Susanne war nach draußen gegangen, um etwas durchzuatmen. Als sie wieder reinkam, sah sie in das Büro von Kim. Der große Blutfleck war auf dem Boden deutlich zu sehen, doch von der Leiche keine Spur mehr. Verwirrt sah sie sich um. Weder die Kollegen der Spurensicherung noch Sanitäter oder Bestatter waren an ihr vorbei gekommen. Langsam schritt sie auf die Tür zu, schob sie weiter auf und sah Kim auf dem Sofa sitzen, die Beine von sich gestreckt und die Augen geschlossen. Susanne fing an zu zittern und verstand gar nichts mehr. Wie konnte sich eine Leiche bewegen. Plötzlich ruckte Kims Kopf herum und die lebendigen, braunen Augen sahen die Sekretärin an. Sie erschrak. „Susanne, würden sie mir bitte einen Kaffee bringen und dann die Reinigungsfirma bestellen. Sie sollen das Blut aus meinem Teppich waschen.“, bat Kim, doch Susanne stand immer noch wie versteinert in der Tür und rührte sich nicht. „Chefin... aber .... wie ... Semir hat....“, stammelte sie und hatte Mühe sich bei Bewusstsein zu halten. Kim stand auf und zeigte ihr nur kurz die umgeschnallte Weste mit den präparierten Blutkonserven. „Keine Angst Susanne, Semir ist kein Mörder. Wir mussten das nur inszenieren, um Ben zu retten.“, erklärte sie. Zögernd näherte sich Susanne nun Kim. Die Chefin lächelte nur und ging einen Schritt auf sie zu. „Bitte entschuldigen sie, dass wir sie nicht haben eingeweiht, aber so war es sicherer. Wir wussten nicht, ob die Erpresser hier keine Wanzen versteckt hatten.“, erklärte sie. „Ich bring ihnen dann mal den Kaffee.“, kam es nur verwirrt von Susanne und unsicher verließ sie das Büro.
Semir fuhr seine Auffahrt hinauf und parkte den Wagen neben dem schwarzen Mercedes von Alex Hoffmann, dessen Leute schon im Garten auf Semir warteten. „Da bist du ja.“, begrüßte der SEK-Leiter den Kommissar. „Sorry, ging nicht schneller. Hotte und Dieter wollten mich doch länger verfolgen, als nötig.“, erklärte er und zog sich dann die schusssichere Weste an, die ihm Alex hin hielt. „Okay, meine Männer sind in Position. Bist du sicher, dass dein Nachbar keinen Verdacht schöpfen wird?“ „Absolut... wir gehen sofort rüber. Am Besten teilen wir die Männer auf. Eine Gruppe durch den Keller, eine vorne und eine über die Terrasse.“, schlug Semir vor. „Gut, so sind wir bereits aufgestellt. Brauchst nur noch das Signal zu geben.“, meinte Alex und Semir nickte nur. „Los, holen wir ihn uns.“, fauchte er und ging mit der Gruppe mit, die durch den Keller eindringen sollte. Die Gruppe stand vor der Tür, bereit sie einzutreten. „Alex, wir sind in Position. Wie sieht es bei euch aus?“, wollte Semir wissen. „Wir sind auch bereit. Ich warte nur auf dein Zeichen.“, erwiderte der Mann per Funk im Ohr von Semir. „Okay, Zugriff... Zugriff!!“, stieß Semir aus und sofort trat einer der schwarz vermummten Männer die Tür zum Keller ein. Von oben war das Geschrei der anderen Männer zu hören. Keiner nahm den Geruch vom Gas wahr und so wusste niemand von der drohenden Gefahr.
Semir sah sich immer wieder um, riss jegliche Tür auf. Plötzlich ließ er seine Waffe sinken. „Ben... verdammt.“, stieß er aus und schnellte zu seinem in den Fesseln hängenden, ohnmächtigen Kollegen. „Semir... Schaller ist ausgeflogen.“, hörte er über Funk von Alex. „Verdammt, gebt sofort eine Fahndung nach ihm raus...“, stieß Semir aus, löste dabei die Fesseln von Ben, der ihm sofort in die Arme fiel. „Ben... hey Ben, hörst du mich?“, versuchte Semir seinen Kollegen zu wecken, doch nichts half. Da nahm er den beißenden Geruch wahr. „Verdammt... das ist Gas. Alle sofort raus hier.“, schrie er und sah dann auch die Zeitzünder an der Gasleitung hängen. „Shit.... Alex, das Haus ist vermint und Gas strömt aus. Schaff deine Leute sofort hier raus.“, schrie Semir durchs Funk und schnappte sich, mit Hilfe eines weiteren SEKlers Ben und zerrte ihn nach draußen. Die Uhr tickte unaufhörlich, doch einer der Polizisten machte sich daran, das Ding zu entschärfen. Würde er es rechtzeitig schaffen können?
Semir ließ Ben ins Gras sinken. „Hey… Ben…komm schon…!“, stieß er aus und gab Ben leichte Schläge ins Gesicht. Dank der frischen Luft kam er zu sich. Verwirrt öffnete er die Augen und sah in Semirs Gesicht und richtete sich auf. Doch sofort drückte Semir ihn wieder runter. „Bleib liegen…der Arzt ist gleich da…“, sagte er sanft. „Semir…die Bombe…die Bombe.“, stieß Ben aus. „Ja ich weiß. Die Kollegen sind bereits dabei…“, beruhigte Semir ihn. In diesem Augenblick kamen die Männer aus dem Haus. „Das war gar nicht so schwer…“, grinste einer der Entschärfer. Semir sah ihn an. „Habt ihr alles durchsucht?“, wollte er wissen. „Ja soweit schon… aber er ist weg.“, gab der Mann von sich. „Ich weiß…auch wo…“, stieß Ben schwer atmend aus. „Wohin?“, wollte Semir sofort wissen. „Bahnhof….hust---hust…Köln….“, kam von seinem Partner. Semir richtete sich auf. „Alex!! Wir müssen zum Bahnhof….!“, rief er dem Mann vom SEK zu. „Nimm…mich mit…Semir…“, stieß Ben aus. Ein leichtes Lächeln huschte über Semirs Gesicht. „Vergiss es… du wirst ins Krankenhaus gebracht.“, befahl er. Schon war der Arzt bei Ben und untersuchte ihn. „Scheint ja einiges mitgemacht zu haben….“, murmelte er und ließ Ben sofort in den Rettungswagen bringen. Er sah kurz zu Semir. „Marienhospital…aber heute keine Besuche…“, gab er bekannt. Semir hob die Hand und nickte. Dann war er verschwunden.