Ben irrte über das Gelände und kam nun zu einem Gebäude welches dem, wo er und Semir untergebracht waren sehr ähnlich. Vorsichtig schlich er sich heran und suchte die Tür. Als er sie gefunden hatte drückte er die Klinke runter und wollte sie öffnen, doch sie war verschlossen. Werkzeug um sie zu öffnen hatte er nicht und so musste er unverrichteter Dinge wieder abziehen. Weiter ging es über das Gelände. Hier standen einige Gebäude und auch der Wachturm geriet wieder in seinen Blickwinkel. Vielleicht schaffte er es ja einen andern Weg auf den Turm zu finden und dann konnte er einen Hinweis geben, dass sich hier Menschen aufhielten. Sicher wusste jeder dass die Kaserne eigentlich nicht genutzt wurde. Wenn dann oben etwas wehte, vielleicht noch ein Hilferuf drauf geschrieben. Ein weißes T-Shirt als Fahne mit Hilfe drauf….das war es…aber woher nehmen? „Ben, denk nach, es muss eine Möglichkeit geben! Streng dich an!“ forderte er sich selbst auf. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es schon Abend war. Heute konnte er nichts ausführen und von Semir fehlte bisher jede Spur. Ben hatte Angst um seinen Partner, denn der Mann in dessen Gewalt sie hier waren, hatte bereits mehrfach gezeigt, dass er nicht mit sich scherzen ließ. Vier Tote waren genug. Er wollte nicht auch noch Semir hier tot auffinden. Es wurde dunkel und somit war für Ben auch Ende. Er konnte nicht mehr genug sehen und musste die Suche nach seinem Freund und Partner aufgeben. Er ging zurück zu dem Haus wo er untergekommen war und machte sich etwas zu essen. Auch wenn die Gefahr bestand dass er wieder Schlafmittel zu sich nahm, so musste er etwas essen um bei Kräften zu bleiben. Bisher hoffte er inständig, das Semir auch versorgt wurde denn jetzt hatte er noch eine Tag um seinen Freund zu finden. Doch was war dann? Durften sie dann gehen? Daran glaubte Ben nicht, denn Semir hatte einen Mord gesehen. Er dürfte für die Gangster hier eine Gefahr sein. Auch wenn er sagte, er habe den Täter nicht wirklich gesehen. Dennoch war er eine Gefahr für diese Verbrecher und eines war sicher, sie werden alles tun um zu verhindern, dass Semir als Zeuge fungieren konnte. Ben machte sich sein Essen und fing an es zu vertilgen, doch wirklich Hunger hatte er nicht. Was machte Semir in diesem Augenblick durch? Noch hatten sie keine Spur, wer der Täter war. Außer das er sich als „Doc“ ansprechen ließ gab es keine Hinweise. Irgendwas hatte sie übersehen. Aber was?
Als Ben wieder in seinem Zimmer war, nahm er das tragbare Gerät und schaltete es ein. Er sah Semir in dem dunklen Raum sitzen. Die Augen waren geschlossen, doch er atmete heftig. „Halt durch, ich hole dich raus….ich werde dich finden und dann hole ich dich raus“ versprach Ben. Er hörte wie Semir summte und musste leicht grinsen, als er erkannte was er dort summte. Doch sofort wurde er wieder ernst. Wenn Semir schon anfing zu singen oder zu summen, dann war das nicht gut. Klar, er war in völliger Dunkelheit gefangen. Isolation war wohl das Schlimmste was möglich war. Es tat nicht körperlich weh, aber seelisch und das konnte schlimme Folgen haben. Er musste ihn finden, bevor Semir abdrehte. „Ich habe Hunger!“ hörte er Semir sagen. Also ließen sie ihn hungern. Der nächste Teil einer unmenschlichen Folter. „Warum gebt ihr ihm nichts zu essen?“ fragte er laut. Es kam keine Antwort. „HEY! Warum gebt ihr ihm nichts zu essen?“ rief er erneut. Wieder kam nichts zurück. „Ich habe Hunger und Durst….“ beklagte Semir sich. Ben sah auf das Gerät. „Semir, ich holte dich raus. Ich werde gleich weitersuchen und dann werde ich dich finden und wir werden diesem Doc gemeinsam dingfest machen.“ sagte er. „Ich habe Hunger!!“ wiederholte Semir. Ben wusste dass sein Freund und Kollege ihn nicht hörte. „HEY hört ihr mich? Ich habe Hunger!!“ schrie Semir lauter. Doch nichts passierte. Ben sah auf den Bildschirm und konnte nichts tun, als zusehen, wie sein Freund in einer ziemlich hilflosen Lage war. „Verdammt! Was soll das denn?“ rief er verzweifelt und sah in die Ecke wo er ein Aufnahmegerät vermutete. Ein Knacken war wieder zu hören. „Ah, du siehst wie es ihm geht? Er brüllt nach Essen.“ lachte eine Stimme, die Ben bisher noch nicht gehört hatte. „Was soll das? Warum gebt ihr ihm nichts zu essen?“ hakte Ben nach. „Weil der Doc es so will. Außerdem….setzt es dich auch etwas unter Druck mehr für deinen Freund zu tun. Ich würde nämlich überall suchen und nicht nur an mein Wohl denken.“ erklärte die Stimme. Ben stieß verächtlich Luft aus. „Ihr erreicht damit nur, dass ich sauer werde und wenn ich sauer werde, dann bin ich verdammt ungemütlich.“ warnte Ben, doch ein verächtliches Lachen ertönte. „Du wirst tun, was der Doc will, das verspreche ich dir.“ drohte der unsichtbare Gegner. „Dann sorgt verdammt nochmal für LICHT! Ich kann draußen nichts sehen!“ schrie Ben wütend. Er würde lieber nach Semir suchen als hier zu warten bis etwas passierte. Ein Lachen ertönte und es war so laut, das Ben sich die Ohren zuhielt. Er schwor sich, diese Kerle einen nach dem Anderen fertig zu machen.