Andrea hatte Ayda und Lilly bereits ins Bett gebracht als das Telefon klingelte. Sie nahm ihr Handy. Semir…stand im Display. „Hallo Semir…“ sagte sie. „Andrea…ich habe ein Bitte an dich. Ich habe Dana nächstes Wochenende bei mir und…ich meine sie würde sich sicher wohler fühlen, wenn Ayda und Lilly auch da wären. Meinst du es wäre möglich, dass ich die Mäuse am nächsten Wochenende bekomme? Oder vielleicht sogar an beiden Wochenenden?“ fragte er sanft. Andrea lächelte und insgeheim viel ihr ein Stein vom Herzen. Sie wollte Semir schon seit ein paar Tagen anrufen, um ihn zu bitten, das Wochenende mit seinen Kindern zu verschieben. Doch sie hatte es immer wieder raus gezögert ihn zu fragen, weil sie wusste, wie er reagieren konnte, doch nun hatte sich das Problem ja von allein gelöst! „Das trifft sich ja gut! Ich hätte dich spätestens morgen angerufen. Wir wollen dieses Wochenende mit den Kindern nach Österreich fahren und es wäre mir lieber, wenn du die Kinder nächstes Wochenende nimmst.“ erklärte Andrea. „Wirklich? Das ist ja toll! Was für ein Zufall aber ich freu mich.…ich freue mich auf meine Mäuse.“ kam freudig von Semir. „Ja, ich bringe dir die Kinder am Freitagabend. Ab wann bist du denn daheim?“ wollte Andrea nun wissen. „Ich mache gegen fünf Feierabend und bin um halb sechs zuhause. Vielleicht trinken wir dann ja ein Kaffee zusammen. Was meinst du?“ gab Semir durch. „Mal sehen, aber ich denke gegen einen Kaffee ist nichts einzuwenden. Bis nächsten Freitag dann…“Andrea beendete das Gespräch. Sie sah Robert an. „Dieses Wochenende können wir nach Österreich fahren. Semir nimmt die Mädchen nächstes Wochenende.“ sagte sie ihm. Robert nickte. „Schön für ihn. Dann können wir wieder eine Woche daran arbeiten, dass die Mädchen gehorchen. Er tut den Kindern nicht gut. Warum verstehst du das nicht? Er versucht sie gegen dich und vor allem gegen mich aufzulehnen! Du wirst es sehen. Irgendwann wollen die Kinder gar nicht mehr zu uns zurück!“ beschwerte sich Robert. Andrea stöhnte leise auf. Robert schien sehr eifersüchtig zu sein, wenn es um die Mädchen ging. „Er ist ihr Vater. Und er hat ein Recht die Kinder zu sehen. Sie wollen zu ihm und ich sehe keinen Grund warum ich dem nicht nachgeben sollte.“ sagte sie entschlossen.
Ben schreckte auf, als der Wecker klingelte. „Oh man…die Nächte werden auch immer kürzer.“ stöhnte er und wankte in die Dusche. Nur wenig später rauschte das Wasser und machte ihn munter. Danach ging es zum Frühstücken in die Küche und gerade als er seinen Kaffee genoss und die Morgenzeitung las, klingelte das Handy. Verwundert sah er auf das Display. Es war kurz vor Acht und der Name „Andrea“ wurde angezeigt. „Guten Morgen Andrea. Was kann ich für dich tun?“ wollte er wissen. „Guten Morgen Ben…ich..ich brauche mal deine Hilfe…“ fing die Nochehefrau seines Partners an. „Ich bin ganz Ohr.“ gab er durch. „Du bist doch auch bei Semir, wenn er die Kinder hat oder?“ kam von Andrea und Ben ahnte sofort wohin das Gespräch führen sollte. „Ja, wenn es sich einrichten lässt schon.“ gab er zu. „Ich möchte dass du ehrlich zu mir bist. Beeinflusst Semir die Kinder? Ich meine steckt er ihnen irgendeinen Floh ins Ohr, dass sie danach wie ausgewechselt sind? Sagt er ihnen irgendwelche Dinge gegen Robert oder mich, die nicht okay sind?“ schoss Andrea die Fragen ab. „Nein…und das gilt für alle Fragen. Ich kann nicht glauben, dass du das denkst! Er liebt die Kinder und sie lieben ihn. Aber er hetzt die Kinder nicht auf. Da lege ich für Semir die Hand ins Feuer. Er hält die Mädchen aus eurem derzeitigen Verhältnis raus.“ erklärte Ben sachlich. „Wirklich? Ich meine, es fällt nicht nur mir auf aber wenn sie zurück sind, dann sind sie wie ausgewechselt. Sie sind mürrisch, hören nicht auf Robert und sind nur am stänkern. Er gerät jedes Mal in Wut, weil sie ihn nicht akzeptieren, vor allem Ayda…“ erzählte Andrea. „Andrea, für die Kinder ist Robert ein Buhmann. Du weißt doch selbst wie gern sie bei Semir sind. Ayda ist nicht dumm. Sie hat verdammt viel von dir. Die Trennung, der Auszug aus der gewohnten Umgebung und dann noch Robert. Das ist zu viel für die Kinder. Und die Liebe von ihnen kann man nicht kaufen.“ versuchte Ben zu erklären. „Ja du hast Recht. …Danke Ben..“ sagte Andrea und beendete das Gespräch. Ben sah nachdenklich auf sein Handy. Bröckelte da etwas von der taffen Andrea und ihrer Entschlossenheit sich von Semir zu trennen? Wünschenswert wäre es auf jeden Fall.