Dr. Tristan Notegau sah auf das Gesicht der Frau, welches an ein solches kaum noch erinnerte. Alles war mit Brandblasen übersät und gerötet. Sie war bereits intubiert und stabilisiert worden, dennoch raste der Puls und er hatte große Sorgen, das der Schock noch Folgen haben könnte. „Wir müssen sie sehr sorgfältig beobachten!“ mahnte er die Schwestern. Diese nickten und reichten ihm immer wieder Verbandsmaterial, damit er die Wunden zunächst reinigen und dann abdecken konnte. Nach einer schier unendlich dauernden Weile war er fertig. Von dem Gesicht der Patientin waren nur noch Augen, Nase und Mund zu sehen. „So…jetzt wird sie noch geröntgt damit wir innere Verletzungen ausschließen können. Ich hoffe wir bekommen keine Komplikationen. Okay…Sie holen die Mobilette und Sie werden schon mal die Medikamente vorbereiten. Sie bekommt Propofol und Sufentanil!“ befahl er sofort. Die Schwestern verschwanden. Als sie wieder ins Zimmer kamen sah Dr. Notegau auf. „Wir müssen sehr gut auf sie aufpassen. Nicht weit von hier waren zwei kleine Mädchen auf sie und ich will nicht, das die Kinder ohne ihre Mutter aufwachsen!“ gab er leise zu verstehen. „Und dir Mädchen…fordere ich auf zu kämpfen. Deine Kinder brauchen dich.“ wandte er sich an seine schlafende Patientin. Er röntgte sie und war erleichtert, dass keine inneren Verletzungen festzustellen waren. Zumindest nicht auf den ersten Blick, doch er wusste auch, dass es täuschen konnte. „Wenn sie auf dem Zimmer liegt wird sie abgeschirmt. Achten Sie darauf, dass keiner ohne die entsprechende Schutzkleidung zu ihr geht. Wir dürfen keine Infektion riskieren“ gab er von sich während er die Röntgenbilder einpacket. „Hallo Tristan…“ riss ihn die Stimme von Dr. Peter Mockenhaupt aus den Gedanken. „Hallo Peter…“ gab er zurück. „Was haben wir hier?“ wollte Peter wissen. „Sie ist durch eine Explosion verletzt worden. Ich vermute, dass sie heiße Benzindämpfe eingeatmet hat und was das bedeutet, muss ich dir nicht sagen.“ gab Tristan von sich. Peter sah auf die junge Frau. „Selbstmordversuch?“ harkte Peter nach. Tristan schüttelte den Kopf. „Nein…Explosion an einer Raststätte. Sie wollte dort wohl tanken und war mit ihren beiden Kindern unterwegs, als es passierte.“ erklärte Tristan. „OH mein Gott. Und was ist mit den Kindern?“ wollte Peter wissen „Denen geht es soweit gut. Ein paar Prellungen und Gehirnerschütterung. Nur bei ihr…“ meinte Tristan und sah auf die junge Frau. „Herr Dr. zwei Polizisten sind draußen..“ unterbracht eine Schwester das Gespräch. Der Arzt nickte und stöhnte leise. „Vermutlich wegen der Frau. Na die können eine Vernehmung erst einmal streichen..“ sagte er und verließ den Raum.
Semir saß auf der Bank. „Was wenn es nicht Andrea ist? Was wenn Andrea doch tot ist? Ben… ich habe Angst...“ sagte der türkische Hauptkommissar. Ben nickte. „Es kann alles möglich sein. Aber die Rettungskräfte und auch die Kollegen sagten, dass die Frau keine Papiere bei sich hatte. Vermutlich hat Andrea alles im Auto liegen gehabt und es ist alles verbrannt. Die Beschreibung passt auf deine Kinder und dann ist es auch deine Frau. Da kommt der Arzt!“ stieß Ben aus, als der Weißkittel aus dem Raum kam. „Meine Herren! Es tut mir leid, aber an eine Vernehmung ist für die nächsten Wochen nicht zu denken.“ kam sofort von dem Mann. „Da liegt glaub ich ein Irrtum vor. Ben Jäger, Kripo Autobahn. Das ist mein Kollege Semir Gerkan. Wir vermuten oder sagen wir besser, wir hoffen das die verletzte Frau dort drinnen seine Frau ist. Ihr Fahrzeug war am Unfallort gefunden. Es ist explodiert…“ erklärte Ben. Der Arzt sah Semir erschrocken an. „Oh mein Gott…das tut mir wirklich sehr leid. Nun ja…sie ist ungefähr Anfang 40. Die Mädchen, davon heißt eine Ayla oder so. Die Mädchen sind sieben und zwei Jahre alt und zum Glück nur leicht verletzt.“ erklärte der Arzt. „Welche Verletzungen haben Sie bei ihnen festgestellt?“ harkte Ben nach. Semir saß nach wie vor auf der Bank und sah die Beiden stumm an. „Nun…die Kinder haben beide eine Gehirnerschütterung. Die siebenjährige hat außerdem ihren rechten Arm gebrochen. Bei der Frau ist es leider schwerer. Sie hat Verbrennungen im Gesicht. 1. und 2. Grad. Außerdem vermuten wir, dass sie sich eine pulmonale Schädigung zugezogen hat.“ erklärte der Arzt. Ben sah ihn an. „Das heißt was?“ wollte er wissen. In diesem Augenblick wagte sich auch Semir heran. „Und?“ fragte er leise. Doch in diesem einen Wort schwangen die Hoffnung und auch die Angst mit. Ben sah ihn an. „Es scheint wirklich so, dass sie es sind. Die Beschreibungen passen.“ bestätigte er. Semir schluckte und sah zur Decke. „Danke…“ hauchte er und weinte nur. Ben nahm ihn in die Arme. „Hey…es wird alles wieder gut. Sie leben.“ beruhigte er ihn. Semir nickte und wandte sich an den Arzt. „Wie ich schon sagte, es sind sehr schwere Verletzungen. Verbrennungen 1. und 2. Grades im Gesicht, Vermutlich eine Lungenschädigung durch heiße Benzindämpfe und ein Bein ist mehrfach gebrochen. Wir haben sie sediert und außerdem wird sie künstlich beatmet. Ihre Frau wurde in das „künstliche Koma“ gelegt.“ gab Dr. Notegau von sich.