So wie versprochen.....der extra lange Teil...;)
Ben hatte genug für heute. Er wollte nur noch nach Hause. Doch vorher sah er nach Jo, der einsam und zusammengekauert in der Arrestzelle der Station saß. „Ich bin kein Mörder...“, kam es immer wieder in ein und demselben Ton von Jo. Irgendwie tat er ihm leid. Da hatte er ihn noch zu Anfang angegiftet und jetzt war er selbst zu einem Opfer geworden. Ben wusste, dass Jo kein Mörder war. „Hey Jo, wie geht es dir?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen, nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte und im Rahmen stand. „Ben, bitte hilf mir...ich...ich war das nicht. Das musst du mir glauben.“, flehte er regelrecht. „Ich weiß Jo, aber Semir ist nicht überzeugt davon. Er wird es sein, wenn die Analyseergebnisse vorliegen. Kann ich irgendwas für dich tun?“, wollte Ben wissen. „Ja...sag Torben, dass ich unschuldig bin und wenn du mir morgen einige Sachen bringen könntest. Er weiß schon, was.“, bat Jo. Ben nickte und versprach, es gleich morgen hierher zu bringen. Die Tür fiel wieder ins Schloss und der Schlüssel drehte sich um. Mit gemischten Gefühlen fuhr Ben zu Torben und bat ihn um die Sachen. Natürlich wusste auch Torben, dass sein Schatz unschuldig war, und er war froh, dass dieser junge Polizist auch so dachte. Schnell waren die Sachen für Jo eingepackt und Torben händigte sie Ben aus. „Bitte...er geht mir im Gefängnis ein...ich will meinen Mann wiederhaben...“, flehte der Architekt und fasste dabei Ben sanft an die Schulter. Dieser wich kurz zurück, nickte aber dann. Mit der Tasche fuhr er nach Hause, stellte sie in seinen Flur und genehmigte sich noch ein kühles Bier, bevor er sich unter die Dusche stellte und danach ins Bett verschwand.
Am nächsten Morgen fuhr Ben erneut zu Jo. „Hier…mein Freund….alles was du wolltest und ganz viele liebe Grüße von Torben.“, lächelte Ben ermutigend zu. „Danke….habt ihr die Ergebnisse schon?“, fragte Jo nach. „Ich war noch nicht im Büro….aber ich bin mir sicher, dass du schon heute Abend frei sein wirst…schließlich bist du unschuldig...und das wird auch Semir erkennen….“, machte Ben ihm Mut. „Ja sicher….danke Ben….danke…für alles….wir haben es uns ganz schön schwer gemacht am Anfang…und…eigentlich…Ben..ich mag dich…nein...nein...nicht wie du jetzt denkst...ich mag dich als Menschen…als Freund…als Zuhörer…“, erklärte Jo. Ben lächelte. „Ich hab schon verstanden…lass die Ohren nicht hängen…du bist bald draußen… ich muss leider los...Semir wird sonst sauer, wenn ich heute schon wieder zu spät komme…“ Ben erhob sich und verabschiedete sich von Jo. Dieser ließ sich wieder auf seine Pritsche nieder und sah seinem Freund nach. Ben betrat die Straße und ging auf seinen Wagen zu und nahm sein Handy. „Guten Morgen Semir…bist du schon im Büro?“, wollte Ben wissen, als sein Partner sich meldete. „Klar doch….nein..ich bin gerade auf dem Weg. Was ist..ist dein Wagen kaputt?“, hörte er seinen Freund fragen. „Nein…ich bin gerade bei Jo gewesen und hab ihn ein paar Sachen gebracht. Der Junge ist richtig fertig….“, gab Ben bekannt. „Kann ich mir vorstellen. Ben…ich weiß was du denkst, aber…es ist immer noch möglich, dass die DNA seine ist. Wenn nicht...dann entschuldige ich mich bei ihm, aber nur dann….und nun beweg dich in die PAST. Ich will, dass du bei der Besprechung mit der Krüger auch dabei bist!“, ermahnte Semir seinen Freund. „Ich werde mich beeilen...“, lachte Ben und legte auf.
Semir grinste leicht als er ins Auto stieg. „Fahr vorsichtig Semir…“, verabschiedete Andrea ihn. Semir nickte und fuhr los. Er kam zügig bis zur Autobahn, doch dann geriet er in einen Stau. „Muss das eigentlich immer um diese Zeit sein, dass alle fahren?“, stöhnte er fragend. Natürlich kam keine Antwort, weil er allein im Auto saß. Er fuhr entsprechend des Aufkommens und genoss die Fahrt ein wenig. Auch wenn er sicher etwas zu spät kam. Doch er war sich sicher, dass er auf jeden Fall vor Ben in der PAST sein würde. Dass er diese Wette gewann, wusste er noch nicht. Nach einer guten Stunde hatte er die PAST erreicht. Bens Wagen war nirgends zu sehen. Semir grinste breit. „Ich könnte drei Stunden später zum Dienst erscheinen und bin immer noch früher da als Bennyboy…“, sagte er leise und betrat das Großraumbüro. „Guten Morgen Semir… der Bericht ist schon auf deinem Schreibtisch. Wo ist Ben?“, begrüßte Susanne ihn. „Er ist wohl am Steuer eingeschlafen….ich hab noch eben mit ihm telefoniert…bin in einen Stau geraten und er ist immer noch nicht da….“, lachte Semir und ging in sein Büro. Er las den Bericht der Spurensicherung. Doch der Bericht über die DNA war noch nicht dabei. „Ich fahre noch mal zu Wegener..der hat vergessen die DNA-Ergebnisse reinzulegen…wenn Ben kommen sollte, dann soll er sich schon mal damit vertraut machen und hier auf mich warten…aber er soll nicht alle Brötchen essen.“, grinste Semir und verschwand. Diesmal brauchte er nicht lange bis er bei Wegener im Labor war. „Du wirst alt, Doc…wo ist denn das Ergebnis der DNA Untersuchung?“, wollte Semir wissen. „Oh verdammt…entschuldige aber mich erschlagen die Leichen in dieser Woche. Und da kann man schon mal was vergessen. Wo ist denn dein Zwilling?“, wollte der Arzt wissen. „Den hab ich vergessen…er verspätet sich etwas… wie immer. Okay… wo ist er?“, harkte Semir nach. Wegener winkte mit den Kopf zum Schreibtisch. Semir ging hin und nahm den entsprechenden Bericht hoch. „….nicht übereinstimmend ist….“, las er leise. Jo war also unschuldig….er hatte Recht…Jo war nicht der Täter. Doch wie kamen seine Sachen dann an den Tatort? Da muss es doch einen Zusammenhang geben? War es vielleicht Torben? Der kam ja auch in Frage…..er kam an die Sachen von Jo und er war schwul….dachte Semir und ging mit dem Zettel in der Hand aus dem Labor. „Grüß mir deine Frau und gib deinen Kindern einen Kuss von mir!“, rief Wegener ihm nach. „Ja…ja..ich küsse meine Frau von dir und grüß meine Kinder…“, wiederholte Semir in Gedanken.
„Man komm schon...spring an...“, zischte Ben nur und startete zum xten Mal den Mercedes, doch irgendwas wollte überhaupt nicht mehr. „Verdammter Dreck...“, fluchte Ben nur und stieg aus. Er ließ die Klappe ausrasten und hob die Motorhaube an. „Jetzt erzähl mir mal, Schnuckelchen, was los ist?“, forderte er seinen Wagen auf. „Probleme?“, wollte plötzlich eine Stimme hinter ihm wissen. Ben drehte sich um und erblickte einen jung aussehenden Taxifahrer mit einem leicht ausgeprägten Schnauzer. „Ja, mein Wagen will nicht anspringen und ich muss gleich auf Arbeit sein.“, gab Ben bekannt. „Dann steigen sie doch bei mir ein.“, entgegnete der Mann freundlich lächelnd. Etwas störte den jungen Kommissar an dem Mann. Doch er hörte schon Semirs Stimme in seinem Ohr pfeifen. Also musste er das Angebot wohl oder übel annehmen. „Okay...Zur Autobahnpolizeistation in Neuss...wissen sie, wo das ist?“ „Sicher...da hab ich erst letztens einen abgeholt.“, entgegnete der Mann und führte Ben zu seinem Wagen. Der junge Hauptkommissar stieg hinten ein und dann ging die Fahrt los. Er ahnte noch nicht, dass dies eine Fahrt der anderen Art werden sollte. „Würden sie bitte das Radio etwas leiser stellen? Ich möchte noch etwas schlaf nachholen.“, bat Ben. „Aber sicher...ich wecke sie dann, wenn wir da sind.“, lächelte der Taxifahrer zurück. Schon in Gedanken hatte er den Knopf betätigt, der die Zentralverriegelung auslöste und die Überraschung ausströmen ließ.
Semir saß derweil immer noch wartend vor seinem Schreibtisch und studierte den Bericht des Gerichtsmediziners. Jo kann es also nicht gewesen sein, aber immer noch waren da seine Spuren am Tatort...das Halstuch und der Schlüsselbund und all das sprach doch nur dafür, dass es jemand aus Jos Umfeld gewesen sein kann, jemand, der Zugang zu seinen Sachen hat. Vielleicht sollte er wirklich mal mit Torben reden, dachte sich Semir und wollte gerade los, als Kim auf ihn zukam. „Semir, wo wollen sie denn hin? Und wo ist Ben? Die Besprechung findet gleich statt...“, knurrte sie. „Ja, ich weiß, Chefin, aber ich dachte mir, da Ben noch nicht da ist...kann ich noch eine Sache überprüfen. Es ist wirklich wichtig.“, erklärte er und sah seine Chefin mit bittendem Blick an. Sie sah auf die Uhr. „Ich gebe ihnen zwei Stunden...dann stehen sie wieder auf der Matte und Ben ebenfalls oder sie können die nächsten zwei Wochen die Schichten der Kollegen Herzberger und Bonrath übernehmen, in Uniform.“, knurrte sie und ging dann wieder in ihr Büro zurück. „Danke Chefin...“, rief Semir ihr nur hinterher und machte sich dann auf den Weg zu Torben...wie hieß er eigentlich mit Nachnamen? Nur wenige Minuten später stand er vor dem Haus, wo sie gestern noch Jo verhaftet hatten. Semir klingelte an dem Türschild „Pfeifer/Ziegler“, doch es öffnete keiner. Verdammt, der ist schon arbeiten...dann eben zur Arbeit...dachte Semir und ließ sich von Susanne die Adresse besorgen. Das Bürohaus lag nur drei Querstraßen weiter. „Hallo, ich suche Herrn Ziegler...“, meinte Semir zu der Sekretärin, die am Empfangstresen saß. Sie sah ihn nur an und hielt die Hand auf. „Geben sie es mir...ich reiche es dann weiter...“, meinte sie. „Bitte? Seh ich aus, wie ein Kurierbote?“, knurrte der Deutschtürke. „Ehrlich gesagt nein, aber ich dachte, weil wir die Entwürfe aus dem Rathaus zurück erwarten.“, entgegnete sie. „Ich bin wegen einer privaten Angelegenheit hier...“