Endlich fiel der Knebel. „Wo ist mein Kollege?“ fragte Ben sofort. Sein Entführer beugte sich dicht zu Ben und dieser roch die Alkoholfahne. Angewidert drehte er den Kopf zur Seite. „Der ist im Wald…“ lallte der Mann. Ben erschrak. Hatten sie Semir getötet und im Wald verscharrt? „Was haben Sie mit ihm gemacht? Ist er tot?“ fragte Ben weiter. Seine Stimme überschlug sich regelrecht vor Sorge. „Nein, er lebt noch…“ grinste sein Entführer. „Was heißt noch? Ist er verletzt?“ versuchte Ben herauszufinden. Der Mann schüttelte den Kopf und trank einen Schluck von seinem Bier. „Was ist mit ihm?“ ließ Ben nicht locker. „Man, du nervst mich mit deiner Fragerei. Er wird es schon überleben, wenn ihn nicht der Wolf auffrisst.“ kicherte Harald. „Was wollen Sie von mir?“ wollte Ben nun wissen. „Wie ich schon sagte, Konrad, dein Vater…er wird mir alles bezahlen. Vor genau 35 Jahren hat er mir das Leben genommen…. Sybo….symlo…also alles…“ kam fast unverständlich von dem Mann. Er nahm eine Flasche Bier und hielt sie Ben an den Mund, doch dieser zog den Kopf weg, als er merkte was er dort zu trinken bekam. Der Inhalt ergoss sich über seine Jacke. „Oh…ist dem feinen Herrn das Bier nicht gut genug?“ fauchte der Mann wütend. „Ich möchte Wasser trinken…“ bat Ben leise. „Wasser???? Du willst Wasser trinken??? Okay, von mir aus…“ grinste der Mann. „Wie heißen Sie?“ versuchte Ben nun heraus zu finden. Der Mann lachte auf. „Du kannst mich Papa nennen.“ gluckste er. „Danke, ich hab schon einen!“ stieß Ben wütend aus. „Ja, du denkst Konrad ist dein Papa? Ich könnte es auch sein. Ich habe mit Simone nämlich Sex gehabt. Sehr guten geilen Sex.“ lachte der Mann böse. Ben schwieg. Nur wenig später spürte er einen Flaschenhals am Mund. „So hier…Wasser…Trink!“ fauchte ihn der Mann an. Ben trank, verschluckte sich prompt und musste husten. „Nicht so gierig!"lachte der Mann. „Sagen Sie mir doch endlich warum Sie mich hier festhalten? Was wollen Sie von mir?“ wiederholte der Polizist die Frage. „Von dir? Nichts…Gar nichts…und jetzt halt die Klappe oder ich klebe sie dir zu!“ fauchte der Mann ihn an. Ben hörte das Geräusch einer Eisenkette, die über den Boden gezogen wurde und plötzlich wurde er gepackt und auf den Boden gestoßen. Der Mann kniete sich auf seinen Rücken und Ben stöhnte schmerzerfüllt auf. Dann legte der Mann ihm einen Eisenring um den Hals. Ben spürte, dass es sehr eng wurde. Der Ring passte gerade um seinen Hals. „So! Nur damit du nicht wegläufst…ich muss schlafen.“ erklärte der Mann und kam von Ben runter. Dann ging er zur Wand und zog an der Kette bis Ben auf einer dünnen Decke zum liegen kam. Harald richtete sich stöhnend auf. Als er auf den Beinen stand schwankte er immer noch. „Hier hat Hasso, mein Hund, früher geschlafen aber nun ist es dein Platz…Hasso musste auch immer angebunden werden, sonst wäre er in mein Bett gekrochen…“ erklärte er seiner Geisel. Ben, der bei dieser Aktion fast erstickt wäre, hustete und rang nach Luft. Harald hing den Rest der Kette an einen Haken. Mit einem Schloss fixierte er die Kette, damit Ben nicht auf die Idee kam sich mehr Auslauf zu verschaffen, als es geplant war Die Augenbinde ließ er drauf und auch die Handschellen wurden nicht gelockert. „Morgen werden wir uns noch etwas unterhalten und dann werden wir Konrad anrufen. Du wirst ihm dann erzählen was er für dich zahlen darf. Und dann….nun ja das werden wir dann sehen. Leg dich hin!“ befahl er lallend. Sein Gefangener führte den Befehl langsam aus. „Sehr gut….du bist sehr gehorsam….“ lobte er Ben und schwankte zur Couch. Nur wenig später ging ein Schnarchen durch den Raum.
In der PAST funkte Susanne, die in wenigen Minuten Feierabend haben würde, Bens Dienstwagen an. Doch weder Semir noch Ben meldeten sich. Sie hatte es schon einmal vor 10 Minuten versucht. Auch dort war es vergeblich. Jetzt nahm sie das Telefon und wählte das Handy von Semir an. Es ging kurz ein Ruf raus, doch dann war die Verbindung weg. Sie versuchte es noch einmal bei Ben, doch da bekam sie gar keine Verbindung. Susanne machte sich langsam Sorgen. Eigentlich hätten sie sich doch längst melden müssen. Sie gab die GPS Daten des Dienstwagens in ihren PC ein und bestimmte den Standort des Mercedes. Er stand auf einem Parkplatz an der B9. Sie wusste, dass dort ein Imbiss war. Vielleicht sind sie was essen und hörten den Funk nicht und das Handynetz entlang der B9 war eh sehr schlecht. Wenn der Tipp von dem Autofahrer falsch war, hätten sie sich aber doch trotzdem melden müssen. Sie funkte Siggi und Klaus an. Doch auch da ging niemand ran. „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ fauchte sie und wählte Siggis Handynummer.“Ja, Susanne?“ meldete sich Siggi atemlos und sie hörte im Hintergrund Tumult und Sirenen. „Jungs, könntet ihr mal an der B9 kurz vor Kevelaer auf dem Parkplatz nachschauen, ob Bens Wagen dort steht?“ bat sie Siggi. „Susanne, das ist jetzt schlecht. Wir sind auf der A4 und hier ist ein Massenunfall passiert. Wir können hier nicht weg. Ben und Semir könnten uns unterstützen.“ gab Siggi durch. „Das ist es ja gerade. Ich erreiche keinen der Beiden.“ erklärte Susanne. „Susanne, ich muss auflegen. Hier ist die Hölle los! Es gibt Verletzte!“ stieß Siggi atemlos aus und beendete das Gespräch. Susanne sah fragend auf das Telefon. Was sollte sie jetzt denn noch tun? „Hey deine Ablösung ist da…“ riss sie die Stimme von Claudia Bern, einer jungen Kollegin aus ihren Gedanken. Susanne sah sie besorgt an. „Was ist denn los?“ wollte sie sofort wissen. „Ben und Semir haben sich schon seit über 2 Stunden nicht mehr gemeldet.“ Antwortete Susanne. „Na das ist doch nichts Neues bei den Beiden.“ lächelte Claudia beruhigend. „Ja schon, aber ….wir hatten einen Anruf, dass ein Polizeiwagen und ein LKW in einem Waldweg gesichtet wurde. Sie wollten es überprüfen. Das könnte doch mit diesen Überfällen zu tun haben. Und seitdem sind über zwei Stunden vergangen und ich erreichte niemand. Der Wagen steht aber auf dem Parkplatz mit dem Imbiss, vor Kevelaer.“ erklärte Susanne sachlich. „Na, die werden was essen sein und hören den Funk nicht. Vielleicht haben sie ja nur vergessen sich zu melden.“ versuchte Claudia Susanne zu beruhigen. Doch diese schüttelte den Kopf. „Da stimmt etwas nicht. Ich fahre da jetzt hin!“ legte sie fest und stand auf. „Falls sie sich melden, dann ruf mich bitte an, ja?“ bat sie ihre Kollegin noch. „Natürlich…“ lächelte Claudia.