Beiträge von Elvira

    Ging ja ganz gemächlich los, wobei ich sagen muss, dass die Bilder in dem Saal schon imposant waren. Also wenn ihr mal so einen Vortrag über die Raumfahrt und so haben wollt, das Technikmuseum in Speyer ist genau das richtige dafür.Auch wenn wir nur die Bilder in der großen Kuppel gesehen haben. Und das drum herum, z.B. das Besteigen der Flugzeuge ist sicher auch ein tolles Erlebnis für Kinder und Erwachsene.


    So zur Folge:
    Damit die Autobahnpolizei tätig werden kann, müssen es erst einmal Schießereien auf dem Parkplatz geben. Okay, kann ich mit leben. Autobahnpolizei ist es ja schon länger nicht mehr. Ich fand die Reaktionen von Semir und auch von Alex diesmal nicht sehr überzeugend. Weder als sie den Verletzten von der Autobahn kratzten und die Autos mal wieder Flügel bekamen, noch von Alex, als er unverletzt aus dem Auto kroch.


    Das Katja alles für ihr Kind macht, war doch klar. Welche Mutter macht nicht alles für ihr Kind. Das allerdings ein frisch operierter Mensch putzmunter aus dem Krankenhaus marschiert und das niemand mitbekommt. Keine Schwestern, keine Ärzte….wie im wahren Leben.

    Bei der Verfolgungsjagd habe ich den Fahrzeugwechsel nicht ganz verstanden. Der weiße Wagen fuhr doch noch, immerhin haben Semir und Alex ihn ja zur Verfolgung benutzt. Kam mir etwas gewzungen vor.


    Das Lustigste fand ich noch den Grillabend anlässlich des Sternschnuppenregens, der von Semir mal eben eine Woche nach hinten verlegt wurde. Die Diskussion ob das nun ein Rechtschreibfehler war, sehr amüsant. Schön dass der Grillabend doch noch stattgefunden hatte. Trotz Regen... Obwohl Semir hätte das Fleisch ja auch einfrieren können.


    Außer der Krüger, die heute gar nicht zu sehen war, hat die PAST auch ihren Auftritt gehabt. Bei Susanne sieht man den Babybauch und die Geburt scheint schon bald zu kommen. Ob das noch in dieser Staffel passiert?


    Alles in allem: maximal 7 Punkte, da mich die Story nicht gerade gefesselt hat.

    Alex setzte sich zu Semir auf die Bank, die vor der Eingangstür stand. „Hey Partner, du musst sie auch verstehen.“ Semir wandte sich ihm zu. Die Tränen in seinen Augen waren deutlich zu sehen. „Warum Alex? Was will der Kerl von Dana? Sie hat doch gar nichts damit zu tun.“ „Ich weiß. Ich habe mir die ganze Zeit schon überlegt, wie er an deine Adresse gekommen ist. Ich vermute, das Herfordt mir gefolgt ist, als ich Dana abholte und dann Zuhause absetzte. Sie hat mir einen Kuss auf die Wange gedrückt und sich dafür bedankt. Wenn ich weiter gehe, dann denke ich, dass Herfordt glaubt, Dana sei meine Freundin. Deshalb hat er sie vermutlich geholt. Er will sich an mir rächen und will mir Schmerzen zufügen.“ Semir stöhnte leise auf. „Wenn er erfährt, dass sie nicht deine Freundin ist, dann hat sie keinen Wert für ihn. Er wird sie genau die Jana Kreutzer umbringen!“ „Das ist nicht gesagt. Natürlich kannst du Recht haben, aber es bringt nichts, sich den Kopf zu zerbrechen. Wir werden morgenfrüh direkt wieder zu Cassandra Herfordt fahren und sie um Hilfe bitte.“ Semir hob seinen Kopf. „Warum erst morgen? Was, wenn Dana diese Nacht nicht überlebt? Was wenn er sie….“ Er stockte und sah zum klaren Sternenhimmel. Alex verstand ihn ohne Worte. Er wusste zwar nicht, wie ein Vater fühlte, aber er konnte sich vorstellen, dass es die Hölle war, durch die sein Partner gerade ging. Er wollte zur Antwort ansetzen, als das Handy von Semir klingelte. Semir zog das Gerät vor und sah auf das Display. Sofort ging sein Blick zu Alex. „Die Nummer kenne ich nicht!“ Alex nickte. „Okay, stell direkt auf laut!“ Semir tat es und meldete sich mit einem unsicheren „Ja?“ „Gib mir Alexander Brandt!“ Alex beugte sich vor. „Hier ist Alexander Brandt. Herfordt, lass das Mädchen laufen! Sie hat nichts damit zu tun!“ Herfordt lachte laut. „Das sehe ich anders. Sie ist eine ganz Niedliche und sie wehrt sich mit Händen und Füßen. Sie hat richtig Temperament. Weißt du, was sie behauptet? Sie sei gar nicht deine Freundin. Sie denkt wirklich, dass ich es glaube“ Semir hörte wie der Kerl laut lachte. „Herfordt! Wo ist die Tochter meines Kollegen? Wo ist Dana?“ Am anderen Ende wurde es still. „Herfordt?! Melde dich, verdammt noch mal! Wo ist das Mädchen?!“ Alex brüllte in das Telefon.

    Bruno Herfordt senkte das Handy. Er dachte über das, was Brandt sagte nach. Dieses Mädchen war die Tochter vom Kollegen? Wollte Brandt ihn auch verarschen? Oder sollte das Mädchen doch die Wahrheit sprechen. „Wo ist meine Tochter?! Ich schwöre dir, dass ich dich umbringe, wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird!“ Er musste zugeben, dass die Verzweiflung echt klang. Bruno lachte leise. „Wollt ihr mir Theater vorspielen? Dann habt ihr beide eine 1. Also gut, spielen wir euer Spiel. Ich spiele nämlich gern… Wenn ihr ruhig bleibt, dann wird ihr nichts passieren. Ich will nur Brandt haben. Dafür bekommt ihr die Kleine wieder.“ „Wo ist sie? Ich will mit ich sprechen, bitte.“ Die Stimme klang flehend. „Warte!“ Bruno war bereit, diesen Wunsch zu erfüllen und ging in das Zimmer wo das Mädchen war. Er setzte sich ans Bett und hielt dem Mädchen das Handy ans Ohr. „Da ist jemand, der dich sprechen will.“ Das Mädchen richtete sich auf. „Hallo?“ Sie sprach kläglich. „Dana, Schatz…geht es dir gut? Hat er dich angefasst?“ „PAPA!! HOL MICH HIER RAUS!! Bitte!! Ich will nach Hause!“ Bruno nahm das Handy weg. „Hast du gehört Papa, sie will nach Hause.“ „Bitte, lassen Sie sie gehen. Was wollen Sie für sie?“ Bruno lachte erneut. „Nicht viel. Nur Brandt. Mehr nicht. Gib ihn mir!“ Direkt darauf hörte er die Stimme seines Feindes. „Herfordt, lass das Mädchen laufen. Ich werde alles tun, was du willst.“ „Das könnte ich mir überlegen. Brandt, hast du schon mein Geheimnis heraus bekommen? Weißt du was mein Markenzeichen sagen soll?“ Herfordt grinste breit. Doch es verschwand als Alex Brandt ihm sagte, was er hören wollte. „Ja, ich weiß, dass du mir damit meinen Namen nennen willst. Lass die Tochter meines Kollegen gehen!“ „Ach komm! Sei doch kein Spielverderber! Meine Schwester hat es verraten, nicht wahr? Sie hat dir gesagt, was ich dir damit sagen will. Aber egal… So und nun kommen wir zu dem, was du für deine Freundin tun musst.“ Er hörte, wie der Mann tief durchatmete. „Sie ist nicht meine Freundin! Sie ist noch ein Kind. Herfordt, lass sie gehen…bitte. Es ist eine Sache zwischen dir und mir.“ „Nein, noch nicht. Erst werden wir das Spielchen noch zu Ende spielen. Wäre doch schade um die Puppen. Finde die nächste Puppe! Ach ja, solltest du oder dein Kollege auch nur versuchen, das Mädchen zu finden, werde ich sie langsam töten. Davor wird sie noch wissen, was ein wirklicher Mann ist.“ Bruno beendete das Gespräch und grinste. Doch nicht lange und er wurde wieder ernst. Dann hatte das Mädchen doch nicht gelogen? Aber egal… auch wenn sie nicht seine Freundin ist, sie ist ein Druckmittel und er würde es gnadenlos ausnutzen. Er legte das Handy weg und setzte sich auf die Couch. Vor ihm am Boden stand ein Kasten Bier. Er nahm sich eine Flasche und dachte über seine Schwester nach. Sie hatte ihn verraten und dafür musste sie zahlen. Entschlossen stellte er die noch ungeöffnete Flasche auf den Tisch, nahm zwei der Puppen, die er noch hatte und verließ seine Wohnung. Nur zwei Stunden später war er wieder zuhause und genoss das Bier. Gegen fünf in der Frühe legte er sich ins Bett und war schnell eingeschlafen.

    Dana wachte auf und wollte sich bewegen, doch schnell bemerkte sie die Fesseln, die sie hier hielten. Sie richtete sich soweit es ging auf und sah sich um. Der Raum war nicht ganz dunkel. Erinnerungen kamen in ihr hoch. Erinnerungen aus der Vergangenheit. Als sie neun war, da wurde sie von ihrem eigenen Onkel entführt und ihre Väter wurden erpresst. Damals ging es um irgendeine Formel. Dann erinnerte sie sich an dieser Sache in Belgien, wo ihr Vater und Semir versuchten sie aus den Händen eines Menschenhändlerringes zu befreien. Es war das Todesurteil für ihre Eltern. Dana fing an zu zittern. Sie erinnerte sich daran, dass sie eigentlich schon fast vor der Haustüre war, als sie von hinten gepackt wurde. Ein Lappen, der unangenehm roch wurde ihr auf Mund und Nase gedrückt und dann schlief sie ein. Sie hatte sich gewehrt, aber gegen diese Person, die sie festhielt, konnte sie nichts tun. Sie spürte einen seltsamen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge. Dana versuchte sich weiter zu erinnern, doch da war nichts. Wo war sie wohl hier? Was konnte man von ihr wollen? Die Tür ging auf und das Licht an. Dana schloss geblendet die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie einen Mann vor sich stehen, der in ihren Augen riesig war. Sie nahm allen Mut zusammen. „Was wollen Sie von mir?“ Sie versuchte dabei ihre Angst nicht zu zeigen, doch es gelang ihr nicht. Ihr war es unangenehm, wie der Mann sie anschaute und bei ihr kamen wieder die Wut und ihre Trotzigkeit durch. „Glotz doch nicht so! Man, was willst du?!“ Der Mann grinste nur und sah sie von oben bis unten an. Sie versuchte die Beine anzuziehen, was anhand der Fesseln scheiterte. Nun kam er ihr näher. „Lass mich! Bitte….lassen Sie mich…bitte…“ Dana fing an zu weinen. Angewidert drehte sie ihr Gesicht weg und hoffte, dass der Mann wieder ging. „Aber, aber… wer wird denn so abweisend sein?“ Der Mann fuhr mit seinem Finger über ihren Arm. Schon diese Berührung löste bei Dana Unwohlsein aus. „Sieh mich an!“ Langsam drehte Dana ihr Gesicht zu ihm und sah ihn an. „Wir werden nun deinen Freund anrufen.“ „Wen?“ Dana war etwas erstaunt. „Wir werden Alex anrufen. Alexander Brandt. Er ist dein Freund. Du brauchst es gar nicht zu leugnen. Ich habe gesehen, wir ihr euch geküsst habt.“ Der Mann lachte. „Alex ist doch nicht mein Freund! Der ist doch doppelt so alt wie ich! Was wollen Sie von mir?“ „Du bist nicht seine Freundin?“ Dana schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Alex ist der Kollege von meinem Vater! Und nun mach mich endlich los!“ „Du hast ihn geküsst! Du musst seine Freundin sein!“ Der Mann wurde wütend. „Ich bin nicht die Freundin von ihm. Ich habe ihn nur geküsst, weil er ein guter Freund ist!“ Der Mann drehte sich um und ließ die Tür wieder ins Schloss fallen.

    Kim Krüger kam nur eine halbe Stunde nach der Information von Alexander Brandt bei Semir an. Sie klingelte und wurde von Andrea empfangen. Im Wohnzimmer saßen Alex und Semir und sahen sie an. „Was genau ist passiert?“ Semir räusperte sich. „Wir können nur Vermutungen anstellen. Dana ist wohl vor der Haustür abgefangen und verschleppt worden.“ Seine Stimme klang leise. „Als wir hier ankamen, fanden wir nur Danas Rucksack mit der Puppe.“ Kim wandte sich an Alex, der die Puppe hochhielt. „Okay, also ein weiteres Rätsel?“ „Nein, nicht mehr. Wir haben seine Schwester vernommen. Sie hat zugegeben, bei den ersten beiden Überfällen dabei gewesen zu sein. Und sie hat mir erklärt, was das mit den Puppen auf sich hat. Herfordt selbst, weiß es aber wohl noch nicht. Aber sie weiß nicht, wo ihr Bruder ist.“ „Wie wahrscheinlich ist es, dass sie lügt?“ Kim sah zu Semir, doch dieser beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Andrea bemerkte es natürlich und setzte sich neben ihn. Sie versuchte ihm Mut zu machen, doch es gelang nicht. „Wenn er ihr etwas antut, werde ich ihn töten.“ Kim sah ihn erschrocken an. „Herr Gerkhan, ich kann nicht zulassen, dass Sie an dem Fall mitarbeiten. Sie sind raus!“ Semir stand auf „Oh nein, Frau Krüger! Meine Tochter ist in den Händen eines Wahnsinnigen und ich werde sie da rausholen! Sie werden mich nicht davon abhalten!“ „Herr Gerkhan, ich kann Sie nicht daran mitarbeiten lassen. Sie sind persönlich involviert und da sind die Vorschriften ganz…“ „Ich scheiße auf die Vorschriften! Ich will meine Tochter zurück und ich werde sie mir zurückholen. Alex wird mir dabei helfen!“ Semir verließ das Wohnzimmer und nur wenig später schlug die Haustür zu, doch Alex sprintete sofort hinterher. Andrea wandte sich an die Vorgesetzte von ihrem Exmann. „Frau Krüger, ich weiß, dass Sie eigentlich Recht haben, aber Sie müssen Semir verstehen. Er hängt sehr an Dana und…“ Andrea versuchte Partei für Semir zu ergreifen. „Andrea, das ist mir schon klar, aber ich kann keine Ausnahme machen. Das geht einfach nicht.“ Andrea nickte und lächelte leicht. „Sie wissen doch genau wie ich, dass Sie ihn nicht aufhalten können. Er würde sich auch über die Gesetze und Befehle hinwegsetzen. Ich weiß nicht, wie er reagiert, wenn er diesem Kerl gegenübersteht, aber ich würde Ihnen vorschlagen, Alex als Aufpasser mitzugeben. Lassen Sie ihn weitermachen.“ Kim stöhnte leise auf. Andrea hatte Recht. Semir würde sich einen Dreck um Gesetze und Vorschriften kümmern und sie so auslegen, dass es ihm passte. „Also gut…“ stimmte sie nach einigen Minuten zu.

    „Also wenn das so stimmt, was diese Frau sagt, dann lagen wir gar nicht so verkehrt. Die Namen der Puppen, sollen deinen Namen ergeben. Kannst du dir vorstellen, was der Kerl von dir will?“ Alex nickte nachdenklich. „Mich umbringen. Ist ja klar, in seinen Augen habe ich seine Familie zerstört. Das hatte seine Schwester ja auch behauptet. Sie war ganz schön geschockt, als sie erfuhr, dass ihr Bruder zwei Menschen ermordet hat.“ „Drei! Er hat drei Menschen ermordet. Diesen Mann im Auto, der verbrannt ist, geht auch auf sein Konto.“ stellte Semir richtig. Er sah auf die Uhr und spürte deutlich die Müdigkeit aufsteigen. „Es ist jetzt halb neun. Was wollen wir denn jetzt noch machen?“ Sein Blick ging auf seine Hände, die sich wieder bemerkbar machen. „Feierabend?“ Alex sah ihn kurz an. Semir dachte nach und nickte dann. „Ja, wir können noch ein Feierabendbier trinken und du kannst auf der Couch pennen. Dann können wir morgenfrüh direkt gemeinsam wieder los.“ „Tun deine Hände weh?“ Alex sah ihn besorgt an. „Ja, es brennt ein bisschen. Andrea wird sich bestimmt gleich darum kümmern.“ Sie fuhren gemeinsam zu Semir und nur wenig später stand Alex Wagen auf Semirs Einfahrt. Alex bremste ab und sah einen Rucksack vor der Tür liegen. „Sag mal, ist das nicht der Rucksack von Dana?“ Semir sah hin und stieg aus. Er nahm den Rucksack und nickte dann. „Ja, das ist ihr Rucksack. Wie kommt er denn hier hin?“ Als er ihn öffnen wollte, geriet er wieder wegen den Verbänden an seine Grenzen und deshalb übernahm Alex es. „Ich schau mal rein.“ Er öffnete den Rucksack und zuckte zusammen. „Verdammt!“ „Was ist?“ Semir wurde neugierig. Alex griff in die Tasche und zog die Puppe hervor. Semir spürte Übelkeit aufsteigen. In diesem Augenblick ging die Tür auf und Andrea stand im Rahmen. „Semir, Dana ist noch nicht zuhau….“ Sie stockte mitten im Satz, als sie den Rucksack sah. „Der gehört doch Dana. Sie hat ihn mitgenommen!“ Sie sah zu Semir und bemerkte, dass er blass war. „Hatte sie einen Unfall?“ Semir sagte nichts. „Sag was mit ihr ist! Ist sie verletzt? Liegt sie im Krankenhaus?“ Langsam wandte sich Semir zu ihr. „Ich, ich….“ Er sah Alex hilfesuchend an. „Lass uns erst einmal reingehen.“ Im Wohnzimmer bemerkte Andrea die Puppe, die Alex trug. „Was ist das für eine Puppe?“ Semir schluckte schwer und so übernahm Alex das Antworten. „Das ist eine der Puppen, die unser Gegner bei seinen Opfern zurück lässt.“ Andrea wandte sich zu Alex. „Willst du damit sagen, dass dieser Kerl Dana in seiner Gewalt hat?“ Semir nickte. „Oh mein Gott!“ Er ließ sich in den Sessel fallen. „Ich versteh das nicht! Was will er von Dana? Ich kenne den Kerl doch gar nicht!“ Andrea nahm ihn in den Arm. „Ich frage mich, woher er deine Adresse kennt. Meinst du seine Schwester hat sie ihm verraten? Ich glaube nämlich nicht, dass Dana ein Zufallsopfer ist.“

    Semir ging im Wohnzimmer auf und ab. „Was wollen wir denn jetzt machen? Wo sollen wir sie suchen?“ Er schien ratlos. Alex hielt ihn fest, als er an ihm vorbei ging und drückte ihn in den Sessel. „Du lässt dir jetzt erst einmal die Hände versorgen. Andrea, kümmerst du dich bitte darum?“ Alex sah die Exfrau von seinem Partner an, die nickte und das Wohnzimmer verließ. Er wartete bis Andrea raus war und wandte sich dann an Semir. „Wir wissen was er will. Er will mich und er bekommt mich. Ich werde mich selbst gegen Dana tauschen. Wenn er Kontakt mit uns aufnimmt, werde ich es ihm sagen.“ Semir schüttelte den Kopf. „Das wirst du nicht tun! Wir werden Andrea und die Kinder unter Schutz stellen und dann werden wir uns das Schwein kaufen.“ Er ballte seine verbundenen Hände und ließ sie erst wieder locker, als Andrea anfing den Verband abzunehmen. Als sie frei waren, sah er sie sich an. Einige der Blasen waren aufgeplatzt und es brannte leicht. „Ich werde dir Brandsalbe drauf tun und dann wieder verbinden. So kannst du es auf gar keinen Fall lassen.“ Semir nickte nur. Andrea fing an die Salbe zu verteilen, während er sich an Alex wandte. „Alex, wir müssen uns einen Plan zu Recht legen. Seine Schwester weiß ganz sicher, wo er ist. Wir sollten sie noch mal besuchen. Wir müssen ihm eine Falle stellen und Dana dort rausholen. Ich hoffe nur, dass er sie nicht anpackt, denn wenn, dann werde ich ihn umbringen.“ Semirs Stimme klang sehr entschlossen und Alex ahnte, dass es keine leere Drohung war. Er stand auf und nahm sein Handy. Semir beobachtete ihn dabei. „Was willst du jetzt machen?“ „Ich werde die Chefin darüber informieren!“ Semir sprang auf. Andrea erschrak bei der Aktion so heftig, dass sie nach hinten kippte und auf den Boden fiel. „Semir!“ Dieser sah sie an und half ihr, indem er sie auf die Beine zog. Dabei platzten weitere Blasen an seiner Hand, doch er ignorierte es. „Nein! Wir werden die Chefin nicht informieren! Sie wird mich von dem Fall abziehen und das ist…“ „Das ist genau richtig! Semir, ich weiß dass du dich nicht kaltstellen lässt, aber in diesem Fall müssen wir die Unterstützung von Krüger haben! Wir brauchen sie! Du wirst mit Andrea und den Kleinen hier bleiben und auf sie aufpassen. Ich werde Dana dort rausholen!“ Semir sah ihn erstaunt an. „Willst du mich verarschen? Alex, du wirst dich nicht allein dem Kerl stellen! Ich lasse mich nicht kaltstellen, das hast du ganz richtig erkannt! Und wenn du dafür bist, dann werde ich auf eigene Faust meine Tochter da rausholen!“ Alex hörte, das Semir es ernst meinte und hob beschwichtigend die Hände. „Ja, schon gut. Aber wir müssen die Chefin einweihen. Wir brauche sie. Es führt kein Weg daran vorbei. Glaub mir, es ist besser.“ Semir wandte sich von ihm ab und fuhr sich mit den Händen durchs das Gesicht. Dann stöhnte er auf und senkte den Kopf. „Du hast ja Recht.“ Andrea sah ihn an. „Setz dich, ich will deine Hände verbinden.“ Semir führte den sanften Befehl aus und setzte sich. Alex wählte Kim Krüger an, die sich direkt meldete. „Herr Brandt? Was gibt es?“ Alex sah noch einmal zu Semir und antwortete dann. „Chefin, der Kerl hat Dana entführt.“ Am anderen Ende war nur Schweigen. „Chefin?“ „Ja, ich bin noch dran. Wo sind Sie? Wo ist Gerkhan?“ Alex lächelte bitter. „Wir sind bei Semir zuhause.“ „Ich bin gleich bei Ihnen! Sorgen Sie dafür, das Gerkhan die Füße still hält, bis ich da bin.“

    Bruno sah erstaunt auf sein Handy. „Was meinst du damit?“ Cassandra atmete tief ein. „Du hast mir versprochen, dass du niemanden mehr töten willst. Die Polizei war gerade hier. Ein gewisser Semir Gerkhan und dieser Alexander Brandt. Sie haben mir gesagt, dass du eine Frau vergewaltig und umgebracht hast. Und einen Mann hast du auch erschossen. Ich habe ihnen alles erzählt.“ Bruno schloss die Augen. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Er sah ein, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er Cassandra zur Komplizin machte, doch das war nicht mehr zu korrigieren. Wie konnten die Bullen auf seine Spur kommen? Wie konnten sie wissen, dass er Jana….er hatte doch ein Kondom genutzt. „Lass es dir erklären, Cassy…Also das mit dem Mädchen, sie hat mich angemacht und sie wollte mit mir Sex haben. Sie hat mich regelrecht angefleht, es zu tun!“ „Du hast sie umgebracht!“ „Nein! Ich hatte Sex mit ihr, aber ich habe sie nicht getötet! Ich schwöre dir! Ich habe sie nicht getötet!“ „Du lügst! Du hast mir auch gesagt, dass du nicht auf den Mann schießt und du hast ihn angeschossen!“ Bruno stutzte. „Soll das heißen, dass der Mistkerl noch lebt?“ „Ja, und da kannst du froh sein! Ab heute hast du auch keine Schwester mehr! Ich werde mich für das, was ich getan habe, verantworten, aber mit dir bin ich fertig!“ Es knackte in der Leitung. Bruno sah auf das Telefon. So eine dumme Pute, dachte er nur. Was glaubte sie denn, wie er ans Ziel kommen sollte, wenn er nicht über Leichen ging? Sollte er den Bullen freundlich bitten, sich ihm zu stellen? Er sah wieder zum Eingang des Hauses, wo er bereits seit einigen Stunden stand. Das Mädchen, welches mit dem Bullen gefahren war, bog gerade um die Ecke. Bruno grinste leicht. Er hatte sich bereits Chloroform von einem Bekannten besorgt und einen Lappen getränkt. Jetzt wird der Bulle für alles büßen, was er ihm angetan hatte. Es blieben ihm nur wenige Meter, bis das Mädchen zuhause war.

    Er stieg aus und schlich an das Mädchen heran. Dann packte er sie von hinten und hielt ihr den Lappen auf Mund und die Nase gedrückt. Das Mädchen strampelte wie wild und versuchte sich zu befreien, doch Bruno hielt sie eisern fest. Nur langsam erstarb die Gegenwehr und als sie völlig erschlaffte, nahm er seine Hand wieder weg. Schnell prüfte er die Vitalfunktionen. Das Mädchen schlief tief und fest. Er packte sie ins Auto und nahm dann ihren Rucksack sowie eine Puppe, die er in den Rucksack stopfte. Er legte ihn vor der Eingangstür zum Haus und verschwand dann mit seinem schlafenden Opfer. Jetzt wo der Bulle wach war, würde es noch mehr Spaß machen. Bruno war sich sicher, dass Alexander Brandt nun alles tun würde, um ihn zu treffen und er wusste schon, wo dieses Treffen stattfinden sollte. Doch erst würde er ein paar Tage warten, damit der Bulle Angst bekam. Mit dem Mädchen würde er sich schon ein paar Tage vergnügen. Das war in seinen Augen nur gerecht. Er lenkte seinen Wagen sicher durch Köln und parkte diesen nur eine halbe Stunde später auf dem großen Hof der alten Buchdruckerei. Ein Blick auf das Mädchen, zeigte ihm, dass sie sicher schon sehr bald wach werden würde. Bis dahin musste sie sicher untergebracht werden. Er stieg aus und zerrte das bewusstlose Mädchen aus dem Wagen, schulterte sie und trug sie anschließend in ein noch sehr gut erhaltenes Gebäude. Hier hatte er einen dieser Räume schon richtig eingerichtet. Fesselungsmaterial hatte er sich auch schon besorgt. Er legte das Mädchen auf das Bett und band ihr zuerst die Hände und dann die Beine am Bett fest. So konnte sie nichts unternehmen. Als sie vor ihm lag, fuhr er mit seiner Hand über ihre Brust. Hitze stieg in ihm auf, doch dann mahnte er sich selbst zur Zurückhaltung.

    Alex betrat das Büro. „Deine Tochter hat…“ Sein Blick fiel auf das Bild, welches Semir in den Händen hielt. „Das Zeichen der Unbezwingbaren…“ „Bitte was?“ Semir sah seinen Partner erstaunt an. „Dieser Totenkopf! Er ist das Zeichen der Unbezwingbaren. Das ist eine Gruppierung von Inhaftierten in der Vollzugsanstalt Ossendorf. Ich kenne einige, die so ein Zeichen tragen…“ Alex schlug sich plötzlich mit der Hand an die Stirn. „Verdammt! Ich glaub, ich weiß wer der Kerl ist!“ Alex ging zu seinem PC und tippte etwas ein. Semir und auch Hartmut kamen um den Tisch und sahen auf den Monitor. „Wer ist er?“ „Hier!“ Alex drehte den Bildschirm. „Das ist Bruno Herfordt. Er ist von mir wegen Drogenhandel verhaftet worden. Während der Ermittlungen kamen dann noch Vergewaltigung und Förderung der Prostitution hinzu. Er hatte sich die Mädchen mit Drogen gefügig gemacht und richtig abkassiert. Die Mädels waren meist unter 20 Jahre. Das Jüngste war gerade 14. Er wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Das geschah vier Jahre bevor ich eingebuchtet wurde. Bruno Herfordt war einer meiner ersten Festnahmen. Wir trafen dann in Ossendorf wieder aufeinander und das war alles andere als nett. Als ich wieder entlassen wurde, da schwor er mir, dass er sich rächen und ich noch lange an ihm denken würde.“ Semir sah sich das Bild des Mannes an. „Wie groß ist er?“ „2,02 m. Er ist verdammt brutal…“ „Haben wir denn eine Adresse von ihm?“ Alex sah sich die Angaben an. „Die Akte ist nicht ganz aktuell. Wir haben nur die, die er vor der Inhaftierung hatte. Fraglich ob er dort wirklich noch wohnt.“ „Sehr fraglich. Wenn es eine Mietwohnung war, dann sicher nicht. Was ist mit Angehörigen?“ „Eine Schwester, und der Vater. Aber die wohnen in Siegburg.“ „Dann werden wir sie mal besuchen.“ Alex war einverstanden. Er schnappte sich die Autoschlüssel und Semir folgte ihm.

    Während der Fahrt sah Semir immer wieder zu Alex. „Meinst du, sie würde uns verraten, wo er ist?“ Sein Partner zog die Schultern hoch. „Das weiß ich nicht. Es ist gut möglich, dass sie, genau wie der Rest der Familie, keinen Kontakt zu ihm hat. Seine Familie war, außer seiner Schwester, nie bei ihm im Gefängnis. Sein Vater hat sich direkt von ihm abgewandt. Seine Mutter starb schon vor etlichen Jahren.“ Sie kamen nach einer Stunde am Ziel an und Semir sah auf das schöne Einfamilienhaus, welches sogar mit einer Rampe ausgestattet war. Er wandte sich kurz zu Alex um. „Der Vater ist seit einem Schlaganfall an den Rollstuhl gefesselt.“ „Ah okay…“ Semir drückte den Klingelknopf. Ein angenehmer Ton erklang von innen und sie warteten darauf, dass die Tür geöffnet wurde. „Kennen dich die Leute?“ Alex zog die Schultern hoch. „Kann sein. Ich habe meine Aussage vor Gericht gemacht, aber wie schon gesagt, die Familie war nicht sonderlich am Geschehen interessiert. Der Vater erlitt den Schlaganfall aufgrund der Verhaftung von Bruno Herfordt und… Herfordt war schon ganz schön sauer auf mich. Das hat er mich auch spüren lassen, als wir uns in Ossendorf zum ersten Mal begegneten. Wenn Paul und seine Freunde nicht da gewesen wären, dann hätten die mich totgeschlagen. Ich lag eine ganze Woche im Gefängniskrankenhaus und eine weitere Woche allein in der Zelle. Aber Herfordt hat immer wieder einen Weg zu mir gefunden.“ Semir hörte seinem Partner schweigend zu. Die Tür öffnete sich und eine ca. 40jährige Frau sah sie an. „Ja?“ „Frau Herfordt?“ „Ja, das bin ich! Was kann ich für Sie tun?“ Semir hielt mit seinen verbundenen Händen seinen Ausweis in die Höhe. „Gerkhan, Kripo Autobahn. Das ist mein Kollege Brandt.“ Die Frau sah zu Alex und kniff die Augen zusammen. „Alexander Brandt?“ Alex sah sie an. „Sie kennen mich?“ „Ich habe Sie oft genug gesehen. Sie haben unsere Familie zerstört! Sie sind schuld daran, dass mein Vater im Rollstuhl sitzt! Natürlich kenne ich Sie!“ Die Wut war deutlich zu hören. „Frau Herfordt, wir suchen Ihren Bruder! Wissen Sie wo er ist?“ Die Frau schüttelte den Kopf. „Warum suchen Sie ihn denn? Hat er etwas angestellt? Oder wollen Sie ihn nur einbuchten, weil er Ihnen im Weg ist?“ Sie sah wieder direkt zu Alex und schien Semir völlig zu ignorieren.

    Alex sah zu Boden. Es war ihm sehr unangenehm und Semir spürte genau, was mit seinem Partner war. „Frau Herfordt, wir haben sicher keine persönlichen Gründe. Es geht darum, dass Ihr Bruder eine junge Frau vergewaltigt und umgebracht hat! Außerdem steht er im Verdacht, einen Mann erschossen zu haben. Wissen Sie wo er ist?“ Cassandra Herfordt sah ihn erschrocken an. Semir entging nicht, dass sie zunehmend nervöser wurde. „Nein. Ich … ich habe schon seit längerem keinen Kontakt zu ihm.“ „Wann war es das Letzte Mal?“ „Das war vor…acht Wochen…“ Es kam so stockend, dass Semir es nicht glaubte. „Sie waren nicht zufällig vor einigen Tagen mit Ihrem Bruder auf einem Parkplatz und haben dort einen Mann überfallen, der angeschossen wurde?“ Cassandra Herfordt schüttelte sofort den Kopf. „Nein. Wie kommen Sie darauf?“ „Ein Mann wurde dort überfallen und ausgeraubt. Als er sich wehrte, wurde er angeschossen. Der Mann liegt im Krankenhaus. Nach Aussagen von Zeugen waren die Täter ein Mann und eine Frau. Sie können sich jetzt dazu bekennen, wenn Sie schuldig sind.“ Die Frau senkte ihren Kopf und sah sie dann von unten her an. „Sind Sie sicher, dass mein Bruder es war? Ist er auch schuld an Ihren Verletzungen?“ Sie wies auf seine Hände. „An der Frau wurden die DNA von Ihrem Bruder gefunden. Anders gesagt, ja, wir sind uns sehr sicher. Außerdem steht er im Verdacht einen Mann eiskalt erschossen zu haben. Wir haben die Aufnahmen einer Videoüberwachung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn haben.“ Cassandra Herfordt nickte. „Aber es kann doch auch ein Irrtum sein. Ich meine, mein Bruder mag ja…“ „Die Frau des Mannes, den Ihr Bruder erschoss, ist im achten Monat schwanger. Das Kind wird ohne seinen Vater aufwachsen und die Frau, die er entehrt und getötet hat, war gerade mal 28 Jahre alt. Helfen Sie, damit nicht noch mehr Personen sterben müssen.“ Cassandra Herfordt fing plötzlich an zu weinen. „Er hat mir doch versprochen, dass niemand mehr sterben muss. Er hat es mir doch versprochen!“ Semir sah Alex kurz an. „Sie waren auf dem Parkplatz nicht wahr? Und auch an der Tankstelle.“

    Cassandra Herfordt nickte ergeben. „Kommen Sie rein…bitte…“ Sie gab die Tür frei und ließ die Männer passieren. Im Wohnzimmer war der Mann im Rollstuhl. Dieser sah sie misstrauisch an. Cassandra Herfordt sah sich in Erklärungsnot. Doch sie hatte beschlossen, dass sie den Beiden alles sagen würde. Alles was sie wusste. „Papa, das sind Herren von der Polizei. Sie sind wegen Bruno hier.“ Der Mann wendete sich ab und zeigte deutlich, dass damit nichts zu tun haben wollte. Cassandra Herfordt nickte. „Lassen Sie uns in die Küche gehen, bitte…“ Die Männer folgten ihr. „Bitte setzen Sie sich doch…“ „Danke wir stehen lieber. Frau Herfordt, wo ist Ihr Bruder?“ Cassandra zog die Schultern hoch. „Ich weiß es wirklich nicht. Und ja, ich war auf dem Parkplatz und auch an der Tankstelle. Ich wollte meinem Bruder nur helfen, seine Rache vorzubereiten. Mehr nicht. Wirklich. Aber als er auf den Mann geschossen hat und in der Tankstelle die Frau anfasste, da war für mich Schluss. Aber er hat mich direkt danach weg geschickt. Ich weiß, dass ich für die Taten bestraft werde, aber bitte…ich werde nicht fliehen. Bitte lassen Sie mich bei meinem Vater. Er braucht mich. Ich kann ihn nicht allein lassen. Bitte…“ Sie sah die Männer flehend an. Diese tauschen Blicke aus und dann wandte sich der Kleinere wieder an sie. „Frau Herfordt, ich kann Sie derzeit wirklich bei Ihrem Vater lassen, aber Sie müssen zur Verfügung stehen. Für die Taten, werden Sie mit Sicherheit zur Verantwortung gezogen. Wissen Sie, was Ihr Bruder vorhat?“ „Ja…nein…also nicht wirklich. Ich weiß, dass mein Bruder sich an Ihren Kollegen rächen will.“ „Was hat das mit den Puppen auf sich?“ „Die Puppen haben alle Namen. Die Anfangsbuchstaben der Namen, ergeben dann Ihren Namen. Er hat es mir verraten, aber ich habe es am Anfang nicht verstanden.“ „Wenn sich Ihr Bruder meldet, dann geben Sie uns bitte Bescheid.“ Semir reichte ihr seine Visitenkarte. Cassandra nickte. „Ich werde Sie informieren, wenn ich etwas weiß.“ Semir und Alex lächelten die Frau an und verabschiedeten sich wieder. Cassandra schloss die Tür und fing an zu weinen. Bruno hatte ihr doch versprochen, keine Menschen mehr zu töten. Er hatte sie angelogen. Er hatte sie eiskalt angelogen. Das Telefon klingelte und sie hörte wie ihr Vater sich meldete. Sie ging zu ihm. Er hielt ihr den Hörer hin. „Dein Bruder!“ Cassandra nahm den Hörer in die Hand. „Warum hast du mich angelogen?“

    Andrea sah erstaunt aus dem Fenster, als Alex Mercedes vor der Tür anhielt und Dana ausstieg. Alex fuhr direkt weiter und Dana kam ins Haus. Andrea ging in den Flur und trocknete sich die Hände ab. „Dana, wo ist denn Papa`?“ „Der konnte nicht. Alex hat mich gefahren. Andrea, ich hab die Stelle!“ Dana freute sich sichtlich. Andrea nahm sie in den Arm. „Das ist doch toll.“ „In sechs Wochen werde ich dort drei Wochen arbeiten und dieser Dr. Schenefeld sagte sogar, dass er mir ein kleines Taschengeld bezahlt, wenn ich meine Arbeit gut mache. Der ist richtig nett. Danke, dass du mir den Kontakt hergestellt hast.“ „Schon gut. Enttäusche mich nur nicht. Es würde mir sehr unangenehm sein, wenn Martin mich darauf ansprechen würde.“ Dana nickte. „Keine Angst. Das tue ich nicht.“ „Hat Alex gesagt, warum dein Vater nicht konnte?“ Nun schüttelte Dana den Kopf. „Nur dass er verhindert sei.“ Andrea griff ihr Handy und wählte Semir an, der sich nach mehrmaligem Klingeln meldete. „Gerkhan!“ „Andrea hier. Schatz, warum hast du Dana nicht zum Vorstellungsgespräch gebracht, sondern Alex?“ „Andrea, Schatz… das hat einen besonderen Grund…“ „Ich höre!“ Andrea ließ ihre Stimme sehr kühl klingen. „Ich habe versucht, jemanden aus einem brennenden Wagen zu holen…und dabei habe ich mir die Hände verbrannt. Sie stecken derzeit in dicken Verbänden und damit kann ich kein Auto fahren.“ „Oh mein Gott! Konntest du die Person retten?“ Sie hörte wie Semir Luft einzog. „Leider nein, Alex hat mich noch rechtzeitig zurückgezogen, bevor der Wagen explodierte.“ Andrea hörte aus den Worten, dass er sich Vorwürfe machte. „Du hast getan, was du konntest. Du hast dein eigenes Leben riskiert, um das Leben eines anderen zu retten. Mehr konntest du nicht machen. Ich bin froh, dass dir nicht mehr passiert ist. Dana hat die Stelle.“ „Das freut mich. Ich bin heute auf jeden Fall früher zuhause. Mit den Händen kann ich eh nicht viel machen.“ „Alles klar. Und dann sehe ich mir deine Hände auch einmal an. Bist du denn krankgeschrieben?“ „Nein. Ich arbeite weiter. Es sind nur oberflächliche Verbrennungen mit Blasen. Der Arzt hat mir Salbe drauf getan und die Hände verbunden. Das wird morgen sicher schon besser sein. Wo ist Dana denn?“ „Warte, ich gebe sie dir!“ Sie sah Dana an und reichte ihr das Handy. „Papa? Ich hab die Stelle!“ „Das freut mich Schatz. Tut mir Leid, dass ich dich nicht selbst hinfahren konnte.“ „Schon gut. Wichtig ist, dass ich sie habe. Ich muss gleich noch weg.“ „Alles klar, komme mir aber nicht zu spät nach Hause. Du hast Schule!“ „Ja Papa…“ Dana gab Andrea das Telefon zurück und verschwand, während Andrea sich noch einmal von Semir verabschiedete.


    Während Alex mit Dana unterwegs war, kam Hartmut zu Semir. „Ich habe mir die Aufnahmen angesehen!“ Es klang sehr aufgeregt und Semir vermutete, das Hartmut etwas entdeckt hatte. „Okay, hast du etwas gefunden?“ Hartmut sah ihn erstaunt an. „Sonst würde ich ja nicht herkommen. Oder um deine Frage zu beantworten. Ja, ich habe etwas gefunden. Willst du es sehen?“ „Ja sicher!“ Hartmut bemerkte die verbundenen Hände. „Was hast du denn gemacht?“ „Die Hände verbrannt.“ „Das sehe ich? Hast du dich beim Kaffeekochen verbrannt?“ Hartmut grinste breit, doch Semir konnte nicht darüber lachen. „Nein, ich wollte nur jemanden aus einem brennenden Fahrzeug holen. Ist leider nicht gelungen.“ Das Grinsen erlosch sofort aus dem Gesicht des Technikers. „Sorry, das wusste ich nicht.“ Semir nickte. „Schon gut. Was hast du gefunden?“ „Ach so, ja, warte ich zeige es dir.“ Er legte die DVD ins Laufwerk und startete den Film. „Hier siehst du den Kerl reinkommen und wie er den Mann erschießt. Ich vermute mal, dass er mitbekommen hat, mit wem der Mann telefonierte Und dann drückt er ab.“ Semir stöhnte leise auf. „Ja Hartmut, das war uns auch bekannt.“ „Ja sicher! Aber ich habe mir die Aufnahmen ja anders angeschaut, als du. Ich habe mir die Hand mit der Waffe näher angesehen und das hier festgestellt.“ Er zoomte das Bild ran und die Hand wurde überdimensional vergrößert. Semir zog die Schultern hoch. „Ja und?“ Hartmut tippte auf den Monitor. „Siehst du dieses Mal?“ Semir schaute genauer hin. „Was ist das?“ „Das ist eine Tätowierung. Ein kleiner Totenkopf hinter Gitter.“ Semir beugte sich vor und sah sich das Standbild erneut an. „Also gut, das könnte sein…“ Hartmut zog ein Blatt Papier aus der Akte, die er mitgebracht hatte. „Hier, so sieht sie aus. Auf dem Bild ist es etwas undeutlich.“ Semir nahm das Blatt und musterte es genau. „Toll, schön ist zwar was anderes, aber immerhin. Und was sagt uns das jetzt?“ „Nun ja, ich habe mal recherchiert und herausgefunden, dass…“ In diesem Augenblick ging die Tür vom Büro auf.

    Alex fuhr zur Schule von Dana und musste nicht lange warten. Das Mädchen stand bereits vor dem Tor. Alex hatte sie nicht wieder erkannt, denn Dana trug einen Hosenanzug, der ihr sehr gut stand. Sie kam zu seinem Auto und öffnete die Tür. „Wo ist denn Papa?“ Alex lächelte sie an. „Der ist leider verhindert. Aber ich fahre dich zum Vorstellungsgespräch. Steig ein!“ Dana warf ihre Schultasche auf die Rückbank und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. „Was hat er denn? Ist er krank?“ Alex schüttelte den Kopf. „Nein, krank nicht. Er ist nur verhindert. Aber das kann er dir später ja selbst erklären.“ „Da hast du Recht.“ Er reihte sich wieder in den Verkehr ein. „Bist du denn auf das Gespräch gut vorbereitet?“ „Ja, ich habe das noch mit Andrea geübt. Aber das ist ja nur eine Praktikumstelle. Andrea hat mich dort vorgeschlagen. Ich hoffe sehr, dass ich sie bekomme. Ich bin ganz schön nervös.“ Alex lächelte verständlich. „Willst du denn so einen Bürojob machen?“ Sie zog die Schultern hoch. „Ich weiß es ehrlich gesagt noch gar nicht. Vielleicht ja, vielleicht nein. Deshalb mache ich ja das Praktikum. Es geht über drei Wochen und die krieg ich schon rum.“ Alex zog die Schultern hoch und sah sie erneut an. „Sicher bekommst du sie rum. Nur wenn man mehr Freude daran hat, ist es noch einfacher.“ Dana sah aus dem Fenster. „Du hast ja Recht. Aber ich weiß noch gar nicht, was ich überhaupt machen will. Vielleicht ist es nach dem Praktikum ja anders. Kennst du die Adresse, wo ich hin muss?“ „Ja, dein Vater hat sie mir genannt. Wir sind gleich da. Du siehst übrigens ganz toll aus, in diesem Anzug.“ Er grinste leicht, denn das Mädchen wurde rot und verlegen. „Danke, die Klassenkameraden waren der Meinung, dass es zu spießig ist.“ „Ich finde es sehr passend. Immerhin kommt es ja auch auf den Beruf an.“ Alex hielt nur wenig später den Mercedes vor einem großen Bürokomplex an. Dana atmete tief durch. „Whow, sieht ja beeindruckend aus. Ich habe Angst.“ „Quatsch! Dir kann doch gar nichts passieren. Rein mit dir! Ich warte hier und drücke dir die Daumen, das alles klappt. Wirst sehen, ist ein Kinderspiel!“ Alex versuchte Dana zu ermutigen und es schien zu klappen. Entschlossen stieg sie aus und ging mit selbstsicheren Schritten in das Haus. Alex sah ihr nach und musste zugeben, dass Semirs älteste Tochter schon sehr erwachsen wirkte. Während er auf sie wartete, gingen seine Gedanken wieder an die aktuellen Fall. Die ganze Zeit ging ihm ein Gedanke durch den Kopf. Was, wenn der Täter es auf einen von ihnen, entweder auf Semir oder auf ihn selbst abgesehen hatte? Was wenn die Namen der Puppen, den Namen ergeben, um den es hier eigentlich geht? Er nahm den Kugelschreiber aus dem Handschuhfach und einen Zettel. Dann schrieb er Semirs vollständigen Namen und auch seinen darauf. Anschließend fing er an, die Anfangsbuchstaben der Puppennamen aufzuschreiben. Die Buchstaben kamen in beiden Namen vor. Es brachte kein zufriedenstellendes Ergebnis und so ließ Alex diese Möglichkeit wieder fallen. Dana kam nach guten zwanzig Minuten wieder raus. „Ich hab sie!!! Ich hab sie!“ strahlte das Mädchen, als es auf dem Beifahrersitz saß. „Gratuliere! Dann fahre ich dich jetzt nach Hause.“ Alex reihte sich wieder in den Verkehr ein.

    Bruno Herfordt hatte sich ein neues Auto besorgt. Diesmal hatte er es sogar bezahlt. Allerdings hatte er nicht die Absicht, es auch auf sich anzumelden. So war das Fahrzeug weiterhin über den alten Besitzer versichert und der würde sicher erst einmal nichts davon merken. Bis die Versicherung alles erledigt hatte, war er hier fertig und konnte zu seiner Familie gehen. Als er an der Tankstelle Geismühle vorbeifuhr, sah er zwei Streifenwagen stehen. Verdammt, die Bullen sind wohl doch wach geworden und hatten mehrere Streifenwagen zum Schutz aufgestellt. Aber die würden immer noch nach dem roten KA suchen. Den fuhr er nicht mehr und er war sich ganz sicher, dass es keine Beschreibung von ihm gab. Dennoch war das Risiko, erkannt zu werden, sehr groß. Also musste er sich doch wieder auf Rastplätze konzentrieren. Er war auf der A57 unterwegs in Richtung Köln und hielt an einem kleinen Rastplatz an. Vielleicht konnte er hier ja doch noch etwas Beute machen. Doch als er dort etwas abseits geparkt hatte, wurde er enttäuscht. Selbst nach einer 90minütigen Pause, kam niemand auf den Platz gefahren. Gerade als er wieder los wollte, fuhr ein Mercedes auf den Platz. Bruno grinste und roch fette Beute. Als dann die Beifahrerin ausstieg, schnalzte er mit der Zunge. Was für ein heißes Gefährt. Jung und verdammt gut gebaut. Niedliches Gesicht. Bruno wollte ebenfalls zur Toilette gehen, als sein Blick auf den Fahrer fiel. Er grinste böse. Das war doch der Bulle! Und das in Begleitung von so einem süßen Mädchen? War das seine empfindliche Stelle? Das Mädchen kam zurück und stieg ein. Bevor er weiter nachdenken konnte, fuhr der Mercedes wieder vom Parkplatz. Bruno hetzte zu seinem Wagen und hängte sich an. Er grinste leicht und sah auf den Beifahrersitz, wo wieder eine der Puppen lag, die er zu seinem Markenzeichen auserkoren hatte. Sie hieß „Alf“ und würde nun am nächsten Tatort gefunden werden. Auch wenn er noch nicht wusste, wie die nächste Tat von ihm aussehen würde. Eigentlich müsste der Bulle doch bald wissen, wer er war. Er konnte ihn doch nicht vergessen haben. Na, und wenn, dann würde Bruno schon dafür sorgen, dass er sich wieder erinnerte. Der Wagen vor ihm fuhr von der Autobahn ab und sie kamen in den Kölner Norden. Die Fahrt endete vor einem ansehnlichen Einfamilienhaus mit großem Garten. Das Mädchen beugte sich zu dem Fahrer und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Für Bruno war es eindeutig, dass dieses Mädchen eine sehr enge Bindung zu dem Bullen hatte. Er hatte sie gefunden! Er hatte eine Schwachstelle von dem Bullen gefunden. Ein triumphierendes Gefühl stieg in ihm auf. Wenn er sich das Mädchen holte, dann würde er auch den Bullen bekommen und wenn nicht? Dann würde er sich bei dem Mädchen das holen, was er sich auch bei Jana geholt hatte.

    Semir versuchte die Türen zu öffnen, um den Fahrer, der bewusstlos am Steuer saß, zu helfen. Die Türen waren verzogen, doch er gab nicht auf. Er wollte den Mann rausholen. Er war so darin vertieft, dass er nicht einmal sah, wie die Flammen immer größer wurden und plötzlich wurde er von dem Wagen weg gerissen. Er wehrte sich gegen den Griff. „Du kannst nichts mehr tun, Semir! Es ist vorbei!“ In diesem Augenblick explodierte der Wagen. Schwer atmend stand Semir da und sah auf den Feuerball. Alex ließ ihn los und sah ihn prüfend an. „Okay? Bist du in Ordnung?“ Semir nickte und ließ sich einfach an der Leitplanke nieder. Er starrte auf den Wagen, in dem vor seinen Augen ein Mensch verbrannte. „Verdammt! Verdammt, Verdammt, Verdammt!“ Er spürte ein Brennen in seinen Händen und besah sie sich. Erst jetzt bemerkte er die großen Brandblasen. Auch Alex sah es und suchte nach einem Sanitäter, die nun anrollten und sich um die anderen Verletzten, die der Unfall nach sich zog, kümmerten. Immer mehr Fahrzeuge waren aufgefahren und verwandelten die Autobahn in einen Schrottplatz. „Komm, ich bringe dich zum Rettungswagen. Die Wunden müssen versorgt werden!“ Alex zog Semir auf die Beine. Gemeinsam gingen sie zum Krankenwagen, wo sich ein Sanitäter die Hände ansah, sie mit Salbe und einem Verband versorgte und sich um die anderen Verletzten kümmerte. Semir sah Alex an. „Den werde ich kriegen! Für diese feige Tat wird er bezahlen. Er ist einen Schritt zu weit gegangen. Der Mann dort im Wagen, ist bei lebendigem Leib verbrannt und ich kann mir nur für ihn wünschen, dass er es nicht mitbekommen hat.“ Jenny Dorn kam mit einem Kollegen zu ihnen. „Wir sind schon dabei, die Unfallbeteiligten zu notieren. Ich habe eben den Funkspruch erhalten, dass der Tankwart, der den Wagen gemeldet hat, erschossen wurde. Fahrt ihr zur Tankstelle?“ Semir sah auf seine Hände, die nun vollständig verbunden waren. „Ja…Komm Alex!“ Sein Partner nickte und gemeinsam fuhren sie zur Tankstelle. Sie gingen, als sie das Ziel erreicht hatten, in den Verkaufsraum, wo der Pathologe gerade dabei war, die Leiche des Mannes in einen Sarg zu legen. „Direkter Schuss ins Herz. Keine Chance. Seine Frau sitzt nebenan und wird von einem Arzt betreut.“ Die Stimme klang bedrückt. Semir nickte und ging in den Nebenraum. Dort saß eine junge Frau. Man sah deutlich, dass sie hochschwanger war. Semir sah zu Boden und dann zu Alex.

    Nachdem die Frau vom Arzt weggebracht war, sahen Semir und Alex sich um. „Semir! Eine weitere Puppe. Und hier ist eine Videokamera!“ Semir kam zu ihm. Alex hob die Puppe hoch. Semir sah auf den Namen. „Nele“ hieß sie diesmal. Er wies auf die Kamera. „Hoffentlich nimmt die auch auf.“ Sie sahen sich suchend um und fanden schlussendlich den Laptop. „Sie tut es!“ Alex stieß einen regelrechten Freudenschrei aus. Er spulte die Aufnahmen zurück und sah nur wenig später, wie sich alles abgespielt hatte. Leider war der Täter maskiert und man konnte sein Gesicht nicht sehen. „Verdammt! Der Mistkerl weiß genau, was er macht! Ich kriege echt einen Koller!“ Alex schlug wütend auf den Tisch. „Wir nehmen das Band mit und lassen es von Hartmut genauer analysieren. Du weißt ja, dass er manchmal etwas findet, was wir übersehen.“ Semir legte ihm die verbundene Hand auf die Schulter. „Was machen deine Hände?“ Semir sah sie sich an. „Sie sind noch dran. Es tut etwas weh, aber es ist auszuhalten.“ „Du solltest dich das nächste Mal einfach zurück halten.“ „Ja Papa… Na los komm, fahren wir zurück zur PAST.“ Alex nickte und sie verließen den Tatort. Auf der PAST wurde ihnen von Susanne eine Akte überreicht. „Der Obduktionsbericht von Jana Kreutzer.“ Semir schlug die Akte etwas umständlich auf und las sie sich durch. „Die haben tatsächlich DNA an Jana gefunden. Die Auswertung läuft noch.“ Alex grinste leicht. „Dann haben wir den Mistkerl bald.“ Semir stöhnte leise auf. „Das hoffe ich sehr. Mensch, das ist mal eine gute Nachricht. Ich hoffe nur, der Kerl ist auch in unserer Kartei.“ Alex nickte. „Ja, das wäre wirklich besser. Sag mal, wolltest du nicht Dana zu einem Termin bringen?“ Semir drehte sich um und sah auf die Uhr. Es war 14 Uhr. „Oh verdammt! Mit den Händen, kann ich nicht wirklich das Lenkrad halten.“ Alex sah ihn an. „Dann springe ich für dich ein.“ „Wirklich?“ „Ja, ich hole sie ab. Sie wartet an der Schule richtig?“ „Ja, sie hat ja bis halb drei Unterricht und danach wollte sie direkt zum Vorstellungsgespräch. Danke Alex…“ Semir lächelte seinen Partner an. „Schon gut. Bis später.“ Alex verschwand und Semir sah ihm nach. Er nahm noch einmal die Akte mit dem Obduktionsbericht vor und las sie weiter. Jana wurde vor ihrem Tod brutal vergewaltig, wie der Arzt ja schon vor Ort festgestellt hatte. Die junge Frau musste sich heftig gewehrt haben. Der Täter hatte ihr schwere Verletzungen zugefügt, so waren zum Beispiel beide Handgelenke gebrochen worden. Vermutlich damit sie sich nicht so wehren konnte. Wieder spürte Semir Wut aufsteigen.

    Thomas Volkmar sah dem Mann, der die Videoanlage installierte, genau und interessiert zu. Nach einer guten Stunde Arbeit, war der Mann fertig und machte Probeaufnahmen, die Thomas sich mit ihm ansah. „Das sieht verdammt gut aus. Alle Winkel im Geschäftsraum werden eingesehen. Wenn da jemand durchkommt, kann er sich nicht verstecken.“ Thomas lobte den Mann. „Das ist der Sinn der Sache. Wenn Sie hier hinten sind, können Sie über den Laptop genau sehen, ob und wo sich jemand im Raum aufhält.“ Der Installateur erklärte das Programm und Thomas nahm alles wissbegierig auf. Die Anlage hatte er sich auf Anraten der Polizei zugelegt, die seit einigen Tagen mit Überfällen zu kämpfen hatte. Sie brauchten ihn gar nicht lang zu überreden, denn er hatte eh vor, den Raum überwachen zu lassen. „Natürlich wäre es besser, wenn Sie sich für die teurere Variante entschieden hätten. Aber das ist natürlich Ihre Angelegenheit. Die Rechnung wird dann in den nächsten Tagen kommen.“ „Ja ich weiß. Aber die Polizei fährt schon sehr oft hier durch. Da habe ich keine Bedenken. Danke für die Arbeit.“ Der Mann ging und Thomas machte sich daran, auf die ersten Kunden zu warten. Er überprüfte noch einmal, ob die Kamera aufnahm und sah, wie ein Kunde an die Zapfsäulen fuhr. Thomas sah wie immer auf das Kennzeichen, da er schon mal Benzinklauer hatte, die schön den Tank vollmachen, aber nicht zahlten. Er schrieb sich die Nummer auf. SG-JK 2704. Thomas stutzte. Dieses Kennzeichen sagte ihm etwas. Und dann fiel es ihm wieder ein. Die Polizei hatte ihm vor kurzem doch auch das Flugblatt gegeben. Er griff in die Schublade und holte das Blatt hervor. Roter Ford KA mit dem amtlichen Kennzeichen SG - JK 2704. Es stimmte. Thomas griff zum Telefon und wählte die Polizei an. „Volkmar hier, Tankstelle Billstein an der A1 bei Kilometer 97,2. Bei mir ist gerade der gesuchte, rote KA mit dem Kennzeichen SG - JK 2704 zum Tanken ran gefahren.“ Er horchte eine Weile in den Hörer und nickte dann. „Ja, ich bin mir ganz sicher.“ Dann beendete er das Gespräch und drehte sich um. Er zuckte zurück. Ein Mann, der ihn um mehr als zwei Köpfe überragte, stand vor ihm. Thomas hatte ihn gar nicht reinkommen hören, aber da außer dem Ford kein Fahrzeug dort stand, konnte es nur der Fahrer gewesen sein. „Das war sehr dumm.“ „Ich...ich…“ Thomas wich an die Wand zurück, als der Mann seine Hand hob. Er sah die Waffe und schluckte. „Bitte, ich habe Familie…ich…ich gebe Ihnen alles, was ich in der Kasse habe….“ Der Mann schüttelte den Kopf. Er griff in die Tasche und legte eine Puppe auf den Tisch. Dann zielte er erneut auf Thomas und drückte eiskalt ab. Thomas spürte noch den Einschlag in seiner linken Brust und griff automatisch hin. Dann sank er zu Boden. Er bekam nicht mit, wie der Mann seine Kasse leerte, die Zigaretten einpackte und auch noch ein paar Flaschen Alkohol dazu tat. Dann verließ er seelenruhig den Laden und stieg in den Wagen ein.

    Semir und Alex waren ebenfalls auf der A 1 unterwegs, als sie den Funkspruch erhielten. „Cobra 11 für Zentrale!“ Semir griff das Mikro und meldete sich. „Cobra 11 hört!“ „Cobra 11, der gesuchte Ford KA ist an der Tankstelle Billstein gesichtet worden.“ Semir wechselte mit Alex einen Blick und drückte die Sprechtaste. „Verstanden! Übernehmen!! Das ist direkt vor uns. Gib Gas Alex!“ Alex tat wie befohlen und Semir schaltete Blaulicht und Sirene an. „Noch einmal wird der Kerl nicht entkommen, das verspreche ich dir!“ Semirs Entschlossenheit war deutlich zu hören. „Da vorn! Da ist er!“ Er schrie es regelrecht heraus, doch Alex hatte den Wagen bereits gesehen. Er holte alles aus seinem Dienstwagen heraus und kam dem Gesuchten immer näher. Leider schien dieser zu bemerken, dass er verfolgt wurde und gab ebenfalls Gas. Seine Fahrweise wurde immer riskanter. Ohne Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer, zog er von einer Spur zur anderen, um seinem Verfolgern zu entkommen. Doch Alex war kein Anfänger. Er wusste, wie er ihn zu verfolgen hatte und ließ sich nicht beirren. Er kam dem Fliehenden immer näher. „Versuch ihn den Reifen zu zerschießen!“ Semir nickte. Er zog seine Waffe, überprüfte sie und ließ dann das Fenster runter. Dann lehnte er sich weit raus, doch der Verfolgte schien zu ahnen, was nun passieren sollte und nutzte die anderen Fahrzeuge als Deckung. „Mist!“ Semir rutschte wieder in den Sitz und schlug wütend auf das Armaturenbrett. „Semir, wenn der so weiter fährt, dann baut er noch einen Unfall.“ Alex mahnte seinen Partner zur Eile. „Wir müssen ihn abdrängen. Wenn wir nicht aufpassen, dann reißt er noch jemanden in den Tod!“ Alex konzentrierte sich darauf, näher an den Fluchtwagen zu kommen. Er schaffte es und wieder versuchte Semir auf ihn zu schießen. Dann sahen die Hauptkommissare wie der Mann, in dem verfolgten Fahrzeug, auf den Wagen vor ihnen zielte. Semir und Alex sahen regelrecht, wie der Reifen des Wagens zerplatzte. Der Fahrer verlor die Kontrolle darüber und raste mit über 100 Sachen in die Leitplanke. Dort hob der Wagen kurz ab und überschlug sich. Alex stieg in die Eisen. Der verunfallte Wagen kam wieder auf die Räder und bleib stehen. Der nachfolgende Wagen raste, obwohl die Bremslichter deutlich zu sehen waren, in den Verunfallten rein. Dann schossen auf einmal die Flammen aus dem Fahrzeug. Semir sprang aus dem Mercedes und rannte zum Verunfallten hin, während Alex versuchte, den nachfolgenden Verkehr aufzuhalten. Er hob abwehrend die Hände und winkte, damit die Autofahrer aufpassten und abbremsten. Dennoch waren viele unachtsam und rasten auf die Unfallstelle zu.

    Semir wurde durch einen sanften Kuss von Andrea aus seinem Schlaf geholt. „Guten Morgen, Schatz.“ Semir öffnete die Augen und sah sie an. „Morgen…“ „Du musst aufstehen und die Welt retten. Ich habe dir zu alles zurecht gelegt.“ Sie wollte aufstehen, doch Semir zog sie an sich. „Es tut mir Leid.“ Andrea sah ihn an. „Was denn?“ „Gestern. Wir wollten doch noch kuscheln und ich bin einfach eingeschlafen. Ich habe nicht einmal gehört, was du gemacht hast.“ Andrea nickte und setzte sich. Sie strich ihm sanft über die Wange. „Du warst halt sehr müde. Ist doch in Ordnung. Komm, steh auf. Die Kinder warten schon.“ Semir nickte, stand auf und ging erst einmal duschen. Zwanzig Minuten später saß er mit seinen Kindern am Tisch. Dana, Ayda und Lilly begrüßten ihn freudig. Ihr „Guten Morgen, Papa“ klang wie einstudiert und er musste lächeln. Stolz sah er auf die kleine Runde an seinem Tisch und freute sich, dass sich alle verstanden. „Guten Morgen meine Schätze.“ Andrea stellte ihm eine Tasse Kaffee hin. Er belegte sich ein Brötchen und genoss das Frühstück mit seiner Familie. „Bist du denn heute mal früher da?“ Andrea sah ihn an. „Das kann ich dir nicht versprechen. Aber ich versuche es.“ „Das ist schon mal etwas. Dana muss nachher noch in die Stadt und ich dachte, du könntest sie dann hinfahren.“ Semir sah seine älteste Tochter an. „Was musst du in der Stadt?“ „Ich habe ein Vorstellungsgespräch wegen einem Praktikum bei einem Anwalt.“ Semir nickte. „Geht klar. Ich werde es sicher einrichten können. Wann musst du da sein?“ „Um drei…“ „Okay, Andrea, was hat Sander eigentlich über Alex Vater herausgefunden?“ „Bitte was?“ „Sander war gestern bei uns und wollte Alex suspendieren lassen, weil er etwas über dessen Vater herausgefunden hat. Könntest du dich da mal einklinken?“ „Ich kann es versuchen, aber ich kann nichts versprechen. Sander weiß ja, wie du zu Alex stehst und wir zueinander. Ich versuche etwas heraus zu finden und sag dir dann Bescheid.“ „Danke Schatz.“ Semir putzte sich seinen Mund ab, stand auf und verabschiedete sich von seiner Familie. Zur gleichen Zeit hupte es vor der Tür.

    Alex sah seinen Partner kurz an, als dieser zu ihn in den Wagen stieg. „Morgen.“ „Morgen, Semir.“ Semir stutzte. „Hast du nicht gut geschlafen? Dein Morgen klingt, als würdest du gleich explodieren.“ Alex lächelte entschuldigend. „Ich hab ziemlich schlecht geschlafen.“ „Warum?“ Alex sah aufmerksam in die Kreuzung und fuhr dann auf die Hauptstraße. „Weißt du dieser Junge…Leon. Er hat mich an eine sehr schmerzliche Zeit in meiner Kindheit erinnert. Ich war fünf, als meine Großmutter starb, die mich von Geburt an betreut hatte. Meine Mutter starb, als ich 1 Jahr alt war. Von meinem Vater habe ich nie wirklich etwas gehabt. Meine Oma hatte mir gesagt, dass er mich zum letzten Mal besuchte, als ich drei Jahre alt wurde. Ich selbst kann mich nicht daran erinnern.“ Er machte eine Pause. Semir sah ihn an. „Okay, das sind zwar traurige Erinnerungen aber ich verstehe den Zusammenhang nicht.“ „Ich bin eines Tages aufgewacht, weil ich Hunger hatte. Mich hat es gewundert, da meine Oma immer sehr früh aufgestanden war. An diesem einen Tag war es nicht so. Ich bin zu ihr runter und…sie schlief tief und fest. Ich wusste nur nicht, dass sie für immer eingeschlafen war.“ Alex sog Luft ein. „Oh verdammt! Alex, das wusste ich nicht. Das tut mir Leid…“ Semir war bestürzt über das, was er von seinem Partner erfuhr. „Schon gut, es ist lange her. Als Leon nach seiner Oma schrie, hat es diese Erinnerung zurück gebracht. Ich habe heute Nacht diesen schrecklichen Tag noch einmal erlebt.“ Semir hörte seinem Partner aufmerksam zu. „Und dann bist du ins Heim gekommen?“ „Ja, eine Mitarbeiterin des Jugendamtes hat mich ins Heim gebracht. Dort blieb ich dann, bis Anna mich zu sich holte. Meine Oma hieß Elise Richerts und sie war die Mutter meines Vaters.“ Semir sah ihn kurz an. „Warum heißt du Brandt?“ Alex lächelte und zog die Schultern hoch. „Meine Eltern waren nicht verheiratet. Ich trage den Namen meiner Mutter. Josefine Brandt. Mehr weiß ich nicht über sie, aber ich würde es gern.“ „Okay, du willst also deine Wurzeln finden. Das verstehe ich. Nur wie willst du das anstellen?“ „Das weiß ich noch nicht. Ich wollte einfach bei Anna anfangen. Sie weiß sicher einiges, aber sie ist derzeit mit Felix in Frankreich. Sie kommen nächste Woche zurück.“ „Andrea versucht nachher mal heraus zu finden, was Sander über deinen Vater erfahren hat. Sie ruft mich dann an.“ „Sie könnte arge Probleme bekommen, wenn Sander das mitkriegt. Der weiß doch wie nahe ihr euch steht.“ Semir grinste leicht und sah aus dem Fenster. „Ich vertraue meiner Frau. Sie weiß, wie weit sie gehen darf. Ich muss Dana nachher noch abholen und zu einem Vorstellungsgespräch fahren. Das wird so gegen drei sein.“ „Alles klar…“ Sie fuhren auf die Autobahn.

    Der kleine Junge wachte auf und rieb sich die Augen. Sein Magen knurrte und er ging zur Tür hinaus. Seine Oma schien noch gar nicht wach zu sein, dabei war sie doch immer vor ihm wach und machte das Frühstück. Er ging zur Treppe und horchte, ob er etwas hörte, doch unten schien alles ruhig. Leise schlich er die Treppe runter und öffnete die Tür zum Schlafzimmer seiner Oma. „Oma? Bist du schon wach? Ich habe Hunger.“ Der Fünfjährige ging ans Bett seiner Oma und rüttelte sie sanft. „Oma, aufstehen ich habe Hunger!“ Die Frau reagierte nicht. „Oma bitte, wach doch auf.“ Nachdem es völlig ohne Erfolg war, ging der kleine Mann zur Tür und verließ die Wohnung. Er sah sich suchend um. Für ihn war es unverständlich, dass seine Oma ihn nicht hörte. „Hey Alex… was machst du denn hier?“ Alex drehte sich um und sah Maik vor sich stehen. Maik war der Medizinstudent, der über seine Oma wohnte. „Meine Oma will nicht aufwachen und ich habe Hunger.“ „Hast du denn schon versucht sie zu wecken?“ „Ja, aber sie schläft ganz tief. Ich hab schon gerufen und gewackelt, aber sie wacht nicht auf. Kannst du mir helfen?“ Der junge Mann lächelte leicht. „Klar helfe ich dir. Wo schläft denn die Oma?“ Alex nahm Maik an die Hand und ging gemeinsam in die Wohnung. „Hier…“ Sie betraten das Schlafzimmer und Maik ging ans Bett. „Frau Richerts?“ Auch er rüttelte an der Frau, doch es blieb ohne Reaktion. Er fasste das Handgelenk der alten Frau und zuckte zurück. Sie war eiskalt. Obwohl er schon ahnte, dass die Frau tot war, suchte er vergeblich nach einem Puls. Sein Blick fiel auf Alex, der immer noch in der Tür stand und er lächelte ihn an. „Alex, komm. Wir lassen sie noch etwas schlafen.“ Er richtete auf und nahm den Jungen an die Hand. „Aber ich hab doch Hunger!“ „Ich mache dir etwas zu essen. Ich muss nur mal eben telefonieren okay?“ Alex nickte. Maik zog sein Handy hervor und setzte den Notruf ab. „Hier ist Maik Heiners … ich bin in der Klebeckstrasse 109. Ich habe Elise Richerts tot im Bett gefunden. Außerdem sollte Jemand vom Jugendamt herkommen, denn der kleine Alex braucht ihre Hilfe.“ Maik legte auf und sah auf Alex, der ihn neugierig ansah. „Wer soll denn kommen?“ Maik lächelte ihn an und hockte sich hin. Wie sollte er einem fünfjährigen Jungen erklären, dass seine geliebte Großmutter tot war? Er wusste von Elise, dass sie die einzige Bezugsperson von Alex war. Was mit seinen Eltern war, wusste Maik nicht. „Na komm…ich mache dir was zu essen.“ „Wer soll denn kommen? Wen hast du angerufen?“ „Alex, deine Oma… sie ist…also ich meine…deine Oma wird immer auf dich aufpassen. Auch wenn sie nicht mehr bei dir ist.“ Maik versuchte sein Bestes, doch er selbst spürte dabei einen dicken Kloß im Hals. Nur wenig später war der Notarzt da und bestätige Maiks Feststellung. Als es ein weiteres Mal klingelte, stand eine Mitarbeiterin vom Jugendamt vor der Tür. Sie packte ein paar Sachen von Alex ein und griff dann den Jungen. „Du musst jetzt ganz tapfer sein, Alex. Deine Oma schläft für eine ganz lange Zeit und du darfst nicht mehr hier bleiben. Ich habe aber schon ein Zuhause für dich gefunden. Und da bringe ich dich jetzt hin.“ Alex nickte. „Kommt Oma auch mit?“ Die junge Frau sah zu Maik und dem Notarzt. Keiner der Männer wollte nun mit ihr tauschen. „Das geht leider nicht…“ versuchte sie. „Ich will aber nicht weg. Ich will bei meiner Oma bleiben! OMA!! OMA!!!“ Der Jugendamtsmitarbeiterin liefen die Tränen über das Gesicht. Dennoch musste sie den kleinen Jungen mitnehmen. „OMA!! Ich will nicht weg!!“ Der kleine Junge schrie sich die Seele aus dem Hals, als er von Maik aus der Wohnung getragen wurde.

    Alex schreckte schweißgebadet auf. Er machte Licht und sah sich erschrocken um. Verdammt! Das Erlebnis mit Leon und seiner Oma, hatte das schrecklichste Erlebnis aus seiner Kindheit geweckt. Etwas, das er längst vergessen glaubte. Etwas woran er sich überhaupt nicht mehr erinnern wollte. Diese grausame Erinnerung an den schlimmsten Tag, in seiner eh schon schlechten Kinderzeit. Der Tod seiner Großmutter, den er miterleben musste. Er sah wieder alles vor sich. Er sah, wie er von Maik, dem Studenten aus der Wohnung getragen wurde und er hörte seine eigenen verzweifelten Schreie. Von diesem Tag an, veränderte sich sein Leben und machte ihn zu dem, was er heute war. Alex rieb sich die Augen und hämmerte sanft gegen seine Schläfen. Er wollte diese Erinnerungen nicht haben. Er wollte es nicht noch einmal sehen. Er wollte es einfach nicht. Nach dem Tod seiner Oma, veränderte sich sein Leben komplett. Da war keine Liebe mehr. Im Kinderheim, wo er untergebracht wurde, war er nur einer von vielen. Im Heim galt das Gesetz des Stärkeren. Nur wer sich wehren konnte, war stark genug diese Zeit zu überleben. Alex war stark und er hatte gelernt sich zu wehren. Allerdings war er der Neue und dem wurde erst einmal nicht geglaubt. So musste er einige Strafen einstecken, obwohl er eher das Opfer als Täter war. Er galt als schwierig, denn er versuchte, als er in die Schule kam, immer wieder abzuhauen. Auch dafür wurde er bestraft. Er wurde zur Schule gebracht und auch wieder abgeholt. Die Kinder im Heim passten auf ihn auf und alles, was er tat, was in ihren Augen falsch war, wurde gemeldet. Alex stand auf und ging ans Waschbecken. Er trank einen Schluck Wasser und sah auf die Uhr. Es war kurz vor Fünf in der Frühe und er hatte noch so viel Zeit, bis er zu Arbeit musste. Er setzte sich auf die Couch und sein Blick fiel auf ein Fotoalbum, welches er unter dem Tisch liegen hatte. Diese Bilder zeigten seine Vergangenheit. Sie zeigten ihm die Momente, die er nie vergessen konnte, aber auch Dinge, die er am liebsten vergessen hätte. Er schlug es auf. Das erste Bild zeigte ihn mit seiner Mutter. Seine Oma hatte ihm die Personen auf dem Bild erklärt, als er vier war. Immer wieder hatte sie ihm die Bilder gezeigt, damit er wusste, wer seine Eltern waren. Seine Mutter starb an einer Überdosis Heroin, als er ein Jahr alt war. Auf einem anderen Bild war sein Vater abgebildet. Typisch gekleidet wie es damals für junge Leute üblich war. Alex lächelte leicht. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und seiner Mutter war deutlich zu sehen. Auch sie hatte diese strahlend blauen Augen. Was aus seinem Vater geworden war, wusste er nicht. Das letzte Mal hatte er seinen Vater an seinem dritten Geburtstag gesehen. Und das wusste er nur aus Erzählungen seiner Großmutter. Vielleicht sollte er sich mal mit Anna unterhalten. Er musste einfach mal damit anfangen, seine Familie zu finden und sie hatte vielleicht Informationen über ihn, die er noch nicht kannte. Vielleicht konnte sie ihm helfen, seine Wurzeln zu finden. Er legte sich nach einer guten Stunde wieder hin und schlief noch einmal ein. Nur zwei Stunden später klingelte der Wecker.

    HÄ?????


    Ganz einfach. vor ein paar Feeds hat Yon uns gesagt, dass sie uns eine Vorschau auf ihre neue Geschichte geben will. Wenn mindestens 8 mal der Wunsch "Ja ich will" geschrieben wird. Das haben wir, also hauptsächlich ich als eigenständige Person mit meiner Äußerung zur Forderungserfüllung getan. :D

    Die Stunden vergingen und es ging schon auf Mitternacht zu, als Semir beschloss doch Feierabend zu machen. Alex stand auf und sah aus dem Bürofenster. Er verfiel in Gedanken über das, was Kim gesagt hatte. Sander hatte etwas über seinen Vater herausgefunden. Was konnte es sein? Wusste Sander wo sein Vater sich aufhielt? Das einzige, was er selbst von ihm wusste, war das, was Anna über ihn erzählt hatte. Er wusste, dass seine Eltern nicht verheiratet waren, aber die ersten Jahre in seinem Leben verbrachte er bei der Mutter seines Vaters. Er selbst trug den Familiennamen seiner Mutter. Aus dem Nachlass seiner Oma hatte er noch ein altes Fotoalbum. Es war randvoll mit Bildern aus seiner Kindheit. Bilder, die er sich nie wirklich angeschaut hatte. Vielleicht sollte er es tun. „Hey Alex!!“ Semirs Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Was?“ „Ich sagte, lass uns für heute Schluss machen. Mir fallen die Augen zu.“ „Ja, sicher. Gar kein Ding.“ „Gut, fährst du? Ich glaub ich kann nicht mehr fahren. Irgendwie fühle ich mich gerade ziemlich alt.“ Alex grinste leicht. „Klar doch. Du bist ja auch keine 30 mehr.“ Nur wenig später setzte er Semir vor seiner Haustüre ab und fuhr selbst nach Hause. Er betrat sein ungewöhnliches Heim und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Als er ins Wohnzimmer kam, sah er wie gebannt auf den Tisch. Darunter lagen die Bilder seiner Vergangenheit. Die Bilder seiner Kinderzeit, die alles andere als schön war. Erinnerungen an die Zeit, die er im Heim und danach bei Anna verbracht hatte. Er nahm einen Schluck aus der Flasche. Kurz vor Drei in der Nacht legte er sich ins Bett und versuchte Ruhe zu finden, es war gar nicht so einfach. Immer wieder sah er den völlig aufgelösten Leon vor sich. Wie der Junge nach seiner Oma rief und wie er sich wehrte, als Semir ihn festhielt. Es löste bei ihm eine Erinnerung aus, die er glaubte längst vergessen zu haben. Erinnerungen an den schlimmsten Tag in seinem Leben. Und auf das, was darauf folgte.

    Andrea wachte auf, als sie hörte, wie Semir ins Haus kam. Sie stand auf und ging zur Tür. „Du siehst ganz schön fertig aus.“ Sie gab ihm einen Kuss. „Ja, es war ein grausamer Tag.“ Andrea musterte ihn. „So viel los auf der Autobahn?“ „Nicht auf der Autobahn. Wir jagen derzeit einen Wahnsinnigen. Er hat eine alte Frau und ihren Enkel fast umgebracht, eine Frau vergewaltigt und ermordet und auf zwei weitere Männer geschossen“. Er ließ sich auf die Couch fallen und lehnte sich nach hinten. Dann schloss er die Augen und stöhnte leise. Andrea stellte sich hinter ihn und fing an, seine Schultern zu massieren. „Du Armer. Weißt du denn wenigstens, wie der Kerl heißt und wo er sich befindet?“ „Nein gar nichts. Außer das er an jedem Tatort eine Puppe hinterlässt und eine vage Beschreibung, die auf einer Million Bürger passt, haben wir gar nichts.“ „Puppen?“ „Ja, aber ich will jetzt nicht reden. Ich habe Feierabend und will eigentlich nur schlafen.“ „Das verstehe ich sehr gut. Dann lass uns doch ins Bett gehen. Oder möchtest du noch etwas essen?“ „Essen wäre nicht schlecht.“ Semir sah sie an. „Dann hole ich dir noch eben etwas. Ich habe heute Nudelsalat gemacht, wenn du willst.“ „Alles was du machst ist lecker.“ Andrea lachte auf und verschwand in die Küche. Als sie den Teller ins Wohnzimmer bringen wollte, stand Semir in der Küchentür. „Ich hätte es dir auch ins Wohnzimmer gebracht.“ „Ich essen lieber in der Küche. Wie war denn dein Tag?“ „Na, da gab es nichts Besonderes. Ganz normaler Tag halt.“ Andrea wich ihm aus und Semir merkte es. „Hast du wieder Stress mit Dana gehabt?“ „Iss und dann gehen wir ins Bett.“ Semir lächelte leicht. Andrea konnte ziemlich stur sein. Wenn sie etwas nicht erzählen wollte, dann tat sie es auch nicht. Nachdem er gegessen hatte, gingen sie nach oben. „Ich dusche nur kurz und bin dann bei dir.“ Sie nickte und legte sich schon einmal ins Bett. Semir kam nur zehn Minuten später ebenfalls ins Schlafzimmer. „Also, was hast du heute so gemacht?“ Er legte sich hin und umarmte seine Exfrau. „Na gut... Dana hat mich bei der Staatsanwaltschaft abgeholt und wir waren shoppen. Dann haben wir gemeinsam Ayda und Lilly abgeholt und sind Eisessen gegangen und dann nach Hause. Hausaufgaben machen und dann mit allen in den Garten. Also ein ganz normaler Tag. Nicht so aufregend wie bei dir, Semir. Wollen wir noch etwas kuscheln?“ Sie lauschte. „Semir?“ Sie machte kurz Licht und sah, dass er schon eingeschlafen war. Sie lächelte und gab ihrem bereits schlafenden Partner einen sanften Kuss. „Gute Nacht…“ sie drehte sich um und schlief nur wenig später ein.

    hmm okay, mal ein bisschen Cobrafeeling. Die Explosion war gut beschrieben. Was soll das denn jetzt mit der Enftührung von Mikael? Was will Enni denn mit ihm? Ich finde auch, das Geschrei hätte das Pflegepersonal sofort auf den Plan gerufen . Überlastung hin oder her. Das war ein Notfall und da hätte man sofort reagieren können. Das war für mich NO GO