Ben sah Semir an. „Tja, meine Ermittlungsarbeit ist aufgeflogen.“ erklärte er leise. Semir nickte. „Lass es gut sein. Du musst nicht auch noch deinen Job aufs Spiel setzen, wenn du dich den Anordnungen widersetzt. Es reicht wenn ich ohne Job dastehe. Danke für deine Hilfe.“ sagte er leise. „Hey ich gebe nicht auf. Ich werde heraus finden warum dieser Gruber das macht! Das verspreche ich dir!“ schwor Ben. „Du setzt deinen Job aufs Spiel. Ben, lass es gut sein! Du kannst doch nicht…“ versuchte Semir. „Die Staatsanwältin will aber meine Ergebnisse haben.“ grinste Ben und zwinkerte mit einem Auge. Verständnislos sah Semir Ben an. „Tja, wir haben wohl ein Stein im Brett bei ihr, seit wir ihre Tochter gerettet haben. Ich fahre jetzt zu ihr. Willst du mitkommen?“ bot Ben an. Semir sah ihn verdutzt an. „Was?“ hakte er nach. „Schrankmann will von mir meine Informationen haben. Hey, ich lass dich nicht hängen! Niemals verstehst du! Ich werde herausfinden was passiert ist und ich werde deinen Ruf wieder herstellen!“ versprach Ben. „Also was ist, kommst du mit?“ wiederholte er die Frage. Semir lächelte und nickte. Nur wenig später waren die Beiden im Büro von Isolde-Maria Schrankmann. „Setzen Sie sich meine Herren….“ gab diese freundlich von sich. Semir und Ben folgten dem Befehl. „Haben Sie Neuigkeiten?“ wollte sie von Ben wissen. „Ja und nein….wir vermuten, dass bei dem Schusswechsel eine Kugel von ihrer ursprünglichen Flugbahn abgelenkt wurde und die Frau getroffen hat.""Ja, das habe ich auch vermutet, aber haben sie Beweise dafür?"fragte die Staatsanwältin."Nein, bis jetzt noch nicht! Wir haben keine Zeugen und die Videobänder liefern auch nichts Konkretes. An dem Projektil selber konnte auch nicht eindeutig festgestellt werden, ob die Kugel irgendwo abgeprallt ist." berichtete Ben. Schrankmann nickte.
"Das sind keine guten Nachrichten. Und an dem Projektil ist wirklich nichts zu erkennen?"fragte sie nach. „Nein, das Geschoss ist in Frau Grubers Wirbelsäule stecken geblieben. Es gibt keine Verformungen an der Kugel." beantwortete Ben ihre Frage. Sie stieß hörbar die Luft aus und zog die Zeitung hervor. „Ich nehme an Sie haben es auch gelesen oder?“ wollte sie von den Beiden wissen. Semir und Ben nickten. „Ja, aber ich habe nichts gesagt. Die Presseheinis haben einfach etwas geschrieben. Dieser Gruber hat sicher die Presse auf mich gehetzt und ihnen Lügen erzählt“ stieß Semir aus. „Das ist richtig. Herr Dr. Merkmannsbruch hatte mir gesagt, dass Herr Gruber mit der Presse gesprochen hat. Vermutlich um an Geld heran zu kommen.“ nickte Schrankmann. „Aber warum?“ hakte Semir nun nach. „Um seine Spielschulden zu bezahlen. Herr Gruber ist ein Spieler. Ich bin nämlich nicht ganz untätig geblieben und habe das private Umfeld von Herrn Gruber durchleuchtet. Er war schon einmal verheiratet. Seine erste Frau starb bei einem Autounfall mit Fahrerflucht. Er hatte etwas Geld von seiner ersten Frau geerbt und damit seine Spielschulden beglichen. Herr Gruber ist krankhaft spielsüchtig. . “ gab sie bekannt. „ „Das bringt uns aber überhaupt nicht weiter…“ stöhnte Semir. „Das mag sein….Herr Jäger, Sie sind doch schon mittendrin in den Ermittlungen. Gab es wirklich keine anderen Zeugen bei dem Vorfall? Was ist mit den Videoaufnahmen der Überwachungskameras?“ wollte Schrankmann wissen. „Die liefern leider auch keinen Beweis für Semirs Unschuld.“ sagte Ben.
Semir sah bei der Frage von Schrankmann zu Boden und Ben schüttelte den Kopf. „Bisher hat sich keiner mehr gemeldet. Wir haben die Medien eingeschaltet. Leider ohne jeden Erfolg. Wir brauchen Zeit!“ bat Ben. Schrankmann schüttelte den Kopf. „Die Anhörung ist in fünf Tagen. Wenn Sie bis dahin Beweise erbringen können, dann verläuft alles im Sand. Wenn nicht dann…“ erklärte sie sachlich. „Dann ist Semirs Leben als Polizist vorbei! Das ist Ihnen schon bewusst oder?“ hakte Ben nach. Semir sagte nichts. „Herr Jäger, es fällt mir wirklich nicht leicht aber wenn Sie bis zur Anhörung keine neuen Erkenntnisse vorweisen können, ist es leider so. Das sind die Vorschriften.“ gab Schrankmann von sich. Ben schnaufte wütend. „Ja ist klar…die Vorschriften nicht wahr? Es geht hier um Semirs Zukunft! Wir haben unser Leben riskiert um Ihre Tochter zu retten! Sie sagten wir hätten etwas Gut bei Ihnen. Jetzt können Sie beweisen, dass Sie Ihr Wort halten. Wir brauchen mehr Zeit. Können _Sie den Anhörungstermin nicht verschieben?“ versuchte Ben. Isolde-Maria stöhnte leise auf. „Frau Krüger hat Recht. Sie sind sehr stur und geben nicht auf. Aber ich kann die Anhörung nicht verschieben.“ entschloss sie. Ben stand auf und auch Semir erhob sich. „Danke Frau Schrankmann…Sie sind eine große Hilfe, wie immer.“ sagte Semir und man hörte deutlich den Sarkasmus in seiner Stimme. „Herr Gerkan, ich lehne mich so schon weit aus dem Fenster, indem ich Herrn Jäger inoffiziell ermitteln lasse und hoffe sehr, dass Herr Jäger Ihre Unschuld beweisen kann. Ich weiß auch, dass Sie nicht absichtlich auf die Frau geschossen haben. Aber solange dafür keine handfesten Beweise vorliegen steht Ihr Wort gegen das von Herrn Gruber.“ ließ sie von sich hören. Semir nickte. „Ich weiß. Die Presse hat mich ja bereits zerrissen und sie werden nicht aufgeben. Mein Ruf ist bereits vernichtet. Diese Schlagzeilen reichen nämlich aus.“ gab er leise von sich und wies auf die Zeitung. Schrankmann sah ihn an. „Ich weiß, dass es nicht gut ist. Aber der Ruf lässt sich herstellen. Ich werde nach der Anhörung eine Pressekonferenz einberufen wo wir ganz klar Stellung beziehen.“ versprach sie. Semir nickte nur. Gemeinsam verließen sie das Büro der Staatsanwältin. Als sie im Auto saßen sah Ben ihn an. „Hey, das wird wieder, Partner. Du wirst sehen, wir finden etwas, dass dich entlastet. Hartmut ist auch noch dran. Also gib nicht auf. Du wirst wieder auf der Piste die bösen Jungs stellen, Autos schrotten, der Krüger weiße Haare einbringen…“ zählte er auf. Semir lachte bitter. „Dein Wort in Gottes Ohr. Ich sehe das nicht so positiv. Wenn wir keinen Zeugen finden, dann werde ich nie wieder Polizist sein. Und wer weiß, vielleicht ist es ja auch besser so.“ Semir sah aus dem Fenster. „Das ist doch vollkommener Blödsinn! Semir du bist ein verdammt guter Bulle! Und ich werde dafür sorgen, dass du es wieder wirst. Gib bloß nicht auf!“ warnte Ben seinen Freund. Er fuhr Semir nach Hause und sorgte auch dafür, dass sein Freund unbehelligt rein kam. „Kann ich dich allein lassen? Ich muss noch einige Sachen erledigen. Versprich mir, dass du keine Dummheiten machst...bitte…“ flehte Ben. Semir sah ihn an und nickte müde. Mit ziemlich komischem Gefühl fuhr Ben davon.