Ich verstehe nicht, war um Semir Paul so angeht. Die Frage war doch berechtigt. Wurde bei Derrick auch immer gefragt. "Harry, hol schon mal den Wagen" Nun ja mal sehen was da noch kommt
Beiträge von Elvira
-
-
Nach einer guten Stunde Autofahrt, kamen Semir und Andrea in Au bei Sieg an. Die Hütte lag direkt am See und war von Büschen und Bäumen umgeben. Eine wirkliche Straße gab es hier nicht und so holperte der BMW über den ungepflasterten Weg, bis direkt vor dem kleinen Holzhaus. Semir stoppte den Wagen und stieg mit Andrea aus. „Ich hoffe nur, dass wir diesmal Ruhe haben.“ Andrea nickte und stellte sich neben ihn. Sie sahen auf den See hinaus und wieder fiel der Blick auf die Hütte, die am anderen Ufer stand. „Weißt du noch…?“ fing Semir an und sah zu Andrea, die genau wusste worauf er hinaus wollte. „Ja, aber diesmal wird uns nichts stören. Die Hütte ist nicht bewohnt. Wirklich…dort ist gar keiner. Diesmal gehört der See uns allein. Was meinst du? Sollen wir heute auf den See fahren und uns den Sonnenuntergang ansehen?“ Andrea legte ihren Kopf auf seine Schultern. Semirs Hand ging hoch und strich ihr sanft über die Wange. „Wenn das Boot kein Loch hat, dann werden wir es machen.“ versprach er. Er küsste sie sanft und sie erwiderte die Zärtlichkeit. „Lass uns das Gepäck reinbringen und etwas essen.“ Gemeinsam betraten sie die Hütte. Andrea kochte Semirs Lieblingsessen, dazu gab es Rotwein und er genoss jeden Bissen. Anschließend gingen sie noch in den angrenzenden Wald und machten einen ausgedehnten Spaziergang. Gegen 20 Uhr waren die Beiden wieder an der Hütte und sahen, dass die Sonne langsam unterging. „Na dann auf zur Bootsfahrt. Kapitän Semir wird Sie geruhsam über den See fahren.“ Wieder küsste er Andrea innig. „Das will ich hoffen.“ Sie stiegen in das Boot und Semir ruderte mitten auf den See. Die Sonne hatte nun scheinbar den Rand des Sees erreicht und versank glutrot. „Ist das nicht herrlich?“ Semir holte tief Luft. „Wundervoll.“ musste er zugeben. Er setzte sich zu Andrea auf die Seite und sah einfach nur auf das Wasser. Gemeinsam genossen sie in Zweisamkeit das Naturschauspiel. Sie blieben auf dem See, bis die Sonne fast vollkommen versunken war. Dann ruderte er wieder ans Ufer und half Andrea aus dem Boot. Doch sie gingen immer noch nicht rein. Das Wetter war einfach zu schön und so setzten sie in den Sand am Ufer und Semir nahm Andrea in den Arm. „Weißt du, dass es schon sehr lange her ist, dass wir allein waren?“ fragte er nach einiger Zeit. Ein kühler Luftzug striff über seine Stirn und die Bäume bewegten sich leicht. „Ja, und ich genieße jede Sekunde mit dir. Es wird etwas frisch. Wollen wir reingehen?“ Semir nickte. Gemeinsam gingen sie in die Hütte. Während Semir den Kamin anzündete, bereitete Andrea einen letzten Imbiss vor. Nur eine halbe Stunde später saßen sie vor dem Kamin auf einen weißen Teppich. Es wurden Zärtlichkeiten ausgetauscht und die Beiden waren, wie zwei verliebte junge Menschen, die sich gerade sehr nahe kamen. Das Liebesspiel dauerte eine ganze Weile und danach lagen sie sich vor dem Kamin in den Armen und ließen den Abend gemütlich ausklingen. Erst am frühen Morgen gingen beide zu Bett und schliefen zufrieden und glücklich ein.
In Köln ging es beim Barbecue gemütlich zu. Paul hatte all seine Verwandten begrüßt und stand nun bei Helene, seiner ältesten Cousine. Sie musterte ihn gründlich. „Du hast dich ganz schön verändert. Mensch, wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?“ Er grinste leicht. „Lass mich überlegen. Das ist jetzt gut fünf Jahre her, wenn ich mich nicht irre. Auch bei einer Familienfeier, die dann durch den Streit zwischen deinem und meinem Vater beendet wurde.“ Helene nickte. „Oh ja, ich erinnere mich. Nur kann ich mich nicht an den Grund für den Streit erinnern. Aber sie sind sich immer noch spinnefeind. Das ist schon peinlich, wie die Beiden miteinander umgehen. Dabei sind sie doch Brüder und sollten sich gern haben.“ Paul nickte nachdenklich. „Ja und scheinbar kennen sie nicht einmal den Grund. Aber ich muss sagen, dass du dich auch sehr verändert hast. Du bist richtig hübsch geworden.“ Nun errötete seine Cousine. „Danke. Nun ja, es ist viel Zeit vergangen. Was hast du denn so gemacht? Bist du immer noch bei der Polizei?“ Paul nickte und streckte stolz seine Brust raus. „Ich bin jetzt Hauptkommissar.“ Helene sah ihn erstaunt an und lachte. „Whow! Ist das jetzt gut? Ich kenne mich mit den Rängen nicht so aus. Wo machst du denn deinen Dienst?“ Paul lächelte erneut. „Ich denke schon. Nach fünf Jahren im Dienst Hauptkommissar zu sein, ist glaub ich gut. Ich bin jetzt an der Autobahn. Mein Partner heißt Semir Gerkhan.“ Helene nickte. „Schön und wie ist der Typ so?“ Paul sah sie erstaunt an. „Semir Gerkhan, ist der Bulle, der mir damals das Leben gerettet hat! Erinnerst du dich nicht? Sein Partner, also mein Vorgänger hat, um sich um etwas Persönliches zu kümmern, den Dienst quittiert und für unbestimmte Zeit Urlaub genommen. Ich bin dann dorthin versetzt worden.“ Helene nickte nachdenklich. „Und das ging einfach so?“ Paul grinste leicht. „Nein, nicht einfach so. Ich hatte meine Kontakte, die mir das ermöglicht haben. Aber nun genug von mir. Sag mir lieber, was mit dir in den fünf Jahren passiert ist.“ Helene lächelte und senkte ihren Blick. „Tja, es war bei weitem nicht so aufregend wie bei dir. Ich habe mein Studium begonnen. Bin jetzt im letzten Semester und ich werde meine Examen in Rechtswissenschaft machen. Danach, mal sehen. Eine Kanzlei hab ich noch nicht gefunden. Aber ich bin entschlossen auszuwandern. Vielleicht nach Australien oder nach Amerika. Ich bin von diesen Ländern fasziniert.“ Paul lächelte und nippte an seinem Glas. „Das ist doch schön, wenn Träume in Erfüllung gehen. Ich weiß, wovon ich spreche. Aber nun lass uns lieber zu den anderen gehen, sonst werden wieder die Löffel in der Gerüchteküche gerührt.“ Helene lachte laut auf. „Du glaubst, die meinen immer noch, dass wir verliebt sind? Nee, die Zeiten sind nun wirklich vorbei. Mensch Paul, wir waren sechs und immer zusammen. Ich bin in einer festen Beziehung und das wissen die hier auch.“
-
-
Klar muss Paul auch zu Calenjo. Der kriegt ja Langweile und vielleicht ist das ja auch der Kick den Semir braucht um wieder zu Sinnen zu kommen.
Also jetzt muss ich mich doch noch korrigieren. Kneipe???? Was soll das denn heißen? Das ist keine Kneipe, das ist ein sehr edles Gasthaus. Ja wohl
-
Ach du sch....... Der Hagen Senior hat ja wohl ein Rad ab und das ist noch freundlich ausgedrückt. Sein Sohn ermordet unschuldige Menschen und der Herr Papa will den Polizisten anklagen? Na, ich sehe dennoch, dass es für Semir gut ausgeht.
-
Andrea betrat das Haus und war erstaunt, das Semir im Flur stand. Er grinste sie an. „Whow, du hast es wohl eilig ins Wochenende zu kommen, was?“ begrüßte sie ihn lachend. Semir zog die Schultern hoch. „Heute war nicht viel los. Außerdem ist die Krüger nicht da. Die Jungs von der Bereitschaft machen das schon.“ Er nahm sie in den Arm und küsste sie sanft. „Wir bringen Dana auf der Fahrt zur Hütte noch zum Bahnhof und dann starten wir in ein kinderfreies Wochenende.“ Andrea erwiderte den Kuss. „Okay, aber erst muss ich noch packen.“ Sie löste sich von ihm und ging nach oben, um die Koffer bzw. Reisetaschen zu packen. Sie brauchte eine gute halbe Stunde, bis sie wieder unten war. „Was hat denn so lange gedauert? Wir fahren doch nur zwei Tage weg.“ Semir grinste sie an. Doch Andrea hielt seinem Blick Stand und lachte auf. „Ich brauche halt meine Dinge. Und du doch auch, oder willst du nur mit einer Hose herumlaufen?“ Sie gab ihm einen Kuss und drückte ihn dann die Taschen in die Hand. „Trägst du sie schon raus, oder muss ich mich damit rumärgern?“ Sofort griff er zu. „Niemals!“ Er brachte die Taschen zum Auto und sah auf die Uhr. „Wir müssen noch einkaufen. Die Hütte ist sicher ohne jeden Vorrat.“ Andrea schüttelte den Kopf. „Das hab ich heute Morgen schon gemacht. Alles was das Herz begehrt, ist vorhanden.“ Er nickte anerkennend. „DANA!! Wir wollen fahren!!“ rief er die Treppe hoch. „Ja doch! Ich komme!“ gab die 17jährige zurück. Auch sie kam mit einer Reisetasche runter. Semir sah seine Tochter an. „Dana, wenn was ist, ruf bitte an! Ich möchte nicht, dass du irgendwo anders wohnst, als bei der Mia. Ist das angekommen?“ Dana reichte ihm die Reisetasche, die er sofort im Kofferraum verstaute. „Papa, ich bin bei Mia. Wir machen uns ein tolles Wochenende. Mädchenparty und solche Dinger. Außerdem sind die Eltern von Mia sehr konservativ. Jungs sind verboten. Du musst also keine Angst haben. Bleib Locker!“ Semir sah sie skeptisch an, doch Andrea stieß ihn leicht mit dem Ellbogen in die Rippen. „Nun vertrau ihr doch. Sie sagt bestimmt die Wahrheit und außerdem kann nichts passieren.“ Er hörte den Vorwurf heraus. „Also gut, ich versuche es. Dana hast du alles eingepackt, was du brauchst?“ Dana, die eben schon einsteigen wollte, drehte sich wieder zu ihm um. „Ja Papa, ich habe alles. Und du solltest auf Andrea hören und mir vertrauen.“ Semir grinste verlegen. „Ja doch..“ Nur wenig später ging es los. Semir lenkte den Wagen ruhig durch die Straßen von Köln. Nach nur zwanzig Minuten Fahrt, erreichten sie den Kölner Hauptbahnhof, wo die Reisebusse abfuhren. Semir stieg mit Dana aus und holte die Reisetasche aus dem Kofferraum. Dann sah er sie an. „Dana, ich vertraue dir. Enttäusche mich nicht.“ mahnte er sie noch und sah wie seine Tochter genervt die Augen verdrehte.
Sie warteten noch bis Dana den Bussteig erreicht hatte und dann gab Semir Gas und fuhr nur wenig später auf die Autobahn. Andrea sah ihn kurz an. „Du solltest ihr wirklich trauen. Sie wird langsam erwachsen und man kann sie nicht einsperren. Sie muss ihre Erfahrungen sammeln. Lass ihr die Chance doch. Sie muss aus Fehlern lernen.“ Semir nickte und konzentrierte sich auf die Straße. „Ja, das weiß ich auch. Dennoch darf ich doch wohl Angst um sie haben. Ich meine, außer mir hat sie ja niemanden mehr. Und sie ist immer noch mein Kind. Ich will nicht, dass sie ihre Zukunft versaut. Wenn sie jetzt schwanger werden würde, dann ist ihr Leben doch vorbei. Sie hat keine Ausbildung und wenn ….“ Andrea lachte leise. „Aber Semir, sie nimmt doch die Pille. Es kann nichts passieren. Ich vertraue ihr doch auch. Sie hat sich sehr verändert, aber zum Positiven.“ Semir sah sie kurz erstaunt an. „Seit wann nimmt sie die Pille und warum weiß ich nichts davon?“ Andrea schmunzelte leicht. „Das ist Frauensache. Sie ist in weniger als zehn Tagen 18 und damit ist sie auch erwachsen. Natürlich nimmt sie die Pille, denn sie will nicht durch eine ungewollte Schwangerschaft ihr Leben versauen. Sie will jetzt eine Ausbildung machen. Weißt du eigentlich, was sie werden will?“ Er zog die Schultern hoch und sah in den Rückspiegel. „Nein, sie hat mir nicht gesagt, was sie machen will. Weißt du es denn?“ Andrea nickte. „Ja, ich weiß es. Sie hat mich um Rat gefragt, was die Berufswahl angeht. Sie will Reiseverkehrskauffrau werden. Ich hab da einen Bekannten, der ein Reisebüro hat und er ist gewillt, sie zu nehmen.“ „Hmmm Reiseverkehrskauffrau? Ich weiß nicht. Ich glaube, so ein Bürojob liegt ihr nicht. Warum macht sie nicht was Anderes. Krankenschwester, oder Polizistin…“ Sofort hob Andrea abwehrend die Hände. „Na, ein Bulle in der Familie reicht! Überlass es ihr. Sie wird schon wissen, was sie will. Außerdem hat sie die Möglichkeit ein Praktikum zu machen. Dann kann sie es kennen lernen und wenn es ihr nicht gefällt, dann macht sie halt was Anderes.“ Semir stöhnte leise auf. „Ich mach mir zu viele Sorgen, oder?“ Wieder sah er sie kurz an. „Nun ja, du solltest ihr auf jeden Fall mehr Freiheiten lasen. Sie ist ein sehr intelligentes Mädchen und wird sicher nicht unter die Räder geraten. Du wirst noch sehr stolz auf sie sein, das weiß ich.“ Er lachte leise auf. „Ich bin genauso stolz auf sie, wie auf Ayda und Lilly. Sie ist meine Tochter und damit ist sie etwas Besonderes.“
-
Interessant. Semir geht artig zur Schule. Braver Junge, aber ich will unsern Semir zurück!!
-
Ja wat will denn nu die Krüger da? Das kann gar nicht gut gehen, aber irgendwie denke ich, es wird anders als wir denken. Vielleicht hat sie noch besondere Informationen für Semir und Paul. Es bleibt spannend
-
Andrea sah ihre Mutter besorgt an. „Bist du sicher, dass du noch mit den Beiden klar kommst? Sie sind nicht mehr ganz so pflegeleicht.“ Ihre Sorge war aus ihrer Sicht angebracht, denn Margot hatte bereits die 70 überschritten. „Nur keine Angst. Die beiden Mäuse werden sich pudelwohl fühlen und ich hab den Papa ja auch hier. Der ist vernarrt in die Beiden. Was meinst du, was der mit den Kindern macht. Schade nur, dass Dana nicht auch hier ist. Ich hab das Mädchen richtig lieb gewonnen.“ Andrea nickte. „Dana will zu einer Freundin nach Belgien und dort lieber Party machen. So ist die Jugend nun einmal. Ich werde die Beiden am Sonntagabend dann wieder abholen, wenn es in Ordnung ist.“ Margot nickte. „Ja, das ist vollkommen in Ordnung. Morgen werden wir mit den Beiden ins Schwimmbad gehen. Da können sie sich austoben. Sie können doch schon schwimmen oder?“ Margot sah ihre Tochter an. „Natürlich können die Beiden schwimmen. Die kriegen gar nicht genug davon. Das weißt du doch!“ bekräftigte Andrea. „Es ist sehr wichtig, dass die Kinder früh genug schwimmen lernen. Aber nun werde ich dich nicht länger aufhalten. Du musst sicher noch packen, oder?“ Andrea lachte auf. „Du kennst mich wirklich sehr gut. Ja, ich muss wirklich noch packen. Aber so wie ich Semir kenne, wird er eh später nach Hause kommen. Das hat sich leider nicht geändert. Ach Mama, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich die Scheidung rückgängig machen. Ich liebe ihn mehr denn je. Und nur durch diesen dummen nicht verzeihlichen Fehler, habe ich alles zerstört.“ Margot strich ihr über die Wange. „Es ist doch alles menschlich. Und er hat dir doch verziehen. Außerdem ist es ja auch so, dass man ein zweites Mal heiraten kann. Ich bin mir sicher, dass Semir es auch will.“ Andrea stöhnte leise auf. „Ja, du hast ja Recht. So Mama, ich muss los. Ich verabschiede mich noch schnell von den Beiden und dann fahr ich nach Hause. Danke Mama...“ Sie gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange und ging ins Wohnzimmer, wo die Mädchen mit ihrem Großvater kuschelten, der ihnen gerade eine Geschichte vorlas. „Ich darf mal kurz unterbrechen, Papa? Ayda, Lilly, ihr benehmt euch bitte. Ich will keine Klagen hören, okay?“ Ayda sah sie ernst an. „Aber Mama, wie sind doch immer lieb.“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. Andrea lächelte leicht und beugte sich dann zu ihrem Vater. „Ich danke euch.“ Hubert sah sie an. „Sieh zu, dass du den Jungen wieder bekommst! So einen gibt es nicht an jeder Ecke.“ Andrea lächelte verlegen. „Ich werde es versuchen. Der Weg dazu ist bereits eingeschlagen.“ Sie gab auch ihm einen Kuss und verschwand.
Semir kam zuhause an und parkte seinen Wagen direkt auf der Auffahrt. Nur wenig später betrat er das Haus. „ANDREA!!“ rief er durch das ganze Haus, doch seine Exfrau schien nicht da zu sein. Auch Ayda und Lilly waren weder zu sehen noch zu hören. Nur aus Danas Zimmer kam laute Musik. Semir klopfte an die Tür, doch scheinbar hörte seine älteste Tochter nichts. Er trat ein und sah, dass sie am PC saß und chattete. Die Musik übertönte alles. Dana bekam nicht mit, dass ihr Vater hinter ihr trat. Erst als er seine Hand auf ihre Schulter legte, nahm sie ihn war. Sie zuckte so heftig zusammen, dass ihr Wasserglas umkippte und der Inhalt sich über den Schreibtisch verteilte. Sie sah ihren Vater mit weit aufgerissenen Augen an und drehte die Musik ab. „Papa!! Spinnst du? Du kannst mich doch nicht so erschrecken!“ Semir sah sie entschuldigend an. „Du hast nichts gehört und ich wollte…ähm…weißt du wo Andrea ist?“ Dana atmete tief durch. „Sie bringt die Kleinen zu Margot und Hubert.“ Semir nickte. „Und warum bist du nicht mitgefahren?“ Etwas genervt sah Dana ihn wieder an. „Weil ich gleich zum Bahnhof muss. Mein Bus nach Genf geht in zwei Stunden. Das würde Andrea niemals schaffen.“ Semir sah auf die Uhr. Dana hatte Recht. Wenn Andera von Margot und Hubert kam, dann hätte sie es nicht geschafft. „Gut, dann nehmen wir dich mit, wenn wir starten. Wann musst du am Bus sein?“ Seine Tochter sah auf das Ticket, welches sie schon ausgedruckt hatte. „Mindestens 15 Minuten vor der geplanten Abfahrt. In Genf treffe ich mich dann mit Freddy und Maurice, die mich dann zu Mia bringen.“ Semir zog eine Augenbraue hoch. „Wer ist das?“ Dana lachte laut auf. „Papa, das sind Freunde, die ich dort kennen gelernt habe, als ich im Schüleraustausch da war. Nur Freunde, wirklich! Ist das Verhör nun beendet?“ Semir stöhnte leise auf und nickte. „Entschuldige. Das ist kein Verhör und sollte sich auch nicht so anhören. Aber du weißt wie ich darüber denke.“ Dana rollte die Augen. Das Misstrauen ihres Vaters nervte sie extrem. „Papa, es sind wirklich nur Freunde. Glaubst du wirklich, dass ich mich mit einem von denen einlasse? Außerdem ist Freddy ein Mädchen. Sie heißt Frederike und sie ist eine meiner besten Freundinnen. Maurice ist ihr großer Bruder.“ Semir strich Dana über den Kopf. „Ich bin sehr froh, dass du vernünftig bist. Versprich mir, dass auch nicht gekifft wird. Ich habe absolut keine Lust, deine Freunde zu verhaften.“ Seine Tochter grinste ihn frech an. „Nur keine Sorge. In Belgien sieht man das nicht so eng. Und du könntest uns dort eh nicht verhaften.“ Semir hob mahnend den Finger, doch dann lachte er, denn er wusste genau, wie Dana es meinte. Von der Straße her, hörte er ein Auto auf die Auffahrt fahren und sah aus dem Fenster. Andrea parkte direkt neben seinem BMW. „Also gut, wir fahren dann in einer Stunde los. Du bist dann zwar früher am Bahnhof, aber ich denke es ist nicht weiter schlimm, oder?“ Dana sah ihn jetzt nicht mehr an und war wieder mit ihrem PC beschäftigt. „Nee, ist okay.“ Semir sah auf die Uhr. „Gut, dann haben wir noch etwas Zeit.“ Er sah auf den Bildschirm des PCs und seine Tochter bemerkte es sofort. Sie sah ihn mahnend an. „Würdest du bitte mein Zimmer verlassen? Ich will noch etwas chatten!“ Er verließ verständnisvoll das Zimmer. Als er unten war, hörte er den Schlüssel im Schloss drehen.
-
Tja, damit ist dann ja wohl alles in butter. Paul ist wieder wach. Yoshis Schultergelenk wieder drin, Hagen tot, Semir der Sieger. Happy End?
-
ha ich wusste es! Semir ist da der knallharte. Sehr schön geschrieben Jenny. Absolut klasse und Paul kommt auch durch! Super!!!
-
interessante Sichtweise wie du Paul ins Spiel bringst. Es scheint etwas in Semir ausgelöst zu haben.
-
Sie fuhren über die A4 und es herrschte eine Zeit lang Schweigen zwischen den Partnern. „Und was machst du am Wochenende?“ Paul zog die Schultern hoch. „Wir haben Familientreffen. Ich bin bei meinen Eltern. Sie wollen ein Barbecue veranstalten.“ Semir pfiff leise. „Das kann doch auch was Schönes sein und das Wetter soll ja herrlich werden.“ Paul grinste etwas gequält. „Ja, du hast schon Recht. Und wann sieht man schon mal seine ganze Familie wieder. Ich denke, das wird wieder witzig werden. Hoffentlich gibt es nicht wieder Streit zwischen meinem Onkel und meinem Vater.“ Semir sah ihn kurz an. „Haben die Beiden Probleme?“ Sein Partner lachte verächtlich auf. „Probleme würde ich nicht sagen. Ich kenne es nicht anders. Die Beiden haben immer nur Streit. Ich glaub, die wissen selbst nicht einmal warum.“ Semir zuckte mit den Schultern. „Familie ist das Schönste was es gibt. Aber es ist auch wichtig, dass man Streitereien beilegt und sich verträgt, verzeiht und sich lieb hat. Egal was der Grund für Streit war, man muss sich verzeihen. Man weiß nie, was passiert und manchmal kann es zu spät sein, um zu sagen, es tut mir leid.“ Paul atmete tief ein. „Ist dir sowas schon passiert?“ Semir nickte leicht. „Ja, leider. Damals habe ich mich mit meinem Vater zerstritten. Und leider wusste ich erst, als er tot war, dass es ein dummer Grund war, zu streiten. Ich konnte ihn nicht mehr um Verzeihung bitten und bereue es sehr. Vor allem mein großer Bruder hat mir das nicht verzeihen können. Erst als wir in einem Fall wieder aufeinander trafen, konnten wir den Streit begraben. Jetzt verstehen wir uns recht gut. Aber es war eine sehr schwere Zeit. Ich wurde zu keine Familientreffen eingeladen, wenn man sich auf der Straße sah, dann war es, als würden wir Fremde sein. Grausam sag ich dir…“ Paul sah aus dem Fenster. „Kann ich mir sehr gut vorstellen. Wie habt ihr euch vertragen?“ Nun musste Semir lachen. „Das war auf der Hochzeit meiner Cousine. Dort war natürlich auch mein Bruder. Die ganze Familie war da, nur ich nicht. Und als ich dort auftauchte, gab es erst einmal eine Schießerei….also nicht mit der Familie, sondern mit einem Verbrecher, der hinter meinem Cousin her war. Ach, das ist eine sehr lange Geschichte. Irgendwann kann ich sie dir sicher erzählen.“ Paul grinste leicht. „Gut, ich werde dich mal daran erinnern, wenn wir mehr Zeit haben. Vielleicht bei einem Feierabendbier.“ „Einverstanden.“ stimmte Semir zu und lenkte den Wagen auf die Ausfahrt.
Nach guten drei Stunden waren Paul und Semir wieder im Büro und schreiben ihre Berichte. „So, wenn die Krüger am Montag wieder da ist, dann ist die Ruhe vorbei.“ Semir stöhnte gekonnt und Paul lachte auf. „Also so stressig finde ich sie jetzt nicht. Sie ist doch ganz nett.“ Semir sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch. „Bitte was? Du kennst sie noch nicht richtig. Schrotte einmal dein Auto und du lernst sie kennen. Die kann so richtig aufdrehen!“ Auch jetzt zog Paul wieder die Schultern hoch. „Wieso, ich hab doch schon ein Auto geschrottet, deins. Erinnerst du dich? Während du da unter diesem Schutt lagst, da hatte ich doch einen Unfall. Ich meine, als wir diesen Psychologen gejagt haben.“ Semirs Mine verdunkelte sich. „Ja ich weiß, das war mein Auto! Aber ich vergebe dir. Bin doch froh, dass du den Unfall überlebt hast. So, jetzt haben wir noch knapp 90 Minuten und dann ist Schluss. Hast du die Berichte fertig?“ Paul nickte „Ja, fast.“ Semir lehnte sich zurück. „Sehr gut. Ich bin auch gleich fertig und als stellvertretender Dienststellenleiter sage ich, um vier ist Schluss.“ Er sah auf die Uhr. Es war halb drei. Paul lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Das klingt verdammt gut. Dann geht es ins Wochenende. Du fährst mit Andrea an den See und ich mache eine Familienfeier. Mal sehen, wer sich mehr amüsiert.“ Sein Partner lachte auf. „Na ich! Ich gehe ja nicht auf eine Familienfeier. Da gibt es meistens Ärger und ich spreche aus Erfahrung.“ Wieder war Pauls Interesse geweckt. „Ach echt? Erzähl“ Semir lachte auf. „Ein anders Mal, Paul. Ich brauche jetzt erst einmal das Wochenende mit Andrea. Aber ich kann dir Geschichten über Familienfeste erzählen, da wirst du blass.“ Paul grinste breit. „Ach so schlimm, wie meine Familie kann deine gar nicht sein. Ihr seid doch immer füreinander da. Ich meine, ich kenne keine türkische Familie, die nicht eng zusammensteht.“ „Das ist aber auch manchmal nur ein Klischee. Es gibt viele türkische Familien, in denen der Haussegen schief hängt. Es sind ganz normale Menschen, mit ganz normalen Problemen.“ Für einen kurzen Augenblick herrschte Schweigen zwischen den Partnern und jeder machte seine Arbeit. Ein weiterer Blick auf die Uhr, zeigte dass es fünf vor vier war. Semir legte den Stift zur Seite, fuhr den PC runter und stand auf. „So…jetzt ist Feierabend. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit deiner Familie.“ Er griff seine Jacke und verschwand nur wenig später, um mit seinem BMW nach Hause zu fahren. In wenigen Stunden würde er mit Andrea an einem wunderschönen See sitzen. Er würde sie verwöhnen, wo er nur konnte. Gut, dass die Straßen frei waren, so würde er in wenigen Minuten bei seiner Traumfrau sein.
-
Susanne sah auf, als Semir in die Küche kam. „Ja sicher. War hart, nicht wahr?“ Semir nickte. „Ja, es ist immer schwer einen Freund die letzte Ehre zu erweisen. Weißt du, seit gestern denke ich immer wieder an den Tod. Ich frage mich, wie es ist, wenn man im Sterben liegt. Ob man dann wirklich seine Freunde und Familienmitglieder wiedersieht, die man schon verloren hat.“ Susanne zog die Schultern hoch. „Ich kann dir diese Fragen nicht beantworten. Aber ich erinnere mich, als meine Großmutter einen schweren Herzinfarkt hatte und ich sie am nächsten Tag im Krankenhaus besuchte, erzählte sie mir, dass sie meinen Großvater gesehen hatte und sogar mit ihm sprach. Ich war überrascht, denn mein Großvater war schon lange vor ihr gestorben und doch klangen ihre Erzählungen so, als wäre es wahr. Und kurz bevor sie starb, da lächelte sie mich an und meinte, sie würde nun zu ihm gehen, denn er warte auf sie.“ Sie stöhnte leise auf und rieb sich über ihren gewölbten Bauch. Semir bemerkte es natürlich sofort. „Ist alles in Ordnung?“ Susanne lächelte gequält. „Ja, sind nur die Senkwehen. Ich meine, in fünf Wochen ist es soweit. Ich bin schon ganz aufgeregt, wie es sein wird, wenn es da ist. Aber erst muss ich meine letzte Woche rumkriegen.“ Er nahm einen Schluck aus der Tasse. „Weißt du immer noch nicht, was es wird?“ Susanne lächelte. Das Geheimnis um das Geschlecht des Kindes, schien Semir sehr zu beschäftigen. „Nein…ich werde es erst erfahren, wenn es zur Welt kommt.“ Er lachte leise. „Gut, du bist jetzt allein, aber wenn du mit dem Vater zusammen wärst, dann wäre das eine Folter für ihn. Ich denke, du bekommst einen Sohn. Hast du denn schon Namen ausgesucht?“ Susanne lächelte und nickte. „Oh ja, das habe ich. Aber die verrate ich auch nicht.“ Semir sah sie an. „Okay, aber ich finde es sehr unkollegial. Ich meine, wir sind ja wie deine Familie und wir haben ja ein Recht darauf zu erfahren, was es wird und wie es heißt.“ Susanne setzte sich. „Semir, ich finde es ganz toll, das ihr so um mich besorgt seid. Wirklich…ich weiß, dass ich das nie wieder gut machen kann. Aber es ist nicht unkollegial, wenn ich das Geheimnis für mich behalte.“ „Gut, das musst du wissen. Ich frage ja nur, weil Andrea etwas kaufen wollte und dann wäre es ja gut, wenn wir wissen, was es ist. Nicht dass wir etwas Blaues kaufen und du bekommst dann ein Mädchen.“ versuchte Semir weiterhin heraus zu finden, welches Geschlecht das Kind nun hatte. „Andrea hätte mich selbst gefragt. Du musst dir da schon was anderes ausdenken.“ lachte Susanne und ging zum Schreibtisch. „Das ist trotzdem unfair!“ maulte Semir, doch dann grinste er und zwinkerte ihr zu. Er wollte gerade ins Büro, als Paul eintrat.
„Guten Morgen Semir! Guten Morgen Susanne!“ Paul gab der Sekretärin einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Semir sah seinen Partner prüfend an und bemerkte, das Paul wieder einmal auf einem Kaugummi herumkaute. „Morgen Paul. Schön dass du schon da bist, dann können wir gleich auf Streife fahren.“ Paul nickte und quetschte ein „Klar doch!“ heraus. Semir schüttelte den Kopf und verließ mit ihm das Büro. Als sie am Auto standen, bemerkte Semir, dass sein Partner ihn mit kritischem Blick prüfte. „Was ist?“ wollte er daher wissen und zog die Schultern hoch. „Bist du sicher, dass du fahren kannst?“ Pauls Sorge hörte sich echt an. „Ja sicher! Warum sollte ich es nicht können?“ Sein Partner zog die Schultern hoch. „Na, wegen der Beerdigung, die du gestern hattest. Ich meine, es muss doch schlimm sein, wenn man weiß, das in so einem Holzkasten jemand liegt, den man kannte.“ Semir wog den Kopf hin und her. „Nun ja, der Tod gehört zum Leben. Eine Beerdigung ist niemals schön, aber leider unumgänglich, wenn man dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen will. Egal ob es ein Freund oder ein Verwandter war. Der Abschied von einem solchen Menschen tut immer weh.“ Semir holte tief Luft. Paul nickte nachdenklich. „Kanntest du ihn schon sehr lange?“ Ein Lächeln von Semir folgte. „Ja, fast 25 Jahre. Er war damals der Gerichtsmediziner in Köln. Am Anfang hatten wir immer in wenig Stress, doch irgendwann wurden wir Freunde. Und diese Freundschaft hielt bis zu seinem Tod. Marvin, sein Sohn war damals acht Jahre alt. Es ist schon sonderbar, das jetzt er an seiner Stelle steht.“ Semir öffnete den BMW und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. „War er denn krank?“ wollte Paul wissen als er einstieg. Semir gab Gas und lenkte den Wagen auf die Autobahn. „Ja, er hatte Krebs. Er ist aber nie zum Arzt gegangen. Er war ja selbst einer und hat sich selbst diagnostiziert. Mich würde es nicht einmal wundern, wenn er sich selbst Medikamente verschrieben hat, um die Schmerzen zu ertragen. Aber ich denke auch, dass der Tod für ihn eine Erlösung war. Jetzt ist er bei seiner geliebten Nora. Sie wird ihm sicher den Kopf waschen, wie sie es immer gemacht hatte, als sie noch lebte.“ Semir lachte leise, als er sich an die alten Zeiten erinnerte. Damals, als Nora noch lebte und Frank sie immer neckte. „Was machen wir denn heute?“ riss Paul ihn aus seinen Gedanken. „Wir werden unsere Streife fahren. Ist zwar nicht viel los, aber wir können ja so tun, als ob. Außerdem müssen wir später noch unsere Berichte schreiben und dann geht es ins Wochenende.“ Paul nickte. „Und was machst du am Wochenende? Fährst du mit Andrea und den Kindern weg?“ Semir schüttelte den Kopf und sah in den Rückspiegel. Er wechselte auf die linke Spur und überholte eines der Fahrzeuge vor ihm. „Nein, wir werden diesmal ohne Kinder sein. Dana ist bei einer Freundin in Belgien. Ayda und Lilly sind bei den Großeltern. Andrea und ich werden in Wochenende am See verbringen.“ Er wechselte wieder auf die rechte Spur und passte seine Geschwindigkeit an. „Whow, an einem See? Wo denn?“ Semir grinste leicht. „Wir waren schon sehr oft dort. Das ist in der Nähe von Sieg. Ein schönes Fleckchen Erde. Man kann so richtig die Natur genießen und genau das ist es, was wir brauchen.“
-
hast du toll gemacht Semir....richtig gut... Mal ganz ehrlich, so langsam sollte er aufhören sich selbst zu beleiden. Langsam ist es wieder Zeit für den türkischen Hengst!
-
Jenny, könntest du diesem Hagen mal beibringen, wie man mit Frauen umgeht? Wie der Joshi behandelt ist ja wohl echt unter aller Sau. Ne ne...aber der kann sich warm anziehen, wenn Semir ihn hat. Dann wird er sein blaues Wunder erleben. Und Paul wird doch wohl die OP überleben oder?
-
Schweigend fuhren sie zu Semir nach Hause und setzten sich in die Küche. „Warum hat er nie gesagt, dass er so krank war?“ wollte Semir wissen, während er die Kaffeemaschine bediente. Er stellte Tassen auf den Tisch und sah Marvin an. Doch dieser zog nur die Schultern hoch. „Du kanntest ihn doch. Er war ein hervorragender Mediziner, wie du weißt und das war wohl auch sein Problem. Er hat sich selbst diagnostiziert. Weißt du, als er ins Krankenhaus gebracht wurde, da stand Yvonne einfach nur da. Sie hatte die Wodkaflasche in der Hand und lachte nur. Wenn ich nicht zufällig vorbei gekommen wäre, dann wär er noch zuhause gestorben. Ich habe den Rettungswagen gerufen. Sie meinte, er solle sich nicht so anstellen, denn so schlimm kann es gar nicht sein. Ich bin mit ihm ins Krankenhaus, während sie ihren Rausch vertiefte. Auf der Fahrt kam er zu sich und hielt meine Hand. *Junge, ich werde nicht wieder kommen. Ich habe mein Leben gelebt und freu mich nun auf meine ewige Ruhe. Pass auf Yvonne auf. Sie hat sonst keinen mehr*, hat er noch gesagt. Seine letzten Gedanken kreisten um diese Frau, die jetzt die trauernde Witwe spielt. Dabei wusste er sehr wohl, dass sie nur auf sein Geld scharf war. Ich habe ihm gesagt, er soll nicht so einen Blödsinn erzählen und dass er wieder auf die Beine kommt. Doch er lächelte nur und meinte, gegen den Krebs, der überall in seinem Körper ist, könne kein Arzt mehr etwas tun.“ Marvin machte eine Pause und nahm einen Schluck aus der Tasse, die Semir mit köstlichem Kaffee gefüllt hatte. „War es denn wirklich so? Hatte der Krebs seinen Körper befallen?“ Marvin nickte. „Ja, der Krebs hatte die Nieren schon halb aufgefressen, die Leber angegriffen und von seiner Prostata will ich erst gar nicht sprechen. Es gab kein Organ, in denen nicht Metastasen gefunden wurden. Ein Wunder, dass er noch so lange durchgehalten hatte. Aber die letzten Tage ging es sehr schnell bergab. Ich saß jeden Tag bei ihm am Bett und hielt seine Hand. Er sagte mir vor zwei Tagen noch, dass er sehr stolz auf mich sei. Nicht nur weil ich in seine Fußstapfen getreten, sondern auch sein Nachfolger in der Gerichtsmedizin geworden bin. Mit letzter Kraft hatte er mich an sich herangezogen und gab mir einen Kuss auf die Wange. * Ich liebe dich, mein Junge* sagte er und dann schloss er für immer die Augen.“ Marvins Stimme veränderte sich. Semir stand auf und hielt den Mann, der plötzlich in Tränen ausbrach, einfach nur fest. Als er sich beruhigt hatte, sah Semir ihn an. „Marvin, auch wenn es dir nicht viel bringt, aber wenn du dich einsam fühlst und reden möchtest, dann komm zu uns.“ Marvin lächelte ihn nervös an. „Mein Vater hatte Recht, als er sagte, dass du sein bester Freund bist. Danke Semir. Es tut mir schon gut, dass ich dich mit meinen Sorgen belasten darf. Das Reden tut mir sehr gut. Ich werde sicher eine Weile brauchen, um zu realisieren, dass er nicht mehr da ist, aber ich werde es schaffen. Denn ich habe den besten Freund, den man sich wünschen kann.“ Semir wurde etwas verlegen, doch dann nickte er. „Danke für das Lob. Ich weiß, dass du stark bist und deinem Vater sehr ähnlich. Er hat auch nie wirklich in sich blicken lassen, aber er war immer da, wenn man ihn brauchte. Das habe ich sehr an ihm geschätzt. Er wird in meinen Erinnerungen immer lebendig bleiben.“ Er setzte sich wieder und erwischte sich dabei, wie seine Gedanken in die Vergangenheit gingen. Seit er bei der Polizei in Köln war, kannte er Frank Traber. Eine Freundschaft, die nun durch den Tod beendet wurde. Marvin und er unterhielten sich noch bis weit nach Mitternacht, doch dann raffte Marvin sich auf und fuhr nach Hause. „Danke mein Freund…“ verabschiedete er sich von Semir.
Andrea hörte, dass Marvin das Haus verließ und stand auf. Sie ging zu Semir, der gerade wieder in die Küche kam, um die Tassen wegzuräumen. „Wie geht es ihm?“ Semir sah sie an und zog die Schultern hoch. „Ich weiß nicht. Er ist wie Frank und zeigt nicht, wie es wirklich in ihm aussieht, aber er wird es schaffen. Er ist stark und er hat Freunde, die ihm helfen, die Trauer zu bewältigen.“ Sie zog ihn auf einen der Stühle und er setzte sich hin. Sie setzte sich neben ihn und legte ihre Hände in den Schoss. „Und wie geht es dir?“ Er lächelte leicht. „Ich werde damit leben müssen. Nur keine Sorge, Frank war ein sehr guter Freund von mir, aber mein Leben geht weiter. Und es ist nicht der erste Freund, dem ich die letzte Ehre erwiesen habe. Dennoch tut es weh. Frank schien mir immer gesund und kräftig. Und jetzt?“ Er stockte und stieß ein Stöhnen aus. Andrea nahm ihn in den Arm. „Es ist nie gut, wenn Freunde gehen. Ich kannte ihn nicht so gut wie du, aber ich mochte ihn sehr. Du hättest ihm nicht helfen können, auch wenn du gewusst hättest, dass er so krank war. Nun komm, du musst auch noch etwas schlafen. In weniger als fünf Stunden beginnt dein Dienst.“ Semir nickte. Andrea hatte Recht, er konnte nichts tun. Das Leben war grausam und der Tod gehörte dazu. Sie gingen ins Schlafzimmer und Andrea legte sich hin. Er selbst setzte sich auf die Bettkante und erwischte sich dabei, daran zu denken, wie es wohl war, wenn man im Sterben lag. Sah man wirklich alle Familienmitglieder, die nun tot waren, wieder? Waren seine Freunde auch dort und würden ihn erwarten? Ihn ins Paradies führen? Würde er Chris und Tom wiedersehen? Seinen Vater? Seine Mutter? Was war dran an diesen Erzählungen? Waren das alles nur Hirngespinste? Andrea stieß ihn an. „Semir, leg dich hin und versuch zu schlafen.“ Er lächelte entschuldigend und legte sich hin, doch er konnte nicht einschlafen. Ständig beschäftigte ihn der Gedanke an den Tod. Irgendwann fielen ihm die Augen zu, doch der Wecker war erbarmungslos und riss ihn nach einer Stunde wieder aus der gerade gewonnenen Ruhe. Diszipliniert stand er auf und verließ kurz vor Acht das Haus. Er fuhr mit dem BMW zur PAST und musste sich immer wieder zur Konzentration ermahnen, denn er bemerkte, dass seine Gedanken immer wieder abdrifteten. Was war los mit ihm? Warum traf ihn der Tod von Frank Traber so extrem? Er fuhr nach einer halben Stunde Fahrt auf den Parkplatz der PAST und stieg aus. Dann betrat er das Büro und sah, dass Susanne in der Küche war und Kaffee kochte. „Machst du mir auch einen mit? Einen ganz Starken bitte.“
-
Es gibt hier Fanfictionsgesetze,Cliffhanger sind verboten!
Das Gesetz kenne ich ja gar nicht
-
Anne, jetzt musste ich noch einmal herzhaft lachen. Ich konnte mir das alles richtig gut vorstellen. Besonders die Szene bei Hartmut. Klasse geschrieben. Und nun hoffe ich sehr, das Semir keine böse Überraschung erlebt. Wer ist da? Ben hatte glaub ich noch keine Katze
-
soweit ich weiß ist Semir bei beiden Geburten, wie es sich für einen Mann gehört, zusammen geklappt. Aber okay, Semir scheint sich ja völlig aufzugeben und ist stur. Wundert mich nur, dass er nicht auf den Weg, den Andrea gefahren ist, geachtet hat. Und das bis zum Ziel. Sehr merkwürdig...aber gut, kann man mit leben. Wenn er jetzt nicht so langsam anfängt wieder zu leben, zweifle ich an ihn. Wie sagt man so schön in Köln
Et jitt kei gößer Leid, als dat, wat man sich selver andät.