Paul sah Kilian an, als das Gespräch abbrach. „Semir?! Melde dich!“ Er sah auf dem Display, dass das Gespräch immer noch stand. Er konnte genau mithören, was bei Semir passierte. „Harmut?!“ „Bin schon dabei! Ich hab es gleich! Sorg dafür, das der Anruf andauert!“ forderte er Paul auf. Nach wenigen Minuten nickte er „Hab ich! Das Signal kommt vom Gebiet in der Nähe des Flughafens. Ich kann es auf 50 km eingrenzen und sagen, dass es von hier kommt. In der Nähe von „November!“ gab Hartmut von sich. „November?“ kam erstaunt von Paul. „Ja, das ist eine Straße, die direkt am Flughafen vorbei geht. Von dort gehen etliche Wege ab. Okay, Herr Freund! Sie werden uns leiten!“ befahl Kim Krüger und zog Paul und Kilian mit sich. „Wir fahren los!“ „Alles klar, ich versuche Sie so dicht wie möglich ran zu bringen!“ versprach Hartmut noch, als sie schon auf dem Weg nach draußen waren. Auf dem Hof wollte Paul auf der Fahrerseite einsteigen, doch Kim Krüger war schneller und ließ sich auf den Fahrersitz des Mercedes nieder. Paul sah sie erstaunt an. „Wollen Sie hinterher laufen, oder steigen Sie auch ein?“ fragte Kim keck und schon stieg der junge Polizist ein. Kilian grinste leicht auf dem Rücksitz. Die Fahrt ging los. Nach guten zehn Minuten hatte sie die Ausfahrt Rösrath erreicht und fuhren ab. „Okay Hartmut, wo müssen wir lang?“ „Ihr seid schon recht nahe. Fahrt in Richtung Flughafen und dann müsst ihr auf den November fahren.“ erklärte Hartmut und Kim folgte den Anweisungen. Nur wenige Minuten später waren sie dort. „Okay, wo lang müssen wir jetzt?“ wollte Paul wissen. „Jetzt fahrt auf den Grengeler Mauspfad gerade aus! Ungefähr 11 km bis zum Pannberg. Dann Brander Straße und von Auf dem neuen Feld in den Wolfsheideweg. Von dort müsst ihr suchen, denn da ist nur Grün und ganz genau kann ich es nicht sagen. Aber dort gibt es nur wenige Gebäude.“ befahl Hartmut weiter.
Karsten Stöcker packte Semir am Shirt und zerrte ihn aus dem Raum. „Ich hab es mir anders überlegt! Wir werden dich schon mal an die Nadel legen und uns dann Winther holen. Du wirst dann leider schon tot sein, wenn Winther hier eintrifft und uns seinen Lebenssaft gibt. Es ist mir einfach zu riskant, zwei von euch hier zu haben. Mario!“ rief der Mann und stieß Semir wieder in den kalten Raum, wo man ihm schon einmal Blut abgenommen hatte. Semir wehrte sich so gut es ging, doch Mario packte ihn und warf ihn regelrecht auf die Liege, die kurz ächzte. Dann lag er und Haufe drückte ihm die Luft ab, während Stöcker ihn festband. „Und nun wieder locker lassen!“ befahl Stöcker höhnisch. Mario drückte fester zu, um den Befehl zu unterstützen. Nur wenig später war die Nadel in der Vene versunken und wieder floss Semirs Blut durch den Schlauch in einen Beutel. „Lassen Sie uns doch vernünftig sein! Sie können nicht gewinnen!“ versuchte Semir erneut, doch Stöcker lachte nur. „Ich bin vernünftig. Ich werde mich jetzt mit Mario um Sandra kümmern und die Leiche verschwinden lassen. Ich wünsche gut zu sterben. Wenn du dann das Zeitliche gesegnet hast, wirst du ebenfalls auf nimmer wiedersehen verschwinden. Die Kölner Unterwelt wird mir sicher gratulieren, dass ich einen Bullen beseitigt habe.“ grinste Stöcker. Er band noch den linken Arm von Semir fest, damit er sich die Nadel nicht selbst rausziehen konnte. Die Füße waren bereits mit Gurten fixiert. Stöcker sah Mario an und nickte ihm zu. Der Druck an Semirs Hals ließ nach und der Hauptkommissar sog Luft ein. „Stöcker, lassen Sie doch den Wahnsinn! Meine Kollegen werden gleich hier sein, und…“ Es klatschte als Stöcker dem Polizisten eine Ohrfeige verpasste, die so heftig war, dass der Kopf zur Seite ging. „Halt einfach dein Maul!“
Kim und Gefolge brauchten über fünfzehn Minuten bis sie endlich etwas gefunden hatten. „Also näher geht es wirklich nicht. Und das ist das einzige Haus, was auf der ganzen Straße zu finden ist und es ist Licht im Haus.“ mutmaßte Kim, als sie die Straße, die Hartmut herausgefunden hatte, erreicht hatten. Kim stand etwas abseits, aber dicht genug, um das Haus zu beobachten. „Was jetzt? Wollen wir hier nur gucken oder gehen wir rein?“ wollte Kilian wissen. „Renner! Sie informieren das SEK! Aber ich will nicht voreilig handeln und unbescholtene Bürger aufschrecken.“ mahnte Kim. Etwas schmollend warf Kilian sich wieder nach hinten und verschränkte die Arme. Die Zeit verging und langsam wurde es auch Paul zu langweilig. „Frau Krüger, wir sollten wenigstens mal klingeln.“ schlug er vor und Kim nickte. Paul stieg aus und wollte gerade hingehen, als zwei Männer das Haus verließen. Sie trugen einen Sack aus dem Haus und gingen zu dem Auto, welches nicht weit von dem von Kim stand. Kilian beugte sich vor. „Das ist er! Paul, ich erkenne den Kerl eindeutig wieder! Das ist er!“ Er wollte aussteigen, doch Paul hielt ihn zurück. „Warte, ich würde zu gern wissen, was die dort in den Kofferraum gelegt haben. Kim nickte. „Ich auch!“ knurrte sie. Die Männer stiegen ein und fuhren ab. „Wir sollten uns anhängen!“ stieß Paul aus. „Sehe ich auch so, aber die Verstärkung wird gleich hier sein und einer muss sie einweisen.“ Kim wandte sich an Kilian. „Sie werden hier bleiben und auf die Verstärkung warten, dann stürmen Sie das Haus!“ befahl sie und der junge Mann auf der Rückbank nickte. Paul reichte ihm seine Waffe. „Ich hoffe du brauchst sie nicht!“ mahnte er seinen Freund und dieser stieg aus. Kim gab Gas, als die hintere Tür geschlossen wurde und raste mit Paul davon. Nur wenig später stand Kilian allein auf der Straße. Er wartete noch bis der Wagen um die Ecke bog und ging dann auf das Haus zu, denn er hatte nicht im Geringsten die Absicht zu warten.
Kim und Paul hatten den Wagen von Stöcker und Haufe im Blick, die Fahrt selbst war nur kurz, denn schon nach vier Kilometern hielt der Wagen an und die Männer holten den Sack aus dem Kofferraum. „Sieht irgendwie komisch aus.“ meinte Kim. Paul nickte. „Ja, es sieht aus, als sei ein menschlicher Körper in dem Sack. So wie die den tragen. Mir wird gerade ganz anders. Hier wäre eine gute Möglichkeit, eine Leiche zu verstecken. Das Gelände ist so abgelegen, dass sich hier sicher keiner hin verirrt.“ Kim nickte nachdenklich. „Sie denken, dass es Gerkhan ist, den sie dort verscharren?“ Paul sah sie an. „Ich hoffe es nicht, aber sicher werden wir es erst wissen, wenn wir die Typen gefragt haben.“ Kim zog ihre Waffe und prüfte sie. Sie wandte sich an Paul. „Haben Sie noch eine Waffe?“ Paul öffnete das Handschuhfach und holte die Zweitwaffe hervor. „Immer parat.“ Sie stiegen aus und schlichen an den Wagen von Stöcker und Haufe heran. Die Männer selbst waren einige Meter in den Wald gegangen. Sie schlichen hinterher und bemerkten, dass die beiden ein Loch gruben. „Sieht wirklich aus wie ein Grab.“ murmelte Paul. Kim nickte. „Okay, Sie von links, ich von rechts! Diesen Typen werden wir jetzt mal den Abend versauen.“ Sie teilten sich, damit sie von zwei Seiten gleichzeitig eingreifen konnten und stellten die Männer in einem überraschenden Augenblick. Weder Stöcker noch Haufe konnten etwas unternehmen, als Paul aus seiner Deckung kam. Auch Kim Krüger hielt ihre Waffe im Anschlag. „Auf den Boden und Hände weit austrecken!“ brüllte Paul und sah kurz zu Kim Krüger. Die Männer führten den Befehl aus. Paul klopfte zunächst Stöcker nach Waffen ab und legte ihm Handfesseln auf dem Rücken an. Dann war Haufe dran. Nur wenig später waren die Männer festgenommen.