Ben lächelte Christiane an. „Was haben Sie denn genau gesehen?“ wollte er wissen. „Also ich habe dort Pause gemacht und wollte einfach nur für ein paar Minuten die Augen schließen. Ich stellte mich auf den Parkplatz bei den Toiletten in der zweiten Reihe. Und dann sah ich Sie und Ihren Kollegen ankommen. Dahinter war noch ein Wagen, der sich zwei Plätze vor Ihnen stellte. Eine Frau stieg aus und ging zu den Toiletten. Dann sah ich wie Sie und Ihr Kollege ausstiegen und dann knallte es schon. Ich hörte Ihren Kollegen schreien und ging runter. Aber nicht ganz. Ich habe ein Video gemacht. Ja…ich gebe zu, es ist blöd aber ich habe noch nie eine Schießerei mitbekommen. Aber ich schwöre dass ich es sicher nicht veröffentlichen wollte!“ versprach Christiane. Ben sah sie an. „Darf ich mir das Video mal ansehen?“ bat er. Christiane nickte und holte ihr Handy heraus. Sie reichte es Ben. Dieser sah sich die Aufnahme an und hätte jubeln können. Diese Aufnahme zeigte deutlich das Semir nur auf die Verbrecher schoss und nicht wie Gruber ausgesagt hatte auf Tanja Gruber. „Das Handy ist beschlagnahmt. Wir benötigen das Video für die Verhandlung gegen meinen Kollegen und natürlich Sie als Zeugin.“ legte er fest und reichte das Handy an Hartmut weiter. Christiane sah ihn an. „Aber ich brauche es doch!“ sagte sie ernst. „Sie bekommen es wieder. Wir müssen das Video nur herunter laden.“ erklärte Hartmut. „Ich kann es Ihnen doch per Mail senden. Dann haben Sie das Video und ich mein Handy.“ schlug Christiane vor. Ben grinste leicht. „Das geht auch. Hartmut!“ forderte er den Techniker auf. Dieser holte seinen Laptop hervor. „Wir laden es direkt auf den Computer.“ meinte er und schon schloss er das Handy an. „Muss ich das Video dann löschen?“ wollte Christiane wissen. Ben sah sie an. „Ich kann es Ihnen nicht befehlen, aber immerhin ist eine Frau gestorben und ich fände es sehr pietätlos wenn so etwas veröffentlicht wird oder aber im Freundeskreis gezeigt wird.“ erklärte er. Christiane nickte. „Sie haben Recht. Sobald Sie das Video haben werde ich es löschen.“ versprach sie. Ben sah Hartmut an, der mit dem Laptop beschäftigt war. „Und?“ wollte er wissen. „Die Qualität des Videos ist echt gut…“ lobte der Techniker. Ben sah Christiane an. „Sagen Sie mal, warum haben Sie sich nicht gleich gemeldet? Wir haben doch einen Aufruf in den Medien gestartet und außerdem hätten Sie sich vom Tatort nicht entfernen dürfen. Sie wissen schon, das jeder Zeuge wichtig ist und befragt wird?“ erklärte Ben. „Ja, das weiß ich schon. Aber ich wollte doch am nächsten Tag in Urlaub fahren und…und…ich hatte Angst, dass ich dann nicht hätte fahren können. Als ich dann die Sirenen hörte, bin ich weg … und das der Polizist verdächtigt wurde, habe ich ja auf Gran Canaria nicht mit bekommen. Sonst hätte ich mich natürlich gleich gemeldet.“ gab sie kleinlaut zu. „Nun gut, besser spät als nie. Ich möchte Sie bitten vorerst die Stadt nicht zu verlassen und halten Sie sich bereit um eventuell als Zeugin auszusagen.“ erklärte Ben. Die Frau nickte. „Dann rufe ich jetzt Semir an. Er muss wissen, dass der Alptraum vorbei ist.“ stieß Ben aus und wählte Semirs Handy an. Es klingelte einmal und schon war Semir dran. „Ja?“ kam aufgeregt von ihm. Ben grinste in sich hinein. Semir hatte bestimmt das Handy die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. . „Semir! Es ist vorbei!! Wir haben ein Video von der Schießerei und das beweist deine Unschuld.“ gab Ben durch. Semir antwortete nichts.
Semir ließ sich auf die Couch fallen. „Es ist vorbei! Wir haben ein Video von der Schießerei und das beweist deine Unschuld…“ hörte er wieder die Worte von Ben und er musste das realisieren. Tränen der Erleichterung liefen die Wangen herunter. Nur knappe zwanzig Minuten später standen Ben und Hartmut bei ihm. „Hey, alles okay?“ wollte Ben besorgt wissen, denn die geröteten Augen waren deutlich zu sehen. Semir sah ihn an. „Ja….ich…darf ich das Video sehen?“ bat er. Ben nickte. „Hartmut zeig es ihm!“ forderte er den Techniker auf. Hartmut stellte seinen Laptop auf und ließ das Video abspielen. Semir sah sehr genau hin. „Hier…siehst du! Ich habe nur auf die Räuber geschossen!“ stieß er aus. „Ja das sehe ich….“ nickte Ben zufrieden. Endlich gab es eine positive Nachricht und die brauchte Semir dringend. „Das…ich bin unschuldig…ich kann es beweisen…ich bin unschuldig!“ stieß Semir immer wieder aus. Ben legte ihm die Hand auf die Schulter. „Es ist vorbei. Wir werden jetzt zu Schrankmann fahren und es ihr zeigen.“ sagte er zuversichtlich. Semir nickte. „Ja…das werden wir…“ stimmte er zu. Nur wenig später waren sie bei der Staatsanwältin im Büro. „Ich hoffe Sie haben gute Neuigkeiten…“ meinte sie zu Ben. „Ja das habe ich. Wir haben eine Zeugin ausfindig gemacht die Semirs Unschuld beweisen kann und zwar mit einem Video.“ erklärte Ben. „Dann würde ich es gern sehen.“ lächelte Schrankmann. Semir sah sie nervös an und knetete die Finger. Hoffentlich sah die Staatsanwältin es genau wie er. Isolde-Maria Schrankmann sah sich schweigend die Aufzeichnung an. Danach wandte sie sich wieder an Semir. „Das Video zeigt tatsächlich das Sie nicht auf die Frau geschossen haben. Damit wird die Anhörung sehr leicht für Sie werden.“ lächelte sie. „Die Anhörung findet trotzdem statt?“ fragte Semir erstaunt. „Ja, wir müssen der Gegenseite dieses Video zeigen und dann müssen wir noch heraus finden warum Herr Gruber behauptet, dass Sie seine Frau absichtlich erschossen haben sollen. Aber wir werden die Anhörung jetzt vorziehen.“ nickte Schrankmann. „Aber da brauchen Sie nun keine Angst mehr vor haben. Immerhin ist das Video ein Beweis für Ihre Unschuld.“ hängte sie an. Semir lächelte zufrieden. Die Staatsanwältin hatte Recht. Mit dem Video im Rücken hatte er verdammt gute Karten in Kürze wieder seinen Dienst verrichten zu dürfen. „Okay Partner…dann lass uns fahren!“ schlug Ben vor. Semir nickte und wenig später saß er in Bens Wohnzimmer auf der Couch. „Ich muss Andrea anrufen.“ sagte Semir und zückte sein Handy.