Beiträge von Elvira

    arbeite als Bürofachkraft, genauer als Qualitätsmanagerin.
    Hast sehr gute Ideen, muss ich schon sagen.


    Meike kämpfte gegen den Griff von den Wärtern. "Lasst mich los. Ich will nicht!!" schrie sie hysterisch. Doch die Männer hatten sie fest im Griff. "SEMIR!! Hilf mir doch. Schatz," schrie sie.


    Semir saß am Boden und hielt das Taschentuch auf die kleine Wunde. Meike hatte ihn nicht zu schlimm verletzt. "Bist du okay, Semir?" fragte Tom. Semir sah ihn an. Er schüttelte den Kopf. "Ich verstehe diese Frau nicht. Warum macht sie das?" fragte er. Tom sah ihn an und half ihm auf die Beine. Der Gefängnisarzt behandelte Semir wegen der Schnittwunde am Hals. Meike war bereits wieder in ihre Zelle gebracht worden. Sie tobte und schrie wie von Sinnen.


    ...

    Dann machen wir halt morgen weiter. Marina. Allerdings kann ich dann nur am Abend antworten, weil ich arbeiten muss.


    Also gut:


    Meike hatte Semir fest im Griff. "Ihr lasst mich jetzt mit meinem Geliebten hier raus. Es täte mir wirklich leid, zu zeigen, das ich es ernst meine." drohte Meike. Semir verhielt sich still. Das Messer drückte ihn an der Kehle. Er brachte kein Wort raus, doch sein Blick, den er Tom zuwarf, sagte alles. Er hatte Angst. Dieser Frau war unberechenbar. "Meike, ich bitte Sie. Lassen Sie Semir frei. Er hat ihnen doch nichts getan." "Nichts getan? Nichts getan, er verachtet mich. Das hat er doch gerade gesagt. Ich will ihn. Hören Sie Kranich, ich will ihn. Und wenn ich ihn nicht bekomme... dann bekommt ihn keiner." Sie übte mehr Druck auf das Messer auf, Semir stöhnte leise. Unter der Klinge trat Blut hervor. Tom sah zum Wärter und dann zu Semir. "Ich kann Sie nicht gehen lassen, Meike. Aber ich will Ihnen helfen. Geben Sie mir das Messer, bitte." Meike hatte einen irren Glanz in den Augen.



    Dann mal los, Marina

    Mach ich doch glatt, Marina



    Semir saß Meike schweigend gegenüber. In seinen Augen konnte man lesen, was er dachte. Auch Meike sah ihn an. "Was wollen Sie von mir?" fragte Semir leise. Meike sah ihn in die Augen. "Ic hwill dich, Semir. Du gehörst mir. Das solltest du doch eigentlich wissen. Wir sind Seelenverwandt. Wir gehören zusammen." Semir war im ersten Augenblick sprachlos. "Ich gehöre niemanden. Wir gehören nicht zusammen, außerdem weiß ich nicht, wann ich Ihnen das Du angeboten habe. Für Sie bin ich Herr Gerkhan." Tom stand da. "Meike, lassen Sie Semir endlich in Ruhe. Er will nichts von Ihnen." sagte er. Semir sah ihn an. "Wissen Sie eigentlich, was Sie mir angetan haben, Meike?" fragte er Meike sah ihn erstaunt an. "Ich habe doch nichts getan. Ich habe dich nach diesem Unfall betreut, ich habe geweint am Bett. Ich habe dich von dieser Frau befreit, die glaubt dass ihr zusammen wäret. Das ist alles." "Ich liebe Andrea. Sie ist meine Frau, nicht Sie." "Du wirst mich auch bald lieben, Semir das verspreche ich." "Wollen Sie mir drohen?" fragte Semir mit einem zornigen Unterton. Meike sah ihn nur an und lächelte. Bei diesem Lächeln lief Semir ein kalter Schauer über den Rücken. In seinen Augen, war diese Frau, die ihm gegenüber saß ein Teufel in Person. Semir sah zu Tom. "Lass uns gehen, Tom. Ich..." Tom nickte, ging an die Tür und klopfte, damit die Wärter ihn und Semir rausließen. Da passierte es...


    So und nun wieder du Marina

    kannst du haben, Marina. wir ergänzen und doch toll? oder. Schade nur, dass nicht mehr mitscheiben.


    Im Krankenhaus:


    Semir lag nun mit Andrea in einem Zimmer. Er schlief. Tom hatte einen Arzt gerufen, denn auch Semir war nervlich am Boden. Der Arzt gab ihm ein Beruhigungsmittel. Andrea schlief ebenfalls tief und fest. Tom saß zwischen den beiden Betten und sah abwechselnd auf Andrea und Semir. Er erhob sich und holte einen Kaffee.


    Meike grübelte immer noch in der Zelle. Sie überlegte sich, ob sie ihren Plan, Semir zu besitzen aufgab. Er war doch eigentlich auch nur ein Mann. Davon gab es genug. Aber ist so süß, dachte sie. Er hat für mcih etwas besonderes. Wieso konnte ich ihn nicht schon vorher kennen?. Ach Semir, wenn du wüßtest. Ich liebe dich mehr, als mein Leben. Ich will dich haben, verstehst du. ich will dich..., dache sie. Nur ihren Plan, den sie im Hotelzimmer geschmiedet hatte, war hinfällig.


    Nur vier Wochen später:


    Semir und Andrea wurden aus dem Krankenhaus entlassen. Sie gingen gemeinsam wieder aufs Revier. Alle Kollegen begräßten die beiden sehr herzlich. Semir ging direkt zu Tom ins Büro. "Morgen, Tom." sagte er. Tom sah auf. "Bist du schon so weit, wieder zu arbeiten?" fragte er erstaunt. Semir nickte. "Ich will heute zu dieser Meike gehen. Sie soll mir erklären... warum?" Tom sah ihn an. "Hältst du das für eine gute Idee? Du bist noch zu..." "... labil? Wolltest du das sagen, Tom? Keine Angst, ich weiß was ich tun kann."


    ...

    Mittlerweile waren Tom und Meike im Revier angekommen. "Was wollen Sie von meinem partner?" fragte Tom und jeder merkte, dass er vor Wut fast platzte. Meike sah ihn an aber sie schwieg. "Hören Sie mal genau zu, Meike. Durch ihre Schuld hat Andrea die Kinder verloren. Sie haben das Leben von zwei ungeborenen Kindern auf dem Gewissen. Andrea ist nervlich ein Wrack. Semir leidet. Wollten Sie das, damit erreichen?" Meike sah ihn nur an. "Was hat Semir Ihnen getan, das Sei sein Leben zerstören wollten?" Er drehte sich um. Meike saß auf ihrem Stuhl und sagte nichts. "Gut, Sie wollen nichts sagen. Ich akzeptiere es. Aber zunächst werde ich Sie hierbehalten. Einen Haftbefehl bekomme ich aufgrund Ihrer Taten schnell. "Bitte sperren Sie mich nicht ein. Ich liebe Semir. Das ist alles. Es tut mir leid, mit den Kindern. Aber..." versuchte Meike sich zu rechtfertigen. Tom sah sie an. "Sie lieben Semir? Er kennt Sie doch gar nciht." "Das kann man ändern." meinte Meike nur. "Ich werde dafür sorgen, das Sie nie wieder in die Nähe von Semir und Andrea kommen. Das schwöre ich Ihnen." sagte Tom wütend und ließ Meike abführen.



    ......

    Zunächst mal Danke für tolle Feedback.



    Semir wurde im Rollstuhl zum Zimmer von Andrea gefahren. Er war noch sehr schwach, doch der Arzt erlaubte ihm, seine Verlobte zu besuchen. Leider hatte sich kurz zuvor das Schicksal der Kinder entschieden. Andrea hatte eine Fehlgeburt. Semir wußte es und wurde vom Arzt vorgewarnt, das Andrea vermutlich nicht ansprechbar sein wird. Semir nickte, zum sprechen war ihm nicht zumute. Er hatte Tränen in den Augen. Als er bei Andrea am Bett stand, sah sie ihn an. Er nahm sie vorsichtig in den Arm und sie sagte nur: " Semir, die Kinder... Sie sind nicht mehr da. Was habe ich getan, so bestraft zu werden. Ich war... so glücklich... Aber..." sie weinte hemmungslos. Semir streichelte sie sanft. "Ich weiß Schatz. Aber wir müssen nein wir beide werden es zusammen überstehen. Es war unseren Kindern nicht vergönnt, zu leben. Wir müssen das akzeptieren." Auch ihm fielen die Worte schwer.


    Meike hatte sich mittlerweile ein Hotelzimmer genommen. Sie konnte Semir nicht vergessen. <Er ist mein Mann. Ich werde ihn nicht hergeben> dachte sie. Sie wollte nicht aufgeben. Sie dachte darüber nach, wie sie sich ihren "Mann" zu sich holen konnte. Es musste doch ein Mittel geben, ihn davon zu überzeugen, das diese Andrea nicht die Richtige für ihn ist. Sie grübelte und dann hatte sie einen Plan...

    Tom ging direkt nachdem er verarztet wurde zur Station wo Andrea mittlerweile wieder behandelt wurde. Tom wollte gerade das Zimmer betreten, als ein Arzt ihn festhielt. "Herr Kranich. Kann ich Sie kurz sprechen?" "Ja sicher. Was gibt es?" "Herr Gerkhan ist soeben aus dem Koma erwacht. Es geht ihm soweit gut. Zumindest haben wir die Krise überstanden. Seine Verlobte, Frau Schäfer allerdings hat bei dem Unfall leider nicht so viel Glück gehabt. Wir haben sie zwar stabilisiert aber es gibt kaum noch Hoffnung ,das die ungeborenen Kinder es überleben. Sie hat derzeit absolute Bettruhe und darf nicht aufgeregt werden. Wir können derzeit nur hoffen. Aber ..." Tom sah den Arzt an. Das konnte doch wohl nciht angehen. Haben Andrea und Semir denn gar kein Glück? Er sah das Gesicht von Semir im Gedanken vor sich, als Andrea ihm sagte dass sie schwanger war. Er war so glücklich. Dann der Unfall. Und nun sollten die Kinder auch noch... Er konnte den Gedanken nicht zuende führen. "Frau Schäfer schläft derzeit. Lassen Sie sie bitte schlafen." Tom nickte. "Kann ich zu Herrn Gerkhan?" "Ja sicher. Er hat schon nach Ihnen gefragt." Tom ging zu Semir ins Zimmer

    Verfolgt


    A 57 in Höhe des Rastplatzes Nievenheim


    Auf dem Rastplatz standen mehrere Wagen. Darunter auch der Wagen von Tatjana Berger. Sie war auf dem Weg nach Krefeld um ihre Schwester zu besuchen. Nun saß sie gerade im Restaurant und trank einen Kaffee. In etwa einer Stunde, wenn es keinen Stau gibt ist sie bei Andrea und dann fängt ihr Urlaub an. Sie schaute auf die Uhr. Gerade mal 11.30 Uhr. Sie hatte Andrea gesagt, dass sie höchstens um 15.00 Uhr ankommen wird. Also bleiben ihr noch dreieinhalb Stunden. Sie freute sich auf Andrea. Ihre Schwester war bei der Autobahnpolizei im Sekretariat beschäftigt. Sie hat während der Telefonate ständig von ihren Kollegen Semir und Tom geschwärmt. Mit Semir war sie eine Zeit lang zusammen. Doch im Augenblick war sie wieder solo. Obwohl, bei Andrea wusste man es nie genau. Sie war, so erinnerte sich Tatjana schon mehrmals mit diesem Semir zusammen. Anscheinend können die beiden immer nur kurze Zeit mit einander auskommen. Tatjana fragte sich, woran bzw. an wem der Beiden das wohl lag. Sie bestellte sich noch eine Cola und dann überlegte sie, dass sie Andrea eigentlich auch auf der Arbeitstelle besuchen könnte. Sie hielt es für eine sehr gute Idee. Also zückte sie ihr Handy und rief Andrea an.

    Andrea war an ihrem Schreibtisch gerade damit beschäftigt für Tom einige Fahrzeugdaten zu prüfen, als ihr Handy klingelte. „Ja?“ „Hey, Andrea. Ich bin es. Jana. Ich bin schon in Nievenheim. Und ich wollte dich fragen, ob ich vielleicht zu dir ins Revier kommen kann?“ „Hallo, Jana. Sicher, wenn du hier herfindest. Schön das du da bist. Also wenn du von der Raststätte fährst brauchst du nur noch etwa 75 Kilometer fahren. Kurz vor der Abfahrt Neuss ist die PAST. Ich freu mich, bis gleich.“ „Ja bis gleich. Ich freu mich auch.“ Das Gespräch war beendet. In diesem Augenblick trat Semir gerade an den Schreibtisch. Er hatte den letzten Worten von Andrea gelauscht. „Auf wen freust du dich?“ fragte er und sah Andrea dabei schief an. „Hast du schon wieder gelauscht, Semir? Das macht man nicht!“ gab Andrea zurück. „Komm schon, auf wen freust du dich? Hast du einen neuen Freund, von dem ich noch nicht weiß?“ „Spinner! Ich habe doch dich, da brauche ich keinen anderen. Nein damit es dich beruhigt. Das war Jana, meine Schwester. Sie kommt heute hierher.“ „Aha. Dann lerne ich sie ja endlich kennen. Wir könnten heute mit Tom und deiner Schwester ausgehen. Was hältst du davon?“ „Mal sehen. Jana ist gerade in einer Krise drin. Die Scheidung von ihrem brutalen Mann läuft gerade. Und sie ist ziemlich fertig, weil der Typ es einfach nicht kapiert, dass die Ehe gescheitert ist. Deshalb kommt sie zu mir, damit sie Abstand gewinnt und von diesem Mann weg kommt. Sie zieht zu mir, bis sie was Eigenes gefunden hat. Kannst du dir vorstellen, eine Frau zu schlagen, nur weil das Essen nicht rechtzeitig auf dem Tisch steht, oder weil die Handtücher nicht in einer Richtung im Schrank liegen?“ Semir sah Andrea erstaunt an. „Wie…. Was? Natürlich nicht. Es gibt keinen Grund eine Frau zu schlagen. Das ist widerwärtig. Wie lange waren die den verheiratet?“ „Fast zwei Jahre. Zum Glück sind keine Kinder da.“ „Ja Gott sei Dank. Mit Kindern wäre es ja noch schwieriger. Und er hat sie wegen solchen Kleinigkeiten geschlagen?“ „Ja, Semir nur wegen solche Dinge. Einmal hat er sie derart zusammen geschlagen, dass sie fast drei Wochen im Krankenhaus lag. Und das nur, weil sie einem anderen Mann der sie nach dem Weg gefragt hatte, geantwortet hat. Uwe, ihr Mann ist vollkommen ausgerastet. Sie dürfe mit niemanden sprechen, schon gar nicht mit Männern.“ „Krank. Das ist absolut krank.“ Semir sah Andrea an und sie erwiderte den Blick. „Ich denke wir sollten auf jeden Fall heute Abend zu viert ausgehen. Vielleicht kommt deine Schwester dann ja auch auf andere Gedanken.“ meinte er. „Ich glaube du hast Recht. Aber was ist mit Tom. Hat er Zeit?“ fragte Andrea. „Ich werde ihn fragen. Sag dir gleich Bescheid.“ Semir gab Andrea einen Kuss und verschwand in seinem Büro, wo Tom am Schreibtisch über eine Akte brütete. „Tom? Was machst du heute Abend?“ fragte Semir. Tom drehte sich um und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich ziehe ich mir ein paar Videos rein und gehe dann schlafen. Warum fragst du?“ „Nun, ich hätte da etwas. Andreas Schwester kommt heute aus Hamburg her und na ja uns fehlt eine Begleitperson. Zu Dritt ausgehen ist irgendwie nicht okay.“ „Ist sie hübsch?“ fragte Tom. Semir zuckte nun mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich kenne sie noch nicht. Aber wenn sie nur halb so gut aussieht wie Andrea, wäre das doch auch was, oder?“ Tom grinste Semir an. „Ach ja, Tom. Die Schwester von Andrea kommt gleich hier her. Dann kannst du dir ja ein Bild machen.“ „Nun gut. Ich sage den Videoabend allein ab. Ich komme mit aber nur weil ich nicht will, dass du überfordert wirst. Zwei Frauen sind eindeutig zuviel für dich.“ Semir grinste nun auch. „Na das wird ein lustiger Abend.“


    Tatjana war ungefähr 5 Km von der PAST entfernt, als ein alter gelber Mercedes neben ihr fuhr. Er hielt ihre Geschwindigkeit. Sie dachte noch, wieso fährt der nicht schneller. Sie drehte sich zu ihm und erschrak. Es war ihr Mann, Uwe, vor dem sie geflohen war, und die Scheidung eingereicht hatte. Wie hatte er sie so schnell gefunden. Sie war wieder da, die Angst, die sie versucht hatte zu unterdrücken. Sie achtete kurz auf den Verkehr und sah, das Hinweisschild auf die Polizeistation. Noch 1 Km. Sie setzte den Blinker und fuhr auf den Parkplatz der Station. Ihr Mann versuchte ebenfalls noch abzubiegen, doch zum Glück nahm der Verkehr nun zu, so dass er weiterfahren musste, so glaubte sie. Tatjana hielt auf dem Parkplatz vor der Station und atmete tief durch. Sie sah sich noch einmal um nur um sicher zu gehen, das Uwe tatsächlich nicht auf diesem Parkplatz steht. Er war nicht da. Sie stieg aus und ging auf die Tür zu. Auch hier drehte sie sich um, und dann sah sie, dass der gelbe Mercedes doch dort stand. Sie ging schnell in das Gebäude. Vor einem Schreibtisch saßen zwei Beamte. Der eine erhob sich und kam auf sie zu. „Guten Tag, Was kann ich für Sie tun?“ fragte dieser. Tatjana sah ihn an. „Ich möchte zu Frau Schäfer, bitte.“ „Einen Augenblick,“ und nach hinten rief er „Andrea! Hier ist Besuch für dich.“ Andrea sah auf. Ihre Augen fingen an zu glänzen. „JANA!“ Sie stand auf und lief auf die Besucherin zu. Tatjana lief ebenfalls zu ihr. Sie umarmten sich und Andrea merke, dass Tatjana zitterte. „Was ist denn?“ fragte Andrea sie. „Andy, er ist hier. Er ist hinter mir her. Jetzt steht er draußen auf dem Parkplatz mit seinem gelben Mercedes.“ „Uwe?“ fragte Andrea. Tatjana nickte. Andrea ging zum Fenster. Sie sah den gelben Mercedes direkt. „Dieter, Hotte, könntet ihr mir einen Gefallen tun?“ fragte sie in den Raum. „Was gibt es denn Andrea?“ fragte Hotte. „Kommt mal zum Fenster.“ Sie kamen. „Der gelbe Mercedes ist mit einem Mann besetzt. Es ist der Mann meiner Schwester Jana. Dieser Typ verfolgt sie, prügelt sie, sperrt sie ein und noch viele Dinge mehr. Deshalb ist sie geflohen. Hierher. Und nun ist der auch hier. Könnt ihr ihn man checken?“ „Na klar. Solche Kerle haben wir gefressen.“ Hotte und Dieter gingen auf den Parkplatz. Doch kaum waren sie fast auf Höhe des Mercedes, gab der Fahrer auf einmal Gas und verließ den Platz.


    „Beruhige dich erst einmal.“ Andrea nahm Tatjana in den Arm. Tatjana konnte nicht anderes, sie weinte. „Andy, ich bin extra weit gefahren, und nun hat er mich schon gefunden. Was soll ich nur tun. Er hat mir gesagt, wenn ich mich scheiden lasse, dann wird er mich töten. Ich kenne ihn, er macht das wahr.“ „Das wird er nicht. Ich und meine Freunde werden auf dich aufpassen.“ Wie es immer passiert kamen Tom und Semir gerade ins Büro. „Und da sind zwei meiner besten Freunde. Jungs, das ist meine Schwester Jana.“ stellte Andrea Tatjana vor. „Andy bitte, ich habe total verheulte Augen.“ sagte Jana verlegen. „Ach quatsch. Semir und Tom. Die besten Freunde und größten Chaoten der Autobahn.“ Tom und Semir sahen sie an und begrüßten Jana dann lachend. „Glauben Sie ihrer Schwester nichts. Wir sind die nettesten Typen der Autobahn“ Tatjana konnte nun auch lachen. Sie reichte den beiden die Hand. Allerdings hielt Tom ihre Hand länger fest. Er sah sie an. „Hey Tom, lass mal wieder los.“ sagte Andrea lachend. „Darf man den Grund erfahren, warum es hier Tränen gibt“ fragte Semir in seiner unbeschwerten Art. Andrea sah ihn an und nickte dann „Ihr Mann, von dem ich ja schon erzählt habe, ist ihr bis hier gefolgt. Er hat sie bedroht. Mit dem Tod, wenn sie die Scheidung durchzieht.“ Tom sah Andrea erstaunt an. Anscheinend hatte Semir ihm nicht alles erzählt. Er sah Tatjana an und musterte die Frau. Sie hatte blaue Augen, schwarze stufig geschnittene Haare, ein markantes Gesicht mit einem leicht gebräunten Teint. Eine sehr schöne Frau. „Warum verfolgt?“ fragte er. „Das erzähle ich dir im Büro.“ Semir zog ihn am Ärmel. Sie gingen beide ins Büro. Semir schloss die Tür. „Hey die ist auch nicht schlecht, was.“ stellte Semir fest. Tom nickte. „Also was hat das mit ihrem Mann auf sich?“ fragte er. „Ihr Mann ist ein brutales Schwein. Er schlägt sie, wenn das Essen nicht fertig ist, oder die Wäsche falsch im Schrank liegt. Wenn sie mit fremden Männern spricht usw. Deshalb will sie sich scheiden lassen. Sie wohnt für diese Zeit bei Andrea, damit sie sich einwenig sicher fühlt.“ Tom sah ihn an. „Wie kann ein Mann so krank sein, und so ein schönes Geschöpf misshandeln?“ fragte er in den Raum. Semir sah ihn erstaunt an. Solche Worte von Tom zu hören, konnte nur eins bedeuten. Tom war verliebt. „Moment Mal, Tom. Noch ist sie verheiratet.“ „Ach na und. Anscheinend ist ihr Mann ein Schwein und Arschloch. So eine Frau hat etwas anderes verdient. Und heute Abend werde ich sie von diesem Typen ablenken. Sie wird gar nicht mehr an ihn denken.“ Semir grinste. Tom ist tatsächlich verliebt. Er hat anscheinend den gleichen Geschmack wie Semir. Und die beiden Schwestern sahen sich sehr ähnlich. Außer der Haarfarbe.


    „So, da wären wir,“ sagte Andrea als sie nach Feierabend mit Tatjana nach Hause gefahren ist. „Schön hast du es.“ meinte Tatjana als sie die Wohnung betraten. „Bist du nun mit Semir zusammen, oder nicht?“ fragte sie ihre Schwester. Andrea wiegte den Kopf. „Mal ja, mal nein. Ich weiß es nicht so genau. Er ist ziemlich schwierig. Aber das auf eine so liebevolle Art, das es immer wieder zwischen uns funkt. Im Augenblick arbeiten wir mal wieder daran, zusammen zu kommen. Übrigens wir gehen heute Abend aus.“ Tatjana machte große Augen, Andrea merkte sofort, dass sie Angst bekam. „Wir, das heißt Semir, Tom, du und ich. Du wirst nicht allein sein. Glaube mir, die beiden Jungs passen so gut auf dich auf, das keiner an dich rankommt.“ versprach Andrea. Aus ihrer Stimme klang Zuversicht. Doch auf einem Mal schwang sie in Erinnerung. Wenn sie heute ihre Schwester so anschaute, konnte sie nicht glauben, dass die Frau vor ihr das vor Lebenslust und Freude sprühende Mädchen aus ihren Kindertagen war. „Hey. Schwesterlein. Du musst keine Angst haben. Uwe wird dir nichts tun. Und wenn ich arbeiten gehe, werde ich sehen, dass ich jemanden habe, der auf dich aufpasst. Okay? Ich spreche mit meiner Chefin. Sie wird sicher Hilfe wissen.“ Tatjana nickte. „Und morgen kommst du einfach noch einmal mit aufs Revier.“ bestimmte Andrea. Auch nun nickte Tatjana. Sie war es nicht mehr gewohnt Widerworte zu geben.


    Gegen 19.00 Uhr kamen Semir und Tom um die beiden Frauen abzuholen. Andrea und Tatjana sahen einfach umwerfend aus. Tom hielt den Frauen die Wagentür auf und sie stiegen ein. Es ging zunächst ins Kino, dann zum Essen in ein Restaurant. Es war ein sehr schöner Abend und Tatjana wünschte sich, dass ihr Leben nun wieder in geordnete Bahnen gelenkt wird. Ohne Gewalt. Mit einem Mann der sie wirklich liebt. Sie sah dabei Tom an. Dann erwischte sie sich bei dem Gedanken, dass dieser Tom, eigentlich der richtige Mann sei. Er sah sehr gut aus. Und wenn er lachte, war es ansteckend. Sie merkte dass sie in seiner Gegenwart, ihre Angst und ihre Sorgen vergessen konnte. In seiner Nähe fühlte sie sich wohl. Tom sah sie ebenfalls an. Andrea und Semir tanzten gerade. „Frau Berger,….“ „Nennen Sie mich Jana, und ich glaube wir sollten auch Du sagen, Tom.“ „Nun gut. Jana. Ja, Semir hat mir von ihren, ähhh… deinen Problemen erzählt. Na ja, ich finde es stark und mutig von dir, das du dich trennen willst, von diesem …..“ „….Schwein, meinst du, Tom. Nein das ist nicht mutig. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass ich den größten Fehler mache, wenn ich mich Scheiden lasse. So gerne ich wieder leben will. Aber wenn die Scheidung vollzogen ist, dann bin ich …. Nein ich bin schon jetzt in großer Gefahr. Mein Mann hat mich bis zum Revier verfolgt. Ich wette er ist auch schon dahinter gekommen, das ich mit meiner Schwester, dir und Semir ausgegangen bin. Ich würde mich nicht wundern, wenn er auf einmal an den Tisch kommt und mich vor dir und den anderen Gästen zusammenschlägt.“ „Das wird er bestimmt nicht.“ sagte Tom. Sie tranken Brüderschaft und küssten sich. Andrea und Semir kamen zurück an den Tisch. Sie sahen die beiden an und dann sich. „Ist hier irgend-etwas passiert, was ich wissen sollte?“ fragte Andrea und schaute von ihrer Schwester zu Tom. „Wir haben Brüderschaft getrunken und den Bruderkuss…“ versuchte Tatjana zu erklären. „Das mit dem Kuss habe ich gesehen“, lachte Andrea. „Dann sollten wir aber auch, Bruderschaft trinken“ meinte Semir. Andrea sah ihn an. „Sicher, warum nicht.“ meinte Tatjana und füllte die Gläser, als sie plötzlich innehielt. Ein Mann kam auf sie zu. „Da…. Ist….er“ stammelte sie. Tom drehte sich um. „Wo?“ fragte er. Auch Andrea und Semir sahen sich sofort um. Tatjana zitterte am ganzen Körper.


    Da trat auch schon ein Unbekannter an den Tisch. „Hallo Jana, meine Liebe. Hättest du die Güte nun mit mir nach Hause zu kommen.“ Andrea stellte sich sofort vor Tatjana. „Uwe, mein lieber netter Schwager. Du solltest besser sofort verschwinden.“ „Willst du Schlampe mir irgendwelche Vorschriften machen?“ fragte Uwe. Doch nun hatte er auch Tom und Semir entdeckt. Auch sie stellten sich nun so, dass er nicht an Tatjana rankam. „Meine Herren, ich glaube Sie haben mit dieser Sache nichts zu tun. Ich werde meine Frau nun mitnehmen!“ bestimmte Uwe. „Das glaube ich weniger! Sie werden nun dieses Restaurant verlassen, allein!“ sagte Tom bestimmend. Semir nickte zustimmend. Uwe sah die beiden an. Der Blick der beiden verriet ihm, dass es besser ist, sich davon zu machen. Doch bevor er ging sagte er noch zu Tatjana: „Glaube ja nicht, das die beiden dich ständig beschützen können. Auch deine Schwester nicht. Ich bekomme dich und dann kannst du dich auf eine gehörige Prügel gefasst machen. Ich kann mit dir machen, was ich will. Du gehörst mir. Vergiss das nicht!!!“ Er ging. Tom und Semir sahen sich an. Dann wanderte ihr Blick zu Tatjana. Sie weinte und Andrea hielt ihre Schwester im Arm. „Tja, soweit der Abend. Wir sollten besser fahren.“ meinte Semir. Tom nickte zustimmend und auch die Frauen waren dafür. Sie stiegen alle ins Auto und fuhren zu Andrea. „Ich halte es für keine gute Idee, dass ihr beiden alleine bleibt. Dieser Typ weiß mit Sicherheit, wo du wohnst, Andrea. Wir also Tom und ich sollten bei euch bleiben. Wir könnten im Wohnzimmer schlafen.“ Andrea sah von einem zum anderen. Sie konnte dem nur zustimmen, denn dieser Uwe war gefährlich. Ihre Schwester war ein wahres Nervenbündel. Sicher würde sie sich wohler fühlen, wenn die beiden bei ihr sind. „Gut. Ihr werdet heute Abend auf uns aufpassen. Und morgen werde ich mit Tatjana bei den Kollegen eine Anzeige aufgeben. Es geht doch nicht, dass dieser Mistkerl Jana so drohen kann. Und wir sind Zeugen, das er es getan hat.“ Semir und Tom nickten.


    Am nächsten Morgen fuhren alle vier gemeinsam zum Revier. Tatjana und Andrea gaben ihre Anzeige auf. Doch die Kollegen meinten, dass es nicht einfach sein wird, Tatjana den ganzen Tag zu schützen. „So und nun gehen wir zur Chefin. Vielleicht weiß sie Rat.“ meinte Andrea und zog Jana mit zu Frau Engelhardt. Sie telefonierte gerade als die Frauen eintraten. Das Gespräch dauerte nur kurz und als sie auflegte sagte sie: „Hallo, Frau Berger. Fein dass ich Sie auch kennen lernen kann. Wie gefällt es Ihnen in Köln?“ „Danke, Köln ist eine schöne Stadt. Schade nur, das ich es nicht genießen kann.“ „Warum denn nicht?“ Andrea erklärte kurz warum ihre Schwester bei ihr war und was gestern vorgefallen war. „Ich glaube unsere Möglichkeiten, das er hier nicht an Sie rankommt ist sehr groß. Ich kann zwar nicht direkt einen Mann zum Schutz abstellen, aber ich denke Semir und Tom werden auf Sie ein Auge haben. Und so lange Sie hier sind, können Sie mit Andrea jeden Tag herkommen. Ich habe nichts dagegen. Was machen Sie den beruflich, wenn ich fragen darf?“ „Ich bin … nichts.“ sagte Tatjana. „Sie hat mal als Physiotherapeutin gearbeitet, aber das war vor der Hochzeit.“ sagte Andrea Frau Engelhardt nickte. Sie sah bedenklich auf Tatjana. „Nun, ich denke, Sie könnten sich hier in der Kantine vielleicht einwenig nützlich machen, wenn Sie wollen?“ „Gern.“ Sie rief Hotte rein. Er kam und sie sagte ihm, er sollte Tatjana in die Kantine bringen. Er nickte und nahm Tatjana mit. Andrea wollte gerade das Büro der Chefin verlassen, als Frau Engelhardt sie zurück rief. „Andrea, Ihre Schwester ist in einer sehr kritischen seelischen Verfassung. Sie braucht dringend professionelle Hilfe.“ „Ich weiß, Chefin. Aber solange die Scheidung nicht durch ist, wird es nichts helfen. Die Scheidung steht für nächste Woche an. Ich werde sie bis dahin nicht allein lassen. Und ich glaube, Tom auch nicht.“ „Tom? Was hat Tom denn damit zu tun?“ wollte die Chefin wissen. „Ich glaube Tom hat sich in meine Schwester verliebt.“ meinte Andrea
    „ Na dann ist sie ja in guten Händen.“ meinte die Chefin nur.

    Die nächsten Tage verliefen ohne Vorkommnisse. Tatjana und Andrea waren jeden Tag im Revier und der Scheidungstermin rückte immer näher. Das neue Arbeitsfeld gefiel Tatjana immer mehr, und sie wurde wieder selbstsicherer. Das fiel sofort auf. Auch die Beziehung zu Tom wurde immer intensiver. Tom brachte Blumen mit, ging mit ihr aus, wenn er Zeit hatte. Die Freizeit verbrachten die beiden immer zusammen. Andrea merkte wie ihre Schwester auflebte und freute sich für sie. Dann war der Tag der Scheidung da. Tatjana musste ihrem Mann entgegentreten. Andrea hatte an diesem Tag frei um ihre Schwester beizustehen. Es sollte eine Härtefallscheidung geben. So forderte es der Anwalt von Tatjana. Sie musste vor Gericht schildern, was ihr Mann ihr antat bzw. angetan hatte. Es lagen etliche Gutachten über die Verletzungen der Vergangenheit vor. Und für die Drohungen der vergangenen Zeiten waren Semir, Tom und Andrea als Zeugen geladen. Nach einer kurzen Beratung hielt auch der Richter eine Härtefallscheidung für notwendig. Als die Verhandlung zu Ende war, merkte man Tatjana die Erleichterung an. Sie sprang Tom regelrecht in die Arme und küsste ihn. Auch Tom drückte sie fest an sich. Doch dann kam der Exmann an die beiden ran getreten. „ Gut, du hast es getan. Aber damit wirst du mich nicht los sein. Dein neuer Stecher hier, wird dich nicht schützen können. Keiner nimmt dich mir weg.“ Nun war Tom es, der das Wort ergriff: „Pass mal auf du Arsch. Wenn du nicht sofort die Finger von meiner Freundin lässt, wirst du mich kennen lernen. Klar!“ Uwe sah ihn an. Er war es gar nicht gewohnt, dass ihm einer widersprach. Bisher hatte er die Oberhand. Doch er verließ das Gebäude. Tom nahm Tatjana in den Arm und beide verließen vor Andrea und Semir das Gebäude. Die beiden kamen erst fünf Minuten danach. „Was machst du denn nun, mit deiner neuen Freiheit?“ wollte Semir wissen, als sie zum Essen im Restaurant zusammen saßen. „Als erstes werde ich meinen Mädchennamen wieder annehmen. Mit den Titel Berger will ich endgültig abschließen.“ sagte Tatjana voller Überzeugung. „Na Toll, zwei Schäfer im Revier“, lachte Semir. Alle glaubten, dass der Alptraum zu Ende war. Besonders für Tatjana. Doch das war ein Trugschluss.

    Schon am nächsten Tag, ging der Terror los. Ständig klingelte das Telefon von Tatjana. Sie bekam Drohbriefe und jeder konnte sich denken von wem diese waren. Andrea kam in die Kantine und bestellte das Essen. Dann winkte sie ihre Schwester zu sich ran. Für Tatjana hatte ein neues Leben angefangen. Sie war in der Kantinenbesetzung der Polizeistation bereits fest integriert. Sie fühlte sich sehr wohl. Alle waren sehr nett zu ihr. Doch am meisten freute sie sich, wenn Tom zu ihr kam. Er war so aufmerksam und fürsorglich. Wie können Männer nur so unterschiedlich sein. Ihre Gedanken schweiften in ihre Ehe und den in dieser Zeit vorgekommenen Misshandlungen. „Jana?“ rief sie ihre Kollegin aus ihren Gedanken. „Ja?“ „Kennst du den Mann, der eben rein gekommen ist?“ fragte Lisa. Tatjana sah auf und erschrak. „Verdammt. Wie kommt der denn hier her“ sagte sie und schaute ihre Kollegin an. „Lisa, das ist mein Exmann.“ Lisa erschrak nun auch. Sie hatte von Tatjana bereits schon gehört, wie der Exmann sie drangsaliert hat. „Ich hole Hilfe. Versteck dich in der Küche. An Fritz kommt er nicht vorbei.“ Tatjana nickte und lief in die Küche. Fritz war der Koch. Er war ein Bär von Mann. Doch so stark wie er aussah, so rücksichtsvoll war er auch. Tatjana hatte am Anfang mal allen von ihrer Höllischen Ehe erzählt und dieser Fritz hat fast geweint. „Fritz! Bitte hilf mir, mein Exmann ist in der Kantine und sucht mich.“ rief sie verzweifelt. Die Tränen liefen wieder. Fritz schaute kurz hoch und kam direkt auf sie zu. „Kleines. Nur keine Angst. Hier hat er keine Chance. Max, Paul sie braucht uns.“ sagte er nur und schon kamen die beiden anderen Köche ebenfalls nach vorn. In diesem Augenblick trat Uwe in die Küche. Die Männer hatten einen Schutzkreis um Tatjana gebildet. „Sie haben hier nichts zu suchen. Verlassen Sie sofort die Küche!“ brüllte Fritz Uwe an. Der sah, dass seine Exfrau im Kreis stand. „Los du Schlampe. Komm raus!“ brüllte er. Er sah sehr wohl, dass jeder der Köche anscheinend ihm körperlich überlegen war, doch in seinem Hass war er uneinsichtig.


    „Tom!!!“ schrie Lisa, als sie die Tür zum Büro von Tom und Semir aufstieß. „Jana, ihr Ex ist hier in der Kantine. Er will sie holen. Komm Bitte!!!“ Tom sprang vom Stuhl auf und auch Semir war sofort auf den Beinen. Sie rannten in die Kantine. Als sie dort ankamen, lag Uwe bereits am Boden. Er hatte ein Messer in der Brust. Tom kniete sich zu ihm runter und fühlte den Puls. Dann sah er zu den Männern, die um ihn herumstanden, und schüttelte den Kopf. „Wer…?“ fragte er nur. Fritz sah ihn an und zeigte mit dem Kopf auf Jana. „Sie wollte an uns vorbeirennen, doch er hatte sie an den Haaren, bevor wir eingreifen konnten. Sie griff nach einem Messer, was dort lag und stach zu. Tom! Es war Notwehr, wirklich. Sie war in Panik.“ Semir und Tom sahen sich an. Tatjana kam auf sie zu. „Ich…. Ich habe …. mich nur gewehrt. Das müsst ihr mir glauben. Er wollte mich umbringen.“ weinte sie. Tom erhob sich und nahm Tatjana in den Arm um sie zu trösten. Semir griff nach seinem Handy und rief die Spurensicherung. Er musste diesen Fall so behandeln wie jeden anderen.


    Andrea rannte, als sie hörte, was sich in der Kantine abgespielt hatte direkt hin. Sie sah, das ihre Schwester, die verhört wurde. Sie ging direkt hin. „Jana, bist du okay?“ fragte sie und sah ihre Schwester besorgt an. Jana nickte. „Ich ….. habe… ihn getötet, Andy. Ich habe….“ versuchte sie sich zu erklären. Andrea nahm sie in den Arm. „Scht. Schon gut. Ich helfe dir.“ Sie sah zu Tom und Semir. Die beiden kamen zu ihr. „Und nun?“ fragte sie. „Andrea… du weißt doch wie wir handeln müssen. Wir müssten Jana eigentlich verhaften. Es war….“ sagte Semir. Andrea nickte. Sicher, die beiden mussten ihren Job erledigen. Nun kam auch Frau Engelhardt zum Ort des Geschehens. „Was ist hier passiert?“ fragte sie. „Meine Schwester hat ihren Mann in Notwehr getötet.“ sagte Andrea. „Chefin, es war sicher Notwehr. Das sagen die Zeugen eindeutig aus. Er hat versucht, sie hier rauszuholen, sie an den Haaren gezerrt. Vor Angst hat sie ein Messer gegriffen, und zu gestochen. Sie traf genau ins Herz. Er war sofort tot.“ erklärte Semir, der die Zeugenaussagen aufgenommen hatte. „Nun, dann sollte alles klar sein. Aber ihr wisst, dass wir den offiziellen Weg gehen müssen. Es gab ein Tötungsdelikt, es gibt eine Täterin und so leid es mir tut, wir müssen sie verhaften.“ Andrea nickte. Tom kam nun auch mit Jana zu den anderen. Jana war aufgelöst. „Bin ich verhaftet…?“ fragte sie schluchzend. Andrea nickte. „Aber du musst keine Angst haben. Es wird sicher nicht lange dauern. Die Zeugen sagen eindeutig, dass es Notwehr war. Also Kopf hoch, Jana.“ versuchte Andrea ihre Schwester zu beruhigen. Doch so ganz gelang es ihr nicht. „Ich werde den Fall beschleunigen. Die Anhörung sollte spätestens morgen sein. Und da ich weiß wo Sie sind, werden Sie nicht eingesperrt, Tatjana. Sie dürfen die Stadt nicht verlassen. Andrea, Semir und Tom. Sie werden mir dafür garantieren!“ sagte Frau Engelhardt. Die drei nickten dankbar. Jeder hier fühlte mit Jana. Sie war ein Opfer der Gewalt.


    Schon zwei Tage später war die Anhörung. Jana wurde von Tom zum Haftrichter geführt. Richter Berger, trug den gleichen Namen wie ihr Exmann, Uwe Berger. Er sah die Akten an und sagte dann zu Jana: „Schildern Sie bitte den Vorgang, Frau Berger.“ „Schäfer… mein Name ist Schäfer, Herr Richter.“ berichtigte Jana, und dann weiter:“ Ich hatte meine Arbeit an diesem Morgen ganz normal aufgenommen. Gegen 10. 00 Uhr machte meine Kollegin Lisa mich darauf aufmerksam, das ein ihr fremder Mann die Kantine betreten hatte. Ich sah ihn an und erkannte meinen Exmann, Uwe Berger. Lisa rannte los und holte Hilfe, während ich zu meinen Kollegen in die Küche flüchtete. Meine Kollegen in der Küche versuchten mir zu helfen, doch es war einfach nicht möglich. Ich bekam Angst und wollte raus rennen. Allerdings kam ich zu sehr in die Nähe von meinem Ex. Er griff in meine Haare und wollte mich daran aus der Küche zerren. Wissen Sie, er war schon immer sehr brutal, deshalb habe ich mich scheiden lassen. Aber damit fing die Hölle erst an. Er stellte mir nach, schrieb E-Mails, Drohbriefe, terrorisierte mich mit Anrufen und bedrohte mich im Restaurant vor meinen Freunden. Ich geriet in Panik in der Küche. Links von mir lag ein Messer. Ich griff es und dann….stieß… ich zu.“ Der Richter sah sie an. „Frau … Schäfer, ich habe die Akte vom Familiengericht hinzu gezogen. Dort sind die Taten meines Namensvetters verzeichnet. Danach sind Sie bereits mehrere Male von ihm krankenhausreif geprügelt worden. Allerdings, sind Sie immer wieder zu ihm zurückgegangen. Warum haben Sie sich nicht schon vorher von ihm getrennt?“ „Ich hatte die Kraft dazu nicht. Doch hier in Köln, habe ich Freunde gefunden, die mich und nicht ihn unterstützt haben. Das gab mir die Kraft, die Scheidung hier durch zu führen. Doch er hat mich einfach nicht in Ruhe gelassen. Ich habe mich doch nur gewehrt.“ Der Richter sah sie mitleidig an. Dann wurde sie raus geführt und die Zeugen wurden vernommen. Alle bestätigten die Aussage von Jana und so blieb dem Haftrichter nichts anderes übrig, als Jana von den Tatvorwürfen des Mordes freizusprechen und als sie wieder rein geführt wurde sagte er: „Frau Schäfer, laut den Zeugenaussagen waren Sie in einer Notsituation. Auch die Staatsanwaltschaft kommt zu dem Schluss, dass Sie in Notwehr gehandelt haben. Selbst wenn Sie vielleicht mit dem Messer gezielt das Herz getroffen haben, so kann Ihre die Schuld nicht erkannt werden. Deshalb kommen die Staatsanwaltschaft und ich zu dem Urteil, dass Sie rein aus Selbstschutz gehandelt haben. Sie sind freigesprochen.“ Jana liefen Tränen der Erleichterung über die Wangen. Tom nahm sie in den Arm und auch Semir und Andrea kamen auf sie zu. „Nun ist das Kapitel endgültig abgeschlos-sen.“ sagte Semir. Dem konnten alle nur zustimmen.


    Die Beerdigung fand in Hamburg statt. Für Jana jedenfalls war dies die Möglichkeit mit der Familie Berger zu brechen. Sie fuhr in Begleitung von Tom, Semir und Andrea hin. Als sie am Grab stand, wurde sie von den Familienmitgliedern kühl begrüßt. Die Mutter von Uwe trat an sie heran und sagte: „Mein Kind. Jana wenn du nur etwas gesagt hättest. Ich wusste nicht, dass du genauso leiden musstest wie ich. Doch im Gegensatz zu dir, hatte ich nie den Mut dagegen etwas zu tun. Ich hatte so gehofft, dass Uwe anders ist, als sein Vater. Aber anscheinend war er noch schlimmer. Was musstest du für eine Hölle durchleben. Aber du sollst wissen, dass du immer zu mir kommen kannst. Ich verzeihe dir. Und eigentlich sind wir doch eine Familie. Seit dem Tod von Uwes Vater kann ich endlich wieder leben. Und das wünsche ich dir auch. Nur lass den Kontakt zwischen dir und mir nicht abbrechen.“ Jana umarmte ihre ehemalige Schwiegermutter. „Ich werde mich bestimmt bei dir melden. Nur lass mir bitte Zeit, diese Geschehenisse zu vergessen.“ Die Mutter nickte.


    Nach der Beerdigung zog Tatjana ganz nach Köln. Sie fand eine Wohnung und auch einen Job in ihrem Beruf. Ihre Beziehung mit Tom hielt an. An einem Abend, als sie wieder einmal mit Semir, Andrea und Tom ausging, sah man ihr die Strapazen der Vergangenheit nicht mehr an. Sie war wieder das Mädchen, das Andrea aus der Kinderzeit kannte. Lebenslustig, froh und selbstsicher. Andrea nahm die Veränderung ihrer Schwester schnell war. Jana ging eine Zeit lang zum Therapeuten. Dieser half zumindest die seelischen Wunden zu heilen. Alles andere wird mit der Zeit vergehen. Andrea sah zu Tom und auch er war sehr glücklich. Er und Jana passten gut zusammen. Und es würde sie nicht wundern, wenn es etwas Ernsteres wäre. Sie hatte Jana noch nie so glücklich gesehen, wie in diesem Augenblick.


    Ende

    Drogenmafia


    A 3 in Richtung Leverkusen. Parkplatz: Zwei Fahrzeuge waren am Rand des Parkplatzes abgestellt. Aus dem ersten Fahrzeug ein grüner Audi stiegen drei der vier Männer aus und gingen auf den weißen Mercedes zu. Auch aus diesem stiegen nun zwei der drei Männer aus. Beide Gruppen liefen auf einander zu und reichten sich die Hand. Einer der Männer aus dem Audi übernahm von den anderen einen schwarzen Lederkoffer, öffnete ihn und nahm eine Tüte mit weißem Pulver daraus. Er riss das Tütchen auf und kostete mit dem kleinen Finger die Ware. „Guter Stoff.“ sagte er kurz und winkte dann einen seiner Freunde zu sich. Auch dieser trug einen schwarzen Lederkoffer. Nun öffnete einer der Männer aus dem Mercedes diesen und sah kurz hinein. Er blicke nur einen Augenblick auf das Geld was dort eingelagert war. Der Koffertausch fand statt und die Männer stiegen jeweils in die Fahrzeuge mit denen sie dort angekommen waren und verließen den Parkplatz.


    „Nein wirklich, Tom. Es ist nervig ständig allein in der Bude zu sein. Ich werde mit Andrea zusammen ziehen. Wir sind jetzt schon seit drei Jahren ein Paar und wir finden beide, das es Zeit wird gemeinsam zu wohnen.“ „Semir. Eine tolle Idee. Ich finde, ihr passt sehr gut zusammen. Allerdings, wenn ich sehe wie ihr die drei Jahre zusammen ward, auseinander ward, und wieder zusammen ward, befürchte ich, das ihr besser daran tätet, wenn die Wohnung zwei Eingänge hat.“ meinte Tim grinsend. „Klar für dich ist es wieder lustig. Wir sind grundver-schieden. Aber wie sagt der Volksmund: GEGENSÄTZE ZIEHEN SICH AN.“
    „Zentrale an Cobra 11“ kam es aus dem Äther, bevor Tom eine passende Antwort geben konnte. „Cobra 11 hört“, sagte er. „Tom, auf der A3 in Höhe des Parkplatzes Eifeltor hat es einen Unfall gegeben. Vermutlich ist Drogeneinfluss die Unfall-Ursache. Fahrt bitte hin und kümmert euch darum. Ende“ „Verstanden und Ende“ Tom hängte das Mikro ein und meinte dann zu Semir „Na dann, Romeo, drück auf die Tube“ Semir sah ihn an und schnitt eine Grimasse. An der Unfallstelle angekommen, sahen beide dass mehrere Fahrzeuge sich überschlagen hatten. Feuerwehr und die Kollegen waren ebenfalls schon da. Tom und Semir stiegen aus. „Tom! Semir! Gut das ihr da seid. Hier ist die Hölle los. Der grüne Audi da vorne hat den weißen Mercedes überholt. Nach Zeugenaussagen wurde dann von dem Audi aus geschossen, der Mercedes überschlug sich kurz danach und dass ist das Ergebnis. Im Mercedes saßen zwei Mann. Beide tot. Der Audi war mit drei Mann besetzt davon sind zwei tot und der Fahrer ist mit ein Paar Schrammen davon gekommen. Das…“ Hotte hob den Koffer, den er die ganze Zeit getragen hatte, öffnete ihn und zeigte Semir und Tom den Inhalt,…haben wir im Audi gefunden. Semir und Tom staunten nicht schlecht. In dem Koffer befanden sich fast 200 Kilo Kokain. „Das reicht ja für drei Großstädte“, meinte Semir.

    In einen Nachtclub der Kölner Innenstadt, traf sich eine Handvoll von sehr gut gekleideten Herren. Sie setzten sich an einem Tisch und begrüßten sich. „Das Geschäft ist nicht korrekt über die Bühne gegangen, meine Herren. Unser Kurier war in einem Unfall verwickelt, als er den Lieferanten das Geld wieder abnehmen wollte. Zwei gute Männer sind tot. Geld und Stoff sind bei der Polizei. Wir stehen mit leeren Händen da. Vorschläge, wie wir das ändern können?“ fragte einer der Männer. „Wir müssen uns den Stoff und das Geld wiederholen. Bei welcher Polizei ist das?“ „Autobahnpolizei Köln. Dort wird der Fall von zwei alten Bekannten bearbeitet. Gerkhan und Kranich.“ „Ausgerechnet die beiden. Die haben mir schon etliche Geschäfte versaut. Wenn die auf unsere Spur kommen, dann wird es für uns alle gefährlich.“ „Ja wenn. Das sollten wir verhindern. Die Frage ist nur wie?“ „Ich werde mir was überlegen. Am besten rufe ich dich morgen an und besprechen alles.“ Die Männer trennten sich.


    Semir saß bereits an seinem Schreibtisch, als Tom in das gemeinsame Büro kam und mit einer Akte wedelte. „Semir, ich habe die Untersuchungsergebnisse. Also. Beim Mercedes wurden die Reifen zerschossen. Dadurch verlor der Fahrer die Kontrolle und geriet an die Leitplanke. Dann der übliche Weitergang. Die Nachfolger konnten nicht mehr rechtzeitig abbremsen und fuhren in die Unfallstelle. Der Audi wollte wohl noch schnell vorbei huschen, wurde jedoch dann durch rum fliegende Trümmerteile getroffen und überschlug sich ebenfalls. Der Audi ist auf einen alten Bekannten von uns zugelassen. Peter Bauer.“ „Peter Bauer? Der Drogendealer, den wir vor zwei Jahren das Geschäft seines Lebens, wie er es nannte versaut haben?“ „Genau der. Und er ist auf freiem Fuß. Seit genau drei Wochen.“ „Tja, dann würde ich sagen wir fahren mal zu ihm und fragen ihn.“ Semir schnappte sich seine Jacke und verließ mit Tom das Büro. „Andrea, hast du die Adresse von Peter Bauer?“ fragte Semir im vorbei gehen. Andrea hielt ihm bereits einen Zettel hin und meinte nur kurz „Klar doch.“ Semir und Tom stiegen in Semirs Wagen und fuhren los. Das Ziel war Friesenplatz 118.


    Peter Bauer, war bereits in seiner Wohnung am Koffer packen. Er wollte so schnell wie möglich verschwinden. Das Telefon klingelte. „Ja!“ meldete er sich. „Hör zu, ich weiß dass die Bullen zu dir unterwegs sind. Am besten verschwindest du so schnell du kannst.“ Es klickte. Das Gespräch war beendet. Peter raffte schnell noch einige Sachen zusammen und wollte gerade die Wohnung verlassen, als es an der Tür klingelte. Er schlich zur Tür und schaute durch den Spion. „Mist“ fluchte er verhalten, als er sah wer vor der Tür stand. Es waren Semir und Tom. Er rannte so leise er konnte ins Wohnzimmer und nahm dort seine Waffe aus dem Versteck. Anschließend ging er auf den Balkon und verließ die Wohnung über die Feuerleiter, die an seinem Balkon vorbei führte.


    Semir und Tom klingelten noch einmal an der Tür von Peter Bauer. Doch anscheinend war niemand da. Semir sah Tom kurz an und dieser nickte. Semir zückte seine Kreditkarte und knackte kurzerhand das Türschloss. Beide zogen ihre Waffe und sich gegenseitig Deckung gebend durchsuchten sie die Wohnung. Schon auf dem ersten Blick sahen sie, dass der Bewohner Hals über Kopf geflohen ist. Semir und Tom durchsuchten die Wohnung, mussten jedoch ohne Ergebnisse wieder abziehen. „Verdammt, der ist wohl gewarnt worden.“ meinte Semir und wollte gerade die Wohnung verlassen, als ihm ein Zettel auffiel, der neben dem Telefon lag. Er nahm diesen Zettel und steckte ihn erst einmal ein. Dann lief er hinter Tom her, der bereits das Haus verlassen hatte. Die beiden stiegen ins Auto und Tom nahm das Mikro in die Hand. „Cobra 11 an Zentrale“ „Zentrale hört“ kam es von Andrea zurück. „Andrea setzt bitte den Bauer zur Fahndung aus. Der ist uns leider entwischt.“ „Verstanden. Ende“ Tom hängte das Mikro ein und sah dam Semir an. „Und nun?“ „Keine Ahnung. Wir sollten uns man die alte Akte nehmen und vielleicht finden wir dann einen Hinweis wo dieser Bauer sein könnte.“ Tom nickte. Semir hatte Recht, was anderes konnten sie nichts tun. Also fuhren sie wieder zum Revier zurück.


    „So. Ich habe eine Idee, wie wir uns die beiden Bullen vom Hals halten können.“ „Und wie? Die haben schon Bauer einen Besuch abgestattet.“ „Nun. Einfache Sache. Wir schnappen uns einen von denen und zwingen so die anderen Still zu halten.“ „Na ganz tolle Idee. Und wo sollen wir uns einen der beiden schnappen? Wo sollen wir den verstecken? Und vor allem wen sollten wir von den Beiden uns krallen?“ „Ich glaube am wenigsten Stress hätten wir mit Gerkhan. Der ist klein und kann sich wahrscheinlich weniger wehren als dieser Kranich. Verstecken könnten wir ihn in der alten Fabrikhalle in Frechen. Dort ist ein alter Bunker mit Gitter versehen. Da können wir eine Zelle einrichten, damit er sich wie zu Hause fühlt. Ha Ha. Zum Wie hätte ich auch schon eine Idee. Und zwar: Ich rufe ihn an und verklickere ihn, das ich etwas über das Rauschgift vom Parkplatz weiß. Will am Telefon aber nichts sagen und will ihn allein treffen. Ich bestelle ihn in eine abgelegene Gegend und dann kassieren wir ihn mit drei Mann ein, betäuben ihn und bringen ihn dann in die Fabrik.“ „Gut tu das. Sag mir Bescheid wenn die Sache über die Bühne gegangen ist.“

    Semir war noch im Büro, obwohl es bereits 21.00 Uhr war. Tom war bereits gegangen, weil er verabredet war. Das Telefon klingelte und Semir meldete sich. „Sind Sie einer der Beamten, die den Rauschgiftfall von der A3 untersuchen?“ „Ja. Das bin ich.“ „Ich weiß einiges über diese Sache und kann Ihnen vielleicht helfen.“ „Was wissen Sie?“ „Nicht am Telefon. Ich will Sie treffen. Allein. Sagen wir in zwanzig Minuten auf dem Rastplatz in Höhe Rheidt.“ „Warum sagen Sie mir nicht am Telefon, was Sie wissen?“ „Entweder wollen Sie die Informationen oder nicht. Kommen Sie?“ „Okay. Wie erkenne ich Sie?“ „Ich werde wahrscheinlich der einzige sein, der auf dem Parkplatz steht.“ Es klickte. Semir legte auf und zog sich die Jacke an. Dann nahm er noch sein Handy zur Hand und rief Tom an. „Ja, ich bin’s. T´schuldigung das ich dich störe. Aber ich habe eben einen Anruf erhalten. Ein Mann behauptet, was über diese Rauschgiftsache vom Bauer zu wissen. Er will mich allein treffen und zwar auf dem Rastplatz bei Kilometer 64. Ich fahre da jetzt hin.“ „Semir pass bitte auf. Das könnte auch eine Falle sein. Du weißt wie brutal dieser Bauer ist.“ „Ja sicher. Aber ich denke schon, dass ich das Risiko eingehen kann.“ „Na gut. Dann hole mich ab. Ich komme mit.“ „Nee, bleib du mal bei der Verabredung und viel Spaß“ Semir beendete das Gespräch bevor Tom widersprechen konnte. Er setzte sich ins Auto und fuhr zum Treffpunkt.


    Auf dem Parkplatz stand tatsächlich nur das Fahrzeug des Anrufers. Semir stellte seinen BMW daneben. Er stieg aus und lehnte sich an sein Auto. Er wartete. Nach kurzer Zeit trat ein Mann auf ihn zu. „Gerkhan?“ „Ja, das bin ich. Sind Sie derjenige, der mich angerufen hat?“ fragte Semir. „Nein. Aber trotzdem kann ich Ihnen helfen.“ „Ach ja? Und Wie?“ fragte Semir und war irgendwie aufmerksamer als vorhin. Irgendetwas warnte ihn. „Ich sage Ihnen, was Sie tun. Sie tun es und bleiben am Leben. So einfach.“ lachte der Unbekannte und zog so schnell seine Waffe, das Semir nicht mehr reagieren konnte. Er starrte in die Mündung. „Was soll das?“ „Du wirst jetzt mit uns kommen, Gerkhan. Mach besser keine Schwierigkeiten. Das wäre sehr unangenehm für dich.“ Nun sah Semir noch zwei weitere Männer auf dem Parkplatz kommen. Die Mündung der Waffe zeigte auf seinen Magen. Er sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, leider aussichtslos. Gegen drei Mann hatte er kaum eine Chance, dennoch wollte er es versuchen. Er ging langsam rückwärts. Der Mann mit der Waffe folgte ihn. „Bleib stehen, verdammt.“ brüllte er. Die Gehilfen kamen nun um den Wagen von Semir herum und standen schnell in seinem Rücken. Semir drehte sich halb weg um diesen wieder frei zu bekommen. Doch er wusste von Anfang an, dass es sinnlos war. „Ich habe meine Kollegen informiert, über dieses Treffen. Die wissen genau wo ich bin.“ „Das mag sein, aber ich sehe hier niemanden, der dir hilft. Also mach es dir nicht allzu schwer.“ Er kam auf Semir zu. Dieser zuckte zurück. Ihm fiel kein Ausweg ein. Also blieb eigentlich nur die Flucht nach vorn. Er tat erst so, als ob er sich ergibt. Der Mann steckte seine Waffe ein und plötzlich stürmte Semir los. Es war unerwartet für den Mann und seine Helfer gewesen, doch die Verwirrung dauerte nicht lange an. Sie rannten hinter Semir her und bevor dieser im Wald verschwinden konnte, wurde er von zwei Mann eingeholt und zu Boden geworfen. Sie hielten ihn fest. Der dritte Mann kam nun ebenfalls. Sie zogen Semir hoch und drehten ihm die Arme auf den Rücken. Semir stöhnte kurz auf. Dann sah er, dass ein weiteres Fahrzeug auf den Parkplatz fuhr. Aber auch die Männer sahen das Fahrzeug. Der Mann, mit der Waffe, zog diese und presste sie Semir an den Hals. Einer der Helfer hielt mittlerweile Semir die Hand auf dem Mund. „Ich glaube nicht, dass du hier eine Leiche sehen willst. Also, du kommst jetzt mit und benimmst dich. Oder soll ich den Typen dort im Auto einfach erschießen?“ Semir sah ihn an und schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn. Er durfte Unschuldige nicht in die Sache reinziehen. Die drei Männer führten ihn zum Waldrand. Dort legten sie ihm seine eigenen Handschellen an und knebelten ihn mit einem Halstuch von einem der drei Männer. Anschließend drückten sie ihn nieder. Semir setzte sich ins Gras. Dort warteten sie bis das fremde Fahrzeug sich vom Parkplatz fuhr. Dann erhoben sie sich und gingen auf das Fahrzeug der drei Männer zu. Alle stiegen ein. Semir wurde auf die Rückbank verfrachtet. Er ärgerte sich, dass er Tom nicht mitgenommen hatte. Er sah wie einer der Männer, einen Zettel an die Windschutzscheibe seines Wagens befestigte. Dann stieg dieser ein. Sie fuhren los. Semir sah, das es in Richtung Frechen ging. Er versuchte sich den Weg ein zuprägen. Doch es gelang ihm nicht ganz. Kurz bevor sie die Autobahn verließen, zog der Mann neben ihm einen Lappen und eine Flasche hervor. Er tränkte den Lappen und Semir konnte schon ahnen, um was es sich handelte. Der Mann nahm den Lappen und wollte ihn Semir auf Mund und Nase drücken. Semir trat nach ihm und traf ihn empfindlich. Der Lappen fiel auf den Boden. Der Mann erholte sich jedoch schnell von dem Tritt und ging dann seinerseits auf Semir los. Er schlug ihn in den Magen, wobei die Schläge nicht sehr kräftig waren, weil der Raum in Auto begrenzt war. Semir wehrte sich so gut er mit den Fesseln konnte. Doch auf einem Male hatte sein Gegner seine Hände, die auf dem Rücken gefesselt waren gegriffen und riss sie in die Höhe. Als der Schmerz in die Schultern zog, stöhnte Semir kurz auf. Der Mann drückte ihn in den Sitz und sagte: Jetzt ist Schluss, Gerkhan.“ Er drückte die Arme noch höher. Semir stöhnte. Der Schmerz war nicht auszuhalten. Der Mann hob den Lappen mit Chlorform auf und drückte ihn nun Semir auf Mund und Nase. Semir konnte sich nicht mehr wehren. Er merkte, dass er langsam wegsackte. Der letzte Gedanke war, dass er wenn er dieses Abenteuer überlebte Andrea einen Heiratsantrag machen wollte.


    Am nächsten Morgen kam Tom ins Büro und wunderte sich, das Semir noch nicht da war. Er war doch eigentlich immer derjenige der zu spät kommt. Da Andrea bereits an ihrem Schreibtisch saß, fragte er sie, ob sie wüsste wo Semir steckte. Sie verneinte und meinte nur, dass die beiden ja noch nicht zusammen wohnen würden und auch nicht verheiratet sind. Tom sah sie ein wenig überrascht an. „Oh, bist du sauer, Andrea?“ „Semir, hat mir gestern Abend versprochen zu mir zu kommen. Wir wollten zusammen packen. Er kam nicht, ging nicht ans Handy und ist sonst nicht zu erreichen. Ich habe ihn seit gestern Abend 19.00 Uhr nicht mehr gesehen. Da ist es doch nur verständlich, dass ich sauer bin. Oder etwa nicht?“ „Ja, schon. Aber hat er dir denn nicht gesagt, dass er sich gestern noch treffen wollte? Er hat mich angerufen und gesagt, das er zum Parkplatz bei Rheidt mit einem Unbekannten treffen wollte, es ging um die Drogensache von der A3“ „Nein, hat er nicht.“ „Ich fahre mal hin. Vielleicht hat der Typ ihn versetzt und er wartet im Auto.“ „Okay. Melde dich.“


    Tom fuhr so schnell es der Verkehr zuließ. Angst um seinen Partner und Freund befielen ihn. Verdammt, Semir. Ich habe doch gesagt, dass du aufpassen sollst; dachte er. Keine 10 Minuten später war er auf dem Parkplatz. Er sah Semirs Wagen und meinte dann, na da bist du ja. Er hielt direkt daneben und sah dass der Wagen von Semir nicht besetzt war. Er stieg aus und ging auf den Wagen von Semir zu. An der Windschutzscheibe sah er einen Zettel, der dort am Wischer befestigt worden ist. Er zog sich Einmalhandschuhe an und nahm den Zettel. Mit entsetzen las er was darauf stand:


    Egal welcher Bulle diesen Zettel liest. Sorgen Sie dafür, dass er an Herrn Tom Kranich, Autobahnpolizei Köln weiter gegeben wird. Und an Sie Kranich! Wir haben Gerkhan. Und wenn Sie ihn wiederhaben wollen, dann bringen Sie Kokain und das Geld, welches bei dem Unfall auf der A3 in Gewahrsam genommen wurde, zu uns. Wir melden uns in zwei Tagen bei Ihnen und nennen Ihnen den Übergabeort sowie die Bedingungen. Wenn Sie sich nicht daran halten, dann wird Gerkhan in Einzelteilen zurück geschickt.

    Tom nahm den Brief mit zu seinem Wagen und rief die Zentrale. Andrea meldete sich. „Andrea ich muss unbedingt mit Frau Engelhardt sprechen. Hole sie bitte sofort ans Mikro.“ „Tom was ist los? Ist etwas mit Semir? „Wo bist du, hast du ihn gefunden?“ „Andrea bitte hole mir Frau Engelhardt“ Eine Minute später war Anna Engelhardt am Mikro. „Tom was gibt es?“ „Frau Engelhardt. Die haben Semir.“ „Wer hat Semir?“ „Ich weiß es nicht genau, aber es hat was mit dem Unfall auf der A3, den Stoff und das Geld zu tun. Ich komme direkt wieder ins Büro. Aber vorher brauche ich einen Abschleppwagen für das Auto von Semir. Wir müssen es in der KTU auf Fingerabdrücke untersuchen lassen.“ „Ich schicke sofort Hartmut los. Kommen Sie zurück“ „Verstanden, Ende.“ Tom fuhr zurück zum Revier.


    In dieser Zeit war Semir mittlerweile in seinem Gefängnis zu sich gekommen. Er versuchte aufzustehen. Es klappte nach mehreren Versuchen. Ihm war schwindelig und er hatte starke Kopfschmerzen. Er wusste dass es die Nebenwirkungen des Chloroforms war. Er versuchte sich zu orientieren und sah sich in dem Raum um, in dem er gefangen war. Das Licht, was in den Raum fiel war fahl. Er sah nicht sehr viel doch was er sah, reichte aus um sich ein Bild zu machen. Er sah die Gitter an der einen Wand. Dieses Gitter bildete das Tor. Er konnte das Schloss sehen. Das Fenster über dem Bett war ebenfalls mit einem Gitter versehen. Er stand auf und ging auf das Tor zu. Er rüttelte daran, doch kam nur zu der Erkenntnis, dass es sehr stabil ist. In dem Raum standen ein Tisch, ein Stuhl und das Bett. Auf dem Bett lagen eine gammelige Matratze und eine alte raue Decke. „Hallo? Ist da jemand?“ rief Semir in der Hoffnung das ihn einer hört. Nichts. Mist, fluchte Semir verhalten. Er setzte sich aufs Bett und wühlte seine Taschen durch. Man hatte ihn gründlich gefilzt und alles abgenommen. Das Handy war weg, die Waffe sowieso, sogar seine Hausschlüssel und die Handschellen hatte man ihm abgenommen. Er versuchte sich zu erinnern, was passiert war. Die Erinnerung waren nur Bruchteile. Er war am Rastplatz mit einem Unbekannten verabredet. Dieser kam nicht, dafür kamen andere. Er wurde mit einer Waffe bedroht. Er erinnerte sich, das er weglaufen wollte, jedoch eingefangen wurde und dann…. Im Wagen bekam er die Betäubung mit Chloroform. Dann ist er hier aufgewacht. Doch was war der Hintergrund? Warum passierte das? Er war sich nur im Klaren, dass es etwas mit dem Drogenfund auf der A3 zu tun hatte. Er sah dass auf dem Tisch Essen stand. Er trat an den Tisch und packte es aus. Außer dem Essen war dort auch ein Tonbandgerät. Er schaltete es ein. Erst rauschte es doch dann kam eine männliche Stimme:


    „Hallo Gerkhan. Willkommen in deinem neuen Heim. Hoffe es gefällt dir. Ich glaube mehr Komfort hat ein Bulle nicht verdient. Ha Ha. Aber nun ist genug gescherzt. Wie lange du hier bleibst liegt daran, wie schnell deine Kollegen unsere Bedingungen erfüllen. Ach ja. Du bist hier ganz sicher und ganz allein. Niemand kann dich hier hören. Also schrei ruhig. Einer meiner Männer wird sich heute Abend um dich kümmern. Bis dahin lass dir die Zeit nicht zu lang werden.“


    Semir sah sich verwundert um. Wer zum Teufel war das. Die Stimme kam ihm sehr bekannt vor, aber er wusste im Augenblick nicht, wem diese gehörte. Ihm blieb derzeit nichts anderes Übrig, als sich damit abzufinden, hier eingesperrt zu sein. Gott sei Dank, war er nicht gefesselt, so konnte er sich frei in diesem Raum, nein in dieser Zelle, bewegen. Vielleicht hat er heute Abend die Möglichkeit, seinen Besucher, der auf dem Band angekündigt wurde, zu überwältigen und zu entkommen. Er ging in den kleinen abgetrennten Raum, der die Toilette darstellte und machte dem dort vorhandenen Wasserhahn auf. Das Wasser kam braun durch die Leitung. Anscheinend war diese Anlage, wo er festgehalten wurde, schon sehr alt und wurde schon lange nicht mehr benutzt.


    Tom war im Büro und lief wie ein Tiger auf und ab. Andrea war bei ihm. „Wo kann er nur sein? Hoffentlich ist er noch am Leben. Tom, ich habe Angst.“ gestand sie. Tom sah sie an, nahm sie in den Arm und versuchte zu trösten. „Ich weiß, Andrea. Aber ich denke sie werden ihn erst einmal Leben lassen. Sie wollen das Kokain und das Geld. Frau Engelhardt spricht mit den Polizeipräsidenten die Übergabe ab. Wir können derzeit nur hoffen, dass die Staatsanwaltschaft und der Polizeipräsident zustimmen. Sobald Semir frei ist, werden wir uns die Typen einzeln vornehmen. Ich bin mir ganz sicher, das dieser Bauer was damit zu tun hat. Und den werde ich mir heute noch schnappen. Hab einfach erst einmal Vertrauen zu mir. Ich werde Semir da raus holen. Okay?“ Andrea sah ihn an und nickte. Sie konnten ja wirklich nichts anderes tun, als abwarten. „Oh Semir, hoffentlich geht es dir gut.“ dachte sie. In diesem Augenblick betrat Frau Engelhardt das Büro. „Der Präsident und die Staatsanwaltschaft haben ihr Okay für die Aktion gegeben. Allerdings müssen wir uns zunächst darüber einig sein, dass wir ein Lebenszeichen von Semir bekommen. Ich werde die Verhandlungen mit den Entführern selbst führen. Beim nächsten Anruf will ich mit Semir sprechen. Tom Sie kümmern sich jetzt erst einmal um diesen Bauer. Andrea, fragen Sie bitte bei Hartmut nach, ob er irgendwelche Abdrücke auf dem Papier von Semirs Wagen gefunden haben. Oder ob irgendetwas im Wagen war, worauf zu schließen ist, wo Semir sein könnte.“ Diese Aufgabe gab sie Andrea nur, damit diese nicht so in den Gedanken hin. Sie selbst hatte große Angst um das Leben eines ihrer besten Männer. Andrea und Tom verließen das Büro.



    Der Tag ging quälend langsam für Semir vorbei. Er schaute zum wiederholen Male auf die Uhr. 18.30 Uhr. Wann kommt dieser Typ, der ihm auf dem Band angekündigt wurde. Semir saß auf dem Bett, hatte die Knie angezogen und wartete einfach nur. Es gab keine andere Möglichkeit, die Zeit zu vertreiben. Es blieb nur warten und da sitzen. Gegen 20.00 Uhr hörte er ein Geräusch. Er stand auf und ging an das Gitter. Sehen konnte er nicht viel. Es war mittlerweile zu dunkel und das Licht schien nicht zu funktionieren. Eine Tür öffnete sich und er sah eine Gestalt auf das Gitter zukommen. „Wer sind Sie?“ fragte er. Keine Antwort. Stattdessen wurde er mit einer Taschenlampe beleuchtet und geblendet. Semir kniff die Augen geblendet zu. „Was soll das ganze?“ warf er die nächste Frage dem Unbekannten zu. Wieder keine Antwort. „Geh zu deinem Bett, Bulle“ kam stattdessen zurück. Semir tat wie ihm befohlen. „Setz dich und nimm die Hände hinter den Kopf.“ Auch das tat Semir. Der Mann schloss das Gitter auf und kam in die Zelle. Er nahm das gebrauchte Geschirr vom Tisch und stellte neues auf. Semir beobachtete ihn genau. Dieser Mann schien nicht älter als 30 zu sein. „Warum sagen Sie mir nicht, was das soll? Wo bin ich hier?“ versuchte er ein Gespräch anzufangen. Doch es kam keine Antwort. Semir wollte sich erheben, doch der Mann drehte sich mit einer solchen Geschwindigkeit um und richtete seine Waffe auf ihn, dass Semir mitten in der Bewegung inne hielt. „Ich sagte, du sollst dort sitzen bleiben. Willst du eine Kugel ins Bein riskieren, Bulle?“ Semir schüttelte den Kopf und blieb lieber sitzen. „Morgenfrüh wird dich der Chef besuchen. Also mach dich fein. Ha Ha Ha.“ lachte der Verbrecher und ging wieder aus der Zelle. Er schloss die Tür wieder ab und verließ den Raum ganz. Semir blieb allein. Er ging zum Tisch und aß. Es gab eine kalte Pizza und abgestandene Cola. Obwohl es nicht gerade schmecke, aß Semir, denn er hatte Hunger. Anschließend legte er sich schlafen. Er wusste nicht wie es weiter gehen sollte und fragte sich was morgen wohl auf ihm zukommt. Wie lange wollen die Unbekannten ihn hier festhalten?



    Im Laufe des Tages ist es Tom gelungen Peter Bauer zu fassen. Er war im Verhörzimmer und vernahm ihn. „Wo ist mein Kollege?“ fragte Tom. Peter Bauer sah ihn nur an und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung? Woher soll ich das denn wissen?“ „Sie wissen doch genau, dass mein Kollege entführt wurde. Also wo ist er?“ Tom war sauer. „Hey Bulle, wirklich ich habe keine Ahnung. Ich bin heute gerade aus dem Urlaub gekommen und da kassierst du mich mit einem fadenscheinigen Grund ein.“ „Fadenscheinig? Das Auto mit dem gestern ein Drogendeal durchgeführt wurde, war auf dich zugelassen. Deine Fingerabdrücke waren auf dem Koffer mit dem Kokain? Und das nennst du Fadenscheinig? Und dann, kaum als wir eine Spur zu dir haben, verschwindest du fluchtartig aus der Wohnung. Dort waren die Koffer gepackt. Du wolltest doch die Biege machen.“ „Mann, ich sagte doch. Ich kam gerade aus dem Urlaub. Die Koffer waren noch nicht ausgepackt. Und das mit dem Auto kann ich auch erklären. Ich habe das Auto auf mich zugelassen, um einen Freund zu helfen, Geld zu sparen. Mehr nicht. Also kann ich gehen?“ Tom sah ihn entgeistert an. Dieser Bauer war mit allen Wassern gewaschen. Er ließ sich nicht in die Enge treiben. Tja, und er hatte Recht. Es gab keine Handhabe gegen ihn, die eine Verhaftung Rechtfertigen. „Verschwinde. Aber ich halte dich im Auge. Und solltest du irgendetwas mit der Entführung meines Kollegen zu tun haben, werde ich dir persönlich den Kopf abreißen.“ Bauer verließ mit einem Grinsen den Raum und das Revier. Es war spät geworden, als Frau Engelhardt zu ihm kam. „Und, was hat die Vernehmung gebracht?“ fragte sie Tom. „Nichts. Einfach nichts. Er behauptet nichts damit zu tun zu haben. Weder mit der Entführung, noch mit dem Drogendeal von gestern. Er wäre heute aus dem Urlaub gekommen, was die gepackten Koffer erklärte. Ich bin am Ende meiner Weißheit. Wir wissen nicht wo Semir ist. Wir wissen nicht einmal, ob er noch lebt.“ „So wie es aussieht, müssen wir bis morgen abwarten, Tom. Uns bleibt nichts anderes übrig. Wie geht es denn Andrea?“ „Sie ist genauso fertig wie ich oder Sie. Es ist sehr schwer für sie. Aber sie gibt sich gefasst.“ „Gut. Also Tom wir werden den Tag nun beenden. Die Entführer werden sich morgen melden, und dann werde ich fordern, mit Semir zu sprechen. Das habe ich heute schon angekündigt.“ „Sie haben heute schon mit den Entführern gesprochen?“ fragte Tom und schaute Frau Engelhardt an. „Ja, die haben angerufen, als Sie beim Verhör waren. Sie haben die Übergabe auf Freitag, also auf Übermorgen festgelegt. Die Zeit werden sie morgen mitteilen. Sie wollen dass Sie, Tom, die Drogen und das Geld übergeben. Nach der Übergabe werden Sie erfahren, wo sich Semir befindet. So ist das vereinbart. Ich habe allerdings gebeten mit Semir zu sprechen, bevor ich die Übergabe vorbereite. Das hat man mir zugesagt. Morgen um 10.00 Uhr darf ich kurz mit Semir sprechen.“ Tom nickte. Es ist wie Frau Engelhardt sagt, man kann nur abwarten bis morgen.



    Am nächsten Morgen wachte Semir durch das Geräusch eines Schlüsseldrehs auf. Er stand auf und ging zum Gitter. „Ach, auch schon wach, Bulle? Wie gefällt dir deine Bleibe?“ fragte eine vor Hohn triefende Stimme. Das war auch die Stimme vom Band. „Mahler?“ fragte Semir erstaunt. „Sie haben das hier angezettelt? Was wollen Sie damit erreichen?“ „Nun. Du und Kranich habt mir so viele gute Geschäfte bereits versaut. Dieses aber nicht. Du bist das Pfand gegen Kokain und Geld. Wir stehen bereits mit deiner Chefin und deinen Kollegen in Verbindung. Nur wollen die erst mit dir sprechen. Also da bin ich und gewähre diesen Wunsch.“ Er trat an das Gitter. Er stand Semir direkt gegenüber und schaute ihn an. „Ich glaube du könntest eine Dusche vertragen, Gerkhan.“ Semir sah ihn nur an. Er sagte nichts. „Nun gut. Also es läuft folgender Maßen ab. Du bekommst nun ein Handy von mir. Damit darfst du mit deiner Chefin genau eine Minute sprechen. Du wirst ihr sagen, dass es dir gut geht und sie sich an die Abmachungen halten soll. Klar. Mehr wirst du nicht sagen. Und damit du dich daran hältst, wird Igor gleich zu dir reinkommen und dich ein wenig festhalten. Wenn du ein falsches Wort von dir gibt, wird das mit einem gebrochenen Arm abgegolten. Alles verstanden?“ Semir nickte. Der angekündigte Igor trat ein und kam auf Semir zu. Er drehte Semir die Arme auf den Rücken. Mahler kam ebenfalls in die Zelle und hielt Semir das Handy ans Ohr. Semir hörte das Freizeichen. Bewegen konnte er sich nicht viel, die verdrehten Arme schmerzten. „Engelhardt“ hörte er. „Chefin ich bin es, Semir“ presste Semir unter Schmerzen raus. „Ich darf Ihnen nur sagen, dass es mir gut geht und dass Sie sich an die Abmachungen halten sollen.“ „Geht es Ihnen wirklich gut, Semir? ... Semir?“ Semir gab keine Antwort mehr. Mahler zog das Handy zurück und schaltete es aus. Igor ließ Semir los und dieser rieb die schmerzenden Arme. Mahler und Igor verließen die Zelle und schlossen Semir wieder ein. „Brav, Bulle. Du kannst sehr gut gehorchen. Also dann, lass dir die Zeit nicht zu lange werden.“ Er nahm erneut das Handy und rief Engelhardt an. Sie meldete sich. „So, Sie haben ihn gehört. Also Morgen um 14.00 Uhr. Übergabe erfolgt durch Kranich. Nach der Übergabe erfahren Sie wo sich Gerkhan befindet. Den genauen Ort nenne ich Ihnen morgen früh. Ach ja, noch eins. Lassen Sie sich nicht einfallen, das SEK einzuschalten. Gerkhan wird es nicht überleben.“ Er beendete das Gespräch. Semir hatte das Gespräch mitbekommen. Er saß in seiner Zelle auf dem Bett. „Wann bekomme ich was zu essen?“ wollte er wissen. „Essen? Du willst was Essen? Was glaubst du eigentlich wo du bist, he?“ „Sie haben mich eingesperrt! Sie halten mich hier gegen meinen Willen fest! Also sorgen Sie gefälligst dafür, das ich Essen und Trinken erhalte!“ Mahler sah ihn an. Er wandte sich an seinen Gehilfen und sagte: „ Igor, hast du das gehört. Der Bulle will essen und trinken. Was glaubst du? Braucht er eine kleine Erziehungs-hilfe?“ Mahler grinste böse. Igor sah kurz auf Semir, der bereits wieder seine große Klappe verfluchte und sich aufs Bett gesetzt hatte. Er nickte „Nun, dann darfst du ihm ein wenig wehtun. Aber wirklich nur ein bisschen.“ Mahler lachte gemein. „Das hast du nun davon, Gerkhan. Deine Klappe ist einfach zu groß. Aber keine Angst. Wenn Igor mit dir fertig ist, dann hast du weder Hunger noch Durst. Das bekommst du übrigens gegen 14.00 Uhr. Das nur um deine Frage zu beantworten. Du hättest freundlicher fragen sollen.“


    Igor schloss die Zellentür auf und ging auf Semir zu. Dieser wich so weit es möglich war zurück. Er hatte sich innerlich geschworen, sich zu wehren. Er lässt sich nicht einfach zusammen schlagen. Igor trat auf ihn zu und hob die Fäuste. Doch das war nur Ablenkung. Semir ging an die große Gitterfront. Und damit hatten sie ihn in der Falle. Denn als er an der Seite stand, griff Mahler ihn durch das Gitter an und versetzte ihm mit einem Elektroschocker einen Elektroschlag. Semir schrie kurz auf und krümmte sich zusammen. Dann war Igor an ihn heran und trat auf ihn ein. Er machte es dabei so geschickt, dass er Semir nicht im Gesicht traf. Semir krümmte sich vor Schmerzen. Nach 10 Minuten war alles vorbei. Semir konnte vor Schmerzen nicht aufstehen. Er versuchte sich zusammen zu reißen und nicht zu stöhnen, doch es gelang ihm nicht ganz. Igor ließ von ihm ab und verließ die Zelle wieder. Er schloss die Tür ab. Mahler stand immer noch am Gitter und hat dem Geschehen zugesehen. „Nun. Ich denke das reicht für heute, nicht wahr Gerkhan. Beim nächsten Mal wirst du freundlicher sein.“ Semir antwortete nicht. Aber nicht , weil er Mahler reizen wollte, sondern weil er einfach keinen Ton herausbekam. Ihm tat alles weh. Nach kurzer Zeit bemerkte er, dass Mahler und Igor den Raum wieder verlassen hatten. Er war wieder allein. Doch diesmal war er froh darüber. Er kroch zum Bett und zog sich hoch, legte sich hin und versuchte den Schmerzen Herr zu werden.



    Der Tag der Übergabe rückte näher. In genau 16 Stunden sollte die Übergabe an dem Parkplatz stattfinden, auf dem man Semir entführt hatte. Tom konnte den Augenblick nicht erwarten. Frau Engelhardt kam in den Raum. Sie und Tom sahen sich heute zu ersten Mal. „Haben Sie mit Semir gesprochen?“ fragte Tom als erstes. „Ja. Allerdings konnte er mir nicht allzu viel sagen. Er hörte sich an, als ob man ihn zwingt genau die Worte zu sagen, die er gesagt hat.“ „Was hat er gesagt?“ „Das es ihm gut geht, und das wir uns an die Abmachungen halten sollen. Außerdem hat er gesagt, dass er nichts anderes sagen darf. Wie gesagt ich hatte den Eindruck dass er es unter Schmerzen sagte. Ich hoffe nur, dass sie ihn nicht zu sehr in die Mangel nehmen.“ Tom sah sie an. Er konnte sich denken, dass Semir mit seiner manchmal ziemlich großen Klappe in Schwierig-keiten geraten würde. Das war typisch für Semir, er konnte sich nie damit abfinden, wenn andere ihm etwas aufzwingen wollen. Das war gegen seine Ehre. Und das war manchmal ein Fehler. Obwohl Semir bereits über 10 Jahre im Polizeidienst ist, wird sich das nie ändern.


    Andrea kam zu ihm ins Büro. Sie sah Frau Engelhardt an. Diese schaute sie ebenfalls an und warf ihr einen beruhigenden Blick zu. „Semir geht es den Umständen entsprechend gut, Andrea. Wir werden ihn bald befreien.“ Andrea nickte nur. Den Umständen entsprechend gut, dachte sie, und weiter bitter, was das immer bedeuten mag. Wahrscheinlich ist Semir in irgendeinem Raum eingesperrt. Sie hatte Angst, das er nicht genug zu essen bekam, oder Trinken. Vielleicht schlagen sie ihn. Oder er versucht, auszubrechen und wird dabei schwer verletzt. Wie es schon einmal der Fall war. Damals als er versucht hatte, Helbig zu entfliehen. Er hatte sich schwer verletzt und sich sogar eine Blutvergiftung zugezogen. Es stand sehr schlecht um ihn, als er endlich befreit wurde. Und wie sie Semir kannte, wird er wieder versuchen mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Er wollte immer im Recht sein. Ach, mein Semir. Ich liebe ihn, wie er ist, dachte sie sehnsüchtig und wünschte ihn nun in den Arm nehmen zu können.



    Gegen 14.00 Uhr öffnete sich erneut die Zellentür. Semir setzte sich auf. Der Mann, der ihn mit Essen versorgte trat in den Raum. Er erblickte Semir, der wie ein Häufchen Elend auf dem Bett saß. „Ah, du hattest wohl die Ehre mit Igor, was. Ha Ha. Ich denke mal, dass du es beim nächsten Mal nicht darauf ankommen läst. Gut, nun zu uns. Wie gehabt. Hände hinter dem Kopf und sitzen bleiben. Verstanden!“ Semir nickte und tat wie befohlen. Er war nicht in der Lage sich zu widersetzen. Er wollte einfach nur, dass dieser Alptraum zu Ende ging. Und das sollte ja nun bald soweit sein. Der Mann stellte das frische Essen und Trinken auf den Tisch und nahm das alte Geschirr mit. Dann blickte er Semir an und meinte nur, er solle es sich schmecken lassen, denn es wäre die letzte Mahlzeit, die er hier bekäme. Semir sah ihn an und wollte eigentlich sagen, dass er das auch hoffe, aber er behielt es für sich. Der Mann verließ die Zelle, schloss ab und verließ anschließend den Raum. Semir nahm die Hände runter und ging zum Tisch. Diesmal war es ein Baguette, belegt mit Salami, Salat und Käse. Dazu gab es kalten Kaffee. Semir aß und trank. Anschließend legte er sich wieder auf das Bett und versuchte die Augen zu schließen. Er wollte wenigstens jetzt, wo die Schmerzen von den Tritten nachgelassen hatten, ein bisschen schlafen. Er hatte sich seinen Körper angesehen, über und über war er mit blauen Flecken übersät. Er schlief kurze Zeit später tatsächlich ein.


    Die Übergabe rückte näher. Nur noch drei Stunden bis zum Ende. Tom befand sich bereits auf dem Parkplatz. Er hatte das Kokain und das Geld bei sich. Und nun wartete er auf seine Kontaktperson. Die Übergabe sollte wie folgt ablaufen. Tom übergab Kokain und Geld. Im Gegenzug erhielt er die Adresse, wo Semir gefangen gehalten wird. Dann wartete er mindestens eine Stunde nach Abfahrt der Kontaktperson und dann durfte er zu Semir fahren. Er hatte jedoch die dumpfe Ahnung, dass es mit Sicherheit noch eine Schwierigkeit gab. Er befürchtete, dass diese Verbrecher Semir nicht einfach laufen ließen. Leider hatte Tom noch keine Spur wer der Drahtzieher dieser Sache war. Die Observierung von diesem Bauer ergab nichts. Er war scheinbar tatsächlich sauber.


    An einem anderen Ort in der Stadt, war man sich darüber einig, das die Sache rund gelaufen war. „Willst du den Bullen, wirklich laufen lassen?“ „Sicher. Wenn ich das Kokain und das Geld habe, brauche ich ihn nicht mehr. Warum ihn töten. Das rüttelt die Bullen doch nur noch mehr wach. Das können wir nicht gebrauchen. Und unsere Opfer werden Bauer und Mahler sein. Auf die können wir verzichten.“ „Nun dann. Wer wird denn die Übergabe vollziehen?“ „Ich hatte an Igor gedacht. Er weiß was davon abhängt und ist mir bedingungslos hörig. Er tut alles was ich sage. Er wird diesem Kranich die Anschrift geben, wo Gerkhan ist. Kranich wird Gerkhan befreien, die beiden werden sich Mahler und Bauer schnappen. Und wir sind dann längst über alle Berge. Weder Gerkhan noch Kranich wissen, das ich die Fäden ziehe.“



    Die Übergabe lief nach dem besprochenen Muster ab. Tom übergab Kokain und Geld, dafür bekam er die Adresse wo Semir gefangen war. Eine Stunde nachdem Igor den Parkplatz verlassen hatte, fuhr auch Tom in Richtung Frechen. Er hoffte nur schnell genug bei Semir zu sein, um ihn zu befreien. Er erreichte das Gelände. Dann hieß es allerdings suchen. Das Gelände war groß. Nach drei Misserfolgen bei der Durchsuchung fand er endlich den Raum, in dem Semir auf seinem Bett lag. Dieser hatte nur gehört, dass die Tür sich öffnete. Er setzte sich auf und schaute in die Richtung, aus der das Geräusch kam. “Semir? Bist du hier?“ hörte er Tom fragen. „Ja, ich bin hier.“ sagte er leise und erschrak über den Klang seiner Stimme. Sie war heiser. Tom kam um die Ecke und erschrak nun seinerseits über das Aussehen seines Freundes und Partners. „Hey, bist du soweit okay?“ fragte er. Semir nickte. „Ich will nur hier raus, mich duschen und dann ….“ „Was und dann?“ „Dann will ich zu Andrea.“ sagte Semir und erinnerte sich an den Wunsch, den er zu Anfang seiner Gefangenschaft geäußert hatte. Tom musste die Zellentür aufbrechen. Semir verließ sein Gefängnis. Er sah sehr mitgenommen aus und Tom bemerkte, dass er gebückt ging. „Was ist mit dir? Hast du Schmerzen?“ „Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit einem der Typen von Mahler. Er ist der Drahtzieher und hat mich entführt, eingesperrt und drangsaliert. Aber dafür werden wir ihn einbuchten. Zu deiner Frage, ob ich Schmerzen habe. Ja, habe ich, dieser Igor hat mich als Fußmatte benutzt. Ich glaube er hat mir ein oder zwei Rippen gebrochen.“ Tom sah Semir an und meinte dann nur, dass es besser wäre erst einmal ins Krankenhaus zu fahren und sich röntgen zu lassen. Andrea wartet ohnehin im Büro. Semir sah ihn an und nickte. Er wollte auch sicher gehen, dass es nicht schwerere Verletzungen gab. Sie fuhren ins Marienhospital. Dort stellte der Arzt tatsächlich nur starke Prellungen fest. Er verordnete Semir Schonung und die Beiden fuhren ins Büro.



    Im Büro warteten Andrea und Frau Engelhardt auf das Eintreffen der beiden. Andrea war sehr ungeduldig und schaute alle fünf Minuten zum Fenster raus, ob sie die beiden schon sehen kann. Tom hatte bereits vom Krankenhaus aus bei Frau Engelhardt angerufen und die Frauen über den Zustand von Semir informiert. Andrea war froh, das Semir außer Blaue Flecken keine ernsteren Verletzungen hatte und sie ihn in kürze wieder in die Arme nehmen konnte. Endlich kamen die beiden an. Sie stürmte direkt auf ihn los, stoppte jedoch kurz vor ihm und sah ihn erschrocken an. Er machte einen übermüdeten Eindruck und ging gebückt. „Semir? Bist du okay?“ fragte sie bange. Er nickte und nahm sie in den Arm. „Es geht mir soweit ganz gut. Oh hab ich dich vermisst. Ich liebe dich Andrea.“ „Ich liebe dich auch, Semir.“ Auch Frau Engelhardt kam nun zu Semir und drückte ihm die Hand. „Gott sei Dank. Wir haben Sie wieder. Sie werden jetzt sofort nach Hause fahren, Semir. Ich will Sie bis Montag nicht sehen. Sie müssen sich ausruhen.“ „Chefin… Das geht nicht.“ „Warum? Ich befehle Ihnen, sich auszuruhen. Und jetzt will ich nichts von Ihnen hören. Verstanden!“ Semir sah sie an. Ihr Blick verriet, dass er sich besser fügte. Er nickte. „Aber am Montag werde ich mir diesen Mahler und Bauer vornehmen. Das haben die mit mir nicht umsonst gemacht.“ sagte er mit einem wütendem Unterton in der Stimme. „Also steckt Mahler dahinter.“ meinte Frau Engelhard. Semir nickte und wandte sich an Andrea. „Andrea?“ „Ja, Semir.“ „Weißt du, was ich mir in der Gefangenschaft geschworen habe?“ „Nein woher denn.“ „Ich habe mir geschworen, wenn ich die Gefangenschaft überlebe und dich wieder sehe, werde ich dich fragen….ob … du…. meine Frau werden willst?“ Semir sah sie mit seinen großen Augen an. Tom und Frau Engelhardt standen staunend da. Andrea sah ihn an und war vollkommen sprachlos. „Andrea? Willst du mir nicht antworten?“ fragte Semir. „Doch, natürlich. Und ja, ich will deine Frau sein.“ sagte sie und dann küssten sich die beiden. Tom und Frau Engelhard beglückwünschten die Beiden zu dem Entschluss zu heiraten.



    Semir erholte sich das gesamte Wochenende. Er kam am Montag frisch und ausgeruht im Revier an. Auch von den anderen Kollegen wurde er freudig begrüßt. Semir schüttelte einige Hände und ging dann in das Büro von Tom und ihm. Tom war wie immer noch nicht da. Er kann einfach nicht pünktlich sein, dachte sich Semir. Doch wie auf Kommando, trat da Tom über die Schwelle. „Hey, Partner wie geht es dir?“ war seine erste Frage als er Semir sah. „Ich habe mich erholt und jetzt werde ich mir Mahler und Bauer holen. Kommst du mit?“ Tom sah ihn an und grinste. Das war der alte Semir, wie er ihn kannte. „Klar, nur bei diesem Bauer, liegst du falsch. Den hatte ich während du abwesend warst hier. Er hat anscheinend nichts mit der Sache zu tun.“ „Ach ja. Mahler und Bauer sind wie siamesische Zwillinge. Keiner der beiden macht was ohne den anderen. Und da ist ja auch der Typ, der mich mit Essen und Trinken versorgt hatte. Er war gekleidet mit Umhang. Und das nur, weil ich ihn sonst erkannt hätte. Das könnte der Bauer gewesen sein. Die Größe passt ohne weiteres auf ihn.“ Tom sah ihn an. Das könnte das fehlende Bindestück sein. Vielleicht hatte er die Observation von Bauer zu früh abgebrochen? „Nun gut. Dann lass uns fahren. Erst zu diesem Mahler und dann zu Bauer. Andrea hat mir gerade die Adresse von Mahler zugesteckt. Also Partner, dann mal los.“



    Der Zufall wollte es, dass Mahler sich gerade mit Bauer in seiner Wohnung gefahren war. „Ich halte es für einen Fehler, den Bullen laufen gelassen zu haben. Der wird eins und eins zusammenzählen und dann wird er uns hochnehmen. Dich kennt er, Mahler, was meinst du wie lange dauert es bis Gerkhan und Kranich hier sind? Wahrscheinlich klingelt es gleich schon und die beiden stehen vor der Tür.“ „Ach komm. Was soll es denn. Wir haben die Knarren und wenn die beiden kommen knallen wir sie ab. Dann haben wir die Ruhe zurück.“ Wie es der Teufel will, klingelte es an der Tür. Bauer und Mahler sahen sich an. Mahler erhob sich und schlich zur Tür. Er sah durch den Spion. Es waren tatsächlich Gerkhan und Kranich, die vor der Tür standen. Er lief leise zu Bauer zurück. „Verdammt, da sind die beiden. Los versteck dich, hinter der Tür. Wenn ich beide hier drin habe, kommst du raus und wir haben sie in der Falle.“ Bauer nickte und zog seine Waffe und versteckte sich hinter der Tür. „Mahler, hier ist die Polizei. Öffnen Sie die Tür, oder wir treten sie ein!“ hörte man Semirs Stimme. „Ja doch. Ich komme ja schon. Einen Augenblick noch.“ Er versteckte seine Waffe im Hosenbund im Rücken. Da konnte er schnell zugreifen. Er öffnete die Tür und sah die beiden Polizisten an. „Was kann ich für Sie tun?“ fragte er scheinheilig. Semir sah ihn an und wollte mit der Faust gerade zuschlagen. Tom hielt seine Hand fest und schüttelte nur den Kopf. „Na, Partner. Wir wollen doch nicht, das Mahler uns irgendeinen Fehler beim Verhaften vorhalten kann, oder?“ Semir sah ihn an. „Nein. Das habe ich garantiert nicht vor. Herr Mahler ich nehme Sie fest wegen Freiheitsberaubung eines Polizisten, sowie Anstiftung zur Körperverletzung, Drogenhandel und noch vieles mehr. Ich mache Sie darauf aufmerksam, das alles was Sie von jetzt an tun oder sagen, gegen Sie verwandt werden kann. Haben Sie die Belehrung verstanden?“ Mahler sah ihn an. „Das ist doch wohl ein Witz, Gerkhan. Freiheitsberaubung? Wenn soll ich den festgehalten haben?“ „Das wissen Sie ganz genau, also kommen Sie mit.“ „Nun kommen Sie doch erst einmal rein. Ich muss mich noch ganz anziehen. Wenn das erlaubt ist.“ Semir und Tom traten ein. Sie gingen vor Mahler ins Wohnzimmer. Im gleichen Augenblick, als die beiden die Zimmertür passiert hatten, zog Mahler seine Waffe und richtete sie auf Semir und Tom. Plötzlich war auch Bauer im Raum und hielt die Waffe auch auf die beiden gerichtet. Semir und Tom hoben die Hände. „Ach sieh mal an. Herr Bauer ist auch hier. Dann gilt für Sie, Bauer, das gleiche wie für Mahler. Sie sind auch verhaftet. Die gleichen Beschuldigungen gelten auch für Sie.“ Bauer und Mahler sahen sich an. „Gerkhan, ich hatte Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie mir zu vorlaut sind. Das bricht Ihnen das Genick. Sie und Ihr Kollege werden nun die Waffen ablegen, und sich dann gegenseitig mit den Handschellen fesseln. Also, keine falsche Bewegung!“ Tom und Semir taten was Mahler verlangte. Sie legten die Waffen ab. Tom zog seine Handschellen und legte sie Semir an. Dann nahm er die Handschellen von Semir und hielt sie Bauer hin. „Mein Kollege hat die Hände auf dem Rücken. Er kann mich nicht fesseln. Also muss das wohl einer von Ihnen machen.“ Mahler sah Bauer an. „Okay, aber zunächst kommt Gerkhan zu mir“ sagte Mahler. Tom sah Semir an und nickte. Semir ging zu Mahler. „Umdrehen!“ Semir tat es und schon spürte er den Lauf der Waffe im Genick. „Nur zur Vorsicht. So, Kranich. Hände auf den Rücken und keine Gegenwehr, sonst hat Gerkhan eine Kugel im Kopf!“ Tom tat was verlangt wurde. Er legte die Hände auf den Rücken und ließ sich widerstandslos fesseln. Danach wurden er und Semir in den Keller gebracht. Dort wurden sie zusätzlich an einem sehr stabilen Rohr gefesselt. „Wir kriegen Sie und Bauer.“ beteuerte Semir. Mahler nahm eine Rolle Klebeband und klebte Semir den Mund zu. „So, Gerkhan, nun kannst du noch einmal versuchen, zu sprechen.“ Er lachte dreckig und ging dann auf Tom zu. „Dich brauche ich nicht zu knebeln. Bisher hast du wenigstens die Schnauze gehalten. Das ist dein Glück.“ Er ging noch einmal zu Semir und sah ihn in die Augen. „Es fehlt mir noch etwas. Aber was….“ Er tat als ob er überlegen musste. „ Ach, jetzt weiß ich es wieder.“ Er schlug unvermittelt zu und traf Semir überraschend im Magen. Dieser krümmte sich so weit dies in den Fesseln möglich war. Der Schlag war heftig. Doch dabei blieb es nicht. Mahler schlug noch dreimal zu. „Lassen Sie ihn in Ruhe, verdammt“ schrie Tom. Mahler drehte sich zu ihm um. „Ach, sieh mal an, du kannst auch sprechen, Kranich. Aber das hat Gerkhan sich selbst zuzuschreiben. Er ist einfach zu frech.“ Er sah noch einmal zu Semir, der in seinen Fesseln hing. Auch Semir sah Mahler an, da er durch den Knebel jedoch am Sprechen verhindert war, sprach er regelrecht mit seinem Blicken. Mahler grinste und zog dann das Klebeband noch einmal aus der Tasche. Er nahm einen weiteren Streifen und wollte gerade diesen Streifen über die Nase von Semir kleben. „Lassen Sie das!“ rief Tom verzweifelt. Er wusste das Semir keine Chance hatte, einen Klebestreifen von der Nase zu bekommen. Er würde qualvoll ersticken. „Warum, denn. Er hat es verdient.“ Mahler blieb dabei. Doch nun schaltete sich Bauer ein. „Hey, Mahler, lass es. Er hat doch schon eine Abreibung erhalten. Das sollte doch reichen.“ Mahler sah Bauer an. Dann steckte er das Klebeband wieder ein und vernichtete den bereits abgerissenen Streifen und ließ ihn einfach auf den Boden fallen. Dann drückte er Semir seine Waffe unter das Kinn und spannte den Hahn. „Bumm.“ sagte er nur und lachte. Semir schloss die Augen und atmete einwenig heftiger als sonst. „Hast du Angst? Du hast Glück, mein Freund. Du darfst noch ein bisschen leben. Wir sehen uns mit Sicherheit wieder.“ Mahler und Bauer verließen den Raum.


    Semir und Tom waren allein. Sie sahen sich an. Beide hatten damit gerechnet, dass es eine Falle sein konnte. Und sie hatten vorgesorgt. Tom hatte einen Peilsender in der Tasche und dieser zeigte den Kollegen wo die beiden steckten. Außerdem hatten sie ausgemacht, dass wenn sie nicht in zwei Stunden zurück sind, die Kollegen die Wohnungen der Verdächtigen stürmen sollten. „Du und deine große Klappe. Das hast du nun davon. Anstatt mit mir zu reden, bist du gezwungen mir zuzuhören. Auch was Gutes. Du kannst mir nicht widersprechen.“ grinste Tom und sah zu Semir. „Mmmmmmmmmmhhh“, kam von Semir. „ Siehst du. Ich habe dich nicht verstanden. Aber keine Angst, in etwa 40 Minuten kannst du deinen Senf wieder abgeben. Ach ja, ehe ich es vergesse, Dein Heiratsantrag an Andrea hätte auch ein bisschen romantischer sein können.“ „Mmmmmmhhhhhh“ „Also wirklich, Im Revier vor Zeugen. Jetzt kannst du nicht zurück. Du musst heiraten. Und dann gibt es kleine Semirs und Andreas. Wie viele Kinder wollt ihr denn so? Semir?“ „Mmmmmhhhhhhhhh“ Tom lachte leise auf. „Herrlich. Endlich mal keine Widerworte.“ Er sah zu Semir und dass dieser verzweifelt versuchte sich das Klebeband an der Schulter abzureiben. Doch es klappte nicht. Semir bemerkte, dass sein Partner und Freund ihn ansah und machte es ebenfalls. Tom grinste und Semir warf ihm einen Blick zu, der alles sagte.


    Bauer und Mahler waren in dieser Zeit bereits auf der Autobahn in Richtung Leverkusen. Sie wussten nicht, dass sie verfolgt wurden. Doch das war nicht die Polizei sondern Igor. Er hatte in der Zeit, als die beiden damit beschäftigt waren Tom und Semir einzusperren eine Bombe unter dem Fahrzeug angebracht. Nun wartete er auf eine gute Gelegenheit, die Bombe zu zünden. Es war nicht viel auf der Autobahn los. Nur wenige Fahrzeuge waren zu sehen. Igor wollte nicht unnötig mehr Personen verletzen. Nur Bauer und Mahler sollten sterben. Zwei Minuten später war es soweit. Er drückte den Knopf auf der Bedienung die neben ihm auf dem Beifahrersitz lag. Nur wenige Sekunden sah er wie das Auto von Bauer und Mahler in Flammen aufging. Er nahm sein Handy, wählte eine Nummer und sagte nur „Erledigt.“ Mehr nicht. Er fuhr weiter bis zur nächsten Ausfahrt und verließ dann die Autobahn.



    In Zwischenzeit waren Semir und Tom von den Kollegen befreit worden. Sie saßen beide im Fahrzeug von Semir und fuhren in Richtung Revier. „So, du hattest also deinen Spaß daran, dass ich dir nicht widersprechen konnte, Tom? Du hast es genossen, dass ich mich nicht wehren konnte? Ein feiner Freund bist du.“ Semir sah seinen Freund böse an, doch dann musste er doch lachen. „Na ja es hat was.“ meinte Tom und lachte ebenfalls. „Zentrale an Cobra 11“ „Cobra 11 hört.“ „Auf der A3 soll es nach Angaben von Zeugen am Kilometer 117 eine Explosion gegeben haben. Kümmert euch drum.“ „Cobra 11 verstanden und ende“ Semir gab Gas. An der Unfallstelle angekommen, sahen sie das gesamte Chaos. Ein Auto war ausgebrannt und in Einzelteile auf der Autobahn verteilt. Vor dem größten Stück des Autos lagen zwei Leichensäcke. Semir und Tom sahen sich an und gingen dann gemeinsam auf die Leichesäcke zu. Tom beugte sich hinunter und öffnete einen. „Oh, sieht nicht mehr so gut aus.“ meinte er nur. Der Gerichtsmediziner kam auf die beiden zu und begrüßte sie. „Tja, es scheint ganz so, als ob eine Bombe am Wagen angebracht wurde. Diese ist dann per Fernzündung explodiert und hat diese beiden ins Jenseits befördert. Die Papiere haben wir bei den beiden auch gefunden. Danach handelt es sich um Peter Bauer und Heinrich Mahler. Tom und Semir sahen sich an. „Da hat wohl noch jemand was gegen die Beiden gehabt“, meinte Semir. Tom nickte nur. „Leider haben wir damit jede Spur zu den Drogendealern verloren.“ „Nicht ganz. Als wir das erste Mal bei Bauer gewesen waren, habe ich einen Zettel gefunden. Den hatte ich an dem Abend, als ich entführt wurde, auf meinem Schreibtisch gelegt. Dort liegt er immer noch. Wir sollten uns das Ding mal ansehen, dazu bin ich heute nämlich noch gar nicht gekommen. Vielleicht ist das eine Spur?“ Tom sah ihn an und zuckte mit den Schultern „Schau´n wir mal“ meinte er nur. Dann fuhren beide wieder zu Revier.


    Im Büro der beiden suchte Semir den Zettel den er bei der ersten Durch-suchung in der Wohnung von Bauer gefunden und eingesteckt hatte. „Verdammt, er muss hier irgendwo sein. Das weiß ich ganz genau.“ fluchte Semir „Ja klar, wenn du ein bisschen Ordnung halten würdest, hätten wir ihn wahrscheinlich auch schon gefunden. Aber bei dem Chaos was bei dir herrscht, ist es kein Wunder.“ „Ha, da iss er ja.“ Semir hatte ihn gefunden. Er faltete ihn auseinander und las, was darauf stand: Behringer, Weinsgasse 48 Morgen 22.05. 18.30 Uhr. Er sah Tom an. „Behringer? Was soll das denn sein?“ „Du meinst wer?“ „Was oder wer? Egal. Das war vor vier Tagen. Wir gehen mal die Datei durch, vielleicht finden wir ja diesen Behringer.“ Semir begab sich an den PC und gab den Namen Behringer ein. Es dauerte nicht lange und der Computer spuckte Daten aus. „Claus Behringer. Geb. am 17.11.44 in Leverkusen. Wohnort unbekannt. Vorstrafen wegen Drogenhandel, Unterschlagung, Körperverletzung usw. Mann, die Liste ist so groß, das man damit meine Wohnung tapezieren kann.“ sagte Semir „Weinsgasse 48. Scheint eine Adresse zu sein. Also fahren wir doch mal hin, oder?“ fragte Tom. Semir nickte und beide verließen das Büro und fuhren zu der Adresse. Es dauerte nicht lange und sie erreichten eine ziemlich große Villa mit noch größerem Anwesen. Sie klingelten nicht erst, sondern betraten das Gelände und gingen zur Villa.



    Derweil saß Claus Behringer mit Igor und zwei weiteren Männern im Wohnzimmer in dessen Villa in der Weinsgasse. Er hatte den Koffer mit dem Kokain auf dem Schoß und der Koffer mit dem Geld war auf dem Tisch. Er besah sich beides und lachte kurz auf. „Das Geschäft des Jahres. Wir haben das Kokain gekauft und das Geld dazu bekommen. So was lobe ich mir. Wenn wir das noch einmal machen, haben wir ausgesorgt.“ Igor meldete sich zur Wort: „Boss, da kommt gerade dieser Bulle Gerkhan und sein Kollege aufs Grundstück.“ „Mist. Wie kommen die denn hierher. Los, wir müssen raus hier.“ Die Männer standen alle auf und verließen das Wohnzimmer. Die Villa war mit einigen Geheimgängen versehen, damit das Verlassen des Geländes ohne jede Gefahr möglich war. Behringer schickte die Besucher in einen der Gänge. Er und Igor bauten sich im Vorraum auf und wollten Tom und Semir begrüßen. Es klingelte an der Tür. Keiner der beiden rührte sich. Dann klopfte es.



    „Scheint keiner da zu sein.“ meinte Semir und zückte seine Kreditkarte. Tom sah ihn an und hielt ihn zunächst zurück. „Willst du aufmachen? Was ist wenn uns dahinter eine Bombe erwartet?“ Semir sah ihn überrascht an. „Wie kommst du denn darauf?“ wollte er wissen. „Denk doch nur mal an die Autobahn und das Auto von Mahler und Bauer. Was sollte Behringer davon abhalten?“ Semir zuckte mit den Schultern. Tom hatte Recht. Dieser Behringer war gefährlich. Aber sie mussten rein. „Okay. Dann machen wir es eben durch das Fenster. Ich geh zur Hintertür und du öffnest dir ein Fenster.“ Tom war damit einverstanden und sah wie Semir bereits hinter der Mauer verschwunden war.



    Von einem Fenster aus, sah Behringer, das die beiden Beamten sich trennten. Er winkte Igor zu und flüsterte dann, „Schnapp dir Gerkhan.“ Igor nickte und schlich zur Hintertür. Er stand gerade dahinter, als diese aufging. Semir schlich sich rein. Er hielt seine Waffe im Anschlag und die Tür prallte so schien es jedenfalls an der Wand ab. Sie flog zu, als Semir mitten im Raum stand. Er wollte sich gerade umdrehen, als er einen kalten Gegenstand im Nacken fühlte. „Ganz ruhig, Gerkhan! Keine falsche Bewegung, keinen Ton! Waffe weg!“ kamen die Befehle. Semir blieb nichts anderes übrig als zu gehorchen. Er ließ die Waffe fallen und hob die Hände. Jetzt kam auch Behringer zu den beiden. Tom hatte immer noch mit den Fenstern zu tun, weil diese aus einem ziemlich festen Glas waren. Er sah durch das Fenster und er sah, das Semir in der Falle saß. „So. Du bist also Gerkhan. Nett dich kennen zu lernen, Bulle. Du solltest jetzt keinen Fehler machen, es könnte dein letzter sein.“ Semir sah ihn an. „Sie kommen hier nicht weg, Behringer.“ sagte er, doch er glaubte selbst nicht an seine Worte. Schon wieder saß er in der Falle, schon wieder zielte eine Waffe auf ihn. Dieser Fall war wie verhext. „Nun, ich sehe das anders. Ihr Kollege da draußen wird sich still verhalten, solange Sie hier sind. Sie tun das was Igor sagt. Und dann werden wir alle drei zusammen hier rausgehen. Geben Sie nun Ihre Handschellen an Igor.“ Semir blickte sich unentschlossen um und versuchte einen Ausweg zu finden. Doch im Augenblick war er den beiden ausgeliefert. Tom hielt sich in der Tat zurück, nahm Rücksicht auf ihn. Das gleiche hätte er für Tom auch getan. Dann griff er zu den Handschellen und gab sie an Igor weiter. Behringer gab Igor einen Wink. Dieser steckte die Waffe ein und ging auf Semir zu. Auch Behringer kam näher an Semir heran. Er setzte Semir die Waffe an die Stirn. Igor zog Semirs Arme nach hinten und fesselte diese mit den Handschellen. „So und nun werden wir hier raus gehen.“ Er drehte sich zu Tom um. Tom sah, das Semir die Waffe am Kopf hatte. Er legte seine Waffe, die er gezogen hatte nieder und hob die Hände, zum Zeichen, das er nichts unternehmen wird. Behringer ging hinter Semir und hielt ihn die Waffe unter das Kinn. Er zwang Semir nun vorzugehen, ohne dabei die Waffe zu sinken. „Du solltest absolut keinen Fehler machen, Verstanden!“ sagte er Semir ins Ohr. „Sie kommen hier nicht raus“ presste Semir raus. Behringer, der es nicht gewohnt war, Widerworte zu bekommen, drückte Semir die Waffe noch stärker unter das Kinn. Semir konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Behringer rief Igor zu sich. „Du hast doch sicher was dagegen, das Gerkhan ständig antwortet, oder?“ fragte er. Igor nickte und griff in die Tasche. Er holte Klebeband raus und riss ein Stück ab. „Die Bande liebt Klebeband“ schoss es Semir in den Kopf. Igor klebte Semir den Mund zu. Schon wieder war er zum Schweigen gezwungen.



    Tom stand mit gehobenen Händen an der Eingangstür. Igor öffnete sie und Behringer trat mit Semir und Igor raus. „So, Kranich. Sie lassen uns jetzt ganz einfach gehen, oder Gerkhan erlebt den Abend nicht.“ Tom nickte und sagte dann: „Lassen Sie meinen Kollegen los. Sie können abziehen, aber nur ohne ihn.“ Behringer sah ihn an, als ob er nicht glauben konnte, was er dort hörte. „Soll dass ein Witz sein? Sobald dein Kollege frei ist, seid ihr hinter uns her. Nein, Nein. Er wird uns ein Stück begleiten. Sobald wir in Sicherheit sind, könnt ihr ihn wiederhaben. Nicht vorher. Und nun, verschwinde. Wir werden deinen Wagen nehmen. Der ist schön groß und hat Funk. So könnt ihr erst gar keine Falle stellen.“ Tom tat was verlangt wurde. Er warf Igor die Schlüssel zu. Igor setzte sich ans Steuer, Semir und Behringer auf die Rückbank. Die ganze Zeit hatte Semir die Waffe am Kinn. Doch auch bei der Fahrt drückte Behringer ihn die Waffe auf. Semir versuchte Tom einen Hilfe suchenden Blick zuzuwerfen. Er ahnte, dass er die Fahrt, wenn nicht etwas passierte, nicht überleben wird. Tom nickte unmerklich. Er hatte verstanden. Doch vorerst musste er die drei fahren lassen.



    Die Fahrt ging auf die Autobahn und Semir sah das es wieder in Richtung Frechen ging. Er hatte sich den Tag eigentlich anders vorgestellt. Es war wie verhext. In diesem Fall verfolgte ihn das Pech. Behringer nahm auf der Autobahn die Waffe von Semirs Kinn. Er sah ihn an und meinte „So, nun geht es etwas entspannter zu. Du solltest aber trotzdem nichts unternehmen, Gerkhan. Wir fahren jetzt eine ganze Weile zusammen. Weißt du eigentlich habe ich nichts gegen dich. Schade dass du ein Bulle bist. Ich kann gute Leute immer gebrauchen. Vielleicht ergibt sich die Chance, und du wechselst die Seiten. Wie wär es?“ Semir glaubte nicht richtig zu hören. Er sah Behringer an. Sein Blick sagte alles, was er über dieses Angebot dachte. „Tja, dann eben nicht.“ meinte Behringer. Sie fuhren von der Autobahn ab. Dann folgte eine kurze Fahrt durch ein verlassenes Gebiet. Semir hatte die dumpfe Ahnung, dass er diese Gegend bereits kannte. Dann wusste er wohin die Fahrt ging. In die Zelle, wo er vor zwei Tagen noch gesessen hatte. Was sollte das denn? Wollen sie ihn wieder einsperren? Er sah Behringer an. Dieser bemerkte den erstaunten Blick. „Ach, du erinnerst dich wohl an die Gegend, was? Ich bin zwar nicht so gut in Gedankenlesen, aber ja richtig, du kommst in die Zelle zurück. Dort bist du sicher.“ „Mhmmmmmmmhhhhh“ versuchte Semir. „Oh, nur keine Angst. Diesmal bleibst du bestimmt nicht lange hier. Aber es gibt auch kein Essen und Trinken. Dafür eine andere Überraschung. Warte einfach ab.“ lachte Behringer. Die Fahrt endete auf dem Gelände, wo Semir bereits einmal gefangen war. Doch diesmal war Semir, als ob er das Gelände nicht mehr lebend verlassen sollte. Igor parkte Toms Wagen vor dem Eingang. Er stieg aus. Danach kam er nach hinten und zog Semir aus dem Wagen. Dieser wehrte sich, so gut er konnte, aber es brachte nichts. Igor nahm ihn einfach hoch und trug ihn in den Raum. Die Zelle war offen und Igor stieß ihn einfach rein. Er schloss die Tür. Das Schloss ersetzte er durch ein solides Vorhängeschloss. Anschließend hob er die Schlüssel der Handschellen hoch und winkte Semir zu, an das Gitter zu kommen. Semir gehorchte. Er drehte sich um und hoffte, die Handschellen los zu werden, doch das hatte Igor nicht vor. Er öffnete eine Handschelle und ließ diese am Gitter wieder zuschnappen. Semir war nun am Gitter gebunden. Mit der freien Hand zog er sich das Klebeband vom Mund. Behringer kam ebenfalls in den Raum. „Was soll das? Was haben Sie vor? Glauben Sie wirklich, das Sie ungestraft alles tun dürfen?“ Semir warf die Fragen in den Raum. Obwohl er nicht mit einer Antwort rechnete. „Mann, Mann. Kaum den Mund frei, schon geht das Fragen wieder los. Igor, habe ich erlaubt, das dass Klebeband runterkommt?“ Igor schüttelte den Kopf. „Hat er selbst gemacht.“ sagte Igor. „Hören Sie, Behringer. Sie können nicht entkommen. Das Beste ist, wenn Sie aufgeben. Dann wäre auch noch ein gutes Wort von mir drin, was die Strafe mindert. Wenn Sie es nicht tun, dann wird die Gerechtigkeit mit voller Härte zuschlagen. Meine Kollegen werden mich finden, und dann werde ich Sie finden, egal wo Sie sind.“ gab Semir von sich und hatte schon beim Aussprechen das mulmige Gefühl, das er mal wieder zuviel von sich gegeben hatte.


    Behringer sah Igor an und gab ihm einen Wink. Igor nickte. Er nahm erneut die Schlüssel der Handschellen. Auch diesmal öffnete er nur die Schelle am Gitter. Diese zog er nun fest an sich. Semir war gezwungen die Bewegung mit zu machen. Er kam näher an das Gitter ran. Er schrie kurz auf als Igor ihm die noch gefesselte Hand durch das Gitter zog. Er nahm dann die andere Hand von Semir und fesselte sie nun so an einer Querstrebe des Gitters, das Semir auf Zehenspitzen stehen musste. „So“, meinte Behringer, als Semir so dastand „ nun bist du in der Position, die ich von dir haben will. Ich habe schon von Mahler gehört, dass du ziemlich vorlaut bist. Mahler hatte Recht. Du bist frech und unerzogen. Das kann man nun nicht mehr ändern, aber ich schlage dir jetzt vor, dass du die Klappe hältst, sonst bekommst du eine Abreibung mit meiner Freundin, der Peitsche.“ Er zog eine kleine Peitsche aus der Tasche. Semir starrte ihn an. „Ich warne Sie, Behringer. Alles was Sie tun, wird vergolten werden. Wenn ich hier wieder raus bin, jage ich Sie. Und ich werde Sie kriegen.“ „Anscheinend kapierst du es einfach nicht, Gerkhan. Gut, also ich erkläre es dir. Manchmal ist es besser die Klappe nicht so weit aufzureißen, verstehst du? Du wirst hier nicht mehr rauskommen. Ich bin derjenige, der das zu bestimmen hat, nicht du. Aber die Abreibung, kannst du bekommen. Ich allerdings bin heute gnädig und gebe dir nur drei Schläge. Aber ich denke das reicht auch. Oder nein, ich habe eine bessere Idee. Ich gebe dir drei Schläge und die anderen gibt dir Igor. Er soll doch auch seinen Spaß haben, nicht wahr?“ Er lachte gehässig und schloss die Tür zu Semir auf. Er kam rein. Semir riss verzweifelt an den Fesseln. Behringer entfaltete seine Peitsche und kam näher an Semir ran. „Lassen, Sie das!“ schrie Semir. „Hast du Angst, Bulle? Wovor? Vor den Schmerzen, oder vor dem Tod? Ich könnte mich erweichen lassen, aber wo bleibt dann der Spaß?“ „Warum, haben Sie denn Spaß, andere zu misshandeln?“ „Die Angst in den Augen, der Personen ist für mich wie … ja wie ein Höhepunkt beim Sex“ Semir versuchte sich zu drehen, doch es ging einfach nicht. Er war verzweifelt. Behringer holte mit der Peitsche aus. Semir schloss die Augen in Erwartung der Schmerzen. Doch es blieb aus. Stattdessen hörte er Behringer leise lachen. „Sieh mal, Igor. Er hat tatsächlich Angst. Ein tolles Gefühl nicht wahr. Ha ha ha ha.“ Semir entspannte sich, anscheinend wollte Behringer ihn nur erniedrigen. Doch das war ein Fehler. Gerade als er sich darauf eingestellt hatte, die Peitsche nicht zu spüren, schlug Behringer zu. Semir schrie auf. Tränen traten ihm in die Augen. „So, das war die Warnung. Ab sofort wirst du nur noch etwas sagen, wenn du gefragt wirst. Klar?“ Semir nickte. Er hatte verstanden, dass es besser wäre, nichts zu sagen. Behringer schlug erneut zu. „Ob du verstanden hast?“ „Jaaaaa“ stöhnte Semir. „Na also, es geht doch.“ Behringer verließ die Zelle.



    Tom hatte mittlerweile eine Fahndung nach seinen Dienstwagen durch gegeben. „Tom, wo ist Semir?“ fragte Andrea ihn, als er ins Büro kam. „Andrea. Er ist…. Na ja…. Er ist als Geisel bei Behringer und diesem Igor. Sie haben ihn mitgenommen und ihn als Druckmittel gegen mich eingesetzt. Ich konnte einfach nichts tun. Es tut mir leid.“ Andrea sah ihn an. Semir hatte dieses Mal wirklich nur Pech. Bereits schon zum dritten Mal wird er überwältigt und gerät in Gefangenschaft. Frau Engelhardt kam nun ebenfalls nach vorn. Sie hatte das Gespräch mitbekommen. „Ich glaube Semir ist urlaubsreif. Er gerät mir in letzter Zeit zu oft in die Klemme.“ Tom sah sie an. „Ich habe bereits Hubschrauber angefordert. Wir werden die Gebiete abfliegen, die in diesem Fall bereits vorgekommen sind. Die verlassene Fabrikanlage. Die Wohnungen von Bauer, Mahler und Behringer werden bereits überwacht. Außerdem werden wir die Autobahn abfliegen. A3 und A4. Ich denke auf irgendeiner dieser Strecken finden wir sie.“ „Warum orten wir den Wagen denn einfach nicht.“ warf Andrea ein. Tom sah sie an.“ Wie meinst du das denn?“ „Nun, dein Wagen ist doch mit einem Peilsender versehen. Na ja… Weist du, ich habe da ein neues Spielzeug bekommen. Es ist ein besonderer Peilsender und ich brauchte ein Versuchs-kaninchen. Und da Semir mit dir fährt, dachte ich, es wäre das Beste diesen einmal bei euch auszuprobieren.“ Andrea sah Tom entschuldigend an. „Andrea… Du bist ein Schatz.“ staunte er. „Los, dann zeig mal was dein Spielzeug wert ist.“ forderte er sie auf. Andrea ging an ihrem PC und tippte ein paar Befehle ein. Auf dem Monitor zeigte sich eine Landkarte, die sich in eine Straßenkarte änderte. Dann kam ein kleinerer Ausschnitt der Karte zum Vorschein. Und zu guter Letzt erschien ein roter Punkt auf dem Bildschirm. „Da ist er. Das ist in Frechen.“ „Frechen? Da ist doch diese stillgelegte Fabrik, wo ich Semir zum ersten Mal rausgeholt hatte. Andrea bist du sicher, das es mein Auto ist?“ „Sicher, du warst doch mein Tester“ sagte sie überzeugt. „Okay, dann werde ich nun das SEK dorthin beordern. Tom, Sie fahren mit Herzberger, Müller, Bonrath und Heller hin. Sekundieren Sie das Gelände und versuchen Sie herauszufinden, wo Semir genau steckt. Aber Sie halten sich zurück. Kein Eingreifen ohne SEK. Verstanden!“ sagte Frau Engelhardt. Tom nickte. Er ging mit den vier Beamten zum Wagen und fuhr auf den schnellsten Weg nach Frechen.



    Semir war zur dieser Zeit immer noch am Gitter gefesselt. Er stand mittlerweile über zwei Stunden auf Zehenspitzen. Sein Hemd, was er trug war auf dem Rücken durch die Peitschenschläge zerrissen. Blutige Striemen zeichneten sich ab. Behringer und Igor hatten sich inzwischen aus dem Staub gemacht. Doch bevor sie gegangen sind, haben sie eine Sprengladung mit Zeitschaltuhr vor Semirs Zelle gelegt, der Sprengsatz selbst war an Semir gebunden. Noch stand die Zeit still. Doch Behringer hatte Semir aufgeklärt, dass der Zeitzünder erst dann aktiviert wird, wenn jemand versuchen sollte zu ihm rein zu kommen. Semir war verzweifelt. Er konnte sich nicht richtig bewegen, die Schmerzen in seinem Rücken waren unerträglich. Behringer hatte insgesamt sechs mal zu geschlagen. Semir hatte das Gefühl, sein Rücken bestehe aus Feuer. Er hatte Behringer regelrecht angefleht aufzuhören, doch es war für Behringer eher ein Ansporn noch härter zu zuschlagen. Nach dem dritten Schlag, schrie Semir bei jedem weiteren. Die Tränen liefen fast automatisch. Behringer verhöhnte ihn deswegen. Semir schwor sich, sollte er es überleben, wird er Behringer persönlich die Handschellen anlegen. Doch dazu musste er sich zunächst mal bemerkbar machen können. Auch das hatte Behringer verhindert. Bevor er endgültig ging, klebte er Semir den Mund zu. Nun konnte er nicht einmal seinen Retter warnen, dass durch einen Befreiungsversuch, eine Bombe, die an seinem Körper angebracht war, aktiviert wird. Er schloss die Augen und fing an zu beten.


    Mittlerweile hatten Tom und die Männer das Gebiet erreicht. Er instruierte die Männer, das Gelände weiträumig abzusuchen. Er selbst ging in das Gebäude, wo er Semir bereits einmal befreit hatte. Er vergaß nicht, den Befehl von Frau Engelhardt, aber er wollte einfach nicht warten. Wenn Semir hier wirklich sein sollte, dann brauchte er sofort die Hilfe. Vor dem Gebäude stand tatsächlich sein Auto. Tom öffnete die Tür und betrat den Raum ein zweites Mal. „Semir?“ rief er leise. Keine Antwort. Er ging weiter in den Raum, wo die Zelle war. SEMIR!“ schrie er laut auf, als er sah, wie sein Kollege in der Zelle regelrecht hing. Er sah die Handschellen mit denen Semir am Gitter festgehalten wurde. Er sah erbärmlich aus. Doch er war wach und sah ihn mit großen Augen an. Er versuchte ihm was zu sagen. Als Tom an die Tür der Zelle ging, schrie Semir trotz des Knebels. Tom verstand, das sollte wohl heißen FINGER VON DER TÜR. Tom ging zu Semir selbst und zog ihm das Klebeband vom Mund. „Tom… Tom. Nicht die Tür öffnen. Es hängt eine Bombe daran und die ist an mir angebracht. Wenn du die Tür aufmachst, kannst du mich in Einzelteile aufsammeln. Bitte schließ die Handschellen auf. Ich kann nicht mehr stehen…“ Tom zog seinen Schlüssel und öffnete die Handschellen. Semir rutschte langsam zusammen. Er drehte sich mit dem Rücken an das Gitter. Tom stöhnte leise auf, als er den Rücken sah. Er sah die roten Striemen, die zum Teil mit Blut verkrustet waren. „Wer war das?“ „Behringer. Er hat immer wieder zugeschlagen. Ich habe ihn angefleht, aufzuhören, aber das törnte ihn nur an.“ Semir seufzte. Tom hätte ihn gern in den Arm genommen und ihn trösten wollen, aber es ging nicht. Er kam nicht an ihn ran. „Semir ich gehe nun raus, und hole Spezialisten okay?“ Semir nickte. Tom verließ den Raum und nahm sein Handy in die Hand. Er rief Frau Engelhardt an. „Chefin, ich habe ihn gefunden, doch es sieht nicht gut für ihn aus. Behringer hat eine Bombe an seinem Körper befestigt. Jeder Versuch, ihn aus der Zelle zu holen, bringt ihn um. Wir brauchen hier Bombenspezialisten.“ „Ich schicke sofort welche los. Warten Sie bis die Männer da sind. Wie geht es Semir sonst?“ „Er ist fertig. Behringer hat ihn mit der Peitsche gequält. Er hat den ganzen Rücken offen. Ich befürchte, er fällt für einige Wochen nach dieser Sache aus.“ Frau Engelhardt sagte nichts mehr. Tom beendete das Gespräch und ging wieder zu Semir. Dieser war immer noch am Gitter lehnend. Er hatte die Augen geschlossen. Tom berührte ihn kurz an der Schulter und Semir zuckte zusammen. „Tom?“ „Ja ich bin es. Die Jungs sind gleich hier. Dann kommst du ins Krankenhaus… und ich will jetzt keine Widerworte hören, klar.“ Semir nickte. Er wusste dass er in ein Krankenhaus gehörte. Dieser ganze Fall hatte ihn regelrecht geschafft. Etwa 10 Minuten später war das Bombeneinsatzkommando vor Ort. Tom sagte dem Mann, was Sache war. Peter Beyer, war der Beste. Er ging zu Semir und sah sich die Bombe an. „Bitte, mach das Ding weg. Peter.“ flehte Semir. Peter sah ihn an und nickte. „Nur keine Angst. Das haben wir gleich. Er nahm diverse Zangen. Semir konnte nur abwarten. „Mach bloß keinen Fehler. Ich bin an der Bombe dran.“ brachte er sich in Erinnerung. Peter sah ihn an. „Wenn du jetzt nicht still bist, Semir, kann es leicht passieren, dass ich einen Fehler mache. Also Klappe jetzt!“ gab dieser von sich. Semir erschrak und sah ihn nur an. Doch dann sah er wie Peter grinste. „Das ist nicht witzig. Du bist schon der zweite, der sagt ich soll die Klappe halten.“ „Dann tu es einfach.“ Semir konnte nichts mehr sagen. Er war einfach sprachlos. Etwa 5 Minuten später war die Bombe entschärft. Semir wurde aus der Zelle geholt. Peter und Tom stützten ihn. Als sie das Gebäude verließen, und schon ein ganzes Stück weg war, explodierte das Gebäude, wo die Zelle war.


    Die Drei drehten sich erstaunt um. Semir wurde ein stück bleicher, als er es ohnehin war. „Das war doch wohl nicht…“ stammelte er. Peter sah ihn an. „Doch könnte sein. Der Zeitzünder war wohl doch noch aktiv.“ Semir bekam weiche Knie. Der Krankenwagen kam aufs Gelände gefahren. Semir wurde auf die Bahre gesetzt. Er konnte sich aufgrund der Wunden am Rücken nicht hinlegen. Die Notärztin versorgte ihn notdürftig. „Ich denke, Sie werden für eine Weile unser Gast im Krankenhaus sein, Herr Gerkhan.“ Semir sah sie an. Er bekam etwas gegen die Schmerzen, außerdem ein starkes Beruhigungsmittel. Semir sank langsam in einen erholsamen Schlaf.



    Zwei Wochen später war Semir bereits wieder im Dienst. Von den Peitschenschlägen waren einige Narben zurückgeblieben, aber sonst waren die Wunden verheilt. Semir hatte bereits wieder seine üblichen Sprüche drauf. Er war einfach nicht klein zu kriegen. „Hey, Semir, ich habe gerade eine E-mail vom Bundesgrenzschutz bekommen. Behringer und Igor Wassily sind an der polnischen Grenze verhaftet worden. Sie haben versucht Drogen ins Land zu schmuggeln. Nun, damit sollte der Fall dann endgültig abgeschlossen sein.“ Semir sah Tom und meinte dann nur:“ Schade eigentlich wollte ich Behringer selbst verhaften. Tja, man kann eben nicht alles haben. Aber eines werde ich heute mit Sicherheit noch haben.“ Er sah durch die Trennscheibe des Büros. „Und was wäre das?“ fragte Tom neugierig. „… einen wunderschönen Abend zu zweit.“ sinnierte Semir und warf Andrea einen unsichtbaren Kuss zu.



    Ende