Beiträge von Elvira

    „So…da sind wir. Also ich werde mir einen frischen Orangensaft bestellen und dazu ein Schinkenbrötchen...“ ließ Semir wissen. „Ah klingt gut. Aber dann fehlt das gekochte Ei und natürlich ein schwarzer Kaffee...“ hängte Ben an. Semir lenkte seinen Wagen auf den Rastplatz und zog den Schlüssel ab. Ben sah ihn an. „Sag mal….hast du Ärger mit Andrea?“ wollte er plötzlich wissen. „Wie kommst du darauf?“ harkte Semir erstaunt nach. „Nun ja…irgendwie ist deine linke Gesichtshälfte dick geworden.“ erklärte sein Partner weiter. „Links? Das tut auch dort weh…oh verdammt….das wird doch nicht….das geht nicht…“ stieß Semir aus. „Was denn?“ harkte Ben nun nach. „Ayda und Emily haben doch Mumps…und….das ist ansteckend… und….ich…“ stöhnte Semir. Ben lacht laut los. „Du hast Ziegenpeter? Das ist ja geil!!“ Semir sah ihn wütend an. „Das ist gar nicht geil! Das ist schmerzhaft!“ widersprach er sofort. „Sieht aber gut aus...“ lachte Ben weiter. Semir knurrte etwas und stapfte dann auf das Restaurant zu. Sie setzten sich an einen Tisch und bestellten das Frühstück. Es kam nur wenige Minuten später. Ben griff sofort zu und biss in das Brötchen während Semir ein Schluck des Orangensaft. Doch kaum hatte er ihn geschluckt stöhnte er auf. „Hey…alles okay?“ harkte Ben besorgt nach. „Boah…das Zeug brennt…“ stieß Semir aus. Ben nahm ihn das Glas weg. „Dann trink es nicht weiter…vielleicht solltest du Milch trinken…“ schlug er vor. Semir nickte. Ben holte ihm ein Glas Milch. Tatsächlich konnte Semir dies besser trinken. Auch beim Essen hatte er Probleme. Nur langsam konnte er sein Brötchen genießen. Nach einer guten halben Stunde war er fertig. „Und hat es geschmeckt?“ harkte Ben nach. „Nicht wirklich…irgendwie vergeht mir der Appetit.“ maulte Semir. „Vielleicht sollte ich dich besser nach Hause fahren. Ich meine…ich hatte Mumps, das weiß ich. Ich war 12 und es tat höllisch weh. Aber schlimmer war das Fieber…“ erzählte Ben. Semir sah ihn an. „Meinst du ich bekomme welches?“ fragte er sofort und fühlte seine Stirn. „Ja…das wirst du mit Sicherheit bekommen. Ich werde dich gleich nach Hause fahren und dort wirst du dich dann ausruhen. Mumps im Erwachsenenalter ist gefährlich!“ warnte Ben. Semir nickte. „Andrea hat es mir gesagt. Ich dachte wirklich dass ich es schon gehabt habe…“ meinte er nachdenklich. Ben nickte. „Scheinbar aber nicht…also los…das Frühstück zahle ich und dann ab nach Hause.“ grinste Ben. „Andrea wird sich bedanken….“ stöhnte Semir nur und erhob sich. Als er im Auto saß bemerkte er den Druck im Kopf. Er schloss die Augen. „Geht los was?“ harkte Ben nach. „Ja….mein Kopf dröhnt als hätte ich eine Nacht in der Bar hinter mir…“ gab Semir zu.

    Andrea sah Ayda an. „Mir geht es wirklich besser. Ich habe gar keine Schmerzen mehr.“ schwor das Mädchen. Andrea nickte. „Also gut…aber du legst dich sofort wieder hin, wenn du Kopfschmerzen bekommst!“ forderte sie. Ayda lächelte und nickte. „Versprochen…“ gab sie zurück und ging in ihr Zimmer um ihre Schulsachen zu holen. „Aber nicht zu viel!“ warnte Andrea ihre Älteste. „Ja Mama…ich will nur ein bisschen schreiben lernen…“ stöhnte das Mädchen. Sie kramte in ihrer Tasche und fing kurz drauf an in ihr Heft zu schreiben. Andrea sah immer wieder zu dem Mädchen. Bei Ayda schien der Mumps langsam abzuklingen. Die Wangen waren nicht mehr so dick wie noch vorgestern und sie hatte kein Fieber mehr. Dennoch sollte sich das Kind nicht überanstrengen. Plötzlich hörte sie den Schlüssel im Schloss und sah verwundert zur Tür. Was machte Semir denn jetzt schon zuhause? Sie ging ihm entgegen und staunte nicht schlecht. „Semir? Was ist mit dir passiert?“ fragte sie. „Mir ist nicht gut….mein Kopf dröhnt, und mein Hals tut weh..“ beklagte sich ihr Mann. „Oh nein….du hast Mumps…die linke Seite ist ja ganz dick… und du hast Fieber!“ stellte sie sofort fest. Semir nickte. Er sah sie an, als würde er gleich sterben. „Komm so schlimm ist es nicht. Deine Kinder mussten auch durch. Du legst dich bitte sofort ins Bett und wirst es für die nächsten 48 Stunden nicht mehr verlassen!“ forderte sie ihn auf. Semir nickte und schleppte sich wie ein totkranker Mann die Treppe hoch. Ben sah Andrea an. „Sehr schwerer Fall...“ raunte er ihr zu. Andrea lachte auf. „Das kriege ich auch noch hin.“ meinte sie. „Hast du schon Mumps gehabt? Nicht das ihr beide dafür ausfallt…“ harkte sie nach. Ben nickte. „Ja..ich habe Semir erzählt, wie es war und seit dem er es weißt wurde er immer kranker.“ lachte Ben. „Nun ja…soll er ruhig. Sagst du Frau Krüger Bescheid?“ bat sie den Partner ihres Mannes. „Ja klar…und Andrea… lass dich nicht ganz von ihm beherrschen. Er nutzt es nur aus.“ warnte Ben lachend. „Schon klar…“ lachte auch Andrea. Ben verschwand und sie sah nach ihrem Mann. „Und wie geht es?“ fragte sie. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn. „Du hast hohes Fieber, aber das bekommen wir hin.“ kam von ihr. „Ja..ich fühle mich krank…ich sterbe vielleicht…“ stöhnte Semir leise. „Das werde ich zu verhindern wissen. Schlafe ein bisschen...“ lächelte Andrea und legte ihm einen kalten Lappen auf die Stirn. „Was sollte ich nur ohne dich tun..“ kam leise und klagend von Semir. „Dann würdest du nicht im Bett liegen.“ lachte Andrea. Sie verschwand und schloss leise die Tür.

    Ben und Sabrina lagen sich in den Armen. Sabrina parkte ihren Kopf auf Bens Brust und fuhr mit dem Finger über die Haut. „Ich liebe dich…“ hauchte sie. Ben küsste ihre Stirn. „Sabrina….dieser Gero…hast du wieder was von ihm gehört?“ harkte er nach. Sabrina sah ihn an. „Warum belastest du dich damit? Er ist Geschichte. Und nein… ich habe seit diesen schrecklichen Sekunden heute nichts mehr von ihm gehört. Er hat es wohl aufgegeben. Vielleicht hat er auch Angst gekriegt.“ gurrte sie. „ Dennoch will ich ihn fassen. Er ist immerhin hier eingebrochen und das muss bestraft werden. Das kann ich nicht durchgehen lassen.“ versuchte Ben. „ja das ist mir klar, aber…Ich bin müde… lass uns schlafen ja..“ bat sie. Ben nickte. „Gut…dann schlafen wir…“ stimmte Ben ein. Sicher hatte Sabrina ihre Gründe, wenn sie ihm nicht helfen wollte. Vielleicht hatte sie so große Angst vor der Rache dass sie schwieg. Auf der einen Seite konnte er es verstehen, denn immerhin wurde sie ja bedroht, doch genau deshalb hätte Ben eigentlich damit gerechnet, dass sie alles tun würde um diesen Kerl hinter Gitter zu sehen. Sie musste doch auch alles daran setzen, dass Ben ihn festsetzen konnte. „Weißt du wo er wohnt?“ unterbrach Ben die Stille. Von Sabrina kam nichts. Sie schien bereits zu schlafen. Ben küsste noch einmal ihre Stirn und schloss die Augen. Vielleicht hatte sie auch Recht und er sollte es einfach darauf beruhen lassen. Dennoch..es war ein Einbruch und das musste eigentlich geahndet werden. „Gut…wir reden morgen darüber…“ murmelte er noch und fiel dann in den Schlaf. Das nächste was er hörte war das Telefon. Verschlafen griff er zum Hörer. „Hallo?“ fragte er. „Ich mache dich fertig…lass sie in Ruhe...sie gehört mir!“ fauchte eine verzerrte Stimme. „Ja…du mich auch…“ murmelte Ben und legte wieder auf. Doch der Terror ging weiter. „Wer ist das denn?“ murmelte auch Sabrina. „Dein Ex! Und wenn er nicht gleich aufhört, werde ich sauer!“ fauchte Ben wütend. „Leg den Hörer doch daneben…“ murmelte sie nun. Ben nickte und tat es tatsächlich. Dann drehte er sich wieder um. Der Rest der Nacht verlief ruhig und gegen sechs riss der Wecker Ben aus seinen Träumen. „Was denn nun schon wieder…“ maulte Sabrina und drehte sich um. „Ich muss arbeiten…schlaf weiter und vergiss nicht…öffne nicht die Tür.“ warnte Ben. Er stand auf, duschte ausgiebig und machte sich einen Kaffee. Noch einmal warf er einen Blick auf Sabrina die friedlich im Bett schlief. Scheinbar kam sie nun doch zu Ruhe und konnte sich von den Strapazen erholen. Dennoch wollte er sie heute Abend fragen wo ihr Ex wohnt.

    Auch die nächsten Tage verliefen ruhig. Am Dienstagmorgen sah Sabrina Ben an. „Hast du eigentlich von der Ausstellung der schönsten Diamanten der Welt gelesen? Da soll es sogar den wertvollsten Stein zu sehen sollen. Den würde ich mir gern mal sehen...“ gab sie bekannt. „Wir können gern heute Nachmittag mal hinfahren, aber das ist nichts Besonders...der blaue Wittelsbacher ist blau und groß. Sieht aus wie Glas.“ meinte Ben gelangweilt. „Du hast ihn gesehen?“ staunte Sabrina. Ben nickte. „Ja…ich habe ihn nach Köln gebracht…“ lachte er. „Und du würdest mit mir wirklich dort hingehen?“ harkte sie nach. „Ja sicher… warum denn nicht. Er ist noch bis Freitag zu sehen und dann geht er wieder zurück in den Tresor. Das ist nichts Besonderes…“ kam von Ben. „Aber dennoch….er sieht sicher klasse aus….“ schwärmte Sabrina weiter. Ben sah sie an und lächelte. „Es ist schön, das du wieder unbeschwerter bist und sogar auf die Straße willst. Dieser Gero hat sich nicht mehr blicken lassen….vielleicht hast du jetzt wirklich Ruhe.“ erklärte er. Sabrina nickte. „Es ist wirklich schön. Ich träume schon von einem ruhigen Leben. Ganz ohne Angst und vielleicht mit dir.“ gurrte sie. Ben sah sie an. „Sabrina…es ist wirklich schön, dass du so denkst, aber ich bin noch nicht soweit….“ lehnte er ihren Antrag ab. „Schade….“ lächelte sie. Es hupte. „Das ist Semir…also heute Nachmittag fahren wir ins Museum und du kannst dir den Stein ansehen.“ meinte Ben. Er küsste sie sanft und verließ die Wohnung. Vor der Tür blieb er stehen um sich zu vergewissern, dass Sabrina die Tür auch verschloss. Er hörte den Schlüssel im Schloss drehen. Zufrieden verließ er das Haus und suchte Semirs Wagen. Diesmal hatte sein Kollege nicht weit von der Tür auf dem Parkplatz gehalten und sah ihn wartend an. „Und? War die Nacht wieder so schön wie die Letzten?“ wollte er grinsend wissen. „Ja..sie war wundervoll. Sabrina ist eine herrliche Frau die weiß was ein Mann braucht. Aber was sage ich…was liegt heute an?“ wollte Ben wissen und wechselte schnell das Thema. „Heute werden wir erst einmal eine Runde drehen, unterwegs ausgiebig frühstücken, weil das konnte ich heute noch nicht, da Andrea ausnahmsweise länger schlafen kann.“ erklärte Semir und rieb sich mit der Hand den Hals. „Hast du Halsschmerzen?“ fragte Ben sofort. „Ich weiß nicht…vielleicht hab ich mich verlegen.“ mutmaßte Semir. „Tja…wenn man ein gewisses Alter hat, dann geht vieles nicht mehr.“ grinste Ben nur. „Ha ha…das tut ganz schön weh…aber gut…es wird auch vergehen. So und nun auf die Autobahn. Ich hab Hunger!“ meinte Semir und trat aufs Gas.

    Sabrina räkelte sich auf der Couch von Ben und ließ es sich gut gehen. „Du glaubst gar nicht, was Ben hier für tolle Weinsorten hat. Absolute klasse. Echt…Wahnsinn und einer leckerer als der Andere...“ kicherte sie beschwipst. „Besauf dich nicht so. Denk daran, dass du deine Zunge nicht im Zaum halten kannst, wenn du was getrunken hast. Nicht das du unseren Plan verrätst!“ fauchte Gero durch das Telefon. „Ja doch…weiß ich doch. Nur keine Sorge. Ben frisst mir aus der Hand. Er hat so viel Mitleid mit mir und heute Nacht werde ich ihn richtig verwöhnen.“ schwor sie. „Du magst es wenn ich wütend werde oder? Du weißt genau, dass ich schon den Gedanken dran hasse, dass du mit ihm ins Bett gehst. Denke immer daran, dass ich es bin, der dich besitzt…und nicht Ben Jäger!“ fauchte Gero wütend. „Ich liebe nur dich Gero….aber für unseren Deal ist es wichtig, dass auch ich Spaß habe. Und den habe ich mit Ben. Du glaubst gar nicht wie sanft ein Polizist sein kann.“ reizte Sabrina ihren Freund noch mehr. „Wenn du nicht sofort aufhörst, dann werde ich dich schon heute holen!“ warnte Gero. Sie lachte auf. „Tu es doch. Ich wette du wagst es nicht. Ben wird sicher gleich kommen und dann wird er mich verteidigen…“ gab sie zu verstehen. „Ich habe drei Männer bei mir!“ kam von Gero. „OH…Gero..ich wusste schon immer dass du anders besaitet bist…“ lachte sie. Es knackte. Gero hatte aufgelegt. „Idiot…“ murmelte sie und legte das Handy weg. Im gleichen Augenblick ging der Schlüssel im Schloss. Ben kam nach Hause. Schnell räumte Sabrina die Flaschen und die Gläser weg und sah ihn an. „Da bist du ja.“ strahlte sie und fiel Ben um den Hals. Sie küsste ihn und er erwiderte es. „Whow…daran könnte ich mich gewöhnen.“ lobte er sie. „Ich könnte es mir auch sehr gut vorstellen. Ich habe uns sogar etwas gekocht. Hast du Hunger?“ gurrte sie. „Ich sterbe vor Hunger...“ nickte er. Er nahm sie auf den Arm und trug sie in die Küche. In der Tür stoppte er. Auf dem Tisch stand ein frisch zubereiteter Hummer und Wein. „Whow….das ist ja echt gut.“ Ben stürzte auf den Tisch zu und probierte. „Hmmmm….lecker….wirklich sehr lecker…“ gab er kauen zurück. Sabrina lächelte und setzte sich an den Tisch. „Setz dich…Ben..“ bat sie. Der Hauptkommissar nickte und setzte sich neben ihr. „Ein herrliches Mahl…womit habe ich das denn verdient?“ wollte er wissen. „Du bist der einzige der mir geholfen hat. Dafür wollte ich einfach mal danke sagen.“ hauchte sie. Ben beugte sich zu ihr rüber und küsste sie. „Dann werde ich dich später für das Essen belohnen müssen.“ flüsterte er ihr ins Ohr.

    Auch Semir fuhr nach Hause. „Hallo Schatz….wie war dein Tag?“ fragte er. „Danke ich kann nicht klagen. Ich bin nur sehr müde.“ gab sie zu. Er küsste Andrea auf die Stirn. „Ich werde dich gleich massieren, dann kannst du etwas abschalten. Wo sind die Kinder?“ wollte er nun wissen. „Ayda ist in ihrem Zimmer und schaut noch fern und Emily liegt im Bett. Der Mumps macht sie richtig fertig. Sie sind am weinen und dann das Fieber. Ayda hat ein Gesicht so rund wie ein Mond und sie findet sich hässlich, weil sie nicht richtig reden kann. Aber der Arzt sagte mir, dass alles in Ordnung ist.“ stöhnte Andrea und ließ sich neben Semir auf die Couch fallen. „Sie sind doch geimpft worden, warum bekommen sie es denn trotzdem?“ wollte er wissen. „Der Arzt sagte mir, dass die Impfung vor allem die Nebenwirkungen der Virusinfektion verhindert. Meningitis.. Die Hirnhautentzündung kann viel schlimmere Folgen haben als der Mumps selbst. Und die werden durch die Impfung fast auf null gesetzt. Hattest du eigentlich Mumps gehabt als Kind?“ fragte Andrea nach. Semir sah sie an. „Ich glaube schon…ich weiß nicht. Aber es ist ja eine Kinderkrankheit und kann mir dann nichts tun.“ grinste er. „Das ist leider nicht so. Wenn Erwachsene Mumps bekommen, könnte es fatale Folgen haben.“ warnte Andrea. Semirs Grinsen verschwand. Er stand auf und griff zum Telefon. „Was hast du vor?“ fragte Andrea verwundert. „Ich rufe meine Mutter an. Die muss es ja wissen ob ich Mumps hatte oder nicht.“ stieß er aus. Andrea nickte und lachte auf. „Semir…wenn du es nicht gehabt hättest, dann würdest du jetzt wie ein Mondgesicht aussehen.“ gab sie zu. „Bist du sicher? Du siehst nichts oder?“ harkte Semir nach. „Nein…du siehst aus wie immer.“ Beruhigte Andrea ihren Mann. Dennoch sah er in den Spiegel. „Was meinst du würden die Kollegen sagen, wenn ich mit einem aufgeblasenen Gesicht im Revier erscheine…“ murmelte er und betrachtete sich von der Seite her. Andrea nahm ihm den Handspiegel ab. „Du bist gesund. Beruhige dich also. Es reicht wenn die Kinder abdrehen.“ lachte Andrea. Semir sah sie an. „Ich finde das gar nicht lustig wenn du mich ärgerst.“ knurrte er. „Aber ich…“ grinste Andrea und zog ihn an sich heran. Sie küssten sich innig. „Irgendwann zahle ich dir all diese Grausamkeiten zurück..“ schwor er seiner Frau. Wenig später lagen beide, Arm in Arm, auf der Couch. Semir strich Andrea sanft über den Arm. „Ich wünschte manchmal ich könnte dir die Arbeit im Augenblick abnehmen…“ gab er zu. „Ich weiß…aber du hast einen Fall zu lösen. Um was geht es denn diesmal?“ wollte Andrea wissen. „Der Job ist erledigt. Wir mussten den wertvollsten Diamanten von Düsseldorf nach Köln bringen und nächste Woche wieder zurück.“ gab Semir von sich. „Den blauen Wittelsbacher?“ staunte Andrea. „Ja…woher weißt du das?“ harkte Semir erstaunt nach. Auch wenn seine Frau sehr viel wusste, was ihm immer imponiert hatte, musste er zugeben, dass es manchmal richtig unheimlich war was Andrea alles wusste.

    „Denkst du Sabrina steckt da mit drin? Denkst du sie erfindet es nur?“ fauchte Ben wütend. „Nein…nein, das will ich doch gar nicht damit sagen. Aber du hast selbst gesagt, dass dein Schloss ein Besonderes ist. Hartmut hat es versucht zu knacken als es eingebaut wurde und er hat es nicht aufbekommen. Wie konnte denn dieser Gero es schaffen?“ fragte Semir leise. „Das weiß ich doch nicht. Ich weiß nur, dass Sabrina sich ganz sicher nicht freiwillig zusammenschlagen lässt um mir etwas vorzuspielen. Warum auch? Sie hat sich von ihm getrennt und er sieht es nicht ein. Solche Typen gibt es mehr als man denkt.“ verteidigte Ben seine Freundin. „Ja, das weiß ich doch. Aber dennoch ist es merkwürdig. Er scheint keine Mühe damit zu haben. Wir sollten die Bänder dennoch von Hartmut überprüfen lassen. Vielleicht entdeckt er etwas, das wir übersehen.“ schlug sein Partner vor. Ben nickte. „Also gut, aber bis dahin wird nicht darüber gesprochen.“ forderte er. „Klar warum denn auch. Ich hoffe auch, dass Sabrina nicht da mit drin hängt. Warum sollte sie dir auch etwas vorspielen, zumal ihr euch ja schon ewige Zeiten nicht mehr gesehen habt.“ schloss Semir Frieden, dennoch vergaß er diesen Gedanken nicht. Er würde es schon noch herausfinden, was es mit dieser Frau und diesem Gero auf sich hatte. Die Frau tat ihm einerseits leid, dass sie geschlagen wurde und Angst hatte, aber sein Instinkt sagte ihm auch dass etwas nicht stimmte. Und er würde es herausfinden. „Hartmut!!“ rief Ben sofort als sie in der KTU ankamen. „Ja doch…was gibt es Jungs?“ wollte der rothaarige Techniker wissen. „Du musst dir hier mal die Bänder ansehen.“ Fing Ben an. Hartmut sah sie sich an. „Ganz normale Videobänder… ich würde sagen mit einer Lauflänge von sechs Stunden. Weißt du eigentlich dass die Zeit von solchen Aufnahmegeräten längst vorbei ist? Heute ist digital angesagt. Das solltest du dem Hausbesitzer mal mitteilen.“ erklärte Hartmut und legte die erste Kassette wieder weg. „Sehr witzig….nein du Schlaumeier. Du sollst dir das Videomaterial ansehen. Da siehst du nämlich wie ein Typ meine Tür innerhalb weniger Sekunden öffnet. Du weißt schon die Tür die dich zum Scheitern gebracht hat.“ erinnerte Ben ihn. Hartmuts breites Grinsen verschwand. „Ich bin nicht gescheitert! Ich hätte die Tür auch aufbekommen, aber mein Dietrich hat nicht gepasst. Das war eine Fehlkonstruktion!“ beschwerte sich der Techniker. Semir grinste nur. Er kannte es schon wenn das Ego des Technikers angegriffen wurde. Hartmut würde nie zugeben, versagt zu haben. „Ich rufe euch an, wenn ich was finde!“ verkündete er und machte sich an die Arbeit. Hartmut nahm sich das Band vor als Semir und Ben verschwunden waren. Er spulte es vor und zurück; sah sich die Bilder in Zeitlupe und auch als Standbild an. „Das gibt es doch gar nicht!“ fluchte er. „Wie macht der das denn?“ fragte er leise. Wieder sah er sich die Bilder an. „Das geht doch gar nicht. Das Schloss war nicht so einfach zu knacken! Ich hab es doch auch nicht geschafft.“ fluchte er leise. „Na warte…ich finde raus wie du es gemacht hast…okay…noch einmal ganz langsam von vorn…“ murmelte er. Doch egal wie oft er sich auch die Bilder ansah, er kam nicht dahinter. Nach guten vier Stunden resignierte er und machte Feierabend. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Seine Gedanken kreisten um das Türschloss, was er nicht knacken konnte. „Ich kriege es raus…irgendwann...“ schwor er sich selbst.

    Der Rest der Woche ging vorbei und der Tag des Transports stand an. „Also gut..Bonny und ich fahren also als Geleit vorweg und ihr hinter dem Transporter. Der Transporter ist ein ganz normaler Wagen ohne jeglichen Schutz um die Diebe zu täuschen. Wir nehmen den direkten Weg nach Köln, habe ich das richtig verstanden?“ fragte Jenny und legte ihre Waffe an. Semir nickte. „Ja, das ist genau richtig. Wie geht es Bonrath?“ wollte er wissen. Jenny lächelte. „Er ist zwar nicht ganz zufrieden, dass die Krüger ihn als Fuhrparkleiter einsetzt aber er hat ihr klar gemacht, dass er auch auf Streife geht. Und sie hat zugestimmt. Dieter ist fast der Alte..“ erklärte Jenny. „Das ist sehr gut. Okay…dann machen wir uns auf den Weg.“ grinste Ben. Sie verließen die PAST und fuhren nach Düsseldorf um den „Blauen Wittelsbacher“ in Empfang zu nehmen. Die Fahrt nach Düsseldorf ging ruhig und ohne Probleme ab. Auch die Rückfahrt nach Köln zum Ausstellungsort verließ ohne Störungen. In den Ausstellungsräumen war alles fast hermetisch abgeriegelt. Selbst Semir und seine Kollegen wurden nur unbewaffnet in den Raum gelassen um den Stein an seinen Platz zu bringen. „Whow..“ staunte Semir, als er den Diamanten sah. „Ja…das kostet schon ein kleines Taschengeld.“ meinte Ben beiläufig. „Kleines Taschengeld?“ fragte Jenny erstaunt. „Ja…“ grinste Ben. „Der Stein wird auf 18 Millionen Euro geschätzt. Das ist doch kein Taschengeld! Dafür könnte eine alte Frau verdammt viel Wolle kaufen!“ antwortete Dieter sachlich. Ben lachte auf. „Ja schon gut. Er ist sehr schön und für uns alle unerschwinglich.“ antwortete er. Semir nickte. „Für alle…so ist es gerecht. Irgendwie sieht er auch beängstigend aus. Ich meine…dieses dunkle Blau….in dem sich das Licht bricht…“ sinnierte er. Ben stieß ihn an. „Was meinst du würde Andrea zu diesem Stein sagen?“ harkte er nach. „Was? Andrea? Keine Ahnung…ich kaufe ihn ja nicht...“ lachte Semir. Die vier Polizisten verließen die Ausstellung und fuhren wieder zum Revier. Dort angekommen sahen sie einen völlig frustrierten Hartmut im Büro sitzen. Semir grinste leicht. „Hartmut? Hast du herausgefunden wie der Kerl die Tür bei Ben geöffnet hat?“ wollte er wissen. „Nein!“ fauchte Hartmut. „Hast du auf dem Band irgendwas erkennen können, was uns hilft, den Kerl zu identifizieren?“ kam die nächste Frage. „Nein….!“ wiederholte Hartmut. „Bist du sauer, weil einer etwas geschafft hat, was du nicht geschafft hast?“ harkte Ben nun grinsend nach. „Nein….natürlich nicht. Aber dein Schloss war nicht zu knacken. Absolut unmöglich. Das konnte gar nicht funktionieren!“ wiederholte Hartmut vehement. Semir und Ben lachten leicht. „Mach dir nichts draus Einstein… es gibt immer Bessere.“ machte Semir ihm Mut.

    Semir wartete bis Ben mit den Bändern ins Büro kam. „Wie geht es Sabrina?“ wollte er wissen. „Sie ist zuhause. Ich hoffe sie schläft jetzt etwas. Aber ich bin sehr unruhig. Dieser Kerl gehört echt in die Klapse. Wie kann man eine Frau schlagen?“ wollte Ben wissen. Semir zog die Schultern hoch. „Keine Ahnung vielleicht hatte er eine schreckliche Kindheit. Das ist keine Entschuldigung für so ein Handeln, aber es würde es erklären.“ gab er zu verstehen. „Das rechtfertigt aber nichts. Sabrina hat Angst... große Angst. So sehen wir uns die Bänder an.“ schlug Ben vor. Semir nickte und schob seinen Bürostuhl neben Bens. Dieser legte das erste Band ein. „Das wäre das Band, was in die Zeit passt. Wenn der Kerl den Haupteingang genommen hat, dann dürfte er drauf sein. Sabrina sagte er sei durch die Haustür gekommen.“ erklärte Ben und ließ das Band laufen. Sie sahen sich alle Frequenzen an. „Hier! Da ist er!“ stieß Semir aus. „Ja..und er ist maskiert. Sieh dir das an… der knackt meine Haustür in wenigen Augenblicken. Verdammt warum hat Sabrina mich nicht angerufen!“ stieß Ben aus. „Sie stand unter der Dusche…vermutlich hat sie ihn erst bemerkt, als er vor ihr stand.“ gab Semir zu bedenken. Ben nickte. „Schon möglich. Sie war ja nackt und ich hatte gedacht, dass er sie ….“ Ben stoppte mitten im Satz. Semir nickte. „Ja..ich auch. Aber er hat sich mit Schlägen zufrieden gestellt.“ murmelte er nur. „Weißt du was mich stutzig macht? Woher wusste der Kerl, das bei dir eine Kamera ist?“ hängte er fragend an. Ben sah ihn an. „Was?“ fragte er verwundert. „Du kennst diesen Gero doch nicht persönlich oder?“ fing Semir noch einmal an. Ben schüttelte den Kopf. „Siehst du…aber er ist dann das erste Mal in deinem Haus und ist maskiert. Ich meine, wenn er Sabrina doch zusammenschlagen wollte, dann hätte er sie überall abpassen können. Aber er scheint genau zu wissen wo sie ist. Wo du wohnst und was in dem Haus so ist. Kamera, Alarmanlage. Der scheint alles über dich zu wissen.“ mutmaßte Semir. Ben nickte. „Okay…er hat sie vermutlich ausspioniert. Und dabei konnte er alles herausfinden..“ mutmaßte Ben nun. Semir nickte. „Ich sag es ja nicht gern, aber irgendwas stimmt da nicht.“ murmelte er kaum hörbar. Ben sah ihn an. „Was soll das heißen?“ harkte er nach.

    Sabrina stand auf, als Ben aus der Wohnung war und griff zum Handy. „Hallo Schatz…es klappt. Aber du hättest ruhig etwas sanfter zuschlagen können. Meine Lippe ist verdammt dick! Ben ist stinksauer aber sein Partner kommt mir gefährlicher vor. Er hat etwas bemerkt.“ gab sie durch. „ Es sollte doch echt aussehen. Hey…du stehst doch auf diese Art von Sex. Schade nur dass er zu schnell da war. Wie heißt sein Partner?“ harkte Gero nach. „Semir Gerkan…ist ungefähr 165 cm groß und 45 Jahre oder so. Vermutlich sogar älter…“ ging es bei ihr weiter. „Okay…wir werden ihn im Auge behalten. Wo sollte er etwas gemerkt haben?“ wollte Gero wissen. „Ich weiß es nicht genau. Aber er sah ziemlich nachdenklich aus. Vielleicht haben wir es nicht echt genug aussehen lassen.“ gab sie zu bedenken. „Nun warte erst einmal ab. Wenn wir es nicht gemacht hätten, dann wäre es ziemlich unglaubwürdig. Von daher abwarten. Ich denke die werden die Bänder sichten und hoffen, etwas erkennen zu können. Nur die Entführung werden wir anders arrangieren müssen. Er wird sicher stärker auf dich aufpassen.“ gab Gero zu bedenken. „Ja das habe ich auch schon überlegt. Du müsstest zuschlagen wenn Ben hier ist. Mit einem Bullen wirst du doch wohl fertig werden oder?“ lachte Sabrina. „Wie hast du dir das vorgestellt? Soll ich dich aus seinen Armen befreien? Das ist ein Bulle und der kann Selbstverteidigung!“ fauchte Gero wütend. „Dann besorge dir noch zwei oder Drei Männer. Zu viert solltet ihr ihn doch schaffen.“ lachte Sabrina gehässig. „Also gut… Du scheinst wirklich das Risiko zu lieben und bist herrlich verschlagen. Ich liebe dich.“ gab er ebenfalls lachend zurück. Ich sehe schon, wie du ihn anrufst und ihm die Ohren vollheulst. Und dann drehen wir ein Video wo wir beide….“ sinnierte Gero. „Du bist echt unverbesserlich. Aber es gefällt mir. Gut…so ich muss Schluss machen. Ich hoffe nur dieser Gerkan bemerkt nicht das wir nur spielen.“ Kam sie wieder auf den Punkt zurück. „Nun vielleicht hat er bemerkt, dass die Tür offen steht oder dass wir nur spielen. Wir werden uns darum kümmern, wenn es sein muss. Jetzt heißt es erst einmal schlafende Hunde nicht zu wecken. Niemand kann mich erkennen.“ lachte Gero nun wieder. „Okay…ich liebe dich. Und ich sehne mich nach dir.“ hauchte Sabrina ins Telefon und beendete das Gespräch. Dann ging sie ins Badezimmer und sah in den Spiegel. Ihre Lippe war aufgeplatzt und wenn sie mit der Zunge darüber fuhr, spürte sie die Blutkruste die sich über den kleinen Riss legte. „Das wirst du mir auch büßen, Gero…“ drohte sie leise.

    Kim sah die Beiden an. „Sie wollen was?“ fragte sie nach. „Dieter und Jenny sollen zusammenarbeiten und es ist lediglich ein Begleitservice. Warum also nicht die Beiden?“ stellte Semir die Gegenfrage. „Halten Sie Herrn Bonrath denn dafür geeignet? Er ist immer noch sehr emotional aufgewühlt und nicht in der Lage so eine Situation zu meistern!“ widersprach die Revierleiterin. „Dafür wäre Jenny doch da. Sie ist voll da und sie ist auch eine ausgebildete Polizistin. Warum geben Sie den Beiden nicht die Chance? Dieter braucht jetzt kein Mitleid, er musst intensiv in die Arbeit eingebunden werden!“ versuchte nun auch Ben. „Ich habe bereits ein neues Arbeitsgebiet für Herrn Bonrath gefunden. Er wird der Fuhrparkleiter für diese Station.“ gab Kim bekannt. Semir und Ben sahen sich an. „Fuhrparkleiter?“ fragten sie wie aus einem Mund. Kim nickte. „Ja…das Ministerium fordert diese Stellung in jeder Station und ich kenne keinen, der es besser könnte…“ erklärte sie. „Das ist doch Blödsinn! Dieter wird sich wie auf einem Abstellgleis fühlen. Er muss raus. Bitte Chefin…“ flehte der Deutschtürke. Kim stöhnte leise auf. „Also gut…aber nur unter der Bedingung, dass Sie beide ebenfalls dabei sind!“ forderte sie. Semir sah Ben an und dann nickten sie heftig. „Danke Chefin…und das mit dem Fuhrparkleiter würde ich mir auch noch überlegen…Dieter ist keiner von denen die am Schreibtisch sitzen können und den ganzen Tag nur Papier anstarren wird ihm langweilig.“ schlug Semir vor. Kim nickte. „Ich weiß, aber ich halte ihn dafür sehr gut geeignet. Und vielleicht schafft er es ja auch bei Ihnen etwas mehr Rücksicht auf die Autos zu nehmen.“ lächelte sie leicht. Semir schluckte. „Wieso? Ich meine…70 % der Autos gehen nicht durch unsere Schuld kaputt. Es wird geschossen, es wird gedrängelt und dann können auch erfahrene Polizisten wie Ben und ich mal die Kontrolle verlieren.“ Rechtfertigte sich der türkische Hauptkommissar. Kim nickte. „Ja…ist schon klar. Und was ist mit den Fahrzeugen die Sie während einer Verfolgung geschrottet haben? Wissen Sie auf welchem Stand Sie sind?“ harkte sie nach. Semir zog die Schultern hoch. „Sie haben jetzt insgesamt 136 Fahrzeuge geschrottet.“ klärte Kim auf. Ben grinste breit. „Sie brauchen gar nicht so grinsen. In Ihrer doch relativ kurzen Dienstzeit bei der Autobahnpolizei bringen Sie es immerhin schon auf 48…“ ließ Kim von sich hören. Bens Grinsen verschwand sofort. „Nachdem wir es jetzt klar gestellt haben, können wir zur Tagesordnung übergehen. Eben ist eine Info herein gekommen, dass auf dem Rastplatz „Tristenfall“ Rauschgift gefunden wurde. Kümmern Sie sich um die Sache und ab Mittwoch dann den Transport!“ befahl sie. Semir und Ben erhoben sich und verließen den Raum. Dann nickte Semir Dieter zu.

    Ben zuckte zusammen als er sein Handy vibrieren spürte. Semir sah es und grinste. „So ein Ding steckt man nicht dorthin.“ meinte er, als Ben das Handy aus der Hosentasche zog. „Ja?“ fragte er und sah Semir leicht verärgert an. „Ich bin es, Sabrina…Ben… ich brauche deine Hilfe. Er ist hier! Bitte hilf mir!! bitte…NEIN!! LASS MICH!! HILFE!!“ schrie Sabrina und direkt darauf war das Handy tot. „SABRINA!!“ schrie Ben zurück. Panisch sah er Semir an. „Das war Sabrina, sie schrie dass er da ist. Schnell zu mir!“ drängte er und rannte los. Semir kam ihm hinterher. Sie sprangen regelrecht in den Wagen und rasten so schnell es ging zu Bens Wohnung. Doch sie wussten dass sie zu spät kommen würden. Kaum an der Wohnung angekommen rannte Ben direkt hinein. „Sabrina!!“ schrie er und ging durch jedes Zimmer. Im Badezimmer saß Sabrina am Boden und weinte. Sie war nackt und hatte die Beine eng an den Körper gezogen. „Hey…Baby…“ sagte er leise. Sabrina sah ihn an. Ihr linkes Auge war zugeschwollen und sie blutete an der Lippe. „Ben..es war so grausam…er …er hat die Tür geöffnet. Ich weiß nicht wie...“ weinte sie. „Hast du denn nichts gehört?“ fragte Ben besorgt und wischte das Blut weg. „Nein…ich…ich war im Bad duschen und hatte Musik gehört. Ich dachte er bringt mich um.“ ging es bei Sabrina weiter. Mit Semirs Hilfe zog er Sabrina auf die Beine und brachte sie ins Wohnzimmer. „Leg dich hin. Ich rufe den Arzt!“ legte Ben fest. „Das ist nicht nötig… er hat mich nur geschlagen. Das kenne ich ja aus der Vergangenheit. Er hat mir sonst nichts getan.“ widersprach Sabrina. „Es wäre wirklich besser, wenn der Arzt wenigstens drüber schaut.“ gab auch Semir zu bedenken. „Ich bin übrigens Semir…Semir Gerkan, Bens Partner.“ stellte Semir sich nun vor. „Sabrina Berger…mein Kopf tut weh…“ beklagte sie sich. Sie wollte aufstehen, doch Ben drückte sie wieder auf die Couch. „Du bleibst liegen!“ forderte er und sah Semir an. „Semir…?“ fing er an. „Schon gut…ich fahre zurück und du passt auf sie auf.“ lächelte Semir. Ben nickte dankbar. „Danke Partner…du bist wirklich sehr rücksichtsvoll.“ gab er von sich. Semir nickte und verschwand. Als er vor der Wohnung stand sah er noch einmal zurück. Irgendwas stimmte hier nicht. Aber er kam nicht darauf was ihn störte. Vielleicht fiel es ihm ja wieder ein, dachte er und stieg in den Wagen. Doch während der ganzen Fahrt ging ihm dieser Überfall auf Sabrina Berger nicht aus dem Kopf. Und dann hatte er die Unstimmigkeit. Ben verfügte doch über ein Spezialschloss. Das konnte man nicht so einfach mit einem Dietrich öffnen. Außerdem die Videoüberwachung. Dieser Gero konnte doch nicht so leichtsinnig sein und sich filmen lassen. Es musste was auf den Bändern sein. Während der Fahrt wählte er Ben an um ihm seine Überlegungen bekannt zu geben. „Ich werde mir die Bänder geben lassen. Bin gespannt ob er drauf ist.“ versprach Ben.

    Auch das ständige Abgeklatsche und Abschlecken (wenn man das mal so nennen darf) in der Folge hat mal genervt. Gott nochmal, es reicht ja, wenn man sich zweimal fast aufisst in der Folge, aber als Ben am Ende Semir nur mehr abgeküsst hat, also das ist sicher nicht nötig gewesen, aber das sollte ja alles zur Comedy von der Folge beitragen.

    Da muss ich dir widersprechen....denn die türkisch stämmigen Mitmenschen machen es so. Zur Begrüßung wird wild herum "geknuscht" so scheint es. Im Wirklichkeit berürhen sie lediglich die Wangen. Das ist ein Zeichen der Freude und ich finde diese Geste nicht so schlimm.

    Die ganze Familie Gerkan oder zumindest die Cousins scheinen alle im Knast gewesen zu sein. Ismet war zwar nicht ganz so nervig wie die anderen der Cousins aber es fehlte nicht viel.
    Die Hintergrundgeschichte hätte sicher noch anders ausgearbeitet werden und dann wäre es sicher viel spannender. Auc hdiesmal war einfach zu viel Ballerei und zu wenig Polizeiarbeit. Kaum Ermittlungen und die fehlen einfach.

    Der Gangster…nun ja…war nicht gerade ernst zu nehmen. Zu überheblich.

    Ansonsten muss ich mich leider Simon anschließen.

    Sabrina zog sich an. „Und bin ich genauso gut wie Ben im Bett?“ harkte Gero nach. Man hörte die Eifersucht heraus. Sabrina sah ihn an und lachte. „Nein!“ gab sie kalt zurück. Gero richtete sich auf. „Was soll das heißen?“ harkte er nach. „Du bist um Längen besser!“ kam nun von ihr. „Da hast du gerade noch mal die Kurve bekommen.“ gab er zu. Sabrina küsste ihn. „Ich bin dir nicht untreu. Ich nutze Ben nur als Mittel zum Zweck. Er wird uns reich machen. Aber du darfst nicht eifersüchtig sein. Immerhin bist du mein Ex…“ lachte sie. „Du hast erzählt, dass ich dich schlage?“ kam von Gero. „Nicht nur das. Du hast mich vergewaltigt, du hast mich krankenhausreif geschlagen, du hast mich eingesperrt. Das werde ich Ben erzählen, damit er einen Hass auf dich bekommt. Dann wird es sicher realistischer. Ich werde in der Nacht aufwachen und schreien. Das wirkt Wunder. Ben wird mich natürlich trösten und in den Arm nehmen…“ schwärmte sie. „Baby, treib es nicht auf die Spitze! Du gehörst nur mir. Und wenn Ben denkt, dass er dich haben kann, ist er falsch gewickelt! Ich lasse dich nicht gehen. Er sollte sich mir nicht zum Feind machen!“ fauchte Gero wütend. Sabrina lachte hell auf. „Nur keine Sorge. Ich habe mir übrigens gedacht, dass wir deinen Plan genau so durchziehen. Du wirst mit ein paar deinen Freunden in Bens Wohnung stürmen, mich aus seinen Armen entführen und dann werden wir im Versteck ein hübsches Video drehen, wo du mich schlägst und ihm dann die Forderung nennst. Du wirst sehen, in vier Wochen wird er mir aus der Hand fressen und alles für mich tun.“ lachte sie gehässig. „Und bis dahin wirst du dich ihm hingeben?“ harkte Gero nach. „Natürlich. Ich bin eine verängstigte und völlig entkräftete Frau. Ich brauche Liebe und die wird er mir geben.“ stachelte sie ihn auf. Gero atmete heftig ein und aus. „Das gefällt mir überhaupt nicht. Es scheint dir sogar Spaß zu machen mit uns Beiden Sex zu haben!“ maulte er. Sabrina sah auf die Uhr. „Ich muss los… er kommt gleich nach Hause und wenn ich dann nicht da bin, dann wird er sicher stutzig.“ mahnte sie zum Aufbruch. „Ich fahre dich hin...“ schlug Gero vor. Sabrina war einverstanden. „Aber halte genügend Abstand von dem Haus. Nicht das er dich vorher festnimmt!“ meinte sie nur.

    Semir und Ben fuhren ihre Runde zu Ende und anschließend zur PAST zurück. Doch kaum waren sie im Büro wurden sie von Dieter in Empfang genommen. „Semir! Semir! Warte doch mal!!“ rief Dieter seinem Kollegen nach als dieser in seinem Büro verschwinden wollte. „Was gibt es denn Dieter?“ fragte Semir freundlich. „Wegen dem Transport…würde es dir viel ausmachen, wenn ich das mit Jenny mache? Ich meine wir sind ein Team und wir wollen auch wie eines arbeiten. Du könntest doch mit dem BMW hinterherfahren. Dann haben wir immerhin eine Schutzperson mehr.“ schlug Dieter vor. Semir lächelte leicht. „Das denke ich, ist möglich. Du und Jenny sollten zusammen arbeiten und das wird durch solche Einsätze gefördert. Ich werde es mit Frau Krüger absprechen aber ich denke das geht in Ordnung.“ nickte Semir. „Meinst du wirklich sie stimmt zu?“ harkte Dieter unsicher nach. „Wenn nicht, dann übernehme ich die Verantwortung.“ grinste Semir. „Danke…du bist ein wahrer Freund. Danke…“ strahlte Dieter und verschwand wieder. Semir sah ihm kopfschüttelnd nach. Scheinbar war Dieter wirklich wieder voll im Leben. „Kein Ding Dieter…“ gab Semir zurück. Dann ging er ins Büro wo Ben bereits Platz genommen hatte und auf der Tastatur hämmerte. „Was machst du da?“ wollte er wissen. „Ich versuche etwas über diesen Gero herauszufinden. Aber es ist nichts zu finden. Irgendwie scheint der Typ nie auffällig geworden zu sein, aber Sabrina sagte mir, dass sie öfter die Polizei im Hause hatte bzw. im Krankenhaus lag wegen der häuslichen Gewalt.“ erklärte Ben. „Nun, wenn sie keine Anzeige gemacht hat, ist er auch nicht vorbestraft.“ gab Semir zurück. „Nein, nein…es ist ja eine Körperverletzung und die wird verfolgt.“ widersprach Ben sofort. „Nur wenn die Staatsanwaltschaft das öffentliche Interesse bejaht. Wenn nicht, wird es vor dem zivilen Weg geregelt und ich denke nicht, dass Sabrina einen Prozess angestrebt hat oder? Das solltest du eigentlich auf der Akademie gelernt haben.“ grinste sein Partner. Ben warf ihm einen Blick zu. „Ja sicher habe ich das gelernt. Aber wenn sie im Krankenhaus lag, dann war es schon schwere Körperverletzung und das ist keine Bagatelle mehr. Ich werde sie nachher fragen, wenn ich zuhause bin.“ knurrte Ben leise. Semir setzte sich. „Lass uns mal den Transport für die nächste Woche durchgehen. Dieter hat mich gerade gebeten dass er und Jenny den Transport bewachen und ich bin gewillt es zu tun. Dazu müsste die Krüger aber erst einmal ja sagen. Unterstützt du mich dabei?“ wollte Semir wissen. Ben sah ihn an. „Meinst du das ist das Richtige für ihn ist?“ wollte er wissen. Semir zog die Schultern hoch. „Ich weiß nicht, aber es würde die Zusammenarbeit zwischen den Beiden wachsen lassen und genau das muss es. Also komm, wir wollen mit der Krüger sprechen!“ forderte er seinen Partner auf. Ben nickte und erhob sich genau wie Semir.

    Sabrina verließ eine Stunde nach Ben die Wohnung. Er hatte ihr ein Ersatzpaar der Schlüssel gegeben, damit sie sich frei bewegen konnte. Und er mahnte sie zur Vorsicht. Richtig niedlich war er und schien sich wirklich Sorgen um ihre Gesundheit zu machen. Wie lächerlich, dass er sie wegen so einer Schlampe verlassen hatte, die ihn nicht verdient hatte. Aber gut, es war ja Vergangenheit. In einem kleinen Imbiss am Rhein wartete Gero sicher schon auf sie. Und dann sah sie ihn schon. „Hey Darling.“ trällerte sie und küsste ihn. „Da bist du ja endlich. Und hast du es geschafft?“ wollte er wissen. „Natürlich. Er hat mir die Story von dem schlagenden, brutalen und neurotischen, psychisch kranken Ex abgekauft. Er war so sanft und zärtlich. So verständnisvoll. Ich wohne bei ihm und stehe unter seinem Schutz.“ lachte sie. Gero kniff die Augen zusammen. „Denke immer daran wem du gehörst!“ knurrte er leise. Sie lachte auf. „Er ist war gut, aber du bist noch eine Spur besser. Niemand kann dir das Wasser reichen. Außerdem, weißt du genau, warum ich es tue. Ich will ihn leiden lassen. Er soll wissen, was es heißt einen Verlust zu erleiden.“ sagte sie. Ihre Stimme wurde härter und ließ Hass hervorkommen. „Weißt du schon wann der Stein auf Reisen geht? Ich werde Bens Vertrauen sicher nicht von heute auf morgen gewinnen.“ hängte sie an. Gero nickte. „Nächsten Mittwoch wird er von Düsseldorf nach Köln gebracht werden. Die Bewachung ist allerdings verstärkt worden und zwei Polizisten sollen, nach Auskunft meines Freundes direkt auf dem Stein sitzen. Wir können den Vorgang so wie wir es vorhatten vergessen. Wie du schon sagtest, wird Ben dir nicht direkt vertrauen. Also müssen wir eine andere Möglichkeit ausdenken müssen.“ erklärte er. Sabrina sah ihn an. „Das ist echt blöd. Wie willst du denn dann daran kommen?“ harkte sie nach. „Ich wüsste da etwas. Deine Idee sich an diesem Ben zu rächen hat daran schuld. Stell dir mal vor, dein Ex würde den Stein haben wollen. Egal was es kostet. Was meinst du wäre dein Bullenfreund dafür bereit zu tun?“ wollte Gero grinsend wissen. „Du willst mich gegen Ben ausspielen?“ kam erstaunt von Sabrina. Gero nickte. „Natürlich müsst ihr euch noch besser kennen lernen. Ich weiß dass der Stein gute drei Wochen ausgestellt wird. Sprich du hast noch gut vier Wochen Zeit ihn für dich zu gewinnen. Und dann wird er für uns den Stein klauen und gegen dich eintauschen. Leider wird er dich aber nicht mehr retten können, denn eine Autobombe wird dich vor seinen Augen zerfetzen…“ erzählte Gero seinen Plan. Sabrina sah ihn an. „Du bist ja krank!“ stieß sie aus. Gero strich ihr sanft durch das Gesicht. „Nur keine Sorge, er wird nicht erfahren, dass du meine Frau bist. Und dir wird nichts passieren. Wir werden irgendeine Schlampe in den Wagen setzen, die dir ähnelt. Und wenn Benny versucht dich zu befreien, drücke ich den roten Knopf und Boom…“ lachte er.

    „Lief zwischen dir und dieser Sabrina mehr?“ fragte Semir als er mit Ben auf Streife war. „Ja, wir hatten eine sehr heiße Affäre. Damals auf dem Internat. Natürlich heimlich aber danach ist es wie so oft im Leben. Man verliert sich aus den Augen und vergisst.“ erklärte Ben. Semir sah ihn kurz an. „Aber du hast sie nie vergessen oder?“ harkte er nach. „Nein, sie war zwar etwas Besonderes, aber ich habe mich dann in eine Andere verliebt. Mit der bin ich fast drei Jahre zusammen gewesen, bis sie mich verließ. Nun ja…und dann hat die mich wiederrum verlassen. Jetzt ist Sabrina wieder da und ich glaube da ist wieder etwas aufgeflammt.“ Erzählte Ben weiter. Semir lächelte leicht. „Verrenn dich aber nicht. Sie ist eine Frau, die vor einem rachsüchtigen Freund weg rennt. Da ist man sicher sehr zugänglich für Zärtlichkeiten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie….“ meinte er nachdenklich. Ben lachte auf. „Bist du unter die Psychologen gegangen? Sabrina ist eine wundervolle Frau. Sie ist zwar nicht mehr so stark wie früher, aber sie ist liebenswürdig. Und ich glaube ich habe mich wieder in sie verliebt. Die Nacht war wundervoll…sie war wundervoll…“ dachte Ben laut nach. „Wann lerne ich diese wundervolle Person kennen?“ wollte Semir nun wissen. „Wie wäre es am Wochenende bei dir? Andrea könnte doch wieder kochen und wir machen uns einen schönen Abend.“ schlug Ben vor. „Oh, da muss ich leider absagen. Ayda und Emily haben Mumps und da ist es besser wenn kein Besuch kommt.“ lehnte er ab. „Schade…nun dann musst du zu mir kommen. Ich glaube sie kann auch sehr gut kochen. Vielleicht nicht so gut wie deine Frau, aber die hat ja auch mehr Erfahrung.“ lachte Ben verschmitzt. Semir nickte. „Ich nehme an. Dann kann Andrea sich ausruhen. Zwei kranke Kinder und ein Ehemann sind sicher zu viel.“ gab Semir zu. Ben lachte auf. „Warum hilfst du ihr nicht einfach?“ wollte er wissen. „Weil Emily und Ayda sehr eigenwillige Kinder sind. Sie wollen nur Andrea in ihrer Nähe haben…“ erklärte Semir. „Weißt du…wenn Sabrina nicht aufgetaucht wäre, dann hätte ich sie sicher völlig vergessen. Aber du hättest sie sehen sollen. Sie hatte so eine panische Angst in den Augen. Die blauen Flecke überall auf dem Körper. Dieser Gero muss sie sehr oft geschlagen haben.“ erzählte Ben leise. „Kennst du diesen Gero denn auch?“ wollte Semir wissen. „Nein, aber was sie erzählt hat mir schon gereicht. Wer eine Frau wie Sabrina so in die Angst jagen kann, der ist nicht ganz dicht. Warum kann er nicht verstehen, dass sie nichts mehr von ihm will? Ich meine… ich habe sie ja auch gehen lassen…“ gab Ben zu verstehen. „Nun, vielleicht liebt er sie ja wirklich und will sie nicht verlieren. Ich könnte es sicher besser verstehen, wenn ich weiß wie sie aussieht.“ grinste Semir leicht. „Sie sieht einfach zauberhaft aus. Ein sehr einnehmbares Wesen…ach…sie ist einfach klasse.“ schwärmte Ben und schloss die Augen. Semir lachte auf. „Na die Dame hat dich aber schwer beeindruckt.“ meinte er nur. Ben nickte. „Ja…sie ist einfach wunderbar. Weißt du…ich könnte mir denken, dass es was Festes wird.“ Gab er leise zu. „Oh…Ben…verrenn dich nicht. Es kann auch schnell wieder vorbei sein. Diese Frauen, die sich schlagen lassen, sehen immer eine Schuld bei sich selbst.“ ermahnte Semir seinen Freund. Ben schüttelte den Kopf. „Nicht Sabrina…die ist stark.“ widersprach er.

    Ben versank in die Vergangenheit. Tatsächlich war die Zeit mit Sabrina im Internat schön. Er lächelte leicht, als er daran dachte wie oft sie sich in dem Vorratskeller versteckt hatten, weil die Schüler sich nicht so nah kommen durften, wie sie gern hätten und das obwohl sie ja schon 16 waren. „Woran denkst du?“ riss Sabrina ihn aus den Gedanken. „An unsere Zeit im Internat. Weißt du noch wo wir uns immer versteckt haben?“ fragte er lachend. „Oh ja…in diesem Raum waren so viele Spinnen, das ich mich regelrecht an dich geklammert habe...“ lachte sie nun auch. Doch das Lachen verschwand schnell. „Warum warst du so lange mit Gero zusammen?“ wollte Ben nun wissen. Sabrina sah ihn an und strich ihm sanft über den Drei-Tage-Bart. „Können wir ihn nicht vergessen? Zum ersten Mal seit vielen Jahren kann ich mich entspannt unterhalten. Keine Angst, dass ich gleich wieder eine Faust zu spüren bekomme, oder dass meine Haare ausgerissen werden…“ stöhnte sie wohlig. „Wenn er dich so verletzt hat, verstehe ich nicht, dass du es mit dir hast machen lassen. Du warst doch sonst eine so starke Person…“ harkte Ben nach. „Das denkst auch nur du. Niemand konnte in meine Seele sehen, weil ich es niemals zugelassen habe. Gero hatte die Macht mich zu beherrschen. Ich weiß nicht wie, aber er schaffte es. Am Anfang war er sehr zuvorkommend, doch dann…er zeigte mir sein wahres Gesicht. Er schlug mich, er vergewaltigte mich. Dieses Schwein hat mir geschworen mich überall zu finden, wenn ich es wagen sollte mich zu trennen. Ich habe es trotzdem versucht. Und seit dem lebe ich in Angst. Er wird mich auch hier finden. Ich will dich nicht in Gefahr bringen…“ sagte sie leise. Ben nahm sie in den Arm. „Nur keine Angst. Ich weiß mich zu wehren. Du wirst erst einmal hierbleiben. Ich schlafe auf der Couch und du im Bett.“ schlug er vor. Sabrina sah ihn an. „Weißt du, du warst immer meine Nr. 1. Ich glaube ich liebe dich noch immer.“ hauchte sie und versuchte ihn zu küssen. Ben zuckte kurz zurück, doch dann ließ er sich darauf ein. „Ich weiß nicht genau….was soll das werden…“ fragte er. „Wir könnten doch von vorn anfangen. Ich färbe mir die Haare damit er mich nicht erkennt und lebe hier mit dir. Ben..bitte…ich liebe dich wirklich.“ erklärte sie und wagte einen zweiten Versuch. Diesmal ließ auch er es zu. Sabrina fing an ihn auszuziehen und auch das ließ er geschehen. Nur wenig später lagen beide auf dem Teppich vor dem Kamin, in dem das Feuer brannte. Sie waren im Liebespiel verloren und genossen es beide sichtlich. Nach einer guten Stunde lagen sie Arm in Arm und hatten die Augen geschlossen. „Du hast dich nicht verändert, was die Liebe angeht. Du bist einfach wunderbar…“ hauchte sie in sein Ohr.

    „Guten Morgen Partner!!“ trällerte Ben als Semir ihn abholte. „Hey…du scheinst ja ne tolle Nacht gehabt zu haben.“ grinste dieser. „Ja…eine wunderschöne, herrliche und tolle Nacht.“ stöhnte Ben gekonnt. „Wie heißt sie?“ harkte Semir nach. „Was?“ fragte Ben irritiert. „Wie sie heißt.“ lachte Semir. „Sabrina….sie ist eine wundervolle Frau. Wir waren mal im Internat zusammen und haben uns dann aus den Augen verloren. Und gestern stand sie vor meiner Tür.“ erzählte Ben freudig. „Einfach so? Woher wusste sie denn wo du wohnst?“ wollte Semir nun wissen. „Von Julia, aber das ist auch egal. Sie ist auf der Flucht vor ihrem Exfreund, der sie verfolgt. Sie hat mir erzählt, dass er sie geschlagen hat und auch vergewaltigt. Anzeigen wurden nicht gemacht aber ich habe ihre alten blauen Flecke gesehen. Der Kerl muss sie richtig gequält haben. Sie ist ganz anders als früher. In sich gekehrt und verkrampft.“ erzählte Ben weiter. „Ist doch kein Wunder, wenn sie so einen Typen hatte. Und du hast sie jetzt getröstet und wirst sie beschützen?“ harkte Semir weiter nach. Ben nickte. Semir lenkte den Wagen auf den Parkplatz und nur wenig später waren sie in der PAST. „Semir! Ben! Guten Morgen…ihr sollst sofort zur Chefin kommen!“ begrüßte Susanne die Beiden. Sofort sahen sich die Beiden an. „Hast du was angestellt?“ fragte Ben. „Nee….“ kam von Semir. „Geht doch einfach rein..“ lachte Susanne. Semir und Ben gingen hin und klopften artig an die Tür. „Ja bitte!“ hörten sie Kim Krüger sagen. „Guten Morgen Frau Krüger..“ gab Semir von sich als er die Tür öffnete. „Meine Herren, setzen Sie sich bitte!“ fing sie sofort an. Ben und Semir setzten sich auf die Stühle. „Sagt Ihnen der „Blaue Wittelsbacher“ etwas?“ wollte Kim wissen. „Ein alkoholisierter Blaublüter?“ stellte Semir die Gegenfrage und grinste Ben an. Dieser ging nicht darauf ein. „Es ist der wertvollste Diamant der bekannt ist. Sein Wert wird auf 18,7 Mio. Euro geschätzt und ist in privaten Händen.“ gab Ben von sich. Kim nickte. „Das ist sehr gut, Herr Jäger. Und genau richtig. Nur das er demnächst ausgestellt wird und zwar in Köln. Sie können sich sicher vorstellen, dass es einige finstere Gestalten gibt, die an dem Diamanten Interesse haben.“ erklärte Kim weiter. Semir setzte sich auf. „Ja, das sind sicher einige die sich den Stein annehmen würden.“ Stimmte er zu. „Genau das ist unser Problem. Wir haben den Transport von Düsseldorf nach Köln zu überwachen. Nächsten Mittwoch ist dieser angesetzt und Sie beide werden sehr nah an dem Diamanten sein.“ befahl sie. „Nun ja…ist doch kein Problem. Machen wir.“ stimmten die Hauptkommissare zu. Kim nickte. „Sehr gut und nun…eine ruhige Schicht. Machen Sie Ihre Runde.“ wies sie die Beiden freundlich aus ihrem Büro.

    Sabrina schloss die Augen. Sie nahm einen Schluck Kaffee und sah ihn müde an. „Dir kann man immer noch nichts vormachen oder?“ wollte sie wissen. „Nicht wirklich. Also wer war es?“ lächelte er und griff ihr sanft ans Kinn. „Gero…“ gab sie leise von sich. „Gero? Dein Freund?“ harkte er nach. „Mein Exfreund. Wir waren fast elf Jahre ein Paar. Alles war wunderschön, bis er dann aus dem Gefängnis kam und wir zusammen gezogen waren. Wir wollten heiraten doch dann fing er an….“ Sabrina stockte. „Wie heißt er weiter? Willst du eine Anzeige gegen ihn machen?“ kam nun von Ben die nächsten Fragen. Sabrina schüttelte den Kopf. „Was bringt das denn? Ich muss zur Polizei und meine Aussage machen. Sie werden mir nicht glauben und dann muss ich weiter vor ihm weg laufen. Dieser Mann stalkt mich. Er schreibt mir Liebesbriefe, droht mir gleichzeitig, dass ich ihm niemals entkommen könnte. Ich bin jetzt schon mehrfach umgezogen um ihm zu entgehen, aber immer wieder findet er mich.“ stöhnte sie leise. „Ich weiß nicht wie, aber ich habe ihn gestern auch hier in Köln gesehen. Ich habe Angst, dass er mich umbringt.“ hängte sie an. Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Ich weiß nicht weiter…“ beklagte sie sich. „Hast du schon an eine einstweilige Verfügung gedacht?“ wollte Ben wissen. Sabrina nickte. „Ich habe schon daran gedacht, aber ich habe noch keine beantragt. Gero wird eh Wege finden, mich zu finden. Ich habe Angst. Aber ich weiß nicht wohin und dann habe ich deine Schwester angerufen. Sie hat mir gesagt, dass du bei der Polizei bist und mich schützen kannst. Ist das wahr?“ wollte sie nun wissen. Ben nickte. „Ja…das bin ich. Und wenn du es willst dann werde ich dich schützen. Du kannst erst einmal bei mir bleiben. Hast du meine Adresse von Julia?“ harkte er nach. Sabrina nickte. Sie lehnte sich an ihm und Ben spürte, dass diese Nähe für ihn nicht unangenehm war. „Wie heißt denn dein Exfreund mit vollem Namen?“ wollte er wissen. „Gero Jakobs…“ erklärte sie. Ben lachte auf. „Der Name sagt mir nichts, aber ich werde morgen mal in Erfahrung bringen, ob er wirklich hier in Köln ist.“ schlug er vor. „Kannst du das denn?“ kam erstaunt von ihr. „Natürlich. Ich kann alle Menschen finden, wenn ich will. So aber nun sollten wir uns hinlegen. Ich muss morgen relativ früh raus. Und du scheinst auch Schlaf zu brauchen.“ meinte er nur. Sabrina wischte sie die Tränen weg. „Das ist wahr und sehr lieb von dir. Mehr als ich eigentlich schon gehofft hatte. Nach dem was zwischen uns war, hätte ich nicht damit gerechnet.“ gab sie zu. Ben antwortete nicht. Er sah sie nur an. Sie stand auf. „Weißt du, damals habe ich einen großen Fehler gemacht. Als du diese Frau kennen gelernt hast, da habe ich dich einfach gehen lassen. Ich hätte kämpfen müssen. Um dich… Vielleicht hätte ich dich dann für mich gewonnen.“ sagte sie und sah aus dem Fenster. „Das hatte nichts mir dir zu tun. Zwischen uns war einfach nicht das Feuer, was ich mir gewünscht hatte. Diana war einfach die Frau für mich. So dachte ich damals. Aber es war schnell aus. Wir waren nur ein Jahr zusammen.“ erzählte Ben aus seiner Vergangenheit. „und wann kommt deine Frau nach Hause?“ wollte Sabrina wissen. „Ich bin nicht verheiratet.“ gab Ben zurück.

    Semir sah Andrea an. „Ich bin fertig…“ stöhnte sie leise und ließ sich neben ihn fallen. Er fing an sie zu massieren. „Das tut gut…“ gurrte sie und ließ sich das Kneten sehr gefallen. „Hast du heute wieder so viel tun müssen?“ wollte Semir wissen. „Ach eigentlich nicht, aber irgendwie habe ich Probleme mit dem Rücken. Er tut an so vielen Stellen weh…ich habe mich denke ich nur verhoben.“ stöhnte Andrea leise. „Du bist total verspannt. Deine Schultern…dein Nacken…du musst dir mehr Ruhe gönnen. Zwei Kinder und der Haushalt sind einfach zu viel. Was hältst du davon, wenn wir Urlaub machen und zwei Wochen die Seele baumeln lassen?“ wollte er wissen. Andrea stöhnte wohlig. „Das wäre toll. An der Küste…oder einfach nur in einem Hotel…wo ich auch nicht saubermachen muss.“ gab sie leise zu. „aber leider hast du keinen Urlaub und bekommst auch keinen…“ hängte sie an. „Ja ich weiß…..aber nach diesem Sicherheitstransport von diesen Diamanten werden wir zwei Wochen verreisen. Das verspreche ich dir und diesmal halten wir es auch ein! Nichts und Niemand kann mich davon abhalten.“ versprach er. Andrea küsste ihn. „Ich fände es wirklich sehr gut. Aber dann sind keine Ferien und Ayda muss zur Schule.“ gab Andrea zu bedenken. „Ach so…also gut… dann aber wenigstens ein Wochenende. Wir könnten ins Phantasialand fahren und dort ein Hotel buchen. Freitagabend fahren und am Sonntagabend wieder zurück.“ schlug Semir nun vor. Andrea dachte kurz nach. „Ja…das wäre wirklich sehr gut…das wären immerhin zwei Tage die ich mich erholen kann.“ stimmte sie zu. „Gut…dann werde ich erst diese Diamanten zum Ziel geleiten und dann meinen persönlichen Schatz in die Hölle folgen…ich fahre keine Achterbahnen!“ stellte er sofort klar. Andrea lachte auf. „Deine Töchter wissen, dass du Angst hast. Ayda findet das sogar sehr lustig.“ erklärte sie. „Ich habe keine Angst! Das ist lediglich eine Schutzmaßnahme meines Körpers. Er musst geschützt werden, weil er sehr selten ist…“ setzte er grinsend dagegen. „Was ist denn so wertvoll?“ wollte Andrea wissen und ging auf sein Spiel ein. „Das kann ich dir gern zeigen…“ schlug Semir vor und trug seine Frau ins Schlafzimmer. „Was hast du denn vor? Ich bin jetzt seit sieben Jahren mit dir verheiratet und habe noch nichts Wertvolles an dir entdeckt.“ reizte sie ihn weiter. Sie wusste natürlich längst von was Semir sprach. „Oh doch…du weißt es nur nicht..“ grinste er weiter. Als Andrea auf dem Bett lag, schloss er die Tür.

    Sabrina sah sich in der Straße um, wo Ben Jäger wohnen sollte. Sie hatte immer noch Kontakt zu seiner Schwester Julia, mit der sie befreundet war und sie hatte ihr die Adresse genannt. Sabrina bat Julia zusätzlich nicht zu verraten dass sie Ben besuchen wollte, sondern diese Überraschung gelingen zu lassen. Natürlich war Julia auch damit einverstanden. Immerhin wusste sie ja, dass die Beiden mal vor langer Zeit ein Paar waren. Sie kam an dem Haus und suchte das entsprechende Klingelschild. B. Jäger…las sie und drückte drauf. Doch es schien niemand daheim zu sein. Noch einmal klingelte sie. Nichts. Vielleicht war er noch beim Dienst. Ob er wohl eine Uniform trug? Sie hatte damals schon eine Vorliebe für Uniformen. Ihr erster Freund nach Ben war Feuerwehrmann, dann hatte sie einen Kapitän und dann einen Piloten. Sonderbar, es waren wirklich alles Männer die Uniformen trugen. Und auch bei Gero war es eine Art Uniform, die er trug, als sie ihn kennen lernte. Auch wenn es Gefängniskleidung war, so konnte man dies auch als Uniform erkennen. Sie hatte Gero im Gefängnis kennen gelernt, als sie ihrem älteren Bruder, der wegen einem tödlichen Unfall im Gefängnis saß. Völlig unschuldig in ihren Augen doch die Richter sahen das anders. Nur weil er etwas getrunken hatte und das Auto lenkte wurde er zu vier Jahren verurteilt. Gero saß im gleichen Trakt und es war bei ihnen Liebe auf dem ersten Blick. Liebte sie Gero wirklich? Er hatte eine sonderbare Art, seine Liebe zu zeigen. Er liebte den harten Sex und schlug sie, band sie fest und ja…irgendwie vergewaltigte er sie. Aber es gefiel ihr auch. Er war halt anders als….als Ben. Ben…ob er wohl immer noch so gut aussah, wie sie ihn in Erinnerung hatte?, fragte sie sich. Sie stöhnte leise. Was sollte sie jetzt tun? Ben war nicht zuhause und sie wusste nicht wann er kam. Dennoch hatte sie den Plan auf ihn zu warten und ihm dann etwas vorzuspielen. Ben würde sie sicher nicht weg schicken. Immerhin hatte er sie verlassen. Wegen dieser rothaarigen Schlampe. Wie hieß sie denn noch? Viola? Oder Vera? Egal, Ben würde für diesen Fehltritt büßen müssen. Jetzt wusste sie genau wie sie ihre Waffen einsetzen konnte und Ben würde erfahren, was es heißt sie zu verletzen. Doch jetzt musste sie erst einmal warten. Vielleicht sollte sie noch etwas essen gehen. Um der Ecke war doch dieser Chinese, an dem sie gerade vorbei gegangen war. Sie nickte und verließ das Haus.

    Am Abend führ Ben nach Hause und lehnte sich müde gegen die Tür. Er wühlte in seiner Tasche nach dem Schlüssel. Endlich fand er ihn und steckte ihn ins Schloss als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte. Er fuhr blitzschnell herum und hatte im gleichen Augenblick seine Waffe gezogen. Doch dann staunte er nicht schlecht als er sah, wer hinter ihm stand. „Sabrina? Sabrina Berger?“ fragte er nach. Die Frau nickte. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille obwohl die Sonne längst untergegangen war. „Was machst du denn hier?“ wollte Ben wissen. „Ich…Ben es hört sich vielleicht ziemlich blöd an, aber könnten wir von der Straße? Für mich ist es nicht sicher. Bitte…“ flehte sie regelrecht und sah sich ängstlich um. „Ja sicher…“ nickte Ben. Er sah dass seine Freundin aus Kindertagen Angst hatte und öffnete die Tür. „Vor wem hast du Angst?“ fragte er sofort. „Möchtest du etwas trinken?“ hängte er an. Sabrina nickte und zog ihre Arme um den Körper als würde sie frieren. „Sehr gern, ich glaube einen Kaffee könnte ich gebrauchen.“ nickte sie dankbar. Nur zögerlich folgte sie Ben in seine Wohnküche. „schön hast du es hier.“ gab sie zu. „Vor was oder vor wem hast du Angst?“ wiederholte Ben die Frage, während er die Kaffeemaschine anwarf. „Wie kommst du darauf, dass ich Angst habe?“ wollte Sabrina im Gegenzug wissen und lächelte nervös. „Ich sehe es dir an. Auch wenn wir viele Jahre keinen Kontakt mehr gehabt haben, kann ich genau erkennen, dass du Angst hast. Vor was oder vor wem?“ harkte Ben erneut nach .Sabrina lächelte verbittert und nahm ihre Sonnenbrille ab. Deutlich war die unterlaufene Stelle an der Schläfe zu sehen. Ben schluckte. „Wer war das?“ fragte er und wollte ihr an die Stelle fassen, doch Sabrina zuckte zurück. „Ist nicht so schlimm.“ wich sie aus. „Doch ist es! Also wer war das?“ „Das war meine große Liebe nach dir…“ gab Sabrina nun leise von sich. Ben stellte ihr eine Tasse Kaffee hin. „Zucker und Milch, wie früher?“ lächelte er fragend. „Also, was ist los?“ ließ er nicht locker. Sabrina zog ihre dünne Jacke aus und auch an dem Arm bemerkte Ben die Blessuren. Er griff zu. „Was ist das?“ harkte er nach. „Ich…ich bin gefallen…“ lächelte sie nervös. Ben bemerkte sofort, dass sie log. „Und wie heißt der Fall?“ wollte er nun wissen.

    „220..in der 100ter Zone. Das heißt dann ja wohl vier Wochen auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen.“ grinste er nur. „Gut…dann werden wir den Herrn jetzt mal stoppen.“ schlug Semir vor und trat das Gaspedal durch. Schnell holte er den Mercedes ein und setzte sich vor ihn, was wieder zu einem Lichthupenkonzert führte. Erst als Ben die Lichtanlage einschaltete und die Worte „Bitte Folgen“ und „Polizei“ auftauchten. Semir sah im Rückspiegel wie der Fahrer wütend auf das Lenkrad schlug sich dann aber doch fügte und ihm folgte. Semir und Ben stiegen aus und gingen auf den Wagen zu. „Guten Tag, Kripo Autobahn. Gerkan mein Name. Sie wissen doch sicherlich, warum wir Sie angehalten haben oder?“ lächelte Semir den Mann freundlich an. Der Fahrer nickte und gab ihm seine Papiere. Er schien die Prozedur dieser Situation sehr genau zu kennen. „Geben Sie zu, zu schnell unterwegs gewesen zu sein, oder müssen wir Ihnen das erst beweisen?“ fragte Semir immer noch sehr freundlich. „Was kostet der Spaß?“ knurrte der Fahrer wütend. „Herr Schmolke…Sie sind 220 gefahren, Sie haben mit Lichthupe und nichteinhalten der vorgeschriebenen Abstände die anderen Verkehrsteilnehmer bedrängt und gefährdet. Sie dürfen die nächsten Wochen zu Fuß gehen!“ verkündete er. „Tja…der war nicht gerade begeistert.“ lachte Ben, als der Mann von einem Bekannten abgeholt wurde. „Nun, die Namen kann man sich nicht aussuchen. Es ist aber interessant, denn er ist kein Unbekannter für uns. Er ist vorbestraft wegen mehrfachem Raub. Das letzte Mal im Gefängnis vor knapp vier Jahren. Damals hat er eine alte Frau zusammen geschlagen und ihr Hab und Gut an Wertvollem mitgenommen. Die Frau ist drei Tage später an den Verletzungen verstorben. Allerdings konnte man ihm nicht nachweisen, dass es beabsichtigt war. Er hat es immer bestritten den Tod der alten Dame zu wollen. Davor hat er mehrere Frauen genötigt. Aber gut …er hat seine Strafe abgesessen und damit ist es für uns erledigt. Dennoch sollten wir ihn im Auge behalten.“ erzählte Semir. Ben nickte. „Solche Typen kannst du auch nur in der Pfeife rauchen. Eine alte Frau so etwas anzutun ist absolut ein Unding. Warum hat er nur fünf Jahre bekommen. Immerhin wäre eine fahrlässige Tötung drin gewesen.“ knurrte Ben wütend. „Der Anwalt von dem Typen sah das wohl anders. Nun ja…damit sollen sich die zuständigen Kollegen auseinandersetzen.“ meinte Semir nur und konzentrierte sich auf die Straße.

    Die nächsten Tage verliefen ruhig. Ben und Semir machten ihre Touren und Dieter erzählte weiterhin von seinen Abenteuern und Gesprächen die er mit Hotte führte, wenn er zu Hause war. Zur Testamentseröffnung trafen sie sich alle bei Notar Dr. Hugo Wollner. „Ich begrüße Sie alle hier in meinen bescheidenen Räumen. Herr Bonrath?“ wollte der Mann wissen. „Ja…das bin ich..“ gab Dieter zu. „Fein, Sie sind in dem Testament bedacht. Aber ich habe zunächst eine Videobotschaft von Herrn Herzberger, den ich in seinem Todesfall Ihnen vorspielen soll. Herr Herzberger war ein sehr warmherziger Mensch und das wird auch in der Botschaft rüberkommen. Bitte setzen Sie sich doch..“ lächelte der Notar. Dieter sah besorgt zu Semir und Ben. Beide nickten ihm aufmunternd zu. Dieter setzte sich und atmete tief ein. „Okay..“ gab er zurück. Der Notar stellte den Fernseher so, dass alle sehen konnten und ließ den Videorecorder. Hotte erschien auf dem Bildschirm. „Hallo Jungs….Dieter…Schön das ihr zu meinen letzten Worten gekommen seid. Dieter…ich wollte dir eigentlich schon immer sagen, dass du für mich der beste Freund, der beste Partner und vor allem der beste Ehemann bist bzw. warst.“ gab sein toter Freund von sich und lachte auf. „Weißt du noch was für Streitereien wir hatten? Dieter…ich habe keine davon vergessen.“ Hängte er an, dann wurde Hotte ernst. „Wenn du dieses Video siehst, dann bin ich leider nicht mehr auf der Welt, aber lass dir gesagt sein, uns wird nichts trennen. Nicht einmal der Tod. Dieter ich wünsche mir von dir, dass du mit „Sandra“ einen wunderschönen Lebensabend verbringst. Vielleicht komme ich manchmal als Gast dazu und dann können wir wieder Schnick-Schnack-Schnuck spielen. Ben, Semir…ihr seid wunderbare Menschen. Wir hatten viel Stress und viel Freunde zusammen. Ich habe nie vergessen was ihr alles für mich getan habt aber irgendwann ist alles vorbei. Wenn ihr diesen kleinen Film von mir seht, dann werde ich nicht mehr sein. Vielleicht habe ich einen Unfall gehabt oder aber was ich nicht wünsche, eine Kugel geschluckt. Passt gut auf euch auf und lasst die Autos heile. ES gibt nur ein Leben und es wäre doch wirklich schade, wenn es zu plötzlich vorbei ist.“ Hotte lächelte seine Freunde an. Dieter weinte leise. „Hotte…du fehlst mir..“ gab er zu. Semir legte ihm die Hand auf die Schulter um ihn zu trösten. Das Video stoppte und zeigte immer noch Hotte mit einem stoischen Lächeln. Der Notar sah sie an. „Dann werden wir das Testament nun eröffnen. Nach einer Stunde war alles vorbei. „Was machst du denn jetzt mit dem Boot?“ wollte Semir wissen, als sie wieder im Büro waren. Dieter sah ihn an. „Hotte und ich wollen in See stechen. Nicht so auf den Fluss sondern wirklich in See. Ich will Urlaub einreichen und dann für drei Wochen nur noch das Meer, Hotte und ich. Und natürlich die Fische im Wasser…“ gab Dieter von sich. „Es ist schön, das Hotte dich begleitet..“ lächelte Semir. „Ja das finde ich auch. Ich weiß natürlich, dass er nicht wirklich da ist, aber ich fühle ihn und das ist ein sehr schönes Gefühl. Ich bin dann nicht so allein.“ erklärte Dieter. Semir nickte. „Das war uns klar…es ist schön, das du wieder am Leben teilnimmst.“ lobte er seinen Kollegen. „Was bleibt mir anderes übrig? Hotte wird nie wieder kommen. Jenny ist jetzt meine Partnerin und sie macht es sehr gut. Sie hört mir zu und sagt mir auch mal die Meinung wenn es zu heftig wird. Genau wie Hotte…“ lachte Dieter. „Wenn du mal mit dem Schiff unterwegs sein willst und Gesellschaft brauchst, Ben und ich machen mal eine Tour mit. Vielleicht erholen wir uns dann ja auch mal.“ schlug Semir vor. Dieter nickte. „Du sehr gern….ich habe dort drei Kabinen. Eine für dich, eine für Ben und eine für Hotte und mich. Er nimmt ja nicht mehr so viel Platz weg.“ freute Dieter sich. Semir klopfte ihm auf die Schultern und verschwand in seinem Büro. Nur wenig später kam Ben nach. Er schloss die Tür und sah Semir an. „Und hast du ihn darauf angesprochen?“ wollte er von ihm wissen. „Ja…es ist alles in Ordnung. Dieter verliert nicht den Sinn für die Realität. Er weiß genau, dass Hotte nicht mehr da ist. Aber er sagt er spürt ihn wenn er allein ist und das kann man akzeptieren.“ gab Semir zum Besten.

    Am nächsten Morgen verließ Ben die Wohnung um zeitig zur Arbeit zu kommen. Semir war entgegen seinen Gewohnheiten noch nicht da. „Hallo Susanne..“ begrüßte er die Sekretärin. „Hallo Ben..“ kam zurück. „Wie geht es Dieter?“ harkte Ben nach und sah zum leeren Tisch seines alten Kollegen. „Du, der war heute wie ausgewechselt. Fröhlich und witzig. Er ist gerade mit Jenny auf Streife.“ erklärte die Sekretärin. „Was meinst du mit witzig?“ wollte Ben wissen. „Nun ja, Dieter erzählt dass er sich mit Hotte ausgesprochen hat und dass er ihm verziehen hat.“ gab Susanne von sich. „Wie das denn?“ kam verwundert von Ben. „Da fragst du ihn besser selbst, da kommt er gerade.“ wies Susanne ihn hin und zeigte zur Tür. Tatsächlich kamen Dieter und Jenny zur Tür rein. „Ich werde Hotte davon erzählen. Das unsere Zusammenarbeit so klasse ist…“ lachte Dieter. Ben sah Susanne an. Sollte Dieter durchdrehen? „Weißt du was ich richtig klasse fände?“ wollte Jenny wissen. „Nein was denn, Partnerin?“ grinste Dieter. „Wenn Hotte dir das Boot vererben würde. Dann könntest du mit ihm in Erinnerung schwelgen. Ich meine, du musst ja mit ihm gesprochen haben…“ erklärte Jenny und sah ihn unsicher an. „Ja…ich habe mit ihm gesprochen. Es war genau wie du gesagt hast. Ein Gefühl…er war bei mir, da bin ich mir sehr sicher. Und was das Boot angeht. Nächste Woche werde ich es wissen. Und wenn er es mir vermacht, dann werde ich damit den Rhein runter schippern und fischen gehen. Willst du mit?“ bot der lange Polizist seiner neuen Partnerin an. „Nee…nicht mein Ding, Bonny. Diese Fische aus dem Wasser ziehen und töten ist nichts für mich. Außerdem habe ich schon etwas vor, aber danke für die Einladung.“ lächelte Jenny. Dieter lachte. „Kein Ding, Dann mache ich es allein mit Hotte.“ grinste er und verschwand kurz um auszutreten. Ben ging zu Jenny. „Ist das unser Dieter?“ fragte er besorgt. Jenny nickte. „Ich befürchte an diesem Zustand bin ich schuld.“ stöhnte die junge Beamtin. „Warum denn du?“ harkte Ben nach. „Weil ich ihm den Tipp gegeben habe ein Zwiegespräch mit Hotte zu führen. Ich habe Dieter erzählt, dass ich es mit meinen toten Eltern so mache und auch Antwort bekomme. Er scheint es ausprobiert zu haben. Den ganzen Tag ist er nur fröhlich und lacht. Es ist irgendwie unheimlich. Es war doch mehr als Trost gedacht..“ erklärte Jenny. Ben legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ist doch gut, wenn er nicht mehr Trübsal bläst, aber so…ich hoffe nur, dass er nicht durchdreht.“ gab er zurück. Jenny sah in die Richtung der Toiletten. „Ich auch…“ murmelte sie leise.

    „Hallo Kollegen..“ begrüßte Semir alle als er eintrat. „Was ist denn los?“ harkte der türkische Hauptkommissar nach als er die bedrückten Gesichter sah. „Dieter…“ gab Ben zurück. Semirs Miene verdunkelte sich. „Noch nicht besser?“ fragte er besorgt. „Doch…doch…besser schon aber es scheint nicht gesünder zu sein.“ erklärte Ben. „Wie meinst du das?“ harkte Semir nach. Ben erzählte was vorgefallen war. Semir zog ihn in ihr Büro. „Was meinst du damit, der hat mit Hotte gesprochen?“ wollte er wissen. „Jenny hat ihm den Vorschlag gemacht mit ihm zu sprechen. Sie hat es gesagt um ihn zu trösten und scheinbar hat er es gemacht. Und jetzt dreht er durch. Er spricht mit Hotte als würde er noch da sein.“ erzählte Ben. „Nun ja…wenn es ihm hilf über die Trauer hinweg zu kommen…“ meinte er nur. „Er hat Jenny eben zum Angeln eingeladen und als sie absagte meinte er nur, dass er lieber mit Hotte allein wäre. Das ist doch nicht normal..“ begehrte Ben auf. Semir sah ihn an. „Ben, wenn er denkt Hotte ist bei ihm, dann sollten wir ihm den Glauben erst einmal lassen. Manchmal gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde die niemand versteht. Warten wir jetzt einfach mal ab und machen unsere Tour.“ schlug Semir vor. Ben nickte und schon waren die Beiden verschwunden. Die Ruhe dauerte allerdings nicht lang. Hinter Semir setzte sich ein Mercedes, der ihn mit Lichthupe und dichtes Auffahren drängelte. „Na das ist ja mal ein ganz Schlauer...“ grinste Semir. „Der hängt nicht gerade am Führerschein. Machen wir ihm erst Platz oder willst du ihn direkt einkassieren?“ harkte Ben nach. „Ich möchte doch mal sehen, wie schnell er wird.“ schlug er vor. Ben nickte. Er schaltete die Videoanlage an, die sich im Auto befand um den Raser später eindeutig zu überführen. Semir zog auf die rechte Spur und ließ den Wagen vorbei. Als sie auf gleicher Höhe waren hielt der Fahrer des Mercedes den Mittelfinger hoch und gab richtig Gas. Semir hängte sich ran. „Aufnahme?“ fragte er ohne Ben anzusehen. „Läuft!“ gab sein Partner von sich. Sie fuhren eine ganze Weile und immer wieder schaffte der Mercedesfahrer sich Platz indem er auf die anderen dicht auffuhr. „So…noch fünf Kilometer und wir ziehen ihn raus.“ gab Semir bekannt. Ben nickte.