Beiträge von Elvira

    Nur wenig später waren die Kommissare wieder auf der Autobahn. „Was für eine Falle willst du denn aufbauen und warum willst du mit dem Psychologen darüber sprechen?“ Semir zog die Schultern hoch. „Ich weiß von einer kleinen Raststätte an der A3, die schon seit einiger Zeit geschlossen ist. Sie gehört Freunden von mir und die wären sicher bereit, mir das Gebäude zur Verfügung zu stellen“. „Was genau hast du denn vor?“ „Wir werden sie ein wenig wieder aufleben lassen. LKWs parken lassen, Publikum auftreiben und so weiter. Es soll so aussehen, als sei sie in Betrieb und sehr beliebt. Ich hoffe sehr, dass unser Brandstifter darauf eingeht und er sie für attraktiv erkennt.“ „Ah, und dafür brauchst du den Psychologen. Er soll dir Tipps geben, wie du den Kerl locken kannst. Und ich soll die Krüger weich kochen.“ Semir grinste. „Du hast es genau erfasst.“ Er hob den Daumen und nickte Paul anerkennend zu. Im Büro griff Semir zum Hörer und wählte Israel Jankowski an, der versprach sofort ins Revier zu kommen. „So, dann werde ich die Krüger mal weichkochen. Was meinst du, wie sie reagiert?“ Paul sah Semir an. Dieser lächelte und zog die Schultern hoch. „Wenn ich es ihr sage, wird sicher sofort ein Nein kommen. Aber ich glaube, du hast ein Stein im Brett bei ihr. Sie mag dich und das könnte ein entscheidender Vorteil sein. Du machst das schon. Ich werde mir mit dem Psychologen einen Plan ausdenken, wie der Täter in die Falle gelockt werden könnte. Ich meine, anrufen geht ja nicht.“ Paul dachte kurz nach. „Du kannst ja eine Anzeige machen. Neueröffnung oder so…das lockt immer.“ Semir sah ihn an. „Das ist eine gute Idee! Ja, eine sehr gute Idee.“ lobte er seinen neuen Partner. Es klopfte an der Tür und Israel Jankowski steckte den Kopf zur Tür herein. Paul stand auf und atmete tief durch. „Gut, dann werde ich jetzt mal Frau Krüger auf deinen Plan einschwören.“ Semir sah ihm nach.

    Kim Krüger sah auf, als Paul Renner ins Büro kam. „Herr Renner? Was kann ich für Sie tun?“ „Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist.“ Paul Renner lächelte sie etwas nervös an. „Sie meinen wegen dem Polizeipräsidenten? Nur keine Sorge, so einer kann mir gar nichts. Er bläht sich nur auf.“ „Dann ist ja gut…“ Sie sah ihn eindringlich an. „Sie sind doch nicht nur hier, weil Sie sich Sorgen machen oder? Raus mit der Sprache!“ Paul knetete nervös seine Hände. „Ich ähm, also wir, das heißt Semir und ich…wir wollen dem Brandstifter in eine Falle locken und ähm… er, also ich meine Semir, möchte, dass ich Sie darüber informiere.“ Kim lehnte sich zurück und verschränkte ihre Arme. „Und warum kommt Gerkhan nicht selbst zu mir? Wie soll die Falle aussehen?“ „Nun also Semir hat da so eine Idee mit einer alten leerstehenden Raststätte, die an der A3 steht.“ Wieder machte er eine Pause und Kim wurde langsam ungeduldig. „Lassen Sie sich nicht jede Information aus der Nase ziehen!“ „Ja, also, diese Raststätte soll als Lockvogel dienen. Wir wollen den Kerl dazu bringen, die Bude in Brand zu stecken und werden ihn dort auflauern.“ „Gut, soweit ist das ja in Ordnung und wie wollen Sie und Gerkhan den Täter dorthin locken?“ Paul dachte nach. „Also darüber haben Semir und ich nicht gesprochen. Ich meine, wir wussten ja auch nicht, dass Sie ja sagen.“ Kim lachte leise. „Das hab ich noch nicht.“ Paul sah sie regelrecht flehend an. „Bitte Frau Krüger! Bitte lassen Sie es uns machen. Wir sehen da wirklich die Hoffnung, den Kerl endlich zu schnappen. Es hat doch schon genügend Verletzte gegeben. Ich bin mir sicher, das Semir einen Plan hat, der funktioniert. Sonst hätte er mich doch nicht vorgeschickt.“ „Was lässt Gerkhan denn so sicher sein, dass der Täter anbeißen wird?“ Nun zog Paul die Schultern hoch. „Das weiß ich nicht, aber ich bin mir sicher, dass es klappt. Sagen Sie ja…bitte….“ Kim nickte nachdenklich. „Wenn mir Herr Gerkhan seinen Plan vorgelegt hat und alle Zweifel meinerseits ausräumen konnten, dann bin ich gewillt zuzustimmen. Wo ist er?“ „Er unterhält sich mit Herrn Jankowski über diese Falle.“ „Okay, dann sollten wir abwarten, was der Profiler dazu sagt. Wenn er etwas dazu beitragen kann. Ich habe da so meine Zweifel. Also gut, wenn Herr Gerkhan nähere Informationen hat, dann bekommt er auch meinen Segen für die Falle. Aber dann muss auch alles durchdacht werden! Ich will sicher gehen, dass niemand meiner Leute in Gefahr gerät! Sagen Sie ihm das!“ Paul stand auf und verbeugte sich. „Danke Frau Krüger, ich werde es ihm sagen.“ Er verließ das Büro der Revierleiterin und ging in das, welches er mit Semir benutzte. Nun musste er nur auf die Rückkehr von Semir warten.

    Marek Springer sah den Mann an, der ihn seit einigen Stunden hier festhielt. Er war mit Herbert ins brennende Haus und dann hatten sie sich getrennt. Während Herbert sich in einen der großen Räume bewegte, ging Marek in den kleineren Bereich und traf hier auf diesen Mann. Dieser war gerade im Begriff ein weiteres Feuer in einen der Räume zu legen. Doch er sah ihn und rannte durch eine Tür ins Freie. Marek folgte ihm und rannte ohne Vorsicht durch die Tür. Er fand sich auf der Rückseite des Gebäudes wieder, doch von dem Mann fehlte jede Spur. Er griff zum Mikro und wollte seine Sichtung durchgeben, als er einen Schlag ins Genick bekam. Er wollte sich umdrehen und in Gegenwehr gehen, doch dann kam ein zweiter Schlag und ein Dritter. Marek ging zu Boden. Der nächste Schlag löschte sein Bewusstsein aus. Nach einiger Zeit kam er dann hier wieder zu sich. Gefesselt und geknebelt saß er in diesem dunklen Raum. Er hatte versucht, die Fesseln zu lösen, aber so einfach war es nicht. Die Fesseln waren eng angezogen. Da er auch einen Knebel trug, konnte er nicht um Hilfe schreien. Und jetzt löste ihn der Mann die Fesseln. Marek spürte ein starkes brennendes Gefühl, als die Blutzirkulation wieder einsetzte. Dann war er frei. „Ausziehen!“ kam der Befehl. Marek stand vorsichtig auf und wollte sich den Knebel aus dem Mund nehmen. Doch bevor er es vollenden konnte, schlug eine Kugel aus der Waffe des Mannes dicht bei ihm ein. Marek ließ den Knebel dort, wo er war und zog sich die Uniform aus. „Umdrehen!“ lautete der nächste Befehl, den er direkt ausführte. „Hören Sie…“ versuchte er ein Gespräch mit dem Mann anzufangen, doch dann spürte er einen heftigen Schlag ins Genick und ging zu Boden. Er verlor zwar nicht das Bewusstsein, doch er war völlig bewegungsunfähig. Marek spürte wie der Mann ihn die Arme wieder auf dem Rücken fesselte. Dann verband er diese wieder mit diesem Harken an der Wand und verließ den Raum. Was wollte der Mann mit seiner Uniform? Sein Name stand auf dem Schild, also konnte er die Uniform nicht tragen oder doch? Marek ahnte, dass der Mann der Feuerteufel war, von dem die Zeitungen berichteten. Dieser Mann wollte ihn in Ungnade fallen lassen. Er wollte ihn, Marek, als den Feuerteufel darstellen. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht und er zerrte wieder an den Fesseln. Doch er konnte sie nicht lösen. Nach einer guten Stunde gab er auf und schlief erschöpft ein.

    Nach einer ziemlich unruhigen Nacht, fuhr Semir dennoch pünktlich ins Büro und sah, dass Kim Krüger Besuch hatte. Sie gestikulierte wie wild und schien ziemlich wütend zu sein. Er sah Susanne an. „Wer ist das denn?“ „Der Polizeipräsident. Er ist persönlich vorbei gekommen, um sich nach dem Feuerteufel zu erkundigen. Er macht hier einen schönen Aufstand. Erzählt etwas von Unfähigkeit der ermittelnden Beamten…“ Semir holte tief Luft. „Was will der Schreibtischtäter denn hier? Der kann doch gar nicht mitreden!“ Wütend wollte er ebenfalls ins Büro von Kim gehen, doch Susanne hielt ihn auf. „Lass sie das regeln.“ Semir musste zugeben, dass es besser war, wenn er sich nicht einmischte. „Also gut…“ knurrte er und ging in sein Büro, wo Paul bereits am Tisch saß und angestrengt auf den Bildschirm starrte. „Was machst du da?“ „Ich habe die Bilder von der Zeitung hier. Die sind dermaßen schlecht. Man kann kaum was erkennen.“ Semir hing seine Jacke über den Stuhl und sah Paul dann über die Schulter. „Du wirst eh nichts erkennen, was uns hilft. Schick die Bilder zu Hartmut, der weiß wonach er zu suchen hat. Aber du hast Recht! Das sind eindeutig nicht die Bilder, die in der Zeitung zu sehen waren. Wir fahren in die Redaktion!“ Paul sah ihn verwundert an. „Wieso?“ „Weil das nicht die Bilder sind, die in der Zeitung waren! Die verarschen uns!“ Paul stand auf und zog seine Jacke an und folgte Semir, der bereits auf den Weg zum Parkplatz war. „Ich weiß nicht. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir nicht weiterkommen. Wir machen zwei Schritte rückwärts um einen Schritt nach vorn zu gehen.“ „Ja, das ist auch so und deshalb habe ich mir überlegt, dass wir dem Täter doch eine Falle stellen. Ich werde mich heute Nachmittag mit dem Psycho in einen der Verhörräume zurückziehen und die Sache besprechen. Du wirst die Krüger darauf einschwören.“ Sie fuhren zur Redaktion der Zeitung, wo sie von dem Chefredakteur freundlich empfangen wurden. „Das ist sicher ein Irrtum. Die Bilder, die Sie mir hier zeigen und die Ihnen von unserem Azubi geschickt wurden, sind für den Müll gedacht. Ich muss mich dafür entschuldigen. Sie bekommen natürlich die korrekten Bilder als Abzug. Ich lasse Sie Ihnen holen.“ Tatsächlich kam nur wenige Minuten später eine junge Frau ins Büro und überreichte dem Chefredakteur einen Briefumschlag, den er direkt an Semir weitergab. „Danke, sehr nett.“ „Gern geschehen und entschuldigen Sie bitte den Vorfall. Ich werde mir die Auszubildende direkt mal vornehmen.“ Semir lächelte leicht. „Das ist nicht nötig. Sie führt ja auch nur Befehle aus. Einen schönen Tag noch.“ Semir und Paul verschwanden.

    Nach einer guten Stunde, kam Susanne ins Büro der Kommissare. „Die Mitglieder der Feuerwache 6 haben alle einen einwandfreien Leumund. Keiner von denen ist irgendwie vorbelastet. Das gilt auch für Marek Springer. Semir nahm das Blatt und sah es sich an. „Hmmm…. Okay, danke Susanne. Dann können wir nur hoffen, dass die Bilder vom Tatort was ergeben. Susanne, die Zeitung lässt uns gleich Bilder bringen. Wenn die da sind, bringst du sie direkt rein?“ Die Sekretärin lächelte und nickte. Dann verließ sie das Büro. „Und was machen wir? Ich meine, wir haben immer noch nichts. Wenn es keiner von den Feuerwehrmännern ist, stehen wir wie vorher bei null.“ Semir stöhnte leise auf. Auch wenn es es nicht gern tat, aber er musste Paul Recht geben. Sie hatten nichts in der Hand. Er sah seinen jungen Kollegen an. „Wir gehen noch einmal die Akten durch, von den Potenziellen. Wir müssen irgendeinen Hinweis finden, den wir bisher übersehen haben und wenn wir da nichts finden, dann werden wir uns jeden einzelnen noch einmal vorknüpfen!“ Paul setzte sich gerade hin und nickte. „Also gut…auf geht es! Ich nehme die von A – H und du den Rest!“ Semir lachte auf. „Geht klar, Partner.“ Sie machten sich daran, die Akten erneut zu studieren. Sie gingen die Vorbestraften durch, sahen sich noch einmal jeden Fall an, doch sie fanden nichts. Semir sah auf die Uhr. Es war schon wieder 21 Uhr. „Schluss für heute.“ Er verabschiedete sich von Paul und fuhr nach Hause, wo Andrea ihn bereits zum Abendessen erwartete. „Semir, wenn das so weiter geht, dann sehen wir uns überhaupt nicht mehr. Die Kinder finden das auch nicht gut. Ayda und Lilly wollen dir erzählen, was sie den ganzen Tag gemacht haben. Oder auch Dana. Weißt du, dass Dana im Augenblick Liebeskummer hat? Sie ist schwer verliebt in einen jungen Mann aus ihrer Schule, aber der zeigt kein Interesse an ihr.“ Semir nickte nur. „Sie ist noch viel zu jung dafür!“ Andrea lachte auf. „Dana ist 17 und du weißt genau, dass es nicht der erste Junge in ihrem Leben ist. Sie ist kein Kind mehr!“ Semir senkte seinen Kopf. „Ich finde, sie hat noch genügend Zeit für einen Freund. Das muss nicht jetzt sein. Ich versuche gerade einen Mord aufzuklären. Es ist nicht einfach, aber es ist mein Job und ich versuche so gut es geht, für die Familie da zu sein.“ Andrea lächelte leicht. „Das tust du aber nicht. Du bist seit heute Morgen um vier wieder unterwegs und jetzt haben wir es elf am Abend. Die Kleinen schlafen schon.“ „Ich werde es wieder gut machen, das verspreche ich. Nach dem Fall, fahren wir drei Wochen in Urlaub. Egal wohin du willst. Wir fahren.“

    Er setzte sich gemütlich ins Wohnzimmer und öffnete ein Bier. > „Und jetzt? Was willst du mit ihm machen? Willst du ihn töten?“< Er lachte leise. „Nein, wie kommst du denn darauf. Nein, ich werde ihn nicht töten. Ich werde ihn nutzen. Mit seinem Verschwinden hat er sich verdächtig gemacht. Er wird für den Täter gehalten werden.“ > „Meinst du wirklich, dass die Polizei so dumm ist? Sie werden recherchieren und sie werden herausfinden, was los ist!“< Er nahm einen Schluck aus der Flasche. Die Kopfschmerzen waren stark aber anders als sonst. Sie waren nicht so hämmernd. Vielleicht war er nun auf der Straße der Gewinner und konnte seinem zweiten Ich zeigen, dass er nicht dumm war. „Ich weiß wie die Bullen arbeiten. Sie suchen sich den einfachen Weg, wenn sie vor Rätseln stehen. Sie werden ihre Suche nach ihm verstärken und ich kann schalten und walten wie ich will.“ Er lachte. > „Wie willst du das machen? Willst du ihn mitnehmen, wenn du Brände legst? Was meinst du wie lange das gut geht? Du wirst einen Fehler machen. Irgendwann wirst du für deine Taten gerade stehen.“< „Du verkennst meine Möglichkeiten! Ich werde mir die Uniform nehmen und dann werde ich Brände legen. Und dann kann ich die Flammen bis zum Ende genießen. Mehr sogar noch! Ich kann ein Held sein!! Ein Held verstehst du?!“ > „ Was willst du mit dem Mann machen?“< Er stöhnte leise und stand auf. Wieder sah er in den Spiegel und sah sich selbst in die Augen. „Du nervst mich! Lass mich einfach in Ruhe und lerne von mir!“ Er lachte und ging in den Keller seines Hauses, wo der junge Feuerwehrmann untergebracht war. Er prüfte seine Waffe und schloss nur wenig später die Tür zu dem Raum auf, in dem sein Gefangener untergebracht war. Als er den Raum betrat, sah der Mann ihn verängstigt an. Er löste ihm die Fesseln und ging direkt auf Abstand. Die Waffe richtete er auf den Mann und spannte den Hahn. Er war ohne zu zögern bereit, abzudrücken. „Ausziehen!“ befahl er mit harter Stimme.

    In der PAST angekommen, ging Semir direkt zu Susanne. „Überprüfe bitte einen Marek Springer. Er ist Feuerwehrmann von der Feuerwehrwache 6 und seit dem heutigen Einsatz verschwunden!“ „Okay, auf was soll ich achten?“ Semir zog die Schultern hoch. „Ich muss wissen, ob er bei anderen Bränden zum Einsatz kam. Er war vorher in der Jugendfeuerwehr.“ „Okay, ich sagt dir Bescheid, sobald ich etwas gefunden habe.“ „Danke Susanne, kannst du auch die anderen Mitglieder von dem Trupp überprüfen?“ „Aber Semir, es ist doch nicht immer der gleiche Trupp vor Ort.“ „Ja, das weiß ich. Dennoch. Der Brandstifter könnte einer der Männer von der Feuerwache sein.“ „Okay, ich überprüfe alle.“ Susanne stöhnte leise auf. Semir ging ins Büro und Paul sah ihn grinsend an. „Du denkst also, dass ich Recht habe?“ Stolz war deutlich aus der Stimme zu hören. Semir grinste leicht. „Du hast schon wieder gelauscht? Aber du hast Recht. Es wäre möglich und wir müssen ja in allen Richtungen ermitteln. Deine Idee ist nicht schlecht gewesen. Und der Hintergrund als Held dazustehen auch nicht. Paul grinste breit. „Ja, und das war meine Idee. Wieso bist du nicht darauf gekommen?“ Semir zog die Schultern hoch. „Vielleicht hab ich ja doch daran gedacht, aber es noch nicht in die Tat umgesetzt.“ Paul faltete die Hände und setzte sich gerade hin. Die Stimmung schwankte um. „Aber ganz ehrlich? Ich wäre froh, wenn der Mann wieder auftaucht und nichts damit zu tun hat. Ich meine, sein Mentor sagte ja, dass er erst heute dabei war. Und wenn der wirklich erst seit drei Tagen zurück ist, du aber schon länger mit diesem Fall zu tun hast, ist er nicht der Brandstifter.“ Semir stöhnte leise auf. „Ja, mir wäre es auch lieber. Dennoch sollten wir ihn überprüfen lassen. Ich gehe sogar noch weiter und lasse den gesamten Löschtrupp überprüfen.“ „Ah, ich verstehe. Du meinst, dass dieser Marek nicht der Täter, sondern ein Opfer sein könnte. Es wäre möglich, dass er einen Kollegen am Ort gesehen hat, der das Feuer gelegt hat?“ Semir nickte anerkennend. „Du bist ein helles Köpfchen. Vielleicht war er es nicht, sondern er hat einen Kollegen erkannt, der nicht dort hingehörte. Außerdem müssen wir an die Pressebilder kommen, die an den Brandorten gemacht wurden! Das ist deine Aufgabe. Du wirst die Redaktion anrufen und die Bilder anfordern!“ Paul sah ihn erstaunt an. „Was? Jetzt?“ „Ja sicher jetzt! Hast du noch was Anderes vor?“ Er sah, dass Paul auf die Uhr schaute. „Oh, nee, das kannst du vergessen. Feierabend ist noch nicht. Willkommen in der Welt eines Helden.“

    Herbert Kreutz wurde nach seiner Rückkehr in die Feuerwache in das Büro des Leiters gerufen. „Herbert, was ist wirklich passiert? Mir ist ein Verdacht der Polizei zu Ohren gekommen, den ich nicht einfach übersehen kann.“ Herbert nickte. „Ich weiß wirklich nicht, was los ist, Willi. Ich bin mit Marek rein und dann ist er im Gebäude verschwunden. Da waren so viele Gänge und der Rauch, der uns die Sicht nahm. Wir wollten an zwei Stellen das Feuer bekämpfen und dann war er weg. Der Polizist, ein gewisser Gerkhan, hat mir von seinem Verdacht erzählt, aber ich glaube es nicht!“ Er reichte Willi die Karte des Mannes. „Du weißt doch genau, dass du einen Neuling nicht allein lassen darfst!“ Herbert sah zu Boden. „Aber Marek war doch nicht neu. Er hat mir das Leben in einem der Einsätze mit der Jugendfeuerwehr gerettet, deshalb ist er doch jetzt bei uns. Er kennt unseren Job und er weiß genau, welche Gefahren lauern.“ Wilhelm Fach, der von allen nur Willi genannt wurde und einen sehr guten Draht zu seinen Leuten hatte, lächelte. „Ich weiß es. Aber der Verdacht der Polizei ist ja auch nicht ohne. Und es ist auch schon des Öfteren gewesen, dass ein Kollege von uns Feuer legte, um als Held dazustehen. Aber ich lege für alle meine Männer, die Hand ins Feuer. Da macht Marek auch keine Ausnahme.“ Herbert stand auf. „Aber er muss ja irgendwo stecken. Ich meine, er kann doch nicht einfach so verschwinden. Im Haus war keiner mehr. Thomas und Ralf waren drin und haben nachgeschaut. Nichts. Keine Spur von ihm.“ Willi nickte. „Kann es sein, dass noch jemand vor Ort war?“ „Das ist möglich, ja, aber ich habe niemanden gesehen. Das Feuer war schon sehr groß und ich denke nicht, dass jemand im Gebäude war. Ich kann dir echt nicht sagen, was passiert ist. Aber am liebsten würde ich ihn suchen.“ „Das weiß ich, Herbert. Aber im Augenblick können wir nichts tun. Wir müssen warten, bis die Polizei ihn gefunden hat.“ „Willi, ich weiß dass Marek sicher kein Feuerteufel ist. Er ist ein Feuerwehrmann durch und durch! Ich hätte ihn doch nie zu uns geholt, wenn ich nicht davon überzeugt wäre!“ Willi lächelte beruhigend. „Ist ja gut…ich will es auch nicht glauben. Immerhin ist der Feuerteufel ja auch schon länger am Werke und Marek ist erst seit heute bei uns. Ich hoffe nur, wir finden den Jungen.“

    Semir konnte nichts ausrichten und musste warten, bis die Kollegen der Feuerwehr die Zeit fanden, ihn zu unterrichten. Er ging zunächst zu Paul zurück. „Scheint ganz so, als wäre es unser Mann gewesen.“ Paul nickte nur. „Weißt du was mir gerade in den Kopf kommt?“ „Nein, aber du wirst es mir sicher sagen, oder?“ „Ja sicher! Was wenn der Täter selbst Feuerwehrmann ist?“ Semir schluckte. „Bitte was?“ „Überleg doch mal. Der Psychologe hat doch gesagt, dass der Täter Freude am Löschen haben könnte. Ich weiß, dass es sich bescheuert anhört, aber es ist doch gut möglich. Er erfüllt sozusagen seinen Traum. Er kann nicht nur beim Löschen zusehen, er macht es selbst und steht als Held da. Ich denke, es werden nicht immer Feuer ausbrechen, außer man legt sie. Was, wenn er dafür sorgt, dass es brennt, damit gelöscht werden kann?“ Semir stöhnte leise auf. Paul hatte gar nicht so Unrecht. Es war sehr gut möglich, dass ein Feuerwehrmann der Täter ist. „Wenn das stimmt, dann haben wir noch eine Menge zu erwarten.“ Er sah zu den Einsatzleiter, der sich mit einem älteren Feuerwehrmann unterhielt. Dieser Mann gestikulierte wild, was Semirs Aufmerksamkeit erregte. Er ging hin. „….denn nur sein? Er ist doch mit mir rein!“ hörte er noch. „Kann ich helfen?“ Der ältere Feuerwehrmann sah ihn an. „Ja, ich vermisse meinen Kollegen. Er ist mit mir rein, aber dann haben wir uns da drinnen aufgrund der Rauchentwicklung aus den Augen verloren. Er ist einfach verschwunden!“ Semir nickte und dachte über den Einwand von Paul nach. Sollte er Recht haben? Sollte wirklich ein Feuerwehrmann der Täter sein? „Haben Sie eine Vermutung, wo er sein könnte?“ „Nein! Aber es ist sein erster Einsatz! Wir haben es so oft geübt und eigentlich sollte er sich wenigstens per Handy melden, aber er geht nicht ran. Nur die Mailbox!“ „Können wir rein, um ihn zu suchen?“ Der Einsatzleiter sah Semir irritiert an. „Das ist ganz und gar nicht möglich. Wir haben hier Einsturzgefahr! Wenn jemand reingeht, dann einer von uns! Wir sind darauf geschult!“ Semir hob beschwichtigend die Hände. „Das war nur eine Frage. Darf ich mit rein?“ Dies verneinte der Einsatzleiter, so dass Semir draußen warten musste, bis die Kollegen, die beauftragt wurden, nach dem Vermissten zu suchen, die Besichtigung abgeschlossen hatte. Doch von dem verschwundenen Kollegen fehlte jede Spur.

    Nun kam auch Paul zu der kleinen Gruppe und Semir brachte ihn auf den neuesten Stand. „Kann es sein, dass er das Feuer gelegt hat und deshalb verschwunden ist? Wie heißt der Mann?“ Der Einsatzleiter sah Paul an. „Marek Springer. Er ist erst seit heute bei uns. Er wurde von Brandinspektor Herbert Kreutz von der Jugendfeuerwehr geholt. Das ist auch sein Mentor.“ „Und wo finden wir den Brandinspektor?“ „Das bin ich!“ Semir und Paul wandten sich dem Mann zu, der das Verschwinden von dem jungen Mann bemerkt hatte. „Also gut, was genau ist passiert?“ Semir sah den Mann ernst an. „Das weiß ich nicht. Wir sind gemeinsam rein und haben gelöscht, doch dann ging er in einen anderen Raum als ich und dann war er plötzlich weg.“ „Okay, haben Sie denn noch jemanden gesehen? Kann es sein, dass er das Feuer gelegt hat?“ „Das ist doch wohl absoluter Blödsinn! Marek ist mit Leib und Seele Feuerwehrmann! Er löscht Feuer und legt keine!“ Herbert Kreutz war sauer und das ließ er auch deutlich hören. „Wir versuchen zu helfen. Im Augenblick suchen wir nach einem Brandstifter, der bereits einen Menschen auf dem Gewissen hat. Es ist schon sehr oft vorgekommen, dass ein Brandstifter auch ein Feuerwehrmann war.“ „Genauso oft wie ein Polizist, seine Frau erschießt!“ Semir sah Paul an und schüttelte den Kopf. „Wir wollen niemanden angreifen. Was können Sie uns über Marke Springer sagen?“ Herbert Kreutz atmete tief ein. „Er ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele!“ Dann drehte der Mann sich um und ging schweigend weg. Zwei weitere Kollegen kamen zu der Gruppe. „Dort drinnen ist niemand mehr!“ Der Einsatzleiter nickte. „Nehmen Sie es Herbert nicht übel, dass er so reagiert. Er setzt große Hoffnung auf Marek, weil dieser ihn bei einem Einsatz gerettet hat. Ich denke aber auch nicht, dass Marek es ist, den Sie suchen. Sehen Sie, Marek war bis vor drei Tagen auf einem Lehrgang, den er absolvieren muss, um überhaupt bei uns mitzumachen. Er hat ihn mit Bravour bestanden. Der Lehrgang fand in Hamburg statt. Weit weg von hier.“ Semir nickte. „Wir werden dem Fall nachgehen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, oder der vermisste Kollege auftaucht, dann rufen Sie mich bitte an.“ Er gab dem Mann seine Karte und fuhr mit Paul zur PAST zurück.

    So meine Lieben, der nächste Teil kommt am Sonntag gegen Mittag. Jetzt ist Mutter-Tochter-Wochenende in Bochum mit herrlichem Winterwetter. Danke an meine beiden Feedern für die bisherigen Feeds.

    In einer anderen Ecke der Stadt betrachtete sich Marek Springer im Spiegel. Er drehte sich nach links und dann nach rechts. Er stellte sich gerade hin und hielt seine Hände an die Seite gepresst. Dann atmete er tief ein und nickte. Die Uniform saß perfekt. Seit heute war er offiziell Feuerwehrmann der Berufsfeuerwehr. Er hatte das Modul F1 mit Erfolg bestanden und durfte seinen Dienst nun in der offiziellen Uniform machen. „Marek, du musst jetzt zum Dienst!“ „Ja Mama, wie sehe ich aus?“ Der 24jährige sah seine Mutter, die im Türrahmen stand, stolz an. „Sehr schön. Das sieht richtig wichtig aus. Aber nun los, sonst kommst du noch zu spät zu deinem ersten Dienst.“ Sie knipste ein Auge zu und lachte dann. Marek nahm seine Tasche und gab seiner Mutter noch einen Kuss auf die Wange. Dann verließ er die Wohnung und stellte sich vor die Tür. Nur wenig später hielt der Wagen von Brandinspektor Herbert Kreutz vor ihm an. Dieser stieg aus und sah seinen Schützling, den er von der Jugendfeuerwehr geholt hatte, an. Marek sah, dass seine Mutter am Fenster stand und winkte ihr noch einmal zu. Herbert folgte dem Blick und lächelte. „Ah, die Mama?“ Marek sah seinen Kollegen an und nickte. „Ja, sie hält mich immer noch für ein Kind.“ Er lachte leise. „Nun, du bist doch noch ein Kind. Okay Marek, ab sofort stehst du unter meiner Fittiche. Ich werde dir all das beibringen, was du wissen musst. Aber sei dir immer bewusst, jedes Feuer kann auch dein Letztes sein. Es ist ein sehr unberechenbarer Feind.“ Marek nickte. „Jawohl, Herr Brandinspektor.“ „Na, Ich bin einfach nur Herbert, dein Kollege.“ Sie fuhren auf die Feuerwache 6 im Kölner Norden, wo sie ihren Dienst tun mussten. Es dauerte nicht lange, bis sie zu einem Einsatz gerufen wurden. Es brannte eine Fabrikhalle an der Autobahn. Mit Blaulicht und Sirene ging es zum Einsatzort. Schon von weitem sahen sie die Rauchsäulen die gen Himmel stiegen. „Whow, das sieht verdammt heftig aus!“ Marek sah seinen Kollegen an.

    Semir wartete bis der Mann raus war und wandte sich dann an Paul. „Also das ist ja ein merkwürdiger Kautz.“ Paul zog die Schultern hoch. „Nun ja, er ist ein Psychologe. Was erwartest du. Manchmal frage ich mich, wer verrückter ist? Der Psychologe oder der Verrückte. Aber die Antwort auf die Frage, bringt uns auch nicht weiter. Das, was er uns erzählt hat, ist ziemlich allgemein gehalten. Ich meine, wir könnten mal schauen bei welchen Unfällen mit Bränden es Todesopfer gab und die Angehörigen befragen.“ Semir sah ihn entgeistert an. „Da gibt es doch tausende! Und es muss ja nicht einmal in unserem Gebiet passiert sein. Wir haben gar keine Anhaltspunkte. Wir suchen einen Mörder und der Psycho kommt mit irgendwelchen Phrasen und Entschuldigungen für den Täter.“ „Ja, aber irgendwo müssen wir weitermachen.“ „Ich denke auch, dass Sie beide irgendwo weitermachen müssen. Überlegen Sie sich etwas! Denken Sie bitte daran, dass ich auch Berichte abgeben muss.“ Semir lächelte sie an und erhob sich. Paul folgte ihn ins Büro. „Und was ist jetzt?“ Semir sah ihn an und zog die Schultern hoch. „ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Lass uns doch mal die Brandorte auf der Karte markieren. Ich meine, wir müssen irgendwas machen. Also, der erste Brandort, war hier!“ Semir steckte eine Nadel auf die Karte und markierte so den ersten Tatort. „Dann war hier der zweite und dort der dritte…“ Paul sah sich die Karte an. „Das ist ja ziemlich durcheinander. Keine Linie oder so. Also wenn du mich fragst, der arbeitet nach keinem Muster. Der sucht seine Ziele wahllos.“ Semir sah sich sein Werk an und musste seinem Partner zustimmen. „Fahren wir Streife?“ Paul nickte und gemeinsam wollten sie gerade die PAST verlassen, als Susanne ins Büro stürmte. „Wieder einen Brand! Diesmal das Industriegebiet an der A1 bei Kilometer 342,5. Die Feuerwehr ist bereits informiert!“ Semir und Paul stürmten los und kamen dank Blaulicht und Sirene schnell durch den dichten Verkehr. Wenn es mal nicht so schnell klappte, nahm Semir den Standstreifen und raste an den anderen Verkehrsteilnehmern vorbei, die es mit einem wütenden Hupen straften. Ihm ließ dies ziemlich kalt. Für ihn war nur wichtig möglichst schnell zum Tatort zu kommen. Als sie angekommen waren, gingen sie direkt zum Einsatzleiter. „Wie sieht es aus?“ „Wir haben alles im Griff. Die Gebäude waren zum Glück noch nicht in Betrieb. Aber das verdammte Haus hat sehr viele verzweigte Gänge! Was wir schon wissen ist, dass das Feuer an mehreren Stellen gleichzeitig gelegt wurde!“ „Also wieder Brandstiftung?“ „So sieht es aus!“ Der Mann machte sich wieder an die Arbeit, die Kollegen zu koordinieren.

    Am nächsten Morgen waren Semir und Paul pünktlich im Revier und legte sich bereits die Aufgaben zu Recht, die sie erledigen wollten. Der Abend blieb zum Glück ruhig und so konnten die Polizisten die Nacht durchschlafen. Gegen elf wurden sie zu Kim Krüger zitiert. Als sie das Büro der Revierleiterin betraten, sahen sie einen ihnen unbekannten Mann auf einen der Besucherstühle sitzen. Kim Krüger sah sie an. „Guten Morgen, das ist Dr. Israel Jankowski. Er ist Psychologe und Profiler. Herr Jankowski, das sind Semir Gerkhan und Paul Renner. Die beiden Herren bearbeiten den Fall mit dem Brandstifter.“ Der Mann stand auf und kam zu Paul und Semir. Er trug einen dezent gemusterten grauen Anzug und reichte den Männern die Hand. „Sehr angenehm. Ich habe gehört, dass Sie an dem Fall ein wenig zu knabbern haben.“ Semir sah ihn an. „Es geht um gefährliche Brandstiftung und Mord.“ Jankowski nickte. „Das ist sehr traurig. Welche Erkenntnisse haben Sie denn über den Täter?“ Semir wechselte mit Paul einen Blick. „Leider gar nichts.“ Jankowski sah ihn an und Semir glaubte zu spüren, das der Blick in seine Seele ging, denn die Augen waren regelrecht bohrend. „Gut, es wäre ja auch zu leicht. Wie kann ich Ihnen helfen?“ Semir sah den Mann an. „Ich brauche ein Bild von diesem Täter. Warum macht er es? Was bewegt ihn zu seinen Taten.“ „Nun, da gibt es verschiedene Variationen. Meistens sind es Menschen, die durch Feuer etwas verloren haben. Frau Krüger erzählte mir, dass der Täter bisher nur an der Autobahn tätigt wurde. Es ist gut möglich, dass er bei einem Unfall mit Feuer, vielleicht schwer verletzt wurde und nun die Schuldigen, die für ihn schuldig sind, bestrafen will. Sehen Sie, wenn dieser Täter wirklich unter Pyromanie, das ist der medizinische Begriff für einen Brandstifter, leidet, dann muss man erst einmal den Grund ermitteln. Gehen Sie Unfälle durch, bei denen es Feuer gab.“ Semir stöhnte leise auf. „Wissen Sie, wie viele Unfälle mit Feuer enden? Da sind wir noch nächstes Jahr dran.“

    Auch Kim konnte sich nicht damit zufrieden geben. „Herr Jankowski, ich glaube, Sie haben Herrn Gerkhan nicht richtig verstanden. Wir müssen wissen, warum diese Person Brände legt. Es muss doch einen Grund haben.“ Israel Jankowski nickte. „Diese Pyromanen sind krank. Sie sind davon fasziniert zu sehen, wie die Flamen Gebäude und andere Gegenstände zerstören. Sie fühlen schon vor dem Feuer eine affektive Erregung und es ist erst vollendet, wenn sie die Löscharbeiten beobachtet haben. Sie bleiben meistens vor Ort, bis auch die letzte Flamme erloschen ist. Das heißt, bei jedem Ihrer Brände, muss es einen Zuschauer gegeben haben, der wirklich bis zum Ende vor Ort blieb. Aber wie schon gesagt, es ist schwer etwas über die Täter zu sagen, weil die Beweggründe unbekannt sind.“ Paul sah kurz zu Semir. Er faltete die Hände und drehte sie dann. „Was bringt es den Menschen?“ Jankowski lächelte leicht. „Das hängt ganz vom Krankheitsbild ab. Manche Feuerteufel brauchen die Löscharbeiten, um sich wirklich glücklich zu fühlen.“ Paul setzte sich auf. „Das heißt, man weiß nicht einmal, warum oder was der Täter damit will?“ „Nun in 90 % der Fälle ist es ein Racheakt. Es geschieht aus Hass, aus Wut oder Eifersucht. Der Täter ist vielleicht gekränkt oder gedemütigt worden. Nicht selten ist der Täter sogar schizophren und versucht so, sein zweites Ich zu bekämpfen. Er legt Feuer, weil das zweite Ich, es nicht will.“ Semir schüttelte leicht den Kopf. „Das heißt, wir suchen einen wahnsinnigen Menschen, der Freude am Feuer hat. Wie viele gibt es denn von denen?“ Jankowski zog seine Schultern hoch. „Das können viele sein. Aber wie schon gesagt, Zahlen sind nicht festzulegen.“ „Wie können wir dem Täter eine Falle stellen? Womit kann man ihn locken?“ „Das kommt auf sein Ziel an. Ohne das Wissen, was er mit seinem Feuer erreichen will, wird das nichts werden.“ Semir schlug mit der Hand auf den Tisch. Diese Phrasen von dem Mann, gingen ihn auf die Nerven. „Okay, das heißt wir können nur abwarten, bis er wieder zuschlägt?“ Wieder nickte der Psychologe. „Also wenn ich es bis hier richtig verstanden habe, gab es nur Sachschaden. Das heißt für mich, dass er eigentlich keine Menschen verletzen will. Er rächt sich quasi an den Sachen.“ „Er hat mehrere Personen verletzt und einen Menschen umgebracht!“ Jankowski schüttelte den Kopf. „Nein, das sehen Sie falsch. Er hat den Mann nicht getötet. Der Tod des Mannes, war die Folge seiner Tat. Es hängt aber für ihn nicht damit zusammen. Tut mir Leid meine Herren, mehr kann ich nicht dazu sagen. Ich muss jetzt auch los, denn ich habe noch einen sehr wichtigen Termin.“ Israel Jankowski stand auf und verbeugte sich leicht. Dann verließ er die PAST.

    Paul lachte leise als sein Partner das Gespräch beendet hatte. „Du kannst echt froh sein. So eine Frau findet man nicht immer.“ „Du hast gut reden. Wir haben uns gerade erst wiedergefunden und ständig funken irgendwelche Dinge dazwischen. Ich habe ihnen versprochen, dass sie nie wieder hinter meinen Beruf stehen und doch kann ich es nicht ändern.“ „Nun ja, sie weiß was du für einen Beruf hast. Ich meine, ihr ward ja verheiratet und wenn sie nicht hinter dir stehen würde, dann wäre sie nicht zu dir zurückgekommen.“ Semir nickte und holte nun den versprochenen Kaffee. „Stark und nur mit Zucker.“ Paul stutzte. „Woher weißt du das?“ „Du siehst so aus, als würdest du keine Milch benutzen.“ „Ja sicher. Aber du hast Recht, ich mag keine Milch.“ Sie genossen den Kaffee und überlegten sich die nächsten Schritte. „Vielleicht sollten wir den Kerl in die Falle locken. Ich meine, wir könnten ja versuchen ihm einen Köder anzubieten.“ Paul nickte. „Und wie soll das aussehen? Wir wissen ja nicht einmal, wo er das nächste Mal zuschlägt.“ Semir ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Du verstehst es echt, einem Mut zu machen. Irgendwas müssen wir tun.“ Die Zeit verging und die Kollegen kamen ebenfalls zur Arbeit. „Also wenn ich diesen Fall gelöst habe, werde ich mir drei Wochen Urlaub nehmen.“ „Echt? Dann müsste ich ja allein ermitteln.“ Semir grinste und wollte gerade antworten, als es an der Tür klopfte. Kim Krüger kam herein. „Meine Herren, kommen Sie bitte beide in mein Büro!“ Semir sah Paul an und stand auf. Als sie das Büro von Kim Krüger betraten, sah diese sie an. „Guten Morgen. Ich habe eben einen Anruf von dem Statiker bekommen. Er hat die Brücke für akut einsturzgefährdet eingestuft. Ihre Intuition, die Brücke komplett zu sperren, war goldrichtig. Es ist möglich, dass der Brückenteil in Fahrtrichtung Köln abgerissen werden muss und erst einmal durch ein Behelfsteil ersetzt wird. Das Feuer und der Unfall haben Betonbrocken von der Brücke abgesprengt und sogar die Stahlträger sind verbogen. Sobald die letzten verunfallten Fahrzeuge geborgen sind, wird damit angefangen. Das heißt auch, dass die Strecke nur eingeschränkt genutzt werden kann. Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen?“ Semir sah sie an. „Frau Krüger, es ist nicht so einfach. Der Kerl hat nichts an Spuren hinterlassen. Ich meine, es ist alles verbrannt. Wir haben nichts, womit wir etwas anfangen können.“ „Was ist mit Kandidaten, die schon wegen solchen Dingen vorbelastet sind?“ Kim sah von einem zum anderen. „Die hab ich doch längst durch. Auch nichts. Alle haben ein wasserdichtes Alibi.“ „Gut, ich habe einen Profiler angefordert. Er wird morgen hier eintreffen. Vielleicht hilft uns das ja weiter.“ Semir sah kurz zu Paul und nickte. „Sehr gut.“ „Sie beide werden für heute Schluss machen. Sie haben die Nacht durchgearbeitet und es ist wichtig, dass Sie auch Ihren Schlaf bekommen. Das ist ein Befehl! Ich will Sie Beide nicht vor morgen um zehn hier im Büro sehen. Semir und Paul wechselten einen Blick. „Frau Krüger, das ist zwar gut gemeint, aber wir beide haben jetzt schon so viel Kaffee intus, dass es nichts mit Schlafen wird.“ „Dann entspannen Sie sich! Ab nach Hause!“

    Für ihn ging der Tag nur langsam vorbei. Er war zuhause und hatte sich einen Plan für seine weiteren Taten zu Recht gelegt. Nur diese kleinen Feuer zu veranstalten, reichte ihm nicht mehr. Hier in seinen vier Wänden, die ihm gehörten, fühlte er sich in Sicherheit. Niemand konnte hier an ihn ran. Niemand. >„Du musst aufpassen! Die Polizei wird ganz sicher nicht aufhören dich zu jagen. Stell dich! Gib zu, dass du das Feuer gelegt hast. Und auch das du sie getötet hast.“ < „Ich gebe gar nicht zu! Lass mich! Ich habe mir einen guten Plan zu Recht gelegt und ich werde ihn durchziehen. Du wirst mich nicht daran hindern!“ Die Stimme kam nicht wieder und er lachte laut auf. „Ja, jetzt bist du ruhig! Du kannst mich nicht davon abhalten. Ich bin unbesiegbar! Ich bin wie Gott! Ich entscheide wer stirbt und wer lebt.“ Er legte sich auf die Couch und schloss die Augen. >“Glaubst du wirklich, dass du damit etwas änderst? Sie werden nicht wiederkommen. Sie sind tot! Sie sind durch deine Schuld gestorben!“< Er stand auf und stellte sich vor den Spiegel. Dann lache er verächtlich. „Was weißt du denn schon? Du bist nur in meinem Kopf und willst mir ein schlechtes Gewissen machen. Aber das kannst du nicht! Ich bin nämlich das Opfer, weißt du? Ich bin das Opfer! Ich habe meine Eltern verloren! Ich habe meine Großeltern verloren! Aber nicht, weil ich das Feuer gelegt habe, nein….weil sie nicht rechtzeitig vor Ort waren! Sie hätte sie retten müssen! Sie hätten es einfach tun müssen und ich werde ihnen jetzt zeigen, wie es ist, wenn man zu spät kommt.“ >„Du kannst nicht über diese Menschen urteilen. Sie haben doch alles versucht, um sie zu retten. Sie haben alles getan, was nur möglich war. Der einzige, der hier wirklich Schuld auf sich geladen hat, bist du! Du warst es, der gezündelt hat. Du hast das Feuer gelegt! Du bist krank und brauchst Hilfe!“< „Du hast nichts verstanden. Ich habe die Nase voll von dir! Ich habe keine Lust mehr auf deine Vorwürfe und Warnungen. Du bist nichts und ich werde dich ab sofort ignorieren.“ Bockig verschränkte er seine Arme und fing an ein Lied zu singen. So konnte er die Stimme übertönen, doch sie verschwand nicht.

    Nur wenig später fuhren Semir und Paul zu der im Ausweis stehenden Anschrift des Toten, um die Angehörigen zu informieren. „Frank Nordstetter, Longericher Hauptstraße 38 in Longerich. Mensch, der war fast zu Hause.“ Paul sah Semir an, als er die Adresse gelesen hatte. Semir antwortete nicht und konzentrierte sich auf den Verkehr. Nur zehn Minuten später hielt er den Wagen vor der Tür der Anschrift an und stieg aus. „Soll ich die Nachricht überbringen?“ Paul schien voller Eifer zu fiebern. „Nein, das mache ich. Bei solchen Dingen ist Einfühlungsvermögen erforderlich. Nicht das du davon nichts hast, aber…du bist einfach nicht in der Lage, solche Nachrichten zu überbringen.“ „Okay, wenn du das so siehst.“ Paul schien in keinster Weise beleidigt zu sein und das schätzte Semir im Augenblick sehr. Er drückte den Klingelknopf. Es dauerte eine Weile, bis die Tür geöffnet wurde. „Mensch, nun sei doch …“ Vor ihnen stand eine ca. 30jährige Frau und sah die Beiden fragend an. „Ja bitte?“ „Gerkhan, Kripo Autobahn, das ist mein Kollege Renner. Frau Nordstetter?“ Die Frau lächelte und nickte. „Ja, das bin ich. Ist etwas mit Frank? Hatte er einen Unfall?“ Man hörte deutlich die Unsicherheit in der Stimme. „Könnten wir kurz reinkommen und es drinnen klären?“ „Ja, sicher. Kommen Sie rein. Also wenn er das Auto zerdeppert hat, dann kann er das unserem Vater selbst beibringen. Ich habe ihn jetzt oft genug in Schutz genommen. Irgendwann muss auch er erwachsen werden. Nur weil ich die Erstgeborene bin, heißt es nicht, dass ich immer für alles gerade stehe.“ Semir ging nicht darauf ein. „Frau Nordstetter, es ist richtig. Ihr Bruder hatte einen Unfall. Er…“ Semir holte Luft. Die Frau schlug sich die Hände vor dem Mund. „Oh mein Gott! Ist er schwer verletzt? In welchem Krankenhaus liegt er?“ Semir sah zu Boden und auch Paul konnte nicht sofort antworten. Doch genau diese Situation ließ Frauke Nordstetter stutzen. Sie schüttelte den Kopf. „Nein! Nein! Das kann nicht sein! Das ist nicht wahr! Sagen Sie mir, dass es nicht wahr ist! Frank darf nicht tot sein! Bitte, sagen Sie mir, dass er noch lebt! Bitte Sagen Sie es!! Bitte!!!“ Sie schwankte und sofort hielt Semir sie fest und führte sie zum Sofa. „Frau Nordstetter, Ihr Bruder ist leider verstorben. Es tut mir Leid…ich…“ Er suchte nach den richtigen Worten.

    Eine Stunde nachdem sie die Todesnachricht überbracht hatten, waren die Beiden wieder im Büro. Semir sah auf die Uhr. „Es ist schon vier. An Schlaf brauchen wir nicht mehr zu denken, die Nacht ist für uns vorbei.“ Er lehnte sich nach hinten und rieb sich die Augen. „Meine Frau war gestern schon sauer, dass ich raus musste. Wenn das so weiter geht, dann schlafe ich demnächst auf der Couch.“ „Hast du auch Kinder?“ Semir lächelte und nickte. „Ich habe sogar drei Kinder. Drei Mädchen. Zwei davon mit meiner geschiedenen Frau.“ Paul sah ihn an. „Dann bist du zweimal verheiratet?“ „Nein, ich bin geschieden, aber ich lebe derzeit mit meiner Exfrau und meinen drei Mädchen unter einem Dach. Wir nähern und quasi wieder an.“ „Ah ja…okay… wenn es passt. Aber lass uns wieder zum Fall kommen. Lass uns alles nochmal durchgehen.“ Semir setzte sich gerade hin. „Dann lass mal hören, ob du auch alles mitbekommen hast.“ „Also, er zündet eine ausgediente oder geschlossene Tankstelle an, dann einen Bus und eine Lagerhalle. Danach nimmt er sich einen Anhänger vor. Bis dahin wurde niemand verletzt. Dann zündet er einen LKW an und das Wohnmobil. Zum ersten Mal gibt es Verletzte. Und jetzt der Unfall an der Brücke, der mit einem Toten endet. Der Kerl ist doch völlig durchgeknallt. Der kennt keine Grenze mehr! Hast du die Datenbank schon durchsucht? Ich meine, es könnte ja sein, dass es einer ist, der schon wegen Brandstiftung vorbestraft ist.“ Semir lachte auf. „Du hast aufgepasst. Sehr schön, aber bitte halte mich nicht für dumm. Natürlich hab ich das schon gemacht. Ich habe die Leute sogar befragt! Alle haben ein wasserdichtes Alibi!“ Paul hob beschwichtigend die Hand. „Ist ja gut, ich wollte dich nicht angreifen. Wirklich…ich habe einfach nur Fakten vorgetragen.“ Semir stöhnte leise auf, erhob sich und wollte das Büro verlassen. „Wo willst du denn jetzt hin?“ Er drehte sich zu Paul um. „Ich mache uns jetzt einen starken türkischen Kaffee. Wenn wir schon nicht schlafen können, dann müssen wir uns anders wach halten. Oder willst du keinen Kaffee?“ Bevor Paul antworten konnte, klingelte Semirs Handy. Er sah auf das Display und lächelte gequält, bevor er sich meldete. „Andrea, was gibt es?“ „Sag mal, wo bleibst du denn? Willst du gar nicht mehr nach Hause kommen?“ Er holte tief Luft. „Andrea, wir müssen einen Fall lösen. Bei dem Unfall ist ein junger Mann ums Leben gekommen. Ich kann mich jetzt nicht ins Bett legen und schlafen. Ich will den Täter fassen.“ Am anderen Ende blieb es ruhig, doch dann hörte er wie Andrea tief Luft holte. „Also gut, das verstehe ich natürlich. Aber bitte pass auf dich auf. Ich brauche dich noch.“ „Ich liebe dich…“ Er beendete das Gespräch.

    Gegen elf am Abend machte Semir Feierabend und verabschiedete sich von Paul, der schon am Schreibtisch einschlief. „Los ab nach Hause mit dir! Kannst du noch fahren, oder soll ich dich heimbringen?“ Paul reckte sich und rieb sich die Augen. „Nee, geht schon. Ich hoffe nur, wir haben diesmal eine ruhige Nacht.“ Dem konnte Semir nur zustimmen. Eine halbe Stunde später war er zuhause und legte den Schlüssel, wie üblich in eine kleine Schale, die auf der Anrichte stand. „Hey du hast ja schon wieder so lange gearbeitet. Das wolltest du doch ändern, Semir.“ Er hörte den Vorwurf und sah Andrea an, die im Türrahmen stand. „Sorry Andrea. Wir haben derzeit einen Feuerteufel, der mir den Feierabend versaut. Er hat LKWs angezündet, Anhänger und jetzt sogar ein Wohnmobil angesteckt, in dem eine Familie fast umgekommen wäre. Ein viermonatiges Baby liegt auf der Intensivstation, weil es zu viel Rauch eingeatmet hat.“ Andrea sah ihn erschrocken an. „Oh mein Gott, das ist ja grausam!“ „Ja, das ist es. Aber jetzt bin ich zuhause und habe Feierabend. Hast du noch etwas vom Mittagessen übrig? Ich habe Hunger.“ Andrea nickte und füllte einen Teller mit Suppe, die sie am Mittag gekocht hatte. „Habt ihr denn einen Verdacht? Ich meine, wer dahinter steckt?“ Sie schaltete die Mikrowelle ein und ließ die Suppe warm werden. Semir setzte sich an den Tisch. „Schön wär es. Wir haben gar nichts.“ Er nahm das Glas Wasser und trank einen Schluck. Bevor er jedoch seinen Hunger stillen konnte, klingelte das Handy. Ein Blick auf das Display ließ ihn aufstöhnen. „Das ist das Revier! Ich fasse es nicht!“ Er meldete sich kurz und knapp. „Was ist denn?“ „Wieder einen Brandanschlag. Diesmal auf der A57 in Höhe der Autobahnbrücke bei Dormagen. Es gab aufgrund einer starken Rauchentwicklung eine Massenkarambolage.“ „Bin unterwegs!“ Semir legte den Löffel auf den Tisch und sah Andrea an. „Einsatz. Wieder der Feuerteufel!“ Er gab ihr einen flüchtigen Kuss und verschwand nur wenig später. Mit Blaulicht und Sirene fuhr er zum Einsatzort und traf fast gleichzeitig mit Paul ein, der von den Kollegen informiert wurde. „Wenn ich dieses Schwein erwischte, dann werde ich ihn Andrea zum Fraß vorwerfen.“ Paul lachte leicht. „Das wäre dann Brutalität im Dienst.“ „Ja…“ Semir sah ihn nur kurz an.

    Am Unfallort angekommen, sahen sie sich um. Es waren 6 LKWs und 20 Autos ineinander gekracht. Einige uniformierte Kollegen waren dabei, die Personalien von den vielen Unfallbeteiligten aufzuschreiben. Die Feuerwehrmänner waren an einem der Fahrzeuge dran, der sich zwischen zwei LKWs befand. Semir wechselte mit Paul einen Blick. Beide ahnten schon, dass für den Fahrer des Fahrzeuges, welches wie eine Ziehharmonika zusammen gedrückt wurde, jede Hilfe zu spät kam. Nur wenig später bekamen sie die Bestätigung. Der Fahrer, ein knapp 30jähriger Mann, konnte nur tot geborgen werden. Als Semir die Leiche sah, drehte er sich angewidert weg. Als Mensch konnte man den Toten nicht mehr erkennen. Wut stieg in ihm auf. Er ballte die Fäuste und schwor sich, den Verursacher zu erwischen. „Semir!“ Die Stimme von Paul riss ihn aus seinen Gedanken. „Ich hab mit dem Arzt gesprochen. Wir haben gut 20 Verletzte. Vier davon schwer, aber nicht in Lebensgefahr.“ Semir nickte. „Wir müssen dieses Schwein finden! Der lässt uns ziemlich übel aussehen. Diesmal ist er aber zu weit gegangen. Wir haben einen Toten und damit hat er sich jetzt zu meinem persönlichen Feind gemacht.“ Semir ging zum Fahrzeug und Paul folgte ihm. „Semir, wir müssen professionell bleiben. Die Autobahn ist komplett gesperrt. Einer der Feuerwehrmänner sagte, gerade, dass die Brücke einiges abbekommen hat. Vom Feuer aber auch von dem Unfall. Ein LKW, ist direkt gegen den Pfeiler gefahren und hat einige Betonbrocken raus gebrochen. Morgen soll sich ein Statiker die ganze Sache ansehen.“ Semir sah ihn an und dann zur Brücke. „Dann sollten wir die Brücke auch oben sperren. Nicht das von dort die Autos auf die Autobahn krachen. Sag den Kollegen direkt Bescheid, dass sie die Brücke komplett sperren. Auch für Fußgänger!“ Paul führe den Befehl direkt aus, während Semir zu dem Einsatzleiter der Feuerwehr ging. „Wir kriegen eine Kopie von eurem Bericht! Gibt es noch vermisste Personen?“ „Nein, soweit wir von den Insassen wissen, wird keiner vermisst. Bei dem Toten waren keine weiteren Personen im Fahrzeug.“ Semir sah sich noch einmal die Unfallstelle an. „Okay, das Aufräumen wird sicher noch eine Weile dauern. Die Abschlepper sind bereits angefordert.“ „Alles klar. Wir haben hier eh noch einiges zu tun. Ach so, hier sind die Papiere von dem Toten. Ich möchte nicht in der Haut von dem stecken, der die Todesnachricht überbringt.“ Semir lächelte gequält.

    „Und jetzt? Der Junge scheidet als Täter auf jeden Fall aus.“ Semir nickte und sah schweigend an den Fahrbahnrand. „Was machen wir denn jetzt?“ Er sah Paul kurz an. „Wir werden zu Hartmut fahren und fragen, ob er schon etwas hat. Hartmut ist unser Freund in der KTU. Wenn es Spuren gibt, dann wird er sie auch finden. Und er hat ein paar Stunden Zeit gehabt.“ Doch als sie an der KTU ankamen, war alles ruhig. Die Tür war verschlossen. „Wie kann das denn sein? Hartmut muss doch da sein!“ Paul grinste und hockte sich vor das Schloss. Dann nahm er seinen Dietrich und öffnete kurzerhand die Tür. „Also….“ Semir schüttelte tadelnd den Kopf, doch dann betraten sie die Räume der Technik. Sie suchten sie ab und fanden Hartmut in einem der Nebenräume schlafend auf. Semir grinste Paul kurz an und ging dann zum Techniker. Er rüttelte ihn und der rothaarige Mann zuckte heftig zusammen. „Was!?“ Hartmut sah ihn verschlafen an. „Guten Morgen, Einstein. Wir sind es nur. Hast du schon das Wohnmobil untersucht?“ „Oh man, Semir! Ja, hab ich. Ich war bis vor zwei Stunden noch dran und wollte nur ein bisschen schlafen!“ „Das hast du doch jetzt. Also was hast du?“ Hartmut setzte sich auf und rieb sich das Gesicht. „Es war Benzin!“ Semir wechselte mit Paul einen Blick. „Wie Benzin? War der Tank undicht oder wie?“ Hartmut stand auf und ging in die kleine Küche. „Quatsch! Das Benzin war überall um den Wagen herum. Ich hab Bodenproben genommen und da war so viel Benzin, dass es sicher ist, dass der Wagen von außen angezündet wurde. Das Feuer ist dann über die geöffneten Fenster ins Mobil eingedrungen und hat dort alles in Brand gesetzt.“ „Aber ganz sicher von außen?“ Hartmut nickte kräftig. „Ja, ganz sicher.“ Semir sah Paul an und nickte dann. „Dann war es unser Unbekannter.“ Semir griff sein Handy und wählte Susanne an. „Susanne, wir brauchen einen Experten!“ „Alles klar. Die Frau Krüger hat Sehnsucht nach euch!“

    Die beiden Polizisten fuhren zur PAST zurück, wo sie direkt Kim Krüger unterrichteten. Die Vorgesetzte hörte schweigend zu, bis Semir geendet hatte. „Ist es möglich, dass es ein Anschlag gezielt auf die Familie Hofstätter war?“ Semir zog die Schultern hoch. „Das ist zwar nicht auszuschließen, aber Martin Hofstätter ist sich nicht bewusst, solche Feinde zu haben. Ich habe ihn von Susanne überprüfen lassen. Er selbst ist Feuerwehrmann. Mit anderen Worten, nein… ich denke die Familie ist nur ein Zufallsopfer. Wenn die Fernfahrer nicht so schnell reagiert hätten, dann wären sicher Todesopfer zu beklagen.“ Kim schob ihm ohne etwas zu sagen die Zeitung zu. „Die Presse nimmt uns auf jeden Fall schon auseinander. Sie sprechen von einem Feuerteufel, der uns auf der Nase herumtanzt und natürlich tun wir nichts dagegen.“ Semir warf einen Blick auf die Schlagzeile. „Der Feuerteufel an der Autobahn! Vier Personen beim Brand verletzt und die Polizei tut nichts.“ Er zog die Schultern hoch. „Das ist doch immer das Gleiche. Die bauschen das auf um Leser zu bekommen. Das kennen wir schon zu genüge und es sollte uns nicht in den Ermittlungen beeinflussen.“ „Das ist mir schon klar, aber die Polizei ist nach Ansicht vieler Bürger nicht in der Lage diesen Brandstifter zu stellen. Der Regierungspräsident liegt mir bereits in den Ohren, dass wir endlich Fakten liefern sollen, die das Gegenteil beweisen.“ Kim lehnte sich zurück. „Und wie stellt sich der Regierungspräsident das vor? Hat er irgendwelche Vorschläge, wie wir das machen sollen? Irgendwas? Wir haben nichts! Wir haben keine Beschreibung! Wir haben absolut nichts gegen irgendwen in der Hand. Der Kerl ist verdammt gerissen und das er Menschen in Gefahr bringt, lässt mich nicht gerade ruhiger schlafen!“ Kim sah ihn entschuldigend an. „Herr Gerkhan, ich weiß sehr wohl, dass Sie alles tun, um den Mann zu fassen, aber ich brauche wenigstens etwas, damit ich den Regierungspräsidenten beruhigen kann.“ „Wir haben hier einen Serientäter. Ich brauche ein Profil! Ich muss seine Gründe kennen! Das geht aber nur mit professioneller Hilfe.“ Paul räusperte sich. „Wie wäre es denn, wenn wir auf den Parkplätzen mehr Präsenz zeigen? Vielleicht schreckt ihn das ab.“ „Das tun wir doch schon. Aber er sucht sich immer Parkplätze aus, die wir nicht im Fokus haben. Wir können nicht alle Plätze überwachen! Und das weiß auch der Schreibtischhengst in Düsseldorf!“ Semir wurde lauter. Kim atmete tief durch. „Also gut, das heißt Sie möchten einen Profiler?“ „Sie haben es erfasst! Ein Profiler kann uns sicher in dieser Sache helfen.“ „Also gut. Ich werde mich darum kümmern. Sie sollten Ihren Bericht schreiben. Ich will ihn um sechs auf dem Tisch haben!“ Semir lachte leise auf. „Selbstverständlich Frau Krüger. Wie immer mit Schleifchen.“ Er handelte sich von Kim einen bösen Blick ein, der ihn allerdings recht kalt ließ.

    Semir und Paul trafen sich am späten Morgen in der PAST. „Man, was für eine Nacht. Ich bin völlig erledigt.“ Semir sah seinen Partner erstaunt an. „Du bist doch noch jung! Warum jammerst du hier so rum. Also, bevor du wieder ins Koma fällst, fahren wir ins Krankenhaus zu den verletzten Personen vom Wohnmobil. Ich gehe davon aus, dass das Feuer im Wagen entstanden ist, vermutlich hat der Junge irgendwelche Papiere angezündet und dann ist das Feuer außer Kontrolle geraten. Mal sehen was das Kennzeichen ergeben hat.“ Paul nickte. „Das ist ein guter Plan. Denkst du wirklich, das der kleine Junge mit einem Feuerzeug gespielt hat?“ „Das ist doch nicht so abwegig oder? Kinder spielen halt gern mit verbotenen Dingen. Denk mal daran, was du gemacht hast, als du Kind warst.“ Semir kniepte ein Auge zu. „Ich bin kein Kind mehr. Und was machen wir dann? Ich meine, wir können ja schlecht warten, bis uns Kollege Zufall hilft oder?“ „Nee Zufall nicht, aber Hartmut. Das ist unser Genie wenn es um Technik und Spuren geht. Er ist in der KTU und den wirst du wohl heute kennen lernen. Du fährst!“ Nur wenig später fuhren sie mit Pauls Mercedes los. Im Krankenhaus wurden sie zu Martin Hofstätter gebracht, der mit seiner Familie in einem Zimmer untergebracht war. „Gerkhan, Kripo Autobahn. Herr Hofstätter wir haben ein paar Fragen, zu dem was gestern auf dem Parkplatz passiert ist.“ Martin Hofstätter sah die Männer an und nickte. „Ja sicher, kommen Sie nur rein. Wir haben schon geschlafen. Meine Frau und Mariella, das ist unsere kleine Tochter, hatten zusammen in einem Bett gelegen, weil die Kleine ein wenig kränkelte. Ich habe mich um Marvin, das ist unser Sohn, gekümmert.“ „Wissen Sie was passiert ist? Könnte es sein, dass Ihr Sohn vielleicht gezündelt hat?“ Martin Hofstätter sah ihn an. „Das ist ausgeschlossen.“ „Warum?“ „Weil Marvin im Wachkoma liegt. Und das seit seinem vierten Geburtstag. Er bewegt sich nicht. Sehen Sie ihn sich an! Na los! Er beißt nicht!“ Semir und auch Paul kamen dem Befehl nach und sahen, dass sie mit dieser Vermutung garantiert falsch lagen. Betreten sah Semir den Vater an. „Bitte entschuldigen Sie, aber… das war uns nicht bekannt.“ Martin lächelte und nickte dann.

    „Schon gut. Es war damals eine Hirnhautentzündung, durch die das Koma ausgelöst wurde. Keiner weiß warum es so ist. Die Chance, dass er aufwacht, ist sehr gering, aber er ist ein Schatz. Genau wie Mariella, meine viermonatige Tochter. Sie liegt auf der Intensivstation zur Beobachtung. Meine Frau ist bei ihr. Sie hat ziemlich viel Rauch eingeatmet, obwohl sie und meine Frau die Ersten waren, die aus dem Auto sind. Ich kann mir nicht erklären, wie es zu diesem Brand kam.“ Semir lächelte verständlich. „Wir werden es schon herausfinden. Wie geht es Ihrem Sohn denn?“ Martin Hofstätter atmete tief durch. „Das weiß keiner. Er kann sich nicht artikulieren. Ich weiß nicht einmal, ob er diesen Vorfall überhaupt wahrgenommen hat. Niemand weiß es. Keiner kann sagen, wie es in ihm aussieht.“ Semir hörte den traurigen Ton und nickte nur. Paul trat ans Bett des Kindes. Seine Hand strich sanft über den Kopf des Jungen. Ein Lächeln war zu sehen. „Er mag sie.“ Etwas verwirrt sah Paul den Vater an. „Er lächelt immer wenn er jemanden mag.“ „Herr Hofstätter, könnte es ein gezielter Anschlag gegen Sie gewesen sein?“ Semir sah den Mann fragend an. „Gegen mich? Wer soll mir denn so etwas antun wollen? Ich habe keine Feinde!“ „Das hör ich gern, aber kann es gänzlich ausgeschlossen werden?“ Martin Hofstätter zog die Schultern hoch. „Ich wüsste nicht, wer mir nach dem Leben trachten könnte.“ Semir nickte und sah wieder auf den kleinen Jungen. „Ich wünsche Ihnen, dass er wieder aufwacht. Wenn Ihnen doch noch etwas einfällt, dann rufen Sie mich bitte an. Hier ist meine Karte.“ Er reichte dem Mann die Visitenkarte und verabschiedete sich mit Paul.

    Semir und Paul waren gerade auf dem Weg zur PAST, als sie erneut gerufen wurden. „Cobra 11 für Zentrale!“ Paul griff das Mikro und meldete sich. „Cobra 11 hört!“ „Am Rastplatz an der A3 in Höhe Kilometer 198 steht ein Wohnmobil in Flammen. Vier Menschen wurden verletzt. Die Rettungskräfte sind bereits vor Ort!“ „Das kann doch wohl nicht wahr sein! Was ist denn heute los?“ Semir schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, aber das kriegen wir raus.“ Paul schaltete Blaulicht und Sirene an. Sie erreichten den Parkplatz nach einer halben Stunde Fahrt. Die Feuerwehr hatte den Wagen bereits gelöscht und die Verletzten waren auf dem Weg ins Krankenhaus. Auch hier ging Semir sofort zum Einsatzleiter. „Was ist hier passiert?“ „Das kann ich nicht genau sagen. Die beiden Männer dort auf der Bank, haben uns informiert, dass hier ein Fahrzeug brennt. Sie hatten die Personen, eine vierköpfige Familie, bereits aus dem Wagen geholt und erstversorgt. Nach Angaben eines der Männer, musste das viermonatige Baby wiederbelebt werden.“ Semir sah in die Richtung, wo zwei Männer auf der Bank saßen. „Danke…“ Er ging mit Paul zur Bank. „Gerkhan, Kripo Autobahn, das ist mein Kollege Renner. Was können Sie mir zum Geschehen sagen?“ „Cord Reinders, das ist mein Kollege Joel Schwiers. Wir sind hier auf den Parkplatz gefahren, weil wir unsere Ruhezeit einhalten wollten. Der Wagen brannte bereits. Die Frau und das Baby waren die ersten, die aus dem Wagen sind. Ich bin rein und habe den Vater und den Jungen raus geholt. Das Baby musste von mir wiederbelebt werden.“ Semir musterte den stämmigen Mann. Er war fast zwei Meter groß und sehr muskulös. „Das haben Sie sehr gut gemacht.“ lobte er ihn. Cord sah ihn an. „Danke, wissen Sie wie schlimm es ist, so einen kleinen leblosen Körper zu sehen?“ Die Stimme erstickte. „Brauchen Sie Hilfe? Ich meine psychologisch? Die Polizei und auch die Feuerwehr kann Ihnen helfen.“ Cord lächelte. „Nein danke, ich pack das schon. Es braucht nur erst einmal Zeit.“ „Haben Sie denn ein weiteres Fahrzeug gesehen?“ Cord Schwiers sah seinen Kollegen an. „Nein, mir ist keines aufgefallen. Aber es ist gut möglich, dass ich einfach nicht daran gedacht habe. Ich meine, ich hab nur die Flammen gesehen und wollte helfen. Was ist mit dir Joel?“ Doch auch sein Kollege hob die Schultern.

    Nach einer für ihn kurzen Nacht, saß er nun am Tisch im kleinen Speiseraum und genoss seine Brötchen. Er hatte die aktuelle Tageszeitung vor sich liegen und schlug sie auf. „VIER PERSONEN BEIM BRAND AUF DEM PARKPLATZ VERLETZT!“ war die erste Schlagzeile, die ihm ins Auge fiel. Er wurde nervös. Kopfschmerzen kündigen sich an. Und schon war die Stimme wieder zu hören. >„Siehst du, was du angerichtet hast? Du hast fast eine Familie umgebracht!“< Er lachte leise und verächtlich. “Na und? Sie leben doch noch. Es ist nichts passiert, aber das Feuer war super. Es war so schön hell und die Schreie. Haben sie dir nicht auch gefallen?“ >„Nein, sie waren grausam! Du bist ein Teufel!“< Er sprach die Worte leise aus, damit sie niemand hörte. „Du nervst mich mit deinen Vorwürfen! Es dient alles nur der Gerechtigkeit.“ >„Gerechtigkeit? Wenn du damals nicht das Feuer gelegt hättest, dann wären unsere Eltern und Großeltern nicht tot! Ich will das nicht mehr!!“< „Lass mich endlich in Ruhe! Deine Jammerei zerrt an den Nerven!“ Er sprang auf und wischte das Geschirr vom Tisch. Die anderen Hotelgäste sahen sich erschrocken um. „Hau endlich ab!! Lass mich in Ruhe!“ Dann ließ er sich auf den Stuhl nieder und schlug mit den Händen gegen seine Schläfen, um diese Stimme aus seinem Kopf zu bekommen. Endlich war Ruhe. Diese Stimme, die er hörte, war weg. „Ist alles in Ordnung?“ Die junge Bedienung sah ihn besorgt an. „Ja, ja. Mir geht es gut. Entschuldigen Sie, ich bin etwas gestresst. Ich komme natürlich für den Schaden auf.“ „Ist schon in Ordnung. Das ist ja nicht weiter schlimm.“ Die junge Frau lächelte. „Würden Sie mir bitte die Rechnung fertigmachen, ich muss nämlich weiter.“ Er lächelte sie süffisant an. „Ja natürlich.“ Nur wenig später packte er seine Sachen und zahlte die Rechnung. Während er zu seinem Wagen ging, kamen wieder die Bilder in seinen Kopf. Er sah, wie der Wagen brannte, wie die Frau mit dem kleinen Bündel aus dem Wagen sprang und panisch davon lief. Mehr hatte er nicht gesehen. Aber in der Zeitung stand, dass alle lebend davon gekommen waren. Er fuhr noch einmal zu dem Parkplatz, wo das Wohnmobil gestanden hatte. Natürlich war alles bereits weg, aber man sah noch die verrußten Stellen am Boden und schon dieser Anblick ließ ihn nervös werden. Erinnerungen an seiner Kindheit kamen wieder hervor. Damals hatte er ein Packen Altpapier im Keller seines Elternhauses angezündet. Das Feuer geriet außer Kontrolle. Als er dabei nicht nur seine Eltern sondern auch Großeltern verlor, wurde er in ein Heim gebracht. Keiner hielt diesen armen kleinen fünfjährigen Jungen für einen Brandstifter und so blieben seine Taten geheim.

    Er fuhr zum Hotel zurück und legte sich ins Bett. Wieder gingen seine Gedanken zum Feuer und wieder stellte er unzufrieden fest, dass der Kick fehlte. Er brauchte mehr. Das, was eben war, war nicht genug. Doch wie konnte er es machen? Ja….natürlich! Ja, es fehlte Panik. Schreie von Menschen die panisch weglaufen oder um ihr Leben schrien. Panik und Angst, das war es, was fehlte. Er stand auf und ging im Schlafanzug durch das Haus. Er musste wissen, ob er in den Keller dieses Hauses kam. Vorsichtig schlich er die Stufen runter. Alles im Haus schlief bereits und so kam er ungesehen in die unteren Räume. Die Türen waren nicht verschlossen. Er sah sich um. Das Hotel war ein alter Bau und hier im Keller stand sogar noch ein alter Öltank. Doch dann sah er die kleinen Rauchmelder, die hier sehr gut verteilt waren. Wenn er hier Feuer legte, dann würde es viel zu schnell bemerkt werden. Die Feuerwehr würde zwar nicht schnell hier sein, aber die Sprühanlage, konnte das Feuer löschen, ohne das Panik aufkam. Nein, hier konnte er es vergessen. Enttäuscht ging er auf sein Zimmer und zog sich an. Dann fuhr er zur nächsten Tankstelle um den Benzinkanister, den er immer im Kofferraum hatte, zu füllen. Nachdem er den Kanister gefüllt hatte, fuhr er über die A3 zurück zum Hotel. Er sah auf einem der kleinen Parkplätze ein Wohnmobil, dicht an der Ausfahrt stehen. Kurzentschlossen fuhr er auf den Parkplatz und schüttete einen Teil aus dem Kanister um das Wohnmobil herum und zündete es an. Schnell leckten sich die Flammen an dem Fahrzeug hoch und drangen durch die offenen Fenster ins Innere. Plötzlich hörte er die panische Stimme einer Frau. Nur wenig später öffnete sich die Tür und er sah, wie eine Frau mit brennenden Haaren und einem kleinen Bündel auf dem Arm, aus dem Mobil sprang und wegrannte. Mit der freien Hand versuchte sie, die Flammen auf ihrem Kopf zu ersticken. Er grinste leicht und spürte bei dem Schreien der Frau eine Erregung in sich. Es machte ihn glücklich. Er stieg in seinen Wagen und raste zum Hotel zurück.

    Joel Schwiers und sein Kollege Cord Reinders fuhren gerade mit ihrem LKW auf dem Parkplatz an der A3 und sahen den Feuerschein. Cord stieg in die Bremsen und mit einem lauten Kreischen und heftigen Rucken blieb der Truck stehen. Joel schnappte sich den Feuerlöscher und fing an das brennende Fahrzeuge zu löschen, während sein Kollege sich um eine schreiende Frau kümmerte. Die Frau sah ihn verzweifelt an und schrie hysterisch. „Mein Mann! Er ist noch drin und mein Sohn!! Helfen Sie mir bitte!! Helfen Sie mir!!“ Cord verschwendete keine Sekunde und stürmte in das brennende Fahrzeug. Nur wenige Augenblicke später, kam er mit einem kleinen Jungen raus, legte ihn vorsichtig ins Gras und verschwand wieder in die Flammenhölle. Dann half er einen Mann aus dem Wagen und ließ auch ihn in sicherer Entfernung auf den Boden sinken. Der Mann hustete und bekam kaum Luft. Auf der Haut zeigten sich Blasen und auch schwarze Flecke. Er zitterte am ganzen Körper. Cord untersuchte den Jungen, doch dieser reagierte gar nicht. Die Frau weinte nur und hielt das Bündel an ihren Körper gedrückt. Erst jetzt erkannte er, dass es ein Baby war. „Joel! Hast du die Feuerwehr gerufen?“ „Ja, sie sind unterwegs!“ „Dann komm her und kümmere dich um den Kleinen hier!“ Als sein Kollege bei dem Jungen war, ging Cord zu der Frau. Auch sie zitterte und sah ihn panisch an. „Hey, es ist alles gut. Wie geht es dem Baby?“ Die Frau reagierte nicht. „Geben Sie mir das Baby, Sie erdrücken es ja.“ Vorsichtig nahm er das Kind und die Frau ließ es geschehen. Sie starrte nur auf das Feuer. Cord überprüfte die Atmung des Kindes. Nun kam es zugute, dass sein Chef von ihm verlangt hatte, einen Auffrischungskurs in Erster Hilfe zu machen, denn dieser beinhaltete auch die Wiederbelebung bei Kindern. Er streckte vorsichtig den Kopf des Babys ein bisschen nach hinten. Erschrocken stellte er fest, dass es nicht mehr atmete. Sofort fing er mit der Beatmung an. Mit kurzen Atemspenden, die wesentlich sanfter waren, als bei einem Erwachsenen, versuchte er dem Kind das Leben einzuhauchen. Nach fünf Spenden, zeigte sich keine Reaktion und er wusste, dass er nun das Herz des Babys massieren musste. Mit zwei Fingern versuchte er das Herz in Schwung zu bringen. Vorsichtig drückte er immer wieder auf den kleinen Brustkorb. „Komm schon Kleines….komm schon….schrei….atme!“ Aber selbst nach dem 30igsten Druck, zeigte das Kind keine Regung. Wieder beatmete er es und führte die Herzdruckmassage aus. Dann endlich schrie es. Cord konnte sich nicht zurück halten und die Tränen der Erleichterung flossen. Er nahm das Mädchen auf den Arm und wickelte es in seine Jacke. „So ist es gut. Du bist ein starkes Mädchen. Das hast du sehr gut gemacht.“ Die Sirenen kündigten die Retter an.