Ben kam am Haus an, wo Nadine wohnte und wollte gerade klingeln, als die Haustür durch eine Nachbarin geöffnet wurde. Ben nutzte die Chance und schlüpfte durch die Tür. Er nahm die Treppen und ging durch den langen Gang zur Wohnung von Nadine Schuster und Gloria Dorsten. Unbewusst wollte er an der Tür hören ob er sie stören könnte als er bemerkte, dass die Tür offen stand. Ben überlegte kurz, in die Wohnung zu rufen als er eine männliche Stimme hörte. „…wenn sie was gesagt hat, bin ich im Arsch verdammt! Die Bullen werden herausfinden was in der Klinik läuft. Die werden sicher nicht lange zusehen und dafür sorgen, dass die Klinik geschlossen wird! Dann ist es vorbei mit meinem Ärzteleben. Mit meinem Reichtum.! Ich muss mich vorher absetzen! Wir müssen alles vernichten! Willemsen wird mir dankbar sein, wenn ich ihn von dieser Last befreie.“ hörte er den Mann sagen und versuchte anhand seiner Erinnerung heraus zu bekommen, wer der Mann war. Daniel Römer, Axel Prottengeier oder Lasse Schmidt? Er öffnete die Tür vorsichtig und geräuschlos. Dann betrat er die Wohnung und stellte sich so, dass niemand ihn sehen konnte aber er alles sah und vor allem den Besitzer der Stimme. „ich sag dir, sie hat niemanden mehr etwas gesagt. Als sie die Schorle getrunken hat, war sie kaum ansprechbar. Sie war völlig daneben. Wie gut, das auch Lasse betrunken war so hat er auch nichts bemerkt.“ gab Nadine Schuster von sich. Ben schloss die Augen. Nadine Schuster wusste also genau Bescheid was passiert war. Ben atmete tief ein und betrat dann das Wohnzimmer. „Sehr nette und aufschlussreiche Unterhaltung.“ meinte er. Erschrocken drehten sich Dr. Prottengeier und Nadine zu ihm um. „Herr Jäger!“ stieß Nadine aus. „Überrascht? Ich wollte noch ein paar Fragen stellen, aber es hat sich soeben erledigt.“ lächelte Ben. Die Beiden waren sehr überrascht dass er aufgetaucht war, doch Ben war auch unvorsichtig. „Ja, das denke ich. Aber damit können Sie nicht wirklich was machen“ warf Prottengeier ein. „Ach Herr Doktor, das sehe ich anders….“ lächelte Ben. Er griff zum Handy und wollte Verstärkung rufen. „Das denke ich mir…Nur haben wir einen Vorteil. Wir sind zu dritt und Sie sind allein.“ gab der Arzt zurück. Bens Lächeln verschwand und bevor er sich davon überzeugen konnte drückte sich ein Gegenstand in seinen Rücken. „Keine Bewegung…und keinen Ton mehr, Herr Hauptkommissar!“ warnte ihn eine Stimme die ihm ebenfalls bekannt vorkam. Das Handy wechselte den Besitzer und Ben hob die Hände. Er sah sich in einer ausweglosen Situation denn gegen drei Gegner zog er den Kürzeren. Vielleicht ergab sich später eine Möglichkeit den Spieß umzudrehen.
Nach einer guten Stunde legte Semir die Akte wieder zur Seite. Die Klinik hatte einen einwandfreien Ruf, wie Susanne herausgefunden hatte. Er sah auf die Uhr. Ben war jetzt schon fast 75 Minuten weg. Er griff zum Telefon und wählte sein Handy an. Ein Freizeichen ertönte, doch Ben ging nicht ran. „Du nutzt es schon wieder aus…“grinste Semir leicht. Aber er machte keine Anstalten nervös zu werden. Sicher war Ben gerade in seinem Verhör und da wollte er ihn auch nicht bei stören und nahm die nächste Akte. Doch je mehr Zeit verging, stieg die Sorge um seinen Freund und Partner auf. Nach gut zweieinhalb Stunden versuchte er noch einmal Ben zu erreichen, doch es war wie vorher nur ein Freizeichen. Nachdenklich stand Semir auf und ging zu Susanne. „Kannst du mal bitte Bens Handy orten?“ bat er die Sekretärin. Susanne nickte und tat es. Sie hatte es schon lange aufgegeben danach zu fragen, warum sie etwas machen sollte. „Das Handy und ich hoffe auch Ben sind in der Hohlgasse 17. Das ist die Wohnung von...“ erklärte Susanne. „-…Nadine Schuster…ich bin hin!“ endete Semir und verschwand. Susanne sah ihm nach und schüttelte nur den Kopf als sie den BMW mit quietschenden Reifen vom Parkplatz fahren hörte. „Was für eine Hektik.“ sagte sie leise. Semir versuchte während der Fahrt immer wieder Ben zu erreichen, doch er ging nicht ran. Verdammt, entweder war er wieder voll im Liebesspiel mit der jungen Dame oder aber ihm war etwas passiert. Doch noch hoffte er das Letztere auszuschließen. Er versuchte sich zu konzentrieren um nicht andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden und war nur wenig später an der Wohnung. Das Klingeln erwies sich ans nutzlos, denn in der Wohnung von Nadine Schuster machte niemand auf. Semir klingelte bei den Nachbarn bis sich einer erbarmte die Tür zu öffnen. Schnell erklomm Semir die Stufen und suchte die Wohnung von Nadine Schuster. Dann stand er davor und horchte. Nichts war zu hören. „Wenn Sie zu Nadine wollen, kommen Sie zu spät…“ riss ihn eine Stimme aus seinem Tun. Semir sah ihn an. „Wie kommen Sie darauf?“ wollte er sofort wissen. „die ist gerade mit ihrem Doc und zwei weiteren Männern weg gefahren.“ grinste der junge Mann. Semir schluckte, denn das hieß nur, dass Ben es mit drei Gegnern zu tun hatte. „Wie lange ist das her? Wissen Sie zufällig wohin?“ fragte er deshalb nach. „Klar, zur Klinik. Das war vor ungefähr einer Stunde. Der Doc erzählte dass er dort dringend etwas machen muss, damit ein Geheimnis ein Geheimnis bleibt.“ grinste der junge Mann. Semir nickte und bedankte sich. Schnell sprintete er die Treppen runter und wäre fast gefallen, als er eine Stufe übersah, doch er konnte sich fangen und seinen Weg fortsetzen.