Beiträge von Elvira

    „Ja, Sie haben Recht. Ich wollte von Aachen nach Köln und am Parkplatz Toresberg musste ich austreten. Als ich von der Toilette wiederkam, lag da dieser Mann auf einer Bank. Ich schwöre, dass er vorher nicht da war. Ich ging hin und hab ihn angesprochen. Er sah grausam aus. Überall hatte er blaue Flecke und er war so blass. Er wurde kurz wach und flehte um Hilfe. Ich solle ihn nach Köln fahren. Ich hab ihn also in mein Auto gebracht und bin los. Aber kurz hinter dem „Aachener Land“ ist er dann plötzlich zusammen gesackt. Ich hab Panik bekommen. Ich dachte er ist tot und bin sofort auf den Standstreifen. Da hab ich ihn dann aus dem Auto gezogen und abgelegt. Ich weiß, dass es falsch war. Aber ich war in Panik. Ich meine, ich dachte wirklich, dass er tot ist und ich… ich wollte nur weg. Aber dann war dieser verdammte Fuchs da.“ berichtete Rombach zögerlich. Paul zog tief Luft ein. „Sie haben den hilflosen Mann einfach an einer Ausfahrt niedergelegt! Sie haben nicht einmal für Nötig gehalten, die Rettung zu rufen und seinen Tot billigend in Kauf genommen!“ schrie Paul plötzlich los und Semir beruhigte ihn sofort. „Ich wollte das nicht! Bitte glauben Sie mir! Ich wollte das ganz sicher nicht, aber Sie sagten doch, dass er noch lebt! Er ist nicht tot oder? Bitte, ich… ich war in Panik.“ Semir spürte die Angst in Rombach, doch er konnte auch Paul verstehen. „Sie hätten die Rettung dennoch rufen müssen! Das wäre Ihre Pflicht gewesen!“ fauchte Paul wütend und Semir sah ihn mahnend an. „Okay, der Mann hat Sie also am Parkplatz gebeten, ihn mitzunehmen. Haben Sie noch ein anderes Fahrzeug gesehen?“ Rombach schüttelte den Kopf. „Aber ich war ja wie gesagt, auf der Toilette.“ Semir stand auf und ging zur Tür. Doch dann drehte er sich noch einmal um. „Sie werden mit Sicherheit ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung bekommen.“ Rombach nickte nur. Semir und Paul verließen das Krankenhaus und fuhren zu dem, von Rombach angegebenen Parkplatz. „Was willst du da denn finden? Glaubst du Kilian hat dort Spuren hinterlassen, die uns helfen?“ Paul hörte sich sehr resigniert an. „Sieh mal, wir haben seine Wohnung auf den Kopf gestellt – nichts gefunden. Wir haben die Kollegen von Mandy befragt – nichts gefunden. Wir haben Blut gespendet – nichts ist passiert. Warum also nicht noch eine Spur ins Nichts folgen.“ Paul lachte leise auf. „Da hast du wohl Recht.“


    Sie erreichten den Parkplatz Toresberg und stiegen aus. Semir sah sich um. Es war ein typischer Parkplatz mit einem Toilettenhäuschen, ein paar Bänken und Tischen sowie mehrere überfüllte Mülltonnen. Er wandte sich an Paul. „Geh du mal zum Toilettenhäuschen und sieh dich da um. Ich mache das hier!“ Sein Partner nickte und führte den Befehl aus. Semir wusste, dass hier auf diesem Parkplatz meistens LKWs ihre Ruhepausen einhielten und zur Nacht sehr gern hier standen, doch jetzt war der Parkplatz leer. Da es die letzte Zeit nicht geregnet hatte, waren keine Spuren zu sehen. Nur ein paar Zigarettenstummel lagen am Straßenrand. Der Parkplatz selbst, war von viel Grün umgeben und durch die Bäume konnte er Maisfelder sehen. Von hier aus waren die nächsten bewohnten Häuser sehr weit weg. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Kilian über die Felder hier auf den Parkplatz gekommen war. Nicht in dem von Paul geschilderten Zustand. Paul kam wieder zu ihm. „Du hast Recht, das ist auch wieder eine Spur ins Nichts.“ Semir ging nicht darauf ein und wies auf die Felder. „Kannst du dir vorstellen, das Kilian in seinem Zustand über die Felder her gelaufen ist?“ wollte er stattdessen von ihm wissen. „Nein, ganz sicher nicht. Der konnte sich doch nach Angaben von Rombach nicht auf den Beinen halten. Und so sah er auch im Krankenhaus aus. Aber Rombach hat auch kein Auto gesehen.“ „Ja, aber irgendwie muss Kilian hergekommen sein. Ich habe die Theorie, dass die Typen Kilian hier abgelegt haben, weil sie ihn für tot hielten, oder aber kurz davor. Vermutlich haben sie gedacht, dass ihn hier keiner findet. War ja auch fast soweit. Das heißt aber auch, dass er in einem Auto gelegen hat und vielleicht sind Spuren an seiner Kleidung. Hartmut sollte das mal untersuchen!“ Paul nickte. „Ich kümmere mich drum. Okay, wenn du Recht hast, dann müssen wir hier nur etwas finden, dass es beweist. Zeugen vielleicht.“ Semir nickte nachdenklich und sah ihn dann an. Doch dann entdeckte er am Straßenrand etwas Glitzerndes. Er ging hin und hob es auf. Es war ein silbernes Armkettchen und er betrachtete es genauer, als er es in eine Plastiktüte getan hatte. Irgendwie kam es ihm sehr bekannt vor, doch ihm fiel nicht ein, wo er es schon einmal gesehen hatte.

    Als sie in der PAST ankamen, wurden sie von Kim Krüger in ihr Büro gerufen. „Haben Sie etwas Neues?“ Semir nickte und setzte sich. Auch Paul ließ sich in einem der Stühle nieder. „Ja. Wir haben Kilian Winther gefunden. Er wurde auf der Ausfahrt Eschweiler West gefunden. Man hat ihn übel zugerichtet und auch ihm wurde zu viel Blut abgenommen. Aber er lebt und die Ärzte geben ihm gute Chancen wieder auf die Beine zu kommen.“ Kim Krüger atmete tief durch. „Das ist endlich mal eine gute Nachricht. Konnte er sagen, was ihm passiert ist?“ Nun sah Paul sie an. „Nein, er ist noch sehr schwach und der Arzt hat mich nur ganz kurz zu ihm gelassen. Er liegt auf der Intensivstation und musst zu Kräften kommen.“ Kim nickte nachdenklich. „Wir werden ihn auf jeden Fall bewachen lassen. Wir wissen immer noch die Zusammenhänge nicht und sind auf seine Hilfe angewiesen! Im Übrigen habe ich heute im Ticker die Information erhalten, dass drei weitere Leichen gefunden wurden. Und zwar schon vor drei Wochen in Düsseldorf. Es handelt sich dabei um eine Studentengruppe, die gemeinsam in einer WG gelebt haben. Alle drei wurden bereits obduziert. Die Todesursache war extremer Blutverlust. Alle drei Personen hatten seltene Blutgruppen. Sie sehen, es wird Zeit, dass wir endlich eine Spur finden. Sie werden die Kollegen aus Düsseldorf Ihre Ergebnisse mitteilen!“ Paul sah sie erstaunt an. „Wieso erfahren wir denn jetzt erst davon?“ Kim zuckte mit den Schultern. „Es hatte keine Belange für die Autobahnpolizei.“ Kim Krüger sah von einem zu Anderen. Semir räusperte sich. „Geht klar, und was die Spuren angeht, da stimme ich Ihnen zu. Wir werden direkt morgen früh zur Uniklinik nach Aachen fahren, um Kilian zu besuchen. Vielleicht bekommen wir dann Antworten.“ Kim Krüger lächelte leicht. „Tun Sie das.“ Sie entließ die Beiden, die nun in ihr Büro gingen. „Und was denkst du? Welchen Verdacht hast du?“ Semir wusste genau, worauf Paul hinaus wollte. „Ich gehe davon aus, dass unser Herr Rombach uns helfen kann. Da er nicht schwer verletzt ist und simuliert, werden wir ihn gleich im Krankenhaus besuchen. Ich denke, er hat etwas damit zu tun.“ Paul nickte nachdenklich. „Denkst du, er hat Kilian ausgesetzt? In seinem Zustand?“ Semir zog die Schultern hoch. „Ist doch gut möglich. Ich suche immer noch nach dem Grund, warum er uns seine Krankheit vorgespielt hat. Wenn er zu den Tätern gehört, dann hatte er allen Grund vom Tatort zu kommen. Wir fahren sofort hin!“ legte Semir fest und schon verschwanden die Beiden wieder. Nur wenig später waren sie im Marienhospital und betraten das Zimmer von Georg Rombach. Dieser sah sie ängstlich an. Er schien zu ahnen, was die Polizisten von ihm wollten.


    Semir sah den Mann an. „Herr Rombach, wir haben noch ein paar Fragen an Sie.“ Georg Rombach lächelte nervös. „Wieso? Ich dachte, es ist alles geklärt. Ich meine, ich habe nicht aufgepasst und den Fuchs überfahren, aber das ist doch nicht so schlimm. Denken Sie bitte daran, dass ich krank bin. Ich darf mich nicht aufregen. Das hat auch der Arzt gesagt.“ Semir lächelte leicht. „Nur keine Sorge. Ich habe selbstverständlich mit dem Arzt gesprochen und er hat mir gesagt, dass Sie vollkommen gesund sind. Sind Sie sicher, dass Sie uns alles gesagt haben?“ Georg Rombach spielte nervös mit den Fingern und nickte bekräftigend. „Herr Rombach, als ich Sie aus dem Auto holte, sagten Sie mir, dass Sie ins Krankenhaus wollten. Warum sind Sie von Aachen nach Köln gefahren? In Aachen gibt es doch auch Krankenhäuser.“ hakte Semir nach. „Die habe ich schon alles durch. Sie haben meine Symptome nicht ernst genommen und als der Unfall kam, kam eben auch der Infarkt.“ „Sie hatten kein Infarkt! Sie sind kerngesund und das wissen Sie auch!“ Semir wurde etwas lauter und Rombach zuckte zusammen. „Nein, das ist nicht wahr! Ich habe Krebs, das weiß ich genau! Und eben hatte ich einen Infarkt!“ widersprach der Mann im Bett. Semir lächelte den Mann nun an und setzte sich auf einen der Stühle. „Herr Rombach, die Ärzte haben weder Krebs noch sonst eine Krankheit bei Ihnen gefunden. Ich möchte Ihnen aber etwas erzählen. Nicht weit von dem Unfallort, haben wir einen bewusstlosen Mann gefunden. Ohne Auto…auf einer Ausfahrt abgelegt. Wissen Sie, was der Mann, der mittlerweile wieder wach ist, gesagt hat?“ Rombach schüttelte zaghaft den Kopf. „Ich denke schon, dass Sie genau wissen, was der Mann mir gesagt hat. Er erzählte, dass Sie ihn mitgenommen haben! Geben Sie es zu! Sie haben den Mann ausgesetzt, als er bewusstlos war und Hilfe brauchte! Sie haben ihn einfach liegen lassen! Ich glaube Ihnen, dass Sie ihm nichts getan haben, aber Sie haben ihn dort ausgesetzt!“ Rombach schluckte und brach plötzlich in Tränen aus. „Ja! Ich gebe es zu! Aber ich habe ihm nichts getan! gab er von sich. Semir sah kurz zu Paul und dann wieder zu Rombach. „Erzählen Sie uns, was passiert ist.“ bat er den Mann freundlich.

    Semir stieg aus dem Rettungswagen und begleitete die Sanitäter, die den Unfallfahrer in die Notaufnahme brachten. Schon während der Fahrt hatte er sein Handy abgeschaltet, um es nicht wieder zu vergessen. Er sah noch einmal auf Georg Rombach, der blass auf der Trage lag. Als sie in der Notaufnahme waren, wurde er in den Besucherbereich gebracht, wo er warten musste, bis die Untersuchungen abgeschlossen waren. Nach einer halben Stunde kam der Arzt zu ihm. „Herr Gerkhan?“ wollte er wissen und Semir stand auf. „Haben Sie den Mann untersucht? Was hat er?“ Der Arzt lächelte leicht. „Natürlich habe ich ihn untersucht. Er ist kerngesund. Ich konnte nichts finden, was seinen Zustand ausgelöst hat. Klar, die Aufregung, die so ein Unfall mit sich zieht, kann einen schon aus der Bahn werfen, aber nicht so. Wie schon gesagt, konnte ich nichts finden. Er schildert die Symptome, wie sie bei einem Herzinfarkt auftreten, aber das Herz arbeitet ganz normal. Dennoch fühlt er sich todkrank und ich habe da auch einen Verdacht. Er ist ein Hypochonder. Diese Personen bilden sich ein, krank zu sein und schaffen es sogar die Symptome zu haben. Vermutlich hat er geglaubt, dass man ihn den Führerschein abnimmt, wenn herauskommt, dass dieser Unfall in Folge seiner Unachtsamkeit verursacht wurde.“ Semir nickte nachdenklich. „Er sagte mir auch, dass er Krebs habe. Kann man mit ihm sprechen?“ Nun schüttelte der Arzt seinen Kopf. „Ich möchte ihn zwar nicht in seiner Wahnvorstellung unterstützen, dennoch sollte er Ruhe bekommen. Ich werde ihn noch einen Tag zu Beobachtung hier halten. Und was den Krebs angeht, das ist auch nur in seinem Kopf. Er hat nichts.“ Semir bedankte sich und verließ das Krankenhaus. Draußen holte er sein Handy aus der Hosentasche und schaltete es wieder ein. Er sah die Info, dass Paul ihn mehrfach versucht hatte, zu erreichen. Jetzt wählte er ihn an und es dauerte nicht lang, bis Paul sich meldete. „Mensch Semir!! Wo bist du denn? Ich mache mir Sorgen!“ begrüßte Paul ihn wütend. „Sorry, ich hab mein Handy abgeschaltet. Ich bin noch im Marienhospital. Wo bist du?“ „Uniklinik Aachen. Wir haben Kilian auf der Ausfahrt Eschweiler West gefunden. Er liegt auf der Intensivstation! Aber nach Angaben des Arztes ist es nicht so hoffnungslos, wie bei Mandy. Ich bin gerade auf den Weg zur PAST.“ Semir sah auf die Uhr. „Okay, kannst du mich abholen?“ „Klar, mach mich auf den Weg.“ bestätigte Paul. Semir beendete das Gespräch und in seinem Kopf rotierte es. Wie kam Kilian an die Autobahn? Semir setzte sich auf die Bank und dachte darüber nach, ob der Unfallfahrer ihn vielleicht an der Autobahn abgelegt, dann die Flucht ergriffen und diesen Fuchs angefahren hatte. Zeitlich würde es sicher passen.


    Paul atmete erleichtert auf, als Semir sich meldete und fuhr direkt zum Marienhospital, wo sein Partner auf einer Bank saß und auf ihn wartete. Als er anhielt, musste er Semir den Platz am Steuer überlasen und stieg auf der Beifahrerseite wieder ein. „Sag mal spinnst du mir so einen Schrecken einzujagen?“ Paul sah ihn wütend an, doch Semir verstand seine Sorge nicht. „Wieso? Wenn ich im Krankenhaus bin, dann schalte ich mein Handy immer aus. Das ist doch normal!“ gab er zurück. Paul nickte. „Ja normal für normale Bürger! Aber nicht für dich! Ich hab mir Sorgen gemacht! Was wenn der Kerl zu dieser Bande gehört, die Mandy umgebracht haben?“ erklärte er seinem Partner die Sorge. Semir grinste leicht. „Deine Sorge in Ehren aber das ist ja nicht so. Der Typ da war ein Hypochonder. Er hielt sich für todkrank, aber alles ist nur heiße Luft. Was ist mit Kilian? Konntest du mit ihm reden?“ Semir sah seinen Partner kurz an und fuhr los. „Ja und nein. Kilian sieht schrecklich aus. Er hat einiges einstecken müssen und er hat genau wie Mandy sehr wenig Blut im Körper, aber bei ihm ist es nicht wie bei ihr. Die Ärzte sagen, dass er durchkommt. Er braucht jetzt nur Ruhe.“ Semir atmete erleichtert auf. „Er lebt?“ hakte er nach. „Ja, wenn man noch von Leben sprechen kann.“ „Konnte er dir sagen, wo er war oder was mit ihm passiert ist?“ Paul schüttelte den Kopf. „Wie gesagt, er war zu schwach. Der Arzt hat mich zwar kurz zu ihm gelassen, aber er war sehr müde und erschöpft.“ Semir wurde nachdenklich. „Dann werden wir uns morgen mal mit ihm unterhalten. Er muss uns helfen, denn so langsam werde ich fuchsig. Wir haben nicht eine Spur zu den Tätern.“ Paul sah ihn an. „Was ist denn mit dem Kerl? Ich meine, wieso hattest du das Gefühl, das etwas mit dem nicht stimmt?“ Semir lächelte leicht. „Ich weiß nicht, irgendwie hatte ich Bauchschmerzen, als der Typ auf der Trage lag. Und es war ja auch so, dass er nicht ganz koscher war. Der hat eine Krankheit vorgetäuscht, weil er Angst hatte, seinen Führerschein wegen dem Unfall zu verlieren.“ „Wegen Sachschaden? Da müsste er ja schon was getrunken haben. Wieso spielt er so ein Theater?“ Semir lenkte den Wagen auf die Autobahn und bemerkte, das Paul ihn ansah. „Was?“ wollte er deshalb wissen. „Ich frage mich gerade, wie Kilian an die Autobahn gekommen ist.“ Semir nickte. „Ja, die Frage stelle ich mir auch und ich komme nur zu einem Schluss.“

    Paul schüttelte den Kopf und sah dem abfahrenden RTW nach. Er stieg in den BMW und wollte gerade losfahren, als er gerufen wurde. „Cobra 11 hört! Der Unfall ist nur Sachschaden, aber der Fahrer wird dennoch ins Krankenhaus gefahren. Die Kollegen der Autobahnmeisterei sind bereits informiert und werden sich um alles Weitere kümmern.“ Er ließ den Sprechknopf los. Ein kurzes Knacken folgte, doch dann ertönte die Stimme des Kollegen wieder. „Verstanden. Wir haben eben die Information bekommen, dass an der Ausfahrt Eschweiler West einen reglosen Mann gefunden wurde. Wir haben die Rettung bereits auf den Weg geschickt.“ Paul stöhnte leise auf. „Alles klar! Ich bin auf dem Weg und brauche ca. zehn Minuten.“ bestätigte er und fuhr los. Er musste die Autobahn zweimal verlassen, damit er wieder in die Richtung kam, wo der Fundort des Mannes lag. Als er dort ankam, wurde der Verletzte gerade in den RTW gebracht. Paul ging zum Arzt und zeigte ihm seinen Ausweis. „Renner, Kripo Autobahn. Ich muss mit dem Mann sprechen!“ Der Arzt lachte leise auf. „Sicher müssen Sie das, aber derzeit ist es kaum möglich. Wir müssen sofort ins Krankenhaus, wenn er überleben soll. Sie können die Vernehmung auch dort machen, wobei der Mann sicher die nächsten Tage nichts sagen wird.“ gab dieser von sich und ließ Paul stehen. „Okay, welches Krankenhaus? Haben Sie Papiere bei ihm gefunden? Wissen Sie, wer er ist?“ Der Arzt nickte. „Ja, es ist ein gewisser Kilian Winther. Wir fahren ihn ins Uniklinikum nach Aachen, das ist das nächste!“ Er stieg in den RTW und schloss die Tür. Paul spürte, wie Übelkeit in ihm aufstieg, denn ihm wurde klar, dass Kilian im Rettungswagen um sein Leben kämpfte. Die Bilder von Mandy kamen ihm wieder ins Gedächtnis. Hoffentlich konnte sein neuer alter Freund gerettet werden. Mit Blaulicht und Sirene ging es ins nächst Krankenhaus. Die Fahrt dauerte gute zehn Minuten und Paul war froh, dass sie nicht wie bei Mandy unterbrochen wurde. So gab es aus seiner Sicht, eine Überlebenschance für Kilian. Während er nur wenig später im Wartebereich saß, versuchte er, Semir zu erreichen. Doch sein Partner meldete sich nicht.


    Nach einer guten Stunde Wartezeit, in der er ständig versuchte Semir zu bekommen, kam der Arzt aus dem Behandlungszimmer. Paul sprang sofort auf, als er ihn sah. „Renner, Kripo Autobahn. Was ist mit Kilian?“ über fiel er ihn. Der Arzt musterte ihn. „Sind Sie ein Verwandter?“ wollte er wissen, doch Paul schüttelte den Kopf und zog seinen Ausweis. „Er ist mein Kollege und Freund. Wir suchen ihn bereits seit mehreren Tagen.“ Der Arzt überprüfte den Ausweis und nickte dann. „Freiberg, Dr. Roman Freiberg. Also wir können noch nicht viel sagen. Herr Winther hat eine Menge Hämatome am ganzen Körper verteilt. Zwei Rippen sind gebrochen, ein Finger angebrochen. Er scheint also eine Reihe von Schlägen eingesteckt zu haben. Das aber erklärt nicht, warum er kaum noch Blut im Körper hat. Die Hämatome haben nicht geblutet. Das einzige was wir gefunden haben, sind Einstichstellen in der Armbeuge als hätte man ihm Blut abgenommen. Aber kein Arzt würde so viel auf einmal abziehen. Das ist absolut tödlich. Er hat Glück gehabt, dass er eine sehr gute Kondition hat. Im Augenblick ist es zwar kritisch, aber nicht aussichtslos. Er braucht jetzt vor allem sehr viel Ruhe.“ Paul steckte seinen Ausweis ein und sah den Arzt an. „Darf ich zu ihm? Es ist sehr wichtig, Bitte…“ Nach einer kurzen Bedenkzeit stimmte der Arzt zu. „Aber nur kurz. Wie gesagt, er braucht sehr viel Ruhe.“ Nur wenig später stand Paul am Bett seines Freundes. Kilian war blass und machte sogar dem Bettlaken Konkurrenz. Er sah schrecklich aus. Sein Gesicht war verschwollen und auch seine Schulter wies einen großen blauen Fleck auf. An seinen Handgelenken waren deutlich Fesselungsmale zu sehen. Paul fasste nur zögerlich die Hand seines Freundes an, der sofort zusammen zuckte. „Ganz ruhig, Kilian. Ich bin es…“ sagte Paul leise. Sein Freund drehte den Kopf langsam und sah ihn an. „Paul…“ kam leise von ihm. „Kilian, was ist passiert? Wo warst du die letzten Tage?“ versuchte er heraus zu finden. Sein Freund sah ihn mit müden Augen an. „Ich wollte…Mandys Mörder finden…“ Wieder schloss Kilian seine Augen und Paul sah, dass es ihm schwer fiel zu sprechen. „Hey, ganz ruhig…warte bis du wieder kräftig genug wirst. Dann kannst du mir es erzählen und dann bekommst du von mir auch den Kopf gewaschen. Ruh dich aus.“ mahnte er ihn, doch Kilian schüttelte den Kopf. „Du musst…doch wissen…was… passiert ist.“ kam schwach von seinem Freund. „Das kann warten. Du musst jetzt erst einmal kräftiger werden. Ich komme morgen wieder, okay? Mach keine Dummheiten, bitte.“ Paul lächelte und er spürte eine unglaubliche Erleichterung, dass sein Freund überlebt hatte. Kilian schlief ein. Auch der Arzt kam wieder rein. „Ich möchte Sie bitten zu gehen. Er braucht Ruhe!“ Paul sah noch einmal auf Kilian und verließ dann das Krankenhaus. Im Wagen versuchte er erneut Semir zu erreichen.

    Na es scheint wirklich zu Ende zu gehen. Joshi vertraut sich einer Psychologin an. Eine Szene die du sehr gut beschrieben hast, Jenny. :D Und Paul ist auch wieder fit. Scheinbar war Semir aber schneller. Der hat ja wohl alles auch gut weg gesteckt. Auf geht es! Die nächste Story ist hoffentlich auch wieder mit Joshi.

    Die Unfallstelle war, als die Polizisten eintrafen, ordnungsgemäß abgesichert worden. Semir stoppte seinen BMW direkt vor dem Unfallwagen und stieg mit Paul aus. Der Fahrer saß in seinem Wagen und starrte einfach nur nach vor. Erst als Semir an die Scheibe klopfte, reagierte er und sah ihn etwas verwirrt an. Semir schätzte ihn auf Mitte 40 und drückte seinen Ausweis gegen die Scheibe. „Gerkhan, Kripo Autobahn. Steigen Sie bitte aus!“ forderte er den Mann auf, der diesen Befehl nur zögerlich ausführte. Semir sah, dass er sehr blass war und schob dies auf den Unfall. „Geht es Ihnen gut? Sind Sie verletzt? Brauchen Sie einen Arzt?“ wollte er von ihm wissen, doch der Mann schüttelte nur den Kopf. „Haben Sie einen Ausweis für mich?“ Jetzt nickte der Mann und zog seine Brieftasche hervor. Er wühlte ein wenig und reichte Semir dann seinen Ausweis. „Paul, prüfst du mal bitte!“ bat Semir seinen Partner und gab ihm den Ausweis weiter. Dieser verschwand zum Dienstwagen und er selbst wandte sich dem Mann zu. „Steigen Sie bitte aus!“ „Ja, aber ich muss weg. Ich hab keine Zeit. Mir geht es gut…“ stammelte der Mann. Er setzte sich und wollte wieder starten, doch Semir zog mit schnellem Griff den Zündschlüssel einfach ab. „Einen Augenblick. Wir müssen den Unfall jetzt erst einmal aufnehmen. Herr Rombach, sagen Sie mir bitte, was passiert ist.“ Georg Rombach sah ihn an. „Ich weiß es nicht. Der Fuchs…plötzlich war er da und ist auf die Straße. Ich… ich konnte nicht ausweichen und dann… mir ist schlecht.“ stöhnte er leise und wurde noch blasser. Semir zog den Mann aus dem Auto und legte ihn so, dass er die Beine auf dem Autositz platzieren konnte. „Ganz ruhig. PAUL!!“ schrie Semir. Sofort war sein Partner da. „Ruf die Rettung!“ Wieder wandte er sich an den Mann. Dessen Hand ging zur Brust und er verkrampfte sich. „Ganz ruhig, Herr Rombach. Versuchten Sie gleichmäßig ein- und auszuatmen. Die Rettung kommt gleich. Sind Sie krank?“ Rombach nickte bekräftigend. „Ich… ich bin herzkrank. Ich habe Krebs! Mir ist schwindelig…“ Semir fühlte sich etwas hilflos. „Okay, nehmen Sie Medikamente?“ Er sah, dass Rombach immer schwerfälliger atmete. „Ja, aber ich hab sie zuhause vergessen.“ kam gequält von ihm. In der Ferne waren die Sirenen zu hören und zu Semirs Erleichterung, hielt der Rettungswagen nur wenig später direkt neben ihm an. Als der Notarzt ausstieg, machte er diesem Platz, damit er die Arbeit übernehmen konnte. Paul sah, wie Semir nun zu ihm kam. „Was ist mit ihm?“ Semir zog die Schultern hoch. „Sieht nach einem Infarkt aus. Hast du die Kollegen der Autobahnmeisterei schon informiert?“ Paul sah ihn an und nickte. „Ja, die kommen gleich her. Denkst du, dass es die Folge des Unfalls ist?“ Sein Partner zog Luft ein. „Das kann schon sein. Vermutlich hat er wirklich einen Schock.“ gab er zu. Paul stellte sich an die Leitplanke und sah sich um. „Wie kommt das Tier auf die Straße und woher?“ Auch Semir sah sich um. „Nun, es ist gut möglich, dass der Fuchs hier sein Bau hat. Aber das soll die Autobahnmeisterei machen. Wir haben so schon genug zu tun.“ Er drehte sich wieder um und sah den Arzt auf sich zukommen. „Bin gleich zurück.“ murmelte er und ging dem Mediziner entgegen.


    Dr. Walther Graubach zog sich, währender auf dem Polizisten, der ihm nun entgegen kam, zuging, die Handschuhe aus. Er kannte den Mann bereits und begrüßte ihn freundlich. „Also beim besten Willen, ich kann hier keine Diagnose stellten. Irgendwie passen die Symptome nicht zusammen.“ erklärte er direkt. Semir sah ihn erstaunt an. „Wieso? Er hat doch gesagt, dass er Herzprobleme hat.“ Der Arzt nickte. „Ja, das sagt er. Aber ich kann nichts finden. Das Herz arbeitet ganz normal. Das EKG war unauffällig, soweit ich es hier feststellen konnte. Aber wir nehmen ihn auf jeden Fall mit.“ Semir nickte nachdenklich und sah auf den Mann, den die Sanitäter gerade in den Rettungswagen schoben. „Was ist mit Alkohol?“ „Nein, er hat weder eine Fahne noch Ausfallerscheinungen. Auch einen Schlaganfall kann ich ausschließen. Die Sprache ist klar und es gibt auch keine Lähmungen. Ich denke, er hat dir etwas vorgespielt. Aber genauer geht das nur im Krankenhaus.“ Semir wurde sehr nachdenklich. „Okay, kann ich im RTW mitfahren? Irgendwas stimmt hier nicht.“ murmelte er. Graubach nickte. „Das geht schon in Ordnung. Denkst du er simuliert weil er einen Unfall gebaut hat?“ Nun zog Semir die Schultern hoch. „Gut möglich. Ich meine, wenn ihr nichts findet. Sagst du den Kollegen, dass ich gleich im RTW mitfahre?“ Dr. Graubach nickte. „Danke. Ich komme gleich nach.“ meinte Semir und ging zu Paul, der immer noch an der Leitplanke stand. Er zog seine Autoschlüssel hervor und reichte sie ihm. „Ich werde im RTW mitfahren. Da stimmt was nicht und das macht mich verdammt nervös. Ich kann dir nicht sagen, was mich stört, aber da ist was. Fahr du mit dem BMW hinterher.“ bat er Paul. Dieser sah ihn erstaunt an. „Wieso? Was soll denn da nicht stimmen. Der Mann ist krank, das hat er doch gesagt.“ Semir sah zum Rettungswagen. „Ja, und genau das macht mich stutzig. Die Ärzte können nichts feststellen. Ich vermute, dass er nur simuliert um schnell von hier weg zu kommen.“ Ein Sanitäter kam zu ihnen. „Wir fahren jetzt.“ Semir sah ihn an und nickte. „Ich komme!“

    Die nächsten Tage verliefen enttäuschend. Kilian blieb weiterhin verschwunden, die Fingerabdrücke, die Hartmut gefunden hatte, waren nicht registriert und das Handy von Kilian unbrauchbar. Semir und Paul gingen noch einmal alle Fakten durch. In der Wohnung hatten sie nichts gefunden. Die Freunde und Kollegen von Kilian und auch die von Mandy konnten nicht helfen. Semir und Paul waren mittlerweile völlig am Ende mit ihrem Latein. Doch dann kam endlich der nächste Blutspendetermin beim roten Kreuz. Sie hofften hier einen Hinweis zu bekommen.Es war kein besonderer Andrang und so beschlossen sie tatsächlich, Blut zu spenden. Sie traten an den Tisch und erklärten sich bereit, Blut zu spenden. Nachdem sie zunächst einen Fragebogen zur Gesundheit ausgefüllt hatten wurden sie von einem Arzt untersucht. Er prüfte den Blutdruck und fragte nach Krankheiten und Reisen in fremden Ländern, Alkohol- und Drogengenüsse und andere Dinge. Semir und auch Paul standen ihm Rede und Antwort. „Warten Sie bitte noch einen Moment, dann werden Sie zur Spende abgeholt.“ Sie setzten sich in den Wartebereich und sahen sich aufmerksam um, doch es gab hier keinen, der die Beschreibung von Sandra Lohkamp nahe kam. „Herr Gerkhan?“ riss ihn eine sanfte Stimme aus den Gedanken. „Ja?“ „Kommen Sie!“ Er folgte der Frau in den Spendebereich. „Legen Sie sich hin und machen Sie den Arm frei, der für Sie am besten anzuzapfen ist.“ Semir tat es und machte seinen linken Arm frei. „Ah, von Herzen…“ lächelte die Frau. Semir beobachtete sie genau. „Sie kennen ihre Blutgruppe?“ führte sie das Gespräch weiter. „Ja, Null negativ.“ gab Semir zur Antwort. „Oh, eine sehr seltene Blutgruppe und sehr begehrt.“ lächelte sie ihn an. Semir nickte nur. Mit einem kurzen Schmerz, versenkte sie die Nadel in seiner Vene und das Blut floss von allein in einen kleinen Beutel. Semir sah, wie der Beutel sich nur sehr langsam füllte. Auch Paul wurde entsprechend behandelt. Er lag neben Semir und sah ihn an. „Denkst du, das bringt was?“ raunte er ihm fragend zu. „Abwarten.“ murmelte Semir nur. Nach guten zehn Minuten war alles vorbei. Semir und auch Paul wurden aufgefordert noch weitere zehn Minuten liegen zu bleiben und zu ruhen. Anschließend mussten sie etwas essen und Kaffee trinken, damit der Kreislauf wieder in Schwung kam.


    Eine gute Stunde später waren Semir und Paul wieder unterwegs. „Ich hatte echt gedacht, dass wir angesprochen werden. Verdammt, es war umsonst!“ fluchte Paul, denn nach der Blutspende passierte nichts. „Du kannst nicht davon ausgehen dass es direkt beim ersten Mal klappt. Es war eine Möglichkeit, mehr nicht. Aber es ist auch möglich, dass Kilian bereits eine Spur gefunden hat und die Leute jetzt vorsichtiger sind.“Paul sah ihn an. „Wir können doch nicht drei Monate warten, bis wir ein weiteres Mal spenden können!“ fauchte er seinen Partner an. „Das tun wir auch nicht! Ich weiß, dass wir nicht noch mehr spenden können, aber wir werden ab sofort jeden Termin beobachten. Und wenn wir etwas Verdächtiges sehen, dann werden wir einschreiten.“ Semir lenkte den Wagen über die Straße. Er sah in den Rückspiegel und beobachtete den nachfolgenden Verkehr. Paul stieß wütend Luft aus. „Und was willst du jetzt machen? Wie sieht denn dein Plan aus?“ Semir sah ihn kurz an. „Ganz ehrlich?“ Paul nickte. „Ich habe keinen. Ich hatte auch gehofft, dass die Spende anders abläuft. Nun ja, war wohl nichts.“ Paul sah ihn nur an, doch er schien nichts sagen zu können. So war es eine Weile ruhig, doch dann knarzte das Funkgerät. „Cobra 11 für Zentrale!“ Paul griff zum Funkgerät. „Cobra 11 hört!“ „Wir haben einen Wildunfall an der A4 in Höhe Ausfahrt Eschweiler West!“ Semir nahm Paul das Mikro weg. „Kann sich da kein anderer drum kümmern?“ wollte er wissen. „Leider nein! Ihr müsst das übernehmen!“ Semir knurrte noch etwas Unverständliches und sah Paul an. „Tja, damit hat uns der Alltag wieder.“ Er setzte die Lichtanlage in Betrieb und die Fahrzeuge vor ihnen machten Platz. Semir drückte das Gaspedal durch und sie brauchten nur wenige Minuten um am Unfallort zu sein.

    Das war sie also, die Einstiegsfolge von Paul Renner. Ich fand sie sehr gut gelungen, denn diesmal war kein Gezoffe zwischen den neuen Partnern wie bei Jan Richter, Ben Jäger oder auch Alex Brandt. Diesmal war der Partner einfach da. Allerdings waren es für mich ein paar viele Handlungsstränge, die hier abgearbeitet wurden.

    Doch mal von Anfang an:
    Der erste normale Autobahneinsatz für Semir und Paul war sehr actionlastig. Schießereien, Unfälle und Schrott auf der ganzen Linie. War sehr schön anzusehen, aber als Paul dann Semir das Leben auf diesem rollenden Haus rettete, hätte man etwas weniger machen können. Ein Schuss oder auch zwei hätten gereicht. Die recht leichten Sprüche von Susanne und Andrea waren schon passend immerhin konnten sie ja live erleben, was in diesem normalen Einsatz zu erledigen war.

    Und dann das Jubiläum von Semir. Blasmusik in der PAST? Geht gar nicht! Grausam! Der Auftritt von Anna Engelhardt… nun ja, so groß war der Auftritt nicht. Allerdings muss ich sagen, dass es doch schon befremdlich war, weil man nach ihren Abschied aus der PAST nichts mehr von ihr gehört hatte. Nicht einmal was sie machte oder wo sie war. Aber gut. Eine nette Geste des Innenministerium, der Semir dann den berühmt berüchtigten goldenen Kugelschreiber schenkte, während Anna ja dann doch die bessere Idee mit dem geschrotteten Dienstwagen in Miniaturausgabe überreichte. Auch das T-Shirt der Kollegen war eine nette Idee.

    Die Geschichte um den Metallsplitter in Semirs Kopf war ein kleiner Nebenstrang der unseren türkischen Hengst ein wenig außer Gefecht setzte. Natürlich immer dann, wenn es gefährlich wurde. Das Gespräch zwischen dem Doc, der dann auch noch mit der typischen ärztlichen Ironie sprach, und Semir fand ich gut. Martin Armknecht konnte auch diese Rolle sehr gut spielen. Die Sorge und auch die Angst, die Semir dann quälte waren gut dargestellt.

    Ayda steht ihrem Vater in nichts nach. Verhöre konnte sie ja schon mal mit Paul beim Essen üben. Auch hier bin ich froh, dass es eine ständige Darstellerin für Ayda gibt. Pauletta spielt sie wirklich sehr gut. Sie steht hier ihrem Vater in nichts nach.

    Auch hervorzuheben ist, dass Jenny und Kim endlich mal eine hervorhebende Darbietung gaben. Der Einsatz von den Beiden freute mich. Nicht nur eine kleine Nebenrolle, sondern diesmal für den Handlungsstrang sehr bedeutend. Würde mich freuen, wenn es so weitergeht. Ich finde eh, dass man Jenny auch in den Vordergrund rücken sollte. Sie macht ihren Job sehr gut. Leider war es nur zu schnell erkennbar, wer der Böse war. Die Szene im belgischen Gefängnis, nachdem Paul den „Freund und Helfer“ gerufen hat, war auch nicht schlecht.

    Hartmut hat sich nun auch als Hebamme geeignet gezeigt. Er ist halt für alles zu gebrauchen. Einen süßen Jungen hat er da auf die Welt geholfen. Nur der Name…hab ich den richtig verstanden? „Friedrich“??

    Wenn es nicht in den nächsten Folgen um die ganze Welt geht, bin ich mit dem Partner mehr als zufrieden, denn der Humor stimmte. Keine üblen Sprüche, die nicht passten. Keine gezwungen wirkende Witze. Allerdings ein bisschen weniger Geballer, wäre nicht schlecht.
    Dann wollen wir doch mal hoffen, dass die Quoten nicht zu schlecht waren und wir die Konkurrenz „Fußball“ und „Germanys next Topmodel“ geschlagen haben.

    Kim Krüger sah die beiden Hauptkommissare, die nach ihrer Rückkehr in die PAST, bei ihr im Büro saßen, skeptisch an. Semir Gerkhan hatte ihr gerade von seiner Idee erzählt und sie hörte auch schweigend zu. „Das heißt, Sie vermuten, dass Frau Mandy Krüger einer Bande von … wie sollen wir es nennen … „Bluträubern“ … in die Hände gefallen ist? Die haben ihr dann Blut in großen Mengen abgenommen, was zu ihrem Tod führte?“ Semir nickte. „Ja, das denke ich. Die Kollegin von Mandy erzählte mir, dass sie nach einem der Blutspenden von jemanden angesprochen wurde, der ihr Geld angeboten hat, wenn sie eine weitere Blutspende macht. Leider weiß sie weder Namen noch Telefonnummer, aber genau das bring mich zu einem Entschluss. Wir können Kilian nur finden, wenn wir uns in diese Region begeben. Das heißt, einer von uns meldet sich bei einem der Blutspendetermine und dann hoffen wir, dass die Blutgruppe ausreicht um das Interesse zu wecken.“ Kim sah Semir an. „Und damit würden Sie sich in Gefahr bringen? Nein! Das lasse ich nicht zu. Denken Sie sich einen anderen Plan aus! Von mir aus beobachten Sie die Blutspendertermine, aber so eine hirnrissige Idee wird nicht genehmigt!“ lehnte Kim Krüger ab. „Aber Frau Krüger! Wir wissen immer noch nicht, wo Kilian ist! Semirs Vorschlag ist der einzige Weg ihn zu finden! Wenn wir es nicht tun, dann ist Kilian der nächste Tote, den wir finden!“ begehrte Paul auf. „Nun, ich denke nicht, dass sich Winther in die Fänge von diesen Leuten gibt. Das würde ihn ja selbst aus dem Verkehr ziehen und ganz ehrlich gesagt, für so dumm halte ich ihn nicht.“ Paul sah Semir an und atmete tief durch. „Aber wir wissen nicht, wo wir suchen sollen! Wir haben nichts! Der Wagen von mir weist keine Spuren auf. Nicht einmal dort wo er gefunden wurde, sind Spuren zu entdeckte. Die Fingerabdrücke, die Hartmut gefunden hat, sind unbekannt. Sie sind nicht registriert! Sie verurteilen ihn zum Tod!“ fauchte Paul los und selbst Semir zuckte beim Wutausbruch seines Partners zusammen. „Paul! Das bringt doch nichts! Vielleicht hat Frau Krüger Recht! Wir müssen einen anderen Weg finden. Beruhige dich…“ mahnte Semir. Paul stand auf und verließ, die Tür laut zuknallend, das Büro der Reviervorsteherin. Eine Zeitlang herrschte Schweigen zwischen Kim Krüger und Semir Gerkhan.


    Kim atmete tief durch. „Verstehen Sie mich bitte richtig, Gerkhan. Ich kann diesem Einsatz nicht zustimmen. Mir sind auch die Hände gebunden. Bitte passen Sie auf Renner auf. Ich befürchte, dass er im Stande ist, Dummheiten zu machen.“ Semir nickte und stand auf. „Wir finden sicher auch anders eine Spur.“ lächelte er und verschwand. Gerade rechtzeitig, denn Paul Renner verließ gerade das Büro. Auf dem Parkplatz konnte Semir ihn einholen. „Paul warte!“ rief er und tatsächlich blieb sein junger Kollege stehen und drehte sich zu ihn um. „Das ist doch echt nicht wahr! Sie hat Kilian, wenn der sich schon in den Fängen von diesen Verbrechern ist, gerade zum Tode verurteilt! Ich will ihn finden, bevor er auch auf irgendeinem dreckigen Parkplatz gefunden wird!“ Semir nickte. „Und wo willst du ihn suchen? Wir haben keine Hinweise. Wir haben nichts.“ Pauls Blick verdunkelte sich. „Doch, wir haben etwas! Dieses Blutspenden! Das ist das einzige was wir haben, aber wir dürfen ja nicht ermitteln!“ Semir grinste leicht. „Stimmt, wir dürfen dort nicht ermitteln, aber wir könnten den Termin überwachen und wenn es nicht ausreicht, dann spenden wir halt Blut. Ich habe es schon lange nicht mehr gemacht und das sollten wir ändern.“ Paul sah ihn erstaunt an. „Du willst Blut spenden?“ Semir nickte bekräftigend. „Was spricht dagegen? Wir werden während unserer Arbeitszeit kurz hinfahren, eine kleine Spende abgeben und gut ist. Wenn wir dann zufällig etwas herausfinden, ist es gut. Wenn nicht, auch gut.“ Paul dachte kurz nach. „Weißt du was, Semir?“ Sein Partner schüttelte den Kopf. „Ich glaub ich weiß, warum du immer alle Fälle löst. Du hältst dich nicht an die Vorschriften. Gefällt mir.“ Semir schlug ihm freundschaftlich auf die Schultern. „Siehst du, du kannst noch eine Menge lernen. Die erste Lektion hast du schon gelernt. Krüger kann eine Schreckschraube sein.“ Paul lachte auf. „Stimmt.“„Na komm! Wir fahren raus und machen uns mal über den nächsten Termin schlau.“ Paul nickte. „Kilian ist jetzt schon den zweiten Tag weg. Wir haben nichts und ich habe eine Scheißangst um ihn.“ „Wir werden ihn finden. Steig ein!“ forderte Semir ihn auf.

    also Ben kann einem schon leid tun. So als Normalo unter Wahnsinnigen. Ich hoffe er kommt bald die Möglichkeit zu fliehen. Ist ja nicht auszuhalten, wie alle gegen ihn sind. Auf das Kapitel wo es dann Semir angeht, bin ich gespannt.

    Na da sind ja doch noch ein paar Autos geschrottet worden. Rasante Verfolgung mit dem typischen Cobra-Ausgang. Der Böse geht über Kopf und wird von dem Guten verhaftet. Süß wie Paul Angst hatte. Erinnerte mich an Semirs erster rasanten Fahrt mit Kommissar Stolte. So nun wird Semir sich im Krankenhaus dann wohl ein paar Tage ausruhen und dann seinen neuen Partner einführen. Für uns wird es morgen der Fall sein. Ich freu mich wie bolle, den Film noch einmal zu sehen.

    Der Tag ging zu Ende und Semir fuhr nach Hause, wo er von seinen Frauen begrüßt wurde. Die Kleinen wollten ihm erzählen, was sie so am Tag erlebt hatten und hier stellte Semir sich als sehr guter Zuhörer raus. Lilly erzählte ihm, von einem Spielkameraden, der sie geschlagen hatte und forderte ihren Vater auf, diesen Jungen zu verhaften. Semir lächelte und meinte nur, dass sie es ohne seine Hilfe bearbeiten musste, worauf Lilly dann meinte, sie könne ja noch einmal mit dem Jungen sprechen und es ohne Polizei regeln. Ayda erzählte ihm von ihrem Ausflug in den Zoo und das sie sich sogar mit einem Elefanten fotografieren durfte. Aufgeregt zeigte sie ihm das Foto, welches sie tatsächlich mit diesem großen Tier zeigte. „Whow! Super!“ lobte Semir sie und strich ihr über den Kopf. Dann ging sein Blick zu Dana, die Andrea gerade beim Tisch decken half. „Und magst du mir auch etwas erzählen?“ lächelte er sie an. Dana erwiderte seinen Blick und schüttelte lachend den Kopf. „Nee Papa. Bei mir ist alles Bestens und ich habe bei weitem nicht so etwas Aufregendes wie die Beiden erlebt.“ „So, Essen ist fertig! Setzt euch bitte!“ forderte Andrea auf. Nur wenig später wurde gemeinsam gegessen und die Kinder machten sich anschließend daran wieder gemeinsam zu spielen. Andrea merkte, dass Semir sehr nachdenklich wurde und setzte sich hin. „Feierabend!“ erinnerte sie ihn. Er sah sie entschuldigend lächelnd an. „Ja, ich weiß…“ „Willst du darüber reden?“ versuchte sie heraus zu finden. Er stöhnte auf. „Ich habe gerade einen ziemlich kniffligen Fall. Ich glaub aber, dass du mir nicht wirklich helfen kannst.“ Andrea nahm seine Hand. „Aber ich kann zuhören. Erzähl mir doch einfach, um was es geht.“ Semir sah sie an und nickte.„Es geht um eine junge Frau. Sie ist zufällig auch noch Pauls Exfreundin. Sie hatte, als sie starb, kaum noch Blut im Körper und das einzige was wir wissen ist, dass sie vor ihrem Tod Blut gespendet hat, aber niemand würde einer Spenderin zu viel abnehmen.“ „Das ist wirklich sehrsonderbar. Hast du denn schon beim roten Kreuz nachgefragt?“ „Nein, aber das geschieht aus taktischen Gründen. Wir wissen ja nicht, wer dahinter steckt. Ich meine, es ist ja gut möglich, dass der Täter direkt dort sitzt. Ich habe die Arbeitskollegen der Frau vernommen, den Freund, ihren Chef, aber keiner weiß wirklich was passiert ist.“ Andrea dachte nach. „Und es gibt keine Hinweise, die du brauchen kannst? Was ist denn mit dem Freund? Der muss doch wissen, wo seine Freundin hinwollte.“ Semir zog die Schultern hoch. „Der ist leider verschwunden. Kilian ist genau wie ich Bulle und er konnte Paul überlisten und ist abgehauen. Wir wissen nicht, wo er ist. Er ist mit Pauls Auto weg.“ Er stöhnte leise auf und Andrea spürte genau, dass es ihn wurmte, auf der Stelle zu treten.


    Am nächsten Morgen traf Semir vor Paul im Büro ein. Jenny begrüßte ihn freundlich und hatte gute Nachrichten für ihn. „Wir haben Pauls Wagen gefunden!“ Semir sah sie an. „Guten Morgen und wo?“ hakte er nach. „In Weiden im Einkaufzentrum. Also in der Tiefgarage. Nur fehlt jede Spur von Winther. Das Einzige was von ihm dort war, ist das Handy von ihm. Das ist bereits auf dem Weg zu Hartmut. Semir machte kehrt und traf mit Paul an der Tür zusammen, der gerade ins Büro kam. Er packte ihn an der Jacke und zog ihn mit raus. „Auf zu Hartmut! Wir haben eine Spur zu Kilian!“ Gemeinsam ging es zur KTU wo sie Hartmut gerade bei seinem Morgenkaffee erwischten. „Einstein! Was ist mit dem Handy von Winther?“ überfiel Semir ihn sofort. „Ich wünsche dir auch einen schönen guten Morgen, Semir. Also das Handy sagt gar nichts. Es ist leer. Kein Telefonbuch, keine Anrufliste, keine SMS gar nichts. Nicht einmal eine Sim-Karte ist drin.“ Semir sah ihn enttäuscht an. „Wie?“ fragte er. „Nun, ich denke sie wurde raus genommen um Spuren zu verwischen.“ stellte Hartmut fest. „Was ist mit Fingerabdrücken?“ „Bin ich noch bei. Dauert aber eine Weile. Wollt ihr einen Kaffee?“ Paul und Semir stimmten zu und ließen sich von dem Techniker einen Kaffee servieren. „Also… das Auto hat außer von Paul und diesem Kilian natürlich auch deine Fingerabdrücke. Das ist ja auch nicht verwunderlich. Außerdem habe ich Abdrücke von Handschuhen gefunden. Also quasi auch nichts, was uns hilft und deshalb hab ich gedacht, dass das Handy uns wertvolle Hinweise liefern könnte. Ich hab es also angeschaltet und bekomme die Info, Sim-Karte einlegen. Tja, damit war ich dann am Ende meiner Hoffnung. Die Fingerabdrücke lasse ich gerade durchlaufen. Natürlich waren von Kilian welche drauf. Mehr ist noch nicht rausgekommen.“ berichtete Hartmut. Semir sah Paul kurz an. „Das hilft uns wirklich nicht weiter. Ich werde das verdammte Gefühl nicht los, dass es mit dem Blutspenden zu tun hat. Vielleicht sollten wir uns wirklich darauf konzentrieren.“ dachte Semir laut nach.