des Blutes überall in Einmalhandschuhe und versuchten, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen, was überhaupt geschehen war.

    Einer rannte hinaus, um den Notfallwagen zu holen und inzwischen hatten Semir und Jenni Verstärkung angerufen-Hartmut würde zur Spurensicherung kommen, um vor Ort Beweise zu sichern- und drei uniformierte Kollegen würden Brummer, der als hoch gefährlich eingestuft wurde, mit einem Spezialfahrzeug direkt nach Ossendorf ins Untersuchungsgefängnis bringen. Fürs Erste drängten sie Brummer allerdings nun in einen unreinen Arbeitsraum, zwei Kollegen vom Sicherheitsdienst des Krankenhauses kamen dazu und halfen Jenni, die immer noch die Waffe auf ihn gerichtet hatte, den gefährlichen Mann zu bewachen und als die eingetroffen waren, eilte Semir so schnell er konnte zu Ben, um den er sich wahnsinnige Sorgen machte. Der Anblick, den er vorhin auf ihn erhascht hatte, würde ihn in seine Träume verfolgen und er hoffte nur, dass er noch lebte!

    Der Assistenzarzt hatte zunächst seine Taschenlampe gezückt, um in Ben´s Augen zu leuchten, damit er überhaupt einschätzen konnte, wie schlimm es war. Wenn die Pupillen weit und lichtstarr waren, dann würden sie ihn zwar schon noch versuchen zurück zu holen, aber man würde manche Dinge einfach anders angehen. Nun hob sich Ben´s Brustkorb allerdings in einem mühsamen Atemzug und auch die Pupillen waren normal weit und reagierten, was bedeutete, dass der Sauerstoffmangel noch nicht so gravierend gewesen war.
    „Warum ist der Monitor aus?“ rätselte ein Pfleger, hatte ihn mit der Berührung des Touch-Screen-Bildschirms wieder eingeschaltet und zog den Kabelstrang näher, ersetzte die Elektrodenkleber die abgegangen waren und schon war Ben wieder am Netz. Die Besonderheit an Intensivmonitoren war, dass es da an der Zentrale einen Alarmton gab, wenn man den komplett ausschaltete, nur durch zwei bestimmte Arbeitsschritte hintereinander konnte man ihn in einen Bereitschaftsmodus versetzen, ohne dass der Alarm ausgelöst wurde und das war hier geschehen.
    Eine Schwester hatte eilig aus dem Notfallwagen einen Ambubeutel geholt, den man Ben nun übers Gesicht stülpte. Man musste zwar den Zuleitungsschlauch des Sauerstoffs verlängern, denn der Patient lag nach wie vor am Boden, aber das war ein guter Platz, falls man ihn reanimieren musste. Ben´s Herzschlag war extrem langsam, eigentlich ein Zeichen, dass der Sterbeprozess bereits begonnen hatte, aber nun stand der Notfallwagen bereit, der hinzu gerufene Oberarzt kam aus einer Besprechung und jetzt lief die Maschinerie an-schließlich gab es keinen besseren Ort auf der Welt einen solchen Notfall zu überleben, als eine gut ausgestattete Intensivstation mit motiviertem und ausgebildetem Personal und an dem mangelte es hier nicht.

    „Wir legen zunächst einen Zugang!“ befahl der Arzt und schon war ein Stauschlauch an Ben´s Arm angebracht. Sein Blutdruck, den man durch die nun wieder angeschlossene Arterie, wo nur die Zuleitungskabel diskonnektiert gewesen waren, die man wieder verbunden hatte, kontinuierlich auf dem Monitor sehen konnte, war fast nicht messbar-aber das war klar, erstens hatte er durch den Schock und den Blutverlust ein Problem und zweitens hatte sein Kreislauf ja schon vorher Unterstützung durch das Noradrealin im Perfusor gebraucht, die in dem Augenblick weggefallen war, als er sich im Fallen den ZVK herausgerissen hatte, der Gott sei Dank vollständig auf der anderen Bettseite lag-allerdings mitsamt Faden und einem Stück herausgerissener Haut.
    Auch der Schlauch der Thoraxdrainage hing einfach so in der Luft, ebenfalls mit Faden und Haut daran und so quoll überall aus Ben das Blut, auch aus seinem Tiefparterre, denn der sowieso schon dicke Spülkatheter war samt aufgeblasenem Blockungsballon herausgezogen worden und auch hier floss das Blut in Strömen und vergrößerte die Lache in der er schon lag.
    Während der hinzu geeilte Oberarzt aufmerksam Ben´s Brustkorb abhörte, der sich in dem Rhythmus hob und senkte in dem die Schwester ihm mit dem Beatmungsbeutel die Luft, die mit 15 Liter Sauerstoff angereichert war, einblies und feststellte, dass nur eine Thoraxhälfte belüftet war, legte der andere Arzt mit viel Mühe einen Zugang in Ben´s Arm oberhalb der Arterie, man schloss eine Infusion an, die so schnell sie lief nun in Ben tropfte und injizierte ihm dann sofort eine ganze Ampulle Suprarenin, also pures Adrenalin, was ihn Sekunden später zu sich kommen ließ, weil nun sein Blutdruck durch die Aktivierung aller körpereigenen Notfallmechanismen wie Engstellung der peripheren Gefäße, Beschleunigung des Herzschlags und Bereitstellung aller Ressourcen nach oben schoss und so sein Gehirn wieder mit Sauerstoff versorgt wurde. Auch die Eigenatmung setzte wieder ein und die Schwester hörte nun auf ihn passiv zu bebeuteln, sondern hielt nur die Maske mit dem Sauerstoff über sein Gesicht. Ben´s suchender Blick wanderte erstaunt im Raum herum, bis er sich plötzlich wieder erinnerte was passiert war und gleichzeitig mit den heftigen Schmerzen, die ihn augenblicklich heimsuchten, formulierte er nun einen Namen und alle wussten, wen er meinte: „Sarah!“

    Wieder ein wenig weiter!
    Semir kehrt unverletzt in die Dienststelle zurück und übergibt Ben den Anhänger, woraufhin der ohne ein Wort sofort abhaut. Lindholm und Joshua streiten derweil und Joshua will sogar seine Marke abgeben, weil Lindholm so blöd daher redet-allerdings versteht Semir leider kein Finnisch.
    Inzwischen trifft Ben -der sofort das Zeichen auf dem Anhänger verstanden hat- auf seinen Freund Michael und verarztet den. Ich hatte Gänsehaut beim Lesen, weil die Gefühle und die Stimmung sehr intensiv rüber kamen. Leider bekommen die beiden nun Besuch, bevor Michael Ben einen Tipp geben konnte und jetzt ist guter Rat teuer-ob Michael diese schweren Verletzungen wohl überleben kann, oder verliert Ben seinen Freund ein zweites Mal?

    Brummer hatte den Inhalt des Koffers gemustert. Wie er erwartet hatte, war das ein gut sortierter Werkzeugkoffer, wie ihn Medizingerätetechniker meist hatten. Neben allerlei elektronischem Messwerkzeug war ein gut sortierter Schraubenziehersatz darin und mit einem Handgriff hatte Brummer den Größten heraus gezogen und mit einem siegessicheren Grinsen gemustert. Das Ding war lang und stabil, es würde genügen, um das Herz zu treffen, wenn er genau zwischen den Rippen durchstach-und auch das hatte er bei der Bundeswehr gelernt, die richtige Lokalisation für einen absolut tödlichen Stich ins Herz. Mit zwei Schritten war er bei seinem Opfer, das nun mühsam nach Luft rang und zu keiner Gegenwehr mehr fähig war und kniete sich daneben. Er brauchte nämlich auch eine gewisse Wucht, um das Gewebe zu durchdringen-das hatten sie an toten Schweinen geübt und er war sehr froh darüber-nichts was er jemals gelernt hatte, war umsonst gewesen. Das war prima, mit dieser Waffe konnte er im Anschluss gleich noch Mittler erledigen und sich dann auf zu Stumpf machen. Er musterte mit kaltem Lächeln sein Opfer, das nackt vor ihm auf dem Boden lag und vor Luftnot und Schmerzen fast umkam. Der sollte ihm dankbar sein, dass er seine Todesnot so schnell beendete, das war sozusagen Euthanasie, er würde den Architekten jetzt von seinen Qualen erlösen und schon hob er die Hand-zuvor hatte er fachmännisch mit den Augen die Rippen abgezählt um wirklich an genau der richtigen Stelle zuzustechen- da fiel ihm auf einmal jemand von hinten in den Arm und umklammerte verzweifelt seine Hand.

    „Hilfe!“ schrie Sarah, allerdings drang ihre Stimme nicht weit, denn sie war noch schwach und schwindlig, aber gerade als sie zu sich gekommen war und mühsam die Augen geöffnet hatte, sah sie einen drahtigen älteren Mann mit Basecap, der gerade ausholte, um mit einem Schraubenzieher Ben , der voller Blut und nach Luft ringend, nackt am Boden lag, zu erstechen. Wie eine lästige Fliege schüttelte Brummer Sarah kalt lächelnd ab, der nun wieder verdammt schwindlig war, denn ihr Kreislauf drohte erneut zu versagen-mit der würde er sich im Anschluss beschäftigen- da hörten sie plötzlich wie die Schiebetür geöffnet wurde und nach einem kurzen Blick und einem Ausruf des Entsetzens stürzte sich Semir entschlossen auf den Attentäter und versuchte ihm die Waffe zu entreißen.
    Allerdings hatte er nicht mit der dermaßen entschlossenen Gegenwehr des durchtrainierten älteren Mannes gerechnet. Der hatte mit japanischen Kampftechniken über die Jahre seinen athletischen Körper trainiert und so rollten sich binnen Kurzem die beiden Männer in einem Kampf auf Leben und Tod über den Boden. Inzwischen war auch Jenni in der Zimmertür erschienen und versuchte mit gezogener Waffe ihrem Kollegen zu Hilfe zu kommen, aber auf dieses Knäuel aus menschlichen Körpern, das dort über den Fußboden kugelte, konnte sie keinen Schuss abgeben-zu groß war die Gefahr, dass sie den Falschen traf. Semir hatte inzwischen Gott sei Dank die Hand mit dem Schraubenzieher mit eisenhartem Griff umklammert, denn Brummer hatte nach einer geschickten Drehung sofort auf seine Augen gezielt und wenn es dem völlig skrupellosen Mann gelang, ihn dort zu treffen, dann musste er los lassen, wenn er es überhaupt überlebte.

    Inzwischen waren die Mitarbeiter der Intensivstation darauf aufmerksam geworden, dass in dem Patientenzimmer etwas nicht stimmte und wollten schon zu Hilfe eilen, aber Jenni hielt sie im Moment noch mit ein paar Worten zurück: „Bitte warten sie und bringen sie sich nicht selber in Gefahr!“ bat sie die Mediziner, die hinter ihr standen. „Mein Kollege hat die Sache schon in Griff!“ und mit einem Lächeln steckte sie ihre Waffe weg und holte die Handschellen heraus. Semir hatte nämlich in eben diesem Augenblick ebenfalls seine bei der Polizei erlernten und wieder und wieder geübten Kampftechniken und seinen drahtigen durchtrainierten Körper eingesetzt, mit einer geschickten Drehung, die sein Gegner so nicht erwartet hatte, den aus dem Konzept gebracht, ihn mit einem heftigen Tritt gegen die Hand, der Brummer aufschreien ließ, entwaffnet und kniete jetzt schwer atmend auf seinem Rücken und verdrehte ihm den rechten Arm. Mit zwei Schritten war Jenni nun da und gemeinsam legten sie dem Mörder Handschellen an, was den nochmals schmerzvoll zum Aufstöhnen brachte, als man ihm seinen verletzten linken Arm auf den Rücken zog, aber das war sowohl Semir als auch Jenni völlig egal. Gemeinsam zerrten sie Brummer auf die Beine, schleiften ihn auf den Flur, um dann dem Intensivpersonal und dem Arzt Zutritt zum Zimmer zu gewähren-hoffentlich kamen die noch nicht zu spät!

    Sarah war zurück getaumelt, als der Attentäter sie wie eine reife Pflaume abgeschüttelt hatte, aber als Semir nun den Mann ablenkte robbte sie mit letzter Kraft zu Ben, der gerade im Begriff war zu ersticken und versuchte vergeblich den Sauerstoffschlauch zu erhaschen und ihm in die Nase zu stecken, bevor sie erneut das Bewusstsein verlor und neben ihrem sterbenden Mann zusammen sank.

    Nun hat Hornbach nicht zuletzt durch Rescher´s Aussage doch seine gerechte Strafe bekommen und auch die anderen wurden noch verurteilt, wie wir im Epilog erfahren haben. Alles andere wäre aber auch furchtbar gewesen, aber jetzt ist wenigstens in der FF-Welt wieder Alles in Ordnung.
    Die Story war recht unterhaltsam und in weiten Teilen auch logisch und hat ein interessantes Phänomen behandelt, das du auch gut recherchiert hattest.
    Schade dass es deine letzte Ben-Story war, aber das ist ja das Schöne-jeder kann das schreiben und lesen, was ihm gefällt! Ich würde auch durchaus z.B. wieder eine Tom-Kranich-Story lesen, da bin ich jetzt nicht so eingefahren, aber das Wichtigste ist ja, dass du Spaß am Schreiben hast-egal mit welchem Partner-Hauptsache dein Protagonist Semir bleibt!

    Ben hatte sich zur linken Seite rollen lassen, auf der auch Sarah lag, denn nur dort war das Bettgitter abgesenkt. Allerdings hingen der Pleur-Evac-Behälter der Thoraxdrainage, der Auffangbehälter des Blasenkatheters mitsamt der Spüllösung und alle Infusionen am ZVK auf seiner rechten Körperseite und im Fallen gab es einen Ruck und noch einen und noch einen und wenn Ben da nicht den Adrenalinstoß noch in seinem Körper gehabt hätte, wäre er in derselben Sekunde vor Schmerzen ohnmächtig geworden, denn er hatte sich soeben die Thoraxdrainage und den ZVK mitsamt Annaht herausgerissen und den geblockten Spülkatheter ebenfalls. Nur die Arterie, die ein langes Kabel hatte und gut verklebt war, steckte noch in seinem Arm.
    Allerdings hatte Brummer wenigstens im Fallen das Kissen losgelassen, denn er war von Ben´s Gegenwehr völlig überrascht worden und so sog der junge Polizist mit einem tiefen keuchenden Atemzug gierig Luft in seine Lungen. Er und Brummer kamen seitlich am Boden auf und von diesem Moment an war Ben zu keiner Gegenwehr mehr fähig, denn nun schlug die Welle des Schmerzes über ihm zusammen und er konnte nur aus dem Augenwinkel Sarah ganz nah vor sich legen sehen, die kein Lebenszeichen von sich gab, ohne sich auch nur einen Millimeter bewegen zu können. Wenn ihnen jetzt keiner zu Hilfe kam, war es vorbei!

    Brummer löste sich mit einem Fluch aus Ben´s Umklammerung und sprang auf. Er war der Überzeugung gewesen, sein Opfer wäre bereits tot, oder zumindest tief bewusstlos, denn als dessen Glieder erschlafft waren, hatte er sich schon siegessicher gefühlt und bereits das nächste Attentat auf Mittler geplant. Töten war gar nicht so schwer und wenn man erst einmal die Skrupel über Bord geschmissen hatte, ging es sogar ganz leicht! Aber das war ihnen schon bei der Bundeswehr eingebläut worden-man durfte im Krieg keine Gefühle haben, sondern musste soldatisch funktionieren und seine Gegner vernichten, oder zumindest dezimieren. Man durfte die auch nicht als Menschen sehen, sondern man diente in diesem Augenblick dem Vaterland-in seinem speziellen Fall zwar nicht unbedingt- aber auch Rache war wichtig und immerhin schützte er so das übrig gebliebene Volk vor weiteren Fehlern, die zum Tod Unschuldiger führen konnte, wie man an seinem Sohn gesehen hatte. Außerdem musste er zugeben, dass das Töten ihm große Befriedigung verschafft hatte, endlich konnte er einmal ausprobieren, was ihm seine Ausbilder beim Bund beigebracht hatten-er hatte nur nicht verstehen können, warum die ihn damals unehrenhaft entlassen hatten-er hatte doch nur seine Pflicht getan.

    Nun sah Brummer, seine Hand fest auf seine schmerzende linke Schulter gepresst, auf sein Opfer am Boden, aus dem nun an mehreren Stellen das Blut floss und das langsam blau anlief. Das stellte keinen ernst zu nehmenden Gegner mehr dar, obwohl Brummer dennoch fast ein wenig Hochachtung hatte-dieser Mann hatte wie ein guter Soldat auch nicht kampflos aufgegeben, auch wenn es ihm nichts nutzen würde. Suchend sah er sich um, wie er die Sache nun schnell zu Ende bringen, dann das Zimmer verlassen und sich irgendwo verbergen konnte, bis man den toten Jäger und dessen Frau entdeckte, in der Verwirrung sicher die ganze Station zusammenlaufen würde und sein Weg zu Mittler dann frei wäre. Wobei-wenn er es so bedachte, würde sich das mit diesem jungen Architekten vermutlich in Kürze von selber erledigen, aber nein, wenn er etwas machte, dann auch richtig!
    Ben war zwar noch bei Bewusstsein, aber mehr als ein leises Stöhnen kam nicht über seine Lippen-zu knapp wurde ihm die Luft gerade und die unsäglichen Schmerzen taten das Ihrige dazu. Außerdem hatte Brummer die Tür hinter sich zugezogen, so dass man sowieso einen leisen Laut draußen nicht hören würde, da müsste er schon laut brüllen, aber das war ihm nicht mehr möglich.
    Nachdem Brummer bei seinem ersten suchenden Blick kein passendes Tötungswerkzeug sehen konnte, trat er kaltblütig zu dem Metallkoffer, den er neben der Tür abgestellt hatte und öffnete den. Vielleicht war da ja etwas drin, mit dem er seinem Opfer das Lebenslicht endgültig ausblasen konnte.

    Semir und Jenni hatten die sinnlosen Versuche die Mitarbeiter der Intensivstation telefonisch zu warnen, aufgegeben. Das geschah öfter auf Intensiv, dass keiner weg konnte und dann läuteten die verschiedenen Telefone eben mal ein wenig länger. Nur das Notfalltelefon mit seinem durchdringenden Ton veranlasste jeden Mitarbeiter der eine Hand frei hatte, los zu stürzen und sich um den Notfall zu kümmern.
    Inzwischen war Semir mit Blaulicht direkt vor den Eingang der Uniklinik gefahren, bremste abrupt, so dass Jenni beinahe nach vorne geschleudert worden wäre und schon war er herausgesprungen. Jenni schnallte sich ab und hetzte ihm hinterher, er hatte zwar den Schlüssel abgezogen, aber der BMW stand so vor dem Eingang, dass der Pförtner sich gerade beschweren wollte und aus seinem Kabäuschen kam, aber da war Semir schon an ihm in Höchstgeschwindigkeit vorbei gerannt. „Hey was soll das!“ schrie er, aber da kam Jenni schon hinterdrein und zeigte im Vorbeiweg ihren Polizeiausweis: „Polizei-wir haben einen Einsatz!“ rief sie ihm zu und während Semir zwei Stufen auf einmal die Treppen nahm, um möglichst schnell im vierten Stock, wo die chirurgischen Intensivstationen lagen, anzukommen, schlüpfte Jenni in den Aufzug, der gerade direkt vor ihr hielt. Fast gleichzeitig kamen sie oben an und Semir, dessen Bauchgefühl ihm sagte, dass Ben in höchster Gefahr schwebte, rannte ein wenig außer Atem, so schnell er konnte zur verschlossenen Schiebetür von Ben´s Zimmer. Als er sie aufriss, meinte er sein Herz würde stehen bleiben, so ein schrecklicher Anblick bot sich ihm.

    So-vor dem Spätdienst wieder ein wenig weiter gekommen!
    Nun entdeckt Ben also in Joshua´s Geldbeutel ein Bild Michaels und erfährt dann von ihm, dass sein Freund noch lebt. Natürlich ist er eifersüchtig und traurig, dass er so lange Zeit im Unklaren gelassen wurde und die Mitwirkung Konrad´s macht es für ihn auch nicht leichter!
    Michael trifft sich derweil mit seinem Freund und der versucht ihn erfolglos zur Vernunft zu bringen. Michael macht sich statt dessen auf, um von Seifert zu erfahren, wo sein Vater steckt, hat aber wohl nicht damit gerechnet, das der so skrupellos ist, ihn anzuschießen. Trotzdem spielt er ihm in die Hände und nimmt Semir als Geisel, während Seifert vermutlich seinen "Termin" wahrnehmen kann-seine Bewacher sind ja jetzt anderweitig beschäftigt!
    Allerdings gibt Michael Semir bevor er schwer verletzt verschwindet noch seine Kette und Semir erkennt die sofort als das Double seines Partners. bin ja gespannt, wie Ben auf dieses Zeichen reagiert!

    Rescher hat seine Ankündigung wahr gemacht und sein Mandat niedergelegt. Hornbach hat jetzt einen neuen Anwalt, der mir ein wenig zu selbstsicher ist-allerdings weiss der vermutlich nicht, dass Rescher gegen Hornbach aussagen wird-ich hoffe nur, dass er das tut und Hornbach endlich verurteilt wird und lebenslang hinter Gitter wandert-ach ja und für ne Zwangskastration von dem Schwein wäre ich auch noch! X(

    Oh Mann Kevin-was für ein Jammer. Erst geht er zu Zange, aber anstatt ihm die Seele aus dem Leib zu prügeln, wie ich erwartet hatte, konfrontiert er ihn mit der Wahrheit und erfährt, dass der wohl keine Ahnung von den Sprengsätzen, aber vom Versteck der Kinder hatte. Es ist eine Tatsache-das eine Mädchen ist tot und niemand macht das mehr lebendig, aber dass Kevin in dieser Situation wieder zu Drogen greift und auch fahrlässig noch unter deren Einfluss Auto fährt, macht mich auch wütend!
    Den Horrortrip hat er echt verdient!-aber trotzdem hoffe ich jetzt, dass Jenni kommt und ihm hilft-wobei-ich würde die Finger von nem Junkie lassen, wenn ich ehrlich bin, allerdings bräuchte Kevin wirklich eine professionelle Therapie, sonst wird der immer wieder in seine alten Verhaltensmuster zurück fallen!