Andrea sah ihn an. „Ach das…nein Claudia die Mama von Christiane, ihrer Freundin hat sich letztens bei mir ausgeweint. Sie hat mir erzählt, dass sie sich von Manfred scheiden lässt. Die Mädchen haben es mitbekommen und weil Claudia genau wie ich ausgezogen ist, scheint es Ayda auf uns zu projizieren. Ich werde es nachher mit ihr besprechen. Im Augenblick denke ich nicht an die Scheidung. Semir…du siehst schrecklich aus. Lass dich nicht so gehen, bitte.“ versuchte sie vom Thema abzulenken. Semir lachte höhnisch auf. „Ja was denkst du denn wie es mir geht? Mein Familienleben geht den Bach runter! Ich verliere das, was ich am meisten liebe, meine Familie! Und da wunderst du dich, dass ich nicht aussehe wie das blühende Leben? Du gehst von heute auf morgen weg und ich stehe da wie…wie…“ Semir suchte nach den richtigen Worten. Andrea kam zu ihm und nahm ihn in den Arm. Dieser ließ es geschehen. „Ich weiß dass es nicht gut war. Ich fühle mich auch nicht wirklich gut, dennoch so konnte es nicht weitergehen. Die Kinder bleiben deine Kinder auch wenn ich mit Robert zusammen bleibe.“ versuchte Andrea. Semir genoss die Nähe seiner Nochehefrau. „Ich will auch dich, ich kann nicht ohne dich leben, Andrea. Bitte…du bekommst alle Zeit der Welt aber bitte, lass dich nicht scheiden. Bitte… ich liebe dich doch.“ gab Semir von sich und weinte leise. Andrea hielt ihn nur fest. „Ich weiß, Semir. Ich weiß.“ sagte sie tröstend. Sie standen eine ganze Weile da und bekamen nicht einmal mit als Ben in die Küche kam. Als er die Beiden sah, zog er sich diskret zurück. Andrea löste sich von Semir. „Ich muss jetzt gehen …Robert und ich wollen noch in die Stadt mit den Kindern. Sag mal, hast du nächstes Wochenende frei?“ wollte sie wissen. Semir sah sie an. „Leider nein….Ich habe Bereitschaftsdienst.“ kam von ihm. „Schade, sonst hätte ich dir die Beiden wieder gebracht. Sie vermissen dich sehr und ich dachte, ich könnte dann…“ erklärte Andrea. Semir nickte und sein Blick verfinsterte sich. „Ach ich verstehe, einen ungestörten Abend mit Robert was? Die Kinder stören wohl schon. Weißt du was, vielleicht solltest du dir überlegen, ob ich die Kinder ganz zu mir nehme? Ich bekomme schon jemanden der auf die Beiden aufpasst wenn ich Dienst habe.“ fauchte Semir wütend. Andrea wurde ebenfalls wütend. „Das ist genau das, was ich meine! Deine Wutausbrüche und Stimmungsschwankungen, es hat sich nichts geändert. Ich dachte ich mache dir eine Freude und du? Ja, das ist der Semir, den ich kenne. Danke für dein Verständnis, aber die Kinder bleiben bei mir!“ legte sie fest. Sie verließe die Küche. Semir lief ihr nach. „Andrea! Es tut mir leid, ich wollte nicht…“ versuchte er zu erklären. „Spar dir das Semir! Ich will nichts mehr hören!“ unterbracht Andrea ihn. „Ben würdest du bitte die Kinder zum Auto bringen, wenn ihr Vater sich verabschiedet hat?“ bat sie den Hauptkommissar. „Aber das kann Semir doch machen.“ gab dieser zurück. „Nein! Ich möchte ihn nicht mehr sehen!“ erwidert sie schroff und rauscht an ihm vorbei. Ben sah ihr verständnislos nach und dann zu Semir. „Was war denn jetzt passiert? Das sah doch eben in der Küche so gut aus.“ Wollte er von seinem Partner wissen. Semir fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Ich hab es vermasselt.“ sagte er traurig.
Andrea sah in den Garten. Auch Robert hatte mit den Mädchen einen Schneemann gebaut und sie sah wie Ayda versuchte den Schneemann umzukippen. Robert packte sie am Arm und versuchte sie daran zu hindern. Ihre Tochter riss sich los und kam auf die Tür zugerannt und lief direkt in ihr Zimmer. „Ayda!!“ rief Robert und kam mit Emilie hinterher. „Papa konnte einen besseren Schneemann mit uns bauen. Ben hat auch geholfen. Der da ist nicht so schön.“ meinte Ayda von oben. Andrea sah Robert fragend an. Dieser zog die Schultern hoch. „Habt ihr euch gestritten?“ wollte sie von Robert wissen. „Nein, aber seit dem Wochenende bei ihrem Vater scheint sie verändert. Nichts kann ich ihr Recht machen. Vielleicht sollten wir sie die nächsten Wochen nicht zu ihrem Vater schicken. Er scheint ihr und Emilie nicht gut zu tun.“ schlug er vor. Andrea stutzte. „Ich soll ihnen den Vater enthalten? Also das geht nun wirklich nicht. Semir ist ihr Vater und sie lieben ihn abgöttisch.“ lehnte Andrea ab. „Jetzt bin ich hier! Ich bin ihr Vater!“ brauste Robert auf. Andrea lächelte leicht. „Ganz sicher nicht. Du bist mein Freund ja, aber Semir ist und bleibt ihr Vater! Es ist schön dass du dich um meine Kinder bemühst, aber sie werden ihren Vater sehen, wann immer sie wollen. Und wenn sie länger bei ihm bleiben wollen, dann werde ich es mit Semir ausdiskutieren. Du hast da nichts zu sagen.“ legte Andrea deutlich fest. „Hey…okay, entschuldige. Es war dumm. Natürlich lieben die Beiden ihren Vater. Aber ich will nicht ständig mit ihm verglichen werden. Weißt du, was Ayda eben zu mir gesagt hat?“ wollte Robert wissen. Andrea schüttelte den Kopf. „Sie meinte, dass ihr Vater mich verhaften würde, falls ich nochmal versuche sie anzufassen.“ erklärte Robert. Andrea nickte. „Ich werde mit ihr reden.“ versprach sie. „Weißt du was ich denke, dein Nochehemann setzt ihr Flausen in den Kopf. Er versucht die Kinder auf seine Seite zu ziehen. Hast du gesehen, was die alles mitgebracht haben? Er hat ihnen so viele Spielsachen gekauft...davon könnten die Kinder einem Heim noch etwas abgeben.“ meinte Robert nur. Andrea lachte leise. „Das haben sie nicht von Semir sondern von Ben. Das ist ihr Patenonkel und ich finde es nicht so schlimm.“ stellte sie richtig. Der Abend kam und nachdem Andrea die Kinder ins Bett gebracht hatte setzte sie sich zu Robert. „Was war denn eigentlich heute mit Ayda und dir?“ fragte sie sanft nach. „Ach ich habe doch den Schneemann gebaut und sie wollte halt etwas Besonderes und sie meinte dann ihr Vater hätte es schon getan. Ich sei blöd und….Andrea ich sage es nicht gern, aber scheinbar mag Ayda mich nicht. Emilie ist da schon ganz anders. Sie ist leicht zu führen…“ lobte Robert die jüngste Tochter. „Ja aber Emilie ist ja auch vier Jahre jünger. Ayda durchlebt die Trennung von mir und Semir sehr bewusst. Sie leidet sehr darunter. Gib ihr Zeit. Sie wird sich daran gewöhnen…“ bat sie ihn. Robert lächelte. „Wie lange denn? Wir sind jetzt schon seit drei Monaten zusammen und sie akzeptiert mich nicht. Sie sieht immer nur ihren Vater. Er macht den Schneemann besser, er kann besser Auto fahren, er kann sie besser zudecken und er kann besser Geschichten erzählen. Es gibt nichts was ich ihr Recht machen kann.“ beklagte Robert sich. Andrea lächelte. „Sie liebt ihn halt. Es ist doch ihr Vater.“ lächelte Andrea. Robert nickte und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. „Ich liebe dich. Wann wirst du ihm sagen, dass du dich scheiden lässt?“ wollte er wissen. „Scheiden? Ich weiß noch nicht einmal ob ich mich überhaupt scheiden lassen will.“ gab Andrea von sich. „Aber wie soll es denn mit uns weitergehen? Ich möchte von dir eine Entscheidung. Soll er denn immer zwischen uns stehen? Er muss noch nicht einmal Unterhalt zahlen. Ich verdiene als Steuerberater genügend für uns vier!“ forderte Robert. Andrea drückte ihn von sich weg. „Ich werde mich nicht bedrängen lassen. Weder von dir, noch von Semir. Wann und ob ich mich überhaupt scheiden lasse entscheide ich, wenn ich dazu bereit bin.“ gab sie entschlossen von sich.