„Also, meine Theorie ist, dass die Tiere durch den Zoll geschmuggelt werden und zwar durch die Abteilung mit den Transportboxen. Die Boxen werden durch den Zoll gebracht und müssen dann irgendwie weiter verkauft werden. Ich kann mir allerdings eines nicht erklären... die Boxen haben alle genaue Papiere. Dennoch habe ich die Zielpersonen, die auf den Kopien standen, angerufen.“, erklärte er und machte einen dramatische Pause. Semir und Ben warteten auf die Fortführung der Erklärung. „Und? Was ist mit den Papieren?“, wollte Ben nun wissen, da ihm das mit der Pause zu bunt wurde. „Tja, die Zielsteller haben die Tiere nie erhalten und auch noch nie bestellt.“, erklärte Dr. Weißmüller. „Das heißt, jemand von ihnen fälscht die Protokolle und lässt die Boxen einfach so durch?! Ein starkes Stück.“, stieß Ben aus und sah Semir an, der ebenfalls erstaunt seinen Kollegen ansah. „Das denke ich auch... deshalb brauche ich ihre Hilfe. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass einer meiner Kollegen das ohne triftigen Grund macht. Ich meine, da muss etwas dahinterstecken.“, stieß Felix Weißmüller aus. Semir sah ihn an. „Ich denke, ich habe eine Idee.“, meinte er und beide sahen ihn an. „Was hast du vor, du verrückter Kerl?“, wollte Ben lachend wissen. „Warte es ab.“, grinste Semir nur. „Das würde ich aber jetzt auch gerne wissen.“, kam es von Weißmüller und neugierig blickte er zum Deutschtürken hinüber. „Das verrate ich ihnen gleich. Jetzt möchte ich erstmal mit dem Beamten sprechen, der immer dann in der Abteilung mit den Transportboxen war, wenn solche Lieferungen kamen.“, erklärte Semir und Weißmüller führte die beiden Autobahnkommissare zum Flughafen hinüber.
Miro hatte die Sachen abgeliefert und fuhr zur großen Villa an einem See gelegen. Sie war mit einer großen, schweren Steinmauer umgeben. Auf den Mauerkronen waren dicke Metallspitzen eingelassen. Niemand konnte so unbemerkt auf das Gelände ohne sich dabei nicht ernsthaft im Bauchbereich zu verletzen. Miro parkte den Wagen neben den Eingang. Eine große Marmortreppe führte vom Kieshof auf direkt zur Doppeltür hinauf. Die Treppe wurde von zwei überdimensionalen Marmorlöwen flankiert, die jedem Ankommenden mit ihren steinernen Pranken und ihrem weit geöffneten Maul zu Tode erschreckten und in Stücke zu reißen drohten. Miro ließ, unbeeindruckt von den steinernen Wächtern, die Treppe hinter sich und betrat die Villa. „Horazio? Ich bin's Miro.“, rief er durch das große Gebäude, doch er bekam keine Antwort. „Horazio?“, erneuerte er seinen Ruf, doch dann hörte er nur ein großes Fauchen und schnelle, dumpfe Schritte, die vom zweiten Stock kamen und auf die Treppe zuhielten. Die Schritte klangen bedrohlich und näherten sich Miro immer schneller werdend. „Miro... ich bin hier hinten.“, hörte der Mann plötzlich aus dem hinteren Teil des Hauses. Sofort setzte sich der Helfer in Bewegung und ging in den Wintergarten. Ein großer, hochgewachsener Mann mit schütterem Haar, grau emailliert, und dichten Augenbrauen, die die kleinen, stechenden Augen bedeckten, stand an einem Vogelständer auf dem ein bunt gefiederter Papagei saß. „Ahhh Miro, hast du alles erledigt? Ist die Ware bei den Kunden?“, wollte er wissen. „Ja Horazio... alles ist erledigt und ich habe auch mit diesem Zöllner gesprochen. Er wird nicht noch einmal so eine Forderung stellen.“, kam es gleichgültig von dem Eintreiber und er überreichte seinem Chef einen riesigen Batzen Geld in einem Koffer. „Sehr gut...“, erwiderte Horazio und plötzlich kam ein halbwüchsiger Sibirischer Tiger hinter dem Mann her, rannte ihn fast um und machte einen Satz auf die lederne Couch. „Ohhh... Salomon... warst du wieder alleine oben?“, fragte Horazio mit sanfter Stimme und warf dem noch jungen Tier einen Brocken Fleisch hin, dass das Tier mit seiner Pranke fing und sofort gierig verschlang.
Weißmüller ging mit den Beiden zu dem entsprechenden Schalter. „Das sind meine Mitarbeiter Josh Schmitz und Lena Henkel… die Beiden haben immer gemeinsam Dienst und hier ist es mir halt auch aufgefallen.“, raunte Weißmüller Semir zu. „Herr Schmitz….Frau Henkel…Haben Sie bitte ein paar Momente…“, bat Weißmüller seine Angestellten. „Ja sicher….“, kam irritiert von Lena Henkel und auch Josh sah verwirrt auf. „Das sind Herr Gerkhan….“, fing Weißmüller an, doch Semir hob die Hand. „Ich mach das...“, lächelte er. „Semir Gerkhan und mein Kollege Ben Jäger… wir sind vom Hauptzollamt aus Aachen und für die Qualität der Abfertigung zuständig. Herr Jäger und ich würden uns gern für eine Weile Ihre Arbeitsweise ansehen. Wie Sie sicher wissen, ist das Qualitätsmanagement auch im Zollbereich eingedrungen und wir müssen uns halt ein Bild machen, wo man die Beamten des Zolls vielleicht schulen kann…“, erklärte Semir und bekam von Ben einen fragenden Blick zugeworfen. „Qualitätsmanagement? Bei der Abfertigung von Reisenden und eventuellen Schmugglern?“, warf Lena Henkel überrascht ein. „Ja….wir sind noch im Aufbau und Köln ist für uns die erste Anlaufstelle…Herr Weißmüller hat uns Ihre Mithilfe versprochen…“, lächelte Semir. Weißmüller nickte nur. „Ja…ich hoffe sehr, dass Sie die Herren dabei unterstützen.“, bestätigte er nach einer kurzen Pause. „Wenn es Ihr Wunsch ist… was ist denn unser Beitrag an dieses Qualitätsmanagement?“, wollte Lena wissen. „Sie müssen eigentlich gar nichts tun…einfach nur zeigen wie Sie arbeiten. Ich möchte nicht, dass Sie sich verstellen…das ist wichtig…“, erklärte Semir und tat auf sehr wichtig. „Was hat es denn für uns für einen Vorteil?“, wollte Josh wissen. „Nun….es ist sicher auch in Ihrem Interesse, wenn die Gäste…so wollen wir die Reisenden künftig nennen…..mit einem entspannten Gesicht die Zollkontrolle über sich ergehen lassen. Das ist doch auch in ihrem Sinne…. Es gäbe keine Übergriffe mehr und alle sind zufrieden…“, lächelte Semir. „Haben Sie das schon auf einem anderen Flughafen gemacht?“, kam die nächste Frage von Josh. „Nein…Köln ist der erste Flughafen…“, gab Semir zu. Und dabei log er ja nicht.