Anette Reuther begrüßte Niklas freundlich als er vor ihrer Tür stand. „Nur keine Sorge…deine Mitschüler wissen was du bisher durchgemacht hast und sie freuen sich auf dich. Du wirst im der 6 A unter Herrn Dr. Michels unterrichtet werden. Es ist ein sehr guter Pädagoge und unser Vertrauenslehrer. Wenn du ein Problem mit den Schülern oder mit den Lehrern bekommst, dann kannst du dich an ihn wenden.“ erklärte die Rektorin während sie auf dem Weg zum Klassenraum waren. Niklas nickte nur zwischendurch. Er spürte wie seine Hände feucht wurden je näher sie dem Ziel kamen. Sein Herz pochte schmerzhaft gegen die Rippen. Anette Reuther klopfte an eine der Türen und Niklas merkte sich sofort die Zahl. Dann traten sie ein. „Guten Morgen!“ begrüßte sie die Klasse. Ein grummelndes „Guten Morgen“ kam zurück. „Das ist Niklas Brauer. Ich habe euch ja von ihm erzählt und ab heute wird er hier mit euch lernen. Wenn er will, dann wird er sicher auch erzählen, was er bisher gemacht hat.“ erklärte sie. Niklas sah in die Runde und schluckte. Hier waren so viele Kinder um ihn herum und irgendwie kam er sich verloren vor. „Niklas! Du kannst neben mir sitzen!“ bot einer der Jungs an und nahm seine Tasche vom Stuhl. Niklas sah Anette an. „Na los! Das wird schon…“ munterte sie ihn auf. Niklas nickte und setzte sich auf den Stuhl. Er rückte etwas ab von dem Jungen, der neben ihn saß. „Ich bin Mathias…“ stellte er sich vor. „Ich bin Phillip und das dahinten ist Oskar, Marianne, Juliette, Tamara, Lucas, Pierre, Sandra, Dominique, Dominik, Peter, Pascal, Stefan, Claudia, Saskia, Alexandra, Michael, Jörg ….“ stellte sein Tischnachbar die Schüler vor. Niklas sah jeden an und nickte ihnen zu. „So, wenn wir uns alle vorgestellt haben, dann können wir mit dem Unterricht weitermachen Niklas…komm doch bitte mal nach vorn…“ forderte der Lehrer ihn auf. Niklas nickte und ging nach vorn. „Ich muss dir noch die Bücher geben. Hier das sind die Bücher die du benötigst. Behandel sie sorgfältig sie gehören der Schule.“ mahnte ihn Dr. Michels. „Danke...“ murmelte er und ging mit den Büchern beladen zurück zu seinem Stuhl. Er setzte sich. „so…die Aufmerksamkeit bitte jetzt wieder hier zu mir. Mit Niklas könnt ihr euch beschäftigen wenn die Pause ist.“ ermahnte er die Schüler die Niklas anstarrten, als wäre er von einem anderen Planeten. Niklas hätte gern einen Cent für die Gedanken der Schüler gegeben. Den Unterricht verfolgte er mit weniger Konzentration und immer wieder gingen seine Blicke zu den Schülern. Beobachteten sie ihn? Würden Sie ihn gleich mit Fragen löchern? Was passierte in der Pause? „NIKLAS!!“ riss ihn die Stimme des Lehrers aus den Gedanken. „Ja?“ fragte er. „Du sollst bitte vorlesen. Seite 34!“ lächelte Michels. „Ach so…ja….“ kam nervös von Niklas und er schlug das Buch auf.
Semir und Ben genossen beide die freien Tage. Semir war mit seinen Kindern im Garten während Andrea das Essen vorbereitete. Ben war ebenfalls gekommen, da Ayda ihn zu Essen eingeladen hatte. „Ich muss aber um drei weg. Denn dann bin ich mit Niklas bei Martin. Die zweite Sitzung steht an und Dieter hat ja Dienst. Der Junge braucht mich noch..“ erklärte er. Semir nickte. „Ben..ich finde es sehr gut, was du für Niklas machst. Hast du schon mal an eigene Kinder gedacht? Ich meine als Vater wärest du sicher sehr prädestiniert.“ meinte Semir. Ben sah gen Himmel. „Ja…hab ich. Mit Saskia wollte ich Kinder haben. Leider war das Schicksal dagegen und im Augenblick….nein…ich denke ich habe mit dieser Angelegenheit abgeschlossen. Kinder sind eine sehr ernste Sache. Du kannst nicht mehr raus wann du willst, bist gebunden….“ suchte Ben nach Nachteilen des Vaterseins. „Ja aber es gibt ja auch schöne Dinge. Wie die ersten Worte….das drücken und die ersten Schritte. Wenn du siehst wie deine Kinder groß werden. Sieh dir Ayda an. Sie ist jetzt sechs und geht bald zur Schule. Mir kommt es vor, als sei es erst gestern gewesen, als sie noch im Kinderwagen lag. Oder Emilie…sie wirst schon drei und redet wie ein Wasserfall. Vieles kann man zwar nicht wirklich verstehen, aber es ist einfach schön. Wenn die Kinder miteinander spielen oder wenn sie von dir etwas wollen und dich mit ihren dunklen großen Augen erwartungsvoll ansehen…“ schwärmte Semir. Ben lachte auf. „Ich kenne noch zwei Nachteile….Schlafmangel….und Ehekriese..“ zählte er auf. „Dennoch….okay…zurück zu Niklas. Heute ist sein erster Schultag oder?“ wich Semir nun aus. Ben nickte. „Dieter hat mich heute Morgen schon angerufen und gesagt dass er mit einem ziemlich üblen Gefühl aus dem Haus ging und zur Schule trabte. Niklas wird es schon schaffen. Er musste so viel durchmachen, da werden die Stunden in der Schule wie Ferien vorkommen.“ nickte Ben. „Das Essen ist fertig!“ rief Andrea. „Na komm wir schlagen uns den Magen voll und fahren dann gemeinsam zur Schule, holen Niklas ab und dann zu Martin…“ lachte Semir und stand auf. In der Küche war der Tisch bereits gedeckt und schnell waren die Kinder unter dem Tisch auf die Bank gekrabbelt. Semir setzte sich neben Emilie während Ben von Ayda in Beschlag genommen wurde. „Du musst mir wieder mal eine Geschichte vorlesen!“ bat die Sechsjährige. „Das mache ich morgen…heute muss ich noch ganz viel arbeiten. Aber morgen bin ich hier und lese euch Beiden eine Geschichte vor.“ versprach er. Ayda sah ihn an. „Wirklich versprochen?“ harkte sie nach .Ben hob die Hand und spreizte zwei Finger. „Versprochen!“ nickte er.