Beiträge von Elvira

    „Sag mal spinnst du total?“ fauchte Martin Fauch seinen Freund an. „Was denn? Ich habe ihm lediglich einen Rat gegeben, mehr nicht. Denkst du wirklich so ein kleiner Bulle könnte mir gefährlich werden? Den zertrete ich wie eine Laus, wenn er mir noch einmal über den Weg läuft!“ knurrte Bachmeyer wütend. „Das war eine Drohung und das weißt du ganz genau. Was ist mit dem Jungen von dem er gesprochen hat? Was ist damit?“ wollte Fauch wissen. „Ein unliebsamer Zeuge, mehr nicht. Er hat Schrankmann im Versteck gesehen und könnte uns gefährlich werden. Außerdem hat er mir Drogen und Geld gestohlen. Das lasse ich mir nicht gefallen!“ erklärte Bachmeyer während sie ins Auto stiegen. „Lass die Finger von dem Jungen. Das letzte was du jetzt gebrauchen kannst ist ein Bulle, der dich auf den Kicker hat. Unterschätze Gerkan nicht, er ist eine verdammt guter Polizist und er hat viele Freunde.“ warnte Martin ihn. Bachmeyer nickte leicht. „Jeder Freund hat eine Schwachstelle. Aber vielleicht hast du Recht. Sollen sie sich doch Schrankmann schnappen, ich finde jederzeit neue Mitarbeiter.“ gab er von sich und stieg ein. Dabei drehte er sich noch einmal zu der großen Fensterfront des Polizeireviers. Er sah die Silhouette des türkischen Polizisten und hob freundlich die Hand. „Steig endlich ein und provoziere ihn nicht auch noch!“ warnte Fauch ihn. „Ist ja gut…“ lachte Bachmeyer und stieg ein. „Fahr mich zurück zu meiner Villa. Ich überlege gerade ob ich nicht eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen diesen Gerkan zu machen. Immerhin ist er bei mir eingedrungen und hat alles durchsucht.“ dachte er laut nach. „Er hatte einen Durchsuchungsbefehl bei sich und damit alle rechtlichen Schritte eingehalten.“ erklärte Martin. Lucas sah ihn an. „Es ist mir egal…ich mag den Kerl nicht, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass er mir etwas anhaben kann!“ fauchte er wütend. „Das wird er auch, wenn du ihn nicht in Frieden lässt. Lass ihn einfach seine Arbeit machen und gut ist. Vergiss die Drogen und das Geld was der Junge geklaut hat, vergiss dass er Schrankmann gesehen hat und vergiss diesen Gerkan. Dann kannst du noch lange in Freiheit leben.“ prophezeite Martin. Lucas Bachmayer lächelte gehässig. „Wir werden sehen, aber er wird eine Lektion bekommen damit er weiß dass ich gefährlich werden kann.“ Versprach er. Martin schüttelte unverständlich den Kopf. „Damit bringst du dich in Teufels Küche! Und dann kannst du nicht mehr auf meine Hilfe hoffen. Ich habe dich bisher immer rausgehauen, aber wenn du anfängst deinen privaten Rachefeldzug durchzuführen, dann mache ich nicht mit!“ warnte Martin ihn. Lucas packte sein Handgelenk. „Stell dich nicht gegen mich, denk an deine Tochter…“ drohte er seinem Anwalt.

    Dieter und Niklas kamen bei Dr. Martin Hofstätter an, der bereits auf seinen Patienten wartete. „Hallo Niklas.“ begrüßte er den Jungen als er im Behandlungszimmer saß. „Dieter wartet draußen auf dich.“ lächelte er. „Gut…“ nickte der Junge und sah sich unsicher um. „Keine Sorge…wir werden nur reden. Reden ist nämlich sehr wichtig. Erzähle mir was du von deiner Kindheit weißt. Wenn es für dich zu schwer ist, können wir auch Hypnose versuchen, das ist einfacher als zu reden.“ schlug Martin vor. „Ich weiß nicht…ich kenne das nicht. Niemand hat sich bisher für meine Vergangenheit interessiert. Keiner wollte bisher wissen was mit mir passiert ist.“ kam unsicher von Niklas. „Ich würde es gern wissen. Denn nur wenn ich alles darüber weiß kann ich dir helfen. Willst du es mir so erzählen?“ wiederholte Martin. Niklas schüttelte leicht den Kopf. „Ich will mich nicht erinnern. Es gibt keine schönen Dinge in meiner Vergangenheit.“ lehnte er ab. „Ich weiß…aber Niklas wenn du nicht darüber redest dann kannst du es nie verarbeiten. Ich will dich nicht verletzen. Okay…dann werden wir es mit Hypnose machen. Es passiert dir gar nichts dabei. Du wirst schlafen und ich werde dich fragen. Du musst mir nur vertrauen.“ redete Martin auf ihn ein. Niklas überlegte kurz und nickte dann. „Was muss ich tun?“ wollte er wissen. Martin lächelte sanft. „Nicht viel. Du legst dich auf die Couch und schließt die Augen. Du konzentrierst dich nur auf meine Stimme und wirst dann müde werden. Irgendwann wirst du einschlafen und träumen.“ erklärte Martin und wies auf seine dunkle Ledercouch. Niklas folgte dem Wink. „Ich weiß nicht…ich habe Angst…“ gab der Junge zu. Martin nickte. „Natürlich…hast du Angst. Das ist ganz natürlich, aber wenn ich dir helfen soll, dann musst du mir auch vertrauen. Nur so geht das. Niklas…ich will dir nichts Böses tun. Absolut nicht. Ich will dir helfen. Du wirst das was du erlebt hast sicher nie vergessen, aber ich kann dir nur helfen, wenn ich alles weiß. Wenn du es nicht so erzählen kannst und das verstehe ich wirklich sehr gut, denn du hattest bisher keine schöne Kindheit. Aber du kannst damit leben, wenn du verstehst was passiert ist. Wenn du begreifst das dir jetzt niemand mehr etwas tun kann. Du musst mir vertrauen.“ redete Martin auf Niklas ein. Der Junge wurde nervös, das merkte Martin natürlich sofort. Er legte dem Jungen den Arm auf die Schulter. „Vertraust du mir?“ fragte er leise. Niklas nickte. „Okay…dann leg dich auf die Couch. Keine Sorge…es geht nicht direkt los. Wir machen jetzt erst einmal autogenes Training damit ich sehen kann wie gut du entspannen kannst. Du legst dich einfach so hin, wie du dich am wohlsten fühlst. Du musst dich richtig hinlegen…“ erklärte Martin. Niklas tat es. Martin nahm eine dünne Decke und legte sie über Niklas. „Schließ die Augen und hörte nur auf meine Stimme. Ich werde jetzt anfangen. Du hörst nur auf meine Stimme.“ bat Martin. Niklas nickte und schloss die Augen.

    Lucas Bachmeyer sah den türkischen Hauptkommissaren an. „Sie denken wirklich, dass Sie mir etwas nachweisen können?“ fragte er höhnisch. Gerkan nickte. „Sie werden sich wundern, was wir alles finden. Wenn nicht hier, dass in Ihrer Stadtwohnung die ebenfalls in diesem Augenblick auf den Kopf gestellt wird. Genau wie Ihre Spedition.“ zählte Gerkan auf. Lucas holte tief Luft. „Wie können Sie es wagen? Wer gibt Ihnen das Recht dazu?“ schrie er wütend. „Wer sich gegen das Gesetz stellt sollte sich nicht wundern, dass die Polizei nicht tatenlos zusieht.“ kam ruhig und besonnen von Gerkan. „Ich werde meinen Anwalt anrufen!“ fauchte Lucas wütend und griff zum Telefon. Bevor er jedoch wählen konnte legte Gerkan die Hand auf das Gerät. „Sind Sie denn der Meinung dass Sie einen brauchen?“ grinste er. Lucas sah ihn an. Außer ihm und Gerkan war niemand in der Nähe. „Wenn Sie das hier durchziehen sollten, Gerkan, dann schwöre ich Ihnen, dass Sie nie wieder ein Auge zu machen können. Sie müssten Angst haben, dass einer ihrer Liebsten etwas passiert. Ich warne Sie, treiben Sie das Spiel nicht zu weit. Das ist eine ernstgemeinte Warnung.“ warnte er deshalb den Polizisten. Gerkan nickte. „Ja sicher ist das ernst gemeint. Dem Richter wird das sicher sehr interessieren.“ gab dieser zurück. Bevor er noch weiter ausholen konnte wurde er vom Handy unterbrochen. „Ja Semir hier?“ meldete er sich. Lucas sah ihn musternd an. Sollten die anderen etwas gefunden haben? „Ja…das ist sehr gut. Ja…bring es direkt in die KTU die sollen eine Analyse machen.“ befahl Gerkan. Er beendete das Gespräch und sah Lucas Bachmeyer grinsend an. „Meine Kollegen haben in einem Wagen von Ihnen eine kleine Menge weißes Pulver gefunden. Können Sie mir erklären was es war?“ wollte er von Lucas wissen. Dieser zog die Schultern hoch. „Babypuder oder so? Wir hatten kürzlich einen Umzug von einer Familie mit Sechslingen. Das wird wohl eine dieser Dosen herunter gefallen sein.“ erklärte Lucas. Gerkan sah ihn an. „Das glauben Sie doch wohl selbst nicht. Aber gut…wenn Sie uns nichts sagen wollen dann können wir das Verhör auch auf der Dienststelle fortsetzen.“ schlug er vor. „Mit welchem Hintergrund?“ wollte Lucas wissen. „Wegen Verdacht des Drogenhandels.“ entgegnete nun der Partner von Gerkan. Lucas lachte auf. „Das ist ja wohl an den Haaren herbei gezogen. Zu solchen Anschuldigungen sind ja auch Beweise nötig oder?“ fauchte er den Mann an. „Die Analyse des „Babypuders“ aus Ihrem Wagen wird sich ans Kokain herausstellen. Das wissen Sie sehr genau. Es wäre gut, wenn Sie uns ohne Probleme begleiten würden.“ schlug der Kollegen vor. Lucas knirschte mit den Zähnen, doch er nahm seine Jacke und ging mit den Beamten raus. „Ach ja…Schrankmann werden wir auch noch finden.“ grinste Gerkan.

    Neben Lucas Bachmeyer kam auch sein Anwalt Dr. Fauch zur Wache. Er war bei der Vernehmung dabei und drehte Semir das Wort im Munde um. „Sie behaupten also, dass Sie in einem der Fahrzeuge von Herrn Bachmeyer Drogen gefunden haben? Wo ist denn die Analyse? Und wer sagt, dass diese illegalen Mittel nicht von Ihnen eingeschleppt wurden? Wir wissen doch beide, das Sie und der Polizeiapparat seit Monaten hinter meinem Mandanten, der übrigens ein unbescholtener Bürger ist…“ erklärte der Anwalt. „Ihr Mandant ist ganz sicher kein unbescholtener Bürger. Ich nehme an, das Sie seine Strafakte sehr wohl kennen.“ knurrte Semir leise. „Das sind alles Beschuldigungen die nicht der Wahrheit entsprechen. Aber reden wir nicht von den alten Kamellen. Es geht hier um diesen Kokainfund oder besser gesagt angeblichen Kokainfund.“ Erklärte Fauch. „Der angebliche Kokainfund ist tatsächlich Kokain und Sie wollen doch wohl nicht behaupten, das es aus Versehen dort gelegen hat oder?“ mischte sich Kim nun ein. „Frau Krüger…das habe ich nicht behauptet. Ich sagte nur, dass es gut möglich ist, das in Ihrem Labor vielleicht die Probe des Babypuders mit der Probe von Kokain vertauscht und glauben nun, dass die echte Probe eben tatsächlich Babypuder war.“ erklärte Fauch umschreibend. Semir stieß einen Laut der Verachtung aus. „Das glauben Sie doch wohl selbst nicht! Ihr Mandant hat schon mehrere Delikte mit Drogen hinter sich! Er hat einen Dealer vor unseren Augen erschießen lassen! Ihren Mandanten Fassbender falls Sie sich an diesen Herrn erinnern und er ist hinter einem 14jährigen Jungen her, der seine Leute in der Hütte mit Drogen erwischt hat. Nur weil der Junge unter Schutz steht lebt er noch!“ schrie Semir wütend. Fauch sah ihn nur an. „Ich habe von Fassbenders Tod gehört und bedauere es sehr, dass er einen gewaltsamen Akt zum Opfer gefallen ist und dass es vor einem Revier der Polizei passierte ist ja wohl noch schlimmer. Wenn man hier schon nicht sicher ist…“ zeterte Fauch. Semir schüttelte den Kopf. Wie konnte ein Mensch nur so geldgierig sein und einen Menschen wie Bachmeyer verteidigen. Semir wusste auch, dass er immer auf solche Anwälte stoßen würde, denn viele sehen leider nur auf das Geld was sie mit ihrem Mandanten verdienen konnten. Ob die Polizei im Recht war, interessierte ihn nicht. „Wie dem auch Sei, die Indizien die Sie gegen meinen Mandanten haben, sind haltlos. Auf solche Hinweise hin wird die Staatsanwaltschaft auch keinen Haftbefehl ausstellen und deswegen nehme ich ihn jetzt auch mit!“ verkündete Fauch und nickte Bachmeyer zu. Semir atmete tief ein. „Herr Gerkan, ich hoffe Sie nehmen es nicht allzu persönlich, aber ich möchte Ihnen einen guten Rat geben. Halten Sie sich von mir und von meinem Gelände fern. Es könnte sonst sehr gefährlich werden und wir wollen doch nicht das Ihnen etwas passiert nicht wahr?“ lächelte Bachmeyer. Semir erwiderte den Blick. „Wollen Sie mir wirklich drohen?“ fragte Semir leise. „Es ist ein weiser Rat gewesen, mehr nicht oder wollen Sie mich deswegen anklagen? Herr Dr. Fauch hat auch nur den Ratschlag gehört nicht wahr?“ grinste Bachmeyer den Anwalt an. „Selbstverständlich Herr Bachmeyer. Kommen Sie bitte!“ forderte Fauch ihn erneut auf und zog ihn regelrecht aus dem Revier raus.

    „Sonja!! Sonja…mein Engel….ich hab es geschafft. Ich habe es wirklich geschafft. Das hier ist Dieter…ich lebe bei ihm und habe sogar ein eigenes Zimmer nur für mich!“ erzählte Niklas. „Was? Nein..nein…er ist keiner vom Heim Er ist Polizist und er ist genau wie seine Kollegen mein Freund. Ich habe noch mehr…ich werde wieder zur Schule gehen und ich werde Musiker. Ben, das ist der Mann wo ich …egal…er wird mir das Gitarre spielen beibringen und ich werde dann Musiker…und dann kann ich dir endlich den Stein kaufen den ich für dich ausgesucht habe. Ich wünschte du könntest sehen wie glücklich ich bin. Ich könnte ganz laut schreien vor Glück. Ich…ach Sonja..wenn du es nur sehen könntest. Ich bin im Augenblick der glücklichste Mensch auf Erden. Niemand sagt ich sei Dreck oder ein Versager. Alle helfen mir…aber ich…ich kann …was? Ja…ja sicher. Ich freue mich riesig und ich darf dich immer besuchen. Dieter ist nicht wie die im Heim. Er ist sehr sehr nett.“ versprach Niklas. Dieter hörte zu und musste schlucken. Wie schlimm musste es für den Jungen gewesen sein, dass er diese Zwiegespräche mit seiner Schwester nicht führen konnte. Wie konnten Erzieher so grausam sein und dem Jungen den einzigen Halt nehmen, der ihn auf dem rechten Weg führte. „Niklas… warum erzählst du nicht auch von Martin?“ harkte Dieter nach. „Oh ja….das ist auch ein Freund. Ein Psychologe. Er will mir helfen, das ich mit allem was ich mir vorwerfe fertig werde. Weißt du…Sonja…er denkt er kann mir helfen und ich habe Ben und Dieter versprochen alles zu tun um nicht ins Heim zu kommen. Aber das ist nicht so schlimm.“ erzählte Niklas. Dieter sah zu wie er das Unkraut von dem Grab zupfte und frische Blumen die er eben noch gekauft hatte in die Vase tat. „Die sind von Dieter. Ich habe leider kein Geld mehr gehabt um dir Blumen zu kaufen….Was? Nein…ich werde dich nie vergessen. Du bist meine Schwester. Mein Engel…mein Glück….ich werde dich immer besuchen. Und ich werde dir auch erzählen wie es in meinem Leben weitergeht. Das verspreche ich dir.“ erklärte Niklas weiter. „Und nun komm. Wir müssen noch vieles erledigen. Du brauchst noch Schulsachen und du musst zu Martin.“ ermahnte Dieter ihn. Niklas nickte. Er nahm das Bild von Sonja und küsste es erneut. „Bis bald mein Engel….ich habe dich sehr lieb und ich vermisse dich.“ sagte er leise. Dann fuhr er mit Dieter zum Therapeuten. „Was wird Martin mit mir machen?“ fragte Niklas leise. „Das weiß ich nicht. Er wird sicher erst einmal mit dir reden. Dir ein paar Fragen stellen. Niki…du musst keine Angst vor ihm haben. Er will dir nur helfen. Und Reden kann sehr gut helfen.“ erklärte Dieter. „Ich habe keine Angst. Ich könnte vor Glück laut schreien. Ich wünschte alle könnten hören wie gut ich mich fühle. Wie glücklich ich bin.“ lachte Niklas. Dieter hatte den Jungen noch nie so locker gesehen. Doch was wenn diese Euphorie nur kurzfristig war? Was wenn der Junge wieder in ein tiefes Loch fiel?

    Semir und Ben fuhren zur PAST zurück. „Okay…Schranke hasst ihren Bruder ganz offensichtlich und sie wird ihn nichts verraten haben. Dann bleiben aber auch nicht viele Personen übrig. Es muss jemand in ihrer Umgebung sein. Die Sekretärin wäre eine Möglichkeit. Sie hat Verbindung zur Schranke und könnte mit diesem Kerl zusammen sein. Mit diesem David. Aber gut, dass wir den Durchsuchungsbefehl von dem Oberstaatsanwalt bekommen haben. So werden wir Bachmeyer empfindlich auf die Füße treten und uns richtig unbeliebt machen. “ grinste Semir. Ben nickte. Er konzentrierte sich auf den Verkehr. „Wir müssen unbedingt darauf achten, dass Niklas nicht in Schwierigkeiten gerät.“ setzte er an. „Ja sicher…aber wenn er bei Dieter wohnt ist es wesentlich besser. Immerhin ist sein Haus gesichert. Niklas wird zur Schule gebracht und auch abgeholt. Wir werden dem Jungen explizite Anweisungen geben. Er muss sie einhalten und er wird es auch. Er weiß nämlich genau, dass er in Gefahr ist. Das ist ein sehr intelligenter Junge.“ lobte Semir den Schützling von Ben. Er lenkte den Wagen auf den Parkplatz. „Oh..Dieter hat Niklas wohl schon heim gebracht. Nun ja…er soll sich einleben.“ grinste Ben. Er war unendlich froh, dass Dieter Niklas aufnahm. Sie betraten das Revier und wurden direkt von Kim ins Büro gerufen. „Herr Gerkan, Herr Jäger. Ich gratuliere.“ lächelte sie. „Warum? Für was?“ fragte Semir verwundert. „Nun...Dr. Beckmann hat mich angerufen und mir erklärt was bei Frau Schrankmann gewesen ist. Sie haben den Fall nun übernommen und die Sachen werden von der Drogenfahndung sicher schon auf den Weg hierher sein. Enttäuschen Sie die Staatsanwältin nicht. Sie ist übrigens beurlaubt bis der Fall geklärt ist.“ gab sie Bericht ab. „Sie war aber im Büro. Dann können wir uns dranmachen und Bachmeyer einen Besuch abzustatten. Der Herr freut sich bestimmt auf uns. erklärte Ben. Kim nickte. „Sie nehmen Verstärkung mit und stellen die Villa von Bachmeyer auf den Kopf. Drehen Sie jeden Stein um wenn es sein muss.“ befahl sie. „Worauf Sie sich verlassen können.“ nickte Semir und machte sich mit Ben auf den Weg zum Drogenbaron von Köln. Mit sechs Wagen fuhren sie in der Kolonne durch die Kölner Innenstadt teilten sich nach einigen Straßen. Die Kolonne zog einige Blicke auf sich. Nur knappe 15 Minuten standen sie vor der Villa von Bachmeyer. Semir stieg aus und klingelte an dem Tor. Wenig später kam ihm einer der Bodyguards entgegen und sah ihn drohend an. Semir hielt seinen Ausweis hoch. „Bring mich zu Bachmeyer!“ forderte er den Mann auf. „Warum?“ kam die Gegenfrage. „Das zu erklären würde deinen Horizont überfordern und das möchte ich auf gar keinen Fall“ grinste Semir. „Hä?“ fragte der Mann. „Bring mich zu Bachmeyer!“ wiederholte Semir. Diesmal öffnete der Mann und ließ die Polizisten rein. Doch kaum hatten sie das Haus betreten wurden sie von Lucas Bachmeyer aufgehalten. „Was fällt Ihnen ein?“ fauchte er Semir an. Semir hielt den Durchsuchungsbefehl hoch. „Wir haben eine Einladung. Gerkan Kripo Autobahn! So Jungs…dreht alles auf links!“ forderte Semir die Kollegen auf. Bachmeyer las sich das Papier genau durch. „Und was glauben Sie zu finden?“ harkte er gelassen nach. Semir grinste. „Herr Bachmeyer..ich denke Sie wissen was wir vermuten. Diesmal werden Sie sicher nicht weit kommen. Sagt Ihnen der Name David Schrankmann etwas?“ fiel Semir direkt mit der Tür ins Haus. Er bemerkte das Bachmeyer zusammenzuckte von Bachmeyer und grinste. „Wo finden wir diesen Herren?“ harkte er sofort nach. „Ich bin keine Auskunft.“ kam kühl zur Antwort.

    Semir wachte auf. Er sah sich um und richtete sich auf. Das Zimmer stank erbärmlich nach Katze. Semir rümpfte die Nase und sah sich weiter um. Dabei war er sehr vorsichtig, da er nicht wusste, ob Mascha nicht auch hier sein Nachbar war. Doch die Angst war umsonst. Er lächelte leicht. Zumindest war er hier allein…dachte er. Der Raum war recht groß und überall lagen Kissen. Irgendwas stimmte nicht….Semir hatte das starke Gefühl nicht allein zu sein. Doch er konnte nichts entdecken. Er ging zur Tür und rüttelte daran. Sie war verschlossen, das verwunderte Semir nicht wirklich. Aber was waren das für Spuren an der Tür? Sie sahen aus wie Kratzer von Krallen…scharfen Krallen. Erschrocken sah er sich erneut um. Vielleicht war dies hier ein Raum, welches die Schmuggler für die Großkatzen als Behausung nutzten…aber konnte er sicher sein, dass hier keiner war? „Guten Tag Herr Gerkhan…ich hoffe Sie haben sich eingelebt… nur keine Sorge…Sie sind derzeit allein. Der zweite Benutzer dieses Raumes, hat gerade Ausgang….aber ich denke Sie kommen sehr gut mit ihm zu Recht.“, hörte er plötzlich eine Stimme. „Wer sind Sie?“, fragte Semir. Es kam keine Antwort auf seine Frage. „Sie dürfen sich glücklich schätzen hier bei mir zu sein. Ist doch gemütlichere als ein Käfig oder? Ach ja….wir essen um vier….Sie werden dann geholt, aber denken Sie nicht, dass Sie dann eine Chance haben, denn ich habe Mittel, die Sie dazu bringt, alles zu tun, was ich fordere…“, erklärte die Stimme. Semir sagte nichts darauf. Warum auch, scheinbar wollte sein Wärter nicht mit ihm sprechen.

    Die Tageszeitung schlechthin berichtete über den Tod einer jungen Zöllnerin, die erstochen wurde. Das war auch das Tagesgespräch in allen Kneipen und die Berichte in den Nachrichten ließ Miro zufrieden grinsen. Der Bulle hatte es tatsächlich getan. „Boss….er hat es gemacht…ich finde wir sollten ihn nun damit konfrontieren, dass er uns den Luchs bringt.“, schlug er vor. Horazio nickte. „Ja sicher….morgen wird es soweit sein. Und bis dahin genieße ich das Schauspiel, was sich hier gleich bieten wird. Salomon wird sicher gleich seinen Raum aufsuchen und den Eindringling bemerken. Du kennst den kleinen Kerl…er kann sehr ausfallend werden, wenn es darum geht sein Revier zu verteidigen. Aber Timo steht bereits mit Verbandzeug bereit.“, lachte Horazio. Miro nickte. „Was wenn er zubeißt? Er ist zwar jung, aber eine tote Geisel nützt uns nichts…“, gab er zu bedenken. „Nur keine Angst.“, entgegnete Horazio lachend. „Salomon hat doch gerade mal seine Milchzähne, wenn man das bei einem Tiger so nennen kann.“, lachte er. „Er wird unseren Gast nur ein bisschen annagen und das wird er verschmerzen können. Sollte er allerdings frech werden, können wir ihm ja Mascha aufs Zimmer schicken.“, grinste der Boss. Miro nickte. „Bereite schon alles für den Luchs vor. Er wird dann gleich an unseren Kunden weiter geliefert. Dieser wartet schon ungeduldig auf seine Ware. Und bisher hab ich immer geliefert.“, knurrte Horazio. Wieder ein Nicken seines Helfers und Miro verließ das Zimmer. Jetzt war es an der Zeit, Jäger auf den Luchs anzusetzen.

    Semir sah sich in dem Zimmer ganz genau um. Außer den vielen Kissen auf dem Boden fand er noch diverses verkautes Spielzeug und einen großen Kratzbaum. Solch einen kannte er, hatte er doch für Felix auch einen gekauft, damit dieser nicht immer Semirs Bauch oder die teure Ledercouch dafür nahm. Doch dieser Kratzbaum war klein und der vor Semir war fast so groß wie er selbst. Was für ein Tier lebte hier in diesem Zimmer? Semir ging weiter und entdeckte eine Hundeklappe. Leider war sie nicht groß genug für ihn. Dennoch warf er einen Blick hindurch und konnte kleine weiß-schwarze Füße erkennen, die in seine Richtung getrappelt kamen. Schnell wich Semir von der Klappe zurück und hörte schon ein leises Fauchen. Im nächsten Moment kam ein Tiger durch die Klappe und sah sich um, die Nasenflügel bewegten sich deutlich. Semir merkte von seinem Versteck aus, dass es noch ein junger Tiger sein musste, zwar kein Baby mehr, aber auch noch nicht ausgewachsen. Was würde gleich passieren? Wieder fauchte das Tier, blieb aber regungslos stehen, drehte nur den Kopf ab und zu zur Seite und sah in die Richtung, wohin sich Semir verkrochen hatte. Doch jetzt bewegte er sich und kam vorsichtig auf Semir zu, das Maul aufgerissen und die Schnurrhaare angespannt. Immer wieder blieb er stehen und schnupperte. Dann duckte er sich und schlich weiter. Semir konnte aus dem Berg Kissen sehen, wie der Tiger davor verharrte, sich keinen Zentimeter bewegte, doch dann machte er einen Satz und schnellte mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Deutschtürken zu. Semir stieß einen kurzen Schrei aus und merkte, wie er von dem Tiger mit dessen Pranken umarmt wurde. „Bitte... friss mich nicht.“, stieß er ängstlich aus. Doch die Sorge war unbegründet.

    Ben hatte die Nachrichten an. Jetzt wusste er, dass Kims Plan geklappt hatte. Hoffentlich würden die Entführer das auch schlucken. Immer wieder sah er auf sein Handy. Hätte er die Anrufe von Andrea nicht ignorieren sollen? Hätte er ihr sagen müsse, wie es um ihren Mann steht? Dass er schon wieder entführt und als Druckmittel missbraucht wurde? Nein, das konnte Ben nicht. Andrea war schwanger. Wer weiß, wie solch eine Nachricht sich auf das Kind auswirken konnte. Nein, er musste die Fassade aufrecht erhalten. Ben wollte gerade den Fernseher ausschalten, als sein Handy klingelte und die Nummer von Semir sichtbar wurde. Sofort griff er danach und nahm den Anruf entgegen. „Hallo?“, meldete er sich. „Pass gut auf, Bulle... bis morgen Abend hast du Zeit, uns den Luchs zu besorgen. Oder andernfalls wird dein Kollege zu Tierfutter verarbeitet. Hast du mich verstanden?“, fauchte die Stimme. „Ich will mit meinem Kollegen sprechen.“, forderte Ben und versuchte, jegliche Angst aus seiner Stimme zu nehmen. Angesichts der Drohung des Unbekannten war dies aber so gut wie unmöglich. Ein Lachen durchdröhnte die Leitung. „Was willst du? Hör mal, ich glaube, du bist kaum in der Lage, Forderungen zu stellen. Ich gebe dir 48 Stunden Zeit. 48 Stunden, hast du kapiert? Ich melde mich, sobald du den Luchs hast. Dann erfährst du, wo du ihn hinbringen sollst.“, meinte der Mann am anderen Ende und legte auf. Verdammt, dachte Ben, wieder konnte er nicht mit Semir sprechen. Was sollte er nun tun, dachte er. Am Besten, er rief Kim an und erklärte ihr, dass sich die Entführer gemeldet hätten. Dann würde er sich zu diesem Josh Schmitz aufmachen und aus ihm alles an Informationen herausprügeln, was Semir nur im Geringsten helfen könnte. Ben war sich sicher, dass dieser schmierige Zollbeamte etwas mit dem Verschwinden seines Kollegen zu tun hatte.

    So nun darf ganz offziell über die Folge gemeckert werden. :D

    Ich fand die Folge nun nicht so schlecht wie man es uns hier weismachen wollte. Das fing schon mit dem Geplänkel zwischen den Beiden an wie sie sich über die Benzinpreise unterhielten. Wobei sich da wohl jeder Autofahrer fragt, ob er nicht gerade Gold getankt hat.

    Die Story fand ich schon gut durchdacht, wenn auch etwas übertrieben. Dennoch war der Ablauf sehr logisch und hat mir gefallen. Musste schon etwas grinsen, als die Beiden im Kofferaum lagen, war wohl doch etwas eng nur wie soll man sonst auf so ein extrem bewachtes Gelände kommen. Das Gespräch zwischen Hauptmann Ben Jäger und dem armen Gefreiten war schon etwas witzig auch die Diskusion warum er nur Hauptmann ist und Semir Major.


    Fazit: Gute Action, Humor gut dosiert und Spannung kam auch nicht zu kurz. Von daher ….weiter so…auch wenn nicht alle der Meinung sind.

    Isolde Maria Schrankmann sah Semir Gerkan an, als die Polizisten das Büro betraten. „Haben Sie schon etwas herausgefunden?“ wollte sie sofort wissen. „Allerdings…es geht dabei um Ihren Vater…“ nickte Semir. „Meinen Vater? Was hat er mit diesem Vorfall zu tun?“ harkte sie nach. „Nun…wir haben damit wir Ergebnisse finden auch Ihr Leben durchsucht und sind auf Ihren Vater gestoßen. Wussten Sie das er Bigamist war?“ wollte Semir wissen. Isolde schluckte und spielte mit ihrem Kugelschreiber. „Das ist doch absurd! Meine Eltern waren glücklich verheiratet!“ stieß sie aus. „Das mag sein, aber er hatte zwei Frauen und zwei Familien. Aus der einen gehen Sie hervor und aus der Anderen Ihr Bruder David.“ erklärte Semir. „Das ist absoluter Blödsinn!“ stieß Isolde aus. „Das ist es nicht! Und ich denke Sie wissen es genau! Haben Sie Ihrem Bruder die Informationen gegeben? Wusste er daher wo sich Fassbender aufhielt?“ fauchte Ben nun dazwischen. Isolde stand auf und stützte sich mit den Fäusten auf ihrem Schreibtisch ab. „Das ist absoluter Schwachsinn! Ich habe keinen Bruder auch keinen Halbbruder! Mein Vater war nur mit meiner Mutter verheiratet!“ schrie sie zurück. Semir holte eine Akte heraus und warf sie ihr auf den Schreibtisch. „Dann werfen Sie hier mal einen Blick drauf. „Das ist von der Verhandlung in der Ihr Vater wegen Bigamie verurteilt wurde. Und ich muss Ben zustimmen. Sie kennen die Akten mit Sicherheit.“ erklärte er. Langsam ließ sich Schrankmann auf ihren Stuhl sinken. Ihr Blick hing an der Akte. „Das ist nicht nötig… und ja… ich kenne sie.“ gab sie leise zu. „Frau Schrankmann, haben Sie Ihrem Bruder Hinweise gegeben?“ wollte Semir nun etwas fürsorglicher wissen. „Nein. Ich habe keinen Kontakt zu David. Ich will es auch nicht.“ antwortete sie. „Gut…dann erklären Sie mir bitte, wie Bachmeyer an Informationen kommt, die er nicht haben kann? Warum haben Sie uns frei gestellt und den Fall anderen übertragen?“ harkte Ben nach. Isolde sah ihn an. „Ich wollte Ihnen beiden auch mal etwas Gutes tun. Ich weiß das Sie hart in Ihrem Job arbeiten und ich wollte wirklich ….“ erklärte sie fadenscheinig. „Hören Sie bitte auf mit diesem Blödsinn! Wir kennen uns lange genug! Sie haben Angst gehabt das wir genau das herausfinden, was wir herausgefunden haben! Sie wussten ganz genau, dass Ihr Bruder in der Bande von Bachmeyer ist!“ fauchte Semir nun wütend. „Das ist nicht wahr! Okay…er ist mein Bruder aber ich habe ihn ganz sicher nichts gesagt. Warum denn auch? Ich hasse ihn seit ich weiß dass es ihn gibt! Er ist schuld das ich so bin wie ich bin!“ stieß Isolde Maria Schrankmann aus. Semir sah sie zweifelnd an. Er kannte diese Frau schon so lange wie er bei der Polizei in Köln war. Immer wieder sind sie aneinander geraten weil er die Gesetze nicht ganz befolgte aber immer im Rahmen blieb. Wie oft wurde er von ihr suspendiert oder sonst gestraft, weil er mal wieder über die Stränge geschlagen hatte, dennoch spürte er, dass sie die Wahrheit sagte. „Okay…wenn Sie ihm keine Informationen zukommen lassen haben, dann muss es jemand in Ihrem Umfeld geben, oder aber Bachmeyer hat jemanden hier in der Staatsanwaltschaft sitzen, der ihn versorgt.“ erklärte er sachlich. Schrankmann sah ihn an. „Sie glauben mir?“ fragte sie unsicher. Semir schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich, nur glaube ich an die Unschuld von Personen bis ich die Schuld bewiesen habe. Sie werden weiterhin nicht an diesem Fall mitwirken und uns zu jeder Zeit zur Verfügung stehen!“ forderte er sie auf. Isolde Maria Schrankmann nickte. „selbstverständlich! Ich versichere Ihnen, dass ich Ihnen alle Hilfe zukommen lasse.“ versprach sie.

    Dieter Bonrath sah Niklas an, als sie im Haus waren. „Zieh bitte deine Schuhe aus! „ befahl er. Niklas tat es und schon blitzte die Zehe durch die kaputten Socken. Dieter lächelte gequält. „So dann werde ich dir jetzt mal dein Zimmer zeigen.“ ging es bei Dieter weiter. Er wies die Treppe hoch. „da geht es lang“ lächelte er seinem Ziehsohn zu. Gemeinsam gingen sie in das Zimmer was früher Jochen bewohnt hatte. Tatsächlich war alles noch vorhanden. Sogar die Gitarre stand da. „Whow!“ staunte Niklas. „Du wirst das Fenster etwas öffnen müssen. Es ist eine etwas stickige Luft hier drin. Ich sehr selten in diesem Raum.“ erklärte der lange Polizist. Niklas nickte und setzte sich aufs Bett. „Und ich darf hier ganz allein schlafen?“ fragte er unsicher. Dieter lachte auf. „Natürlich. Mein Bett ist im Nachbarzimmer. Aber ich will keinen Stress. Keine laute Musik nach 22 Uhr! Kein Herumstreuen! Keine Party ohne meine Erlaubnis!“ stellte er die Regeln auf. Niklas nickte. „Das ist in Ordnung. Darf ich auf der Gitarre spielen?“ wollte er wissen. „Ich denke Jochen hat nichts dagegen. Aber ich werde ihn anrufen und das abklären. Und nun richte dich ein. Hast du was zum Anziehen?“ wollte Dieter wissen. Niklas sah an sich herunter. „Nicht viel. In der Hütte hab ich noch ein paar Sachen.“ erklärte er. Dieter nickte. „Ich werde nachher mit Ben sprechen, dass er die Sachen abholt. Und nun werden wir mal sehen welche Schule für dich zuständig ist.“ gab Dieter bekannt. Niklas verzog das Gesicht. „Muss ich wirklich in die Schule? Mir fehlen zwei Jahre und auch wenn ich nicht dumm bin, werde ich sicher nicht direkt den Stoff packen.“ gab er zu bedenken. Dieter stöhnte auf und setzte sich neben Niklas auf das Bett. „Niki…ich darf dich doch so nennen oder?“ wollte er wissen. Niklas nickte. „Also Niki…die Schulpflicht musst du erfüllen. Du bist jetzt 14 und wärest in der siebten Klasse wenn ich mich nicht irre. Ich denke auch, dass du am Anfang deine Probleme haben wirst, aber du wirst es schaffen. Du kannst wenn du willst“ machte Dieter dem Jungen Mut. Niklas lächelte. „Stimmt…wenn ich will kann ich alles schaffen. Und ich werde Sonja sagen, dass ich nun nicht mehr allein bin. “ nickte er. „Wir werden nach dem Essen zum Friedhof fahren und dann kannst du es ihr erzählen.“ versprach Dieter. „Das wäre toll. Ich glaube sie wird sich sehr freuen, wenn ich ihr erzähle was sich so in meinem Leben getan hat.“ strahlte der Junge. Dieter ging zum Schrank und öffnete ihn. „Ich habe hier noch ein paar Sachen von Jochen, als er ungefähr in deinem Alter war. Ich weiß, dass sie Sachen alt sind, aber Jeans ist doch immer noch in und wenn dir die Sachen gefallen, dann darfst du sie auftragen.“ Schlug er vor. Auch Niklas sah hinein. „Whow….Klasse.“ kam von dem Jungen. Dieter lächelte zufrieden. Nach dem Essen ging es tatsächlich zum Friedhof. Niklas war ganz aufgeregt und zog Dieter zum Grab. Dieser fühlte sich nicht wirklich wohl.

    „Na dann schlag ein Niklas!“ nur kurz darauf schlugen die Hände von Dieter und Niklas zusammen. Susanne sah Dieter an. „Das ist wirklich sehr nobel von dir, Dieter. Aber das Jugendamt muss noch zustimmen. Immerhin ist Niklas noch nicht volljährig.“ gab sie zu bedenken. Kim Krüger betrat die Dienststelle und hörte den Rest von Susanne. „Das habe ich eben geregelt. Niklas wird von mir sozusagen erzogen. Ich habe die elterliche Vollmacht mit allen Konsequenzen daraus. Das Kindergeld wirst du auf ein Konto bekommen. Sie zahlen dir sogar für die letzten drei Jahre nach.“ erklärte sie. Niklas sah sie an. „Ich versteh das nicht. Warum tun Sie alle das für mich? Ich kann Ihnen doch völlig egal sein…“ harkte er erstaunt nach. „Du bist es wert. Allerdings wirst du dies nicht umsonst bekommen.“ ermahnte Kim ihn. Niklas nickte. „Ich weiß…ich habe viel Mist gebaut, aber ich verspreche es nie wieder zu tun.“ erklärte er. „Das musst du auch und du musst dich daran halten, denn jetzt wohnst du bei einem Polizisten. Du wirst dich an die Regeln und Gesetzte halten.“ mahnte sie ihn. „Das tue ich...wirklich…ich will nur nicht ins Heim.“ versprach Niklas sofort. Auch Semir und Ben traten ein und sahen den Jubel. „Was ist denn hier los?“ wollte Semir wissen. Niklas stürmte auf Ben zu und erzählte ihm brühwarm wo er nun wohnen würde. Ben sah Dieter an. „Ist das wirklich in Ordnung?“ wollte er wissen. „Ja sicher…das Zimmer von Jochen steht leer und das Haus ist für mich allein eh zu groß. Warum sollte ich Niklas dann nicht zu mir nehmen? Hältst du mich für zu alt?“ stellte Dieter die Gegenfrage. „Nein…das finde ich wirklich sehr gut…wirklich.“ widersprach Ben sofort. Er nahm Dieter zur Seite. „Hör zu…eben haben wir einen Wagen verfolgt, der hier auf dem Parkplatz stand. Es ist nicht ausgeschlossen dass es dieser Schrankmann war. Er ist hinter Niklas her. Wenn du nachher mit ihm nach Hause fährst, dann achte darauf, dass dir niemand folgt.“ mahnte er den großen Polizisten. Dieter nickte. Dann ging Ben auch zu Martin. „Danke dass du ihm helfen willst. Für die Kosten komme ich auf.“ versprach er. Martin nickte. „Die Kosten sind jetzt erst einmal zweitrangig. Der Junge braucht dringend Hilfe. Ich denke ich werde es mit Hypnose versuchen. Er muss zunächst die Ängste weg bekommen und dann können wir die Behandlung in Angriff nehmen. Es wird ziemlich lang werden.“ erklärte Martin. Ben nickte. „Der Junge ist es wert. Das weiß ich.“ gab er zu. Niklas kam zu Ben. „Bist du sauer, wenn ich bei Dieter einziehe?“ fragte er. „Nein…absolut nicht, Dieter hat ja schon einen Sohn groß gezogen und er wird aus dir sicher einen sehr guten Jungen machen. Und denk an die Schule.“ mahnte Ben ihn. „Klar…ich freu mich drauf.“ meinte Niklas. Man hörte dass er es ernst meinte. Nach so vielen Schicksalsschlägen erfuhr der Junge das es auch Freude gab. Plötzlich wurde Niklas nachdenklich. Dieter nahm sich seinem Ziehsohn an. „was ist denn?“ wollte er wissen. „Darf ich denn Sonja trotzdem besuchen?“ fragte er leise. „Natürlich. Sie gehört doch zu dir. Ich mache dir sogar einen Vorschlag. Wir besuchen sie heute noch. Zusammen. Was hältst du davon?“ lächelte Dieter. Niklas sah ihn an. „Wirklich?“ fragte er unsicher. Dieter nickte nur. „Danke! Danke!!“ strahlte Niklas. Nun musste er noch mehr beweisen, dass er sein Ziel erreichen wollte. Der erste Schritt war getan.

    Susanne winkte Ben und Semir zu sich. „Ich habe die Familie von Frau Schrankmann genau durchleuchtet. Und ich bin fündig geworden. Dr. Hubert Schrankmann, also der Vater von ihr, hat einen weiteren Sohn. Und zwar mit seiner Frau Claudia.“ erklärte sie. „Wenn es seine Frau ist, dann ist es doch auch die Mutter von Schrankmann oder hatte er sich scheiden lassen?“ harkte Semir nach. „Nein…er ist mit Claudia Bauerdorf und mit Maria Tranken verheiratet. Isolde Maria Schrankmanns Vater ist ein Bigamist. Er ist doppelt verheiratet und musste deswegen sogar vor Gericht. Das war als unsere Staatsanwältin ihr Studium begann.“ erklärte Susanne weiter. Semir grinste Ben an. „Von wegen, sie weiß von keiner Verwandtschaft. Was hast du denn über Kinder der zweiten Frau?“ wandte er sich wieder an Susanne. „Aus der Ehe geht ein gewisser David Schrankmann hervor. Er ist jetzt 32 Jahre alt, er soll als Chemiker bei Sanosan Biotronik arbeiten. Das ist ein relativ kleines Chemiewerk in Oberhausen. Wir haben auch ein aktuelles Foto von ihm. Wenn ihr das Niklas zeigt, wisst ihr ob er der Kerl ist.“ schlug sie vor. Ben drehte sich um. „Niklas!“ rief er den Jungen zu sich. „Was ist denn Ben?“ fragte dieser. „Sieh dir mal das Bild an. Erkennst du den Mann?“ bat Ben. Niklas sah auf den Bildschirm wo Susanne das Bild von David Schrankmann aufgerufen hatte. „Das ist der Typ aus dem Haus. Der hinter mir her war.“ bestätigte Niklas. Ben nickte. „Das ist auch der Typ der eben im Auto saß.“ flüsterte Semir ihn zu. „Ja, ich weiß. Ich habe ihn auch direkt erkannt. Susanne hast du eine Adresse von diesem Schrankmann?“ harkte Semir nach. „Die letzte gemeldete Adresse ist den Andersenstraße 43 in Oberhausen.“ nickte Susanne. „Dann fahren wir mal hin.“ schlug Semir vor und fuhr mit Ben los. „Wenn er das wirklich im Auto war, dann ist er auf jeden Fall gewarnt. Aber was mir mehr Sorgen bereitet, ist das uns die Staatsanwältin nicht die Wahrheit gesagt hat. Nach Schrankmann werden wir zur Schranke fahren und ihr auf den Zahn fühlen.“ knurrte Semir leise. „Ja auf die Erklärung von ihr bin ich auch gespannt.“ stimmte Ben zu. Sie kamen an der Adresse an. Tatsächlich wies ein Klingelschild auf David Schrankmann hin. „Okay….dann wollen wir mal.“ Semir setzte seinen Daumen auf die Klingel. Es öffnete niemand. Ben stöhnte auf. „Hätte mich auch gewundert.“ meinte er nur. Ein Bewohner kam heraus und sah Semir skeptisch an. „Kann ich Ihnen helfen?“ wollte er wissen. „Ja…Gerkan, Kripo Autobahn. Wir suchen Herrn Schrankmann.“ erklärte Semir. „Der wohnt nicht mehr hier. Schon vor einem Jahr weg gezogen.“ kam als Antwort zurück. „Danke…“ murmelte der Deutschtürke und sah seinen Partner an. „Dann auf zu Schranke…“

    Miro ging vor dem Hof auf und ab. In seiner Hand das Handy von diesem Gerkhan. Er zögerte, es einzuschalten. Jeder in seiner Branche wusste doch, dass man Handys orten kann, sobald sie eingeschaltet sind und bestimmt haben die Bullen schon eine Fangschaltung installiert. Doch er musste einfach wissen, wie weit dieser Jäger war und ob er sich an die Abmachungen hielt. Mit schnellen Fingertippsen hatte er den Pin eingegeben und rief gleich darauf Ben Jäger an. „Hast du die kleine Schlampe schon erledigt?“, fauchte er ins Telefon, als der Mann sich am anderen Ende der Leitung meldete. „Sie... sie ist gerade gestorben.“, meinte Ben nur zögerlich. Miro hörte sofort, dass da etwas nicht stimmte. „Lügst du mich auch nicht an? Du weißt, wem es dann schlecht ergehen wird.“, zischte er und sah in Richtung Semir, den er durch die offen gelassene Tür gut sehen konnte. „Hören sie, ich habe gerade einen Menschen getötet. Was wollen sie? Einen Beweis, dass ich es getan hab?“, hörte er Jäger am anderen Ende der Leitung fluchen. Eigentlich gar keine schlechte Idee, dachte Miro und grinste fies. „Ja, den will ich haben. Sollte in den Nachrichten oder in der Zeitung nichts zu diesem Verbrechen stehen, schicke ich dir morgen den abgenagten Arm deines Kollegen zu. Und das ist keine leere Drohung.“, fauchte er und legte auf, schaltete schnell das Handy wieder aus und ging zurück in den Innenraum der Scheune. Semir saß kauernd auf seiner Matratze und beobachtete den schlafenden Tiger im Nachbarkäfig, dessen Rute sich dennoch hin und her bewegte. Der Deutschtürke sah auf, als sein Entführer und Peiniger zu ihm an die Käfigstäbe kamen. „So, sollte mir dein Kollege einen Beweis liefern können, dann hast du vorerst nichts zu befürchten.“, grinste er. Semir erwiderte nichts. Er wusste nich, was er von diesem Kerl halten sollte. Was hatte er nur von Ben verlangt?

    Horazio hatte es sich vor seinem Kamin gemütlich gemacht und zählte sein Geld, dass er heute verdient hatte. Eigentlich würde es noch viel mehr sein, wenn der Deal mit dem Luchs zustande gekommen wäre. Verdammt, was war da nur schief gegangen? Wieso hatte die Polizei plötzlich Wind von der Sache bekommen? Er musste Miro anrufen. „Miro, ich bin's. Wie sieht’s aus? Hast du den Luchs schon wieder?“, wollte er wissen. „Noch nicht, Boss, aber ich arbeite dran. Es kann nicht mehr lange dauern. Die Polizei arbeitet für uns an der Sache.“ Deutlich konnte er Miro durchs Telefon grinsen hören. „Die Polizei? Hast du etwa einen Bullen entführt?“ „Ja, das habe ich. Mascha passt auf ihn am alten Bauernhof auf.“, erwiderte der Mann. „Das reicht nicht. Pass auf... bring ihn her. Wir wollen unseren Gast doch wenigstens gut behandeln und hier kann er auch nicht raus. Wir werden ihn mit Salomon in das große Zimmer oben im dritten Stock sperren. Von da ist es auch viel zu hoch, um zu springen. Er würde sich alles brechen. Und Salomon könnte dann seine Krallen und kleinen Zähne an ihm ausprobieren. Mascha kann vor der Doppeltür Wache halten.“, lachte Horazio. „Also, schaff ihn her.“, beendete er dann das Gespräch. „Sofort?“, wollte Miro wissen. „Klar doch!! Verdammt ich will ihn heute hier haben!!“, fauchte Horazio ihn an. „Ja okay…Boss….wir sind in einer Stunde da…“, gab Miro kleinlaut wieder. Horazio legte auf. „TIMO!!“, schrie er durch seinen Raum und wenig später kam ein älterer Mann herein. „Ich bekomme gleich noch Besuch...richte das große Zimmer im dritten Stock her!“, befahl er. Der Mann nickte und verschwand wieder.

    Miro legte wütend auf. Was dachte sich der Boss eigentlich….? Er war doch nicht dämlich und konnte auf den Bullen schon aufpassen. Aber wie der Chef will… Er stapfte in die Halle, wo der Polizist im Käfig schlief. Mascha lag davor und beobachtete ihn mit trägem Blick. „Mascha!!“, rief Miro seinen Tiger. Sofort war die Tigerdame aufgesprungen, was den Polizisten direkt weckte. „Weg da…..wir müssen unseren Freund hier woanders hinbringen…und du wirst aufpassen, dass er keine Dummheiten baut…“, meinte Miro und kraulte den kräftigen Nacken des Tieres. Er schloss die Käfigtür auf. „Los Raus!!“, fauchte er den Polizisten an, der etwas verschlafen drein blickte. Langsam kam der Mann hoch und verließ den Käfig. „Wir werden unser Domizil jetzt tauschen…du wirst draußen in den Lieferwagen auf die hintere Ladefläche gehen und dich friedlich in die Ecke setzen. Mascha wird mit dir dort bleiben, bis wir das Ziel erreicht haben… Keine Tricks…Mascha kann sehr böse werden…ist das klar?“, wollte Miro von seinem Gefangenen wissen. Dieser nickte nur. Zwischen Miro und Mascha ging es zum Lieferwagen. Miro öffnete die Türe. Der Polizist stieg ein. Er kroch in die hinterste Ecke. „Mascha! Pass gut auf ihn auf!“, forderte Miro das Tier auf, welches wie zur Antwort knurrte. Miro lachte leise und schloss die Türen zu. Er vergaß nicht die Verriegelung einrasten zu lassen.

    Semir sah wie Mascha dicht zu ihm kam. Er versuchte sich noch kleiner zu machen, doch es gelang ihm nicht. Der Tiger legte sich direkt auf seine Beine. Semir spürte das Gewicht auf ihnen. Er betete inständig, dass das Tier ihn nicht mit einem Kratzbaum verwechselte und er das ihn zugedachte Ziel auch erreichte. Die Fahrt ging los. Semir wagte sich nicht zu bewegen. Seine Hände hielt er dicht an seinem Körper und atmete flach. Er wollte das Tier schließlich nicht reizen. Woher sollte er auch wissen, wie ein Tiger reagiert…. Sein Bewacher schien seine Angst zu spüren, denn wie sonst sollte sich erklären, dass der Tiger fast regelmäßig das Maul aufriss und ihre schönen scharfen Zähne zeigte. Jedes mal zog eine Gänsehaut über Semir hinweg. Er schloss die Augen und dachte nur nicht anschauen…sonst greift das Vieh doch noch an… verdammt wo bin ich hier nur wieder rein geraten… Der Wagen fuhr schnell das hörte er am Fahrgeräusch, also waren sie auf der Autobahn, doch wohin sollte die Fahrt gehen? Wer erwartete ihn dort, wo er hingebracht werden sollte? Nur fünfzehn Minuten und eingeschlafenen Beinen später spürte er wie das Auto langsamer wurde. Er spannte sich innerlich. Wer ihn erwartete wird er sicher gleich erfahren, dachte er nur.

    Martin sah ihn eindringlich an. „Deine Schwester Sonja…nicht wahr?“ harkte er nach. Niklas stutzte. „Woher kennen Sie ihren Namen? Ich habe ihn nicht genannt.“ kam verwundert von ihm. Martin lächelte ihn an. „Ich weiß alles über dich. Ich weiß auch dass du im Heim immer wieder gehänselt wurdest, in der Schule vermute ich auch und du hast dich immer geduckt. Immer und überall ja gesagt. Egal ob es recht oder unrecht war. Du gibst dir die Schuld, dass Sonja tot ist und du glaubst sie hättest retten können, wenn du nur pünktlich gewesen wärest. Du würdest dich am liebsten umbringen damit die Welt von dir erlöst ist, nicht wahr?“ zählte Martin auf. Niklas nickte. Er saß einfach da und sah Martin an. „Wer sind Sie?“ wollte er wissen. „Niklas…ich bin Psychologe und ich möchte dir helfen. Wollen wir uns mal unterhalten? Über alles…?“ fragte Martin. Niklas schätzte ihn ab. „Was soll das bringen?“ wollte er wissen. „Es wird für dich einfacher. Ich will dir keine Pillen verschreiben oder andere Medikamente. Ich will dass du wieder lachen kannst, dass du Kind sein kannst. Lass mich dir helfen.“ bat Martin. Niklas war unsicher. „Wer sagt denn dass ich Hilfe von einem Psychologen brauche?“ fragte er leise. „Ich sehe es. Du bist fertig. Du willst dich aufgeben, das habe ich eben gehört. Doch das ist der falsche Weg, denn wenn du an dich glaubst, dann kannst du die Welt verändern...okay...die Welt vielleicht nicht, aber dein Umfeld. Willst du es nicht ändern? Willst du nicht auch Freunde finden?“ harkte Martin nach. „Natürlich will ich Freunde haben! Aber mich will keiner! Mich mag keiner!“ schrie Niklas. Wieder liefen Tränen über die Wange. „Ich bin eine Memme, ein Nichtsnutz...ich werde nie etwas werden! NIE!!“ schluchzte er. „Doch...lass mich helfen und du wirst sehen das du etwas Wert bist. Wir können es doch wenigstens versuchen.“ bot Martin an. Niklas nickte. „Wenn ich nicht ins Heim muss, dann tue ich alles.“ versprach er. Martin lächelte. „Ich denke wir finden etwas für dich.“ gab auch er zu verstehen, auch wenn er noch nicht wusste was. „Du kannst bei mir wohnen. Ich habe mehr als genug Platz, aber du musst dich an Regeln halten.“ mischte sich nun Dieter ein. Niklas sah ihn an. „Wirklich?“ fragte er unsicher. „Ja...ich habe noch das Zimmer von meinem Sohn Jochen wie er es verlassen hat.“ schlug Dieter Bonrath vor. „Ist Ihr Sohn tot?“ wollte Niklas wissen. Dieter lächelte. „Nein…er ist erwachsen. Er hat seine eigene Wohnung und hat sicher nichts dagegen, wenn du es benutzt. Sogar seine Gitarre steht noch da.“ erklärte er weiter. „Und es macht Ihnen wirklich nichts aus wenn ich bei Ihnen wohne?“ kam ungläubig von Niklas. Dieter schüttelte den Kopf. „Es ist nicht umsonst. Ich will das du dafür etwas tust.“ hängte er an. Niklas sah zu Boden. „Und was soll ich dafür tun?“ fragte er leise. „Du wirst wieder zur Schule gehen..“ grinste Dieter. Niklas sah ihn prüfend an. „Ist das alles?“ wollte er wissen. Dieter schüttelte den Kopf. „Nein..du wirst die Hilfe von Martin in Anspruch nehmen und keine Stunde versäumen.“ gab er zurück. Niklas Augen fingen an zu glänzen doch diesmal waren es Tränen vor Freude. „Das ist geritzt!“ stieß er aus.

    Semir und Ben fuhren zur PAST zurück. „Habe ich wirklich gehört, was ich gehört habe?“ wollte Semir wissen. „Du meinst das mit voller Handlungsfreiheit?“ harkte Ben nach. Semir nickte. „Ja..das habe ich auch gehört und ich glaube nicht, dass wir beide den gleichen Hörfehler haben.“ Grinste Ben nur. „Gut…dann werden wir jetzt erst einmal die Chefin unterrichten und dann werden wir Bachmeyer einen Besuch abstatten.“ schlug Semir nun vor. „Klingt nach einem Plan. Was willst du Bachmeyer fragen wer ist Schrankmann?“ wollte Ben wissen. „Nein…ich werde ihn mit dem Drogenfund und dem Tod von Fassbender konfrontieren. Dieser Anwalt der bei uns war und sich als Fassbenders ausgegeben hatte ist ein Freund von Bachmeyer.“ erklärte Semir. „Woher wusste Bachmeyer das Fassbender bei uns ist?“ kam verwundert von Ben. „Genau das will ich von Bachmeyer wissen. Es ist durchaus möglich das unsere Frau Schrankmann das versehentlich mitgeteilt hat und der andere Schrankmann dies an Bachmeyer weiter gegeben hat.“ ging es bei Semir weiter. „Okay…aber Schrankmann, sagte sie, hat nichts mit Schrankmann zu tun, also kann der Schrankmann das nicht von die Schrankmann bekommen haben.“ gab Ben zurück. Semir sah ihn an. „Ben…unsere Schrankmann werden wir Schranke nennen und den anderen Schrankmann, sonst drehe ich noch durch.“ stöhnte er leise. Ben lachte auf. „Stimmt…ist sicher besser.“ Sie kamen an der PAST an und bemerkten einen alten Audi der nicht weit von der PAST stand. Der Fahrer sah sie genau an. „Semir….halt mich für verrückt, aber der Typ sah aus wie der auf dem Bild.“ stieß Ben aus. Semir sah ihn an. „Bist du dir sicher?“ harkte er nach. „Ja..ganz sicher!“ nickte Ben. Semir ließ die Reifen kreischen und legte eine 180er hin. Schnell nahm er die Verfolgung auf. Doch auch der Verfolgte konnte Autofahren. Er schlängelte sich durch den fließenden Verkehr und brachte durch riskante Manöver die Autofahrer auf der Strecke in Bedrängnis. Einige bremsten abrupt ab und andere drehten sich. Binnen weniger Augenblicke waren Semir und Ben in einem Haufen Blech gefangen. Wütend schlug Semir auf das Lenkrad und fluchte verhalten. Ben griff zum Mikro. „Cobra 11 an Zentrale! Fahndung nach einem grünen Audi, Kennzeichen K- PR 1030 oder 1038…“ gab er durch. Semir sah ihn an. „Hast du dir das Kennzeichen nicht gemerkt?“ fragte er nach. „Die letzte Zahl war etwas dreckig…“ gab Ben zurück. Sie warteten bis die Kollegen auftauchten und fuhren dann zur PAST zurück.

    Isolde Maria Schrankmann sah Semir ungläubig an. „Das glaub ich jetzt nicht. Denken Sie nicht, dass ich es wissen müsste wenn ich verheiratet wäre oder einen Verwandten hätte? Sie unterstellen mir dass ich korrupt bin? Sie? Ausgerechnet Sie?“ schrie sie wütend und schlug mit der Faust auf den Tisch. Das Glas Wasser was vor ihr stand machte einen Satz und kippte um. „Das wird Sie teuer zu stehen kommen, das kann ich Ihnen jetzt schon versprechen. Sie beide werden aus dem Polizeidienst entlassen!“ fluchte sie weiter. Semir Gerkan sah sie ruhig an und wartete ab bis sie am Ende war. „Frau Schrankmann, Sie können schreien und fluchen was das Zeug hält. Tatsache ist, dass ein Schrankmann in der Bande ist. Unser Zeuge ist sehr glaubwürdig und ich denke nicht, dass er uns anlügt um Sie in Misskredit zu bringen. Sehen Sie sich das Bild noch mal genauer an. Dieser Mann heißt Schrankmann und nach dem Ergebnis der Computer gibt es nicht so viele Menschen die diesen Namen tragen.“ erklärte Semir ruhig und besonnen. Es klopfte. „Ja bitte!“ fauchte Schrankmann. Oberstaatsanwalt Rainer Beckmann kam herein. „Frau Schrankmann. Ich beurlaube Sie mit sofortiger Wirkung!“ erklärte er ohne Umschweife. „Herr Dr. Beckmann! Ich schwöre Ihnen, dass ich nichts mit der Sache zu tun habe! Ich war immer korrekt und…“ versuchte sie sich heraus zu reden. Sie sah Semir und Ben verzweifelt an. „Ich danke Ihnen. Das haben Sie ja toll hinbekommen!“ fauchte sie den türkischen Hauptkommissaren an. „Wir machen nur unseren Job.“ gab Semir zurück ohne sich provozieren zu lassen. „Ich kenne keinen weiteren Schrankmann! Ich bin nicht verheiratet!“ erklärte Schrankmann erneut. „Herr Dr. Beckmann…ich schwöre Ihnen, das ich nichts damit zu tun habe. Bitte…beauftragen Sie die Herren das herauszufinden. Ich kann mich auf die Beiden verlassen. Geben Sie ihnen volle Handlungsfreiheit…bitte….meine Ehre steht auf dem Spiel!“ flehte Frau Schrankmann ihren Vorgesetzten an. Dieser sah Semir und Ben prüfend an. „Sie sind doch immer der Meinung dass die Herren nur Chaos verursachen. Und jetzt wollen Sie das diese Beiden ermitteln?“ harkte Dr. Beckmann verwundert nach. Isolde Maria Schrankmann nickte kräftig. Beckmann zog die Schultern hoch. „Gut…wenn Sie damit einverstanden sind, dann dürfen Sie weiter ermitteln.“ stimmte er zu. „Mit voller Handlungsfreiheit. Bringen Sie mir den Mann der mein Ansehen beschmutzt und verhaften Sie ihn! Ich verlasse mich auf Sie!“ hängte Schrankmann an. Semir Gerkan sah seinen Partner an. „Wenn das so ist…“ grinste er. Isolde Schrankmann sah sie erneut an. „Was ich eben gesagt habe…entschuldigen Sie bitte. Aber ich kann es mir wirklich nicht erklären. Ich bin Einzelkind und ich bin ledig. Ich habe keine Cousins oder sonst männliche Verwandte. Bitte waschen Sie meinen Namen rein, ich weiß das Sie es können.“ flehte sie leise. „Wir tun unser Bestes. Dann werden wir die Akten von der Abteilung wieder holen und…“ schlug Semir vor. „Nein…Sie konzentrieren sich bitte voll auf Bachmeyer. Wenn er diesen Schrankmann kennt, dann kann er Ihnen auch sagen wo er ist. Niemand beschmutzt meinen Namen. Die Sache mit den Drogen kann der Kollege bearbeiten. Sie müssen Ihren Kopf frei haben.“ lehnte Schrankmann ab.

    Martin fuhr zur Wache. Er war dort bekannt und die Aussage von Kim über diesen Jungen machte ihn beruflich neugierig. Er wusste genau dass wenn Kim ihn um etwas bat, es wirklich dringend war. Dieser Junge schien nach der Erzählung von Kim ein schweres Trauma davon getragen zu haben. Martin kannte solche Kinder. Sie gaben sich auf, sie verletzten sich selbst um Aufmerksamkeit zu bekommen oder sie fallen in ein tiefes Loch und vegetieren vor sich hin. Als er die PAST betrat sah er Susanne vor einem knapp 14jährigen Jungen hocken. Sie strich ihm über das Haar. „Da finden wir schon noch etwas. Ben hat versprochen dich nicht in ein Heim abzuschieben und wenn er das sagt, dann wird es auch so sein.“ versprach sie ihm. „Aber wie will er das denn verhindern? Wenn da Jugendamt kommt...es wäre besser wenn ich tot bin. Wirklich...dann gehe ich keinem mehr auf die Nerven. Ich nerve euch doch auch nur...“ beklagte sich Niklas weiter. Martin schluckte, hier war wirklich dringend Hilfe angesagt, doch erst musste er mehr erfahren. Freudig begrüßte er alle Beamten und auch Susanne König. Diese sah ihn an. „Hallo Martin…“ begrüßte sie ihn. „Hi Susanne. Habt ihr einen neuen Kollegen, oder ist es jemand der etwas ausgefressen hat?“ scherzte er als er Niklas sah. „Nun ja...das ist Niklas. Er ist vor einiger Zeit bei Ben eingebrochen...“ fing Susanne an. „Oh und nun beißt das schlechte Gewissen.“ harkte Martin nach. Er drehte sich Niklas zu. „Hi...ich bin der Martin...“ stellte er sich vor. „Niklas Brauer...“ kam leise von dem Jungen. „Ich habe von Kim erfahren, was bei Ben passiert ist. Ich muss schon sagen, so was Leichtsinniges und das von einem Polizisten...nee...das war echt lustig.“ prustete Martin. Dabei sah er auf Niklas. Niklas sah zu Boden. Martin musterte ihn. „Findest du das nicht auch lustig?“ wollte er wissen. Niklas schüttelte den Kopf. „Es ist nicht lustig wenn man bestohlen wird.“ gab er leise von sich. „Stimmt. Lustig ist es sicher nicht. Aber wer lässt auch schon die Terrassentür beim Duschen auf. Und es ist auch nicht lustig zu hören, das ein junger Mann sich aufgibt.“ stimmte Martin zu. „Das…war leichtsinnig, dennoch ist es nicht recht, wenn man eindringt und Sachen mit nimmt, die einem nicht gehören. Ich habe mich dafür entschuldigt. Dennoch werde ich bestraft.“ meinte Niklas leise. Martin nickte. „Natürlich muss es bestraft werden. Wie wirst du denn bestraft?“ harkte er nach. „Mich will keiner haben. Noch nie wollte man mich haben. Niemand…“ stieß Niklas aus. „Aber deine Eltern sind doch für dich da…“ versuchte Martin. „Meine Eltern? Mein Vater ist ein Mörder! Er hat meine Schwester umgebracht! Ich wurde geschlagen seit ich fünf bin! Meine Mutter hat Drogen genommen und zur Freude meines Vaters auch zugeschlagen! Das waren meine Eltern. Personen die ich vergessen will! Ich will nie wieder mit ihnen was zu tun haben denn sie haben mir das Liebste genommen!“ stieß Niklas wütend aus.

    Ben zuckte zusammen als sein Handy klingelte. Er sah auf das Display. Semirs Nummer…also war es der Erpresser. Dennoch ging er nicht direkt ran. Er wollte den Mann etwas warten lassen. „Ja…“, meldete er sich nach dem fünften Klingeln. „Wenn du beim nächsten Anruf nicht schneller bist, wird dein Freund Tigerfutter…“, warnte der Anrufer. „Ich will mit Semir sprechen…!“, forderte Ben gepresst. „Oh du forderst? Meinst du wirklich in der Lage zu sein, zu fordern? Aber weißt du was…ich erfülle deinen Wunsch….warte einen Augenblick….“, meinte der Anrufer. Ben hörte ein Klirren wie von Schlüsseln. Er lauschte sehr intensiv um Geräusche im Hintergrund ausfindig zu machen. „So hier kommt er…“, kündigte der Anrufer an. Nur wenig später hörte er tatsächlich die Stimme von Semir. „Ben….ich…“, sagte sein Kollege. „Das war’s…es reicht…und hier kommt nun meine erste Forderung….“, verkündete der Mann. „Was wollen Sie?“, fragte Ben. Er hatte allein in den zwei Worten von Semir Angst gehört. Wer weiß was der Mann mit ihm anstellt, wenn Ben sich weigerte…? „Wir haben ein gemeinsames Problem…Lena Henkel…. Und du wirst das Problem lösen….mir ist egal wie, aber schaff mir die kleine Maus aus dem Weg…für immer!“, forderte der Mann. Ben lachte leise. „Ich soll für Sie einen Menschen töten?“, harkte Ben nach. „Wenn du nicht willst, dass dein Freund Besuch von meinem Tiger bekommt ja…hör jetzt mal genau hin….“, forderte der Mann auf. Ben hörte ein Quietschen und wenig später schrie Semir panisch „NEIN!! NICHT!!“, Ben schloss die Augen. „Okay!! Ich mache es…!“, stimmte er zu. „Warum denn nicht gleich so…. aber ich warne dich…wenn du dich noch einmal weigerst, dann bekommst du die ersten Teile deines Freundes….“, warnte ihn der Anrufer. „Wann lassen Sie ….hallo? Hören Sie mich?“, wollte Ben wissen. Doch der Anrufer hatte aufgelegt. Er wandte sich an Hartmut der an einem Gerät saß und ihn ansah. „Tut mir Leid Ben…aber das war zu kurz….es ging nicht…“, entschuldigte sich der Techniker. „Danke…Hartmut….schon gut….vielleicht beim nächsten Mal…“, lächelte Ben.

    Lena Henkel fuhr nach Hause. Wenn Ben Recht hatte und Josh mit den Schmugglern unter einer Stecke steckte dann würde sie nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten wollen. Mit einem Verbrecher wollte sie nichts zu tun haben. Sie fuhr in ihre Wohnung und packte ihre Sachen. Noch immer wollte sie zu ihren Eltern fahren. Schnell war alles zusammengesucht und in den jeweiligen Taschen verstaut. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ging sie zu ihrem Wagen zurück. Immer wieder sah sie sich um, lauschte nach jedem Geräusch. Du wirst schon paranoid, dachte sie und schalte sich selbst dafür. Mit einem leichten Schwung warf sie die Tasche auf die Rückbank ihres kleinen Corsas und fuhr zu ihren Eltern. „Lena... schön, dich zu sehen.“, wurde sie von ihrer Mutter an der Tür begrüßt. Die junge Frau beugte sich runter und gab der älteren Frau in dem Rollstuhl einen Kuss auf die Wange. „Wo ist Papa?“, wollte Lena wissen und schob ihre Mutter ins Haus zurück. „Er sitzt in seinem Lieblingsstuhl auf der Terrasse und beobachtet ein Eichhörnchen.“, gab sie bekannt. „Ist da wirklich ein Eichhörnchen?“ „Nein, aber er denkt, dass dort eins ist, weil wir früher doch so viele hier im Garten hatten. Und jetzt hält er schon seit dreißig Minuten mit seinem Fernglas Ausschau nach dem Eichhörnchen.“, erklärte Lenas Mutter und wurde von ihrer Tochter auf die Terrasse geschoben. Dort saß ihr Mann und Lenas Vater, das Fernglas angestrengt in beiden Händen haltend, und suchte den ganzen Gartenhorizont nach dem kleinen, possierlichen Tierchen ab. „Hallo Papa...“, begrüßte Lena ihren Vater und kniete sich neben ihm. Er drehte seinen Kopf, lächelte und strich ihr über die Wangen. „Lena... meine Kleine... wie war die Schule?“, wollte er wissen.

    Kim sah auf, als Ben zur Tür hereingestürmt kam. „Ben... gibt es was neues?“, wollte sie sofort wissen, als sie sein besorgtes und vor Schreck gezeichnetes Gesicht sah. „Allerdings und es wird ihnen nicht gefallen.“, gab er bekannt. „Ich soll eine junge Frau töten. Andererseits würden sie Semir töten.“, erklärte er ohne Umschweife und sah, wie Kim der Stift samt ihrer Fassung herunterfiel. „Was war das?“, fragte sie nach und Ben wiederholte seine Worte. „Nein Ben, das können sie nicht tun. Sie sind Polizist.“, stieß Kim aus. „Aber.... sie werden Semir töten. Wollen sie Andrea wirklich erklären, dass wir nicht alles getan haben, um ihren Mann zu retten.“, fauchte Ben wütend. Kim schwieg, ließ sich aber nicht anmerken, dass sie ratlos war. Innerlich arbeitete alles auf Hochtouren bei ihr. Es musste eine Lösung geben. Standen sie nicht schon einmal vor dem gleichen Problem? Dann schoss ihr ein Gedankenblitz durch sämtliche Gehirnwindungen. „Ich hab's. Ben, sie werden die Dame töten.“, gab sie bekannt. „Was?“, stieß er aus. „Hören sie mir zu. Sie werden diese Lena Henkel aufsuchen und sie über alles informieren. Sie muss davon überzeugt werden, dass sie nur so uns helfen kann. Dann werden wir ihren Tod vortäuschen und es in den Nachrichten und den Medien als Raubmord tarnen. Sollten die Entführer irgendwelche Beweise verlangen, dann werden wir eines von Frau Henkels Sachen, am Besten ihre Uniformbluse, mit Blut beschmieren und so präparieren, dass es aussieht, als sei sie darin ermordet worden.“, erklärte Kim ihren Plan. Ben hörte gespannt zu und nickte, als seine Chefin fertig gesprochen hatte. „Gut, ich mache mich dann gleich auf dem Weg zu Frau Henkel, um alles abzusprechen.“, erklärte er und wollte gerade die PASt verlassen, als sein Handy klingelte und Andreas Nummer auf dem Display erschien. „Oh nein, bitte nicht.“, murmelte er erschrocken und führte seinen Daumen zum grünen Knopf. „Hallo Andrea?“

    Liebe User, Liebe Mitleser,

    wie ihr sicher festgestellt habt ist diese Story nicht mehr im Forum zu lesen. Summer hat sie gelöscht, da der voran gegangene Beitrag von einer "Raubkopie" sprach. Summer wird sich zu diesen Vorwurf natürlich auch äußern. Um jedoch Irrtümer und noch mehr Ärger aus dem Weg zu gehen bzw. aufkommen zu lassen, hat sie die Story gelöscht.

    Wir bitten alle um Verständnis.

    Edit: Ich habe die Story von Five-o gelesen. Sie ist wesendlich älter als die von Summer und es gibt in der Tat eine extreme Übereinstimmung von Textpassagen und Abläufen, die einen schon nachdenklich machen kann.

    @five-0. Du musst keine Sorge haben deswegen gelöscht zu werden. Jeder hat ein Recht darauf seine geistigen Ideen zu schützen.

    Während Semir und Ben unterwegs waren, verbrachte Niklas den Vormittag bei Susanne im Büro, die versuchte einen Platz für den Jungen zu finden. Doch es gestaltete sich schwieriger als gedacht was sicher daran lag, das Niklas kein kleines Kind mehr war. Nach drei Stunden hatte sie immer noch nichts gefunden. Niklas bekam es natürlich mit und sah sie an. „Dann werde ich wohl doch in ein Heim müssen.“ gab er leise von sich. „Das werden wir schon irgendwie verhindern können.“ machte Susanne dem Jungen Mut. Doch Niklas schüttelte den Kopf. „Ich weiß wie es abläuft. Alle wollen kleine Kinder haben oder Babys. Ich bin einfach zu alt um noch irgendwo untergebracht zu werden. Ich bin halt jemand den niemand haben will. Ist schon in Ordnung. Ich bin ein Nichts und als ein solches werde ich sicher auch verschwinden. Mein Vater hatte schon Recht damit dass ich Dreck bin. Sonja konnte ich auch nicht beschützen und … ach was soll‘s…Ich danke Ihnen das Sie sich die Mühe gemacht haben, aber es hat keinen Sinn. Ich kann denen nicht einmal böse sein. Ich bin halt nichts wert… vielleicht sollte ich wirklich gehen…dann kann ich auch niemand stören.“ meinte er leise und sich selbstaufgebend. Susanne stand auf und hockte sich vor ihm hin. „Hör mal…ich bin es nicht gewohnt jemanden gegenüber zu sitzen, der sich so aufgibt. Natürlich bist du etwas Wert. Du bist ein klasse Junge. Du siehst sogar sehr gut aus. Warum denkst du immer so negativ?“ versuchte sie ihn aufzumuntern. Es gelang nicht wirklich. Niklas sah sie an. „Ich wurde immer nur als Versager bezeichnet. Ich habe meiner Schwester damals nicht helfen können und ich habe in der Schule versagt. Im Heim haben sie mir auch gesagt, das ich nie etwas anständigen lernen könnte, weil ich dumm sei. Was soll ich denn dann von mir halten? Diese Menschen waren zum größten Teil erwachsen und Erwachsene wissen doch alles. Ich bin ein Nichts und ich werde immer ein Nichts sein.“ kam leise und selbstvernichtend von Niklas. Susanne strich ihm sanft durch das Gesicht. „Was willst du denn? Hältst du dich für einen Versager?“ harkte Susanne nach. Niklas zog die Schultern hoch. „ich weiß es nicht. Ich weiß nur dass ich Musiker werden will. Ben will mir das Spielen auf der Gitarre beibringen, wenn ich wieder zur Schule gehe, aber ich darf nicht bei ihm wohnen.“ erklärte Niklas. Susanne lächelte. „Das beantwortet mir zwar nicht die Frage aber es zeigt mir, dass du dich nicht für einen Versager hältst. Zumindest nicht bewusst und genau das ist es. Niklas…du bist einzigartig. Das musst du dir sagen. Du bist nur einmal da und das ist gut so. Jeder Mensch hat einen Grund auf der Erde zu sein. Sage dir, dass du etwas kannst was sonst keiner kann.“ versuchte Susanne den Jungen aufzubauen. Niklas nickte. „Aber wo soll ich nun wohnen?“ fragte er und kam auf das Thema zurück.

    Dr. Martin Hofstätter sah Kim Krüger an. „Danke…es war ein sehr schönes Mittagessen. Warum verrätst du mir nicht den wahren Grund für deine Einladung?“ wollte er von ihr wissen. Kim lächelte. „Du bist echt unheimlich. Kann man vor dir kein Geheimnis haben?“ stellte sie die Gegenfrage. „Nicht wirklich. Also was ist es?“ harkte er nach. „Ich habe einen jungen von 14 Jahren in meinem Revier. Er ist schwer traumatisiert und ich denke er braucht psychologische Hilfe. Aber ich will ihn nicht in unbekannte Hände geben. Du bist der beste Kinderpsychologe den ich kenne.“ gab Kim nun bekannt. „Okay….was hat der Junge getan, dass er deiner Meinung nach einen Psychologen braucht?“ kam die Nachfrage. „Er hat vor drei Jahren miterleben müssen wie sein Vater seine kleine Schwester umgebracht hat. Danach ist er in ein Heim gekommen, weil keiner seiner Familie ihn haben wollte. Niklas selbst hat die Polizei angerufen, als er die Tat entdeckte und er konnte gerade noch davor gerettet werden, dass sein Vater auch ihn umbrachte. Im Heim ist er dann ebenfalls auf die schiefe Bahn geraten und von den Erziehern niedergemacht worden. Der Junge ist ein seelisches Wrack. Seit gut zwei Jahren lebt er auf der Straße. Er geht nicht zur Schule und stiehlt um sein Leben zu finanzieren. Dadurch ist er auch bei uns gelandet. Er hat Ben seine Gitarre geklaut.“ erzählte Kim. Martin sah ihn an. „Das ist ein schweres Erlebnis für den Jungen. Was ist mit den Eltern?“ fragte er weiter. „Sein Vater ist wegen Kindesmord im Gefängnis. Seine Mutter wegen Drogenmissbrauch in der geschlossenen Anstalt. Diese beiden haben den Jungen völlig fertig gemacht. Ihn als Nichtsnutz bezeichnet, als Dreck und als Klotz am Bein. Niklas hat sich selbst aufgegeben. Besonders als man ihm im Heim verbot das Grab seiner Schwester zu besuchen.“ ging es bei Kim weiter. Martin Hofstätter sah sie an. „Und du möchtest nun, dass ich mich dem Jungen annehme? Ist er krankenversichert?“ harkte Martin nach. Kim erwiderte seinen Blick. „Um die Kosten musst du dir keine Gedanken machen. Ben Jäger hat die Patenschaft für den Jungen übernommen. Bitte hilf ihm. Es tut uns allen weh, zu sehen wie der Junge sich selbst fertig macht. Sprich mit ihm.“ flehte sie ihn an. Martin sah auf seinen leeren Teller. „Du weißt schon, dass ich deine Bitte nicht ablehnen kann nicht wahr. Aber gut…ich werde ihn mir ansehen.“ Versprach er. Kim Krüger stand auf und küsste ihn auf die Wange. „Danke….du wirst es sicher nicht bereuen.“ dankte sie ihm. „Wo willst du denn hin?“ kam verwirrt von ihm. „Ich habe einen Termin bei der Oberstaatsanwalt.“ erklärte Kim und verschwand.

    David Schrankmann griff zum Handy und rief Lucas Bachmeyer an. „Ich hab den Jungen gefunden. Er scheint einen Unterschlupf und einen neuen Freund gefunden zu haben. Wir sind hier in einer ziemlich noblen Gegend. Sollen wir uns den Jungen schnappen?“ fragte er. „Warum?“ kam von Lucas. „Er hat mich gesehen! Er kann mich identifizieren!“ beschwerte David sich. „Ganz richtig, Er hat dich gesehen und er kann dich identifizieren. Mir hat der Kleine nichts getan. Außerdem könnte es ein potenzieller Kunde sein. Nein…lass ihn in Ruhe! Ich will nicht, dass die Bullen aufmerksam werden. Es könnte sonst sein, dass sie uns in Verbindung bringen und dann werden sie sich an mich festbeißen und das kann ich derzeit nicht gebrauchen. Der Junge ist kein Problem.“ Erklärte Lucas gelassen. „Aber er hat mich gesehen! Was soll ich machen, wenn er zu den Bullen rennt und denen erzählt wie ich aussehe!“ fauchte David. „Das ist nicht mein Problem. Ich warne dich. Lass den Jungen in Ruhe! Solltest du dennoch etwas tun, dann wirst du dir wünschen mit den Bullen zu tun bekommen. Ich bin ein größerer Feind, das schwöre ich dir! Also kommt zurück. Wir haben genügend Arbeit hier!“ gab Lucas zurück. Dabei klang seine Stimme drohend leise. „Ja Boss…“ antwortete David. Er wusste genau, dass Lucas nicht nur drohte. Wenn er befahl dann folgte man. Jeder Alleingang würde übel bestraft werden. David steckte sein Handy weg. „und was machen wir jetzt?“ fragte Wolf. „Er will dass wir uns von dem Bastard fernhalten.“ Knurrte David, der klar erkennen ließ das er mit der Entscheidung nicht einverstanden war. „Und jetzt?“ harkte Wolf nach. David startete den Motor seines Wagens und fuhr weg. „Wir sollen zurück kommen.“ gab David bekannt und ließ den Wagen in den Verkehr einfließen. „Was ist mit dem Jungen? Was wenn er zu den Bullen läuft?“ kam die nächste Frage von seinem Komplizen. „Halt einfach deine Klappe. Der Junge ist für Lucas kein Risiko, für mich schon. Und wenn ich einen Weg finde, den kleinen Bastard zu bekommen, dann wird er für mich auch keine Bedrohung mehr sein.“ Schwor David. Wolf sah ihn an. „Du willst dich gegen den Befehl von Lucas stellen? Dann sag ich dir jetzt lieber good Bye..du weißt doch was Bachmeyer mit Verrätern macht und als so einen wird er dich sehen!“ warnte Wolf seinen Komplizen. David nickte. „Das Risiko muss ich eingehen.“ murmelte er nur.

    Der Montagmorgen fing mit einem wolkenverhangenen Himmel und Regen an. Isolde Maria Schrankmann legte die Akte zur Seite und lehnte sich zufrieden zurück. Sie griff nach ihrem Apfel und biss genüsslich hinein. „Wieder jemand hinter Gitter gebracht“ sagte sie leise. Es klopfte. „Ja bitte?“ fragte sie. „Hier sind die Herren Gerkan und Jäger von der Autobahnpolizei für Sie.“ erklärte ihre Sekretärin. „Ach? Okay…dann lassen Sie sie bitte rein.“ nickte Schrankmann. Gerkan und Jäger betraten das Büro. „Einen wunderschönen guten Morgen, die Herren. Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie einen Kaffee?“ bot Schrankmann freundlich an. Beide lehnten ab. „Wir wollen nicht lange bleiben. Es geht um Korruption.“ fing Gerkan an. Schrankmann sah ihn an. „Korruption? In welcher Angelegenheit?“ harkte sie nach. „Fassbender und Bachmeyer.“ erklärte Gerkan weiter. Isolde Maria Schrankmann lächelte leicht. „Sie sind von dem Fall abgezogen. Warum beschäftigen Sie sich noch immer damit?“ harkte sie kühl nach. Dabei spielte sie mit dem Kugelschreiber und zeigte deutlich dass sie kein Interesse an der Konversation mit den Männern hatte. „Wir haben Beweise, dass es in hoher Position eine Person gibt, die mit in der Angelegenheit steckt.“ umschrieb Jäger nun. Isolde Maria Schrankmann lachte auf. „Und wer ist das bitte? Sie können hoffentlich auch beweisen, dass es so ist.“ fauchte sie ihn an. „Nun… es geht um Sie bzw. um einen Ihrer Familienangehörigen…“ lächelte Semir Gerkan. Schrankmann schluckte und sah ihn an. „Bitte was?“ fauchte sie ihn an. „Es geht um Sie Frau Schrankmann oder besser gesagt um einen Ihrer Verwandten von dem wir den Vornamen noch nicht kennen. Wir vermuten, dass er Ihr Ehemann ist oder sonst mit Ihnen verwandt. Er ist in der Bande von Lukas Bachmeyer, was durch einen Zeugen bestätigt wurde. Wir haben das Gesicht des Mannes aber er ist nicht in der Datenbank.“ erklärte Gerkan ruhig. Schrankmann holte tief Luft. Sie wurde blass aber sie sagte nichts. „Sie haben uns von dem Fall abgezogen, weil Sie genau wussten, dass wir dieses kleine Geheimnis herausfinden.“ wurde Gerkan nun lauter. Doch Schrankmann war keine Frau die sich so einfach beeindrucken ließ. Sie lachte plötzlich laut los. Genauso schnell wie das Lachen aufkam verschwand es auch wieder. „sie spielen gerade mit Ihrem Job, meine Herren. Ich bin ganz sicher nicht verheiratet und ich habe auch keinen Verwandten. Wie kommen Sie überhaupt darauf?“ wollte sie wissen. In ihren Augen war die pure Wut zu sehen. Gerkan und Jäger blieben gelassen. „Sie können uns nicht drohen und selbst wenn...dann macht es Sie nur verdächtiger. Sehen Sie sich das Foto bitte an.“ forderte Jäger sie auf und reichte ihr den Ausdruck. Isolde Maria sah sich das Bild sehr genau an. „Diesen Mann kenne ich nicht!“ stieß sie aus. „Sie werden den Fall sicher wegen Befangenheit abgeben müssen und mit einer Anzeige wegen Korruption rechnen müssen. Wir werden uns nicht einschüchtern lassen. Frau Krüger hat bereits die Oberstaatsanwaltschaft informiert.“ lächelte Gerkan gelassen.

    Ben fluchte verhalten. Was sollte er jetzt tun? Wenn er die Schmuggler machen lässt, dann war er nicht besser als Schmitz oder Henkel…aber was passierte mit Semir, wenn…wenn er nicht tat, was dieser Mistkerl wollte? Er sollte helfen bei einem Deal…und den Luchs…verdammt das Tier war doch bereits im Zoo. Ben lief auf und ab. „Hey.. Ben…ich soll mich bei dir melden…“, riss Hartmuts Stimme ihn aus den Gedanken. „Hartmut…ja….ja…ähm….Semir…er…er wurde entführt…du musst die Spuren sichern…“, gab Ben nachdenklich von sich. „Ja schon klar…und wo bitte?“, wollte der KTU-Techniker wissen. „Na bei seinem Wagen und hier…und….hier….“, stammelte Ben. Doch dann wusste er, was Hartmut gemeint hatte. Vor Sorge um Semir hatte Ben alle Spuren zerstört in dem er hin und her gelaufen war und sich gedanklich um Semir kümmerte. „Verdammt…!“, stieß er aus. „Na okay… warst du allein hier oder hattest du noch Besuch?“, wollte Hartmut wissen. „Nein… ich…das war ich …nur ich.“, gab Ben kleinlaut wieder. Hartmut nickte. „Okay… ich nehme so viele Abdrücke wie möglich und versuche deine dann zu ignorieren….weißt du, was mit Semir ist?“, harkte Hartmut nach. „Nein…nur…das er in der Gewalt von jemand ist, der mich damit unter Druck setzt…“, erklärte Ben. „Hast du mit ihm gesprochen?“, kam die nächste Frage von Hartmut. „Nein…hab ich nicht….verdammt Hartmut…ich muss nachdenken…!“, fauchte Ben ihn wütend an. Er griff zum Handy und rief Josh Schmitz und Lena Henkel an. „Ich brauche euch Beide hier auf dem Parkplatz vor dem Zoll…!“, gab er nur durch. Es dauerte fast eine ganze Stunde bis die Beiden auftauchten.

    „Was soll das? Willst du uns jetzt hier irgendwas zeigen? Dann rate ich dir, dass es wirklich wichtig ist…!“, fauchte Josh ihn an, als er aus dem Wagen stieg. „Semir Gerkhan wurde entführt…“, erklärte Ben. Lena sah ihn erschrocken an. „Wie bitte? Von wem?“, wollte sie wissen .Ben wandte sich an Josh. „Ich denke, da kann er uns sicher was drüber sagen…“ meinte er. „Was? Wieso ich? Was hab ich denn damit zu tun, dass dein Kumpel die Kurve kratzt?“, fauchte Josh wütend. „Weil du, mein Lieber, mit den Schmugglern unter einer Decke steckst und ich denke genau, dass du weißt wo Semir ist…also spuck es aus oder ich breche dir jeden Knochen einzeln!“, drohte Ben und ging auf Josh los. Nur mit Mühe konnten Hartmut und ein Kollege der Spurensicherung die beiden Kampfhähne auseinander bringen. Lena sah von einem zum Anderen. „Was soll das? Josh…wovon spricht er? Bist du mit den Schmugglern ….“, wollte sie wissen. „Nein…das ist Blödsinn…aber die Beiden das sind Bullen! Die sind von der Kripo Autobahn… und versuchen hier ….“, verriet Josh. Ben sah ihn an. „Woher weißt du das?“, harkte er nach. „Das ist mein Geheimnis…aber ich warne dich…ich kenne die Leute, die deinen Freund haben…ich würde an deiner Stelle genau das tun, was sie verlangen. Die machen keine Scherze…“, warnte Josh. Ben hob die geballte Faust und hätte sicher zugeschlagen, wenn Hartmut ihn nicht weg gezogen hätte. „Beruhige dich…das bringt doch gar nichts…außerdem hilft es sicher nicht Semir…“, ermahnte er den jungen Hauptkommissar.

    Semir saß in seinem Käfig und verhielt sich ruhig. Etwa eine Armlänge von seinem Gefängnis entfernt sah er sein Handy am Boden liegen. Sein Bezwinger hatte es provozierend dort hingelegt. Wenn er das bekommen könnte, dann könnte er…er könnte Ben anrufen und das Handy orten lassen. Doch es gab da ein weit größeres Problem, was Semir nicht unterschätzte. Jedes Mal wenn er sich bewegte, sah ihn das Tier mit den Gelborangen Augen an. „Schon gut….ich …ich tu dir nichts…“, sagte er leise beschwörend zu dem Tier, welches mit einem Knurren antwortete. Semir blieb einfach sitzen. Er hatte gegen das Tier keine Chance, das war ihm sofort klar. Aber er musste an das Handy. Langsam fast unmerklich kroch er Stück um Stück an das andere Gitter in die Nähe des wilden Tieres heran. Es fehlte nicht mehr viel und er konnte das Gerät greifen. Doch der Tiger ließ ihn nicht aus den Augen. Er sah sogar neugierig zu, wie Semir immer näher kam. Mascha roch den Deutschtürken deutlich. Die rosa Nasenspitze zuckte auf und ab. Ihr Atem ging stoßweise und die Zunge hing zwischen den Zähnen hervor. Die schwarz-weiße Rute lag um die hinteren Beine geschlungen und bewegte sich sporadisch hin und her. Dann brüllte sie und kam mit den vorderen Pfoten aus ihrer sitzenden Haltung hervor, schlug mit der Pranke gegen das Gitter. Erschrocken fiel Semir aus seiner sitzenden Position auf den Boden des Käfigs und schnellte in seine Ecke zurück. Er zitterte am ganzen Körper. Der Schreck saß ihm tief in den Knochen. Mascha machte keine Anstalten, sich zu beruhigen. Sie knurrte vor sich hin und das in verschiedenen Tonlagen. Der kalte, sichtbare Atem kam stoßweise aus ihrem Maul.