„Wegener?!?“, rief Semir, als sie in der großen Halle standen. Der Mann im grauen Kittel sah ihn an. „Ach....Semir Gerkhan....du lebst auch noch...“, lachte der bereits in die Jahre gekommene Gerichtsmediziner. „Nun ja....bisher hast du mich noch nicht auf dem Tisch gehabt, also muss ich noch leben.“, lachte Semir. „Ihr kommt wegen dem Japaner nicht wahr?“, wollte Wegener wissen. „Ja...hast du da schon ein Ergebnis?“, kam von Semir die Nachfrage. „Ja....also er war vor dem Unfall schon tot oder aber bewusstlos. Ich konnte im Verdauungstrakt ein Nervengift feststellen. Dieses Gift ist von einem Fugu...einem Kugelfisch....Schon die kleinste Menge ist tödlich. Sicher weißt du, was ein Kugelfisch ist....dieses Tier darf nur von sehr wenigen Menschen zubereitet werden und die müssen sogar eine Prüfung darüber ablegen. Hier wurde allerdings geschlampt. Entweder man wusste nicht, wie das Tier zubereitet wurde, oder aber es wurde absichtlich falsch gemacht. Das Fatale an dem Fisch ist, dass du es erst merkst wenn du ihn gegessen hast. Starke Bauchschmerzen, Bewusstseinstrübung und Halluzinationen sind die Vorstufen, bis es dann zum Organversagen kommt. Dieser Saburo muss also kurz vor dem Unfall in einem japanischen Restaurant gesessen und dort den Fisch gegessen haben. Wo das war....nun ja....das herauszufinden ist eure Sache. Ansonsten kann ich nur sagen, dass der Tod kurz vor dem Unfall eingetreten ist. Genauer geht es leider nicht mehr. Ein kleiner Tipp....geht mal die Japanischen Restaurants durch. Da werdet ihr sicher fündig werden. und wenn ihr es noch genauer haben wollt, lasst euch von der hübschen Sekretärin in eurem Büro doch die heraussuchen, die Fugu machen dürfen.“, lächelte Dr. Wegener. Semir nickte. „Danke....ohne dich wäre ich jetzt auch total aufgeschmissen.“, gab er grinsend zurück.
Takeo saß schweigend im Sessel als seine anderen Söhne nach Hause kamen. Cho weinte und sofort war Yuri bei ihr. Sie erzählte ihm dass die Polizei da gewesen ist und von dem Tod Saburo erzählt hatten. Yuri nahm sie in den Arm und tröstete seine kleine Schwester. „Warum nur?“, weinte das Mädchen immer wieder und konnte ihre Tränen nicht im Zaum halten. „Vater, wir müssen etwas unternehmen.“, meinte Isamu, der Erstgeborene der Familie, als er seine Schwester und das unbewegliche Gesicht seines Vaters sah. „Und was, mein Sohn, schlägst du vor?“, wollte Takeo wissen und drehte nur den Kopf leicht. „Saburo war ein schwarzes Schaf, aber er war mein Bruder und euer Sohn. Es ist unsere Pflicht, zu erfahren, was mit ihm passiert ist.“, erklärte Isamu eindringlich. Takeo erhob sich und verneigte sich kurz, bevor er von seinem Podest herunterstieg. Er stellte sich vor seinen Sohn hin. „Deine Augen sind voll Wut und Trauer. Ich sehe das. Was willst du machen? Willst du die Polizei zwingen, uns zu sagen, was sie wissen?“, fragte Takeo seinen Sohn. „Wenn es sein muss, ja.“, entgegnete dieser. „Du hast noch viel zu lernen.“, entgegnete der alte Mann und wandte sich wieder ab. „Wir sind in diesem Land an ihre Regeln und Gesetze gebunden. Und danach richten wir uns. Die Polizei hegt keinen Groll gegen uns und wir keinen Groll gegen sie. So soll es bleiben.“, entgegnete Takeo Omnasanchi eindringlich und stieg die Stufen wieder hinauf. „Um einen Spatz zu fangen, fälle nicht den ganzen Baum. Wir werden wissen, was mit Saburo passiert ist. Dann entscheiden wir, was zu tun ist. Gutes wird mit Gutem vergolten, Böses mit Bösem. Nichts wird vergessen, die Zeit der Vergeltung wird kommen.“, meinte Takeo, setzte sich wieder in seinen Schneidersitz und senkte trauernd den Kopf.
Semir und Ben machten sich auf den Rückweg ins Büro. „Also Fugu...dann wollte ihn jemand ausknipsen und hat es geschafft. Fragt sich nur, ob es ein Konkurrent war oder jemand, der Opfer von Saburo wurde.“, spekulierte Ben. Semir nickte. „Auf alle Fälle sollten wir mehr über die Aktivitäten von Saburo herausfinden. Was er getan hat, wem er gedroht hat und so weiter. Vor allem aber müssen wir wissen, wo er diesen Fugu gegessen hat. So viele Restaurants in Köln kann es ja nicht geben, die mit Kugelfisch arbeiten dürfen.“, meinte Semir. „Ich rufe Susanne an. Sie soll das sofort überprüfen. Bei der Gelegenheit können wir ja dann zum Mittag essen.“, grinste Ben nur. „Du schaffst es aber immer, Arbeit mit Vergnügen zu verbinden, oder?“, lachte Semir nur. „Klar, warum nicht?“ Schon tippte Ben auf seinem Handy herum. „Hallo Susanne...Ben hier...überprüf doch bitte mal, welche japanischen Restaurants in Köln und Umgebung Kugelfisch zubereiten und servieren dürfen.“ „Kein Problem Jungs, das finde ich raus.“, meinte die Sekretärin und versprach, in fünf Minuten zurückzurufen. „Dann bin ich doch mal gespannt.“, meinte Semir nur und fuhr auf einen Parkplatz raus, damit sie Susannes Rückruf erstens besser verfolgen konnten und zweitens hätten sie dann die Ausfahrt in die Kölner Innenstadt verpasst, wären sie die nächsten fünf Minuten einfach weitergefahren. Nach nur drei Minuten klingelte schon das Telefon. „Jungs, ihr werdet es nicht glauben, aber Kugelfisch ist in Deutschland verboten.“, erklärte Susanne. Ben und Semir sahen sich erstaunt an. „Sag das noch mal...aber wie...wie kann er dann von dem Zeug gegessen haben, wenn es hier nicht vertrieben werden darf?“, wollte Semir wissen. Ben war genauso neugierig auf die Antwort gespannt, wie sein älterer Kollege. „Es gibt einige Ausnahmefälle. Das Gesundheitsministerium hat nur fünf Restaurants in ganz Deutschland eine Genehmigung zum Vertrieb und Verkauf von Kugelfisch gewährt, davon sind zwei in Köln und eins in Wuppertal.“, erklärte sie und legte dann auf, nachdem sie den beiden Kommissaren die Adressen genannt hat. „Wow, drei mal essen gehen. Das schaffen wir doch nicht, oder?“ „Na klar...immer positiv denken und sich nicht verbiegen lassen.“, meinte Ben, klopfte seinem Partner auf die Schulter und stieg ein. Binnen weniger Minuten waren sie in der Kölner Innenstadt und vor der ersten Adresse.