Semir und Alex bestehen ihre Gesundheitsprüfung mit Bravour und schlichten auf einer Streifenfahrt gleich mal einen Ehestreit-hmmm, das klingt wirklich merkwürdig, der Handkuss ist komisch-hat die Frau da irgendwas an Semir weitergegeben-nen üblen Keim oder so?
Jenny ist derweil selber davon überzeugt, dass ihr die Kur gut tun wird, aber zuvor muss sie noch was mit Alex klären-war ich vielleicht froh, als die beide das selbe klären wollten-sie werden kein Paar, sondern bleiben Kollegen-das macht die Sache einfacher Und nun startet Jenny ins schöne B-W. Mal sehen, ob wir nicht bald wieder von ihr hören!
Beiträge von susan
-
-
Ben ist wieder wach und versucht wenigstens durch das Studium der Akten ein wenig mit zu helfen, Mikael zu finden. Semir und auch Joshua versuchen ihr Möglichstes, um eine Spur aufzutun, aber Joshua ist durch den Kummer über den Tod seiner Frau und das Wissen, dass sie eine Verräterin war, gerade zu nichts fähig-irgendwie verständlich-dabei setzt Mikael seine ganze Hoffnung auf ihn!
Der wird inzwischen von Harri gefoltert, aber er verrät das Versteck des Anhängers nicht! Allerdings war das mit dem vorgetäuschten Selbstmord wohl ne Schnapsidee-beinahe hätte er tatsächlich sozusagen einen versehentlichen Suizid begangen, aber klar ist-er ist viel zu schwach, um jetzt noch zu fliehen oder mit Harri zu kämpfen! Jetzt ist guter Rat teuer! -
Ayda hat nur noch 24 Stunden! Welche entsetzliche Nachricht! Da ist es klar, dass Semir nach jedem Strohhalm greift, ob legal oder nicht!
Schön Dass Ben und Kevin, der inzwischen richtig mit Jenny zusammen ist, beide bereit sind ihre Karriere aufs Spiel zu setzen, um ihm zu helfen! Nach dem Tipp des JVA-Beamten denke ich, Semir, Ben und Kevin werden vorgeben den Transport des Gefangenen zum Verhör zu übernehmen und den so in ihre Gewalt bringen. Ich hoffe nur, sie können den zuvor noch mit ner Wanze oder so präparieren, ohne dass er es merkt und so Cablonski und Reuter-falls der überhaupt noch lebt-festnehmen zu können. Allerdings hattest du ja geschrieben, dass es eigentlich kein Gegenmittel gibt-ich befürchte, das ist nur eine Finte von Cablonski, um seinen Freund frei zu pressen und Ayda´s Schicksal ist weiter ungewiss! -
So liebe Leser!
Auch diese Geschichte ist nun zu einem Ende gekommen! Endlich-wie sich manche vielleicht denken, oder leider-wie andere ja schon geschrieben haben. Aber das ist ja das Schöne beim Lesen von FF´s-man kann sich die Storys raussuchen die einem liegen, diese lesen und dafür feeden, oder einfach als stiller Genießer im Hintergrund bleiben.
Ich hoffe, ich habe dem einen oder anderen Freude gemacht mit dieser Geschichte-mir hat das Schreiben auf jeden Fall wieder großen Spaß gemacht. Ich möchte mich hier wieder einmal für die vielen Zugriffe und die Feeds bedanken, ich fühle mich jedenfalls wohl auf diesem Portal.Die neue Story entsteht gerade in meinem Kopf, also geht es auf jeden Fall weiter, allerdings kann ich nicht versprechen, dass sie bereits morgen an den Start geht, denn ich muss nachher erstens zur Arbeit und außerdem sind in meinem Privatleben gerade einige unerfreuliche Dinge geschehen-meinem krebskranken Bruder geht es sehr schlecht, mein Sohn liegt mit einer ernsthaften Erkrankung in unserer Klinik und neben dem ganz normalen täglichen Wahnsinn mit Haus, großem Garten, Pferden, Hund und Katzen, habe ich auch noch eine hilfsbedürftige Mutter und Schwiegermutter. Aber genau deswegen entspannt mich persönlich das Schreiben, lenkt von den privaten Sorgen ab und gewährt eine Auszeit aus dem Alltag. Na ja jeder schreibt wohl aus einem anderen Grund-ich habe eigentlich damit angefangen, um meine Geschwindigkeit beim Tippen am PC zu steigern-und was soll ich euch sagen-es hat funktioniert!
-
Die Tage gingen ins Land. Man konnte zügig die kreislaufstützenden Medikamente reduzieren und Ben erholte sich zusehends. Sarah wurde offiziell entlassen und freute sich wahnsinnig, endlich wieder ihren Sohn zu sehen. Telefonisch waren sie mit Hildegard immer in Verbindung geblieben, aber trotzdem hatte sie-und natürlich auch Ben eine große Sehnsucht nach ihrem Kleinen. Auch Ben konnte es kaum erwarten, endlich auf die Normalstation zu kommen und als endlich der Verlegungstag kam, wurde er gefragt, ob er ein Einzelzimmer, oder ein Zweibettzimmer wolle. Nach kurzer Überlegung entschied er sich für ein Zweibettzimmer. Mit einem netten Zimmerkollegen konnte man plaudern und dann fühlten sich Sarah und auch Semir, die ihm die letzten Tage nicht von der Seite gewichen waren, vielleicht nicht so verpflichtet, den ganzen Tag bei ihm zu bleiben und ihm Gesellschaft zu leisten.
So war die Überraschung groß, als er in das Zimmer gefahren wurde und kein anderer als Friedrich Mittler sein neuer Zimmergenosse war. Mit einem breiten Lächeln reichte er Ben die Hand, als die Betten aneinander vorbei gefahren wurden. „Vielen Dank-du warst mein Lebensretter. Ohne dich und deinen Mut läge ich jetzt vermutlich nicht mehr hier. Meine Frau und viele andere haben mir erzählt, was in den letzten Tagen geschehen ist-ich weiss ab dem Zeitpunkt, als ich neben dir bewusstlos wurde nichts mehr und bin erst auf der Intensivstation wieder wach geworden.“ erzählte er. Die Schockniere hatte sich auch bei Mittler erholt und so würde er nach dem Abheilen der Verletzungen wohl wieder ganz der Alte werden, allerdings bezweifelte er, dass er nochmals in den Beruf zurückkehren würde. „Ich werde versuchen vorzeitig in den Ruhestand zu kommen und mit meiner Familie noch ein paar schöne Jährchen zu verleben!“ vertraute er Ben an, der froh war, so einen netten Zimmerkollegen zu haben.
Als Tim mit der Mama zu Besuch kam, hatte Ben Tränen der Rührung in den Augen, aber Tim interessierte sich mehr für die medizinischen Gerätschaften, als für den Papa. „Der wird vielleicht mal Arzt?“ vermutete Mittler, aber Ben sagte glücklich: „Oder Astronaut, oder Bauarbeiter, oder Feuerwehrmann oder Bürohengst-nur von der Polizei werde ich ihm abraten-man sieht ja, was einem da passieren kann!“
Am selben Tag wurde bei den beiden Patienten die Thoraxdrainage entfernt und es ging gut. Mittler war der Erste, der Gehübungen machte, aber kurz darauf folgte Ben ihm nach. Auch wenn er immer noch zum Schutz eine Vakuumschiene um das verletzte Bein trug-er durfte zumindest teilbelasten und kurvte binnen Kurzem bereits mit seinem Gehwagen durch die Gänge. Die Rückenverletzungen heilten zu, es waren keine Entzündungszeichen mehr zu sehen und langsam hörte die Wundsekretion aus der Drainage an der Flanke ebenfalls auf. Man zog auch diesen Schlauch und wartete, ob sich die Wundhöhle wieder füllte, aber bei der täglichen Ultraschallkontrolle, die der Oberarzt der Urologie immer persönlich vornahm, zeigte sich, dass der Urin nun wieder über den geschienten Harnleiter ablief.
Nachdem die Kapselhämatome an der Niere rückläufig waren und auch kein Blut mehr ausgeschieden wurde, wagte man es den Spülkatheter zu ziehen. Voller Bangen erwartete Ben, was nun passieren würde, man hatte ihn nämlich aufgeklärt, dass es möglich war, dass er harninkontinent wäre und man nicht vorhersehen konnte, ob das reversibel war, aber nichts geschah! Außer dass es beim Pinkeln anfangs brannte wie die Hölle, waren keine Auffälligkeiten zu vermelden und Semir, der natürlich wusste, wie sehr diese Angst seinen Freund belastet hatte, sagte mit breitem Grinsen: „Ich wusste doch, dass du ein gutes Heilfleisch hast-aber ich hätte dich auch mit Windeln mit auf Streife genommen!“ flachste er und bekam dafür einen Schlag gegen den Oberarm.Der inzwischen ebenfalls genesene Andreas Stumpf besuchte die beiden und erzählte, dass sein Vater ebenfalls über den Berg war und vermutlich bald wieder nach Hause entlassen werden konnte. Die Waffen hatte man weggebracht, damit sowas nicht erneut passieren konnte, aber in diesem einen speziellen Fall hatte ihre Nachlässigkeit wohl das Leben seines Vaters gerettet.
Ben entschied sich für eine ambulante Reha und Semir ließ es sich nicht nehmen-obwohl er schon lange wieder im Dienst war-seinen Freund persönlich abzuholen und nach Hause zu bringen. Am Vortag war Sarah noch zu einer Kontrolluntersuchung in die Gynäkologie der Uniklinik bestellt worden und diesmal war Ben dabei gewesen und hatte voller Staunen das neue Baby beim 3D-Ultraschall sozusagen von Angesicht zu Angesicht gesehen. Obwohl es erst ein paar Zentimeter groß war, war schon alles dran und es war nicht zu übersehen, dass es ein Mädchen werden würde. „Tja tut mir leid-ich weiss, sie wollten das Geschlecht des Kindes nicht wissen, aber ich kann an der guten Auflösung auch nichts ändern!“ entschuldigte sich die Gynäkologin beinahe, aber Sarah und Ben hatten nur glücklich gelächelt. Ein Pärchen war doch perfekt und jetzt mussten sie endlich den Umzug ins neue Haus in Angriff nehmen-langsam wurde die Wohnung doch zu klein! Sie würden die neue Heimat komplett neu möblieren-der bisherige moderne Wohnstil würde zu dem heimeligen Gutshaus sowieso nicht passen und sie würden die Stadtwohnung trotzdem zur Eigennutzung behalten und nicht vermieten, hatten sie entschieden. So war das Ganze nicht so stressig und Sarah auch in der Schwangerschaft zuzumuten. Ben würde noch krankgeschrieben sein, bis sein Fuß komplett wieder angewachsen und funktionstüchtig war, aber es sah gut aus. Die Ureterschiene würde man in einigen Wochen erst entfernen, aber von der merkte er eigentlich nichts und so freute er sich unheimlich, wieder nach Hause zu kommen.
Sarah begrüßte ihn mit geröteten Wangen und hatte ein leckeres Essen gekocht, zu dem natürlich auch Semir eingeladen war. Lucky war vor Freude beinahe aus dem Häuschen, sein Herrchen endlich wieder zu haben und Tim brachte gleich seinen neuen Schaufelbagger, den ihm der Opa geschenkt hatte.
So kehrte langsam der Alltag wieder ein im Hause Jäger und Andreas Stumpf hatte ihm versichert: „Wenn sie irgendwelche Baumaßnahmen an ihrem neuen Anwesen brauchen-so eine kleine Brücke über den Bach oder so-sie bekommen einen Sonderpreis!“ aber Ben hatte dankend abgelehnt. Von Brücken hatte er erst mal genug!
ENDE -
Am nächsten Morgen konnte Sarah sich schon ohne Schwindel aufrichten und als sie sah, dass Ben wach war, lächelte sie ihn an. Er sah wesentlich besser aus als gestern und als sie ihn fragte, wie er sich fühle, antwortete er wahrheitsgemäß: „Ich glaube es geht aufwärts!“ und nun wurde Sarah´s Lächeln noch breiter. Die Magensonde hatte kaum mehr Magensaft gefördert und nachdem Ben von ihrem Kollegen gewaschen und verbunden worden war, was bei den vielen Verbänden eine Menge Zeit in Anspruch nahm, kam auch schon die Morgenvisite. Mit Sarah war man sehr zufrieden: „Machen sie noch langsam und überfordern sie sich nicht, aber so wie es aussieht, hat die Schwellung rund um den Nerv abgenommen. Sie können wieder versuchen länger aufrecht zu sein-aber bitte zwischendurch immer wieder hinlegen!“ befahl der Chefarzt und Sarah nickte folgsam.
Bei Ben dauerte die Visite allerdings länger. Als der Stationsarzt referiert hatte, was der Urologe am Vortag herausgefunden hatte und dass durch das Einlegen einer Drainage ins Retroperitoneum neben der Niere, eine Menge Eiter und Urin nach außen geflossen waren, seitdem das Fieber und die Entzündungszeichen fallend waren und sich der Gesamtzustand verbessert hatte, war der Chef sehr zufrieden. Trotzdem hörte er gründlich auf Ben´s Bauch und betastete den. Er meinte ein leises Grummeln wahr zu nehmen, aber da musste noch nachgeholfen werden. „Obwohl der Abszeß nicht intraperitoneal war-die Nieren, Harnleiter und mehrere andere Organe liegen nämlich außerhalb des Bauchfells und haben keine direkte Verbindung zur eigentlichen Bauchhöhle.“ referierte der Chefarzt, weil natürlich in dem weissbekittelten Tross, der die Visite begleitete auch einige ausgewählte Studenten dabei waren, die das vielleicht nicht so genau überrissen-„ besteht trotzdem der Verdacht, dass der auch die Ursache für die Darmlähmung ist. Nachdem der nun entlastet ist, können wir unsere Abführmaßnahmen intensivieren. Herr Jäger bekommt jetzt ein Klistier in die Magensonde und eines rektal. Falls das bis zum Mittag nicht den gewünschten Erfolg bringt, hängen wir einen Prostigminperfusor an und dann hoffen wir, dass die Peristaltik in Schwung kommt!“ erklärte er und nachdem sich der Arzt noch gründlich die Hände desinfiziert hatte, ging die Visite weiter. Ben seufzte auf. Er hatte eine ungefähre Ahnung davon, was ihm bevor stand, aber andererseits war sein Bauch so voll und schwer-er hoffte selber dringend auf Erleichterung, wenn nicht bald etwas geschah, würde er sonst platzen.
So bekam er wenig später von seinem betreuenden Pfleger erst das Klistier in die Magensonde, die danach abgeklemmt wurde. Trinken hätte er das nicht gekonnt-zu widerlich schmeckte diese Mischung aus verschiedenen den Darm anregenden Substanzen, aber durch die Magensonde ging es und war sozusagen ein Geheimmittel. Dann wurde dasselbe nochmals von hinten wiederholt und mit einer wasserundurchlässigen Unterlage unter sich, wartete Ben nun darauf, dass die Abführmittel irgendeinen Erfolg zeitigten.
Semir war nach dem Frühstück und einer erfrischenden Dusche wieder zu ihm gekommen. „Du siehst besser aus!“ stellte er fest und Ben lächelte nun ein wenig: „Ich seh immer gut aus!“ behauptete er und Semir gab ihm einen freundschaftlichen Knuff auf den Oberarm: „Das behauptest du-du hättest dich gestern mal sehen sollen-schade dass ich kein Foto gemacht habe. Du hast ungefähr 95 Kilo gewogen, aber wenn du dir dieses Diätgeheimnis-über Nacht zur Traumfigur- patentieren lässt, bist du ein reicher Mann. „Bin ich sowieso schon!“ sagte Ben selbstbewusst und Semir seufzte auf und verdrehte die Augen: „Du musst wohl immer das letzte Wort haben?“ fragte er und mit einem spitzbübischen Lächeln antwortete Ben nur: „Ja!“Semir war mega erleichtert. Solche Wortgefechte machten ihnen beiden Spaß und damit vertrieben sie sich auf langweiligen Streifenfahrten die Zeit, das bedeutete, mit Ben ging es steil aufwärts. Der horchte immer wieder in sich hinein, aber nicht einmal das Klistier verlangte, wieder ans Tageslicht zu kommen-er musste überhaupt nicht aufs Klo und nach zwei Stunden wurde ihm plötzlich fürchterlich schlecht. Sarah, die ihre Infusion vor Stunden schon selber abgestöpselt hatte, weil sie nun ja essen und trinken konnte, war mit einem Satz aus dem Bett und bevor noch ihr Kollege, nach dem Semir geläutet hatte, kam, hatte sie schon die Magensonde wieder an einen Ablaufbeutel angeschlossen. Ben war ganz grün im Gesicht und dieselbe Farbe hatte nun der Liter Flüssigkeit, der nun im Schuss in den Beutel lief. „Verdammt, das geht immer noch nicht in die richtige Richtung!“ bedauerte sie und der Pfleger nickte. Man würde also doch den Perfusor brauchen, obwohl das eine fürchterliche Tortur war. Nach Anordnung wartet man noch bis zum Mittag und inzwischen kamen die Krankengymnastin und der Wiederherstellungschirurg. Das Bein wurde wieder kontrolliert bewegt, die Wunden sahen gut aus und das Gefühl kehrte schon ein wenig zurück. Man sparte allerdings bei Ben an Opiat, weil das den Darm zusätzlich immobil machte und versuchte mit peripheren Schmerzmitteln zu arbeiten, allerdings hatte er dadurch natürlich vermehrt Schmerzen-kein Wunder bei den ganzen Verletzungen. Sein Arm wurde ebenfalls durch bewegt, aber die Therapeutin war fasziniert, wie normal der schon wieder funktionierte und dass Ben wirklich schon fast die völlige Sensibilität wieder hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass das in solcher Windeseile heilen würde!“ sagte sie, aber Ben konnte darüber nicht lächeln, denn die Übelkeit und das Völlegefühl plagten ihn gerade fürchterlich. Nach kurzer Überlegung versuchte die Physiotherapeutin ebenfalls noch von außen durch eine Colonmassage den Darm zu stimulieren, aber sie fühlte durch die Bauchdecke den massiv überblähten Dickdarm und bereitete Ben dadurch solche Schmerzen, dass sie schnell von ihrem Vorhaben wieder abließ.
Inzwischen war es Mittag geworden. Sarah nahm ihr Mittagessen im Stationszimmer ein, denn sie wollte Ben mit seiner Übelkeit nicht noch zusätzlich mit dem Geruch nach Essen belasten und als sie wieder zurück war, ging nun Semir für eine kleine Pause in die Cafeteria. In der Zwischenzeit hatte der Pfleger den Physiostigminperfusor angehängt und gestartet und als Semir nach dem Imbiss zurück kam, ging es Ben richtig dreckig, denn sofort begann die Peristaltik sich schmerzhaft zu regen, allerdings nicht unbedingt in die richtige Richtung! Die nächsten zwei Stunden waren für alle im Zimmer Anwesenden die reinste Hölle, denn Ben begann am ganzen Körper zu schwitzen. Er jammerte vor Bauchschmerzen, aber nicht einmal das Opiat, das man ihm nun verabreichte, half so richtig dagegen. Er wand sich vor Bauchkrämpfen und man konnte von außen hören, wie sich der Darm bewegte, wie er grummelte und arbeitete, aber die richtige Reihenfolge war einfach nicht da. Die Flüssigkeit und der Darminhalt wurden schmerzhaft hin-und hergeschoben, aus der Magensonde entleerte sich wieder und wieder schwallartig grünlich-braune Flüssigkeit und Semir betrachtete voller Mitleid und Entsetzen wie sein Freund litt. Als er einmal bei seinem Großvater in den Ferien gewesen war, hatte ein Esel in dessen Stall eine Kolik gehabt und an das Erlebnis erinnerte sich Semir nun mit Grauen. Erst hatte man dem Esel verschiedene Hausmittel-darunter warmen Kaffee und Rizinusöl eingeflößt-an einen Tierarzt dachte in der Türkei da kaum einer. Er hatte das Tier herumgeführt, das hatte sich immer wieder vor Schmerz und Unwohlsein auf den Boden geworfen und gewälzt und geschwitzt und es hatte Stunden gedauert, bis es endlich Kot abgesetzt hatte, aber ab da war es dann besser geworden. Dass man sich eine Stuhlentleerung so wünschen konnte, hätte sich Semir zuvor nicht träumen lassen-aber jetzt war es bei Ben beinahe dasselbe.
Von seinem morgens noch halbwegs fröhlichen Freund war inzwischen nur noch ein jammerndes Häufchen Elend übrig geblieben, das sich schweißgebadet im Bett herumwarf, soweit es die anderen Verletzungen zuließen. Sarah und er versuchten mit gutem Zureden, mit kühlen Waschlappen auf die Stirn, mit Streicheln und Hände halten ihm beizustehen, aber Ben´s Pein war so groß, dass er sie fast nicht wahrnahm. Plötzlich nach gefühlten Stunden, presste er zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor: „Ich glaube ich muss aufs Klo!“ und sofort läutete Sarah nach ihrem Kollegen. Der brachte einen Topf und nun bat Ben inständig, dass sie und Semir rausgehen sollten, was sie auch machten. Man ließ Ben dann alleine, gab ihm die Glocke in die Hand und als er wenig später läutete, gingen Sarah´s Kollege und eine weitere Schwester rein. Als die Minuten später wieder herauskamen, lag Ben nun einigermaßen ruhig, frisch abgewaschen und bei gekipptem Fenster im Bett und entschuldigte sich. „Tut mir leid, aber hier riechts nicht so gut!“ aber nun versicherten Sarah und Semir beide, dass sie das im Augenblick nicht störte, zu froh waren sie über den erzielten Erfolg! Im Laufe des Nachmittags musste Ben noch mehrmals, aber als Semir an diesem Abend nach Hause ging, war er zuversichtlich, dass sein Freund nun genesen würde!
-
Inzwischen war es Abend geworden. Sarah versuchte erneut aufzustehen und das funktionierte besser als erwartet. Der massive Schwindel blieb aus und langsam war sie der Überzeugung, dass es- ihr zumindest- besser ging. Aber wie sah das mit Ben aus? Semir hatte man einen bequemen Mobilisationsstuhl gebracht, aber auch der war hundemüde. Lieber würde er mit Ben tagelang über die Autobahn brettern, Verbrecher jagen und danach ellenlange Berichte schreiben, als hier voll banger Sorge an dem Bett seines todkranken Freundes zu sitzen. Der war immer noch aufgequollen und atmete schwer und das Fieber war um die vierzig, aber als kurz vor Ende der Spätschicht der Stationsarzt nochmals nach ihm schaute, den Bauch betastete, die aktuellen Laborwerte studierte und sich seinen Patienten insgesamt ansah, hatte er das Gefühl, der wäre ein wenig wacher. Die Temperatur war jetzt zwar immer noch bei 39,8°C, aber eben nicht mehr über die vierzig. „Warten wir die Nacht ab-vielleicht tut sich bis morgen was!“ hoffte er und Sarah und Semir nickten.
Erfreut nahm der Doktor zur Kenntnis, dass es bei Sarah aufwärts ging und er richtete ihr auch liebe Grüße von der kleinen Schwester auf der Normalstation aus, die er vorher besucht hatte. „Der geht es auch besser, sie wird morgen nach Hause gehen-ihr beide habt ja nochmals Glück gehabt, dass ihr den Anschlag des feigen Mörders einigermaßen glimpflich überstanden habt!“ sagte er und Semir nickte. „Allerdings glaube ich, dass das nur deshalb so ist, weil Brummer gar nicht vorhatte, die beiden umzubringen-sonst hätte er es vermutlich gemacht. Es ist gut, dass diese Waffe von Mensch für niemanden mehr gefährlich werden kann!“ teilte er dem Stationsarzt mit. Komischerweise hatte er das noch keine Sekunde bedauert, diesen Mann getötet zu haben-er würde sicher keinen Psychologen brauchen, um damit fertig zu werden, dass er einen Menschen in Ausübung seines Berufs umgebracht hatte-der war ja auch nicht der Erste gewesen und würde vermutlich nicht der letzte bleiben, wenn es ihm vergönnt war, bis zur Rente im Außendienst zu bleiben. Aber Ben-der musste einfach wieder gesund werden-eine Zukunft ohne ihn, oder mit einem anderen Partner an seiner Seite, konnte er sich im Augenblick einfach nicht vorstellen, aber wie es auch kam, ob er wieder dienstfähig werden würde oder nicht, wichtig war, dass er überlebte und seine Kinder heranwachsen sehen konnte!
Nachdem der Stationsarzt verschwunden war, wurde Ben nochmals von zwei Kolleginnen Sarah´s frisch gemacht. Man wechselte erneut das verschwitzte Leintuch, wusch ihn mit Pfefferminzwasser herunter, so dass das ganze Zimmer von einem frischen, wohlriechenden Duft erfüllt war und nach einem Seitenblick auf Sarah, der es tatsächlich besser ging, schlug die eine Schwester vor: „Vielleicht sollten wir für die Nacht dein Bett wieder neben das deines Mannes schieben, dann kann Herr Gerkhan zum Schlafen nach Hause gehen?“ schlug sie vor und so wurde es gemacht. Mit einem letzten Streicheln über den Oberarm seines Freundes verabschiedete sich Semir von ihm: „Machs gut und schlaf dich gesund-ich komme morgen früh wieder!“ sagte er, aber irgendwie sah er jetzt wieder positiver in die Zukunft, denn auch Sarah wirkte gelöster und die hatte meist dasselbe Bauchgefühl wie er.
Semir ging nach Hause und Andrea lag heute schon im Bett, hatte ihm allerdings eine Portion Essen in den Kühlschrank gestellt, das Semir mit Appetit verzehrte, sich dann noch eine Flasche Bier aufmachte, um etwas runter zu kommen und dann zu seiner Frau ins Bett schlüpfte, die sich im Halbschlaf an ihn schmiegte. Hoffentlich ging es Ben bald besser, dachte er noch, aber dann war er auch schon eingeschlafen.Ben hatte in der Nacht zusehends zu schwitzen begonnen. Peu á peu sank sein Fieber und die Nachtschwester kam fast nicht nach, den Urinbeutel zu leeren und die feuchten Unterlagen zu erneuern, denn sein Körper schwemmte nun, nachdem die Infektion eröffnet war und der Eiter nach außen floss und nicht mehr in den Körper, die eingelagerte Flüssigkeit aus. Ben´s Hände wurden schlanker und bald hatte er nicht mehr so viel Mühe die Augen zu öffnen, wenn die Nachtschwester kam, auch das Atmen wurde leichter und man konnte sogar das Noradrenalin reduzieren. Es war zwar eine unruhige Nacht, aber Ben merkte langsam, wie seine Kraft zurück kehrte und er würde jetzt kämpfen, um bald wieder gesund zu werden und die Intensivstation zu verlassen. Es fühlte sich gut an, denn er war schon kurz davor gewesen aufzugeben!
-
Der Stationsarzt war jetzt auch ganz ins Zimmer getreten. Kurz hatte er überlegt, ob man seinem Patienten eine Kurznarkose für die Punktion machen konnte, den Gedanken dann aber sofort verworfen, als er die schlechten Blutdruckwerte trotz hoch dosierter Katecholamine, den schnellen Puls und die miserable Sättigung betrachtete. Man würde eine örtliche Betäubung machen können und ein wenig Opiat dazu, mehr würde sein Kreislauf nicht aushalten. „Wie möchtest du ihn gelagert haben?“ fragte nun der Anästhesist den Urologen und nach kurzer Überlegung drehte man Ben auf die linke Seite, so dass er mit dem Rücken fast an der Bettkante lag, wo man die Gitter absenkte und stopfte ein großes, zusammengerolltes Handtuch unter seine linke Taille, damit so die rechte Flanke hoch kam und er sozusagen ein wenig auseinander geklappt da lag.
Mit einem Blick auf Semir sagte er: „Würden sie bitte ganz ans Kopfende gehen und seine Hände nehmen?“ und Semir nickte und nahm wie selbstverständlich den vorgegebenen Platz ein und ergriff beide Hände seines Freundes, der gar nicht so richtig erfasste, was man jetzt schon wieder mit ihm anstellte, zu krank und fiebrig fühlte er sich!. Die Schwester hatte in Windeseile vor und hinter ihren Patienten eine Einmalunterlage gebreitet, damit man grobe Verschmutzungen des Betts vermeiden konnte. Die benötigten Materialien für kleinere Operationen, die auf Intensiv häufig im Zimmer vorgenommen wurden, waren in dem sogenannten Eingriffswagen gelagert und so war wenig später der Urologe mit Haube, Mundschutz, sterilem Operationskittel und Chirurgenhandschuhen ausgestattet, sie öffnete ein sogenanntes Basisset und nachdem der Arzt nun mit den darin befindlichen sterilen Tupfern, Einmalklemme und Desinfektionsmittel Ben´s Flanke über den Rippenbogen hinauf und nach unten bis zu den Hüfhöckern dreimal abgestrichen hatte, deckte er ihn mit zwei großen sterilen Lochtüchern zu, so dass nur noch das Operationsgebiet zu sehen war.
Die Schwester hatte das Lokalanästhetikum angereicht, das der Arzt sich in eine Spritze aufgezogen hatte, man hatte den Schallkopf des Sonographiegeräts steril eingepackt und nun versuchte der Arzt seinen Patienten-soweit er das in seinem Zustand überhaupt erfassen konnte, auf das vor zu bereiten, was ihn erwartete.„Herr Jäger, ich spritze jetzt ein örtliches Betäubungsmittel ein, damit zumindest die Haut schmerzunempfindlich wird, Dann punktiere ich unter Sicht mit dem Ultraschall die Flüssigkeitsansammlung, die ich im Sono gesehen habe. Wenn wir dann wissen, um was es sich handelt, entscheiden wir, was wir weiter machen!“ erklärte er und setzte auch schon die Spritze an. Während Ben das Gesicht verzog, infiltrierte der Arzt sorgfältig die Haut an der Flanke und drang dann mit der dünnen Nadel auch in die Tiefe vor, was Ben einen kleinen Schmerzenslaut entlockte. Nach einer kurzen Wartezeit nickte der Arzt und nun reichte die Schwester ihm eine dicke Punktionsnadel, die er auf eine 10ml-Spritze aufsetzte. Mit der anderen Hand führte er den Schallkopf und man hatte das zuvor hell erleuchtete Zimmer jetzt abgedunkelt, so dass alles im Halbdämmerlicht war und man den Bildschirm des Ultraschallgeräts gut erkennen konnte. Man konnte darauf verfolgen, wie die Nadel in Ben eindrang, was ihm aber außer dem Druck aktuell keine Schmerzen verursachte. Als der Arzt allerdings weiter in die Tiefe vordrang, begann der junge Polizist zu jammern, denn dort wirkte die Betäubung nicht mehr so gut, wie jeder, der schon einmal einen Zahnabszeß oder Ähnliches gehabt hatte, nachvollziehen konnte. Endlich war-gebannt von allen Anwesenden außer Semir verfolgt, der sich auf seinen Freund konzentrierte und dessen beide glühend heißen Hände festhielt, ihm beruhigende Worte zu murmelte und voller Mitleid dessen schweißnasses Gesicht unter dem Tuch betrachtete-der Arzt am Ziel und als er die Spritze nun aspirierte, floss dort hinein eine zähflüssige Mischung aus Urin und Eiter.
Zu Sarah gewandt, die aus dem Nebenbett gebannt und voller Sorge beobachtete, was man mit ihrem Mann anstellte, sagte der Urologe: „Ich denke, wir haben die Ursache für das septische Krankheitsbild gefunden!“ und der Anästhesist nickte, während der Arzt die lange dicke Punktionsnadel stecken ließ, aber die gefüllte Spritze an die Schwester weitergab, die Handschuhe anhatte und nun den Inhalt auf zwei sterile Abstrichröhrchen verteilte. Man würde in der Bakteriologie die Keimart bestimmen und ein Antibiogramm anfertigen, so dass man zielgerichtet die Krankheitserreger, die sich darin befanden, antibiotisch behandeln konnte.
Allerdings war deshalb die Therapie noch nicht abgeschlossen-immer noch befand sich in Ben´s Körper eine große Menge Eiter, der ihn töten konnte und vielleicht auch würde, wenn man nicht bald etwas unternahm. So zäh, wie die Flüssigkeit gelaufen war, konnte man die nicht einfach abziehen und gut war, sondern man musste eine dicke Drainage einlegen, damit der Eiter nach außen entleert wurde. Nach kurzer Überlegung fragte der Urologe den Narkosearzt: „Hilfst du mir, dann legen wir eine Easyflow?“ und sein Kollege nickte, desinfizierte seine Hände und zog sich in Windeseile ebenfalls steril an. „Bitte 7,5mg Piritramid!“ ordnete er an und die Intensivschwester bediente den Perfusor. Ben wurde von der hohen Dosis des Opiats, die gerade in ihm anflutete momentan ziemlich schwindlig und auch sein Kreislauf sackte ein wenig ab, so dass er einen Moment gar nicht mitbekam, wie der Urologe sich ein Skalpell hatte anreichen lassen und beherzt einen Schnitt entlang der Punktionskanüle, die jetzt als Führung diente, machte. Dann allerdings in der Tiefe tat es plötzlich schweineweh und er schrie auf, während die beiden Ärzte rasch und geschickt die Kunststoffdrainage mit einem Oberholt-einer speziellen langen chirurgischen Faßzange an Ort und Stelle brachten und gleich die Nadel heraus zogen. Der eine Arzt tupfte und verlangte dann einen Sauger und Spüllösung, was die assisitierende Schwester in Windeseile anreichte. Ben ächzte und stöhnte und Semir hatte zu tun, seine Hände festzuhalten, denn gerade wurde Ben nun wirklich bei vollem Bewusstsein operiert. Man saugte in die Wundhöhle, ein Arzt spülte mit steriler Ringerlösung , die er sich in eine große 100ml –Spritze aufzog und endlich war der Abszess entleert und es kam nur noch blutiges Wundwasser. Der Urologe ließ sich dicke schwarze Hautfäden anreichen und nähte die Drainage an der Oberhaut fest, was jetzt wiederum Ben nicht mehr weh tat, denn die Haut war gut betäubt. Ein dicker Verband beendete den Eingriff und als nun die grünen Tücher weggenommen wurden, kam darunter ein von Kopf bis Fuß schweißgebadeter Patient hervor, der jetzt nichts mehr anderes wollte, als in Ruhe gelassen zu werden.Semir half der Schwester noch, ihn ein wenig abzuwaschen und das Leintuch zu erneuern und als Minuten später alles aufgeräumt war, lag Ben nur noch ganz erschossen in seinen Kissen und hatte die Augen geschlossen. Sarah betrachtete ihn voller Liebe: „Schatz-jetzt hoffen wir einfach, dass das die Ursache für das Fieber war und du bald wieder gesund wirst!“ sagte sie und er nickte fast unmerklich, bevor er einschlief.
-
Puh-das war wieder eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ich finde es auch richtig, Lilly zu ihrer Schwester zu lassen. Man hat sie vorher kindgerecht darauf vorbereitet und wie wir auch in der Realität immer wieder erleben, gehen kleine Kinder mit Extremsituationen oft besser um als Erwachsene.
Aber dass sie Mia, ihre Lieblingspuppe bei der Schwester lässt, ist ein deutlicher Fingerzeig, dass sie den Ernst der Lage durchaus begriffen hat, aber vielleicht hilft es Ayda ja wirklich aus dem Wachkoma herauszukommen, wenn man ihr genügend Außenreize bietet? Ja die Familien Gerkan und Schäfer sind schon prima! -
Als der Doktor das Ultraschallgel auftrug, fröstelte Ben, seine Körperhaare stellten sich auf, genauso wie die Brustwarzen und er wäre am liebsten unter einer warmen Decke-oder noch besser, wie in Urzeiten in einer Höhle- verschwunden, wo ihm keine Widersacher hin folgen konnten. Trotz aller Evolution war bei den Körperreaktionen seit der Steinzeit noch relativ wenig Zeit verstrichen, aber die Situation war nun eben eine andere und so sagte Ben nur ein Wort-zu mehr reichte seine Kraft gerade nicht: „Kalt!“ Der Arzt sprach beruhigend mit ihm: „Die Untersuchung dauert nicht lange und danach decken wir sie sofort wieder zu!“ informierte er ihn und damit war Ben zufrieden. Er schloss die Augen und fühlte einfach Semir´s Hand, die die seine umfasste und trotz aller Schmerzen hatte er kaum Angst-wenn Semir und Sarah auf ihn aufpassten, war alles in Ordnung.
Interessiert und voller Bangen verfolgte Sarah, die sich gerade wieder ohne Schwindel aufrichten konnte, die Untersuchung. Im Gegensatz zu Ben oder Semir, die ohne entsprechende Erklärung nur graues Gewaber auf dem Bildschirm erkennen konnten, konnte Sarah die Bilder entschlüsseln, genauso wie der Arzt, der sich nun anschickte, seine Bildgebung zu erklären. Zunächst schallte er der Übersicht wegen den Bauch. Dort waren prall mit Luft und Flüssigkeit gefüllte Darmschlingen zu erkennen, die sich träge vom Druck der Sonographiesonde weg bewegten. „Das ist ein Bild eines paralytischen Ileus, also einer Darmlähmung-egal wegen welcher Ursache.“ bemerkte der Arzt, aber Ben war das gerade völlig egal, während Sarah und Semir den Erklärungen des Arztes gespannt lauschten. Nun allerdings checkte der Urologe zunächst die linke Niere, die zwar leicht vergrößert war-vermutlich durch die Quetschung- auch das schon bekannte Kapselhämatom war deutlich zu erkennen, aber dieser Sonographiebefund erklärte Ben´s septisches Krankheitsbild in keinster Weise.
Als der Arzt nun allerdings den Schallkopf auf die rechte Seite richtete, entwich ihm ein erstaunter-oder vielleicht auch entsetzter Pfiff! „Herr Jäger-obwohl ich versucht habe den Harnleiter zu schienen, damit Urin, Blut und Wundsekrete ablaufen können, hat sich dort ein Urinom, ein Abszeß oder was auch immer gebildet. Rund um die Niere befindet sich eine massive Flüssigkeitsansammlung. Von außen habe ich keine Möglichkeit festzustellen, um was es sich handelt-Urin, Blut oder Eiter- also muss ich diese Wundhöhle dringend punktieren, um zu sehen, was darin solche Schatten wirft!“ versuchte er seinem Patienten zu erklären, der aber einfach nur mit geschlossenen Augen, die Lippen voller Qual verzerrt, weil er den Druck des Schallkopfs in seiner Flanke fast nicht aushalten konnte, vor ihm lag und sich anscheinend an der Hand seines Kollegen und Freundes fest hielt. „Herr Jäger sind sie damit einverstanden, dass ich die Flüssigkeitsansammlung um ihre rechte Niere erst einmal unter Sicht punktiere und je nach Befund dann eine Drainage einlege?“ versuchte der Arzt es erneut, ohne dass eine Antwort von seinem Patienten kam, der anscheinend in anderen Sphären schwebte.
Nun mischte sich Sarah ein, die zunehmend aufgeregt aus dem Nebenbett die Entwicklungen verfolgt hatte. „Machen sie es einfach-ich bin einverstanden und werde das meinem Mann später in aller Ruhe erklären, aber jetzt hat er keine Zeit mehr!“ rief sie voller Bangen und als der Arzt daraufhin prüfend nochmals seinen Patienten ansah, musste er ihr zustimmen. Das war ein Notfalleingriff und Ärger würde er höchstens bekommen, wenn er nichts machte, deshalb bat er die betreuende Schwester um Eingriffsmaterial und Abstrichröhrchen, überlegte kurz, ob er Semir rausschicken sollte, ein Gedanke, den er dann allerdings ziemlich schnell verwarf, als er die enge Bindung der beiden Männer spürte, sich erinnerte dass der ihm auch schon bei den Spiegelungen beigestanden hatte und dann sagte er, während er sich schon die Hände am Waschbecken desinfizierte und der Stationsarzt den Kopf zur Tür hereinsteckte: „ Ich glaube wir haben zumindest einen begründeten Verdacht, warum es unserem Patienten so schlecht geht, aber die Bestätigung wird in Kürze erfolgen!“ und nun nickten sein Kollege, Sarah und auch Semir voll banger Sorge! Der sollte nicht lange herum reden, sondern Nägel mit Köpfen machen, sonst würde Ben das vielleicht nicht überleben und Sarah wusste sicher-sie würde das nicht ertragen können!
-
Ja das Kapitel war etwas schwer zu verstehen, aber du wirst uns ja bald aufklären, wie das alles zusammen hängt!
-
Jetzt hätte Semir vor lauter Zorn erst mal beinahe nen Unfall gebaut-tja-da wäre er dann vermutlich froh gewesen, wenn man ihn und Alex im Krankenhaus behandelt hätte
. So aber mosert er über die unnötige Wartezeit herum und ist froh, als er endlich drankommt. Mit großer Tapferkeit übersteht er schon mal die Blutabnahme
und jetzt gehts weiter mit dem Untersuchungsmarathon.
-
Die Stunden vergingen, alle möglichen Therapeuten trabten an und wollten mit Ben Gymnastik machen, eine Lymphdrainage, Bewegungsübungen, Atemgymnastik, aber er sah diese ganzen Menschen nur mit gerunzelter Stirn an, ohne richtig zu verstehen, was die wollten und die gingen einer nach dem anderen wieder, als sie mitbekamen, dass Ben einfach nicht fähig war auch nur ein bisschen Konzentration und Kraft für die jeweiligen Übungen aufzubringen. Man fuhr Volumen nach ohne Ende mit dem Erfolg, dass Ben´s Kreislauf zwar so halbwegs mit hochdosierten Katecholaminen einen Druck aufbaute, aber die andere Seite war eben, dass er Wasser ohne Ende einlagerte und binnen weniger Stunden etwa 10 kg schwerer war als sonst. Was noch besonders unangenehm war-das Wasser lagerte sich genau dort an, wo die Haut am wenigsten straff war und so kam Ben-der eh schon am Ende war-sich vorkam wie das Michelinmännchen und aufschwoll, seine Hände kaum mehr bewegen konnte, seine Augen nur mit Mühe aufbekam und voller Entsetzen zwischen seine Beine starrte, wo seine Genitalien einem Riesen alle Ehre gemacht hätten, aber ihm im Augenblick mit den ganzen Wassereinlagerungen nur unheimlich waren. Langsam wurde auch das Atmen wieder mühsam, denn die Flüssigkeit die bisher seinen Blutdruck einigermaßen aufrecht erhalten hatte, sammelte sich auch in der Lunge an und Sarah, die voller Verzweiflung im Nebenbett lag, befürchtete, dass man ihn bald wieder intubieren müsste.
„Was fehlt ihm nur?“ flüsterte sie vor sich hin und wie schon so oft an diesem Tag schossen die Tränen in ihre Augen. Das war alles so schlimm-wie sollten sie das alle miteinander nur verarbeiten und würde Ben überhaupt noch die Zeit haben, dieses Trauma zu bewältigen?Irgendwann kam der Urologe, der Ben die Ureterschiene gelegt hatte und trat stirnrunzelnd ans Bett seines Patienten. Erst musterte er den Monitor, dann sprach er Ben an, der allerdings nur müde und orientierungslos in der Gegend herumschaute und schon wieder fröstelte, dann zog er die Kurve zu Rate, las die Laborwerte und dann fiel sein Blick wieder auf seinen Patienten. Nach kurzem Nachdenken verließ er das Zimmer, um die Aufzeichnungen der Professorin vom Vortag anzusehen. Er las aufmerksam die Dokumentation durch, aber wenig zufrieden ging er zurück ins Zimmer. Die Frau seines Patienten war Intensivschwester, die würde vermutlich genau Bescheid wissen, was gestern gemacht worden war. Er wäre nämlich selber zu seinem Patienten geeilt, als sich die blutende Harnröhrenverletzung in ihrer Abteilung herumgesprochen hatte, aber seine Chefin hatte den Fall sofort an sich gerissen, weil sowas ja nicht allzu häufig vorkam-na ja-wenn man von den verunfallten Sexspielchen absah, wenn Männern oder Frauen irgendwelche spitzen, scharfen, oder zu großen Gegenstände in die Harnröhre gestopft wurden, selber oder von unwissenden Partnern-aber Herr Jäger war auf jeden Fall ein dankbarer Patient gewesen, der die praktischen Übungen der Studenten für den theoretischen Unterricht lieferte, denn die mussten danach sicher ein Referat oder eine Power- Point-Präsentation darüber schreiben und das ihren Kommilitonen vortragen.
So aber hatte er voller Interesse auf die Laborwerte gesehen, gelesen, was seine Kollegen der anderen Fachrichtungen notiert hatten und kam dann zur Erkenntnis, dass sich gestern anscheinend niemand um die Nierenquetschungen und deren Folgen gekümmert hatte, natürlich konnte er sich auch täuschen, aber es war auf jeden Fall einen Versuch wert!
So trat er also wieder ins Patientenzimmer, in dem Ben mit immens hohen Temperaturen vor sich hin phantasierte, besorgt betrachtet von seinem Polizistenkollegen und natürlich von Sarah, die sichtlich beinahe am Rad drehte und fragte sie, was gestern bei der Versorgung der Verletzung genau gemacht worden war und zwar nicht sie, aber Semir konnte genauestens Auskunft geben, dass sich niemand um die Nieren gekümmert und da etwas nachgesehen hatte. Das allgemeine Interesse hatte eindeutig ein Stockwerk tiefer gelegen. Das Ultraschallgerät, das auf einer Intensivstation immer griffbereit am Flur stand, hatte der Arzt mitgebracht und fragte jetzt einfach: „Ist es in Ordnung wenn ich mir die Nieren und ihre Umgebung mal auf dem Sono ansehe?“ und nachdem Ben gerade absolut nicht fähig war zu antworten-geschweige denn zu verstehen, was die Frage überhaupt sollte, antwortete Sarah für ihren Mann: „Na klar geht das in Ordnung-Hauptsache wir finden eine Ursache dafür, warum es Ben gerade so schlecht geht!“ bestimmte sie und so verdunkelte der Arzt den Raum und begann mit der Untersuchung. -
Jenni fährt auf Kur, nachdem die Psychologin sie dazu überredet hat-ja das wird ihr gut tun.
Alex und Semir müssen derweil zur eingehenden Diensttauglichkeitsuntersuchung-jetzt bin ich gespannt, ob der Todesengel im Krankenhaus, oder der Kurklinik sein Unwesen treibt! -
Mann-warum hat Mikael nicht sofort Semir erzählt, was ihm da wieder eingefallen ist? Obwohl-der hätte vermutlich auch nichts machen können! Nachdem Harri sich geoutet hat, erschießt er gleich noch Sina-oder versucht es jedenfalls und nimmt Mikael als Geisel mit. Semir, Josh-tut was dagegen!
-
Das war eine klasse Aktion von Anna Engelhardt-sie holt Kevin sozusagen von der Straße
und gibt ihm einen Job bei der Abteilung, wo es ihm bisher am besten gefallen hat. Auch Ben, Hotte und Jenny sind glücklich deswegen und die Voraussetzungen, dass er die Drogensache in Griff kriegt sind nun schon mal besser-immerhin passt jetzt jemand auf ihn auf-und nicht nur einer.
Aber Kevin hör zu-auch wenn du Ben wegen der Sache mit Jenny sicher gerne vermöbeln würdest-lass seine Nase in Ruhe-die Chefin hats befohlen! -
Wenig später hatte Ben Schüttelfrost. Mit klappernden Zähne verlangte er eine warme Decke und als Semir hilflos auf den Monitor blickte-verdammt Ben hatte doch immer noch Fieber, da konnte man ihm doch keine weitere Zudecke geben- belehrte ihn Sarah eines Besseren. „Semir-gib ihm die Decke, die am Fußende liegt. Er wird so lange frieren und zittern, bis sein Körper die Temperatur erreicht hat, die das Regelzentrum im Gehirn gerade vorgibt. Wenn man die Temperatur senken will muss man warten, bis der Körper aufgefiebert hat, oder medikamentös vorgehen!“ belehrte sie ihn und so breitete der ältere Polizist die Decke über seinen Freund, der sich hinein mummelte und meinte in seinem ganzen Leben nie mehr warm zu werden.
Das Zittern hatte man draußen am Zentralmonitor natürlich auch wahrgenommen und wenig später stand die betreuende Schwester im Raum. „Oh je Herr Jäger-geht’s ihnen nicht so gut?“ wollte sie wissen und hängte gleich nochmals einen Liter Vollelektrolytlösung an, denn gerade ging der Kreislauf ihres Patienten auch ein wenig in die Knie und sie musste das Noradrenalin steigern. Das Ganze wiederholte sich-Ben wurde immer instabiler und irgendwann hatte die Temperatur die 41°C überschritten und Ben war gar nicht mehr richtig bei sich und dämmerte in Fieberphantasien vor sich hin. Anscheinend holte ihn gerade die Zeit, als er eingeklemmt und verschüttet unter der Brücke gelegen hatte, ein und er rief immer wirres Zeug, sprach mit Mittler und irgendwann begann er immer die Namen: Sarah, Tim und Semir zu wiederholen-das waren die Personen, die ihm in seinem Leben am Wichtigsten waren.
Aus der Magensonde kam ebenfalls massenhaft atonischer Magen-und Dünndarmsaft und als der hinzu gerufene Stationsarzt auf den Bauch hörte, war da überhaupt keine Darmtätigkeit, nicht einmal ein müdes Plätschern mehr zu vernehmen. Allerdings war der Bauch nicht druckschmerzhaft und als man zu Kontrollzwecken eine Übersichtsaufnahme mit aufgerichtetem Oberkörper anordnete, was Ben kreislaufmäßig fast nicht überstanden hätte, wenn die betreuende Schwester ihn in der Röntgenabteilung nicht- angezogen mit Bleischürze- gestützt hätte, war da auch kein typisches Ileusbild mit Spiegeln zu sehen. „Was hat er nur-woher kommt das Fieber und warum hat er zwar keine Peristaltik, aber auch keinen Druckschmerz?“ rätselten die behandelnden Ärzte und Sarah machte sich irre Sorgen um ihren Mann. Es wurde ein fiebersenkendes Medikament angeordnet, aber unter 40°C war die Temperatur momentan nicht zu bringen. Man besah sich den Fuß, aber diese Wunden waren reizlos und nicht gerötet. Die Thoraxdrainage lag korrekt und förderte zwar ein wenig Blut und Luft, aber keinen Eiter und die infizierten Hämatome wurden erneut inspiziert und unter Ben´s verzweifeltem Stöhnen frisch verbunden und klar waren die rot und entzündet, aber nicht so, dass sie ein solch septisches Krankheitsbild hervorrufen konnten-und den Subileus auch nicht.Obwohl Semir ein wenig hilflos an Ben´s Seite saß, seine glühende Hand hielt und voll banger Sorge darauf wartete, dass sich das Blatt wendete und die Antibiotika und fiebersenkenden Medikamente wirkten, rappelte Sarah sich auf, krabbelte aus dem Bett, eilte zu ihm und bedeckte sein blasses, mit kaltem Schweiß überzogenes Gesicht mit kleinen Küssen. „Schatz-was fehlt dir nur-bitte lass die Kinder und mich nicht allein!“ weinte sie und Semir musterte sie voller Besorgnis und war froh, als sie wenig später wieder in ihr Bett kroch.
Natürlich hatte sie zuvor den Monitor fachgerecht auf Stand By geschaltet, die Infusion abgestöpselt und war bei der Gelegenheit gleich noch zur Toilette gehuscht. Als justament in diesem Moment der Stationsarzt ins Zimmer kam und anklagend auf das leere Bett deutet, zuckte Semir nur mit den Schultern und als Minuten später Sarah wieder im Zimmer stand und ein wenig kleinlaut unter ihre Zudecke schlüpfte, den Monitor und die Infusion wieder anschloss und startete, seufzte der Arzt auf und mit theatralisch gehobenen Schultern und den Blick zur Decke gewandt, seufzte er nur: „Intensivschwestern!“ und dem hatte Semir nichts hinzu zu fügen. -
-
Wir hatten Recht mit den Vermutungen. Hoffentlich kann Mikael seine Erinnerungen jetzt auch Semir und Josh mitteilen-und du liebe Güte-auch dessen Frau Sina ist darin verwickelt!
-
Am nächsten Morgen ging es Sarah schon besser und sie konnte sich wenigstens kurzzeitig aufrichten. Sie schaffte es mit Begleitung zum Bad zu gehen und auch draußen ihre Morgentoilette zu verrichten.
Ben wurde in der Zwischenzeit von ihren Kollegen gewaschen und verbunden, was gnädig unter starken Opiaten gemacht wurde, so dass er davon ausnahmsweise nichts mit bekam, danach kam die Visite, man sah ihm nochmals in den Hals und befand, dass die Schwellung so weit abgeklungen war, dass man ihn extubieren konnte. So schaltete man das sedierende Medikament aus und wartete einfach, dass er wach wurde und man die Beatmungsmaschine umstellen konnte, was wenig später auch eintrat.
Ben´s Augenlider flatterten und Sarah wäre nur zu gerne zu ihm geeilt, aber gerade jetzt war ihr wieder verdammt schwindlig-der Ausflug ins Bad war doch noch ein wenig viel gewesen!Semir war nach dem Frühstück erst noch in der PASt vorbei gefahren, hatte seine Aussage zu Protokoll gegeben und durfte seine Waffe gleich wieder mitnehmen. Die Sachlage war klar-er hatte in Ausübung seines Amtes um das Leben seines Kollegen zu retten einen Mörder erschossen-niemand machte ihm deswegen einen Vorwurf und auch die Staatsanwaltschaft hatte das abgesegnet. Er war zwar diese Woche noch von seinem Dienst befreit, aber ansonsten würde alles weiter laufen wie bisher. So nahm er die Grüße und guten Wünsche für Ben entgegen und machte sich wieder auf den Weg ins Krankenhaus.
Als er draußen an der Intensiv läutete, überkam ihn ein banges Gefühl. Verdammt hoffentlich war die Nacht gut verlaufen und Ben ging es nicht allzu schlecht! Als er aber dann ins Zimmer trat, begrüßte ihn Sarah mit einem Lächeln. „Schön dass du da bist-ich glaube Ben braucht dich notwendig!“ sagte sie und sofort wandte Semir sich seinem Freund zu, der gerade aus den Tiefen der Narkose an die Oberfläche schwamm, aber noch nicht bewusst wahrnahm, was um ihn herum vorging und was überhaupt geschehen war. „Semir-ihm fehlen jetzt einige Stunden-vermutlich ist das Letzte woran er sich erinnern kann der Angriff des Mörders gestern. Du musst ihn beruhigen und ihm immer wieder sagen, dass alles gut ist und niemand mehr in Gefahr schwebt!“ bat Sarah ihn und sie hatte mit ihrer Vermutung wohl Recht, denn je wacher Ben wurde, desto unruhiger wurde er, sah sich voller Angst gehetzt im Zimmer um, versuchte nach oben zu fassen und den störenden Tubus heraus zu ziehen, probierte erfolglos zu sprechen und schwitzte vor Stress und Aufregung.
Die Temperatur betrug immer noch über 39°C und die Ärzte hatten bei der Visite auch gerätselt, woher die kam. Die Röntgenaufnahme hatte eigentlich keinen Anhalt für eine Pneumonie ergeben, er war antibiotisch abgedeckt und so hatte man sich darauf geeinigt, dass das Fieber wohl von den infizierten Hämatomen kam, die man morgens wieder gespült und frisch verbunden hatte. Die Blutabnahme, deren Werte wenig später aus dem Labor kam, zeigte eine ziemliche Anämie, die man bei einem so jungen Menschen lieber mit Eisenpräparaten und Zuwarten behandeln würde, anstatt mit einer Transfusion, denn wie man inzwischen wusste, wurde dadurch die Immunabwehr nachhaltig gestört und so ging man heutzutage sehr sparsam mit der Gabe von Konserven um und transfundierte nur, wenn es völlig unumgänglich war. Ben würde zwar ein wenig länger brauchen, um sich zu erholen, aber mit viel Ruhe würde auch das wieder werden. Die beiden maßgeblichen Entzündungswerte, das CRP und die Leukozyten allerding waren immens hoch-hoffentlich kam da nicht noch etwas nach.Je wacher Ben wurde, desto unangenehmer wurde die Situation für ihn, er schwitzte immer stärker, war fast ein wenig panisch, aber immer noch nicht wach genug, um die Worte, die sein Freund an ihn richtete, zu verstehen. Gebetsmühlenartig wiederholte Semir immer wieder, während er seine Hand fest und voller Zuversicht festhielt: „Ben-es ist alles gut-Brummer ist tot, Sarah liegt neben dir und du hast bald den blöden Schlauch im Hals los!“ erklärte er und endlich nach mindestens einer Stunde schien Ben langsam zu verstehen, was Semir sprach.
Sarah drückte auf die Glocke. Ihre Kollegin hatte vorhin die Beatmungsmaschine auf Spontanatmung umgestellt und wenn Ben jetzt ihr Patient gewesen wäre, würde sie ihn nach ihrer Einschätzung nun extubieren. Der Stationsarzt wurde dazu gerufen und der Notfallwagen in Stand By gestellt und nun saugte man Ben erst noch ab, was ihn das Gesicht verziehen und husten ließ, aber er machte brav den Mund auf, damit man auch dort den Speichel entfernen konnte und wenig später war der Tubus entblockt und rasch heraus gezogen. Sarah rutschte für einen Augenblick das Herz in die Hose, denn momentan giemte Ben und musste sich sehr anstrengen, genügend Luft zu bekommen. Du lieber Himmel, hoffentlich schwoll das da hinten im Rachen jetzt nicht durch die Manipulation zu und man war wieder genauso weit wie am Vortag, aber kurz darauf-man hatte ihm nochmals Cortison gegeben, aber diesmal lokal als Spray und vernebelte jetzt ein Adrenalin-Kochsalzgemisch mit einer speziellen Maske, die an den Sauerstoff angeschlossen wurde-besserte sich sein Zustand und endlich konnte er die Augen ein wenig zu machen und sich nach der morgendlichen Strapaze ausruhen. Seine Stimme klang noch rau, auch die Magensonde drückte und deshalb verbot ihm Sarah kurzerhand das Sprechen und Ben, der einen glücklichen Seitenblick zu seiner Frau geworfen hatte-wenn sie schon wieder kommandieren konnte, ging es ihr nicht so schlecht- legte sich auch wirklich erschöpft in seine Kissen zurück. Er hatte das Gefühl, er hätte heute schon etwas geleistet und an das was noch vor ihm liegen könnte, wollte er gar nicht denken. Aber schön, dass Semir da war und ihm beistand-dann konnte es schon gar nicht so schlimm werden und der Mörder war tot, allerdings verdrängte er die Umstände wie das geschehen war, zu schrecklich war dieses Erlebnis gewesen!