Semir traf mit Alex zusammen auf dem Parkplatz der PAST ein. „Morgen Partner!“ Semir erwiderte den Gruß und ein fester Händedruck zwischen den Männern folgte. „Hast du dich ein bisschen erholt?“ „Ja, mir geht es sehr gut.“ Sie betraten das Büro und wurden von Susanne begrüßt. Während Alex sich erst einmal einen Kaffee holte, ging Semir bereits ins Büro und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Er sah sich kurz um und bemerkte, dass alle Kollegen mit ihrer Arbeit beschäftigt waren.„Drei Jahre….drei Jahre…drei verdammte Jahre…“Er hörte nicht wie Alex ins Büro kam. „Was ist denn in drei Jahre?“ Semir zuckte zusammen und sah seinen Partner an. „Nichts…ich… ich war in Gedanken…“ „Und was beschäftigt dich so?“ Semir sah ihn an. „Ich weiß es nicht. Es sind so viele verschiedene Dinge. Irgendwie denke ich gerade an alles und an nichts.“ „Du willst nicht darüber reden? Ich könnte dir vielleicht helfen.“ Semir lächelte leicht. „Nein…und das gilt für Beides. Ich will nicht darüber reden und du kannst mir nicht helfen. Niemand kann mir helfen…“Alex sah ihn ernst an. „Was ist los? Du tust gerade so, als würdest du ….Semir? Was stimmt nicht mit dir? Seit gestern bist du wie ausgewechselt. Hat das was mit der Untersuchung zu tun?“ Semir schüttelte den Kopf. „Okay… aber du könntest mir doch sagen, was dich bedrückt. Hast du Alpträume?“ Alex versuchte alles, um etwas aus seinem Partner hervor zu locken, doch dieser schüttelte erneut den Kopf. „Nein…keine Alpträume. Sorry Alex…lass uns Streife fahren.“ wechselte Semir das Thema, schnappte sich seine Jacke und verließ das Büro. „Das machen wir, aber ich werde fahren. Du bist mir etwas zu Fahrig.“ folgte Alex seinem Partner „Ja kein Problem.“ Alex stutzte. „Okay, fahren wir los.“ Doch auch im Auto schwieg Semir sich aus. Sein Handy klingelte. Er sah auf das Display. Eine SMS wurde ihm angekündigt.
Semir öffnete die Nachricht und las. „Oh man, schon wieder eine SMS.“ „Wie SMS?“ Alex sah ihn kurz an. „Die SMS. Ich liebe dich, mein Herz. Ich kann nicht ohne dich leben. Komm zu mir!“ „Wieder von dieser Messagebox?“ Alex wandte seinen Blick nur kurz zu Semir und dann wieder auf die Straße. „Ja, irgendwie scheint diese Person nicht zu merken, dass er oder sie die falsche Nummer anschreiben.“ „Wieso, wenn sie von Andrea ist, dann ist es doch okay.“ Alex grinste breit. „Sie ist aber nicht von Andrea. Ich hab sie doch gefragt.“ „Okay…Wenn der Absender jetzt von dir gefordert hätte, zurückzurufen, dann würde ich fast auf einen Virus tippen. Dumm das du nicht antworten kannst.“ „Ja, aber der Absender wird es sicher bald lassen. Ich meine, wenn er keine Antwort erhält. Auch wenn ich nicht verstehe, warum er seiner Liebsten oder sie ihrem, eine Liebesbotschaft über einen Messenger schickt. Ich meine, wie soll denn der oder die Angebetete darauf antworten?“ Alex zog die Schultern hoch. „Weiß nicht. Vielleicht will er oder sie ja auch nicht, dass der Empfänger antwortet.“ Semir setzte sich auf. „Du denkst an Stalking?“ Wieder zog Alex die Schultern hoch. „Wäre doch möglich oder?“ „Ja schon… aber gerade dann würde der oder die doch auf die richtige Nummer schreiben und nicht ständig eine falsche oder?“ „Es sei denn, dass deine Nummer gar nicht die falsche ist und er oder sie dich meint.“ Alex grinste breit. „Du meinst ich bin ein Stalkingopfer? Sehe ich aus, als müsste ich so etwas haben?“ Semir wurde lauter. „Hey, ich sage doch nur, dass es sein könnte, dass du gestalkt wirst. Die Frage ist nur, wer es sein könnte? Vielleicht jemand den du mal in den Knast gebracht hast und der sich nun mit Psychoterror rächen will.“ Semir stöhnte leise auf und warf sein Handy auf die Ablage. „Darüber Mutmaßungen anzustellen ist ehrlich gesagt sinnlos. Ich werde die Nachrichten einfach ignorieren und gut ist. Irgendwann wird die Person sicher aufgeben.“
„Hast du denn irgendeinen Verdacht, wer das sein könnte? Also ich meine wenn du tatsächlich betroffen wärst?“ „Nein, keinen wirklichen Verdacht. Aber wenn ich so lese, was diese Person schreibt, dann kann es nur eine Frau sein. Ich les dir mal vor was ich bisher für Nachrichten bekommen habe. Also: Ich liebe dich! Verlasse deine Familie für mich und komm zu mir. Oder hier: Du gehörst nur mir! Du fehlst mir! Ich sehne mich mit jeder Zelle meines Körpers nach dir! Ich meine, es liest sich ja richtig gut und diese Person scheint ne Menge Gefühl zu haben. Der wirkliche Empfänger kann sich richtig glücklich schätzen.“ Alex sah seinen Freund an. „Ja doch…schade dass ich solche Nachrichten nicht bekomme.“ „Ha ha…ich hoffe nur, derjenige bemerkt bald seinen Irrtum und lässt mich wieder in Ruhe. Es nervt nämlich ganz schön. Na egal…guck mal da hinten auf dem Standstreifen, da hat jemand seinen Wagen vergessen.“ Semir grinste leicht und Alex fuhr rechts ran. Warnblinklicht warnte den nachfolgenden Verkehr. Semir stieg aus und ging zum Wagen. Niemand saß darin. Er drehte sich zu Alex um und zog die Schultern hoch. Auch Alex kam dazu. „Hier ist niemand. Der Wagen ist ordnungsgemäß verschlossen. Vielleicht hatte der Fahrer kein Benzin mehr und ist mit einem Kanister losgelaufen.“ Alex zog die Schultern hoch. „Schon möglich. Aber er hätte den Wagen absichern müssen. Machen wir mal ne Abfrage.“ Er ging zum Dienstwagen zurück und griff das Mikro. „Cobra 11 an Zentrale! Halterabfrage: Bergheim – August-Siegfried- 8 7 7“Alex sah zu Semir, der den Wagen genauer untersuchte. „Zentrale an Cobra 11. Der Wagen ist seit gestern als gestohlen gemeldet.“ plärrte es aus dem Lautsprecher. „Verstanden, der Wagen steht an der A4 bei Kilometer 33, 8 auf dem Standstreifen. Informiert bitte die Kollegen vom Abschleppdienst und den Besitzer! Cobra 11 Ende!“ Alex legte das Mikro wieder ins Auto und ging zu Semir. „Der Wagen ist gestohlen.“ Semir nickte. Er wandte Alex noch den Rücken zu und drehte sich nun um. In seinen Händen hielt er ein kleines Plakat.
„Du gehörst mir, Semir! Bald ist es soweit.“ las Alex vor. „Okay… das ist unheimlich.“ „Ja allerdings. Für mich wird es immer klarer, dass die Nachrichten keine Irrläufer sind. Sie sind in der Tat an mich gerichtet.“ „Sieht ganz so aus. Okay… was wollen wir jetzt machen?“ Alex sah seinen Freund und Partner an. „Lass uns fahren…“ Semir ging zum Wagen und Alex folgte ihm. „Weißt du was, wir könnten eine Fangschaltung für dein Handy einrichten. Dann könnten wir den Absender kriegen. Und dann bekommst du auch wieder Ruhe.“ „Die Nachrichten kommen von einer Messagebox. Du kannst in jedem gottverdammten Internetanschluss eine Nachricht schickten. Da gibt es nichts zurück zu verfolgen.“ Semir schlug wütend auf die Motorhaube. „Hey beruhige dich. Hast du außer diesen Nachrichten noch anderes bekommen? Geschenke, Liebesbriefe?“ „Nein, aber ich denke das wird noch kommen. Aber ehrlich gesagt ist es auch egal. Es ist eh zu spät.“ Semir setzte sich auf den Beifahrersitz, lehnte den Kopf an die Stütze und schloss die Augen. „Bitte was? Semir rede mit mir! Du bist wie ausgewechselt!“ Semir schwieg und sah aus dem Fenster. „Ich weiß nur, dass die Nachrichten nicht von Andrea kommen.“ „Was ist mit dir? Das liegt doch nicht nur an diesen Nachrichten. Du bist irgendwie anders!“ „Alex… bitte hake nicht weiter nach. Ich will nicht darüber reden. Bitte akzeptiere es einfach.“ Alex verstand, dass er seinen Partner nicht bedrängen sollte. „Okay, wenn du nicht reden willst, dann nicht. Der Typ oder die Frau scheint nicht wirklich mit dir in Kontakt treten zu wollen. Mir kommt es eher vor, als würde er oder sie dir Angst machen wollen.“ „Andrea ist auch schon eifersüchtig.“ Semir drehte seinen Kopf kurz zu Alex und sah seinen Partner an. Dieser lächelte leicht. „Warum sprichst du nicht mal mit Isabel?“ Sofort setzte Semir sich gerade hin. „Was? Warum denn?“ Empörung war in der Stimme zu hören. „Du könntest ihr doch erzählen, dass du dich belästigt fühlst und nicht weißt, was du tun sollst. Ich meine, das einfachste wäre, deine Karte auszutauschen.“ Semir grummelte nur.