„Würden Sie sich bitte nach rechts drehen!“, befahl der Fotograf. Kim tat es und hielt das Kennschild so hoch, das es ihr Gesicht nicht bedeckte. „Danke…“, kam es kurz vom Fotografen darauf. Kramer sah sie an. „Es tut mir sehr leid, aber wenn Sie mir nicht beweisen können, dass Sie nichts von den Drogen wissen, dann können wir Sie nicht laufen lassen. Egal, was Sie für einen Beruf haben. Nehmen Sie es mir nicht übel…“, bat er. „Das tu ich nicht. Es ist Ihr Job und ich sehe, Sie machen ihn gut.“, lächelte Kim nervös. Auch wenn sie sich nicht wirklich wohl fühlte, konnte sie dem Mann nicht böse sein. Aber ihre Wut fokussierte sich auf Nick. Nur er konnte ihr die Drogen untergeschoben haben. Sie schien einem Drogendealer zum Opfer gefallen zu sein. „Ich muss Sie in eine der Zellen hier unterbringen bevor Sie morgen überführt werden. Ich wünsche Ihnen wirklich, dass Sie nichts davon gewusst haben.“, gab er noch einmal von sich. Er ließ Kim in eine Einzelzelle bringen. Als die Tür laut ins Schloss fiel stöhnte sie auf und ließ sich auf das unbequeme Bett fallen. Kurz darauf wurde die schwere Eisentür wieder aufgeschlossen. „Frau Krüger, sie haben Besuch. Folgen sie mir bitte.“, meinte der Schließer und gab die Tür frei. Kim nickte und ging hinter dem Mann her, nachdem er wieder ordnungsgemäß die Tür verschloss. Sie gingen den langen Gang entlang und standen dann vor einer weiteren Tür. „Ich komme sie in fünfzehn Minuten holen. Bitte nicht länger.“, meinte er und öffnete die Tür. Kim nickte und trat ein. „Chefin...geht es ihnen gut?“, fragte Semir sofort. „Danke...es geht den Umständen entsprechend.“, meinte sie mit einem müden Lächeln und drückte beiden Kommissaren die Hand. „Hallo Peter. Haben sie dir alles erzählt?“ „Das haben sie. Aber es wäre vielleicht besser, wenn du es uns noch einmal und ausführlich erzählst. Du weißt ja, jedes Detail ist wichtig.“, meinte der Anwalt. Kim nickte und fing an zu erzählen, was ihr in den letzten beiden Tagen passiert war.
Fiete Römer schlug wütend aufs Armaturenbrett. „Verdammt, verdammt, verdammt...wieso muss der Zoll eigentlich immer dann kontrollieren, wenn wir ihn nicht brauchen können.“, schrie er. Ralf Brehm sah seinen Boss kurz an. „Hey, beruhig dich. Davon kriegen wir die Pillen auch nicht wieder.“, versuchte er Fiete zur Ruhe zu bringen. „Ich soll mich beruhigen? Hast du eine Ahnung, was passiert, wenn Nick merkt, dass wir seine Ware dem Zoll in den Rachen geschmissen haben.“ „Wo liegt das Problem? Wir holen sie uns einfach wieder. Der Zoll muss sie ja schließlich erst mal zur KTU bringen. Und dann schlagen wir zu.“, schlug Ralf vor. „Toller Plan. Da können wir uns ja gleich mit den Autobahnbullen anlegen. Die haben uns sowieso schon auf dem Kieker wegen unserer Dealerei.“, fauchte Fiete Ralf an. „Hey, ich hab dir nur einen Vorschlag gemacht. Ich kann es auch sein lassen. Ist ja nur dein Leben, was Nick haben will.“ „Okay...okay, wie sieht dein Plan aus?“, fragte Fiete dann seinen Kompagnon. „Wir fahren jetzt zum Zollamt. Ich hab dort einen Freund, der mir noch einen Gefallen schuldet. Und für ein paar Scheine extra hat er noch nie Nein gesagt, wenn ich was von ihm wissen wollte. Dann warten wir einfach ab und holen uns dann die Pillen wieder. So einfach ist das.“, erklärte Ralf. „Und was machen wir mit dem Kurier, den Nick benutzt hat? Wenn die plaudert, wird er uns doch beschuldigen und uns die Haut abziehen.“ „Um die können wir uns dann kümmern, wenn wir die Pillen haben.“, meinte Ralf und startete den Wagen. Nur gut, dass er mehr Kalkül als sein „Boss“ besaß, sonst würde die Gruppe schon längst nicht mehr existieren.
„Und jetzt sitze ich hier und bin verdächtigt, eine Drogenschmugglerin zu sein.“, endete Kim nach einigen Minuten mit ihren Erzählungen. „Okay, vielleicht lässt sich daraus eine Verteidigung erarbeiten. Zuerst müssen einmal die Beutel untersucht werden. Wenn sich herausstellt, dass deine Fingerabdrücke weder auf den Beutel noch auf den Pillen sind, haben wir schon einmal eine gute Grundlage für berechtigte Zweifel.“, meinte Peter Raffner. Semir nickte. „Und wir werden herausfinden, wer dieser Nick ist. Ich werde morgen mit Hartmut wiederkommen und er soll ein Phantombild zeichnen.“, schlug der Deutschtürke vor. „Das...das ist nicht nötig. Hier...mein Handy. Darauf habe ich ein Bild von ihm geschossen. Es könnte leicht verwackelt sein, aber ich denke, sie können was damit anfangen.“, meinte Kim und wollte nach ihrem Handy suchen. „Ach ja...die Zoll-Kollegen haben es mir abgenommen.“ „Keine Sorge, Chefin. Das kriegen wir schon hin. Wäre ja gelacht.“, meinte Ben aufmunternd. Kurz darauf ging die Tür auf und Kim wurde wieder in ihre Zelle gebracht. In der Tür blieb sie stehen. „Semir, sie bleiben bis auf weiteres kommissarischer Leiter der PASt. Sollte es doch länger dauern, als gedacht.“ „Ben und ich holen sie hier schon wieder raus, Chefin.“, rief Semir ihr nach und ging dann zu einem der Zollbeamten. „Hallo, Gerkhan Kripo Autobahn. Kann ich bitte mal das Handy von Frau Krüger haben?“, bat er. Kramer sah auf und musterte den Mann im Türrahmen einen Moment. Mit seinen scharfen Blicken konnte er Menschen in weniger als einer Minute einschätzen. „Sicher...hier bitte...aber verlassen sie damit nicht das Gelände.“, meinte er. Semir nickte, blieb in der Tür stehen und suchte in den Ordnern nach dem neuesten Bild. „Das ist aber sehr verwackelt.“, kam es enttäuscht von Ben. Auf dem Bild waren nur ein schwarzer Pullover und der Halsansatz mit den Bartstoppeln zu sehen. „Das war dann wohl nichts. Dennoch werde ich es Hartmut schicken. Vielleicht kann er was damit anfangen.“, meinte Semir und schickte das Bild weiter. Anschließend gab er das Handy wieder ab. „Danke nochmals…“, lächelte er und verschwand.