Frank fuhr mit dem Wagen von Max, den dieser vorher etwas abseits abgestellt hatte, nach dem Deal zum Kölner Bahnhof und sah sich nach Max Dealern um. Dann sah er einen von ihnen mit einem Kunden im Gespräch und stellte sich neben ihn. „Hallo David…“ begrüßte er den Mann. „Frank….ähm…Moment ich bin gleich da...“ gab der Angesprochene von sich. Frank nickte und zog sich etwas zurück. Der Junkie der gerade die nächste Ration an Chrystal kaufte schien schon ziemlich kaputt. Wieder ein Kunde der sicher bald das Zeitliche segnete. Aber er brachte im Augenblick noch Geld und das zählte. Als der Kunde weg war wandte sich David an Frank „Nun was gibt es? Willst du abkassieren?“ fragte er. „Das auch. Ich wollte wissen ob du nun weißt wer der Verräter ist? Auch wenn die Bullen die letzten Deals nicht gestört hatten, aber das konnte auch an unserer Versicherung liegen.“ grinste Frank. David lachte auf. „Ja, ich habe gehört was Max getan hat. Eine echt geniale Idee. Aber zu deiner Frage. Ich glaube Daniel war der letzte Verräter in den Reihen der Junkies.“ erklärte David. „Danke, das war alles was ich wissen wollte. Wie sieht es mit den Umsätzen aus?“ hakte der Handlanger von Max nach. „Sie fallen etwas, aber ich denke das ist nur für kurze Zeit. Aber wäre schön wenn es mal was Neues geben würde. Was ist mit Krokodil?“ schlug David vor. Frank sah ihn an. „Krokodil ist schlimmer als Chrystal. Es frisst die Junkies auf. Max will Geld verdienen und kein Beerdigungsinstitut eröffnen!“ fauchte er ihn an. „War ja nur ein Vorschlag…“ entschuldigte David sich. Er kramte in den Taschen und reichte Frank das Geld was er eingenommen hatte und verschwand. Max Mann zählte kurz nach und nickte. Dann machte er sich auf den Rückweg. Er kam fast gleichzeitig mit den Anderen an und sah wie Max Semir ins Haus stieß. Er grinste leicht und folgte den Männern. „Wo seid ihr denn noch gewesen?“ wollte er wissen. Max machte sich einen Spaß daraus den Polizisten grob zu behandeln und stieß ihn in den Raum. Dann sah er Frank an um ihn weitere Instruktionen zu geben. „Wir haben noch eine kleine Rundfahrt gemacht. Hättest mal sehen sollen wie nervös unser Freund war.“ lachte Max. Frank sah auf die Uhr. „Ihr ward gute zwei Stunden unterwegs?“ hakte er erstaunt nach. „Ja…so ist es. Nimm ihn die Fesseln und den Knebel ab. Dann bekommt er etwas zu essen und dann sorgst du dafür, dass er ruhig bleibt“ befahl Max.
Semir sah sich durch den Wald rennen. Es war dunkel und er hörte hinter sich die Verfolger. Nur wenig später fiel ein Schuss. Jäh wurde er aus seinen Erinnerungen heraus gerissen, denn die Tür ging auf und Frank kam mit einem Glas Wasser und ein Stück Brot herein. Er löste die Handschellen und ließ Semir essen und trinken. Danach kettete er ihn wieder an und verließ den Raum. Krampfhaft versuchte sich der Hauptkommissar weiter zu erinnern. Aber es klappte nicht. Frustriert dachte er an den heutigen Deal. Als dieser über die Bühne war und Max Frank weg geschickt hatte um in die Stadt zu fahren, wurde er wieder ins Auto verfrachtet und er rechnete fest damit, dass er sich entweder hinlegen musste oder aber die Augen verbunden bekam, doch nichts geschah. Sicher war, dass die Rückfahrt wesentlich länger war als die Hinfahrt. Das konnte daran liegen, dass Max Raabe vielleicht dachte, dass die Polizei doch irgendwelche Hinweise hatte und die Kollegen die Straßen absperrten. Bevor er wieder ins Auto steigen musste kam Max zu Frank und instruierte ihn, zum Bahnhof zu fahren um die Dealer abzukassieren. Er schien den Mann zu vertrauen. Dann wurde Semir wieder ins Auto gezwungen. Sie fuhren erst in Richtung Köln und Semir dachte, dass sie vielleicht neuen Stoff besorgten oder noch einen Deal durchführen wollten wo er als Sicherheit dienen sollte, doch egal welchem Parkplatz sie angezeigt bekamen, sie fuhren daran vorbei. Erst nach einigen Minuten war Semir klar, dass er verwirrt werden sollte und das schafften sie auch. Semir schüttelte sich. Er wollte diese Gedanken loswerden und sich weiter an das erinnern, was er vergessen hatte. Seine erste Flucht hatte geklappt, vielleicht schaffte er es noch einmal, wenn er die richtige Gelegenheit nutzte. Er wusste ja nicht, dass es nicht mehr dazu kommen sollte, weil Max Raabe sich etwas Besonderes für ihn ausgedacht hatte. Und plötzlich war sie wieder da…die Erinnerung:
Die Hütte, in der Semir das erste Mal untergebracht war stand in einem leicht bergigen Wald. Semir hatte vermutet, dass sie in Hürth waren. Dort gab es einen recht großen Wald der eine Tücke hatte. Es ging an manchen Stellen bis zu sechs Meter steil runter. Max und Karl hatten den Fehler gemacht ihn nicht zu fesseln, als sie ihn ein weiteres Mal aus dem Zimmer holten und so konnte er sich gegen seinen Bewacher durchsetzen. Er versetzte ihm einen Hieb mit dem Ellbogen und drehte sich gleichzeitig um. Die Faust küsste das Gesicht des Verbrechers und dann rannte Semir einfach los. „Hinterher!!“ hörte er Karl Rautenberg schreien. Und nur wenig später rannten zwei Männer hinter ihm her. Kugeln sirrten um ihn herum und Semir versuchte immer mehr Abstand zu bekommen. Dann erreichte er im Wald eine Erhöhung die es in sich hatte, denn nur ein schmaler Weg führte durch den Wald. Hier war eine der Stellen, an denen es links und rechts gute zehn Meter runter ging. Wenn er nun stürzen würde, wäre das fatal für ihn. Vorsichtig rannte er über den schmalen Weg und sah sich um. Seine Verfolger kamen gerade in Sichtweite. Einer der Männer zielte mit einer Waffe auf ihn und drückte ab. Semir hörte den Schuss und spürte gleichzeitig ein brennenden Schmerz an der linken Schläfe als die Kugel ihn streifte. Er strauchelte, verlor den Halt und rutschte ab. Mehrfach überschlug er sich und kam dann nach einigen Sekunden, die ihm wie Minuten vorkamen zum Liegen. Er spürte die Schmerzen doch dann versank er in die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit. Wie lange sie dauerte konnte er nicht sagen, aber als er wach wurde sah er sich verwundert um. Wo war er hier? Was war passiert? Wo war Andrea? Er sah sich um. Wie war er hier her gekommen? Er hörte Autos und lief los. Warum er im Wald war oder was genau passiert war wusste er nicht. Andrea war sein einziger Gedanke. Er musste sich doch bei ihr entschuldigen. Er musste zu ihr. Sie musste ihm doch glauben. Als er an der Straße ankam hob er den Daumen. Ein LKW hielt an. „Hey, wo willst denn hin?“ wollte der Fahrer wissen. „Ich muss in die Stadt…“ kam von Semir. „Dann rein mit dir!“ sagte der Mann und Semir stieg ein. „Siehst nicht gerade gut aus, ein Krankenhaus wäre sicher genau richtig für dich.“ meinte der Fahrer, als er ihn betrachtete. „Was ist denn mit dir passiert?“ hängte er an. Semir sah ihn an. „Ich weiß nicht…“ gab er zu. „Okay….dann fahre ich dich ins nächste Krankenhaus.“ bestimmte der Fahrer und gab Gas. Als er Köln erreicht hatte und das erste Krankenhaus ansteuerte schlief Semir auf dem Beifahrersitz. „Na komm Kumpel…ich bring dich rein.“ bot der Fahrer an als er Semir weckte. „Nicht nötig…ich schaffe das allein.“ lehnte der Hauptkommissar das Angebot ab und stieg aus. Dann setzte er sich auf die Treppe um ein wenig nachzudenken. Sie waren wieder da….alle Erinnerungen kamen zurück.