„Keine Angst, Frau Krüger, wir wollen nur mit ihnen reden...“, versprach Ryo und hob langsam die Hand von ihrem Mund. „Verzeihen sie, die frühe Störung, aber für uns Samurai ist Überraschung nun mal alles.“ Kim saß in ihrem großen Korbsessel und schüttelte die Hände ab, die sie festhielten. „Was wollen sie und wer sind sie?“, fauchte die Hauptkommissarin und versuchte, aufzustehen. Doch sofort wurde sie von einem anderen Japaner zurück in den Sessel gedrückt. „Hören sie, Kim, ich nenne sie jetzt mal Kim, wir sind nur hier, um Satoshi Omnasanchi daran zu hindern, dass er Yuri umbringt. Deswegen ist es von großer Wichtigkeit, dass wir beide schnell finden.“, erklärte er. „Sie und ihr Freund werden uns dabei helfen.“ „Freund? Ich verstehe nicht ganz? Was für ein Freund?“, kam es irritiert von Kim, die ihre Angst nach außen nicht zeigte. Ryo lachte auf. „Ihr Freund, mit dem sie in der Scheune so eng aneinandergebunden waren...“, präzisierte er. Jetzt verstand Kim, was diese Kerle von ihr wollten. „Das ist nicht mein Freund...Herr Gerkhan ist mein Mitarbeiter...ich bin seine Chefin...mehr nicht.“, erklärte sie. „Oh, ich dachte, weil sie...nun gut, dann werden sie beide uns helfen. Wir haben doch ein gleichsames Interesse daran, dass Yuri Omnasanchi am Leben bleibt. Beide wollen wir ihn finden.“, erklärte Ryo. „Und deswegen kommen sie morgens um fünf Uhr in meine Wohnung?“, zischte die Kriminalhauptkommissarin die Männer an. „Ich weiß nicht, wo ihr Freund steckt, aber glauben sie mir, sie sollten uns die Sache überlassen. Und jetzt, verschwinden sie...“, fauchte Kim. Ryo nickte und wies seine Männer zum Rückzug an. „Hier ist meine Karte...rufen sie mich an, wenn sie neue Ergebnisse haben. Und denken sie daran, wir beobachten sie.“
Yoshi sah auf den Waffenlauf und das teuflische Grinsen des Mannes, den Geist, den er heraufbeschwor, um seine Mutter zu rächen. Und jetzt...jetzt würde ihn dieser Geist zum Verhängnis werden. „Du bist der Einzige, der gegen mich aussagen kann. Auf meine Leute ist Verlass, sie halten still. Ich werde, bis Gras über die Sache gewachsen ist, in der Schweiz Zuflucht suchen und mir da ein angenehmes Leben machen. So, und jetzt gas bye bye...mein Flieger geht in drei Stunden.“, zischte der Japaner. „Satoshi das...das kannst du nicht tun...“, kam es mit zitternder Stimme von Yoshi. „Ach nein? Na, dann pass mal auf...“, grinste er und krümmte langsam den Finger. Doch Yoshi bekam etwas neben sich zu fassen, scheinbar eine alte Ölkanne, und schleuderte sie gegen Satoshis Waffenhand. Der Schuss schlug in der Mauer ein und die Waffe fiel dem Japaner aus der Hand. Das nutzte der junge Koch und floh. Schnell raus hier, dachte er und rannte ins Freie. Doch schon war Satoshi wieder hinter ihm und gab einige gezielte Schüsse auf ihn ab. Yoshi konnte die Luft der Kugeln regelrecht neben sich spüren, als sie an im vorbeizischten. Er erreichte die Straße und rannte nach links weiter. Plötzlich bremste er ab und blieb stehen. Satoshi war vor ihm aufgetaucht, die Waffe direkt auf ihn gerichtet. „Du entkommst mir nicht...“, fauchte er und schoss zwei Mal. Yoshi merkte, wie die Kugeln in seinen Körper drangen. Er spürte den Schmerz, doch noch kippte er nicht um. Mit letzter Kraft schmiss er sich gegen eine Tür und fiel in die Küche eines Bistros. „Hey, was soll das...Oh mein Gott...“, stieß einer der Köche aus und beugte sich zu dem jungen Japaner hinunter. Ein Anderer sah in die Gasse hinaus, doch da war niemand mehr. „Schnell einen Arzt...“
Semir schreckte hoch, als sein Telefon klingelte. Er nahm es und meldete sich verschlafen „Egal wer da ist…ich bring dich um.“, knurrte er ins Telefon. „Semir…Kim hier…ich hatte eben unangenehmen Besuch.“, hörte er Kim. Sofort war er hellwach. „Wie bitte? Sind Sie in Ordnung?“, wollte er besorgt wissen. „Ja...mir geht es gut. Können Sie zu mir kommen?“, bat Kim. „Ja sicher…ich bin gleich bei Ihnen.“, versprach Semir und beendete das Gespräch. Andrea sah ihn verschlafen an. „Wo gehst du hin?“, wollte sie wissen. „Das war Kim Krüger…sie…hatte nächtlichen Besuch…von der unangenehmen Sorte….ich muss zu ihr...“, erklärte er. „Ist sie in Ordnung?“, wollte auch Andrea wissen. „Ja…es geht ihr gut…aber sie will, dass ich zu ihr komme. Schlaf du weiter…ich melde mich bei dir.“, lächelte Semir und küsste seine Frau. Andrea nickte und schlief wieder ein. Semir fuhr zu Kim. Dabei kam er an dem Restaurant vorbei, wo Yoshi im Sterben lag. Er hatte Blaulicht an und so wurde er direkt angehalten. Er kurbelte das Fenster runter. „Sie müssen uns helfen….bitte…der Mann stirbt...schnell!!!“, schrie ihn ein Mann im Kochanzug verzweifelt. Semir ahnte, dass es ernst war und stieg aus. Er wurde von den Männern in die Küche gebracht und sah den schwer verletzten Mann am Boden liegen. „Verdammt! Rufen Sie einen Notarzt,…schnell!!“, forderte er den Koch auf. „Ist schon informiert…“, gab er bekannt. „Hallo…hören Sie mich?“, wandte Semir sich an den Verletzten. „Sa…to.. shi….er… hat….Yuri… .ge…tötet.. und…mich… auch….“, stieß Yoshi aus. „Nicht so viel reden… der Arzt kommt gleich…ganz ruhig…nicht reden…“, gebot Semir ihm. „Ich…..ster…be…Sa…to…shi…. er…wird…Schweiz….. gehen…“, kam leise von dem Mann. Semir sah ihn an, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. „Wohin genau? Wissen Sie wohin genau?“, fragte er nach. „Nee…in….“, hauchte Yoshi. Sein Kopf fiel zur Seite. Die Augen starrte Semir an. Langsam fuhr der Deutschtürke dem Toten über die Augen und schloss sie. Dann stand er auf. „Die Kollegen kommen gleich….sagen Sie ihnen, dass der Mann Yoshi Tanaka hieß…“, gab er bekannt und verschwand.