Kim sah Alex Hoffmann an. „Die 30 Minuten sind um.“ Sie griff zum Funkgerät. „Gerkhan? Krüger hier, melden Sie sich!“ Sie lauschte, doch es kam nichts. „Brandt?! Hören Sie mich?“ Auch hier war Funkstille. „Das sieht nicht gut aus, Alex. Gerkhan sollte sich eigentlich melden. Wir sollten reingehen. Wie willst du nun vorgehen?“ Alex lächelte leicht. Er sah kurz auf das vor ihm liegende Gelände. „Da wir das Gebäude nicht kennen und es scheinbar sehr weitläufig ist, werden mir der Drohne arbeiten. Wir schicken sie vor und lassen das Gelände erkunden. Weißt du ungefähr wo sich die Beiden aufhalten?“ „Das letzte Mal hab ich sie am Pool gesehen. Das ist die große Halle dort vorn. Da sind zwei Galerien und zwei Hallen, die wohl hintereinander liegen. Aber genau kann ich es dir nicht sagen.“ Alex nickte nachdenklich. „Gut, dann müssen wir vorsichtig sein. Aber es sind definitiv nur Alex, Semir und die Zielperson am Ort?“ Kim nickte. „Nach meinen Informationen ja. Soweit ich weiß, hat dieser Herfordt keine Komplizen.“ Alex sah seine Männer an. „Die Scharfschützen können wir vergessen, solange die Zielperson in einem der Gebäude ist. Ich vermute, dass es genügend Ausgänge gibt. Also, geht das Gelände ab und sichert alle Türen! Keiner darf das Gelände verlassen! Mark, du gehst mit der Drohne rein! Jürgen, Matze und Patrick, ihr unterstützt ihn!“ Die Angesprochenen nickten und machten sich für den Einsatz fertig. Sie zogen sich die Schutzkleidung an. Mark Ringer testete die Drohne und als sie nach seiner Meinung ordnungsgemäß funktionierte, ging er vorwärts. „Das Gelände ist ziemlich unübersichtlich. Mark, wenn du drin bist, dann bitte keine Alleingänge! Ich will, das du immer im Schutz der Begleiter bleibst, klar?“ Der Angesprochene nickte. Es ging los. Kim sah Alex an. „Und was jetzt?“ „Wir werden uns die Bilder, die wir von der Drohne bekommen, im Wagen ansehen und dann hoffen, dass wir die Jungs schnell finden.“ „Ich hoffe nur, dass wir noch rechtzeitig kommen. Dieser Herfordt ist unberechenbar.“
Alex versuchte alles, um die Käfigtür aufzubekommen, doch egal was er auch tat, es klappte nicht. Dicht über dem Boden sah er was die Türen verschlossen hatte. Ein Infrarotstrahl, den er unterbrochen hatte, als er durchging, ließ die Tür zuschnappen. Scheinbar war Bruno Herfordt um einiges intelligenter, als er ihm zugedacht hatte. Die Tür schien mit einem Zeitschloss gesperrt zu sein. Ihm blieb nichts anders übrig, als darauf zu warten, dass sich die Tür, wie von Herfordt angekündigt, von allein öffnete. Auch wenn er nicht wirklich daran glaubte, doch dann klickte es tatsächlich. Alex ging an die Tür und probierte, ob sie sich öffnen ließ. Sie schwang tatsächlich auf. Was hatte Herfordt vor? „So, nun geht mein Spiel weiter. Such mich! Wenn du mich innerhalb der nächsten zehn Minuten findest, dann bist du frei und kannst mit deinem Freund diese schönen Hallen verlassen! Wenn du es nicht schaffst, dann werde ich deinem Freund für jede Minute, die du länger brauchst, eine Kugel verpassen. Was meinst du, wie viele er verträgt?“ Bruno lachte und Alex hielt sich die Ohren zu. Er drehte sich im Kreis, denn die Stimme seines Feindes kam von überall zugleich. Dann entdeckte er die Lautsprecher an der Wand. Alex überlegte kurz. Er musste Semir finden und aus der Schusslinie bringen. Wenn das, was Herfordt gesagt hatte, wahr war und Semir abgestürzt ist, musste er in die große Halle zurückgehen. Er ging in den Gang, wo er vor der großen Rolle davongelaufen war. Jetzt war der Gang leer. Doch Alex war sehr misstrauisch. Er traute Herfordt jede Gemeinheit zu, doch es blieb ruhig und er erreichte die Halle ungehindert. Als er durch die Tür trat, hallte ein Schuss und Alex zuckte zusammen. Er sah sich um. Von seinem Standort aus, konnte er die große Halle übersehen und bemerkte dass eine der Galerien zusammengebrochen war. Nicht weit von der Einsturzstelle lag ein Mann am Boden. „SEMIR!!“ Alex sah sich panisch um und entdeckte eine Art Feuerleiter an der Wand. Schnell kletterte er sie runter, um seinem Freund zur Hilfe zu eilen. Unten angekommen, rannte er in die Richtung der zerstörten Galerie, doch er kam nicht an seinen Freund ran. Knappe zwei Meter trennten ihn noch, als der nächste Schuss fiel. Die Kugel schlug dicht bei Semir auf und löste Betonsplitter raus. „NEIN! Lass ihn! Herfordt, lass ihn! Er hat nichts damit zu tun!“
Bruno grinste leicht. Brandt hatte ja mehr Angst um seinen Freund, als um dieses Mädchen. Damit hatte er nicht gerechnet, doch das hieß auch, dass er sicher alles für seinen Freund tun würde. Das sollte er doch ausnutzen. Er sah Alex nicht weit von seinem Partner stehen. Die Hände hatte er erhoben. „Bitte, lass ihn! Es ist eine Sache zwischen dir und mir! Ich mach dir einen Vorschlag, Bruno! Wir beide gehen an einem anderen Ort. Da kannst du dann mit mir machen, was du willst. Aber lass meinen Freund gehen!“ Er musste grinsen, als er sah, wie Alex sich suchend nach ihn umsah. Er wusste ja genau, dass er ihn nicht finden würde. Sein Versteck war gut gewählt. Bruno antwortete nicht und legte an. Er spannte den Hahn und zielte auf den am Boden liegenden Mann. Doch dann senkte er die Waffe wieder. Eigentlich war es keine schlechte Idee. Wenn er mit Alex woanders war, dann konnte er sich so richtig austoben. Sein Freund würde ganz sicher nicht stören, denn der hatte selbst mit sich zu tun. „Bruno! Lass uns woanders hingehen und wir kämpfen Mann gegen Mann!“ Bruno drückte den Knopf am Mikro. „Also gut! Du wirst dich jetzt ergeben! Wirf dein Handy und deine Waffe weg!“ Der Polizist zögerte einen Augenblick, doch als Bruno erneut auf den Kollegen schoss, handelte er schnell. Die Waffe fiel dem Mann aus der Hand, als sei die siedend heiß und auch das Handy wurde auf den Boden geworfen. „Bruno, lass mich kurz nach meinem Freund sehen! Dann gehöre ich dir!“ Bruno lachte laut auf. „Seit wann bist du denn so sentimental?“ „Bitte, ich möchte wissen, wie schwer er verletzt ist! Er hat dir doch nichts getan!“ „Ist ja gut, du Nervensäge. Schau nach ihm, aber wage keine Tricks. Ich habe ihn genau im Visier!“ Bruno sah wie sein Feind zu dem am Boden liegenden Mann ging und sich hinhockte. Doch auch nach fünf Minuten erhob er sich nicht. Wieder drückte er den Knopf am Mikro. „Nun mach hinne! So lange kann es doch gar nicht dauern!“