Beiträge von Elvira

    Andrea legte auf. Wut stieg in ihr auf. Wut auf Semir, der scheinbar nichts anderes tun konnte als Robert anzugreifen. Warum suchte er nicht einmal die Fehler bei sich selbst? Immerhin war er es, der Ayda in Gefahr gebracht hatte, er war es, der nicht fragte wie es ihr ging oder was sie gerade beschäftigte. Er war es doch, der ständig sein Leben aufs Spiel setzte und zum Teil so leichtsinnig war, dass er dabei vergaß das eine Frau und zwei Kinder daheim auf ihn warteten und Angst hatten, dass er eines Tages nicht wieder nach Hause kam. „Mama?“ riss Aydas Stimme sie aus den Gedanken. „Ja?“ fragte sie etwas fahrig. „Was ist denn los?“ wollte ihre Älteste wissen. „Nichts…wirklich…ich habe nur eben einen Anruf bekommen, der mich sehr wütend gemacht hat.“ erklärte sie. „Ging es um Papa?“ hakte das Mädchen nun nach. Andrea lächelte. Ayda hatte einen 7. Sinn wenn es um die Familie ging. „Ja….leider…“ nickte Andrea nun. „Lass mich raten…er war bei Robert.“ meinte Ayda. Andrea nickte. Ayda stöhnte auf. „Hast du Papa noch lieb?“ wollte sie nun von ihrer Mutter wissen. Andrea sah sie an. „Schatz…geh bitte wieder spielen ja…?“ bat sie das Mädchen. „gut, wenn du nicht reden willst. Können Emilie und ich am Wochenende zu Papa?“ fragte Ayda unbeirrt weiter. „Mal sehen, mein Schatz…hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“ versuchte Andrea ihre Tochter abzulenken. „Schon lange…ich mache sie immer direkt wenn ich von der Schule komme. Das weißt du doch. Ich habe übrigens eine 1 in Mathe geschrieben und damit habe ich einen Wunsch frei. Papa hat das immer so gesagt!“ forderte Ayda nun. Andrea stöhnte leise. Ayda konnte wie Semir sein. Unnachgiebig wenn es sein musste. „Also gut…was wünscht du dir?“ gab sie nun klein bei. „Ich wünsche mir, dass wir wieder eine Familie sind. Du, Papa, Lilly und ich. Das wir alle in dem Haus wohnen und uns lieb haben!“ erklärte Ayda. Andrea ging in die Hocke. „Schatz…ich würde es dir ja sehr gern erfüllen, aber das geht nicht. Sieh mal…Mama und Papa brauche eine Pause. Aber ich verspreche dir, dass ihr am Wochenende zu Papa dürft. Würde das reichen?“ wollte sie von ihrer Tochter wissen. Ayda überlegte kurz und nickte dann. „Aber du musst mir versprechen, dass du nicht böse auf Papa bist, weil er bei Robert war.“ gab die Neunjährige von sich. Andrea musste lächeln. Ayda hatte genau wie Semir die perfekte Art so zu reden, wie es gerade passte. Nachdem das Kind wieder weg war griff Andrea zum Telefon und rief Semir an. Es meldete sich aber nur die Mailbox. Andrea wählte nun die Nummer der PAST.

    Semir fuhr zur PAST und traf wesentlich später ein, als er es eigentlich vorgehabt hatte. „Hast du verschlafen oder was?“ wollte Ben von ihm wissen. „Nein…“ gab Semir zu. „Ach und wo warst du? Dienstbeginn war vor einer Stunde.“ stellte sein Freund ihn zur Rede."Ich hab dich schon ein paar Mal versucht anzurufen und wollte gerade zu dir nach Hause fahren" beschwerte sich der Hauptkommissar. „Ich war bei Robert…“ erklärte Semir. Ben stöhnte auf. „Deswegen hatte Andrea schon angerufen…“ meinte er nachdenklich. „Hat sie?“ hakte Semir nach. „Ja was denkst du denn? Dieser Robert hat sie mit Sicherheit direkt angerufen, nachdem du dort weg bist. Semir….das war der falsche Weg. So kannst du sie sicher nicht zurück gewinnen. Sie wird sicher gleich noch mal anrufen…“ meinte Ben Semir kramte in seinen Sachen nach seinem Handy, konnte es aber nicht finden."Was ist?"fragte Ben der ihn beobachtet hatte."Mein Handy, ich muss es zu Hause liegen gelassen haben" überlegte Semir. In diesem Moment klingelte Semirs Bürotelefon. Er reckte seinen Kopf und sah im Display, wer anrief. „oh verdammt…“ stieß er aus und sah Ben an. „Kannst du ihr sagen, dass ich nicht da bin…?“ bat er ihn. Ben nahm den Hörer. „Ben Jäger, Kripo Autobahn, Apparat Gerkan..“ meldete er sich. „Andrea….schön das du anrufst.“ säuselte er ins Telefon und stellte den Lautsprecher an. „Ist Semir noch immer nicht da?“ wollte die Frau seines Partners wissen. „Im Augenblick nicht, kann ich ihm etwas ausrichten?“ fragte Ben nach. „Ja das kannst du! Sag ihm bitte, dass er nicht zu feige sein soll und selbst ans Telefon gehen kann. Er hört doch sicher mit oder? Semir! Was sollte das? Kannst du nicht einmal den Fehler bei dir suchen?“ brüllte sie wütend. Ben sah Semir aufmunternd an. „Andrea, ich wollte doch nur ….ich meine, ich wollte wissen wer….“ fing Semir nun an und nahm den Hörer in die Hand. „Was denkst du dir dabei? Semir, ich will nicht noch einmal das du Robert aufsuchst, haben wir uns verstanden?“ wollte Andrea wissen. „Ja habe ich…“ gab Semir kleinlaut zu. „Gut und es gibt noch eine Planänderung!“ kündigte sie nun an. „Welche denn noch? Willst du dass ich das Haus verlasse? Es verkaufe? Oder was?“ knurrte Semir in den Hörer. „Nein, Ayda hat eine „1“ in Mathe geschrieben und da wir ja eingeführt haben, dass sie sich etwas wünschen darf, hat sie sich gewünscht das Wochenende bei dir zu verbringen. Also wenn du nichts anderes vorhast, dann darfst du sie beide am Wochenende abholen.“ Nun klang Andreas Stimme schon gelassener. Semirs Augen blitzten auf. „Danke, ich hole sie ab…versprochen…“ strahlte er und legte auf.

    Der nächste Morgen kam und pünktlich um sieben klingelte bei Semir der Wecker. Als er hochschreckte spürte er das sein Kopf dröhnte und nahm nach dem Duschen noch ein Aspirin. Er machte sich dienstfertig und frühstückte nur halbherzig. Dann fuhr er los, doch nicht direkt zur PAST. Er machte einen Umweg und hielt wenige Minuten später vor der Eintrachtstrasse 17 in Köln an und sah an dem Gebäude hoch. Hier also war das Büro von diesem Robert Scheidwinkler. Schien ja ziemlich erfolgreich zu sein, dieser Steuerberater. Er stieg aus und ging zur Tür. Doch bevor er klingelte hielt er inne. Sollte er diesem Kerl wirklich einen Besuch abstatten? Was würde Andrea darüber denken, wenn er ihrem Lover hier persönlich gegenüberstand und ihm sagte, was er von ihm hielt? Würde das die Rückkehr von ihr beschleunigen? Er nahm den Finger zurück. Vermutlich nicht. Vielleicht würde sie dann wütend auf ihn werden, aber er wollte auch wissen wie der neue Freund seiner Frau aussieht. Er wollte sehen, was sie so an ihm reizte. Nach einigen Minuten des Nachdenkens klingelte Semir. Der Türsummer ertönte und er drückte die Tür auf. Laut der Anzeige befand sich das Büro des Steuerberaters im vierten Stock. Semir fuhr mit dem Fahrstuhl rauf und betrat das Büro. „Guten Tag…kann ich Ihnen helfen?“ fragte eine dunkelhaarige Sekretärin. „Ich würde gern zu Herrn Scheidwinkler..“ bat Semir etwas heiser. „Haben Sie einen Termin?“ wollte sie wissen. „Nein…aber….vielleicht ist es trotzdem möglich…“ Semir legte seinen Kopf schief. „Tut mir leid, aber Herr Scheidwinkler ist sehr beschäftigt.“ lehnte die Sekretärin ab. Semir nickte und wollte gerade gehen, als ein Mann aus dem Büro kam. Er sah Semir an und wandte sich dann an die Sekretärin. „Antonia, das muss heute bitte noch raus. Der Mandant erwartet eine hohe Rückzahlung.“ bat er sie freundlich. Semir sah ihn an. „Herr Scheidwinkler?“ fragte er. Der Mann sah ihn an und nickte. „Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?“ bat Semir ihn. „Hatten Sie einen Termin? Kennen wir uns?“ fragte der Mann freundlich nach. Semir schüttelte den Kopf. „Wir haben eine gemeinsame Freundin… Andrea….“ erklärte Semir. „Ah…ähm…nun ja…Antonia, schieben Sie die nächsten Termine bitte etwas nach hinten..“ lächelte der Mann seine Sekretärin an und wies Semir dann den Weg in sein Büro. „Bitte setzen Sie sich doch, Herr….?“ bat Robert den Mann. „Gerkan, Semir Gerkan….“ stellte Semir sich nun vor und tat was der Mann sagte. „Oh…ähm…darauf war ich nicht vorbereitet.“ lächelte der Steuerberater. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ hängte er fragend an. „Sagen Sie mir einfach, warum Sie mir meine Familie wegnehmen.“ Semirs Stimme hatte einen leicht drohenden Klang.

    „Ich nehme Ihnen doch nichts weg, Herr Gerkan. Es ist ganz allein Andreas Entscheidung. Sehen Sie…Andrea und ich haben uns völlig zufällig kennen gelernt und uns ineinander verliebt. Es ist einfach passiert. Andrea ist eine wundervolle Frau und leider auch sehr einsam. Es wundert mich überhaupt nicht, dass sie Sie verlassen hat. Man muss eine Frau beachten und nicht als selbstverständlich hinnehmen. Andrea hat mir erzählt, dass Sie in Ihrem Job voll aufgehen, aber wenn es um Familie geht, sind Sie leider nicht so engagiert. So etwas ist in einer Ehe tödlich. Ich könnte Ihnen einen guten Eheberater empfehlen, nur wird er bei Ihnen nichts mehr bringen. Warum überlassen Sie nicht einfach Andrea die Entscheidung wen sie haben will. Ich habe ihr jedenfalls alle Zeit der Welt eingeräumt. Und Sie sollten es auch tun.“ lächelte Scheidwinkler ihn an. Semir sah ihn an. Er atmete heftig ein und aus. „Ich warne Sie…sollten Sie Andrea auch nur noch einmal zu nahe kommen, mache ich Sie fertig!“ fauchte er den Steuerberater an. Doch dieser schien es nicht wirklich ernst zu nehmen. „Herr Gerkan, ich denke ich habe alles gesagt. Bitte verlassen Sie jetzt mein Büro. Ansonsten müsste ich davon ausgehen, dass ich Ihre Kollegen rufen muss. Das wollen wir beide doch nicht oder? Nehmen Sie Rücksicht auf Andrea und die Kinder. Übrigens…zwei ganz entzückende Mädchen.“ gab Scheidwinkler zu. Semir sprang auf und packte den Mann am Kragen. Er ballte die Faust und sah den Mann wütend an doch er schlug nicht zu. „Lassen Sie mich sofort los!“ keuchte Robert und in seiner Stimme schwang Angst mit. Semirs Augen verengten sich, doch dann stieß er den Mann wieder in seinen Sessel und ging. Robert Scheidwinkler wartete einen Augenblick und stand dann auf. Vom Fenster aus, sah er wie Gerkan in seinen Wagen stieg und mit quietschenden Reifen weg fuhr. Er nahm sein Handy und wählte Andrea Gerkan an. „Hallo Andrea…ja ich weiß, wir wollten eine Pause einlegen, bis du dir klar geworden bist über deine Gefühle. Aber ich hatte eben Besuch von deinem Ehemann und der hat wirklich gekocht.“ erklärte er. Er hörte eine Weile zu. „Natürlich weiß ich, dass du ihm nicht meine Adresse gegeben hast. Vermutlich hat er die im Dienst rausgesucht. Wie dem auch sei, er war sehr wütend. Ich denke es hat ihn sehr gekränkt, dass er dich ausgerechnet an so einen wie mich verloren hat.“ meinte er nur und horchte wieder. „Ich liebe dich…und ich werde alles für dich tun. Ich werde auch um dich kämpfen wenn es sein muss. So einen kleinen Kommissar stecke ich doch weg.“ lachte er und versuchte so seine Aufregung zu überspielen. Nach der Antwort von Andrea legte er auf und versuchte sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren.

    Ben sah seinen Freund an. So kannte er Semir überhaupt nicht. Er war nervlich am Ende. War er so in der Lage einen vernünftigen Dienst zu absolvieren? Konnte er sich auf ihn verlassen, wenn sie nun in Gefahr gerieten? „Weißt du was…wir werden gleich mal an den Rastplatz fahren und ein klärendes Gespräch miteinander führen. Du wirst mir alles erzählen. Dein Herz ausschütten und ich versuche dann mit Andrea zu sprechen.“ bot Ben an. Semir sah ihn an. „Wirklich? Meinst du das bringt etwas?“ hakte er nach. Ben zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht…aber versuchen könnten wir es doch.“ lächelte er leicht. Sein Freund nickte. „Du hast Recht…reden wir...“ stimmte er nun zu. Tatsächlich fuhr Ben nur wenige Kilometer weiter auf den Rastplatz. Sie stiegen aus und setzten sich auf eine der Parkbänke. „Und nun….erzähl. Hat Andrea dir gesagt, dass sie sich scheiden lassen will?“ wollte Ben nun wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Nein…also nicht direkt, aber darauf läuft es hinaus. Sie zieht aus…sie nimmt die Kinder mit. Selbst Felix ist verändert. Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll. In knappen drei Wochen ist Weihnachten und ich habe davor sehr große Angst. Was soll ich allein zu Weihnachten machen? Ich weiß nicht einmal ob ich meine Kinder sehen darf.“ beklagte Semir sich. Ben legte ihm die Hand auf die Schulter. „Warte doch erst einmal ab. In drei Wochen kann verdammt viel passieren. Andrea ist doch nicht dumm und sie weiß genau wie sehr du die Kinder brauchst. Ich werde mit ihr sprechen, dass du sie früher sehen darfst. Also wenn ich mich einmischen darf, natürlich nur.“ bot Ben an. Semir lächelte. „Du bist mein Freund….ich wäre sehr froh, wenn ich Unterstützung hätte. Vielleicht kannst du Andrea ja auch diesen Auszug ausreden.“ meinte er nur. Ben lachte auf. „Versuchen kann ich es, aber ich weiß nicht ob das viel Erfolg hat.“ stimmte er zu. Die beiden Freunde saßen noch einige Minuten schweigend nebeneinander und genossen die spätherbstliche Luft. Gerade versank die Sonne hinter den Bäumen als Semir aufstand. „Na, Schluss mit Seelsorge. Lass uns unseren Job machen.“ stöhnte er und stieg in den Mercedes. Ben folgte ihm. „Bist du sicher, dass du nicht besser ein paar Tage Urlaub machen willst?“ wollte er wissen. „Nein, ich brauche keinen Urlaub. Denn da würde ich nur zu viel nachdenken und das ist nicht gut.“ antwortete Semir. Ben fuhr los.

    Der Dienst verlief sehr ruhig und es kam nur zu ganz geringen Unfällen. Endlich war Feierabend und Semir ließ sich von Ben nach Hause fahren. „Soll ich dich morgen wieder abholen?“ wollte er wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss vorher noch etwas erledigen und komme dann zur PAST.“ lehnte er ab. „Alles klar, dann schlaf gut…“ wünschte Ben seinem Freund. Semir stieg aus und klopfte noch einmal auf das Autodach bevor er in Richtung Haus verschwand. Ben fuhr ab. Semir schloss leise die Tür auf und zog seine Schuhe aus. Das Haus erschien ihm so kalt und leer. Kein Kinderlachen oder der Duft von Andreas Kochkünsten empfing ihn. Nur Stille und Einsamkeit. „Miau…“ kam es leise von links. „Hey, na mein Kater….du bist mir wenigstens noch geblieben. Gleich werde ich uns was Feines zu Futtern machen und dann werden wir es uns gemütlich machen. Kannst sogar mit im Bett schlafen“ sagte Semir. Der Kater sah ihn an und miaute noch einmal. „Ja doch…ich komme…“ gab Semir von sich. Er kannte Felix und der war sehr ungeduldig wenn es um sein Fressen ging. Schnell war der kleine Napf gefüllt. Auch Semir machte sich etwas zu essen, auch wenn er eigentlich gar keinen Hunger hatte und setzte sich dann auf einen der Stühle. „Ach Felix…was kann ich nur tun damit sie zurück kommen? Du vermisst die drei auch oder?“ wollte er wissen. Der Kater war fertig mit dem fressen und sprang auf seinen Schoß. Sofort fing er an zu schnurren. Semir kraulte den Kopf des mittlerweile ergrauten Katers. Seit nun fast acht Jahren war er bei der Familie Gerkan. Ein langes erfülltes Katzenleben hatte er bisher geführt. „Na was meinst du alter Mann…so als Greis in unserer Familie. Denkst du ich könnte es schaffen Frauchen wieder zu uns zu bringen?“ wollte Semir von dem Kater wissen. „Miau…“ kam leise von dem Tier. „Die Frage ist nur wie….weißt du ich meine sie hat ja auch ein bisschen Recht mit dem was sie sagt. Ich habe wirklich nicht aufgepasst….aber ich will mich doch auch ändern. Kennst du nicht ein Geheimrezept womit ich sie wieder an mich binden kann?“ fragte der Deutschtürke unbeirrt weiter. Wieder antwortete der Kater in einem sanften Ton. „Ach siehst du, soweit ist es jetzt schon gekommen…ich unterhalte mich mit dir, wie mit einem Menschen…“ stöhnte Semir. Felix sprang runter und verzog sich. Semir ging ins Wohnzimmer und sah sich weitere Bilder an. Dabei trank er zunächst ein Bier. Danach nahm er sich die Flasche Whisky und genehmigte sich davon mehr als es gut war. Erst gegen Mitternacht fand er den Weg ins Bett.

    Es waren noch gute 1000 m bis zum nächsten Parkplatz. „Geht es wieder?“ wollte er von seinem Freund wissen. Semir nickte nur. Also, haben die dann da jetzt auf dem Parkplatz gehalten und was war da los, dass Ben Semir fragt, ob es wieder geht

    Nein noch sind sie nicht auf dem Parkplatz. Die Frage stellt er einfach auf der Fahrt, weil er sieht wie es Semir geht. Er versucht einfach Semir zu zeigen, dass er für ihn da ist und meist fängt Semir ja an zu erzählen, wenn Ben ihn solche Fragen stellt. Wie in der Folge "Auferstanden" wo er fragt " alles okay?" Und Semir anfängt zu erzählen....ist etwas unglücklich ausgedrückt.

    Nur zwei Stunden später traten die Freunde ihren Dienst an. In der PAST ging Semir sofort zu Susanne, die an ihren Schreibtisch saß und telefonierte. „Ja…du ich muss Schluss machen, Semir steht bei mir…“ sagte sie und er sah sie schief an. Susanne legte auf. „War das Andrea?“ wollte er sofort wissen. Susanne lächelte und nickte. „Semir, es ist auch für sie nicht leicht.“ versuchte sie zu erklären. „Ja sicher….alle haben Mitleid mit ihr. Aber ich bin der Betrogene! Mich hat man verlassen!“ fauchte Semir wütend und ging in sein Büro. Er setzte sich an seinen Tisch und stützte den Kopf mit den Armen ab. Ben kam ebenfalls hinterher. „Hey…nun beruhige dich doch mal. Susanne und Andrea sind befreundet. Das kannst du ihr doch nicht krumm nehmen. Sie sitzt zwischen den Stühlen, denn sie ist ja auch deine Freundin…“ versuchte Ben zu erklären. Semir sah ihn an. Ben hatte Recht, Susanne konnte am wenigsten dafür. Er stand auf und ging zur Sekretärin. „Susanne…es tut mir Leid…ich wollte dich nicht anbrüllen…“ sagte er entschuldigend. Susanne sah ihn an und nickte leicht. „Schon gut Semir…ich kann mir vorstellen wie es in dir aussieht. Es war nicht fair.“ gab sie verständnisvoll von sich. „Darf ich dich was fragen?“ wollte Semir wissen. Susanne nickte. „Wusstest du, dass Andrea sich neu verliebt hatte?“ hakte er nach. „Nein. Sie hat es mir nicht gesagt und ich sage dir direkt, dass ich so etwas nicht gut heiße. Sie hätte wenigstens ehrlich mit dir sein müssen.“ antwortete Susanne. „Hast du ihren Freund denn schon kennen gelernt?“ versuchte Semir weiter heraus zu finden. Susanne schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich denke auch nicht, dass sie mit ihm zusammen ist.“ erklärte sie. „Weißt du wie er vollständig heißt?“ kam die nächste Frage. „Ja sicher…Robert…“ lächelte Susanne. „Und weiter?“ hakte Semir nach. „Oh ich weiß worauf du hinaus willst. Robert Scheidwinkler.“ sagte sie. „Aber Semir, tu dir selbst ein Gefallen. Fahr nicht zu ihm. Es würde sicher nichts helfen.“ bat sie ihn. „Warum sollte ich denn dort hinfahren? Ich weiß doch gar nicht seine Adresse.“ lächelte Semir nervös. Susanne sah ihn schief an. „Semir…bitte….“ warnte sie ihn, denn sie konnte sich vermutlich vorstellen warum Semir den vollständigen Namen wissen wollte. Er nickte und ging wieder in sein Büro. Dort tippte er den Namen seines Nebenbuhlers in den PC und wartete ab.

    „Nichts…“ stöhnte er nach einer Weile. Ben sah ihn an. „Was nichts?“ hakte er nach. „Dieser Robert! Gegen ihn liegt nichts vor. Nicht einmal ein Knöllchen…ein richtiger Langweiler.“ knurrte Semir zurück. Ben lachte leise auf. „Semir, nicht jeder der dir nicht gefällt hat etwas auf dem Kerbholz.“ gab er zu verstehen. „Irgendetwas muss sein. Irgendwas muss da sein…das spüre ich. Ben ich habe Angst um meine Kinder! Was wenn er sich an ihnen vergeht? Was wenn Ayda und Emilie von ihm geschlagen werden?“ hakte Semir nach. „Hey, nun mach dich doch nicht verrückt. Andrea wohnt bei ihren Eltern und nicht bei ihm. Die Kinder sind nicht in seiner Nähe.“ stellte Ben richtig. „Wir sollten unsere Streife fahren.“ hängte er an. Semir nickte. „Ja sicher…die Streife…“ gab er von sich doch er stand nicht auf. „Semir! Komm! Hoch mit dir.“ forderte Ben ihn erneut auf. Semir erhob sich. „Ja..ich komme ja schon..“ knurrte er. Nur widerwillig folgte er Ben. „Ich glaube es ist besser wenn ich fahre. Du scheinst nicht wirklich in der Lage zu sein.“ schlug Ben vor und ging zum Mercedes. Semir folgte ihm ohne Widerworte. Für Ben ein deutliches Zeichen, dass sein Freund wirklich nicht in der Lage war zu fahren. So setzte Semir sich einfach auf den Beifahrersitz und Ben fuhr los. Die Fahrt verlief schweigend. Semir sah aus dem Fenster und starrte einfach nur durch die Gegend. Ben konzentrierte sich auf die Fahrt und ließ Semir in seinen Gedanken versinken. Was in seinem Freund vorging konnte er sich sehr gut vorstellen. „Kannst du mal eben auf den Parkplatz fahren?“ bat Semir nach einer Weile. Ben nickte. Es waren noch gute 1000 m bis zum nächsten Parkplatz. „Geht es wieder?“ wollte er von seinem Freund wissen. Semir nickte nur. Doch seine Augen sprachen mehr als tausend Worte. Der Schmerz saß tief, sehr tief und irgendwie ahnte er, dass er die nächste Zeit sehr auf Semir achten musste, damit er nicht völlig den Boden unter den Füßen verlor. „Weißt du was sonderbar ist…erst wenn du etwas verlierst merkst du wie wichtig es war. Ich habe Andrea und die Kinder als selbstverständlich hingenommen. Sie waren halt da, verstehst du?“ wollte Semir wissen. Ben nickte. „Ja sicher…aber noch ist ja nichts zu Ende. Andrea wird sicher sehr bald zu sich kommen und dann wieder bei dir einziehen.“ versuchte er seinem Freund glaubhaft zu machen. „Nein….du kennst Andrea nicht so wie ich…weißt du, bevor sie die Sachen holte habe ich unsere Fotos angesehen. Sie hatte Recht. Ich habe sie immer wieder in Gefahr gebracht. Erst sie, dann die Kinder…vielleicht ist es besser, wenn sie nicht bei mir sind. Dann sind sie in Sicherheit.“ gab Semir verbittert von sich.

    @Elli, du musst das vorletzte Kapitel verpasst haben! Semir und André sind doch, wie Hotte und Dieter auf dem Weg zur Batteriefabrik. Horn wollte doch Semir erschießen, wurde aber seinerseits von André kampfunfähig gemacht und verhaftet-steht alles im vorigen Kapitel!


    Oh das hab ich tatsächlich übersehen!! Danke Susanne für den Hinweis.... :whistling:

    Hab das jetzt mal nachgelesen....ich sage nur Whow!!! Genial geschrieben und absolut spannend. Mir fehlen die Worte....Super geschrieben Campino

    :cursing: Boah dieser Anwalt...nee der geht gar nicht!!! Und Ben unterschreibt einfach? Klar...er will seinen Vater retten, auch wenn er in dieser Story kein so gutes Verhältnis zu ihm hat. Blut ist halt doch dicker als Wasser. Aber ich hoffe auch, dass Ben sich Semir anvertraut und dann sollte der türkische Hengst sich mal den Anwalt vornehmen und diesen sauberen Kerl da... :cursing:

    Okay....Ben ist gerettet aber er schient ja auch verletzt. Kevin hat sich doch besonnen und ich muss auch sagen, sehr spannend geschrieben. Was macht Semir denn eigentlich? Ist er jetzt allein mit diesem Kerl? Wo steckt André? Hat er inzwischen aufgeholt? Fragen über Fragen...So geht das nicht..:

    Auf Wunsch hier kommt das Abendessen:

    Ben sah seinem Freund nach und ging dann hinter ihm her. „Was ist denn los?“ fragte er. Semir antwortete nicht. Er saß auf der Couch und drückte zwei Stofftiere an sich. „Hey, was ist los? Rede doch mit mir!“ forderte Ben ihn auf. Semir sah ihn an. Die Tränen waren deutlich zu sehen. „Ich habe Andrea und die Kinder gerade wegfahren sehen. Was ist denn los? Habt ihr euch ausgesprochen?“ hakte Ben nach. „Sie sind weg…“ kam tonlos von Semir. „Bitte was?“ fragte Ben erstaunt nach. „Andrea und die Kinder sind ausgezogen. Ich habe sie verloren.“ wiederholte Semir. Er hielt einfach nur die Stofftiere in der Hand. „Semir, das ist nicht dein Ernst. Ihr seid doch verheiratet!“ stieß Ben aus. Doch Semir sagte nichts. Er sah Ben an und sein Freund bemerkte die rot geränderten Augen. „Glaubst du wirklich, dass ich scherze? Sie mich doch an! Sehe ich so aus? Sie sind weg. Sie wohnt jetzt wieder bei ihren Eltern. Aber das Schlimmste ist, dass sie mir gesagt hat, dass ich die Kinder erst einmal nicht sehen werde.“ Semirs Stimme wurde immer schwerer und Ben spürte dass sein Partner nun eine stützende Kraft brauchte. Jemand der an seiner Seite war. Jemand der ihn in den Arm nahm und ihn tröstete. Ben setzte sich neben ihn. „Willst du reden?“ fragte er mit sanfter Stimme. Semir stieß Luft aus. „Was gibt es schon zu reden. Meine Ehe ist im Eimer. Meine Kinder werden mir weg genommen. Ich bin allein. Ich weiß nicht wie es weiter geht. Ben, ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt. Was soll ich tun? Andrea wird sicher bald zu diesem Robert ziehen. Zu diesem Lackaffen von Steuerberater!“ stieß Semir verachtend aus. „Denkst du wirklich, dass Andrea sich direkt in die nächste Beziehung stürzt. Sie sah mir eben nicht danach aus. Sie hat auch geweint. Ich habe es gesehen und ich denke nicht, dass es ihr leicht fiel dich zu verlassen. Ihr seid doch schon so lange zusammen. Nimmt euch ne Auszeit und vielleicht sieht es in einer Woche schon ganz anders aus.“ bot Ben an. Semir lachte auf. „Denkst du wirklich? Du kennst Andrea nicht. Wenn sie sagt es ist aus, dann ist es aus…“ erzählte er. „Ach ja? Wie oft war zwischen euch aus? Also bevor ihr verheiratet ward? Denk doch mal daran. Ihr habt euch immer wieder getrennt und seid wieder zusammen gekommen. Du hast es mir doch selbst erzählt. Semir, kämpfe um deine Familie. Kämpfe um Andrea. Sie ist es wert!“ forderte Ben seinen Freund auf. „Es ist sinnlos….alles ist sinnlos…“ sagte Semir leise. Er drückte die Stofftiere fester an sich und verlor sich in seiner Trauer. Ben legte seinen Arm um ihn und zog ihn an sich heran. Semir ließ es geschehen und weinte lautlos. Nur das Zucken der Schultern zeigte welchen Schmerz er über die Trennung empfand.

    Es dauerte eine ganze Weile bis Semir sich beruhigt hatte. „Entschuldige…ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belasten, Ben.“ sagte er schluchzend. Ben nickte. „Schon gut. Ich bin dein Freund und ich stehe dir bei. Semir…ich weiß das es dir nicht wirklich hilft, aber wenn du reden willst…ich höre dir zu. Schrei mich an, mach mich nieder, egal was…aber gib dich bitte nicht auf. Ich hatte wirklich gehofft, dass Andrea es sich noch anders überlegt. Was willst du denn jetzt tun? Willst du alles hinwerfen? Willst du jetzt einfach alles geschehen lassen?“ hakte er mit leiser Stimme nach. Semir stöhnte auf. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht was ich tun soll!!! Er ist Steuerberater, wusstest du das?“ wollte er wissen. Ben nickte. „Andreas Freund? Ja ich weiß. Andrea hatte es mir gesagt. Und ich weiß auch, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich hätte es dir sagen sollen. Als ich Andrea mit diesem Kerl sah, hätte ich es dir sagen müssen. Das wäre meine Pflicht gewesen. Vielleicht wäre es dann jetzt nicht so weit gekommen.“ erklärte er. Semir schüttelte den Kopf. „Nein, du hast keine Schuld. Ich habe sie. Ich habe nur für meinen Job gelebt. Ich habe Versprechungen gemacht und sie dann nicht eingehalten. Ich hatte kein Ohr für ihre Sorgen. Sie hat sich von mir entfremdet, weil ich nicht für sie da war. Wenn sie mich brauchte habe ich es ignoriert. Ben, ich würde die Uhr am liebsten zurück drehen. Wir waren doch glücklich! Wie kann so etwas in die Brüche gehen?“ wollte der Deutschtürke wissen. Ben zog seine Schultern hoch. „Ich weiß es nicht. Aber du musst kämpfen. Kämpfe um Andrea! Hol sie dir zurück! Zeige ihr, dass du es kannst. Sei für sie da!“ forderte Ben ihn auf. Semir sah ihn an und lachte leise. „Das habe ich vor. Aber erst werde ich Robert durchleuchten. Kennst du seinen Familiennamen?“ hakte er nach. Ben schüttelte den Kopf. „Nein, nur dass er Robert heißt. Warum fragst du Andrea nicht einfach?“ schlug er nun vor. „Bist du Wahnsinnig? Andrea merkt doch sofort was ich vorhabe! Nein…ich muss irgendwie an den Namen kommen. Vielleicht sollte ich mit Susanne reden. Sie ist immerhin die beste Freundin von Andrea.“ setzte Semir dagegen. „Ja aber sie wird sicher auch mit Andrea darüber sprechen.“ mutmaßte Ben nun. „Ich werde sie bitten es nicht zu tun. Susanne ist auch meine Freundin.“ legte Semir fest.

    Auch Ayda umschlang ihren Vater und drückte ihn fest. „Ich habe dich lieb.“ sagte die Siebenjährige leise. „Ayda, bitte geh schon mal ins Auto. Ich möchte noch eben mit Papa sprechen.“ bat Andrea. Ayda löste sich und drückte ihren Vater noch einen Kuss auf die Wange, dann führte sie den Befehl ihrer Mutter aus und verließ das Haus. „Bis bald Papa, ich komme wieder.“ versprach sie noch. Semir nickte. Sprechen konnte er nicht mehr. Er sah wie seine heile Welt zerbrach und er nichts dagegen tun konnte. Nun stand Andrea vor ihm und sah ihn an. Er hielt ihrem Blick unter Tränen stand. „Andrea, bitte gib uns eine Chance. Bitte…“ flehte er. Er hielt ihre Hände fest. Sie löste sich und sah ihn verzweifelt an. „Semir, lass mir die Zeit die ich brauche. Ich muss mir über ein paar Dinge klar werden. Es ist doch so schon schwer genug.“ bat sie ihn dagegen. „Was habe ich dir getan? Ich habe immer versucht unsere Familie zu beschützen.“ sagte er. Andrea lächelte müde. „Ja sicher, aber dein Job hat uns erst in Gefahr gebracht. Überlege doch mal, wie oft waren wir wegen dir in Gefahr? Wie oft war dein Leben in Gefahr? Jeden Tag habe ich Angst, dass du nicht mehr nach Hause kommst. Jedes Mal wenn das Telefon klingelt habe ich Angst, dass du wieder einmal verschwunden bist, dass du gekidnappt wurdest oder wieder im Krankenhaus liegst und schwer verletzt bist. Oder gar Tot. Ich habe alles durch gestanden. Ich dachte, ich schaffe es. Aber ich kann nicht mehr, Semir. Ich halte es nicht mehr aus. Dein Job ist dir wichtiger als ich oder die Kinder. Hast du nur einmal nach meinem Tag gefragt? Oder hast du dich für meine Arbeit interessiert? Hast du dir irgendwann mal Gedanken gemacht, wie es mir geht?“ stellte sie die Gegenfrage. Semir trat auf sie zu. „Ich werde mich ändern. Und wenn du es möchtest dann werde ich mich in den Innendienst versetzen lassen. Ich schwöre es! Bitte Andrea, bitte verlass mich nicht!“ sagte er verzweifelt. Andrea sah ihn milde an. „Wie oft hast du mir das nun schon versprochen. Was ist daraus geworden? Nichts! Du warst im Innendienst beim LKA. Und wie lange hast du es dort ausgehalten? Drei Tage….lächerliche drei Tage. Semir, du kannst nicht aus deiner Haut. Du bist jemand, der auf die Straße gehört und ich werde dir nicht mehr im Wege sein.“ Sie drehte sich um und ging. Die Blicke mit denen Semir ihr folgte blieben von ihr unbemerkt. Andrea stieg in den Wagen und nur wenig später hörte man es abfahren. Semir stand wie gelähmt in der Tür.

    Semir sah seiner Frau nach. Selbst als sie schon eine Weile weg war, stand er noch immer in der Tür und starrte hinaus. War es wirklich soweit? Waren sie wirklich weg? Seine Familie war zerbrochen. In seinen Händen hielt er den Hasen und die Giraffe. Das war das einzige was ihm von seinen Kindern geblieben war. Er schloss die Tür und ging wie in Trance zum Sofa. Er ließ sich einfach fallen und presste die Stofftiere an sich und weinte in sie hinein. So ging es fast eine Stunde bis er sich beruhigt hatte. Was sollte er nur tun? Er sah den Hasen an, den er in den Händen hielt. Früher war „Hasi“ Aydas Tröster und nun diente es ihm. Diese Erinnerung, der Geruch seiner Ältesten, alles war in diesem Stofftier enthalten. Doch nun schlug seine Trauer in Wut um. Dieser Robert! Er war an allem Schuld. Ohne ihn wäre Andrea sicher noch bei ihm. Dieser Kerl nahm ihm seine Familie weg. Er ballte die Faust, aber dann fielen ihm wieder Andreas Worte ein. Warum musste es soweit kommen? Wieso hatte er nichts gemerkt? War er wirklich nur mit seinem Job beschäftigt? Hatte er nicht gesehen, wie es Andrea ging? Wie gern würde er die Zeit zurück drehen und dann alles anders machen. Wer war schon dieser Robert? Was konnte er Andrea bieten was er nicht hatte? Semir lehnte sich zurück und schloss die Augen. Eine einsame Träne lief die Wange runter. „Bitte komm zu mir zurück…bitte…ich liebe dich doch…ich brauche euch…“ sagte er leise. Niemand hörte seine Worte. Er war allein. Was sollte denn nun passieren? Würde er jemals wieder glücklich sein? Vielleicht ohne Andrea? Er stand auf. Er musste sich ablenken, sonst würde er in einer Welle der Gefühle versinken und nicht wieder heraus kommen. Er brauchte jemanden zum Reden. Doch wen? Die Eltern von Andrea waren nicht die richtigen Ansprechpartner? Seine Eltern würden seine Situation gar nicht begreifen und die Kollegen? Er wollte ihnen die Ohren nicht mit seinem Problem etwas vorjammern. Was sollten die denn von ihm denken? Er war doch kein Weichei. Das klingen an der Tür unterbrach seine Gedanken. Mit schlurfenden, schweren Schritten ging er zur Tür und öffnete. Ben stand davor und Semir sah ihn an. Dann drehte er sich um und ging wieder zurück ins Wohnzimmer. Er ließ einen völlig verwunderten Ben einfach in der offenen Tür stehen.

    Oh man, Elvira. Das ist ja mal die volle Portion Gefühl... *schnief* ;( Ich brauch ein Taschentuch! Wirklich sehr gut geschrieben.
    Die Situation ist wirkloch alles andere als einfach. Hoffentlich stürzt Semir das nicht in eine Krise. Der Alkoholkonsum ist schonmal bedenklich. Wo ist Ben eigentlich? Kann der vielleicht mal ein bisschen auf seinen Partner aufpassen?

    Danke Elina, Ben wird schon sehr bald bei Semir sein und ihm helfen. Nur ein bisschen Geduld

    „Warum tust du mir das an?“ fragte Semir und sah Andrea an. Sie lächelte nervös. „Semir, mach es mir doch nicht schwerer als es eh schon ist.“ bat sie ihn. „Das ist keine Antwort auf meine Frage. Warum Andrea? Liebst du mich nicht mehr? Willst du die ganzen Jahre, die wir hatten weg werfen? Willst du das? Was ist mit unserem Haus? Was ist mit den Kindern? Warum Andrea? schoss er die Fragen ab. Andrea stöhnte leise auf. „Du fragst Warum? Semir, ich kann nicht mehr. So wie es jetzt läuft, kann es einfach nicht weiter gehen. Ich sehne mich nach einem ruhigen Leben. Nicht ständig Angst zu haben, weil du hinter gefährlichen Verbrechern her bist . Ich habe Angst um unsere Kinder, dass irgendwelche Verbrecher sie als Druckmittel gegen dich benutzen, wie dieser Steffen Raisser. Semir, ich hatte solche Angst! Und als du dich auch noch erschießen wolltest und ich es mit ansehen musste...das will ich nie mehr durchmachen müssen. Nie mehr! Ich will nicht mehr ständig in Angst leben müssen. Verstehst du das denn nicht?“ stellte sie nun die Frage. „Natürlich verstehe ich es." sagte er leise und die schrecklichen Erinnerungen kamen hoch. Ich werde mit den Kindern bei meinen Eltern im Souterrain wohnen. Die Wohnung ist zwar klein, aber sie reicht für uns drei.“ gab Andrea von sich. Als sie gehen wollte hielt Semir sie sanft fest. „Bist du wirklich bereit alles aufzugeben?“ fragte er nun mit schwerer Stimme. Andrea sah ihn an. Auch sie schien mit den Tränen zu kämpfen. Doch dann nickte sie entschlossen. Es ist das Beste für uns alle.“ gab sie zurück. Semir nickte „Okay…und wie stellst du dir das vor? Was ist mit den Kindern?“ hakte er nach. „Ach Semir… ich weiß es doch auch nicht. Sicher ist, dass wir im Augenblick eine Pause brauchen. Ich kann nicht mehr so weitermachen. Versteh mich doch bitte.“ flehte Andrea nun. „Was ist mit den Kindern?“ wiederholte Semir seine Frage und sah auf Ayda und Emilie, die nach wie vor auf der Treppe standen. „Geht doch bitte ein bisschen Fernsehen, Mama und Papa wollten nur noch kurz reden ja?“ bat Andrea die Mädchen. Ayda nickte nachdenklich und nahm Lilly an die Hand. „Komm Lilly…wir gucken was…“ sagte die Siebenjährige.

    Semir und Andrea warteten bis die Kinder außer Hörweite waren. „Wann darf ich meine Kinder sehen?“ wollte Semir wissen. Andrea nickte. „Also gut…Semir, wir sind nicht geschieden. Du bist und bleibst ihr Vater und du hast natürlich ein Recht die Beiden zu sehen. Aber ich möchte es den Kindern nicht zu schwer machen. Sagen wir jedes zweite Wochenende?“ schlug Andrea fragend vor. Semir nickte. „Also gut… dann werde ich sie nächstes Wochenende abholen.“ bestimmte er. Andrea schüttelte den Kopf. „Nicht so schnell. Lass die Kinder doch erst einmal über diese Trennung hinweg kommen. Sie brauchen ihre Zeit.“ legte sie fest. „Ich darf sie nicht sehen? Andrea, bitte tue mir das nicht an! Das sind auch meine Kinder! Bitte, verwehre mir nicht den Zugang! Bitte!!“ flehte er regelrecht. „Das tu ich doch auch nicht. Aber für sie ist es doch schon schwer genug. Gib ihnen etwas Zeit. Ich muss jetzt fahren. Bitte verabschiede dich von ihnen.“ bat sie ihn. Semir nickte und ging zu Ayda und Emilie, die vor dem Fernseher saßen. Als erstes war Emilie dran. „Lilly, Mama muss wieder los und ihr müsst mit…“ sagte er mit trauriger Stimme. „Papa, ich will nicht weg.“ weinte die Dreieinhalbjährige. Semir sah seine Jüngste an. „Ich weiß mein Schatz ich will auch nicht dass ihr geht, aber Mama will es. Aber es wird nicht für immer sein, das verspreche ich.“ versuchte er zu erklären. Emilie warf ihre kleinen Arme um Semirs Hals und drückte ihn fest an sich. „Ich hab dich lieb!“ sagte die kleine Maus. Nur schwer konnte Semir sich von ihr lösen, doch ein Blick zu Andrea zeigte ihm, dass es Zeit war zu gehen. Emilie sah ihren Vater traurig an. „Ich will nicht weg…“ wiederholte sie weinend. Semir schluckte schwer und strich ihr über die kurzen Haare. Doch plötzlich drückte sie ihm die Stoffgiraffe in die Hand. „Für dich Papa…ich hab dich lieb…“ verabschiedete sich Emilie. Semir konnte nicht mehr. Die Tränen liefen ihm über das Gesicht. Andrea bemerkte es und lenkte Emilie ab. „Ich bringe sie schon mal zum Wagen“ erklärte sie und trug das weinende Mädchen raus. Nun war Ayda dran sich von ihrem Vater zu verabschieden. „Papa, nicht traurig sein.“ bat sie ihn und wischte ihm die Träne weg. „Wir kommen sicher bald wieder.“ versuchte sie ihn aufzumuntern. „Ja sicher…“ kam mit erstickter Stimme von ihm. „Hier, Hasi kann dich trösten. Er soll dir gehören, damit du nicht so allein bist. Das hilft wirklich.“ versprach sie und gab ihrem Vater ihren Lieblingshasen. Semir nahm den Hasen seiner Ältesten und drückte ihn an sich. „Danke mein Schatz…ich liebe dich.“ gab er zurück.

    Nachdem ich jetzt alle deine bisherigen Geschichten , zumindest die mit Semir und Ben, gelesen habe und diese mir echt gut gefallen haben , bin ich auf die neue Story gespannt und freu mich, dass Ben irgendwann auch mit dabei ist... Okay, keine Folter... Das wird natürlich hart :)

    Ben wird nicht zu kurz kommen, das kann ich versprechen.

    Ben kann einen richtig Leid tun. Ja genau das meinte ich. Man kann nichts mehr tun. Nicht telefonieren, sich nicht die Schuhe zubinden. Gar nichts. Die ganze Welt ist sehr auf das Sehen ausgerichtet. Eines der wichtigsten Sinne, mit denen wir ausgestattet sind. Sehr einfühlsam geschrieben. Du musst dich was deinen Schreibstil angeht, nicht verstecken, Elina :thumbup:

    Auch ich freue mich wieder etwas von dir zu lesen! Und die Idee, einige Szene aus alten Folgen bzw. deren Inhalt einzubauen finde ich super. Dass Andrea wohl eigentlich versucht hatte einige Sachen zu holen ohne dabei auf Semir zu treffen ist sicherlich nochmal ein schmerzhafter Stich ins Herz ;( Das klingt alles gar nicht gut. Ich bon gespannt wie sich die Situation in deiner Geschichte entwickelt. Kannst du ungefähr sagen, wo sich die Geschichte zwischen die Folgen der letzten Staffel packen lässt?
    Ein kleiner Fehler ist dir im letzten Kapitel unterlaufen: Im ersten Abschnitt heißt Semirs zweite Tochter Lilly, weiter unten heißt sie Emily. Ansonsten wie gewohnt sehr schön geschrieben! Ich freu mich auf mehr!

    Hallo Elina,

    ja also eigentlich heißt Lilly ja Emily. Lilly ist nur die Abkürzung. Und die Geschichte kann so zwischen Auferstehung und die Nachtreporterin gepackt werden. Ich versuche zu erzählen, wie Semir die Trennung verarbeitet. Also eher eine persönliche Entwicklung durchmacht ohne an die Hilfe zu denken bis sie die Eheberatung in Betracht ziehen.

    Oh man...ich glaube alle leiden mit Ben. Nicht sehen zu können ist glaub ich das Schlimmste was es für einen sehenden Menschen gibt. Plötzlich ist alles dunkel....Alles muss neu gelernt werden. Die GEfühle müssen intensiviert werden. Das Tasten erlernt werden. Alles hat eine andere Struktur, und dann Blindenschrift....

    Die Geschichte entwickelt sich ja ziemlich heftig. Jetzt ist Konrad in Gefahr und der Anwalt soll auf die Seite des wahnsinnigen Vaters von Tewett junior gezogen werden. Ich hoffe der Anwalt hat jetzt mal den Arsch in der Hose um gegen so einen kranken Typen etwas zu tun. Was ist schon Geld? wer braucht es schon? Ich hoffe das Konrad das alles übersteht und das er mal kapiert was für einen gefährlichen Job sein Sohn hat, den er sicher über alles liebt. Gut....er kann es nicht zeigen, aber tief im Inneren....da weiß er das...hoffe ich...:D