Beiträge von Elvira

    Dr. Tristan Notegau sah auf das Gesicht der Frau, welches an ein solches kaum noch erinnerte. Alles war mit Brandblasen übersät und gerötet. Sie war bereits intubiert und stabilisiert worden, dennoch raste der Puls und er hatte große Sorgen, das der Schock noch Folgen haben könnte. „Wir müssen sie sehr sorgfältig beobachten!“ mahnte er die Schwestern. Diese nickten und reichten ihm immer wieder Verbandsmaterial, damit er die Wunden zunächst reinigen und dann abdecken konnte. Nach einer schier unendlich dauernden Weile war er fertig. Von dem Gesicht der Patientin waren nur noch Augen, Nase und Mund zu sehen. „So…jetzt wird sie noch geröntgt damit wir innere Verletzungen ausschließen können. Ich hoffe wir bekommen keine Komplikationen. Okay…Sie holen die Mobilette und Sie werden schon mal die Medikamente vorbereiten. Sie bekommt Propofol und Sufentanil!“ befahl er sofort. Die Schwestern verschwanden. Als sie wieder ins Zimmer kamen sah Dr. Notegau auf. „Wir müssen sehr gut auf sie aufpassen. Nicht weit von hier waren zwei kleine Mädchen auf sie und ich will nicht, das die Kinder ohne ihre Mutter aufwachsen!“ gab er leise zu verstehen. „Und dir Mädchen…fordere ich auf zu kämpfen. Deine Kinder brauchen dich.“ wandte er sich an seine schlafende Patientin. Er röntgte sie und war erleichtert, dass keine inneren Verletzungen festzustellen waren. Zumindest nicht auf den ersten Blick, doch er wusste auch, dass es täuschen konnte. „Wenn sie auf dem Zimmer liegt wird sie abgeschirmt. Achten Sie darauf, dass keiner ohne die entsprechende Schutzkleidung zu ihr geht. Wir dürfen keine Infektion riskieren“ gab er von sich während er die Röntgenbilder einpacket. „Hallo Tristan…“ riss ihn die Stimme von Dr. Peter Mockenhaupt aus den Gedanken. „Hallo Peter…“ gab er zurück. „Was haben wir hier?“ wollte Peter wissen. „Sie ist durch eine Explosion verletzt worden. Ich vermute, dass sie heiße Benzindämpfe eingeatmet hat und was das bedeutet, muss ich dir nicht sagen.“ gab Tristan von sich. Peter sah auf die junge Frau. „Selbstmordversuch?“ harkte Peter nach. Tristan schüttelte den Kopf. „Nein…Explosion an einer Raststätte. Sie wollte dort wohl tanken und war mit ihren beiden Kindern unterwegs, als es passierte.“ erklärte Tristan. „OH mein Gott. Und was ist mit den Kindern?“ wollte Peter wissen „Denen geht es soweit gut. Ein paar Prellungen und Gehirnerschütterung. Nur bei ihr…“ meinte Tristan und sah auf die junge Frau. „Herr Dr. zwei Polizisten sind draußen..“ unterbracht eine Schwester das Gespräch. Der Arzt nickte und stöhnte leise. „Vermutlich wegen der Frau. Na die können eine Vernehmung erst einmal streichen..“ sagte er und verließ den Raum.

    Semir saß auf der Bank. „Was wenn es nicht Andrea ist? Was wenn Andrea doch tot ist? Ben… ich habe Angst...“ sagte der türkische Hauptkommissar. Ben nickte. „Es kann alles möglich sein. Aber die Rettungskräfte und auch die Kollegen sagten, dass die Frau keine Papiere bei sich hatte. Vermutlich hat Andrea alles im Auto liegen gehabt und es ist alles verbrannt. Die Beschreibung passt auf deine Kinder und dann ist es auch deine Frau. Da kommt der Arzt!“ stieß Ben aus, als der Weißkittel aus dem Raum kam. „Meine Herren! Es tut mir leid, aber an eine Vernehmung ist für die nächsten Wochen nicht zu denken.“ kam sofort von dem Mann. „Da liegt glaub ich ein Irrtum vor. Ben Jäger, Kripo Autobahn. Das ist mein Kollege Semir Gerkan. Wir vermuten oder sagen wir besser, wir hoffen das die verletzte Frau dort drinnen seine Frau ist. Ihr Fahrzeug war am Unfallort gefunden. Es ist explodiert…“ erklärte Ben. Der Arzt sah Semir erschrocken an. „Oh mein Gott…das tut mir wirklich sehr leid. Nun ja…sie ist ungefähr Anfang 40. Die Mädchen, davon heißt eine Ayla oder so. Die Mädchen sind sieben und zwei Jahre alt und zum Glück nur leicht verletzt.“ erklärte der Arzt. „Welche Verletzungen haben Sie bei ihnen festgestellt?“ harkte Ben nach. Semir saß nach wie vor auf der Bank und sah die Beiden stumm an. „Nun…die Kinder haben beide eine Gehirnerschütterung. Die siebenjährige hat außerdem ihren rechten Arm gebrochen. Bei der Frau ist es leider schwerer. Sie hat Verbrennungen im Gesicht. 1. und 2. Grad. Außerdem vermuten wir, dass sie sich eine pulmonale Schädigung zugezogen hat.“ erklärte der Arzt. Ben sah ihn an. „Das heißt was?“ wollte er wissen. In diesem Augenblick wagte sich auch Semir heran. „Und?“ fragte er leise. Doch in diesem einen Wort schwangen die Hoffnung und auch die Angst mit. Ben sah ihn an. „Es scheint wirklich so, dass sie es sind. Die Beschreibungen passen.“ bestätigte er. Semir schluckte und sah zur Decke. „Danke…“ hauchte er und weinte nur. Ben nahm ihn in die Arme. „Hey…es wird alles wieder gut. Sie leben.“ beruhigte er ihn. Semir nickte und wandte sich an den Arzt. „Wie ich schon sagte, es sind sehr schwere Verletzungen. Verbrennungen 1. und 2. Grades im Gesicht, Vermutlich eine Lungenschädigung durch heiße Benzindämpfe und ein Bein ist mehrfach gebrochen. Wir haben sie sediert und außerdem wird sie künstlich beatmet. Ihre Frau wurde in das „künstliche Koma“ gelegt.“ gab Dr. Notegau von sich.

    Semir fuhr zum Kloster. Als er an der Tür zum Turm hochsah, bekam er ein merkwürdiges Gefühl. Warum wollte der Abt ihn ausgerechnet im Turm sehen? Warum nicht in seinem Büro? Doch dann zuckte er mit den Schultern. Er klopfte an. Ein junger Mann in Kutte öffnete und Semir musste sich das Lachen verkneifen, denn es war kein Anderer als Ben, der ihn öffnete. „Wenn du auch nur ein Wort sagst, wirst du die Rache von Gott spüren…“, drohte dieser leise. „Die Kutte steht dir echt gut…“, nickte Semir. „Sie wünschen?“, fragte Ben. „Ich bin mit dem Abt verabredet. Er erwartet mich im alten Glockenturm.“, erklärte Semir vernehmlich, als einer der anderen Brüder an Ben und ihn vorbeiging. „Ah dann folgen Sie mir bitte…“, lächelte Ben freundlich, doch sein Blick sagte was Anderes. „Du hast selbst Schuld. Es war deine dämliche Idee. Hast du schon was für mich?“, wollte Semir wissen. „Nein, also nicht wirklich. Aber mir kommt ein Bruder hier sehr merkwürdig vor. Das ist Martin. Ich weiß nicht, aber irgendwie hat er was zu verbergen Bist du sicher, dass du im Glockenturm mit dem Abt verabredet bist?“, wollte Ben plötzlich wissen. „Ja…er hat mich angerufen. Wo muss ich lang?“, harkte Semir seinerseits nach. „Du musst die Treppe hoch. Semir…. Pass auf… der Turm ist ziemlich morsch…“, ermahnte Ben ihn. „Ich melde mich bei dir… du hast hoffentlich den Handy nicht abgeben müssen.“, kam von Semir. Ben grinste. „Sehe ich so aus?“, lachte er. Semir ging weiter. Er wollte gerade die Treppe hoch gehen, als der Abt auf ihn zukam. „Guten Tag Herr Gerkhan… was machen Sie denn hier?“, fragte dieser erstaunt. „Sie haben mich herbeordert.“, erklärte Semir etwas verwundert. „Ich? Wann soll das gewesen sein?“, harkte der Abt nach. „Vor nicht einmal zwei Stunden. Sie haben gesagt, dass Sie mir etwas im alten Glockenturm zeigen wollten. Deshalb bin ich hier..“, lächelte Semir.

    Martin sah wie sich der Polizist mit dem Abt unterhielt. „Verdammt….warum musste der Alte ausgerechnet jetzt kommen…“, knurrte er. Stefan sah ihn an. „Dann holen wir ihn eben anders. Nur keine Sorge. Wir werden ihn an seinem Auto erwarten und ihn dann klar machen, dass er uns das, was er gefunden hat, geben muss. Du weißt doch, wo wir Gregor fertig gemacht haben. Was meinst du, wie lange brauchen wir für einen Bullen? Ob er die Schmerzen aushält?“, lachte Stefan. Martin schüttelte den Kopf. „Du bist ganz schön hinterhältig. Hast du gesehen, wie lange der sich mit Bruder Ben unterhalten hat. Es sah fast so aus, als würden die sich kennen.“, mutmaßte Martin. Stefan nickte nur. „Ja… ich habe es bemerkt. Also gut… wie wäre es wenn wir, sobald der Abt und unser Freund von der Polizei unter der Glocke stehen, wir das alte Ding endlich in die Tonne treten. Erschlagen von dem heiligen Klang… für einen Abt sicher das Schönste was es gibt.“, gab Stefan von sich. „Ich dachte, du wolltest den Bullen in der Halle des Grauens quälen?“ kam enttäuscht von Martin. „Ist ein zu großes Risiko. Wir versuchen es mit der Glocke. Mach dich bereit… und lass das Ding fallen. Oder warte… ich werde Ben die Glocke läuten lassen. Ist eh gleich soweit. Dann werde ich mal dafür sorgen, dass die Beiden genau zum richtigen Zeitpunkt am Richtigen Ort sind.“, lachte Martin und verschwand. Stefan sah wie Ben die Treppen erklomm um zum Gebet mit der alten Glocke zu läuten.

    Semir unterhielt sich mit dem Abt. „Aber Sie haben mich angerufen. Sie sagten, Sie haben etwas gefunden. Im Zimmer von Gregor? Wer sonst sollte daran ein Interesse haben, dass ich hier her komme?“, fragte Semir zweifelnd. Der Abt nickte. „Es muss jemand in unseren Reihen sein, der ihnen etwas sagen will. Aber wer? Ich meine, ich habe hier an die 38 Brüder. Der Neueste ist Ben… er hat Sie ja eben begrüßt. Ein sehr netter Junge, der es sicher weit bringen kann in unserem Kreis. Sehr lernbereit und lernwillig. Er ist in kürzester Zeit sogar zur Ablegung der ersten Prüfung bereit…“, verriet der Abt. Er sah Semir zum Glück nicht dabei an, denn sonst wäre ihm das breite Grinsen sicher aufgefallen. Sie gingen langsam weiter und merkten gar nicht, wie sie dem alten Glockenturm immer näher kamen. Fast direkt darunter blieb der Abt stehen. „Also ich verstehe wirklicht nicht, warum ich Sie herbeordern sollte. Ich war nicht im Zimmer von Gregor... ich bin eben erst zurück und habe Sie rein zufällig gesehen…“, kam nachdenklich von dem Abt. „Ich weiß es nicht….“, gab Semir ehrlich von sich. Die Glocke über ihnen fing an zu läuten und Semir sah nach oben. „Ziemlich laut!“, schrie er gegen den Ton an. Der Abt nahm seine Hand und hielt sie ans Ohr. „Was?“, fragte er nach. Semir nickte. „Genau…wir sollten da hinten hingehen!!“, empfahl er laut schreiend und sah wieder hoch. In diesem Augenblick kam die Glocke herunter.

    Mit lautem Getöse und krachenden Balken fiel die Glocke auf den Boden und gab ein martialisches Donnern von sich, als sie den Boden erreichte. Der Aufschlag ließ das ganze Kloster erzittern und Staub, der Staub von Jahrhunderten, legte sich wie eine tiefe Dunstwolke über den Raum. Keuchend stand Semir auf und sah sich hustend um. Irgendjemand hatte ihn zur Seite gestoßen. Dann sah er, wer es war. Unter der Glocke war die blutüberströmte Hand des Abtes zu erkennen. „Oh shit...“, stieß Semir hervor und kroch zu ihm hinüber. Er fasste um das Handgelenk, fühlte den Puls, doch es war keiner mehr zu spüren. „Semir... ist alles in Ordnung?“, rief Ben nach unten. Er konnte nur von oben sehen, wie die Glocke plötzlich an ihm vorbeischoss und durch das Gebälk brach und auf dem Boden schellte. „Ben... der Abt... die Glocke...“, stieß Semir nur hustend aus. „Ich komm runter.“, rief er schnell und wollte die Sprossen der Leiter runterklettern, als er merkte, dass diese nach etwas einem Drittel aufhörte. Krampfhaft hielt er sich fest. Es waren gut und gerne 10 Meter nach unten. „Verdammt Semir, ich komm hier nicht runter. Ich muss mir einen anderen Weg suchen.“, rief er. „Beeil dich.“, erwiderte Semir, doch er ahnte, dass Ben länger brauchen würde. Vorsichtig rappelte sich Semir auf und sah auf die große, bronzene, mit Grünstich überzogene Glocke, die eine lateinische Inschrift auf einem geschwungenen Pergament trug. „Gott und den Menschen vereinen“, konnte Semir noch mit seinen Überresten von Schullatein entziffern. „Wie zynisch.“, dachte er nur.

    Ben sah in die Richtung und schluckte. „Ben…das ist Andreas Auto…das ist das Auto meiner Frau…meine Kinder…“ stieß Semir aus. Er löste sich von Ben und rannte zum Wagen, doch Ben hetzte hinterher und warf sich auf ihn und riss ihn zu Boden. Gerade noch rechtzeitig, denn kaum lagen sie auf dem Grünstreifen explodierte der Wagen. „ANDREA!!! ANDREA!!! “schrie Semir verzweifelt und versuchte sich loszureißen, doch Ben hielt ihn eisern fest. „Semir! Ruhig…ganz ruhig!“ versuchte er, doch Semir war für nichts mehr zugänglich. „ANDREA!!! Nein…Andrea!!“ schrie er erneut und die Verzweiflung war deutlich zu hören. „Lass mich los!! Meine Familie!! Meine Kinder!! Meine Frau!!!“ weinte Semir und versuchte sich immer noch loszureißen. „Semir…du kannst nichts mehr tun. Sie waren sicher nicht mehr drin. Du kannst nichts tun. Bitte…hör mir zu, sieh mich an…sieh mich an…“ versuchte Ben sich zu seinem Partner durch zu dringen. Doch bei Semir schien es nichts zu bringen. Sein Partner saß dort im Gras und weinte ungeniert. Ben sah ihn besorgt an. Ein Arzt schien die Szene mitbekommen zu haben und eilte auf ihn zu. „Wissen Sie, was mit den Insassen des Wagens ist?“ fragte Ben leise. Er hatte Angst, das Andrea und die Kinder doch im Wagen saßen und nun tot waren. Vielleicht hatte niemand bemerkt, dass dort noch welche drin waren. „keine Ahnung..“ kam von dem Arzt. Er kümmerte sich um Semir. „hören Sie!! Der Wagen dort gehörte seiner Frau. Sie war mit den Kindern unterwegs und ich…wir müssen wissen, ob sie aus dem Wagen gekommen sind.“ harkte Ben erneut nach. Nun sah der Arzt noch besorgter auf Semir. „Ich kann Ihnen wirklich nicht sagen, ob die Personen die mit dem Helikopter abgeholt wurden, seine Frau und seine Kinder waren. Ich weiß nur, dass es eine Schwerverletzte mit zwei leicht verletzten Kindern war. Sie wurden in die Uniklinik gebracht. Die Frau hatte schwere Verbrennungen.“ gab er nun von sich. Ben sah auf Semir und dieser saß teilnahmslos im Gras. Er hatte seine Knie umarmt und wippte vor und zurück. Er starrte auf das, was eben noch ein Auto war. „sie sind tot…sie sind alle tot… Meine Familie ist tot…“ kam tonlos von ihm. Ben schloss die Augen… auch wenn die Hoffnung sehr gering war, dass die Frau, die weg gebracht wurde tatsächlich Andrea war, so war es immer noch ein kleiner Hoffnungsschimmer. Er hockte sich vor Semir hin. „Semir…lass uns fahren.“ bat er sanft. „sie sind tot...sie sind alle tot… meine Familie ist tot…“ stammelte sein Partner wieder. „Das ist nicht gesagt. Semir..eine Frau und zwei Kinder sind in die Uniklinik gebracht worden. Die Hoffnung ist zwar gering, aber es könnten Andrea und die Kinder sein. Lass uns fahren…“ bat er erneut. „Sie sind tot, Ben. Sie sind alle tot...“ wiederholte Semir nur. Ben drang nicht zu ihm durch.

    Susanne hatte sich gerade einen Tee gemacht und trug nun die gefüllte Kanne mit dem heißen Getränk zu ihrem Schreibtisch als sie einen Funkspruch von Ben hörte. „Cobra 11 an Zentrale. Wir sind unterwegs zur Uniklinik. Unter den Verletzten von der Raststätte sind vermutlich auch Andrea und die Kinder. Bisher wissen wir zwar nicht dass es Andrea ist, aber die Hoffnung ist sehr groß. Andreas Wagen ist explodiert! Laut dem Arzt soll sie sehr schwer verletzt sein. Es besteht Lebensgefahr.“ gab Ben durch. Susanne blieb geschockt stehen und starrte in die Gesichter von Dieter und Jenny. Die Kanne die sie eben noch trug fiel zu Boden. Der heißte Tee schoss zu allen Seiten und die Scherben sprangen auf dem Boden herum. Jenny Dorn kam sofort zu ihr und sah sie an. „Susanne? Hey..hey…setz dich..“ sagte die junge Polizistin besorgt und führte die Sekretärin zum nächsten Stuhl als Susanne anfing zu schwanken. Durch das Klirren wurde auch Kim Krüger aus ihrem Büro aufmerksam. „Was ist denn hier los?“ wollte sie wissen. „Andrea…und die Kinder...“ stammelte Susanne. Kim sah sie an. „Was ist mit Frau Gerkan?“ harkte sie nach. „Sie waren auf dem Rastplatz Geißmühle...“ erklärte nun Dieter. Kim Krüger wurde blass. „Oh mein Gott...“ stieß sie aus. „was ist mit ihnen? Wissen Sie schon mehr?“ harkte sie nach. „Das wissen wir noch nicht. Wir wissen nicht einmal ob es wirklich Semirs Familie ist.“ gab Susanne leise von sich. Kim schluckte schwer. „Frau Krüger…ich mochte bitte hin…“ bat Susanne leise. Kim Krüger wusste das sie mit Andrea sehr eng befreundet war und wenn es wirklich Andrea war, dann brauchte Semir nun den Rückhalt von allen Freunden. „Sie und ich fahren hin. Sie Bonrath werden sich um die weiteren Ermittlungen kümmern. Gemeinsam mit Frau Dorn! Hartmut soll jeden noch so kleinen Hinweis an Funden untersuchen! Alle anderen Fälle werden zurück gestellt!“ befahl Kim in ihrem gewohnten Ton, doch diesmal waren alle damit einverstanden. „Aber wir wollen auch wissen, ob es Andrea und die Kinder sind!“ forderte Dieter. Kim nickte. „Wir werden es Ihnen sagen, sobald wir es wissen. Fahren Sie mit Frau Dorn zur Unfallstelle und übernehmen die Einsatzleitung.“ versprach sie. Die beiden Frauen verließen die PAST und Kim fuhr mit Blaulicht und Sirene zur Uniklinik.

    uops....schon passiert....

    Semir sah den Pächter der Tankstelle an. „Sie wissen also nicht wie der Typ aussah und warum er ausgerechnet Ihre Tankstelle erpresst, sind aber bereit ihm sofort 500 Euro zu geben?“ harkte Semir ungläubig nach, nachdem der Mann erzählte was passiert war. „Nein...ich sagte doch, dass ich nicht weiß wie er aussieht. Er hat mir einen Umschlag an die Tür geklebt und geschrieben, dass ich das Geld dort rein machen soll und dieser dann durch einen Kurier abgeholt wurde. Und so ist es auch passiert. Aber ich habe mir das Kennzeichen nicht gemerkt.“ beklagte sich der Mann. „Und von welchem Kurierdienst?“ harkte Semir nach. „Keine Ahnung!“ stieß der Mann aus. „Ich bin doch nicht der einzige der erpresst wird. Die Zeitung hat doch fast jeden Tag eine neue Meldung. Ich will nicht, das meine Tankstelle in die Luft fliegt. Ich verdiene damit mein Brot.“ hängte er an. „Herr Schmidt, jetzt mal unter uns. Sie sagen doch selbst, dass Sie hier Ihr Brot verdienen. Wenn es so eng ist, wie können Sie dann 500 Euro pro Woche zahlen?“ wollte Ben wissen. Doch Peter Schmidt zog nur die Schultern hoch „Die Polizei hilft mir ja nicht und ich habe Angst. Ich habe doch Familie!“ stieß er aus. Semir stöhnte auf. „Ben...es hat keinen Sinn. Er zahlt lieber von seinem sauer verdientem Geld etwas anstatt zu helfen, das der Kerl in den Knast kommt." unterbrach Semir seinen Partner. Ben sah ihn an und Semir knipste ein Auge zu. Ben verstand. Semir wollte die psychologische Schiene fahren. „Tja…schade eigentlich. Nun ja, heute sind es fünfhundert, nächste Woche sind es tausend und dann zweitausend. Bis er die Gebühr nicht mehr zahlen kann und dann wird die Tankstelle dem Erdboden gleich gemacht.“ Schlug Ben nun in die gleiche Spur. „Das ist doch gar nicht wahr!“ stieß Schmidt aus. Bevor Semir oder Ben etwas sagen konnten, klingelte sein Handy. „Ein Sprengstoffanschlag auf dem Rasthof Geißmühle. Wir haben mehrere Verletzte.“ Kam von Susanne. „Alles klar, wir fahren hin.“ gab Semir zurück und beendete das Gespräch. Er sah Ben an. „Explosion an der Geißmühle.“ sagte er und wandte sich zum gehen. Ben sah Peter Schmidt noch einmal an. „Wir kommen wieder und dann wollen wir Antworten haben!“ knurrte er den Mann an.

    Semir gab Gas um möglichst schnell am Tatort zu kommen. Mit Blaulicht und Sirene verschafften sie sich Platz und kamen binnen weniger Minuten an. Schon von weitem sah man die Rauchwolken aufsteigen. Schwarze dichte Schwaden zogen gen Himmel. „Damit ist die Theorie von dir eben ja wohl gebrochen.“ gab Ben von sich. Semir nickte nur. „Das sieht gar nicht gut aus…oh mein Gott...“ stieß er aus als sie näher kamen. Ein uniformierter Kollege wies sie auf einen Parkplatz. „Das ist auf jeden Fall eine größere Bombe gewesen, als auf der kleinen Tankstelle.“ ließ Ben von sich wissen. „Ich hoffe nur es gibt keine Toten. Aber das Schwein werde ich kriegen, das schwöre ich dir.“ nickte Semir. Er ging auf die Gruppe der Polizisten zu, die den Ort sicherten. Sie hörten die Schreie der verletzten Menschen und das Weinen der Kinder die nach ihren Eltern riefen. Semir sah das einige der Fahrzeuge brannten und er hoffte inständig, das sie unbesetzt waren. Irgendwo in diesem Chaos bellte ein Hund. Semir sah sich um und suchte einen der Feuerwehrmänner auf um sich nach dem Stand zu erkundigen. Er hob seinen Ausweis. „Gerkan, Kripo Autobahn. Können Sie schon etwas sagen?“ wollte er wissen. „Mayr…Brandmeister der Feuerwehr Neuss. Wir haben ungefähr 48 Verletzte, darunter viele Kinder und eine Schwerverletzte Frau, die bereits mit dem Heli abtransportiert wurde. Es bestand Lebensgefahr.“ gab der Mann von sich. Semir sah sich um. „Was für ein Chaos...“ stöhnte er leise. Doch dann blieb sein Blick an eines der brennenden Fahrzeuge hängen. Diesen blauen Wagen…er kannte ihn. Sicher gab es mehrere davon, doch instinktiv ging Semir auf den Wagen zu. „Wir haben auch einen Sprengsatz gefunden…hallo?“ fragte Mayr von der Feuerwehr, doch Semir hörte ihm nicht zu. Seine Schritte wurden immer schneller und als er das Kennzeichen sah, da wusste er, dass sein Instinkt richtig war. Es war Andreas Auto. Nein…nein..das konnte nicht sein. Bitte lass es nicht wahr sein. Bitte..flehte eine Stimme in seinem Kopf. „Semir? Hey…hallo?!“ riss Bens Stimme ihn aus den Gedanken. Er sah Ben an und dann wieder zum Wagen. Langsam fast mechanisch ging er auf den brennenden Wagen zu. „Semir! Nun bleib doch mal stehen!“ forderte Ben ihn auf und hielt ihn fest. Langsam in Zeitlupe ging Semirs Hand hoch und ohne Worte zeigte er auf den Wagen.

    Wild saß in seinem Büro. Die meisten hatten schon Feierabend gemacht, doch er wollte wissen, was auf dem Laptop war, den die beiden Einbrecher ihm gebracht hatten. Er öffnete den Schirm und schaltete das Gerät an. Wenn jetzt nur keine Passwortabfrage kam, dachte er bei sich und schien Glück zu haben. Der Computer startete ohne eine Sicherheitsabfrage vorzunehmen. Schnell war Gernot Wild dabei, auf die Dateien zuzugreifen, die sich Walter von Dormagen angelegt hatte und die ihn vielleicht belasten könnten. Überwiegend waren es aber Bilder und Abspeicherungen von Reden und Ausschussergebnissen, nichts was ihn interessierte oder was mit ihm im Entferntesten zu tun hatte. „Verdammter Mist.“, stieß er aus und war drauf und dran, den Laptop auf den Boden zu feuern. Dormagen war also doch schlauer, als er dachte. Sicherlich hatte er irgendwo im Haus eine Sicherheitskopie, eine CD oder einen USB-Stick versteckt, auf dem die belastenden Beschuldigungen gegen Wild und seine Parteikollegen gespeichert waren. Oder hatte er sie, so, wie es immer im Film gezeigt wurde, vorsorglich einer Person gegeben, die es im Falle seines Todes zur Polizei oder Staatsanwaltschaft bringen sollte? Wenn, dann wäre Wild geliefert. Nein, es durfte jetzt nur nicht schief gehen. Er musste einfach diese Beweise bekommen und vernichten. Andernfalls konnte er sich seine Karriere und die horrenden Spendengelder seiner Freunde, die er bei deren Bauvorhaben sicherlich kassieren würde, vergessen. Nein, er musste einfach diese Beweise finden, koste es, was es wolle. Sie mussten einfach noch in der Villa sein. „Koch.“, rief er seinen Sekretär herein. „Herr Wild?“, fragte dieser, als er nach einigen Minuten erschien. „Wir haben ein Problem...“, meinte er und erklärte seinem Gehilfen die Sachlage. „Wenn wir diese Beweise nicht schnellstens bekommen, sind wir, sie und ich, so gut, wie raus aus dem großen Spiel der Politik. Fahren sie zur Villa und sehen sich um.“, forderte Wild. „Aber die Villa wird sicherlich schon polizeilich untersucht werden, was sage ich denen?“, fragte Koch. „Sagen sie ihnen, sie seien der Assistent von Dormagen gewesen und bräuchten einige Unterlagen aus dem Haus. Das werden selbst diese Schnüffler nicht verwehren können. Jetzt gehen sie.“, forderte Wild ihn auf.

    Semir sah Hartmut an. „Und?“, fragte er. „Tja…. Die Fingerabdrücke an der Tür kannst du vergessen… die sind so verwischt, das sie völlig unbrauchbar sind. Die Typen sind auf jeden Fall durch die Terrassentür gekommen. Die haben sich mit einem Glasschneider ein Loch gemacht und dann die Tür geöffnet. Einfach und simpel. Allerdings ist es sehr sonderbar, dass sie scheinbar genau wussten was sie suchen mussten. Denn außer dem Arbeitszimmer ist alles in Ordnung.“, erklärte der Techniker. „Ja oder aber ich habe sie zu früh gestört. Ich meine, vielleicht waren sie kurz vor mir hier und haben im Arbeitszimmer angefangen.“, mutmaßte Semir. „Das kann natürlich sein, aber ….hey…. sieh mal…“, stieß Hartmut aus. Semir sah ihn an. „Was ist das?“, wollte er wissen, als Hartmut unter Tischplatte etwas weg zog. „Ein USB-Stick. Das ist so etwas wie eine externe Festplatte. Du kannst darauf Daten speichern und dann an jedem x-beliebigen Computer anschauen.“, erklärte Hartmut. Semir rollte die Augen. „Hartmut…bitte.. ich weiß was ein USB-Stick ist. Dann sieh zu, dass du die Daten runterlädst. Vielleicht bringt es uns weiter.“, knurrte Semir. Ein uniformierter Polizist kam herein. Semir sah ihn an. „Was ist mit Frau Friedrichs?“, fragte er sofort. Der Mann schüttelte den Kopf. „Sie ist ihren Verletzungen erlegen.“, kam leise als Antwort. Semir nicke.

    Karl Schnitzer hielt seinen Wagen vor der Villa von Dormagen. Er sah die ganzen Einsatzfahrzeuge der Polizei und atmete tief ein. Dann stieg er aus und ging ins Haus. An der Tür wurde er von einem Mann in Zivil aufgehalten. „Sie können hier nicht rein!“, blaffte er ihn an. „Aber ich muss….ich habe wichtige Unterlagen von Dormagen zu holen. Ich bin sein Assistent. Er hat mich damit beauftragt!“, zeterte Schnitzer. „Ach hat er das? Wann denn Herr….?“, fragte der Polizist. „Vor drei Tagen…Schnitzer… Karl Schnitzer… ich bin wie gesagt der Assistent von Dormagen… oder eher gesagt…ich war es. Er hatte mir gesagt, ich sollte sobald ihm etwas passiert die Unterlagen an denen er gearbeitet hat sowie die Laptop in Sicherheit bringen….“, erklärte Schnitzer. Der Polizist sah ihn an. „Sie kommen leider zu spät. So wie es ausschaut, ist der Laptop gestohlen worden. Ich habe die Einbrecher überrascht, das einzige was wir sicherstellen konnten ist ein USB-Stick.“, erklärte der Polizist. „Würden Sie mir den Stick bitte aushändigen?“, bat Schnitzer. „Tut mir Leid… aber erst wenn wir wissen das drauf ist, können wir es frei geben. Aber wir können es ja abkürzen. Sagen Sie mir, was sich auf den Stick befindet und Sie können ihn bekommen. Das heißt sobald wir die Fingerabdrücke darauf gesichert haben.“, lächelte der Polizist ihn an. Karl Schnitzer spürte die Wut in sich aufsteigen. Wie hochnäsig war dieser Kerl? Was bildete sich der Bulle ein? Dann musste Wild sich was einfallen lassen, dachte er. „Danke…sehr nett. Aber ich weiß selbst nicht, was drauf ist. Deshalb wäre es wichtig zu erfahren, was darauf ist. Hören Sie….es ist sicher für Sie völlig nutzlos…“, versprach er. Er musste den Stick bekommen. Doch der Polizist schien einer der sturen Sorte zu sein. Er verneinte es.

    „Was soll das heißen, die Polizei hat einen Stick gefunden? Sind die Daten darauf?“, wollte Wild wissen, als Schnitzer ihm gegenüber saß. „Das weiß ich doch nicht! Ich meine…ich durfte ja nicht einmal die Daten sehen. Vielleicht war was drauf, vielleicht aber auch nicht. Was weiß ich denn?“, verteidigte Schnitzer sich. „Sie sollten mir die Unterlagen beschaffen! Wie heißt der Bulle?“, fragte Wild nach. „Gerkhan…Semir Gerkhan… Kripo Autobahn. Wenn der die Daten sieht, wird er mit Sicherheit hier auftauchen…“, prophezeite Schnitzer. „Gut… dann werde ich ihn erwarten. Allerdings werde ich ihn vorher mal durch meine Freunde aus dem Kloster befragen und warnen lassen. Die Mönche sind in solchen Dingen immer sehr gründlich und man kann sich auf sie verlassen. Das habe ich bei Dormagen festgestellt. Ich brauche Sie für heute nicht mehr.“, entließ Wild seinen Sekretär. Er wartete, bis dieser das Büro verlassen hatte und griff zum Handy. Es dauerte nicht lange, bis sich der Angerufene meldete. „Ich habe noch einen Auftrag für euch. Ein Bulle hat die Sachen gefunden, die ich gern hätte. Nur will er mir die Sachen nicht geben. Ihr holt sie für mich. Egal wie…“, gab er nur durch und legte auf ohne die Antwort abzuwarten. Wild lehnte sich bequem zurück. „Nur noch wenige Tage….bis dahin muss es einfach klappen… bis dahin müssen die Sachen vernichtet sein…“, sagte er leise zu sich selbst.

    „Okay...gehen wir den Fall doch mal durch. Wir haben jetzt insgesamt vier Anschläge auf Tankstellen entlang der A 3. Nur Tankstellen, keine Rasthöfe. Und genau das macht mich stutzig. Wenn die Erpresser es wirklich nur auf Geld abgesehen haben, warum werden dann nur Tankstellen erpresst? Rasthöfe werfen doch mehr ab.“ dachte Ben laut nach. „Nun aber bedenk bitte auch, dass dort viel mehr Publikum ist und damit auch die Gefahr größer ist gesehen zu werden.“ setzte Semir dagegen. Ben wog den Kopf hin und her. „da ist was dran. Dennoch...wenn ich unbedingt Geld an der Autobahn machen würde, würde ich mir die Rasthöfe vornehmen. Ich müsste nicht einmal selbst dort auftauchen... ein Brief reicht ja eigentlich.“ Ging es bei Ben weiter. „Nun...aber an den Rasthöfen sind ja auch die Fernfahrer, die Reisenden und natürlich auch die Polizei. Sicher bei den Tankstellen auch, aber nicht so oft. Ich sehe wirklich ein, das sie sich nur Tankstellen vornehmen. Der Typ ist ja nicht dumm und baut sich selbst eine Falle. Aber ich denke auch, dass mehrere dahinter stecken. Für einen ist die Sache doch zu groß. Er müsste ja alles können, Erpresserbrief schreiben ist eine Sache, jemanden dazu zu bringen zu zahlen auch, aber denk mal an die Bombe die wir gefunden haben...“ dachte Semir weiter. Ben sah ihn an. „Denkst du einer der Betreiber spielt falsch?“ harkte Ben nach.“Ich weiß nicht. Irgendwas stört mich an de Sache. Aber das einmal unberücksichtigt. Die Tankstelle bei KM 179 ist dem Erdboden gleich gemacht worden. Der Sprengsatz der da explodiert ist, hatte eine extreme Zerstörungskraft und wenn der Betreiber nicht schon vorher die Tankstelle dicht gemacht hätte, dann wäre es sicher nicht beim Blechschaden geblieben.“ erinnerte Semir sich. „Es könnte auch eine heiße Sanierung gewesen sein. Die Tankstelle war ja schon ziemlich herunter gekommen. Und der Besitzer sagte ja selbst, dass er kaum noch Umsätze macht.“ gab Ben ihm die Stütze. „Nein...das denke ich nicht. Der Sprengsatz wurde untersucht, zumindest was übrig geblieben ist und er war laut dem Experten nicht von einem Laien gebastelt worden.“ Widersprach Semir sofort. „hmmm...und die Anderen sagen nichts. Klar...die haben Angst das es ihnen genauso ergeht und das verstehe ich sehr gut.“ kam nun von Ben. Semir nickte nur. Er sah in den Rückspiegel und beobachtete den Verkehr. „Eigentlich wäre es doch ganz einfach dem Täter eine Falle zu stellen. Wir müssten nur eine Tankstelle eröffnen und darauf warten, das der oder die Kerle auftauchen.“ schlug Ben nach einigen Schweigeminuten vor. „Keine schlechte Idee“, lobte Semir ihn. „Danke für die Blumen, aber da werden weder Krüger noch Schrankmann zustimmen. Denen ist das viel zu gefährlich weil ja etwas explodieren könnte.“ Grinste Ben. Semir nickte. „Kann ich sogar verstehen. Wenn die Kerle rot sehen, dann gehen mehr Tankstellen in die Luft als uns lieb ist und das würde Schrankmann wieder in ihrer Theorie bestätigen, das wir nur Katastrophen veranstalten.“ gab Semir grinsend zurück.

    „Mama...fahren wir jetzt wirklich zur Oma?“ wollte Ayda wissen und reichte ihrer Mutter eines ihrer Blusen. „Ja mein Schatz und wir bleiben eine ganze Woche dort. Oma freut sich schon auf uns. Wir werden dann den Vogelpark besuchen und in den Zoo gehen. Und wenn wir noch Zeit haben auch ins Hallenbad.“ erklärte Andrea während sie packte. Ayda sah sie an. „Und besuchen wir auch Opa?“ harkte das Mädchen nach. „Natürlich... er freut sich auch, wenn wir ihm Blumen mitbringen.“ nickte Andrea. „Meinst du er sieht das im Himmel wenn wir Blumen auf sein Grab legen?“ kam die nächste Frage. „Opa sieht alles und ich bin sicher, das er auch jetzt zu uns schaut. Hast du dein Zimmer aufgeräumt? Du weißt wie Felix ist, der macht dir alles durcheinander!“ erinnerte Andrea ihre Tochter. Ayda stöhnte leise auf. „Ich bin dabei... also gleich. Ich räume doch immer auf, bevor wir fahren. Kommt Emi auch mit?“ wollte Ayda nun wissen. „Ja sicher. Papa muss arbeiten und Emi kann ja nicht allein zuhause bleiben.“ lachte Andrea. „Und weil Papa wieder arbeiten muss, kann er nicht mitfahren. Das ist so unfair!“ stöhnte Ayda gekonnt auf. Andrea sah sie an. „Papa ist Polizist und muss die bösen Menschen fangen. Da kann er nicht sagen, hört auf, ich fahre jetzt in Urlaub und bitte seid brav..“ versuchte sie ihrer Tochter zu erklären. „Ich mag die bösen Menschen nicht.“ stellte Ayda fest. Andrea musste lachen. Wenn Ayda sie mit ihren braunen Augen ansah, dann hatte sie etwas von Semir. Ihr Blick konnte Herzen schmelzen lassen, genau wie Semirs Blick. „Weiß0t du was...?“ fing Ayda wieder an. „Nein mein Schatz, was denn?“ harkte Andrea nach. „Ich finde die Bösen sollten alle eingesperrt werden, damit Papa mitfahren kann. Oma freut sich bestimmt wenn er mal bei ihr ist.“ gab die Siebenjährige zurück.“Das kann ich mir auch gut vorstellen, aber leider geht das nicht, denn die Bösen wollen ja nicht eingesperrt sein.“ lächelte Andrea. Sie bügelte noch die Wäsche die sie mitnehmen musste und legte sie direkt in den Koffer. „Aber dann ist es doch ganz einfach. Dann sollen sie einfach nicht böse sein. Dann jagt der Papa sie nämlich nicht und könnte mit uns fahren. Soll ich ihn noch mal fragen?“ bot Ayda an. Andrea sah sie an und lächelte. Die Kinderwelt war so einfach. „Das wird leider nichts werden, mein Schatz. Aber im Sommer fahren wir alle zusammen weg. Dann fahren wir in die Türkei und besuchen Oma und Opa dort. Die freuen sich nämlich auch auf dich. Und nun los...mach dein Zimmer fertig. Wir fahren in einer halben Stunde!“ mahnte Andrea Ayda und gab ihr einen sanften Klaps auf den Po. Tatsächlich fuhren sie eine Stunde später los. Andrea wollte noch tanken und suchte sich dafür die Raststätte Geißmühle aus.

    Gegen sechs riss der Wecker Semir aus seinen Träumen. „Schatz…deine Heldentaten warten nicht auf dich. Na los...raus aus den Federn..“ gurrte Andrea und zog die Decke weg. „Nein…ich will nicht…“ maulte Semir leise. „Aufstehen!“ wiederholte Andrea. Nur langsam kam Semir diesem Befehl nach. Er öffnete nicht einmal die Augen, als er sich hinsetzte. „Ich bin müde…“ maulte er weiter. „Los…ich mache dir einen starken Kaffee…“ lockte seine Frau ihn. Semir schlurfte ins Bad und duschte. Nur eine viertel Stunde später saß er mit Andrea am Frühstückstisch. Der Kaffee duftete und Semir zog diesen Geruch tief ein. „Wann willst du denn fahren?“ wollte er wissen und biss in sein Brötchen. „Ich denke so gegen elf fahre ich los. Dann bin ich um drei bei Mama. Die Kinder brauchen ja auch zwischendurch eine Pause und wenn ich Pech habe ist die Autobahn heute dicht.“ lächelte sie. Semir nickte. „Andrea…bitte passt auf euch auf.“ bat er noch einmal und stand auf. „Ich wünschte ich könnte mitkommen und auf euch aufpassen, aber ich muss arbeiten.“ knurrte er. „Du…einer muss die Welt retten und ich kenne niemanden der so gut darin ist, wie du.“ lobte Andrea ihn und küsste ihn schnell. „Sei bitte vorsichtig ja? Ich muss los…und ruf mich an, wenn du da bist!“ mahnte er sie. Andrea stöhnte leise auf. „Ja mein Schatz. Ich melde mich sobald ich da bin, versprochen.“ nickte sie und verabschiedete ihren Mann mit einem langen innigen Kuss. Dann stellte sie sich vor die Tür und hob die Hand bis er abfuhr. Semir hupte und fuhr dann in Richtung PAST, wo er bereits von Ben erwartet wurde. „Guten Morgen Partner…“ hörte er Ben sagen und schon ließ er sich auf den Beifahrersitz fallen. „Morgen Ben…wohin?“ wollte Semir wissen. „Zur Tankstelle bei der A 3, KM 238,5. Das ist die rot-weiß angestrichene Tankstelle die vor kurzem ein Erpresserschreiben erhalten haben, auf unseren Rat nicht gezahlt haben und nun eine ziemlich ernste Botschaft erhalten. Der Fall raubt mir den Schlaf. Wir haben drei Tankstellen die erpresst werden und wo die Besitzer bereits zahlen. Dann die eine Tankstelle die in die Luft geflogen ist und zum Glück niemand verletzt wurde. Ich denke auch nicht dass der Besitzer jetzt mit uns redet. Er hat Angst und ich kann es ihm nicht einmal verdenken.“ dachte Ben laut über den Fall nach. Von Semir kam nichts. „Also müssen die Kerle Sprengstoffkenntnisse haben. Die sind mit Sicherheit vom Fach. Hartmut untersucht übrigens das Ding, was wir gefunden haben und ist richtig verzweifelt, weil er keine Spuren findet. Vielleicht gibt es ja auch keine. Es könnte natürlich auch sein, das der Kerl von der Tankstelle bei KM 408 mit drin steckt, aber mal ehrlich. Wer setzt sich schon freiwillig in die Nähe einer Bombe oder aber…“ er machte eine Pause und sah Semir an. „Ich sagte … oder aber…?“ wiederholte Ben. Semir schwieg.

    „Was ist denn heute mit dir los? Du scheinst in Gedanken. Ist was mit Andrea? Habt ihr wieder mal Krach?“ harkte er nach. „Nee…“ gab Semir von sich. „Ist eines der Mädchen krank?“ wollte Ben weiter wissen. „Nee…“ wiederholte Semir. „Dann kommt die Schwiegermutter und wohnt für mehrere Wochen bei euch...“ stellte Ben fest. „Nee…“ gab sein Partner eintönig von sich. Ben stöhnte leise auf. „Kannst du auch noch ein anderes Wort sagen?“ fragte er genervt. „Ja..“ grinste Semir. Ben schüttelte den Kopf und lachte auf. „Also was ist los?“ ließ er jedoch nicht locker. „Andrea und die Kinder fahren heute zur Oma und ich kann mal wieder nicht mit. Ayda ist deswegen sehr enttäuscht und Emily und Andrea sicher auch. Nur weil ich diesen verdammten Fall habe und nicht weg kann.“ Erklärte Semir. „Und für wie lange?“ harkte Ben weiter nach. „Für eine Woche.“ gab Semir bereitwillig Auskunft. „Ach so…ich dachte es wäre was Schlimmes. Du hast doch Felix und du hast mich. Wenn du willst ziehe ich bei dir ein bis Andrea wieder da ist.“ schlug er vor. Nun lachte Semir auf. „Du willst doch nur meinen Kühlschrank plündern.“ behauptete er und sah ihn seitlich an. „Na und? Ich habe ihn bisher immer wieder aufgefüllt. Mit ganz vielen Köstlichkeiten die ein Mensch so braucht.“ gab Ben gespielt empört zurück. „Ja mit Schokolade, Marmelade, Kuchen, Eis…“ zählte Semir auf. „Ich habe nicht gesagt, das ich ihn mit Sachen fülle, die dir schmecken.“ grinste Ben. Semir sah ihn an und nickte. „Ja ich werde mich bei den Erpressern bedanken. Wegen denen musste ich meinen Kurzurlaub wieder streichen und das obwohl ich ihn schon vor Wochen eingereicht hatte. Wenn das in den Sommerferien passiert, dann machen mir die drei die Hölle heiß, das kannst du mir glauben.“ stöhnte Semir leise. Ben nickte. „Und damit sind wir endlich wieder beim Thema…“ grinste er. Semir sah ihn kurz an und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Heute war zum Glück alles ruhig. Noch ahnte keiner der Beiden, dass dieser Tag noch eine böse Überraschung für sie vorbereitet hatte.

    Semir erwachte mit starken Kopfschmerzen und wollte sich an die Stelle fassen. Doch erst jetzt spürte er die Handfesseln. Der Knebel und die Augenbinde spürte er bereits bei aufwachen. Verdammt was zum Teufel soll das denn? Wo war er? War er noch in der Villa? Hatte man ihn woanders untergebracht? Die Kopfschmerzen wurden stärker. Da er nicht wusste, wo er sich befand verhielt er sich ruhig. Erst als sein Handy in der Hosentasche vibrierte wurde er stutzig. Er schien nicht gefilzt worden zu sein. Jetzt erwachte der Kampfgeist in ihm. Mit den Händen, die nur wenig Spielraum hatten, riss er sich zunächst das Klebeband vom Mund. „Boah…“, entfuhr ihm. Dann versuchte er die Augenblinde ab zu bekommen, doch dies ließ sich nicht so einfach bewerkstelligen. Und er dachte auch daran, was anschließend passieren sollte? Wenn man ihn nicht gefilzt hatte, dann konnte es doch sein, dass der Schlüssel für die Handschellen noch in der Tasche seiner Jeansjacke war. Daran zu kommen war kein Problem. Er schaffte es tatsächlich, die Binde zu entfernen, doch es blieb dunkel. Semir erkannte warum. Er war im Bad eingesperrt und hier gab es keine Fenster. Vermutlich war er einem Einbrecher in die Quere gekommen, die hier ihr Glück versuchen wollten. Er hatte sie überrascht und man schaltete ihn aus. Doch warum wurde er nicht gefilzt?

    Robin und Tim kamen in den Bürokomplex und hatten die Taschen unter ihren Armen. Sie wurden von einem Sekretär in ein großes Büro geführt. „Bitte warten sie hier. Herr Wild wird sich gleich mit ihnen beschäftigen.“, meinte er nur und ließ die beiden wieder alleine im Büro stehen. „Wow, was meinst du, was das Bild hier wert ist?“, fragte Robin seinen Partner. Dieser sah sich um und merkte, dass Robin vor einem echten Rembrandt zu stehen schien. „Lass mal sehen... der ist echt. So was ist unbezahlbar... Selbst für diesen Mann.“, staunte der erfahrene Einbrecher und sah sich weiter um. Dann betrat ein großer, furchteinflößender Mann den Raum und sah auf die beiden Männer mit herablassendem, arrogantem Blick hinunter. „Meine Herren...“, begann er nur und setzte sich hinter den Schreibtisch. „Sie haben, was ich verlangt habe?“, fragte er dann und faltete die Hände wie Dracula. „Ja, hier ist alles, was sie wollten.“, meinte Tim und überreichte die beiden Taschen mit dem Laptop, den Fotos und den Unterlagen an den Regierungsbeamten. Dieser nahm alles in die Hand. „Ich danke ihnen meine Herren.... und jetzt wollen sie sicher ihre Belohnung haben, oder?“, fragte Gernot Wild und sah mit einem stechenden Blick die beiden Einbrecher an, die er angeheuert hatte, um in die Villa von Dormagen einzudringen. Beide Männer nickten nur und Wild ging zu seinem Tresor, öffnete ihn mit einem schnellen Dreh an dem Zahlenschloss und reichte jedem der Beiden. „Damit ist ja wohl die Sache erledigt.“, meinte er kühl. „Sollten sie jemals wieder unsere Hilfe brauchen...“, meinte Robin unvorsichtig. „Das denke ich kaum.“, zischte Wild und verwies die beiden Männer seines Büros.

    Wild stand da und betrachtete die Sachen, welche die beiden Einbrecher ihm gerade gebracht hatten. Sein Sekretär kam herein. „Wie ich sehe, ist alles glatt gegangen.“, meinte Thomas Koch nur zu seinem Chef und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. „Allerdings, wissen sie, was das hier ist, Koch?“, wollte Wild wissen. Thomas schüttelte verneinend den Kopf. „Das hier die Ergebnisse des Untersuchungsausschuss gegen unsere Partner von der ImmoBank und den Staatssekretär Jörnfeld. Jetzt, wo Dormagen von uns gegangen ist und wir das Material haben, was meinen sie, wer der nächste Regierungspräsident wird, Koch?“, fragte Wild und schloss alles gut in seinen Tresor ein. „Dann darf ich herzlich gratulieren, Herr Regierungspräsident.“, schmeichelte Koch mit einer Speichelleckerei vom feinsten. „Danke ... danke, aber erst muss die Partei darüber entscheiden.“, lachte er und steckte sich genüsslich eine Zigarre an. Wenn er daran dachte, wie die beiden Klosterbrüder ihm bei seinen Plan geholfen haben. Jetzt konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Seine Freunde in den besseren Geschäftskreisen, die nur auf die Gelegenheit warteten, irgendwo zu bauen, würden sich jetzt mit sehr viel Geld dankbar zeigen.

    Ben saß in der großen Bibliothek und las das Buch der Bücher. Ein ganz schöner Wälzer und da er überhaupt keine Ahnung von der Materie hatte, wie sollte er da nur die bevorstehende Prüfung bestehen? Vor allem, wie sollte er es fertig bringen in ihrer Sprache zu sprechen? Sicherlich würde doch das Latein bei den Lesungen und Gebeten im Vordergrund stehen... immerhin war dies eines der katholischen Klöster im Rheinland. Bens Schullatein lag jedoch schon mehr als zehn Jahre zurück. Seine Augen wurden schwer vom vielen Lesen und er musste gähnen. Das Teetrinken half auch nichts... Kaffee schien es hier überhaupt nicht zu geben oder zumindest nicht für Neuankömmlinge. Plötzlich hörte er aus einer der hinteren Nischen der Bibliothek ein leises, verschwörerisches Flüstern. Interessiert daran, folgte er dem Geräusch und sah durch einen kleinen Spalt im Bücherregal auf die andere Seite. Dort stand Martin mit noch einem Bruder. Sie schienen sehr aufgeregt zu sein über irgendwas, doch das konnte Ben nicht verstehen. Und wenn er dichter heranging?

    so hier ist meine neue Story. Diesmal sieht es gar nicht gut für Semir und seine Familie aus. Aber urteilt selbst. Ach ja....vielen Dank an Susan, die mir in den medizinischen Fragen sehr unterstützt hat, um es etwas realistischer anzugehen.

    Also haut in die Tasten und feedet :D

    Andrea räumte den Tisch vom Abendessen ab, während Semir die Kinder fürs Bett fertig machte und sie ins Bett brachte. Emily schlief schon fast am Tisch ein und quengelte als Semir sie sanft wusch und umzog. Dann legte er sie in ihr Bettchen und drückte einen sanften Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut mein Engel...“ hauchte er leise und verließ das Zimmer. Ayda machte sich selbst fertig und wartete auf ihren Vater der ihr den ultimativen „Gute-Nacht-Kuss“ gab. „So und nun wird fein geschlafen. Morgen fahrt ihr zur Oma.“ sagte er und deckte seine Älteste zu. „Warum kannst du denn nicht mitkommen? Magst du Oma nicht?“ wollte sie wissen. Semir lächelte. „Natürlich mag ich Oma, aber ich muss arbeiten. Du weißt doch, dass ich nicht so einfach wegfahren kann. Denn die bösen Menschen die machen dann soviel Mist, das Ben das nicht alleine schafft.“ versuchte er ihr zu erklären. Ayda stöhnte leise. „Ich weiß... du musst immer arbeiten. Du hast nie Zeit für einen Urlaub, für mich, für Mama und für Emmi. Wir warten abends auf dich und dann kommst du nicht. Das ist nicht schön. Du bist doch unser Papa...“ beklagte sich die Siebenjährige. Semir schluckte. Er hatte bisher nicht geahnt, dass die Kinder das so schwer aufnahmen. „Das wird sich ändern, das verspreche ich euch. Schon bald werde ich jeden Abend pünktlich zuhause sein und mit euch spielen. Und wenn ich Urlaub habe, dann mache ich das jeden Tag. Wir gehen schwimmen, in den Zoo und in den Freizeitpark.“ schlug er vor. Ayda sah ihn skeptisch an. „Mama sagt immer, das man nichts versprechen soll, wenn man weiß dass man es nicht einhalten kann“ gab sie zu verstehen. Semir lächelte verlegen. „okay...dann sage ich, ich versuche mein Bestes. Aber eines das müsst ihr wissen. Ich liebe euch von ganzem Herzen. Auch wenn ich nicht immer bei euch bin.“ sagte er leise und küsste seine Tochter erneut. „Papa...in drei Wochen nach den Ferien haben wir eine Veranstaltung auf dem Schulhof. Da verkaufen wir ganz viele Sachen für einen guten Zweck. Kommst du auch da hin?“ bat sei. Semir sah sie an. Er wollte sie nicht enttäuschen und wieder absagen, doch einen Termin so weit in der Zukunft zu planen war bei seinem Dienst nicht immer machbar. „Ja ich werde auch dort sein.“ versprach er und nahm sich vor diesen Termin wirklich einzuhalten. An diesem Tag musste Ben ob er nun wollte oder nicht allein Dienst schieben. Ayda legte sich hin und kuschelte mit ihrem großen Teddy den ihr Vater vor einigen Monaten auf der Kirmes für sie geschossen hatte. „Ich hab dich lieb, Papa...für immer und ewig…“ sagte sie und schloss die Augen. Semir beugte sich über sie. „Ich habe dich auch sehr lieb, mein Engeln. Euch alle drei...“ sagte er und küsste sie erneut. Dann löschte er das Licht und ging ins Wohnzimmer wo Andrea bereits auf ihn wartete.

    Andrea sah auf, als Semir endlich ins Wohnzimmer kam. „Warum hat das denn so lange gedauert?“ wollte sie wissen. Semir hörte das Grinsen von ihr regelrecht. „Du hast Ayda angestachelt mir ein schlechtes Gewissen zu machen.“ knurrte er und grinste leicht. „Wie kommst du denn darauf? Also wirklich Semir...so etwas würde ich doch niemals tun. Hat es geholfen?“ lachte sie. Semir sah sie auf. In seinen Augen blitzte es spitzbübisch. „Das zahle ich dir heim. Ich werde dich heute Nacht so fertig machen, das du nicht mehr weißt wo vorn und hinten ist und dann wirst du dir regelrecht wünschen, das ich für ein paar Tage nicht bei dir sein kann.“ drohte er und ließ sich neben seiner Frau auf die Couch fallen. Er küsste sie innig. „Semir...man darf keine Versprechen machen, die man nicht hält.“ lachte sie. Doch sie genoss diese seltenen zärtlichen Momente mit ihm. „Müsst ihr denn wirklich fahren?“ fragte er nach einer Weile. „Ayda hat Ferien und sie möchte wegfahren wie alle ihre Freundinnen. Wir sind doch nur für eine Woche weg und du bekommst leider kein Frei. Ich habe es den Kindern versprochen und Ayda freut sich so sehr. Genau wie Mama.“ erklärte Andrea. Sie küsste ihn. „Was soll ich denn eine Woche ohne euch machen?“ beklagte er sich nun. Andrea strich ihm sanft über die Wange. „Du musst die Welt retten, mein Held. Damit sie für mich und deine Töchter sicherer ist.“ lachte sie leise. „Ich finde es nicht in Ordnung. Könnt ihr die Fahrt nicht dann legen, wenn ich auch kann? Gerade jetzt wo diese Erpressungen an den Tankstellen laufen ist es extrem gefährlich. Ich habe einfach Angst dass euch etwas passiert.“ gab Semir leise von sich. Andrea seufzte leise. „Was soll uns denn passieren? Denkst du die legen Bomben an jeder Tankstelle? Bisher ist doch niemand zu Schaden gekommen oder?“ stellte Andrea die Frage. Semir setzte sich auf. „Bisher noch nicht, aber wir wissen nichts über diese Kerle. Wir wissen nicht wirklich was sie wollen. Und wir wissen nicht wo sie als nächstes zuschlagen. Am besten tanke ich dir den Wagen voll, dann ist es auf jeden Fall sicher.“ schlug Semir vor. Andrea lachte auf. „Es ist richtig lieb von dir dass du dich so sorgst, aber du hast heute schon so viel getan. Ich werde morgen tanken und gut ist. Lass uns jetzt einfach noch einen schönen Abend haben.“ setzte sie dagegen. „Bist du sicher? Ich könnte nicht leben, wenn dir und den Kindern etwas passiert.“ sagte er leise. „Semir…jeder der meinen Kindern was antut bekommt es mit mir zu tun. Ich kann wie eine Löwin kämpfen und ich werde es, das schwöre ich dir. Es wird nichts passieren. Denk doch nicht so negativ. Welche Tankstellen haben sie denn bisher im Visier gehabt?“ wollte Andrea nun wissen. Sie wusste das Semir keine Ruhe geben würde. „Wir haben drei Tankstellen an der A3…“ gab Semir zurück. „Nur an der A3?“ harkte Andrea nach. Semir nickte. „Siehst du…dann ist nichts zu befürchten. Die A3 werde ich meiden. Und nun kommt der schöne Abend. Du musst dein Versprechen noch einlösen.“ lachte Andrea und zog ihn an sich heran. „Ich liebe dich…Andrea…ich liebe dich mehr als mein Leben…“ hauchte er ihr ins Ohr und dann erfüllte er sein Versprechen.

    Polizeiruf 110

    MDR wiederholt heute um 22:05 Uhr die Folgemit Tom Beck "Tod im Ballhaus"

    Isabel Rösler, Tänzerin in einem Tanzsportverein, wird nach dem abendlichen Training im Tanzsaal des Ballhauses erschlagen aufgefunden. Den herbeigerufenen Kommissaren Schmücke und Schneider geben unter anderem die Spuren von Krücken am Tatort Rätsel auf. Außerdem hatte Isabel eine ganze Menge Bargeld in ihrer Tasche. Ist Eifersucht das Motiv für die Tat? Die Tänzerin hatte ein heimliches Verhältnis mit ihrem verheirateten Tanzlehrer Guido Schmidt. Doch der Verdacht gegen ihn bestätigt sich nicht.

    Dann aber geschieht ein weiterer Anschlag auf ein Mitglied der Tanzgruppe: Frank Uhlich. Wieder finden die Kommissare Krückenspuren am Tatort. Von nun an geht im Ballhaus die Angst um. Die Aussage der Tänzerin Sandra lenkt die Ermittlungen schließlich in eine neue Richtung. Aber erst als die Kommissare begreifen, dass der Täter am Tatort bewusst Spuren gelegt hat, um den Verdacht in die falsche Richtung zu lenken, kommen sie auf die richtige Spur. Jetzt gesteht Sandra auch den Kommissaren, was Isabel ihr anvertraut hat und woher das Geld stammt. Den Kommissaren Schmücke und Schneider bleibt nicht viel Zeit, denn der Täter ist zu allem entschlossen.

    Quelle MDR. de

    „So...kommt wir fahren zu Papa ins Krankenhaus...“ lockte Andrea ihre Mädchen. Emily und Ayda waren hell auf begeistert und schnell waren sie im Auto. Nach guten fünfzehn Minuten waren sie in der Klinik angekommen. „Wo ist Papa?“ wollte Ayda wissen. „Papa gehen!“ kam auch von Emily. „Ja doch...wir gehen zu Papa. Kommt wir müssen mit dem Fahrstuhl fahren.“ lächelte Andrea. Sie war gespannt wie die erste Therapiestunde verlaufen war. Leise klopfte sie an die Zimmertür. „So... ihr geht schon mal zu Papa und ich suche den Doktor..“ erklärte sie .Ayda nickte artig und hielt ihre Schwester an der Hand fest. „JAA!“ hörte man es von draußen. „PAPA!!“ schrie Emily als die Tür sich öffnete und auch Ayda stürmte ins Zimmer. „Meine Prinzessinnen...Hallo!“ strahlte Semir nun. „Hallo Schatz.“ begrüßte Andrea ihn. „Hallo Andrea...kommst du mich abholen?“ wollte er wissen. Sie küssten sich. Ayda sah dabei zu. „Habt ihr euch jetzt wieder lieb?“ fragte sie. Semir grinste. „Natürlich...“ gab er zu. „Hast du schon mit dem Arzt gesprochen? Weißt du wann ich wieder nach Hause darf?“ wollte er wissen. „Ja...in zwei Wochen darfst du nach Hause. Bis dahin bist du soweit, dass du im Rollstuhl nach Hause darfst. Laufen wird erst dann möglich, wenn der Gips wieder abkommt.“ bestätigte sie. „Zwei Wochen? Ich soll noch zwei Wochen hier bleiben?“ fragte er erstaunt. „Semir!!“ warnte Andrea. „Ja…schon gut….ich bleibe ja hier…“ maulte er leise. Das Gesicht war nicht mehr geschwollen. Die Schnitte waren nicht so tief und gefährlich wie es aussah und der Arzt war sicher, dass diese Stellen noch abheilen werden und dann nichts mehr zu sehen war. Andrea fuhr nach gut zwei Stunden mit den Mädchen wieder nach Hause und der Rest des Tages zog sich für ihn in die Länge und er sehnte sich danach endlich nach Hause zu dürfen. Es klopfte. „Ja bitte?“ fragte er und sah neugierig auf die Personen die rein kamen. Es waren Tom und Tamara Conahan die eintraten. „Hallo Tom…Tamara…“ begrüßte er die Beiden und setzte sich auf. „Herr Gerkan…ich möchte mich bedanken. Sie haben mir mehrfach das Leben gerettet und bisher dachte ich, dass ich diese verdammte Scheiße gut überstanden habe, aber ich habe Alpträume. Ich sehe immer wieder diesen Ulf vor mir und das ist nicht gut. Ich will ein normales Leben führen und weiß nicht wie.“ erklärte Tamara leise.

    „Du musst mir nicht danken, aber du solltest dich an Dr. Martin Hofstätter wenden. Er ist Psychologe und ich denke in deinem Fall wird die Krankenkasse die Kosten übernehmen. Ich kann dir die Telefonnummer geben.“ schlug Semir mit sanfter Stimme vor. Tamara sah Tom an. „Du musst es wissen. Aber es ist keine Schwäche wenn man Angst hat. Und wenn er dir helfen kann, solltest du es versuchen.“ nickte er. Tamara und Tom verließen Semir nach einer Weile. Semir legte sich hin und versuchte zu schlafen. Immer wieder hörte er das was Tamara sagte. Sie wolle ein normales Leben führen. Ja…das wollte er auch, doch wie immer wenn er die Augen schloss, sah er wieder diese schwere Eisenplatte auf sich zukommen. „Nein!!“ stieß er aus und setzte sich auf. Dabei machte er eine unbedachte Bewegung und spürte wieder Schmerzen. „Verdammt!“ fauchte er wütend. Eine Schwester trat ein. „Ist alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt. „Ja…ja…ich ähm…ich hatte nur einen Alptraum.“ nickte Semir. „Ich kann Ihnen etwas geben damit Sie schlafen können.“ schlug sie vor. „Nein…nicht nötig. Wirklich..ich komme schon klar…“ lehnte Semir das Angebot ab. „Wenn nicht, dann klingeln Sie bitte.“ bat sie. Semir nickte. Den Tipp den er eben Tamara gab, würde er wohl bald auch für sich in Anspruch nehmen müssen. Dieses Abenteuer hatte auch Spuren bei ihm hinterlassen. Auch wenn er es nicht zu geben wollte, oder konnte. Die Zeit verging und Semir erholte sich immer mehr. Tatsächlich wurde er zwei Wochen später im Rollstuhl nach Hause entlassen. Dort musste er noch weitere vier Wochen darauf warten dass er endlich wieder das Laufen anfangen durfte. Nur mühsam machte er Fortschritte. Weitere sechs Wochen später ging er am Stock. Das einzige was sich nicht besserte waren die Alpträume. Fast jede Nacht wachte Semir auf und schrie. Andrea beriet sich mit Martin der sich Semir annahm und mit ihm eine Therapie begann um die Alpträume enden zu lassen. Diese geschah nach vielen Sitzungen in denen Gespräche geführt wurden. Nur nach und nach konnte Semir auch die Nacht wieder zum schlafen nutzen.


    Ende…


    Und das war es wieder. Danke für die Feeds. Niklas wird sicher noch öfter auftauchen, damit ihr auch seine Fortschritte mit verfolgen könnt. Die nächste Story ist bereits in den Startlöchern und da könnt ihr euch auf die Rückkehr von alten Charakteren freuen….

    Semir lief die Gänge im Krankenhaus entlang und erreichte das Zimmer, wo die Staatsanwältin lag. Er klopfte vorsichtig und trat dann ein. Isolde Maria Schrankmann saß in ihrem Bett, auf den Knien schon wieder ein Stapel Akten, die ihr von ihrem Assistenten gebracht wurden. Mit einem scharfen Blick über ihre Brille sah sie auf den kleinen Polizisten, der eintrat und an ihr Bett kam. „Herr Gerkhan…..nett, dass Sie dem Befehl, hier aufzutauchen, so schnell folgen. Setzen Sie sich bitte!“, forderte sie Semir auf. „Kommen wir doch gleich zur Sache, was liegt an? Warum wollten Sie mich sehen?“, harkte Semir nach und versuchte seine Stimme sicher klingen zu lassen. „Herr Gerkhan… ich weiß, dass Sie mich nicht mögen, aber das hat Sie nicht davon abgehalten mich aus dem Auto zu ziehen. Sie haben mir doch das Leben gerettet, ist es nicht so?“, wollte Schrankmann wissen. Nun nahm Semir sich doch einen Stuhl. „Ich habe nur meinen Job gemacht…“, wiegelte Semir ab. „Nein… Sie haben mehr gemacht. Ich weiß, dass wir bisher immer ein sehr schlechtes Verhältnis haben, wenn Sie so wollen, aber ich …also was ich eigentlich sagen will…Danke…Danke das Sie mir das Leben gerettet haben. Wenn Sie und Jäger nicht da gewesen wären, dann…ich wäre ….aber genug. Was Ihr Verhalten nach dem Unfall anging, war vorbildlich. Allerdings habe ich nicht vergessen, dass Sie mich beschuldigt haben, dass ich betrunken Auto gefahren bin. Ich weiß, dass Sie anhand der Untersuchungsergebnisse nichts anderes sagen konnten, aber…ich verlange eine Entschuldigung von Ihnen…“, erklärte Schrankmann. Semir lachte leise. „Zuckerbrot und Peitsche…genial wie Sie es rüberbringen. Zum ersten wie gesagt, ich habe nur meinen Job gemacht. Zum zweiten…. Was ich gesagt habe, tut mir nicht Leid. Jeder andere Verkehrsteilnehmer hätte die gleiche Standpauke bekommen.“, gab er kühl zurück. Schrankmann nickte. „Gut… damit ist alles gesagt. Wie weit sind Sie mit dem Fall?“, ging sie zur Tagesordnung zurück. „Wir haben den Regierungspräsidenten von Dormagen obduziert. Er hat eine extrem hohe Menge von diesem blauen Eisenhut in sich. Haben Sie mit ihm getrunken?“, wollte Semir wissen. „Ja, wir haben uns zugeprostet, nur hat er viel mehr getrunken als ich. Ich musste schließlich noch fahren. Deshalb hab ich mich auf zwei Gläser Wein reduziert. Aber ich habe noch drei Flaschen im Wagen….oh…ich nehme an die sind beim Unfall zerbrochen…. Also gut, wie wollen Sie vorgehen?“, harkte Schrankmann nach. „Frau Schrankmann….. Sie liegen hier, weil Sie sich verletzt haben, ich denke Sie haben mit der Heilung genügend zu tun. Nur keine Sorge…. Ben und ich werden den Fall lösen.“, versprach Semir.

    Kim legte auf. Semir war noch nicht zurück und so mit Ben bereits besprechen wie es weiterging. Dieser sah sie an und hoffte vermutlich, dass sie zu seiner Idee ein „Nein“ kassiert hatte. „So ab morgen werden Sie dann im Kloster ermitteln.“, gab sie bekannt. Ben rollte mit den Augen. „Ich hatte so gehofft, dass die nein sagen….“, stöhnte er. Kim lächelte. „Ben…. Der Vorschlag kam von Ihnen. Bei Semir wäre es nicht gegangen und stellen Sie sich Herzberger oder Bonrath in der Kutte vor. Sie sind wie geboren dafür. Fahren Sie direkt hin und schreiben sich ein.“, bat Kim. Ben sah sie an. „Wollen wir nicht warten, bis Semir wieder da ist?“, fragte er erstaunt. „Nun das mit Semir werde ich dann schon regeln. Sie fahren sofort los. Und Ben…. Bitte seien Sie vorsichtig, Auch wenn es ein Gotteshaus ist, können darin Teufel wohnen. Semir wird mit Ihnen in Verbindung treten. Er wird ganz offiziell ermitteln und dabei auch Sie verhören. Spielen Sie Ihre Rolle bitte gut…“, schlug Kim vor, die kein gutes Gefühl bei der Sache hatte. Ben nickte und verschwand kurz darauf. Es verging eine Stunde bis Semir ins Büro kam. „Chefin…Susanne sagte mir, dass Sie mich sprechen wollten….“, sagte er beim Eintritt. „Ja…Setzen Sie sich bitte…“, bat sie. Semir tat es. „Wo ist Ben eigentlich?“, wollte er wissen. „Bruder Ben ist im Kloster…“, kam von ihr. Semir sah sie sprachlos an. „Wie bitte?“, vergewisserte er sich, sich nicht verhört zu haben. „Ben ist im Kloster. Er wird verdeckt ermitteln…“, erklärte Kim weiter. „Warum? Ich hätte es doch genauso tun können…“, maulte Semir. „Nein…Die Brüder kennen Sie bereits als Polizist. Sie werden ganz offiziell ermitteln. Dabei werden Sie natürlich auch Ben verhören. Er wird Ihnen in dieser Zeit sagen, was er herausgefunden hat.“, ging es mit Kim weiter. Semir schüttelte nur den Kopf.

    Ben kam am Kloster an. Er klopfte und wartete bis sich die Tür öffnete. „Guten Tag…ich…bin Ben…“, stellte er sich vor. „Was möchten Sie denn hier?“, fragte der Mann in der Kutte. „Ich…also ich weiß nicht wie ich es sagen soll…ich …ähm…“, stammelte Ben und tat auf unsicher. „Du willst dem Kloster beitreten?“, fragte der Mann. Ben nickte. „Dann tritt ein. Neue Brüder sind uns stets willkommen.“, lächelte der Mann. „Ich bin Martin….“, stellte er sich nun vor. „Ben... Ben Jäger.“, stellte sich Ben noch einmal vor. Der junge Mann in der Kutte nickte. „Gut Ben, ich bringe dich gleich zu unserem Abt und dann kannst du dich baden.“, meinte Martin. „Baden?“, fragte Ben erstaunt. „Ja, es reinigt nicht nur, sondern so werden auch alle Sünden von dir abgewaschen.“, erklärte der Mönch. Ben dachte schon, dass dies wieder sehr beschissene Idee von ihm war, aber nun gab es kein Zurück mehr. Er musste mitspielen und schon nach wenigen Schritten durch das alte Gemäuer stand er im Arbeitszimmer des Abtes Nikodemus.

    „Ehrwürdiger Vater, ich bringe dir hier einen Neuzugang. Er heißt Ben Jäger.“, meinte Martin und seine Stimme war voller Demut. Der Abt mit den grauen Haaren und dem eingefallenen Gesicht sah auf Ben und musterte ihn leicht. Dann stand er auf und ging auf den jungen Hauptkommissar zu. „Willkommen. Sie haben sich für den Weg Gottes entschieden. Darf ich fragen, warum sie unserem Kloster beitreten wollen?“, fragte der Abt und Ben schluckte. Eine Geschichte... er hatte sich gar keine Geschichte zurechtgelegt. Wie sollte er jetzt so schnell was erfinden aus dem Stehgreif? „Meine Freundin ist vor kurzem gestorben und ich hoffe im Glauben den Trost zu finden, den ich sonst nicht finden kann.“, erzählte er knapp und versuchte dabei so betroffen wie möglich zu wirken. Der Abt schien es ihm abzunehmen. Der Mann nickte nur. „Gut... Martin, zeige unserem neuen Mitbruder doch gleich mal seine Kammer und gib ihm eine Kutte und dann bade ihn.“, wies Nikodemus Martin an. „Sehr wohl, ehrwürdiger Vater.“, erwiderte Martin und wollte Ben schon mit rausziehen. „Muss ich gar nichts unterschreiben oder mich irgendwo eintragen?“, fragte Ben erstaunt. Der Abt sah ihn an. „Wir sind ein Kloster. Hier herrscht Gottes Wort. Wir vertrauen einander. Wir sind keine Behörde. Nein, mit der Taufzeremonie und dem Lesen der Bibel ist jeder Neuankömmling ins Kloster aufgenommen.“, erwiderte der Abt.

    nachdem ich nun gute zwei Stunden den See und die Sonne genossen habe gibt es natürlich ein Abendesssen:

    Während Niklas sich mit seinen Eltern auseinandersetzte langweilte Semir sich in seinem Krankenzimmer. Das Bein war noch einmal geröntgt worden, aber der Arzt war mit dem Heilungsprozess sehr zufrieden. Der Arm ließ sich wieder bewegen, schmerzte allerdings bei Belastung. „Das bekommen wir mit Krankengymnastik sehr schnell hin.“ erklärte der Arzt. Und die Gymnastik stand nun an. „Guten Tag Herr Gerkan... wir kennen uns ja schon von einer anderen Verletzung her...“ lächelte der Arzt. „Therror! Oh nein...hallo...wie geht’s?“ fragte Semir und lächelte gequält. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Okay...wir haben einen leicht gequetschten Arm. Was haben wir denn gemacht? Gewicht gehoben?“ grinste der Physiotherapeut ihn an. „Nein...ich lag nur in einer Schrottpresse...“ erklärte Semir mit einem leichten Unterton. „Gut...dann fangen wir mal an. Können Sie die Finger bewegen?“ grinste Therror. „Ja sicher! Der Arm will nicht...mit den Fingern hab ich keine Probleme.“ knurrte Semir. „Sie scheinen sich hier nicht wohl zu fühlen. Verstehe ich gar nicht .Hübsche Krankenschwestern...nette Umgebung...Sie können faulenzen..“ lachte Therror weiter. „Ja...und das nervt. Ich will arbeiten...ich will...nicht hier liegen..“ maulte Semir. „Wir werden jetzt mal versuchen den Arm zu strecken. Wie weit schaffen Sie es?“ lenkte der Physiotherapeut ab. „Bis zur Hälfte etwas. Irgendwas blockiert dann.“ erklärte Semir. „Nichts blockiert...Sie müssen sich anstrengen. Versuchen Sie meine Hand zu greifen!“ forderte Therror ihn auf. Semir versuchte es. „AUA...es geht nicht!“ stöhnte er nach wenigen Augenblicken. „Okay...noch einmal!“ wurde er aufgefordert. Diesmal half der Therapeut mit und drückte den Arm runter. „AUA!!“ schrie Semir laut auf. „Stellen Sie sich nicht so an! Es klappt...und es ist nichts kaputt!“ gab Therror zurück. „Sie ...machen Ihrem Namen wieder alle Ehre...“ kam von Semir, doch zu seiner Verwunderung klappte es nun mit dem Arm. „Es geht!“ stieß er freudig aus. „Natürlich...warum sollte es auch nicht klappen.“ lächelte Therror. „Und morgen fangen wir an etwas zu heben...“ verabschiedete er sich. Semir nickte nur und bewegte den Arm auf und ab. „Es klappt...“ meinte er erneut.

    Nur wenige Kilometer vom Krankenhaus entfernt sah Tom seine Schwester an. Tamara hatte mehrere Schnittwunden auf den Armen. „Warum tust du das?“ wollte er wissen. „Was denn? Ich weiß nicht was du meinst.“ Wich sie aus. „Das hier! Das ist nicht normal. Du ritzt dich!“ fauchte er und packte ihre Arme. Tamara sah ihn an. Tränen bildeten sich. „Du tust mir weh!“ stieß sie aus. „Tami…spiele nicht die starke Frau. Du bist verletzt. Seelisch. Du ritzt und du weißt genau, dass es ein Hilferuf ist. Ein Hilferuf deiner Seele. Lass dir helfen bitte. Ich will es nicht noch einmal durchmachen. Du musst mir nichts vorspielen. Diese Sache mit Ulf hast du nicht so einfach weg gesteckt. Du bist von ihm gedemütigt und entehrt worden. Ich will dir doch nur helfen. Es ist doch nichts dabei. Lass mich helfen bitte. Wenn es dir hilft, dann brüll mich an, schlage mich, mach was du willst, aber schrei dir die Schmerzen von der Seele.“ flehte er regelrecht. Tamara lachte bitter auf. „DENKST DU WIRKLICH DAMIT IST ALLES GUT? DENKST DU ES WIRD BESSER? WO WARST DU ALS ULF MICH FERTIG MACHTE? ALS ER MIR DIE EHRE NAHM? WO WARST DU ALS ER MICH SCHLUG? WO WARST DU???“ schrie sie ihn tatsächlich an. Tom sah sie an und ließ sich alles gefallen. Er wusste dass seine Schwester es brauchte. Sie hatte ihm die ganze Zeit etwas vorgespielt. Sie hatte ihm die Starke vorgespielt. Nur keine Schwächen zeigen. Diese Wunden am Arm waren nicht erst seit gestern und er hatte es schon vor einigen Tagen bemerkt. „ICH HASSE DICH!!! DU WILLST EIN GROSSER BRUDER SEIN! DU SPIELST DICH AUF, ABER WENN ICH DICH BRAUCHE….ALS ICH DICH WIRKLICH BRAUCHTE, DA WARST DU NICHT DA!!! ICH HASSE DICH!!! ICH HASSE DICH!!!“ ging es bei ihr weiter. Sie weinte und ihre Stimme überschlug sich. Sie warf Geschirr durch die Wohnung. Tom sah stoisch zu ohne etwas zu tun. Nach einer guten halben Stunde war kein Teller mehr heile. Der Glastisch im Wohnzimmer hatte keine Platte mehr und Tamara saß in der Ecke und weinte. Langsam ging Tom zu ihr und setzte sich neben ihr. Dann zog er sie an sich. Tamara ließ es geschehen und weinte nur. „Ist gut…es ist alles gut…“ sagte er leise und strich seiner Schwester die Haare aus dem Gesicht.

    „Ich kann keinen Respekt vor einem Säufer und Mörder haben. Aber das wirst du nie verstehen. Ich hoffe du verrottest hier ganz langsam vor dich hin. Und die Bezeichnung „Vater“ die ist für dich viel zu schade denn du bist nichts als ein versoffenes altes Schwein was für nichts taugt. Nicht ich bin der Nichtsnutz...sondern du...“ endete Niklas. Völlig fertig verließ er mit Martin das Gefängnis und ließ einen völlig verdutzen Johann Brauer zurück. „NIKLAS!! ...warte...mein Junge...!“ kam von ihm. Doch Niklas ließ sich nicht aufhalten. Nur wenig später waren sie auf dem Weg zum Auto. „Ich denke es ist genug für heute. Wir sollten deine Mutter heute nicht mehr besuchen.“ meinte Martin während er das Auto aufschloss. Niklas sah ihn herausfordernd an. „Warum nicht? Ich bin gerade in der Laune auch ihr die Meinung zu sagen. Und dann hätte ich es hinter mir und muss diesen Leuten nie wieder unter die Augen treten.“ gab er zu verstehen. Martin sah ihn ernst an. „Bist du sicher?“ harkte er nach. Niklas nickte. „Übrigens...ich bin sehr stolz auf dich. Du hast ihn ziemlich angebrüllt.“ lobte Martin seinen Patienten. „Warum fühle ich mich dann nicht wirklich gut?“ wollte Niklas wissen. Er ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. „Niklas...es war ein sehr großer Schritt. Du hast es geschafft deine Wut gegenüber deinem Vater sehr deutlich zu zeigen. Ich dachte wirklich erst, dass du ganz ruhig bleibst. Es war ein sehr großer Erfolg.“ erklärte Martin ihm. Niklas nickte. „Lass uns bitte fahren...“ forderte er ihn auf. Martin fuhr los. Sie brauchten bis zur Nervenklinik eine gute halbe Stunde. Während der ganzen Fahrt schwieg Niklas und sah aus dem Fenster. Erst als sie auf dem großen Parkplatz anhielten sah er Martin wieder an. „Können wir?“ wollte dieser wissen. Niklas nickte und stieg aus. Am Empfang erklärte Martin weshalb er hier war. „Warten Sie bitte einen Augenblick...“ lächelte die junge Frau. Es dauerte keine zehn Minuten bis ein Arzt zu ihnen kam. „Ich bin Dr. Rothenberg und behandle Frau Brauer.“ erklärte er. Martin reichte dem Arzt die Hand. „Dr. Hofstätter....das ist Niklas Brauer, der Sohn...“ stellte er sich und Niklas vor. „Hallo Niklas....ähm...Sie wollen zu Frau Brauer, wenn ich es richtig verstanden habe?“ harkte Rothenberg nach. „Ja...ich behandle Niklas psychologisch und es ist ein wichtiger Punkt in meiner Behandlung, das er seiner Mutter gegenübertritt.“ bestätigte Martin. „Nun ja...Herr Kollege...es ist etwas schwierig. Frau Brauer ist zeitweise nicht ansprechbar. Der Drogenmissbrauch von vielen Jahren hat ihr Hirn stark geschädigt. Es ist nicht sicher, das sie ihn erkennt.“ erklärte der Arzt.

    Niklas sah ihn an. „Was genau heißt das jetzt?“ harkte er nach. „Das es möglich ist, das deine Mutter dich nicht kennt. Oder sie spielt nur. Das werden wir sehen..“ lächelte Martin. Dr. Rothenberg stöhnte leicht auf. „Also gut...dann kommen Sie bitte mit, aber keine Aufregung!“ mahnte er den Kollegen. Er führte sie in einen großen Raum. „Warten Sie bitte hier, ich lasse sie holen.“ bat Rothenberg. Martin und Niklas setzten sich. „Wenn sie mich nicht erkennt, dann ist es auch egal. Ich würde sie auch am liebsten vergessen.“ meinte Niklas nur. „Niklas? Niklas bis du das?“ riss eine Frauenstimme ihn aus seinen Gedanken. Niklas drehte sich um. Die Frau kam auf ihm zugestürzt und wollte ihn umarmen, doch er wandte sich von ihr ab. „Was hast du denn mein Junge? Wo ist Sonja...hast du meinen Engel mitgebracht?“ fragte die Frau erstaunt. Niklas atmete heftig. Diese Frau sollte seine Mutter sein? Sie schien nicht einmal zu wissen, dass Sonja tot ist. „Sonja ist tot! Das weißt du doch!“ fauchte er sie an. „Was sagst du da? Warum tust du mir das an? Wo ist mein kleiner Engel?“ kam von ihr. Wieder wollte sie ihn in den Arm nehmen. „Mein kleiner Niki...was hast du denn? Warum wehrst du mich ab? Hast du mich denn gar nicht lieb?“ klagte sie fragend. „Nein! Ich habe dich nicht lieb. Denn du bist keine Mutter! Du hast mich genau wie Vater immer nur gequält! Und du hast zugesehen wie er Sonja umbrachte!!“ schrie Niklas nun. Der gleiche Wutausbruch wie bei seinem Vater, registrierte Martin. „Du und Vater!! Ihr ward nie für uns da! Ihr habt uns nur in die Welt gesetzt, damit das Geld floss! Er hat gesoffen und du hast dir Drogen eingeführt! Ihr habt uns doch gar nicht gewollt!“ ließ Niklas seiner Wut freien Lauf. „Ich muss doch bitte! Herr Kollege, das geht nun wirklich zu weit. Frau Brauer ist nicht Herr ihrer Sinne. Sie wird nicht einmal verstehen, was der Junge da von sich gibt!“ empörte sich Dr. Rothenberg. „Lassen Sie ihn nur ein paar Augenblicke. Der Junge hat die Hölle erlebt und nun kann er den Menschen seine Meinung sagen, die ihm das angetan haben.“ gab Martin zum Besten. Rothenberg sah ihn an. „Frau Brauer wird den Sinn der Worte gar nicht verstehen...“ gab er zu bedenken. Martin nickte. „Das ist nicht wichtig...für ihn ist es wichtig das er es los wird.“ erklärte Martin.

    Abendessen?!

    Andrea ließ sich von Ben nach Hause fahren. Tom wurde unterwegs ebenfalls vor seiner Tür raus gelassen. „Ich komme noch mit rein und werde Niklas dann zu Dieter bringen.“ bot Ben an. Andrea nickte. Sie schloss die Tür auf und wunderte sich, dass alles sehr ruhig war. „Niklas?“ rief sie leise. Keine Antwort. Ben sah sie an. „Vielleicht sind sie oben im Kinderzimmer..“ mutmaßte er. Andrea nickte Gemeinsam gingen sie nach oben. In Aydas Zimmer brannte das Nachtlicht. Andrea ging ins Zimmer und musste lächeln. Niklas lag im Bett und links von ihm war Ayda, rechts lag Emily in seinem Arm. Auf dem Bauch des Jungen lag das Märchenbuch. „Er würde gern mal auf die Kinder aufpassen, damit du mit Semir ausgehen kannst. Wäre eine gute Gelegenheit…er ist ein sehr guter Aufpasser für die Beiden.“ meinte Ben. Andrea nickte. Vorsichtig hob sie Emily hoch und brachte sie in ihr Zimmer. Das kleine Mädchen wurde nicht einmal wach. „Sie scheinen sehr müde und sehr zufrieden.“ gab Andrea zu. „Nicki… Aufwachen…hey….Casanova...“ weckte Ben den Jungen. Es dauerte eine Weile bis Niklas ihn wahrnahm. „Was?“ fragte dieser und sah ihn verschlafen an. „Hey... komm du legst dich ins Gästezimmer..“ erklärte der junge Hauptkommissar. „Ja…aber..die Mädchen….“ stammelte Niklas. „Die schlafen tief und fest. Das hast du wirklich sehr gut gemacht..“ lobte Ben den Jungen, der es scheinbar nicht einmal richtig mitbekam. Als er ihn ins Gästezimmer wieder ins Bett legte drehte Niklas sich um und schlief einfach weiter. „Gute Nacht…“ meinte Ben nur und verließ das Zimmer. Auch Andrea kam ins Wohnzimmer. „Jetzt stellt sich nur die Frage, wer fertiger war. Niklas oder die Mädchen..“ grinste Ben. Andrea ließ sich in den Sessel fallen. „Ich bin froh dass dieser Fall ausgestanden ist. Wenn Semir wieder zuhause ist, dann müssen wir wirklich mal einen Abend für uns haben. Wir müssen uns aussprechen und…wenn Niklas wirklich auf die Mädchen aufpasst…ich vertraue ihm. Dieser Junge ist so stark und steckt so voller Liebe. Er ist ein sehr guter Junge..“ lobte sie ihn. „Ja…er ist ein sehr guter Junge.“ bestätigte Ben. „Willst du hier auf der Couch schlafen? Du bist ja doch ziemlich fertig..“ bot Andrea ihm an. Ben schüttelte den Kopf. „Nein..ich fahre nach Hause, aber danke für das Angebot.“ lehnte er ab und verabschiedete sich von der Ehefrau seines Partners.

    „Bist du bereit?“ fragte Martin Niklas einige Tage später. „Nein...“ gab der Junge gequält von sich. „Niklas...ich weiß das es dir schwer fällt. Aber jetzt kannst du ihnen sagen, was du von ihnen hältst. Egal ob sie es wollen oder nicht. Wir werden jetzt dort reingehen und mit deinem Vater sprechen.“ forderte Martin ihn an. „Mir ist schlecht...ich glaube ich bin noch nicht ganz gesund..“ wich Niklas aus. Martin lächelte leicht. „Damit machst du es dir nicht einfach. Lass es uns hinter uns bringen. Heute machen wir deinen Vater und nächste Woche deine Mutter. Und dann kannst du Sonja erzählen, dass du ihnen die Meinung gesagt hast. Komm... ich weiß es ist schwer, aber ich bin bei dir.“ redete Martin auf ihn ein. Niklas holte tief Luft. „Okay....“ stieß er aus. Sie betraten das Gefängnis. Nach den üblichen Überprüfungen wurden sie in den Besuchsraum gebracht. Nur wenig später stand Niklas einem alten Mann gegenüber. Es war Johann Brauer, Niklas Vater. Als er seinen Sohn sah wurde er wütend und ging auf Niklas los. Dieser stellte sich hinter Martin. Der Aufsichtsbeamte hielt Johann Brauer fest und wies ihn zu Recht. „Was willst du? Bist du immer noch so feige wie vor drei Jahren? Hast du immer noch nicht gelernt dich zu verteidigen?““ fauchte er Niklas an. „Herr Brauer...ich bin Dr. Martin Hofstätter, Niklas Psychologe....“ erklärte Martin. „Psychologe? Ja war ja klar, dass du so was brauchst. Bist du wie deine Mutter? Drogenabhängig? Du bist und bleibst ein Nichtsnutz!“ fauchte der Mann weiter. Martin sah Niklas an. Der Junge duckte sich vor seinem Vater. „Niklas... Du wolltest deinem Vater etwas sagen.“ erinnerte er den Jungen. „Ich kann nicht...“ gab Niklas zurück. „Na sicher kannst du nicht! Du bist ein Idiot! Wenn du Glück hast, dann kannst du ja als Stricher dein Geld verdienen. Musst dich nur nicht dumm anstellen...obwohl...ich habe mein Zweifel, dass du das überhaupt kannst. Wer seinen eigenen Vater verrät, der ist dumm und der bleibt dumm.“ ging es bei Johann weiter. Martin wurde langsam wütend. Dieser Mann machte binnen weniger Minuten alles zu Nichte was er geschafft hatte. Niklas fiel wieder in die Opferrolle. „Okay.... Niklas wir gehen..“ setzte er dem ein Ende. Niklas nickte. Tränen füllten seine Augen. „Ich sag es ja... ein Feigling durch und durch. Wissen Sie was Dr. ich schenke Ihnen diesen Abschaum!“ lachte und verhöhnte Johann seinen Sohn. Martin nahm Niklas am Arm und zog ihn zur Tür. „Ja verschwinde Feigling! Hau ab zu deinen Drogen! Krepiere!“ schrie Johann lachend. Plötzlich riss Niklas sich los und stürmte auf seinen Vater zu. „DU HAST MICH KAPUTT GEMACHT!! NIEMAND SONST!!! DU HAST MICH SEIT ICH AUF DER WELT BIN GESCHLAGEN! NIEDERGEMACHT WEIL DU EIN JÄMMERLICHES SCHWEIN BIST!!!“ schrie der Junge aus sich raus. Dieser Ausbruch kam für Martin wie auch für Johann unerwartet. „Du hast meine Schwester getötet und wenn ich damals ein Messer gehabt hätte, dann hätte ich es dir in den versoffenen Wanst gejagt!“ fauchte er wütend weiter. „Wie sprichst du mit deinem Vater? Hast du keinen Respekt?“ kam erstaunt von Johann. Martin sah zu Boden und schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte dieser Mann davon ausgehen, dass Niklas ihn respektierte? Nach all dem was er getan hatte?

    Semir sah nichts. Aber er spürte dass seine Rettung nun da war und er spürte die Schmerzen. Überall in seinem Körper schien es zu brennen. „Wo haben Sie Schmerzen?“ fragte ein Mann. „Fragen Sie lieber was nicht schmerzt. Mein rechter Arm und das Bein…sind beide gebrochen….Mein Gesicht…es brennt….ich kann nichts sehen…“ erklärte er. „Das Gesicht ist okay… Sie haben einige Schnittwunden und es ist geschwollen, aber auf dem ersten Blick nichts Gefährliches. Können Sie die Augen öffnen oder haben Sie das Gefühl, das dort mehr ist?“ fragte der Arzt nach. „Ich kriege sie nicht auf…“ klagte Semir. „Das ist vermutlich das Blut. Es hat die Wimpern verklebt. Lassen Sie sie einfach geschlossen. Wir werden sie in der Klinik untersuchen. Aber erst einmal werden wir Sie jetzt aus dem Wagen befreien und damit Sie nichts davon mitbekommen, bekommen Sie von mir ein Betäubungsmittel.“ versprach der Arzt. Semir nickte leicht. Dann spürte er einen Stich in seinem Oberarm und stöhnte auf. „Ist gleich vorbei...nicht verkrampfen…so ist gut…“ beruhigte ihn der Mann. Semir fühlte sich plötzlich leicht, so leicht als würde er schweben. Seit langem hatte er keine Schmerzen. Er hörte wie um ihn herum gearbeitet wurde, aber er bekam nicht wirklich mit, was passiert. Er sah sonderbare Bewegungen und fühlte sich getragen. „Herr Gerkan…“ hörte er jemanden rufen. Dann versuchte er sogar die dazu gehörende Person zu fixieren. „Es ist alles gut…Sie werden jetzt einschlafen und dann bringen wir Sie ins Krankenhaus… haben Sie verstanden?“ wollte die Stimme wissen. „hmmm…“ machte er nur und schloss die Augen. Dann war er vollkommen weg. Das nächste was er mitbekam war das gleißende Licht, was ihm in die Augen schien. „Aua..“ stöhnte er auf. „Da sind Sie ja wieder…wie geht es Ihnen?“ wollte eine Stimme wissen. Semir öffnete die Augen. „ich fühle mich nicht gut… mir ist schlecht…mein Bein tut weh…“ gab er zu. „Das ist kein Wunder. Ihr Bein hatte einen offenen Bruch und es ist mir schleierhaft, dass Sie keinen Schock haben. Wir haben den Bruch gerichtet und es wird sicher gut heilen. Der Arm hat ebenfalls etwas abbekommen, aber er ist nicht gebrochen.“ beruhigte die Stimme ihn. Die Augen bekam er nicht richtig auf. „Was ist…mit meinem Gesicht…meine Augen...“ wollte Semir wissen. Seine Stimme klang heiser. „Die Augen sind etwas geschwollen, weil Sie Schnittwunden im Gesicht haben, aber es ist nichts Dramatisches.“ beruhigte ihn die Stimme. „Ich habe Durst…“ klagte Semir nun. „Sie bekommen gleich etwas. Erst müssen wir die Wunden alle behandeln. Sie haben das Meiste schon hinter sich…“ hörte er. „Sie haben übrigens noch Besuch draußen. Wenn Sie sich stark genug fühlen, dann werde ich sie jetzt reinholen…“ hängte die Stimme an. „Ja….es geht …“ nickte Semir. Er wollte sich aufrichten, doch es klappte nicht. „Ich werde das Kopfteil etwas hochstellen, bleiben Sie liegen…“ mahnte die Stimme.

    Andrea sah Ben an. „Danke dass du ihn gefunden hast…“ sagte sie leise. „Dank nicht mir…Tom wusste wo er war...oder besser er wusste wo dieser Sanders ihn hingebracht haben könnte und er hat die Presse angehalten…“ gab Ben das Lob weiter. Andrea nickte und sah den jungen Mann an. „Danke…für alles…“ wiederholte sie. „Das war ich Ihrem Mann schuldig. Er hat meine Schwester zweimal gerettet. Ich habe sein Leben nur einmal. Ich hoffe nur dass Ulf ihn nicht zu hart zugesetzt hat.“ kam leise und betroffen von ihm. Andrea nickte nur. Die Tür zum Krankenzimmer öffnete sich. „Sie dürfen jetzt rein…aber regen Sie ihn nicht auf. Er soll sich erst einmal erholen.“ forderte der Arzt die Drei auf. „Was ist mit seinen Verletzungen? Seine Augen…?“ harkte Andrea nach. „ Die Augen sind wie mein Kollege vor Ort bereits festgestellt hat weitestgehend in Ordnung. Er hat Blut hinein bekommen, aber das wird von dem Auge selbst korrigiert. Die Schnittwunden, sind nicht besonders tief und werden sicher vollständig abheilen, Frau Gerkan. Derzeit sieht alles sehr gut aus. Der Bruch würde sicher besser heilen, wenn er sofort in ärztliche Behandlung gekommen wäre, aber wir haben das sicher im Griff. Wenn er ein guter Patient ist, dann wird es alles wieder ins Lot kommen.“ nickte der Arzt. „Er wird ein sehr braver Patient sein, dafür werde ich notfalls sorgen.“ versprach Andrea und betrat das Zimmer. „Hallo Schatz..“ sagte sie leise und trat ans Bett. Immer noch war Semirs Gesicht stark geschwollen. Einige Jodflecke deckten die Schnittwunden ab. „Andrea….ich…“ fing Semir an. Andrea wusste was nun kommen würde. „Sssscht…kein Wort mehr. Alles vergeben und vergessen. Du wirst jetzt erst einmal wieder gesund und dann reden wir. Ich will dass du hier liegen bleibst, bis der Arzt sagt, du darfst raus. Vorher wirst du nicht anfangen zu jammern.“ forderte sie. Semir nickte ohne Widerworte. „Brav so. Semir….ich liebe dich…ich könnte nie ohne dich leben.“ sagte sie leise und strich ihm sanft über die Wange. „Ich dich auch…wo ist Ben?“ fragte er. „Hier…hi Partner…es war verdammt knapp“ gab Ben zurück. Andrea nickte nur. „Danke das du mich rausgeholt hast…es war grausam zu sehen wie die Platte runter kam. Ich konnte nichts tun. Wie hast du mich gefunden?“ wollte Semir wissen. „Mit Hilfe von Tom Conahan…er hat überlegt wo Ulf Sanders dich wohl hingebracht hatte und da er dich wohl schon mal in die Presse stecken wollte fiel ihm der verlassene Schrottplatz an. Während ich Sanders festgenommen habe, hat er dich aus der Presse holen wollen. Allerdings war es nicht so einfach.“ erzählte Ben. „Tom?“ fragte Semir. „Ja…ich bin hier...und sagen wir es war einfach Revanche…“ gab Tom zurück. Semir versuchte seine Hand zu greifen. Tom nahm sie und drückte sanft zu. „Danke…für alles…“ wiederholte Semir weiter. „so…und nun werde ich Niklas von dem Mädchen erlösen...“ kam von Andrea. Sie küsste Semir sanft und verließ mit Ben und Tom das Zimmer. Semir schlief nur wenig später ein.