Es war früher Abend als Andrea endlich die Augen aufschlug. Sie hörte ein Piepen. Es war nervend und irgendwie störend. Sie nahm einen strengen Geruch wahr. Es roch nach Sterilität. Als sie spürte dass jemand ihr über die Hand strich zuckte sie zusammen. Langsam wandte sie den Kopf in die Richtung und erblickte Semir. Sie versuchte zu sprechen, doch es kam kein Ton heraus. „Hallo Schatz... endlich bist du wieder da...“ hörte sie Semir sprechen. Und sie sah die Tränen. Warum weinte Semir? Sie wollte ihn fragen, doch es kam wieder kein Ton heraus. „Nur keine Angst... das ändert sich bald. Sie werden wieder sprechen können. Aber lassen Sie sich Zeit und solange der Tubus drin ist wird es nichts werden ...“kam eine zweite Stimme. Andrea sah ihn an. Hier erkannte sie die Arztkleidung. „Ich weiß, es ist sehr verwirrend, aber es ist alles in Ordnung. Sie liegen im Krankenhaus. Erinnern Sie sich was passiert ist?“ wollte der Arzt wissen. Andrea dachte nach. Was war denn passiert? Es fiel ihr nicht ein und sie schüttelte leicht den Kopf. „Auch das kommt wieder. Ihr Mann kann Ihnen alles erzählen.“ lächelte er. Jetzt nickte Andrea. Sie schloss die Augen. Sie war irgendwie müde doch das Piepen nervte und diese sonderbare Geräusch was sie nicht identifizieren konnte. Sie wollte ihre Hände bewegen...Semir umarmen, doch es ging nicht. Panik stieg auf. Ängstlich sah sie ihn fragend an. „Hey...es ist alles in Ordnung. Ich liebe dich...“ hauchte er. Andrea drückte seine Hand da sie nichts antworten konnte. „Wir werden jetzt einige Funktionen testen und dann bekommen Sie noch einmal ein Schlafmittel, damit Sie die Nacht durchschlafen. Morgen wird der Tubus gezogen und dann können Sie schon sehr bald auf eine normale Station kommen.“ erklärte der Arzt. „Sie sollten ihr erzählen, was alles passiert ist...“ munterte er Semir auf. Andrea sah ihn erwartungsvoll an. „Andrea...als...als du zu deiner Mutter fahren wolltest...da ist ein Unfall passiert, bei dem du verletzt wurdest. Unseren beiden Mäusen ist nichts passiert, aber du warst sehr schwer verletzt. Du hast 14 Tage geschlafen damit dein Körper sich erholen konnte. Ich habe große Angst gehabt, dass ich dich verliere. Was würde ich denn ohne dich machen? Was sollte ich machen? Margot ist bei Ayda und Emily. Sie warten schon darauf, dass ich sie anrufe und sage, das du wach bist, aber damit will ich noch etwas warten.“ erklärte Semir. Andrea sah ihn ungläubig an. Sie sollte 14 Tage geschlafen haben? Ganze 14 Tage? Wieder versuchte sie etwas zu sagen, doch noch immer kam kein Ton heraus. Der Arzt legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Nicht anstrengen. Morgen sieht es besser aus. Ruhen Sie sich erst einmal aus...morgen sieht die Welt ganz anders aus…“ lächelte er.
Semir sah seine Frau an. Er sah die schon fast verzweifelten Versuche zu sprechen. „Ganz ruhig Schatz. Es wird alles gut. Jetzt wird alles wieder gut…“ beruhigte er sie. Andrea schloss kurz die Augen um ihn mitzuteilen dass sie verstanden hatte. „Ich liebe dich mein Schatz und du wirst sehen, morgen wirst du sicher schon wieder mit mir schimpfen..“ lächelte er. Auch Andrea verzog leicht die Mundwinkel. Semir strich ihr über die Wange. „Ich werde gleich heim fahren aber morgen früh bin ich hier und wenn du wach wirst sitze ich an deinem Bett. Du wirst nie wieder allein sein. Nie wieder...“ versprach er. Wieder schloss Andrea die Augen. „Bis morgen und schlaf gut…“ verabschiedete sich Semir. Dr. Notegau lächelte Andrea noch einmal aufmunternd zu und verließ dann mit Semir das Zimmer. „Doc? ist wirklich alles in Ordnung?“ wollte Semir wissen. „Ja..soweit ich es sagen kann ja. Dass sie nicht sprechen kann liegt am Tubus. Wir werden ihn morgen ziehen, wenn Ihre Frau ganz allein atmet. Heute Nacht werden wir sie noch durch die Maschine beatmen. Morgen bekommt sie schon kein Schlafmittel. Sie muss sich jetzt erst einmal an einen normalen Schlaf-Wachrhythmus gewöhnen. Das wird zwar nicht lange dauern, aber dennoch müssen wir noch jetzt mit einigen Problemen rechnen.“ gab der Arzt zu verstehen. „Sie wird sicher Schmerzen haben oder? Ich meine die Brandwunden, und…das Bein…ich habe Angst wenn sie in den Spiegel sieht und ihr Gesicht sieht. Am liebsten würde ich es ihr ersparen.“ sagte Semir leise.. „Nun Das wird nicht funktionieren. Irgendwann wird sie sich sehen. Herr Gerkan, ich habe keine Bedenken, das Ihre Frau zusammenbricht, wenn sie in den Spiegel sieht. Sicher wird sie sich erschrecken aber sie wird es akzeptieren müssen und es ist wichtig, dass Sie dann für sie da sind. Wenn sie morgen soweit ist, dann können wir sie aufrichten und nach und nach werden wir weiter gehen. Am Wochenende in einem Rollstuhl auf die Terrasse fahren oder durch den Klinikgarten. Aber nicht zu lange. Sie muss sich erst wieder an das Leben gewöhnen.“ mahnte Notegau. Semir reichte ihm die Hand und bedankte sich. Dann fuhr er nach Hause wo er von Margot und den Kindern erwartet wurde. Emily lag auf der Couch und schlief bereits. „Semir! Was gibt es Neues? Ist sie wach?“ wollte Margot sofort wissen. „Ja…sie ist wach. Sie kann aber noch nicht sprechen, aber der Arzt ist sehr zufrieden mit ihr. Sie ist wieder da…“ platzte Semir sofort heraus. Er nahm Ayda auf den Arm und drehte sich mit ihr. „Mama ist bald wieder da…“ gab er zu verstehen. „Wirklich? Schläft Mama nicht mehr? Kann ich sie bald besuchen?“ harkte das Mädchen nach. Semir sah sie an. „Ich werde morgen den Doktor fragen...“ versprach er. „Aber nun geht es ins Bett. Du bist sehr müde und Emi schläft auch schon.“ hängte er an. Ayda nickte. „Sagst du Mama dass ich sie ganz doll lieb habe…“ bat Ayda ihn. „Ja das mache ich, versprochen…“ nickte Semir. Als die Kinder im Bett waren sah Margot ihn an. „Siehst du…wir haben es gemeinsam überstanden.“ sagte sie leise. Dann stand sie auf und nahm ihren Schwiegersohn in die Arme. „Danke Mama, dass du für uns da warst. Ohne dich hätte ich es nicht überstanden.“ gab Semir zu und drückte seine Schwiegermutter fest an sich. Auch Ben kam ins Wohnzimmer. „Hey Partner….wie sieht es aus?“ wollte er wissen. Semir strahlte ihn an. „Sie ist wach!“ stieß er erneut aus. Ben lachte auf „Das freut mich für euch. Wirklich…das ist wirklich erste Sahne!“ beglückwünschte er Semir.